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ÄRZTEKAMMER

B R E M E N
KÖRPERSCHAFT DES ÖFFENTLICHEN RECHTS

Weiterbildungsordnung
für Ärztinnen und Ärzte im

Lande Bremen
Vom 28. Juni 2004

gültig ab 1. April 2005

Veröffentlicht im Amtsblatt der Freien Hansestadt Bremen Nr. 26 vom 31. März 2005, Seite 97 ff; geändert durch Be-
schluss der Delegiertenversammlung am 27. Juni 2005 (Brem.ABl. 2005, S. 723), zuletzt geändert durch Beschluss der
Delegiertenversammlung am 26. November 2007 (Brem. Abl 2008, S. 585)

Arztrecht in Bremen – Weiterbildungsordnung 4.3.1. - 1


Weiterbildungsordnung – Stand: 1. April 2005 ÄRZTEKAMMER
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KÖRPERSCHAFT DES ÖFFENTLICHEN RECHTS

Begriffserläuterungen
für die Anwendung im Rahmen der Weiterbildungsordnung

Ambulanter Bereich: Kinder- und Jugendpsychiatrie und -


Ärztliche Praxen, psychotherapie,
Institutsambulanzen, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie,
Tageskliniken, Neurochirurgie,
poliklinische Ambulanzen Neurologie,
und andere ärztlich geleitete Einrichtungen der Physikalische und Rehabilitative Medizin,
ambulanten Versorgung, z.B. Medizinische Versor- Psychiatrie und Psychotherapie,
gungszentren. Psychosomatische Medizin und Psychotherapie,
Strahlentherapie,
Urologie
Stationärer Bereich:
Krankenhausabteilungen,
Rehabilitationskliniken, Fallseminar:
Belegabteilungen und Einrichtungen, in denen Pa- Weiterbildungsmaßnahme mit konzeptionell vor-
tienten über Nacht ärztlich betreut werden, gesehener Beteiligung jedes einzelnen Teilneh-
medizinische Abteilungen, die einer Klinik ange- mers, wobei unter Anleitung eines Weiterbil-
schlossen sind. dungsbefugten anhand von vorgestellten Fallbei-
spielen und deren Erörterung Kenntnisse und Fä-
higkeiten sowie das dazugehörige Grundlagenwis-
Stationäre Notfallaufnahme: sen erweitert und gefestigt werden.
Funktionseinheit eines Akutkrankenhauses, in wel-
cher Patienten zur Erkennung bedrohlicher
Krankheitszustände einer Erstuntersuchung oder
Erstbehandlung unterzogen werden, um Notwen-
digkeit und Art der weiteren medizinischen Ver-
sorgung festzustellen.

Basisweiterbildung:
Definierte gemeinsame Inhalte von verschiedenen
Facharztweiterbildungen innerhalb eines Gebietes.

Kompetenzen:
Die Kompetenzen (Facharzt-, Schwerpunkt-, Zu-
satz-Weiterbildungen) spiegeln die Inhalte eines
Gebietes wider, die Gegenstand der Weiterbildung
und deren Prüfung vor der Ärztekammer sind. Die
Inhalte dieser Kompetenzen stellen eine Teilmenge
des Gebietes dar.

Gebiete der unmittelbaren Patientenversorgung:


Anästhesiologie,
Augenheilkunde,
Chirurgie,
Frauenheilkunde und Geburtshilfe,
Hals-Nasen-Ohrenheilkunde,
Haut- und Geschlechtskrankheiten,
Humangenetik,
Innere Medizin und Allgemeinmedizin,
Kinder- und Jugendmedizin,

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Weiterbildungsordnung – Stand: 1. April 2005 ÄRZTEKAMMER
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Allgemeine Bestimmungen für die Abschnitte B und C

