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Es wird versucht, zu 50 Fragen, die von Schweriner Schülern einer 7. Klasse gestellt worden
sind, eine Antwort zu geben. Einige Fragen haben sich wiederholt, wurden aber der
Anschaulichkeit halber en bloc belassen. Die Antworten, welche aus Koran oder Literatur
herrühren, werden jeweils mit der Quellenangabe versehen. Weitere Fragen zum Thema und
auch andere Fragen zum Islam sind willkommen und können z.B. per Email, Telefon oder
auch direkt gestellt (siehe ganz unten) oder auch weitergeleitet werden.
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lediglich spürbar, d.h. in der Stärke eines "Klapses" oder als wenn man einen Finger oder
ein kleinen Stöckchen in der Größe eines Miswak (kleiner Zweig des Miswakbaumes, mit
dem man sich die Zähne putzen kann, da die Fasern keimtötende Substanzen enthalten)
auf einen unempfindliche Stelle wie dem Oberarm schlägt, was keinen körperlichen
Schaden verursacht. Das soll eher als ein plötzliches Ereignis erschrecken denn wirklich
"züchtigen".
Man muss auch wissen, dass die koranische Formulierung gemeinsam mit anderen
Maßnahmen zuvor genannt wird: "ermahnt sie, meidet sie im Ehebett und schlagt sie!"
Das bedeutet, dass bei besagter Widerspenstigkeit, womit eine die Ehe gefährdende oder
die religiösen Pflichten ernsthaft verletzende Widerspenstigkeit der Ehefrau gemeint ist,
zunächst die Ermahnung erfolgt, der einen angemessene Frist zur Besinnung zu folgen
hat, dann nach einiger Zeit das Meiden im Ehebett, was ein Mensch auch nur eine gewisse
Zeit aushalten kann, und wenn das alles nach einer gewissen Zeit der Geduld nichts hilft,
dann erst darf der Mann das Schlagen in der beschriebenen Weise ausführen. Übrigens hat
auch eine Muslima die Pflicht, ihren Mann zu ermahnen, wenn er die Ehe gefährdet oder
seinen religiösen Pflichten verletzt. Andere Maßnahmen werden von ihr
verständlicherweise nicht verlangt. Sollte der Mann sie übrigens fortgesetzt schlecht
behandeln, kann sie notfalls auch die Scheidung verlangen.
Angemerkt werden muss auch, dass es kein Widerspruch ist, wenn der Prophet etwas
anders gesehen hat (er schlug niemals) als es im Koran steht. Denn er sagte ja hinsichtlich
4:34, dass Allah es anders wollte als er. Und natürlich gilt Allahs Wort, dem auch er sich
zu fügen hatte, zuerst. Da Allah im Koran die Gläubigen aber immer wieder aufforderte,
dem Beispiel des Propheten zu folgen, müsste dessen Haltung eigentlich allgemeine
Gültigkeit haben, da man zum (symbolischen) Schlagen ja nicht verpflichtet ist. Es ist
gestattet – aber keine Pflicht. Und es ist immer besser, es nicht zu tun, außer es bleibt
keine andere Wahl.
Doch leider geschieht es hie und da weder im Sinne des Koran noch im Sinnen des
Propheten. In Punkt 1 wurde dies bereits kurz behandelt. Schlagen von Frauen in brutaler
Weise ist auch nach islamischem Recht verboten und eine große Sünde.
4.) Es ist ja eigentlich gemein, jemanden Schwächeren zu schlagen. Die Männer sind ja
eigentlich feige?
Antwort: Es ist ganz bestimmt gemein. Natürlich sind nicht die Männer feige, sondern nur
diejenigen, die so etwas tun. Siehe auch die vorherigen Antworten.
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6.) Warum werden die Frauen gegen ihren Willen verheiratet?
Antwort: Werden sie normalerweise nicht, da eine Frau natürlich selbst entscheiden darf,
ob, wann und wen sie heiratet. Bei ganz jungen und schüchternen Frauen arrangiert dies
die Familie ohnehin – aber auch hier muss ihr Einverständnis vorliegen. Ohne die
Einwilligung der Frau darf eine Ehe nicht geschlossen werden, und der Ehevertrag ist
ungültig. Leider trifft es aber zu, dass mitunter vor allem in Gegenden mit geringerer
Bildungsstruktur Mädchen und Frauen gegen ihren Willen verheiratet werden. Es ist aber
nicht die Regel. Das hat mit allerlei Gründen zu tun, jedoch nicht mit dem islamischen
Recht. Es ist eine weise Praxis unter Muslimen, die Familie in diese wichtige
Entscheidung mit einzubeziehen. Sie gibt dem zukünftigen Ehepaar den nötigen Rückhalt
und setzt sich in schwierigen Situationen für das Fortbestehen der Ehe ein. Anzumerken
ist, dass die Frau das Recht auf Beibehaltung des Mädchennamens nach der Heirat hat.
