Sie sind auf Seite 1von 1

Foolproof - doch die spannungsreichen Feinheiten und das Beginn etwas von jener Beseeltheit, die das einstige

detailverliebte Instrumentarium sorgfältig zu Publikum in Extase versetzte. Dieser Moment wird


The ultimate proof entdecken. Wer seinen Gehörgang mit Techno, House jedoch durch das einsetzende Guitarrensolo
oder Drum'n'Bass geflutet hat, der wird länger aufgebrochen, und erstaunt muß man registrieren, daß
eintauchen müssen, bis ihm die klangliche Vielfalt der Soloanfang nur understatement ist angesichts der fast
(mb) - Nun also steht er bevor - der große Run auf das aufgeht, die auch ein Musikliebhaber nur langsam 60 Sekunden Sololänge, die für Wilhelm Hofmann
erste Album jener Band, die vor fünf Jahren auszog, erkennen kann angesichts der Fülle der Arrangements. gerade so ausreichen, um alles Ungesagte des Funk noch
den tristen Alltag der Szenelandschaft Triers zu So kontrastiert Love Sweeter gleich zu Beginn des einmal nachdrücklich zu artikulieren.
verändern, deren einstige Existenz von Ungläubigen Albums zwei Gitarrenlandschaften wie sie Foolproof verstehen es immer wieder, den Hörer mit
aber gerne ins Reich der Mythen verwiesen wird. unterschiedlicher nicht sein könnten. Verschieden wie sanften Rhythmen und Melodien wie in Childhood
Aber nicht Kleinstadtmief, sondern Weltoffenheit, Nacht und Tag sind auch die um Vorrang ansingende einzunehmen, um ihn um so kraftvoller mit der Realität
nicht Lokalband, sondern musikalisches Erbe des männliche und weibliche Stimme. Hier gelingt es den des Lebens zu konfrontieren. Stimmlich, modulatorisch
20.Jahrhunderts begegnet dem, der den Schritt wagt, Musikern, eine Spannung aufzubauen, welche zwar und instrumentell stellt dieses Stück für den verwöhnten
mal wieder ein deutsches Produkt auf dem CD-Rotor durch den parallelen Refrain gemildert wird, aber erst Liebhaber irisch-wehmütig angehauchter Bands wie The
spinnen zu lassen. im finalen Bekenntnis zur Eigenständigkeit in perfekter Coalminer's Beat eine willkommene Ergänzung dar.
Der Pre-Release läßt erkennen, welchen Weg die Harmonie gelöst werden kann. Auch Shell wirkt ungleich zarter und kraftvoller als jede
Jungs und ihre wechselnden Frontfrauen von der Moose the Machine geizt nicht mit frühere Version zuvor. Jenes traumartige Reich, in dem
einstigen "Psychoband" bis heute zurückgelegt haben. abwechslungsreichen Tempi, die beileibe nicht nur uns hier Zuflucht gewährt wird, überzeugt dahingehend,
Die Tage der "Jungs von Promusic" sind endgültig gleichförmigen Takt bieten. "Spielt da eine Big Band?" daß - wie ein Blick auf den Text ebenfalls erkennen läßt
vorbei, und der Hörgenuß geht unbekannten Höhen mag sich mancher fragen, der sich dem polyphonen - Foolproofs Poesie nicht nur der musikalischen Sphäre
entgegen. Nur gelegentlich trübt das eine oder andere Sog nicht zu entziehen vermag, kaum daß er den angehört, sondern dem größeren Reich des Geistes
Pfeiffen der Mikrophone oder Induktionsströme, die aziden Einsätzen des geblasenen Blechs Wogen (oder zugerechnet werden darf.
nicht sorgfältig genug gefiltert wurden, das furiosum Stöße?) der Begeisterung entgegenbrachte.
musicale. Mancher Live-Mitschnitt, der mit In anderen Songs wie Somebody erspielt sich das E-
Rückkoppelungen aufwartet, erschrecke niemanden - Rockiger geht es im dritten Song zu, der die Frage Piano durch seine Akkorde und Akzente eine
auch Bob Marleys Live-Version von "No woman no beantwortet, wer bei Foolproof den Ton angibt. Satter ausgewogen tragende Rolle, die Lust macht auf mehr.
cry" hat dadurch gewonnen! Nur dem Rauschabstand Bass, satter Gitarrensound und eine Posaune, die dem Foolproof - eine insgesamt ausgewogene Mischung, die
der Live-Aufnahmen wäre ein Vorstoß in Saxophon beflügelnde Unterstützung gibt. Wer aber dem Liebhaber ein Schatzkästlein in seiner Sammlung
Studiodimensionen zu wünschen. erwartet, daß sich Foolproofs musikalische bedeuten dürfte. Der Sinn einer solchen Unternehmnung,
Reichhaltigkeit nur zwischen Songs erschließt und einer solchen Herauskehrung der Innerlichkeit, konnte
Und woher weht der lang ersehnte Wind aus den innerhalb eines Songs nur ein klangliches Rezitativ
Boxen-Membranen? Von jazzigen Einflüssen über nicht nur sein, eine nie vollständig abgerundete Existenz
oder eine monotone Abfolge von Bass- und als Band endlich unter Beweis zu stellen, sondern mußte
psychedelische Keyboards, von sanfter Percussion bis Guitarrenakkorden erwartet, der hat die Rechnung
zu melodischem, bisweilem hartem verzerrtem im selben Moment der Bestimmung nachkommen, eine
ohne Björn Rasch und Wilhelm Hofmann gemacht. verbreitete Sehnsucht nach musikalischem Impetus zu
Guitarren-Rock ist für den unvoreingenommenen Immer wieder unterbrochen durch kontemplative
Hörer alles dabei. Live-Einspielungen einer Hip-Hop- befriedigen oder - um mit Foolproof selbst zu sprechen -
Phasen fordern schließlich Saxophon und E-Guitarre "to bring us back the dreams we had". Diesem Anspruch
Performane und andere Anleihen, die von Dire Straits die Beachtung, die ihnen gebührt und niemand
(Handle with Care - Präludium) bis zu Bob Dylans All haben Foolproof mit ihrer one-and-only voll und ganz
verwehren kann. Genüge getan. Endlich.
along the Watchtower im Gewande Jimi Hendrix'
reichen, wirken alles andere als billig oder Zwar bietet Funk Two heute jene technische
Kupferstecherei. Und dennoch wird der gewohnte Vollkommenheit, die bei früheren Live-Mitschnitten
Hip-Hopper nicht auf seine Kosten kommen, gilt es fehlte, dafür fehlt der heutigen Studioversion zu

Das könnte Ihnen auch gefallen