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In: S. Altnöder, M. Lüthe, M. Vejmelka (Hg.) Identität in den Kulturwissenschaften. Perspektiven und Fallstudien zu
Identitäts- und Alteritätsdiskursen. Trier: WVT Wissenschaftlicher Verlag (GCSC; 5/2011), S. 53-76.
ERSTE KOPFZEILE ANDERS
YANNIK PORSCHÉ
1. Einleitung
In diesem Beitrag beschäftige ich mich mit der Frage, wie mit dem ‘Plastikwort’ kultu-
relle Identität konzeptuell umgegangen werden kann und welcher Umgang wün-
schenswert erscheint.1 Eine Klärung des Identitätsbegriffs mit Hinblick auf Menschen
in Situationen der Migration erscheint nützlich, um den Identitätsbegriff im Allgemei-
nen zu hinterfragen. Daraufhin beziehe ich mich auf Fallbeispiele von Identitätskons-
tellationen von MigrantInnen, um die Chancen für beteiligte Individuen und Gesell-
schaften herauszuarbeiten, die mit den Herausforderungen dieser Konstellationen ver-
bunden sind. Auf die Frage der ‘Möglichkeiten’ kultureller Identitäten und ihrer Gren-
zen werde ich also in zweifachem Sinne eingehen: zum einen möchte ich die Debatte
zu prinzipiellen theoretischen und empirischen Realisierbarkeiten von Formationen
interkultureller Identitäten skizzieren und zum anderen die möglichen Funktionen von
interkulturellen Identitätskonzeptionen und die mit ihnen verbundenen Chancen und
Risiken illustrieren. Zunächst befasse ich mich mit der Frage, welche Grenzaufhebun-
gen von Identitäten möglich und welche unmöglich sind, indem ich auf philosophisch-
konzeptuelle Ansätze zu Identitäten eingehe. Um zu erörtern, an welchem Ort und auf
welche Art und Weise essentialismuskritische Konzepte der Interkulturalität von Iden-
titäten2 formal möglich sein könnten, werde ich grundlegende Diskussionspunkte der
Identitätslogik beschreiben, um diese abstrakte Logik dann auf menschliche personale
und kollektive Identitäten zu beziehen. Aus sozialwissenschaftlicher Sicht werde ich
1
Vgl. z. B. Niethammer (2000: 33-40) zu Identität als Pörksens Paradebeispiel für ein ‘Plas-
tikwort’ oder ‘konnotatives Stereotyp’: inhaltsarme, abstrahierende und positive konno-
tierte Reduktionsbegriffe, die ihre Unklarheit mit Verweis auf Wissenschaft verschleiern
und welche instrumentell als natürlich gegeben eingesetzt werden, um Bedürfnisse und
Uniformität der bezeichneten Phänomene erst zu erzeugen. Die theoretisch-konzeptuelle
Unklarheit und mangelnde Begründung des Begriffes Identität ist jedoch von der politi-
schen Aufgeladenheit zu unterscheiden, in welcher Identität ganz und gar nicht ‘inhalts-
arm’ vertreten wird. Hierdurch wird die Relevanz der Auseinandersetzung mit diesem
Begriff deutlich. Hinsichtlich der Frage welcher Umgang m. E. ‘wünschenswert’ er-
scheint, wird hier lediglich auf philosophische Argumente der Ethik verwiesen, ohne die-
se an dieser Stelle ausführen zu können.
2
Z. B. als Kritik an Konzepten der Genetik- und Bioethikszene, in der Identität als nicht un-
terbrochene Abfolge von Bewusstseinszuständen oder als genetischer Code verstanden
wird (Mandry 2004).
2 YANNIK PORSCHÉ
5
Für eine detaillierte Diskussion von weiteren Gedankenexperimenten zu logischen Möglich-
keiten von psychischer Kontinuität und Verbindung siehe Parfit (1971).
4 YANNIK PORSCHÉ
weisen und sich in ihrer Bestimmung jeweils voraussetzen. Differenz kann nicht ohne
Identität, Identität aber auch nicht ohne Differenz gedacht werden. Für Überlegungen
zum Kulturbegriff sind des Weiteren von Bickmann zusammengefasste Überlegungen
von Kant zu Identität und Differenz von Bedeutung. Für Kant sind Identität und Diffe-
renz weder Gegenstandsbegriffe, noch Begriffe von Gattungen, Arten oder Ideen, son-
dern Reflexionsbegriffe. Als solche erfüllen sie die Funktion, Gegenstände zu unter-
scheiden und erfahrbar zu machen, indem wir sie in ihrer Besonderheit erfassen und
vergleichen können. Dabei ist die Unterscheidung von Identität und Differenz selbst
nicht kulturspezifisch, d. h. Kulturen werden durch die Reflexionsbegriffe unter-
scheidbar – “unabhängig davon, welche Arten von einheitsbildenden Merkmalen zur
Auszeichnung des Kulturbegriffs gewählt worden sind” (ebd.: 29). Letztere Überle-
gung ermöglicht uns, in der Interkulturalitätsdebatte ein kulturimperialistisches Okt-
royieren eines spezifischen Kulturbegriffs zu vermeiden.
Formale Untersuchungen befassen sich mit der konzeptuellen Möglichkeit von Un-
terscheidungen oder sie beschreiben abgrenzende Unterscheidungen zwischen Selbem
und Anderem als eine neutrale Relation. Dahingegen wendet sich Waldenfels (2006)
der notwendigen Verwobenheit von Eigenem und Fremdem im Sinne einer abson-
dernden, affektiven Beziehung der Verwunderung oder Beängstigung zu. ‘Eigenes’
entsteht gleichursprünglich mit dem ‘Fremden’, indem es sich gegen dieses abgrenzt.
