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DIE IRRFAHRTEN DES

SERGEJ SERGEJEWITSCH

DRITTE ETAPPE
Hörspiel von Lucian Plessner nach Texten von Sergej Prokofjew

Bearbeitung & Regie: Leonhard Koppelmann


Musik: Sergej Prokofjew und Lucian Plessner
Dramaturgie: Martina Müller-Wallraf, Ulla Illerhaus
Produktion: WDR 2020
ROLLEN

ERZÄHLERIN
KLEINER GRAF
GROSSER GRAF
GELDVERLEIHER

PROKOFJEW
BOTSCHAFTSANGEHÖRIGER
MEYEROVICH
OBOLSKY
REISEAGENT
KURZWELLE
BEAMTER
KAPITÄN
MITREISENDER
OFFICER

LUCIAN
SEGOVIA
Teil 3 - “Die Irrfahrten des Sergej Sergejewitsch” © Prokofiew/Plessner 2020

PRETITLE
Im fahrenden Zug… rackklack… rackklack… rackklack… es rumpelt im Gang des Wagons…

246 LUCIAN Andrés Segovia, der Mann der zur Jahrhundertwende der Gitarre
die Konzertsäle der Welt geöffnet hat, sitzt eines Tages im Zug
von Kiew nach Moskau – am 17. März 1927 – und ihm im Abteil
gegenüber nimmt Sergej Prokofjew Platz!

Auf dem Bahnhofsvorplatz, dann in einer Droschke –

247 PROKOFJEW Donnerstag, den 17. März 1927


In unserem Waggon war Andrés Segovia unser
Reisegefährte, der Konzerte in Kiew gegeben hatte und nun
ebenfalls nach Moskau zurückkehrte.

248 SEGOVIA Ich bin überglücklich sie zu treffen!

249 PROKOFJEW Segovia ist ein reizender Spanier mit einer dicken Hornbrille und
man sagt, dass er ein bemerkenswerter Gitarrist sei, ich habe ihn
aber nie spielen hören.

250 PROKOFJEW Er plauderte ununterbrochen mit Ptaschka auf Spanisch. Segovia


und ich liefen gemeinsam zum Speisewagen, um ein Hühnchen
für uns zu kaufen. Dann ließ ich die beiden zum Gespräch allein
und ging mit Kopfschmerzen zu Bett.

Wieder im fahrenden Zug… rackklack… rackklack… rackklack…

251 LUCIAN Acht Stunden dauert die Fahrt. Sie plauschen, Prokofjews Frau,
Ptaschka genannt – Vögelchen – ist Spanierin, Carolina Codina,
Sopranistin. Sie hatte Prokofjew in New York nach einem Konzert
abgefangen, ist mit ihm erst nach Paris und dann nach
Deutschland gegangen wo sie dann in Ettal bei Garmisch-
Partenkirchen geheiratet haben. Also die drei sitzen im Zug und
unterhalten sich. Segovia hat sich sein ganzes Leben bemüht,
Komponisten für die Gitarre zu gewinnen, und jetzt sitzt er acht
Stunden mit einem der interessantesten und bedeutendsten
Komponisten seiner Zeit zusammen im Abteil Prokofjew weiß von
Segovia, hatte von ihm gehört und ist wie immer offen und
interessiert. Bloß von Segovia kommt nichts. Keine Anfrage, keine
Anregung, keine weitere Verabredung. Sie verlassen in Moskau
gemeinsam den Bahnhof – und nichts! Von einem weiteren

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Teil 3 - “Die Irrfahrten des Sergej Sergejewitsch” © Prokofiew/Plessner 2020

Kontakt berichtet Prokofjew nichts! Stellen Sie sich vor, Prokofjew


hätte ein Konzert für Gitarre geschrieben oder eine Sonate – die
Gitarre hätte ein ganz anderes Entrée, eine ganz andere
Bedeutung im weltweiten Konzertleben eingenommen. Aber
Segovia hält den Mund, tut nichts.

TITLE
252 ANSAGERIN Die Irrfahrten des Sergei Sergejewitsch –
Dritte Etappe
Hörspiel von Lucian Plessner
nach Texten von Sergej Prokofjew

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Tokyo –

253 PROKOFJEW 19. Mai 1918


Ankunft in Tokyo um 5 Uhr früh. Das erste was mein Blick
erhaschte, war ein Plakat der Tokyo Kisen Kaisha Dampfschiff
Gesellschaft, Fahrten nach Valparaiso betreffend. Das letzte
Schiff hat vor drei Tagen abgelegt und für die nächsten zwei
Monate wird keines mehr fahren. Katastrophe!
Schon wahr, die Reise der Kisen Kaisha hätte 69 Tage
gedauert und über San Francisco nebst sämtlichen Häfen der
Westküste Amerikas geführt, aber so wäre ich am 2. August da
angekommen, wo ich hinwollte und die Überfahrt war preiswert,
nur 500 Yen. Das hätte nur zu gut gepasst.
Besuchte die argentinische Botschaft, um zu erfahren welche
Schiffe nach Südamerika fahren und wann.