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Nahrung und Kleidung auf gütige Weise Sorge zu tragen. Von keiner Seele soll etwas
gefordert werden über das hinaus, was sie zu leisten vermag. Einer Mutter soll nicht
wegen ihres Kindes Schaden zugefügt werden, und dem, dem das Kind geboren wurde,
nicht wegen seines Kindes. Und für den Erben gilt das gleiche. Und wenn sie beide in
gegenseitigem Einvernehmen und nach Beratung (das Kind vorzeitig) entwöhnen wollen,
dann liegt darin kein Vergehen für sie. Und wenn ihr eure Kinder stillen lassen wollt, so
ist es kein Vergehen für euch, sofern ihr das, was ihr vereinbart habt, in gütiger Weise
bezahlt. Und fürchtet Allah und wisset, daß Allah wohl sieht, was ihr tut." [2:233]
- "Und sie fragen dich um Belehrung über die Frauen. Sprich: "Allah hat euch über sie
belehrt; und (bedenkt), was euch in dem Buch hinsichtlich der Waisenmädchen verlesen
wird, denen ihr nicht gebt, was für sie vorgeschrieben ist, und die ihr doch zu heiraten
wünscht, und hinsichtlich der Schwachen unter den Kindern - und dass ihr euch nach
Billigkeit für die Waisen einsetzt. Und was ihr an Gutem tut, Allah weiß darüber
Bescheid." [4:127]
Da der Vater der Hauptverantwortliche nach den Geboten Allahs im Koran ist, so ist er
dann auch vor Allah am Tage des Jüngsten Gerichts Rechenschaft schuldig. Hat er sein
Kind anständig und den Geboten Allahs uns Seines Propheten gemäß erzogen, so wird er
dafür belohnt werden. Natürlich hat die Mutter nicht minder das Recht und die Pflicht zu
dieser Aufgabe. Aber der Hauptverantwortliche, d.h. der die Hauptlast tragende bleibt der
Vater. Solange das Kind noch sehr klein ist, obliegt es aber regelmäßig der Mutter,
hauptsächlich für das Kind da zu sein, zumal der Vater ja in der Regel ohnehin für die
Versorgung beider zu arbeiten hat.
Im Falle einer Scheidung trifft der Koran nur Regelungen für Säuglinge. Diese sollen
höchstens zwei Jahre lang von der Mutter gestillt werden. Für die anderen Kinder gilt
nach der traditionellen Rechtswissenschaft: Die Mutter hat die Sorge bei Mädchen bis zur
Pubertät oder bis zur Heirat, bei Jungen bis zum Alter von sieben Jahren oder bis zur
Pubertät. Die gesetzliche Vertretung liegt jedoch beim Vater. Üblicherweise geht die Frau
nach der Scheidung ohne die Kinder in ihr Elternhaus zurück. Damit wird ihr eine
Wiederverheiratung leichter gemacht.
11.) Wird mit allen Frauen geschlafen?
Antwort: Tolle Frage! Natürlich nur mit denen, die verheiratet sind. Und natürlich nur mit
den eigenen Ehemännern. Außerehelicher Verkehr ist verboten.
Etikette
12.) Darf die Frau, wenn sie zum Einkaufen geht, alleine gehen?
Antwort: Wenn es die Sicherheitslage erlaubt, ist das keine Frage. Zur Zeit der Taliban-
Herrschaft in Afghanistan war eine Frau gut beraten, mit ihm zusammen einkaufen zu
gehen oder dies lieber gleich ihrem Mann zu überlassen. Eine deutsche Frau würde auch
lieber ihren Mann losschicken, wenn die Familie in einer Gegend wohnt, wo es gefährlich
ist. Oder?
13.) Dürfen die Frauen, die keinen Moslems sind, auch ohne Mann auf die Straße?
Antwort: Es verhält sich wie in Punkt 12.
14.) Dürfen Frauen in Anwesenheit von Männern reden?
