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:antifaschistische Nr.

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nachrichten g 3336 8.5.2003 19. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
www.antifaschistische-nachrichten.de

Seit 1952 treffen sich jährlich zu Protest beim NPD-


Pfingsten ehemalige Gebirgsjäger Aufmarsch in Ber-
der Wehrmacht. Das Treffen fin- lin-Charlottenburg
det seit vielen Jahren am Hohen Brend- am 1. Mai.
ten in Mittenwald statt. Dort organisiert Bei dieser zentra-
der „Kameradenkreis der Gebirgstrup- len Veranstaltung
pe“, ein Zusammenschluss von Wehr- marschierten
machtsveteranen und Bundeswehrsolda- 1000 NPD-Anhän-
ten, jeden Pfingstsonntag eine Gedenk- ger auf. Die Neo-
feier mit Militärgottesdienst für die im nazi-demonstra-
Zweiten Weltkrieg gefallenen Gebirgsjä- tion in Frankfurt
ger. Das Mittenwalder Treffen mit bis zu wurde kurzfristig
5000 Teilnehmern ist das größte Treffen abgesagt, in Halle
deutscher Wehrmachts-Veteranen. Die in gelang es ver-
Mittenwald zelebrierte Traditionspflege schiedenen antifa-
steht im Widerspruch zu den von Histo- schistischen Grup-
rikern nachgewiesenen Kriegsverbre- pen einen Auf-
chen. Auf ihren Veranstaltungen und in marsch der
ihren Publikationen werden die Kriegs- „freien Kamerad-
verbrechen teilweise offensiv geleugnet schaften“ zu stop-
und über die Opfer der Gebirgsdivisio- pen und von sei-
nen fällt kein Wort. ner Route abzu-
Als es ab 1968 Ermittlungsverfahren drängen.
wegen Kriegsverbrechen gegen ehemali- Foto: jW 2.5.03
ge Angehörige der Gebirgstruppen gab,
nutzten die Betroffenen die Pfingsttref-
fen, um ihre Aussagen und ihre Verteidi-
gungsstrategie untereinander abzuspre-
Kriegsverbrechen
chen. Mit großem Erfolg. Nicht ein ein-
ziger Gebirgsjäger wurde von der deut-
unter dem Edelweiß
Pfingsten 2003: Hearing zu den Kriegsverbrechen der Gebirgsjäger und den
schen Justiz zur Rechenschaft gezogen.
Entschädigungsforderungen der Opfer
Zu unrecht: Historiker konnten den Ge-
birgstruppen zahllose Massaker nach- 1. Verbrechen der Ge- 7. Juni ab 19.30 (zugesagt: Ludwig Bau-
weisen. Zu nennen sind u. a. Kephallo- birgsjäger in Griechen- Hearing in Mittenwald mann, Vorsitzender der
nia (6.000 ermordete Kriegsgefangene), land (zugesagt: Prof. im Veranstaltungssaal Bundesvereinigung Op-
Kommeno (317 Frauen, Männer und Schminck-Gustavus, Uni- des TSV, fer der NS-Militärjustiz,
Kinder), Lyngiades (80 Menschen), Ski- versität Bremen / Amos Obermarkt 54a und Peter Gingold, Au-
nes (146 Männer und 2 Frauen), Came- Pampaloni, Florenz, Mai- Demonstration, 18 Uhr schwitz-Komitee und
rino (98 ZivilistInnen) und viele mehr. land, Überlebender von Dekan-Karl-Platz VVN-BdA).
Pfingsten 2003 veranstalten der Ar- Kephallonia) / angefragt: Die Moderation über-
beitskreis „Angreifbare Traditionspfle- Bürgermeister von Kom- 8. Juni 2003 nimmt Karola Fings,
ge” und die „Vereinigung der Verfolgten meno) Mahnwache gegen Historikerin aus Köln.
des Naziregimes - Bund der Antifaschis- 2. Traditionsverständnis die Brendtenfeier, Das Hearing soll
ten“ (VVN/BdA) am traditionellen Sta- der Bundeswehr (AK An- Parkplatz Luttensee ● die Entschädigungs-
tionierungsort der 1. Gebirgsdivision in greifbare Traditionspflege) forderungen griechischer
Mittenwald ein Hearing zu den Kriegs- 3. Entschädigungsforderungen grie- NS-Opfer gegenüber der Bundesrepu-
verbrechen der Gebirgsjäger und zu den chischer NS-Opfer (zugesagt: Aristo- blik Deutschland einer breiteren Öffent-
Entschädigungsforderungen der Opfer. menis Sigelakis, Nationalrat für die Ent- lichkeit bekannt machen und sie wirk-
Dabei steht Griechenland im Mittel- schädigungsforderungen Griechenlands sam unterstützen,
punkt. Die Referenten sprechen zu fol- gegenüber Deutschland, Athen / und Ar- ● einen Beitrag zur Wiederaufnahme
genden Themen: gyris N. Sfountouris, Überlebender von von Ermittlungsverfahren gegen Ge-
Distomo, Schriftsteller, Zürich/Athen.) birgsjäger der Wehrmacht wegen
Juristische (Nicht-)Verfolgung der Kriegsverbrechen leisten und
Aus dem Inhalt: Täter (angefragt: Beate Klarsfeld, Paris ● die Öffentlichkeit über das proble-
Bürgerschaftswahl Bremen: / zugesagt: Prof. Dr. Ludwig Elm, Jena, matische Traditionsverständnis deut-
Für die DP soll es der Thema: „Geiselnahme und -tötung war scher Soldaten informieren und eine ge-
Durchbruch werden . . . . . . . . . . 9 rechtens!“ – Juristische Aufarbeitung sellschaftliche Debatte dazu anregen. ■
UNO-Wanderarbeiterkonvention der Wehrmachtsverbrechen) Mitfahrgelegenheiten erfragen, weitere Infos,
Eine Grenze gegen Dumping . . 11 4. Soldat und Kriegsverbrechen: Plakate, Flugblätter etc. über email: aktraditions-
Möglichkeiten individuellen Verhaltens pflege.de
: meldungen, aktionen
der der Demonstration widerspruchslos
akzeptierte Faschist Steffen Hupka er-
schien nicht zur Demonstration. Von sei-
Beschimpfen erlaubt Strausberger Platz zum Brandenburger nen insgesamt 11 angereisten Gesin-
Karlsruhe. Frauenärzte, die Schwan- Tor durchführen. Dort sei eine Gedenk- nungsfreunden wurden zwei umgehend
gerschaftsabbrüche vornehmen, müssen feier und ein Kulturprogramm geplant. wieder nach Haus geschickt, weil ihr
Beschimpfungen ihrer Arbeit als „Mord“ Der Bundespräsident und Berlins Regie- Outfit nicht den Genehmigungsauflagen
und „neuer Holocaust“ hinnehmen. Ver- render Bürgermeister hätten ihr Interesse der Stadt entsprach - ebenso sechs weite-
kündet hat dieses Urteil das Oberlandes- an einer Teilnahme bekundet, heißt es re, mehr oder minder alkoholisierte Ju-
gericht in Karlsruhe und damit entspre- von der UOKG. Für das Programm seien gendliche. Drei Demonstranten verzich-
chende Proteste eines radikalen Abtrei- Wolf Biermann und Manfred Krug ge- teten dann lieber auf die Demonstration,
bungsgegners gebilligt. Dies sei zwar plant. In einer Entschließung zum Jah- zumal diese in Abwesenheit des Ver-
„ein erheblicher Vorwurf und eine spür- restag des 17. Juni fordert der UOKG sammlungsleiters nicht eröffnet werden
bare Kränkung“ für den Mediziner. Weil u.a. eine Gleichsetzung der „Verfolgten konnte.
es beim Thema Schwangerschaftsab- des Kommunismus“ mit den „Verfolgten Im Stadtteil Fechenheim hatten sich
bruch aber um eine fundamentale Frage des Nationalsizialismus“ und die Einfüh- bereits seit drei Uhr am Morgen Gegen-
gehe, müsse sich der Arzt auch drastisch rung einer Ehrenpension. hma ■ demonstrantInnen versammelt, deren
formulierte Kritik gefallen lassen. hma ■ Zahl zum Schluss etwa bei 700 lag. Nach
Polizei schützt Naziauf- Bekanntwerden des Scheiterns der Nazi-
Krake DGB Demonstration führten die Gegendemon-
marsch am 1. Mai strantInnen auf der vom Ordnungsamt
Hamburg. Pünktlich zur aktuellen Sozi- Berlin. In Berlin demonstrierten wenige der Stadt genehmigten Route der Fa-
alabbau-Debatte und zum 1. Mai haben Wochen nach dem Scheitern des NPD- schisten nun ab 13 Uhr eine eigene,
die „Deutschen Konservativen“ um den Verbotsverfahrens mehr als 1000 Anhän- spontane Demonstration zum S-Bahnhof
wegen Volksverhetzung verurteilten ehe- ger der rechtsextremen Partei. Auf dem Mainkur durch, zu der sich anschließen-
maligen „BILD“-Redakteur Joachim Weg durch den Stadtteil Charlottenburg den antifaschistischen Abschlusskundge-
Siegerist und den Berliner CDU-Rechts- zum Berliner Olympiastadion wurde ihr bung auf dem S-Bahnhof Mainkur - ur-
außen Heinrich Lummer zu einer „brei- Aufmarsch allerdings immer wieder von sprünglich für die Faschisten vorgesehen
ten und langen Kampagne gegen den Gegendemonstranten aufgehalten. Zu - waren dann etwa 1000 Gegendemon-
nicht mehr zu ertragenden Macht-Miß- den Protestaktionen unter dem Motto strantInnen anwesend.
brauch des DGB und seiner Einzelge- „Die NPD verbieten wir“ hatten das Anti-Nazi Koordination Frankfurt ■
werkschaften“ aufgerufen. „Wie ein Kra- Bündnis „Gemeinsam gegen Rechts“
ke“ habe „der DGB Deutschland im und die „Antifaschistische Linke Berlin“ Moschee-Gegner bald
Griff“, heißt es in der neuesten Ausgabe (ALB) aufgerufen. Schon vor Beginn des
der „DZ - Konservativen Deutschen Zei- Aufmarsches hatten Antifaschisten mit bundesweit aktiv?
tung“, die sich auch an die ehemaligen Blockaden einen Teil des Berliner S- Thannhausen. In der mittelschwäbi-
Leser des „Deutschland-Magazins“ wen- Bahn-Netzes lahmgelegt, um die Anreise schen Kleinstadt Thannhausen hat eine
det. Die CDU/CSU-Wähler werden dar- der NPD-Anhänger zu verzögern. So Bürgerinitiative zum Thema „Moschee“
in u.a. dazu aufgerufen, den DGB zu ver- konnte sich der rechte Demonstrations- von sich reden gemacht. Ausgangspunkt
lassen und zum konservativen „CGB“ zug - Motto: „Soziale und nationale Ge- war die Absicht des Islamischen Kultur-
oder zum „Deutschen Beamtenbund“ zu rechtigkeit durchsetzen!“ – erst gegen vereins, eine Moschee mit Minarett zu
wechseln. Geworben wird auch für eine Mittag unter dem Schutz eines massiven bauen. Der Bauantrag wurde inzwischen
Broschüre des ehemaligen Hauptge- Polizeiaufgebotes in Bewegung setzen. zurückgezogen, doch die Bürgerinitiati-
schäftsführers der CDU/CSU-Mittel- Auf der zentralen Gegenkundgebung am ve, die von der großen Mehrheit des
standsvereinigung, Peter Helmes, über Steubenplatz warnte ein Redner der ALB Stadtrats unterstützt wurde, macht wei-
die angebliche „Verflechtung von DGB, angesichts solcher Parolen vor dem Ent- ter. Sie hat sich als Verein mit dem Na-
SPD und PDS“. Zu Wort kommen in stehen einer „neuen SA“. Die Ansprache men „Bürgerforum Thannhausen“ neu
dem Blättchen neben Siegerist und Lum- am Rande der NPD-Route verfolgten ei- organisiert. Sie befürwortet einen Ge-
mer auch der „Haider-Vertraute“ und nige hundert Gegendemonstranten. Die betsraum für Muslime, lehnt aber den
Chef der FPÖ-Fraktion in Kärnten, Dr. übrigen Antifaschisten versuchten unter- Bau von Moscheen ab und strebt den
Andreas Skorianz. hma ■ dessen in kleineren Gruppen, den rechten bundesweiten Zusammenschluss mit an-
Zug wenigstens zeitweise aufzuhalten. deren Initiativen zu diesem Thema an.
UOKG plant 17. Juni Nach dem Ende des NPD-Aufmarsches Dazu hat inzwischen im badenwürt-
säuberten Gewerkschafter und kirchliche tembergischen Wertheim ein Treffen
Berlin. Der erst vor wenigen Monaten Gruppen mit einer symbolischen Kehr- stattgefunden, auf dem es auch zur Grün-
der „Union der Opferverbände kommu- aktion die Charlottenburger Straßen dung einer solchen bundesweiten Orga-
nistischer Gewaltherrschaft e.V.“ „vom braunen Dreck“. nisation mit dem Namen „Bundesver-
(UOKG) beigetretene Verband „Hilferu- junge Welt 2. Mai 2003 ■ band der Bürgerbewegungen für Bewah-
fe von drüben“ um den Lippstädter Claus rung von Demokratie und Heimat“ ge-
P. Clausen ist nach einer politischen Aus- 1. Mai 2003 – Der Naziauf- kommen ist. Nach Auskunft des Vorsit-
einandersetzung mit dem „Bürgerkomi- zenden Wolfgang Schrauth trafen zehn
tee Leipzig“ wieder aus dem UOKG aus- marsch fand nicht statt! verschiedene Initiativen zusammen, um
getreten. Präsident der „Hilferufe von Frankfurt. Zum dritten Mal hinterein- die Bundesorganisation ins Leben zu ru-
drüben“ war der unlängst verstorbene ander versuchten Neonazis am 1. Mai in fen. Wertheim ist Sitz der neuen Organi-
Gerhard Löwenthal, einst Moderator des Frankfurt aufzumarschieren. Die Behör- sation, der Initiativen aus Bayern, Ba-
„ZDF-Magazins“. Ungeachtet der inner- den der Stadt hatten ihnen dafür im zwei- den-Württemberg, Hessen, Nordrhein-
verbandlichen Streitigkeiten will der ten Jahr in Folge den Stadtteil Frankfurt Westfalen und Niedersachen angehören
UOKG aus Anlass des 50. Jahrestages Fechenheim zugewiesen. Um es vorweg- würden. Laut Presseberichten ist für den
des 17. Juni 1953 am 15. Juni in Berlin zunehmen: es fand kein Aufmarsch der 7. Mai eine Großveranstaltung im Günz-
einen großen Gedenkmarsch vom Nazis statt. Der von der Stadt als Anmel- burger Forum geplant, Forts. Seite 4

