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Author(s): JAN-FRIEDRICH MISSFELDER
Source: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte , 2006, Vol. 58, No. 4 (2006), pp.
310-336
Published by: Brill
Stable URL: https://www.jstor.org/stable/23898734
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Religions- und Geistesgeschichte
The article explores the relationship between the German historian Reinhart Kosel
leck (1923-2006) and the German jurist Carl Schmitt (1888-1985). Itfocuses espe
cially on how Koselleck's doctoral thesis „Kritik und Krise" (1959) approaches
Schmitt's 1938 study on Thomas Hobbes (1938). Both scholars are contextualized
in the intellectual and académie milieu of Heidelberg in the early 1950s.
I.
1 Eine erste Fassung des vorliegenden Textes ist auf einem Intensivseminar zum The
ma „Alte und neue Lesarten Carl Schmitts" vorgetragen worden, das Ruth Groh und Dieter
Groh im Februar 2005 in Konstanz veranstalteten. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern
dieser Veranstaltung danke ich für vielfältige Anregungen und Kritik. Weitere Hinweise
verdanke ich Katharina Böhmer, Sebastian Bott, Alexander Cammann, Rüdiger Graf, Phi
lipp Gut, Jens Hacke, Steffen Marius, Matthias Pohlig und Aline Steinbrecher.
2 Vgl. zur Namenspolitik bei „Harry Potter" M. Maar, Warum Nabokov Harry Potter
gemocht hätte, Berlin 2002, S. 60, 121, 143.
3 C. Schmitt, Rezension zu: R. Koselleck, Kritik und Krise. Ein Beitrag zur Pa
nese der bürgerlichen Welt, Freiburg/München 1959, in: Das Historisch-Politische
(1959), S. 301 f. Es trifft demnach keineswegs zu, daß das Buch dort von einem „ano
writer" besprochen wurde, wie Jan-Werner Müller behauptet. Vgl. J.-W. Mül
Dangerous Mind. Carl Schmitt in Post-War European Thought, New Häven and
2003, S. 106. Vgl. aber D. van Laak, Gespräche in der Sicherheit des Schweigen
Schmitt in der politischen Geistesgeschichte der frühen Bundesrepublik, Berlin 19
274, Anm. 181.
4 Vgl. C. Albrecht u.a. (Hg.), Die intellektuelle Gründung der Bundesrepublik. Eine
Wirkungsgeschichte der Frankfurter Schule, Frankfurt/Main u.a. 1999.
5 Die Geschichte der Schmitt-Rezeption ist durch van Laaks Studie vor allem in personen
und institutionengeschichtlicher Hinsicht aufgearbeitet. Vgl. hierzu auch B. Rüthers,
Kontinuitäten. Zur Wirkungsgeschichte von Carl Schmitt in der Bundesrepublik Deutsch
land, in: Rechtshistorisches Journal 13 (1994), S. 142-164 sowie die kritische Besprechung
von J. Habermas, Carl Schmitt in der politischen Geistesgeschichte der Bundesrepublik, in:
ders., Die Normalität einer Berliner Republik. Kleine Politische Schriften VIII, Frankfurt/
Main 1995, S. 112-122. Differenzierte Arbeiten zur inhaltlichen Rezeption in den einzelnen
Disziplinen sind erst in Ansätzen greifbar. Vgl. als Überblick Müller, A Dangerous Mind
(wie Anm. 3); auch R. Mehring, Das Politikum der Krise. Geschichtstheorie nach Carl Schmitt,
in: Neue Rundschau 111/3 (2000), S. 154-167; W. E. Scheuerman, Unsolved Paradoxes:
Conservative Political Thought in Adenauer's Germany, in: J. P. McCormick (Hg.): Confronting
Mass Democracy and Industrial Technology. Political and Social Theory from Nietzsche to
Habermas, Durham/London 2002, S. 221-242; zur Rezeption in der Rechtswissenschaft F.
