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Zugänge zu den Religionen Chinas 

(Ladstätter, SS08) 
 

05.03.2008 

Das europäische Bild Chinas und der Religionen Chinas 

Die Kontakte zwischen Europa und China sind auf 2 Jahrtausende zurückführbar → Drei his‐
torische Hauptkontaktpunkte: 

1. China und der Mittelmeerraum sind durch die  Seidenstraße verbunden. Diese führt 
durch die Wüste, Iran Syrien bis zum Mittelmeer, Abzweigungen führen nach Indien/ 
Pakistan. 
Durch diese wirtschaftlichen Kontakte gelangt Kenntnis von China nach Europa 
2. Ein neuer Impuls folgt den Berichten der Delegation Marco Polos im 13. Jh. Allerdings 
ist  China  zu  dieser  Zeit  unter  Fremdherrschaft  (mongolische  Jin‐Dynastie),  d.h.  die 
Berichte vom Hofe etc. müssen unter diesem Gesichtspunkt kritisch betrachtet wer‐
den 
3. 19. Jh.: Zeit des Kolonialismus. Hier sind die Kontakte zwischen Europa und China am 
Intensivsten;  wiederum  steht  allerdings  China  unter  Fremdherrschaft  (mandschuri‐
sche Qing‐Dynastie 1644‐1911).   
Typische Vorurteile aus dieser Zeit betreffen Rückständigkeit und Opium 

Bei allen diesen Kontakten ist auch immer die Faszination des Exotischen ein Faktor 

Maoismus (chinesischer Kommunismus) 

Kommunismus ist ursprünglich ein westlicher Import, kommt dann über Russland nach China 

1932‐1949: Kampf der chinesischen Kommunisten um Vorherrschaft 

Die  Ideologie  des  Kommunismus  wird  erst  adaptiert,  d.h.  den  chinesischen  Gegebenheiten 
angepasst, u. danach nach Asien und Lateinamerika (z.B. Peru) exportiert 

Das Chinabild in geistiger Hinsicht 

ƒ China wird gehandelt als DIE spirituelle Quelle schlechthin, als die Heimat der alten 
Menschheitsweisheit 

 
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ƒ in China selbst spielt Spiritualität keine zentrale Rolle bzw. nicht in derselben Hin‐
sicht, wie sie im Westen adaptiert wird 
Man ist materialistisch: was nützt Religion, wenn man im Hier und Jetzt nichts davon 
hat? Eine solche Religion ist sinnlos. 
ƒ unser  Chinabild  ist  stark  vom  Blickwinkel  westlicher  Missionare  geprägt;  deren  Be‐
richte sind unsere wichtigsten religionswissenschaftlichen Quellen 

WAS SIND KONKRET DIE RELIGIONEN CHINAS? 
ƒ im  Chinesischen  gibt  es  kein  Wort  für  „Religion“  –  Was  ist  also  Religion?  Typisches 
Definitionsproblem: Religion vs. Philosophie vs. Kultur/ Gesellschaft. Und: Inwieweit 
gehört Medizin zur Religion? 
ƒ Chinesische  Wörter,  die  im  Zusammenhang  mit  Religion  verwendet  werden  (kön‐
nen): 
jiaò  =  die  Lehre  (nicht  nur  auf  Religion  bezogen) 
jiā = Familie, Haus (d.h. soziologie Identität) 
ƒ es gibt keinen chinesischen Begriff für Christentum (wohl aber für Judentum und Is‐
lam), sondern ein Wort für Katholizismus und eins für Protestantismus → auf Grund 
der Anfeindungen zwischen diesen beiden Gruppen in China selbst schien es offen‐
sichtlich zu sein, dass es sich um zwei verschiedene Religionen handelte. 
ƒ Wie  definiert  man  „Religion“  im  chinesischen  Kontext?  Verwendet  man  als  definie‐
rendes  Element  anstatt  des  Gottesbegriffes  den  Transzendenzbegriff,  hat  man  das 
Definitionsproblem zwar für den Buddhismus geklärt, nicht aber für chinesische Reli‐
gionen. 
Es  ist  hier  ebenfalls  eine  Definitionsfrage:  Was  ist  Transzendenz  und  was  ist  Imma‐
nenz? 
ƒ ein möglicher Ansatz wurde vor einger Zeit von einem Forscherteam entwickelt: man 
ging 1x/Monat in verschiedene Dörfer und gab einem Dorfbewohner eine Kamera in 
die Hand mit dem Auftrag, alles zu fotografieren, was mit Religion zusammenhängt. 
(Allerdings  wiederum  das  Problem  der  Begriffsdefinition)  →  auf  diese  Weise  erhält 
man einen weniger vorbelasteten Einblick darin, was Religion für die Menschen be‐
deutet. 

Perspektiven, Polaritäten und Parameter bei der Betrachtung 
fremder Religionen 

MERHEIT‐MINDERHEIT 

 
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In  welcher  Situation  lebt  die  religiöse  Gemeinschaft  an  einem  Ort? 
Defensive,  wenn  in  der  Minderheit  →  dies  bestimmt  das  religiöse  Leben 
Analog: Fremde vs. Heimat/ Xenophobie vs. Xenophilie 

WERTUNG VON GUT UND SCHLECHT 

Dies sind sinnlose Kategorien zum Verständnis von Religionen 

INNENPERSPEKTIVE – AUßENPERSPEKTIVE 

Beides ist unabdingbar, man darf die Positionen nicht gegeneinander ausspielen 

DISKREPANZ ZWISCHEN SOLL UND IST 

Vorstellung, wie die Welt seien soll (Theorie) vs. wie das religiöse Leben wirklich ist 
(Praxis). z.B. ein Vergleich zwischen der Theorie des Christentums (z.B. Jesus und die 
Nächstenliebe) und der Praxis des Islam (z.B. Saddam Hussein und der heilige Krieg) 
ist ein unfairer/ schiefer Vergleich und generiert ein falsches Bild beider Religionen 

OBJEKTIVE MANIFESTATION VS. SUBJEKTIVES ERLEBEN 

Beides sind Bestandteile von Religion (d.h. Tempel, Riten, Symbole genauso wie die 
individuellen menschlichen Erfahrungen und das Erleben der Religion) 

POLARITÄT ZWISCHEN KOGNITIVEM INHALT UND GANZHEITLICHEN VOLLZÜGEN DER RELIGION 

Die Lehre der Religion ist genauso wichtig wie das rituelle, symbolische und ethische 
Handeln des Menschen. Im Falle Chinas ist ersteres weniger von Bedeutung als zwei‐
teres 

DER EINZELNE – DIE GEMEINSCHAFT 

Religion ist weder auf das Individuum noch auf die Gruppe reduzierbar → sie ist bei‐
des. (Bzw. in Fällen wie China oder auch in bestimmten Religionen Afrikas ist ohnehin 
das Subjekt die Gruppe) 

PLURALISMUS INNERHALB DER RELIGION 

Was ist repräsentativ, wie groß ist die Bandbreite einer Religion? 

WAS IST RELIGION? 

Religion ist der Existenzvollzug im Horizont der Transzendenz, der sich als Interpreta‐
tion  der  Wirklichkeit  (wie  ist  die  Welt/  Gott/  mein  Leben?), als  Handlungspraxis  (ri‐
tuell/ ethisch) und im sozialen Kontext realisiert. 

 
 
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12.03.2008 

Der chinesische Kulturraum 

1. GEOGRAFIE 
 
ƒ Wir sprechen von einem Gebiet, das von der Fläche her mit Europa übereinstimmt – 
das muss beachtet werden, wenn es um die Frage der kulturellen und religiösen Ein‐
heit geht. Wir haben es folglich mit einer ethnisch‐religiösen Vielfalt zu tun 
ƒ Mit 9,6 Millionen km2 ist China der drittgrößte Staat der Welt 
ƒ man stelle sich vor, es reiche von London bis zum Ural und von New York bis zum Su‐
dan 
ƒ in  China  befinden  sich  die  höchsten  Berge  der  Welt  (z.B.  Mount  Everest)  und  die 
tiefste Depression (Stelle unter dem Meeresspiegel) der Welt 
ƒ Verwaltung heute in 35 Einheiten: 
- 24 Provinzen 
- 4 regierungsunmittelbare Städte: Bejing, Tienjin, Shanghai, Chongqin 
-  5 autonome Gebiete: 
1) XINJIANG (Uiguren) 
2) Das buddhistische TIBET [Anmerkung: der ursprüngliche tibetische Kultur‐
raum umfässt ein größeres Gebiet als das des heutigen Tibet, einige Teile 
davon befinden sich heute in China, d.h. Tibet wurde stark reduziert] 
3) Die INNERE MONGOLEI (zu unterscheiden von der äußeren Mongolei, die 
ein von China unabhängiges Land ist) 
4) NINGXIA 
5) GUANGXI 
-  2 Sonderverwaltungseinheiten: HONG KONG und M….AN 
ƒ Taiwan: 
- von der VR China wird Taiwan als Provinz angesehen, Taiwan selbst sieht sich 
als Republik China und als einzig „wahres“ China, da es nicht dem „kommunis‐
tischen Ansturm“ erlegen ist, wie der Rest des Landes. 
- in Taiwan haben Religionswissenschaftler andere Möglichkeiten als in der VR, 
da Religion nicht dem Staat untersteht 
ƒ Den  Kern  des  chinesischen  Kulturraumes  im  Zusammenhang  mit  Religion  bildet  der 
südöstlich‐zentrale Teil 

2. GESCHICHTE 
 
Die Shang‐Dynastie (16. ‐11. Jh. v.C.) 

 
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ƒ regiert im China des 2. Jahrtausends v.C. 
ƒ China ist die älteste noch bestehende Hochkultur der Welt 
ƒ es ist dies die erste Zeit, die historisch greifbar ist 
ƒ In An‐Chui im Osten des Landes wurde ein bemerkenswerter Fund gemacht: in gra‐
bänlichen Anlagen wurden tausende Knochen von Tieren gefunden, die für das Ora‐
kelwesen bestimmt waren und mit Schriftzeichen versehen waren (100.000 Knochen 
mit 3000 Schriftzeichen). 
ƒ So funktionierte aller Wahrscheinlichkeit nach das Orakel: 
- Man hat eine Frage und schreibt diese auf den Knochen (z.B.: Wird die näch‐
ste Maisernte gut werden?) 
- der  Knochen  wird  von  den  Orakeldienern  erhitzt  →  es  kommt  zu  einer 
Schwärzung und mehreren Sprüngen. Daraus wird dann die Antwort gelesen 
- häufig findet man auf den Knochen auch noch Informationen zum Wahrheits‐
gehalt der Lesung (z.B.: Die Maisernte ist gut geworden) 
ƒ bedeutend bei diesem Fund ist vor allem, dass auf diese Weise etwa 3000 verschie‐
dene Schriftzeichen aus dieser Zeit bekannt sind. 
ƒ Außerdem  ist  es  natürlich  interessant  zu  wissen,  was  die  Leute  gefragt  haben,  d.h. 
was ihnen wichtig war 
ƒ Weitere  Informationen:  China  war  eindeutig  ein  Agrarstaat  –  wie  allerdings  noch 
heute; Die Herrschaft stützte sich auf das Militär; die Ahnen wurden hochgehalten; 
es existierten rituelle Menschenopfer 
ƒ für  die  Religionswissenschaft  bedeutend:  es  existierten  viele  Gottheiten,  wobei  der 
höchste bekannte Gott Shang‐Di war, der wahrscheinlich der „oberste“ Gott war. 

Die Zhou‐Dynastie (11. Jh. – 221 v.C.) 

ƒ unterteilt in westliche und östliche Zhou‐Zeit (nach Sitz der Hauptstadt) 
ƒ in dieser Zeit entsteht und blüht die chinesische Philosophie und die diversen Religi‐
onslehren 
ƒ Konfuzius (551‐479), Menzius (327‐289) 
ƒ Daoismus hat hier ebenfalls seinen Ursprung – Laozi (4. Jh.?) wird hier als möglicher 
Gründer betrachtet, was allerdings umstritten ist 
ƒ Zhuangzi (4. Jh.) 
ƒ ebenfalls einflussreich war der Philosoph Mo Di (480—390). Er propagierte die Vor‐
stellung von einem einzigen Gott, Nächstenliebe und der Verantwortung gegenüber 
den Mitmenschen und hätte hier ein wichtiger Anknüpfungspunkt für die christlichen 
Missionare sein können. Mo Dis Lehren gerieten aber in Vergessenheit. 
ƒ Han Feizi (280‐233) entwickelte eine legalistische Theorie: der Mensch geht den Weg 
des  geringsten  Widerstandes  und  braucht  daher  strenge  Gesetze  →  dieser  Ansatz 
wurde von vielen Herrschern verwendet 
ƒ d.h. in dieser Zeit fand eine entscheidende Prägung in geistig‐religiöser Hinsicht statt 

 
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ƒ es  gab  keine  einheitliche  Religion,  allerdings  wurde  sehr  intensiv  die  Gottheit  Tian 
verehrt (Tian bedeutet auch im modernen Chinesisch Himmel) 

Die Qin‐Dynastie (221‐206 v.C.) 

ƒ es handelt sich um eine sehr kurze Dynastie mit 15 Jahren, aber 3 Kaisern – dennoch 
war diese Zeit sehr bedeutend und prägend 
ƒ zuvor schafft es kein Herrscher, über das gesamte Reich tatsächliche Herrschaft aus‐
zuüben → Qin Shihuangdi (259‐210) ist 221 der erste, der dies zuwege bringt; er wird 
auch als der „Gründer Chinas“ bezeichnet (Sieht über 5 Rivalen und einigt China) 
ƒ er eint das Reich durch Militär und strukturelle Festigung: Vereinheitlichung des Ver‐
kehrswesens, der Schriftzeichen, der Maße, Gewichte; Bau der chinesischen Mauer 
wird begonnen, um das Reich vor Völkern aus Zentralasien zu schützen (schon zuvor 
gab  es  Mauern  zum  Schutz,  aber  unter  Qin  Shihuangdi  werden  die  verschiedenen 
Mauerteile zu einer einzigen großen Mauer verbunden. Der Bau der Mauer wird um 
1600 n.C. beendet; die Mauer erstreckt sich über 2000 km Luftlinie) 
ƒ dieser Herrscher implementiert allerdings auch strengste Gesetze, insbesondere um 
den  alten  Adel  und  die  Konfuzianer,  die  als  potentielle  Gefahr  empfunden  werden, 
unter  Kontrolle  zu  halten.  Die  Konfuzianer  werden  in  erster  Linie  auf  Grund  ihrer 
fundamental  anderen  Staatstheologie  als  Gefahr  empfunden  →  konfuzianische  Bü‐
cher  (213)  und  später  auch  Vertreter  werden  verbrannt,  es  folgt  eine  Verfolgungs‐
welle 
ƒ Qin Shihuangdi war ein Legalist 
ƒ starb auf der Suche nach lebensverlängernden Kräutern 
ƒ 7‐8000 Kriegerdenkmäler in Überlebensgröße bewachen heute sein Grab im heutigen 
Xian (damals Changan), wovon bisher 2000 freigelegt wurden. 
ƒ er selbst war dem Daoismus zugeneigt 
ƒ Die Qin‐Dynastie war die namensgebende Dynastie für das Land: China ist eine west‐
liche Annäherung an das Zeichen Qin 

Die Han‐Dynastie (206 v.C. – 220 n.C.) 

ƒ auch hier unterscheiden wir zwischen einer westlichen und einer östlichen Zeit 
ƒ in  kultureller  Hinsicht  handelt  es  sich  um  eine  Blütezeit,  auch  weil  es  eine  Zeit  des 
Friedens ist 
ƒ die Chinesen bezeichnen sich selbst heute noch als Han‐Chinesen, was auf das hohe 
Prestige  dieser  Dynastie  hinweist  (China  hat  heute  56  Nationalitäten,  davon  93% 
Han‐Chinesen) 
ƒ in dieser Zeit erfolgt der erste Kontakt zu Europa über die Seidenstraße 

 
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ƒ es sind erstmals größere nicht‐chinesische Religionen in China greifbar, z.B. ab etwa 
67 n.C. der Buddhismus 

Die Tang‐Dynastie (618‐906) 

ƒ auf die Han‐Dynastie folgt eine uneinheitliche Zeit, die wir in der Vorlesung auslassen 
ƒ in der Tang‐Zeit treffen wir wieder auf große geistig‐kulturelle Entwicklungen 
ƒ Chang‘an ist mit 2 Mio. Einwohnern die zu dieser Zeit größte Stadt der Welt 
ƒ Blütezeit der Dichtung 
ƒ erste Begegnung mit dem Christentum ostsyrischer Ausprägung (auch als nestoriani‐
sches Christentum bezeichnet). Man weiß das, weil man in Xiang eine Stele gefunden 
hat, die die Ankunft nestorianischer Christen für das Jahr 635 beschreibt 
ƒ in dieser Zeit gibt es allerdings auch Buddhistenverfolgungen, da diese Gruppe dem 
Kaiserhaus zu mächtig geworden sind: 
- Klöster finden regen Zugang 
- d.h.  Klöster  häufen  Besitztümer  an,  da  eine  große  Zahl  der  Mitglieder  beim 
Eintritt in das Kloster diesem ihre Besitztümer überlässt 
- d.h. dem Staat entgehen wertvolle Steuern und potenziell wehrfähige Solda‐
ten 
ƒ 835  kommt  es  zu  einer  großangelegten  Verfolgung  mit  Enteignung,  Auflösung  von 
Klöstern, „Re‐Laisierung“ [vgl. dazu  die Situation im 20. Jahrhundert im Zusammen‐
hang mit der kommunistischen Herrschaft] 

Die Yuan‐Dynastie (1280‐1368) 

