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Partnerschaften im Bereich
von Kindergärten und
Kindertagesstätten
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öpp-schriftenreihe
Öffentlich-Private
Partnerschaften im Bereich
von Kindergärten und
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Übersicht
Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
1.1 Einführung zu ÖPP-Kitas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
1.2 Aufgabenbeschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
1.3 Zielsetzung des Projekts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
1.4 Vorgehensweise und Zeitplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
3 Umsetzungsmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
3.1 Kommunaler Eigenbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
3.2 Bedarfsdeckung durch freie Träger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
3.3 ÖPP-Modelle in kommunaler Trägerschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
3.3.1 ÖPP-Modelle in den verschiedenen Sektoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
3.3.1.1 Übersicht ÖPP-Modelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
3.3.1.2 Übersicht ÖPP-Sektoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
3.3.2 ÖPP-Inhabermodell mit Forfaitierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
Fallbeispiel: Stadt Halle (Saale) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
3.3.2.1 Bewertung (Vor- und Nachteile) aus Sicht der öffentlichen Hand . . . . . . . . 32
3.3.2.2 Empfehlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
3.3.3 ÖPP-Mietmodell mit Forfaitierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
3.3.3.1 Bewertung (Vor- und Nachteile) aus Sicht der öffentlichen Hand . . . . . . . . 33
3.3.3.2 Empfehlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
3.3.4 ÖPP-Erwerbermodell mit Forfaitierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
3.3.4.1 Bewertung (Vor- und Nachteile) aus Sicht der öffentlichen Hand . . . . . . . . 36
3.3.4.2 Empfehlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
3.3.5 Einbindung von kommunalen Eigengesellschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
Fallbeispiel: Stadt Leverkusen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
3.3.6 ÖPP-Inhabermodell mit einer kommunalen (rechtsfähigen) Eigengesellschaft . . . . 39
3.3.6.1 Bewertung (Vor- und Nachteile) aus Sicht der öffentlichen Hand . . . . . . . . 41
3.3.6.2 Empfehlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
3.4 Kooperationsmodelle / Modelle mit ÖPP-Ansätzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
3.4.1 ÖPP-ähnliche Modelle mit freien Trägern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
6 ÖPP-Schriftenreihe Band 3
3.4.1.1 Bewertung (Vor- und Nachteile) aus Sicht der öffentlichen Hand . . . . . . . . 43
3.4.1.2 Empfehlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
3.4.2 ÖPP-Modell ohne Planungsleistungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
3.4.2.1 Bewertung (Vor- und Nachteile) aus Sicht der öffentlichen Hand . . . . . . . . 46
3.4.2.2 Empfehlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
3.4.3 ÖPP-Modelle ohne Endfinanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
3.4.3.1 Bewertung (Vor- und Nachteile) aus Sicht der öffentlichen Hand . . . . . . . . 48
3.4.3.2 Empfehlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
Exkurs: Förderprogramm „Betrieblich unterstützte Kinderbetreuung“ . . . . 49
Anlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
Anlage 1 Länderübersicht Finanzierungsregelungen für Kitas nach
Bundesländern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
Verzeichnisanhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
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Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Betreuungsplätze für unter 3-Jährige: Ausbaustand und
Ausbauziele (nach KiFöG) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Abbildung 2: Verteilung der Vertragsmodelle nach Anzahl im Hochbau . . . . . . . . . . . . . 28
Abbildung 3: Aufteilung der ÖPP-Projekte nach Sektoren entsprechend dem
Investitionsvolumen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
Abbildung 4: Inhabermodell mit einer Forfaitierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
Abbildung 5: Mietmodell mit einer Forfaitierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
Abbildung 6: Erwerbermodell mit Forfaitierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
Abbildung 7: Inhabermodell umgesetzt mit einer kommunalen (rechtsfähigen)
Eigengesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
Abbildung 8: Finanzierungsschema für ÖPP-ähnliche Modelle mit freien Trägern . . . . . . . . 43
Abbildung 9: ÖPP-Modell ohne Planungsleistungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
Abbildung 10: ÖPP-Modell ohne Endfinanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
Abbildung 11: Vorgehensweise gemäß dem ÖPP-Beschaffungsweg . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Vergleich der Kinder unter sechs Jahren in Kindertagesbetreuung
sowie Betreuungsquoten nach Bundesländern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Tabelle 2: Kitaprojekte mit Vertragsabschluss seit 2002 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
Tabelle 3: Vor- und Nachteile eines Inhabermodells mit Forfaitierung . . . . . . . . . . . . . 32
Tabelle 4: Vor- und Nachteile eines Mietmodells mit Forfaitierung . . . . . . . . . . . . . . . 34
Tabelle 5: Vor- und Nachteile eines Erwerbermodells mit Forfaitierung . . . . . . . . . . . . 37
Tabelle 6: Vor- und Nachteile des Inhabermodells mit einer kommunalen
(rechtsfähigen) Eigengesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
Tabelle 7: Vor- und Nachteile der ÖPP-ähnlichen Modelle mit freien Trägern . . . . . . . . 44
Tabelle 8: Vor- und Nachteile des ÖPP-Modells ohne Planungsleistungen . . . . . . . . . . 46
Tabelle 9: Vor- und Nachteile des ÖPP-Modells ohne Endfinanzierung . . . . . . . . . . . . 48
Tabelle 10: Nutzwertanalyse zur Modellauswahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
Tabelle 11: Entscheidungsmatrix zur Auswahl des geeigneten ÖPP-Modells . . . . . . . . . . 55
Tabelle 12: Länderübersicht Finanzierungsregelungen für Kitas nach
Bundesländern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
8 ÖPP-Schriftenreihe Band 3
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indertagesstätten 9
Zusammenfassung
Die Zielsetzung dieser Grundlagenarbeit bestand darin, ein Konzept für öffentliche
Kindergartenträger zu entwickeln, wie der Bedarf aus dem Rechtsanspruch auf einen
entsprechenden Betreuungsplatz der unter 3-Jährigen und der Ausbau der Betreuung von
3- bis 6-Jährigen durch ÖPP-Maßnahmen umgesetzt werden könnte.
Im Rahmen der Grundlagenarbeit ÖPP-Kitas konnten verschiedene Umsetzungs-
modelle insbesondere im Bereich ÖPP weiter entwickelt und geprüft werden. Dabei ist
festzustellen, dass für öffentliche Kindergartenträger eine Vielzahl an Handlungsalter-
nativen besteht. Dazu zählen der kommunale Eigenbau, die Bedarfsdeckung durch freie
Träger, die Einbindung von kommunalen Eigengesellschaften, ÖPP-Modelle in kommunaler
Trägerschaft sowie Kooperationsmodelle bzw. Modelle mit ÖPP-Ansätzen. Alle der zuvor
genannten Umsetzungsmodelle wurden dabei in ihren Vor- und Nachteilen aus Sicht der
öffentlichen Hand bewertet. Hierbei gilt es aber nicht ein Umsetzungsmodell zu präferie-
ren, sondern den bestmöglichen Lösungsansatz für den Aufgabenträger zu identifizieren.
Dies kann sich für die einzelnen Kommunen sehr unterschiedlich darstellen.
Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass der Investitionsbedarf der vorschulischen
Betreuungseinrichtungen der Kommunen enorm hoch ist und der Bedarf an Kitaplätzen
immer weiter steigen wird, so dass die Vielzahl an Möglichkeiten, um Kitaplätze zu schaf-
fen, seitens des öffentlichen Kindergartenträgers genutzt werden muss. Die im Kapitel 4
dargestellte Modellübersicht sowie Checkliste soll dabei dem öffentlichen Aufgabenträger
verschiedene Handlungsoptionen sowie eine Vorgehensweise zur Umsetzung von inves-
tiven Kita-Maßnahmen gemäß dem ÖPP-Beschaffungsweges anbieten. Die nachfolgende
Nutzwertanalyse (siehe Kapitel 4.2) ergänzt darüber hinaus als qualitative Bewertung der
verschiedenen Handlungsalternativen die quantitative Einschätzung im Rahmen einer
vorläufigen Wirtschaftlichkeitsuntersuchung. Sollte dann ein ÖPP-Modell (oder ein ÖPP-
ähnliches Modell) nach der Nutzwertanalyse präferiert werden, kann anschließend ein
ÖPP-Eignungstest (siehe Kapitel 4.3) durchgeführt werden.
Einleitung Einführung zu ÖPP-Kitas 11
1 Einleitung
1
2
I
1.1 Einführung zu ÖPP-Kitas
m April 2007 haben sich Bund, Länder und Kommunen darauf verständigt, bis zum
3
Jahr 2013 die Zahl der Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren auf 750.000 zu ver-
dreifachen. Ab dem Jahr 2013 besteht ein bundesweiter Rechtsanspruch auf einen Be-
treuungsplatz für Kinder ab dem ersten Geburtstag. Der Bund hat hierfür bis zum Jahr 2013
Mittel in Höhe von vier Milliarden Euro bereitgestellt.
Am 18. Oktober 2007 haben Bund und Länder die Verwaltungsvereinbarung Investitions-
programm „Kinderbetreuungsfinanzierung 2008 – 2013“ unterzeichnet. Grundlage dieser
Vereinbarung ist die Verständigung zwischen Bund, Ländern und Kommunen, die Kinderta-
gesbetreuung (Kindertagesstätten), ausgerichtet an einem bundesweit durchschnittlichen
Bedarf, bis 2013 auf einen Anteil von 35 % für die Kinder unter drei Jahren zu erhöhen. 4
In Anbetracht der relativ geringen Bedarfsdeckung in den meisten Bundesländern be-
steht ein erheblicher politischer, rechtlicher und wirtschaftlicher Druck zur Schaffung
weiterer Betreuungsplätze im Bereich von Kindertagesstätten. Die Schaffung eines fami-
lienfreundlichen Umfeldes ist zudem ein wichtiger Standortfaktor für Kommunen. Durch
die Bereitstellung einer ausreichenden Anzahl von Betreuungsplätzen für Kinder unter drei
Jahren aber auch für 3- bis 6-Jährige kann der demographischen Entwicklung tendenziell
und lokal entgegengewirkt und die Attraktivität von Kommunen für Familien mit Kindern
gesteigert werden.
anlagen
1.2 Aufgabenbeschreibung
Das Bundesministerium der Finanzen (BMF) hat die ÖPP Deutschland AG (Partnerschaf-
ten Deutschland, abgekürzt PD) im Dezember 2009 beauftragt, Grundlagenarbeiten zur
Umsetzung von Öffentlich-Privaten Partnerschaften im Bereich von Kindertagesstätten (im
Folgenden Kitas genannt) durchzuführen. Bisher sind ÖPP-Projekte im Bereich von Kitas
vorwiegend in Verbindung mit größeren Schulprojekten (z. B. ÖPP-Projekt der Stadt Halle
(Saale)) umgesetzt worden. Dies liegt zum einen an den relativ geringen Investitionsvo-
lumina von Kitaprojekten, aber auch an der sehr heterogenen Trägerlandschaft (Kirchen,
Wohlfahrtsverbände, Kommunen, Fördervereine etc.). Auf Grundlage der von der Stadt Le-
verkusen mit Förderung der PPP-Task Force des Landes Nordrhein Westfalen (NRW) durch-
geführten Machbarkeitsstudie zum Neubau von 10 bis 14 Kindertagesstätten im Rahmen
eines ÖPP-Modells sowie den Erfahrungen aus dem von der Stadt Halle (Saale) umgesetzten
Projekt von Schulen und Kitas soll ein Konzept für öffentliche Kindergartenträger entwi-
ckelt werden, wie der Bedarf aus dem Rechtsanspruch auf einen entsprechenden Betreu-
ungsplatz der unter 3-Jährigen und der Ausbau der Betreuung von 3- bis 6-Jährigen unter
Einbeziehung von ÖPP-Modellen umgesetzt werden könnte.
In dem Konzept sollen Hinweise auf die geeignete Projektstruktur, das Verfahren, die
Einbindung von verfügbaren Bundes- und Landesmitteln etc. enthalten sein. Ferner sol-
len die Besonderheiten für die Umsetzung von ÖPP-Projekten im Bereich der Kindergärten
und Kindertagesstätten dargestellt werden. Dies ist im Rahmen eines Handlungsleitfadens
(Merkblatt und Checkliste) darzustellen.