254 BOTSCHAFTSANGEHÖRIGER Sie wissen, dass die Reise sehr lang ist?

255 PROKOFJEW Sicher.

256 BOTSCHAFTSANGEHÖRIGER Tut mir leid, für die nächste Zeit sind keine
Passagen geplant.

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Teil 3 - “Die Irrfahrten des Sergej Sergejewitsch” © Prokofiew/Plessner 2020

257 PROKOFJEW Überall die gleiche entmutigende Auskunft!


Heute war Samstag und ab 1 Uhr bis Montag alles
geschlossen. Ich habe also keine andere Wahl, als allen
Aktionismus für zwei Tage ruhen zu lassen. Keine gute Nachricht,
mich zu trösten.
Der Pianist Meyerovich und mein alter Klassenkamerad
Piastro vom Konservatorium haben im fernen Osten ungeheuer
Karriere gemacht und Reputation erlangt. Sie leben nun wie die
Millionäre.

258 MEYEROVICH Warum trittst du nicht in unsere Fußstapfen und gibst selbst einige
Konzerte? Wir wollen jetzt zwei Monate pausieren, bevor wir nach
Java gehen. Wir haben gerade 18 Konzerte in Shanghai gegeben.
Und in Java sollen es 60 sein!

259 PROKOFJEW Ich fragte mich, ob der asiatische Vogel in der Hand nicht vielleicht
besser wäre, als die zwei amerikanischen im Busch. Vielleicht ist
es ja nicht weniger attraktiv in diesen tropischen Zentren umher zu
reisen, als in Amerika. Zumal im Moment sowieso keine Aussicht
besteht, kurzfristig nach Südamerika zu gelangen. Ich sollte mir
ernsthaft überlegen, welche Unternehmungen hier und jetzt für
mich in Frage kommen. Ich bin es müde, jeden wachen
Augenblick darauf zu verwenden durchzurechnen, ob mein Geld
reicht oder wie ich noch sparen könnte.

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Erzählung „Zwei Grafen“. Lieutenant Kije Suite Op. 60, II. Satz: Romance –

260 KLEINER GRAF murrt Nun gut, geben Sie schon her, ich unterschreibe ja.

Er streckt seine Hand nach dem Gänsekiel aus –

261 ERZÄHLERIN Der Geldverleiher reichte dem Grafen das Dokument –

262 GELDVERLEIHER vertraulicher, als angebracht ist Unterschreiben Sie,


unterschreiben Sie, Exzellenz! Sie denken übrigens zu Unrecht,
wenn Sie gestatten, dass ich das sage, ich würde zu viel
verlangen. Natürlich verlange ich etwas, aber ohne es zu
übertreiben…

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Teil 3 - “Die Irrfahrten des Sergej Sergejewitsch” © Prokofiew/Plessner 2020

263 KLEINER GRAF murrt Einhundert Prozent sind nicht übertrieben?

Fährt erbost mit dem Gänsekiel durch die Luft –

264 GELDVERLEIHER lächelt ein bisschen zu leutselig Ach, was sagen Sie denn da.
Kommen Sie, unterschreiben Sie, unterschreiben Sie! Die
Tscherwonzen, die ich Ihnen gebe, sind nicht aus Holz, sondern
aus Gold, leuchten wie Feuerschein und klingeln wie Glöckchen.

265 KLEINER GRAF knurrt Sie sollen es nur wagen, nicht zu leuchten!

Zeichnet mit der Feder einen Schnörkel und übergibt den Wechsel –

Hier!

266 ERZÄHLERIN Der Geldverleiher setzte seine große Brille auf und prüfte
sorgfältig das exzellente Autogramm.

267 GELDVERLEIHER Gut, das wäre in Ordnung…

268 ERZÄHLERIN Er faltete das Papier erst einmal und dann noch einmal und
hockte sich vor eine schwere, gepanzerte Eisentruhe. Mit einem
schweren Schlüssel traktiert er nun das Schloss bis es mit lautem
Getöse auf schnappte. Er hob den Deckel leicht an, tauchte hinein
und kam mit vier kleinen Säckchen voller Goldmünzen wieder
heraus.

Die Münzen klingeln wirklich wie Glöckchen –

269 GELDVERLEIHER Zählen Sie sie nach, Exzellenz; fünfzig in jedem.

270 KLEINER GRAF Ach, was!

271 ERZÄHLERIN Der Graf steckte das Geld ungezählt und mit beiläufiger Geste in
seine Lederbörse.

272 KLEINER GRAF Guten Tag noch! steht auf Danke für Ihre Dienste.

273 GELDVERLEIHER verneigte sich nicht ohne Schalk Immer Exzellenz‘ ergebenster
Diener… wieder übertrieben vertraulich Und möge das Schicksal Ihnen
eine glückliche Karte schenken.

