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Eine Zeitschrift für Deutschlernende Ausgabe Nr. 28 4-99
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ders bedeutsamen Menschen. Wir nennen diesen hatten. Alle Unordnung, alles Häßliche war ihm
Glauben Pantheismus. verhaßt. Darum durfte auch niemand in seiner Ge-
genwart von Krankheit oder Tod sprechen.
1795 lernte Goethe den Dichter Friedrich von Schil-
ler kennen. Dieser ermunterte ihn, wieder mehr
zu schreiben. Auch Goethe half Schiller bei der
Entstehung seiner Dramen. Zwischen beiden ent-
stand eine Freundschaft, die bis zu Schillers Tod
1805 anhielt. Beide Männer hatten große Hoch-
achtung voreinander.
1806 besetzten
französische Solda-
ten unter Napoleon
Weimar. Als sie in Goethes Wohnsitz am Frauenplan in Weimar
Goethes Haus ein-
Im Alter hat Goethe noch mehrmals Frauen hef-
drangen, um zu
tig geliebt. Daraus entstanden sein Roman Die
plündern 8 , kam
Wahlverwandtschaften und seine Liedersamm-
Goethe in Lebens-
lung West-östlicher Diwan. Seine erste Lebens-
gefahr. Die mutige
hälfte erzählt er in seiner Biographie Dichtung
Christiane rettete
und Wahrheit.
ihn. Daraufhin hat
Goethe sie schließ- Bis an sein Lebensende hat Goethe an seinem
Christiane Vulpius
lich geheiratet. Faust-Drama gearbeitet. In ihm beschreibt er,
wie Faust, also der Mensch, aus allem Irrtum und
Aber Goethe hat vor und neben Christiane noch
aller Schuld seines Lebens schließlich zur Klarheit
häufig andere Frauen geliebt, auch körperlich, und
und Erlösung in Gott findet. Rüstig bis zu sei-
das bis an sein Lebensende. Jedoch heiraten woll-
nem letzten Lebenstag ist Goethe 1832 in hohem
te er keine, er wollte sich nicht binden. Manche
Alter gestorben.
Frau hat er unglücklich zurückgelassen.
Goethe und wir
Der „Weise von Weimar“
Goethe hat wunderschöne Gedichte und Dramen
Allmählich wurde Goethe immer berühmter. Vie-
geschrieben. Er hat viele weise und richtige Er-
le Leute kamen nach Weimar, um ihn zu sehen.
kenntnisse gehabt. Vieles, was er gesagt hat, wird
Aber Goethe zog sich von den Menschen zurück.
immer richtig und wahr bleiben.
Er baute sich sein eigenes Reich des Wahren und
Schönen auf. Politik interessierte ihn nicht. Napo- Aber kann Goethe uns auch als Mensch ein Vor-
leon, der damals größtes Elend über Europa brach- bild sein? Meist hat er sich nur mit sich selber
te, bewunderte er als einen großen Menschen, als beschäftigt, mit seinen Empfindungen und Gefüh-
ein Genie. Von den damals in Europa entstehen- len, seinen Freuden und Leiden. Die Not anderer
den nationalen und demokratischen Regungen hat ihn nicht viel gekümmert. Freunden, die ihn
wollte er nichts wissen. Die neue Bewegung der um Hilfe baten, hat er häufig nicht geholfen. Sei-
Romantik mit ihrer Vorliebe für Märchen und ne Frau ließ er allein unter großen Schmerzen ster-
Irrationales9 lehnte er ab. ben. Er erwartete zwar von Eheleuten Treue in
der Ehe, aber er selber hatte neben seiner Ehe
Goethe meinte, er müsse auch in seiner äußeren
noch zahlreiche andere Liebschaften.
Erscheinung vorbildlich sein, ein vollkommenes
Bild darstellen. Deshalb begegnete er seinen Be- Das lag daran, daß Goethe keine Beziehung zu
suchern im Alter mit viel Würde. Er erwartete, dem lebendigen Gott hatte, dem himmlischen
daß die Menschen vor ihm Achtung und Respekt Vater. Denn Gott schenkt uns durch Jesus die Kraft,
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unsere Mitmenschen opferbereit zu lieben und in sagte selber, daß er nicht viele frohe Stunden in
der Ehe treu zu sein. Wenn wir Jesus in unser Le- seinem Leben gehabt habe. Er lebte in ständiger
ben hineinnehmen, macht er uns zu neuen Men- Angst vor dem Tod. Von daher können wir Goe-
schen, zu Kindern Gottes. Wir bekommen dann the eigentlich nur sehr bedauern, und in diesen
Gottes Liebe zu spüren. Gott schenkt uns dann Dingen kann uns der große Dichterfürst kein Vor-
ewige Geborgenheit, ein ewiges Dasein bei sich. bild sein.
Wir werden erst dadurch richtig frohe Menschen. Hans Misdorf
Goethe wollte aber von Gottes Hilfe durch Jesus 1
gewinnend: (hier): für andere Menschen angenehm und
nichts wissen. Er verehrte Jesus nur als einen be- zugänglich sein 2die Spontaneität: [-n(e)ität] ein schnel-
sonders großen Menschen, aber nicht als seinen les und einem plötzlichen inneren Antrieb folgendes Ver-
halten 3 die Anarchie: der Zustand, bes. in einem Staat,
Helfer und Retter im Leben. Er meinte, er könne in dem es weder Herrschaft noch Ordnung gibt; Chaos
sich selber, aus eigener Kraft, in einen guten, vor- 4
trocken: (hier) sachlich und daher oft langweilig und ohne
bildlichen Menschen verwandeln. Er meinte, er Phantasie 5depressiv: traurig und mutlos 6die Verdor-
könne sein Leben ohne Gott bewältigen. benheit: die (moralische) Schlechtigkeit (des Charakters)
7
etw. bändigen: etw. unter Kontrolle bringen; beherrschen
Weil Goethe Gottes Hilfe in Jesus ablehnte, war 8
plündern: (hier) aus Geschäften und Häusern Dinge steh-
er im tiefsten kein glücklicher Mensch, auch wenn len 9 irrational: unberechenbar, mit dem Verstand nicht
es ihm äußerlich im Leben immer gut ging. Er faßbar, gegen die Vernunft oder nicht durch sie erklärbar
Die bekanntesten Prosatexte und Dramen von J. W. v. Goethe: Götz von Berlichingen (1773); Clavigo (1774); Die Leiden
des jungen Werther (1774); Iphigenie auf Tauris (1787); Wilhelm Meisters Lehrjahre (1795/96); Faust (1808); Die
Wahlverwandschaften (1809); Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit (1811/14); Faust II (1832).
