Philosophy of Language
La philosophie du langage
HSK 7.1
Handbücher zur
Sprach- und Kommunikations-
wissenschaft
Handbooks of Linguistics
and Communication Science
Manuels de linguistique et
des sciences de communication
Mitbegründet von
Gerold Ungeheuer
Band 7.1
Vorwort
Sprachphilosophie ist als eigenständige Disziplin der Philosophie im abendländischen
Kulturkreis erst ungefähr 200 Jahre alt, in der für ihr derzeitiges Selbstverständnis
charakteristischen Funktion als Grundlagendisziplin für Untersuchungen sprachabhän-
giger Tätigkeiten sogar erst ein Resultat des 20. Jahrhunderts. Fragestellungen und
Methoden der gegenwärtigen Sprachphilosophie sind entscheidend geprägt durch die
Ausbildung des Werkzeugs der logischen Analyse sprachlicher Ausdrücke in der Ana-
lytischen Philosophie: die historischen Vorstufen im 18. und 19. Jahrhundert hingegen
sind zunächst nahezu wirkungslos geblieben und werden erst gegenwärtig allmählich
in ihrer Bedeutung gewürdigt.
Diese späte Selbständigkeit der Sprachphilosophie ist jedoch keineswegs Zeichen für
einen Mangel an philosophischem Interesse an der Sprache, eher schon ist sie Ausdruck
der besonderen Schwierigkeit jeder Untersuchung, die ihren Gegenstand zugleich als
Hilfsmittel zu dessen Darstellung einsetzen muß. Überlegungen zur Sprache waren
freilich auch längst vor einer selbständig auftretenden Sprachphilosophie unerläßlicher
Bestandteil jeder philosophischen Untersuchung — auch dort, wo sie nicht explizit
auftauchten, sondern als Vorverständnis den Gang philosophischen Nachdenkens ge-
leitet haben. In ausdrücklicher Form finden sich Reflexionen über Sprache in beinahe
jeder philosophischen Abhandlung, gleichgültig aus welcher Epoche und in welchem
philosophischen Traditionszusammenhang, auch außerhalb des abendländischen Kul-
turkreises.
Philosophische Untersuchungen, die sich mit Sprache befassen, sind nur selten genau
von Logik auf der einen Seite und von Psychologie auf der anderen Seite abgegrenzt
worden. Noch heute gibt es einen breiten Bereich, in dem logische und sprachphilo-
sophische Untersuchungen miteinander konkurrieren: sprachliche Ausdrücke werden
unter den Gesichtspunkten ‘Bedeutung’, ‘Wahrheit’ und ‘Schlüssigkeit’ behandelt.
Ebenso breit ist der andere Bereich, in dem psychologische und sprachphilosophische
Untersuchungen in Wettstreit treten: sprachliche Ausdrücke werden in ihrer Funktion
in bezug auf mentale Prozesse bei Sprecher und Hörer zum Gegenstand. Die Eigen-
ständigkeit des Phänomens Sprache jenseits logischen oder psychologischen Zugriffs
wurde lange Zeit — von den erst in der Gegenwart im einzelnen beachteten physika-
lischen Aspekten, z. B. in der Phonologie, oder biologischen Aspekten, z. B. in der
Ethologie, einmal abgesehen — meist nur im Bereich dessen gesehen, was die traditio-
nelle Grammatik behandelt hat.
Natürlich darf man daraus nicht schließen, daß auf Sprache bezogene Fragestellun-
gen, die über grammatische Probleme hinausgehen, sich erst durch den ›linguistic turn‹
insbesondere der Analytischen Philosophie zu Beginn dieses Jahrhunderts ergeben
hätten. Selbstverständlich sind in den ursprünglich als Teil der Philosophie auftretenden
Disziplinen Rhetorik, Poetik und ganz besonders Erkenntnistheorie seit der Antike
auch sprachtheoretische Fragen behandelt worden, aber stets nur hilfsweise, um über
weitere Mittel zur Lösung scheinbar sprachunabhängiger Sachprobleme zu verfügen;
VI Vorwort
denn mit Problemen der (sprachlichen) Darstellung wollte man Sachprobleme nicht
verwechseln.
Auch die neuzeitliche Linguistik — anfangs in ihrer romantischen Gestalt einer
Einheit von Sprachwissenschaft und Sprachphilosophie, paradigmatisch verkörpert im
Werk Wilhelm von Humboldts — bleibt zunächst eingebettet in Wissenschaft und
Philosophie der Geschichte, der sie dient. Nach und nach erst entwickelt sich im
19. Jahrhundert jene Verselbständigung, bei der zum einen die Sprachwissenschaft
(= Linguistik) — eine ›Objektdisziplin‹ — mit der Aufgabe befaßt ist, den empirischen
Gehalt von Aussagen über Sprache zu erweitern, während die Sprachphilosophie —
eine ›Metadisziplin‹ — sich der Klärung des begrifflichen Rahmens von Rede über
Sprache widmet, zum anderen jedoch die Sprachwissenschaft dabei zwei teils mitein-
ander konkurrierende, teils sich ergänzende Untersuchungsverfahren ausbildet, die als
historisch-vergleichende Methode und als experimentell-beobachtende Methode bis
heute Gestalt und interne Auseinandersetzungen der Linguistik bestimmen. In dem
Maße nämlich, in dem sich das Selbstverständnis der Sprachwissenschaft, eine empi-
rische und damit positive Wissenschaft zu sein, durchsetzt, finden alle diejenigen em-
pirischer Kontrolle nicht zugänglichen Überlegungen in der Sprachwissenschaft keinen
Platz mehr, die mit der Herkunft der ersichtlich ebenfalls hauptsächlich sprachlichen
wissenschaftlichen Hilfsmittel befaßt sind: Sprachphilosophie erhält als reflexive
›Grundlagenwissenschaft‹ ihre Selbständigkeit. Sie artikuliert sich zum letztenmal vor
der von der Analytischen Philosophie durchgesetzten sprachkritischen Wende im Be-
reich der Grundlagenforschung in der Philosophie der symbolischen Formen Ernst
Cassirers (1923—1929).
Mit dem systematischen Einsatz der Sprachanalyse bei der Behandlung philosophi-
scher Probleme kommt es in den letzten hundert Jahren zu einer sich ständig beschleu-
nigenden Entwicklung der Sprachphilosophie sowohl diachron, durch immer bessere
Kenntnisse der historischen Vorläufer, als auch synchron, durch Differenzierung der
begrifflichen Hilfsmittel. Sie findet in enger Wechselwirkung mit Logik, Linguistik,
Psychologie und der aus ihnen entwickelten Kognitionswissenschaft statt, neuerdings
auch in Konkurrenz zu der als Wissenschaft vom Zeichengebrauch eine integrierende
Funktion beanspruchenden Semiotik und zur Theorie der Kommunikation, insofern
Sprachhandlungen als Handlungen mit Kommunikationsabsicht gelten. Wird Zeichen-
gebrauch noch in zeichenvermitteltes, empirisch beobachtbares Verhalten eingebettet
aufgefaßt, so nimmt in diesem Zusammenhang wiederum Handlungstheorie (Pragmatik/
Praxeologie) und Verhaltensforschung (Ethologie), ergänzt um die von der Theorie der
künstlichen Intelligenz bereitgestellten Modellbildungen, die Stelle sowohl der Semiotik
wie der Theorie der Kommunikation in ihrer Rolle als fundierende Disziplinen ein.
Die Fülle der Einzeluntersuchungen ist trotz aller in regelmäßigen Abständen wie-
derholten Versuche, durch thematisch gegliederte Aufsatzsammlungen Forschungs-
schwerpunkte und Diskussionszusammenhänge international zu dokumentieren, auch
für den Fachmann mittlerweile weitgehend unübersehbar. Für jemanden, der von einer
Nachbardisziplin herkommt und Übersicht über den Stand der Sprachphilosophie zu
gewinnen sucht, ist die Lage praktisch aussichtlos, zumal die zahlreich verfügbaren
Lehrbücher, häufig aus Vorlesungen ihrer Verfasser entstanden, in die Sprachphiloso-
phie schon aus Platzgründen nur unter einigen Aspekten und auch dann nur in groben
Zügen einführen können.
Erschwerend kommt hinzu, daß in vielen Fällen nicht klar erkennbar ist, ob sich
eine sprachphilosophische Untersuchung wissenschaftstheoretisch, also als zugehörig
Vorwort VII
zur Philosophie der Linguistik oder gar zur allgemeinen Wissenschaftstheorie, versteht,
oder aber, ob sie mit philosophischen Sachproblemen befaßt sein will, also unterstellt
ist, philosophische Probleme seien stets auf Probleme der bei ihrer Behandlung ver-
wendeten Sprache reduzierbar: die Untersuchung gehört dann der linguistischen Phi-
losophie an. Dabei ist noch nicht berücksichtigt, daß gegenwärtig sogar darüber gestrit-
ten wird, ob Sprachphilosophie und Linguistik nicht wieder in dem Sinne miteinander
vereinigt werden können, daß Philosophie, Logik, Psychologie und andere Disziplinen
mit offensichtlich sprachabhängigen Gegenstandsbereichen wie Kognitionswissenschaft
und Psychoanalyse, Hermeneutik und Rhetorik, zu Teildisziplinen einer umfassend
verstandenen Linguistik umdeutbar sind.
Schließlich sollte nicht unterschlagen werden, daß im Licht der jeweils unternom-
menen sprachphilosophischen Untersuchungen auch die philosophische Tradition, wird
sie in die Betrachtung einbezogen, eine Beleuchtung erfährt, die es im einzelnen Fall
schwer macht, sprachphilosophische Aspekte am untersuchten Textzusammenhang vom
durch denselben Textzusammenhang möglicherweise ausgedrückten sprachphilosophi-
schen Interesse klar zu trennen.
Hier soll das Handbuch Sprachphilosophie im Rahmen der Zielsetzung der Reihe
Handbü cher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft, dem es angehört, Abhilfe
schaffen. Für Studierende, Lehrende und Forschende der Philosophie sowie aller Dis-
ziplinen, die sich mit der Sprache als einem Forschungsgegenstand befassen, oder die
Sprache gar als ein Darstellungsmittel ausdrücklich thematisieren, will das Handbuch
Sprachphilosophie eine nach Fragestellungen, Behandlungsmethoden und theoretischem
Rahmen möglichst umfassende Übersicht über den aktuellen Stand dieser Disziplin
geben, so wie er von Fachleuten gesehen wird, die in verschiedenen Teilbereichen der
Sprachphilosophie und in verschiedenen Traditionszusammenhängen ihrer Herkunfts-
länder tätig sind.
Dem Charakter eines Handbuches entsprechend ist keine enzyklopädische, rein
berichtende, auf viele kleine Einzelartikel verteilte Behandlung des Gebiets vorgenom-
men worden; vielmehr wird in längeren, grundsätzlich monographisch verfaßten Arti-
keln neben der Information sowohl über systematische Probleme als auch über histo-
rische Ereignisse und Entwicklungen zugleich Gelegenheit für kritische Beurteilung des
behandelten Teilbereichs aus der Sicht des jeweiligen Bearbeiters gegeben. Den Bear-
beitern war es daher auch freigestellt, sich in ihrer Darstellung auf Paradigmata
innerhalb ihres Bereichs zu beschränken und gegebenenfalls im Zusammenhang von
dort auftretenden Kontroversen ausdrücklich Stellung zu beziehen. Die Herausgeber
haben deshalb darauf verzichtet, Überschneidungen bei der Behandlung verschiedener
Artikel zu verhindern, und ebenso darauf, auf jeweilige Vollständigkeit der Darstellung
zu dringen. Sie haben statt dessen versucht, durch Auswahl und Gliederung der
verschiedenen Artikel, bei der viele Kollegen beratend mitgewirkt haben, eine
Einteilung
der Sprachphilosophie, wie sie gegenwärtig international betrieben wird, zu gewinnen,
mit der die nach ihrer Ansicht wichtigsten Bereiche der Sprachphilosophie erfaßt sind.
Da weder auf seiten der Bearbeiter noch auf seiten der Benutzer nationale Beschrän-
kungen berücksichtigt werden sollen, bleiben die für sprachphilosophische Arbeiten
gegenwärtig gebräuchlichsten drei Sprachen — Deutsch, Englisch, Französisch — auch
Medium der Darstellung in diesem Handbuch.