ƒ Mongolenzeit, d.h. Zeit der Fremdherrschaft 
ƒ die Mongolen erobern erst den Norden Chinas (bereits unter Dschingis Khan), dann 
Südchina (unter Khublai Khan) und schließlich Vietnam 
ƒ Unter Khublai Khan kommt es zu erwähntem Kontakt mit Marco Polo 
ƒ in  der  Mongolenzeit  herrscht  große  religiöse  Toleranz,  da  man  politische  Stabilität 
will  und  daher  gewillt  ist,  in  dem  Bereich  der  Religion  (der  den  Herrschern  relativ 
gleichgültig ist, aber der Bevölkerung wichtig), alles zuzulassen 
ƒ es existiert ein besonders enges Bündnis mit den Tibetern, das einige Jahrhunderte 
bestehen  bleibt  und  schließlich  mit  der  Übernahme  des  tibetischen  Buddhismus  im 
mongolischen Kulturgebiet endet. Die Mongolen sind darüber hinaus die politischen 
Schutzherren der Tibeter: Der Begriff des Dalai Lama ist eigentlich ein mongolischer, 
der erstmals 1578 von Gushri Khan für seinen tibetischen Lehrer verwendet wird. 
ƒ erste  Begegnung  mit  den  Franziskanern  unter  Johann  von  Montecorvino  (die  erst 
kürzlich, im 13. Jh., entstanden sind). Über die Mission ist nichts erhalten, es scheint 

 
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keine nachhaltige Präsenz bzw. keinen Einfluss auf die Gesellschaft in China gegeben 
zu haben 

02.04.2008 

Die Ming‐Dynastie (1368‐1644) 

ƒ letzte chinesische Dynastie 
ƒ Ming‐Vasen, Porzellan, etc. sind uns v.a. aus dieser Zeit bekannt 
ƒ in dieser Zeit wird die chinesische Mauer vollendet (die Mauer ist gen Norden ausge‐
richtet, da alle großen Feinde von hier kommen) 
ƒ Jesuiten 
- Jesuitenmission: Matteo Ricci (1582‐1610) 
- große kulturell‐geistige Bedeutung neben der offensichtlich religiösen 
- legen auf breite Bildung wert 
- sind  keine  Volksprediger  (wie  etwa  die  Franziskaner),  sondern  suchen  den 
Kontakt  zu  einflussreichen  Chinesen  (Intellektuelle,  Geistliche),  um  diese  zu 
konvertieren – Politik von oben 
- die westlichen Wissenschaften sind für diese Schicht der Chinesen besonders 
interessant  (Astronomie,  Mathematik)  –  auf  diesem  Wege  erreichen  sie  die 
Jesuiten 
- die  Jesuiten  orientieren  sich  erst  am  Buddhismus,  merken  dann  aber,  dass 
dieser als Fremdreligion nicht besonders viel Achtung genießt (wird von vielen 
abgelehnt) 
- es folgt dann eine Re‐Orientierung am Konfuzianismus: sie studieren die Klas‐
siker und verkünden ihre Lehren so, dass sie mit diesem kompatibel sind 
- das  Kaiserhaus  entwickelt  eine  Sympathie  für  die  Jesuiten,  da  diese  ihre 
christliche Botschaft in einer Weise formulieren, die den Chinesen zugänglich 
ist  –  interessanter  Weise  gibt  es  daher  große  Unterschiede  zum  im  Westen 
vorherrschenden Christentum 
- man spricht kaum davon, dass Gott leidet und stirbt etc. – dies wäre den Chi‐
nesen  nicht  einleuchtend  –  hingegen  wird  die  Idee  vom  Schöpfergott  stark 
propagiert 
- Problematisch wird die Situation mit dem Ritenstreit 
ƒ es  handelt  sich  um  ein  innerkatholisches  Problem,  dass  eng  mit  der 
Mission zusammenhängt 
ƒ Inwieweit ist es legitim, auf die Riten anderer Völker positiv einzuge‐
hen? 
ƒ z.B.  in  China  die  Frage  des  Gottesbegriffes:  Wie  nennen  wir  ihn?  Die 
Jesuiten wollen nicht „Deus“ sagen, sondern das. chin. Wort für „Herr 
des Himmels“ verwenden, da es für viele verständlich ist 

 
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ƒ auch:  ist  die  Ahnenverehrung  einordenbar/  integrierbar?  Ist  es  Göt‐
zendienst oder Ehrfurcht vor den Vorfahren? 
ƒ Rom  entscheidet,  dass chinesische Riten  und  Gottesnamen  untersagt 
sind 
- Die  Folge  ist,  dass  die  Jesuiten  aus  China  rausgeschmissen  werden,  weil  sie 
plötzlich  „unverständlich  sind“  –  die  chinesischen  Herrscher  verlieren  das 
Interesse  [das  passiert  allerdings  erst  in  der  Qing‐Zeit!  1773  Aufhebung  des 
Jesuitenordens] 
- Einordnung  der  Jesuitenzeit/  ihres  Einflusses:  keine  Massenkonversionen  – 
man schätzt zwischen 2 – 3 % der Bevölkerung, die erreicht wurden. 

Qing‐Dynastie (1644‐1911) 

ƒ Mandschuren – d.h. Fremdherrschaft 
ƒ Die heutige Mandschurei liegt im Nordosten der VR China. Seinerzeit hatten sie eine 
eigene  Sprache,  die  mit  dem  Chinesischen  überhaupt  nicht  verwandt  war,  ebenso‐
wenig die Schrift. Beides ist heute fast ausgestorben. 
ƒ das mandschurische Kaiserhaus prägt unser heutiges Bild von China, v.a. vom chinesi‐
schen Kaiserhaus: 
- Verbotene  Stadt  in  Bejing:  in  die  Kaiserstadt  dürfen  keine  Chinesen  hinein, 
sondern nur Mandschuren 
- Frisuren, Kleidung, etc. 
ƒ wir treten ein in das „dunkle“ Kapitel der Europäisch‐Chinesischen Beziehung 
ƒ Kolonialismus (wobei China nie komplett kolonialisiert wird) 
ƒ das (fremde!) Kaiserhaus kann sich nicht erfolgreich dem Kolonialismus widersetzen 
ƒ Opiumkriege im 19.Jh. 
- die britische Krone will China zwingen, ihr in Indien angebautes Opium zu im‐
portieren 
- konkreter  Anlass  ist  die  Nankin‐Episode:  die  Chinesen  setzen  ein  britisches 
Opiumschiff in Brand → GB erklärt den Krieg 
- Folge: China muss 5 Häfen öffnen und Hong Kong (Victoria Island) an die Bri‐
ten übergeben 
- später  werden  auch  die  New  Territories  and  GB  übergeben  (offiziell  für  99 
Jahre  „auf  Pacht“;  1997  läuft  der  Pachtvertrag  aus  –  die  Territorien  werden 
zurückgegeben) 
ƒ Die Chinesen müssen also erleben, dass die fremden Mandschuren nicht in der Lage 
sind, sie zu schützen → Aufstände, unter denen der berühmteste der Boxeraufstand 
ist 
ƒ im 19. u. 20. Jh. gibt es in China eine starke europäische Missionstätigkeit, wobei v.a. 
die protestantischen Kirchen federführend sind 

 
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Die Republik (1912‐1949, in Taiwan bis heute) 

ƒ 1911 wird das Kaiserhaus gestürzt und es folgt die „Zeit der Republik“ 
ƒ Zeit des Bürgerkrieges, berühmte Namen: Sun Yatsen, Yuan Shikai, Jian Kaishek 
ƒ außerdem Krieg mit Japan 1931 und 1937 – 1945 
ƒ nach der Abschaffung des Kaisertums zerfällt das Land – in diesem Klima erfolgt der 
Aufstieg der Kaiserreichs um Mao Zedong („Langer Marsch“) 

Die Volksrepublik (seit 1949) 

ƒ am 1.10.1949 wird am Platz des himmlischen Friedens die VR ausgerufen 
ƒ erst  orientiert  man  sich  an  sowjetischem  Vorbild;  China  besteht  allerdings  zu  97  % 
aus Bauern/ Landwirtschaft – man ist aber flexibel (z.B. ist privates Land bis zu einem 
gewissen Grad erlaubt, damit die Versorgung gewährleistet ist) 
ƒ Bruch  mit  der  UdSSR  erfolgt  aus  verschiedenen  Gründen,  unter  anderem  will  Russ‐
land China die Atombombe nicht geben 
ƒ Für die Religion ist die Zeit d. Mao Zedong schlimm; es wird versucht, Religion im All‐
gemeinen auszurotten (contra Marx: die Religion löst sich von selbst auf). 
ƒ Erst später folgt in dieser Hinsicht eine Lockerung, eine quasi‐Religionsfreiheit unter 
völliger staatlicher Aufsicht wird gewährleistet. Problem: nur jene Aspekte, die unter 
staatlicher Kontrolle stehen, sind erlaubt (z.B. ist nur ein Bischof legitim, der von Be‐
jing ernannt wird → Verdoppelung von Ämtern) 
ƒ Kulturrevolution 1966‐76 
- Grundgedanke: Die Gesellschaft muss alle paar Jahre wie ein Acker umgesto‐
chen werden, d.h. was oben ist, muss runter, was unten ist, muss rauf – sonst 
folgt eine neue Elitenbildung, was genau das Gegenteil des Revolutionszieles 
ist 
- die Führungsschicht wird gestürzt, ermordet – die untere Schicht wird an die 
Spitze gestellt 
ƒ Nach Mao Zedongs Tod 1976 wird nach den Schuldigen für die Schrecken der Kultur‐
revolution  gesucht  –  Mao  Zedong  selbst  zu  beschuldigen  kommt  natürlich  nicht  in 
Frage – „Die 4er‐Bande“ wird verantwortlich gemacht 
ƒ seither gibt es einen Wechsel – es erfolgte eine wirtschaftliche Öffnung, aber keine 
gesellschaftlich‐kulturelle 
ƒ Religion: an Wirtschaft gekoppelt. z.B. ist man zwar skeptisch gegenüber Religionen, 
bei denen eine Bindung nach außen besteht, andererseits wird das verhandlungsfä‐
hig, wenn diese Bindung nach außen wirtschaftlich förderlich ist. Bei Religionen ohne 
Verbindungen mit dem Ausland ist man toleranter 

3. SPRACHE 

 
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ƒ heute:  10  Dialektgruppen  werden  gesprochen  –  diese  „Dialekte“  sind  z.T.  so  unter‐
schiedlich, dass einer den anderen nicht verstehen kann (lt. Sprachwissenschaftlern 
ist der Unterschied teilweise so groß wie zwischen Deutsch und Russisch) 
ƒ mit „chinesisch“ ist Mandarin gemeint, die offizielle Landessprache und Hochsprache, 
die auf dem Nordchina‐Dialekt basiert. Mandarin hat den größten Anteil an natürli‐
chen Sprechern 
ƒ Mandarin wird heute in ganz China in den Schulen gelehrt, ältere Menschen können 
jedoch oft gar kein Mandarin 
ƒ lt. Ladstädter ist die chinesische Sprache sehr einfach – bei der Schrift ist das was an‐
deres 
ƒ im  Mandarin  gibt  es  411  Sprachsilben,  die  jeweils  in  4  unterschiedlichen  Tonlagen 
vorkommen  können  (vgl.  ca.  8000  Silben  im  Englischen).  Von  diesen  1644  Möglich‐
keiten  sind  allerdings  nur  1338  belegt.  Folglich  gibt  es  sehr  viele  Homophone,  d.h. 
Silben mit gleichem Klang (völlig gleich ausgesprochen, auch in der Tonlage), aber un‐
terschiedlicher Bedeutung 
ƒ die Silbe ist deshalb so wichtig im Mandarin, weil jede Silbe eine Bedeutung hat. Auch 
die Tonlage spielt hier eine Rolle. 
ƒ trotzdem gibt es im modernen Chinesisch „Eindeutigkeit durch Mehrsilbigkeit“, d.h. 
es werden immer mind. 2 Silben zu einem Wort kombiniert. Das ist ein großer Vorteil 
im Vergleich zum klassischen Chinesisch, wo die meisten Wörter 1‐silbig sind („mo‐
nosylab“) 
ƒ klassisches Chinesisch 
- die  wichtigsten  Texte  der  letzten  2000  Jahre  sind  im  klassischen  Chinesisch 
abgefasst 
- Nebeneinander von Volks‐ und Schriftsprache 
- große Mehrdeutigkeit aufgrund der Monosylabität 
- kaum Interpunktion 
- d.h. oft viele verschiedene Interpretationen eines Textes möglich 
ƒ im Chinesischen gibt es keine Konjunktion, Dekliniation – kein Tempus, Casus, Genus, 
Numerus, Person 
ƒ Chinesisch ist eine sparsame aber präzise Sprache 

4. SCHRIFT 
 
ƒ jede Silbe ist ein Zeichen 
ƒ es gibt ca. 60.000 Zeichen und Bedeutungen. Auf jede Sprachtonsilbe fallen also im 
Schnitt 60.000 : 1338 = 45 Zeichen 

 
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ƒ mit  3000  Zeichen  kann  man  eine  Tageszeitung  lesen,  5000  ist  etwa  Maturalevel, 
10.000 können Spitzengelehrte. Andere Zeichen sind extrem selten bzw. werden nur 
in bestimmten Arbeitsbereichen benötigt oder sind nur noch historisch belegt 
ƒ 1500 Zeichen: Analphabeten‐Richtlinie 

16.04.2008 

ƒ Es gibt 6 verschiedene Systeme, nach denen Schriftzeichen gebaut sind: 
- Hieroglyphensystem: Anteil extrem klein, beruht auf Bildern 
Schriftzeichen waren früher runder, durch Verwendung des Pinsels Tendenz 
zur Quadratisierung; ein chinesisches Schriftzeichen soll theoretisch in ein 
Quadrat passen 

 
 

- Bedeutungs‐Kombinationssystem: Schriftzeichen bestehen aus 2 Teilen, d.h. 
Schriftzeichen = Summe aus 2 Teilen und eine Kombination der Inhalte (z.B. 
Sonne und Mond = hell) 
nur sehr wenige Zeichen fallen in diese Kategorie 

 
- Signifikum‐Phonetikum‐System:  ca.  90  %  der  Schriftzeichen  fallen  in  dieses 
System 
besteht  ebenfalls  aus  2  Teilen:  1  Signifikum  (ungefähre  Bedeutung)  und  ein 
Phonetikum (ungefähre Aussprache) 

   
3 Punkte neben dem „Schaf‐Zeichen“ (=Wasser) sind das S‐Zeichen, re. 
ist das P‐Zeichen, d.h. Aussprache = Schaf‐ähnlich 
normalerweise ist der li. Teil des Zeichens das Signifikum, das rechte das Pho‐
netikum; gibt aber auch Zeichen bei denen es umgekehrt ist bzw. solche wo 
die Zeichen übereinander stehen 

 
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das li. Zeichen hat immer einen religiösen Be‐
zug 
 
das  Phonetikum  wird  auch  Ko‐Signifium  genannt  und  das  Signifikum  Ko‐
Phonetikum,  weil  die  Aussprache  durch  S  festgelegt,  aber  durch  P  präzisiert 
wird 
- Indikatoren‐System 
- phonetisches Entlehnungssystem 
- Ableitungssystem 

RANDBEMERKUNGEN ZUR SCHRIFT 

ƒ die standardisierte chinesische Schreibweise (v.a. die Druckschrift) ist natürlich nicht 
der  einzige  Schriftstil.  Es  gibt  auch  individuelles  „Kalligrafieren“,  wobei  die  Unter‐
schiede oft extrem sind 
ƒ Schreiben ist in China noch mehr als bei uns das „Schönreiben“ ein eigener Kunststil 
ƒ Diskussion in China: Was soll das mit den Zeichen? Wäre es nicht einfacher, auf die 
lateinische Schrift umzustellen? Gegenargumente: 
- die  Sprache  selbst:  wenige  Sprachtonsilben  (man  spricht  viele  gleich  aus  → 
durch die Schrift identifizierbar) 
- praktisches Argument: was passiert dann mit der Literatur? Niemand könnte 
sie lesen → Kulturbruch 
- politisch: die Schrift hält das Volk zusammen (10 große Dialektgruppen) → bei 
Zeichen weiß jeder, was gemeint ist, egal wie man es ausspricht 
ƒ es gab dennoch schon den Versuch, die Schreibung selbst zu vereinfachen → mehre‐
re Schriftreformen in der VR zu diesem Zwecke (damit also das Schreiben schneller 
geht) 
ƒ Problem dabei: die Zeichen wurden einander zu ähnlich, sodass man 2 Reformstufen 
wieder rückgängig gemacht hat 
ƒ Taiwan  und  Hong  Kong  hatten  keine  Reformen  →  d.h.  wir  haben  es  nun  mit  2  ver‐
schiedenen Systemen zu tun, d.h. das ganze hat zu einer Verkomplizierung geführt. 
Inzwischen haben sich die beiden Systeme allerdings stärker aneinander angeglichen 
ƒ Umschrift: Taiwan und VR verwenden jeweils eine andere 
ƒ inzwischen ist das Thema nicht mehr ganz so politisch 
ƒ Fremdwörter: 2 Methoden: 
- inhaltliche Übersetzung: 
Flugzeug → fliegen + Maschine 
Atomkraft → ursprüngliches Ding + Kraft 
- lautliche Nachbildung: 
Mercedes → bönze 
diese Methode wird oft bei religiösen Begriffen verwendet, v.a. das Sanskrit 

 
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betreffend (Aneinanderreihung von chinesischen Silben, die im chinesischen 
inhaltlich sinnlos ist) 
- manchmal kommt es auch zu einer Mischung aus beiden Möglichkeiten 

 
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KONFUZIANISMUS 

ƒ Das Wort „Konfuzianismus“ ist klar eine westliche Bildung (‐ismus) → problematisch 
Man weiß nicht genau, was damit gemeint ist – ist die Person Konfuzius der Gründer/ 
Prophet/ Autor/ Inhalt von Verehrung/ Urheber? 
ƒ In den Büchern über chinesische Religionen kommt der Konfuzianismus entweder vor 
oder nicht. Warum? Man ist sich nicht sicher, ob er als Religion zu verstehen ist oder 
als Ethik/ Staatsethik/ Philosophie/ Morallehre 