Einige der bekanntesten Lyriktexte von J. W. v. Goethe: Heidenröslein (Sah ein Knab ein ...); Der König in Thule
(Ballade); Das Göttliche (Edel sei der Mensch ...); Ein Gleiches (Über allen Gipfeln ist Ruh ...); Erlenkönig (Ballade);
Gefunden (Ich ging im Walde ...); Der Zauberlehrling (Ballade).
Täglich zu singen
Ich danke Gott, und freue mich Und all das Geld und all das Gut
Wies Kind zur Weihnachtgabe, Gewährt zwar viele Sachen;
Daß ich bin, bin! Und daß ich dich, Gesundheit, Schlaf und guten Mut
Schön menschlich Antlitz1 ! habe; Kanns aber doch nicht machen.
Daß ich die Sonne, Berg und Meer, Und die sind doch, bei Ja und Nein
Und Laub und Gras kann sehen, Ein rechter Lohn und Segen!
Und abends unterm Sternenheer2 Drum will ich mich nicht groß kastein10
Und lieben Monde gehen; Des vielen Geldes wegen.
Und daß mir denn zu Mute ist, Gott gebe mir nur jeden Tag,
Als wenn wir Kinder kamen So viel ich darf zum Leben.
Und sahen, was der heilge Christ Er gibts dem Sperling11 auf dem Dach;
Bescheret3 hatte, Amen! Wie sollt ers mir nicht geben!
Ich danke Gott mit Saitenspiel, Matthias Claudius (15 8.1740 - 21.1.1815)
Daß ich kein König worden4 ;
Ich wär geschmeichelt5 worden viel 1 das Antlitz: (lit.) Gesicht 2 das Heer: (hier) Menge, eine
Und wär vielleicht verdorben6 . sehr große Anzahl 3 bescheren: (hier) etwas zu Weihnach-
ten schenken 4 lit Kurzform für geworden bin 5 jmdm.
Auch bet ich ihn von Herzen an, schmeicheln: jmdn. übertrieben loben, damit er freundlich
Daß ich auf dieser Erde zu einem ist oder damit er einen mag 6 verderben: (hier)
etw. Positives zerstören oder negativ beeinflussen
Nicht bin ein großer reicher Mann,
7 (auf)blähen: (hier) andern zeigen, daß man
Und auch wohl keiner werde. sich für wichtig hält; sich aufblasen
8 weiland: (altdt.) früher, vorher 9 wak-
Denn Ehr und Reichtum treibt und bläht7 , ker: (veraltd.) ehrbar, rechtschaffen (auch:
Hat mancherlei Gefahren, tüchtig, tapfer) 10 kasteien: sich selbst be-
Und vielen hats das Herz verdreht, strafen (hier: sich darüber viele Gedanken
Die weiland8 wacker9 waren. J. J. machen) 11 der Sperling: Spatz (kl. Vogel)
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Ein neu geschenktes Leben ➁/➂
Liebe Weg-Leserinnen und -leser, an dieser Stelle konnten Sie auf. Wir hatten freie Fahrt und freie Sicht. Kein an-
in der Regel einen Beitrag unseres Mitarbeiters Lothar von deres Auto war vor uns. Keins kam uns entgegen.
Seltmann über das Leben irgendeines jungen Menschen lesen. Nur vorne links sah ich in einer Seitenstraße einen
Diesmal soll er aus besonderem Anlaß selbst zu Wort kommen. LKW auf die Kreuzung zufahren. Ich nahm an, daß
Unterwegs für den HERRN1 - so war es zu lesen er anhalten würde, denn er mußte uns die Vorfahrt
auf der Heckseite2 des Krankenfahrzeugs des Malte- gewähren. Aber gerade das tat er nicht. Der LKW
ser Hilfsdienstes3. Mit diesem Auto wurden mein überquerte unsere Hauptstraße, als hätte er uns
Freund und Fahrer des Autos, mit dem wir unter- überhaupt nicht gesehen. Ich konnte gerade noch
wegs gewesen waren, Franz R., und ich 850 km weit schreien: Franz, paß auf, der fährt!
nach Hause transportiert.
„Herr, erbarme dich!“
Unterwegs für den HERRN - das waren wir gewe-
sen, als ein schwerer LKW unserer Reise mitten in Franz reagierte sogar noch und zog unseren PKW
Polen ein jähes Ende bereitete. Aber lassen Sie mich nach rechts. Da krachte es auch schon. Das Geräusch
der Reihe nach berichten. des Aufpralls kann ich nicht beschreiben. Es war ein
schlimmes Geräusch, das ich immer wieder einmal
Unterwegs nach Polen in den Ohren habe. Und dann Stille, gespenstische6
Stille. Und
Unsere Reise war seit langem geplant. Ich war ein- dann das
geladen, in der evangelisch reformierten Gemeinde Stöhnen von
in Zelów (Polen) eine Passionsbibelwoche4 zu halten. Franz. Blut-
Sprechen sollte ich über die letzten Worte Jesu am überströmt
Kreuz, wie sie die vier Evangelisten5 überliefert ha- klemmte er
ben: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie zwischen
tun. - Mich dürstet. - Mein Gott, mein Gott, warum Steuerrad
hast du mich verlassen? - Vater, ich befehle meinen und Rücken-
Geist in deine Hände. - Es ist vollbracht! Wir woll- lehne seines
ten die Reise auch dazu nutzen, einigen armen Fa- Sitzes und schaute mich mit großen Augen an. Aber
milien Hilfsgüter zu bringen. er war gar nicht ansprechbar und ohne Bewußtsein.
So machten wir uns mit voll gepacktem Auto - ei- Ein schlimmes Bild. Ich höre mich noch sagen: Sei
nem VW-Golf - an einem herrlichen Märztag auf die ganz ruhig, Franz. Da kommt bald Hilfe. Und Jesus
über 1000 km lange Reise. Auf nicht ganz halbem ist auch da. Und dann weiß ich, daß ich gebetet
Weg übernachteten wir in Dresden bei Freunden. Am habe: HERR, erbarme dich. Ich hob meine Brille
nächsten Morgen ging unsere Fahrt weiter. An der vom Boden auf - sie hatte tatsächlich nur eine
deutsch-polnischen Grenze wurden wir rasch und Schramme auf einem Glas und einen verbogenen
problemlos abgefertigt. Einige Stunden später lie- Bügel - und öffnete die Tür.