Günther, Denken vom Staat her. Die bundesdeutsche Staatsrechtslehre zwischen Dezision und
Integration 1949-1970, München 2004; U. K. Preuss, Political Order and Democracy: Carl
Schmitt and His Influence, in: C. Mouffe (Hg.), The Challenge of Carl Schmitt, London/New
York 1999, S. 155-179; zur Rezeption in der politischen Philosophie Ansätze, vor allem zu
Hermann Lübbe und Jürgen Habermas, bei A. D. Moses, The „Weimar Syndrome" in the
Fédéral Republic of Germany. The Carl Schmitt Réception by the Forty-Fiver Generation of
Intellectuals, in: S. Loos/H. Zaburowski (Hg.), Leben, Tod und Entscheidung. Studien zur
Geistesgeschichte der Weimarer Republik, Berlin 2003, S. 187-207. Vgl. dazu auch die De
batte um Schmitts Einfluß auf die Frankfurter Schule generell E. Kennedy, Carl Schmitt und
die „Frankfurter Schule". Deutsche Liberalismuskritik im 20. Jahrhundert, in: Geschichte
und Gesellschaft 12 (1986), S. 380-419; A. Söllner, Jenseits von Carl Schmitt. Wissen
23 Vgl. Κ. Palonen, Die Entzauberung der Begriffe. Das Umschreiben der politischen
Begriffe bei Quentin Skinner und Reinhart Koselleck, Münster u.a. 2004, S. 56-59.
24 K.-M. Kodalle, Thomas Hobbes - Logik der Herrschaft und Vernunft des Friedens,
München 1972, S. 21.
25 H. Bielefeldt, Kampf und Entscheidung. Politischer Existentialismus bei Carl Schmitt,
Helmuth Plessner und Karl Jaspers, Würzburg 1994, S. 51, Anm. 134. Ähnlich auch: G.
Maschke, Zum „Leviathan" von Carl Schmitt, in: C. Schmitt, Der Leviathan in der Staats
lehre des Thomas Hobbes. Sinn und Fehlschlag eines politischen Symbols. Mit einem
Anhang sowie einem Nachwort des Herausgebers, Stuttgart 32003 [1938], S. 179-244, hier
S. 208.
26 A. La Volpa, Conceiving a Public: Ideas and Society in Eighteenth-Century Europe,
in: Journal of Modern History 64 (1992), S. 79-116, hier S. 85.
27 Müller, A Dangerous Mind (wie Anm. 3), S. 106, Hervorheb. im Original.
28 Scheuerman, Unsolved Paradoxes (wie Anm. 5), S. 234. Vgl. im selben Sinne auch
Olsen, Reinhart Kosellecks intellektuelle og personlige Relationer til Carl Schmitt (wie
Anm. 6), S. 39 f. Ganz ähnlich auch Mehring, Politikum der Krise (wie Anm. 5), S. 159,
der darüber hinaus auf den Einfluß von Schmitts Studie zu „Donoso Cortés in gesamteuro
päischer Interpretation" hinweist.
29 Vgl. Koselleck, Kritik und Krise (wie Anm. 6), S. 24 f, Anm. 65 und 70. Im Inter
view mit Manfred Hettling und Bernd Ulrich im Jahre 2002 gab Koselleck an, während
seiner Heidelberger Studienzeit zwar Schmitts Schriften aus den 20er Jahren rezipiert,
sich für die Arbeiten aus der NS-Zeit aber nicht interessiert zu haben, also auch für den
„Leviathan" nicht. Vgl.: Hettling/Ulrich (wie Anm. 6), S. 56.
che vergleichende Lektüre soll darüber hinaus eine These zur wiss
soziologischen Signifikanz der Schmitt/Koselleck'sehen Positionen
muliert werden, die sich nicht im Nachweis einer bloßen Überein
mung erschöpft.
II.
„Das politische Geheimnis der Aufklärung bestand darin, daß alle ihre Begrif
fe, der indirekten Gewaltnahme analog, nur unsichtbar politisch waren. In der
politischen Anonymität der Vernunft, der Moral, der Natur, usw. lag ihre po
litische Eigenart und Wirksamkeit. Unpolitisch zu sein ist ihr Politicum."48
Schmitts, Frankfurt/Main 1998, S. 25-63, bes. S. 27-30 und passim; M. Gangl, Gesell
schaftliche Pluralität und politische Einheit. Zu Carl Schmitts politischer Theorie, in: ders./
W. Bialas (Hg.), Intellektuelle im Nationalsozialismus, Frankfurt/Main u.a. 2000, S. 88
119, bes. S.97-102; R. Gross, Carl Schmitt und die Juden. Eine deutsche Rechtslehre,
Frankfurt/Main 2000, S. 268-284.