2 : antifaschistische nachrichten 10-2003


Während das rechtsextreme re- 1. Mai in Dresden:
gionalsächsische „Netzwerk
Rechts Pirna-Sebnitz“ für den 1.
Mai zum Aufmarsch der so genannten
Nazi-Wirrsal unter martia-
,Freien Kameradschaften‘ nach
Halle/Saale aufrief, mobilisierte das
„Bündnis Rechts“ aus Lübeck zum brau-
lischem Polizeischutz
nen Walhalla-Umzug nach Dresden. bereits kleinste Ansätze von antifaschis- Nun störten sich die Neonazis nur
Letztendlich fanden rund 150 verspreng- tischem Widerstand in die angrenzenden noch an den ebenfalls am Elbufer einge-
te Nazi-Fußvölkische den Weg in die Nebenstraßen. Am Sachsenplatz, kurz troffenen mittlerweile rund 400 Antifas.
sächsische Landeshauptstadt, um für vor der angestrebten Elbquerung durch Der Abschlussredner hielt sich selbst und
„Arbeitsplätze zuerst für Deutsche!“ zu die Neonazis, wurde ein junger Antifa- der BILD als „angesehene Zeitung“ ein
demonstrieren. Mehrere Hundertschaf- schist in mittelbarer Nähe seiner russi- begeistertes Loblied, palaverte über sei-
ten Polizei im Aufmarschgebiet, Polizis- schen Anarcho-Gefährten von einem Po- ne Auffassungen von deutscher und
ten auf umliegenden Dächern, Hub- lizeipferd brutal zu Boden geritten. Die internationaler Politik und über die His-
schrauber in der Luft und schließlich Albertbrücke war schließlich nur noch torie im Besonderen. Schließlich gipfelte
auch Polizisten zu Pferde, so zeigte sich für Rechtsextremisten offen. Abge- er im historischen Vergleich, ,die
dann in den Mittagsstunden des 1. Mai Schandmauer, der so ge-
die Dresdner Prager Straße. nannte antifaschistische
Im sich versammelnden Pulk der Neo- Schutzwall, sei das
nazis befanden sich unter anderem die Schlimmste, was jemals
vornehmlich regional bekannten Rechts- auf deutschem Boden ge-
extremisten Alexander Kleber, Sven Ha- schehen wäre‘. Hagendorf
gendorf, Rene Despang, Ellie Dobber- lehnte danach das ihm an-
stein, Jürgen-Uwe Krumpholz, Klaus gebotene Wort ab, es sei
Menzel sowie Nils Reifenstein und Die- alles gesagt. Somit wurde
ter Kern. In seiner Auftaktrede bedankte der Aufzug 14.45 Uhr mit
sich Demo-Anmelder Kern aus Lübeck „Wir kommen wieder!“
ausdrücklich für die Vorort-Unterstüt- offiziell für beendet er-
zung bei Hagendorf und Despang. Gegen klärt.
12 Uhr setzte sich das vom „Bündnis Da rund 400 Antifas
Rechts Schleswig-Holstein“ dominierte den ursprünglich vorgese-
Häuflein Neonazis in Zweierreihen in henen Heimweg der Neo-
Bewegung. Bei fast völligem Ausschluss nazis blockierten, folgten
von Öffentlichkeit absolvierten die Verwirrung und Still-
Rechtsextremisten unter massivem Poli- stand. Schließlich einigte
zeischutz den ersten Teil ihrer eher abge- man sich zwischen
legenen Route um das Stadtzentrum mit Rechtsextremisten und
einer ebenso unbeachteten Zwischen- Behörden auf den schier
kundgebung. Antifa-Gruppen in der nä- unglaublich klingenden
heren Umgebung des Nazi-Aufzugs wur- schirmt und geleitet durch die Polizei er- Abmarschweg an der Synagoge vorbei.
den von der Polizei aggressiv abgedrängt reichte der Demonstrationszug den Ort Und so wurden die Neonazis von der Po-
und mit Platzverweisen belegt. der Abschlusskundgebung am rechtssei- lizei direkt zur Dresdner Synagoge gelei-
Im Vorfeld des Straßburger Platzes tigen Elbufer. tet.
dann musste der Nazi-Aufzug mehrmals Dort begann Menzel seine Ansprache Einigen Antifaschisten gelang es, den
stoppen, weil der weitere Demonstra- mit dem Hinweis auf das vor einer Wo- Nazi-Abmarsch in der Nähe der Synago-
tionsweg über die Güntzstraße von einer che gegründete Nationale Bündnis für ge nachhaltig zu stoppen. Gezwungener-
Antifa-Blockade versperrt war. Bei der Dresden (siehe Meldung Seite 4) und maßen setzte daraufhin die Polizei fast
Räumung dieser Blockade durch Sonder- prognostizierte diesbezüglich auch schon den gesamten abmarschierenden Nazi-
einsatzkräfte der Polizei, Hand in Hand einen Erfolg bei den anstehenden Kom- Pulk unmittelbar an der Synagogenmau-
mit zivilen Einsatztrupps, kam es munalwahlen. Danach quoll er vor aus- er fest. Ein unsägliches Bild. Ein Bild,
wiederholt zu völlig überzogenen und länderfeindlichen und rassistischen Aus- wie es wohl nur in Dresden möglich ist:
unverhältnismäßigen Aktionen seitens fällen quasi über und musste daraufhin vom 13. Februar über den 1. Mai zum 8.
der Polizei gegen Antifaschisten. Be- nach Auflage des Ordnungsamtes seine Mai, jährlich, immer wieder...
sonders unrühmliche und teils brutale Rede abbrechen. Dieses wiederum wur- Mehrere Nazis wurden vor der Sy-
Formen nahm ab diesem Zeitpunkt der de von Kern als „Diskriminierung und nagoge verhaftet und erkennungsdienst-
Aufritt der polizeilichen Pferdestaffel an. Rassenhass“ seitens der staatlichen Be- lich behandelt. Der Abmarsch gestaltete
So wurden mehrmals Pferde massiv und hörden gewertet und gar noch als sich dann völlig wirr. Die Polizei trieb
direkt gegen einzelne Antifas eingesetzt. schmähliches „Deutsche gegen Deut- nunmehr die Nazis regelrecht, ständig
In Richtung Sachsenplatz spielten sich sche“ gedeutet, welches natürlich weite- von Antifa-Gruppen verfolgt, zum
regelrecht berittene Jagdszenen auf Na- re Konsequenzen für die Stadt haben Hauptbahnhof und verfrachtete die
zigegner ab. werde. Der über dem Platz kreisende Po- Rechtsextremisten in die Züge. Und bei
Im Umfeld der Kreuzung Güntzstra- lizeihubschrauber verwehte allerdings einem konzentrierteren Agieren durch
ße-Pillnitzer Straße hielten sich zu die- einen Großteil der markigen Worte. Dar- Antifas, dies als freundlichkritische An-
sem Zeitpunkt zirka 300 Antifas auf, de- aufhin forderte Kern die Einsatzleitung merkung, wäre durchaus auch noch mehr
nen es aber letzendlich leider nicht ge- ultimativ auf, den Hubschrauber sofort konstruktives gegen den Neonazi-Um-
lang, eine wirksame Blockade der Nazi- abdrehen zu lassen. Und, kaum zu glau- zug möglich gewesen, an diesem 1. Mai
Route zu errichten und aufrecht zu hal- ben, der Hubschrauber verschwand fast 2003 in Dresden.
ten. Es kam zu mehreren Festnahmen. augenblicklich und wurde nicht mehr ge- AntifaRechercheTeam Dresden,
Die Polizei trieb auf dem weiteren Weg hört. http://venceremos.antifa.net ■

: antifaschistische nachrichten 10-2003 3


bei der sich die neue Bundesorganisation 70. Jahrestag der Zerschla-
der Öffentlichkeit präsentieren will. Vor- gung der Gewerkschaften
sitzender Schrauth und Nils Goltermann,
zuständig für Öffentlichkeitsarbeit, beto- Stuttgart. Der DGB Baden-Württem-
nen, dass es im Bürgerforum keinen berg hat in einer Erklärung an die Zer-
Platz für den rechten Rand des politi- schlagung der Gewerkschaften durch den
schen Spektrums gebe. Wer etwa der Hitlerfaschismus vor siebzig Jahren er-
NPD angehöre, werde nicht aufgenom- innert:
men. Das Bürgerforum fordert aber eine Zum 70. Mal jährt sich der 1. Mai
Begrenzung der Zuwanderung, sagt 1933, und wieder fällt er auf einen Don-
Nein zum EU-Beitritt der Türkei und tritt nerstag wie beim ersten Mal. Damals, im
für Integration durch einen „verpflichten- Jahr 1890, standen die Forderungen nach
den Maßnahmenkatalog“ ein. Auslän- dem Achtstundentag und mehr Arbeits-
der in Deutschland müssten auf jeden schutz im Vordergrund. Dabei kam auch
Fall die deutsche Sprache beherrschen. dem zweiten Mai eine besondere Bedeu-
Quelle: versch. Ausgaben der Mittel- tung zu: Begeisterung am 1. Mai 1890 –
schwäbischen Nachrichten - u.b. ■ am 2. Mai Aussperrung, Entlassungen,
Schwarze Listen. Die Tradition des 1.
„Nationales Bündnis für Mai ist daher Kampf und Feiertag – so-
wie die Reaktion darauf.
Dresden“ gegründet Die Arbeitsruhe am 1. Mai 1890, ei-
Dresden. Es mögen ein paar mehr als 25 nem Werktag, fassten die Arbeitgeber als Der neue RAG-Rundbrief, hrsg. von der DGB
Teilnehmer gewesen sein, die sich da am Aufruf zur Revolution auf. Die Arbeiter- Jugend Berlin, beschäftigt sich ebenfalls ausführlich
Abend des 24. April in der Dresdner Gast- bewegung hatte noch unter dem „Gesetz mit dem Thema, als pdf-Datei im Internet:
www. berlin-brandenburg.dgb.de/jugend/rag
stätte „Zur Post“ eingefunden hatten, um gegen die gemeingefährlichen Bestre-
im mittelbaren Vorfeld der nächsten säch- bungen der Sozialdemokratie“ zu leiden.
sischen Kommunalwahlen ein so betitel- Die Idee des 1. Mai setzte sich jedoch verständigung mit einen Appell an die
tes „Nationalen Bündnis für Dresden“ aus trotz Schikane und Unterdrückung durch. „Volksverbundenheit“ erreichen zu kön-
der Taufe zu heben. Die vollmundig ange- Der 1. Mai 1919 (der erste nach dem 1. nen. „Macht die Arbeit im Betrieb un-
kündigte politische Rechts-Breite dieses Weltkrieg) wurde zum gesetzlichen beirrt weiter“, lautete zum Beispiel die
Bündnisses war wohl doch eher ein Feiertag erklärt, jedoch nur für dieses Parole des Holzarbeiter-Verbandes.
Wunschtraum. Eingeladen zur so genann- eine Jahr. Die Jahre zwischen 1920 und Dass es auch andere Positionen unter
ten Gründungsversammlung hatten Rene 1933 (also die Zeit der Weimarer Repu- Gewerkschaftern gab, zeigt ein Beispiel
Despang (NPD), Frithjof Richter (,Repu- blik) waren wie vor 1914 durch Ausein- aus der Dachdecker-Zeitung. Dort stand
blikaner‘), Hans-J. Lewin (DVU) und andersetzungen um die Arbeitsruhe ge- statt des Leitartikels: „Das was ich
Wolfgang Schwarz. Als Gastredner war kennzeichnet. 1928 entschieden Arbeits- schreiben will, darf ich nicht und das,
Peter Dehoust (ehemals „Nation und Eu- gerichte erneut, dass die Arbeitsruhe am was ich schreiben soll, will ich nicht“.
ropa“) angekündigt. Die in der Tagesord- 1. Mai ein Grund für die fristlose Entlas- Hitler begann seine Mairede auf dem
nung bereits vorkalkulierte Vertagungs- sung sei. Tempelhofer-Feld mit dem Frühlingsge-
möglichkeit des Veranstaltungsbeginns Am 1. Mai 1932 demonstrierten Hun- dicht „Der Mai ist gekommen …“. Der
um eine halbe Stunde wurde von den träge derttausende in Berlin für den Erhalt ei- traditionelle 1. Mai habe das Volk gespal-
eintröpfelnden Rechtsextremisten großzü- ner sozialen Demokratie. Bei der Be- ten, fuhr Hitler fort, der Klassenkampf sei
gig in Anspruch genommen. Ein Grund richterstattung über diese Massenkund- nun vorbei; die Nationalsozialisten hätten
hierfür war der deutlich verspätet anrei- gebung hieß es: „Die Nationalsozialisti- das deutsche Volk geeint. Hitler ver-
sende Wolfgang Schwarz (Ex-,Republika- schen Prahlhälse behaupten, dass dies die sprach allen alles – vom Lebensborn bis
ner’ Kreisvorsitzender Dresden). Einen letzen freien Maifeiern wären“. Es waren zum Autobahnbau. Nein – der 1. Mai
anderen Verzögerungsgrund lieferten zir- die letzten freien Maifeiern vor dem wurde nicht verboten, er wurde umfunk-
ka 35 AntifaschistInnen, die den Zugang „Tausendjährigen Reich“. tioniert und zwar mit den traditionellen
zur Gastlichkeit blockierten. So konnten Vorausgegangen waren Auseinander- Symbolen der Arbeiterbewegung, ihren
die anreisenden Alt- und Neo-Nazis sowie setzungen, Spannungen, Illusionen und Lieder, Fahnen, Kundgebungen.
eine erstaunte Anwohnerschaft unter an- Schuldzuweisungen innerhalb der Arbei- Am 2. Mai 1933 wurden die Gewerk-
derem mehr als deutlich lesen: „gegen das terbewegung. Am 1. Mai 1929 kam es zu schaften verboten, ihre Häuser besetzt,
organisierte deutschtum“ sowie „kein frie- blutigen Auseinandersetzungen unterein- ihr Vermögen beschlagnahmt und viele
den mit Nazis“. Die etwas später anrü- ander, als die KPD trotz des Verbots zu Funktionäre inhaftiert und verfolgt. Des
ckende Polizei erteilte, nach dem sie den Maidemonstrationen aufgerufen hatte. weiteren wurden Tarifverträge abge-
Eingang zur Lokalität geräumt hatte, vor- Die Nationalsozialisten machten vier schafft und Löhne staatlich durch einen
sorglich gegen alle AntifaschistInnen im Jahre später den 1. Mai 1933 zum „Tag Reichstreuhänder diktiert. In den Betrie-
weiteren Umfeld Platzverweise. der Nationalen Arbeit“ und erklärten ihn ben herrschte das Führer-Gefolgschafts-
Die nun offizielle ,Vereinigung‘ um- zum gesetzlichen Feiertag. prinzip.
fasst lediglich schon bestehende, zusam- Wie reagierten die Gewerkschaften auf Geschichte wiederholt sich nicht. Den-
men agierende Strukturen im Dresdner die faschistische Bedrohung? Ihre Mai- noch stehen heute, im Jahr 2003, im har-
Nazi-Umfeld. Es ist zu vermuten, dass zeitung zeigt auf der Titelseite einen be- tem Kampf erworbene Werte wie Tarifau-
wohl allein die NPD in und von so einem wölkten Himmel. Man sah die Gefahr, tonomie und Arbeitsschutzrechte zur Dis-
Bündnis profitieren könnte. Der ,angebli- hatte jedoch Illusionen über das Ausmaß position. Der Wettbewerb „wird’s schon
che‘ Ruch des Rechtsextremismus - sog. der Bedrohung. regeln“ heißt die alte Leier. Dabei stellte
,Freie Kameraden‘ wurden an diesem So rief der Allgemeine Gewerkschafts- schon 1900 der schwedische Schriftstel-
Abend in Dresden fast überhaupt nicht bund zur Beteiligung an diesem braunen ler August Strindberg fest: „Angebot und
gesichtet - würde sich mit „Nationales Maispektakel auf und hoffte, seine For- Nachfrage regeln den Preis, bedeutet
Bündnis für Dresden“ doch gar so schön derungen nach Arbeitsbeschaffung, Vier- nichts anderes, als dass der Eine die Not-
verpacken lassen. ART Dresden ■ zigstundenwoche, Frieden und Völker- lage des Anderen ausnutzt.“ ■
: antifaschistische nachrichten 10-2003
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A
us gegensätzlichen Motiven wurde Paris, 1. Mai:
auch in diesem Jahr am Pariser 1.
Mai demonstriert. Ähnlich wie in
den Vorjahren marschierte am Vormittag ab
9.30 Uhr der rechtsextreme Front National
Le Pen mobilisiert vor
(FN) auf, dessen engere Parteigänger teil-
weise aus ganz Frankreich herangekarrt
die Pariser Oper
worden waren. Gegen Mittag endete die (Rutenbündel), nach denen sich die italie- reich. Hingegen brachen die Teilnehmer-
rechtsextreme Parade, mit einer rund ein- nischen Faschisten benannt hatten. Es han- zahlen nach der Parteispaltung von 1999
stündigen Rede von Parteichef Jean-Marie delt sich um die erste offen faschistische ein, und fielen auf nurmehr an die 3.000.
Le Pen auf dem Vorplatz der Pariser Oper. Partei auf französischem Boden, die da- Seinerzeit war auffällig, dass der FN die
Auch in diesem Jahr blieb die Zahl der mals noch unbedeutend blieb und Ende der Parade bewusst auseinander zog, und
Teilnehmer (4000) an diesem Aufmarsch 20er Jahre scheiterte. Freilich sollte sie spä- manchmal riesige Löcher zwischen den
deutlich hinter jenem an der nachmittäg- ter Nachahmer finden. Blöcken klaffen ließ – um die Schwäche
lichen Demonstration von Linken und Ge- Der Front National (FN) von Jean-Marie der (landesweiten) Mobilisierung zu über-
werkschaften zurück. Auf Paris bezogen, Le Pen lancierte exakt die gleiche Idee in decken.
lag das Verhältnis in diesem Jahr bei 1 zu den späten 80er Jahren. Wie andere rechts- Eine Ausnahme bildete der 1. Mai 2002.
10. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die extreme Organisationen, Gruppen und Sek- Zehn Tage davor war es Le Pen überra-
Nachmittagsdemo nur eine regionale ist, ten auch hatte der FN bis dahin am zweiten schend gelungen, in den zweiten Wahlgang
denn in weiteren Städten (Marseille, Stras- Maisonntag „für Jeanne d’Arc“ paradiert. der Präsidentschaftswahl zu ziehen. Des-
bourg...) fanden ebenfalls bedeutende Mai- Es ist nicht unwahrscheinlich, dass einige wegen musste jetzt, vor der Stichwahl, Mo-
demonstrationen statt. Somit bleibt die ex- der Vordenker der Partei – die sehr ge- bilisierungsfähigkeit bewiesen werden.
treme Rechte nach wie vor kilometerweit schichtsbewusst ist, was die Kenntnis der Kostenlose Busse wurden, auch für ent-
von ihrem Ziel entfernt, am Arbeiterfeier- historischen faschistischen Bewegungen ferntere Sympathisanten, aus allen Teilen
tag auch nur entfernt die Straße zu domi- betrifft – diese Vorgeschichte kannten. Zu- Frankreichs zur Verfügung gestellt. Das Er-
nieren. gleich war der praktische Nutzen im Jahr gebnis (10.000 bis 12.000 Teilnehmer)
Le Pen will nationale Arbeit und 1988 evident: Damals, wie in jedem Präsi- schien jedoch hinter die Erwartungen der
nationales Kapital versöhnen – gegen dentschafts-Wahljahr, liegt der 1. Mai ge- Organisatoren zurückzufallen. Deren Spre-
das „vaterlandslose (Finanz-)Kapital“ nau in der Mitte zwischen den beiden cher Martial Bildt – junger Vorsitzender
Wahlgängen. Le Pen, der 1988 zum ersten der Pariser Parteisektion – kündigte damals
Seit 1988 marschiert der Front National Mal ein bedeutendes Ergebnis (14,4 Pro- von der riesigen Tribüne herab mehrfach
(FN) jährlich am 1. Mai zu Ehren seiner zent) erhielt, konnte durch einen öffentlich an, weitere Busse seien noch eingetroffen,
„Nationalheiligen“ Jeanne d’Arc, zu beachteten Aufmarsch so besonders starken deren Insassen noch auf den Platz drängen
deutsch Johanna von Orléans, durch Paris. Einfluss auf die Stichwahl nehmen. würden. Doch von jeglichem Neuzugang
Eigentlich liegt der Gedenktag für die Na- Ende der 90er Jahre kamen zwischen auf die Kundgebung war weit und breit
tionalpatronin, die seit dem späten 19. Jahr- 6.000 und 10.000 Anhänger zusammen, be- nichts zu sehen... Fantasievoll gab die Par-
hundert durch die äußerste Rechte als Sym- sonders 1996 war der Aufmarsch erfolg- tei die Mobilisierung später mit 120.000
bol entdeckt wurde (sie hatte im 15. Jahr- an, was jedoch offensichtlich unsinnig
hundert gegen die englische Invasion ge- war.
kämpft, jedenfalls der Legende zufolge), In diesem Jahr war an eine Wieder-
auf dem zweiten Sonntag im Mai. holung davon nicht zu denken. Einen
Doch im Jahr 1927 lancierte der franzö- ähnlichen Finanzaufwand konnte der
sische Faschist Georges Valois als Erster FN nicht verkraften, zumal er erst 12
die Idee, die extreme Rechte solle den Tage davor einen aufwändigen Partei-
internationalen Arbeiterfeiertag für sich be- kongress in Nizza organisiert hatte. Da-
setzen, um der Arbeiterbewegung auch auf her blieb es beim Aufmarsch der enge-
der Straße den Rang abzulaufen. Er schlug ren Parteigänger. Rund 4.000 kamen
vor, das Gedenken an Jeanne d’Arc auf den zusammen, darunter einige hundert auf-
– bei den Gewerkschaften und Sozialisten fällig rechtsradikal gekleidete jüngere
bereits üblichen – Demotag am 1. Mai zu Teilnehmer (einige Skinheads in
verlegen. Valois war der Chef einer Partei, schwarzem Outfit mit Blood & Ho-
die sich Les Faisceaux (die Bündel) nannte, nour-Aufschrift mitgezählt). Normaler-
unter Anlehnung an die altrömischen Fasci 1. Maiaufruf des Front National weise muss diese, aus Sicht der Älte-
ren schwer zu kontrollierende – die
Presse sieht zu! – Jugend ganz hinten mar-
U nweit vom Zug der FN-Anhänger fand auch dieses Mal gegen 11 Uhr die Kranzniederle-
gung statt, die seit Ende der 90er Jahre von linken, antirassistischen und antifaschistischen
Gruppen durchgeführt wird. Dabei wurde dieses Jahr erstmals eine Gedenkplakette eingeweiht,
schieren. Dieses Mal war sie jedoch nach
vorn an den Demo-Anfang geschoben wor-
die in eine der Seinebrücken – den Pont du Carrousel – eingelassen ist. Mit ihr gedenken die Teil- den. Denn die Demo benötigte dringend
nehmer dem jungen Marokkaner Brahim Bouraam, der an dieser Stelle in die Seine geworfen die großmäuligen Sprechchöre der jungen
worden und ertrunken war. Der Mord ereignete sich am 1. Mai 1995, während der jährliche FN- Ultras, um überhaupt ein bisschen animiert
Marsch „für Jeanne d’Arc“ hier vorüber zog. Die Täter waren vier Skinheads, die man damals am zu wirken – auch wenn man an der Partei-
Aufmarsch hinter Le Pen hatte teilnehmen lassen. Auch wenn die rechtsextreme Partei sich natür- spitze die bekleidungsmäßige „Folklore“
lich hinterher von ihnen distanzierte (eine solche Tat macht sich in der Öffentlichkeit schlecht) – nicht immer schätzt, jedenfalls wenn sie
die Skins waren mit dem Bus der FN-Sektion aus dem ostfranzösischen Reims angereist. schadet.
Am diesjährigen 1. Mai 2003 nahm Le Pen in seiner Rede zu der Kranzniederlegung Stel-
lung: Er befand es für skandalös, dass der seit zwei Jahren amtierende sozialistische Oberbür- Das gesellschaftliche Profil der
germeister Bertrand Delanoe (anders als sein rechter Amtsvorgänger Jean Tiberi) an der Einwei- extremen Rechten hat sich verengt
hung der Gedenkplakette teilnehme. Anscheinend weihe man nun jedes Jahr eine neue religiö-
se Gedenktafel – in Bayern und Österreich nennt man so etwas „Marterl“ – ein, wenn es nur Auffällig war dabei vor allem, dass keine
zum Ziel habe, dem FN zu schaden. Doch auch Delanoe sei ja Opfer eines Attentats geworden, einzige der „sozialen“ Vorfeld- oder Satel-
„von Seiten eines seiner politischen Freunde“. Das Stadtoberhaupt war Anfang Oktober 2002 litenorganisationen des FN mehr vertreten
von einem geistig umnachteten Mann mit einem Messer verletzt worden. Deswegen, so Le Pen, war, die in früheren Jahren auf sich auf-
solle der Oberbürgermeister sich doch gleich „eine Gedenktafel um den Hals hängen“. Der merksam machten, beispielsweise als
mehr als geschmacklose Ausfall war nicht dazu angetan, bei anderen Parteien und Medien den rechtsextreme „Gewerkschaften“, Arbeits-
Abscheu für Le Pen zu verringern. losenfronten oder Mietervereinigungen, die