Antwort: Wenn der Mann oder die Männer keine Chauvis sind und ihren Boss raushängen
lassen, dann stellt sich diese Frage nicht. Das ist also eine Frage der Einstellung von
Männern gegenüber Frauen. Machos gibt es auch unter Muslimen. Aber es ist nicht
typisch für Muslime. Denn wenn es so wäre, hätte dies weitreichende Konsequenzen.
Dann gäbe es keine Lehrerinnen, Dozentinnen, Studentinnen, Schülerinnen, Anwältinnen,
Politikerinnen, Ärztinnen, Politessen, Bäuerinnen, Arbeiterinnen, ...
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15.) Ist das in den Schulen auch so zwischen Mädchen und Jungen?
Antwort: Gemeint ist wohl Freundschaft, Kontakt oder Gleichberechtigung schlechthin.
Muslime achten gewöhnlich darauf, dass Mädchen und Jungen getrennte Räume oder
zumindest getrennte Sitzreihen haben. Kontakte und Freundschaften unter Schülern sind
normal – aber Muslime achten darauf, dass ein gewisser Abstand bleibt. Von beiden
Seiten. Intimes ist nicht erlaubt. Man mag darüber lächeln oder sie bedauern oder sonst
etwas. Aber aus Sicht muslimischer Schüler ist das normal. Schließlich hat jeder das
Recht, seinen Weg zu gehen und seine Weltanschauung zu leben. Den Anderen anders
sein lassen wird hoffentlich bald normal sein. Siehe auch Punkt 17.
18.) Wieso dürfen Frauen in der Moschee nicht im selben Raum beten, wie die
Männer?
Antwort: Doch, dürfen sie. In größeren Moscheen (auch in Deutschland) haben sie oft
eigene Räume, in die dann je nach Beschaffenheit Lautsprecher verlegt wurden oder die
durch Vorhänge getrennt sind, damit diese den Imam ebenfalls hören können. Wenn es
keine eigenen Räume gibt, dann haben die Frauen, sofern es nicht gerappelt voll ist, die
Möglichkeit, hinter den Männern zu beten. So ist gewährleistet, dass sich die Gläubigen
auf ihr Gebet konzentrieren können. Die Vorstellungskraft eines Menschen dürfte
eigentlich ausreichen, um zu erkennen, dass es zu Problemen kommen könnte, wenn
Männer und Frauen gemischt sind oder Frauen vor den Männern sich im Gebet
niederwerfen würden. Frauen haben allerdings nicht die Pflicht, am Freitag (höchster Tag
der Woche) zum Gebet in die Moschee zu kommen, während Männer diese Pflicht haben.
Mir sind zwei Ausnahmen bekannt, wo Männer und Frauen gemischt anzutreffen sind.
Das ist die Heilige Moschee in Mekka, wo außer zum rituellen Gebet ständig ein Strom
von Menschen um die Kaaba kreist, d.h. Männer wie Frauen. Das andere Beispiel ist die
Moschee an-Namira auf dem Felde von Arafat, einem Tal in der Nähe von Mekka, wo
sich alljährlich am 10. Tag des Pilgermonats im islamischen Kalender zur Hadsch
Millionen Menschen drinnen wie draußen zur Predigt des Imams versammeln. Dort sieht
man ausnahmsweise Männer und Frauen gemeinsam sitzen. Das hat schlicht den Grund,
dass sich die Familienangehörigen angesichts von mehreren Millionen von Menschen an
einem Ort nicht verlieren. Auch hier ist es der Pragmatismus.
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Glauben (Iman)
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Minderheit der Männer gepflegt wird, da sie mit zahlreichen Aufgaben und Pflichten
verbunden ist. Da es aber im Paradies auch keinerlei Eifersucht, Neid und anderes Gefühl
dieser Art mehr geben wird, haben nur Nichtmuslime ein Problem zu akzeptieren, dass
diese Huris den Männern und nicht den Frauen verheißen werden. Ist es nicht
merkwürdig, dass hierin Gleichberechtigung von Nichtmuslimen gefordert wird, nicht
aber von muslimischen Frauen? Wieso sorgen sich z.B. Nichtgläubige darum, obwohl sie
doch gar nicht daran glauben, es für sie nur unrealer Quatsch ist? Musliminnen wissen,
dass das im Paradies so sein wird und dass sie selbst absolut glücklich sein werden
zusammen mit ihren Männern und Familienangehörigen. Es wird absoluter Friede
herrschen. Die Frage nach Gleichberechtigung kann sich nur auf das Diesseits beziehen,
da im Paradies es keine derartigen Probleme geben wird.