Es sollte dabei eng mit dem Land NRW und der Stadt Leverkusen kooperiert werden,
um die Problemlagen anhand konkreter Projekte und unter Einbindung der Interessen von
Ländern und Kommunen aufzubereiten. Eine Projektbegleitung durch weitere Länder im
Rahmen des föderalen Kompetenznetzwerkes war, soweit möglich und von den Ländern er-
wünscht, vorzusehen.
tausch mit freien Trägern, dem potenziellen Bieterkreis, den Verbänden, der Kommunalauf-
sicht und der FPK-AG sowie die Sichtung von Erkenntnissen und Marktinformationen und
die Aufbereitung von Projekterfahrungen notwendig.
1
1.4 Vorgehensweise und Zeitplan
Bei der Projektumsetzung wurden die Erfahrungen des in der Betriebsphase befindlichen
ÖPP-Bundespilotprojektes „Schulen und Kitas der Stadt Halle (Saale)“ sowie die Ergebnis-
se der Machbarkeitsuntersuchung zum ÖPP-Kitaprojekt der Stadt Leverkusen ausgewertet
und einbezogen. Als Projektvorbereitung wurden Daten aufgenommen und recherchiert.
Weiterhin hat die PD an Projektgruppensitzungen der Stadt Leverkusen teilgenommen und
Workshops mit den Städten Leverkusen und Halle (Saale) durchgeführt, um die gewählten
2
Modellstrukturen zu diskutieren und zu analysieren.
Darüber hinaus hat die PD Gespräche mit Kommunen geführt, die künftig Kitaprojekte
realisieren wollen. Als Gesprächsgrundlage wurde ein Interviewleitfaden erstellt, um Er-
kenntnisse der Projektträger sowie Projekterfahrungen systematisch zu erfassen und aus-
zuwerten.
Im Anschluss an die Datenerhebung und -untersuchung hat die PD ÖPP-Kitamodelle an-
hand der organisatorischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Eckpunkte strukturiert.
3
ፚፚ Projektvorbereitungen zur Datenaufnahme und -recherche,
ፚፚ Workshops mit den Städten Leverkusen und Halle (Saale),
ፚፚ Auswertung der verfügbaren Unterlagen,
ፚፚ Erfahrungsaustausch mit den kommunalen Spitzenverbänden, den Ländern, freien
Trägern, Beratern sowie dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und
Jugend (BMFSFJ,
ፚፚ Aufbereitung der Ergebnisse,
ፚፚ Entwicklung geeigneter Projektstrukturen in organisatorischer, rechtlicher und
wirtschaftlicher Hinsicht, 4
ፚፚ Erstellung eines Merkblattes sowie einer Checkliste.
anlagen
14 Einleitung Vorgehensweise und Zeitplan
Rahmenbedingungen und Marktsituation Rechtliche Rahmenbedingungen 15
2 Rahmenbedingungen
und Marktsituation
1
2
D
2.1 Rechtliche Rahmenbedingungen
3
ie einschlägigen rechtlichen Rahmenbedingungen bilden das SGB, das Förder-
recht auf Bundes- und Länderebene, sowie das Kommunalrecht.
Die Träger von Tageseinrichtungen sind grundsätzlich nicht verpflichtet, einen Eigenan-
teil zu leisten. Eine finanzielle Entlastung des Aufgabenträgers kann zum Beispiel mit Hilfe
1 Vgl. I. d. F. des Gesetzes zur Einordnung des Sozialhilferechts in das Sozialgesetzbuch vom 27.12.2003 (BGBl. I
S. 3022)
16 Rahmenbedingungen und Marktsituation Rechtliche Rahmenbedingungen
von Spenden, Sponsoring oder durch ehrenamtliche Tätigkeit erfolgen. In den einzelnen
Bundesländern wird die Finanzierungsverantwortung für die Kindertagesstätten grund-
sätzlich auf das Land, die öffentliche Jugendhilfe und die Eltern verteilt.
Die leistungsbezogenen Entgelte werden grundsätzlich zwischen dem Einrichtungsträ-
ger und dem örtlich zuständigen Jugendamt für die jeweiligen Kindertageseinrichtungen
ausgehandelt. Bei der Berechnung wird die Betreuungsart (Kindergarten, Krippe, Hort) und
Umfang der Betreuung (Ganztags-, Halbtags-, Teilzeitplatz) berücksichtigt. Dieses Leis-
tungsentgelt soll die jeweiligen Kosten der Einrichtung decken, die unter Berücksichtigung
von Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit anfallen.
Das Land und die örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe beteiligen sich i. d. R. mit
Festbeträgen, die von der Zahl der zu versorgenden Kindern ausgehen und nicht an den fest-
gelegten platzbezogenen Kosten orientiert sind.
2.1.2 Förderrecht
Die Bereitstellung eines bedarfsgerechten Betreuungsangebotes für Kinder unter drei
Jahren (aber auch zwischen drei und sechs Jahren) ist eine originäre kommunale Aufgabe.
An der Finanzierung beteiligen sich Bund und Länder. Die Bundesregierung hat durch Ka-
binettsbeschluss vom 5. September 2007 den Fahrplan für den Ausbau der Kindertagesbe-
treuung festgelegt. Demnach wird die Beteiligung des Bundes an den Investitionskosten
für die Ausbauphase bis 2013 durch Bereitstellung eines Sondervermögens in Höhe von
2,15 Mrd. Euro sichergestellt. Dieses wurde zwischenzeitlich durch das Kinderbetreuungsfi-
nanzierungsgesetz (KBFG) errichtet. Das Kinderförderungsgesetz (KiFöG) sieht eine Beteili-
gung des Bundes an den Betriebskosten in Höhe von 1,85 Mrd. Euro in der Ausbauphase von
2009 bis 2013 und ab 2014 dauerhaft mit 770 Mio. Euro jährlich vor.
1
Die Bundesmittel sollen durch Eigenbeteiligung von Ländern und Kommunen flankiert
werden.
Die Förderregularien und Finanzierungsvorschriften von Kitaprojekten in den einzelnen
Bundesländern werden differenziert nach Investitionskosten, Betriebskosten, Elternbeiträ-
gen und sonstiger Förderung.
Insgesamt kann festgehalten werden, dass die Einbindung der Fördermittel in ein ÖPP-
Projekt im Bereich Kindergärten durch unterschiedliche Aspekte gehemmt werden kann.
Unter anderem kann die Einbindung von Fördermitteln von der Wahl des ÖPP-Modells ab-
hängig sein. In der Förderrichtlinie kann explizit gefordert sein, dass der öffentlichen Auf-
2
traggeber Eigentümer des Gebäudes ist. Dies schließt sowohl ein ÖPP-Mietmodell als auch
Erwerbermodell aus, da bei beiden Modellen der Eigentümer des Gebäudes der private Part-
ner ist. Zudem kann das Problem auftreten, dass vor der Ausschreibung des ÖPP-Projektes
keine Fördermittelzusage erteilt werden kann, da die erforderlichen Planungsunterlagen
erst vom privaten Partner in der Angebotsphase erstellt werden. Ein Hemmnis zur Realisie-
rung eines ÖPP-Projektes kann auch sein, dass als Bemessungsgrundlage für Fördermittel
der ÖPP-Barwert und nicht der PSC zu Grunde gelegt wird. Auf diese Weise würden bei der
ÖPP-Variante aufgrund von Einsparungen der Bau- und Planungskosten, z. B. durch besse-
res Projektmanagement oder verkürzte Bauzeiten, weniger Fördermittel an den öffentlichen
3
Auftraggeber ausgezahlt und die Effizienzvorteile weitgehend durch den Fördermittelgeber
abgeschöpft. Neben den allgemeinen Hemmnissen können auch länderspezifische Finan-
zierungsregelungen die Einbindung von Fördermitteln in ÖPP-Projekte im Bereich Kinder-
gärten verhindern.
2.1.3 Kommunalrecht / Gemeindehaushaltsrecht
Die schwierigen finanzwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und oft nur geringen fi-
nanziellen Handlungsspielräume der Kommunen stellen eine besondere Herausforderung 4
bei der Erbringung des kommunalen Eigenbeitrages und der langfristigen Deckung der
Betriebskosten im Bereich der Kindertagesstätten dar.2 Insoweit kann die gesetzliche Ver-
pflichtung zum Ausbau von Kapazitäten im Bereich der Kindertagesstätten in einen Ziel-
konflikt mit haushaltsrechtlichen Erfordernissen und den Genehmigungsvoraussetzungen
von Investitionsmaßnahmen durch die Kommunalaufsicht münden. Ein Haushaltssiche-
rungskonzept ist nach den Gemeindeordnungen (z. B. § 75 GO NW) der einzelnen Bundes-
länder erforderlich, wenn der Haushalt einer Kommune in Planung und Rechnung nicht
ausgeglichen werden kann, d. h. im kameralen Haushalt die Ausgaben die Einnahmen über-
anlagen
steigen. In diesem Konzept muss der Zeitpunkt bestimmt werden, zu dem dieser Ausgleich
wieder erreicht werden kann. Außerdem besteht eine Genehmigungserfordernis durch die
Aufsichtsbehörde, wobei diese Genehmigung nur erteilt werden kann, wenn spätestens im
vierten auf das Haushaltsjahr folgende Jahr die im Haushalt ausgewiesenen Einnahmen die
Ausgaben wieder decken.
Ist ein Haushaltssicherungskonzept nicht genehmigungsfähig (z. B. wenn der Haushalts-
ausgleich nicht innerhalb der vorgegebenen Frist erreicht werden kann), so gelten für die
Haushaltswirtschaft die Bestimmungen über die vorläufige Haushaltsführung (Nothaus-
halt). Mittlerweile befinden sich bundesweit eine Vielzahl von Kommunen in der Haushalts-
sicherung bzw. der vorläufigen Haushaltsführung. Aus diesem Grund sind bei der Umset-
zung von Investitionsvorhaben die Vorgaben der Kommunalaufsicht zu berücksichtigen.
In diesem Zusammenhang ist allerdings zu differenzieren zwischen Pflichtaufgaben und
freiwilligen Aufgaben. Die Erledigung von pflichtigen Selbstverwaltungsangelegenheiten
wird der Gemeinde vom Bund oder Land durch Gesetz aufgetragen. Hierzu gehören u. a. alle
Aufgaben zur Schaffung einer ausreichenden Anzahl von Kindergartenplätzen. Während
die Kommune auf die Wahrnehmung von freiwilligen Aufgaben grundsätzlich verzichten
könnte, besteht bei pflichtigen Aufgaben der gesetzliche Druck, auch bei engen Finanzie-
rungsspielräumen die Aufgabe zu erfüllen.
Bei der Befragung einer Reihe von Kommunen zeigte sich, dass die Ziele eines bedarfs-
gerechten Ausbaus des Kita-Angebotes und die Vorgaben aus den Haushaltssicherungskon-
zepten kollidieren und die vorhandenen Investitionsspielräume einer gesetzeskonformen
Aufgabenerfüllung entgegenstehen können.3 Aus diesem Grund muss nach Instrumenten
und Lösungswegen gesucht werden, die eine effiziente Zielerreichung unter Berücksichti-
gung der jeweiligen kommunalen Haushaltssituation, der notwendigen Ausbaubedarfe und
der rechtlichen Rahmenbedingungen ermöglichen.
ÖPP kann die Möglichkeit eröffnen, durch langfristige Einsparungen und Streckung der
Investitionskosten den kurz- und mittelfristigen Investitionsspielraum der Kommunen zu
erweitern.
2.2 Marktsituation
Im Folgenden wird zunächst der Ist-Zustand der Kitabetreuung dargestellt und dann mit
den bestehenden Ausbau- und Investitionsbedarfen abgeglichen.
