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Die Verliebten, Carlo Goldoni

Eugenia:

Undankbarer, Undankbarer, Undankbarer! Es mssen erst besondere Umstnde

eintreten, ehe wir merken, wer uns liebt oder wer uns nicht liebt. Wenn er mich

liebte, msste es ihm vllig gleichgltig sein, ob seine Schwgerin meinetwegen

bse auf ihn ist. Aber der ltere Bruder hat sie ihm ja ans Herz gelegt. Dass ich

nicht lache! Bruder oder Liebe! Wer mich liebt, hat jede andere Neigung zu

vergessen. Und wenn es einen solchen Mann nicht gibt, dann will ich gar keinen

Mann. Dann ziehe ich mich zurck von dieser Welt. Dann gehe ich eben ins

Kloster. Jawohl! Fulgenzio will mich ja sowieso nicht. Ich bin ja zu empfindlich.

Zugegeben, er hat sich immer wieder mit mir vershnt, war einsichtig, hat um

Verzeihung gebeten. Aber jetzt wird er wohl genug davon haben. Es liegt an mir.

Aber ich kann nun mal nicht die Erste sein, die nachgibt. Ich gehe ins Kloster. Es

ist besser so. Dann wird er ja zufrieden sein. Dann kann er ungestrt seiner

Schwgerin nachlaufen. Und eine neue Geliebte findet er auch. Die kann er ja

dann meinetwegen heiraten.

Ich gehe ins Kloster.


Kloster? Habe ich vorhin Kloster gesagt? Soll ich vielleicht wegen eines Mannes

ins Kloster gehen? So dumm mchte ich mal sein. Alle Mnner sind undankbar.

Keiner verdient, dass seinetwegen eine Frau in Kloster geht. Warum gehen die

Mnner eigentlich nicht ins Kloster? Genau da gehren sie hin. Nachher macht

der sich noch einen Triumph daraus. Luft berall herum und erzhlt stolz, dass

seinetwegen eine Frau ins Kloster gegangen. So schn ist er ja nun auch wieder

nicht. Nein, nein. Nix da. Kloster? Phh! Ich bleibe standhaft! Wo mir aber doch

so zum Sterben zu Mute ist!

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