BLICK AUF DEN KONFUZIANISMUS VON AUßEN 

ƒ Aufklärer WOLF: er zeichnet ein positives Bild: „Inbegriff dessen, was die natürlichen 
Kräfte des Menschen vermögen“ – d.h. keine Wunder von außen sind nötig, Religion 
wäre vernunftbetont 
ƒ VOLTAIRE:  keine  Riten,  nur  ein  weiser  Mann,  der  sich  selbst  nicht  als  Prophet  be‐
zeichnet; wieder wird das Vernünftige betont (d.h. wieder positiv beurteilt) 
ƒ KANT: Die Moral des Konfuzianismus besteht aus unerträglichen Sittensprüchen (ein 
jeder könne sie „herplappern“) 
ƒ HEGEL: für den Ruhm des Konfuzius wäre es besser gewesen, wenn seine Worte nicht 
übersetzt worden wären 

QUELLEN („KONFUZIANISCHE SCHRIFTEN“) 

ƒ Korpus von 5 bzw. 4 Texten, die als „konfuzianische Klassiker“ bezeichnet werden. Sie 
stammen aus unterschiedlichen Zeiten und von unterschiedlichen Autoren (d.h. man‐
che stammen aus der Zeit VOR Konfuzius, andere enthalten wohl seine Worte, wie‐
der andere wurden Jahrhunderte danach verfasst) 
ƒ Einteilung in die „5 Klassiker“ (wu jing) und die „4 Bücher“ (si shu) 

Die 5 Klassiker 

1) shijing, das „Buch der Lieder“ 
ƒ Sammlung von 305 Texten/ Gedichten aus der frühen Zhou‐Zeit 
ƒ vorkonfuzianisch (manche sogar aus der Shang‐Zeit) 
ƒ Inhalt: Volkslieder, Religion, Leben am Hof (des Adels), u.a. 
2) shu jing, das „Buch der Aufzeichnungen“ 
ƒ Geschichtswerk 
ƒ Reden, Verordnungen, Erlässe bestimmter Herrscher 
ƒ 53 Kapitel 
ƒ lange Entstehungszeit, Teile auch nachkonfuzianisch 
3) yi jing, das „Buch der Wandlungen“ 
ƒ „Bestseller“ asiatischer Literatur in Europa 
ƒ Handbuch der Wahrsagerei 
ƒ 64 Hexagramme werden gedeutet → Basis für Wahrsagen 

 
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ƒ Entstehungszeit umstritten (Meinungen gehen von vor Konfuzius bis 3. Jh.) 
ƒ auch  von  Daoisten  verwendet  (v.a.  die  ying  +  yang  Terminologie)  und  von 
Buddhisten 
4) chun qiu, „Frühling‐Herbst“, das „Buch der Frühlings und Herbst‐Annalen“ 
ƒ Chroniken eines Stadtkönigtums (Lu, aus dem Konfuzius stammte) 
ƒ Aufzählung von Herrschern plus Wertung (Wechsel von Name zu Titeln impli‐
ziert Wertung) 
5) li ju, das „Buch der Riten“ 
ƒ stammt sicher aus der Zeit nach Konfizius (4. Jh. oder 2. Jh.) 
ƒ Hofetiquette,  Riten,  Benehmen,  Erziehung,  Magie,  Moral,  Verhaltensregeln, 
etc. 
ƒ so formuliert, als ob Konfuzius es selbst sagen würde (d.h. die Worte werden 
ihm in den Mund gelegt 

Alle 5 Bücher haben gemeinsam, dass sie mit Konfuzius selbst nichts zu tun haben! 

Die 4 Bücher 

1) lun yü, „Gespräche“ 
ƒ dünnes Werk von 20 Kapiteln 
ƒ um 400 v.C. entstanden 
ƒ Gespräche  zwischen  Konfuzius  und  seinen  Schülern,  höchstwahrscheinlich 
von letzteren aufgezeichnet, wohl stark authentisch 
ƒ es handelt sich um den ersten chinesischen Text überhaupt, der jemals einer 
bestimmten Person zugeordnet worden ist 
ƒ Thema ist v.a. Menschlichkeit 
2) meng zi, „Menzius“ 
ƒ war ein Schüler des Konfuzius (4. Jh.) 
ƒ einer der bedeutendsten konfuzianischen Philosophen 
ƒ erzählt nicht nur, was der Meister sagt, sondern argumentiert selbst 
ƒ der Mensch ist von Natur aus gut 
3) da xue, „Die große Lehre“ 
ƒ = Kapitel 42 aus dem Buch der Riten 
ƒ Quelle, aus der v.a. der Neukonfuzianismus geschöpft hat 
4) zhong yong, das „Buch der Mitte“ 
ƒ = Kapitel 31 aus dem Buch der Riten 

23.04.2008 

1.  KONFUZIUS UND DIE BEDEUTUNG SEINER LEHRE 

KONFUZIUS – DIE PERSON 

 
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ƒ lebte zur Zeit vor der Reichseinigung, eine Zeit der kleinen Fürstentümer, große Unsi‐
cherheit 
ƒ „Konfuzius“ ist eine latinisierte Form des Namens, den es in China nicht gibt: 
- chin.: Kong (Familiennahme) Fuzi (Meister) → Meister Kong, d.h. Name und 
Anrede 
- persönlicher Name: Qiu [sprich: Tsiu] als Kind und Zhongni als Erwachsener 
ƒ 551 v.C. an der chinesischen Ostküste im Königtum Lu geboren 
ƒ wir haben ein recht exaktes Geburtsdatum, weil die Chinesen zu jener Zeit eine Art 
von Geschichtsschreibung hatten, nach der eine Dynastie aus dem Blickwinkel der 
Nachfolger beschrieben wird (d.h. natürlich ideologisch‐politische Färbung). Dennoch 
haben wir hier einen wichtigen Faktenkorpus zur Verfügung, v.a. im Bezug auf Jah‐
reszahlen 
ƒ Konfuzius stammte aus dem niederen Adel, wobei er aber kein legitimes Kind war 
(Seitensprössling) 
ƒ instabile Verhältnisse sowohl innerhalb der Familie als auch im Königreich selbst: die 
Fürsten fliehen häufig, führen viele Kriege 
ƒ soll schon als Kind eine Vorliebe für Rituale gehabt haben 
ƒ seine Karriere wird von Schrift zu Schrift anders beschrieben, unter anderem werden 
ihm folgende Berufe zugeschrieben: Schreiber, Aufseher, Berater, Stadtpräfekt, ober‐
ster Richter, stellvertretender Kanzler. Je weiter die Quellen zeitlich von Konfuzius 
entfernt sind, desto höher werden die Ämter 
ƒ mühsame Wanderjahre sind ein wiederkehrendes Motiv, wobei hier politischer Mis‐
serfolg mit eine Rolle spielt: Auswanderung wäre nicht notwendig gewesen, wenn 
der jeweilige Fürst auf Konfuzius gehört hätte 
ƒ Tod 476, d.h. mit c. 72 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt soll er ca. 3000 Schüler gehabt 
haben 
ƒ Konfuzius fühlt sich nicht anerkannt, aber es ist ihm gleich – er möchte die anderen 
kennen 
ƒ Schüler: Sendungsbewusstsein des Konfuzius ist offensichtlich – er hat etwas zu sa‐
gen und fühlt sich beauftragt, dies weiterzugeben 
ƒ Kennzeichnend ist der Fokus auf Wissen und Lernen → zeigt eine Hochblüte des Geis‐
tes (vgl. griechische Philosophie z.B. Wissen um das Nicht‐Wissen) 
ƒ „Beim Lehren gibt es keine Standesunterschiede“, d.h. nicht nur dem Fürst/ dem Adel 
steht Bildung zu 
ƒ unter Konfuzius‘ Schülern finden sich Angehörige aller Schichten (nach dem „Bildung 
für alle“ – Ideal) 
ƒ Widerspruchsfreudigkeit des Konfuzius: Widersprüche sind ein wesentliches Element 
des Lernens, genauso wie Fehlermachen 
ƒ es scheint verständlich, dass er seine Posten anscheinend nie besonders lange inne 
gehabt hat – er soll auch gesagt haben, er ist lieber unter seinen Schülern/ Gleichge‐
sinnten 
ƒ Selbstkultivierung spielt eine wichtige Rolle 

 
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ƒ handelt es sich um eine Religion? Konfuzius spricht vom „Gesetz des Himmels“ – ist 
der Kosmos gemeint oder ein theologisches Konzept? 
ƒ Konfuzius hätte sich nie selbst als Religionsgründer oder Finder eines neuen philoso‐
phischen Konzepts bezeichnet, sondern als Überlieferer – alles muss nur freigelegt 
werden, d.h. ist schon vorher vorhanden; er ist also seiner Ansicht nach kein „großer 
Neuerer“ 
ƒ hatte keine leichte Kindheit, verstand sich „auf die einfachen Dinge des Lebens“ 

DIE BEDEUTUNG DER LEHRE DES KONFUZIUS 

ƒ das Wort „Konfuzianismus“ wird im chinesischen Raum nicht verwendet, sondern das 
chinesische Wort „rujia“ = Haus/ Schule/ Heimat des Sanftmütigen 
ƒ was lehrt Konfuzius? 
- zu dieser Zeit ist die Lehre von 6 Künsten gängig (Schreiben, Rechnen, Etiquet‐
te, Bogenschießen, Wagenlenken) 
- Konfuzius: alte Texte, innere Kultivierung des selbst, Etiquette, Moral 
- es gibt verschiedene „Kampfarenen“ des Menschen, je nach Altersstadium 
(Sexualtrieb, Habgier, etc.) 
- „hätte die Welt das DAO, müsste ich mich nicht anstrengen“ (DAO ist auch ein 
Konzept im Konfuzianismus, nicht nur im Daoismus) 
ƒ Gegner 
- daoistische Quellen: Konfuzianismus ist veraltet (Riten, etc.), Tugend würde 
nach außen getragen 
- Vorwurf, er würde mit seinen Lehren die Jugend verderben (vgl. Sokrates) 
ƒ Kennzeichen des Konfuzianismus: Riten, Etiquette, etc.dem Widerspruchsgeist ge‐
genübergestellt („lebendige Spannung zwischen Tradiertem und Geist“) 
ƒ man hat schnell aus dem Lehren des Konfuzius ein System von Tugend kreiert, an die 
man sich halten muss; diese Tugenden sind hierarchisch aufgebaut, Unterordnung 
des Individuums unter das Kollektiv – dies ist aber nicht die Originallehre des Konfu‐
zius! 
ƒ religiöses Weltbild zur Zeit des Konfuzius 
- Himmelsgott mit ethischen Dimensionen (das Gute vs. das Böse), der Kaiser 
(o.Ä.) verwaltet die Menschen 
- so funktioniert es aber nicht (à la: den Guten geht es gut, den Bösen geht es 
schlecht) → Herausforderung an der Weltbild 
- der Adel hält sich an ritualisierte Umgangsformen, die überliefert sind 
- wenn das oben beschrieben „Mandat des Himmels“ nicht funktionstüchtig ist, 
bedeutet das, dass die Rituale falsch ausgeführt werden? 
- die Antworten des Konfuzius müssen in diesem Umfeld verstanden werden. 

2.  ZENTRALE INHALTE 

 
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LI (RI‐ TEN)  

ƒ der Mensch braucht Riten und muss diese hochhalten, d.h. formal richtig vollziehen, 
sie mit innerer Anteilnahme vollziehen und sie befugter Weise ausführen 
ƒ ohne Riten ist man „ohne festen Stand“ 
ƒ d.h. stark traditionell 
ƒ Hintergedanke: Erfahrungen sind wichtig, es gibt gutes und erprobtes, das man über‐
nehmen soll 

ZHENG‐ MING  

ƒ „Bereinigung/Richtigstellung der Namen/ Begriffe“ 
ƒ die Unordnung rührt daher, dass wir mit der Sprache die Dinge nicht so benennen 
wie sie wirklich sind, d.h. die Dinge sind verfälscht, weil man Namen erfindet → die 
Menschen verlieren die Orientierung 
ƒ Gegner: „Rhetoriker/ Sophisten“, Daoisten (Zweifel an der Sinnhaftigkeit von Benen‐
nungen im allgemeinen; dies führe zur Unordnung) 

JUNZI 

ƒ der Mensch soll ein Edler/ Nobler (=Junzi) werden, der Selbstkultivierung vollzogen 
hat, die Namen richtig verwendet und die Riten kennt 
ƒ dieser Mensch hat dann die Tugend zhong   = Mitte 
ƒ der junzi soll von allen guten Tugenden das rechte Maß kennen (zu viel Tugend ist 
auch nicht gut) 
ƒ er hat die Tapferkeit yong, die Menschlichkeit ren  und die Klugheit zhi 

BALANCE VON INNEN UND AUßEN 

ƒ Form und Inhalt müssen gleichermaßen gekannt werden, nicht nur eins von beiden 
ƒ d.h. Riten müssen mit Kenntnis und innerer Beteiligung durchgeführt werden 
ƒ es geht nicht um Gesetze, sondern um die innere Moral und das Handeln – beide sind 
aber geregelt 
ƒ Menschen können 3 verschiedene Einstellungen haben: 
- an der Menschlichkeit genüge finden (die oberste Stufe) 
- Moral aus Klugheit für nützlich halten 
- aus Angst vor Strafe die Moral einhalten (unterste Stufe) 

FAMILIE/ GESELLSCHAFT/ STAAT 

ƒ die Familie ist wichtiger als der Staat 
ƒ Hierarchie von Bindungen 
ƒ dennoch Wertschätzung des Staates 
ƒ Ahnenkult hat große Bedeutung: Riten, Opfer 

 
19
ƒ der Konfuzianismus ist aber nicht in sich Ahnenkult, sondern dieser ist nur ein Teil 
des Ganzen 

POLARITÄTEN 

ƒ Gerechtigkeit (der Edle) vs. Nutzen (der Gemeine) – höher ist der, der Gerechtigkeit 
hoch hält 
ƒ Krieg vs. Frieden: Konfuzius hat insgesamt für Krieg nicht viel übrig (Ernährung, Ver‐
teidigung und Vertrauen sind zwar alle wichtig, aber als erstes könnte man auf das 
Militär verzichten, das Vertrauen ist das wichtigste). 
ƒ Lernen (Auswendiglernen von Vorgegebenem) vs. Denken (macht man selbst): Kon‐
fuzius ist für eine Balance (lernen ohne nachdenken geht nicht, nachdenken ohne 
lernen aber ebenso wenig) 

RÉN (MENSCHLICHKEIT)   

ƒ Zeichen ist zusammengesetzt aus dem Zeichen für „Mensch“ und dem Zeichen für 
„Zwei“ 
ƒ innerliche Fähigkeit, die Menschen zu lieben (vgl. ca. christliche Nächstenliebe) 
ƒ emotionale Komponente, d.h. affektive Vorliebe für Menschlichkeit PLUS kognitive 
Ebene 
ƒ stärkster Anspruch: die Menschenliebe muss shu   sein, d.h. gegenseitig (vgl. „gol‐
dene Regel“, d.h. was du nicht willst das man dir tut, das tu niemand anderem) 
ƒ formaler Wert (d.h. nicht konkret, bzw. nicht generalisierbar) – es umfasst alles, man 
muss nichts aufzählen 
ƒ Gleichheit der Menschen ist impliziert, die Aussage selbst ist nicht standes‐, her‐
kunfts‐ oder genderspezifisch (dennoch muss man es kombiniert mit den verschiede‐
nen Differenzierungen der Zeit sehen – das Gleichheitsprinzip ist rein theoretisch) 
ƒ Konfuzius fordert davon nichts an, sondern verpflichtet sich selbst dazu (vgl. Selbst‐
kultivierung) 

30.04.2008 

SELBSTKULTIVIERUNG 

ƒ zentrale Bedeutung 
ƒ Programm aus 3 Schritten: Selbstachtung, Selbststärkung, Selbstprüfung 
1) Selbstachtung 
- Distanz zu sich selbst ist vorausgesetzt 
- „selbst“ mit positiver Wertschätzung verbunden (Grundlage für ethisches 
Handeln) 

 
20
- nicht Lohn und Strafe sind leitende Motive, sondern sittliches Handeln weil 
man es sich selbst schuldig ist 
- der Weise bedarf eigentlich nicht der „Religion“ (d.h. der übernatürliche Be‐
lohnung/ Bestrafung als Motivation für moralisches Handeln) 
- ethisches Handeln aus Achtung für sich selbst 
2) Selbststärkung 
- Pflege der Selbstachtung, d.h. Dinge tun, die bei der Selbstachtung helfen 
- Musik (zu betreiben/ zu lernen) spielt hier eine Rolle 
- „Ein Edler harmoniert, aber macht sich anderen nicht gleich“ → Solidarisie‐
rung mit anderen ist nicht notwendig 
- Basis für Harmonie 
- in sich selbst ruhend ist eine harmonische Beziehung mit anderen möglich 
3) Selbstprüfung 
- Gewissen als relevante Instanz 
- Gewissen = innerer Gerichtshof (vgl. Kant) 
- Selbstdistanz ist wiederum vorausgesetzt 
ƒ Möglichkeit, bei dem Selbst zu bleiben ist dabei theoretisch gegeben (siehe z.B. 
Daoismus: die äußere Welt lehnt vom Wesentlichen ab; Rückzug/ Besinnung auf sich 
selbst) 
ƒ ABER: hier kommt beim Konfuzianismus die „Rückkehr zur Sittlichkeit“ dazu, d.h. von 
der Selbstkultivierung zurück in die Welt kehren, sich der Gemeinschaft wieder zur 
Verfügung stellen → Verwirklichung der Selbstkultivierung (vgl. postkonventionelles 
Bewusstsein bei Kohlberg) 

MENSCHLICHKEIT VS. RITEN 

ƒ es eröffnet sich als Kombination aller dieser Werte eine Spannung, und zwar die 
Spannung zwischen ren und li, d.h. zwischen Menschlichkeit und Riten 
ƒ ren = innerlich, li = äußerlich (Konventionen, Verhalten) 
ƒ Betonung von beiden Seiten bei Konfuzius zur Vermeidung von Extremen (Gesell‐
schaft kann ein reines Handeln nach ren oder li nicht tragen) 
ƒ die Balance macht den Edlen aus 
ƒ Vorwurf, dass der Konfuzianismus ein erstarrtes Ritualsystem von Vorschriften wäre 
kann daher aus Konfuzius‘ Originallehre nicht bestätigt werden. 