3 Marktbefragung der PD
4 Vgl. Statistisches Bundesamt Deutschland, Pressemitteilung Nr. 427 vom 11.11.2009 unter: http://www.destatis.
de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/pm/2009/11/PD09__427__225,templateId=render
Print.psml
Rahmenbedingungen und Marktsituation Marktsituation 19
In den neuen Bundesländern liegt die Betreuungsquote mit 46 % mehr als dreimal so
hoch wie in den alten Bundesländern (15 %). Die höchsten Betreuungsquoten für Kinder
unter drei Jahren gibt es in Sachsen-Anhalt (55 %), gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern
(50 %) und Brandenburg (48 %). In den alten Flächenbundesländern hat Rheinland-Pfalz mit
1
18 % die höchste Betreuungsquote. Deutlich höher liegen die Quoten in den Stadtstaaten Ber-
lin (42 %) und Hamburg (26 %). Wie bereits in den Vorjahren waren im März 2009 in Nieder-
sachsen und Nordrhein-Westfalen die bundesweit geringsten Betreuungsquoten für Kinder
unter drei Jahren zu verzeichnen (jeweils 12 und 11,6 %).5
In der Altersgruppe der 3- bis 6-Jährigen haben die Eltern von mehr als 1,9 Millionen Kin-
dern ein Angebot der Kindertagesbetreuung in Anspruch genommen. Obwohl die Zahl der
betreuten Kinder in dieser Altersgruppe gegenüber dem Vorjahr um rund 13.000 geringer
ausfiel, erhöhte sich die Betreuungsquote auf bundesweit 92 % (2008: 91 %). Ursache hierfür
war, dass bundesweit die Zahl aller Kinder in dieser Altersgruppe gegenüber dem Vorjahr
2
um 36.000 zurückging. Die höchsten Betreuungsquoten gab es bei den 3- bis 6-jährigen in
Rheinland-Pfalz mit 97 %, gefolgt von Baden-Württemberg und Thüringen (jeweils 96 %);
die geringsten Quoten hatten Bremen (88 %) und Schleswig-Holstein (86 %).6
Die nachfolgende Tabelle auf S. 20 vergleicht die Betreuungsquoten in allen Bundes
ländern:
3
4
anlagen
5 ebenda
6 ebenda
20 Rahmenbedingungen und Marktsituation Marktsituation
bundesland kinder unter kinder unter 3 jahren kinder von 3 bis insgesamt
6 jahren 6 jahren
Tabelle 1: Vergleich der Kinder unter sechs Jahren in Kindertagesbetreuung sowie Betreuungsquoten nach Bundes-
ländern7
7 ebenda
8 Vgl. Ernst & Young, Kommunen in der Finanzkrise, Juli 2010, unter www.ey.com/DE/de/Newsroom/News-
release/2010_Kommunalstudie_2010
Rahmenbedingungen und Marktsituation Marktsituation 21
ፚፚ Eine konjunkturelle Erholung wird die Probleme der Kommunen nicht (vollständig)
lösen. So wird die Alterung der Gesellschaft zu weiter steigenden Sozialausgaben
führen.
ፚፚ Die Kommunen müssen ihr Leistungsangebot überprüfen und verstärkt
1
Möglichkeiten der interkommunalen Zusammenarbeit nutzen.
2
Projektrealisierung beruhen. Insgesamt meldeten nur 27 % der befragten Kommunen, dass
sie bei der Kinderbetreuung keinen Investitionsrückstand haben. 21 % der Kommunen gaben
an, einen deutlichen Rückstand zu haben.10 Zudem zeigt die Befragung, dass der Ausbau der
Einrichtungen zur Kinderbetreuung einer der kommunalen Investitionsschwerpunkte im
Jahr 2010 sein wird. In diesem Bereich planen die Kommunen auch zukünftig Investitionen
in Höhe von 1,9 Mrd. Euro. Zum Teil werden diese Investitionen aber noch über die Mittel
des Konjunkturpakets II abgewickelt.
Darüber hinaus belegt die Studie, dass es z. T. erhebliche Unterschiede im Bereich der
Kinderbetreuung zwischen den Kommunen in den alten und denen in den neuen Bundes-
3
ländern gibt.11 In den alten Bundesländern gaben 32 % der Kommunen an, einen Rückstand
zu haben. Im Gegensatz dazu stellen in den neuen Bundesländern nur 10 % der Kommunen
einen Rückstand fest.
Der Investitionsrückstand im Bereich der Kinderbetreuung stellt nach allem ein vor-
dringliches kommunales Handlungsfeld dar.
insgesamt
jährlich
am 31.12.2013
der Bevölkerung
Kinder < 3 J. in
bzw. 50 %
davon 32 %
(gerundet)
Ausbaubedarf
Hamburg 9.798 21,1 10.457 22,2 11.027 22,9 12.538 25,7 32,0 6,3 1,6 50.100 16.032 3.500
Hessen 14.602 9,0 19.747 12,4 22.448 14,3 25.491 16,3 32,0 15,7 3,9 149.400 47.808 22.300
Mecklenburg-Vorpommern 16.507 43,1 16.737 44,1 16.920 44,9 19.038 49,6 50,0 0,4 0,1 36.200 18.100 0
Niedersachsen 10.750 5,1 14.052 6,9 18.190 9,2 23.529 12,0 32,0 20,0 5,0 185.400 59.328 35.800
Nordrhein-Westfalen 30.710 6,5 31.997 6,9 42.632 9,4 52.508 11,6 32,0 20,4 5,1 434.700 139.104 86.600
Rheinland-Pfalz 9.567 9,4 11.892 12,0 14.688 15,1 17.135 17,6 32,0 14,4 3,6 94.300 30.176 13.000
Saarland 2.335 10,2 2.717 12,1 3.123 14,2 3.281 15,2 32,0 16,8 4,2 20.700 6.624 3.300
Sachsen 32.795 33,5 34.104 34,6 36.164 36,5 40.418 40,1 50,0 9,9 2,5 97.100 48.550 8.100
Abbildung 1: Betreuungsplätze für unter 3-Jährige: Ausbaustand und Ausbauziele (nach KiFöG)14
Sachsen-Anhalt 25.735 50,2 26.538 51,8 26.986 52,7 28.541 55,1 50,0 0,0 0,0 47.000 23.500 0
Schleswig-Holstein 5.504 7,6 5.890 8,3 8.146 11,7 10.099 14,5 32,0 17,5 4,4 65.600 20.992 10.900
Thüringen 19.268 37,9 18.824 37,5 19.530 38,9 21.743 42,8 50,0 7,2 1,8 46.300 23.150 1.400
* Ergibt sich aus der Differenz zwischen der Quote der Inan- ** Ergibt sich aus der Differenz von 32 % bzw. 50 % der Kinder
spruchnahme am 01.03.2009 und dem Ausbauziel von 32 % bzw. unter 3 Jahren am 31.12.2013 abzüglich der Kinder unter 3 Jahren
50 % Mitte 2013. in Kindertagesbetreuung am 01.03.2009.
anlagen 4 3 2 1
24 Rahmenbedingungen und Marktsituation Marktsituation
Umsetzungsmodelle Kommunaler Eigenbau 25
3 Umsetzungsmodelle
1
2
D
3.1 Kommunaler Eigenbau
ie konventionelle Realisierung von Investitionen im Bereich der Kindertagesstät-
3
ten ist dadurch gekennzeichnet, dass der Aufgabenträger zeitlich gestaffelt die
Diese Eigenerstellung erfolgt i. d. R. inputorientiert auf der Grundlage von Leistungs- 4
beschreibungen und Leistungsverzeichnissen. Die gewerkeweisen Einzelausschreibungen
führen regelmäßig zu einer Umsetzung des Projekts mit einer Vielzahl von Vertragspartnern
und die öffentliche Hand (oder beauftragte externe Berater) muss das Schnittstellenmanage-
ment verantworten. Damit werden die Leistungsphasen Planung, Bau, Betrieb und Instand-
haltung getrennt und auf eine ganzheitliche am Lebenszyklus der Immobilie orientierte Re-
alisierung und die damit möglicherweise verbundenen Effizienzvorteile15 verzichtet.
anlagen
15 Die Effizienzvorteile der PPP-Projekte stellen Gesamtkostenvorteile der ÖPP-Variante gegenüber der konventi-
onellen Variante dar.
26 Umsetzungsmodelle Bedarfsdeckung durch freie Träger
16 Eine Anstalt des öffentlichen Rechts (AöR) ist eine Institution, die eine bestimmte öffentliche Aufgabe erfüllt,
die ihr gesetzlich zugewiesen worden ist. Anstalten des öffentlichen Rechts werden durch ein Gesetz oder auf
Grund eines Gesetzes errichtet, verändert und aufgelöst. Sie können Rechtsfähigkeit besitzen. Eine Anstalt des
öffentlichen Rechts hat keine Mitglieder, sondern Benutzer.
17 Entwurf des Haushaltsplans der Stadt Königswinter 2010, S. 398
18 Entwurf des Haushaltsplans der Stadt Königswinter 2010, S. 398
19 www.kita.de/traeger/nordrhein-westfalen/königswinter
Umsetzungsmodelle ÖPP-Modelle in kommunaler Trägerschaft 27
ter nicht vorgehalten, d. h. die Bedarfsdeckung erfolgt ausschließlich über freie Träger, die
entsprechende Investitions- und Betriebskostenzuschüsse erhalten.
In Nordrhein-Westfalen werden mehr als 8.100 Kita-Einrichtungen von knapp 3.800 Trä-
gern geführt.20 Unter Berücksichtigung von Zuwendungen und sonstigen Erträgen (Landes-
1
zuweisungen, Elternbeiträge) hat Königswinter im Jahre 2009 zusätzlich rund 3 Mio. Euro
aus dem Haushalt aufgewandt. Die Elternbeiträge werden von der Kommune vereinnahmt
und zur Deckung der Gesamtkosten herangezogen.21
2
rechtlichen, steuerlichen und politischen Rahmenbedingungen ab. Die ÖPP-Vertragsmo-
delle unterscheiden sich im Wesentlichen in der Übertragung des Eigentums während der
Vertragslaufzeit. Im folgenden Abschnitt sind die verschiedenen ÖPP-Modellvarianten in
kommunaler Trägerschaft genauer beschrieben.
3
te, die als Alternative zur konventionellen Beschaffung genutzt werden. ÖPP-Projekte sind
eine langfristig vertraglich geregelte Zusammenarbeit zwischen öffentlichem Auftraggeber
und Privatwirtschaft. Mittels ÖPP-Vertrag werden Planung, Finanzierung, Bau, Betrieb und
Instandhaltung für ein Investitionsvorhaben (oder einen Modernisierungsprozess) auf ei-
nen privaten Partner übertragen. Im Gegensatz zur konventionellen Beschaffung werden
die Leistungen weitestgehend output-basiert beschrieben und anreizorientiert vergütet.
Der Risikotransfer auf private Partner erfolgt unter Betrachtung der Beeinflussbarkeit der
Risiken, demnach werden alle Risiken, die private Partner wirtschaftlicher steuern können,
auf diese übertragen. 4
Von den verschiedenen ÖPP-Vertragsmodellen kommt das Inhabermodell bundesweit
mit Abstand am häufigsten zur Anwendung. Ein weiteres ÖPP-Modell von signifikanter
Marktrelevanz ist das Mietmodell. Aus diesem Grunde sollen diese beiden Modellvarianten
einer vertieften Betrachtung unterzogen werden. Da das Erwerbermodell – auch wenn es bis-
her noch keine praktische Relevanz entfaltet hat – diesen Modellen sehr ähnlich ist, soll es
ebenfalls in die Betrachtung mit einbezogen werden.
Die nachfolgende Abbildung 2 gibt einen Überblick zu den angewendeten ÖPP-Modellen
in Deutschland:
anlagen
20 www.kita.de/traeger/nordrhein-westfalen/königswinter
21 Entwurf des Haushaltsplans der Stadt Königswinter 2010, S. 400
28 Umsetzungsmodelle ÖPP-Modelle in kommunaler Trägerschaft
Mietmodell
Konzessionsmodell
8
8 Gesellschaftsmodell
2 Leasingmodell
2
% 10 Nicht bekannt
N = 144
Inhabermodell 70
11
Verwaltungsgebäude
Straßen 31 13
% 4 Justizgebäude
N = 144
9
25
Gesundheitswesen 7 Schulen, Kitas, Bildung
Sonstige
Wie der Übersicht zu entnehmen ist, kommt bei den bisher umgesetzten ÖPPs dem Sek-
tor Schulen und Kitas eine maßgebliche Bedeutung zu. Im kommunalen Bereich ist es der
größte ÖPP-Sektor. Bezogen auf die seit 2002 abgeschlossenen ÖPP-Verträge wurden im Be-
reich Schulen / Kindertagesstätten / Bildung 61 Projekte realisiert.
1
Bei Projekten im Bereich der Kitas handelt es sich in der Regel um so genannte kleine
ÖPPs mit einem vergleichsweise kleinen Investitionsvolumen, da die Vielfältigkeit der Trä-
gerlandschaft häufig einer umfassenden regionalen Bündelung der Objekte im Rahmen
einer Ausschreibung entgegensteht. Eine gemeinsame Ausschreibung und Realisierung
der Projekte von freien Trägern mit Kommunen dürfte in Anbetracht unterschiedlicher
Entscheidungsstrukturen, Betriebsführungsmodellen, organisatorischen Voraussetzungen
und Krediteinstufungen nicht umsetzbar sein. Dies gilt auch für gemeinschaftliche Projek-
te freier Träger. Die Bündelung von Sanierungsprojekten in den jeweiligen Kommunen ist
wegen des geringen Investitionsvolumens der einzelnen Objekte häufig wirtschaftlich nicht
2
tragfähig. Die Beispiele in Halle (Saale), Leverkusen und Münster haben jedoch gezeigt, dass
die Bündelung von Neubaumaßnahmen in diesem Bereich, z. T. aber auch die Durchführung
einzelner Neubaumaßnahmen bzw. die Kombination von Kindertagestätten mit schulischen
Einrichtungen, wirtschaftlich vorteilhaft sein kann und eine Beschleunigung der Zielerrei-
chung (Bedarfsdeckung) ermöglicht. Die folgende Tabelle 2 zeigt die ÖPP-Projekte im Be-
reich Kitas die seit 2002 realisiert wurden. Insgesamt wurden von den sechs abgeschlossen
Projekten zwei als Kombination mit Grundschulen umgesetzt.