Das Handbuch umfaßt 120 Artikel, verteilt auf zwei Teilbände mit je 60 Artikeln,
die in je drei Kapitel gegliedert sind. In den ersten drei Kapiteln liegt der Akzent auf
VIII I.Vorwort
historischen Aspekten, in den letzten drei Kapiteln auf systematischen Aspekten. In der
Mitte der ersten Hälfte steht Kapitel II mit 26 Artikeln, die den sprachphilosophischen
Aspekten im Werk historischer Personen gewidmet sind, in der Mitte der zweiten Hälfte
steht Kapitel V mit 22 Artikeln, die wichtige Begriffe explizieren und in ihrer Funktion
vor allem für die gegenwärtige Gestalt der Sprachphilosophie begründen. Für eine
angemessene Behandlung des historischen Aspekts der Sprachphilosophie war es erfor-
derlich, Kapitel II durch zwei weitere Kapitel zu flankieren, Kapitel I mit 13 raumzeit-
lichen Übersichten und Kapitel III mit Darstellungen von 21 sprachphilosophischen
Positionen, die entweder, obwohl bereits historisch, noch immer von großem Einfluß
sind oder doch Einfluß zu haben verdienten, oder die gegenwärtig vertreten werden.
Ganz entsprechend verlangt es eine angemessene Behandlung des systematischen
Aspekts der Sprachphilosophie, die Erörterung der sprachphilosophisch zentralen Be-
griffe zu ergänzen um ein Kapitel IV, in dem 16 wichtige sprachphilosophische Kontro-
versen der Vergangenheit und der Gegenwart kritisch dargestellt werden, und ein Kapitel
VI, das in 22 Artikeln sprachphilosophische Aspekte in anderen Bereichen zum Gegen-
stand hat.
I.Raumzeitliche Übersichten 29.Alexander Bryan Johnson
30.John Stuart Mill
1.Sprachphilosophische Anfänge
31.Wilhelm Wundt
2.Stoische Sprachphilosophie
32.Charles Sanders Peirce
3.Jüdische und arabische Sprachphilosophie
33.Anton Marty
4.Sprachphilosophie in der Scholastik
34.Gottlob Frege
5.Indische Sprachphilosophie
35.Fritz Mauthner
6.Chinesische Sprachphilosophie
36.Ferdinand de Saussure
7.Sprachphilosophie in der Renaissance
37.Ernst Cassirer
8.Sprachphilosophie in der Aufklärung
38.Karl Bühler
9.Historisch orientierte Sprachphilosophie im
39.Ludwig Wittgenstein
19. Jahrhundert
10.Die skeptische Tradition in der Sprachphilo- III.Positionen
sophie
40.Die Lehre der Terministen
11.Die empiristische Tradition in der Sprachphi-
41.Die Lehre der Modisten
losophie
42.Der Apohavāda in der logischen Schule des
12.Die rationalistische Tradition in der Sprach-
Buddhismus
philosophie
43.Der Sphoṭavāda bei den indischen Gramma-
13.Sprachphilosophie in der Romantik
tikern
II.Personen 44.Die Position der rationalen Grammatik
45.Die hermeneutische Position
14.Platon
46.Die phänomenologischen Positionen
15.Aristoteles
47.Die dialogischen Positionen
16.Aurelius Augustinus
48.Die marxistische Lehre
17.Bhartṛhari
49.Die ideologiekritischen Positionen
18.Jayanta
50.Die behavioristischen Ansätze
19.al-Fārābī
51.Die strukturalistischen Ansätze
20.Peter Abaelard
52.Der interaktionistische Ansatz
21.William of Ockham
53.Die transzendentalpragmatische Position
22.John Locke
54.Die sprachphilosophischen Annahmen der
23.Gottfried Wilhelm Leibniz
Sprechakttheorie
24.Giambattista Vico
55.Die sprachphilosophischen Annahmen der
25.Johann Georg Hamann
formalen Semantik
26.Johann Gottfried Herder
56.Die sprachphilosophischen Annahmen der
27.Wilhelm von Humboldt
Sprachsoziologie und der Soziolinguistik
28.Bernard Bolzano
Vorwort IX
Preface
The philosophy of language as a distinct philosophical discipline has been in existence
in the West for no more than 200 years. It acquired a special, constitutive role for the
study of all speech- dependent phenomena even more recently, in the 20th century, in
close connection with the development, by analytic philosophy, of the tools for the
logical analysis of linguistic expressions. In fact, its historical predecessors in the 18th
and 19th centuries had very little influence, and only recently their significance has
come to be fully appreciated.
Such a relatively late origin is not, however, an indication of a lack of interest in
language by philosophers, it is rather a consequence of the special difficulties involved
in an investigation that must employ, from the outset, its very object as a tool for its
own representation. Long before the philosophy of language appeared on the scene as
an independent discipline, linguistic considerations were persistently present even in the
kinds of philosophical investigations where, though not made explicit, they influenced
the path of philosophical reflection. One can find explicit discussion of language either
parenthetically and dispersed throughout the text or else in larger digressions in any
philosophical treatise, whatever its historical period or philosophical tradition, non-
Western cultures included. Furthermore, philosophical research on language is only
seldom precisely demarcated from logic on the one hand and psychology on the other.
In fact, even now, logic and philosophy of language have considerable overlap especially
in the investigation of linguistic expressions from the point of view of ‘meaning’, ‘truth’
and ‘deducibility’. Similarly, psychology and philosophy of language overlap and
sometimes compete in their analysis of the function of linguistic expressions in terms
of the mental processes of speakers and listeners. Setting aside the physical aspects of
language, which came to be handled by phonetics and phonology, or the biological
aspects, dealt with by ethology, the specificity of the phenomenon of ›language‹ vis-à-
vis that studied by logic and psychology has for a long time been considered to be
confined to the domain covered by traditional grammar.
This is not to imply that issues about language, which go beyond grammatical
problems, have arisen for the first time in the wake of 20th century’s well known
›linguistic turn‹ in philosophy. Obviously, theoretical questions about language have
been asked since Antiquity, in originally philosophical disciplines such as rhetoric and
poetics, as well as in the theory of knowledge. But they were always conceived of as
subservient to the solution of language- independent ›factual‹ problems, which were
carefully kept apart from problems about (linguistic) representation. In its beginnings,
modern linguistics displays a remarkable unity between the science and the philosophy
of language. Wilhelm von Humboldt’s work is paradigmatic of this phase. But in this
early romantic form, linguistics’ independence was entirely subordinated to the services
it rendered to the dominant science and philosophy of history of its time. Only slowly,
in the course of the 19th century, did the science of language (= linguistics) dissociate
itself from the philosophy of language, along two main lines, which partly compete
XIV Preface
with and partly complement each other methodologically. They determine the param-
eters of linguistics up to the present day and are known under the labels ‘historical-
comparative’ and ‘experimental- observational’. As a result, the science of language
becomes an ›object- discipline‹, charged with expanding the empirical content of its
assertions, whereas the philosophy of language becomes a ›meta-discipline‹, whose task
is the clarification of the conceptual frame underlying talk about language. In so far as
linguistics adopts the self-image of an empirical — i. e. ›positive‹ — discipline, it excludes
from its field those inquiries that lack empirical control yet are indispensable for
understanding how the linguistic tools involved in doing science come into being. The
philosophy of language thus achieves its independence in the capacity of a purely
›reflexive‹, foundational research. Its last appearance in this form, before the shift
towards a critique of language engineered by analytic philosophy, is in Ernst Cassirer’s
Philosophie der symbolischen Formen (1923—1929).
The roughly hundred years of use of linguistic analysis in dealing with philosophical
problems have been accompanied by an ever accelerating development of the philosophy
of language. Such a development shows up both diachronically, in a better understand-
ing of its historical predecessors, and synchronically, in a diversification of its conceptual
tools. It takes place in close connection with logic, linguistics, psychology, and their
present- day offshoot, cognitive science; more recently it is qualified by a competition
with semiotics and communication theory. The competitive stance derives from the fact
that semiotics claims for itself an integrative function, in its capacity as a science of
symbolic systems, and communication theory emphasizes the communicative intentions
underlying any language activity. If one views the use of symbols as a kind of empirically
observable behaviour, itself mediated by symbols, then action theory (pragmatics/
praxeology) and ethology, possibly supplemented by models such as those devised in
artificial intelligence, should in turn replace both semiotics and communication theory
with respect to their foundational claims.
In the wake of the upsurge of interest in the field, even the specialist is nowadays
unable to keep pace with all developments, and to maintain a global view of the mass
of specialized research. No doubt there are many thematic collections of articles and
other efforts in the direction of international documentation, but they hardly solve this
problem. For someone coming from a neighbouring discipline, looking for a clear
overview of the state of the art in the philosophy of language, such a situation is, to
say the least, frustrating. The existence of several introductory texts is of little or no
help in this respect. For, usually issuing from courses delivered by their authors, such
texts are forced to restrict themselves — due to limitations of space or of perspective
— to the discussion of a few aspects of the field, and even so in a rather cursory way.
Furthermore, studies in the philosophy of language are often unclear about their scope
and nature: are they epistemological — i. e. do they belong to the philosophy of linguistics
or perhaps to the philosophy of science at large —, or else do they purport to deal
with first- order philosophical problems? In the latter case, they seem to presume that
first- order problems reduce to second- order ones, i. e. to problems of language, in
which case such studies belong to linguistic philosophy. The difficulty is compounded
by the current debate over whether linguistics and philosophy of language could and
should merge, so that philosophy, logic, psychology and other disciplines characterized
by language- dependent object domains as, for example, cognitive science and psycho-
analysis, hermeneutics and rhetoric, would become components of a new brand of
Preface XV
›general linguistics‹. Finally, one should not forget that, when present-day philosophers
of language turn their attention to the past, it is hard to distinguish between the
›philosophy of language‹ attributed by them to the classical texts, and the actual interest
in this field expressed by the texts themselves.
The present handbook of the Philosophy of Language is intended to help solve some
of the difficulties just mentioned, within the framework of the general purposes of the
series Handbooks of Linguistics and Communications Science. It should provide an
overall view of the current state of the philosophy of language, conceived as broadly
as possible. This includes an adequate coverage of the range of questions posed, of
methods applied, and of theoretical frameworks adopted. Specialists belonging to
different currents of thought and working within different traditions in several countries
will provide the answers. The book is addressed to students, teachers, and researchers
in philosophy, as well as in any discipline that takes language as its object of investi-
gation or thematizes its use as a means of representation.
As indicated by its title, the book is not conceived as encyclopaedic in character.
Our aim is not to cover the field by means of many brief articles. Instead, the articles
are monographic by nature and, besides the information they carry on specific issues,
doctrines and historical developments, they convey their author’s own critical assessment
of the topics discussed in the article. Accordingly, contributors have been free to restrict
the scope of their articles to the exposition and analysis of a paradigmatic contribution
to the topic and even, in the case of controversies, to espouse explicitly one of the
conflicting positions. This is why the editors gave up both the attempt to avoid any
possible overlap between different articles, and the requirement of exhaustive coverage
of a topic. They intended, however, to achieve a working map of philosophy of language,
as it is currently practised throughout the world, a map representing the most important
research domains in the field. The choice and organization of the articles, which reflect
such a map, have been established after extensive consultation with many colleagues.
In order to avoid nationality limitations, both regarding contributors and readers, the
three main languages now used by most researchers in the philosophy of language —
English, German, and French — have been adopted as a means of presentation
following the choice of the contributor.
The handbook is comprised of 120 articles, divided into two parts with 60 articles
each, which are subsumed under three chapter headings in each part. The first three
chapters are mainly historically oriented, whereas the remaining ones are predominantly
systematic in nature. At the center of the first part, the 26 articles of Chapter II are
devoted to the philosophy of language in the works of historically important persons,
whereas at the center of the second part, the 22 articles of Chapter V present funda-
mental concepts and explain their role mainly in present- day philosophy of language.
In order to ensure an adequate treatment of the historical aspects of the philosophy of
language, Chapter II has been complemented by two further chapters, Chapter I,
consisting of 13 articles which provide spatio-temporal surveys of main currents and
periods, and Chapter III with 21 articles, on various philosophical positions about
language, which are currently held or which, though belonging to the past, still are or
ought to be influential. Likewise, for guaranteeing an adequate treatment of the
systematic aspects in the philosophy of language, Chapter V has been flanked on the
one side by Chapter IV, which explores 16 important controversies of both past and
present, and on the other side by Chapter VI, whose 22 articles deal with aspects of
philosophy of language in other fields.
XVI I.Preface
relationship with the general philosophical conceptual frameworks to which they are
attached. The two main branches of analytic philosophy, logical empiricism (flourished
1920—1950), as espoused by Bertrand Russell and nourished in the Vienna Circle, and
linguistic phenomenalism (flourished 1930—1960), which was inaugurated by George
Edward Moore and experienced its heyday in the Oxford Philosophy, are investigated
with respect to their philosophy of language in the last two articles of the first part
(no. 59 & 60). Of special concern are furthermore the more or less tacit presuppositions
which current linguistic theories borrow from philosophy, and hence their philosophical
foundations, through their implicit adoption of a philosophy of language (no. 54—58).