Dabei kann im Interpersonalen wie im Interkulturellen weder von einer absolu-
ten/totalen Fremde oder Disparatheit die Rede sein, noch von einer völligen Deckung
oder Verschmelzung. Einerseits lassen sich Kulturen, wie Sprachen, nur in Abgren-
zung zu anderen Kulturen bzw. Sprachen identifizieren, andererseits könnten wir eine
völlig fremde Sprache nicht einmal als Fremdsprache wahrnehmen; sie würde für uns
bloß ein Geräusch darstellen. Symbole oder Sprachen erhalten zudem nur in einem
sozio-kulturellen Feld eine Bedeutung. Das bedeutet,
[…] daß der Einzelne nur mehr oder weniger mit eigener Stimme und niemals mit einer
völlig eigenen Stimme spricht. […] Mit Michail Bachtin sollten wir von einer Vielstim-
migkeit ausgehen, die jeder einzelnen Stimme innewohnt. Fremdes begegnet uns nicht
erst dann, wenn wir über das Fremde sprechen, sondern schon dann, wenn es in den eige-
nen Äußerungen implizit auftritt. (ebd.: 123)
Mit Bezug auf Interkulturalität argumentiert Waldenfels (2006) entgegen Kontingenz-
negation und globaler Vereinheitlichung:
Interkulturalität, die ihren Namen verdient, gibt es nur, wenn wir von einer Scheidung in
Eigen- und Fremdkultur ausgehen, ähnlich wie Husserl der Heimwelt eine Fremdwelt zu-
ordnet. Eine solche Scheidung schließt nicht aus, daß es zu Prozessen der Pluralisierung,
der Universalisierung oder der Globalisierung kommt, doch diese Prozesse setzen eine
Fremderfahrung voraus, die sie niemals einholen. [Sonst kommt man] auf die Bahnen ei-
ner Universalisierung, die ihre Fragwürdigkeit auch dann nicht verliert, wenn sie sich auf
große Parolen wie Weltvernunft, Weltkultur, Weltbürgertum, Weltethos oder Menschheit
beruft. Die Alternative […] besteht in einer Überschreitung, einer Infragestellung und
Beunruhigung des Eigenen durch das Fremde, dessen singuläre Ansprüche sich nicht in
eine umfassende oder grundlegende Ordnung überführen lassen. Fremd ist genau das, was
KULTURELLE IDENTITÄTEN VON MIGRANTINNEN 5
sich nicht ‚einbeziehen’ lässt. Eine rein ‚inklusive Gemeinschaft’ wie sie Jürgen Haber-
mas vorschwebt, wäre eine Gemeinschaft die ihre eigenen Grenzen verleugnet. (Walden-
fels 2006: 110 f. & 128 f.)
In der Interkulturalitätsdebatte wird laut Gemende/Schröer/Sting (1999: 12) ein
Hauptproblem in der Kulturgebundenheit ersichtlich. Ich stimme mit letzteren Autoren
und z. B. Matthes (1992) überein, dass es unmöglich ist, sich außerhalb oder jenseits
von Kulturen zu bewegen. Nicht plausibel erscheint indessen die Ansicht, es sei mög-
lich eine interkulturelle Identität als neuen, übergeordneten Orientierungshorizont über
oder jenseits von Kulturen auszubilden und somit die Kulturgebundenheit zu überwin-
den (z. B. Albrecht 1997: 119):
Man kann zwar an verschiedenen, aber nur an bestimmten und besonderen Kulturen An-
teil haben. Dabei kann die Partikularität der eigenen Position nicht aufgehoben, sondern
bestenfalls selbstreflexiv aufgelockert werden. Interkulturalität bezieht sich demnach
nicht auf eine Situation jenseits der Kulturen, sondern nur auf eine Situation zwischen
Kulturen. Diese Situation ergibt sich aus der Tatsache, daß Kulturen nicht für sich existie-
ren, sondern sich in einem wechselseitigen Austauschprozeß und in ständiger dynami-
scher Veränderung befinden. (Gemende et al. 1999: 12)
Der Frage, wie eine solche Situation zwischen Kulturen unter Rücksichtnahme der
Kulturgebundenheit möglich sein kann, haben sich Drechsel (1998) und Drech-
sel/Schmidt/Gölz (2000) gewidmet. Sie erörtern wie es möglich ist, dass in Situationen
von permanentem Wechsel und Übergängen von Grenzen nicht nur fortwährend viel-
fältige Identitäten kreiert werden, sondern sich darüber hinaus eine Vielfalt von Identi-
täten stabilisiert. In “cross-cutting identities”, wie Drechsel et al. (2000) sie nennen, ist
es möglich “interkulturelle Beziehungen zu stabilisieren und Gemeinsamkeiten zu er-
zeugen, ohne dass die jeweilige kulturelle Identität verloren geht, indem man je nach
Umständen zwischen den Kulturen “switcht”. Es handelt sich um eine Art realer Simu-
lation des Anderen” (ebd.: 24). Drechsel (1998) bezeichnet cross-cutting identities
auch als temporäres “going native” oder Mimikry. Dem hinzu führen Drechsel et al.
(2000: 24) “cross-cutting cleavages” als Figur von interkulturellen Interaktionen ein,
[…] eine Konstellation der interkulturellen Beziehungen, die Identitäts- und Differenzbe-
ziehungen in einer Weise verknüpft, [wodurch] Mitglieder unterschiedlicher Kulturen
[…] über Konflikt- und Konsensbeziehungen derart in Netzen von Konflikt-
/Konsensbeziehungen einbezogen und verknotet [sind], daß sie zu keinen gewalttätigen
Konfliktaustragungen oder bi-polaren Konfliktbeziehungen in der Lage sind.
Ein Blick in die Logik der Relation macht ersichtlich, wie Beziehungen zwischen Kul-
turen durch einen Paradigmenwechsel jenseits der Identitätslogik der ‘Kultur-
Container’6 möglich sind. Wenn zwei Kulturen (A und B) ihre Interaktionen verstär-
ken, jedoch beide ihre eigene distinkte Identität beibehalten möchten, müssen den ver-
stärkenden Gemeinsamkeiten auch verstärkende Differenzen zugefügt werden. An-
dernfalls würden sich die Kulturen A und B über die Gemeinsamkeiten ineinander auf-
6
Vgl. Herders (1990 [1773]) frühe Vorstellung von Kulturen als ‘Monaden’.