3
in mio. schluss jahren
eur
Modellbeschreibung26
Beim Inhabermodell ist die öffentliche Hand über die gesamte Vertragslaufzeit zivilrecht-
licher und wirtschaftlicher Eigentümer des Objekts. Das Objekt (oder die Objekte) wird dem
privaten Partner lediglich für die vereinbarten Planungs-, Bau-, Betriebs- und Instandhal-
tungsleistungen auf vertraglicher Basis überlassen. Die inhaltliche Ausgestaltung der früh-
kindlichen Erziehung verbleibt, wie bei der konventionellen Lösung, beim öffentlichen Pro-
jektträger.
Einem privaten Partner werden im Rahmen einer ganzheitlichen, am Lebenszyklus der
Kindergärten orientierten Betrachtung die Leistungsbestandteile Planung, Bau / Sanierung,
Finanzierung und Betrieb einschließlich Instandhaltung und Instandsetzung übertragen.
Hierfür wird dem privaten Partner ein Leistungsentgelt über die gesamte Vertragslaufzeit ge-
zahlt, das i. d. R. durch ein anreizorientiertes Bonus-Malus-System flankiert wird.
Ziel dieser Beschaffungsvariante ist es, sämtliche Leistungen über den Lebenszyklus eines
Projektes in die einheitliche und zentrale Verantwortung eines privaten Partners zu überge-
ben, der für die gesamte Laufzeit des Vertrages für die ordnungsgemäße Bereitstellung der Ge-
bäude und Anlagen inkl. deren Betriebs- und Instandhaltungsleistungen verantwortlich ist.
In der Abbildung 4 ist die Struktur eines Inhabermodells mit Forfaitierung grafisch dar-
gestellt.
ÖPP-Vertrag Nutzungsentgelt
Bereitstellung
von
Fremdkapital
Investoren / Projekt-
Kreditinstitut
Sponsoren gesellschaft Forderungs-
verkauf
25 Bei ÖPP-Projekten, die im Rahmen einer Forfaitierung finanziert werden, verkauft der private Auftragnehmer
die Forderungen aus der Bauleistung gegenüber dem öffentlichen Auftraggeber ganz oder teilweise an die
finanzierende Bank. Die Forderungen entsprechen den Investitionskosten bzw. dem Kapitaldienst für das
zur Finanzierung der Investition aufgenommene Fremdkapital. Der Forderungsverkauf erfolgt i. d. R. nach
Abschluss der Bauphase und Abnahme der Bauleistung.
26 Vgl. Littwin, in Meyer-Hofmann/Riemenschneider/Weihrauch, PPP 2. Auflage, S. 5
27 Eigene Darstellung
Umsetzungsmodelle ÖPP-Modelle in kommunaler Trägerschaft 31
1
konform. Durch eine langfristige Bepreisung von Bau-, Instandhaltungs- und Betriebskos-
ten und Risiken erhält die öffentliche Hand – wie auch bei anderen ÖPP-Modellen – eine
entsprechende Planungs- und Kostensicherheit sowie weitgehende Kostentransparenz.
2
Die Sanierungs- und Neubaumaßnahmen des ÖPP-Pilotprojekts „Schulen und Kindertages-
stätten Halle (Saale)“ wurden im September 2009 mit der Übergabe von vier weiteren Schulen
abgeschlossen. Damit befinden sich alle Schulen und Kindertageseinrichtungen des ÖPP-Pro-
jektes rd. 2 Jahre nach Baubeginn in der Betriebsphase.
Der mit dem privaten Partner geschlossene ÖPP-Vertrag bietet im Ergebnis erhebliche Effizi-
enzvorteile gegenüber der Eigenerledigung. Es erfolgte kein Eigentumsübergang (ÖPP-Inha-
bermodell). In die Finanzierung des Projekts wurden verschiedene Fördermittel eingebunden.
Für den Bau der Schulen wurden Bundesmittel im Rahmen des IZBB in Höhe von 6,8 Mio. Euro
eingebunden; bei den investiven Maßnahmen im Bereich der Kitas wurden Fördermittel des
3
Landes in Höhe von 2 Mio. Euro eingesetzt. Der Zuschlag für die Planung, die nachhaltige Sa-
nierung bzw. den Neubau, die Finanzierung und Bewirtschaftung der Schulen über 25 Jahre
wurde der Schulen Halle GmbH (Bilfinger Berger GmbH, Günter Papenburg AG) erteilt. Für das
Kita-Projekt ist die Zuschlagserteilung an die Weisenburger Kita Halle GmbH erfolgt. Die Leis-
tungserbringung und Wertschöpfung wird zu einem erheblichen Anteil (ca. 70 bis 80 %) in der
Region erbracht. Es wird hier der Ansatz verfolgt, Kinderbetreuung und Bildung zu verknüpfen.
Eingeschlossen sind integrative Einrichtungen für geistig und körperlich behinderte Kinder.
Die Bestandsgebäude stammten aus unterschiedlichen Bauepochen, vom Altbau bis hin zu
Typenschulen in Plattenbauweise. 4
Der Eigenbetrieb Kindertagesstätten der Stadt Halle ist seit 01.01.2006 der Träger der Kinder-
tageseinrichtungen in Halle (Saale). Die vier Kindertagesstätten des ÖPP-Pilotprojektes wur-
den übergeben und in Betrieb genommen. Die zwei ersten Kindertagesstätten wurden bereits
im Dezember 2007 an die Stadt Halle (Saale) übergeben. Die weiteren Kitas konnten im No-
vember 2008 bzw. im Dezember 2008 fertiggestellt werden.
anlagen
28 Darunter versteht man die Finanzierung einer wirtschaftlich und rechtlich selbständigen Projektgesellschaft,
die zur Planung, Errichtung, Finanzierung und Betreibung eines speziellen, abgrenzbaren Vorhabens gegrün-
det wird. Das Ziel besteht darin, nach einer gewissen Anlaufphase den Kapitaldienst aus der eigenen Cash
Flow heraus zu erwirtschaften.
32 Umsetzungsmodelle ÖPP-Modelle in kommunaler Trägerschaft
3.3.2.1 Bewertung (Vor- und Nachteile) aus Sicht der öffentlichen Hand
Die Vorteile des Inhabermodells mit Forfaitierung sind u. a. der umfangreiche Risiko-
transfer auf den privaten Partner, die lebenszyklusübergreifende Optimierung und die damit
einhergehende Erschließung von Effizienzpotenzialen für die Kommune. Außerdem kann
eine Beschleunigung der Planungs- und Bauphase erreicht werden. Darüber hinaus können
trotz knapper Haushaltsmittel durch diese Beschaffungsvariante aufgrund von langfristi-
gen Einsparungen und der Streckung von Investitionskosten Maßnahmen vorzeitig reali-
siert und durch eine Forfaitierung kommunalkreditähnliche Finanzierungskonditionen
erreicht werden. Die Frage der Haushaltsverträglichkeit ist auch in diesem Zusammenhang
intensiv zu prüfen.
Als Nachteile sind vor allem höhere Transaktionskosten und langfristige vertragliche
Bindungen gegenüber einer konventionellen Realisierung zu nennen, wobei die Transak
tionskosten durch Effizienzpotenziale kompensiert werden können.
Die Vor- und Nachteile eines Inhabermodells mit einer Forfaitierung sind in der nachfol-
genden Tabelle 3 zusammengefasst dargestellt:
vorteile nachteile
ፚፚ Umfangreicher Risikotransfer auf private Partner ፚፚ Höhere Transaktionskosten (Finanzierungskosten, Berater-
kosten und Vertragscontrolling)
ፚፚ Zugang zum Know-How der privaten Partner
ፚፚ Langfristige vertragliche Bindungen
ፚፚ Lebenszyklusübergreifende Optimierung durch private
Partner und damit Erschließung von Effizienzpotentialen ፚፚ kein wirtschaftliches Eigentum bei ÖPP-Partner und damit
für die Kommune keine steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten
ፚፚ Ggf. Beschleunigung der Planungs- und Bauphase
ፚፚ Ggf. Realisierung der Maßnahmen trotz knapper Haus-
haltsmittel
ፚፚ Kostensicherheit über die Vertragslaufzeit
ፚፚ Zugriff auf das Grundstück und Gebäude ist auch bei
einer Insolvenz der Projektgesellschaft oder der Investoren
möglich
3.3.2.2 Empfehlung
Das Inhabermodell hat sich in der Praxis bewährt. Die bisherigen ÖPP-Projekte im Bereich
der Kindertagesstätten wurden ausschließlich im Rahmen dieser Modellvariante umgesetzt.
Das Inhabermodell bietet sich insbesondere an, wenn die Kommune über baureife Grund-
stücke verfügt, deren Veräußerung nicht in Betracht kommt und eine schnelle Realisierung
angestrebt wird. Anders als bei der Übertragung der Aufgabenerfüllung auf freie Träger hat
die Kommune eine deutlich höhere Kostentransparenz und Einflussmöglichkeiten auf die
Betriebsführung und pädagogischen Konzepte. Dieses Modell sollte nicht den freien Trä-
ger ersetzen, sondern den Bau von kommunalen Kitas optimieren und nachhaltig gestalten.
Aufgrund der Langfristigkeit der Vertragsbindung sollte der demographische Faktor bei der
Umsetzungsentscheidung Berücksichtigung finden und nur dort der Kita-Ausbau mit ÖPP-
Modellen vorangetrieben werden, wo positive Bedarfsprognosen auf Dauer vorhanden sind.
29 Eigene Darstellung
Umsetzungsmodelle ÖPP-Modelle in kommunaler Trägerschaft 33
Es besteht auch die Möglichkeit, freie Träger als Projektträger für das Inhabermodell
einzusetzen. Entscheidend für die notwendige Marktakzeptanz dürfte es sein, inwieweit die
öffentlichen Zuschüsse auf Grundlage einer langfristig verbindlichen Finanzierungszusage
gewährt werden und welche Zugriffsrechte den finanzierenden Banken eingeräumt werden
1
können.
Modellbeschreibung30
Der private Auftragnehmer übernimmt beim Mietmodell Planung, Bau, Finanzierung,
Betrieb und Verwertung z. B. einer Immobilie. Das Mietmodell entspricht weitgehend dem
Leasing, jedoch ohne Kaufoption mit zuvor festgelegtem Kaufpreis. Das Gebäude kann zum
2
Zeitpunkt des Vertragsablaufs – abhängig von der vereinbarten Endschaftsregelung – häufig
zu dem von einem Gutachter ermittelten Verkehrswert erworben werden. Der öffentliche
Auftraggeber zahlt vertraglich vereinbarte Raten an den Auftragnehmer; Bestandteile die-
ser Raten sind das Entgelt für die Gebrauchsüberlassung („Miete“) und den Betrieb (Facility
Management) sowie ggf. weiterer Dienstleistungen.
Die Abbildung 5 zeigt die Struktur eines Mietmodells:
3
Aufrechnungsverzichtsvereinbarung
Kommune
ÖPP-Vertrag Nutzungsentgelt
Bereitstellung
von
Fremdkapital
Investoren / Projekt-
Kreditinstitut
Sponsoren gesellschaft Forderungs-
verkauf
3.3.3.1 Bewertung (Vor- und Nachteile) aus Sicht der öffentlichen Hand
Die Vorteile eines Mietmodells entsprechen weitgehend denen eines Inhabermodells. Im
anlagen
Vergleich zum Inhabermodell ist beim Mietmodell darüber hinaus die unter bestimmten
Voraussetzungen die Inanspruchnahme gewerbesteuerlicher Vorteile möglich (wenn der
Tatbestand der Vermögensverwaltung erfüllt ist). Zudem fallen bei der öffentlichen Hand
keine rechtlichen und wirtschaftlichen Verpflichtungen aus der Eigentümerstellung (z. B.
Verkehrssicherungspflichten, Verwertung und Anschlussnutzung) an. Die u. a. entstehen-
den Aufwendungen bei Grundstückserwerb des Privaten oder durch die Bestellung des Erb-
baurechts könnten beim Mietmodell nachteilig sein.