ferten wir unsere ersten Hilfsgüter ab. Wir waren Meine Tür ließ sich öffnen. Ich konnte aussteigen,
stark beeindruckt von den Bedingungen, unter de- während Franz eingeklemmt stöhnte und wimmer-
nen die vierzehnköpfige Familie mit krankem Vater te7. Und ich konnte ihm nicht helfen. Das war mir
lebt. Die Freude, die wir bringen konnten, erfreute sehr schlimm. Ob ich selbst verletzt war, merkte ich
uns selbst, und wir waren weiter fröhlich unterwegs noch gar nicht. Ich rief nur nach Hilfe. Woher die
für den HERRN. Menschen gekommen waren, die bald die Unfallstelle
umgaben, weiß ich nicht. Aber einer hatte ein
„Franz, paß auf, der fährt!“ Handy8, und er machte mir deutlich, daß er Ambu-
Wroclaw, das ehemals deutsche Breslau, hatten wir lanz9 und Polizei bereits angefordert hätte. Auch sah
mittags bereits 80 km hinter uns, und noch ca. 120 ich eine Frau telefonieren. Aus dem Rückraum unse-
km lagen vor uns. Wir hatten genug Zeit und wür- res PKW konnte ich meinen Aktenkoffer und daraus
den rechtzeitig an unserem Ziel ankommen. Ich hat- mein Notizbuch holen. Irgend jemand gab mir sein
te ein wenig geschlafen und wachte kurz vor Kepno Telefon, und ich rief unsere Freunde in Zelów an.
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Durch ein Wunder am Leben Ostern ist ganz aktuell
Dann kam die Ambulanz. Wenig später die Feuer- Von der Klinik aus informierte ich auch meine Frau,
wehr. Ärzte und Schwestern und Feuerwehrleute die natürlich einen großen Schrecken bekam. Sie
kümmerten sich um uns. Ich wurde bald zur Klinik informierte dann auch die Frau von Franz, der es
abtransportiert. Franz brachten sie sehr viel später nicht anders erging. Aber wir konnten doch trösten
nach. Die Feuerwehrleute hatten das Auto aufschnei- und beruhigen: wir lebten und waren im Kranken-
den müssen, um ihn bergen10 zu können. Von all dem haus bestens versorgt. Meine Frau organisierte dann
hat er nichts mitbekommen. Seine Erinnerung hat von zu Hause aus unseren Rücktransport mit Hilfe
hier ein großes Loch. des ADAC17. Das alles hat sehr gut geklappt. Wie ge-
sagt, auf der Hecktüre des Krankenwagens stand
In der Klinik
Unterwegs für den HERRN. Daß die Reise für den
wurden wir
HERRN einen solchen Verlauf nehmen sollte, damit
medizinisch hatte niemand gerechnet. Und daß sie für Franz und
sehr gut un-
für mich einen solchen Ausgang genommen hat, das
tersucht und
sehen wir heute noch als ein Wunder Gottes an. Die
versorgt. Die Frage, warum wir Zelów nicht erreichen sollten und
Befunde11 er-
warum ich meine Bibelstunden nicht halten sollte,
schienen uns
können wir alle nicht beantworten. Aber daß wir
später wie dank der gnädigen Hand Gottes und unseres Erlösers
ein Wunder:
Jesus Christus am Leben sind und weiter für Ihn un-
Die Ärzte
terwegs sein dürfen, das bezeugen wir immer wie-
stellten nach der gerne. Wenige Tage später konnten wir in unse-
Röntgenauf-
Franz und Lothar im Krankenhaus ren Familien und Kirchen die Auferstehung Jesu ganz
n a h m e n 12
neu feiern: Jesus ist auferstanden. Er lebt! Und Er
und anderen Untersuchungen bei Franz nur eine hat gewollt, daß wir leben sollten. So wie Er will,
Gehirnerschütterung13 fest, dazu viele Prellungen14
daß wir in Ewigkeit leben sollen.
und eine größere Anzahl Schnittwunden, die u.a.
durch die zersplitterte Frontscheibe15 des Autos ver- Danken Sie mit uns dem HERRN für das irdische Le-
ursacht waren. Bei mir wurden Brüche und Quet- ben, das er gibt, begleitet und erhält. Und danken
schungen einiger linker Rippen festgestellt, dazu Sie mit uns für das ewige Leben, das uns seit Ostern
auch Prellungen und Schürfwunden. Aber wir leb- geschenkt ist: Christus Jesus hat dem Tod die Macht
ten! Und das war das Wunder. Weder Franz noch ich genommen und das Leben und das unvergängliche Le-
hatten die Hilfe und den Eingriff Gottes bisher so ben ans Licht gebracht durch sein Evangelium
deutlich erfahren, wie in den Sekunden des Unfalls. (2. Timotheus 1, 10).
Jeder, der das Autowrack16 gesehen hat und wer heu- Lothar von Seltmann
te die Bilder ansieht, bestätigt es, daß wir nur durch 1
der HERR: Bezeichnung für Gott bzw. seinen Sohn Jesus Christus 2 das Heck:
ein Wunder Gottes am Leben sind und dabei weit- Rückseite, hinterer Teil eines Fahrzeugs, auch eines Flugzeugs oder eines Schif-
gehend unverletzt. fes 3 der Malteser Hilfsdienst: Hilfsorganisation innerhalb der katholischen
Kirche 4 die Passionszeit: die Zeit vor Ostern, in der in besonderer Weise an das
Schon bald nach dem Unfall kam der Pastor der lu- Leiden und Sterben Jesu Christi gedacht wird 5 Die vier Evangelisten sind Mat-
therischen Gemeinde in Kepno in die Klinik und küm- thäus, Markus, Lukas und Johannes. Sie erzählen in unterschiedlicher Weise das
merte sich um uns. Wie gut, daß er ein wenig Leben Jesu von seiner Geburt bis zu seinem Tod und seiner Auferstehung.