274 ERZÄHLERIN Der Graf zuckte kurz mit den Schultern und ging. Der
Geldverleiher begleitete ihn zur Tür, und obwohl der Graf sich

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Teil 3 - “Die Irrfahrten des Sergej Sergejewitsch” © Prokofiew/Plessner 2020

nicht umsah, blieb er aus Höflichkeit noch so lange vor der Tür
stehen, bis der Graf um die Ecke gebogen war.

275 GELDVERLEIHER für sich Natürlich sind einhundert Prozent eine guter Zins,
schließlich kann ich so leicht meinen Einsatz verdoppeln. Auch
wenn die Wahrscheinlichkeit eins zu hundert sein dürfte.

276 ERZÄHLERIN Soviel Geld hatte er ihm allein nur deswegen geliehen, weil der
Graf bisher immer pünktlich zurückgezahlt hatte.

277 GELDVERLEIHER murmelt vor sich Eine glückliche Karte!

278 ERZÄHLERIN Es sei angemerkt, dass der ehrenwerte Geldverleiher falsch ging
in der Annahme, der Graf benötigte das Geld zum Kartenspiel. Er
brauchte das Geld einzig, um alte Schulden zu begleichen.

279 KLEINER GRAF für sich In den Besitz dieser erfreulichen Menge Tscherwonzen zu
gelangen und sie dann auf so stumpfe und banale Art zu
verwenden – alte Gläubiger auszuzahlen – wie entsetzlich!

280 ERZÄHLERIN Aber der Graf hatte einen untadeligen Ruf und dachte nicht daran
ihn zu beflecken.

281 KLEINER GRAF für sich Eine hervorragende Sache, so ein guter Ruf, wenn es
darum geht, mit dieser Methode Geld zu verdienen.

282 ERZÄHLERIN Diese Methode war so alt, wie bewährt und einfach.

283 KLEINER GRAF für sich Ich borge Geld von einem Geldverleiher, und wenn ich es
ausgegeben habe, leihe ich welches von einem anderen.

284 ERZÄHLERIN Dann ging er von Geldverleiher Nummer zwei zu Nummer drei
und wieder zurück zu Nummer eins, um Nummer drei
auszuzahlen. Dann zahlte er einen jeweils mit einer Hälfte von
Nummer zwei aus und einer Hälfte von Nummer vier. Da so die
ausstehenden Beträge sich ständig verdoppelten und ins
Unermessliche anwuchsen, mussten immer weitere Anleihen von
immer neuen Quellen gemacht werden.

285 KLEINER GRAF für sich Man muss ruhig und eindrucksvoll auftreten und pünktlich
bezahlen, um den Kreis derer zu erweitern, die bereit sind Kredit
zu geben. Ärgerlich ist allerdings, dass die Geldverleiher einen mit

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Teil 3 - “Die Irrfahrten des Sergej Sergejewitsch” © Prokofiew/Plessner 2020

ihren himmelschreienden Zinsforderungen beinahe umbringen,


sodass für Zinsen mehr draufgeht, als am Ende übrigbleibt.

286 ERZÄHLERIN Aber das Geld war gewissermaßen ein Geschenk des Himmels
und erlaubte ihm überdies, zu leben, wie es sich für einen
Gentleman gehört. Solange man davon absah, dass einem die
Schulden bald – ganz nach dem Schneeballprinzip – eben wie
Schneebälle um die Ohren fliegen.

287 KLEINER GRAF für sich Warum sich Sorgen machen? Ich wird‘ schon einen Weg
finden. Da gibt es viele Möglichkeiten – eine reiche Braut, ein
großer Gewinn oder vielleicht eine Erbschaft von einem Onkel.

288 ERZÄHLERIN Und tatsächlich, so einen Onkel gab es –

289 KLEINER GRAF für sich Alt, kinderlos und reich. Und wenn dies alles nicht
funktioniert, gibt es, um sich vor dem Gefängnis zu retten, ja noch
die Kugel in den Kopf – entweder in den eigenen oder in den des
Onkels. Letzteres wäre gar nicht so schwierig – beim Jagen oder
sogar zu Hause, zum Beispiel beim Vorführen der kostbaren alten
Flinten.

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290 PROKOFJEW 27. Mai 1918
Ein gewisser Obolsky, dem mich jemand vorgestellt hatte, bot mir
freundlicher Weise bezüglich meines Amerika Visums seine
Dienste an.

291 OBOLSKY Übermorgen fahre ich nach New York und werde dort die
Botschaft aufsuchen. Ich treffe auch einige einflussreiche Russen.

292 PROKOFJEW Ich habe sein Angebot umstandslos angenommen und bat ihn, mit
allem Mittel auf die Erteilung meines Visums hinzuwirken.
Ich schreibe gerade Verwerfliche Leidenschaften. Die
Violinsonate klemmt.

28. Mai
Mein zweiter Besuch in der Russischen Botschaft. Sie haben nun
Wind davon bekommen, dass ich irgendein Komponist sei, waren

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Teil 3 - “Die Irrfahrten des Sergej Sergejewitsch” © Prokofiew/Plessner 2020

außergewöhnlich freundlich und gaben mir ein Schreiben für die


Botschaft in Washington mit, welches ich zusammen mit dem Brief
McCormicks Obolsky gab, neben 20 Yen, damit er mir dann den
Erfolg seiner Bemühungen umgehend telegraphiert.