6 YANNIK PORSCHÉ
lösen. Wenn also z. B. Deutsche und Franzosen im Rahmen der Europäischen Union
stärker interagieren, werden Deutsche sowie Franzosen ‚äußerst deutsch bzw. franzö-
sisch’, um ihre Identität beizubehalten. In diesem friedlichen Beispiel bilden sich also
zu den cross-cutting identities notwendiger Weise auch cross-cutting cleavages. Je-
doch kann es unter unfriedlichen Bedingungen auch dazu kommen, dass sich Identi-
tätsbeziehungen auflösen und Differenzbeziehungen in polare bis antagonistische Be-
ziehungen ausgeprägt werden. Als Beispiele hierfür können die Situationen im ehema-
ligen Jugoslawien genannt werden, oder nicht-integrierte ImmigrantInnen und Asyl-
bewerberInnen.
Zwischen Kulturen als ‘Container’, die nicht gegenseitig aufeinander einwirken, ist
kein freier interkultureller Austausch möglich. Eine solche Identitätsvorstellung kon-
zipiert entweder autopoietisch7 geschlossene, fensterlose Monaden, oder, wenn sie sich
doch gegenseitig beeinflussen, die negativen Varianten von kulturellen Beziehungen,
nämlich die in unfriedlichen Bedingungen. Nach Ansicht von Drechsel et al. (2000:
29) hat Derrida
[…] mit der Différance die Lösung gefunden. Differenzen sollen als prozessierende Wir-
kungen gedacht werden, aus denen Identitäten emanieren. Damit wären auch die autopoi-
etischen Systeme/Kulturen relativiert. Die Differenzen als interkulturelle Beziehungen
zwischen ihnen würden sie ebenfalls durchdringen und mit den durch die Differenzen ge-
nerierten Systemen/Kulturen als autopoietische Identitäten erscheinen.8
Derridas différance wie die Praxis der Dekonstruktion wird häufig herangezogen, um
alternative Identitätskonzeptionen zu beschreiben. Dabei ist jedoch zu bedenken, wie
Derridas Untersuchung von philosophischen Texten auf personale und kollektive Iden-
titäten von Menschen übertragen werden können. In dem Wortspiel der Verben diffe-
rencier und différer stellt Derrida Präsenz/Essenz/Zentrum/Ursprung in Frage.9 Bedeu-
tung kommt seinem Ansatz nach nur durch die unabschließbare Bewegung zustande,
in welcher Zeichen aufeinander verweisen. Dabei enthält jede Bedeutung immer Spu-
ren von anderen, unterdrückten Bedeutungen. Jedes Wort oder Konzept beinhaltet in
gewisser Weise also alle Wörter und Konzepte, die sich von ersterem unterscheiden.
Zum Beispiel macht Freiheit ohne einen bestimmten Kontext, z. B. in Relation zu Un-
terdrückung, Determinismus, Gefangenschaft etc., keinen Sinn. Dadurch, dass in einer
binären Opposition eine Seite untergeordnet wird, kann der Eindruck einer originären
Bedeutung oder logos entstehen. Dabei wird aber verschleiert, dass die Bedeutung
nicht aus sich selbst heraus – aufgrund ihrer essentiellen Eigenschaften, ihrer Substanz
oder ihrem vorgegebenen Sinn – besteht, sondern auf der Relation zu der Opposition
beruht und somit auf sie angewiesen ist.
7
D. h. selbstbezüglich erschaffend/erhaltend.
8
Die Bedeutung von Derridas Philosophie für Identitätskonzeptionen gilt es aber zu untersu-
chen, um in der Philosophie nicht auf mystische Erklärungen wie dem ‘emanieren’ von
Identitäten von Drechsel et al. (2000) rekurrieren zu müssen. Siehe hierzu Ramming
(2006: 71-120).
9
Siehe Derrida (2004 [1968]: 111 f.) und Ramming (2006: 117) für eine Begriffsklärung.
KULTURELLE IDENTITÄTEN VON MIGRANTINNEN 7
Hinsichtlich der Frage, wie wir kritisch mit Logozentrismen umgehen können,
führt uns Derrida laut Hepburn (1999: 644) zu der Einsicht: “We cannot simply escape
from the system of signs which surrounds us, so we must develop a greater sensitivity
to the way these signs are constructing our reality and truth – as well as our mind, our
humanness, the physical world itself”. Derridas Arbeiten können uns Anstöße geben,
die Kritik an Kontingenznegation und Universalisierung, die auch in dem von Derrida
weit entfernten Ansatz10 der Phänomenologie von Waldenfels (2006) aufgezeigt wur-
de, zu radikalisieren. Durch seine Kritik an Annahmen der Intentionalität und des
Seins ermöglicht uns Derrida, nicht in fixen Entitäten, sondern in einer Reflexionsbe-
wegung zu denken, um Wahrheitskonstruktionen zu hinterfragen. Die Bewegung der
différance “[…] impliziert die Möglichkeit des Anders-Sein-Könnens, der Alterität,
und bestimmt damit einen Raum des Möglichen […], der nur retrospektiv, über die
Reflexion der von ihm erzeugten Effekte zugänglich ist” (Ramming 2006: 118 f.). Es
bleibt zu zeigen, wie die Arbeit Derridas zum allgemeinen Vermögen der Unterschei-
dung und Ermöglichungsbedingung von Alterität (différance) in Ansätzen analytischer
Psychologie zu relationalen und nachträglich-reflexiven Identitäten fruchtbar gemacht
werden kann, um konkrete Unterscheidungen (différence) zu untersuchen.