The last article (no. 120) reconsiders — in a more general vein — the issue of the
relationship between a philosophical position, as expressed in the choice of a method
of logico- linguistic analysis, and the position — somehow biased by such a choice —
adopted in the associated philosophy of language.
The 16 articles of Chapter IV, Controversies, are conceived of as complementing the
articles on positions. The emphasis, though, is not on the internal argumentative
structure of each doctrine, but rather on the critical assessment of its arguments vis-à-
vis externally competing positions. In order to show their links with contemporary
disputes, it is necessary to provide an explicit historical reconstruction of some contro-
versies of the past (no. 61—66). Other old and recent controversies still determine,
through their multiple ramifications, a great deal of contemporary research in the
philosophy of language.
Chapter V, Concepts, contains 22 articles. Apart from the first (no. 77) which deals
with terms which are central for the philosophy of language in general, the first section
of articles is concerned with concepts emanating mainly from semantic research (no.
78—89). Given the above- mentioned difficulty in separating logic and philosophy of
language, the exposition of each concept in this section will include an elucidation of
the connections between its logical and its philosophical uses. The remaining articles
have as their focus concepts used mainly in research on the pragmatics of language
(no. 90—98). Their elucidation requires, in turn, an analysis of the links between the
philosophical and psychological uses of the corresponding terms.
Finally, in Chapter VI, Aspects of philosophy of language in other fields, the first half
of the articles (no. 99—109), whose title is formed with the preposition ‘in’, deals with
the use by other disciplines of the insights of the philosophy of language, either
concerning the questions to be asked and the methods to be employed, or else as
substantive contributions to the theories in these fields. These articles attempt to cover
also cases of ›partial borrowing‹, as in literature or in art. The second half of the
chapter (no. 110—120), whose article headings contain the conjunction ‘and’, is devoted
to problems of demarcation and overlapping which confront philosophers of language.
For it is impossible to characterize a discipline as an independent field of studies
without situating it with respect to both old and new competitors.
The last section of each article contains selected references which are also part of a
general bibliography at the end of the second part of the handbook, the entries being
supplied by the authors. To each entry the numbers of those articles are attached to
which the entry belongs. Antecedent to the general bibliography there is a list of
abbrevations. The handbook ends with an index of persons and an index of subjects.
The editors are aware what a laborious task it was to undertake to write an essay
for this handbook and we thank each individual author for his or her dedicated effort;
Preface XIX
thanks are especially due for the patience shown by those who were first to send their
contribution and had to wait till the last contributions were ready. Among the latter
are those by contributors who consented to fill certain unforeseen gaps when approached
with a special request by one or other of the editors.
The justified wishes of some authors to add and change at the stage of proof reading
in order to bring the contributions up to date could not always be complied with in a
form satisfactory to them. Similarly, the desire to mention the year of sending the
manuscript, since it was not possible to carry it out on a general basis, could not be
accomodated. For the same reason, the appendage of thanks to friends and assistants
forewarded by some authors, has not gone into print.
On an altogether different plane is the plea for providing the accurate and the
maximum possible evidence when referring to other texts, a plea that belongs to the
region of editorial duty, but one that certainly feels burdensome to the authors now
and then. The same is true of the demand to provide the full names of the persons
mentioned in an essay, and in the first volume, where the emphasis on historical aspects
is prominent, in addition, to annex the period of their lives.
Wherever possible and sensible, important terms of the source language have been
made use of or have been added; whenever non-latin script types or latin transliterations
or transcriptions appear as a consequence, the otherwise customary employment of the
simple inverted commas ‘ , ’ to mention the expressions, are avoided as a rule. The
improper use or the emphasis, however, are indicated through the reversed angular
brackets › ,‹ or through the use of italics, respectively. Citation is done through the
signs customary in the respective languages: „ “ (German text), “ ” (English text),
« » (French text); if the reference to the source of the citation is lacking then it is
marked as improper use. Individual words, however, are usually not marked as citation,
even when the source is mentioned; at the most they are marked by using › , ‹. In case
of transliteration of foreign names, considering the equal status of all the three languages
of the handbook, it has been possible to enforce the unity of spelling only at the level
of each single contribution.
To the, often laborious, process of realizing an integrated and uniform form of the
present handbook many assistants of the editors have contributed over the years. Only
those who had to bear the main burden of compiling the final bibliography and the
index can be mentioned here: Thomas Kepler and Henning Kniesche for the bibliog-
raphy, Shahid Rahman and Dagmar Schmauks for the index of subjects, Kai Buchholz
and Ingrid Weber for the index of persons. To all of them our special thanks are due.
Included are the partners of the editors on the other side. Without the admirable
patience of the series editor in charge of this handbook, our colleague Herbert E.
Wiegand, and beyond that without the infatigable encouragement offered towards the
completion of just this volume by our colleague Heinz Wenzel who has been responsible
for the whole series of handbooks at the de Gruyter Publishing Company up to an
internal reorganisation of duties at the end of 1991, the final accomplishment of this
project would have been impossible.
Finally, the editors wish to repeat their sense of gratitude especially towards those
authors who are no more there to witness the publication of their contributions. Let
this handbook be dedicated therefore to the memory of the expired colleagues, Angus
C. Graham, Albert Heinekamp, and Bimal K. Matilal.
Préface
La philosophie du language, en tant que discipline autonome dans la culture occidentale,
existe depuis deux siècles à peine. Ce n’est que depuis la fin du XIX e siècle ou au
déb ut du XX e qu’elle a accédé à la dignité de fondement de toute recherche dans le
domaine des activités basées sur le langage. Les problèmes et les méthodes, qui lui sont
propres dans la philosophie contemporaine, tirent leur origine de l’analyse logique du
langage, telle qu’elle fut élab orée au sein de la philosophie analytique. Les travaux
antérieurs n’ont exercé aucune influence sur son développement et ce n’est qu’après
coup que nos contemporains ont mis en évidence leur importance.
Cette autonomie tardive de la philosophie du langage ne témoigne cependant pas
d’un manque d’intérêt de la philosophie pour le langage, mais elle s’explique par la
difficulté générale d’aborder le phénomène linguistique: celui-ci doit remplir la double
fonction d’ob jet de recherche et de moyen de sa représentation. Bien évidemment, les
réflexions sur le langage, ne serait-ce que sous forme d’un travail préliminaire à la
réflexion philosophique propre, furent considérées comme étant indispensab les à toute
recherche en philosophie b ien avant l’émergence d’une philosophie du langage auto-
nome. D’explicites réflexions sur le langage se trouvent donc dans presque tout traité
philosophique, de quelconque tradition ou époque, et aussi dans des cultures autres
que l’occident.
En général, la réflexion sur le langage se sépare rarement, d’une manière nette, de la
logique et de la psychologie. Aujourd’hui même, les domaines de la logique et celui de
la philosophie du langage se chevauchent fréquemment, et ceci avant tout pour ce qui
est de l’analyse des expressions linguistiques selon les notions de ‘signification’, de
‘vérité’ et de ‘validité’. De la même façon, psychologie et philosophie du langage se
rejoignent en ce qui concerne l’analyse des expressions linguistiques en fonction des
processus mentaux du locuteur et de son interlocuteur. Si l’on écarte les aspects
physiques du language, dont traitent la phonétique, voire la phonologie, ainsi que ses
aspects biologiques, objets d’études récentes de l’éthologie, on remarque que le propre
du phénomène linguistique, c’est-à-dire ce qui le distingue de la logique, d’une part, et
de la psychologie, d’autre part, fut longuement confondu avec ce à quoi s’intéresse la
grammaire traditionnelle.
Toutefois, il ne faut pas en conclure que des prob lèmes linguistiques allant au-delà
du cadre de la grammaire ne se soient guère prononcés avant le ›linguistic turn‹ au
début de ce siècle. Bien au contraire, des analyses linguistiques se trouvent dès l’antiquité
dans la rhétorique, la poétique et, avant tout, la théorie de la connaissance, sous-
disciplines de l’ancienne philosophie. Pourtant, ces analyses ne furent jamais considérées
que comme des auxiliaires à la résolution de prob lèmes réels puisqu’on se défendit
d’assimiler les problèmes réels au simple problème de leur représentation (linguistique).
L’avènement de la linguistique moderne n’a pas modifié, au moins à ses débuts, ces
liens de dépendance. L’aspiration romantique à une union entre science du langage et
Préface XXI
philosophie du langage, telle qu’elle apparaît de la manière la plus parfaite dans l’œuvre
de Wilhelm von Humb oldt, ne vise en fait qu’à mettre la linguistique au service de la
science et de la philosophie de l’histoire. C’est au cours du XIX e siècle que la linguistique
se détacha lentement de la philosophie du langage et devint autonome: elle se présente
désormais comme une discipline propre, ayant pour objet le côté empirique du langage,
tandis que la philosophie du langage est devenue une ›métadiscipline‹ qui se propose
de définir le cadre conceptuel de tout discours sur le langage. La linguistique a gagné
cette indépendance par le b iais de deux méthodes de recherche, l’une comparative et
l’autre expérimentale, qui tantôt se complètent, tantôt se contrarient, et qui la carac-
térisent jusqu’à nos jours. Dans la mesure où cette science nouvelle se veut être une
science positive, partout empirique, l’origine des outils qu’elle emploie, et qui sont eux-
mêmes des éléments langagiers, ne se présente plus à sa portée. Cette tâche de mettre
en évidence les fondements méthodologiques de la linguistique est alors confiée à la
philosophie du langage, et celle-ci apparaît par conséquent comme une discipline
réflexive. Avant qu’il ne se manifeste dans la philosophie analytique, ce rôle s’exprime
pour la dernière fois dans la Philosophie der symbolischen Formen (1923—1929) de
Ernst Cassirer.
La mise en œuvre de l’analyse logique du langage pour résoudre des prob lèmes
philosophiques a finalement engendré le développement rapide de la philosophie du
langage au cours de notre siècle, tant d’un point de vue diachronique, en se livrant à
une étude de plus en plus approfondie du travail des précurseurs, que d’un point de
vue synchronique, en s’appliquant à diversifier les outils conceptuels disponib les. Ce
développement se fait en rapport étroit avec la logique, la linguistique, la psychologie
et, tout récemment, la nouvelle science cognitive. La sémiotique et la théorie de la
communication, pour leur part, aspirent à détrôner cette philosophie du language; la
première en proposant une théorie intégrative de l’usage général des signes, la seconde
en concevant les actions linguistiques comme des actions qui se caractérisent par une
intention communicative. Lorsque l’usage de signes est enfin envisagé comme une
activité empiriquement ob servab le, sémiotique et théorie de la communication, en
revanche, se trouvent sub stituées par la théorie de l’action (pragmatique/praxéologie)
et par l’étude du comportement (éthologie) que complètent les modèles de l’intelligence
artificielle.
En dépit d’un effort systématique de documentation et de classement thématique dû
à une collab oration internationale, les spécialistes de la discipline eux-mêmes ne sont
pas en mesure de survoler l’ensemb le des recherches en cours dans le domaine de la
philosophie du langage. Le novice désireux de connaître l’état actuel de cette discipline
se retrouve donc devant une situation désespérée, d’autant plus qu’il ne dispose que de
manuels extrêmement sélectifs.
Ajoutez à cela une difficulté supplémentaire. Faut-il tenir la philosophie du langage
pour une philosophie de la linguistique, à savoir une b ranche de la philosophie de la
science, ou serait-il préférab le de la considérer comme une philosophie linguistique?
Dans ce cas-là, elle se présenterait comme une manière nouvelle d’aborder, par le moyen
de l’analyse linguistique, les prob lèmes philosophiques traditionnels. Par ailleurs, il
reste toujours possib le que philosophie du language et linguistique puissent un jour
fusionner dans une ›linguistique générale‹ qui engloberait toutes les disciplines traitant
du language: philosophie, logique, psychologie, science cognitive, psychanalyse, her-
méneutique et rhétorique.
XXII Préface
N’oub lions pas enfin que la tradition philosophique elle-même est réexaminée et
réinterprétée à la lumière de la philosophie du langage, en sorte qu’il est difficile
d’étab lir une séparation nette entre les prob lèmes soulevés par cette dernière quant à
l’interprétation de certains textes et les thèmes de philosophie du langage abordés dans
ces mêmes textes.
Le manuel La philosophie du language se propose, dans le cardre de la série des
Manuels de linguistique et des sciences de communication, de remédier, autant que
possible, à cette situation. Il est destiné à la fois aux philosophes, étudiants, professeurs
et chercheurs, et aux spécialistes de toutes les disciplines qui traitent du langage en tant
qu’objet de recherche ou moyen de représentation.