: antifaschistische nachrichten 10-2003 5


zwischen 1995 und 98 gegründet worden sonders von jungen Anhängern umringt BERICHTIGUNG zur letzten AN-Ausgabe,
waren. Einzige Ausnahme war der FN-Ve- war ein Stand, an dem beispielsweise Artikel über den Kongress des Front National:
teranenverband CNC, dessen alternde Mi- schwarze T-Shirts mit der Aufschrift
Nizza ist nicht (wie zu lesen stand) die sechst-,
litaristen im Gänsemarsch paradierten – „NSDAP München“ vertickt wurden. An- sondern die fünftgrößte Stadt Frankreichs. Vor
früher marschierten sie in Blöcken. Das dere, die am gleichen Stand zu haben wa- ihr liegen nur Paris, Lyon, Marseille und Lille.
sah eher lächerlich aus, auch wenn es ihre ren, trugen Abzeichen (Keltenkreuz) und Umso schlimmer, für eine Stadt, die vom Ex-
Reihen in die Länge zog. Ansonsten defi- Schriftzug der verbotenen rechtsextremen Neofaschisten Jacques Peyrat regiert wird.
lierten ausschließlich Kreisverbände der Schlägertruppe GUD, wieder andere zeig-
Partei. ten ein Fantasieporträt von Saddam Hus- Karikatur eines Kommunisten (Stalinbart,
Die soziale Frage, die die Rechtsextre- sein mit einem Offiziersberet, das vom Outfit eines Politkommissars) und jene ei-
men noch in den 90er Jahren hatten beset- Keltenkreuz geschmückt wurde. nes Freimaurers (mit dem berühmten Zir-
zen wollen, wird durch sie heute offenkun- Nebenan fand sich das betagtere Publi- kel-Emblem) – die Weltverschwörung
dig vernachlässigt. Ein einziges mitgeführ- kum ein, dort gab es etwa „nette“ Postkar- lässt schön grüßen.
tes Transpartent war „sozialen“ Inhalts ten, die anscheinend vom Zeichner – er Bei der Jugendorganisation FNJ wiede-
(„Garantiert unsere Renten“). In seiner nennt sich „Ignace“ – persönlich verkauft rum konnte man sich mit extrem aggressiv
knapp einstündigen Rede – die etwas we- wurden. Der Verkäufer, an die 40, grinste wirkenden Aufklebern eindecken, auf de-
niger langatmig ausfiel als in den Vorjah- nen dick und fett „Du scheißt auf Frank-
ren – betonte Le Pen, Kapital und Arbeit reich – hau ab!“ zu lesen steht.
stünden sich in einem nationalen Rahmen Darauf sieht man einen Immi-
nicht als Gegner gegenüber. Hingegen sei grantenjugendlichen, der an sei-
das vaterlandslose (Finanz-)Kapital von nem Trabantenstadt-Look zu er-
Übel, das der Arbeit die Grundlagen ent- kennen sein soll – verkehrt herum auf-
ziehe. gesetzte Baseballkappe und Sportkla-
Die nationale Rechte müsse den Mut motten - und dem Betrachter an-
haben, zu sagen, dass die Probleme nur scheinend mit einem Knüppel
gelöst werden könnten, indem man „in droht. Ich konnte mich problemlos
Frankreich mehr und länger arbeitet“. mit einer größeren Menge des
Ferner gebe es nur eine Lösung für die Machwerks eindecken. Die landete
Problematik der Altersversorgung, nämlich freundlich: Wie immer hatte ich meinen wenigstens in der Mülltonne.
die natalistische Lösung: Man müsse mög- Journalisten-Ankleber auf Nimmerwieder- Am Nachmittag dann demonstrierten
lichst viele „französische Kinder machen“. sehen in der Tasche verschwinden lassen, 40.000 Personen durch Paris, mit verschie-
Aber bitte nicht Kinder von Immigranten um mich unauffällig unter das Partei-Fuß- denen Gewerkschaften, linken Organisa-
in Frankreich, denn, so zog Le Pen einmal volk zu mischen, bei dem die Presse nicht tionen und Immigrantenvereinigungen. Im
mehr eine Parallele vom Tierreich zur immer beliebt ist. Auf einer der Postkarten übrigen Frankreich waren, meist schon am
menschlichen Gesellschaft: „Man kann ei- sieht man Paul Touvier, den Anfang der Vormittag, bereits an die 300.000 Men-
nem Grauesel die Haare abschneiden, des- 90er Jahre verstorbenen Chef der Miliz des schen in verschiedenen Städten auf die
wegen wird er noch lange nicht zum Ras- Vichy-Regimes, mit einem Engel (seinem Straße gegangen. Fast überall stand die
sepferd.“ Schutzengel ?) – der ihm versichert, sein drohende „Reform“ der Renten im Vorder-
Das war Le Pens Beitrag zur aktuellen Urteil vor dem Jüngsten Gericht werde po- grund, gegen die am 13. Mai frankreich-
Debatte um die Renten“reform“. Wahr- sitiv ausfallen, „weil der Oberste Richter weit gestreikt wird. Die zu erwartende so-
scheinlich keine gute Voraussetzung, um in keine Verbindung zu Freimaurern und Ju- ziale Polarisierung wird, so ist zu hoffen,
der aktuellen Konfrontation zwischen neo- dentum hat“. Auf einer anderen wird man Le Pen für eine Weile aus dem politischen
liberaler Regierung (welche Renten senken aufgefordert, „weder Pest noch Cholera“ Leben abgehängt lassen.
und Beitragszeiten verlängern will) und gut zu finden. Dargestellt sind dazu die Bernhard Schmid, Paris ■
gegen die rückschrittliche „Reform“
kämpfenden Gewerkschaften zu punk-
ten. Eher macht er gerade die jahrelan- FPÖ verliert weiter
gen Versuche der extremen Rechten in Motto der Waffen-SS bestritt. Die Nach-
den Neunzigern zunichte, als die „wahre Österreich. Erneut herbe Verluste mus- folgerin an der Spitze Landespartei kann
soziale Alternative“ neben liberaler Re-
gierungspolitik und „Systemgewerk- ste die rechtsextreme FPÖ bei den Land- sich sehen lassen:
schaften“ zu erscheinen. Zu den ge- tagswahlen im größten österreichischen Neue Landesparteichefin wird mit
werkschaftlichen Protesten in der Ren- Bundesland, Niederösterreich, hinneh- Barbara Rosenkranz, die Frau eines der
ten-Sache merkte Le Pen nur an: „Wenn men. Mit einem satten Minus von 11,59 führenden österreichischen Rechtsextre-
es schlecht geht, dann geht die Linke Prozent schaffte es die FPÖ 3/4 ihrer misten, Horst-Jakob Rosenkranz. Dieser
demonstrieren, gestern ,gegen Le Pen‘ Stimmen zu verlieren. Die verbliebenen ist Ex-Aktivist der 1988 verbotenen Na-
oder heute ,für die Renten‘ – so, als ob 4,49 Prozent reichen gerade noch aus, tionaldemokratischen Partei (NDP) und
sie mit den Füßen denkt. Morgen wird um weiterhin im niederösterreichischen Obmann der rechtsextremen Partei Kriti-
sie dann vielleicht gegen andere Dinge Landtag zu verbleiben, allerdings ist die sche Demokraten; bei der Nationalrats-
protestieren: gegen die asiatische Grip- FPÖ damit hinter die Grünen zurückge- wahl 1990 fungierte er als einer der Spit-
pe, gegen den Hagel, gegen den Brust- fallen und nurmehr viertstärkste Kraft im zenkandidaten der „Liste Nein zur Aus-
krebs.“ Das brachte ihm zwar Heiterkeit Lande. Profiteur dieser Demontage ist in länderflut“, die vom Verfassungsge-
bei seinen Anhängern an. Über deren erster Linie der Koalitionspartner ÖVP, richtshof als neonazistisch qualifiziert.
Reihen hinaus dürften das aber nicht
der nun dank 53,29 Prozent Stimmanteil Die 10-fache Mutter bekennt auch offen,
alle so komisch finden, wenn es nun
bald ganz konkret um die Verteidigung eine gut ausgebaute absolute Mehrheit dass sie die Texte ihres Mannes auf
sozialer Errungenschaften gegen neoli- im niederösterreichischen Landtag be- Rechtschreibfehler redigiere, sowie dass
berale Abrisspläne geht. sitzt. sie in den Aktivitäten ihres Man-
Rechtsextremer Devotionalienhandel Nach dem Wahldebakel der FPÖ in nes „nichts ehrenrühriges“ erkennen
Im Anschluss auf die Rede konnte Niederösterreich mussten natürlich Köp- könne.
man auf dem Vorplatz der Oper, der fe Rollen, in diesem Fall die von Spit-
nicht allzu überfüllt wirkte, seinen Be- zenkandidat Franz Marchart und Lan- Quellen: www.orf.at, http://derstan-
darf (sofern vorhanden) an rechtsextre- desparteiobmann Ernest Windholz, der dard.at/ http://www.doew.at, Newsletter
men Zeitschriften, Plakaten, CDs oder seinen Amtsantritt im Jahr 2000 mit dem böses österreich 4-2003, www.raw.at ■
Neonazi-Devotionalien decken. Be-