Die Vor- und Nachteile eines Mietmodells mit einer Forfaitierung sind in der nachfolgen-
den Tabelle 4 detailliert dargestellt:
vorteile nachteile
ፚፚ Umfangreicher Risikotransfer auf private Partner ፚፚ Höhere Transaktionskosten (Finanzierungskosten, Berater-
kosten und Vertragscontrolling)
ፚፚ Zugang zum Know-How der privaten Partner
ፚፚ Langfristige vertragliche Bindungen
ፚፚ Lebenszyklusübergreifende Optimierung durch private
Partner und damit Erschließung von Effizienzpotentialen ፚፚ Kosten für Grundstückserwerb oder die Bestellung des
für die Kommune Erbbaurechts
ፚፚ Beschleunigung der Planungs- und Bauphase ፚፚ Kein Zugriff auf das Objekt bei Insolvenz des privaten
Partners
ፚፚ Ggf. Realisierung der Maßnahmen trotz knapper Haus-
haltsmittel ፚፚ Nicht mittelstandsfreundlich
ፚፚ Kostensicherheit und Transparenz über die Vertragslauf-
zeit
ፚፚ Ggf. Nutzung gewerbesteuerlicher Vorteile im Vergleich
zum Inhabermodell, Abschreibungsmöglichkeiten
ፚፚ Keine rechtlichen und wirtschaftlichen Verpflichtungen
aus der Eigentümerstellung (z. B. Verkehrssicherungs-
pflichten, Verwertung und Anschlussnutzung)
3.3.3.2 Empfehlung
Mietmodelle sind in Anbetracht der zu übertragenden Verwertungsrisiken auf den Pri-
vaten nicht unproblematisch. Da Projekte im Kitabereich wegen des kleinen bis mittleren
Investitionsvolumens vor allem für mittelständische Unternehmen geeignet sind, besteht
insoweit ein erhebliches Umsetzungshindernis. Eine wirtschaftlich sinnvolle Anschluss-
nutzung dürfte in Anbetracht der spezifischen Gestaltung der Objekte – ohne aufwändige
Umbaumaßnahmen – schwierig sein. Der Grundstückserwerb bindet Kapital und stellt vor
allem für mittelständische Unternehmen ein Teilnahmehindernis an der Ausschreibung dar.
Mietmodelle sind aber denkbar im Verhältnis der Kommune zu der rechtlich eigenständigen
kommunalen Gesellschaft, da der Gesellschafter „Stadt“ bzw. „Kommune“ an einer adäqua-
ten Nachnutzung interessiert sein dürfte und im Übrigen kraft Weisungsbeschluss des Rates
den Abschluss eines Mietvertrages vorgeben kann. Es handelt sich bei dieser Variante aller-
dings nicht um ein ÖPP-Mietmodell, da der Mietvertrag nicht mit dem ÖPP-Partner, sondern
der Eigengesellschaft abgeschlossen wird. Diese bedient sich bei der Leistungserbringung
ggf. eines ÖPP-Partners und wird damit zum öffentlichen Auftraggeber für ein ÖPP-Modell.
Die im Zuge des Projekts „Leverkusen“ durchgeführte Markterkundung hat gezeigt, dass
eine geringe Marktakzeptanz gegenüber Mietmodellen im Kitasektor besteht und potenziel-
le Bieter aufgrund der damit verbundenen Risikostruktur entweder auf eine Mitwirkung an
der Ausschreibung verzichten oder erhebliche Risikoaufschläge verlangen werden.
32 Eigene Darstellung
Umsetzungsmodelle ÖPP-Modelle in kommunaler Trägerschaft 35
Modellbeschreibung33
Das ÖPP-Erwerbermodell entspricht grundsätzlich dem Inhabermodell. Abweichend da-
1
von hat der private Partner während der Vertragslaufzeit das zivilrechtliche und wirtschaft-
liche Eigentum an dem Gebäude (und dem Grundstück). Die baulichen Anlagen werden auf
dem Grundstück des ÖPP-Partners errichtet. Am Ende der Vertragslaufzeit wird das zivil-
rechtliche und wirtschaftliche Eigentum an dem Gebäude auf den öffentlichen Auftragge-
ber zurückübertragen. Variationsmöglichkeiten schließen u. a. Erbbaurechtsvereinbarun-
gen ein, durch die das Eigentum am Grundstück beim öffentlichen Auftraggeber verbleibt
und das Eigentum am Gebäude zunächst dem privaten Auftragnehmer zugeordnet wird. Bei
dem Inhabermodell hat der öffentliche Auftraggeber bei einer Insolvenz des privaten Part-
ners direkten Zugriff auf das Gebäude. Für das Erwerbermodell sind zusätzliche Sicherun-
2
gen erforderlich, um im Falle einer Insolvenz des privaten Partners das Gebäude zu sichern.
Zur Sicherung des Eigentumsverschaffungsanspruches kann eine Vormerkung ins Grund-
buch eingetragen werden. Dadurch kann der der öffentliche Auftraggeber im Falle einer In-
solvenz das Gebäude zu einem dann zu ermittelnden Verkehrswert erwerben. Überwiegend
wird das Erwerbermodell eingesetzt bei Neubau-Projekten, bei denen der private Partner
auf seinem eigenen Grundstück das Gebäude errichtet. Außerdem kann das Erwerbermodell
grundsätzlich auch für sanierungsbedürftige Bestandsgebäude, die zunächst im Eigentum
des privaten Auftragnehmers stehen, Verwendung finden. Nach den Gemeindeordnungen
und Haushaltsgesetzen von Kommunen und Ländern, sind solche Modelle jedoch nur unter
3
sehr eingeschränkten Voraussetzungen zulässig.
Der Leistungsumfang des Auftragnehmers umfasst die Planung, den Bau, die Finanzie-
rung, den Betrieb. Der Auftragnehmer erhält dafür ein nach monatlichen oder jährlichen
Raten gestaffeltes Entgelt, das sämtliche Investitionskosten, Betreiber- und sonstige Be-
triebskosten sowie etwaige Risikozuschläge und den Gewinn des Auftragnehmers abdeckt.
Während der einzelnen Projektphasen liegen die Risiken (Planungs-, Bau-, Finanzie-
rungsrisiko) überwiegend beim Auftragnehmer. Der Auftraggeber trägt das Risiko einer
wirtschaftlich sinnvollen Nutzung bzw. Verwertung des Gebäudes nach Eigentumserwerb
am Ende der Vertragslaufzeit (Verwertungsrisiko). 4
Die Struktur eines Erwerbermodells ist anhand der Abbildung 6 (s. S. 36) grafisch darge-
stellt:
anlagen
ÖPP-Vertrag Nutzungsentgelt
Bereitstellung
von
Fremdkapital
Investoren / Projekt-
Kreditinstitut
Sponsoren gesellschaft Forderungs-
verkauf
3.3.4.1 Bewertung (Vor- und Nachteile) aus Sicht der öffentlichen Hand
Bei einem Erwerbermodell liegen die Risiken der einzelnen Projektphasen überwiegend
beim privaten Partner. Die Nutzung des Know-hows vom privaten Partner durch die Beach-
tung des Lebenszyklusansatzes führt in der Regel auch zu einer Beschleunigung der Pla-
nungs- und Bauphase.
Neben den Vorteilen birgt das Erwerbermodell aber auch Nachteile. Durch den Eigen-
tumsübergang (soweit der private Partner an dem Grundstück nicht bereits Eigentum hält)
fallen für den ÖPP-Partner Kosten für den Grundstückserwerb an.35 Es kann für den ÖPP-
Partner außerdem zu Verzögerungen bei der Bauleit- und Baugenehmigungsplanung und
ggf. zu zeitlichen Verzögerungen durch die Grundstücksübertragung kommen.
Einen Überblick zu den Vor- und Nachteilen eines Erwerbermodells gibt die nachstehen-
den Tabelle 5:
34 Eigene Darstellung
35 Unter den Voraussetzungen der §§ 4 Nr. 9 Grunderwerbsteuergesetz und 3 Abs. 1 Satz 3 Grundsteuergesetz
sind Erwerbermodelle allerdings von der Grunderwerb- und Grundsteuer befreit.
Umsetzungsmodelle ÖPP-Modelle in kommunaler Trägerschaft 37
vorteile nachteile
ፚፚ Die Risiken der einzelnen Projektphasen liegen überwie- ፚፚ Längere Projektlaufzeit
gend beim privaten Partner
ፚፚ Ggf. Kosten für Grundstücks- und Rückerwerb
ፚፚ Nutzung des Know-Hows vom privaten Partner durch die
ፚፚ Kein Zugriff auf das Objekt bei Insolvenz des privaten
Beachtung des Lebenszyklusansatzes
1
Partners
ፚፚ Beschleunigung der Planungs- und Bauphase
ፚፚ Nicht mittelstandsfreundlich
ፚፚ Kalkulierbare Ausgaben über die Vertragslaufzeit
ፚፚ Ggf. Verzögerungen bei der Bauleit- und Baugenehmi-
ፚፚ Planungssicherheit und Kostentransparenz gungsplanung
ፚፚ Ggf. gewerbesteuerliche Vorteile (Vermögensverwaltung)
ፚፚ Keine rechtlichen und wirtschaftlichen Verpflichtungen
aus der Eigentümerstellung (z. B. Verkehrssicherungs-
pflichten, Verwertung und Anschlussnutzung)
ፚፚ Veräußerungserlös für Grundstücke
2
3.3.4.2 Empfehlung
Das Erwerbermodell empfiehlt sich insbesondere, wenn entweder der Veräußerungser-
lös der Grundstücke eingesetzt werden soll, um (kurz- und mittelfristig) finanzielle Hand-
lungsspielräume für die Kommune zu schaffen bzw. diese zu erweitern oder steuerliche
Möglichkeiten (z. B. Finanzierung über Fonds; Generierung von Abschreibungsvolumen bei
der Projektgesellschaft etc.) zu eröffnen. Auch eine Beschleunigung der Realisierung kann
erreicht werden, wenn der öffentliche Auftraggeber nicht über die notwendigen Grundstü-
cke verfügt, der private Partner aber geeignete Grundstücke vorhält. Beim Ausbau vorhan-
dener Kapazitäten auf bereits öffentlich genutzten Grundstücken oder Sanierungsprojek-
3
ten bietet sich das Erwerbermodell nicht an, da es mittelständische Unternehmen hindern
kann, sich am Ausschreibungsverfahren zu beteiligen. Auch größere Unternehmen werden
entsprechende Risiken i. d. R. nur bei einem hinreichenden Investitions- und Projektvolu-
men tragen, wobei die Markterkundungen in Leverkusen gezeigt haben, dass es aufgrund
des spezifischen Nutzungsprofils von Kitas schwierig sein dürfte, Auslastungsrisiken am
Markt zu platzieren und auf den privaten Partner zu übertragen, ohne die Wirtschaftlichkeit
des Projektes zu gefährden.
36 Eigene Darstellung
38 Umsetzungsmodelle ÖPP-Modelle in kommunaler Trägerschaft
1
gesamt bis zu 1.000 neuen Kitaplätzen (einschließlich Umbauten und Erweiterungen) stellt
die Stadt Leverkusen vor erhebliche organisatorische und wirtschaftliche Herausforderungen.
Die Stadt Leverkusen ist die Eigentümerin der Wohnungsgesellschaft Leverkusen GmbH
(WGL). Die WGL ist das kommunale Wohnungs- und Infrastrukturunternehmen und errichtet,
betreut, bewirtschaftet und verwaltet Bauten in allen Rechts- und Nutzungsformen, darunter
Eigenheime, Eigentumswohnungen sowie gewerbliche Objekte.
Die Gesellschaft hat neben verschiedenen Bau- und Infrastrukturtätigkeiten für die Stadt Le-
verkusen bereits zwei Kitas im Stadtgebiet errichtet und vermietet diese an die Stadt. Gleich-
zeitig ist die WGL zur Erbringung von Facility Management-Leistungen verpflichtet. Die Stadt
2
räumt der Gesellschaft langfristige Erbbau-/Nutzungsrechte an den benötigten städtischen
Grundstücken ein. Die Investitionen werden von der WGL übernommen. Es handelt sich da-
bei nicht um ein kreditähnliches Rechtsgeschäft, sondern ein klassisches Mietverhältnis, so
dass eine kommunalaufsichtsrechtliche Genehmigung nach dem einschlägigen Krediterlass
grundsätzlich nicht erforderlich ist. Dieser Aspekt kann – neben prognostizierten Effizienzvor-
teilen – ein Motiv zur Wahl dieser Projektstruktur bilden.