44 Schmitt, Leviathan (wie Anm. 25), S. 88.
45 Koselleck, Kritik und Krise (wie Anm. 6), S. 4.
46 Ebd., S. 5.
47 Ebd., S. 9.
48 Ebd., S. 123.
„Die Unterscheidung von Innen und Außen wurde für den sterblichen Gott
die Krankheit zum Tode. Sein Werk aber, der Staat, überlebte ihn als eine
gut organisierte Exekutive, Armee und Polizei, mit einem Verwaltungs- und
Justizapparat und einer gut arbeitenden, fachlich gebildeten Bürokratie."49
67 Ebd., S. 86.
68 Groh, Arbeit (wie Anm. 43), S. 43.
69 Koselleck, Kritik und Krise (wie Anm. 6), S. 154.
70 Vgl. zu Schmitts dekonstruktiver Methode allgemein R. Mehring, Carl Schmitt zur
Einführung, Hamburg 1992, S. 72 f.; auch William Scheuerman spricht von Schmitts
„deconstruction of liberal democracy" (Scheuerman, Unsolved Paradoxes (wie Anm. 5),
S. 222 f., Hervorheb. im Original).
71 Koselleck, Kritik und Krise (wie Anm. 6), S. 30.
72 Vgl. zu diesem Begriff G. Agamben, Homo sacer. Die souveräne Macht und das
nackte Leben, Frankfurt/Main 2002.
73 Dieses Staatsverständnis unterscheidet Schmitt und mit ihm bis zu einem gewissen
Grad Koselleck von Hobbes, der das Interregnum als Moment des Ausnahmezustandes mit
Hilfe des Leviathan überwinden will. Vgl. H. Bredekamp, Von Walter Benjamin zu Carl
Schmitt via Thomas Hobbes, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 46 (1998), S. 901
916, bes. S. 909.
„Was für den Absolutismus die Unterordnung der Moral unter die Politik
das Ordnungsprinzip, das den Bürgerkrieg beendete und niederhielt, so wur
de für Turgot gerade dieses Prinzip zum Fanal des Bürgerkrieges selber.
[...] Mit der Berufung auf das die Menschen wie Fürsten in gleicher Weise
bindende Gewissen verbindet Turgot eine doppelte Feststellung. Gegen die
Stimme des Gewissens handeln, moralisch ungerecht sein, heißt schon den
Bürgerkrieg rechtfertigen und zugleich ihn heraufzubeschwören."75
„In dem Augenblick, in dem die Unterscheidung von Innen und Außen aner
kannt wird, ist die Überlegenheit des Innerlichen Uber das Äußerliche und
damit die des Privaten über das Öffentliche im Kern bereits entschiedene
Sache. Eine öffentliche Macht und Gewalt mag noch so restlos und nach
drücklich anerkannt und noch so loyal respektiert werden, als eine nur öf
fentliche und nur äußerliche Macht ist sie hohl und von innen her bereits
entseelt."79
Das Private ist das Politische. Es kann sich aber definitionsgemäß nicht
öffentlich artikulieren, sondern verbleibt im Zustand der kritischen La
tenz. Diese Latenz ist es, die den Staat von innen, das ihm zugleich sein
einziges Außen ist, ausgehöhlt hat. Diese kritische Bewegung findet
ihren Ausdruck einerseits im „bellum omnium contra omnes der Ge
lehrtenrepublik"80, andererseits aber auch im Arcanum eines beredten
Schweigens:
„Wenn aber wirklich die öffentliche Macht nur noch öffentlich sein will,
wenn Staat und Bekenntnis den innerlichen Glauben ins Private abdrän
gen, dann begibt sich die Seele eines Volkes auf den .geheimnisvollen
Weg', der nach innen führt. Dann wächst die Gegenkraft des Schweigens
und der Stille."81
III.