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es extraterrestrisches Leben gibt, da unser Wissen begrenzt und Allahs Macht unbegrenzt
ist. Aber eigentlich wäre ein Marsmännchen, sollte es jemandem an der Haustür
anklopfen, in diesem Moment nichts Übernatürliches, sondern lediglich ein weiteres
Geschöpf Allahs, das wir eben nur noch nicht kannten. Wenn Allah will, dass etwas ist
(auch wenn wir es uns nicht vorstellen können), dann geschieht es. Im Koran wird des
öfteren gesagt: (Allah spricht zu etwas) "’Sei!’ und es ist".
Gleichberechtigung
25.) Hat die Frau überhaupt ein Recht gegenüber dem Mann?
Antwort: Selbstverständlich. Sie kann ihn sogar zurechtweisen, wenn er seine Pflichten
vernachlässigt, auch seine religiösen. Zwar hat der Mann in der Familie die
Hauptverantwortung und hat laut Koran sogar einen gewissen Vorrang. Das bedeutet aber
nicht, dass er nun wie ein Pascha sich bedienen lässt oder die Rechte und Würde der
Frau(en) und Kinder missachtet. Mann und Frau sind vor Allahs Angesicht gleich. Jeder
hat seine Rechte und Pflichten. Doch Gleichberechtigung darf nicht mich Gleichmacherei
verwechselt werden, wo doch Unterschiede zwischen Mann und Frau nicht zu leugnen
sind.
Im Islam geht es darum, unter Berücksichtigung der Verschiedenheit der Geschlechter
Gerechtigkeit zwischen beiden herzustellen. Daher hat Allah Mann und Frau bestimmte
Rechte und Pflichten zugewiesen, die ihrer jeweiligen Natur gerecht werden. Wenn sie
sich jedoch von ihrer Natur entfernen, kommt dies einer Gleichmachung nahe. Vor Gott
sind beide gleich. Aber in ihrer Beziehung zueinander sind die jeweiligen Rechte des
einzelnen unterschiedlich, wie ja auch Mann und Frau von Natur aus unterschiedlich sind.
Grundsätzlich kann man sagen, dass sich die Rechte des einen aus den Pflichten des
anderen ergeben und umgekehrt. Mann und Frau sind vor Allah einander ebenbürtig und
gleichwertig. Im Koran wird an vielen Stellen betont, dass die Belohnung bzw. Bestrafung
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im Jenseits nicht vom Geschlecht abhängig ist. So heißt es z.B. in Sure 3, Vers 195: "Seht,
Ich lasse kein Werk der Wirkenden unter euch verloren gehen, sei es von Mann oder
Frau; die einen von euch sind von den anderen." Auch gilt z.B. die Pflicht, Wissen zu
erlangen, für beide Geschlechter gleichermaßen. Innerhalb der Ehe sind Frau und Mann
bezüglich ihrer Rechte und Pflichten in den Bereichen gleichgestellt, in denen sie von
Natur aus gleich sind, Unterschiede gibt es da, wo Verschiedenheiten vorhanden sind. Bei
den religiösen Pflichten beispielsweise gibt es für die Frau einige Erleichterungen, die mit
ihrer Natur zusammenhängen. Und auch bezüglich des Erbrechts wird auf die Pflicht des
Mannes als Versorger der Familie Rücksicht genommen.
27.) Ist es möglich, dass Frauen wie ein Mann leben können (Stichwort
Gleichberechtigung)?
Antwort: Frauen sind gleichberechtigt, aber nicht den Männern gleich. Gott sei Dank!
Dann hätten wir doppelt so viele Machos. ... Aber im Ernst. Männer und Frauen haben in
allen Gesellschaften ihre Aufgaben, Rechte und Pflichten. Da bildet die muslimische
Gesellschaft keine Ausnahme. Es kommt freilich auf die Gesellschaft an, wie
Gleichberechtigung praktiziert wird. Selbst im hochentwickelten und modernen
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Deutschland ist manche Ungerechtigkeit zu finden. Weiteres siehe unter den ähnlichen
Fragestellungen.