Für Theorien der Identität stellt sich die Frage, ob aus der Dekonstruktion sprachli-
cher Zeichen auch der “Tod des Subjekts”11 festzustellen ist und die psychische Identi-
tät von Menschen lediglich eine Illusion oder einen Mythos darstellt. Zweifel an der
Brauchbarkeit des Konzeptes ‘Identität’ werden zumal als eine analytische12 oder
normative Forderung oder sogar als eine empirische Feststellung formuliert. Hinsicht-
lich letzterer Zweifel wird entweder behauptet ‘postmoderne Lebensformen’ befinden
sich, werden sich, oder sollten sich in einem totalen Fluss (Bauman 1997), transkultu-
reller Schizo- oder gar Polyphrenie (Welsch 1990: 171) befinden. Oder partikulare
Identitäten sollen zugunsten einer globalen Identität relativiert oder überkommen wer-
den (Küng 1990). In diesem Beitrag vertrete ich die These, dass diese Ansichten zu
Identität weder die heutigen Verhältnisse akkurat wiedergeben, noch dass eine globale
Identität normativ wünschenswert wäre.13
10
Siehe Ramming (2006: 94) zu Derridas dekonstruktivistischer Kritik an der Phänomenolo-
gie und Brenner (1998: 133-166) zu seiner Kritik an der Hermeneutik.
11
Z. B. Gergen (1991); Barthes (2000 [1968]); Foucault (2003 [1969]); siehe Brenner (1998:
261 ff.).
12
Vgl. Brubaker/Cooper (2000) für eine Kritik, nach der Identität als praktische Kategorie für
das Individuum real und wichtig ist, der Begriff als analytische Kategorie aber durch sei-
ne heterogene und widersprüchliche Verwendung unbrauchbar ist; sowie Anthias (2009)
für eine Kritik des Begriffes mit Bezug auf Migration.
13
Auf die empirische Akkuratheit wird in dem folgenden Abschnitt eingegangen; zu philoso-
phischen Argumenten der hier vertretenen pluralistischen Ethik siehe z. B. Badura (2004).
8 YANNIK PORSCHÉ
14
Vgl. Meads (1969) Theorie der sozialen Identitätsgenese und z. B. Abels (2001: 13 ff.) oder
Lösch (2004: 124 ff.) zu Meads Interaktionismus.
15
Nach dieser muss sich das Individuum in einer Interaktion mit zwei Erwartungen der
Selbst-Präsentation auseinandersetzen. Zum einen muss eine personale Identität geschaf-
fen werden, welche die Ereignisse im Lebenslauf des Individuums in einer vertikalen
Zeitdimension zusammenfasst. Zum anderen müssen zu einem gewissen Zeitpunkt ne-
beneinander stattfindende Rollen in einer horizontalen Dimension, in der sozialen Identi-
tät, vereinigt werden. Also geht es in der sozialen Identität darum, als ein und dieselbe
Person aufzutreten, obgleich sich das Individuum in jeder Interaktion in einem Horizont
verschiedener Erwartungen befindet. Und die Herausforderung der personalen Identität
besteht darin, einen kontinuierlichen Lebenslauf zu schaffen, obwohl die Balanceakte der
sozialen Identität in verschiedenen Lebensphasen zu sehr unterschiedlichen Positionie-
rungen führen (vgl. auch Abels 2001: 142 ff.).
16
Als wesentliche, notwendige Kompetenzen sieht Krappmann: Empathie, Rollendistanz,
Ambiguitätstoleranz, Identitätspräsentation, Sprachfähigkeit.
KULTURELLE IDENTITÄTEN VON MIGRANTINNEN 9
17
Vgl. Docker/Fischer (2001) zu Identitätsformationen in postmodernen Verhältnissen.
18
Vgl. Goffman (1981) zu einem Ansatz der Ausdifferenzierung der Person, die eine Aussage
tätigt, und Angermüller (2007) für eine poststrukturalistische Aussagenanalyse ohne ein-
heitliches Subjekt auf Basis der Polyphonietheorie und Hermeneutikkritik. Zu Identitäts-
und Subjektivitätsverständnissen nach Foucault, Laclau/Mouffe und Verschueren siehe
z. B. Zienkowski (in Vorbereitung). Für diskursanalytische Ansätze, die sich der Frage
widmen, wie Identitäten konstruiert und ausgehandelt werden, siehe z. B. Anta-
ki/Widdicombe (1998); De Cillia/Reisigl/Wodak (1999); Gergen (1991): Hollway (2010);
Lucius-Hoene/Deppermann (2004); Parker/Shotter (1990); Wetherell (2007); Wethe-
rell/Maybin (1996).
10 YANNIK PORSCHÉ
wird die eigene Kultur zudem durch das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen
als selbstverständliche Orientierungsmöglichkeit vermehrt in Frage gestellt. Straub
(1999: 87 f.)19 führt eine theoretische Analyse der Begriffe personaler und kollektiver
Identität mit Hinblick auf die Bedingungen der Moderne durch und bezeichnet sie als
[…] spezifisch moderne Erfahrung, nämlich jene, welche besagt, daß nicht feststeht und
niemals ein für allemal festgestellt werden kann, wer jemand ist, sein will, sein kann. Die
Identitätsfrage, um die die hier interessierenden Theorien kreisen, gründet in radikalisier-
ten Kontingenz-, Differenz- und Alteritätserfahrungen, auf einer Erfahrung der Wirklich-
keit als temporalisiertem und dynamisiertem Möglichkeitsraum, in dem der radikale
Zweifel zum Kern eines selbstreflexiven, selbstkritischen Denkens geworden ist. […] Am
Grunde des identitätstheoretischen Denkens der Psychologie und Soziologie der (späten)
Moderne liegt die Erfahrung einer beschleunigten, dynamisierten Zeit, die Erfahrung des
eigenen Selbst, ja der Wirklichkeit überhaupt als Möglichkeitsraum. (ebd.: 88; Hervorh. i.