6 : antifaschistische nachrichten 10-2003


Den rechten Vormarsch Feiern zu Hitlers Geburtstag
Meiningen. Wie schon die Jahre zuvor
haben Nazis in der Gegend von Meinin-
stoppen! Antifaschistische Demonstration: gen in Thüringen Hitlers Geburtstag ge-
feiert.
Samstag, 24. Mai, Hannover, Braunschweiger Platz, 10 Uhr Dieses Jahr suchten sie sich einen Ort
tief im Wald, um ungestört ihrem Führer
Am 24. Mai wollen Neonazis die Reise gehen soll, machte der NPD- zu huldigen: Die Bakuninhütte auf dem
in Hannover aufmarschieren. Vorsitzende Udo Voigt in der Parteizei- Berg „Hohe Maas“ bei Meiningen. Ein
Dazu rufen die NPD und eine Vielzahl tung „Deutsche Stimme“ deutlich: „Un- Ort, der eine anarchistisch revolutionäre
kleinerer neofaschistischer Organisa- ser Ziel ist das Reich – unser Weg die Geschichte in sich birgt. Im Jahre 1919
tionen auf unter dem zynischen Motto NPD! Der Kampf um Deutschland hat kaufte sich die damalige Ortsgruppe der
„Heimreise statt Einwanderung! Denn begonnen.“ anarcho-syndikalistischen Freien Arbei-
deutsche Kinder braucht das Land!“ Jeder störungsfrei durchgeführte Auf- terunion Deutschlands (FAUD) ein
Ein breites antifaschistisches Bündnis marsch der Faschisten stärkt ihre Reputa- Ackergrundstück. Bis 1925 bauten sie
ruft zu Gegenaktivitäten auf. In ihrem tion als „normale“ gesellschaftliche Kraft dort Kartoffeln und andere Lebensmittel
Aufruf heißt es: und darüber hinaus das Selbstbewusst- an, um die damals schlechte Lebens-
sein ihrer Anhänger und Anhängerinnen. mittellage zu überbrücken. Danach ent-
...Seit Jahren üben Neonazis ihren Terror Dass die Neonazis heute so oft und so schlossen sich die damaligen Mitglieder
auf den Straßen aus. Ebenso viele Jahre zahlreich auftreten können, liegt auch eine Schützhütte zu bauen. Diese Hütte
haben Politik, Polizei und auch die Me- daran, dass der Staat und die jeweiligen wurde immer weiter ausgebaut und es
dien diese Entwicklung verharmlost und Regierungen jahrelang eine Politik ge- entstand eine Steingruppe, die an die Er-
dadurch gefördert. macht haben, die die Entwicklung des mordeten Sacco und Vanzetti, an Fran-
Das nehmen wir nicht hin! Neofaschismus ignoriert bzw. vorange- zisco Ferrer und an den Urvater des an-
trieben hat: archistischen Gedankens Michail Bak-
Das staatliche Verbot der NPD ist vom ● Mit „akzeptierender Sozialarbeit“ unin erinnerte.
Tisch, nicht zuletzt, weil eine Vielzahl haben sie nicht nur den Neofaschismus Die Bakunin-
von „Verfassungsschützern“ in der NPD- zu einem Jugendproblem angeblicher hütte entwi-
Führungsriege waren. Unverzichtbar ist Modernisierungsverlierer verharmlost, ckelte sich zu
antifaschistisches Handeln, das bei der sie haben den Neofaschisten zudem zu einem Zen-
Zivilcourage im Alltag beginnt und das Treffpunkten, Jugendzentren, usw. ver- trum anarcho-
zu organisiertem politischem Protest und holfen. syndikalisti-
Widerstand gegen faschistische Entwick- ● Mit den „Ausländergesetzen“ haben scher Bewe-
lungen führt. Die Neonazis lassen sich sie nicht nur die Lage der MigrantInnen gungen. 1930 fand das erste Reichsfe-
nicht mit Sozialarbeit und auch nicht beständig verschlechtert. Weit davon ent- rienlager der Syndikalistischen Anar-
durch schöne Reden und Appelle zurück- fernt, die gleichen Rechte anzustreben, chistischen Jugend Deutschlands(SAJD)
drängen. Wir überlassen den Nazis die wird hinausgeschmissen, wer nicht statt. Selbst Erich Mühsam soll einer der
Straßen und Plätze nicht! Wir greifen ein! „nützlich“ ist, reingelassen wer „nütz- zahllosen Besucher gewesen sein. Die
Die NPD – eine Partei in der Tradition lich“ ist und wieder rausgeschmissen, Machtergreifung der NSDAP führte zu
des Nationalsozialismus wer nicht mehr „nützlich“ ist. Damit wur- einem abruptem Ende. Das Grundstück
de rassistischen Angriffen Legitimität wurde beschlagnahmt und der SS über-
Die 1964 gegründete „Nationaldemokra- verschafft. tragen. Nach dem zweiten Weltkrieg
tische Partei Deutschlands“ (NPD) steht, ● Mit der Sozial- und Wirtschaftspoli- wurde das Haus verschieden genutzt,
neben den neonazistischen „Freien Ka- tik haben sie den ArbeiterInnen nicht nur zuletzt von der Bereitschaftspolizei der
meradschaften“, für die offenste und un- Lohndumping und Niedriglohnsektoren DDR. 1991 wurde von der damaligen
verhohlenste Propagierung des Gedan- beschert, bzw. dem Kapital die Durchset- Antifa Meiningen der Versuch unter-
kengutes der NSDAP. Und sie steht über zung immer schärferer Akkordhetze er- nommen, das Haus samt Grundstück
die 1952 verbotene neonazistische „Sozi- möglicht, sondern auch der sozialen De- wiederzubekommen. Dieses Vorhaben
alistische Reichspartei“ (SRP) und deren magogie faschistischer Organisationen wurde jedoch von der deutschen Büro-
Nachfolgeorganisation „Deutsche Tür und Tor geöffnet. kratie und Antipathie seitens verschiede-
Reichspartei“ (DRP) auch organisato- ● Mit der Außenpolitik haben sie nicht ner Institutionen verhindert. Heute ist
risch in einer Kontiniutätslinie zur nur dafür gesorgt, dass deutsche Truppen die Bakuninhütte ein leerstehendes Haus
NSDAP und dem „3. Reich“. Sie bekennt wieder weltweit marschieren können, sie mitten im Wald mit einer historischen
sich zu deren Führern, verherrlicht die fa- haben zudem innerhalb der Gesellschaft Vergangenheit.
schistische Diktatur und benutzt dieselbe soldatischen Männerbildern und Werten Zu der Feier am 20. diesen Jahres ka-
gewerkschaftsfeindliche, rassistische, an- zu neuem Ansehen verholfen. men ca. 30 Nazis. Die Nazis kamen den
tisemitische und antikommunistische Auch gegen eine solche Politik werden Autokennzeichen nach höchstwahr-
Ideologie und fordert eine Neuauflage wir am 24. Mai auf die Straße gehen! scheinlich aus ganz Thüringen. Dies
der faschistischen „Volksgemeinschaft“. Aktuelle Infos: www.antifa-aktion.de zeigt, wie gut die Meininger Naziszene
... Die NPD sieht sich selbst als ■ in Thüringen mitspielen kann. Nicht
„Speerspitze des nationalen Widerstan- Antifasch. Aktion Hannover [AAH]; Antifa 3000; umsonst sprach die Nazifunktionärin
des“ und beherbergt seit den Verboten di- Antifasch. Aktion Wennigsen; VVN-BdA, Kreisve- Yvonne M. aus Meiningen bei Nazide-
verser anderer Neonazi-Organisationen reinigung Hannover; PDS, KV Hannover; Schwarze monstrationen in Suhl, Leipzig, Chem-
Strolche/Jugendantifa; FAU, Hannover; KPD Hanno-
viele von deren Aktivisten und Führern. ver; Bündnis gegen rechte Gewalt, Langenhagen; Die nitz und am 20. April auch in Weimar.
Darüber hinaus verfügt die NPD über Falken/Sozialistische Jugend, KV Hannover, Das An- Diese Tatsachen lassen leider darauf
gute Kontakte zu den terroristischen Tei- dere Kino Lehrte-Verein für offene Jugendarbeit, schließen, dass Meiningen wie auch
len der „nationalen Bewegung“, die be- Antifa-Nordlippe, Jugend Antifa Netzwerk [JAN], Südthüringen in Zukunft ein Haupt-
Antifa Jugend Göttingen (AJG), Antifa-Etelsen,
kanntermaßen in der jüngeren Vergan- AStA der Uni Hannover, Falkenkeller Barsinghau- schwerpunkt von Naziaktivitäten sein
genheit vor Brand- und Mordanschlägen sen, Antifaschistische Aktion LEVerkusen - [AA- wird. Gruppe fura, Freie Union
nicht zurückgeschreckt haben. ... Wohin LEV], Antifaschistische Aktion Lüneburg / Uelzen Revolutionäer Anarchisten ■

: antifaschistische nachrichten 10-2003 7


Offiziell ist der Krieg gegen den
Irak zu Ende. Die Ostermärsche
waren auch aufgrund des Endes der
Gegen Krieg
Bombardierungen des Iraks nicht so her-
vorragend besucht, wie mancherorts er-
wartet worden war. Dennoch waren die
als Mittel der Politik
Teilnehmer/innenzahlen nicht schlecht. Fischer, der deutsche Außenminister, be- sollen, Friedrich Merz von der CDU hat
Es gab vor allem an mehr Orten Oster- zeichnet diesen Krieg als einen „Abrüs- gesagt, wir sind gerne beim Aufbau dabei,
märsche als im Jahr zuvor. Themen wie tungskrieg“. Nein. Es ging nie um Mas- wenn auch deutsche Firmen Gewinne ma-
die Kritik an der weiteren Herausbil- senvernichtungswaffen! Sondern es ging chen, Wolfgang Thierse hat sich dem an-
dung einer Gegenmacht Europäische darum, eine andere Hegemonialordnung geschlossen. ...
Union und an den in Erarbeitung befind- in dieser Region zu installieren, und es Gerhard Schröder hat in der ZEIT ein
lichen „Verteidigungspolitischen Richtli- ging um den Zugang zu Öl, und es ging Interview gegeben, in dem er sagt, wenn
nien“, in denen nach Angaben des um den Test der neuen Nationalen Sicher-
Bundeswehr-Generalinspekteurs das heitsstrategie der USA mit dem sogenann-
Präventivkriegskonzept enthalten sein ten Präventivkriegskonzept.
soll, haben bei den Reden der Ostermär- ...Liebe Freundinnen und Freunde, uns
sche gewichtige Rollen gespielt. Wir do- wurden Bilder gezeigt, von Iraker/innen,
kumentieren Auszüge aus der Oster- die gejubelt haben, als Saddam Hussein
marschrede von Tobias Pflüger von der gestürzt wurde. Wir begrüßen, dass der
Informationsstelle Militarisierung (IMI) Diktator Saddam Hussein nicht mehr an
e.V. beim internationalen Ostermarsch der Macht ist. Nur und das will ich sehr
in Konstanz, Bodensee am 19.4.2003 deutlich sagen: Bei dem Sturz von Sad-
dam Hussein jubeln Millionen, doch gäbe
Liebe Freundinnen und Freunde, ich freue es einen Bush nicht, würde die ganze Welt
mich, dass wir heute so viele sind, obwohl jubeln.. Doch das Problem ist tiefergehen-
es heißt, dass der Krieg offiziell zu Ende der, das Problem ist nicht allein Herr
sei. ... Wir können inzwischen so etwas Bush, das Problem ist auch Herr Blair,
wie eine Zwischenbilanz dieses Krieges und das Problem sind auch Herr Schröder
ziehen, dieser Krieg ist nämlich nicht zu und Herr Fischer. Die deutsche Regierung
Ende: Es gab ca. 2.000 tote Zivilsten, da- war ja offiziell gegen diesen Krieg. Doch
von 12 Journalisten, wovon wir wissen, was diese deutsche Regierung gemacht
dass zumindest die, die am zweitletzten hat, ist eine Doppelstrategie zu fahren,
Tag des Bombenkrieges umgebracht wor- nämlich diplomatisch gegen diesen Krieg
den sind, dass das aller Wahrscheinlich- zu sein, und im militärischen Bereich al- man selbstständig agiert, dann müsse man
keit nach, bewusste Abschüsse waren, es les dafür zu tun, damit dieser Krieg funk- auch bereit sein, mehr Geld in Militär und
gab ca. 10.000 z.T. schwer Verletzte unter tioniert hat. Ein Großteil der kriegsnot- Rüstung zu stecken. Im Moment sind die-
der Zivilbevölkerung. Und es gab ca. wendigen Transporte lief über Deutsch- se Herren Chirac und Schröder dabei, ge-
8.000 tote irakische Soldaten, wenn nicht land, über Frankfurt Airbase, Ramstein, meinsam eine EU-Interventionstruppe
deutlich mehr. Und es wurde sehr viel an Spangdahlem, und über die Häfen von aufzubauen mit 60.000 Mann, davon
wertvollen Kulturgütern zerstört, in bisher Bremen, Bremerhaven, Hamburg, Em- 18.000 aus Deutschland. Und es gibt ei-
ungeahnten Ausmaß. Für mich ist es ein den, Nordenham, usw. Wir haben immer nen Sondergipfel am 29. April, wo die
typisches Zeichen, wie diejenigen, die und immer wieder kritisiert, dass die deut- französische, die deutsche und die belgi-
dieses Land bombardiert und erobert ha- sche Regierung nur gesagt hat, sie sei ge- sche Regierung gemeinsam überlegen,
ben, mit diesen Kulturgütern umgegangen gen diesen Krieg, und wir haben immer wie sie eine Gegenmilitärmacht EU wei-
sind. Es ist offensichtlich das, was die Re- und immer wieder gefordert, sie solle die- ter ausbauen können. Sie wollen dort ihre
gierungen dieser Länder unter Zivilisation sen kriegskritischen Worten auch endlich militärischen und Rüstungs-Aktivitäten
verstehen. Wenn man Ölministerien Taten folgen lassen. besser koordinieren. Ich sage von hier
schützen kann, aber Museen nicht, zeigt Liebe Freundinnen und Freunde, man aus: Wir wollen weder eine Weltmacht
das, wo die Prioritäten liegen, und es fragt sich ja, warum die deutsche Regie- USA, noch eine Weltmacht Europäische
zeigt, dass wir Recht hatten, als wir gesagt rung gegen den Krieg geredet hat und Union. Und wir wollen natürlich schon
haben, dieser Krieg wird auch geführt, gleichzeitig den Krieg wesentlich ermög- gar keine neue Weltmacht Deutschland.
weil es ein Krieg ist, um den Zugang zum licht hat. Dahinter steht – und das ist in- ... Wenn Krieg geführt wird, werden an
Öl. Wir haben davor gewarnt, dass dieser zwischen für immer mehr Menschen of- der Heimatfront Grundrechte einge-
Krieg einen Dominoeffekt auslösen wird. fensichtlich – ein Konzept: Dieses Kon- schränkt. Wir wollen nicht dass Grund-
Auch dieser Hinweis war berechtigt, zept ist eine Doppelstrategie, die einer- rechte eingeschränkt werden, dass Men-
kaum war der Irak erobert, war das näch- seits zum Ziel hat, dass die deutsche Re- schen entweder in den USA aber auch
ste Ziel ins Visier genommen. Wir sagen gierung und deutsche Firmen auch mit be- hier in Deutschland mit Repressionen
von hier aus ganz klar: Lasst die Finger teiligt werden, beim sogenannten Nach- überzogen werden, nur weil sie z.B. mus-
von Syrien! kriegsirak und bei der Vergabe von limischen Glaubens sind oder arabischer
Wir erinnern uns, dieser Krieg wurde Wiederaufbauprojekten im Irak und dass Herkunft. Wir lehnen diesen Abbau von
begründet, weil es angeblich darum ging, andererseits derzeit die deutsche Regie- Grundrechten ab. Ich denke, das Problem
Massenvernichtungswaffen im Irak zu rung zusammen mit der französischen Re- ist nicht allein die US-Regierung, das Pro-
zerstören. In einem Brief an einen be- gierung dabei ist, eine Gegen-Militär- blem ist die Politik, die in allen westlichen
freundeten us-amerikanischen Journalis- macht Europäische Union weiter zu be- Staaten gemacht wird, nämlich eine Poli-
ten schreibt die deutsche Regierung am 9. treiben.. tik, die auf Kosten der Menschen im Sü-
April, also während des Krieges: „Die Herr Rogowski vom Bundesverband den geht. Und es ist zentral, dass die Anti-
Bundesregierung bedauert, dass der Weg der Industrie in Deutschland (BDI) hat kriegs- und Friedensbewegung sich zu-
der friedlichen Abrüstung des Irak nicht formuliert, dass er fordert, dass auch deut- sammengeschlossen hat mit den globali-
weiter verfolgt werden konnte.“ Joschka sche Firmen jetzt Aufträge bekommen sierungskritischen Gruppen, und gemein-