Als problematisch hat sich im konkreten Fall die Einbindung von bestimmten Förderpro-
grammen erwiesen. Zum einen ist es aus förderrechtlicher Sicht fraglich, ob es sich um ein
(echtes) Mietverhältnis handelt, das in einzelnen Förderprogrammen – so in NRW – über
3
„Mietzuschüsse“ zusätzlich gefördert werden kann, zum anderen ist das Antragsprüfverfah-
ren problematisch, da für eine Förderzusage i. d. R. prüfungsfähige Planungsunterlagen vom
Zuwendungsgeber gefordert werden. Diese werden bei einer Umsetzung im Rahmen des ge-
planten ÖPP-Modells durch die Bieter allerdings erst im Ausschreibungsverfahren erstellt, so
dass bis zu diesem Zeitpunkt (i. d. R. erst kurz vor Zuschlag) keine belastbare oder gar verbind-
liche Förderzusage erteilt wird. Damit sind die Finanzierbarkeit des Projektes insgesamt und
die Eignung als ÖPP-Projekt im Besonderen gefährdet. Denkbar wäre es, verbindliche Förder-
zusagen im Rahmen eines Zuwendungsbescheides oder -vertrages unter der aufschiebenden
Bedingung zu gewähren, dass der private Investor bei der Erstellung der Planung die konkreten 4
Förderbedingungen erfüllt. Insoweit könnte das Risiko auf den Investor übertragen werden
und der kommunale Projektträger hätte eine sichere Finanzierungsgrundlage.
Die Einbindung der Eigengesellschaft kann im Rahmen einer konventionellen Realisierung, ei-
nes ÖPP-Modells, eines Investorenmodells oder einer Umsetzung mit ÖPP-Ansätzen erfolgen.
Modellbeschreibung
Die Realisierung eines Kitaprojektes im Rahmen eines ÖPP-Inhabermodells kann auch
durch eine kommunale (rechtsfähige) Eigengesellschaft als öffentlicher Auftraggeber
40 Umsetzungsmodelle ÖPP-Modelle in kommunaler Trägerschaft
durchgeführt werden. Bei dieser Variante verpflichtet sich eine rechtsfähige kommunale
Eigengesellschaft gegenüber ihrem (Allein-) Gesellschafter „Kommune“ zu Schaffung und
Bereitstellung zusätzlicher Kapazitäten und einer langfristigen Leistungserbringung. Sie
schreibt als öffentlicher Auftraggeber das Projekt als ÖPP-Inhabermodell aus und schließt
mit der Kommune einen Mietvertrag ab. Da in der Vergangenheit in vielen Kommunen durch
die städtischen Eigenbetriebe oder Wohnungsgesellschaften umfassende Erfahrungen beim
Bau und Betrieb von öffentlichen Hochbauten einschließlich Kitas (siehe z. B. Leverkusen)
gesammelt wurden, ist ein entsprechendes Modell eine denkbare Option. Wesentliche
Grundlage einer ÖPP ist, dass die zu vergebende Leistung output-orientiert ausgeschrieben
wird, um das Know-How und das Innovationspotenzial des Bietermarktes zu nutzen. Auch
bei diesem Modell ist eine ergebnisorientierte Leistungsbeschreibung möglich.
Für die Nutzung des Grundstücks sowie des Gebäudes während der ÖPP-Vertragslaufzeit
durch die kommunale Eigengesellschaft gibt es verschiedene Varianten. Zum einen kann
die Kommune das Eigentum an dem Grundstück während der gesamten Vertragslaufzeit
zurückbehalten und der Eigengesellschaft im Rahmen eines Überlassungs- bzw. Pachtver-
trages die Nutzung des Gebäudes einräumen. Zum anderen kann sie aber auch der Eigen-
gesellschaft an dem entsprechenden Grundstück langfristige Erbbaurechte einräumen. Die
Investitionsmaßnahme könnte aber auch auf einem Grundstück der Eigengesellschaft um-
gesetzt werden.
Die Struktur dieses Modells ist folgender Abbildung 7 zu entnehmen:
Kommune
Mietvertrag bzw.
Entgelt für Leistungen
Gebrauchsüberlassung
37 Eigene Darstellung
Umsetzungsmodelle ÖPP-Modelle in kommunaler Trägerschaft 41
Grundsätzlich besteht auch die Möglichkeit, dass nicht nur die wirtschaftliche, sondern
auch inhaltliche Gesamtverantwortung für den Kitabetrieb einer neu gegründeten rechtlich
selbständigen Gesellschaft übertragen wird. Dies kann eine Option sein, falls die projektbe-
zogenen Aufgaben innerhalb der Verwaltung dezentral verteilt und damit die Kostentrans-
1
parenz, die optimale Projektvorbereitung und -begleitung erschwert sind. Mit dieser Vari-
ante werden alle Aufgaben im Bereich Kita gebündelt und die neu gegründete Gesellschaft
agiert weitgehend selbständig. Für diese Variante bietet sich als Rechtsform entweder der
– organisatorisch selbständige Eigenbetrieb oder die – rechtlich selbständige – Anstalt des
öffentlichen Rechts (AöR) an. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die AöR über noch weitrei-
chendere Möglichkeiten verfügt, um die Aufgabe im Bereich Kita eigenverantwortlich zu
erfüllen.
3.3.6.1 Bewertung (Vor- und Nachteile) aus Sicht der öffentlichen Hand
2
Als Vorteil des Inhabermodells mit der (rechtsfähigen) Eigengesellschaft ist u. a. der re-
duzierte Verwaltungsaufwand bei der Kommune zu erwähnen. Darüber hinaus kann das
Modell ÖPP-ähnlich strukturiert werden, wenn die Leistungen outputbasiert beschrieben
werden und eine anreizorientierte Vergütung erfolgt. Durch eine höhere haushaltsrechtli-
che Flexibilität könnte eine schnellere Realisierung der Investitionsmaßnahme ermöglicht
werden.
Als Nachteil dieser Variante des Inhabermodells ist der zusätzliche Abstimmungsbedarf
zwischen der Kommune und der Eigengesellschaft aufgrund der Schnittstellenproblematik
anzumerken. Der unmittelbare Einfluss der Verwaltung auf die Verfahrens- und Projektge-
3
staltung ist außerdem gering bzw. von der Einbindung der Verwaltung durch die Geschäfts-
führung der Gesellschaft abhängig. Es bedarf ggf. Weisungsbeschlüsse des Rates. Darüber
hinaus hat die Umsetzung des Inhabermodells durch eine kommunale (rechtsfähige) Eigen-
gesellschaft eine geringere Kostentransparenz sowie möglicherweise schlechtere Finanzie-
rungskonditionen zur Folge, da kommunale Unternehmen – abhängig von gesellschafts-
rechtlichen Haftungsverhältnissen – gegenüber der Kommune am Markt Margenaufschläge
zahlen müssen.
Die Tabelle 6 veranschaulicht die Vor- und Nachteile des Inhabermodells umgesetzt
durch eine kommunale (rechtsfähige) Eigengesellschaft: 4
vorteile nachteile
ፚፚ Geringerer Verwaltungsaufwand bei der Kommune ፚፚ Hoher Abstimmungsbedarf zwischen der Kommune und
der Eigengesellschaft (Schnittstellenproblematik)
ፚፚ Das Modell kann ÖPP-ähnlich strukturiert werden, wenn
Leistungen output-basiert beschrieben werden und die ፚፚ Keinen unmittelbaren Einfluss auf Verfahrens- und
Vergütung anreizorientiert vereinbart wird Projektgestaltung
ፚፚ Finanzierung in Form einer Forfaitierung ist möglich, da ፚፚ Geringere Kostentransparenz
die Kommune i. d. R. unbeschränkt für alle Verbindlich
ፚፚ Anreizorientierte Vergütung wird typischerweise nicht so
keiten haftet (Verlustausgleich)
gelebt wie mit einem privaten Partner
ፚፚ Ggf. Erweiterung des Investitionsspielraumes bei
ፚፚ Höhere Transaktionskosten
Vorliegen von Haushaltssicherungskonzepten /
anlagen
Nothaushaltsrecht
Tabelle 6: Vor- und Nachteile des Inhabermodells mit einer kommunalen (rechtsfähigen) Eigengesellschaft38
38 Eigene Darstellung
42 Umsetzungsmodelle Kooperationsmodelle / Modelle mit ÖPP-Ansätzen
3.3.6.2 Empfehlung
Eine unmittelbare Umsetzung eines ÖPP-Modells durch die Kommune ist zu bevorzu-
gen; die Einbindung einer Eigengesellschaft – soweit die Aufgaben im Bereich Kitas dort
nicht gebündelt sind – schafft zusätzliche Schnittstellen und verringert die Einflussmög-
lichkeiten der Kommune auf die optimale Projektumsetzung und das Projektcontrolling.
Grundsätzlich ist es möglich, den Lebenszyklusansatz auch bei dieser Modellvariante zu
realisieren und alle ÖPP-Elemente in das Modell zu integrieren. Projektträger und ÖPP-
Auftraggeber ist dann nicht die Kommune, sondern die kommunale Gesellschaft. Zwischen
der Kommune und der Eigengesellschaft besteht typischerweise ein Mietverhältnis. Soweit
die Eigengesellschaft nicht über zusätzliches Know-how verfügt, können nur haushalts-
rechtliche Erwägungen, insbesondere die fehlende kommunalaufsichtsrechtliche Geneh-
migungsbedürftigkeit, für dieses Modell sprechen. Durch eine mietrechtliche Gestaltung
des zwischen der Kommune und der Eigengesellschaft zu schließenden Vertrages kann die
Einstufung als kreditähnliches Geschäft und damit die Notwendigkeit einer aufsichtsrecht-
lichen Genehmigung vermieden werden.
Die Frage der Haushaltsverträglichkeit der Maßnahme stellt jedoch weiterhin ein wesent-
liches Eignungskriterium für die ÖPP-Realisierung dar.
Modellbeschreibung
In vielen Fällen haben die Kommunen die Aufgabenerfüllung im Kitabereich auf freie
Träger übertragen. Freie Träger sind vor allem Wohlfahrtsverbände, Vereine, Elterninitiati-
ven und kirchliche Träger. Das an dieser Stelle dargestellte ÖPP-ähnliche Modell mit freien
Trägern kann nur von größeren Trägereinrichtungen (z. B. Kirchen, Wohlfahrtsverbände)
umgesetzt werden, da nur diese organisatorisch in der Lage sind, komplexe Modelle (mit
Unterstützung externer Berater) zu realisieren und das notwendige Investitionsvolumen
zu mobilisieren. Die freien Träger stellen das Personal ein und nehmen die Personalhoheit
wahr, legen die organisatorischen Abläufe sowie pädagogische Konzepte fest.
Eine denkbares Organisations- und Finanzierungsschema für ein ÖPP-ähnliches Modell
mit freien Trägern ist in der nachfolgenden Abbildung 8 dargestellt:
Umsetzungsmodelle Kooperationsmodelle / Modelle mit ÖPP-Ansätzen 43
Elternbeiträge,
Zuwendungen
Bund / Land,
kommunaler
1
Anteil
ÖPP-Vertrag Nutzungsentgelt
Bereitstellung
von
Fremdkapital
Investoren / Projekt-
Kreditinstitut
2
Sponsoren gesellschaft Zinsen /
Tilgung
Bei dieser Finanzierungstruktur werden die pauschalierten Beiträge der Eltern, die För-
3
dermittel des Bundes und Landes sowie der Eigenbeitrag der Kommune als verantwortlicher
Aufgabenträger an den freien Träger zur Finanzierung der Aufgabenerfüllung weiterge-
leitet. Der ÖPP-ähnliche Projektvertag wird zwischen dem freien Träger und dem privaten
Partner geschlossen. Da nur die Kommune über die Bonität der öffentlichen Hand verfügt
und damit als ÖPP-Vertragspartner in Betracht kommt, sollte im Voraus geklärt werden, ob
die privatrechtliche oder halbstaatliche Organisationsform des freien Trägers die Finan-
zierungsbereitschaft der Banken beeinträchtigt und unter welchen Voraussetzungen eine
Finanzierung erreicht werden kann. Unter Umständen muss die Kommune weitere Sicher-
heiten bereitstellen, wie zum Beispiel langfristige Finanzierungszusagen über die ÖPP-Ver- 4
tragslaufzeit.
3.4.1.1 Bewertung (Vor- und Nachteile) aus Sicht der öffentlichen Hand
Bei der Anwendung eines ÖPP-Modells wird die Kommune von den Transaktions- und
Verwaltungskosten entlastet.