EINE RELIGION? 
ƒ siehe Selbstachtung: eine Religion ist nicht notwendig, d.h. ist der Konfuzianismus 
atheistisch? Zwischendurch wird dies bejahrt, nur zwischenmenschlich‐kosmische 
Ebene 

 
21
A 11.11: Gi Lu fragte über das Wesen des Dienstes der Geister. Der Meister sprach: "Wenn man noch 
nicht den Menschen dienen kann, wie sollte man den Geistern dienen können!" (Dsi Lu fuhr fort:) 
"Darf ich wagen, nach dem Wesen des Todes zu fragen?" (Der Meister) sprach: "Wenn man noch 
nicht das Leben kennt, wie sollte man den Tod kennen?" 
ƒ d.h. vielleicht Agnostizismus? 

A 6.20: Fan Tschi fragte, was Weisheit sei. Der Meister sprach: ”Seiner Pflicht gegen die Men‐
schen sich weihen, Dämonen und Götter ehren und ihnen fern bleiben, das mag man Weisheit 
nennen.” 
ƒ Götter sollen zwar geehrt werden, aber man soll ihnen fern bleiben, d.h. Distanz hal‐
ten. Warum? Wie geht man mit den Göttern um? Konfuzius: Skepsis zu Göttern; es 
ist prinzipiell nicht wesentlich, wie man mit ihnen umgeht. Aber es wird die Existenz 
von Göttern andererseits auch nicht geleugnet, d.h. keine absolute Skepsis. 
ƒ klare Hinweise widersprechen also atheistischen/ antireligiösen Interpretationen des 
Konfuzius 

A 11.8: Als Yen Yüan starb, sprach der Meister: ”Wehe, Gott verläßt mich, Gott verläßt mich.” 
ƒ in obigem Zitat wird das Wort „tien“ (Himmel) mit „Gott“ übersetzt, d.h. Frage: ist 
der persönliche Gott gemeint oder eine kosmische Kraft? 
A 3.13: Wang Sun Gia fragte und sprach: ”Was ist der Sinn des Sprichworts: Man macht sich eher an 
den Herdgeist als an den Geist des inneren Hauses?” Der Meister sprach: ”Nicht also; sondern wer 
gegen den Himmel sündigt, hat niemand, zu dem er beten kann.” 
ƒ gegen den Himmel kann man sich also versündigen; dann hat man niemanden zu 
dem man beten kann → religiöse Dimension. Für Konfuzius scheint der religiöse Kon‐
text klar vorhanden zu sein – was aber noch nicht heißt, dass der Konfuzianismus ei‐
ne Religion ist! Konfuzianismus vielleicht em ehesten als „religiöse Tradition“ 

DIE TEXTE UND KONFUZIUS 
A = Annalectica, d.h. Gespräche, lun yu 
 
A 2.4 
Der Meister sprach: ”Ich war fünfzehn, und mein Wille stand aufs Lernen, mit dreißig stand ich fest, 
mit vierzig hatte ich keine Zweifel mehr, mit fünfzig war mir das Gesetz des Himmels kund, mit sech‐
zig war mein Ohr aufgetan, mit siebzig konnte ich meines Herzens Wünschen folgen, ohne das Maß 
zu übertreten.” 
 
ƒ innere Biographie 
 
Aus Daxue 
Von der Untersuchung der Dinge stammt das Wissen. 
Vom Wissen wird der Geist aufrichtig und ehrlich. 
Der aufrichtige Geist bringt das Herz in Ordnung. 
Das geordnete Herz führt zu feingebildetem, edlem Menschentum. 
Der feingebildete Mensch baut eine geordnete Familie auf. 
Die Ordnung der Familie trägt die Leitung des Staatswesens. 
Das gut geleitete Staatswesen führt zum Frieden unter dem Himmel. 
 
ƒ Bewegung von innen hinaus bis zum Himmel 

 
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ƒ Herz = Verstand, weniger Gefühl 
ƒ Vorrang der Familie 
 
A 6.16 
Der  Meister  sprach:  "Bei  wem  der  Gehalt  die  Form  überwiegt,  der  ist  ungeschlacht,  bei  wem  die 
Form den Gehalt überwiegt, der ist ein Schreiber. Bei wem Form und Gehalt im Gleichgewicht sind, 
der erst ist ein Edler." 
 
ƒ Balance zwischen innen und außen 
 
A 2.17 
Der Meister  sprach: ”Yu,  soll ich  dich  das Wissen lehren? Was  man weiß, als Wissen gelten lassen, 
was man nicht weiß, als Nichtwissen gelten lassen: das ist Wissen.” 
 
A 16.9 
Meister  Kung  sprach:  Bei  Geburt  schon  Wissen  zu  haben,  das  ist  die  höchste  Stufe.  Durch  Lernen 
Wissen zu erwerben, das ist die nächste Stufe. Schwierigkeiten zu haben und doch zu lernen, das ist 
die übernächste Stufe. Schwierigkeiten haben und nicht lernen: das ist die unterste Stufe des gemei‐
nen Volkes.” 
 
A 15.38 
Der Meister sprach: ”Beim Lehren gibt es keine Standesunterschiede.” 
 
A 2.15 
Der Meister sprach: ”Lernen und nicht denken ist nichtig. Denken und nicht lernen ist ermüdend.” 
 
ƒ Wissen bzw. Stufen des Wissens 
 
A 13.3 
Dsi Lu sprach: ”Der Fürst von We wartet auf den Meister, um die Regierung auszuüben. Was würde 
der Meister zuerst in Angriff nehmen?” Der Meister sprach: ”Sicherlich die Richtigstellung der Begrif‐
fe.” Dsi Lu sprach: ”Darum sollte es sich handeln? Da hat der Meister weit gefehlt! Warum denn de‐
ren Richtigstellung?” Der Meister sprach: ”Wie roh du bist, Yu! Der Edle läßt das, was er nicht ver‐
steht, sozusagen beiseite. Wenn die Begriffe nicht richtig sind, so stimmen die Worte nicht; stimmen 
die  Worte  nicht,  so  kommen  die  Werke  nicht  zustande;  kommen  die  Werke  nicht  zustande,  so  ge‐
deiht Moral und Kunst nicht; gedeiht Moral und Kunst nicht, so treffen die Strafen nicht; treffen die 
Strafen nicht, so weiß das Volk nicht, wohin Hand und Fuß setzen. Darum sorgt der Edle, daß er seine 
Begriffe unter allen Umständen zu Worte bringen kann und seine Worte unter allen Umständen zu 
Taten machen kann. Der Edle duldet nicht, daß in seinen Worten irgend etwas in Unordnung ist. Das 
ist es, worauf alles ankommt.” 
ƒ Richtigstellung der Namen 
ƒ Strafen: im Staatswesen braucht man schon Strafen 

A 3.12 
Er  opferte  (den  Ahnen)  als  in  ihrer  Gegenwart.  Er  opferte  den  Göttern  als  in  ihrer  Gegenwart.  Der 
Meister sprach: „Wenn ich bei der Darbringung meines Opfers nicht anwesend bin, so ist es, als habe 
ich gar nicht geopfert.“ 
 
A 3.3 
Der  Meister  sprach:  „Ein  Mensch  ohne  Menschenliebe,  was  hilft  dem  die  Form?  Ein  Mensch  ohne 
Menschenliebe, was hilft dem die Musik?“ 
ƒ @ ren 

 
23
 
A 15.23 
Dsi  Gung  fragte  und  sprach:  "Gibt  es  ein  Wort,  nach  dem  man  das  ganze  Leben  hindurch  handeln 
kann?" Der Meister sprach: "Die Nächstenliebe. Was du selbst nicht wünschest, tu nicht an andern." 
 
A 5.11 
Dsi Gung sprach: "Was ich nicht mag, daß die Leute mir zufügen, das mag auch ich ihnen nicht zufü‐
gen." Der Meister sprach: "Mein Si, diese Stufe hast du noch nicht errreicht." 
ƒ „Nächstenliebe“ = christlicher Übersetzungsversuch 
 
A 14.23 
Dsi Lu fragte, wie man dem Fürsten diene. Der Meister sprach: ”Ihn nicht betrügen und ihm wider‐
stehen.” 
ƒ ambivalentes Verhältnis zur Politik 
A 15.1 
Der  Fürst  Ling  von  We  fragte  den  Meister  Kung  nach  (dem  Wesen)  der  Schlachtordnung.  Meister 
Kung erwiderte und sprach: ”Was Opferplatten‐ und Opferschalenangelegenheiten betrifft, so habe 
ich davon gehört. Heeres‐ und Truppenangelegenheiten habe ich noch nicht gelernt.” Daraufhin reis‐
te er am folgenden Tage ab. 
ƒ Militär 
A 14.41 
Dsi Lu übernachtete am Steintor. Der Türmer sprach: ”Woher?” Dsi Lu sprach: ”Von einem namens 
Kung.”  Da  sprach  (jener):  ”Ist  das  nicht  der  (Mann),  der  weiß,  daß  es  nicht  geht,  und  dennoch  fort 
macht?” 
ƒ Definition des Menschen Konfuzius, eine Rückfrage aus dem Mund eines Kritikers 

3.  DER KONFUZIANISMUS NACH KONFUZIUS 
ƒ Der Begriff ist schwer einordenbar/ definierbar 

MENZIUS (MENG ZI) 

ƒ 379 – 289 v.C. 
ƒ hat die Gedanken des Konfuzius weitergeführt, d.h. seine Lehren beinhalten nicht nur 
jene des Konfuzius sondern auch eigenständige Entwicklungen 
ƒ v.a. übernimmt er die Vorstellung von ren im Zentrum des menschlichen Verhaltens 
PLUS Rechtlichkeit und Rechtschaffenheit (= Konfuzius) 
ƒ Der Mensch ist von Natur und Wesen aus gut (dies ist nur bei Menzius so konkret 
ausgedrückt) 
ƒ Der Mensch hat ein Zusammenspiel von 4 Eigenschaften, die zu 4 Tugenden führen: 
- Mitleid → Menschlichkeit 
- Schamgefühl (nicht sexuell sondern generell, insbes. Distanzierung von/ Iden‐
tifizierung mit Gut und Böse → Rechtschaffenheit 
- Bescheidenheit → sittliches Empfinden (was ist angebracht) 
- Fähigkeit, gut und böse zu unterscheiden → Klugheit 
ƒ Es gibt 5 Beziehungen, die für den Menschen konstitutiv sind: 
- Vater – Sohn 

 
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- Fürst – Untertan 
- Mann – Frau 
- älterer Bruder – jüngerer Bruder 
- Freund – Freund (als einziges nicht hierarchisch, sondern auf gleicher Ebene) 
ƒ Menzius‘ Nachfolger formulieren daraus ein starres Korsett von Tugenden (das we‐
der bei Konfuzius noch bei Menzius besteht) 
ƒ politisch sorgt ein Menzius‐Gedanke besonders für Sprengstoff: Der Herrscher hat ei‐
nen Auftrag vom Hommel (siehe Konfuzius), ABER der Herrscher kann das „Mandat 
des Himmels“ auch verspielen (d.h. Revolution kann so gerechtfertigt werden) 
ƒ Konfuzius kann also durchaus staatskritisch sein, nicht nur stützend 

XUNZI [HSÜNTSE] 

ƒ um 200 v.C. 
ƒ betont die Bedeutung von ren und Rechtschaffenheit 
ƒ Stellung der Menschen: Mensch hat Energie, Leben, Bewusstsein, Rechtlichkeitsemp‐
finden → der Mensch ist daher das höchste Wesen 
ƒ 3‐heit des Seins (3 Aspekte), die chinesische Philosophie und Denken charakterisie‐
ren: 
- Himmel 
- Erde 
- Mensch 
ƒ der Mensch ist von Natur aus schlecht 
ƒ Der Weg des Menschen zur Moralität führt nicht durch Gesetze sondern durch die 
innere Selbstkultivierung (Streitpunkt mit Gegnern wie z.B. den Legalisten) 

KAISERZEIT 

ƒ Qin‐Zeit (Reichseinigung) 
- Konfuzianer verfolgt, Verbrennung der Schriften 
- Grund: eine starke Hand ist zur Reichseinigung notwendig – die Legalisten ha‐
ben hier großen Einfluss. 
- Konfuzianismus ist ein herrschaftskritisches Element 
- Schriftvereinheitlichung: geht gegen die Konfuzianer; die wichtigen Schriften 
sind in verschiedenen Stilen geschrieben → die offizialle Schrift ist komplett 
anders, wodurch die Texte früher oder später nicht mehr lesbar sind 
ƒ Han‐Zeit 
- größere Ehren für den Konfuzianismus, aber auch nicht unhinterfragt und 
plötzlich 
- ab dem 1. Jh. n.C. gibt es eine Hochschule, in der die Klassiker gelehrt werden 
(Unterstützung durch den Kaiser). Grund: einheitliche Ausbildungsstandards 
sollen eingeführt werden. Darüber hinaus beinhaltet der Konfuzianismus den 
Gedanken des Allgemeinwohls (pro für den Staatsapparat) 

 
25
- noch nicht eindeutig, was Konfuzianismus heißt zu dieser Zeit, d.h. es kann 
auch Gelehrte im Allgemeinen meinen – Eindeutigkeit folgt erst später 
- „konfuzianische Texte“ zu ying‐ynag, Orakeldeutungen etc. haben eigentlich 
nicht viel mit Konfuzianismus zu tun, eher mit Daoismus 
- Bildungssystem: Grundlage für die Ausbildung von Beamten 
- neue Spannung für das Kaiserhaus: Zentralmacht (Beamte des Kaisers) vs. Lo‐
kalmacht (mächtige Familienclans) 
- ab 3. Jh. n.C. werden die Konturen schärfer. Faktoren dabei sind das Kommen 
des Buddhismus sowie das Erstarken des daoistischen Gedankenguts → eine 
Differenzierung wird notwendig, es folgt ein „Ringen“ der drei Größen 
- viele Werte des Buddhismus sind schwer kompatibel mit denen des Konfuzia‐
nismus z.B. Familie und „Kindestreue“ vs. „Leben vom Leiden“ und Ablehnung 
von Reproduktion (verlängert das Leiden und schürt sexuelle Begierde) 
- zusätzlich gibt es sehr realitätsnahe Fragen wie z.B.: wer hat Vorrang? der 
buddhistische Mönch oder der Kaiser (Konfuzianismus unterstützt letzteres) 
- es kommt zu einer Art Interessensteilung: Buddhismus/ Daoismus sind inner‐
lich, während Konfuzianismus äußerlich und sozial ist → „Arbeitsteilung“ d. 
Religionen 
- die Buddhistische Vorstellung, dass das Wohlwollen anderen Personen gege‐
nüber grenzenlos und nicht durch Hierarchien abgestimmt ist, ist ein deutli‐
cher Gegensatz zum Konfuzianismus 
- 1. Jh.: der Person Konfuzius werden erstmals Opfer dargebracht, er wird zum 
Herzog ernannt und später zum König. 
- andererseits war der Staat vorsichtig, den Konfuzianismus nicht zu stark wer‐
den zu lassen 
ƒ Tang‐Zeit 
- der Gegensatz zwischen Konfuzianismus und Buddhismus wird stärker 
- Beamte, Bauern, Kaufleute, Handwerker: normale Schichten; Vorwurf des 
Konfuzianismus: buddhistische und daoistische Mönche müssen als zusätzli‐
che Schicht von den anderen „durchgefüttert“ werden 
- 9. Jh.: Buddhistenverfolgungen 
- 12./13. Jh.: erstmals staatliches Bekenntnis gegenüber dem Konfuzianismus 
- das Nordreich geht verloren gegen nomadische, buddhistische Völker ‐ Budd‐
histen als Feinde 
- im Süden kommt es dann zur konstanten Forderung des Konfuzianismus 

07.05.2008 

ƒ Song‐Zeit 

 
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- Eroberung Nordchinas durch andere Völker → chinesischer Einflussbereich 
auf den Süden beschränkt – mit der geografischen Verschiebung kommt auch 
die politische (Peripherie → Zentrum) 
- Buddhisten werden von Seiten des Staates für den Niedergang verantwortlich 
gemacht 
- in dieser Zeit spricht man vom „Neokonfuzianismus“ 
- systematisch denkende Philosophen 
- Zho xi (1130‐1200) 
ƒ legt großen Wert auf den korrekten Weg der Überlieferung 
ƒ kritisch den Zeitgenossen gegenüber (Vorwurf der Infizierung mit 
buddhistischem Gedankengut) 
ƒ bei ihm selbst lässt sich allerdings auch ein gewisser buddhistischer 
Einfluss feststellen (z.B. ist bei ihm die Meditation ein zentrales Thema 
– diese wäre ein Weg der Erkenntnis der im Kontrast zu lernen steht – 
letzteres hat bei Zho xi nicht so großen Stellenwert) 
ƒ Zuspitzung der Interpretation im Bezug auf ren: stark mit dem Grün‐
den der Familie und dem Zeugen von Nachkommen verbunden (keine 
Nachkommen zu haben ist ein Affront gegen die Ahnen) 
ƒ starkes Polemisieren gegen jenen Konfuzianismus, der nur staatlich ist, 
d.h. wo man lernt um in der Folge Posten zu erlangen 
ƒ Zho xi ist derjenige, der neben den 5 Klassikern die 4 Bücher als kano‐
nische Quellen etabliert 
ƒ Inhaltich findet sich bei ihm häufig das Begriffspaar li – qi („Ordnung“ 
= innere Ordnung/ Prinzip/ Idee/Wesenheit (geistig) – „Lebenskraft/ 
Atem“ = verwirklicht und materialisiert li). → wichtige Bedeutung auf 
Grund seiner Nachwirkung 
ƒ auch unter seinen Zeitgenossen entstehen metaphysische Spekulatio‐
nen, die über den Meister hinausgehen, d.h. man hebt sich ein Stück 
weit von den konkreten Ursprüngen ab 
ƒ Yuan‐Zeit (Mongolenzeit) 
- das konfuzianische System und die Institutionen werden aufrechterhalten, da 
politisch klug 
- der Konfuzianismus wird zum Instrument ihrer Herrschaft 
ƒ Ming‐Zeit 
- der Konfuzianismus erfährt eine weitere Festigung → es beginnt der Forma‐
lismus, der dann im 19./20. Jh. zur Kritik führt 
- äußere Strukturen werden beibehalten, der Konfuzianismus aber ein Stück 
weit vom Thron gestoßen – Konfuzius wird der Königstitel aberkannt, die Kon‐
fuzius‐Statuen in den Tempeln entfernt und durch Tafeln mit den Namen Kon‐
fuzius und seiner Schüler ersetzt („Ahnentafeln“) 
- den Jesuiten ist folglich der Konfuzianismus sympathischer als der Buddhis‐
mus oder Daoismus (Götzendienst) 