Il se propose d’offrir aux uns et aux autres une vue d’ensemb le de la discipline
considerée dans les problèmes qu’elle soulève, les méthodes qu’elle emploie et les cadres
théoriques qu’elle se donne.
Bien éloigné de se b orner au point de vue unilateral d’une école ou d’un pays, il
regroupe les contrib utions de spécialistes qui traitent des divers domaines de la philo-
sophie du langage, et relèvent des traditions les plus diverses.
Ce manuel n’est pas une encyclopédie: bien éloigné de regrouper une foule d’articles
brefs, il rassemble un nombre assez restreint de monographies dont les auteurs complè-
tent par des jugements critiques portant sur les prob lèmes, les concepts et les dévelop-
pements historiques, la part qu’ils réservent à l’information.
Les collab orateurs avaient la faculté de retenir, dans les domaines qui leur ont été
assignés, les points qu’ils jugeaient essentiels. Il leur était aussi loisible de susciter des
controverses sur les problèmes qu’ils ont abordés. Les directeurs de l’ouvrage ont laissé
à leurs collab orateurs une entière lib erté. Pas plus qu’ils n’ont exigé un traitement
exhaustif de chaque sujet, ils n’ont pris parti dans les controverses. Leur rôle s’est
borné à choisir judicieusement et répartir les sujets d’étude. Il est résulté de cette tâche,
à laquelle ont contrib ué plusieurs collègues, une classification systématique des prin-
cipaux domaines de recherche dans la philosophie contemporaine du langage. Ecartant
les b arrières nationales qui auraient pu reb uter certains de leurs collab orateurs, ils ont
accepté et même encouragé l’usage de trois langues: la française, l’allemande et l’an-
glaise.
Chacun des deux volumes du manuel regroupe 60 articles, réparties en 3 chapitres.
Le premier traite plutôt des aspects historiques, et le second des aspects systématiques
des problèmes. Le chapitre II, qui occupe la partie centrale du premier tome, regroupe
26 articles et traite des contrib utions à la philosophie du langage dont nous sommes
redevab les à des personnes historiquement importantes. Le chapitre V, qui figure dans
le second volume, traite en 22 articles des concepts fondamentaux qui dominent
largement, quant à la forme et au contenu, la philosophie contemporaine du language.
En vue d’un traitement satisfaisant des aspects historiques de la discipline, on a jugé
nécessaire de compléter le chapitre II par deux autres: le chapitre I qui regroupe 13
aperçus spatio-temporels, et le chapitre III, qui expose 21 doctrines en philosophie du
langage. Les unes relèvent de l’histoire et traitent des écoles anciennes qui ont exercé
une influence importante, les autres sont celles qui jouent un role essentiel dans la
pensée contemporaine. De manière semb lab le, deux chapitres du second volume,
complètent l’exposé des concepts fondamentaux. Dans le quatrième, 16 controverses
importantes, passées ou présentes, font l’objet d’exposés critiques; dans le sixième, 22
articles examinent les aspects de la philosophie du langage dans d’ autres domaines.
I.Préface XXIII
Le dessein qui a présidé au choix des 21 doctrines examinées dans le chapitre III était
de présenter une gamme aussi variée et complète que possib le des théories générales
dont découlent les différentes thèses en philosophie du langage, afin que le lecteur
prenne conscience des rapports qui lient ces thèses fondamentales aux positions phi-
losophiques dont elles font partie. Les deux positions qui dominent la discussion
actuelle
en philosophie analytique font l’ob jet d’un exposé critique situé à la fin du premier
volume (articles 59 et 60). Il s’agit de l’empirisme logique dont l’apogée se situe entre
1920 et 1950, et du phénoménalisme linguistique qui atteint son sommet, avec un
décalage de dix ans, entre 1930 et 1960. Notons encore que le premier de ces deux
courants tire son origine des travaux exhaustifs de Bertrand Russell ainsi que de
l’activité
féconde du Cercle de Vienne, et que le mérite d’avoir engendré le second, devenu
célèbre pour la première fois sous le nom d’Ecole d’Oxford, revient à George Edward
Moore. En outre, le lecteur sera mis à même de saisir les rapports entre certaines
théories linguistiques et certaines prises de position philosophiques qui en sont le
fondement tacite (articles 54—58). Dernier article du manuel, l’article 120 reprend, et
cette fois dans une perspective tout à fait générale, le prob lème du rapport entre telle
position philosophique qui se manifeste dans le choix d’une méthode d’analyse logico-
linguistique d’une part, et les principes philosophiques que ce choix présuppose d’autre
part.
Dans la mesure où ils ont pour ob jet des prises de position, les 16 articles de
controverses qui composent le chapitre IV viennent contreb alancer ceux du chapitre
III. Ces controverses ne sont pas seulement exposées pour elles-mêmes, dans leur
organisation interne, mais aussi du point de vue des critiques externes dont elles ont
fait l’ob jet, et du rôle critique qu’elles jouent dans certains déb ats philosophiques
importants. Parmi ces déb ats, ceux qui appartiennent au passé font l’ob jet de recons-
titutions historiques précises, en sorte qu’apparaîtra clairement l’intérêt qu’elles pré-
sentent dans les déb ats actuels (articles 61—66), alors que d’autres dominent encore,
par certains de leurs aspects, les efforts de systématisation entrepris par les chercheurs
contemporains.
Le chapitre V, qui traite des concepts, se subdivise en 22 articles. Le premier, l’article
77, est consacré aux concepts fondamentaux en général. Les articles 78 à 89, qui ont
pour ob jet les notions sémantiques, tiennent compte du prob lème déjà mentionné des
frontières communes à la logique et à la philosophie du langage, et se proposent
d’éclaircir le rapport entre l’usage logique et celui philosophique des concepts dont ils
traitent. Suit l’exposé des concepts pragmatiques (articles 90—98) qui, de manière
semb lab le, met en lumière la façon dont usage psychologique et usage philosophique
de ces concepts se superposent.
Le chapitre VI, qui clôt l’ouvrage, ab orde les aspects de la philosophie du langage
dans d’ autres domaines. II comprend deux parties, d’étendue sensib lement égale. Les
articles qui composent la première (article 99—109), et dont les titres font usage des
prépositions ‘en’ et ‘dans’, traitent des ›insights‹, fussent-ils partiels ou implicites, de la
philosophie du langage dans la prob lématique, la méthodologie et les développements
théoriques d’autres domaines, scientifiques ou non. La seconde moitié (articles
110—120), dont les titres usent de la conjonction ‘et’, s’attache plus particulièrement à
l’étude des interactions qui lient la philosophie du langage et d’autres domaines du
savoir, interactions étant à l’origine de recherches ›inter-disciplinaires‹ et dignes de
retenir l’attention, pour cette double raison que leur étude met en évidence la fécondité
de la philosophie du langage, et qu’elle permet d’en préserver l’identité.
XXVI Préface
de 1991, s’occupa de la série à la maison d’édition. Sans eux, ce manuel n’aurait jamais
pu être réalisé.
Les éditeurs gardent un souvenir reconnaissant de ceux des auteurs que la mort a
privés du plaisir de lire leurs contrib utions dans le texte imprimé. C’est à la mémoire
des collègues Angus C. Graham, Alb ert Heinekamp et Bimal K. Matilal que nous
dédions ce manuel.
1. Halbband/Volume 1/Tome 1
Vorwort ........................................................................................................................ V
Preface .......................................................................................................................... XIII
Préface .......................................................................................................................... XX
I. Raumzeitliche Übersichten
Spatio-temporal surveys
Aperçus spatio-temporels
1. Matthias Gatzemeier, Sprachphilosophische Anfänge (First thoughts
about language. Premières reflexions sur le langage) ................................. 1
2. Karlheinz Hülser, Stoische Sprachphilosophie (Stoic philosophy of lan-
guage. La philosophie du langage des stoïciens) ......................................... 17
3. Lenn E. Goodman, Jewish and Islamic philosophy of language (Jüdische
und arabische Sprachphilosophie. Les philosophies du langage juive et
arabe) ........................................................................................................... 34
4. Wolfgang Gombocz, Sprachphilosophie in der Scholastik (Philosophy
of language in scholasticism. La philosophie du langage dans la scola-
stique) .......................................................................................................... 56
5. Bimal K. Matilal, Indian philosophy of language (Indische Sprachphi-
losophie. La philosophie indienne du langage) ........................................... 75
6. Angus C. Graham, Chinese philosophy of language (Chinesische Sprach-
philosophie. La philosophie chinoise du langage) ....................................... 94
7. Gabriel Nuchelmans, Renaissance philosophy of language (Sprachphi-
losophie in der Renaissance. La philosophie du langage dans la Renais-
sance) ........................................................................................................... 104
8. Gerda Haßler, Sprachphilosophie in der Aufklärung (Philosophy of
language in the age of enlightenment. La philosophie du langage au Siècle
des Lumières) ............................................................................................... 116
9. Hermann J. Cloeren, Historisch orientierte Sprachphilosophie im 19.
Jahrhundert (Historically oriented philosophy of language in the 19th
century. La philosophie du langage à orientation historique au 19ème
siècle) ........................................................................................................... 144
10. Jim Hankinson, The sceptical tradition in the philosophy of language
(Die skeptische Tradition in der Sprachphilosophie. Le scepticisme en
philosophie du langage) ............................................................................... 162
11. Lia Formigari, The empiricist tradition in the philosophy of language
(Die empiristische Tradition in der Sprachphilosophie. La tradition emp-
iriste dans la philosophie du langage) ......................................................... 175
XXX Inhalt/Contents/Table des matières
II. Personen
Persons
Personnes
14. Nicholas P. White, Plato (427—347) ........................................................... 234
15. Wolfram Ax, Aristoteles (384—322) ........................................................... 244
16. Erhardt Güttgemanns, Aurelius Augustinus (354—430) ............................. 260
17. Madhav M. Deshpande, Bhartṛhari (ca. 450—510) ..................................... 269
18. Bimal K. Matilal, Jayanta (ca. 840—900) ................................................... 278
19. Jacques Langhade, al-Fārābī (872—950) ..................................................... 279
20. Lambertus M. de Rijk, Peter Abaelard (1079—1142) .................................. 290
21. Egbert Bos, William of Ockham (ca. 1285—1347) ..................................... 296
22. Gerhard Streminger, John Locke (1632—1704) ........................................... 308
23. Albert Heinekamp, Gottfried Wilhelm Leibniz (1646—1716) .................... 320
24. Nancy S. Struever, Giambattista Vico (1668—1744) ................................... 330
25. Rüdiger Welter, Johann Georg Hamann (1730—1788) ................................ 339
26. Ulrich Gaier, Johann Gottfried Herder (1744—1803) .................................. 343
27. Silke M. Kledzik, Wilhelm von Humboldt (1767—1835) ........................... 362
28. Jan Berg, Bernard Bolzano (1781—1848).................................................... 381
29. Lars Gustafsson, Alexander Bryan Johnson (1786—1867) .......................... 393
30. Willem R. de Jong, John Stuart Mill (1806—1873) ..................................... 401
31. Clemens Knobloch, Wilhelm Wundt (1832—1920) .................................... 412
32. Bernd Michael Scherer, Charles Sanders Peirce (1839—1914) ................... 431
33. Savina Raynaud, Anton Marty (1847—1914) .............................................. 445
34. Matthias Schirn, Gottlob Frege (1848—1925) ............................................. 467
35. Elisabeth Leinfellner-Rupertsberger, Fritz Mauthner (1849—1923) ........... 495
36. Christian Stetter, Ferdinand de Saussure (1857—1913) ............................... 510
37. Henning Kniesche, Ernst Cassirer (1874—1945) ......................................... 524
38. Robert E. Innis, Karl Bühler (1879—1963) ................................................. 550
39. Jacques Bouveresse, Ludwig Wittgenstein (1889—1951) ............................ 563
III. Positionen
Positions
Doctrines
40. Klaus Jacobi, Die Lehre der Terministen (The terminists’ doctrine. La
doctrine des terministes) .............................................................................. 580
41. Gereon Wolters, Die Lehre der Modisten (The modists’ doctrine. La
doctrine des modistes) ................................................................................. 596
Inhalt/Contents/Table des matières XXXI
42. Victor van Bijlert, Apohavāda in Buddhist logic (Der Apohavāda in der
logischen Schule des Buddhismus. Apohavāda dans l’école logique du
Bouddhisme) ................................................................................................ 600
43. Bimal K. Matilal, The sphoṭa doctrine of the Indian Grammarians (Der
Sphoṭavada bei den indischen Grammatikern. La doctrine du sphoṭa des
grammairiens indiens) ................................................................................. 609
