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Wenn ihr versteht, dass Zazen das große Tor des Dharma ist, so werdet
ihr sein wie der Drache, der in den Ozean eintaucht, oder wie der Tiger,
der zurückkehrt in seinen tiefen Wald.
Zen ist die lebendige Erfahrung der Erweckung Buddhas, die sich in der
Praxis von Zazen verwirklicht und von da aus in allen Bereichen des
Lebens fortwirkt. Das Wort Zen (Sanskrit: dhyana) bezeichnet die
Klarheit des nicht begrenzten Geistes, in der alle dualistischen Kate-
gorien aufgehoben sind: Ich und Welt, Geist und Materie, Form und
Essenz, Existenz und Zeit. Zen ist weder eine Theorie noch das
Erlernen einer Methode. Es ist nichts anderes als die Rückkehr zum
Normalzustand von Körper und Geist, die Verwirklichung des ursprüng-
lichen Gleichgewichts unserer Existenz. Zwar hat sich das Zen innerhalb
einer der ältesten Traditionen der Menschheit entwickelt, dem
Buddhismus, doch ist die Essenz seiner Botschaft von universaler
Bedeutung. Frei von jeglichen Dogmen, nicht gebunden an einen
bestimmten kulturellen oder historischen Kontext, richtet es sich direkt
und unmittelbar an das Herz des Menschen, der in der Stille des Zazen
tief vertraut wird mit sich selbst, mit seiner wahren Natur, und so zu tiefer
innerer Freiheit findet - dem wahren Glück, das von nichts abhängig ist.
Die Blumen fallen, obwohl wir sie lieben. Das Unkraut wächst, obwohl
wir es nicht mögen.
Die Lehre Buddhas hat ihren Ursprung in der gelebten Erfahrung. Zur
Zeit Shakyamunis gab es in Indien zahllose philosophische Systeme und
Religionen, die Gegensätze und Dispute mit sich brachten. Buddha
verwarf solche Auseinandersetzungen als einseitig und hohl. Von
metaphysischen Diskussionen hielt er Abstand, da diese ihm nicht den
Kern einer authentischen Suche nach Weisheit zu berühren schienen,
sondern einen Zwiespalt schafften zwischen dem Menschen und dem
Weg der Befreiung vom Leiden. Die Argumente Buddhas gründeten tief
in der menschlichen Erfahrung und folgten zwei Kriterien: nichts
behaupten, was nicht sicher ist; nichts behaupten, was für die Menschen
nicht nützlich ist. Buddha hatte nicht die Absicht, eine neue Religion zu
erschaffen, sondern er wollte dem Menschen helfen, die Quelle seines
Leidens zu verstehen und sich davon zu befreien. Der Ausdruck dukkha
(wörtlich: schwer zu ertragen) bezeichnet im Sanskrit dieses Leiden als
die grundlegende Unerfülltheit subjektiven Daseins. Der Wirklichkeit von
Unbeständigkeit und wechselseitiger Abhängigkeit unterworfen, sind
Glück und Unglück menschlicher Existenz gleichermaßen durchdrungen
von dukkha - der ersten der Vier Edlen Wahrheiten der Lehre Buddhas.
Menschen des Weges vergessen nie, dass Zazen das Herz des Weges
ist. Zazen bedeutet einfach nur zu sitzen, Körper und Geist vollkommen
zu öffnen, sich einzig in der Wirklichkeit zu konzentrieren, und die
Gewohnheiten des Karma fallen zu lassen.