8 : antifaschistische nachrichten 10-2003


Bremen. Für die „Deutsche Partei“ Bürgerschaftswahl in Bremen am 25. Mai:
(DP) geht es bei der Bürgerschafts-
wahl in Bremen am 25. Mai um viel.
„Den Neuanfang für die ganze Republik
wollen wir in Bremen beginnen“, donnert
Für die DP soll es der
der DP-Bundesvorsitzende Heiner Kap-
pel. Einst war der Theologe Vize-Chef der
Durchbruch werden
hessischen FDP-Landtagsfraktion und Rundschau“ (FR) hatte berichtet, dass Selbstbewusstsein seiner Bürger gebeutelt
später der Spitzenmann im „Bund Freier Reinhard Willnow – er steht auf Platz – ein guter Nährboden für DVU-Parolen
Bürger“ (BfB). Seine Partei bildet zusam- Zehn der Kandidatenliste – früher Pres- wie „Weniger Geld ins Ausland – mehr
men mit der „Deutschen Volks-Union“ sesprecher der „Republikaner“ in Bremen für Bremerhaven“.
(DVU) und der „Schill-Partei“ das – aller- gewesen und im Zusammenhang mit der Im Wahlkampf stellt die DVU neben
dings untereinander verfeindete – Trio der Leugnung des Massenmordes an den Ju- Tittmann die erst 26-jährige Arzthelferin
Anbieter aus dem deutlich rechtsgestrick- den aufgefallen sei. Der FR zufolge hat inIrina Tadday aus Bremerhaven besonders
ten Lager für die Wählerinnen und Wäh- der Hansestadt der Verfassungsschutz ein heraus. Die junge Frau kann womöglich
ler des Zwei-Städte-Staates, bestehend ein wenig von Leuten wie
aus Bremen und Bremerhaven. 100 Plätze dem jetzigen Bürgerschafts-
in der Bürgerschaft als dem Parlament des kandidaten und ehemaligen
kleinsten Bundeslandes müssen besetzt bremischen Bürgerschafts-
werden, 20 davon mit Politikern aus Bre- abgeordneten Hans Otto
merhaven. Weidenbach ablenken. Der
Es ist lange her, dass die DP zuletzt von enge Vertraute von Gerhard
der Macht gekostet hatte: Von 1949 bis Frey war bis Anfang der
1961 war sie mit Abgeordneten und Mi- a h lw e rbung neunziger Jahre Landesvor-
DV U - W
nistern auf Landes- und Bundesebene ver- sitzender der „Nationalde-
treten. Sogar ein Ministerpräsident mokratischen Partei
Niedersachsens, Heinrich Hellwege, be- Deutschlands“ (NPD) und
saß ihr Parteibuch; er regierte von 1955 fiel während und auch nach
bis 1959. Nun will sich die Deutsche Par- dieser Zeit durch rassisti-
tei zurück in ein Parlament schleichen. sche Äußerungen auf.
Dabei baut ihr Landesvorsitzender und Mit Blick auf die Bürger-
Spitzenkandidat Reinhold Thiel nicht zu- schaftswahl am 25. Mai
letzt auf seine guten Verbindungen in das sieht sich die „Partei
Lager der Vertriebenen und Spätaussied- Rechtsstaatliche Offensive“
ler. Der 58-jährige Haupt- und Realschul- Auge auf die Deutsche Partei, wirft ihr (PRO), besser als Schill-Partei bekannt,
lehrer leitet nämlich die Pommersche Anknüpfungspunkte in das ultrarechte klar im Aufwind. Grund für die nach au-
Landsmannschaft in Bremen und fungiert Lager vor. In diesem Sinne muss wohl ßen zur Schau gestellte Zuversicht ist,
als stellvertretender Landesvorsitzender auch der Versuch des DP-Bundesvorsit- dass ihr „Flehen“ um Beistand aus dem
der Vereinigten Landsmannschaften zenden Kappel gedeutet werden, in Bre- christdemokratischen Lager nun tatsäch-
(BdV) in der Hansestadt. Nach ihm ste- men ein gemeinsames Vorgehen mit der lich erhört wurde. Zwar konnte der ehe-
hen der in Budapest geborene Laszlo Ar- rechtsextremistischen Deutschen Volks- malige Innensenator Ralf Bortscheller
vai, zugleich Landesschatzmeister, und Union des „National-Zeitungs“-Verlegers trotz seiner öffentlich bekundeten Sympa-
Irene Schimow aus Ljubink/Omsk auf der Dr. Gerhard Frey zu erreichen. Nach Kap- thie für die Schill-Partei nicht als Mit-
Kandidatenliste. Die Schlagzeilen, die ei- pels Vorstellungen hätte die DVU zu glied geworben werden. Aber immerhin
ner der Bürgerschaftskandidaten der DP Gunsten der DP auf ihre Kandidatur in kehrte der CDU-Bürgerschaftsabgeordne-
unlängst gemacht hatte, dürften dem stets Bremen verzichten sollen. Dieses Ansin- te Mathias Henkel, seiner Partei den Rü-
um Seriosität bemühten Reinhold Thiel nen lehnte Frey ab – verständlicherweise. cken. Henkel, in früheren Zeiten auch
kaum gefallen haben. Die „Frankfurter Denn immerhin hat die DVU der DP et- schon mal Mitglied der Deutschen Kom-
was voraus, was diese gerne erreichen munistischen Partei (DKP), begründete
möchte – nämlich einen Sitz in der Bre- seinen Beitritt zur PRO in erster Linie mit
sam sagen wir: eine andere Welt ist nicht mischen Bürgerschaft, dem Landesparla- seinem vergeblichen Widerstand gegen
nur möglich, eine andere Welt ist – vor al- ment. Bei der Bürgerschaftswahl 1999 Tierversuche an der Bremer Universität.
lem wenn wir an die Menschen im Süden war der DVU in der Stadt Bremerhaven Die CDU-Führung mutmaßt hingegen,
denken – andere Welt ist dringend nötig . der Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde dass Henkel eine Art Bombe hochgehen
Zentral dabei ist, nicht auf Regierungen gelungen. Im Land Bremen hatte sie drei, lassen wollte, nachdem der Hinterbänkler
zu vertrauen, sondern von unten Druck in der Stadt Bremerhaven sechs Prozent kein weiteres Mal für das Landesparla-
aufzubauen, denn wer auf Regierungen erzielt. Deshalb stellt sie seitdem mit ment nominiert worden war. Der Bremer
vertraut und sich verlässt, der ist verlas- Siegfried Tittmann einen Landesparla- Landesvorsitzende der Schill-Partei und
sen. Wir brauchen ein internationales mentarier. Tittmann amtiert bereits seit Spitzenkandidat zur Bürgerschaftswahl,
Bündnis von unten, von der Friedensbe- 1991 als DVU-Fraktionschef in der Stadt- Jan Timke, kann jetzt zumindest noch bis
wegung, von der Antikriegsbewegung, verordnetenversammlung von Bremerha- zum Ende der Legislaturperiode damit
von sozialen Gruppen, von Gewerkschaf- ven. Politische Beobachter in der rund prahlen, dass seine Partei nach Hamburg
ten, von kirchlichen Gruppen und von 119.000 Einwohner zählenden Seestadt in einem zweiten Landesparlament vertre-
globalisierungskritischen Gruppen. Wir halten es für möglich, dass die DVU zu- ten ist. Im Wahlkampf setzt der 32 Jahre
müssen gemeinsam von unten Druck ma- mindest in Bremerhaven ein weiteres Mal alte Polizeibeamte Timke gemeinsam mit
chen, um gegen diese ungerechte Welt- über die Fünf-Prozent-Hürde gelangen seinen Mitstreitern schwerpunktmäßig
wirtschaft, die wir hier haben, Druck aus- könnte. Schließlich wird Bremerhaven auf das Thema der Inneren Sicherheit.
zuüben. ... seit langem von einer überdurchschnitt- Die meisten Plakate propagieren „Mehr
Die vollständige Rede sowie weitere lich hohen Arbeitslosigkeit und einem un- Härte gegen Straftäter“ und „Gegen Filz
unter www.imi-online.de ■ gewöhnlich stark unterentwickelten und Korruption“. Thomas Klaus ■

: antifaschistische nachrichten 10-2003 9


: ausländer- und asylpolitik
kratisch von den jeweiligen Gläubigen
gewählt, doch es gibt ein wichtiges Aber:
„Aber“ die Anzahl der jeweiligen Vertre-
ne Mühe, die aus ihrer Sicht zügellose ter richten sich nach den Dimensionen des
und unberechenbare Autonomie der Mi- jeweiligen Gotteshauses. Damit erhalten
gration unter Kontrolle zu bringen. die ebenso finanzstarken wie ultrareaktio-
Mittels Migrationspolitik versuchen sie, nären Gruppierungen, die beispielsweise
MigrantInnen und Flüchtlinge dem Dik- einen üblen Staat wie Saudi-Arabien hin-
tat ökonomischer Verwertungslogik ter sich wissen, einen ungerechtfertigten
unterzuordnen ... Vorteil. (Die UOIF steht der Internationa-
Erklärtes Ziel des 6. Antirassistischen le der Muslimbrüder nahe, und kann da-
Grenzcamps ist es, dieser Politik eine un- mit auch auf Unterstützung durch Saudi-
missverständliche und offensive Absage Arabien hoffen.) Kritiker innerhalb der
zu erteilen. Statt rassistischer Kontrolle arabischstämmigen Bevölkerung, der
und Ausgrenzung fordern wir das unein- nunmehr vor einigen Wochen gewählte
geschränkte Recht auf globale Bewe- Rat vertrete real 5 bis 10 Prozent der aus
gungsfreiheit. muslimischen Ländern stammenden Im-
siehe auch www.infoladen.net/ migranten – jedenfalls wenn man be-
koeln/fnb/camp/campmain.htm ■ rücksichtigt, dass viele von ihnen viel-
leicht auch mit Religion gar nichts am
Hilfe, die „Schleierdebatte“ Hut haben und nicht (oder nicht regelmä-
ßig) Moscheen frequentieren. Die Vertre-
kommt wieder... tungsmacht solcher Gruppen ist damit ei-
Paris. Eine De- gentlich begrenzt.
Demonstration am 24. Mai batte, bei der Ver- Sarkozy trat in Le Bourget mit den
in München nunft und Emanzi- Worten auf, er sei als Freund gekommen,
pation nur verlie- aber unter Freunden müsse es auch klare
Zur Demonstration gegen Abschiebung, ren können, wurde Worte geben. Teilweise schmeichelte er
Abschiebeknäste und Abschiebelager ru- in der zweiten dem Publikum, und erhieltdafür Ap-
fen res publica, Bayerischer Flüchtlings- Aprilhälfte in plaus. Nicht so, als er den Respekt des
rat, Münchner Flüchtlingsrat, Karawane Frankreich wieder staatlichen Gesetzes einforderte in Be-
München und Interkulturelles Forum am belebt: Die so ge- zug darauf, dass auf Passfotographien
24. Mai auf. München ab 10 Uhr Stachus nannten „Schleier- das Kopftuch abzulegen sei. Aus Teilen
Aufruf: „30.000 Abschiebungen jedes debatte“, die sich des Saales ertönten Pfiffe. Einzelne Red-
Jahr. Hinter jeder verbirgt sich ein in Wirklichkeit ner gingen sogar so weit, die Aufforde-
Schicksal. Die meisten Flüchtlinge, die eher um Kopftü- rung mit der Einführung des Judensterns
von der Abschiebung betroffen sind, ha- cher dreht. Im Jahr zu vergleichen. Die UOIF-Führung ver-
ben seit ihrer Flucht nach Deutschland in 1989 hatte die damalige erste Auflage die- suchte hingegen, die Wogen zu glätten,
Unterkünften, Containern, Abschiebela- ser unsäglichen „Diskussion unter Tau- und betonte ihre Gesetzestreue.
gern und Abschiebehaft ,gelebt‘. Die Ab- ben, aber (leider) nicht Stummen“ dem Seitdem beherrschte die „Schleierde-
schiebung ist für sie das Ende jeder Hoff- Rassismus, und nicht zuletzt dem Front batte“ Tage hindurch die Medien. Die
nung auf persönliche Freiheit und Si- National, einen erheblichen Aufschwung Debatte ist jedoch von vornherein schief
cherheit auf eine Lebensperspektive frei beschert – aber parallel dazu auch, in klei- und kann nur Schlechtes hervorbringen,
von Verfolgung, Armut und Hunger. nen Milieus, einem reaktionären islami- denn die gesamte Frage ist von Anfang
Deshalb: Abschiebelager abschaffen! schen Identitätsdiskurs. an falsch gestellt. Die Mitdiskutierenden
Abschiebungen stoppen! Recht auf Blei- Am Osterwochende (19./20. April) werden vor die Alternative zwischen Ge-
berecht!“ ■ sprach der neokonservative Innenminister setzestreue und Loyalität zum Staat ein-
Nicolas Sarkozy bei der „Union islami- erseits (Sarkozy), und unbedingtem Be-
6. Antirassistisches Grenz- scher Organisationen Frankreichs“ UOIF folgen religiöser oder kommunitaristi-
vor, die jährlich an einem Aprilwochenen- scher Gebote (UOIF) andererseits ge-
camp de mindestens 10.000 Muslime im Pariser stellt – anstatt dass die Rechte des Indivi-
Das grenzcamp 2003 findet diesmal in Vorort Le Bourget versammelt. Die Re- duums im Mittelpunkt stünden, ob es
Köln vom 31.7.-10.8.200 3statt: Für glo- gierung ist seit einigen Monaten dabei, nun ein Kopftuch anziehen möchte oder
bale Bewegungsfreiheit. Verwertungslo- der islamischen Religionsgemeinschaft – nicht.
gik und rassistische Ausgrenzung angrei- wie bisher dem katholischen, dem protes- Wollen Konservative (und Schlimme-
fen! tantischen und dem jüdischen Kultus – ei- re) den französischen Staat vor der „isla-
Rund um den Globus machen sich täg- nen Rechtsstatus und offizielle Institutio- mischen Subversion“ schützen, so ver-
lich unzählige Menschen auf den Weg. nen zu verpassen. teidigt auf der anderen Seite ein stockre-
Sie wandern in die Städte, die Nachbar- Dabei geht es sowohl um Gleichbe- aktionäres Pack, wie die UOIF es ver-
staaten oder die reichen Industrieländer, rechtigung zwischen Religionsgruppen tritt, eine vermeintlich monolithische
nicht selten mit Unterstützung informel- als auch darum, ein Instrument zur Kon- „islamische Identität“. Genau die Art von
ler Netzwerke oder professionaller trolle der Immigrantenbevölkerung zu Debatten, die man unbedingt meiden
SchleuserInnen. Manche von ihnen flie- schaffen. Die UOIF ist dabei ein wichti- sollte. Auf die angerichteten Schäden
hen vor Krieg, Verfolgung oder Diskri- ger Gesprächspartner der Regierung. Sie kann man sonst warten. Vor allem, wenn
minierung, andere sind auf der Suche vertritt zugleich den in gesellschaftlichen führende bürgerliche Politiker – darunter
nach Einkommen, Ausbildung oder ein- Dingen stockreaktionären Flügel des Is- Premierminister Raffarin – ihrer Ankün-
fach nur Glück. Vielen passt der Mut und lam. Im neuen Repräsentativen Rat der digung von Ende April Taten folgen las-
die Entschlossenheit dieser MigrantIn- französischen Muslime stellt die UOIF sen, demnächst über ein Gesetz zum
nen und Flüchtlinge nicht. Insbesondere eine der beiden großen Organisationen. Kopftuchtragen zu beraten.
die reichen Industrieländer scheuen kei- Dieser Repräsentative Rat ist zwar demo- BhS, Paris ■