Orig.)20
Eine Unbestimmtheit und reflexiv-kritische Einstellung kann neben optimistischer
Möglichkeitseröffnung aber auch eine pessimistische, selbstunsichere Kehrseite an-
nehmen: Diese “historisch neue Freisetzung von Subjektivität ist freilich janusköpfig,
sowohl Befreiung wie auch Entwurzelung, und für die Subjekte ist sie Chance und
Bürde in einem” (Kraus 1999: 2). In diesem Sinne beschreibt Makropoulos (1985: 18
ff.) Kontingenz und Selbstungewissheit als zwei Charakteristika der Moderne:
Was also als Disponibilität und Möglichkeitsfülle beschreibbar ist, stellt sich zugleich für
das Subjekt nach innen als Selbstungewißheit und nach außen als Konfrontation mit ei-
nem eigendynamischen unverfügbaren Gebilde namens ‚Gesellschaft’ dar. […] Durch
den Verlust traditioneller Bindungen und die gleichzeitige Entgrenzung des Möglich-
keitsbewußtseins mit der Folge seiner Autonomisierung, ist der Mensch […] kontingent
geworden und steht in einer Welt, deren eigene Kontingenz offen zutage liegt: Die Men-
schen wissen nunmehr, daß sie auch anders sein können, so wie sie von der Welt wissen,
daß sie auch andere Möglichkeiten hat als die, die sie bisher erfahren haben. Es entsteht
dadurch in der Moderne eine historische Situation, deren Möglichkeitshorizont zum ers-
ten Mal in der Geschichte prinzipiell offen ist und die Subjekte ständig mit inneren und
äußeren Möglichkeitsüberschüssen konfrontiert, die verarbeitet werden müssen, um leben
und handeln zu können.21
19
Vgl. auch Straub/Renn (2002).
20
Siehe auch Welsch (1999) zu der “Kunst, mit Unsicherheit zu leben”.
21
Die Verunsicherung erklärt sich z. B. durch die Beschleunigung: da sich in einer gegebenen
Zeit immer mehr Neues ereignet, kommt es zu einem Riss mit der bisherigen Erfahrung.
Das Neue kann nicht allmählich in die Lebenswelt assimiliert werden und wird als Ein-
bruch erlebt. Die mit diesem Aufbrechen von Erfahrungsraum und Erwartungshorizont
einhergehende fundamentale Verunsicherung der Individuen ist aber “nicht bloß die
Kehrseite dieses Prozesses, sondern auch jene strukturelle Voraussetzung für die Mög-
lichkeit von subjektiver Autonomie, die als Zwang zur Freiheit thematisiert wurde und bis
heute thematisiert wird. Und vielleicht ist die Gesamtwirkung dieses Prozesses mit einer
Wendung Helmuth Plessners als ‘Schwächung des ontologischen Standortes des Men-
schen’ in der Neuzeit zu erfassen, die eben eine ‘Neuverwurzlung des einzelnen in sich
KULTURELLE IDENTITÄTEN VON MIGRANTINNEN 11
selbst erforderte’” (Makropoulos 1985: 19; vgl. auch Thyen 2007: 62 ff. zu Plessners fra-
gilen, entsicherten, exzentrischen Selbst-Verständnis).
22
Im Unterschied zu einer personalen Identität, bezieht sie sich auf keine biophysische Ein-
heit und im Unterschied zu einer Gruppenzugehörigkeit einer sozialen Identität (siehe SIT
& SCT unten), ist eine (event. aber lediglich empfundene) Übereinstimmung von vielen
Individuen in ihrer Selbstzuschreibung nötig (vgl. Straub 1999; Fuchs, Schlenker 2006: 9
f.). In einem allgemeinen theoretischen Modell kollektiver Identitäten nennen Eisenstadt
und Giesen (1995) Codes, nach denen eine kollektive Identität konstruiert wird: 1. Pri-
mordial codes (gender, generation, kinship, ethnicity, race), 2. Civil codes (rules of con-
duct, traditions, social routines), 3. Cultural/sacred codes (universalism of God, Reason,
Progress, Rationality). Die Codes dienen zur sozialen Konstruktion von Abgrenzungen,
wodurch Grenzen ihre Überzeugungskraft erhalten und als nur schwer überschreitbar oder
aushandelbar erscheinen. Sie werden als natürlich und selbstverständlich gegeben – und
somit nicht sozial konstruiert – präsentiert: “by describing the collective identity as natu-
rally given one guarantees the latency of its social construction” (ebd.: 79).
12 YANNIK PORSCHÉ
nen […] äußerst langlebig und kontextabhängig (re-) aktualisierbar, jedoch nicht gene-
rell wegdefinierbar, sondern eine menschliche Universalie” (ebd.: 116).23
Eine Abgrenzung der EU als ‘Festung Europa’ wird durch die Osterweiterung der
EU Grenzen um eine weitere Dimension erweitert. Da hierdurch das ehemalige Feind-
bild ‘Ostblock’ wegfällt, verschiebt sich der Fokus der Abgrenzungsbestrebungen auf
‘Eindringlinge’ im Inneren: “Nicht mehr der kommunistische Osten, sondern die Mig-
ration aus Entwicklungsländern und Katastrophengebieten sowie fremde Kulturkreise
werden – nicht zuletzt auch in Anlehnung an Huntingtons ‚Kampf der Kulturen’
(1993) – als Gegenbilder zu Europa und seiner Identität bemüht” (Westle 2003: 118).