Deutsch sprach. Unser Pastorfreund aus Zelów hat- 6
gespenstisch: furchterzeugend, unheimlich 7 wimmern: leise, klagende Töne
te ihn informiert. Am Abend noch kam er selbst, um von sich geben 8 das Handy [händi:]: schnurloses Telefon; Funktelefon 9 die
Ambulanz: medizinische Unfallhilfe 10 bergen: retten; aus der Gefahrensituation
nach uns zu sehen. Schön, in einer solchen Situation befreien 11 der Befund: Ergebnis einer Untersuchung oder einer Prüfung 12 die
bekannte Menschen um sich zu haben, mit denen Röntgenaufnahme: Durchleuchtung des Körpers oder Körperteile mittels Rönt-
man sich auch verständigen konnte und die mit uns genstrahlen 13 die Gehirnerschütterung: eine zeitweise Schädigung des Ge-
beten konnten. Denn in der Klinik sprach kaum je- hirns, die mit Kopfweh und Übelkeit verbunden ist 14 die Prellung: Verletzung,
mand Deutsch oder Englisch. Erst am nächsten Tag die durch großen Druck verursacht wird 15 die Front: (hier) die Vorderseite
16
das Wrack: Trümmer, Reste, Überbleibsel, meistens bezogen auf Fahrzeuge,
konnte ein diensthabender Arzt uns in deutscher
Flugzeuge, Schiffe 17 der ADAC: Allgemeiner Deutscher Automobilclub; Orga-
Sprache informieren und erklären, was alles mit uns nisation, in der Autobesitzer zusammengeschlossen sind und die deren Interes-
nicht in Ordnung war. sen z.B. gegenüber dem Staat, gegenüber Versicherungen usw. vertritt
7
Zum ersten Male ➁/➂
Es muß im Jahre 1912 gewesen sein, am 23. De- unberührt wirkte. Zum ersten Male vernahm ich
zember. Wir fuhren von Göttingen bis Eichenberg die Weihnachtsgeschichte in der Sprache des al-
mit der Bahn, ein Dutzend Jungen, und wateten1 ten Heliand-Dichters13. Zum ersten Male ließ die
dann durch den hohen Schnee querfeldein auf die unbegreiflich süße, von Geigen und Blockflöten
Burgruine2 Hanstein zu. Noch war sie nicht in Sicht. umjubelte Melodie des Susani Susani14 mein In-
Wir zogen über Berg und Tal, durch Wälder, durch nerstes erbeben. Zum ersten Male erfuhr ich, was
Schluchten3 und an Hängen4 hin. Manchmal gab das ist, eine Gemeinschaft. Zum ersten Male war
es kleine Raufereien5, der eine und andere wurde ich nicht mehr allein. Und dann kam noch ein an-
im Schnee herumgewälzt6 und mit Schnee gewa- deres, ein unvergeßliches Zum ersten Male.
schen. Wenn das Gelände es erlaubte, gingen wir
schneller und sangen. Die Sonne schien matt durch
Ein großes Glück ...
den frostigen Nebel, der über der Erde stand.
Schweigend lagen die Dörfer im Tal.Wir zogen da- Ehe wir uns im aufgeschütteten Stroh schlafen leg-
hin, sangen und waren guten Mutes. ten, tastete ich mich die dunkle Stiege15 im Turm
empor. Als ich oben ins Freie trat, flimmerte16 ein
winterlich klarer Sternenhimmel über mir. Ich er-
Jede Fahrt ein Abenteuer
kannte die vielen Sternbilder: den Orion, den Fuhr-
Damals hatte die Jugend gerade Gefallen am Wan- mann, den Großen Bären, ich erkannte Perseus, den
dern gefunden.7 Jede Fahrt bedeutete noch ein ich vor allen andern liebte, Andromeda und Kas-
Abenteuer. Jugendherbergen8 gab es noch nicht. siopeia. Zu meinen Füßen lagen die verschneiten
Und wenn es sie gegeben hätte, wären wir an ih- Bergrücken und Wälder. Dort unten im Tal ström-
nen vorbeigegangen. Noch lag der Glanz des Neu- te die Werra17. Jenseits erhob sich der Ludwigstein,
en, ja, des Unerhörten9 über allen Unternehmun- damals noch eine unbekannte Burg. Nahebei la-
gen. Man entdeckte die Landschaft, die Freiheit, gen dunkel die Häuser des Dorfes. Unmittelbar
die Lieder, die Spiele, die Tänze, die Freunde, sich unter mir dämmerte hinter den Fenstern des Saa-
selbst, die Welt, alles. Ich war damals vierzehn Jah- les ein rötlicher Kerzenschein. Dort summten und
re alt und erst wenige Wochen bei der Gruppe. Wir sangen die Kameraden18. Und da überkam mich
dachten nicht viel über das Leben nach, aber wir plötzlich ein ganz tiefes Glücksgefühl. Wie traum-
lebten. Gerade weil wir nicht über das Leben nach- verloren19 war das mattsilberne Bergland mit sei-
dachten, lebten wir. Wir waren ein Teil des Lebens. nen Schatten, wie geheimnisvoll die Grenzenlosig-
Ich fürchte, die klugen jungen Menschen von heu- keit der Nacht mit den strahlenden Sternbildern!
te würden nicht viel von uns gehalten haben. Wir Wie abgründig das Schweigen! Wie liebte ich das
von ihnen übrigens auch nicht. alles! Wie liebte ich die Welt!
8
Schönheit war die Welt nicht vollkommen, nicht Abkehr von den bürgerlichen Lebensformen einen naturgemä-
ßen Lebensstil mit Wandern und Geselligkeit, Wiederbelebung
heil, nicht tröstlich im letzten. Es gab etwas in mir, von Volkslied und Volkstanz suchten. 1912 hatte sie in Dtld.
in meinem bebenden Knabenherzen20, das sich 25.000 Mitglieder 8 die Jugendherberge: Häuser, in denen Ju-
über den flimmernden Glanz der Welt, über jedes gendliche preiswert übernachten können. Die erste Jugendher-
Maß an irdischer Seligkeit21 hinaus nach einer Se- berge wurde 1909 auf der Burg Altena in Westfalen gegründet.
9
unerhört: empörend, skandalös 10 alsbald: ohne lange Verzö-
ligkeit und Schönheit und Wahrheit verzehrte22, die gerung 11 das Gezweig: die gesamten Äste und Zweige eines
ohne den Hauch der Schwermut 23, ohne die Baumes 12 waldhaft: wie ein Wald 13 der Heliand (Heiland):
Gebrochenheit, ohne das Ungenügen sein sollte. um 830 entstandenes altsächsisches Epos in stabreimenden
Langversen über das Leben Jesu; zu Missionszwecken Darstel-
In jener Nacht auf dem Turm der Burg Hanstein lung Jesu als germanischer Gefolgsherr. 14 Ein Wiegenlied aus
erfuhr ich zum ersten Male, unbestimmt nur und dem 17 Jhdt. (Vom Himmel hoch, o Engel kommt!). In diesem
jungenhaft, wie es ist, wenn ein Mensch von dem Lied wird fröhlich eine ganze himmlische Musikkapelle herbei-
Verlangen nach Gott überwältigt wird. gesungen, um das Wiegen des Christkinds zu begleiten. [susani
= Abk. von: beweg dich, liebe Wiege] 15 die Stiege: eine enge,
Manfred Hausmann (10.9.1898 - 6.8.1986) steile Treppe aus Holz 16 flimmern: unruhig und zitternd leuch-
ten 17 die Werra: ein Quellfluß der Weser 18 der Kamerad: (hier)
1
waten: durch Wasser, Sand, Schnee u.ä. gehen 2 die Ruine: die jmd., mit dem man oft beisammen ist, weil man die gleichen
Reste eines Gebäudes, nachdem es zerstört oder zerfallen ist 3 Interessen hat 19 traumverloren: vor sich hin träumend; gei-
die Schlucht: ein sehr enges und tiefes Tal 4 der Hang: der schräg stesabwesend und gedankenversunken 20 der Knabe: Junge
abfallende Teiles eines Berges oder Hügels 5 die Rauferei: Schlä- 21
die Seligkeit: Zustand, in dem man keine Probleme und Wün-
gerei, Prügelei 6 herumwälzen: herumrollen 7 Die hier be- sche mehr hat; Zustand großen Glücks 22 sich verzehren: sich
schriebene Gruppe war ein Teil der sogenannten Wandervogel- sehr nach etw./jmdm. sehnen 23 die Schwermut: ein Zustand, in
bewegung. Dies war eine Vereinigung junger Menschen, die in dem man so traurig ist, daß man nichts mehr tun will
9
Berlin - die deutsche Hauptstadt ➁/➂
I. Von der „Insel“ zur Hauptstadt
Sehn Se, det is Berlin; sehn Se, det is Berlin. Eene Wenige Jahre später unterbrach die DDR-Regierung
Stadt, die sich jewaschen hat; sehn Se, det ist Ber- alle Telefonverbindungen zwischen West- und Ost-
lin.1 So klang Jahrzehnte lang der Titelsong des berlin und untersagte den Westberlinern die Ein-
Berliner Kabaretts2 ,Die Insulaner über die Kanäle reise in ihr Staatsgebiet. Auch das überstand die
des Hörfunks. Das war in einer Zeit, als Berlin, bes- Stadt.
