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„Nein, ich möchte noch nicht ins Bett. Ich ◊ Was sind meine ersten Erinnerungen,
möchte noch wissen, wie die Geschichte wenn ich ans Vorlesen denke?
weiter geht!“
In einer anderen Welt leben, die Nähe ◊ Welche Gefühle begleiten mich dabei?
der Mutter, die Stimme des Großvaters,
die Spannung, wie die Geschichte wohl ◊ An welche Menschen denke ich besonders?
ausgehen kann, sind Erinnerungen, Höre ich noch ihre Stimme? In welchem
die Ihnen wahrscheinlich bekannt Raum befinde ich mich? Wonach riecht es?
vorkommen.
◊ Welche Bücher wurden mir vorgelesen? Wie
Unsere ersten Erfahrungen mit Büchern, ist die Beschaffenheit der Bücher? Wie
Vorlesen und Geschichten prägen unser fühlen sie sich an?
Leseverhalten. Wenn Sie als VorlesepatIn
in ein Seniorenheim kommen, bringen ◊ Denken Sie an die Zeit, als Sie schon
Sie Ihre eigene Lesegeschichte mit und selber lesen konnten. Was waren Ihre
auch Ihre ZuhörerInnen haben Ihre je Lieblingsbücher?
eigene Lesebiographie. Vielleicht können
Sie sich noch daran erinnern, wie Sie mit ◊ Wann bekamen Sie neue Bücher? War der
der Taschenlampe unter der Bettdecke Besuch in einer Bücherei ein Fixpunkt in
spannende Geschichten gelesen Ihrem Leben? Gab es bei Ihnen daheim
haben, vielleicht gab es die abendliche Bücher? Waren sie von lesenden Menschen
Vorlesestunde. umgeben?
Mit diesen und ähnlichen Fragen können Sie BEWEGUNG MIT BUCH
sich in der Vorbereitung beschäftigen. Sie
können damit auch eine Runde im Seniorenheim Eine ganz andere Möglichkeit der Nutzung
gestalten. Bringen Sie – wenn möglich – alte von Büchern kann sein, mit ihnen in Bewegung
Bücher mit und gestalten Sie eine möglichst zu kommen. Das mag für viele SeniorInnen
angenehme Vorlesesituation. Denken Sie an zunächst ungewöhnlich erscheinen.
einen bequemen Sessel, eine Leselampe.
Welcher Geruch würde denn gut dazu passen? Weisen Sie darauf hin, dass manche
Kommen Sie anhand der mitgebrachten Bücher Bücher sonst im Altpapiercontainer landen
mit den ZuhörerInnen ins Gespräch, wecken Sie würden und sie so noch eine andere,
Leseerinnerungen. sinnvolle Verwendung finden.
Vielleicht kann es ja für die SeniorInnen eine Bitte sprechen Sie auch vorher mit dem
wichtige Ressource sein, sich daran zu erinnern, Betreuungspersonal, um BewohnerInnen
dass Bücher in Ihrem Leben schon öfters eine mit manchen Bewegungen nicht zu
Stütze waren. Wenn es in der Jugendzeit eine überfordern.
Hilfe war, sich in die Welt der Bücher zu flüchten,
Lesebiographie
vielleicht kann es auch im Alter genauso wichtig Lassen Sie ein Buch einmal zum
sein „in fremden Ländern zu träumen“. Die
Beschäftigung mit der eigenen Lesebiographie Gegenstand werden, der Sie in
kann auch der Zukunft Konturen geben und Bewegung bringt:
Möglichkeiten zu deren Gestaltung eröffnen.
◊ Die typische Bewegung beim Lesen ist
wohl das Umblättern. Nehmen Sie
das Buch und versuchen Sie mit
Bücher können uns immer wieder – einfach der eigenen Kindheit in Gang bringen.
zwischendurch – einladen, in Bewegung
zu kommen. Schenken Sie den SeniorInnen ◊ Kurzgeschichten
einen ganz neuen Blick auf einen vertrauten Sie haben den Vorteil, dass man den ZuhörerIn-
Alltagsgegenstand! nen einen geschlossenen Text vorlesen kann.
◊ Anekdoten
Viele ältere Menschen haben den Wunsch nach
unterhaltsamer Literatur mit Tiefgang.
Einige Buchvorschläge
Lesebiographie
(entlehnbar in der Bibliothek des Fachbereichs 10 Porträts von Hundertjährigen geben
Seniorenpastoral) einen Einblick in die Vielfalt und Buntheit
von Lebenswegen. Mit Anregungen für
Literaturzirkel, Gesprächsgruppen und
◊ Dietmar Grieser: Es ist nie zu spät. Ihr biografischem Arbeiten.
zweites Leben. Von Charlie Chaplin bis
Beatrix Auer, M.Ed. Geragogin und Motogeragogin
Karlheinz Böhm. Wien (Amalthea) 2010 Leiterin des Fachbereichs Seniorenpastoral und Referentin
für SeniorInnenildung in der ED Wien
Auf den Spuren von Menschen, die im Alter
“Karriere“ machten.