Die Gefahr von ausgrenzendem und aggressivem Nationalismus droht auf EU-Ebene
transformiert und gegen MigrantInnen gerichtet zu werden (vgl. Leontidou 2004). Aus
ihrer Untersuchung schlussfolgert Westle (2003: 147):
[…] dass Universalität als Komponente sozialer Identität – anders als von sozialpsycho-
logischen Ansätzen24 nahe gelegt – durchaus möglich sein könnte. [Dabei] hätte eine uni-
verselle, demotisch und offen konnotierte Identität die größten Entwicklungschancen auf
der Grundlage multipler bzw. holistischer Identifikationskonstellationen. Möglicherweise
ist die scharfe Außenabgrenzung also ein für singuläre Identitätskonstellationen typisches
psychologisches Merkmal, verliert aber bei flexibleren, multiplen Identitäten an sozial-
und individualpsychologischer Bedeutung. Dass mit solchen multiplen Identifikations-
strukturen gleichzeitig gesellschaftlich eine geringere Binnenkohäsion und individuell ei-
ne schwächere Intensität der Identifikation verknüpft sein mag, erscheint angesichts der
Erfahrung leidvoller Folgen exzessiver Identifikationen mit politischen Gemeinschaften
nicht das schlechteste Zeichen.
23
Zur Diskussion um europäische Identitätsbildung siehe auch Kohli (2000); Kielmansegg
(1996); Lepsius (1999, 2004). Auch aus sozialphilosophischer Perspektive wird bezwei-
felt, ob es überhaupt möglich sein könnte eine supranationale oder gar universelle Identi-
tät zu bilden, wenn diese doch eine Abgrenzung von Fremdgruppen bedarf, um eine posi-
tive Distinktheit zu erreichen (vgl. Cerutti 1992).
24
Vgl. “social identity theory” (SIT) von Tajfel/Turner (1986) und Turners (1987) “self-
categorisation theory” (SCT), welche die Bedeutung von sozialer Gruppenzugehörigkeit
in Abgrenzung zu anderen Bezugsgruppen thematisiert, um durch Favorisierung der Ei-
gengruppe ein positives Selbstbild zu erzeugen. Dabei befasst sich die SIT deskriptiv mit
Identität der Gruppe, und die SCT hat ihr Augenmerk auf Gruppen- und persona-
le/individuelle Identität gerichtet und bestimmt Selbst-stereotypisierung als Mechanismus
der Identitätsbildung (vgl. Oakes/Haslam/Turner 1994). Dieser Theorie nach können mul-
tiple Identitäten in ein Selbstkonzept integriert werden, solange die Identitfikationsobjekte
in ihrem Verhältnis nicht inkompatibel sind und dabei in der Wunschbefriedigung nicht
auf der gleichen Abstraktionsebene in Konkurrenz treten (Turner 1987). Mummendey/
Klink/Brown (2001) zeigen die Möglichkeit auf, dass ein sozialer Vergleich nicht not-
wendigerweise zu einer Fremdgruppenabwertung führen muss. Zum Beispiel dann nicht,
wenn der Vergleich auf einer zeitlichen Achse erfolgt, sodass die gegenwärtige Situation
positiv von der Vergangenheit abgrenzbar ist (vgl. z. B. in Bezug auf die EU: EUBorder-
Conf 2006).
KULTURELLE IDENTITÄTEN VON MIGRANTINNEN 13
In Westles empirischer Forschung sowie in Drechsel et al.s (2000) Modell der cross-
cutting identities und cross-cutting cleavages wird die Hoffnung artikuliert in interde-
pendenter und multipler Vernetzung Verträglichkeit in Identitätsbeziehungen herstel-
len zu können. Becks (1997) Differenzierung zwischen exklusiven und inklusiven Un-
terscheidungsarten ist hierfür hilfreich: Exklusive Unterscheidungen folgen der Logik
des Entweder-Oder als einzig akzeptierbare Einteilungen. Bei inklusiven Unterschei-
dungen hingegen, konstituiert zwischen Kategorien zu fallen nicht die Ausnahme,
sondern die Regel. Dadurch werden beweglichere und kooperative Grenzen denkbar.
Hier entstehen Grenzen nicht durch Ausschluss, sondern durch verfestigte Formen
doppelter Inklusion. Ein Mensch wird dadurch ‘begrenzt’, dass er an vielen verschie-
denen Kreisen teilnimmt. Im Denken inklusiver Unterscheidungen werden Grenzen
also als bewegliche Muster angesehen, welche überlappende Loyalitäten ermöglichen
(Beck 1997: 95 f.). Putnam (2007: 137, 161, 165) formuliert die Möglichkeit der
“cross-cutting”- und gruppenübergreifenden Identitäten in Bezug auf Immigration:
In the long run immigration and diversity are likely to have important cultural, economic,
fiscal, and developmental benefits. [S]uccessful immigrant societies have overcome […]
fragmentation by creating new, cross-cutting forms of social solidarity and more encom-
passing identities. […] In particular, it seems important to encourage permeable, syn-
cretic, ‘hyphenated’ identities; identities that enable previously separate ethnic groups to
see themselves, in part, as members of a shared group with a shared identity. […] One
great achievement of human civilization is our ability to redraw more inclusive lines of
social identity. (meine Hervorh.)
Die Übersicht über philosophische und sozialwissenschaftliche Ansätze zu kulturellen
Identitäten mit Fokus auf Situationen der Interkulturalität hat theoretisch-
konzeptionelle und empirische Möglichkeiten und Grenzen für Konzeptionen von I-
dentitäten von MigrantInnen aufgezeigt. Ein Blick auf die Bedingungen heutiger Iden-
titätsverständnisse liefert außerdem ethische Argumente dafür, den Konstruktionscha-
rakter und die Kontingenzräume von Identitätskonzeptionen aufzuzeigen. Entgegen
der häufig hervorgehobenen Gefahren identitärer Unsicherheit25 soll im folgenden Ab-
schnitt auf die Potenziale eines Kontingenzbewusstseins und auf Möglichkeiten mul-
tipler, heterogener und dynamischer Identitäten von MigrantInnen eingegangen wer-
den.
25
Vgl. z. B. Ting-Toomey (2005) zu interkulturellen Identitätskonflikten und Literaturver-
weise unten zu Leiden aufgrund interkultureller Identitätskonstellationen.