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Privilegien (siehe z.B. 4:34, vgl. Punkt 2). Das ist aber kein Freibrief für einen Pascha. Er
hat neben Rechten vor allem die vielen Pflichten, damit die Familie versorgt ist und das
Leben möglichst gut verläuft. Dafür wird der Mann am Tag des Jüngsten Gerichts auch
geradestehen. Vergleiche die anderen Antworten zum Thema.
37.) Ist die Religion frauenfeindlich? Warum haben sie durch Mohammed einen
besseren Status in der Gesellschaft? (Oder auch nicht?)
Antwort: Irgendwie widersprüchlich diese Frage. Siehe die vorherigen und nachfolgenden
Antworten.
38.) Viele denken, der Islam ist einen frauenfeindliche Religion. Im Internet und
Nachschlagwerken steht es aber anders. Warum?
Antwort: Weil das eine ein uraltes Vorurteil ist, das andere Fakten aus Recherche. Jeder
sollte bemüht sein, sich ein eigenes Bild zu verschaffen statt sich auf andere zu verlassen
und Unwissenheit zu pflegen. Vorurteil heißt vorab urteilen über etwas, wovon man keine
Ahnung hat. Vorurteile haben leider die Eigenschaft, sehr zählebig zu sein.
Weitere Antworten findet man in den anderen Punkten zum Thema.
Auf einen Aspekt soll hier aber noch eingegangen werden:
Im Koran wird immer wieder gesagt, dass Mann und Frau gleiche Rechte haben und dass
es v.a. im Familienrecht zwar einige Vorrechte für den Mann gibt, doch auch wieder
ausgleichende Rechte für die Frauen vorhanden sind, z.B. im Eherecht. Aber nirgends
findet man dort eine negative Charakterisierung der Frau schlechthin. Die Frau ist
Ehegattin, Gottesdienerin, Freundin, Partnerin, Mutter, "Kleid" des Mannes wie auch der
Mann ihr "Kleid" ist (siehe Koran 2:187).
Betrachtet man aber die Bibel, ergibt sich ein nahezu entgegengesetztes Bild. Wenn man
im Neuen Testament den 1. Brief des Paulus an die Korinther (11. Kapitel) liest, ahnt
man, warum es hierzulande "falsche Schlange" heißt, warum die Frau in der Hierarchie
immer noch irgendwie unten ist (laut Bibel sogar ganz unten, siehe z.B. Vers 3). Wird
nicht in 1. Korither Vers 7 gesagt: "Der Mann aber soll das Haupt nicht bedecken, denn er
ist Gottes Bild und Abglanz; die Frau aber ist des Mannes Abglanz"? Wird nicht in Vers 6
drastisch gefordert, einer Frau die Haare zu scheren, wenn sie unbedeckt zum Gebet geht?
Im Konzil von Mâcon wurde im 6. Jh. ernsthaft über die Frage diskutiert, ob die Frau
überhaupt eine Seele habe (Krafft-Ebing, Psychopautia Sexuylis, 12. Aufl., S. 4n.).
Eigenartigerweise findet man bis heute hin und wieder in der Literatur, dass dies Lehre
des Korans sei. Dort und auch in anderen islamischen Quellen ist freilich so etwas nicht
zu finden. Das gehört zu den zahlreichen Vorurteilen über den Islam, die teils schon über
gut 1000 Jahre alt sind. Im Ergebnis dieser Sichtweise kirchlicher und auch jüdischer
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Gelehrter wurde die Frau im Laufe der Geschichte als "Tor zur Hölle" und als "Mutter
allen Übels" dargestellt. Vielleicht war dies ein Motiv für die furchtbaren Verbrechen an
zahllosen Frauen und Mädchen auf den Scheiterhaufen. Mehr noch, sie solle sich schämen
beim bloßen Gedanken, dass sie eine Frau ist, wie bei Lecky (History of European Morals,
Band 11, S. 142) nachzulesen ist.
Kleidung
41.) Warum dürfen die Frauen ihren Schmuck in der Öffentlichkeit nicht
tragen/zeigen?
