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nachrichten g 3336 11.8.2005 21. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
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Bleiberecht für Kriegsflücht- Auch in der Friedensstadt Augsburg keine Familie dafür aber im Bundesgebiet
linge sind ca. 20 Familien, die länger als 10 Jah- Angehörige mit dauerhaftem Aufenthalt
re hier leben, von der Abschiebung be- ... hat. Für den Irak wurde festgehalten,
Augsburg. Unter folgenden Appell sam- droht. „sobald es die Sicherheitslage im Irak zu-
meln der Augsburger Flüchtlingsrat und Wir fordern daher Bleiberecht und Ar- lasse, müsse mit der Rückkehr begonnen
die AFI derzeit Unterstützerunterschrif- beitserlaubnis für alle Flüchtlinge mit werden“. An erster Stelle der Abschiebun-
ten. „Gegen Ende der zweiten Amtsperi- langjährigem Aufenthalt. Die Augsburger gen stehen Personen „die schwere Strafta-
ode der rot-grünen Bundesregierung ist Behörden sind aufgefordert, ihren Spiel- ten begangen haben ...“. weitere folgen
der Flüchtlingsschutz in Deutschland am raum zugunsten der von Abschiebung be- mit Sicherheit. In Baden-Württemberg
Ende. Mit den wenigen Asylsuchenden, drohten Flüchtlinge so weit wie möglich sind über 20.000 Personen von der Ab-
die Deutschland überhaupt noch errei- auszuschöpfen und hiermit den Begriff schiebung bedroht.
chen, wird so rabiat umgesprungen wie eh „Friedensstadt Augsburg“ aktuell zu be- Gegen diese kalte technische Verwal-
und je. In gerade noch 2.067 Fällen wurde stätigen. Von der bayerischen Staatsregie- tungsbürokratie, die ohne Skrupel Men-
vom Bundesamt für Migration und rung fordern wir die Einrichtung einer un- schen aus einer gesicherten Existenz wie-
Flüchtlinge im Jahr 2004 ein Flüchtlings- abhängigen Härtefallkommission.“ der ins Nichts abschieben möchte, hat
status zuerkannt. Im selben Zeitraum wi- Wer bleiben will, soll bleiben! ■ sich bundesweit eine Bleiberechtskampa-
derrief das Bundesamt für 14.972 Men- gne etabliert, die auch breit von gesell-
schen, die oftmals seit Jahren anerkannt Über den Versuch in Süd- schaftlichen Gruppen (PRO ASYL, Kir-
waren, den Flüchtlingsstatus. chen, Gewerkschaften etc.) unterstützt
Betroffen sind nach der Innenminister- baden eine Bleiberechts- wird.
konferenz im Juni nun vor allem Flücht- kampagne zu starten! Die Kampagne fordert ein Bleiberecht:
linge aus Afghanistan und aus dem Koso- Freiburg. Am 24. Juni 2005 tagte die ◗ für Alleinstehende, die seit fünf Jahren
vo. Eine Abschiebung nach Afghanistan 178. Konferenz der Innenminister und in Deutschland leben,
bedeutet eine Abschiebung in den Krieg: -senatoren. Sie einigten sich unter ande- ◗ für Familien mit Kindern, die seit drei
Die Sicherheitslage in diesen Ländern ist rem auf Beschlüsse, dass zahlreiche Jahren in Deutschland leben,
geprägt von heftigen Kampfhandlungen Flüchtlinge „rückgeführt“ werden sollen. ◗ für unbegleitete minderjährige Flücht-
bzw. von Anschlägen auch auf die Zivil- Davon betroffen sind Minderheiten aus linge, die seit zwei Jahren in Deutschland
bevölkerung. Viele der von Abschiebung dem Kosovo, Flüchtlinge aus Afghanis- leben,
bedrohten Angehörigen der Roma- und tan, Einzelpersonen aus dem Irak. In an- ◗ für traumatisierte Kriegsopfer
Aschkali-Minderheiten können im Koso- dere Länder (Asien, Afrika etc.) finden ◗ für Opfer rassistischer Angriffe
vo ohne Lebensgefahr ihre Heimatstädte- täglich Abschiebungen statt. Laut Innen- Bleiberechtskampagne in Südbaden?
und Dörfer nicht mehr betreten. Angehö- minister Rech befinden sich 7.600 Ange-
rige dieser ethnischen Minderheiten müs- hörige von Minderheiten aus dem Kosovo Mittlerweile gab es auch in Freiburg erste
sen dann im Kosovo in von Soldaten be- in Baden-Württemberg, davon seien rund Treffen, bei denen über eine Bleiberechts-
wachten Lagern leben. 4.200 ausreisepflichtig. Weiterhin waren kampagne für Südbaden diskutiert wurde.
Aus diesem Grund demonstrierten am sich die Minister einig, „dass der Beginn Geeinigt hat man sich bei den Treffen da-
Samstag, den 11. Juni vor der Augsburger für die Rückführung nach Afghanistan ge- rauf, dass eine größere Versammlung vo-
Stadtmetzg 50 Menschen gegen die Ab- geben sei“. So müssen alle die BRD ver- raussichtlich am 17. September 2005 in
schiebung von Flüchtlingen aus dem Ko- lassen, „die wegen einer begangenen Freiburg mit von der Abschiebung betrof-
sovo. Das selbst von Bundesinnenminis- Straftat verurteilt wurden, gegen die Aus- fenen Menschen stattfinden wird. Der Be-
ter Otto Schily vorgeschlagene Bleibe- weisungsgründe vorliegen, die die Innere schluss der Versammlung soll einer Blei-
recht für seit langen Jahren hier lebende Sicherheit gefährden, die zu extremisti- berechtskampagne die gesellschaftliche
Kinder und ihre Familien, unterstützt von schen Organisationen Kontakt haben Legitimität geben. Nur, wenn bis dorthin
den Innenministern mehrerer Bundeslän- etc.“. Männliche alleinstehende Einzel- auch eine größere Bereitschaft zu einer
der, hat bei der Innenministerkonferenz personen, die sich noch keine sechs Jahre solchen Kampagne besteht, wird sie auch
keine Mehrheit gefunden. Die Folge: Es in der BRD aufhalten, sind ebenfalls be- beschlossen werden. Die Versammlung
gibt weiterhin Abschiebungen von Kin- troffen. Den Ausländerbehörden wurden soll dann auch das höchste Gremium sein,
dern, Jugendlichen und ihren Familien, verschiedene Abschiebekategorien in die die immer wieder über das weitere Vorge-
die seit fünf, zehn oder mehr Jahren in Hand gegeben. Bleiben darf z.B., wer am hen entscheidet. Sind bei den Abstim-
Deutschland leben. 24.6.05 das 65. Lebensjahr vollendet hat, mungsinhalten die von der Abschiebung