14 YANNIK PORSCHÉ
Eine funktionierende Gesellschaft basiert mitunter darauf, dass Mitglieder sich assimi-
lieren und so zu erwartendes Handeln und soziale Orientierung ermöglichen. Damit
sich eine Gesellschaft entwickelt und nicht stagniert, ist aber auch Kreativität und
Wandel durch Kritik notwendig. Nach Ansicht von Assmann (1999: 71) bedeutet ein
verfremdeter Blick der kulturellen Grenzgänger “eine heilsame Verfremdung, einen
korrigierenden Blick der Relativierung des Eigenen, der aber auch die Aufmerksam-
keit steigert, indem er durch das Gewöhnliche das Wirkliche und Mögliche sichtbar
macht und damit Reflexion, Innovation und Entwicklung stimuliert”. Auch Antweiler
(1999) sieht in der Interkulturalität die Möglichkeit, in einem Kulturvergleich die ei-
gene Gesellschaft zu kritisieren und den Lösungsfundus anderer Kulturen in bestimm-
ten Fällen auch in der eigenen Kultur zu nutzen.
Bereits von Simmel (1958 [1928]), Park (1928), Stonequist (1935) und Schütz
(1972) wurden MigrantInnen als “marginal men” bezeichnet, die sich zwischen oder
am Rande von Kulturen befinden. Simmel beschreibt dies als Konstellation, in der das
Individuum in einem neuen Raum zum/zur Fremden wird, da es entscheidet, nicht
mehr zum Herkunftsort zurückzukehren, es jedoch weder endgültig von der Herkunft
gelöst, noch im neuen Raum fixiert ist. Dadurch “verkörpert der Fremde in sich selbst
die Einheit von Gelöstheit (das Wandern von einem gegebenen Raumpunkt) und Fi-
xiertheit (das Bleiben in einem neuen räumlichen Umkreis)” (Han 2000: 211). Dabei
spricht Simmel dem marginal man eine Distanz oder Objektivität zu, mit der er ande-
ren Menschen begegnet, die die Einheimischen nicht haben. Nach Ansicht von Schütz
(1972) haben marginal men auch eine Objektivität dem Fremden gegenüber, jedoch
weniger im Sinne einer kritischen Distanz wie bei Simmel, sondern eher dahingehend,
dass eine genaue Untersuchung des Kulturmusters für den Fremden die einzige Mög-
lichkeit darstellt, die Weltanschauung des Einwanderungslandes zu verstehen. Die
Bewohner des Einwanderungslandes erkennen oftmals nicht, dass ihr Kulturmuster
dem Einwanderer keinen Schutz bieten kann und nehmen stattdessen an, der Fremde
verweigere die Anerkennung und Annahme des ihm angebotenen Kulturmusters. Park
(1928) baut auf Simmels Analysen auf und stellt auch fest, dass MigrantInnen im neu-
en sozialen Kontext mit Anpassungsproblemen konfrontiert sind. Er bemerkt aber
auch positive Effekte: MigrantInnen sind von dem Druck und der sozialen Kontrolle
seines/ihres Herkunftslandes befreit und er/sie kann idealerweise seine/ihre gesamte
Energie in emanzipierter und aufgeklärter Weise für Unternehmungen einsetzten. Da-
bei ist er vorurteilsfrei und objektiv und stellt für Park einen neuen Typ Mensch dar:
den potentiellen Wanderer, den Fremden oder den Persönlichkeitstyp des kulturell
Hybriden, welcher zwischen zwei Völkern lebt, Nähe sucht, dabei aber nicht fixiert
werden will. Stonequist (1935) führt Parks (1928) Ansatz fort und betont die Kultur-
konflikte, die geteilte Loyalität und Identifikation, unter der der kulturell Hybride lei-
de.
Aus heutiger Sicht bedarf ein Konzept der marginal (wo)men einiger Modifikatio-
nen, bildet aber weiterhin einen fruchtbaren Ansatz. Aus heutiger Sicht sollte z.B. hin-
16 YANNIK PORSCHÉ
sichtlich Simmels Vorstellung von Gelöstheit und Fixiertheit die Frage gestellt wer-
den, ob in der heutigen, zunehmend mobilen Welt von einer starken emotional beset-
zen Bindung zu einem Heimatraum gesprochen werden kann und ob die Kontrastie-
rung von MigrantInnen versus Gesellschaft reifiziert werden sollte. Zudem wurden
Phänomene zirkulärer Migration im klassischen Konzept nicht behandelt.29 Die Analy-
se von Park (1928) und Stonequist (1935) wurde dahingehend kritisiert, dass der An-
satz nicht heutige, pluralistische Gesellschaften widerspiegelt und dass die Identifika-
tionsprobleme bikultureller Individuen nicht das Ausmaß haben, wie von ihnen darge-
stellt wurde (vgl. Han 2000). Auch die Metaanalyse empirischer Untersuchungen von
LaFromboise et al. (1993) unterstreicht, dass ein bikulturelles Umfeld nicht notwendi-
gerweise psychische Probleme verursachen, sondern im Gegenteil die kognitive Ent-
wicklung eines Individuums erheblich fördern kann.
Für die beteiligten Gesellschaften (in Herkunfts- wie Aufnahmeländern) zeigen
Studien – entgegen meist negativer Wahrnehmung von Migration in der Öffentlichkeit
– Potenziale von Migration auf. MigrationsforscherInnen zeigen z. B. in zahlreichen
Beiträgen der Konferenzen “Migration(en) und Entwicklung(en)” (2008) und “Euro-
pe : le développement par la migration et l’intégration” (2007) sowie in einer Aufsatz-
sammlung “Entwicklung durch Migration” (2005) aus faktischen und theoretischen
Gründen den wirtschaftlichen und demographischen Nutzen von Wissens- und Ar-
beitskrafttransfer einer offenen Migrationspolitik sowie Bereicherungen durch Aner-
kennung dynamischer und multipler Identitätskonzeptionen auf. In letzterer Publikati-
on erklären z. B. Thränhardt, Hunger, Kolb und Weiss, wie Indien, Vietnam und die
USA von Phänomenen der Migration profitieren und wie dieses Potenzial an Deutsch-
land aufgrund restriktiver Migrationspolitik in der Vergangenheit vorbei gegangen ist.