In seinen „Erfahrungen der Zeit 1945/47" zitiert Carl Schmitt sich selbst
falsch: „Im Sommer 1938 erschien in Deutschland ein Buch, in dem es
heißt: ,Wenn in einem Lande nur noch die von der staatlichen Macht
organisierte Öffentlichkeit gilt, dann begibt sich die Seele eines Vol
kes auf den geheimnisvollen Weg, der nach Innen führt; dann wächst
die Gegenkraft des Schweigens und der Stille.'"82 Die Abweichung von
der oben zitierten Stelle aus dem „Leviathan" ist gering, doch signifi
krieges gerechtfertigt. Vgl. W. Pyta/G. Seiberth, Die Staatskrise der Weimarer Republik
im Spiegel des Tagebuchs von Carl Schmitt, in: Der Staat 38 (1999), S. 423-446 und S.
594-610; G. Seiberth, Anwalt des Reiches. Carl Schmitt im Prozeß Preußen contra Reich
1932, Berlin 2001; D. Blasius, Weimars Ende. Bürgerkrieg und Politik 1930-1933, Göt
tingen 2005, S. 115-117.
7'' Schmitt, Leviathan (wie Anm. 25), S. 94.
80 Koselleck. Kritik und Krise (wie Anm. 6), S. 156.
81 Schmitt, Leviathan (wie Anm. 25), S. 94.
82 C. Schmitt, Ex captivitate salus. Erfahrungen der Zeit 1945/47, Berlin 22002, S. 21.
83 Vgl. Maschke, Zum „Leviathan" von Carl Schmitt (wie Anm. 25), passim. Die Fra
ge, inwieweit Schmitt im „Leviathan" implizit Strukturprobleme des NS-Staates verhan
delt, muß hier außen vor bleiben. Vgl. hierzu nur H. Rottleuthner, Leviathan oder Behemoth?
Zur Hobbes-Rezeption im Nationalsozialismus und ihrer Neuauflage, in: Archiv für Rechts
und Sozialphilosophie 69 (1983), S. 247-265, bes. S. 254-259; D. Dyzenhaus, Leviathan
in the 1930s: The Réception of Hobbes in the Third Reich, in: McCormick (wie Anm. 5),
S. 163-191, bes. S. 177 f.
84 R. Mehring, Vergangenheitsbewältigung bei Carl Schmitt, in: Bialas/Gangl (wie
Anm. 43), S. 120-134, hier S. 125 und Anm. 19.
85 G. Meuter, Der Katechon. Zu Carl Schmitts fundamentalistischer Kritik der Zeit,
Berlin 1994, S. 192.
86 Groh, Arbeit (wie Anm. 43), S. 137.
87 Meuter, Katechon (wie Anm. 85), S. 192, Hervorheb. im Original.
Rolle ein. Es ist Grundbedingung für das Entstehen des Staates als
und wahrheitsneutrale Instanz zur Beendigung des konfessionellen
gerkrieges. Schmitt belegt diese in „Ex captivitate salus" mit dem
rühmten Appell des Alberico Gentiii aus dem späten 16. Jahrhun
„Silete, theologi, in munere alieno!"88 Hier wird dem Schweigen
systemdifferenzierende Kraft zugemessen. Durch das Schweigen der T
ologen auf dem Gebiet der Politik wird eine Unterscheidung zwis
religiöser und politischer Kommunikation und damit zwischen re
sem und politischem System möglich, die als Säkularisierung die Grun
lage für die friedensstiftende Funktion des Staates darstellt. Der Aussc
der theologischen Kommunikation aus dem Feld des Politischen b
für Schmitt die notwendige Bedingung der Überwindung des (konfess
nellen) Bürgerkrieges und für den Entwurf eines nicht-diskrimin
den Kriegsbegriffs.89 Zugleich ist das Schweigen der Theologen
politisch beredt als Voraussetzung für die Entstehung eines nicht-poli
schen Raumes. In diesem Moment wird aber zugleich die Ambiv
des politischen Schweigens deutlich. Im Zuge der Säkularisierung
religiösen Kommunikation wird aus dem konfessionellen Innenraum e
moralischer Innenraum, der das Forum für politisch weiterhin sc
gende, doch moralisch beredte und letztlich politisch wirksame K
bildet. Dies ist die Gegenkraft des Schweigens und der Stille, die Schm
im „Leviathan" entwirft und die Koselleck in „Kritik und Krise" histo
risch verorten wird. Schweigen ist - das sollte der „Leviathan" zeigen -
politisch von außerordentlicher Brisanz, weil es den Raum für Kritik öff
net. Insofern ist das verfälschte Selbstzitat in „Ex captivitate salus" beides:
Selbstentlastung und esoterische Selbstbehauptung zugleich.