293 OBOLSKY Ich verspreche Ihnen, alles dafür zu tun, dass Sie innerhalb eines
Monats ihr Visum besitzen!

294 PROKOFJEW 9. Juni


Zurück nach Kyoto. Stock hat einem Impresario in Honolulu
geschrieben, worüber ich mich freue.
Karten für Meyerovich und Piastro sind sehr billig, 5 Yen. Die
Konzerte sind aber wegen eines anderen Aspekts interessant: das
Bemühen einer fremden Völkerschaft seriöse Kompositionen
vorzustellen, die sich gerade erst anfängt für europäische Musik
zu interessieren. Einerseits ist die Einstellung der Japaner
ausgesprochen aufmerksam, andererseits ist es offensichtlich,
dass sie trotz ihres offenkundigen Interesses nichts verstehen und
nicht mal in der Lage sind zu sagen, ob du ihnen gerade eine
Beethoven Sonate vorspielst oder etwas frei aus der Hand
Improvisiertes. Vor allem oberflächliche Effekte wie ein Pizzicato,
perlende Läufe auf dem Klavier, solcherlei Dinge rufen ihren
Enthusiasmus hervor. Es ist vielleicht spannend ein oder zwei Mal
für so ein Publikum zu spielen, aber danach verliert es sicherlich
jeden Reiz.

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Erzählung „Zwei Grafen“. Lieutenant Kije Suite Op. 60, II. Satz: Romance –

295 ERZÄHLERIN Der Geldverleiher stand indes immer noch in der Eingangstür und
hing ebenfalls seinen Gedanken nach, als ein anderer Graf,
größer als der erste, vorüberging –

296 GELDVERLEIHER Guten Tag, Eure Exzellenz.

297 ERZÄHLERIN Doch der große Graf bedachte den Geldverleiher nur mit einem
kühlen Blick und wandte sich ab.

298 GROSSER GRAF Mistkerl!

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Teil 3 - “Die Irrfahrten des Sergej Sergejewitsch” © Prokofiew/Plessner 2020

299 ERZÄHLERIN Ihm war soeben der andere Grafen entgegengekommen und er
hatte daraus geschlossen, dass dieser beim Geldverleiher
gewesen war.

300 GROSSER GRAF für sich Der reiche Schakal hatte wieder einmal einem Opfer
das Fell über die Ohren gezogen.

301 ERZÄHLERIN Und während er so dachte, stolperte er mit dem Fuß über einen
Stein und als er sich umsah, lag sein Absatz auf dem Trottoir.

302 GELDVERLEIHER ruft Hammer und Nagel für Eure Exzellenz? Einen Moment!

303 ERZÄHLERIN Und während der Geldverleiher im Haus verschwand, setzte sich
der große Graf mit dem Absatz in der Hand auf eine Treppe.

304 GELDVERLEIHER kommt zurückgeeilt Hier, ein Hammer und ein Nagel für Eure
Exzellenz!

305 GROSSER GRAF Gehen Sie weg!

306 ERZÄHLERIN Der große Graf hatte den Absatz inzwischen wieder angesetzt, da
die Nägel noch im Absatz steckten und versuchte ihn nun mit Hilfe
des Steins, der ihn gerade beinahe zu Fall gebracht hätte, wieder
einzuschlagen.

307 GELDVERLEIHER Es wäre viel besser, wenn Eure Hoheit den Hammer und den
neuen Nagel nehmen würden!

308 GROSSER GRAF kläfft verärgert Ich sagte, Sie sollen verschwinden! Dort steht
Ihr Haus – gehen Sie wieder hinein! Sie sind ein viel zu giftiges
Insekt, als dass ich von Ihnen Hilfe annähme!

Er hämmert dabei weiter mit dem Stein auf seinem Absatz herum –

309 GELDVERLEIHER Eure Exzellenz sind zu harsch in Eurer Kritik. Ich helfe den
Menschen, so gut ich kann.

310 GROSSER GRAF läßt empört den Stiefel sinken Sie helfen den Menschen?! Sie
saugen ihnen das Blut und ihre Seelen aus. Sie bringen sie ins
Gefängnis. Ich kann Ihnen die zwei Namen der zwei Menschen
nennen, deren Leben sie mit Ihren unbotmäßigen Zinsforderungen
ruiniert haben. Leugnen Sie es doch, wenn Sie können!

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Teil 3 - “Die Irrfahrten des Sergej Sergejewitsch” © Prokofiew/Plessner 2020

311 GELDVERLEIHER verlegen Nein, zu meinem Bedauern kann ich es nicht


leugnen, aber das waren Kriminelle, die versucht haben, mich um
meine Ersparnisse zu bringen.