Antwort: Das Gegenteil des Bedeckens z.B. mit Kopftuch ist das offene Zeigen der
Haares und aller anderen gewöhnlich freien Körperstellen. Das Haar gilt ebenfalls als
Schmuck besonders der Frau. Da dies aber nur ihrem Mann sichtbar sein darf, bedeckt sie
es in der Öffentlichkeit. Muslimische Frauen tragen durchaus auch Schmuck, z.B. Ringe,
Broschen oder Armreifen. Der Prophet hat z.B. auch gesagt, dass Männern das Tragen
von Goldschmuck verboten ist, Frauen aber ist es erlaubt. Dasselbe trifft auch auf Seide
zu. Es kommt nur darauf an, ob das Tragen von Schmuck exzessiv übertrieben wird, damit
alle es blitzen und klirren hören – oder ob es die natürliche Weiblichkeit unterstreicht,
welche die Frau als ehrbare Schwester erkennen lässt. Viele gläubige Musliminnen halten
Schmuck eher für verzichtbar und überflüssig. Für sie ist aus ihrer Sicht dieser Schmuck
vergänglicher Art. Man könnte auch die Frage stellen, wieso jemand sich Schmuck anlegt.
Um auch von anderen Männern und eventuell neidischen Frauen gesehen zu werden oder
um dem Ehemann eine Augenweide zu sein? Allah bewertet unser Tun immer nach
unseren Absichten. Wie in vielen Fällen handhabt der Islam auch diese Frage sehr
pragmatisch.
42.) Warum müssen sie sich verhüllen (z.B. mit einem Kopftuch)?
Antwort: Das Kopftuch der muslimischen Frau ist Teil ihrer gesamten Kleidung, die
bestimmten Vorschriften unterliegt. Kleidungsvorschriften gibt es im Islam sowohl für
den Mann als auch für die Frau, und dienen dazu, die Würde und Achtung vor ihnen zu
schützen. Muslime sollten grundsätzlich Kleidung tragen, die den Körper in der Weise
bedeckt, dass die Figur nicht sichtbar wird, um das Interesse des anderen Geschlechts
nicht auf sich zu lenken. Deshalb sollte die Kleidung weder zu eng anliegen noch
durchscheinend sein. Da die Haare bzw. Frisur der Frau eine sehr wichtige Rolle für ihr
Aussehen spielen und auch eine gewisse Anziehung ausüben können, gilt für Frauen
zusätzlich, dass sie ein Kopftuch tragen. Grundlage für diese Regelungen ist die
Koranstelle 24:31 sowie ein Ausspruch des Propheten Muhammad (s), nach dem von
einer Frau nichts außer Gesicht und Händen zu sehen sein soll. Die obigen
Bekleidungsvorschriften gelten in Anwesenheit fremder Männer, d.h. Männer, mit denen
die Frau theoretisch eine Ehe eingehen könnte. Innerhalb der Familie, einem Teil der
Verwandtschaft und unter Frauen kann die muslimische Frau sich auch ohne Kopftuch
zeigen. Die betreffenden Personen werden in der oben genannten Koranstelle einzeln
aufgezählt. Im Alter kann die Frau ihr Kopftuch ablegen (Koran 24:60). Da sie jedoch
auch eine Vorbildfunktion für Jüngere hat, ist es besser für sie, sich weiterhin den
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islamischen Regeln entsprechend zu bedecken. Muslimische Mädchen kleiden sich, wenn
die weiblichen Körperformen sichtbar werden (etwa mit Beginn der Pubertät), in der oben
beschriebenen Art und Weise.
43.) Warum tragen manche Frauen Burkas oder Tschadors, andere aber ein
Kopftuch?
Antwort: Das hat mit lokalen Traditionen zu tun. Die Burka ist hauptsächlich auf dem
indischen Subkontinent und in Afghanistan zu finden. Der Tschador ist vor allem im Iran
aber auch im Irak vor allem bei den schiitischen Musliminnen zu finden. Das Kopftuch
findet man in diversen Varianten überall, dominiert also. Am Persischen Golf, z.B. in den
Emiraten oder Oman findet man kunstvoll verzierte Gesichtsmasken bei den Beduininnen.
Auf Bali sind die Musliminnen oft nicht von den Hindu-Frauen zu unterscheiden. Das
Entscheidende ist die Bedeckung nach islamischen Regeln. Burka und Tschador sind
demnach trotz ihrer lokaler Form lediglich Spielart islamischer Bekleidung.
44.) Wieso ist es Sitte geworden, dass Frauen sich so stark bedecken? Dies steht
nämlich nicht im Koran.
Antwort: Zwar gab es schon in vorislamischer Zeit Frauen, die sich verhüllt haben, doch
das waren vor allem hochgestellte Damen des Adels. Mit dem Islam kam dann die
Verhüllung der gläubigen Frauen. Die Verhüllung mit dem Kopftuch (arab. Hidschab)
geht auch wenn andere immer wieder behaupten, dass die Verhüllung nicht im Koran
stünde, ganz klar auf den Koran zurück und zusätzlich auch auf Aussagen des Propheten
(Friede sei mit ihm).