10 : antifaschistische nachrichten 10-2003


Über 150 Millionen Menschen ar-
beiten nach Schätzungen der Ver-
einten Nationen weltweit außer-
Eine Grenze gegen
halb ihrer Heimatländer. Sie haben sich
für kürzere oder längere Zeit, begrenzt
oder auf Dauer in die Fremde aufgemacht.
Dumping
Sie hatten den Mut oder die Verzweiflung,
Die UNO-Wanderarbeiterkonvention
sich einer unbekannten Umgebung, einer nommen, aus denen seit vielen Jahren Aber die Millionen von Migranten, die
vielleicht auch anderen Kultur auszuset- Hunderttausende, ja Millionen Menschen aus den Ratifizierungsstaaten aufgebro-
zen. Sie haben sich auf dieses Risiko in emigriert sind. Z. B. arbeiten allein fünf chen sind, müssen weiterhin auf die in der
der Hoffnung eingelassen, dass ihnen Millionen Filipinos in Südostasien, im Konvention verankerten Rechte warten.
nicht allzu übel mitgespielt werde. Doch Nahen Osten und in Europa, eine Million Der Schutz, den die UNO-Konvention
diese Hoffnung – leider – trügt sehr oft. Marokkaner sind nach Europa emigriert, verlangt, wäre auch für Migranten in
Die fortschreitende Globalisierung hat mehrere Hunderttausend Ukrainer sind in Deutschland nicht unerheblich. Denn die
nicht nur die Waren- und Kapitalmärkte Länder Ost- und Westeuropas ausgewan- Konvention basiert auf der Unteilbarkeit
internationalisiert. Sie hat auch die Gren- dert. Ihre Staatsbürger gegen Diskriminie- der Menschenrechte und geht damit weit
zen der nationalen Arbeitsmärkte einge- rung, Gewalt und Ausbeutung im Ausland über das hiesige Ausländerrecht hinaus.
rissen. Bloß sind die Bedingungen, unter zu schützen, war das treibende Motiv für So sieht es auch Volker Roßocha. Er ist
denen Arbeitskräfte ein- und auswandern, die Arbeit an der Konvention. Der Migra- Referatsleiter der Abteilung für internatio-
tionswissenschaftler Stef- nale und europäische Gewerkschaftspoli-
fen Angenendt vom For- tik beim DGB.
schungsinstitut der Deut- Nach seiner Ansicht geht das deutsche
schen Gesellschaft für Ausländerrecht von dem Ansatzpunkt
Auswärtige Politik: aus, Migranten, Ausländer in dem Fall, als
„Die Entsendeländer Bürger zweiter Klasse zu betrachten, die
hoffen mit der Konven- eben nicht die gleichen Rechte haben wie
tion, wenn sie denn ver- die einheimischen Staatsangehörigen oder
bindlich auch für die die EU-Bürger. Insofern sei die Systema-
Länder werden würde, in tik völlig anders. Denn in der Konvention
die sie Leute schicken, ginge man davon aus, dass möglichst die
dass dort ihre Staatsbür- gleichen Rechte auf Leben, auf Sicher-
ger besser geschützt sind. heit, auf gleiche Entlohnung usw. für die
Denn bis jetzt sind Wan- Migranten gelten sollen wie für die Ein-
derarbeiter, auch legale heimischen auch. Das deutsche Auslän-
wesentlich ungeordneter und ungeregelter Wanderarbeiter, eben nur relativ schlecht derrecht aber betrachte die Ausländer im-
als es im internationalen Güter- und Geld- geschützt. Das ist für viele Entsendelän- mer noch als Bedrohung anstatt als
verkehr der Fall ist. Entsprechend gravie- der von Arbeitskräften, für die Philippi- gleichberechtigte Menschen.
rend sind die Folgen. Philippinische Ar- nen z. B. seit langem auch ein innenpoliii- Migration bringt im allgemeinen drei
beitsmigrantinnen werden in Hongkong sches Problem. Die Regierung wird häu- grundlegende Probleme mit sich. Erstens
wie Sklavinnen gehalten, marokkanische fig aufgefordert, von allen möglichen werden Migranten von den Aufnahmelän-
Landarbeiter schuften in Spanien unter Interessenorganisationen, doch etwas für dern häufig zu bloßem Arbeitsmaterial
unmenschlichen Bedingungen, ukrainise- den Schutz ihrer Arbeitskräfte im Ausland degradiert. Zweitens werden sie oft einge-
he Bauarbeiter werden in Deutschland il- zu tun. Und deshalb sind solche Länder setzt, um die landesüblichen Löhne zu
legal und zu Hungerlöhnen vernutzt. eben sehr daran interessiert, diese Kon- drücken und Regelungen über Arbeitsbe-
Am 1. Juli 2003 tritt eine UNO-Kon- vention, die einen besseren Schutz bedeu- dingungen zu unterlaufen. Zum dritten
vention in Kraft, die Migranten weltweit ten würde, ich glaub, das kann man so sa- werden Migranten diskriminiert und be-
gegen solche Ausbeutungsmethoden gen, eben umzusetzen, in die Welt zu set- nutzt, um Fremdenangst zu schüren und
schützen soll. Der Gewerkschafter Leo zen und eben auch mehr Staaten dazu zu Spannungen unter Beschäftigten zu ver-
Monz begrüßt die Konvention, weil es bewegen, diese Konvention zu ratifizie- tiefen.
nicht darauf ankommen könne, in wel- ren.“ Auf allen drei Problemfeldern fixiert
chen Staat ein Migrant gerade geht und ob Dieses Ansinnen war bislang nicht von die UNO-Konvention Schutzregelungen.
er dann seine Rechte als Migrant wahr- Erfolg gekrönt. Kein einziger Industrie- Zum Beispiel zum Recht von Migranten,
nehmen kann oder nicht. Es bedürfe einer staat hat die Konvention, die bereits 1990 mit ihren Familien zusammenleben zu
gemeinsamen Verantwortung der Verein- von der UNO-Vollversammlung verab- können. Volker Roßocha:
ten Nationen, um allgemein verbindliche schiedet wurde, ratifiziert. In dreizehn „Bei Familienangehörigen geht die
und weltweite Standards durchzusetzen. Jahren sind nur zwanzig Staaten der Kon- Konvention weit über das hinaus, was
Leo Monz arbeitet im Bildungswerk vention beigetreten, allesamt Entsende- jetzt im Rat der Europäischen Gemein-
des Deutschen Gewerkschaftsbundes und staaten von Migranten. Staaten wie Ma- schaft als Richtlinie zur Familienzu-
ist dort Leiter des Bereichs Migration und rokko, die Philippinen, BosnienHerzego- sammenführung verabredet worden ist. In
Qualifizierung. Das Bildungswerk infor- wina, Ägypten oder Bolivien zum Bei- der Konvention wird gesagt, dass die
miert in- und ausländische Beschäftigte spiel. Der zwanzigste Staat, Guatemala, Wanderarbeiternehmer generell die Mög-
darüber, wie Migration abläuft und wie hat gerade erst ratifiziert. Damit ist das in lichkeit haben müssen auf Familiennach-
sich die Lebensrealitäten dadurch ändern. der Konvention verabredete Quorum er- zug. Und die EU sagt, es gibt einen einge-
Es will Deutschen dabei helfen, Vorurteile reicht und sie kann jetzt endlich in Kraft schränkten Familiennachzug, der sich nur
gegen Einwanderer abzubauen und Mi- treten. Das bedeutet zunächst jedoch nur, auf die Familienangehörigen erster Linie
granten dabei unterstützen, ihre Rechte dass die zwanzig Unterzeichnerstaaten bezieht.“
durchzusetzen. die Bestimmungen der Konvention in na- Auch die deutsche Diskussion um das
Die Initiative für die Erarbeitung und tionales Recht umsetzen und damit die re- Zuwanderungsgesetz müsste anders ver-
Verabschiedung der UNO-Wanderarbei- lativ wenigen Migranten schützen, die in laufen, wäre die UNO-Konvention hier-
terkonvention hatten solche Staaten über- die in diesen Ländern leben und arbeiten. zulande gültig. Politiker könnten dann

: antifaschistische nachrichten 10-2003 11


nicht mehr Propaganda dafür betreiben, in einem Land aufhalten und dort arbei- sind. Auf diesem Weg sind sie ja auch
nur noch Kinder bis zum Alter von 16 ten. Sie haben dasselbe Recht wie alle auf schon weit gekommen, wie die aktuellen
oder sogar 12 Jahren dürften ihren Eltern Gesundheitsversorgung, Bildung und „Reform“pläne von Bundeskanzler
nach Deutschland folgen. Die Konvention Ausbildung und darauf, vorenthaltenen Schröder zeigen.
erlaubt Eltern, ihre Kinder bis zur Volljäh- Lohn gerichtlich einzuklagen. Die Süß- Die UNO-Wanderarbeiterkonvention
rigkeit zu sich zu holen. Für den Gewerk- muthkommission hatte ebenfalls vorge- könnte bei der Durchsetzung dieser Poli-
schafter Volker Roßocha sprechen ohne- schlagen, den sogenannten Illegalen diese tik erhebliche Schwierigkeiten bereiten.
hin die Fakten gegen die Behauptung, Rechte zu gewähren. Die Bundesregie- Deshalb wird eine deutsche Regierung sie
eine in Deutschland nicht integrierbare rung allerdings negiert sie in ihrem Ent- nicht freiwillig unterzeichnen. Und des-
Kinderflut würde aus dem Ausland her- wurf für ein Zuwanderungsgesetz. Die halb meint der Migrationswissenschaftler
einströmen, wenn das Nachzugsalter Folgen: gerade illegale Migranten werden Steffen Angenendt:
nicht gesenkt wird: hemmungslos eingesetzt, um Lohnstruk- „Wenn die Konvention in der Welt ist,
„Wir haben vor etlichen Jahren über turen und Arbeitsbedingungen zu unter- wenn sie in Kraft getreten ist, wenn auch
das Bundesinstitut für Berufsbildung eine minieren. Christa Nickels, Vorsitzende nur für die ersten zwanzig Staaten, dann
Studie erstellen lassen, die türkische Kin- des Ausschusses für Menschenrechte im ist das ein Punkt, auf den politische Akti-
der hier und Kinder verglichen hat, die in Deutschen Bundestag ist mit der Forde- visten, Gruppierungen, Interessenverbän-
der Türkei die Schule gemacht haben und rung an die Bundesregierung, die UNO- de immer wieder zurückgreifen können
die erst nach ihrer Schulausbildung in die Wanderarbeiterkonvention zu unterzeich- und sagen können: Hier ist die Konven-
Bundesrepublik gekommen sind. Und da nen, nicht durchgedrungen. Obwohl der tion. Verhaltet Euch dazu, tretet bei und
hat sich herausgestellt, die Kinder, die in Menschenrechtsausschuss des Deutschen akzeptiert diese Standards.“
der Türkei die Schule beendet haben, sind Bundestages im März eigentlich genau Albrecht Kieser
mit dem 25. Lebensjahr in Deutschland das in zwei Resolutionsentwürfen ver- Rheinisches Journalistenbüro ■
besser integriert als Kinder, die hier zur langt hatte:
Schule ge,gangen sind. Insofern ist es in- „Aber wir sind in der Sache nicht
tegrationspolitisch Unsinn, wenn der Kin- weitergekommen. In zwei Anträgen, die
dernachzug jetzt noch auf zwölf Jahre re- wir als Menschenrechtspolitiker der Koa- Frankreich:
duziert wird. Denn so werden sie aus der litionsfraktionen erarbeitet haben – ein-
Schulausbildung in den verschiedenen mal zu wirtschaftlichen, sozialen und kul-
Neue Verschärfung
Ländern herausgerissen.“
Das deutsche Ausländerrecht verstößt
turellen Rechten, dann bei dem Antrag
„Menschenrechtspolitik als Leitlinie deut-
der Ausländer-
auch in anderen Bereichen gegen die
UNO-Konvention. Denn diese verbietet
scher Politik“ – haben wir die Konventio-
nen aufgezählt, die die Regierung ratifi-
gesetze geplant –
ausdrücklich, Ausländer abzuschieben, zieren soll. Doch diese Forderungen sind mit Überraschung
wenn sie arbeitslos werden und Sozialhil- wieder rausgeworfen worden von Seiten
fe. beziehen. Doch nach deutschem Recht der zuständigen Ministerien. Insgesamt
dürfen Ausländer, die schon lange Jahre wurde vom Innenminister alles, was den Die gute Nachricht zuerst: „Ihre
hier leben, aus diesem Grunde abgescho- Gesamtbereich Illegale betrifft, gestri- Aufenthaltsdauer wird verlän-
ben werden, falls sie noch keinen dauer- chen. Wir haben das Thema noch in zwei gert.“ Und dann die schlechte:
haften Aufenthaltsstatus erreicht haben. Fußnoten gerettet, mit Verweis auf die Gemeint ist jene im Abschiebegefängnis.
Leo Monz vom Bildungswerk des DGB: Süßmuth-Kommission.“ Das verkündet ein, in Polizeiuniform ge-
„Es ist ein Damoklesschwert, es wird Dort in den Fußnoten werden die Ver- kleideter Nicolas Sarkozy einem jungen
aber zunehmend von den Ausländerbe- weise sicherlich keine große Wirkungs- Afrikaner. So sieht ein Karikaturist in der
hörden angewandt, auch gegen EU- macht entfalten. Bernhard Schwarzkopf, Pariser Abendzeitung Le Monde den
Staatsangehörige. Wir haben eine ganze Zuwanderungsexperte bei der Bundesver- Kerngedanken jenes Entwurfs für eine
Reihe von Beispielen gerade aus Baden- einigung der Deutschen Arbeitgeberver- Neufassung der Ausländergesetze, den
Württemberg, wo versucht wird, das rich- bände, wird wissen, warum. Er verurteilt der französische Innenminister am ver-
tiggehend durchzuziehen. Unsere Kam- zwar, dass Arbeitgeber die Rechtlosigkeit gangenen Mittwoch im Kabinett präsen-
pagne „Jetzt handeln“, bei der es darum illegaler Migranten ausnutzen. Aber tierte.
geht, dass Ausländer die Aufenthaltsbe- Schutzbestimmungen wolle sein Verband Verlängerung der Abschiebehaft-
rechtigung und die unbefristete Aufent- trotzdem nicht. Die Beschäftigung von dauer
haltserlaubnis beantragen, ist eine Ant- Illegalen werde sich dann erübrigen,
wort auf diese Abschiebepolitik. Ich glau- wenn die Rahmenbedingungen für die Eine der Kernbestimmungen des Gesetz-
be, dass viele Menschen in Deutschland Entlohnung und soziale Absicherung von entwurfs sieht tatsächlich die Verlänge-
einen Anspruch auf Sozialhilfe haben, Beschäftigten, generell geändert seien. rung der Höchstdauer von Abschiebehaft
aber diesen Anspruch nicht wahrnehmen. Wörtlich: „Wenn wir aber illegale Be- vor. Sie beträgt derzeit zwölf Tage. Ur-
Nicht nur wie bei Deutschen aus Scham, schäftigung haben, dann müssen wir uns sprünglich sahen die Pläne des Innenmi-
sondern weil sie Angst vor den ausländer- schon fragen, woran das liegt. Und das nisteriums ihre Verlängerung auf 60 Tage
rechtlichen Folgen haben. Und da geht liegt an den Rahmenbedingungen für Be- vor, doch der Staatsrat – das oberste Ver-
eben die Konvention ganz anders ran: schäftigung hier in Deutschland, das liegt waltungsgericht – widersprach ihnen vo-
Wanderungsbewegung ist der Normalfall. an der hohen Abgabenbelastung, an der rige Woche. Nunmehr ist eine Ausdeh-
Und der Normalfall muss sozial abgesi- hohen Steuerbelastung. Und dort ist na- nung auf 32 Tage vorgesehen.
chert und geregelt werden.“ türlich der Staat auch gefordert, entspre- Es ist wahr, dass die Mehrzahl der EU-
Überhaupt ist der ganze Ansatz der chend günstigere Rahmenbedingungen Länder eine längere Abschiebehaft erlau-
UNO-Wanderarbeiterkonvention gerade- für Beschäftigung zu setzen.“ ben, als dies bisher in Frankreich der Fall
zu revolutionär für das deutsche Auslän- Aus dieser Aussage lässt sich folgern, war. Deutschland, mit einer zulässigen
derrecht: die Menschenrechte sind unteil- dass illegale Migranten solange eingesetzt Höchstdauer von 18 Monaten, zählt zu
bar und gelten für alle gleich, unabhängig werden sollen, bis die für die Unterneh- den Spitzenreitern. Westlich des Rheins
von ihrem Aufenthaltsstatus. So werden mer „günstigeren Rahmenbedingungen“ hatte bisher der Verfassungsgerichtshof
von der Konvention auch Migranten ge- durchgesetzt und die bestehenden Lohn- ihre Ausdehnung verhindert. 1993 hatte er
schützt, die sich ohne staatliche Erlaubnis und Tarifstrukturen genügend unterhöhlt noch eine Verlängerung über 10 Tage hin-