Als Nachteil ist u. a. zu nennen, dass die Kommune zum einen einen geringeren Einfluss
auf das Umsetzungskonzept hat und zum anderen keine langfristig gesicherte Bedarfsde-
ckung erreichen kann, d. h. falls ein freier Träger eine Kindertagesstätte schließt oder Kapa-
anlagen
zitäten zurückführt, muss die Kommune ggf. den Bedarf anderweitig decken.
Die Vor- und Nachteile sind nachfolgend tabellarisch zusammengefasst:
39 Eigene Darstellung
44 Umsetzungsmodelle Kooperationsmodelle / Modelle mit ÖPP-Ansätzen
vorteile nachteile
ፚፚ Durch eine Projektbündelung können die Transaktions- ፚፚ Geringer Einfluss der Kommune auf das pädagogische
und Verwaltungskosten minimiert werden Konzept
ፚፚ Trägervielfalt wird gesichert ፚፚ Keine langfristig gesicherte Bedarfsdeckung (falls freier
Träger Kindertagesstätten schließt, muss die Kommune
ፚፚ Günstigere Tarifstrukturen / geringere durchschnittliche
den Bedarf decken)
Personalkosten
ፚፚ Geringe Bonität des freien Trägers und damit höhere
ፚፚ Umsetzung des Lebenszyklusansatzes möglich
Finanzierungskosten
ፚፚ Wenig Erfahrung der Träger mit der Umsetzung komple-
xer Investitionsvorhaben
ፚፚ Keine Kostentransparenz
ፚፚ Kein Einfluss auf die Verfahrens- und Projektgestaltung
Tabelle 7: Vor- und Nachteile der ÖPP-ähnlichen Modelle mit freien Trägern40
3.4.1.2 Empfehlung
Die Finanzierung eines ÖPP-Modells mit freien Trägern ist nur über eine komplexe Ver-
tragsstruktur abzubilden, vor allem die in der Regel gegenüber der öffentlichen Hand gerin-
gere Bonität des freien Trägers stellt die Marktgängigkeit des Modells in Frage. Aufgrund
der unterschiedlichen Ausrichtung der freien Träger insbesondere bei der Gestaltung der
pädagogischen Konzepte sowie der hohen Komplexität bei der Synchronisierung der Fi-
nanzierungs- und Entscheidungsstrukturen ist eine trägerübergreifen Kooperation kaum
praktikabel. Die Durchführung von geeigneten ÖPP-ähnlichen Projekten durch einzelne
freie Träger kommt durchaus in Betracht und ist in der Praxis auch schon erprobt. Hier-
bei kommt es maßgeblich auf die organisatorische Leistungsfähigkeit, die Bereitschaft zur
Umsetzung entsprechender Modelle, die Kreditfähigkeit und Bonität des Trägers sowie die
Sicherung einer langfristigen Finanzierungsbasis an. Der freie Träger wird sich in der Regel
auf langfristige Bindungen nur einlassen, wenn ihm die Kommune Finanzierungssicherheit
gewährt.
Modellbeschreibung
Bei diesem Modell ist die Projektstruktur dadurch gekennzeichnet, dass der private
ÖPP-Partner im Rahmen einer einheitlichen Ausschreibung nur die Bau-, Betriebs- und Fi-
nanzierungsleistungen wahrnimmt. Die Planungsleistungen für die LPH 1-9 gemäß Hono-
rarordnung für Architekten und Ingenieure werden durch einen vorher vom öffentlichen
Auftraggeber ausgewählten Architekten und Fachplaner erbracht. In der anschließenden
Ausschreibung ist der private Partner an die vorher entwickelte Planung des Architekten
gebunden. Bei dieser Projektstruktur werden nicht alle Lebenszyklusphasen vom privaten
Partner abgedeckt.
40 Eigene Darstellung
Umsetzungsmodelle Kooperationsmodelle / Modelle mit ÖPP-Ansätzen 45
1
Einrede-, Einwendungs- und
Aufrechnungsverzichtsvereinbarung
Planung Kommune
ÖPP-Vertrag Nutzungsentgelt
Bereitstellung
von
Fremdkapital
Investoren / Projekt-
Kreditinstitut
Sponsoren gesellschaft Forderungs-
verkauf
2
Bau Finanzierung Betrieb
Aufgrund der zurückhaltenden Investitionen der letzten Jahre im Bereich Kitas sind zahl-
reiche Kindertagesstätten innerhalb einer Kommune zu sanieren oder neuzubauen. In die-
3
sem Zusammenhang bietet die Bündelung mehrerer Maßnahmen in einem ÖPP-Projekt die
Möglichkeit, Skaleneffekte zu erzielen. Dies gilt insbesondere im Bereich Planung, da für die
Ausgestaltung von Kindertagesstätten häufig die gleichen Architektur- und Raumkonzepte
zugrunde gelegt werden. Aus diesem Grund kann der öffentliche Auftraggeber für die Ent-
wicklung und Planung von Kitas auf strukturierte Baukastensysteme zurückgreifen. Für die
Kommune hat die Nutzung eines strukturierten Baukastensystems neben der Reduzierung
der Gesamtinvestitionskosten vor allem den Vorteil, dass die Bau- und Nutzungsqualität der
Objekte gesteigert wird. Zudem können mit Hilfe eines Baukastensystems die Planungs-
und Baurisiken des Projekts gesenkt werden, da die meisten Baukastensysteme genormte 4
Produkte nutzen. Die genannten Vorteile kommen insbesondere dann zum Tragen, wenn
eine ausreichende Anzahl von Objekten in einer Ausschreibung zusammengefasst wird.
Im beschriebenen Verfahren wird die End- und Zwischenfinanzierung durch den pri-
vaten Partner bereitgestellt. Als Zwischenfinanzierung wird die kurzfristige Finanzierung
während der Bauphase bezeichnet. Mit Baufertigstellung und Endabnahme durch den öf-
fentlichen Auftraggeber beginnt mit dem Übergang in die Betriebsphase die Endfinanzie-
rung. Dafür erhält der private Partner als Gegenleistung ein jährliches Entgelt für einen
festgelegten Zeitraum.
anlagen
41 Eigene Darstellung
46 Umsetzungsmodelle Kooperationsmodelle / Modelle mit ÖPP-Ansätzen
3.4.2.1 Bewertung (Vor- und Nachteile) aus Sicht der öffentlichen Hand
Durch die Anwendung des ÖPP-Modells ohne Planungsleistungen kann u. a. das Aus-
schreibungsverfahren verkürzt und die Vergleichbarkeit der Angebote erhöht werden. Da-
durch können auch Transaktionskosten beim Bieter erheblich gesenkt und damit vor allem
der Mittelstand zur Teilnahme an der Ausschreibung motiviert werden. Durch die Anwen-
dung von strukturierten Baukastensystemen fallen darüber hinaus geringere Bau- und Pla-
nungskosten an. Insgesamt sichert sich der öffentliche Auftraggeber mit dieser Verfahrens-
weise einen höheren Einfluss auf die Architektur des Gesamtvorhabens.
Nachteilig wirkt sich der erheblich eingeschränkte Risikotransfer auf den privaten Part-
ner aus. Die öffentliche Hand behält die Planungsrisiken zurück. Aufgrund der fehlenden
Planungsleistung ist darüber hinaus kein ganzheitlicher Ansatz vorhanden, so dass Effizi-
enzvorteile verloren gehen können. Das Innovationspotenzial wird ebenfalls eingeschränkt,
da dem privaten Partner kein Einfluss auf die Auswahl des Architekten obliegt und er für die
Planung nicht verantwortlich ist.
Die Vor- und Nachteile des ÖPP-Modells ohne Planungsleistungen sind in der Tabelle 8
zusammengefasst:
vorteile nachteile
ፚፚ Verkürzung des Ausschreibungsverfahrens ፚፚ Risikotransfer auf den privaten Partner wird deutlich
einschränkt
ፚፚ Vergleichbarkeit der Angebote wird erhöht
ፚፚ Kein ganzheitlicher Ansatz, so dass Effizienzvorteile verlo-
ፚፚ Mittelstandsfreundlich
ren gehen können (Planung)
ፚፚ Erfahrungen aus dem kommunalen Kitabertrieb können
ፚፚ Kein Einfluss des ÖPP-Partners auf die Auswahl des Archi-
besser eingebracht werden (Planung)
tekten – Einschränkungen des Innovationspotenzials
ፚፚ Erhöhung der Qualitäten durch Standardisierung und
ፚፚ Höhere Transaktionskosten für die öffentliche Hand
Senkung der Fehlerquote
ፚፚ Preis und Planungsqualität werden nicht gemeinsam in
ፚፚ Optimierung des Ablaufes des Einzelmaßnahmen durch
den Wettbewerb gestellt
den privaten Partner
ፚፚ Geringere Bau- und Planungskosten durch ein strukturier-
tes Baukastensystem
3.4.2.2 Empfehlung
Das Herauslösen der Planungsleistungen aus dem ÖPP-Projekt erhöht den Einfluss des
Auftraggebers auf die architektonischen und gestalterischen Rahmenbedingungen, aller-
dings wird dadurch das Innovationspotenzial des privaten Partners gegebenenfalls ein-
schränkt. Es werden auch zusätzliche Schnittstellen geschaffen. Da die Planung in der Ver-
antwortungssphäre des öffentlichen Auftraggebers liegt, können Planungsrisiken nicht auf
den privaten Partner übertragen werden. Das Schnittstellenmanagement ist von der Kom-
mune zu übernehmen und erhöht damit die Transaktionskosten auf öffentlicher Seite. Die
Vorgehensweise kann im Einzelfall zielführend sein, falls der Architekt und die öffentliche
Hand über ein besseres Know-how für die Gestaltung von Kitas verfügen und die Leistungs-
elemente „Bau“ und „Betrieb“ ungeachtet der Aufgabentrennung sachkundig verzahnt wer-
den. Aber auch dann kann es sinnvoll sein, die gesammelten Erfahrungen in den (Planungs-)
Wettbewerb zu stellen und – vielleicht bisher nicht erkannte – zusätzliche Effizienzvorteile
42 Eigene Darstellung
Umsetzungsmodelle Kooperationsmodelle / Modelle mit ÖPP-Ansätzen 47
1
3.4.3 ÖPP-Modelle ohne Endfinanzierung
Nachfolgend wird ein weiteres Mischmodell, nämlich die Übertragung sämtlicher Wert-
schöpfungsphasen auf einen privaten Partner ohne Endfinanzierung, dargestellt.
Modellbeschreibung
Die öffentliche Hand kann im Rahmen eines ÖPP-ähnlichen Modells alle ÖPP-Leistungs-
elemente übertragen, aber die Finanzierung bereitstellen. Bei dieser Projektstruktur bleibt
2
die Bauzwischenfinanzierung weiterhin Bestandteil des Modells, aber die private Endfinan-
zierung wird entweder komplett oder teilweise, z. B. in Form eines kommunalen Darlehens,
ersetzt. In Einzelfällen kann zudem in der Bauphase eine Zahlung nach Baufortschritt ge-
mäß dem Mogendorfer Modell43 erfolgen.
Endfinanzierung Kommune
3
ÖPP-Vertrag Nutzungsentgelt
Investoren / Projekt-
Sponsoren gesellschaft
4
Planung Bau Zwischenfinanzierung Betrieb
Alternativ dazu könnte die öffentliche Finanzierung bereits in der Ausschreibung optio-
nal verankert sein. Beispielsweise könnte der private Partner in der „Bevorzugten Bieter-Pha-
se“ verpflichtet werden, dem öffentlichen Projektträger mehrere Finanzierungsangebote zu
unterbreiten, die dieser optional annehmen oder durch eine öffentliche Finanzierung er-
anlagen
setzen kann. Die zweite Option wird der Projektträger z. B. dann annehmen, wenn die Wirt-
43 Form der Forfaitierung mit Einredeverzicht, bei der während der Bauphase vom öffentlichen Auftraggeber
Bautestate erteilt werden, mit denen die Forderungen einredefrei gestellt werden.
44 Eigene Darstellung
48 Umsetzungsmodelle Kooperationsmodelle / Modelle mit ÖPP-Ansätzen
3.4.3.1 Bewertung (Vor- und Nachteile) aus Sicht der öffentlichen Hand
Für die Umsetzung von Kita-Projekten mittels ÖPP-ähnlicher Modelle ohne Endfinanzie-
rung sprechen die niedrigen Finanzierungskosten, die geringere Vertragskomplexität sowie
eine mittelstandsfreundlichere Gestaltung.
