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Filmdaten
Produktionsland Großbritannien,
Vereinigte Staaten
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1999
Altersfreigabe FSK 16
Stab
Regie Stanley Kubrick
Besetzung
Eyes Wide Shut [ˌaɪz ˌwaɪd ˈʃʌt] (deutsch „Augen weit geschlossen“) ist der letzte vollendete
Film des US-amerikanischen Filmregisseurs Stanley Kubrick, der nur wenige Tage nach
Fertigstellung des Filmschnitts im März 1999 starb. Es handelt sich um eine ins New York der
Gegenwart verlegte Verfilmung von Arthur Schnitzlers Traumnovelle mit Nicole Kidman und Tom
Cruise in den Hauptrollen. Eyes Wide Shut war zwar ein finanzieller Erfolg, seine Qualität wird
aber unter Filmkritikern, vor allem im Vergleich zu anderen Filmen des Regisseurs, sehr
unterschiedlich beurteilt.
Inhaltsverzeichnis
• 1Handlung
• 2Hintergrund
o 2.1Drehbuchentwicklung
o 2.2Besetzung
o 2.3Dreharbeiten
o 2.4Postproduktion
o 2.5Marketing und Veröffentlichung
o 2.6Synchronisation
• 3Interpretation
o 3.1Bezüge zu Kubricks Gesamtwerk
o 3.2Bildgestaltung
o 3.3Figuren
o 3.4Der Maskenball
o 3.5Das Symbol der Maske
• 4Rezeption
o 4.1Einspielergebnisse und Kritiken
o 4.2Auszeichnungen und Nominierungen
• 5Literatur
• 6Weblinks
• 7Einzelnachweise
Bereits 1968, nachdem 2001: Odyssee im Weltraum veröffentlicht worden war, hatte Kubrick die
Idee, die 1926 veröffentlichte Traumnovelle des österreichischen Autors Arthur Schnitzler zu
verfilmen. Zu einer tatsächlichen Realisierung des Projekts kam es jedoch erst 30 Jahre
später.[2] In der Zwischenzeit wechselten Kubricks Konzepte für die Verfilmung immer wieder.
Während er in den 70er Jahren einen sehr ernsthaften Film mit Woody Allen in der Hauptrolle
eines jüdischen Arztes drehen wollte, wandelte sich das Vorhaben in den 80er Jahren zu einer
ironischen Sex-Komödie mit Steve Martin oder Robin Williams.[3][4][5] Auch die Idee eines
Historienfilms, angesiedelt in London oder Dublin, war im Gespräch.[2]
Die Arbeiten am Drehbuch begannen im November 1994. Kubrick entschied sich, den Film ernst
anzulegen und in das New York der Gegenwart zu übertragen. Die Idee, die Handlung um die
Komponente einer jüdischen Identität der Protagonisten zu ergänzen, verwarf er ebenfalls. Das
Drehbuch verfasste er zusammen mit Frederic Raphael, der die Arbeit mit Kubrick im Nachhinein
als sehr angespannt beschrieb und beklagte, dass man inhaltlich wenig Freiräume
hatte.[6] Raphael und Kubrick ließen zwar die Fabelweitgehend unangetastet, nahmen aber
neben der Übertragung der Handlung in das Amerika der späten 1990er Jahre mehrere kleine
Änderungen an der Geschichte vor: Während die Novelle mit einem Gespräch von Fridolin (Bill)
und Albertine (Alice) am Abend nach dem großen Ball beginnt und dieser nur durch ihre
Äußerungen beschrieben wird, zeigt die Verfilmung den Abend selbst. Das Verhältnis zwischen
Bill und Alice ist in dem Gespräch an diesem Abend asymmetrischer als im Buch, da Fridolins
Erwiderung, dass auch er im selben Urlaub beinahe eine Affäre gehabt hätte, fehlt.