12 : antifaschistische nachrichten 10-2003


ten Verdachts richtet sich aber damit ge- Doppelte Strafe, das bedeutete: Ein Im-
gen diese Immigrantengruppen. migrant wurde in der Regel - beging er
Sarkozy: eine der Straftaten, die auf einer langen
Stolz auf Kollektivabschiebungen Liste standen - nicht nur zu einer Haftstra-
fe verurteilt wie französische Gesetzesbre-
Die seit März dieses Jahres regelmäßig für cher auch, sondern zusätzlich zur Ab-
Kollektivabschiebungen eingesetzten schiebung am Ende der verbüßten Frei-
Charterflüge will Innenminister Sarkozy heitsstrafe. Meist war er dadurch gleich
auch künftig verstärkt praktizieren. Am dreifach bestraft, denn aufgrund des Ver-
Dienstag vergangener Woche rechnete er dachts, er könne sich der drohenden Aus-
den Abgeordneten der Pariser National- weisung entziehen, wurden ihm systema-
versammlung stolz vor, im ersten Trimes- tisch Freigang und vorzeitige Haftentlas-
ter des laufenden Jahres seien 7.000 uner- sung gestrichen. Die Anwendung der dou-
wünschte Immigranten per Flugzeug oder ble peine führte zu offenkundigen Unge-
per Schiff abgeschoben worden. Auf das rechtigkeiten, wenn Familien auseinander
Jahr hochgerechnet, komme man damit gerissen und teilweise seit dem Kindesal-
auf rund 30.000 Abschiebungen, was der ter in Frankreich lebende Einwander in
jährlichen geschätzten Zahl der geschätz- ein – ihnen unbekanntes – Herkunftsland
ten „illegalen“ Einwanderer entspreche. verfrachtet wurden. 1998 fand deswegen
„Wenn wir es schaffen, jedes Jahr die glei- in Lyon ein Aufsehen erregender Hunger-
che Zahl von Personen“ – wie die der ver- streik statt. Die damalige sozialdemokrati-
aus für unzulässig erklärt. Denn der Ab- muteten außergesetzlichen Niederlassun- sche Regierung Lionel Jospins reagierte
schiebegewahrsam gilt in Frankreich juris- gen – „abzuschieben, so könnten wir die bestenfalls mit Herablassung. Jetzt hat
tisch nicht als Haft. Die Rechtsgarantien, Situation zumindest stabilisieren“, führte ausgerechnet der konservative Hardliner
auf die Straf- oder Untersuchungshäftlinge Sarkozy aus. Sarkozy die Notwendigkeit einer innenpo-
sich berufen können, sind demnach auf sie In einem Interview mit dem Figaro vom litischen Frontbegradigung erkannt
nicht anwendbar; das gilt für eventuellen folgenden Tag fügte er noch hinzu: „Wir und er macht sie sich zur Imagepflege
Freigang und vor allem auch für Angehöri- werden weiter gehen, indem wir jeden zunutze.
gen- und sogar Anwaltsbesuche. Monat die Zahl der abgeschobenen Sans- Weitere (repressive) Bestimmungen
Daher müssen die Behörden mit der papiers (...) veröffentlichen, auf die glei-
Unterbringung in Abschiebegewahrsam che Art, wie wir jeden Monat die Krimi- Das hindert ihn nicht daran, ansonsten in
restriktiv umgehen. Den Verfassungsrich- nalitätszahlen publizieren.“ seinem neuen Gesetzentwurf die Situation
tern zufolge hat er ausschließlich der un- Denn die Polizei muss seit dem Amts- auch fest in Frankreich etablierter Ein-
mittelbaren Vorbereitung der erzwungenen antritt des Hardliners Sarkozy monatlich wanderer in Frage zu stellen. So sollen sie
Abreise zu dienen. Unzulässig ist es hinge- ihre Erfolgsstatistiken bei der Verfolgung die Zehn-Jahre-Aufenthaltstitel, mit denen
gen, ihn zur Verwahrung von Personen zu von Straftätern publizieren, angeblich um eine gewisse Stabilisierung ihrer Situation
benutzen, von denen man ansonsten be- zu beweisen, dass die praktizierte Politik einher geht, künftig nur noch nach 5 Jah-
fürchtet, dass sie sich dem staatlichen Zu- der Härte die Kriminalitätsrate senke. ren – statt bisher drei Jahren –- erhalten,
griff entziehen – und als „illegale“ Ein- Durch seinen Vergleich im Figaro stellt während derer sie sich alljährlich um eine
wanderer ihr Leben fristen. der Innenminister, ob gewollt oder unge- befristete Erlaubnis bemühen müssen.
Tatsächlich werden 85 Prozent der real wollt, eine Parallele zwischen der Krimi- Im Fall von Verdacht auf „Scheinehen“
erfolgenden Abschiebungen in der ersten nalitätsbekämpfung und der Situation von zwischen Personen französischer und aus-
Woche des Gewahrsams vorgenommen; Sans papiers her. ländischer Staatsangehörigkeit soll künftig
danach erhöht sich die Zahl nur noch un- Überraschung: Abschaffung der der Bürgermeister die Eheschließung aus-
wesentlich. Was den Hardlinern der fran- „Doppelstrafe“ ?! setzen, und systematisch den Staatsanwalt
zösischen Innenpolitik aber Sorge bereitet, einschalten können. Das Eingehen einer
sind die Situationen, in denen das – ver- Doch Sarkozy lässt sich nicht treffen, ver- solchen „Scheinehe“ wird künftig zur
meintliche – Herkunftsland die „Rücknah- suchte man ihn einfach als reaktionären Straftat. Auch die Anerkennung der Vater-
me“ eines angeblichen Staatsbürgers ver- Scharfmacher zu kritisieren. Der Mann, schaft eines französischen Kindes wird
weigert. Um auch in diesen Fällen die Aus- der längst davon träumt, bei der nächsten von einer ähnlichen Verdachtschöpfung
reise erzwingen zu können, möchte das Präsidentschaftswahl 2007 für die Nach- begleitet; im Falle betrügerischer Aner-
Innenministerium nun die Gewahrsams- folge Jacques Chiracs zu kandidieren, kennung soll der Aufenthaltstitel verwei-
dauer ausdehnen, am liebsten so lange, wie weiß um die Notwendigkeit eines ausge- gert werden. Damit wird eine bedeutende
es eben erforderlich sei. glichen wirkenden Erscheinungsbilds. Machtposition in die Hände örtlicher Ver-
Claire Rodier vom Gisti, einer Rechts- Und so überholt er seine Amtsvorgänger waltungen gelegt.
beratungsgruppen für Immigranten, ver- zugleich auf der Rechten wie auch auf ih- Ferner soll die Beihilfe zu illegaler Ein-
mutet, dass während dieser Woche im rer Linken. Denn Sarkozy schlägt in sei- reise oder illegalem Aufenthalt künftig
Hintergrund Absprachen mit Regierungen nem Gesetzentwurf vor, was die Sozialis- strenger bestraft werden. Das kann halb-
der so genannten Dritten Welt getroffen ten sich in ihrer Regierungszeit kaum zu mafiöse Netzwerke treffen, aber auch aus
werden könnten. Im Falle des Senegal denken trauten, auch wenn linke Basisor- humanistischen oder antirassistischen Mo-
etwa deute sich an, dass dessen Regierung ganisationen und Menschenrechtsgruppen tiven heraus agierende Menschen. Tat-
bereit sei, auch mal ein Auge zuzudrücken, es immer wieder forderten: Er will die be- sächlich läuft etwa seit dem 22. April ein
wenn dorthin Abgeschobene gar keine se- rüchtigte double peine (Doppelbestrafung) Strafverfahren gegen Charles Frammezel-
negalesischen Staatsbürger sein sollten. weitgehend abschaffen, jedenfalls für die le - Mitglied einer Initiative in Calais, die
Allerdings soll der Aufbau einer Fingerab- seit langem in Frankreich lebenden und solidarische Aktionen für die Flüchtlinge
druck-Datei für alle nach Frankreich Ein- familiär integrierten AusländerInnen. Le- im ehemaligen Auffanglager Sangatte
reisenden, die aus „Ländern mit hohem diglich terroristische Delikte und „Verge- unternahm - wegen „Beihilfe zum illega-
Immigrationsrisiko“ stammen, nach Sarko- hen gegen fundamentale Staatsinteressen“ len Aufenthalt“. Dafür drohen theoretisch
zys Vorstellung die Zahl der Zweifelsfälle sollen von der Neufassung ausgenommen bis zu zehn Jahre Haft.
klein halten. Eine Logik des generalisier- bleiben. Bernhard Schmid, Paris ■

: antifaschistische nachrichten 10-2003 13


: neuerscheinungen, ankündigungen

Deutscher Osten die Berliner Geschichtswerk- Jahre verschiedene Projekte nach seinen Worten in dieser
1939-1945 statt (mit Sitz in der Schöne- zur Erforschung und Kontakt- Zeit bewusst, dass die osteu-
berger Goltzstr.). Eine neue aufnahme mit Zwangsarbei- ropäischen Opfer Hitlers
„Der Osten war Hitlers ei- Buchveröffentlichung fasst tern durchgeführt haben. Dies „von den Deutschen nie eine
gentlicher Kriegsschauplatz. nun Ergebnisse zusammen. hat unter anderem auch zur Kompensation erhalten hat-
Dort fand der rassenideolo- Der Projektkoordinator Gestaltung einer Erinnerungs- ten, die vergleichbar gewesen
gisch grundierte Weltan- Helmut Bräutigam gibt einen stätte für die Zwangsarbeiter wäre mit den Milliarden, die
schauungs- und Vernich- Überblick. Er ermöglicht eine bei dem durch sie errichteten an jüdische Holocaust-Opfer
tungskrieg statt“, heißt es Vorstellung über die Dimen- Bunker an der Pallasstr. ge- geflossen waren“.
ganz richtig im Klappentext sionen der Zwangsarbeit in führt. Durch einen Artikel im
des Buches „Deutscher Osten Berlin und wie sie Arbeits- Harald ■ Wall Street Journal vom 21.
1939 - 1945. Der Weltan- und Lebenswelt sowie alltäg- Juni 1995 wurde Eizenstat in
schauungskrieg in Photos und liche Erfahrung bestimmt ha- Herausgeber: dieser Zeit auch auf den
Texten“. Das Buch ist der er- ben müssen: 1944 schuftete- Arbeitskreis Berliner Regio- „Schweizer Bankenskandal“
ste Band einer neuen Reihe ten 400.000 Zwangsarbeite- nalmuseen, Zwangsarbeit aufmerksam, d.h. auf die
von Veröffentlichungen der rinnen und Zwangsarbeiter in Berlin 1938-1945, Ausraubung und das Ver-
Ludwigsburger Forschungs- alleine in Berlin. 1.000 Lager Metropol-Verlag 2003, schwindenlassen jüdischer
stelle der Universität Stutt- waren in der Stadt verteilt – ISBN 3-936411-11-5 Konten bei Schweizer Ban-
gart. Auf knapp über 200 Sei- große Baracken bei Industrie- ken während der NS-Zeit. Er
ten wird hier aus der Erleb- gebieten und am Stadtrand, erwirkte die Befugnis des
nisperspektive der Täter, Op- aber auch „Saallager“ (Fest-
Ein lesenswerter Außenministeriums, auch
fer und Zuschauer eine mög- säle, Hallen und Lokale). Alle Insiderbericht diesen Bereich in seinen
lichst dichte Beschreibung Großkonzerne (wie Siemens, Sonderauftrag einzubeziehen.
des ungeheuren Geschehens AEG, Daimler-Benz, BMW, Stuart Eizenstat über die Die damit beginnende
geliefert. Die Texte und Fotos Auto-Union, Heinkel, Hen- Entschädigung für Opfer Schweizer Bankenaffäre wur-
um die drei großen Verbre- schel, Telefunken, Zeiss-Ikon, der NS-Zwangsarbeit de so zum Auslöser eines
chenskomplexe der Judenver- u.a.) hatten Sklavenarbeiter, Prozesses, der, wie er
nichtung, des Massensterbens die beträchtlichen Anteil an Der frühere amerikanische schreibt, „zur Schlussabrech-
der sowjetischen Kriegsge- der Belegschaft hatten. Aber Staatssekretär Stuart E. Ei- nung mit dem Zweiten Welt-
fangenen und der Liquidie- auch kommunale Unterneh- zenstat hat seine Erinnerun- krieg geriet“.
rung der Zivilbevölkerung im men, Reichsbahn, Kirchenge- gen über die Entschädigungs- Eizenstat schildert in sei-
Zuge der Partisanenbekämp- meinden und privilegierte verhandlungen für Opfer der nen Erinnerungen spannend
fung sprechen für sich. Die Privathaushalte. NS-Zwangsarbeit veröffent- die Auseinandersetzungen mit
Mentalitäten und Motive der Das Kapitel „Rahmenbe- licht. Eizenstat war Chef- den Schweizer Banken, auf
Täter werden hier ebenso dingungen, Organisation, unterhändler der US-Admi- deren Seite damals u.a. der
deutlich benannt wie die Tat- Strukturen“ beschäftigt sich nistration von Präsident Clin- heutige Deutsche-Bank-Chef
orte und die an den Verbre- in verschiedenen Beiträgen ton und damit der wichtigste Ackermann und der spätere
chen beteiligten deutschen mit „Sozialausgleichsabgabe“ Gegenspieler der deutschen (inzwischen wegen einer
Militär- und Polizeieinheiten. (einer Sondersteuer für Polen, Industrie bei den Verhandlun- Callgirl-Affäre wieder aus
Es ist zu wünschen, das die- Juden und Ostarbeiter), mit gen. dem Amt geschiedene)
sem ersten Band noch viele dem System der Durchgangs- Vor seiner Beauftragung Schweizer Botschafter in
weitere folgen werden. lager, der Überwachung und zum Chefunterhändler bei Berlin, Borer, agierten. Vor
H■ Bestrafung sowie mit den den Entschädigungsverhand- allem die von NS-Opfern im
Krankengeschichten. lungen war Eizenstat unter Verein mit US-amerikani-
Klaus-Michael Mallmann, Das Kapitel „,Arbeitsein- anderem politischer Chefbe- schen Anwälten vor US-Ge-
Volker Rieß, Wolfram Pyta satz‘ und Lager“ stellt Einzel- rater in Jimmy Carters Wahl- richten eingereichten Sam-
(Hrsg.): Deutscher untersuchungen zu bestimm- kampfteam 1978 und US- melklagen gegen deutsche
Osten 1939 - 1945 – Der ten Einsatzorten und Firmen Botschafter bei der Europäi- Konzerne führten schließlich
Weltanschauungskrieg in vor: der Arbeitseinsatz bei schen Union gewesen. 1995 dazu, dass sich auch die deut-
Fotos und Texten. dem Generalbauinspektor erhielt er in dieser Funktion sche Wirtschaft und die deut-
Wissenschaftliche Buchge- Speer, Lager der Deutschen vom Außenministerium in sche Politik nicht länger der
sellschaft, Darmstadt 2003, Reichsbahn, AEG/Telefunken Washington den Auftrag, in Frage entziehen konnte, wa-
39,90 Euro im Wedding, „Weser“-Flug- den osteuropäischen Staaten rum sie fünfzig Jahre nach
zeugbau am Flughafen Tem- die Rückgabe des von den Kriegsende noch keine Ent-
pelhof. Nazis beschlagnahmten jüdi- schädigung für NS-Zwangs-
Zwangsarbeit in Ein weiteres Kapitel be- schen Eigentums zu errei- arbeiter gezahlt hatten.
schäftigt sich mit Besonder- chen. Dadurch kam Eizenstat Eizenstats Schilderungen
Berlin 1938-1945 heiten der Behandlung von nach seiner Darstellung erst- dieser Verhandlungen sind
Im letzten Jahr führten die verschiedenen Gruppen von mals in enge Berührung mit spannend zu lesen und lohnen
bezirklichen Heimatmuseen Zwangsarbeitern (Juden, dem Schicksal osteuropäi- die Lektüre für alle an diesem
in einem Gemeinschaftspro- Niederländer, Polen, Ukrainer scher Nazi-Opfer – bis hin zu Thema Interessierten. Denn
jekt Ausstellungen zur u.a.). der persönlichen Entdeckung, der US-Staatssekretär schil-
Zwangsarbeit in Berlin und Im Kapitel Erinnerung und dass drei Schwestern seiner dert schonungslos die schäbi-
den jeweiligen Bezirken Entschädigung ist auch ein Großmutter in Litauen von gen Versuche der deutschen
durch. Wichtiger Koopera- Beitrag eines Lehrers der So- den Nazis ermordet worden Wirtschaft und der Regie-
tionspartner war dabei auch phie-Scholl-Schule, die über waren. Erstmals wurde ihm rungsbürokraten, sich billig