Es darf allerdings nicht unterschätzt werden, dass die private Finanzierung integraler
Bestandteil des ÖPP-Modells ist. Die Übernahme der Kreditverpflichtung durch den privaten
Partner und der damit verbundene ökonomische Druck zur Zahlung der Kreditraten ist ein
maßgeblicher Baustein im Rahmen der Anreizstrukturen.
Die Vor- und Nachteile des ÖPP-Modells ohne Endfinanzierung sind nachfolgend noch
einmal tabellarisch zusammengefasst.
vorteile nachteile
ፚፚ Niedrige Finanzierungskosten ፚፚ Der wirtschaftliche Druck durch die finanzierende Bank
entfällt
ፚፚ Geringere Komplexität der Vertragsstrukturen
ፚፚ Risikotransfer bleibt unvollständig
ፚፚ Bessere direkte Einbindung von mittelständischen
Unternehmen
ፚፚ Mittelstandsfreundlich
3.4.3.2 Empfehlung
Bei dieser Projektstruktur fehlen wesentliche ÖPP-Elemente, da die Finanzierung aus dem
ÖPP-Verfahren herausgelöst wird. Damit handelt es sich begrifflich nicht mehr um eine ÖPP,
sondern um ein Modell mit ÖPP-Ansätzen. Eine öffentliche Finanzierung kann dann sinn-
voll sein, wenn ein erheblicher Anteil der Mittel über Förderprogramme bereitgestellt wird
oder aktuelle Marktgegebenheiten, insbesondere die privaten Finanzierungskonditionen,
eine wirtschaftliche Umsetzung ausschließen. Auch bei relativ kleinen Investitionsvolu-
mina könnte eine öffentliche Finanzierung sinnvoll sein, um die Projektstruktur zu verein-
fachen. Dabei sollte geprüft werden, ob die Zahlung gestreckt (keine vollständige Zahlung
bei Abnahme) und damit Leistungsanreize erhalten bleiben. Dennoch ist es möglich, durch
eine optimierte Organisationsstruktur und der Nutzung des Lebenszyklusansatzes, Ein-
sparpotenziale zu erzielen.
45 Eigene Darstellung
Umsetzungsmodelle Kooperationsmodelle / Modelle mit ÖPP-Ansätzen 49
1
Fördermitteln öffentlich-private Kooperationen in Abgrenzung zu ÖPP-Modellen, die anhand
eines Fallbeispiels dargestellt werden sollen.
Im Rahmen des Programms „Betrieblich unterstützte Kinderbetreuung“ fördert der Bund seit
2008 aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds Einrichtungen neuer Betreuungsgruppen für
Mitarbeiterkinder – bei Hochschulen auch für Kinder von Studierenden – bis zum vollendeten
dritten Lebensjahr. Bei dem Förderprogramm handelt es sich um ein zeitlich befristetes, be-
schäftigungspolitisch orientiertes Modellprogramm, das Unternehmen zu einem dauerhaften
Engagement für die Kinderbetreuung gewinnen will. Das Programm ergänzt den Ausbau der
Betreuungsangebote für unter Dreijährige durch Bund, Länder und Kommunen.
2
Das Programm wird zum Beispiel von der Landeshauptstadt München genutzt, um mit ansäs-
sigen Unternehmen zu kooperieren. Bei dieser Kooperation werden die Planungs- und Bauleis-
tungen für die Errichtung der Kita vom Unternehmen erbracht. Die Stadt begleitet lediglich
das Vorhaben und prüft die Planungen des Architekten für den Um-/Neubau. Die Kosten für
Planung, Bau und Betrieb der Kita werden zwischen Stadt und Unternehmen geteilt. Dafür er-
hält das Unternehmen maximal die Hälfte der Plätze, die es seinen Mitarbeitern zur Verfügung
stellen kann. Zusätzlich erhalten die Träger aus Mitteln des Förderprogramms „Betrieblich un-
terstützte Kinderbetreuung“ für die Betreuung von Mitarbeiterkindern maximal 50 Prozent
der Betriebskosten bis zu einer Obergrenze von 6.000 Euro für jeden neuen Platz im Jahr. Der
3
Zuschuss wird bis zu zwei Jahre lang gezahlt. Zurzeit sind in München mit Hilfe dieser Koope-
rationsform bereits 12 Projekte im Bereich Kita realisiert worden.
4
anlagen
50 Umsetzungsmodelle Kooperationsmodelle / Modelle mit ÖPP-Ansätzen
Modellübersicht und Checkliste Vorgehensweise 51
1
2
N
4.1 Vorgehensweise
ach Darstellung möglicher Modellalternativen für den Ausbau von Kitas sollte
3
sich die konkrete Vorgehensweise zur Umsetzung von investiven Kita-Maßnahmen
an dem nachfolgenden Prozessschema (Abbildung 11) orientieren.
Der Prozessablauf spiegelt den ÖPP-Beschaffungsweg wider. In der Handlungsphase IV
könnten aber auch andere Handlungsalternativen als präferierter Lösungsansatz identifi-
ziert werden.
beruhen.
Im Ergebnis würden dann – soweit der Aufgabenträger nicht gänzlich auf investive Maß-
nahmen verzichtet – eine konventionelle kommunale Lösung, eine Lösung mit ÖPP-Ansät-
zen (insoweit ist auch das dargestellte Prozessschema heranzuziehen) oder eine Einbindung
anlagen
46 Eigene Darstellung
Modellübersicht und Checkliste Nutzwertanalyse zur Modellauswahl aus Sicht der öffentlichen Hand 53
1
schaftlichkeitsuntersuchung. Sie stellt ein sinnvolles Instrument dar, um die möglichen
Umsetzungsmodelle vergleichend zu bewerten und die zu präferierende Handlungsoption
zu identifizieren. Bereits im Vorfeld einer vorläufigen Wirtschaftlichkeitsuntersuchung
kann die Nutzwertanalyse für eine Selektion der Modelle herangezogen werden, um abzu-
gleichen, auf welche Art und Weise die im Vorfeld definierten Ziele am ehesten erreicht wer-
den können.
ziele
öpp-mietmodell
freien trägern
öpp-erwerber-
öpp-ähnliches
öpp-ansätzen
kommunaler
öpp-inhaber-
modelle mit
freie träger
modell mit
2
eigenbau
modell
modell
Effizienzvorteile über den L ebenszyklusI
-- - + ++ ++ ++ +
Kostentransparenz III
+ - - ++ ++ ++ +
3
Ökonomisch sinnvolle R
isikoübertragung IV
-- - ++ ++ ++ ++ +
Geringe Transaktionskosten V
++ + -- -- -- -- --
Geringe Finanzierungskosten
++ + - + - - ++
4
Geringere Personalkosten VI
- ++ ++ + + + +
Genehmigungsfreiheit
ohne die Einbindung der K
ommunalaufsicht -- - -- -- -- ++ --
Flexibilität
VII
+ + + - - - -
anlagen
ziele
öpp-mietmodell
freien trägern
öpp-erwerber-
öpp-ähnliches
öpp-ansätzen
kommunaler
öpp-inhaber-
modelle mit
freie träger
modell mit
eigenbau
modell
modell
Übertragung des Finanzierungsrisikos
(Zinsänderungsrisikos) -- + ++ ++ ++ ++ -
Steuerliche Vorteile
-- - -- -- -- ++ --
I Der Lebenszyklus eines Gebäudes gliedert sich in die Phasen Planung, Bau, Finanzierung, Betrieb und ggf.
Verwertung.
II Der private Partner erhält für die Leistungserbringung i. d. R. eine qualitäts-, nutzungs- oder verfügbarkeitsab-
hängige Vergütung. Um einen Anreiz für Optimierungen zu schaffen, können leistungsabhängige Mechanis-
men, wie z. B. Bonus-/Malus-Regelungen, genutzt werden.
III Umfassende Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen mit Identifizierung und Quantifizierung von Risiken, lang-
fristige Festlegung von Preisen und Parametern zur Preisfindung und Berücksichtigung von Transaktions- und
Verwaltungskosten.
IV Es werden nur die Risiken auf den privaten Partner übertragen, die dieser besser steuern und kalkulieren kann
als die öffentliche Hand; die Übertragung von Marktrisiken (z. B. Vermietungs-, Veräußerungsrisiken, Besucher-
und Verkehrsaufkommen) muss im Einzelfall einer besonderen Prüfung unterzogen werden.
VI Flexiblerer Personaleinsatz; unterschiedliche Tarifstrukturen (z. B. öffentliche Hand und freie Träger); typischer-
weise geringere Personalausfallzeiten.
VII Auf Bedarfsveränderungen oder sich verändernder gesetzlicher Rahmenbedingungen kann angemessen
reagiert werden, z. B. durch entsprechende vertragliche Regelungen oder Rückbehalt der Wahrnehmung
bestimmter Aufgaben bei der öffentlichen Hand.
1
Lebenszyklusmodell ++ ++ ++
Private Finanzierung + + +
Funktionale / outputbasierte LeistungsbeschreibungVIII + + +
Haushaltsverträglichkeit ++ ++ ++
Nachhaltiger Bedarf ++ ++ ++
Ausreichende politische Unterstützung ++ ++ ++
Entgegenstehende vertragliche BindungenIX + + +
Vereinbarkeit mit Förderrichtlinien und -programmen + ++ ++
Verfügbarkeit eines baureifen Grundstücks ++ + +
2
Marktkonforme Risikostruktur ++ ++ ++
Anreizorientierte Vergütung + + +
Legende: + hohe Relevanz ++ Ausschlusskriterium
VIII Die outputorientierte Leistungsbeschreibung ist gleichzusetzen mit einer funktionalen Ausschreibung, die
heute schon in konventionellen Verfahren genutzt wird. Durch die funktionale Leistungsbeschreibung wird
die Nachfrage von Infrastruktur und Maßnahmen des öffentlichen Hochbaus ziel- und nutzerorientiert
beschrieben.
3
IX Bestehende vertragliche Einschränkungen hinsichtlich der Übertragung von Dienstleistungen auf einen
privaten Partner, z. B. nicht kündbare Dienstleistungsverträge mit Dritten.
4
anlagen
56 Modellübersicht und Checkliste Entscheidungsmatrix zur Auswahl des geeigneten ÖPP-Modells
Anlagen Entscheidungsmatrix zur Auswahl des geeigneten ÖPP-Modells 57
Anlagen
1
2
3
4
anlagen
58 Anlagen Länderübersicht Finanzierungsregelungen für Kitas nach Bundesländern
Sonderinvestitionsprogramm
Ausbau U3 aus Mitteln des Bundes
und des Freistaates: Förderung der
notwendigen bzw. pauschalierten
Kosten für jeden neuen Platz zu
60 % zuzüglich bis zu 20 % der
notwendigen bzw. pauschalierten
Kosten je nach Leistungskraft der
Kommunen; ferner Ausstattungs-
pauschale in Höhe von 1.250 Euro /
neuem Platz
59
anlagen 4 3 2 1
60
anlagen 4 3 2 1
62
anlagen 4 3 2 1
64
anlagen 4 3 2 1
66
anlagen 4 3 2 1
68
anlagen 4 3 2 1
70
anlagen 4 3 2 1
72
anlagen 4 3 2 1
74 Anlagen Länderübersicht Finanzierungsregelungen für Kitas nach Bundesländern
Verzeichnisanhang Abkürzungsverzeichnis 75
Verzeichnisanhang
1
Abkürzungsverzeichnis
a. a. O. am angegebenen Ort
Abl. Amtsblatt
2
Abs. Absatz
AG Auftraggeber
AN Auftragnehmer
Art. Artikel
BGB Bürgerliches Gesetzbuch
BGBl. Bundesgesetzblatt
BMFSFJ Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
bzw. beziehungsweise
ca. circa
3
d. h. das heißt
DPWV Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband
DRK Deutsches Rotes Kreuz
e. V. eingetragener Verein
etc. et cetera
ggf. gegebenenfalls
gGmbH Gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung
GVBI. Gesetz- und Verordnungsblatt
i. d. F. in der Fassung 4
i. d. R. in der Regel
IZZB Investitionsprogramm „Zukunft Bildung und Betreuung“
KiFöG Kinderförderungsgesetz
Kita Kindertageseinrichtung
KiTAG Kindertagesstättenausbaugesetz
LKJHG Landesausführungsgesetz zum Kinder- und Jugendhilfegesetz
LPH Leistungsphase
LVO Laufbahnverordnung
anlagen
Mio. Millionen
Mrd. Milliarden
Nr. Nummer
NRW Nordrhein-Westfalen
ÖPP Öffentlich-Private Partnerschaften
76 Verzeichnisanhang Abkürzungsverzeichnis
1
2
3
4
anlagen
78 Verzeichnisanhang Impressum
Impressum