1. Allgemeine Inhalte der Weiterbildung: kann die Weiterbildung sowohl im ambulanten als
Die Weiterbildung beinhaltet unter Berücksichti- auch im stationären Bereich abgeleistet werden.
gung gebietsspezifischer Ausprägungen auch den
Erwerb von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertig-
keiten in 3. Die inhaltlichen Weiterbildungsanforderungen
werden durch Verwaltungsrichtlinien in fachlicher
- ethischen, wissenschaftlichen und rechtlichen Hinsicht konkretisiert.
Grundlagen ärztlichen Handelns
- der ärztlichen Begutachtung
- den Maßnahmen der Qualitätssicherung und 4. Für eine Kursanerkennung sind die bundeseinheit-
des Qualitätsmanagements lichen Empfehlungen zu beachten.
- der ärztlichen Gesprächsführung einschließlich
der Beratung von Angehörigen
- psychosomatischen Grundlagen
- der interdisziplinären Zusammenarbeit
- der Ätiologie, Pathophysiologie und Pathoge-
nese von Krankheiten
- der Aufklärung und der Befunddokumentation
- labortechnisch gestützten Nachweisverfahren
mit visueller oder apparativer Auswertung (Ba-
sislabor)
- medizinischen Notfallsituationen
- den Grundlagen der Pharmakotherapie ein-
schließlich der Wechselwirkungen der Arznei-
mittel und des Arzneimittelmissbrauchs
- der allgemeinen Schmerztherapie
- der interdisziplinären Indikationsstellung zur
weiterführenden Diagnostik einschließlich der
Differentialindikation und Interpretation ra-
diologischer Befunde im Zusammenhang mit
gebietsbezogenen Fragestellungen
- der Betreuung von Schwerstkranken und Ster-
benden
- den psychosozialen, umweltbedingten und in-
terkulturellen Einflüssen auf die Gesundheit
- gesundheitsökonomischen Auswirkungen ärzt-
lichen Handelns
- den Strukturen des Gesundheitswesens

1a. Die Weiterbildung beinhaltet zudem den Erwerb


von Kenntnissen um die Bedeutung der Präventi-
on durch Schutzimpfungen gemäß den Empfeh-
lungen der Ständigen Impfkommission. Diese ge-
hören zum Inhalt aller Fachgebiete. Erfahrungen
und Fertigkeiten in der Durchführung von Schutz-
impfungen sind fakultativer Inhalt aller Gebiete,
sofern in Abschnitt B und C nichts anderes be-
stimmt ist. Sie können auch durch eine von der
Ärztekammer anerkannte Kursweiterbildung er-
worben werden.

2. Sofern für die Facharzt-, Schwerpunkt- und Zu-


satzweiterbildungen nichts Näheres definiert ist,

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26. Gebiet Psychiatrie und Psychotherapie fekte (primäre, sekundäre, tertiäre und quartäre
Prävention) unter Einbeziehung von Familienbera-
Definition: tung, Krisenintervention, Sucht- und Suizidpro-
phylaxe
Das Gebiet Psychiatrie und Psychotherapie umfasst die - Erkennung und Behandlung von Verhaltensauffäl-
Vorbeugung, Erkennung und somatotherapeutische, ligkeiten im Kindes- und Jugendalter
psychotherapeutische sowie sozial-psychiatrische Be- - der Erkennung und Behandlung von Suchterkran-
handlung und Rehabilitation primärer psychischer Er- kungen einschließlich Intoxikationen und Entgif-
krankungen und Störungen in Zusammenhang mit kör- tungen, Motivationsbehandlung und Substituti-
perlichen Erkrankungen und toxischen Schädigungen onstherapie bei Opiatabhängigkeit sowie Indikati-
einschließlich ihrer sozialen Anteile, psychosomatischen onsstellung zur Langzeitbehandlung
Bezüge und forensischen Aspekte. - der Erkennung und Behandlung psychischer Er-
krankungen bei lern- und geistig- behinderten
Menschen
Facharzt / Fachärztin für Psychiatrie und Psychothe- - der Soziotherapie sowie Indikation zu ergothera-
rapie peutischen, sport- und bewegungstherapeutischen,
(Psychiater und Psychotherapeut / Psychiaterin und musik- und kunsttherapeutischen Maßnahmen
Psychotherapeutin) - der Behandlung von chronisch psychisch kranken
Menschen, insbesondere in Zusammenarbeit mit
Weiterbildungsziel: komplementären Einrichtungen und der Gemein-
depsychiatrie
Ziel der Weiterbildung im Gebiet Psychiatrie und Psy- - der praktischen Anwendung von wissenschaftlich
chotherapie ist die Erlangung der Facharztkompetenz anerkannten Psychotherapie-Verfahren
nach Ableistung der vorgeschriebenen Weiterbildungs- - der Erkennung und Behandlung gerontopsychiatri-
zeit und Weiterbildungsinhalte. scher Erkrankungen unter Berücksichtigung inter-
disziplinärer Aspekte
Weiterbildungszeit: - den Grundlagen der neuro-psychiatrischen Diffe-
rentialdiagnose und klinisch-neurologischer Dia-
60 Monate bei einem Weiterbildungsbefugten an einer gnostik einschließlich Elektrophysiologie
Weiterbildungsstätte gemäß § 5 Abs. 1 Satz 1, davon - der Konsiliar- und Liaisonpsychiatrie und -
• 24 Monate in der stationären psychiatrischen und psychotherapie
psychotherapeutischen Patientenversorgung - der Erkennung und Behandlung psychischer Er-
krankungen aufgrund Störungen der Schlaf-Wach-
• 12 Monate in Neurologie
Regulation, der Schmerzwahrnehmung und der Se-
• können bis zu 12 Monate in der Schwerpunktwei- xualentwicklung und -funktionen einschließlich
terbildung des Gebietes abgeleistet werden Störungen der sexuellen Identität
• können bis zu 12 Monate Kinder- und Jugend- - der gebietsbezogenen Arzneimitteltherapie ein-
psychiatrie und -psychotherapie und/oder Psycho- schließlich der Probleme der Mehrfachverordnun-
somatische Medizin und Psychotherapie gen und der Risiken des Arzneimittelmissbrauchs
oder - der Krisenintervention, supportiven Verfahren und
6 Monate im Gebiet Innere Medizin und Allge- Beratung
meinmedizin oder in Neurochirurgie oder Neuro- - der Anwendung von Rechtsvorschriften bei der
pathologie angerechnet werden Unterbringung und Behandlung psychisch Kranker.
• können bis zu 24 Monate im ambulanten Bereich
abgeleistet werden. Weiterbildung im speziellen Neurologie-Teil