 
27
- die volksreligiöse Dimension 
ƒ das Merkmal ist (teilweise heute noch) die Auffassung, dass die 3 Reli‐
gionen eigentlich ein und dasselbe sind (der Wille zur Unterscheidung 
ist im Volk nicht gegeben, eher in staatlichen/ geistigen Kreisen) 
ƒ Vermittlung nicht durch Texte, sondern durch Bildergeschichten 
(Anekdoten, die nicht auf die traditionellen Quellen beschränkt sind) 
ƒ Fixierung von Traditionen → knöchernes, starres Bild des Konfuzianis‐
mus (z.B. Trauerfristen exakt festgelegt) 
ƒ Mandschurenzeit 
- Institutionen wiederum übernommen (Schulen, Akademien, Kult ebenso) 
- Problem dabei: dass die Macht nicht bei Chinesen liegt hat Konfliktpotenzial 
mit dem Konfuzianismus 
- Emmigration der Konfuzianer → nur dürftige Zeugnisse konfuzianischen Den‐
kens (eher Genealogien, Familiengeschichten, philologische Werke; kaum 
Weiterentwicklung des Gedankenguts) 
- Entdeckung der Textkritik (durch philologische Untersuchungen): Texte sind 
nicht von 1 Autor, es gibt Widersprüche, Überlieferungsprobleme, etc. (vgl. 
Bibelkritik) 
- Versuch, den Kanon der Schriften zu verändern 
- Privatgelehrsamkeit (private Studienzirkel, Akademien) vs. staatliche Institu‐
tionen (nicht an inhaltlichen Änderungen interessiert) 
- Frage gestellt: wer war Konfuzius? ein religiöser Meister? ein rationaler Den‐
ker, der seiner Zeit voraus war? 
- die Mandschuren sind dem Westen militärisch unterlegen → es werden in‐
nerhalb der konfuzianischen Gelehrsamkeit Dynamiken freigesetzt, da man 
sich fragt, wie dies möglich/ zu erklären ist. Zwei Denkrichtungen (Lösungs‐
vorschläge): 
ƒ Wir müssen den Westen überholen → unsere Religion muss so struk‐
turiert werden wie die des Westens (Staatsreligion, Zeitrechnung ab 
Konfuzius Geburt, Einrichtung von Tempeln in jedem Dorf) 
ƒ polemisiert dagegen; man soll den Westen nicht nachmachen. → diese 
Richtung setzt sich durch 
ƒ Republik 
- Bürgerkriegszeit 
- Frage: Wieso werden wir gedemütigt, was können wir tun? 
- 4. Mai Bewegung 1919: 
ƒ Zeit der Versailler Verträge → Auswirkungen auf Ostasien; die deut‐
schen Kolonien in Asien gehen an Japan → Protestbewegung für den 
chinesischen Weg 
ƒ nach innen fordern sie Reform, Modernisierung. Konfuzianismus wird 
als Hemmschuh der Reform gesehen, dieser wäre Schuld an den Prob‐
lemen 

 
28
ƒ wollen die Sprache ändern und das klassische Chinesisch der konfuzia‐
nischen Texte durch die moderne Volkssprache ersetzen → setzt sich 
durch → gedanklicher Abschluss gegenüber den Klassikern 
- man versucht, textkritisch nachzuweisen, dass Konfuzius an den Klassikern 
nicht beteiligt war 
- Gelehrter/ Denker Hu Shih 
- Feng Yulan, Autor von „History of chinese philosophy“ 
- Dichter Lu Xun/ Lu Hsün 
ƒ Volksrepublik 
- schließt daran an 
- Mao kritisiert den Konfuzianismus vehement 
- Konfuzianismus ist Vertreter eines Gesellschaftssystems, das mit der Kaiser‐
zeit zusammenhängt – ABER: es gibt keine Gestalt die so integrativ war, d.h. 
China so stark vereint und gegenüber dem „Anderen“ abgegrenzt hat wie 
Konfuzius, d.h. Konfuzianismus ist auch ein identitätsstiftendes Element 
- großer Sprung (50er) → konfuzianistische Gelehrsamkeit ist stark betroffen 
(weil häufig Landbesitzer) 
- Streitfrage: welche Gesellschaftsform repräsentiert der Konfuzianismus? d.h. 
wohin damit im marxistischen System? meist Platzierung zwischen Sklaven‐
haltergesellschaft und Feudalsystem 
- die Kulturrevolution in den 60ern/ 70ern verschärft das ganze noch; der Kon‐
fuzianismus wird besonders stark abgelehnt. Grund: Kritik an Mao wird auf  
Kritik an Konfuzius projiziert (d.h. Kritik an der Gegenwart durch Kritik an der 
Vergangenheit) 
- mit Deng Xiaoping wieder einigermaßen Akzeptanz des Konfuzianismus 

 
29
DAOISMUS 

ƒ hier treffen wir eine ganz anders strukturierte Welt 
ƒ Bild zur Beschreibung des Daoismus (das auch von Daoisten heute zu diesem Zwecke 
bemüht wird): Daoismus ist wie die Kunst der Schiffahrt: man bewegt sich, bleibt 
nicht stehen, nützt die Kräfte des Windes und des Wassers aus, d.h. akzeptiert was da 
ist (z.B. Gegenwind) und versucht nicht, das zu ändern, und erreicht dennoch sein Ziel. 
Gegner werden als jene Leute beschrieben, die mit einem Brett auf die ungeordneten 
Wellen schlagen um diese glatt zu machen → als Folge werden diese noch unordentli‐
cher 
ƒ Terminologie: noch problematischer als bei Konfuzianismus; es wird unterschieden 
zwischen der philosophischen Ebene der Reflexion und der religiösen Praxis (u.u. 
kann auch noch eine Ebene der gesellschaftlichen Realisierung unterschieden wer‐
den) – beides hat oft wenig miteinander zu tun, oft werden sogar andere Quellen be‐
nutzt 

1.  QUELLEN 

DAS DAODEJING   

ƒ zentrale Schrift 
ƒ gehört zum philosophischen Daoismus, wird aber auch im religiösen verwendet 
ƒ jing = Klassiker, heiliges Buch 
ƒ Dao de: 
- zentrale Inhalte des Buches 
- Dao = Weg (wörtl.), Sinn/ Wort; vgl. griechisch „logos“ 
- de = Tugend, Wirken; das, was an guten Eigenschaften da ist/ wirkt 
ƒ häufige Übersetzung: „Das klassische Buch vom Dao und seinem Wirken“ 
ƒ 81 Kapitel 
ƒ neueste Forschung: stammt aus dem 3. Jh. v.C. oder früher 

14.05.2008 

ƒ unklar, wer der Verfasser des daodejing ist. Laut Tradition ist es Laotse/ Laozi (bedeu‐
tet „großer Meister“ – eher unwahrscheinlich dass es ein Personenname ist): dieser 
hätte das Land Richtung Westen verlassen und wurde davor dazu gezwungen, seine 
Lehren niederzuschreiben; so entstand das Daodejing 
ƒ unzusammenhängende Kapitel weisen aber eher auf mehrere Autoren, es handelt 
sich wohl am ehesten um eine Sammlung 

 
30
ƒ Ist Laotse als Gründer des Daoismus zu verstehen? Anders als im Falle Konfuzius‘ ist 
seine Existenz nicht historisch nachweisbar 
ƒ manche meinen, er sei 571 geboren worden und ein Zeitgenosse des Konfuzius ge‐
wesen, andere situieren ihn ins 3. Jh.v.C. – dieses wird folglich auch als Entstehungs‐
zeit des Daodejing gesehen 
ƒ prinzipiell ist es aber für den Inhalt der Lehre nicht so relevant, ob es diesen Laotse 
als Person gegeben hat 
ƒ das Daodejing heißt hin‐ und wieder auch einfach nur „Laotse“ 

DAS ZHUANGZI 

ƒ es handelt sich um eine historische Persönlichkeit 
ƒ ca. 4. Jh. v.C. 
ƒ „Das wahre Buch vom südlichen Blütenland“ 
ƒ Inhalt: ist mit Daodejing verwandt, aber in einer ganz anderen „Sprache“ verfasst: es 
handelt sich stilistisch um einen literarischen Text – Aphorismen, Sprüche, Erzählung/ 
Fabeln/ Geschichten (das Daodejing ist hingegen ein philosophisches Werk) 
ƒ gegen konfuzianische „Rückkehr zur Sittlichkeit“, man muss nicht in der Welt wirken 

WEITERE QUELLEN 

ƒ Der daostische Kanon ist festgelegt und inkludiert auch die 3 Grotten/ Höhlen „San‐
Dong“ sowie die 4 Ergänzungen. 
ƒ [vgl. im Buddhismus ebenfalls Kanon aus 3 zentralen Schriften – Triasdenken – vgl. 
auch Himmel‐Erde‐„das Allerhöchste“ im Daoismus und Himmel‐Erde‐Mensch im 
Konfuzianismus] 

Die 3 Grotten 

1) Dong zhen (Grotte des Wahren) 
ƒ 4. Jh. n.C. 
ƒ daoistische Schule „Höchste Reinheit“ 
ƒ handelt von niedergeschriebenen Visionen 
ƒ Meditation, Imaginieren von Bildern, Fabeln, Reiseerzählungen (kosmisch), 
Ahnen, Visualisierung von Inhalten 
2) Dong xuan „Grotte des Geheimnisvollen“ 
ƒ c. 400 n.C. 
ƒ beinhaltet Kernbestand der Rituale 
ƒ unter spürbarem Einfluss des Buddhismus 
ƒ messianische Ideen (Erwartung einer Zeitenwende) 
3) Dong shen „Grotte des Göttlichen“ 

 
31
ƒ Unsterblichkeit ist ein großes Thema (zentral im Daoismus ist die Suche nach 
Unsterblichkeit) 

Die 4 Ergänzungen 

1) Tai xuan „Das höchste Geheimnisvolle“ 
2) Tai ping „Der höchste Friede“ 
3) Tai qing „Die höchste Reinheit“ 
4) Zheng yi „Die wahre Einheit“ 
ƒ insgesamt ein komplexes Sammelsurium verschiedener Offenbarungen bestimm‐
ter Talismanne, Auslegungen, heilige Diagramme werden gedeutet, Geschichten, 
Genealogien, Zeremonientexte, Vorschriften, Ritualbeschreibungen, Alchämie, 
Geomantik, Numerologie, Hagiographie (Legenden), Hymnen, gesetzliche Texte/ 
Verordnungen 
ƒ @ Diagramme 
- Trigramme (23 Varianten) und Hexagramme (26 Varianten) sind wichtige 
Wahrsagezeichen (nicht nur im Daoismus, auch generell in China) 
ƒ @ Geomantik (=Feng Shui) 
- für Daoismus ist es bedeutsam, dass das menschliche Handeln in Harmonie 
mit den natürlichen Gegebenheiten geschieht („sich einfügen in die Natur“) 
- Geomanten = Leute, die sich dabei auskennen) 
- „mantik“ = Wahrsagen 
- heute immer noch als Wissenschaft in China relevant 

EXKURS: ÜBERSETZUNGSPROBLEMATIK 

DAODEJING EINS 
Der Weg, der wirklich als Weg zu betrachten ist, entspricht nicht dem ständigen Weg. 
(Duyvendak) 
Der Kurs, über den man einen Diskurs halten kann, ist nicht der ewige Kurs. (Alan Watts) 
Der Sinn, der sich aussprechen läßt, ist nicht der ewige Sinn. (Richard Wilhelm) 
 
sagbar das Dau 
doch nicht das ewige Dau (Ernst Schwarz) 
Kann Ewig‐Eines sein, was wir erkennen? (Vincenz Hundhausen) 
Ein Dao – 
kann es als Dao bestimmt werden, ist es kein stetiges Dao. (Hans‐Georg Möller) 
 
DAODEJING DREIUNDSIEBZIG 
Wer Mut zeigt in Waghalsigkeiten, der kommt um. 
Wer Mut zeigt, ohne waghalsig zu sein, der bleibt am Leben. 

 
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Von diesen beiden hat die eine Art Gewinn, die andre Schaden. 
Wer aber weiß den Grund davon, daß der Himmel einen haßt? (Richard Wilhelm) 
wer den mut hat zu verzweifeltem wagnis, stirbt 
wer den mut hat, nichts aus verzweiflung zu wagen, lebt, 
mut in beiden fällen ‐ 
doch nützt der eine, der andere schadet 
wer weiß, wen und warum der himmel haßt? (Ernst Schwarz) 
Wer das Wagnis wagt zu töten, 
Muß wohl Mut im Herzen tragen, 
Und den gleichen Mut vonnöten 
Hat wohl, wer es nicht will wagen. ‐ 
Was mehr nützet, wer kann´s sagen? (Vincenz Hundhausen) 
Wer tapfer und kriegerisch ist, geht zugrunde. Wer tapfer und nicht kriegerisch ist, wird 
leben. Diese beiden Dinge bedeuten: das eine Nutzen, das andere Schaden. Wer weiß, 
weshalb der Himmel den Kriegerischen bestraft? (Jang Ching‐shun) 
Dem Mut zu wagen 
folgt der Tod. 
Dem Mut, nicht zu wagen 
folgt das Leben. 
Von diesen beiden nutzt das eine und das andere schadet. 
Wer kennt den Grund, warum der Himmel Unheil bringt? (Hans‐Georg Möller) 
 
 
2)  DIE GRUNDGEDANKEN DES DAOISMUS ANHAND VON TEXTEN 
[Übersetzungen: RW = nach Richard Wilhelm, Laotse ; AW = nach Alan Watts, Der Lauf des 
Wassers (siehe Literaturliste)] 
 
 (1) Daodejing 1, RW 
Der SINN, der sich aussprechen läßt, ist nicht der ewige SINN. 
Der Name, der sich nennen läßt, ist nicht der ewige Name. 
"Nichtsein" nenne ich den Anfang von Himmel und Erde. 
"Sein nenne ich die Mutter der Einzelwesen. 
¾ Alles, was man benennen kann, ist nicht mehr das, was es ist (sobald man es 
ausspricht, ist es nicht mehr) 
¾ Dao hat mit dem Urbeginn/ Anfang von Himmel und Erde zu tun 
¾ Nichtsein geht Sein voraus 
¾ weiblicher Aspekt: Mutter (typisch daoistisch) 
 
(2) Daodejing 37, RW 
Der SINN ist ewig ohne Machen, und nichts bleibt ungemacht. 
Wenn Fürsten und Könige ihn zu wahren verstehen, 
so werden alle Dinge sich von selber gestalten. 
¾ Dao ist ewig und produziert nichts 
¾ man soll Dingen gestatten, sich von selbst zu gestalten 
 

 
33
(3) Zhongyong, AW 
"DAS TAO IST DAS, von dem man nicht abweichen kann; 
das, von dem man abweichen kann, ist nicht das Tao. 
¾ Dao = unbedingt wirksam; nicht moralisch erreichbar 
¾ d.h. man kann nicht sagen: Ich will Dao erreichen – es wird von selbst, wenn es 
Dao ist 
 
(4) Daodejing 25, RW 
Es gibt ein Ding, das ist unterschiedslos vollendet. 
Bevor der Himmel und die Erde waren, ist es schon da, so still, so einsam. 
Allein steht es und ändert sich nicht. 
Im Kreis läuft es und gefährdet sich nicht. 
Man kann es nennen die Mutter der Welt. 
Ich weiß nicht seinen Namen. 
Ich bezeichne es als SINN. 
Der Mensch richtet sich nach der Erde. 
Die Erde richtet sich nach dem Himmel. 
Der Himmel richtet sich nach dem SINN. 
Der SINN richtet sich nach sich selber. 
¾ ich weiß seinen Namen nicht, also nenne ich es irgendwie (ohne zu wissen, was 
genau es ist) 
¾ stattdessen beschreibe ich sein Wirken 
¾ Mensch → Erde 
Erde → Himmel 
Himmel → Dao (vgl. auch Text D1 RW – umgekehrte Aufzählung) 
 
(5) Daodejing 11, AW und (6) Daodejing 57, AW 
Als das große Tao verloren war, 
entstand (die Vorstellung von) Menschlichkeit und Gerechtigkeit. 
Als Wissen und Klugheit kamen, 
entstanden die großen Täuschungen. 
Als Familienbande nicht mehr harmonisch waren, 
entstand (die Vorstellung) von guten Eltern und folgsamen Kindern. 
Als das Volk in Unordnung und Mißherrschaft verfiel, 
entstand die Vorstellung von treuen Ministern. 
 
Je mehr Einschränkungen und Verbote es im Reich gibt, 
desto ärmer wird das Volk. 
Je mehr scharfe Geräte die Leute haben, 
desto mehr Verwirrung ist im Land. 
Je mehr Kunst und Schlauheit die Leute haben, 
desto mehr frivole Dinge werden hergestellt. 
Je mehr Gesetze und Vorschriften erlassen werden, 
desto mehr Räuber und Diebe gibt es. 
¾ Auswirkungen des Dao auf die Welt werden beschrieben 
¾ kann Dao Vorbild sein? 

