Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
327-343: Einleitung.
344-387: Einzelne, unverbundene Wörter (de loquendo).
388-395: Bestandteile und Arten von Sätzen (de eloquendö).
396-403: Wahrheitsfähige Aussagen (deproloquendo).
404-422: Syllogistik (deproloquiorum summa).
423-424: Schluß.
Allgemein zur antiken Dialektik vgl. Prantl, Geschichte der Logik, l, 1-724.
Bochenski, Ancient formal logic. Bochenski, Formale Logik, 29-166.
Kneale, The development of logic, 1-198. Risse / Müller / Oeing-Hanhoff,
Dialektik. Robling / Lossau / Tautz, Dialektik. Einen knappen, verständli-
chen Überblick über die Logik des Aristoteles und der Stoa geben Londey /
Johanson, The logic of Apuleius, 20-33. Zur Geschichte der Sprachphiloso-
phie vgl. Hennigfeld, Geschichte. Zu Martianus Capella vgl. Pauli, Studien
zur Dialektik Martianus Capellas.
Die logischen Schriften des Aristoteles, die von den Kommentatoren seit dem
6. Jahrhundert als Organon (Werkzeug, d.h. Denken und Denklehre als
Hilfsmittel der Philosophie) bezeichnet werden, liegen uns heute in der
vermutlich auf Andronikos von Rhodos, den Leiter des Peripatos um 70
v.Chr., zurückgehenden Anordnung vor: 1. Kategorien, die das einzelne
Wort behandeln; 2. Hermeneutika, deren Gegenstand der einfache Satz, das
Urteil, die Aussage bildet; 3. Erste Analytik, in der die Schlußfiguren dar-
gestellt werden; 4. Zweite Analytik mit der Lehre vom wissenschaftlichen
Beweis; 5. Topik, die die wahrscheinlichen Schlüsse betrachtet; 6. Sophisti-
sehe Widerlegungen - seit der Sp tantike tr gt das 9. Buch der Topik diesen
Titel - mit der Theorie der Trugschl sse. - Zu den Schriften des Organen
vgl. Kapp, Der Ursprung der Logik. During, Aristoteles, 53-109. Flashar,
Die Philosophie der Antike, 3, 175-457. - Zur Renaissance der logischen
Werke des Aristoteles in der Sp tantike vgl. P. Hadot, Marius Victorinus,
193-198.
Dieser Leistung r hmt sich Aristoteles am Ende seiner Topik (SE 183 b 16 -
184 b 8). Als Begr nder der Dialektik nennt er den im 5.Jh. v.Chr. le-
benden Zenon von Elea (Aristot.frg.65 Rose; Diog.Laert.8,57;
Sext.Emp.adv.math.7,6). Platon (428/27-349/48) und Euklid aus Megara
(450-380) haben sich jedoch als erste mit Fragen der Logik auseinanderge-
setzt. Beide waren Sch ler des Sokrates (ca.470 - 399), den Aristoteles we-
gen seiner Verdienste in der Logik r hmt (metaph.1078 b 17-32, bes.27-
29).
Heute gelten die Kategorien einschlie lich der Postpr dikamente (Kap. 10-15)
als echt; nur 11 b 8-15 wird als nicht-aristotelisch angesehen. Vgl. Flashar,
Die Philosophie der Antike, 3, 236. - Es ist nicht ausgeschlossen, da
Martianus die Kategorienschrift des Aristoteles direkt kennengelernt hat.
Augustin, sein Zeitgenosse und ebenfalls Nordafrikaner, berichtet in den
Confessiones, da sein Rhetoriklehrer in Karthago mit vor Stolz aufgebla-
senen Backen die zehn Kategorien aufzuz hlen pflegte (conf.4,16,28 = CC
27 p.54: cum eas (sc. decem categorias) rhetor Carthaginiensis, magister
meus, buccis typho crepantibus commemoraref).