ser Westberlin, tatsächlich den Charakter einer In-
sel hatte, die von einer feindlichen See3 umgeben Eine Mauer trennte die Menschen
war. Diese feindliche ,See trug den Namen Deut-
sche Demokratische Republik. Wenn man die In- Aber vor allem die Menschen im Ostteil der Stadt
sel Westberlin erreichen wollte, mußte man ent- wollten diese Schikanen bald nicht mehr hinneh-
weder eine Menge Kontrollen über sich ergehen men. Im Juni 1953 gab es in der DDR und in ihrer
lassen, gleichgültig, ob man mit dem Auto oder Hauptstadt einen Volksaufstand gegen die Unter-
mit der Bahn anreiste, oder man mußte ein Flug- drückung der Bürger durch das Regime6. Dieser
zeug nehmen, das einen der Westberliner Flughä- Aufstand wurde durch den Einsatz von sowjeti-
fen anflog. schem Militär blutig niedergeschlagen. Mehr als
350 Menschen fanden den Tod, fast 5000 Menschen
Ostberlin - Hauptstadt der DDR wurden wegen ihrer Beteiligung an dem Aufstand
als Staatsfeinde verhaftet. Die meisten von ihnen
Der Osten der Stadt war nicht etwa Ostberlin, so mußten langjährige Gefängnisstrafen hinnehmen.
wie die Bundesbürger zu sagen pflegten. Nein, Viele verschwanden spurlos.
Ostberlin war seit dem 7.10.1949 Hauptstadt der
Am 13. 8. 1961 begann das DDR-Regime die be-
DDR, und es war nicht einfach, diesen Teil der Stadt
rühmt-berüchtigte Berliner Mauer zu bauen. Die-
zu besuchen. Denn dort war seit der Gründung der
ser antifaschistische Schutzwall, wie die DDR
Deutschen Demokratischen Republik richtiges Aus-
land. Reisen nach Ostdeutschland waren seitdem
Reisen ins Ausland, wobei der Reisende beim
Grenzübertritt zusätzlich schikanösen Kontrollen
unterworfen wurde (Passierscheine4, Einreisege-
nehmigungen und hohe ,Eintrittsgelder in Form
des Zwangsumtausches von 25 DM (West) pro Per-
son in die minderwertige Mark (Ost) im Verhältnis 1:1).
Es gab sogar Zeiten, da war der Ostteil der Stadt
für westliche Besucher völlig gesperrt. Zum Bei-
spiel blockierte die russische Besatzungsmacht des
Ostsektors5 von Gesamt-Berlin am 24.06.1948 alle
Land- und Wasserwege nach Westberlin. Kein nor-
1961: Die Mauer wird gebaut.
maler Bürger konnte danach die Teilstadt auf die-
sen Wegen erreichen oder verlassen. Daraufhin diese Grenzbefestigung nannte, trennte die beiden
richteten Amerikaner, Engländer und Franzosen Teile der Stadt nunmehr radikal. Und erst im De-
die berühmt gewordene Berliner Luftbrücke ein. zember 1963 waren mit Hilfe von Passierscheinen
Bis zur Aufhebung der Blockade am 12. 05. 1949 erstmals wieder Besuche von Westberlinern im
landeten 213000 mal Transportflugzeuge auf den Ostteil der Stadt erlaubt. Ein Jahr später konnten
Westberliner Flugplätzen. Mit diesen Maschinen auch Rentner aus dem Osten wieder Verwandte in
wurden 1,7 Millionen Tonnen Versorgungsgüter der Bundesrepublik und im Westteil der Stadt be-
aller Art nach Westberlin gebracht. So konnte die suchen, aber die arbeitsfähige Bevölkerung blieb
Stadt überleben. von diesen Vergünstigungen ausgeschlossen.
10
Die Mauer fällt Deutschland. Das ist für viele Menschen in Deutsch-
land auch ein Grund zu großer Dankbarkeit gegen
Das ist nun alles Geschichte, die man inzwischen Gott, der der Herr der Geschichte ist und der auch
in Büchern nachlesen muß, um sie sich zu verge- diese Entwicklung so gelenkt hat.
genwärtigen. Seitdem am 9.11.1989 nach einer
friedlichen und unblutigen Revolution die Mauer Berlin - der neue Regierungssitz
und die Grenzbefestigungen Löcher bekamen und
schließlich ganz geöffnet wurden, ist Berlin wie- Im August hat Bundeskanzler Gerhard Schröder
der vereinigt. War das ein Fest damals in der wie- sein Büro am neuen Regierungssitz Berlin bezo-
gen; seitdem wird die Bundesrepublik Deutschland
von Berlin aus regiert. Die meisten Ministerien
haben ihre neuen Standorte eingenommen, und die
Minister mit ihren großen Mitarbeiterstäben ar-
beiten jetzt auch nicht mehr in Bonn, sondern in
Berlin. Wir haben uns fast schon daran gewöhnt,
daß in den Fernseh-Nachrichten jetzt nicht mehr
Bilder aus Bonn, sondern aus Berlin gezeigt wer-
den. Jetzt sind das Brandenburger Tor, der Reichs-
tag, der Ku-damm8 und das neue Regierungsvier-
tel als Hintergrundbilder und als Kulissen des Han-
delns zu sehen.