44. Jean-Claude Pariente, La position de la grammaire rationelle (Die
Position der rationalen Grammatik. The rational grammar position) ........ 620
45. Kurt Wuchterl, Die hermeneutische Position (The hermeneutic approach.
Le point de vue herméneutique) ................................................................... 638
46. David Woodruff Smith, Phenomenological approaches (Die phänome-
nologischen Positionen. Les points de vue phénoménologiques) ................ 649
47. Else M. Barth, Dialogical approaches (Die dialogischen Positionen. Les
points de vue dialogiques) ........................................................................... 663
48. Volkbert M. Roth, Die marxistische Lehre (The marxist doctrine. La
doctrine marxiste) ........................................................................................ 677
49. James Bohman, Critique of ideologies (Die ideologiekritischen Positio-
nen. Les points de vue de la critique des idéologies) .................................. 689
50. Ausonio Marras, Behavioristic approaches (Die behavioristischen An-
sätze. Les positions du behaviorisme) ......................................................... 705
51. Axel Bühler, The structuralist approaches (Die strukturalistischen An-
sätze. Les positions structuralistes) ............................................................. 718
52. Harald Wenzel, Der interaktionistische Ansatz (The interactionist ap-
proach. Le point de vue interactionniste) .................................................... 732
53. Wolfgang Kuhlmann, Die transzendentalpragmatische Position (The
position of transcendental pragmatism. Le point de vue du pragmatisme
transcendantal) ............................................................................................ 746
54. Hans Julius Schneider, Die sprachlichen Annahmen der Sprechakttheo-
rie (The philosophy of language underlying speech act theory. La philo-
sophie implicite du langage dans la théorie des actes de parole) ............... 761
55. Helmut Schnelle, Die sprachphilosophischen Annahmen der formalen
Semantik (The philosophy of language underlying formal semantics. La
philosophie implicite du langage dans la sémantique formelle) .................. 775
56. Johannes Schw italla, Die sprachphilosophischen Annahmen der Sprach-
soziologie und der Soziolinguistik (The philosophy of language under-
lying sociology of language and sociolinguistics. La philosophie implicite
du langage dans la sociologie du langage et dans la socio-linguistique) .... 785
57. Jan Sleutels, Philosophical foundations of psychology of language and
of psycholinguistics (Die philosophischen Grundlagen der Sprachpsycho-
logie und der Psycholinguistik. Fondements philosophiques de la psycho-
logie du langage et de la psycho-linguistique) ............................................. 797
58. Hans Glinz, Die philosophischen Grundlagen der Sprachinhaltsfor-
schung (Philosophical foundations of content analysis. Fondements phi-
losophiques de l’analyse du contenu) .......................................................... 810
59. Henri Lauener, Das Formalsprachenprogramm in der Analytischen
Philosophie (Formal languages in analytic philosophy. Les langages for-
mels en philosophie analytique) .................................................................. 825
XXXII Inhalt/Contents/Table des matières
IV. Kontroversen
Disputes
Controverses
61. Paul Gochet, La querelle des universaux (Der Universalienstreit. For
and against universals)
62. Bimal K. Matilal/Jürgen Mittelstraß, Are w ord and things connected
by nature or by convention?/Der ϕύσει-θέσει-Streit (Les rapports entre
langage et monde sont-ils naturels ou conventionnels?)
63. Bimal K. Matilal, The dispute on the primacy of word or sentence (Der
Streit um den Primat von Wort oder Satz. La controverse sur la primauté
du mot ou de la phrase)
64. Vivian Salmon, The universal language problem (Der Streit um eine
Universalsprache. Le problème de la langue universelle)
65. Gordon Hew es, Disputes on the origin of language (Der Streit um den
Sprachursprung. La controverse sur l’origine du langage)
66. Maurice Olender, La controverse aryanosémitique au sein de la lingui-
stique moderne (Der arisch-semitische Streit zu Beginn der modernen
Sprachwissenschaft. The Aryan-Semitic dispute at the beginning of
modern
linguistics)
67. Konrad Ehlich, Sprache als System versus Sprache als Handlung (Lan-
guage as system versus language as action. Le langage comme système et
le langage comme action)
68. Georg Meggle/Geo Sigw art, Der Streit um Bedeutungstheorien (Dis-
putes about theories of meaning. La controverse sur les théories de la
signification)
69. Pirmin Stekeler-Weithofer, Der Streit um Wahrheitstheorien (Disputes
about theories of truth. La controverse sur les théories de la vérité)
70. Simon Blackburn, The dispute on the primacy of the notion of truth in
the philosophy of language (Der Streit um den Primat von Wahrheit in
der Sprachphilosophie. La controverse sur la primauté de la notion de
vérité dans la philosophie du langage)
71. Marcelo Dascal, The dispute on the primacy of thinking or speaking
(Der Streit um den Primat von Denken oder Sprechen. Penser et parler:
à qui la primauté?)
Inhalt/Contents/Table des matières XXXIII
72. Stephen P. Stich, The dispute over innate ideas (Der Streit um die
eingeborenen Ideen. La controverse sur les idées innées)
73. Jay F. Rosenberg, The dispute on the indeterminacy of translation (Der
Streit um die Unbestimmtheit von Übersetzung. La controverse sur l’in-
détermination de la traduction)
74. William Berriman, Pro and contra linguistic relativism (Für und wider
einen linguistischen Relativismus. Le pour et le contre du relativisme
linguistique)
75. Neil Tennant, One or many logics? Arguments relevant to the philosophy
of language (Sprachphilosophische Argumente im Streit um eine Logik
oder viele Logiken. Une ou plusieurs logiques? Les arguments pertinents
pour la philosophie du langage)
76. Peter M. Simons, Mereology and set theory as competing methodolo-
gical tools w ithin philosophy of language (Mereologie und Mengenlehre
als konkurrierende sprachphilosophische Werkzeuge. La méréologie et la
théorie des ensembles en tant qu’outils méthodologiques concurrent en
philosophie du langage)
V. Begriffe
Concepts
Concepts
77. Kuno Lorenz, Artikulation und Prädikation (Articulation and predica-
tion. Articulation et prédication)
78. Nathan U. Salmon, Reference: names, descriptions and variables (Re-
ferenz durch Namen und Kennzeichnungen; Variable. La référence: noms,
descriptions et variables)
79. Wolfgang Künne/Ernest Sosa, Deixis und Selbstbezug/Deixis and self-
reference (Deixis et autoréférence)
80. Wolfgang Lenzen, Propositionale Einstellung (Propositional attitude.
Attitude propositionelle)
81. Michael Dummett, Sense and reference (Sinn und Bedeutung. Sens et
référence)
82. Joëlle Proust, Abstraction et concrétisation (Abstraktion und Konkretion.
Abstraction and concretion)
83. Stew art Candlish, Identity and individuation (Identität und Individua-
tion. Identité et individuation)
84. Sanford Shieh, A survey of semantic relations (Eine Übersicht über
semantische Relationen. Rélations sémantiques: vue d’ensemble)
85. Wim de Pater, Analogy (Analogie. Analogie)
86. How ard Callaw ay, Synonymy and analyticity (Synonymie und Analy-
tizität. Synonymie et analyticité)
87. Gottfried Gabriel, Äußerung — Satz — Aussage — Urteil (Utterance
— sentence — proposition — judgment. Énonciation — énoncé — pro-
position — jugement)
88. Jaakko Hintikka, Possible w orlds — possible individuals (Mögliche
Welten — mögliche Individuen. Mondes possibles — individus possibles)
XXXIV Inhalt/Contents/Table des matières
I. Raum-zeitliche Übersichten
Spatio-temporal surveys
Aperçus-spatio-temporels
1. Sprachphilosophische Anfänge
1. Vom Mythos zum Logos. Rationalität und nisse anderer Kulturen und Traditionen seien
Sprache hier ausgeklammert) ist eng mit einer be-
2. Vor- und Frühgeschichte der Sprachreflexion stimmten Vorstellung von Sprachverwendung
3. Die ionische Naturphilosophie und Sprachreflexion verbunden. Demgegen-
4. Der Pythagoreismus über wird der Mythos als Paradigma der
5. Der Heraklitismus Nicht-Rationalität angesehen: Der Weg des
6. Der Eleatismus Fortschritts der (beziehungsweise) zur Ver-
7. Die jüngere Naturphilosophie nunft ist die Entwicklung „vom Mythos zum
8. Der Atomismus Logos“ (Nestle 1942 ; Snell 1955). Der Unter-
9. Die Sophistik schied von Mythos und Logos läßt sich —
10. Schlußbemerkung stark vereinfacht — an folgenden sprachli-
11. Literatur in Auswahl chen Charakteristika verdeutlichen (cf. Gat-
zemeier 1976, 7 f):
(1) Die Sprache des Mythos ist, sprach-
1. Vom Mythos zum Logos. philosophisch betrachtet, undifferenziert:
Rationalität und Sprache durchgängig narrativ konzipiert, unterschei-
Die Sprachphilosophie ist, wie andere Errun- det sie nicht zwischen Erzählung und Begrün-
genschaften des menschlichen Geistes auch, dung, zwischen historischen und systemati-
nicht plötzlich als vollständige Theorie ent- schen Darstellungen. Die Sprache der entwik-
standen. Bevor der Status einer Theorie er- kelten Vernunft und damit der Philosophie
reicht wurde, gab es sporadisch einzelne Re- dagegen differenziert, bemüht sich um syste-
flexionen über Sprache, und vor diesen expli- matisch geordnete, vollständige und wider-
ziten Reflexionen lassen sich vereinzelt Be- spruchsfreie Gedankenreihen, verwendet
sonderheiten im faktischen Sprachgebrauch durchgängig die ›apophantische‹ (Aristoteles,
ausmachen, die als Vorstufe zu theoretischen De int. 5, 17 a 9—26), die in ein Begründungs-
verfahren eingebettete behauptend-argumen-
Überlegungen angesehen werden können. Die tierende Rede.
folgende Erörterung der ›sprachphilosophi- (2 ) Der Mythos bedient sich der uneigent-
schen Anfänge‹ wird daher insbesondere auch lichen und fingierenden Sprache der Bilder,
die Vorstufen der Theorieentwicklung zu be- Metaphern und Symbole; die philosophische
rücksichtigen haben. — Philologische und hi- und wissenschaftliche Rationalität dagegen
storische Probleme (z. B. der Textkritik, der verzichtet bewußt auf ein derartiges Sprach-
Echtheit und der Datierung) werden, da sie verhalten und achtet streng auf überprüfbare
den Rahmen dieser Darstellung sprengen Referenz und Prädikation.
würden, in der Regel nicht behandelt. (3) Methodenreflexion und Methodenkri-
tik, wesentliche Elemente der Rationalität,
1.1. Die bewußte Verwendung sprachlicher finden im mythischen Denken nicht statt.
Ausdrucks- und Darstellungsmöglichkeiten,
insbesondere die Reflexion auf Sprache (wie 1.2. Diese an sprachphilosophischen Unter-
man ‘Sprachphilosophie’ sehr allgemein be- scheidungen und methodischen Grundannah-
stimmen könnte) gilt in der Regel als Beginn men orientierte Grob-Klassifikation mag
der Rationalität. Der Rationalitätsbegriff durchaus plausibel, zutreffend und anwend-
(›westlicher‹ Prägung; Rationalitätsverständ- bar sein; sie greift aber zu kurz, denn sie
2 I. Raum-zeitliche Übersichten
verurteilt den Mythos voreilig zur völligen Odysseus und Palamedes, den mythischen
Arationalität und blendet die auch schon im ›Erfindern‹ und Prototypen der Rhetorik. Der
Mythos vorhandenen Rationalitätsmomente ›listenreiche‹ Odysseus stellt seine ›Kunstfer-
systematisch aus. Auch der Mythos besitzt tigkeit‹ (τέχνη) unter anderem als schlagfer-
und repräsentiert Rationalität — wenn auch tiger Redner unter Beweis (vor allem in der
in einer sprachlichen Form, die den üblichen Ilias); sein Widersacher, der große Erfinder
Rationalitätskriterien des entwickelten Logos Palamedes — an dem Odysseus unrühmliche
nicht gerecht wird. Zumindest in seinen fort- Rache nimmt, was Homer allerdings ver-
geschrittenen Repräsentationen dient der My- schweigt (cf. Aristoteles, De poet. 8, 1451 a
thos immer auch der Legitimation und enthält 2 3—2 9) —, der die Buchstabenschrift erfun-
in seiner (gewiß gruppenspezifisch einge- den beziehungsweise erweitert haben soll (cf.