 
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¾ starke Polemik gegen den Konfuzianismus 
¾ Dao = verloren 
¾ moralische Apelle der Konfuzianisten und Gesetze der Legalisten helfen nichts, da die 
Ordnung nicht hergestellt werden kann, der Mensch macht durch sein Eingreifen al‐
les nur noch schlimmer 
¾ „Kulturpessimismus kann hier gesehen werden 
¾ hemmende Kraft gegenüber Fortschrittsglauben (Kultur, Wissen, Technik) 
¾ Ideal: Einsamkeit, Welt hinter sich lassen, NICHT lernen i.S. von Gelehrsamkeit, Stu‐
dium 
¾ Distanz gegenüber Gesetzen und Vorschriften (wenn es weniger davon gäbe, gäb’s 
auch weniger Räuber) 
¾ auf die äußere Ordnung legt der Daoismus kaum Wert, diese muss die Konsequenz 
aus der inneren Ordnung sein 
 
(7) Zhuangzi 17, zit n. AW 52f 
Diejenigen, die Recht haben wollen ohne sein Korrelat Unrecht oder eine gute Regierung 
ohne ihr Korrelat Mißherrschaft, verstehen daher nicht die großen Prinzipien des Uni‐
versums und das Wesen der ganzen Schöpfung. Man könnte ebenso von der Existenz 
des Himmels ohne die Erde sprechen oder vom negativen Prinzip ohne das positive, und 
das ist offenkundig unmöglich. Dennoch hören die Menschen nicht auf, davon zu reden; 
solche Menschen müssen entweder Narren sein oder Schurken. 
¾ Das Gute existiert nur, wenn das Böse gleichzeitig existiert 
¾ je mehr Gutes, desto mehr Böses – man kann nicht eins allein stärken 
¾ es ist nicht alles bipolar/ in Polaritäten existent 
¾ siehe: ying und yang – beides gehört zusammen 
 
(8) Daodejing 38, AW 
Die höhere Tugend (te) ist nicht (absichtlich) tugendhaft, 
und deshalb ist sie Tugend. 
Die niedrige Tugend will immer tugendhaft sein 
und ist daher nicht Tugend. 
Die höhere Tugend braucht keine Gewalt, 
aber nichts bleibt ungetan. 
Die niedrige Tugend braucht Gewalt, 
aber sie erreicht nichts. 
¾ hohe Tugend ist nicht absichtliche Tugend 
¾ alles Intentionale kann keine Tugend sein und ist zum Scheitern verurteilt 
¾ will man tugendhaft sein, ist man egoistisch 
 
(9) Daodejing 80, AW 
Denk dir ein kleines Land mit wenig Menschen. 
Es gibt dort mancherlei Gerät, doch wird es nicht gebraucht. 
Die Menschen wissen um ihre Sterblichkeit und wollen nicht darüber hinaus. 
Obwohl sie Boote und Wagen haben, fahren sie nicht darin; 
obwohl sie Waffen haben, zeigen sie diese nicht. 
Sie führen die Knoten in Schnüren wieder ein (anstelle der Schrift). 
Sie haben Genüge an ihrer Nahrung, 

 
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sie freuen sich ihrer Kleider, 
ihre Häuser sind angenehm 
und ihre Sitten fröhlich. 
Sind die Nachbarstaaten auch in Sichtweite, 
das Schreien ihrer Hähne und das Gebell ihrer Hunde in Hörweite, 
werden die Menschen ihr Lebzeit nicht außer Landes gehen. 
¾ man soll sich einschränken, da eh alle Errungenschaften nichts bringen 
 
(10) Daodejing 78, RW 
Auf der ganzen Welt gibt es nichts Weicheres und Schwächeres als das Wasser. 
Und doch in der Art, wie es dem Harten zusetzt, kommt nichts ihm gleich. 
Es kann durch nichts verändert werden. 
Daß Schwaches das Starke besiegt, 
und Weiches das Harte besiegt, 
weiß jedermann auf Erden, 
aber niemand vermag danach zu handeln. 
¾ Quintessenz daoistischer Handlungsmaxime 
 
(11) Daodejing 11, RW 
Dreißig Speichen umgeben eine Nabe: 
In ihrem Nichts besteht des Wagen Werk. 
Man höhlet Ton und bildet ihn zu Töpfen: 
In ihrem Nichts besteht der Töpfe Werk. 
Man gräbt Türen und Fenster, damit die Kammer werde: 
In ihrem Nichts besteht der Kammer Werk. 
Darum: Was ist, dient zum Besitz. 
Was nicht ist, dient zum Werk. 
¾ Rad mit Speichen: Hohlraum in der Mitte macht es funktionstüchtig 
¾ Topf: „das Nichts“ ist das Wesentliche und macht es zum Topf 
 
 
21.05.2008 
 
der philosophische Daoismus ist im Westen sehr populär, anders als der gelebte Daoismus 
(v.a. auch was die Quellen angeht) 
 
ZUSAMMENFASSUNG DER WICHTIGSTEN PUNKTE DES THEORETISCHEN/ PHILOSOPHISCHEN 
DAOISMUS 
 
1) Was ist das Dao und wie beschreibt man es? Es entzieht sich allen Begriffen; es ist der 
Ursprung von Allem/ der Beginn der Welt 
2) das Leben besteht aus Polaritäten: 
- ying: weiblich/ dunkel/ schwach/ empfangend/ kühl/ pas‐
siv/ Mond/ Erde/ feucht 
- yang: männlich/ hell/ stark/ gebend/ heiß/ aktiv/ Tag/ Son‐

 
36
ne/ Himmel/ trocken 
ƒ es handelt sich dabei um zwei komplementäre Seiten der Wirklichkeit, die nicht 
voneinander zu trennen sind. 
ƒ der Mann ist außen yang, aber innen ying; die Frau ist außen ying und innen yang 
(vgl. Jung: animus und anima) 
3) Wie soll der Mensch in der Welt agieren? 
ƒ der Mensch soll „huwei“ (?) praktizieren, d.h. Nicht‐Wirken – man soll nicht ver‐
suchen, Dinge zu ändern, sondern wahrnehmen, dass in der Welt schon das bes‐
te gegeben ist, nämlich eine nicht‐menschengemacht sondern in der Natur von 
sich aus gegebene Ordnung 
ƒ v.a. gegen die Regierungen (insbes. Kaiser) gerichtet, die ja Unordnung schaffe, 
indem sie eingreifen 
ƒ man soll die dinge „sein lassen“ 
4) Theorie der 5 Elemente („Lehre von den 5 Wandlungsphasen“ 
ƒ die Wirklichkeit besteht aus 5 Elementen oder Wandlungsphasen: Holz, Feuer, 
Erde, Metall und Wasser 
ƒ diese 5 Elemente stehen im Bezug des Verwandelns zueinander: Erzeugen und 
Erobern: 
Erobern:  Erzeugen: 
Holz (Pflug zerschneidet) Erde  Holz (erzeugt) Feuer 
Erde (Dämme) Wasser  Feuer (Asche) Erde 
Wasser (löscht) Feuer  Erde (beherbergt Erze) Metall 
Feuer (schmilzt) Metall  Metall (Tau auf Klinge) Wasser 
Metall (zerschneidet) Holz  Wasser (Bäume wachsen) Holz 
 
ƒ dies erklärt die materielle Welt, die Zusammenhänge und den Wandel – ist zwar 
philosophisch/ theoretisch, aber hat eine wichtige Bedeutung in der Praxis er‐
langt 
5) Zusammenhang (vgl. K42 des Daodejing) 
ƒ Das Dao erzeugt die 1 (Dao = Anfang) 
Die 1 erzeugt die 2 (1 = unbegrenztes Äußeres) 
Die 2 erzeugt die 3 (2 = ying + yang) 
Die 3 erzeugt alle anderen Dinge (3 = Lebenskraft – aus dieser Verbindung ent‐
steht alles andere) 
 
3.  DIE RELIGIÖSE PRAXIS DES DAOISMUS 
 
ƒ es geht um Techniken der Unsterblichkeit 
ƒ das Ziel des Daoismus = die Unsterblichkeit 
ƒ ist weniger zirkulär gedacht (vgl. Hinduismus/ Buddhismus) als linear 
ƒ der Mensch als Mikrokosmos entspricht der Welt als Makrokosmos 
 
GÖTTER IM DAOISMUS 

 
37
ƒ es gibt eine Liste von daoistischen Göttern von insgesamt 28 Seiten Länge, d.h. es 
gibt eine große Zahl von Göttern 
ƒ zentral sind jedoch „Die drei Reinen“: 
1) yuan shi tian zun „Der Erwürdige vom Uranfang“: der Oberste der Reinen 
2) Dao jun „Der Herrscher Dao“ 
3) Lao jun „Der Herrscher Lao“ – vergöttlichter Laotse 
ƒ Gottheiten sind im Daoismus generell abstrakt, sie sind personifizierte Naturkräfte/ 
Prinzipien und nicht irgendwelche vergöttlichten Personen (mögliche Ausnahme ist 
Lao jun) → großer Unterschied zur chinesischen Volksreligion 
ƒ die Gottheiten sind stark systematisiert: es werden immer wieder Register angelegt, 
auf denen Gottheiten in Bezügen aufgelistet sind 
ƒ Ein Daoist macht sich einzelne Gottheiten dienstbar – dies sind ihm dann unter‐
geordnet – die anderen Götter sind ihm übergeordnet 
 
DAS VERHÄLTNIS ZWISCHEN NATUR UND GESELLSCHAFT 
ƒ Die Natur hat Vorrang – die Gesellschaft wird aber in Kauf genommen, wo notwendig 
ƒ die Gesellschaft hat schon einen Sinn und ein Ziel, aber insbesondere die Tugenden 
führen nicht zum Wesentlichen 
ƒ man muss in den esoterischen Bereich gehen (d.h. in diesem Zusammenhang: man 
wendet sich an bestimmtes Insider‐Wissen) 
ƒ der Daoismus ist eine esoterische Religion im religionssoziologischen Sinn, d.h. er ist 
nur für Eingeweihte gedacht 
 
BEISPIEL: DIE „SCHULE DER HIMMELSMEISTER“ 
ƒ 2. Jh.n.C.: Der Daoismus manifestiert sich in Gruppen – z.B. „Gruppe der gelben Tur‐
bane“ (messianische Ideen, Endzeiterwartung, starkes politisches Engagement ‐ füh‐
ren einen Aufstand an, der hilft, die geschwächte Han‐Dynastie zum Fall zu bringen) 
ƒ eine andere Gruppe nennt sich „Schule der 5 Scheffel Reis“ bzw. „Schule der Him‐
melsmeister“ 
ƒ der Name geht auf den Mitgliedsbeitrag von 5 Scheffel Reis zurück 
ƒ ist auf eine historisch fassbare Person zurückzuführen, auf Zhang Daoling 
ƒ Zhang Daoling erscheint Laotse in einer Vision 
ƒ er und seine Nachkommen verstehen sich als irdische Vertreter Laotses (der zu dieser 
Zeit bereits vergöttlicht wurde) 
ƒ diese Nachkommen gibt es heute noch (auf Taiwan) – bei uns wird die jeweilige Laot‐
se‐Inkarnation als „Daoistenpapst“ bezeichnet; tatsächlich handelt es sich nur um 
den Anführer dieser bestimmten daoistischen Gruppe 
 
Inhalte/ Organisation 
ƒ sie sprechen von einem „goldenen Zeitlater“, in dem alles in Ordnung war – verste‐
hen es als ihre Aufgabe, die Welt in dieses Zeitalter zurückzuführen 

 
38
ƒ stark an der chinesischen Bürokratie orientiert; man stellt sich auch die Welt/ den 
Kosmos nach diesem Vorbild vor 
ƒ Führung von Personenstandsregistern: Verzeichnis von Mitgliedern inkl. Ver‐
wandtschaftsverhältnisse, etc. 
ƒ Die Gottheiten sind zufrieden, wenn die Register ordentlich geführt werden 
ƒ die religiösen Führungspersönlichkeiten sind also Bürokraten 
ƒ Register dienen auch als Talismanne 
ƒ Verfassen von Bittschriften ist ebenfalls Aufgabe der religiösen Führung 
ƒ die Zugehörigkeit sowie die Rangordnung hängen nicht von der äußeren Gesell‐
schaftsstellung ab, sondern von der Dauer der Mitgliedschaft und den Einweisungen, 
die man durchlaufen hat → „Gegengesellschaft“ 
ƒ „Küche“: Festmahl zu bestimmten Anlässen 
ƒ „Feste der 3 Verwaltungen“: man wendet sich an Himmel, Erde, Wasser (bzw. an die 
dafür zuständigen Gottheiten) mit Bittschriften 
ƒ Fülle von Zeremonien, Fastenriten; diese kann man in zwei Intentionen vollziehen 
ƒ zu Gunsten des eigenen Heils oder des Heils der Angehörigen 
ƒ zum Heil der ganzen Welt 
ƒ sexuelle Zeremonien: häufiger Kritikpunkt von Seiten der Konfuzianer und der Budd‐
histen 
- klar strukturierte Abläufe (Meister bestimmt, wer mit wem etc.) 
- es wird gefastet, gebetet, Atemübungen, Beschwörungen vollzogen 
- kultische Vereinigung 
- Sexualität hat eine große Bedeutung insbesondere i.S. der Reproduktion 
ƒ Exorzistische Rituale 
ƒ Alltagsleben/ Verhaltenskodex 
- „Tugendhaftes Verhalten“, d.h. insbes. den Armen und Unterdrückten helfen, 
Indifferenz gegenüber Reichtum und Ruhm entwickeln, Fleisch und Wein nur 
mäßig genießen 
- Rezitation der heiligen Texte 
- die konfuzianischen Tugenden sind eigens erwähnt, aber sie alleine bewirken 
nicht das Heil 
- Streben, sich von der Lebenskraft zu ernähren (vgl. Diäten, Verzicht i.S. eines 
spirituellen Wachstums) 
- Atemübungen 
- Freundschaftliche Beziehungen zu kaiserlichen Beamten soll man meiden 
ƒ Werk Taiping jiing – „Das heilige Buch des höchsten Friedens“ 
- 1./2. Jh.n.C. 
- Vorstellung, dass die Himmelsmeister vom Himmel entsand sind um den Fall 
der Menschen zu verhindern 
- es ist viel von Harmonie die Rede – insbesondere zwischen den Menschen 
- wird ebenfalls als Talisman verwendet 
- Lehren: 

 
39
ƒ die individuelle Verantwortung wird betont (diese ermöglicht es dem 
Herrscher, gar nicht erst eingreifen zu müssen – wenn der Untertan in 
Verantwortlichkeit lebt) 
ƒ gelingt die Erlangung von Unsterblichkeit, lebt der Mensch im Himmel 
weiter. Gelingt diese nicht, muss er unter die ERde 
ƒ Verfehlungen werden auch den Nachkommen angelastet → Art Rein‐
karnation – aber nicht im individuellen Sinne; es bleibt als Energie da 
und verkörpert sich wieder, aber nicht als Individuum → Abgrenzung 
zum Buddhismus 
ƒ Mittel zur Langlebigkeit: 
moralisches Leben: Genügsamkeit 
Gebrauch von medizinischen Pflanzen 
Einsatz von Nadeln – so werden förderliche Energien freigesetzt 
Einsatz von „Moxa“ – Essenz, die auf der Haut verbrannt wird 
Talismane 
Beschwörungen 
Einsatz von Musik 
Ernährung: eine den Jahreszeiten angemessene Ernährung 
Atmung 
Meditation: Visualisierungen 
 
GE HONG UND DIE UNSTERBLICHKEIT 
Ge Hong, c. 300 n.C.: Was ist Unsterblichkeit und wie erlangt man sie? 
ƒ mehr als nur „Langlebigkeit“ (= statt 80 120 Jahre alt werden) ist anzustreben 
ƒ intendiert ist eine physische Langlebigkeit des Körpers (nicht nur der Seele) und dar‐
über hinaus die physische Unsterblichkeit 
ƒ die Unsterblichen sind für das gemeine Volk unsichtbar 
ƒ man unterscheidet 3 Gruppen von Unsterblichen: 
- diejenigen, die weiter bei uns leben und unsichtbar sind 
- diejenigen, die sich im Kunlun‐Gebirge ansiedeln („das ferne Reich des Wes‐
tens“, auch als Übergang zur anderen Welt gedacht) 
- diejenigen, die bei den Göttern leben 
ƒ man erreicht Unsterblichkeit, indem man das tut, was von allen Menschen gefordert 
wird UND zusätzlich ein besonderes Training absolviert: 
- man muss daran glauben 
- man braucht einen Meister, der einen führt 
- man muss Selbstverantwortung für seinen Zustand übernehmen (und es nicht 
auf die Götter, Dämonen, etc. schieben) 
- es hat weder etwas mit Intelligenz, noch mit Moral zu tun 
- ein gesundes Leben ist wichtig (physisch sowie geistig‐moralisch) 
- man soll nichts im Übermaß genießen/tun, aber auch auf nichts vollständig 
verzichten 

 
40
ƒ spezielle Praktiken 
- Reinheit (Ort für Praktiken; man soll nicht gestört werden – häufig in den Ber‐
gen) 
- Zeit (zyklisches Jahr soll zur Kenntnis genommen werden) – bestimmte Prakti‐
ken sind an bestimmte Zeiten gebunden 
- Einsatz von Heilkräutern und Mineralien (insbesondere Zinnober, Malachit, 
Schwefel) 
- Sexualpraktiken: es geht nicht um Rituale; man soll üben, die Ejakulation im 
letzten Augenblick zu verhindern – dann geht die Energie in den Menschen 
auf 
- Enthaltung von Getreide – dieses ist grob und schwer und macht auch den 
Menschen grob und schwer 
- Verwendung von Zauberformeln und Talismannen 
 
SCHLUSSWORT 
ƒ Rituale spielen eine entscheidende Rolle im Daoismus, genauso Hierarchien und der 
Einsatz von Leuten, die befähigt sind, Rituale auszuführen 
ƒ Daoismus ist eine gesellschaftlich verwirklichte, greifbare Religion 
 
 