312 GROSSER GRAF Und was sind Ihre Ersparnisse anderes, als anderer Leute
Geld? Oder geht es hier etwa um die Früchte Ihrer Hände Arbeit?
Einhundert Prozent? Warten Sie, mein lieber Freund, man wird
Sie noch zu fassen kriegen. Der Strick verlangt schon seit Jahren
nach Ihnen.

313 GELDVERLEIHER betroffen Jeder muss sein Leben so bestreiten, wie er es am


besten kann, und bei allem, was… zu sagen, der Strick...

314 GROSSER GRAF fällt ihm ins Wort …ruft laut und deutlich nach Ihnen, mein
Lieber.

315 ERZÄHLERIN Der große Graf erregte sich so sehr, dass er den Absatz fortwarf
und den Stiefel ohne Absatz wieder anzog.

316 GROSSER GRAF Ein Jammer, dass unser Bischof so alt ist. Der sollte Sie sich
vorknöpfen. Alle möglichen schlimmen Gerüchte kursieren über
Sie, da geht es um Grässlicheres als Geld Verleihen. Warum
wohl, was meinen Sie, meiden ehrbare Bürger Ihr Haus und
bekreuzigen sich, wenn Sie in der Nacht hier vorübergehen?

317 GELDVERLEIHER mit feiner Ironie Und? Hilft’s?

318 ERZÄHLERIN Darüber das ihm so in die Parade gefahren wurde, erbleichte der
Graf und fasste nach dem Griff seines Säbels –

319 GROSSER GRAF Machen Sie, dass Sie wegkommen, oder ich ramme Ihnen
das hier in ihren schwammigen Bauch!

320 ERZÄHLERIN Die Sache hatte eindeutig eine schlechte Wendung genommen.
Der Geldverleiher stolperte die Treppe hinauf, taumelte durch die
Tür und verschloss sie von innen.

321 GELDVERLEIHER Wie kann man sich schützen, wenn Edelmänner toben und
rasen?

322 ERZÄHLERIN Der Graf aber spuckte in Richtung der Schwelle –

323 GROSSER GRAF Teufel!

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Teil 3 - “Die Irrfahrten des Sergej Sergejewitsch” © Prokofiew/Plessner 2020

324 ERZÄHLERIN – und humpelte auf seinem Stiefel davon.

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325 PROKOFJEW 18. Juli 1918
In einem Telefonanruf teilt mir die amerikanische Botschaft mit,
dass sie die Genehmigung erhalten hätten, mir ein Visum
auszustellen. Ich mache mich unverzüglich zur Botschaft in Tokyo
auf. Dort im Büro, treffe ich zufällig auf einen Vertreter von Cook’s.

326 REISEAGENT Sie haben Glück, ich kann Ihnen ein Ticket für übermorgen nach
Honolulu beschaffen.

327 PROKOFJEW Ich gab ihm eine Anzahlung. In zwei Tagen sollte ich raus aus
Japan sein.

19. Juli
Am Nachmittag in Omori spielten wir Bridge. Jeder beneidet mich
um meine bevorstehende Abreise – richtige Ferienstimmung!

20. Juli
Ich wechselte meine letzten 1.500 Rubel nicht für 375 Yen, wie ich
erwartet hatte, sondern für 300. Mit dem Resultat, dass mir,
abzüglich des Preises für mein Ticket, 73 Dollar für Honolulu
bleiben!
An Bord wurde mir ein Prunkgemach ganz für mich alleine
zugeteilt, obwohl ich nur ein 2.Klasse Ticket besitze. Auf meiner
Chaiselongue liegend habe ich kaum mitbekommen wie wir uns
unmerklich von Ufer entfernten - von Java nach San Francisco.
Den ganzen Abend blieben wir in Küstennähe.
In dieser Nacht habe ich gut geschlafen und als ich um 4 Uhr
früh, gerade rechtzeitig zum Sonnenaufgang an Deck kam, hatte
ich die schönste Aussicht: am strahlenden Himmel, aus dem
gerade die Sterne verschwanden, hing der abnehmende Mond
und an seiner Seite Jupiter und die helle, helle Venus.

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Erzählung „Zwei Grafen“. Lieutenant Kije Suite Op. 60, II. Satz: Romance –

328 ERZÄHLERIN Am Abend zog sich der Graf, nicht der, der dem Geldverleiher vor
die Tür gespuckt hatte, sondern der, der zuvor die zweihundert
Goldmünzen erhalten hatte, seinen Mantel an und machte sich auf
zu Geldverleiher Nummer acht.

329 KLEINER GRAF für sich So verbleiben die klingenden Tscherwonzen zwar nicht
allzu lange in meinem Besitz, aber wenn man seine Schulden
rasch begleicht, kommen neue Tscherwonzen schneller nach. Die
Zahlungsfrist wird zwar erst in zwei Tagen verstreichen, aber ich
geb mich hier gerne als Gentleman und zahle vorzeitig.

330 ERZÄHLERIN Der Graf hüllte sich also in seinen schwarzen Mantel und trat auf
die Straße. Doch gerade da sprang eine schwarze Katze
zwischen den Mülltonnen hervor und kreuzte vor ihm den Weg
und verschwand in den Büschen.