Weiterbildungsinhalt: - Krankheitslehre neurologischer Krankheitsbilder,


Diagnostik und Therapie von Schmerzsyndromen,
Erwerb von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten neurophysiologische und neuropathologische
in Grundlagen
- Methodik und Technik der neurologischen Ana-
- der psychiatrischen Anamnese und Befunderhe- mnese
bung - Methodik und Technik der neurologischen Unter-
- der allgemeinen und speziellen Psychopathologie suchung
- psychodiagnostischen Testverfahren - Indikationsstellung, Durchführung und Beurteilung
- den Entstehungsbedingungen, Verlaufsformen und neurophysiologischer und neuropsychologischer
der Behandlung psychischer Erkrankungen und Untersuchungs- und Behandlungsmethoden
Störungen - Indikationsstellung, Durchführung und Bewertung
- Krankheitsverhütung, Früherkennung, Rückfallver- der Elektroenzephalographie sowie evozierte Po-
hütung und Verhütung unerwünschter Therapieef- tentiale

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- Grundlagen der Somato- und Pharmakotherapie - 240 Therapie-Stunden mit Supervision nach jeder
neurologischer Erkrankungen. vierten Stunde entweder in Verhaltenstherapie
oder tiefenpsychologisch fundierter Psychothera-
Strukturierte Weiterbildung im allgemeinen Psychia- pie oder in einem wissenschaftlich anerkannten
trie-Teil Psychotherapieverfahren im gesamten Bereich psy-
(Die strukturierten Weiterbildungsinhalte werden kon- chischer Erkrankungen einschließlich Suchterkran-
tinuierlich an einer anerkannten Weiterbildungseinrich- kungen, bei denen die Psychotherapie im Vorder-
tung oder im Weiterbildungsverbund erworben.) grund des Behandlungsspektrums steht, z. B. Pati-
ent mit Schizophrenie, affektiven Erkrankungen,
- 60 supervidierte und dokumentierte Erstuntersu- Angst- und Zwangsstörungen, Persönlichkeitsstö-
chungen rungen und Suchterkrankungen.
- 60 Doppelstunden Fallseminar in allgemeiner und
spezieller Psychopathologie mit Vorstellung von 10 Selbsterfahrung:
Patienten
- 10 Stunden Seminar über standardisierte Befund- - 150 Stunden Einzel- oder Gruppenselbsterfahrung
erhebung unter Anwendung von Fremd- und entweder in Verhaltenstherapie oder tiefenpsycho-
Selbstbeurteilungsskalen und Teilnahme an einem logisch fundierter Psychotherapie oder in einem
Fremdrater-Seminar wissenschaftlich anerkannten Verfahren. Die
- Durchführung, Befundung und Dokumentation von Selbsterfahrung muss im gleichen Verfahren erfol-
40 abgeschlossenen Therapien unter kontinuierli- gen, in welchem auch die 240 Psychotherapiestun-
cher Supervision einschließlich des störungsspezfi- den geleistet werden.
sichen psychotherapeutischen Anteils der Behand- - 35 Doppelstunden Balintgruppenarbeit oder inter-
lung aus den Bereichen primär psychischer Erkran- aktionsbezogene Fallarbeit.
kungen, organisch bedingter psychischer Störun-
gen und Suchterkrankungen
- 40 Stunden Fallseminar über die pharmakologi-
schen und anderen somatischen Therapieverfahren
einschließlich praktischer Anwendungen
- 2-monatige Teilnahme an einer Angehörigengrup-
pe unter Supervision
- 40 Stunden praxisorientiertes Seminar über Sozial-
psychiatrie einschließlich somatischer, pharmako-
logischer und psychotherapeutischer Verfahren
- Gutachten aus den Bereichen Sozial-, Zivil- und
Strafrecht.