 
41
28.05.2008 

CHINESISCHER BUDDHISMUS 

 
1. CRASHKURS BUDDHISMUS 
 
ƒ Indien, 5. Jh. v.C. 
ƒ Voraussetzungen: 
- zyklisches Denkmodell prägt die geistige Landchaft (d.h. unser Leben/ Kosmos 
ist nicht linear, sondern Kreisbewegung; alles wird, stirbt, entsteht wieder) – 
großer Unterschied zu China. Dieser Kreislauf wird als negativ betrachtet, ist 
zu überwinden. Wiedergeburt ist nicht schön, sondern eine schlechte Bot‐
schaft, man strebt nach Erlösung von diesem Kreislauf 
- Rituale spielen eine große Rolle; diese sind von Experten = Brahmanen durch‐
zuführen nach den Veden (hlg. Texte). Vernachlässigen die Brahmanen diese 
Rolle ist es schlecht für die Welt und umgekehrt. 
- Die Gesellschaft ist religiös strukturiert in Schichten. Kontakte zueinander sind 
beschränkt, die heilige Ordnung, Hierarchie regelt das Leben 
- Brahmanen/ Krieger/ Kaufleute, Gewerbetreibende/ Unselbstständige, Lei‐
beigene. Nicht vertreten: Die Kastenlosen (eigentlich besser mit „Klasse“ zu 
übersetzen) 
- das „Rad des Lebens“ kennzeichnet die Möglichkeiten dessen, was einem pas‐
sieren kann: 
 
 
Obere Hälfte des Rades Untere Hälfte des Rades
Menschliches Leben  Tiere 
Götter (angenehmes langes Leben mit  Höllen: Grausamkeit, „Höllenqua‐
wenig Leid – aber auch dieses geht  len“ (vgl. Höllenschilderungen im 
irgendwann vorbei)  Christentum ) – China: bürokrati‐
sche Systematisierung der Höllen 
Dämonen (kämpfen mit den Göttern  Geister der Unterwelt – „die hung‐
um die Vorherrschaft)  rigen Geister“ (jene die im vorigen 
Leben zu gierig waren) 

 
42
 

 
 
- das Gesetz von Ursache und Wirkung = Karma, d.h. alles hat Folgen, nicht weil 
jemand diese aufoktroyiert, sondern weil es ein Naturgesetz ist 
- die frohe Botschaft Buddhas: es gibt einen Rettungsweg, der uns aus dem Rad 
herausführt, man kann es verlassen – das ist das Ziel des Lebens 
- das Rad dreht sich um die 3 Grundübel: 
ƒ Schlange: Hass 
ƒ Hahn: Gier 
ƒ Schwein: Dummheit/ Unwissenheit 
- diese 3 Tiere beißen einander in den Schwanz und halten das Rad in Schwung 
- Götterwelt: man lebt einige tausend Jahre; dummer Weise ist das Leid so we‐
nig spürbar, dass man nicht die Notwendigkeit sieht, etwas zu unternehmen 

 
43
und das Rad zu verlassen → nur in der menschlichen Existenz ist es möglich, 
das Rad zu verlassen (alle Voraussetzungen sind gegeben) 
ƒ 5. Jh: Siddharta, Fürstensohn in Nordindien 
ƒ schließt sich Askesengruppe an und merkt, dass dieser Weg in schwächer macht, 
nicht stärker 
ƒ er entschließt sich, den „mittleren Weg“ zu gehen – kommt nach Gaia und sitzt unter 
einem Baum; er erinnert sich an die schöne Kindheit → Erwachen/ Erleuchtung: 
- er erkennt alle seine früheren Existenzen 
- er erkennt die Zusammenhänge, welche die früheren Existenzen steuern 
(Karma) 
- er erkennt den Weg, wie man das alles überwinden kann 
ƒ Buddha formuliert die 4 edlen Wahrheiten (die heute für alle Schulen des Buddhis‐
mus gelten): 
1) Alles Leben ist Leiden 
2) die Ursache des Leidens ist die Gier 
3) das Leiden zu besiegen ist möglich, wenn wir die Gier besiegen 
4) Der heilige 8‐fache Pfad (Rad mit 8 Speichen ist das Symbol) 
ƒ Punkt vier betreffend gibt es starke Unterschiede in der Interpretation. Man sprich 
jedoch von 3 Empfehlungen/ Weisungen (ethische Themen): 1) rechtes Leben 2) 
Übungen zur Konzentration und Meditation 3) kognitive Elemente: Einsicht in die 4 
Wahrheiten und der Wille, an der Erlösung zu arbeiten 
ƒ Nirvana („verwehen“/ „erlöschen“) wird erlangt [Vorwurf im Westen: ist der Budd‐
hismus eine negative Religion?] 
ƒ Buddha selbst äußert sich nicht dazu, wie dieses Nirvana/ Erfahrung des Erwachens 
aussieht – es lässt sich nicht in Worte fassen (vgl. negative Theologie im Christentum) 
ƒ Nach dem Tod wird man nicht mehr wiedergeboren aufgrund der Erleuchtung 
ƒ kleines Fahrzeug: nur Mönche können das Nirvana erreichen (weil es so viel Aufwand 
ist und eine Abkapselung von der Welt notwendig ist) 
ƒ großes Fahrzeug: alle können das Nirvana erreichen: 
- alle können Buddha werden 
- kleines Fahrzeug als egoistisch betrachtet („religiöser Heilsegoismus“) 
- der Mensch soll streben danach, Erleuchtungsanwärter (Bodhisattva) zu wer‐
den, d.h. Verzicht auf Glückserfahrung um zu warten, bis alle so weit sind. 
- man kann die Bodhisattvas um Hilfe bitten und auch zu ihnen beten 
ƒ philosophische Ebene: das „Selbst“ ist nur eine Einbildung und existiert nicht. der 
Mensch ist ein „Nicht‐Selbst“ (an‐atman) – heißt es im kleinen Fahrzeug 
ƒ im großen Fahrzeug wird der Gedanke noch vertieft: „Sunyata“ = Leerheit/ Leere: 
nicht nur der Mensch hat kein Selbst, sondern alles, was ist, ist leer. 
ƒ 3te Richtung: tibetischer Buddhismus 
 
2. HEILIGE SCHRIFTEN 
 

 
44
DER KANON DER THERAVADIN: PALI‐KANON/TIPITAKA (40 BDE.) 
Vinaya‐Pitaka (Ordensregeln) 
Sutta‐Pitaka (Lehrreden) 
Abhidhamma‐Pitaka (philosophische Abhandlungen) 
 
ƒ nach B.s Tod    „Konzil“ von Rajagriha: 500 Mönche rezitieren gemeinsam 
ƒ Mitte 3. Jh. v.    erste Synode der Pali‐Schule („drittes Konzil“, Pataliputra) 
sammelt 
ƒ Jh. n. Chr.    erste Fixierung des Wortlautes 
ƒ 19. Jh. 729    Marmortafeln in Mandalay 
ƒ 1882      Beginn der krit. Edition der Pali‐Text‐Society, Lateinschrift, läuft 
 
„ÜBERSETZUNGEN“: 
Sanzang (= einfach chin. Übersetzung von „Tipitaka“) ‐ der chinesische Kanon 
ƒ ab 2. Jh. n. Chr.  Übersetzungen 
ƒ ab 6. Jh. n. Chr.  Kompilationen 
ƒ 972      erster Druck 
ƒ 1236‐1251    erster erhaltener Druck 
ƒ 1922‐1933    Taisho‐Edition (Japan) 
Kandschur (108 Bde.) und Tandschur (225 Bde.) – die tibetische Version 
ƒ ab 7. Jh. n. Chr.  erste Übersetzungen 
ƒ nach 1310    Archetypus eines tibetischen Kanon 
ƒ 1410      erster Druck (Beijing) 
ƒ 1717‐1720    heute gebräuchliche Beijing‐Edition (nur Kandschur) 
 
MAHAYANA‐SUTREN 
spätere Texte, kürzer, einheitlicher, in best. Schulen/ Traditionen entstanden. ist aber kein 
Kanon (kommt auf die Schule an) 
Prajnaparamita‐Sutren 
ƒ „die das andere Ufer der Weisheit erreichen“ 
ƒ ca. 40 Sutren, darunter Ashtasahasrika, Diamant‐Sutra und Herz‐Sutra 
ƒ Fahrt ins Nirvana (wie man dort hin kommt) 
Sutra des Reinen Landes 
ƒ Reines‐Land‐Buddhismus (2.‐4. Jh.), Amida‐Buddhismus (ab 6. Jh.; Honen und Shin‐
ran), 
ƒ Jodo‐Shin‐shu 
Lotos‐Sutra (2. Jh. n. Chr.) 
ƒ Tiantai‐/Tendai‐ Buddhismus (6.‐9. Jh.), Nichiren (12. Jh.), 
ƒ Nichiren‐Orden, Kyoto‐Schule, Sokagakkai 

 
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ƒ Na‐mu‐myo‐ho‐ren‐ge‐kyo 
 
3. CHINESISCHER BUDDHISMUS 
 
ƒ im 1. Jh. n.C. erstmals greifbar 
ƒ Kaiser der Han‐Dynastie hat einen Traum, in dem ein goldener Mann vom Westen 
kommt. Er schickt eine Delegation los, diese bringen buddhistische Schriften zurück 
ƒ die Sanskrit‐Texte werden übersetzt. Problem: fremdes Weltbild, fremde Sprache, 
etc. → was kann man im chinesischen Kontext damit machen? 
ƒ Es kommt zu einer Veränderung des Buddhismus 
ƒ der Buddhismus stößt auf eine Hochkultur, er muss sich in Beziehung zu bereits vor‐
handenem stellen → „Kulturkampf“ 
ƒ inhaltiche Pendants (z.B. Nirvana = Dao), auch Transkription nach Lauten (Laute ha‐
ben keinen Inhalt, man muss sie erklären) – beides wird verwendet 
ƒ Fo = Buddha (das Zeichen „Fo“ wurde früher „Bud“ ausgesprochen) 
ƒ Veränderung der Inhalte 
ƒ Verwirrung: keine einheitliche Übersetzung, verschiedene Versionen 
ƒ Wertekonflikt 
ƒ Buddhismus als Fremdreligion – sie müssen sich rechtfertigen 
ƒ Divergenzen: 
- Wert der Familie vs. Verlassen der Familie, Mönchsreligion 
- Unsterblichkeit als Ziel vs. Verlassen des Diesseits als positiv 
ƒ Die Mönchen bilden Kloster 
ƒ Herrscher fördern den Buddhismus teilweise, bekämpfen ihn aber auch 
ƒ Impulse: Texte von Indien nach China: 
- Reisebereichte von Pilgern: Fa Xian, Xuan Zang (7. Jh.) 
- Texte werden übersetzt: Berühmter Übersetzer = Kumarajiva 
- Texte, die beanspruchen, Übersetzungen indischer Originale zu sein (diese 
möglichen Originale sind allerdings nicht erhalten) 
ƒ es bilden sich Schulen; man will Ordnung in die Vielfalt der Texte bringen 
ƒ die Texte werden hierarchisiert und integriert. Frage: welcher Text ist der wichtigste? 
– verschiedene Vorlieben 
ƒ jede Schule setzt einen Text an die Spitze, aber die anderen werden nicht ausge‐
schlossen (d.h. integrativ) 
 
SCHULEN 
ƒ Huayan „Blumengirlandenschule“ 
- Sutra‐Text „Huyan“ an der Spitze 
- philosophische Spekulationen über die Leerheit: alles ist verwoben 
- das Nichts ist nicht völlig nichts, da Dinge eben verwoben sind – das ist im 
chinesischen Zusammenhang eher fassbar 
ƒ Tiantai „Himmelsterrasse“ (=Berg) 
 
46
- in Japan: Tendai 
- 6. Jh. 
- zentraler Text = Lotus‐Sutra: reinste und reifste FOrm der Lehre Buddhas 
- zentrale Frage: wie kann es verschiedene Stadien/ Stufen der Belehrung ge‐
ben? 
- konventionelle vs. absolute Realität 
- Meditation als zentral 
ƒ Reines‐Land‐Buddhismus 
- Buddha Amitaba wird besonder verehrt; er lebt im Land Sukkhavati und ver‐
spricht seinen Anhängern, nach ihrem Tod in seinem reinen Land leben zu 
können (wiedergeboren zu werden). Von dort ist es ein Katzensprung ins Nir‐
vana 
- das ganze soll möglich gemacht werden durch die Anrufung des Namens Ami‐
tabas 
- v.a. in Japan berühmt geworden als Amitaba‐Buddhismus 
ƒ Chan Buddhismus 
- = Sanskrit dhyana = Meditation 
- Japan: Sen‐Buddhismus 
- Heilsweg ist nicht der Weg im Sinne bestimmter Aktivitäten, jenseits aller 
Worte, von Herz‐zu‐Herz 
- Erleuchtung durch zum‐Stillstand‐kommen, durch Sitzmeditation. dies ist je‐
dem möglich (Erlösung nicht durch Denken/ Erfahren) 
- Huineng: Küchengehilfe im Kloster, wird „erkannt“ („Die Erleuchtung passiert 
zwischen den Kochtöpfen“) 
- RIchtungen: Linji = jap. Rinzai; Caodong = jap. Soto 
 
 

 
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04.06.2008 

CHINESISCHE VOLKSRELIGION 

1. DIASHOW ‐ ANMERKUNGEN 
 
ƒ gelber Drache: symbolisiert den Kaiser 
ƒ apotropäische (d.h. Abwehren von Geistern) Funktion der „Dachreiter“ 
ƒ Kunstrichtung des „sozialistischen Realismus“: z.B. Mao 1 Kopf größer als alle ande‐
ren, Mao als einer der „großen Menschn“ in der Volksreligion → werden gottgleich 
ƒ „Harmonie zwischen Himmel und Erde“ (v.a. bei Konfuzianern wichtig): vgl. Himmels‐
tempel in Peking; das ganze spiegelt sich in der Architektur wieder. Der Himmels‐
tempel stand ursprünglich gegenüber von einem Erdtempel, der heute allerdings 
nicht mehr vorhanden ist. 
ƒ Plan des Kaiserpalastes: man sieht wiederum dass die konfuzianische Weltsicht sich 
in der Architektur spiegelt: klare Linie, nach der alles ausgerichtet ist; verläuft Süd‐
Nord → Harmonie, die vom Kosmos vorgegeben ist 
ƒ Wald/ Berg: ruft Daoisten auf, sich von der Welt zurückzuziehen (ohne Rückkehr!) 
ƒ Naturkräfte: Wasser im Daoismus besonders kräftig 
ƒ Buddha: Riesenstatuen; vgl. Quantität des Buddha als zentral im chinesischen Budd‐
hismus 
ƒ südlicher Zipfel Chinas: traditioneller Buddhismus 
ƒ Breiter, lächelnder Buddha ist typisch für China 
Schamanismus 
ƒ Schamanismus ist keine Religion, sondern ein religionsgeschichtliches Phänomen in‐
nerhalb verschiedener Religionen 
ƒ religiöse Spezialisten versetzen sich durch bestimmte Techniken in alternative Be‐
wusstseinszustände 
- Informationen/ Kräfte werden für die reguläre Welt nutzbar gemacht 
- man ist nicht für sich selbst Schamane, sondern für eine bestimmte Gemein‐
schaft 
- vgl. „Medizinmänner“ Amerikas; Nordasien (speziell Mongolei); Tibet (Budd‐
hismus) 
ƒ Südchina: schamanische Praktiken sind nicht Teil einer Religion sondern Teil von 
Stammestraditionen 
ƒ Naheverhältnis zum Buddhismus 
ƒ in Lijang (Stadt in Südchina), wo die Naxi leben, heißt der Schamane „Dongba“ 
 
 
2.  ASPEKTE DER CHINESISCHEN VOLKSRELIGION 
 
ƒ Was ist Volksreligion? Definitionsproblem 
 
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ƒ fast alles, was in China praktiziert wird, hat mit Volksreligion zu tun, und kaum mit 
dem bisher besprochenen 
ƒ bei genauem Hinsehen ist es eine Kombination aus allem 
 
TEMPELFESTE 
ƒ Schauspiele (aus Mythen, Geschichten – pädagogischer Touch), Kostüme 
ƒ Thematik: z.B. Zentralität der Freundschaft, etc. (vgl. Hänsel und Grätel bei uns – man 
weiß, worum es geht – pädagogischer Wert) 
ƒ Götterstatuen werden mit religiöser Energie „aufgeladen“ (mittels Weihrauch) – die 
Energie hilft einem dann zu Hause. Wenn nicht, landet die Statue im Müll und im 
nächsten Jahr wird eine neue mitgebracht → d.h. der Nutzen ist zentral 
ƒ Götterstatuen werden in einer Prozession in Sänften herumgetragen, teils auch durch 
Dörfer, wo sie die Felder segnen sollen etc. 
ƒ Medium = Teil der Prozession – es handelt sich um eine Person, die sich in besonde‐
rer Weise in den Dienst der Gemeinschaft und des Gottes begiebt – diese Person fügt 
sich bewusst große Schmerzen zu, um dann in einen Zustand der Trance zu kommen, 
in eine Beziehung zur Gottheit → wird der Gemeinschaft nutzbar 
ƒ Wahrsagen: z.B. Rundhölzer (werden auf den Boden geworden), lange Stäbe (Gefäß 
mit Stäben wird geschüttelt, man zieht eines heraus, je nach Nummer erhält man 
dann seinen Zettel) 
 
ƒ Begräbniszug: weiße Kleidung (=Trauerfarbe), mit Blumen bunt verzierte Autos 
ƒ ursprünglich Buddhistische Statuen stehen mittlerweile für Kinderreichtum/ finan‐
ziellen Reichtum 
ƒ chinesische Religionen haben weniger Bedürfnis, sich gegeneinander abzugrenzen – 
vgl. Bild: verschiedene Statuen nebeneinander 
ƒ verschiedene Höllen: es gibt auch Gestalten in diesen Höllen, die einem helfen 
 
3.  SYSTEMATISCHE BEMERKUNGEN 
 
ƒ Volksreligion ist das, was im Volk religiös gelebt wird – eine Verschmelzung von AL‐
lem 
ƒ Aspekte des Konfuzianismus: Ahnenkult, Tugendhaftigkeit von Meistern und Lehrern 
ƒ Aspekte des Daoismus: Laotse vergöttlicht, alchemistische Praktiken, Suche nach 
Gleichgewicht und Ausgewogenheit (ying und yang), die Wandlungsphasen 
ƒ Aspekte des Buddhismus: Höllenvorstellungen, Sutren, rezitierte Texte, buddhistische 
Mönche werden eingesetzt, Göttin Guan yin ist besonders wichtig (wichtiger als im 
Buddhismus selbst) – sie hilft den Menschen 
ƒ es gibt logischerweise keinen „Gründer“, keine heiligen Schriften (bzw. es werden die 
Schriften anderer Religionen verwendet), keine expliziten Lehrinhalte oder ein Glau‐
bensbekenntnis 
ƒ kein universaler Gültigkeitsanspruch 

 
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ƒ keine Hierarchie, keine „Ämter“, keine zentrale Organisation, man kann nicht „Mitg‐
lied“ werden, keine Initiation 
ƒ keine Ansprüche werden an die Anhänger gestellt, wie sie ihr Leben leben sollen, kei‐
ne Vorschriften 
ƒ das Wesen der Volksreligion ist die rituelle Praxis 
ƒ Subjekt/ Träger ist nicht das Individuum, sondern die Gemeinschaft (Dorf – Clan – 
Familie) 
ƒ im Zentrum stehen die Menschen, die „Laien“, keine Priester 
ƒ existent sind allerdings Vereine zur Verehrung bestimmter Gottheiten 
ƒ einzelne können bestimmte Funktionen inne haben (z.B. Medium), aber immer nur 
für die Gemeinschaft und nicht für sich selbst 
ƒ Ziel der Praxis: sie soll wirken – dazu gibt es Rituale, die bestimmten Zwecken dienen, 
einen konkreten Sinn haben 
ƒ Aktivitäten werden „evaluiert“ – bringt es was? Warum/ Warum nicht? 
 