331 KLEINER GRAF für sich O nein, ich kann es nicht leiden, wenn mir eine schwarze
Katze über den Weg läuft!

332 ERZÄHLERIN Auf dem Boulevard war es still und dunkel, aber gegenüber
leuchteten einladend die Lichter über dem Eingang des Casinos.

333 KLEINER GRAF für sich Zu schade, dass ich mich von dem ganzen Geld jetzt
trennen muss. Wie schön könnte ich jetzt an den Tischen dort
damit gewinnen… Aber zur Hölle! Gespielt wird erst, wenn Geld
da ist und vorher nicht!

334 ERZÄHLERIN Die Katze schrie mit ihrer kehligen Stimme als sie einen Satz
zwischen den Büschen hervormachte und wieder quer über die
Gasse huschte. Der Graf erschreckte abermals –

335 KLEINER GRAF für sich Verdammtes Ding!

336 ERZÄHLERIN Noch heller schien jetzt der Eingang zum Casino erleuchtet zu
sein –

337 KLEINER GRAF für sich Ich frage mich... ob es lohnt? Es sind ja noch zwei Tage,
bis die Frist verstreicht. Sollte das Geld verlorengehen, gäbe es
immerhin noch die Möglichkeit, es zurückzugewinnen, oder sich

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Teil 3 - “Die Irrfahrten des Sergej Sergejewitsch” © Prokofiew/Plessner 2020

anderswo neues zu borgen. Mit so einem Einsatz könnte man


ganz schön was gewinnen... Aber man könnte auch ganz schön
was verlieren… Nein! Dieses Geld ist dafür da, meine Schulden
zu bezahlen, und das werde ich jetzt tun!

338 ERZÄHLERIN Immerhin erfreute sich der Graf eines tadellosen Rufes –

339 KLEINER GRAF für sich …und darum wäre es unverzeihlich, diesen aufs Spiel zu
setzen, und sei es mit einer einzigen verspäteten Zahlung!

340 ERZÄHLERIN So machte er erfolgreich ein Dutzend Schritte, um dann beim


dreizehnten über etwas Rundes, Weiches zu stolpern –

341 KLEINER GRAF für sich Schon wieder diese Katze!

342 ERZÄHLERIN Sie war indes schon unter protestierendem Miauen zwischen
seinen Hosenbeinen durch zurück in die Büsche geschossen.

343 KLEINER GRAF für sich Ah, du Satansbrut! … Das muss Schicksal sein. Also gut.

344 ERZÄHLERIN Er machte also auf dem Absatz kehrt und lief zuversichtlich rüber
zum Casino.

37
Auf Überfahrt –

345 PROKOFJEW 26. Juli 1918


Es ist warm, die See blau und ruhig. Zwei freundliche Holländer
beim Schach erledigt. Sie spielten ernsthaft, langsam und
sorgfältig, aber letztendlich schlecht.
Habe den Wandernden Turm beendet. Eigentlich hatte ich
schon in Omori das Ende verfasst, aber viele Stellen in der Mitte
waren noch nicht recht zusammengefügt. Somit kann ich nun
sieben Erzählungen als literarische Ausbeute eines Jahres
anführen, neben zwei zur Hälfte fertiggestellten Fragmenten
(Kröten und Verwerfliche Leidenschaften), ergo insgesamt acht.
Würde ich vierzig Jahre so weitermachen, käme ich auf 320
Geschichten. Ein recht passabler Ausstoß für einen Schriftsteller.

28. Juli

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Teil 3 - “Die Irrfahrten des Sergej Sergejewitsch” © Prokofiew/Plessner 2020

Heute ist bei uns eine Kurzwellen-Nachricht eingegangen des


Inhalts, dass die Sowjetregierung nun allen Alliierten den Krieg
erklärt hat –

346 KURZWELLE Es handelt sich einzig um eine Verteidigungsmaßnahme!

347 PROKOFJEW Für mich eine höchst unwillkommene Entwicklung, denn auch
wenn die Amerikaner (hoffentlich) deutlich zwischen Russen im
allgemeinen und Bolschewiken unterscheiden, mag das – wie
auch immer – Anlass für verstärkte Schwierigkeiten in Amerika
sein. Nur mal angenommen, man ließe uns in Honolulu nicht an
Land gehen?

31. Juli

348 BEAMTER Was ist der Grund Ihrer Anwesenheit hier? Und wie lange haben
Sie vor zu bleiben?

349 PROKOFJEW Die Befragung blieb sehr oberflächlich. Von meinen


Empfehlungsschreiben nahmen sie kaum Notiz.

350 BEAMTER Gehen sie unverzüglich aufs Schiff zurück und setzen Ihre Reise
fort, ansonsten werden Sie bis November hier nicht wegkommen.
Hier sind hunderte begüterte Leute wie Sie, die auf eine Koje in
einem Schiff warten – egal welchen Schiffes – und denen sonst
nichts zu tun bleibt, denn alle Passagierschiffe sind für den Krieg
requiriert worden!