Cicero r hmt Chrysipp wegen seiner Verdienste um die Dialektik (fin.4,9).
Diogenes Laertios gibt ein unvollst ndig berliefertes Schriftenverzeichnis
Chrysipps mit mehr als hundert Abhandlungen in ber dreihundert B chern
zur Logik (7,189-198).
Leider besitzen wir von der stoischen Dialektik nur sehr wenige direkte
Zeugnisse. Sie ist uns in bescheidenem Umfang fa bar durch Sextus
des Organon folgende Elemente: die Termini als die h chsten und allge-
meinsten Begriffe, die Einzelbestandteile einer Aussage - d.h. Subjekt und Pr -
dikat - sowie deren Verbindung zu einem wahrheitsf higen Satz, die Arten von
Aussagen und deren Wahrheitsbedingungen, die Schlu lehre inklusive der
Trugschl sse. W hrend in der aristotelischen Logik Termini im Mittelpunkt
stehen, geht die stoische Logik von Aussagen aus. Die aristotelische Logik
wird daher als Pr dikaten-, die stoische als Aussagenlogik charakterisiert. Ari-
stoteles benutzt Buchstaben als Symbole f r die Term variablen, die Stoiker ge-
ben ihre Aussagenvariablen mit den Ordinalzahlen "das Erste", "das Zweite"
7
wieder.
o
Die r mische Dialektik kn pft zun chst an stoische Traditionen an. Dies
wird bei Varro (116-27 v.Chr.) deutlich, den Martianus in Paragraph 335 als
o
Pionier auf dem Gebiet der lateinischen Dialektik r hmt. Varro war Sch ler
des Stoikers L. Aelius Stilo, der sich mit der Dialektik intensiv auseinander-
Empiricus (Ende 2.Jh. n.Chr.), einen der sch rfsten Kritiker der Stoa, und
durch Diogenes Laertios (Ende 3.Jh. n.Chr.). Bei jenem ist an die
Πυρρώνειοι υποθέσεις und an Προς μαθηματικούς, bei diesem an das
7. Buch der Lebensbeschreibungen ber hmter Philosophen zu denken.
Speziell zur stoischen Logik vgl. neben der in Anm.l genannten Literatur
Mates, Stoic logic. Egli, Zur stoischen Dialektik. Lloyd, Grammar and me-
taphysics. Long, Language and thought. Frede, Die stoische Logik.
Aristotelisch: Wenn A jedem B und B jedem C zukommt, dann kommt A je-
dem C zu (Aristot.an.pr.25 b 37-39). Stoisch: Wenn das Erste, dann das
Zweite. Nun aber das Erste. Also das Zweite. Wenn es Tag ist, ist es hell.
Nun ist aber Tag. Also ist es hell (Diog.Laert.7,79f.). Vgl. Lukasiewicz,
Zur Geschichte.
Vgl. Pfligersdorffer, Zu Boethius, 146f. Zur lateinischen Dialektik vgl.
Pauli, Studien zur Dialektik Martianus Capellas, I-XXXI.
Mart.Cap.4,335: ni Varronis mei inter Latiares glorias celebrati tnihi eru-
ditio industriaque suppeteret, possem femina Doricae nationis apud Ro-
muleae vocis examina aut admodum rudis out satis barbara repenn, quippe
post Platonis aureum flumen atque Aristotelicam facultatem Mard Terentii
prima me in Latinam vocem pellexit industria ac fandi possibilitatem per
scholas Ausonas comparavit. Die Rolle Varros in der r mischen Dialektik
untersucht Pfligersdorffer, Zu Boethius.
10
Gell. 16,8,2.