Die geheime Gesellschaft trägt in der Novelle im Gegensatz zu den venezianischen
Verkleidungen im Film Mönchs- und Nonnenkostüme. Da die Novelle in der Karnevalszeit spielt,
ist dies für Fridolin wenig überraschend; auch die Festivität, die er mit seiner Frau besucht, ist im
Buch ein Maskenball. Es wird außerdem bei der geheimen Feier lediglich ein nackter Tanz
beschrieben, eine Orgie, wie sie im Film gezeigt wird, kommt im Buch nicht vor, wenn auch
Fridolin mutmaßt, dass es Räumlichkeiten gebe, um sich zurückzuziehen. Nachdem Fridolin
enttarnt wurde und die Fremde sich für ihn geopfert hat, wird er gezwungen, in eine Kutsche
einzusteigen, die abgeschlossen ist. Er ist von Panik erfüllt, wird dann aber doch nur am
Stadtrand abgesetzt und muss nach Hause laufen. Die Verfilmung überspringt diesen Teil der
Geschichte.[7]
Hinzugefügt wurde die Figur Victor Ziegler, der als Teil von Bills normalem Leben, aber auch als
Mitglied der geheimen Gesellschaft eine Verbindung zwischen beiden Welten schaffen soll, eine
Verbindung, die in der Novelle nicht existiert.[8] Seine Erklärung, dass es sich bei den Frauen um
Prostituierte gehandelt habe und die Bestrafung nur eine Farce gewesen sei, um Bill
einzuschüchtern, kommt in der Novelle jeweils nur als Vermutung Fridolins vor.
Das Drehbuch wurde schließlich im Frühjahr 1996 fertiggestellt.[6]
Besetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kubrick wollte für die beiden Hauptdarsteller ein Ehepaar verpflichten, um so die Hemmschwelle
für einige Szenen herabzusetzen.[9] Nachdem zunächst Kim Basinger und Alec Baldwin im
Gespräch waren, Baldwin jedoch nicht als geeignet für die Rolle erschien, fiel die Entscheidung
schließlich auf Tom Cruise und Nicole Kidman.[10] Die Vermittlung kam über Sydney
Pollack zustande. Nicole Kidman beendete gerade ihre Dreharbeiten an Portrait of a Lady, als
sie und Cruise das Drehbuch erhielten.[11][12] Wegen der ungewöhnlich langen Dreharbeiten
verließen einige Darsteller die Besetzung vorzeitig und mussten ersetzt werden. So war die Rolle
von Victor Ziegler ursprünglich durch Harvey Keitel besetzt, bevor Sydney Pollack die Rolle
übernahm.[11] Jennifer Jason Leigh hatte ursprünglich Marion gespielt, stand jedoch für
die Nachdrehs nicht zur Verfügung, so dass sie durch Marie Richardson ersetzt wurde.[13]
Dreharbeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kidman und Cruise waren bereits seit fünf Jahren verheiratet, als die Dreharbeiten im November
1996 begannen.[14] Nach Aussagen der beiden Schauspieler war es für sie bei manchen Szenen
tatsächlich von Vorteil, dass sie auch im realen Leben ein Paar waren, manchmal führte dies
jedoch auch zu Schwierigkeiten. Kidman äußerte, dass die Grenzen zwischen Realität und
Fiktion für sie manchmal verschwammen und sie tatsächlich zu Alice wurde.[15] Für Cruise war es
hingegen vor allem schwer, eine Figur zu spielen, die sehr viel introvertierter und beobachtender
war als er selbst.[16] Während Kubrick stellenweise sehr kontrollierend war, ließ er in anderen
Szenen den Schauspielern große Freiheiten.