Folgende Koranstellen lassen sich anführen:
- "Und sage den gläubigen Frauen, dass sie ihre Blicke senken und ihre Keuschheit
wahren und ihre Reize nicht zur Schau stellen sollen, außer, was (anständigerweise)
sichtbar ist; und dass sie ihre Tücher über ihren Busen schlagen und ihre Reize nur ihren
Ehegatten zeigen sollen oder ihren Vätern oder ..." [24:31]
- "... Und wenn ihr sie (die Frauen des Propheten) um einen Gegenstand bittet, bittet sie
von hinter einem Vorhang. Solches ist reiner für ihre und eure Herzen. ..." [33:53]
- "O Prophet! Sage deinen Frauen und deinen Töchtern und den Frauen der Gläubigen,
dass sie etwas von ihrem Übergewand über sich ziehen sollen. So werden sie eher (als
anständige Frauen) erkannt und (daher) nicht belästigt." [33:59]
Hier noch einige Aussagen des Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm) aus der
außerkoranischen Überlieferung zu diesem Thema:
- Aisha erzählte: Esma, die Tochter von Abu Bakr (Allahs Wohlgefallen sei auf ihm)
besuchte den Propheten (Friede sei mit ihm), wobei sie ein leichtes (durchsichtiges) Kleid
trug. Der Prophet (Friede sei mit ihm) wendete sich ab und sagte: Esma, wenn eine Frau
die Pubertät erreicht, darf von ihrem Körper nichts sichtbar sein außer dies und dies!“
Dabei zeigte er auf sein Gesicht und seine Hände. (Abu Davud, Libas 34, nach
www.meinkopftuch.org)
- Anas Ibn Malik berichtete, dass der Prophet (s) sagte: „... Und wahrlich, der Schleier,
den sie auf ihrem Kopf trägt, ist besser als die ganze Welt und das, was auf ihr ist.“ (Al
Buharyy 2796, auch 6568)
- Sa’d Ibn Abi Waqqas erzählte von seinem Vater, dass dieser berichtete: ... Als Umar Ibn
Al-Hattab um Einlass bat, standen die Frauen auf und legten ihre Schleier in aller Eile
an. ... (Al Buharyy 3683)
- Aisha, Allahs Wohlgefallen auf ihr, sagte: „Als der Vers ...’und dass sie ihre Tücher
über ihre Kleidungsausschnitte ziehen...’ offenbart wurde, nahmen die Frauen ihre
Unterröcke, schnitten Teile davon am Rand ab, warfen diese dann über den Kopf und
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bedeckten damit ihre Gesichter.“ (Al-Buharyy 4759, auch 4758)
- Aisha berichtete: ... „nachdem die Offenbarung über die Schleierpflicht herabgesandt
wurde. ...“ (Buharyy 5103)
Scheidungsrecht
45.) Dürfen sich Frauen scheiden lassen?
Antwort: Die Scheidung ist das Verabscheuenswerteste unter den von Allah erlaubten Dingen
und nur als letzter Ausweg zu betrachten. Eine Scheidung zu verhindern und eine Versöhnung
der Ehepartner herbeizuführen, steht immer im Vordergrund. Deshalb wird im Falle eines
Ehestreites aus der Familie des Mannes sowie aus der Familie der Frau jeweils ein Vermittler
bestimmt, die versuchen sollten, zwischen den Ehepartnern zu schlichten (Koran 4:35).
Grundsätzlich sieht der Islam die Möglichkeit der Scheidung für Mann und Frau vor. Im
Koran wird ausführlichst dargelegt, wie die Scheidung im einzelnen erfolgt und wie die
Zahlung des Unterhalts geregelt ist (2:226ff; 65:1ff). Die Scheidungsprozedur kann sowohl
durch den Mann als auch durch die Frau eingeleitet werden. Die nachfolgenden
Mechanismen, die schließlich zur Scheidung führen, sind jedoch unterschiedlich. Bis zur
endgültigen Scheidung leben die Ehepartner im gemeinsamen Haushalt zusammen. Diese Zeit
soll dafür genutzt werden, zu einer Versöhnung zu finden und eine eventuelle
Schwangerschaft bei der Frau festzustellen. Kommt es auch nach Ablauf dieses Zeitraumes zu
keiner Einigung der Ehepartner, wird die Scheidung rechtskräftig.