Zum Einflu , der in dialektischen Fragen von Varros De lingua Latina und
den Disciplinae auf sp tere Autoren ausgeht, vgl. Pepin, Saint Augustin,
H4 132
12 - ·
Nur wenige Schriften sind erhalten. Galen selbst nennt u.a. Περί
αποδείξεως, Περί των ισοδυναμούσαν προτάσεων, Περί του των
συλλογισμών αριθμού. Die Εισαγωγή διαλεκτική z hlt wohl zu den
echten Schriften (vgl. Johannes Mewaldt, Galenos, in: RE 7,1 (= 13),
Stuttgart 1910, Nr.3, Sp.578-591, bes.588). Zu der Entdeckung der vierten
Figur, die Galen zugeschrieben wird, s.u.Anm.165.
Erhalten sind Kommentare zum 1. Buch der Analytica priora und zu den
Topica des Aristoteles.
Neben der bereits genannten Εισαγωγή εις τάς Αριστοτέλους κατηγο-
ρίας (= περί των πέντε φωνών) ist die Schrift Εις τάς Αριστοτέλους
κατηγορίας κατά πεΰσιν και άπόκρισιν zu erw hnen.
Boethius bertr gt und erl utert die Schriften des aristotelischen Organon
und die Eisagoge des Porphyrios; au erdem kommentiert er Ciceros To-
pica. Daneben verfa t er auch eigene Werke zur Logik: Introductio ad syl-
logismos categoricos, De syllogismo categorico, De hypotheticis syllogis-
mis, De divisione, De differentiis topicis. - Der Kommentar zur ciceroni-
schen Topik enth lt eine historische Betrachtung des Begriffs "Dialektik"
(In Cic.top.l = PL 64 Sp.1045 A-B).
Das Werk gilt heute als echt. Vgl. Baldassarri, Apuleio, 5-7; Londey /
Johanson, The logic of Apuleius, 11-19. - Die Beziehungen zwischen Apu-
leius und Martianus untersucht Sullivan, Apuleian logic, 170-173.
zu Augustin, der nur den Anfang des ersten Teiles darstellt, behandelt Mar-
tianus alle vier Kapitel. Die Gemeinsamkeiten zwischen beiden Autoren be-
schränken sich auf die Bezeichnungen der Kapitel. Hinzukommen gelegentlich
inhaltliche Übereinstimmungen in den ersten beiden Abschnitten.
Der Umfang der vier Hauptteile ist sehr unterschiedlich. Das Kapitel de
loquendo ragt mit seinen 44 Paragraphen weit heraus und beansprucht mehr
Raum als die drei nachfolgenden Abschnitte zusammen, die in 35 Paragraphen
beschrieben werden. Auffallend ist auch die Länge der Einleitung, die mit ih-
ren 17 Paragraphen mehr als ein Fünftel der gesamten Abhandlung ausmacht.
Die Gliederung läßt eine aufsteigende Linie vom kleinsten Element zu im-
mer größeren und komplexeren Bausteinen erkennen. An erster Stelle stehen
einzelne, unverbundene Wörter, deren Zusammenschluß einen Satz ergibt.
Unter den Sätzen betrachtet Martianus die wahrheitsfähigen Aussagen näher,
die sich durch die Möglichkeit, bejaht oder verneint zu werden, auszeichnen.
Auf der letzten Stufe stehen die Regeln des Schließens, die Syllogistik, die eine
Verbindung von Aussagen enthält.
3.2 Feingliederung
3.2.1 Einleitung (327-343)
Der eigentlichen Entwicklung des dialektischen Lehrgebäudes gehen
einige einführende Gedanken voran:
quae coniuncta dicuntur, ubi iam quasi opus apparel, quae de simplicibus,
vocatur de loquendo. illa vero quae de coniunctis est, in tres panes dividi-
tur. separata enim coniunctione verborum quae non implet sententiam, illa
quae sie implet sententiam, ut nondum facial quaestionem vel disputatorem
requirat, vocatur de eloquendo. illa vero quae sie implet sensum, ut de
sententiis simplicibus iudicetur, vocatur de proloquendo. illa quae sie com-
prehendit sententiam, ut de ipsa etiam copulatione iudicetur, donec per-
veniatur ad summam, vocatur de proloquiorum summa.