14 : antifaschistische nachrichten 10-2003


herauszukaufen. Genau das hatten US- gierungen der osteuropäischen Staaten derung der Entschädigungsverhandlun-
Anwälte wie Mel Weiss, Ed Fagan und und Israels zu einer befriedigenden Lö- gen durch Eizenstat scheint bis zum
Micheal Hausfeld schon früh geahnt und sung führen könne. Er organisierte Schluss bei der Wirtschaft nicht auf
deshalb ihre Sammelklagen eingereicht. „Vollversammlungen“ aller Seiten in Gegenliebe gestoßen zu sein. Die an den
Während die Regierung Kohl bis zu ih- Washington und Berlin. Dabei zwang er Washingtoner und Berliner Verhandlun-
rem Amtsende 1998 noch jede Verhand- gemeinsam mit den US-Anwälten und gen beteiligte frühere PDS-Bundestags-
lungen ablehnte, begann die deutsche den anderen Vertretern der Opfer der abgeordnete Ulla Jelpke berichtete kürz-
Wirtschaft unter Führung von Daim- Nazi-Zeit die deutsche Wirtschaft und lich in der „jungen welt“, Manfred Gentz
lerChrysler-Finanzchef Gentz nach Ei- Regierung Schritt für Schritt zu weiteren habe sich mit einem vierseitigen Brief
zenstats Schilderung schon vor der Zugeständnissen und zur Erhöhung ihres vom 10. März 2003 gegen verschiedene
Bundestagswahl 1998 mit der Planung Angebots, bis endlich die von ihm nach Passagen verwahrt.
einer Abwehrstrategie, die bei dem seiner Schilderung schon früh ange- Derselbe Manfred Gentz bekam übri-
SPD-Kanzlerkandidaten Schröder sofort strebte Gesamtsumme von 10 Milliarden gens vor einigen Monaten von Bundes-
auf Unterstützung stieß. Nach der Wahl DM erreicht war. Dass die Bundesregie- präsident Rau einen Orden verliehen –
kam es dann zu einem ersten Kontakt rung dabei der deutschen Wirtschaft fak- für seine Verdienste bei der Entschädi-
zwischen Schröder und der Wirtschaft tisch nur eine Zahlung von 2,5 Milliar- gung von NS-Zwangsarbeit. rül ■
über diese Fragen und in der Folge zwi- den DM auferlegte, weil der offizielle
schen Eizenstat und dem neuen Kanz- Anteil der Wirtschaft von 5 Milliarden Stuart E. Eizenstat, Unvollkommene
leramtschef Bodo Hombach. Eizenstat DM als Betriebsausgaben steuerlich ab- Gerechtigkeit. Der Streit um die Ent-
und seine Leute waren über das Agieren setzbar erklärt wurde, interessierte Ei- schädigung der Opfer von Zwangsar-
Hombachs nach seiner Darstellung ent- zenstat dabei nur am Rande. beit und Enteignung. C. Bertelsmann
setzt: „Hombach argumentierte, dass Po- Trotzdem: Die deutsche Wirtschaft Verlag, München 2003, 480 Seiten,
len und Tschechen und andere schon seit und die Bundesregierung kommen in 24,90 Euro. ISBN 3-570-00680-8
Generationen freiwillig nach Deutsch- dem Insiderbericht des Staatssekretärs,
land gekommen seien, um als Erntehel- der selbstverständlich die eigene Rolle Mariannes Heimkehr –
fer etwas Geld zu verdienen. Hombach ins gebührende Licht zu rücken versteht,
verweigerte deshalb in den ersten Ge- bis zum Schluss schlecht weg. Ausführ- Die Jüdin, der Beamte und
sprächen jede Entschädigung für osteu- lich schildert Eizenstat einen letzten das Dorf
ropäische NS-Opfer und wollte mit den Wutausbruch von Daimler-Finanzchef Regie: Gert Monheim/Stefan Röttger;
US-Anwälten nichts zu tun haben.“ Gentz noch am Tag der Unterzeichnung BRD 2003 (WDR); 45 Minuten;
Eizenstat erfuhr von Hombach ledig- aller Verträge in Berlin. „Gentz krönte 14. Mai, 23.30 Uhr, ARD
lich vertraulich, dass die deutsche Indus- seine Litanei mit einer letzten Beleidi-
trie 1,7 Milliarden DM für einen „Zu- gung. Weit entfernt von Partnerschaft „Der da hat mein Klavier, und der meine
kunftsfonds“ ausgeben wolle. Dieser zur Sicherung des Rechtsfriedens habe Einmachgläser.“ Marianne Winter kehrt
Betrag solle, so der erste Plan von Wirt- es in Wirklichkeit eine Diktatur der 1945 als einzige jüdische Überlebende
schaft und Bundesregierung, ausreichen, USA gegeben.“ des Dorfes Hemmerdingen aus den Ver-
um alle Klagen gegen deutsche Firmen Auch die Bürokraten der Bundesre- nichtungslagern der Nazis in ihren Ge-
vor US-Gerichten niederzuschlagen. gierung kommen nicht gut weg. Bei der burtsort zurück und macht sich nicht ge-
Auch später folgende erste Gespräche Umsetzung der Verträge und Vereinba- rade beliebt – wie die Dokumentation,
von Eizenstat mit Gentz ergaben keinen rungen in ein deutsches Gesetz habe es die Winters Geschichte rekonstruiert,
großen Fortschritt. „Der Darstellung Otto Löffler, verantwortlicher Beamter zeigt. Hatte doch die Dorfgemeinschaft
Gentz’ zufolge sollten nur Arbeitsskla- des Bundesfinanzministeriums für die das Eigentum der jüdischen Familie in-
ven und Zwangsarbeiter, die heute in Ausarbeitung des ersten Gesetzentwurfs, zwischen unter sich aufgeteilt und in
Armut lebten, in den Genuss einer finan- geschafft, dass sich „viele unserer müh- Winters Elternhaus Fremde einquartiert.
ziellen Entschädigung kommen dürfen.“ sam errungenen Kompromisse bei ihm „Wenn se nich im KZ verreckt ist, dann
Eizenstat schreibt, ihm sei klar gewor- in Luft auflösten“. Nur durch heftige verreckt se hier, dann schmeißen wir se
den, dass unter diesen Umständen nur Interventionen im Hintergrund sei es die Treppe runter“, diesen Satz eines
eine große Druck- und Drohkulisse un- gelungen, dass am Ende die wichtigsten Mitbürgers hat Marianne Winter für die
ter Einbeziehung der US-Anwälte, der Vereinbarungen auch im Gesetz standen. Nachwelt auf dem Tonband festgehalten.
Jewish Claims Conference und der Re- Die inhaltsreiche und detaillierte Schil- Sonst hatte sich im Dorf nicht viel verän-
dert: Der Polizist, der die Familie zur
Deportation abführte, ist ebenso noch im
Der Herausgabekreis und die Redaktion sind zu erreichen über:
GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln Tel. 0221 / 21 16 58, Fax 0221 / 21 53 73. Amt wie der Finanzbeamte, der damals
email: antifanachrichten@netcologne.de, Internet: http://www.antifaschistische-nachrichten.de feinsäuberlich dokumentierte, wie er den
Erscheint bei GNN, Verlagsges. m.b.H., Zülpicher Str. 7, 50674 Köln. V.i.S.d.P.: U. Bach jüdischen Besitz arisierte, und jetzt eben-
Redaktion: Für Schleswig-Holstein, Hamburg: W. Siede, erreichbar über GNN-Verlag, Neuer Kamp 25, falls streng nach Vorschrift die Entschä-
20359 Hamburg, Tel. 040 / 43 18 88 20. Für NRW, Hessen, Rheinland Pfalz, Saarland: U. Bach, digung Marianne Winters vornehmen
GNN-Verlag Köln. Baden-Württemberg und Bayern über GNN-Süd, Stubaier Str. 2, 70327 Stuttgart,
Tel. 0711 / 62 47 01. Für „Aus der faschistischen Presse“: J. Detjen c/o GNN Köln. soll. Bevor sie den Familienbesitz zu-
Erscheinungsweise: 14-täglich. Bezugspreis: Einzelheft 1,30 Euro. rückerhält, entschädigt er allerdings erst
Bestellungen sind zu richten an: GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln. Sonderbestellungen sind die Käufer, die die Waren „rechtmäßig“
möglich, Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt. ersteigert hatten. Und der Beamte fährt
Die antifaschistischen Nachrichten beruhen vor allen Dingen auf Mitteilungen von Initiativen. Soweit ein- selber auf einem Fahrrad herum, das Ma-
zelne Artikel ausdrücklich in ihrer Herkunft gekennzeichnet sind, geben sie nicht unbedingt die Meinung rianne Winter irgendwie bekannt vor-
der Redaktion wieder, die nicht alle bei ihr eingehenden Meldungen überprüfen kann. kommt. Die Filmemacher stellen ihren
Herausgabekreis der Antifaschistischen Nachrichten: Anarchistische Gruppe/Rätekommunisten (AGR); Annelie
Buntenbach (Bündnis 90/Die Grünen); Rolf Burgard (VVN-BdA); Jörg Detjen (Forum kommunistischer Arbeitsgemein-
Zeitzeugen sichtlich unangenehme Fra-
schaften); Martin Dietzsch; Regina Girod (VVN - Bund der Antifaschisten); Dr. Christel Hartinger (Friedenszentrum e.V., gen und entlarven manche Ausflüchte.
Leipzig); Hartmut-Meyer-Archiv bei der VVN - Bund der Antifaschisten NRW; Ulla Jelpke; Jochen Koeniger (Arbeitsgrup- Ihr Film dokumentiert auch, wie der
pe gegen Militarismus und Repression); Marion Bentin, Edith Bergmann, Hannes Nuijen (Mitglieder des Vorstandes der
Arbeitsgemeinschaft gegen Reaktion, Faschismus und Krieg–Förderverein Antifaschistische Nachrichten); Kreisvereini-
Antisemitismus in diesem exemplari-
gung Aachen VVN-BdA; AG Antifaschismus/ Antirassismus in der PDS NRW; Angelo Lucifero (Landesleiter hbv in ver.di schen deutschen Dorf nach dem Krieg
Thüringen); Kai Metzner (minuskel screen partner); Bernhard Strasdeit; Volkmar Wölk. lebendig blieb. ■

: antifaschistische nachrichten 10-2003 15


: aus der faschistischen presse
Ernst Zündel „nationales
Sicherheitsrisiko“
Zu wenig Rüstungs- Rechte Kritik am US- Kanada hat den deutschen Neonazi
industrie? Imperialismus und Holocaust-Leugner Enrst Zündel
zum „nationalen Sicherheitsrisiko“ er-
Junge Freiheit Nr. 18/03 Junge Freiheit Nr. 19/03 klärt, um ihn baldmöglichst nach
vom 25. April 2003 vom 2. Mai 2003 Deutschland abschieben zu können.
Zu wenig Nationalismus bei den deut- Carl Gustav Ströhm kommentiert grund- Mit der Entscheidung ist zugleich Zün-
schen Industriellen konstatiert das Blatt. sätzlich die Rolle der USA nach dem dels Begehren auf Anerkennung als
Die deutsche Rüstungsindustrie stehe Irak-Krieg und greift dabei alte rechte Flüchtling in Kanada abgelehnt, be-
vor dem Aus: „Es wäre angezeigter, Standpunkte auf: richtete am Wochenende die überregio-
wenn sich insbesondere Michael Ro- „Schon im Zweiten Weltkrieg verbrei- nale kanadische Zeitung National Post.
gowski einmal um die Belange der deut- teten die USA um sich eine seltsame Mi- Gegen den 64-jährigen Zündel, der
schen Rüstungsindustrie kümmern wür- schung von Bewunderung, Schrecken, sich seit Jahrzehnten in Kanada aufhält
de, anstatt Berater für eine zweifelhafte Ablehnung und totaler technischer Über- und von dort aus Nazi-Propaganda in
US-amerikanische Fondsgesellschaft zu legenheit. Ohnmächtig mussten die Schriften sowie über das Internet ver-
spielen ... Dabei steckt die Wehrtechnik Deutschen zusehen, wie der Himmel breitet, liegt in Deutschland ein Haft-
in Deutschland in einer Zwickmühle: ausschließlich den US-Bomberflotten befehl der Staatsanwaltschaft Mann-
Auf der einen Seite fehlen weiterhin gehörte, wie jede Form von deutschem heim wegen Volksverhetzung vor.
Aufträge zur Modernisierung der Widerstand einfach zusammengebombt Nach Auskunft der Staatsanwalt ist
Bundeswehr. Auf der anderen Seite sieht wurde. Ein Gefühl der totalen Ohnmacht aber noch kein Auslieferungsantrag ge-
sie sich durch rigide gesetzliche, aber hatte damals Zivilisten wie Soldaten er- stellt worden. Die taz (taz, 5.5.03) mel-
auch politische Praktiken der rot-grünen griffen – und das war die Voraussetzung dete, das Bundeskriminalamt habe den
Koalition beim Export von Wehrtechnik dafür, dass die US-Ordnung (und Umer- Behörden in Kanada zugesichert, Zün-
behindert. Wer von dieser Situation pro- ziehung) weitgehend widerstandslos ak- del im Falle einer Ausweisung in Ge-
fitiert, liegt auf der Hand: die ausländi- zeptiert und später ,verinnerlicht’ wur- wahrsam zu nehmen. Deutschland
sche, vor allem aber die US-amerikani- de.“ Dass Nazi-Deutschland den Krieg werde auch für die Kosten der Über-
sche Rüstungsindustrie. Deren Interes- nicht nur wegen der Bombardie- stellung aufkommen. ■
sen fühlt sich BDI-Chef Rogowski of- rungen, sondern nicht zu-
fensichtlich mehr als deutschen ver- letzt wegen der Nieder-
pflichtet.“ In ähnliche Richtung gehen lage in der Sowjetu- Nationalzeitung 18 und
zwei Interviews in derselben Ausgabe. nion und der Lan- 19-2003
General a.D. Franz Lanz, ehemals Bera- dung der Alliierten „Steckt Israel hinter Amerikas
ter im Verteidigungsministerium, ver- in der Normandie Kriegen?“ titelt das Blatt und
langt einen besonderen Schutz für die verloren hat, ver- bejaht die Frage, wobei aus-
Rüstungsindustrie gegen den Aufkauf schweigt Ströhm gerechnet Uri Avnery als
durch ausländische Investoren. Hans lieber. Kronzeuge zitiert wird für die
Raidel, CDU-Bundesabgeordneter, for- Kurz vor der Richtigkeit des notorischen
dert eine Lockerung der Rüstungsexport- Bremer Bürger- Antisemitismus der NaZe.
Bestimmungen, damit Rüstungskonzer- schaftswahl wechsel- Franz Schönhuber kritisiert in
ne „konkurrenzfähig“ bleiben können. te der CDU-Abgeord- seiner Kolumne zum Kriegsende
Dieter Stein weist auf das Erscheinen nete Henkel zur Schill-Par- im Irak die Bemühungen von Schröder
einer neuen rechten Zeitschrift hin. „Se- tei. Er war bei der CDU nicht und Fischer, die UNO in den Prozess für
zession“ heißt das Heft und wird heraus- mehr aufgestellt worden und wechselte den Wiederaufbau einzubeziehen: „Halten
gegeben von Karlheinz Weißmann und für eine Kandidatur bei Schill zu spät. wir uns fern. Es wird sich eines Tages aus-
Götz Kubitschek, es soll einen kulturpo- Einer seiner Hauptkritikpunkte an der zahlen“, orakelt er. „Schröder sollte sich
litischen Schwerpunkt haben. Die erste Bremer CDU ist, das sie zuwenig gegen durch den wendehalsigen Fischer nicht auf
Ausgabe sei dem „Krieg“ gewidmet. das Schächten unternehme. uld ■ die Straße ,Sind wir doch alle wieder gut
mteinander‘ treiben lassen.“ Auch Frey
schlägt in dieser Kerbe und gibt auch die
Richtung an, in die es seiner Meinung
BESTELLUNG: Hiermit bestelle ich … Stück pro Ausgabe (Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt)
nach gehen sollte. Auf dem Front Natio-
O Halbjahres-Abo, 13 Hefte 22 Euro
Erscheinungsweise: nal-Kongress in Nizza hielt er ein Gruß-
O Förder-Abo, 13 Hefte 27 Euro 14-täglich wort an die Delegierten im Tenor: „Wir
O Jahres-Abo, 26 Hefte 44 Euro
laufen Gefahr von der Weltbühne abtreten
O Förder-Abo, 26 Hefte 54 Euro
zu müssen und uns fremden Direktiven zu
O Schüler-Abo, 26 Hefte 28 Euro
unterwerfen, wenn wir nicht unsere Kräfte
O Ich möchte Mitglied im Förderverein Antifaschistische Nachrichten werden. Der Verein unterstützt finanziell
und politisch die Herausgabe der Antifaschistischen Nachrichten (Mindestjahresbeitrag 30,- Euro). in allen Bereichen zusammenfügen ... Ver-
Einzugsermächtigung: Hiermit ermächtige ich den GNN-Verlag widerruflich, den Rechnungsbetrag zu Lasten
eint sind wir eine überragende Weltmacht
meines Kontos abzubuchen. (ansonsten gegen Rechnung) ... Es gibt keine elementaren Interessen,
die Frankreich und Deutschland heute
Name: Adresse: oder in Zukunft entzweien. ... Es ist offen-
kundig, dass Washington abseits von
Konto-Nr. / BLZ Genaue Bezeichnung des kontoführenden Kreditinstituts Recht und Moral weitere Kriege vorberei-
tet. ... Wir müssen die Schlussfolgerung
Unterschrift ziehen, dass Frankreich und Deutschland
und Russland in Partnerschaft mit China
GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln, Tel. 0221 – 21 16 58, Fax 21 53 73, email: gnn-koeln@netcologne.de
Bankverbindung: Postbank Köln, BLZ 370 100 50, Kontonummer 10419507
zu einem Machtfaktor werden, der un-
überwindbar ist.“ u.b. ■

16 : antifaschistische nachrichten 10-2003

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