Lothar von Seltmann
Die Berliner feiern die Maueröffnung vor dem Brandenburger Tor.
dervereinigten Stadt, in der die Trennung von West 1
Berliner Dialekt: Sehen Sie, das ist Berlin; .... Eine Stadt, die
und Ost so unerwartet aufgehoben war! Auch über- sich gewaschen hat.... 2 das Kabarett: Kleinkunstbühne, auf
der politische und gesellschaftliche Ereignisse und Verhältnisse
all in Deutschland wurde dieses Ereignis groß gefeiert. in hu-moristischer und satirischer Weise dargeboten werden
3
die See: anderer Begriff für offenes Meer, z.B. die Nordsee, die
Und es wird immer noch und immer wieder gefei- Ostsee; dagegen der See: Gewässer im Binnenland 4 der Pas-
ert, daß Deutschland nun vereinigt ist und daß sierschein: eine staatliche oder behördliche Genehmigung zur
Teilungen und Trennungen aufgehoben und been- Überschreitung einer Grenze 5 der Sektor; die Sektoren: Teilge-
biet, Gebietsteil. Berlin war nach dem Krieg in vier Sektoren ge-
det sind. Den Staat DDR gibt es nicht mehr. Er ist
teilt, die von den drei genannten Westmächten und von der So-
als Unrechtsstaat7 in die Geschichte eingegangen. wjetunion kontrolliert und verwaltet wurden. 6das Regime
In wenigen Jahren wird er vor allem jüngeren Men- [reschi:m]: bedeutet Regierung; Ausdruck wird verwendet, um
schen auch nur noch aus den Geschichtsbüchern bes. Regierungen zu bezeichnen, die nicht demokraktisch sind
7
der Unrechtsstaat: ein Staat, der sich seine Existenz erzwun-
bekannt sein. Ostberlin als seine Hauptstadt ist gen hat und sie auch nur mit Druck und Gewalt gegenüber sei-
überflüssig geworden. Gesamt-Berlin ist nun als nen Bürgern aufrechterhalten kann 8 Abkürzung für: Kurfür-
vereinte Stadt wieder Hauptstadt des vereinigten stendamm, eine große Straße im Zentrum Berlins
Deutschland aktuell ➂
Johannes Rau neuer Bundespräsident und Greenpeace4, dafür weniger in den Staat, die Wirt-
Seit dem 1. Juli dieses Jahres ist Johan- schaft und die Kirchen. Am wenigsten Zutrauen haben
nes Rau neuer Bundespräsident der Bun- die jungen Leute zu den Medien5. Dies ergab eine Um-
desrepublik Deutschland. Er hat die frage des Meinungsforschungsinstituts Forsa unter 15-
Nachfolge von Roman Herzog angetre- 20jährigen.
ten, dessen fünfjährige Amtszeit abge- Von den politischen Parteien genießen CDU und CSU
laufen war. das größte Vertrauen (36%). Es folgt die SPD (23%) und
die Partei der Grünen (7%). Die Nachfolgepartei der frü-
Johannes Rau wurde am 16. Januar 1931
in Wuppertal-Barmen geboren. Er ist verheiratet und heren SED, die PDS, genießt nur im Osten größere Sym-
hat drei Kinder. Seit 1954 arbeitete er bei einem theolo- pathien. Das Interesse an Politik ist im allgemeinen eher
gischen Verlag der evangelischen Jugend. Die Wieder- gering (25%).
bewaffnung der Bundesrepublik bewog ihn Ende 1952, Mehr als zwei Drittel (67%) der Befragten schauen zu-
in die Gesamtdeutsche Volkspartei von Gustav Heine- versichtlich in die Zukunft. Der Beruf, der Spaß macht
mann einzutreten. Nach deren Auflösung trat er 1957 ist für fast alle (98%) das erstrebenswerteste Ziel. Mit
in die SPD ein, in der seine politische Karriere1 bald steil 94% folgt die gute Partnerschaft als zweithöchster
aufwärts ging. 1978 wurde Johannes Rau Ministerprä- Wunsch vor persönlicher Freiheit und Unabhängigkeit
sident Nordrhein-Westfalens. Dies blieb er bis Mai 1998. (89%), Bildung (89%), Anerkennung (86%), hohem Ein-
Für fünf Jahre bekleidet er nun als Bundespräsident das kommen (82%), Kindern (67%), politischem Engage-
höchste Staatsamt in Deutschland. Von hier aus kann ment6 (21%) und Berühmtheit (21%). Probleme bespre-
Johannes Rau allerdings nur noch indirekt in die Politik chen die jungen Leute am liebsten mit Freund oder
eingreifen, da dieses Amt hauptsächlich repräsentati- Freundin (73%) oder mit den Eltern (60%).
ven2 Charakter hat.
1
die Karriere: berufliche Laufbahn zu immer höheren Ämtern, aufwärtsstreben-
der Lebensweg zu immer höheren Zielen 2 repräsentativ: würdig, ansehnlich;
2/3 der Jugend sind positiv gestimmt repräsentieren: jmdn. oder etw. vertreten, darstellen 3AI: Gefangenen-
hilfsorganisation 4Greenpeace [gri:npie:s:] Umwelschutzorganisation 5 die Me-
Die junge Generation in Deutschland hat am meisten dien, die: gemeint sind Funk, Fernsehen und Presse 6 das politische Engagement:
Vertrauen zu Initiativen wie Amnesty International3 der Einsatz in Politik, Parteien und ihren Gremien
12
Wir erinnern uns ... ➁/➂
➂
November 1999 - Januar 2000 ser). Auch drei und
sechs Kreuzer-Marken
Deutsche Feier- und Festtage: erschienen. Von Bayern
1.11. Allerheiligen (regional): kath. Fest zu Ehren aller Hei- aus traten sie schnell ih-
ligen ren Siegeszug durch
17.11. Buß- und Bettag (regional): ev. Feiertag gegen Ende Deutschland an. Bald
des Kirchenjahres wurden Briefmarken
24.12. Heiligabend (Tag vor Weihnachten) auch in anderen deut-
25.+26.12. Erster und zweiter Weihnachtstag. Wir erinnern schen Staaten benutzt,
uns daran, daß Jesus als Mensch auf diese Welt kam, um um Briefsendungen im
uns den Weg zu Gott wieder zu öffnen. voraus zu bezahlen. Erst 1876 wurden die Kreuzer-
01.01. Neujahrstag Marken ungültig. Das Deutsche Reich vereinheitlich-
06.01. Heilige Drei Könige (regional) = Dreikönigstag (Erin-
te damals seine postalische Währung, und auch die
nerung and die Weisen, die Jesus nach Matthäus 2 als Kind Bayern mußten nun mit Mark und Pfennig frankieren4.
besucht haben und Geschenke brachten; auch Epiphani-
Vor 375 Jahren (1624):
as [Erscheinungsfest] als Erinnerung an die Geburt Jesu
als das Licht der Welt) 17.11. Todestag des Mystikers5 und Theosophen6
Jakob Böhme. Er hat als erster philosophische Schrif-
Gedenktage: ten in deutscher Sprache verfaßt. Er wirkte stark auf
seine Zeitgenossen und darüber hinaus besoders auf
Vor 10 Jahren (1989):
den Pietismus7 und die Romantik.