46.) Dürfen sie sich auf eigenen Wunsch hin scheiden lassen?
Antwort: siehe Punkt 45
Strafrecht
47.) Warum bekommen sie härtere Strafen als Männer, obwohl sie viel schwächer
und leichter zu verletzen sind?
Antwort: Da Mann und Frau vor Allah gleich sind, bekommen beide die gleiche Strafe für
strafwürdige Vergehen, sofern eine islamische Gerichtsbarkeit vorhanden ist. Auch hierin
muss Gerechtigkeit und Maß gewahrt bleiben. Alle Meldungen über Ungleichbehandlung
insbesondere zum Nachteil der Frau sind entweder falsch oder spiegeln die politische und
sonst wie desolate Lage in einem Land wieder. Machtmissbrauch mittels Strafrecht
kommt weltweit immer wieder vor. Leider auch in muslimischen Ländern. Das ist jedoch
alles andere als islamisch.
Sonstiges
© Haiko Hoffmann (Baha ud-Din), Vorsitzender des Islamischen Bundes in Schwerin e.V., Moschee
„as-Salam“, Anne-Frank-Str. 31, Email: Baha-ud-Din@t-online.de, Tel: 0174 9903759
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Einige Literaturempfehlungen zum Thema "Frau im Islam"
25 Fragen zum Islam, 5. Verbesserte Auflage April 1997, CORDOBA-Verlag Karlsruhe, September
1996, ISBN 3-930767-00-7
25 Fragen zur Frau im Islam, 1. Auflage August 1997, CORDOBA-Verlag Karlsruhe, August 1997,
ISBN 3-930767-03-1
Der deutsche Mufti, von Abu-r-Rida Muhammad Ibn Ahmad Ibn Rassoul, Islamische Bibliothek
Köln, 1. Aufl. 1997, ISBN 3-8217-0135-8
Erlaubtes und Verbotenes im Islam, von Jusuf al-Qaradawi, SKD Bavaria München, 1989, ISBN 3-
926575-12-3
Einwände gegen den Islam, von Muhammad Qutub, SKD Bavaria München, 1994, ISBN 3-926575-
25-5
Der Islam als Alternative, von Murad Hofmann, Diederichs-Verlag München, 1992, ISBN 3-424-
01114-2
Der Islam im 3. Jahrtausend, eine Religion im Aufbruch, von Wilfried Murad Hofmann, Diederichs-
Verlag München, 2000, ISBN 3-7205-2124-9
Der Islam in den Augen einer Frau, von Fatima Grimm, SKD Bavaria München, 1999, ISBN 3-
926575-61-1
Die Ehe im Islam, das Wichtigste im Überblick, von Iman Umm-Yussuf, Schriftenreihe des
Islamischen Zentrums München Nr. 28, München 1998, ISBN 3-89263-028-3
Die Scheidung nach islamischem Recht, Muha,,ad Ahmad Rassoul, Islamische Bibliothek Köln, 2.
Aufl., 1983, ISBN 3-8217-0029-7
Im Namen Allahs, des Allbarmherzigen, von Annemarie Schimmel, dtv, München 1999, ISBN 3-423-
36111-5
Der Islam und die Muslime, Größe und Dekadenz in unserem alltäglichen Leben, von Tariq Ramadan,
Green Palace / Muslimische Jugend, Berlin 2000, ISBN 3-934566-00-6
Zu empfehlen ist auch Folgendes, falls jemand mehr über Seele und Paradies aus muslimischer
Sicht wissen will:
An meine gläubige Schwester..., 33 Briefe über Seele und Paradies, von Abdul-Halim Khafagy, SKD
Bavaria München, 1999, ISBN 3-926575-35-2
Al-'Aqida, Einführung in die zu verinnerlichenden Inhalte des Islam, von Amir M.A. Zaidan, Muslim
Studenten Vereinigung in Deutschland e.V., Marburg 1997, ISBN 3-932399-16-1
Besuch des Paradieses und der Hölle, Theaterstück in einem Akt, von Dr. Moustafa Mahmoud, SKD
Bavaria München, 1999, ISBN 3-926575-64-6
Das Totenbuch des Islam, von Imam Abd ar-Rahman ibn Ahmad al-Qadi, Gondrom Verlag Bindlach
1991, ISBN 3-8112-0906-X
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