Im modernen Zeitalter der Neutralisierungen und Entpolitisierungen
ist diese Struktur durchaus noch präsent. Dies gilt letztlich bis in die Ge
genwart. Der Appell des Alberico Gentiii ist für Schmitt gerade nicht
verhallt, denn er bekennt: „Ich höre ihn heute noch rufen."90 Nur hat auch
hier der Mechanismus der Säkularisierung gegriffen. Nicht mehr die The
ologen sind zum Schweigen aufgefordert, sondern die Juristen - „Silete
jurisconsulti!"91 - oder genauer: die letzten Vertreter jenes europäischen
Völkerrechts, die den Staat des Leviathan begründet haben, also letztlich
nur noch Schmitt selbst:
88 Schmitt, Ex captivitate salus (wie Anm. 82), S.70. Schmitt weist hier seine Quelle
nicht nach. Das Zitat findet sich bei A. Gentiii, De iure belli libri très. The Photographic
Reproduction of the Edition of 1612, Oxford 1933, S. 92. Das Gentili-Zitat gehört zu den
zentralen Referenzen in Schmitts gesamtem Werk. Vgl. für weitere Verwendungen auch
C. Schmitt, Der Nomos der Erde im Völkerrecht des Jus Publicum Europaeum, Berlin
31988, S. 91 f. und S. 129-131, dort auch mit Nachweis.
89 Vgl. Schmitt Nomos der Erde (wie Anm. 88), S. 131.
90 Ebd. Vgl. auch C. Schmitt, Der Begriff des Politischen. Text von 1932 mit einem
Vorwort und drei Corollarien, Berlin 72002, S. 15: „Das Wort Silete theologi!, das ein
Jurist des Völkerrechts am Beginn der staatlichen Epoche den Theologen beider Konfessi
onen zugerufen hat, wirkt immer noch weiter."
91 Schmitt, Ex captivitate salus (wie Anm. 82), S. 75. Vgl. zu dieser Stelle auch die subtile
Deutung bei G. Marramao, Die Säkularisierung der westlichen Welt, Frankfurt/Main 1999, S. 78 f.
98 C. Schmitt, Die letzte globale Linie [1943], in: ders., Staat - Großraum - N
Arbeiten aus den Jahren 1916-1969, hg., mit einem Vorwort und Anmerkungen v
von Günter Maschke, Berlin 1995, S. 441-452, hier S. 446. Der Text beruht auf einem
längeren Vortrag in spanischer Sprache unter anderem Titel, den Schmitt am 1.6.1943 in
Madrid hielt. Vgl. C. Schmitt, Strukturwandel des Internationalen Rechts [1943], in: ders.:
Frieden oder Pazifismus? (wie Anm. 97), S. 652-700.
99 Vgl. zu den Entstehungs- und Editionsumständen U. Reinhold, Ernst Jünger: „Der
Friede" - ein Beitrag zum Frieden?, in: S. Bock u.a. (Hg.): Die Waffen nieder! Schriftstel
ler in den Friedensbewegungen des 20. Jahrhunderts, Berlin 1989, S. 110-119. Allgemein
auch H. Seferens, „Leute von übermorgen und von vorgestern". Ernst Jüngers Ikonogra
phie der Gegenaufklärung und die deutsche Rechte nach 1945, Bodenheim 1998, S. 77-83.
Der Begriff scheint allerdings auch schon vorher vereinzelt gebraucht worden zu sein. So
schreibt z.B. Thomas Mann am 30. Dezember 1940 an Hendrik van Loon: „In diesem
Welt-Bürgerkrieg gibt es keine Nationen mehr, sondern nur noch Parteigänger der Ge
meinheit und solche des (relativen) Menschenanstandes." (in: Th. Mann, Briefe 1937-1949,
hg. von E. Mann, Frankfurt/Main 1963, S. 172).