09.11. In der Nacht vom 9. auf den 10. November
fällt vollkommen überraschend die Berliner Mau- Vor etwa 600 Jahren (zw. 1397 und 1400)
er. 28 Jahre nach dem Mauerbau können Ost- und Geburtstag von Johannes Gutenberg (eigentlich
Westberliner wieder ungehindert zusammenkom- Gensfleisch zur Laden). Er gilt als Erfinder des Buch-
men. Spontan entwickelt sich Berlin zum Schauplatz drucks mit beweglichen, immer wieder in neuen
eines riesigen Straßenfestes. Kombinationen verwendbaren, aus Metall gegosse-
Eigentlich ist die Grenzöffnung von der DDR-Regie- nen Typen (Lettern) und des dazu erforderlichen
rung so nicht geplant gewesen. Es sollte nur größe- Gießinstruments. Der Buchdrucker Johann Fust lieh
re Bewegungsfreiheit gestattet werden, aber die ihm zweimal 800 Gulden. Dieses Darlehen ermög-
drückende Macht der Ereignisse und die Freude der lichte die Herstellung der 42zeiligen Bibel (145255).
Menschen in Ost und West beseitigten dann inner- Nach einem von Gutenberg verlorenen Prozeß, den
halb weniger Tage die SED-Diktatur. Fust gegen ihn wegen Rückzahlung des Darlehens
geführt hatte, baute er nochmals mit fremdem Geld
Vor 125 Jahren (1874): eine Druckwerkstatt auf, über deren Tätigkeit jedoch
14.01. Geburtstag von Albert Schweizer im Elsaß. nichts Näheres bekannt ist. Gutenberg ist als Erfin-
Er war ev. Theologe, Kulturphilosoph1, Tropenarzt2 der der Buchdruckerkunst allgemein anerkannt.
und Organist. 1913 gründete er in Lambaréné (Ga- 1
der Kulturphilosoph: jmd., der philos. Untersuchung von Bedingun-
bun, Afrika) ein Urwaldhospital, bes. zur Bekämp- gen, Ursprung, Sinn und Ziel der Kultur, ihrer Gesch. und ihrer For-
fung von Lepra und Schlafkrankheit3, das er mit Vor- men durchführt 2der Tropenarzt: Arzt, der sich auf die Behandlung
trägen und Orgelkonzerten in Europa und den USA von Tropenkrankheiten (die Tropen= die heißen Gebiete um den Äqua-
finanzierte. Nach dem II. Weltkrieg trat er gegen die tor) spezialisiert hat 3die Schlafkrankheit: eine tropische Krankheit,
bei der man Fieber hat und sehr müde ist; Malaria 4frankieren:
Atombombenversuche auf. Weltgeltung aber ver- einen Brief, den man mit der Post schickt, mit einer Briefmarke verse-
schaffte ihm sein in Wort und Tat vorbildliches Le- hen 5der Mystiker: jmd., der versucht seine Religion intensiv und
ben. 1952 erhielt er den Friedensnobelpreis. direkt zu erfahren und so auszuüben (z. B. durch Versenkung, Medita-
tion etc.), daß er meint, die Trennung von Gott und Mensch überwun-
Vor 150 Jahren (1849): den zu haben 6der Theosoph: jmd., der Wissen von Gott und der
Welt des Geistes auf außergewöhnlichen Wegen, wie mystische Schau,
01. 11.: Als erstes deutsches Land gibt Bayern Brief- Askese und Ekstase zu erlangen versucht 7der Pietismus: Reformbe-
marken heraus. Die erste deutsche Briefmarke ist wegung innerhalb des dt. Protestantismus des 17./18. Jh., die beson-
die schwarze Ein-Kreuzer-Marke (Schwarzer Ein- ders die persönliche Frömmigkeit und die Wiedergeburt betonte
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Neues wagen: Be
wa gegn
Beg ung
gnungen in diesem Jahr
ungen
In diesem Jahr fanden vier Bibel- und Begegnungsfreizeiten statt. Jeder Morgen begann mit einer Andacht. Nach dem Frühstück
Über jede Freizeit könnte man viele Seiten schreiben. Aus Platz- gab es Deutschunterricht in vier Gruppen. Danach stellte im-
gründen können wir Ihnen aber nur einen kleinen Eindruck ge- mer einer der Leiter eine biblische Geschichte vor. Die Bibel-
ben. Vielleicht macht es Ihnen dennoch Mut, im nächsten Jahr geschichten erzählten alle davon, wie Jesus verschiedenen
selber einmal dabei zu sein. Es lohnt sich! Nähere Informationen Menschen begegnet ist. Anschließend haben wir die Texte dann
darüber finden Sie im nächsten Heft. in der Bibel nachgelesen und darüber geredet. Nachmittags
gab es unterschiedliche Sportspiele, und alle konnten auch
Lettland (15.-23.7.) an verschiedenen Interessengemeinschaften teilnehmen. Z.B.
haben einige von uns am Computer gespielt, manche haben
Richtig familiär1 ging es auf unserer Lettlandfreizeit zu. Nach-
Gläser und Blumentöpfe bemalt, andere Briefkarten gebastelt.
dem wir im letzten Jahr die zahlenmäßig größte Freizeit durch-
Abends haben wir draußen an der frischen Luft oder im Haus
geführt hatten,
Spiele gemacht. Auch haben wir viel gesungen. ... Während
war es diesmal
der zehn Tage hat sich sehr viel ereignet, und jeder konnte
mit insgesamt 18
sich das merken, was für ihn am besten, am wichtigsten und
Teilnehmern aus
am schönsten war. (Marta K./ Agnieszka W.)
Estland, Lettland
und Deutschland Litauen (20.-30.7)
die kleinste. Aber
die lange Fahrt Im schönen Aukschtaitijos Nationalpark trafen sich in diesem
von Riga nach Jahr 16 Litauer und 15 Deutsche, um gemeinsam viel Zeit
Baltinava hatte miteinander zu verbringen. Jeder Tag begann mit einer An-
sich gelohnt. In ei- dacht. Am Vormittag trafen sich Deutsche mit Litauern in Ge-
ner christlichen sprächsgruppen und anschließend zu Seminaren über aktu-
Schule untergebracht, hatten wir alles, was wir für eine gute elle Themen.