Kubrick hatte keinerlei zeitlichen Druck vom Studio, sodass er sich bei den Dreharbeiten so viel
Zeit ließ, wie er für notwendig hielt.[17] Wie in den anderen Filmen Kubricks zuvor wurden
manche Szenen häufig wiederholt, um möglichst viele unterschiedliche schauspielerische sowie
überraschende und interessante Spielvarianten einer Szene zu erhalten.[18] Der fehlende
Zeitdruck führte beispielsweise auch dazu, dass Kidman während der Arbeiten für den Dialog am
Ende des Films tatsächlich mehrere Stunden geweint hatte, so dass die verquollenen Augen
nicht durch ein entsprechendes Makeup aufgeschminkt werden mussten. Während der langen
und intensiven Dreharbeiten entwickelte sich ein enges Verhältnis zwischen den Darstellern und
dem Regisseur.[15]
Wie alle Filme Kubricks seit 2001: Odyssee im Weltraum wurde Eyes Wide Shut in England
gedreht. Um den Protagonisten trotzdem durch die Straßen von New York wandern zu lassen,
wurden verschiedene Methoden kombiniert: Zum einen wurde ein Filmset errichtet, das dem
Aussehen der echten Stadt nachempfunden war. Weitere Außenaufnahmen wurden
in London realisiert, wo für die Dreharbeiten amerikanische Telefonzellen aufgestellt
wurden.[19] Zusätzlich wurden Aufnahmen vor Ort von einer Second Unit gedreht und durch
Schnitt und Rückprojektionen mit den anderen Aufnahmen kombiniert. Die meisten
Innenaufnahmen hingegen wurden in den Pinewood Studios realisiert.[20][21] Die Dreharbeiten
dauerten bis Januar 1998, mit einigen Nachdrehs im April.[14]
Postproduktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Titelmusik des Filmes ist der „Walzer Nr. 2“ aus der Suite für Varieté-Orchester (im Abspann
als Jazz-Suite Nr. 2 bezeichnet) von Dmitri Schostakowitsch. Sie wird im Vor- und Abspann und
in der Montage der täglichen Routine von Bill und Alice verwendet und steht im Film für das
alltägliche Familienleben.[22] Der hervorstechendste Teil der Filmmusik ist jedoch das
minimalistische Klavierstück Musica Ricercata II: Mesto, Rigido e Cerimoniale von György Ligeti,
das an fünf Stellen des Filmes, immer im Zusammenhang mit der Bedrohung durch die geheime
Gesellschaft, zu hören ist. Es verkörpert das Gesetz, gegen das Bill verstoßen hat.[23] Die extra
für den Film komponierte Musik stammt von Jocelyn Pook, sie kam vor allem bei den beiden
Monologen von Alice, der Orgie im Somerton und Bills Fantasien über die Untreue seiner Frau
zum Einsatz.[24]
Als Lichtquellen dienten bei den Dreharbeiten fast ausschließlich im Bild sichtbare Lampen. Um
trotzdem eine ausreichende Helligkeit zu erlangen, wurde im Nachhinein eine Push-
Entwicklung durchgeführt, wodurch das Bild eine recht hohe Körnigkeit erhielt.[25] Die Fassung
für den US-amerikanischen Markt wurde in der Orgienszene entschärft, um eine Altersfreigabe
von NC-17 zu vermeiden. Hierfür wurden computergenerierte Personen eingefügt. Dies war der
erste Einsatz von CGI bei einem Kubrick-Film.[26]
Marketing und Veröffentlichung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ende der 1990er Jahre kündigte Warner Bros. Eyes Wide Shut als „eine Geschichte über
sexuelle Eifersucht und Obsession, mit Tom Cruise und Nicole Kidman in den Hauptrollen“ an. In
den folgenden Jahren gab es nur wenig weitere Informationen und es kamen unterschiedliche
Gerüchte in Umlauf. So hieß es, dass Cruise und Kidman Psychiater spielen würden, die sich auf
sexuelle Beziehungen mit ihren Patienten einlassen, oder dass Tom Cruise in einer Szene ein
Kleid tragen würde.[27] Auch das Gerücht, dass der Film Sexszenen zwischen Nicole Kidman und
Tom Cruise beinhalte, hielt sich lange. So berichtete der Star im März 1999, dass Kubrick mit
dem Liebesspiel zwischen den beiden Hauptdarstellern so unzufrieden gewesen sei, dass er
zwei Sextherapeuten engagiert habe. Das amerikanische Magazin wurde daraufhin von den
beiden Schauspielern wegen Verleumdung verklagt.[28] Auch der von Kubrick
geschnittene Trailer enthielt viele Szenen, in denen Cruise und Kidman flirtend, küssend und
nackt zu sehen sind, und heizte damit die Erwartungen des Publikums weiter an.[29] Der fertige
Film enthielt jedoch keine Sexszene zwischen den beiden Hauptdarstellern.