schränkten) Allgemeinheit, Konsistenz und Hyginus, Fabeln 2 77; Tacitus, Annalen 11, 14),
Verfügbarkeit für jedermann wichtige Ele- gilt noch in der klassischen griechischen Zeit
mente einer Begründungsrationalität (cf. Ros als Prototyp der Sprachgewandtheit. Gorgias
1989, 30—34). Dies gilt nicht nur für die von Leontinoi (ca. 480—380) (B 11 a; VS II,
Mythen der europäischen Kulturtradition. So 2 94—303) nimmt ihn als ›Titelfigur‹ für seine
hat Edward E. Evans-Pritchard (1978, 2 16; Musterrede ‘Apologie des Palamedes’, und
cf. Fretlöh 1989, 37—55) in den Mythen der Platon (42 7—347) (s. Art. 14) nennt Zenon,
Zande-Kultur (Zentralafrika) ein hohes Maß um ihn als Meister der Redekunst (λόγων
an logischer Verknüpfung und Konsistenz so- τέχνη) zu charakterisieren, „den eleatischen
wie empirisch überprüfbarem Realitätsgehalt Palamedes“ (Phaidros 261 d 6).
festgestellt; ähnliches läßt sich auch für die
griechische Philosophie konstatieren (cf. 2.2. Die vorphilosophischen Denker
2 .2 .1.). — Allgemein kann festgehalten wer-
den, daß der Mythos wenigstens in seiner Unter der Bezeichnung ‘vorphilosophische
Orientierungs-, Deutungs- (explanatori- Denker’ werden die philosophisch relevanten
schen), Begründungs- (aitiologischen) und Autoren vor Thales zusammengefaßt (VS
handlungsnormierenden Funktion (cf. Gat- Nr. 1—10; VS I, 1—66). Hauptthema ihrer
zemeier 1976, 7 f) stets auch wichtige Ratio- teils in Versen, teils in Prosa abgefaßten
nalitätselemente und -ansprüche enthält, die Schriften ist die Weltentstehung (Kosmogo-
nicht in den Blick kommen, wenn man den nie, Astronomie). Damit stehen sie einerseits
Unterschied von Mythos und Logos einseitig in der Tradition der alten Mythen, anderer-
an der Rationalität einer bestimmten Sprach- seits antizipieren sie zugleich die wichtigsten
praxis festmacht. — Eine Erörterung der Themen der frühen Naturphilosophen. Ins-
›sprachphilosophischen Anfänge‹ hat also besondere in den sprachlichen Besonderheiten
auch die nicht der heute gültigen Norm ratio- dieser Texte wird der Übergang vom mythi-
naler Sprache entsprechenden sprachlichen schen zum philosophisch-rationalen Denken
Aspekte des Mythos zu berücksichtigen. — und Argumentieren deutlich (cf. Schadewaldt
Insbesondere bei der Erörterung der ›Vor- 1978, 122—161).
und Frühgeschichte der Sprachreflexion‹ (cf.
2 .) wird es also weniger um Sprachphiloso- 2.2.1. Die ›Heiligen Reden‹ der Orphiker
phie im engeren Sinne, als vielmehr um den Als Orphiker bezeichnet man eine Gruppe
sprachphilosophisch interessanten und rele- von Autoren poetischer, mystisch-religiöser
vanten Umgang mit der Sprache gehen. Schriften des 7. und 8. Jahrhunderts v. u. Z.
Sie werden nach dem mythischen Sänger Or-
pheus benannt; ihre Historizität im einzelnen
2. Vor- und Frühgeschichte der ist umstritten. — Die unter dem Titel ‘Heilige
Sprachreflexion Reden’ überlieferten Schriften (Orpheus
B 12 —15; VS I, 10—13) gelten als ältestes
2.1. Vorbemerkung: Odysseus und Werk des Orphismus; ihr Inhalt ist die Kos-
Palamedes mogonie und Theogonie: Chronos erzeugt Ai-
Auch wenn nicht von einer bewußten Refle- ther (den Himmel) und Chasma (den ›finste-
xion auf Sprache die Rede sein kann, so lassen ren Schlund‹); aus dem Aither bildet sich ein
sich doch schon in der vorphilosophischen silbernes Ei, das den zweigeschlechtlichen
Zeit einige Zeugnisse für die Bedeutung be- Phanes enthält, der seinerseits Mond, Erde
sonderer Sprachkompetenz ausmachen, und und Gestirne erschafft und mit seiner Tochter
zwar vor allem in den Homerischen Figuren Nyx das Geschwisterpaar Uranos und Gaia
erzeugt. Uranos wird von Kronos, dieser von
1. Sprachphilosophische Anfänge 3
Zeus entmannt und entthront. Zeus ist dar- liche Leben Einheitlichkeit und Konsistenz
aufhin alleiniger Weltherrscher; seine Beisitzer des Rechtes (cf. 3.).
beim Gericht über die Welt sind Dike, No-
mos, Eusebeia und andere. Dies scheint — 2.2.2. Musaios
auf den ersten Blick — ein völlig traditioneller
Mythos zu sein: narrative Sprache (ohne Be- Ein weiteres, deutlicheres Beispiel für ein
gründungen), personifizierende und bildhaft Sprachverhalten, das in den Charakteristika
metaphorische Redeweise. Bei näherer Be- mythischer Rede eine empirisch überprüfbare
trachtung sind jedoch einige mythen-untypi- These formuliert, findet sich in der Astrono-
sche Elemente zu erkennen: Zunächst gibt die mie des Musaios, dessen Historizität aller-
Einführung neuer, der griechischen Mytho- dings umstritten ist. In traditioneller mythi-
logie bis dahin nicht bekannter Gottheiten scher Manier formuliert er: „Aither und
(Chronos, Aither, Chasma und Phanes) zu Okeanos hatten zwölf Töchter, von denen
denken, die der griechischen Götterwelt, die fünf als Hyadengestirn, sieben als Plejaden
mit Kronos beginnt, vorgeordnet werden. Der erscheinen“ (Musaios B 18; VS I, 2 6). Der
Grund hierfür ist, wie schon antike Kommen- Kontext läßt erkennen, daß Musaios mit die-
tatoren vermuten, daß die Orphiker eine strin- sem Mythos in die Diskussion um die Anzahl
gente, aus einem einheitlichen Ursprung de- der Hyaden eingreift. Im Unterschied zu an-
duzierbare Kosmogonie und Theogonie ent- deren, die nur zwei Hyaden annehmen,
werfen wollten. Das bei den Philosophen spä- spricht er sich für fünf Hyaden aus. In der
ter durchgängig zu beobachtende Anliegen, Sprache des Mythos bringt er naturwissen-
einen einheitlichen Ursprung oder Anfang schaftlich-empirische Sachverhalte zum Aus-
(ἀρχή) zu finden, aus dem die ganze Welt druck. Sollte die Musaios (A 4; VS I, 2 1)
erklärbar wird, begegnet in einer Vorstufe ebenfalls zugeschriebene Aussage, „daß alles
schon bei den Orphikern, und zwar im aus einem ›Urgrund‹ entstehe und sich in den-
sprachlichen Gewand des Mythos. Die per- selben hinein wieder auflöse“, echt sein (cf.
sonifizierende, bildhafte Sprache ist — ent- hierzu Capelle 1968, 44 Anm. 1), so hätten
gegen dem ersten Anschein — nicht-mytho- wir hier einen vorphilosophischen Beleg für
logisch zu verstehen. Auch in der Antike ist philosophisch-rationalistische Sprache. Ver-
dies schon so gesehen worden. Clemens Ale- mutlich handelt es sich jedoch um eine in die
xandrinus (ca. 140/150—2 16/2 17) (Orpheus Diktion des Quellenautors Diogenes Laërtios
B 2 2 ; VS I, 18 f) bietet folgenden rationalisti- (2 ./3. Jh. n. u. Z.) transponierte mythische
schen ›Übersetzungskatalog‹: Tränen des Aussage des Musaios von derselben Art, wie
Zeus = Regen; weißgewandete Moiren = wir sie oben kennengelernt haben.
Mondphasen; Gorgoantlitz = Mond; Aphro-
dite = Zeit der Aussaat, usw. Man kann noch 2.2.3. Pherekydes von Syros
einen Schritt weiter gehen und die oben ge- (7./6. Jahrhundert v. u. Z.)
nannten neuen Gottheiten als philosophische Seine Schrift Heptamychos (Siebenschlucht,
Prinzipien interpretieren, denn diese ›Got- siebenklüftiger Kosmos), das erste bekannte
theiten‹ weisen, wenn man ihre Funktion im Prosawerk in griechischer Sprache, ist bewußt
Detail untersucht, eine verblüffende Ähnlich- in einer uneigentlichen, metaphorischen und
keit mit den kosmologischen Prinzipien der allegorischen, mehrdeutigen Sprache abge-
späteren Philosophen auf. Chronos wird als faßt, deren ›eigentlicher‹ Sinn nur schwer zu
zeitloser (ungewordener und unvergängli- fassen ist (cf. Diels 1897); daher soll hier nicht
cher), einheitlicher, inhaltlich unbestimmter der Inhalt, sondern nur die sprachliche Eigen-
Urgrund der Welt verstanden — wie später art behandelt werden. Schon Aristoteles
bei Anaximander das Apeiron als Arche der (384—32 2 ) (s. Art. 15) und Damaskios (ca.
Welt. Daraus entstehen Aither und Chasma 458—533) (Pherekydes A 7—A 8) verstehen
(Licht und Dunkel) als erstes Gegensatzpaar unter den Götternamen im Werk des Phere-
— ähnlich wie z. B. die Gegensatzpaare kydes nicht mythische Wesen, sondern phi-
warm/kalt, feucht/trocken bei Anaximander, losophische Prinzipien, zum Beispiel: Chro-
die den Beginn der Weltentstehung ermögli- nos = ewiges Urprinzip der Welt (und der
chen. Nach der Etablierung allgemeiner Prin- Zeit); Zas und Chthonie = die Gegensatz-
zipien und Gegensatzpaare kann Phanes als prinzipien des Aktiven und Passiven sowie
Demiurg die Welt erzeugen — ähnlich wie der des Hellen und Dunklen; Eros = Eintracht;
Demiurg bei Platon im Timaios die Existenz usw. Aus diesen theoretischen Elementen wird
der Ideen voraussetzt. Zeus als oberstes die Entstehung der Welt erklärt, wie in den
Rechtsprinzip garantiert für das gesellschaft-
4 I. Raum-zeitliche Übersichten
›Heiligen Reden‹ der Orphiker (cf. 2 .2 .1.). — sche Deutung auf alle Bereiche der Erkennt-
Daß diese allegorische Deutung der Götter- nis, in Verbindung mit subtil entwickelten
namen durchaus legitim, nämlich im Sinne Etymologien; sie bietet den historischen Aus-
des Pherekydes ist, erhellt daraus, daß Phe- gangspunkt für die allegorische Bibelausle-
rekydes selbst den ›Realitätsbezug‹ seiner my- gung im Christentum und Judentum (s.
thischen Götternamen durch Etymologien Art. 2).
herstellt (besonders deutlich in B 1, = VS
I, 7).
3. Die ionische Naturphilosophie
2.2.4. Theagenes von Rhegion Mit der Entstehung der ionischen Naturphi-
(6. Jahrhundert v. u. Z.) losophie in Milet beginnt zugleich die Eta-
Im Unterschied zu den bisherigen Schriften, blierung der spezifisch abendländischen
die wir in Übereinstimmung mit antiken (›westlichen‹) Rationalität. Diese Rationalität
Autoren allegorisch deuteten, deutet Thea- ist intrinsisch an eine bestimmte Sprachpraxis
genes seinerseits die griechische Mythenerzäh- gebunden, und diese Sprachpraxis provo-
lung als Allegorie. Mit seinem Homerbuch, zierte alsbald auch die Reflexion über Spra-
das vermutlich den Titel ‘Über Homer’ trug che: die Sprachphilosophie. — Das äußerlich
(A 2 und A 4; VS I, 52 ), gilt er als Begründer am meisten auffallende Merkmal der Sprache
der allegorischen Homerinterpretation; zu- der Rationalität ist die Prosa: Die Sprache
gleich kann er als Begründer der allegorischen des Mythos (Homer, Hesiod u. a.) ist die in
Interpretationsmethode insgesamt sowie als Versen gebundene Dichtung — mit Aus-
Begründer der Texthermeneutik überhaupt nahme des Heptamychos des Pherekydes (cf.
angesehen werden. Die Götternamen Homers 2 .2 .3.) und der Genealogien des Akusilaos von
deutet er als Naturphänomene und -elemente Argos (5. Jh. v. u. Z.) (VS I, 52 —60). Die
(z. B. Apollon oder Helios = Feuer; Poseidon Sprache der Philosophie ist die Prosa — mit
= Wasser; Hera = Luft; Artemis = Mond) dem Lehrgedicht des Parmenides (cf. 6.2 .) als
bzw. als geistige Eigenschaften (z. B. Athene bekanntester Ausnahme —, deren Spezifika
= Einsicht; Ares = Unverstand; Hermes = zum Beispiel schon von Hekataios (cf. 3.2 .)