Strukturierte Weiterbildung im speziellen Psychothera-


pie-Teil
(Die Psychotherapie-Weiterbildungsinhalte werden
kontinuierlich an einer anerkannten Weiterbildungsein-
richtung oder im Weiterbildungsverbund erworben.)

- 100 Stunden Seminare, Kurse, Praktika und Fallse-


minare über theoretische Grundlagen der Psycho-
therapie insbesondere allgemeine und spezielle
Neurosenlehre, Entwicklungs- und Persönlichkeits-
psychologie, Lernpsychologie und Tiefenpsycholo-
gie, Dynamik der Gruppe und Familie, Gesprächs-
psychotherapie, Psychosomatik, entwicklungsge-
schichtliche, lerngeschichtliche und psychodyna-
mische Aspekte von Persönlichkeitsstörungen, Psy-
chosen, Süchten und Alterserkrankungen
- 16 Doppelstunden autogenes Training oder pro-
gressive Muskelentspannung oder Hypnose
- 10 Stunden Seminar und 6 Behandlungen unter
Supervision in Kriseninterventionen, supportive
Verfahren und Beratung
- 10 Stunden Seminar in psychiatrisch-
psychotherapeutischer Konsil- und Liaisonarbeit
unter Supervision

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Schwerpunkt Forensische Psychiatrie

Weiterbildungsziel:

Ziel der Weiterbildung im Schwerpunkt Forensische


Psychiatrie ist aufbauend auf der Facharztweiterbil-
dung die Erlangung der Schwerpunktkompetenz nach
Ableistung der vorgeschriebenen Weiterbildungszeiten
und Weiterbildungsinhalte.

Weiterbildungszeit:

36 Monate bei einem Weiterbildungsbefugten an einer


Weiterbildungsstätte gemäß § 5 Abs. 1 Satz 1, davon
können bis zu
• 12 Monate während der Facharztweiterbildung
abgeleistet werden.

Weiterbildungsinhalt:

Erwerb von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten


in

- ethischen und rechtlichen Fragen, die den Umgang


mit psychisch kranken, gestörten und behinderten
Menschen betreffen
- der Erkennung und Behandlung psychisch kranker
und gestörter Straftäter
- gerichtlich angeordneter psychiatrisch-
psychotherapeutischer Therapie, auch im Maßre-
gel- und Justizvollzug
- der Beurteilung der Schuldfähigkeit, der Glaubhaf-
tigkeit von Zeugenaussagen und Zeugentüchtigkeit
- den Grundlagen der Einweisung in den Maßregel-
vollzug einschließlich subsidiärer Maßnahmen un-
ter Beachtung der gesetzlichen Vorschriften
- der Beurteilung der Rückfall- und Gefährlichkeits-
prognose
- der Beurteilung der Verhandlungs-, Haft- und Ver-
nehmungsfähigkeit
- der Beurteilung der Reife von Heranwachsenden
nach Jugendgerichtsgesetz sowie ihrer Anwendung
im Straf-, Zivil- und Sorgerecht
- Fragen des Zivil-, Betreuungs- und Unterbrin-
gungsrechtes einschließlich Geschäftsfähigkeit, Te-
stierfähigkeit, Prozessfähigkeit
- forensischen Gutachten aus den Bereichen Sozial-,
Zivil- und Strafrecht
- verwaltungs- und verkehrsrechtlichen Zusammen-
hangsfragen
- der Beurteilung und Behandlung von Störungsbil-
dern wie aggressives Verhalten, sexuell abweichen-
des Verhalten, Suizidalität, Intoxikationssyndrome.

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