Eine erste Vorführung der finalen Schnittfassung fand am 1. März 1999 vor Schauspielern, der
Studioleitung und anderen Mitwirkenden in New York statt. Stanley Kubrick war mit dem
Ergebnis sehr zufrieden, verstarb jedoch überraschend nur sechs Tage
später.[17] Die Postproduktion an der Tonspur war in diesem Moment noch nicht fertiggestellt
worden, der finale Soundmix konnte von Kubrick also nicht mehr überwacht werden.[30]
Drehbuchautor Frederic Raphael veröffentlichte im Sommer 1999 das Buch Eyes Wide Open –
Eine Nahaufnahme von Stanley Kubrick, in dem er seine Zusammenarbeit mit Kubrick an dem
Film beschreibt. Witwe Christiane Kubrick veröffentlichte daraufhin eine Stellungnahme, in der
sie Raphael Vertrauensbruch und die Verunglimpfung ihres Mannes vorwarf. Er habe durch die
Veröffentlichung von vertraulichen Gesprächen Kubricks Privatsphäre verletzt und vermittle ein
falsches Bild in seiner Beschreibung der Persönlichkeit des Regisseurs. Raphael habe bei der
Suche nach einem Verleger außerdem den Eindruck erweckt, dass das Buch von Kubricks
Familie autorisiert worden sei, was jedoch nicht stimme.[31]
Veröffentlicht wurde Eyes Wide Shut am 16. Juli desselben Jahres in den USA, die
Europapremiere fand als Eröffnungsfilm der 56. Filmfestspiele von Venedig am 1. September
statt.[32] In Deutschland kam der Film am 9. September in die Kinos. Im deutschen Free-TV
wurde Eyes Wide Shut erstmals am 21. Dezember 2002 um 22:40 Uhr in der ARD gezeigt.
Synchronisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Synchronregie führte bei der deutschen Filmfassung aufgrund von Kubricks noch vor seinem
Tod geäußerten Wunsch Edgar Reitz, den er wegen dessen ersten Teils der Heimat-Trilogie
schätzte.[33]
• 1999: Filmcritica „Bastone Bianco“ Award auf den Filmfestspielen von Venedig (Stanley
Kubrick)
• 2000: Blockbuster Entertainment Award – Beste Schauspielerin im Genre Drama/Romantik
(Nicole Kidman)
• 2000: Csapnivalo Award – Bester Kunstfilm
• 2000: Syndicat Français de la Critique de Cinéma – Bester ausländischer Film
• 2000: César als bester ausländischer Film
• 2000: Golden Globe Award – Beste Originalmusik (Jocelyn Pook)
• 2000: Satellite Awards
• Beste Kamera - Larry Smith (nominiert)
• Beste Schauspielerin in einem Drama - Nicole Kidman (nominiert)
• Bester Ton - Paul Konway und Edward Tise (nominiert)
• 2000: Chicago Film Critics Association
• Beste Regie – Stanley Kubrick (nominiert)
• Beste Kamera – Stanley Kubrick und Larry Smith (nominiert)
• Beste Filmmusik – Jocelyn Pook (nominiert)
• 2000: Costume Designers Guild
• In der Kategorie Excellence in Costume Design for Film – Marit Allen (nominiert)
• 2000: Online Film Critics Society
• Beste Regie – Stanley Kubrick (nominiert)
• Beste Kamera – Larry Smith (nominiert)
• Beste Filmmusik – Jocelyn Pook (nominiert)
Die Deutsche Film- und Medienbewertung FBW in Wiesbaden verlieh dem Film das Prädikat
besonders wertvoll.