Vernunft); die feindlichen Begegnungen von bewußt eingesetzt werden.
Göttern und Titanen versteht er als Kampf
der Naturqualitäten, z. B. des Trockenen mit 3.1. Thales von Milet (ca. 625—547)
dem Feuchten, des Warmen mit dem Kalten Da von Thales keine Zeile im originalen
(A 2 ). — Den philosophischen Hintergrund Wortlaut erhalten ist, beruht die folgende
für diese Allegorese bildet die altionische Na- Darstellung auf Interpolationen und allge-
turphilosophie (Thales und Anaximander) meinen Deutungen aufgrund des Kontextes
mit ihrer Theorie der Gegensätze und der seiner Philosophie. Weniger seine berühmte
Annahme, daß man das Naturgeschehen als These vom Ursprung der Welt ‘Das Wasser
Kampf zwischen einander widerstreitenden ist der Ursprung von allem’ (B 12 ; VS I, 76 f),
Prinzipien und Kräften erklären könne. Der als vielmehr seine Aussagen über Naturphä-
praktische Hintergrund besteht darin, daß nomene und -ereignisse sind hier von Inter-
Theagenes mit seiner durchgängig rationali- esse: Sonne und Mond sind natürliche, na-
stischen, aufklärerischen Interpretation Ho- türlich erklärbare Gegenstände (A 17 a und
mer gegen die aufkommende rationalistische b; VS I, 78), nicht mehr verehrungswürdige
Kritik verteidigen und den Geltungsanspruch und zu fürchtende Gottheiten; sie sind bere-
der Epen retten wollte (cf. Gatzemeier 1985, chenbare Objekte (A 1, A 17, A 19; VS I, 68;
30—39; Wehrli 192 8). Die von Theagenes 78); Erdbeben und die Nilschwellen werden
erstmals theoretisch legitimierte und an Ho- auf natürliche Weise erklärt (A 15, A 16; VS
mer praktizierte Methode des allegorisieren- I, 78). Diese naturwissenschaftlichen Erklä-
den Umgangs mit Sprache war wirkungsge- rungsversuche setzen eine besondere Sprache
schichtlich von großer Bedeutung: Metrodor voraus: die Sprache des Begründens, die be-
von Lampsakos der Ältere erweitert sie um stimmte Zustände als Ursachen, andere als
die ›physiologische‹ Allegorese (cf. 3.3.); Anti- Folgen unterscheidet und diese theoretisch
sthenes (ca. 455—360) wendet sie auf Pro- miteinander verknüpft. Von ebenso großer
bleme der Ethik und der Rhetorik an; Palai- Bedeutung für die Entwicklung der Sprach-
phatos versucht, die Dichtung insgesamt philosophie sind die in Philosophiegeschich-
durch Allegorese vor rationalistischer Kritik ten in der Regel ausgeklammerten geometri-
zu schützen. Die Stoa überträgt die allegori- schen Sätze, die Thales zugeschrieben werden
1. Sprachphilosophische Anfänge 5
(zum folgenden cf. Mittelstraß 1970, 18—32 ; 3.3. Metrodor von Lampsakos der Ältere
Mittelstraß 1974, 31—40). Der Beweis dieser (ca. 460—390)
Sätze impliziert, daß Thales die Objekte der
Geometrie (Kreis, Dreieck) als ideale Gegen- Metrodor, ebenfalls Anhänger der ionischen
stände konstituiert hat, die unabhängig von Naturphilosophie, führt im Gegensatz zu He-
mehr oder weniger gelingenden empirischen kataios (cf. 3.2 .) die von Theagenes (cf. 2 .2 .4.)
Realisierungen bestimmte Eigenschaften begründete Allegorese fort und erweitert sie
(z. B. die Winkelsumme) unverändert aufwei- (cf. VS II, 49 f). Er deutet die Namen der
sen. Erst durch die sprachliche Konstitution Homerischen Helden als Naturphänomene
derartiger idealer Gegenstände lassen sich die (z. B. Agamemnon = Äther; Achill = Sonne;
erfahrungsunabhängigen generellen Aussagen Helena = Erde; Paris = Luft; Hektor =
und Beweise der Geometrie formulieren. — Mond) und die Götternamen als Organe des
Platon hat später diese sprachtheoretische menschlichen Körpers (z. B. Demeter = Le-
Konstruktion seiner Ideenlehre zugrundege- ber; Diogenes = Milz; Apollon = Galle).
legt, um über den Bereich der Geometrie hin- Auf die sonst allgemein übliche etymologische
aus für alle Gegenstände der Erkenntnis er- Legitimation für die Allegorese verzichtet er.
fahrungsunabhängige generelle und damit Ein besonderes Motiv für die extrem unge-
dauerhaft gesicherte Aussagen (›absolute‹ wöhnliche ›physiologische‹ Allegorese der
Wahrheiten) ermöglichen zu können (Gatze- Götternamen ist nicht erkennbar (cf. Nestle
meier 1984). 1907).
3.2. Hekataios von Milet (ca. 560/550—480) 3.4. Diogenes von Apollonia (ca. 460—390)
Hekataios, vermutlich Schüler des Anaxime- Diogenes, neben Metrodor (cf. 3.3.) der letzte
nes (ca. 585—52 6), gilt neben Pherekydes (cf. Vertreter der ionischen Naturphilosophie und
2 .2 .3.) als bedeutendster Prosaautor der frü- ›Erfinder‹ des Theorems von der ›schönsten
hen griechischen Literatur. Darüber hinaus aller Welten‹ (B 3; VS II, 60), setzt die von
kann man ihn als Begründer der wissenschaft- Hekataios (cf. 3.2 .) begründete Reflexion auf
lichen Kritik ansehen. Mit seinen sprachlich- eine adäquate Wissenschaftssprache fort (cf.
stilistischen Neuerungen hat er die Entwick- Burkert 1968; Diller 1941; Zafiropulo 1956).
lung der wissenschaftlichen Darstellungsweise Auch er wählt bewußt die Ich-Form der Dar-
maßgeblich beeinflußt (Quellentexte bei Ja- stellung, plädiert für Klarheit und Angemes-
coby 1957, 1—47; Schadewaldt 1982 , 96— senheit der Sprache und postuliert die Un-
105). — In streng rationalistischer Weise kri- bezweifelbarkeit der Grundlagen: „Zu Beginn
tisiert Hekataios die allegorische Homerinter- jeder [wissenschaftlichen] Darstellung (λόγος)
pretation des Theagenes (cf. 2 .2 .4.), und an muß man, meine ich, eine unbestreitbare
den empirischen Begründungsverfahren des Grundlage (ἀρχή) angeben: die Ausdrucks-
Thales (cf. 3.1.) übt er methodische Kritik, weise aber muß einfach und ernst sein“ (B 1;
und zwar wegen immanenter Widersprüch- VS II, 59)
lichkeit, voreiliger Verallgemeinerung und
Einführung unüberprüfbarer Hypothesen.
Grundlage seiner Kritik ist die von ihm wei- 4. Der Pythagoreismus
terentwickelte Wissenschaftssprache. Er Bei den Pythagoreern lassen sich nur wenig
wählt bewußt die Ich-Form der Darstellung, sprachphilosophisch relevante Themen und
um seinen Wahrheitsanspruch, seine Begrün- Thesen ausmachen. Aëtios berichtet, Pytha-
dungspflicht und seine kritische Haltung ge- goras habe die Ansicht vertreten, auch die
genüber anderen Autoren unmißverständlich sogenannten unvernünftigen Lebewesen wie
zum Ausdruck zu bringen. Besonders deutlich Affen und Hunde besäßen Vernunft, aber im
tritt der neue wissenschaftliche Stil im Postu- Unterschied zum Menschen nicht die Fähig-
lat von der präzisen Textgliederung zutage, keit des mit der sprachlichen Artikulation ver-
kenntlich gemacht durch sprachliche Indika- bundenen Denkens. Geht man von der Echt-
toren wie ‘zuerst’, ‘dann’, ‘schließlich’, usw. heit dieses im Quellenwert und in der Datie-
(Fragment 1, Jacoby 1957); mit Hilfe dieser rung umstrittenen Hinweises aus, so besitzen
sprachlichen Zäsuren sorgt er für einen plan- wir hiermit den frühesten Beleg für die These,
mäßigen, Schritt für Schritt konstruierten und daß die Sprachfähigkeit das Spezifikum des
damit im einzelnen genau nachprüfbaren Auf- Menschen und das menschliche Denken not-
bau wissenschaftlicher Argumentation (cf. wendig an Sprache gebunden sei. — Dem
Fränkel 1960, 390—397; Krafft 1971, 141— pythagoreisierenden Musiktheoretiker Da-
148).
6 I. Raum-zeitliche Übersichten
mon, der Lehrer des Sokrates (470—399) ge- ›Masse‹. Diese ungewöhnlich scharfe Pole-
wesen sein soll (A 7; VS I, 382 ), wird eine mik, die kaum als wissenschaftliche Kritik
Theorie vom Wortklang und Wortrhythmus angesehen werden kann, wird in der Regel als
und ihren mimetischen Eigenschaften zuge- persönliche Charaktereigenart Heraklits in-
schrieben (cf. Koller 1954, 2 1—2 5; 12 5—142 ), terpretiert.
deren Spuren vermutlich in den Etymologien (2 ) Die auf den ersten Blick sprunghafte
Platons (Kratylos 391 ff) ihren Niederschlag Gedankenführung Herakliteischer Texte ver-
gefunden haben. — Der Arzt und Sinnesphy- leitete zu der Annahme, daß eine sprachlich
siologe Alkmaion von Kroton, der unmittel- und methodisch kontinuierliche Argumenta-
barer Schüler des Pythagoras gewesen sein tionsabfolge nicht auszumachen, j a nicht ein-
soll, vertritt die Auffassung, daß der Mensch mal vom Autor intendiert sei. Demgegenüber
geistige Gehalte nur über ›Zeichen‹ (τεκμή- hat Marcovich (1965, 2 69) aufgrund sorgfäl-
ρια), worunter er die empirischen Gegen- tiger Analysen der Herakliteischen Sprach-
stände der Sinneswahrnehmung versteht, er- praxis folgende Argumentationsschritte aus-
kennen, also lediglich erschließen könne. Nur gemacht: (a) Formulierung einer Ausgangs-
den Göttern, die auf den Umweg über diese behauptung mit kurzer Begründung; (b)
empirischen ›Zeichen‹ nicht angewiesen seien, Schlußfolgerung daraus; (c) praktische An-
sei eine direkte und unverstellte und somit wendung; (d) hypothetische Stützung, und
Gewißheit gewährende Erkenntnis möglich zwar durch den Nachweis der Unmöglichkeit
(B 1 und 1 a; VS I, 214 f; vgl. Röd 1976, 72 f). des Gegenteils, z. B.: Wenn A (= Gegenpo-
›Zeichentheoretisch‹ kann auch die für den sition zu Heraklits Ausgangsbehauptung)
Pythagoreismus insgesamt kennzeichnende wahr wäre, dann müßte B der Fall sein, was
Auffassung verstanden werden, nach der geo- aber unmöglich ist. Nach dieser Rekonstruk-
metrische Gebilde und Zahlen beziehungs- tion hat Heraklit die wissenschaftliche Me-
weise Zahlenrelationen, und damit nicht- thode um den indirekten Beweis e contrario
sprachliche Ausdrücke, Begriffe, also das (i. e. reductio ad absurdum) erweitert (cf. 6.3.).