100 E. Jünger, Der Friede, in: ders., Sämtliche Werke, Bd.7: Essays 1. Betrachtungen
zur Zeit, Stuttgart 1980, S. 193-236, hier S. 198.
101 Schmitt antwortet auf diesen Text in der Festschrift für Jünger von 1955 mit einer
eigenen Deutung des Ost-West-Konfliktes, die die Weltbürgerkriegsproblematik ausblen
det und eher auf den Gegensatz zwischen Land und Meer abhebt. Vgl. C. Schmitt, Die
geschichtliche Struktur des heutigen Welt-Gegensatzes von Ost und West. Bemerkungen
zu Ernst Jüngers Schrift „Der Gordische Knoten", in: ders., Staat - Großraum - Nomos
(wie Anm. 98), S. 523-551.
IV.
121 C. Schmitt, Glossarium. Aufzeichnungen der Jahre 1947-1951, hg. von E. Freiherr
von Medem, Berlin 1991, S. 272.
122 Dies wird z.B. deutlich an einem Memorandum an alle Ehemaligen der Deutschen
Arbeitsfront, das deren ehemaliger Reichsamtsleiter Otto Wetzel 1957 herausgab: „Milli
onen Deutsche tragen heute ein doppeltes Gesicht. Sie haben als fleißige Bürger des Staa
tes in allen Berufen mitgeholfen, das Wirtschaftswunder zu ermöglichen, verhalten sich
auch loyal gegen die Gesetze, sympathisieren mit Parteien oder Kirchen oder sonst der
Demokratie wohlgefälligen Einrichtungen, aber im Grunde ist dies nicht ihr Staat, nicht
ihre Verfassung, für die sie sich bis zum Letzten einsetzen und aufopfern würden." [zit. n.
van Laak, Rechtsintellektuelle Reaktionen (wie Anm. 96), S. 36 f.]
123 Dies entspricht auch dem Schmitt von Nicolaus Sombart zumindest partiell zuge
schriebenen Wahrheitsbegriff: „Die Wahrheit ist das, was man nie aussprechen kann und
darf. Sie ist ihrer Natur nach ,geheim'. [...] Darüber in der Öffentlichkeit zu sprechen, ist
ein Sakrileg. Sie ist das streng gehütete Geheimnis-Monopol einer kleinen Zahl von .Ein
geweihten', der Zugang zu ihr .Initiation', der nicht jedem gewährt wird. [...] Was er
[Schmitt, J.-F.M.] die tiefe geistesgeschichtliche Bewußtheit nennt, ist die Partizipation
an einem esoterischen Wissen, zu dem er allein den Schlüssel hat. Er fühlte sich als Ge
heimnisträger, als .Eingeweihter' im gnostischen Sinn." [Sombart, Jugend in Berlin (wie
Anm. 10), S. 257 f.] Vgl. auch Rüthers, Kontinuitäten (wie Anm. 5), S. 149 f.
124 Koselleck, Kritik und Krise (wie Anm. 6), S. 82 u.ö.
130 Vgl. hierzu auch F. W. Graf, Die Macht des Schicksals entschuldigt gar nichts.
Auch eine Theorie des Partisanen: Wie Reinhart Koselleck die Geschichte überlistet, in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 1. November 1999.
131 Vgl. explizit H. Lübbe, Carl Schmitt liberal rezipiert, in: H. Quaritsch (Hg.),
Complexio Oppositorum. Über Carl Schmitt, Berlin 1988, S. 427-445, bes. S. 431 mit
Anm. 14; auch in: ders., Die Aufdringlichkeit der Geschichte. Herausforderungen der
Moderne vom Historismus zum Nationalsozialismus, Graz u.a. 1989, S. 309-322.
132 Habermas, Carl Schmitt in der politischen Geistesgeschichte der Bundesrepublik
(wie Anm. 5), S. 118.
133 Sombart, Rendezvous mit dem Weltgeist (wie Anm. 7), S. 266.
134 Ebd., S. 267.
135 Schmitt, Ex captivitate Salus (wie Anm. 82), S. 75.