GÖTTER 
 
Die Forschung unterscheidet verschiedene Klassen/ Gruppen von Göttern: 
ƒ ehemalige historische Gestalten 
- haben eine bestimmte Leistung erbracht/ ein bestimmtes Schicksal erlitten / 
sind früh verstorben (d.h. sie haben Energien übrig, die man durch Verehrung 
nutzbar machen kann) 
- An diese Gestalten kann man sich wenden 
- z.B.: Göttin Mazu – im 10. Jh. jung verstorben, hat die Fähigkeit, Schiffbrüchi‐
gen zu helfen – wird daher an den Küsten verehrt 
- auch Mao‐Verehrung fällt lt. Ladstätter in diese Kategorie (vgl. Mao‐
Autoanhänger, Mao‐Bibel [Text mit wirtschaftlich/ politisch/ gesellschaftli‐
chem, aber kaum religiösen Inhalt] als Heilsbringer) 
ƒ Gottheiten aus anderen Traditionen 
ƒ „Amtsgottheiten“ 
- haben Funktionen wie Beamte 
- sind z.B. für bestimmte Stadt zuständig und verwalten diese 
- haben auch häufig Amtszeiten, d.h. werden ersetzt 
ƒ Naturgötter (Berge, Seen, Flüsse) 
ƒ regionale Gottheiten 
 
 
11.06.2008 
GEISTER 
ƒ haben gemeinsam mit der ersten Gruppe der Götter, dass sie ursprünglich Menschen 
waren 
ƒ sind auf sonderbare Weise gestorben (z.B. Ertrinken, Verschwinden) 

 
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ƒ insbesondere Gefahr des Geist‐Werdens bei Personen ohne große Familienanbin‐
dungen 
ƒ negative Konnotation: sind gefährlich 
ƒ man schützt sich vor Geistern – z.B. Zeremonien der Geisterhochzeiten bei auf diese 
Weise verschiedenen Menschen: der Geist wird mit einem anderen Geist oder auch 
einer lebenden Person verheiratet (diese kann dann aber durchaus daneben noch ei‐
ne „diesseitige“ Ehe eingehen) 
 
AHNEN 
ƒ sterben „normal“ innerhalb der Familie 
ƒ Verehrung 
ƒ Begräbnis ist wichtig – wenn man dieses falsch durchführt → Gefahr der „Geistwer‐
dung“ (ebenso wenn die Ahnen nicht anständig verehrt werden) 
ƒ Ahnen sind zuständig dafür, dass es den auf Erden verbliebenen gut geht und umge‐
kehrt 
ƒ zwischen Göttern/ Ahnen und Menschen gibt es immer beidseitige Verpflichtungen 
ƒ Verehrung von Ahnen nicht in alle Ewigkeit – verehrt werden jene Generationen, die 
man aus dem Leben noch kennt, d.h. in der Regel 2 – 3 Generationen sind auf den 
Ahnentafeln zugegen. Für den Rest gibt es sozusagen eine „Entsorgungsmöglichkeit“ 
 
DER MENSCH – ANTHROPOLOGISCHE ÜBERLEGUNGEN 
ƒ Es gibt zwar die Vorstellung, dass Körper und Seele im Menschen vorhanden sind, 
aber es ist keine so klare Dichotomie wie im Westen 
ƒ es gibt verschiedene Seelen und Seelenanteile: 
- 3 Stück hun‐Anteile (= yang) – das himmlische, spirituelle; wohnen in den Ah‐
nentafeln 
- 7 Stück po‐Anteile (= ying) – das irdische; im Grab lokalisiert. Daher: wenn 
man das Grab nicht ordentlich pflegt werden die po‐Anteile zu Geistern 
ƒ „Fest der hungrigen Geister“ 
 
RITUALE DER VOLKSRELIGION 
ƒ mit den verschiedenen Wesen muss positiv umgegangen werden 
ƒ Opfer: Räucherstäbchen; Obst und gekochter Reis werden dargeboten – heutzutage 
auch abgepacktes, v.a. Kekse 
Begräbnis 
ƒ wichtiges Element 
ƒ Funktionsträger des Buddhismus und Daoismus können durchaus gleichzeitig dabei 
sein: Sutren‐Rezitation, Anfertigen von Passierscheinen für das Jenseits (diese wer‐
den verbrannt und den Toten auf diese Weise nutzbar gemacht und „mitgegeben“) 
ƒ Totengeld (ebenfalls verbrannt; Herausgegeben von der „Höllenbank“) bzw. Dinge, 
die der/die Verstorbene im Jenseits benötigen könnte werden mitgegeben (kleine 
Häuser, Autos, Fernseher, Papiere, etc.) 

 
51
ƒ problematisch wird die Situation wenn jemand kinderlos stirbt – dann kann niemand 
die Ahnenopfer vollziehen. eine mögliche Lösung ergibt sich durch die „Adoption“ ei‐
nes männlichen Nachkommen – dieser ist dann zuständig für die Totenriten. (Das 
ganze hat nichts mit „realer“ Adoption zu tun, es kann sich auch um einen Erwachse‐
nen handeln) 
ƒ Festessen/ Mahl spielen eine große Rolle – recht teuer (in China fast eine Währungs‐
einheit, nicht nur beim Begräbnis) 
 

 
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CHRISTENTUM IM CHINESISCHEN KONTEXT 

wir können 4 Epochen der Begegnung unterscheiden: 
 
1)  OSTSYRISCHES CHRISTENTUM (NESTORIANER) 
ƒ Missionstätigkeit der Ostsyrer brachte die größte Verbreitung des Christentums 
überhaupt – bis nach Japan 
ƒ historisch greifbar seit 635 (Stele von Xi An aus 781) – Händler, Weg über Seidenstra‐
ße 
ƒ heute nicht mehr in China vertreten 
ƒ damals hat sich allerdings eine Gemeinde dieser Lehre gebildet 
ƒ relativ offene Weise der Verkündung und Thematisierung des Christentums, was sich 
insbesondere in den verschiedenen verwendeten Gottesnamen ausdrückt: 

 
ƒ @ reiner‐Wind‐König: vgl. hebr. rūah = Geist, Wind 
ƒ @ Dashi: auch Titel für große Buddha‐Mönche 
ƒ @ wahrer Herr ohne Ursprung: vgl. daoistische Philosophie – Alles ist ohne Ursprung 
ƒ die Frage nach dem Gottesnamen wird später extrem wichtig (Inwieweit falsche Kon‐
notation durch Übersetzung?) – Einschränkung später durch katholische Kriche – es 
ist nur mehr „Deus“ erlaubt 
ƒ „Berührungsängste“ scheinen jedenfalls bei den Ostsyrern nicht vorhanden gewesen 
zu sein 
ƒ diese Gemeinde stirbt ca. im 13./ 14. Jh, aus – unklar, wieso. In der Forschung existie‐
ren zwei Erklärungsansätze: 
- man hat sich viel zu sehr an chinesischen Ausdrücken etc. angelehnt – es kam 
zu Identitätsverlust (d.h. die Toleranz der Ostsyrer war zu groß) 
- man war zu wenig flexibel, ging zu wenig auf die Anforderungen chinesischen 
Denkens ein (z.B. Dinge wie Inkarnation, Sterben am Kreuz und Wiederaufers‐
tehung sind im chinesischen Kontext schwer verständlich) 
- außerdem ist die politische Situation zu berücksichtigen – das 13. Jh. ist die 
Mongolenzeit – u.u. spielt dieser Faktor auch eine Rolle 

 
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2.  BETTELORDEN – 13./ 14. JH. 
ƒ Franziskaner und Dominikaner 
ƒ auch von diesen Gruppen ist nichts geblieben 
ƒ ihre Präsenz war kurz, man weiß kaum etwas über ihre Tätigkeit 
ƒ die Jesuiten, die nur 3 Jh. später auftauchen, finden nichts mehr von den Bettelorden 
ƒ wohl v.a. Volkspredigt 
ƒ z.B. Johann von Montecorvino 1295 
 
3.  JESUITEN – 16. JH. 
ƒ Matteo Ricci (seit 1584) und seine Missionsmethode 
- nachhaltige Wirkung 
- predigt erst als Buddhist, merkt dann aber, dass der Buddhismus v.a. in höhe‐
ren Schichten verpönt ist 
- wechselt zu Konfuzianismus – er lernt chinesisch und studiert die chinesi‐
schen Klassiker; er diskutiert mit den Experten (Wertschätzung für das Frem‐
de!) 
- Zugang an den Kaiserhof erlang er durch seine naturwissenschaftlichen Kenn‐
tnisse → den Jesuiten wird erlaubt, frei zu predigen 
- chinesische Schrift „Die Wahre Bedeutung des Herrn des Himmels“: eine Hin‐
führung zum Christentum für die chinesischen Intellektuellen. 
Ricci diskutiert die chinesischen Klassiker 
bleibt allerdings im philosophischen Bereich, spricht nicht über die Leiden Je‐
su etc. 
- thematische Felder: zum einen die Frage nach den Gottesnamen, zum ande‐
ren Frage der Integration chinesischer Riten in den christlichen Gottesdienst 
- zur Frage des Gottesnamens vertritt Ricci freie Wahl, empfiehlt allerdings in‐
sbesondere den Gottesnamen tian zhu = Himmelsherr; er akzeptiert/ ver‐
wendet aber auch andere Begriffe 
- Kontroverse um die Ahnenverehrung (Götzendienst oder integrierbar z.B. als 
Gedenken an Tote) – die Jesuiten entscheiden sich für zweiteres. Ahnen dür‐
fen verehrt, aber nicht angebetet werden 
ƒ Der Ritenstreit und die Folgen 
- Rom verbietet die Ahnenverehrung als ganzes und hält nur die Gottesbe‐
zeichnung „Deus“ für angemessen – die Jesuiten verlieren das Vertrauen der 
Bevölkerung und des Kaisers 
- mittlerweile ist beides wieder erlaubt 
 
4.  MODERNE VERSUCHE DER INKULTURATION (EXEMPLARISCH) 
 
ƒ Aloisius Berchmans Chang Ch’un‐shen SJ: Himmel und Erde in Einheit 
- Taiwaneser, 70er/ 80er Jahre 
- wichtige Erkenntnis: die Versuche der Inkulturation waren bisher auf Begriffe 
fokusiert – das ist zwar wichtig, aber zu wenig. Es geht um die Denkbewe‐
gung, d.h. ist die chinesische Denkbewegung kompatibel mit dem Christen‐
tum? Sind die Perspektiven ähnlich? 

 
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- dynamischer Zugang, Bewegung als ganzes – das, was das Christentum meint 
ist entscheidend 
- stellt fest, das das europäische Christentum sein religiöses Denken in der Ka‐
tegorie „Person“ auszudrücken gewohnt ist: 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
- d.h. Gott als Subjekt (er schuf), Mensch als Subjekt (den Menschen), etc. 
- im Chinesischen Kontext ist allerdings die Person als Kategorie nebensächlich, 
spielt kaum eine Rolle → ein Christentum, dass sich so ausdrückt, hat keinen 
Wert in China, ist nicht fassbar 
- die Chinesen denken in der Kategorie der „Einheit“, d.h. die Einheit von Him‐
mel‐Erde‐Mensch. – wie lässt sich diese Verbindung am sinnvollsten Denken 
ist die religiöse Frage in China: 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
- d.h. der Mensch verwirklicht die 
Verbindung zwischen Himmel und 
Erde – er bringt die beiden in Einheit zusammen 

 
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- in Christus kommen Himmel und Erde zusammen, wie auch in jedem einzel‐
nen Menschen: göttlich und himmlisch 
- wichtig dabei: die konfuzianischen Klassiker haben dieselbe Bedeutung für die 
Chinesen wie das Alte Testament für das Christentum 
- Konfuzius ist der Mose des chinesischen Volkes – damit wird ihm eine Rolle im 
Christentum zugewiesen 
- Gott als Person muss für die Chinesen nicht im Zentrum stehen – damit löst 
Aloisius das Problem, dass die Chinesen mit dem Christentum haben, nämlich 
die Exklusivität des von Israel kommenden Heils, die Tatsache, dass China kei‐
ne Rolle in der religiösen Heilsgeschichte spielt 
- Aloisius versteht sein Werk als einen Diskussionsbeitrag (und weicht damit 
dem Vorwurf der Häresie aus) 
- Probleme bei seiner Theorie: kann man die Vorgeschichte des Christentums 
einfach ausschließen? Hat die Person‐Kategorie nicht auch einen wichtigen 
Erkenntniswert? 
ƒ Choan‐Seng Song: Chinesische bzw. asiatische Befreiungstheologie 
- taiwanesischer Theologe 
- Zugang: narrativ 
- Bibel und die christliche Botschaft als Befreiungsgeschichte des Menschen, in‐
sbesondere Befreiung vom Leiden – dieses Leiden spielt insbesondere im 
Buddhismus eine große Rolle („alles Leben ist Leiden“) 
- die Religion war in einer „jüdischen Gefangenschaft“ (d.h. Exklusivität des 
Heils), aus der Jesus sie herausgeführt hat – er macht es zu einem Universal‐
heilsglauben 
- Befreiung des Menschen durch Jesus, Überwindung des Todes 
- konkrete Durchführung ist aber nicht unbedingt auf China und die Chinesische 
Denkweise ausgerichtet, sondern stark universal 
- wiederum Frage der Wertschätzung Chinas bzw. der Unterordnung Chinas un‐
ter eine außenstehende Kultur 
ƒ auffallend ist, dass man sowohl das konfuzianische Denken als auch der Buddhismus 
mit dem Christentum zu vereinbaren versucht, währenddessen aber kaum der 
Daoismus und die damit verbundene Volksreligion 
ƒ ein stark unbearbeitetes Feld in der Literatur – Versuch: Roman Malek 
 
 

 
56
18.06.2008 

Abschließende Bemerkungen anhand von Bildern 

ƒ Start der olympischen Spiele in Peking am 8.8.08 – die Acht ist in China eine Glücks‐
zahl 
ƒ Fahne: 5 Sterne – symbolisiert die verschiedenen ethnischen Gruppen – der große 
Stern steht für die Han‐Majorität, die kleinen für die 4 Minoritäten 
ƒ in ländlichen Teilen Chinas leben die Menschen teilweise in Lehmbauten bzw. auch 
Höhlenwohnungen; gleichzeitig gibt es Skyscraper‐Regionen 
ƒ „Ein Land, 2 Systeme“ – Kommunismus, Kapitalismus 
ƒ Mao‐Zedong Mausoleum am Platz des himmlischen Friedens – Mao ist aufgebart, in 
eine China‐Fahne eingewickelt 
ƒ Kaiserpalast 
- um den Kaiserpalast läuft ein Wassergraben, ursprünglich zur Verteidigung 
- Aufschriften sind 2‐sprachig. Grund: letzte Kaiserdynastie war eine Fremddy‐
nastie 
- Unsterblichkeit/ Langlebigkeit: Symbole wie Kraniche, Schildkröte, Pfirsich – 
teils entsprechende Statuen am Gelände des Kaiserpalastes angebracht 
- Hinweis auf europäische Präsenz: Sonnenuhr, wahrscheinlich aus der Jesui‐
tenzeit 
ƒ Himmelstempel: gänzlich aus Holz; der Kaiser betete dort für das gesamte Volk für 
gute Ernte 
ƒ 17‐Bogen‐Brücke: ungerade Anzahl, um die Geister abzuhalten (bei gerader Anzahl 
können sie darauf gehen) 
ƒ zu der Grabstätte der Ming‐Kaiser führt eine Straße, die Geister abhalten soll – sie 
hat einen Knick, da Geister nur geradeaus gehen können. Darüber hinaus zieren die 
Straße Fabeltiere und Minister, die die Gräber bewachen sollen 
ƒ Siam 
- war lange Zeit kulturelle Hauptstadt des Landes 
- chinesische Moschee – die Architektur belegt, dass der Islam sich stark akkul‐
turalisiert hat 
ƒ Shanghai: Industriestadt, Ursprung der Arbeiterbewegung und der kommunistischen 
Partei 
ƒ Taiwan: rote Perle als wichtiges Zeichen für die Volksreligion 
ƒ Tibetischer Buddhismus: „Seelenhäuschen“ gebaut für die verstorbenen; hier kann 
die Seele bis zur nächsten Widergeburt (48 Stunden) unterkommen 
ƒ Larsa: die meisten Metzger sind Muslime, da das Töten von Tieren laut Buddhismus 
schlechtes Karma erzeugt 
 

 
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Informationen zur Prüfung: 
Stoff: alles, was in der VO gemacht wurde plus zur Verfügung gestelltes Material: Gefragt 
wird nach Grundverständnis und Zusammenhängen sowie Grundbegriffe, keine Detailfragen. 
erster Termin: 25.06., 14:15, 45 Minuten 
zweiter Termin Ende September 
dritter Termin im Oktober 
Anmeldung im UGO notwendig 

 
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