Hinsichtlich der Potenziale einer Anerkennung des Konstruktcharakters von Iden-
tität untersucht Herrmann (2006) in einer literaturwissenschaftlichen Studie zeitgenös-
sischer schwedischer AutorInnen, wie diese dadurch, dass sie aus Schweden emigriert
sind, die Möglichkeit haben, sich kritisch mit der eigenen kollektiven Identität ausei-
29
Pries’ (2004) Typologie fünf idealer, sich gegenseitig nicht ausschließender Formen der
Migration, ermöglicht eine Differenzierung verschiedener Formen kritisch-distanzierter
Blicke: Der “immigrant” ist der Aufnahmegesellschaft gegenüber fremd und kann im
Laufe der Zeit eine Verfremdung gegenüber der ursprünglichen Heimatgesellschaft erfah-
ren. Der “return migrant”, der “sojourner” und insbesondere der “recurrent” und “dias-
pora migrant” entwickelt aufgrund seiner/ihrer permanenten Bindung zur alten Heimat
bzw. dem gelobten Land nur eine begrenzte Distanz zu dieser. Er/sie hat aber die Mög-
lichkeit die Gesellschaften zu vergleichen. Da immigrants und return migrants letztend-
lich in einer Gesellschaft ansässig werden, wird sich die (Ver)fremdung zu der jeweiligen
Gesellschaft auflösen, wohingegen der zirkulierende recurrent migrant und der diaspora
migrant die moderate Distanz immer wieder neu herstellt (siehe Tarrius 2000 zu Illustra-
tionen von kritischen Kompetenzen zirkulärer Migration). Im Falle des “transmigrant” ist
aufgrund der variablen Aufenthaltsdauer und Involviertheit unklar, inwieweit er in den
jeweiligen Kulturen zuhause ist oder einen kritischen Blick einnehmen kann.
KULTURELLE IDENTITÄTEN VON MIGRANTINNEN 17
30
Herrmann untersucht hauptsächlich die Werke Bortom de sju bergen. Tyska bilder 1958-
1994 von Kaj Fölster, Sorgenmusik för frimurare und Tjänarinnan von Lars Gustafsson,
Priset på vatten i Finistère von Bodil Malmsten und den Roman För herr Bachmanns
broschyr von Carl-Johan Vallgren. Die AutorInnen haben sich für eine längere Zeit oder
für immer in den USA, Deutschland oder Frankreich niedergelassen. Die Biographien der
AutorInnen stehen in den ausgewählten literarischen Prosatexten aber selbst nicht aus-
drücklich im Mittelpunkt, sondern die sich ergebende Lebensform und damit die Thema-
tik der Grenzgängerschaft und Interkulturalität wird subtil durch Parallelen oder Über-
schneidungen mit der jeweiligen Biographie eingebracht.
31
Vgl. Ghosh-Schellhorn (1999); Straub/Renn (2002).
32
Siehe aber auch Schiedermairs (2007) Vorbehalte gegenüber der Applikation des Hybridi-
tätsbegriffes in den ausgewählten Literaturbeispielen.
33
Vgl. auch Badura/Höhenrieder (2005); Badura/Schmidt (2004).
18 YANNIK PORSCHÉ
4. Fazit
auf dem Individuum oder auf dem Kollektiv liegt.34 Besonders virulent werden diese
Anforderungen in Situationen der Migration, wobei dies auf all diejenigen zutrifft,
welche an Phänomenen der Migration beteiligt sind, seien es MigrantInnen oder Auf-
nahme- und Herkunftsgesellschaften. Die Herausforderung besteht darin zu erkennen,
dass die inhaltliche Füllung und Struktur kultureller Identitäten kontingent ist, ob-
gleich es ganz und gar nicht zu einer Auflösung von Strukturen kommt. Konzeptionen
kultureller Identität sollten Konstruktionsleistungen aufzeigen und darauf aufmerksam
machen, dass diese Konstruktionen stets zu hinterfragen und zu revidieren sind. In die-
sem Beitrag wurden theoretische und empirische Forschungsansätze sowie Fallbeispie-
le angeführt, um sowohl hinsichtlich heutiger Verhältnisse für Identitätskonstruktio-
nen, als auch mit Blick auf normative Implikationen der Identitätskonzeptionen, die
These zu stützen, dass Migration uns lehren könnte, multiple und diskontinuierliche
Identitäten zu akzeptieren und schätzen zu lernen. Die Mobilität von Menschen impli-
ziert also nicht nur positive Effekte des Austausches von Arbeitskräften, Gütern und
Wissen mit wirtschaftlicher und demographischer Bedeutung aus einer Effizienzper-
spektive, sondern eine identitäre Dynamik ermöglicht eine Pluralität von Perspektiven,
die durch kritische Betrachtungsweisen und der Auseinandersetzung mit Konflikten
hilft Logozentrismen zu destabilisieren. Sowohl ein neuer distanzierter Blick von Im-
migrantInnen auf eine Aufnahmegesellschaft wie ein verfremdeter Blick von Emigran-
tInnen auf die Herkunftsgesellschaft sollten von den mobilen Individuen sowie von
den in Bewegung versetzten Gesellschaften genutzt werden. Die Wertschätzung von
Kritik und die Anerkennung der heterogenen und prozesshaften Verfassung der eige-
nen persönlichen und kollektiven Identitäten schafft Raum für Kreativität, um gesell-
schaftliche Stagnation, Kontingenznegation und Absolutheitsansprüche zu vermeiden.
Bibliographische Angaben
34
Niethammer (2000: 629) macht aber deutlich, dass insbesondere mit kollektiven Identitäten
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heterogen angesehen, noch wird erkannt, dass an ihrer Konstitution Individuen verant-
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