351 PROKOFJEW Dies ließ die Alarmglocken bei mir schrillen, denn es war nicht Teil
meiner Überlegungen gewesen bis November hier zu verweilen.
Ich bin also zu Cook’s zurückgegangen und musste erfahren,
dass dem tatsächlich so ist.

352 REISEAGENT Einhundertundzwanzig Anträge auf die nächste Schiffspassage in


zwölf Tagen von Yokohama en route nach San Francisco! – wobei
es höchstens Platz für fünf oder sechs Passagiere gibt.

353 PROKOFJEW Ich bin also eilends zurück aufs Schiff gegangen und habe den
Kapitän angebettelt mich nach San Francisco mitzunehmen.

354 KAPITÄN Ihr Prachtgemach ist leider inzwischen bereits wieder vergeben…

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Teil 3 - “Die Irrfahrten des Sergej Sergejewitsch” © Prokofiew/Plessner 2020

355 PROKOFJEW – aber der Kapitän war sehr freundlich und fand für mich ein
Feldbett in irgendeiner Ecke.
Das Schiff legt schon in sieben Stunden ab. Sehr schade, kein
Honolulu für mich.

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Erzählung „Zwei Grafen“. Lieutenant Kije Suite Op. 60, II. Satz: Romance –

356 ERZÄHLERIN Im Casino ließen ihn der Geldbeutel und dessen Gewicht
energisch und sicher ausschreiten, bis er plötzlich inne hielt, weil
er in einem Nebenraum das Profil des großen Grafen erblickt
hatte.

357 KLEINER GRAF für sich Um die zehn Leute stehen an seinem Tisch. Er ist ein
reicher Mann, und da er Karten spielt, was gibt es da Besseres,
als mit ihm zu spielen?

358 ERZÄHLERIN Der kleinere Graf legte mit einer Verbeugung seine Börse
gewichtig auf den Tisch.

359 KLEINER GRAF Gestatten Sie mir, diese Zweihundert zu setzen.

360 ERZÄHLERIN Er hatte das unbestechliche Gefühl, dass die nächsten zwei
Karten gewinnen und ihm ein rundes Sümmchen einbringen
würden.

361 GROSSER GRAF Entschuldigen Sie, aber Ihnen gebe ich keine Karten.

362 KLEINER GRAF Was heißt das, Sie geben mir keine Karten?

363 GROSSER GRAF Es tut mir leid, aber ich kann sie Ihnen nicht geben.

364 ERZÄHLERIN Die Situation war unangenehm, ja peinlich, für den kleineren
Grafen –

365 KLEINER GRAF für sich In der Tat habe ich das Gefühl gerade beleidigt zu werden.

366 ERZÄHLERIN Am Schlimmsten aber war, dass er durch die Verweigerung der
Spielkarten des ihm zugedachten Gewinns beraubt wurde.

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Teil 3 - “Die Irrfahrten des Sergej Sergejewitsch” © Prokofiew/Plessner 2020

367 KLEINER GRAF Vielleicht möchten Sie mir erklären, Herr Graf, warum Sie so
unfreundlich handeln?

368 GROSSER GRAF Ich habe eben nicht den Wunsch, den Einsatz um so viel zu
erhöhen, das ist alles.

369 KLEINER GRAF Aber entschuldigen Sie, auf dem Tisch liegt weitaus mehr Geld!
Oder… ist es etwas Persönliches?

370 ERZÄHLERIN Bestärkt in der Annahme, man wolle ihm nicht geben, was
rechtmäßig sein war, ereiferte er sich sehr.

371 KLEINER GRAF für sich Ich muss hier gewinnen!

372 ERZÄHLERIN Der große Graf betrachtete angewidert das Geld des
Geldverleihers.

373 GROSSER GRAF trocken Gut, wenn Sie darauf bestehen, ja, es ist etwas
Persönliches.

374 ERZÄHLERIN Dem kleinen Grafen stieg die Zornesröte ins Gesicht.

375 KLEINER GRAF scharf In diesem Fall werden Sie die Freundlichkeit besitzen, mir in
einer anderen Form Satisfaktion zu erteilen? Spielkarte oder
Handschuh?

376 ERZÄHLERIN Der kleinere Graf legte seinen Handschuh neben die Börse.
Bestürzte Blicke richteten sich auf den großen Grafen. Aber der
zuckte nur mit den Schultern –

377 GROSSER GRAF Ihr ergebenster Diener.

378 ERZÄHLERIN Damit nahm er den Handschuh und verließ das Casino
Das Duell selbst verlief kurz und ganz normal. Zwölf Schritte.
Eins, zwei, drei. Der Schuss. Eine Kugel in die Schläfe. Der Sturz
des großen Grafen und sein Tod. Alles Weitere ist uninteressant.
Der Geldverleiher saß indes bei sich zu Hause vor dem
Kaminfeuerchen und streichelte seine schwarze Katze. Sie
schnurrte freundlich.