Erholung brauchten: Platz, schöne Räume, viel Platz zum Spie-
len und sehr schönesWetter!
Morgens trafen wir uns schon vor dem Frühstück zum Singen
und zu einer Andacht. Nach dem Frühstück gab es Bibel-
gespräche und nach dem Mittagessen Zeit zum Ausspannen,
Spielen, Baden, Basteln oder wozu man sonst noch Lust hatte.
Am Abend dann haben wir draußen gegrillt oder Videos an-
geschaut. Ein besonderer Höhepunkt war die Tagesfahrt durch
das schöne Latgalen. Eine Freizeit, in der wir einander näher-
gekommen sind und die wir nicht so schnell vergessen werden!
Polen (16.-26.7.99)
25 Teilnehmer aus Polen und Deutschland trafen sich in die-
sem Jahr zur Bibelfreizeit in deutscher Sprache in der evange- Die Nachmittage verbrachten wir entweder im oder am See
lisch-reformierten Kirche in Zelów. Das Hauptthema der Frei- oder auf dem Sportplatz beim litauischen Nationalsport Bas-
zeit war Begegnungen mit Jesus ketball oder in Booten auf den Seen des Parkes oder zu Fuß in
den Wäldern. Abends am Lagerfeuer wurde viel gesungen; die-
se Stunden bleiben uns unvergeßlich. Deutsche und Litauer
bereicherten das Programm mit Kulturabenden. Die gute At-
mosphäre untereinander machte es schwer, sich zu verabschie-
den. Viele Litauer meinten, daß durch die Begegnung mit den
Deutschen und das, was man erlebt und gehört hatte, sich
ihre Vorstellung über Gott geändert hat.
Ukraine (4.-13.8.)
Als die schönsten Tage meines Lebens beschrieb ein Teilneh-
mer die Freizeit in der Nähe der ukrainischen Stadt Lviv. Ob-
wohl das Freizeitheim recht abgelegen war, hatten 35 Teilneh-
mer aus der Ukraine und 9 Teilnehmer aus Deutschland den
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Weg dorthin gefunden. Wenn wir auch für die erste Nacht
gleich in ein anderes Heim umziehen mußten, so konnte das
der guten Gemeinschaft und der offenen Atmosphäre in der
Freizeit keinen Abbruch tun. Schnell hatten sich die jungen
Leute kennengelernt, und auch der Gebrauch der deutschen
Sprache machte nach ein paar Tagen nicht mehr so viele Probleme.
Bild folgt!
In kleinen Gruppen haben wir am Vormittag den Bibelkurs
Jesus bringts durchgearbeitet. Manche waren so gesprächig,
daß sie sogar zum Essen zu spät kamen. Nachmittags hatten
wir dann ein buntes Programm mit Gesprächen, Spielen, Ba-
steln, Spaziergängen oder freier Zeit, die man auch wunder-
bar an und in dem See verbringen konnte, der direkt am
Freizeitheim gelegen war. Attraktionen2 waren außerdem eine von uns sehr deutlich geworden. Und als dann die Zeit zum
Tagesfahrt nach Lviv und natürlich die Sonnenfinsternis, bei Abschied kam, blieb wohl kein Auge trocken. Mögen uns diese
der sich 44 Personen eine dunkle Brille teilen mußten! Abends Tage noch lange in Erinnerung bleiben!
wurde viel gespielt und natürlich viel gesungen! Daß sich ein 1 familiär: wie in einer Familie 2 die Attraktion: außergewöhnliche
Leben mit Jesus lohnt und auch viel Freude bereitet, ist vielen Darbietung, Glanznummer, besonderer Blickfang, besonderes Ereignis
Auch Ihnen senden wir gerne kostenlos ein Exemplar des Weges zu!
Bitte schreiben Sie uns einen Brief, eine Postkarte, ein E-Mail, oder schneiden Sie diesen Gutschein aus.
Bitte senden Sie Ihre Bestellung an: „Der Weg“, Andoverstr. 77, 47574 Goch, Deutschland
Ja, ich möchte gerne den „Weg zum Ziel“ regelmäßig bekommen. Bitte senden Sie mir die nächsten
sechs Ausgaben kostenlos zu. Bitte in Druckbuchstaben ausfüllen!
Name: ..........................................................................................................................................................................
Anschrift: .....................................................................................................................................................................
q Ich möchte auch gerne mehr über ein verändertes Leben mit Jesus Christus erfahren. Bitte senden Sie mir
den ersten Teil Ihres dreiteiligen Bibelkurses durch einen Bibelkurslehrer zu. (falls gewünscht, bitte ankreuzen)
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Gott nimmt uns die Last des Lebens nicht ab,
aber er gibt die Kraft zum Tragen.
John Henry Newman
Papi, sei nicht böse. Ich habe Der Vater kommt in die Schule: Sagen Sie, fragt er bestürzt
nicht aufgepaßt, als die Zeugnis- den Lehrer, gibt es denn gar keine Möglichkeit, daß mein
se verteilt wurden, und mal wie- Eberhard doch noch in die nächste Klasse kommt? Ausge-
der ein ganz schlechtes erwischt! schlossen, sagt der Lehrer. Lassen Sie es mich so sagen: Mit
dem, was er nicht weiß, könnten noch drei andere Schüler
Wer kann mir den genauen Unterschied zwischen Unfall
sitzenbleiben!
und Unglück erklären? fragt der Lehrer. Moritz: Wenn
mein Zeugnis beim Nachhauseweg unabsichtlich in den Bei der Pilzberatungsstelle. Ist es eigentlich wahr, Herr Pilz-
Fluß fällt, ist das ein Unfall. Wenn es aber jemand unab- berater, daß man im Grunde alle Pilze essen kann? An sich
sichtlich herausfischt, ist es ein Unglück! ja; manche allerdings nur einmal.
Im Deutschunterricht fragt der Lehrer: Warum ist es so
wichtig, daß wir alle richtig lesen lernen? Meint ein Schü- © Settimana Enigmistica
ler: Damit wir uns auch mal beschäftigen können, wenn
der Fernseher kaputt ist!
Zwei Tomaten treffen sich. Guten Tag, Tomate, sagt die
erste Tomate. In diesem Augenblick wird sie von einem Last-
auto überfahren. Auf Wiedersehen, Ketchup, erwidert die
zweite Tomate höflich.
Die Diebe haben den Fernseher mitgenommen!
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