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Teil 3 - “Die Irrfahrten des Sergej Sergejewitsch” © Prokofiew/Plessner 2020

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An Deck des Schiffes in der Bucht von San Francisco –

379 PROKOFJEW 8. August 1918


Um sechs Uhr ging ich an Deck, der Dampfer hatte schon
geankert. Ein dichter Nebel umhüllte uns.

380 MITREISENDER Auch wenn man jetzt nichts erkennt, wir liegen tatsächlich in der
Bucht von San Francisco. Ich kann Ihnen versichern: eben hätten
Sie die Berge noch sehen können!

381 PROKOFJEW Als sich der Nebel verflüchtigte, zeigte sich die wunderschöne
Silhouette der Bucht. Von irgendwoher erklang das Glasen einer
Schiffsglocke, dazu das Rufen der Nebelhörner. Sicher habe ich
nicht erwartet, hier auf pittoreske Landschaften, Burgen oder gar
Sagengestalten zu stoßen – dies ist das Land wundersamen
Komforts, der Golddollar und eines untadeligen ‚all right‘!

382 OFFICER Sergei Sergejewitsch Prokofjew?

383 PROKOFJEW Das bin ich!

384 PROKOFJEW Durch die polizeiliche Befragung wurden die Passagiere


stundenlang aufgehalten. Man hatte hier große Angst vor
deutschen Spionen und Bolschewiken aus Russland. Resultat:
zwanzig Personen wurde nicht gestattet an Land zu gehen,
darunter alle aus Russland gekommenen, mich eingeschlossen.
Unsere Gruppe musste sich einer weiteren Befragung
unterziehen –

385 OFFICER Was ist das?

386 PROKOFJEW Musik.

387 OFFICER Haben Sie die selbst geschrieben?

388 PROKOFJEW Habe ich, an Bord des Schiffs.

389 OFFICER Können Sie das spielen?

390 PROKOFJEW Kann ich.

391 OFFICER Dann spielen Sie das.

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Teil 3 - “Die Irrfahrten des Sergej Sergejewitsch” © Prokofiew/Plessner 2020

392 PROKOFJEW Auf dem Klavier im Salon des Schiffs spielte ich die Violinsonate,
die er mir hinhielt ohne dazugehörige Begleitstimmen. Es wurde
nicht sehr geschätzt.

393 OFFICER Können Sie Chopin spielen?

394 PROKOFJEW Was möchten Sie das ich spiele?

395 OFFICER Den Trauermarsch.

396 PROKOFJEW Ich spielte vier Takte. Der Beamte genoss es offensichtlich.

397 OFFICER gefühlvoll Sehr gut…

398 PROKOFJEW Wissen Sie für wessen Ableben er komponiert wurde?

399 OFFICER Nein.

400 PROKOFJEW Für das seines Hundes.

401 PROKOFJEW wieder als Erzähler Der Beamte schüttelte ungläubig seinen Kopf und
durchwühlte dann all meine Kompositionen, fand aber
offensichtlich keine kompromittierenden Schriften.

402 OFFICER Sie müssen jetzt leider alle auf die Insel, aber wahrscheinlich
werden Sie schon in einer Stunde wieder entlassen

403 PROKOFJEW ‚Die Insel‘ – das klang unheilvoll, nachdem was wir gesehen
hatten, als wir in die Bucht einfuhren: klein, felsig, und ziemlich
schön, aber komplett mit Gefängnissen bebaut.

404 OFFICER Bedauerlicherweise ist schon vier Uhr und der Empfang auf der
Insel bereits geschlossen. Man wird Sie dann morgen früh dorthin
bringen würde. Die Nacht müssen Sie also noch auf dem Schiff
verbringen.

405 PROKOFJEW Trostlos schlenderten wir über das verwaiste Schiffsdeck und
beklagten uns untereinander, was unsere Ankunft im gelobten
Land doch für eine langweilige Sache sei.
An diesem Abend baten mich die Passagiere für sie zu
spielen, und obwohl ich so etwas normalerweise ablehne, sagte
ich diesmal zu, vertiefte mich geradezu und spielte über zwei
Stunden. Unter den Passagieren befanden sich einige

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Teil 3 - “Die Irrfahrten des Sergej Sergejewitsch” © Prokofiew/Plessner 2020

Musikkenner, die mir stürmisch und enthusiastisch mit


Champagner zuprosteten, so dass wir alles in allem einen recht
vergnüglichen Abend verbrachten.

406 MITREISENDER Jetzt dürfen wir doch froh sein, dass man uns noch einen Abend
an Bord behalten hat! Sollten Sie jemals in Schwierigkeiten
stecken oder Geld benötigen, wenden Sie sich direkt an mich!

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Im fahrenden Zug… rackklack… rackklack… rackklack…

407 LUCIAN Aufatmen… Nebel und Finsternis hinter sich lassen, durchatmen
am anderen Ufer. Doswidanie Tscherwontzy, ihr kleinen
zaristischen Goldmünzen! Hello, Gold Dollars! Hier kannst Du,
hier darfst Du… was auch immer du willst… if you feel like it, all
right.

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