›Wesen‹ einer Sache repräsentieren. Im Kon- (3) Der Schwerpunkt der Forschung ist
text dieser Tradition steht das Diktum des den stilistischen Besonderheiten der Sprache
Pythagorasschülers Lysis (A 4; VS I, 42 1), Heraklits gewidmet (cf. vor allem Snell 192 6).
daß die Zahl, die das Wesen Gottes definiert, Im einzelnen lassen sich folgende sprachphi-
unaussprechbar sei. — Als typisch pythago- losophisch relevante Eigenheiten ausmachen.
reische Variante der Allegorie kann man den (a) Als allgemeines Stilmerkmal wird immer
Versuch des Philolaos von Kroton (ca. wieder hervorgehoben, die Sprache Heraklits
470—390) ansehen, Götter- und Heroenna- sei mythisch, archaisch, esoterisch, herme-
men als Zahlen beziehungsweise als Winkel- tisch, elitär, monologisch und nicht selten
größen im Dreieck, im Quadrat, usw., zu deu- mehrdeutig. Als Grund hierfür werden in der
ten (A 13, A 14; VS I, 400 ff). Regel seine Herkunft aus altem Königs- be-
ziehungsweise Priestergeschlecht oder psychi-
sche Abnormität (Theophrast diagnostiziert
5. Der Heraklitismus ›Schwarzgalligkeit‹, i. e. ›Melancholie‹; Dio-
genes Laërtios Vitae philosophorum IX, 6) ge-
5.1. Heraklit von Ephesos (ca. 550/ nannt. Neben solchen subjektiv-psychologi-
530—480) schen Motiven waren es aber wahrscheinlich
vor allem philosophische Gründe, die einen
Die aphoristisch-sentenzenhafte Sprache derartig abnormen Sprachstil notwendig er-
Heraklits, die ihm schon in der Antike den scheinen ließen. Die grundsätzliche Ableh-
Beinamen ‘der Dunkle’ einbrachte (A 1; VS nung aller bisherigen Philosophie erforderte
I, 141), ist bis in die jüngste Zeit Gegenstand eine grundlegend andersgeartete Sprache. (b)
zahlreicher Untersuchungen gewesen (cf. z. B. Eine charakteristische Besonderheit ist die
Snell 192 6; Diller 1942 ; Fränkel 1960, antithetische und asyndetische, nicht durch
2 37—2 83; Reinhardt 1968; Heidegger 1979, Konjunktionen verbindende, Wortfolge; dies
2 8—43; Schadewald 1978, 351—433; Coseriu aus der Orakelsprache übernommene Stil-
1970, 19—2 6). Dabei sind hauptsächlich fol- merkmal hat Heraklit offensichtlich bewußt
gende Aspekte diskutiert worden: eingesetzt, um die philosophische Bedeutung
(1) Die durchgängig heftige und derbe Kri- seiner Gegensatzlehre zum Ausdruck zu brin-
tik an Andersdenkenden, an Philosophen, gen (cf. B 12 6; VS I, 179). (c) Die ›Flußlehre‹,
Dichtern, Ärzten, den Zeitgenossen in Ephe- das Kernstück der Philosophie Heraklits, fin-
sos wie überhaupt an der Dummheit der
1. Sprachphilosophische Anfänge 7
beziehungsweise Prädikationen als falsch an- auch neben dem semantisch-logischen Aspekt
sehe, weshalb er sich schließlich entschlossen die ontologische Intention des Parmenides
habe, nichts mehr zu sagen, sondern nur noch hervorgehoben wurde (Tugendhat 1970,
mit dem Finger Zeichen zu geben. 134—146; Detel 1982; Heidegger 1992).
weise steht nicht in Übereinstimmung mit 8.2. Demokrit aus Abdera (ca 470—380/70)
dem faktischen Sprachgebrauch, denn die Demokrit übernimmt mit nur geringfügigen
Unsichtbarkeit des ›wirklichen‹ Vorganges
verleitet zu sprachlichen Mißgriffen (cf. 7.2 .): Änderungen die Atomtheorie seines Lehrers
‘Entstehen’ bedeute eigentlich ‘Vereinigung Leukipp, führt sie im Detail weiter aus und
von Atomen’, ‘Vergehen’ sei ‘Trennung von wendet sie auf verschiedene Spezialgebiete,
Atomen’. — Auch Leukipps These von der insbesondere der Seelenlehre und der Er-
Existenz des Leeren hat sprachliche und kenntnistheorie, an. (a) Die Problematik einer
sprachphilosophische Implikationen: das adäquaten sprachlichen Wiedergabe philoso-
Leere existiert nicht ›schlechthin‹ wie die phischer Gedanken und Einsichten tritt bei
Atome, sondern nur im Sinne eines ›Nicht- ihm besonders deutlich zutage: das Leere be-
so-Seins‹, eines ›Anders-Seins‹ (μὴ ὄν). Da- zeichnet er wie Leukipp als das ‘Nicht-so-
durch, daß er diese der griechischen Sprache Seiende’ (μὴ ὄν, A 38; VS II, 94); den unend-
eigentümliche Variante der Negation (μὴ ὄν lich großen Ur-Raum, den von ihm postu-
lierten ursprünglichen Ausgangspunkt aller
= nicht so seiend, statt οὐκ ὄν = [absolut] Atombewegung, nennt er das ‘Leere’, das
nicht seiend) sprachphilosophisch bewußt ein-
setzt, um die besondere Existenzweise des ‘Nichts’ und das ‘Unendliche’, wobei jede die-
Leeren zum Ausdruck zu bringen, bereitet er ser drei Urformen des Seienden die Bezeich-
die Lösung vor, die Platon später (Sophistes nung das ‘Ichts’, das ‘Feste’ und das ‘Seiende’
2 37 a 8 ff) für das von Parmenides gestellte erhält (A 37, A 49, B 156; VS II, 93; 97; 174).
Problem der Unmöglichkeit des ›Nicht-Seins‹ Mit der Übersetzung ‘Ichts’ soll der Gegen-
findet (cf. 6.2.2.). satz und zugleich die Affinität zum ›Nichts‹
Die Annahme unendlich kleiner, nicht wei- sprachlich deutlich gemacht werden. Im Grie-
ter teilbarer Atome dient Leukipp zusammen chischen handelt es sich um die Antithese von
mit dem Postulat des in besonderer Weise δὲν und μηδέν. Demokrit hat den Kunstaus-
existierenden Leeren als Modell für die Er- druck δὲν als Derivat von μηδέν eingeführt,
klärung der Vielheit und der Veränderbarkeit um eine besondere Seinsweise zu charakteri-
aller seienden Dinge. Der Gedanke, daß die sieren, die sonst nicht bekannt ist und für die
gesamte Natur durch Atome, die sich nur die normale Sprache daher keinen adäquaten
durch Gestalt, Lage und Anordnung unter- Ausdruck anbieten kann. (b) Häufiger als bei
scheiden, erklärt werden könne, ist von seinen Leukipp begegnet man bei Demokrit dem
Zeitgenossen als unzureichender Erklärungs- Problem der Umdefinition gebräuchlicher
versuch kritisiert worden. Dieser Kritik be- Ausdrücke. Demokrit sieht sich immer wieder
gegnet Leukipp mit einer interessanten Ana- zu semantischen Korrekturen genötigt, weil
logie von Sprache (beziehungsweise Schrift) die übliche Verwendungsweise der Ausdrücke
und Wirklichkeit. Die Zusammensetzung der nicht das trifft, was er aufgrund seiner Theo-
Wirklichkeit aus Atomen entspreche der Zu- rie zum Ausdruck bringen muß: ‘Entstehen’
sammensetzung der Sprache aus Buchstaben, ist ‘Vereinigung von Atomen’, ‘Vergehen’ ist
die ja auch eine beliebig große Zahl von zum ‘Trennung von Atomen’ (A 37; VS II, 94),
Teil einander widersprechenden und sehr un- womit die für die Quellenautoren Aristoteles
terschiedlichen Wörtern und Sätzen zuließen: und Simplikios so wichtige Unterscheidung
„denn aus denselben Buchstaben entsteht die von ‘Veränderung’ und ‘Entstehung’ aufge-
Tragödie und die Komödie“ (A 9; VS II, 74). hoben wird, da Demokrit beides auf die ›Ver-
Dieselbe Analogie benutzt er, um seine These einigung von Atomen‹ reduziert. Der ›Tod‹ ist
von der unterschiedlichen Gestalt, Anord- das „Entschwinden derartiger [= der Seelen-]
nung und Lage der Atome plausibel zu ma- Atome“ (A 106; VS II, 110). Diese und an-
chen: „Es unterscheidet sich nämlich das A dere Umdefinitionen haben Aristoteles ver-
vom N durch die Gestalt, das AN vom NA anlaßt, in Demokrit den ersten Philosophen
durch die Anordnung, das H vom H durch zu sehen, der sich, und zwar „von der Sache
die Lage“ (A 6; VS II, 72 ). Diese Analogie selbst genötigt“, mit dem Problem der Defi-
von Atomen und Buchstaben hat vermutlich nition explizit befaßt habe (A 36; VS II, 93).
dazu geführt, die Buchstaben als ›Atome‹ der Diese ›Sache selbst‹ liegt in erster Linie in der
Sprache, als deren letzte Elemente und Sinn- Erkenntnistheorie beziehungsweise der Er-
träger, zu interpretieren (cf. Platon, Kratylos kenntniskritik Demokrits begründet. Sinnes-
423 e—427 c). wahrnehmungen sieht er als nicht verläßlich,
sondern als bloßen Schein an: „[Nur] durch
Festsetzung (νόμῳ) [gibt es] Farbe, durch
12 I. Raum-zeitliche Übersichten
Festsetzung Süßes, durch Festsetzung Bitte- ten sie allmählich gegenseitig ihre Art kennen.
res, in Wahrheit aber nur Atome und das Da aber ihre Laute undeutlich und verworren
Leere“ (B 12 5; VS II, 168). Dieser erkennt- waren, verbesserten sie alsbald ihre Artiku-
nistheoretische Skeptizismus führt unmittel- lation, setzten untereinander Zeichen (σύμ-
bar zur Sprachkritik. Die gebräuchliche βολα) fest für jedes Ding und schufen [damit]
Sprachpraxis orientiert sich am ›Herkom- ein ihnen allen vertrautes Verständigungsmit-
men‹, an ›Tradition‹, an der ›bloßen Mei- tel (ἑρμενεία). Weil derartige Vereinigungen
nung‹, dem ›subjektiven Eindruck‹, nicht an auf der gesamten bewohnten Erde stattfan-
›der Natur (φύσις) der Dinge‹ (A 49; VS II, den, hatten nicht alle eine gleichlautende
97). Hiermit nimmt Demokrit im φύσει-θέ- (ὁμόφωνον) Sprache (διάλεκτος), da die ein-
σει-Streit (s. Art. 62 ) eine interessante Zwi- zelnen [Menschengruppen] ihre sprachlichen
schenposition ein. In bezug auf den umgangs- Ausdrücke (λέξεις) festsetzten, wie es sich
sprachlich üblichen Gebrauch vertritt er die gerade traf. Daher gab es auch die unter-
Nomos-These — Benennungen sind bloße schiedlichsten Spracheigentümlichkeiten (χα-
und dazu noch falsche Setzungen —, in bezug ρακτῆρας διαλέκτων), und diese zuerst ent-
auf den philosophisch gereinigten Sprachge- standenen Zusammenschlüsse waren der Ur-
brauch, die ›Orthosprache‹, vertritt er die sprung aller [späteren] Völker“ (A 5; VS II,
Physis-These — hier entsprechen die Benen- 135). Dies bedeutet: (1) praktische Interessen
nungen der ›Natur der Dinge‹. (c) Referenz- und Bedürfnisse führten die Menschen zu-
objekte der Sprache sind nicht die uns er- sammen; (2 ) das Zusammenleben machte ein
scheinenden Phänomene, sondern ›Bilder‹ sprachliches Kommunikationsmittel erforder-
(ἰδέαι, εἴδωλα) oder ›Vorstellungen‹ (φαντα- lich; (3) die sprachlichen Zeichen wurden —
σίαι), denn das, was wir als Phänomen wahr- von Fall zu Fall unterschiedlich — durch
zunehmen glauben, ist in Wirklichkeit ein Zu- Konvention festgelegt; (4) aus den ursprüng-
strom von Atomkonstellationen, die sich uns lichen Sprachgemeinschaften gingen die Völ-
als Wahrnehmungsbilder darbieten (B 7; VS ker hervor. Kurz: Die Entstehung sozialer
II, 138 f). In diesem Sinne ist vermutlich auch Gemeinschaften ist unmittelbar mit der
der kryptische Satz zu verstehen: „Die Göt- Sprachentwicklung verbunden. (f) Den in sei-
ternamen sind sprachliche Abbilder der Göt- ner Sprachursprungstheorie erkennbaren,
ter“ (B 142 ; VS II, 170), d. h. sie beziehen sich eher historisch-diachron zu verstehenden
wie die ›Bilder‹ empirischer Gegenstände auf Sprachkonventionalismus hat Demokrit auch
Vorstellungen in unserem Bewußtsein. De- synchron, bezogen auf die Sprache seiner
mokrit scheint also eine Vorform des Kon- Zeit, vertreten, und zwar mit folgenden vier
zeptualismus entwickelt zu haben. (d) Aller- Argumenten beziehungsweise Unterscheidun-
dings ist nicht jede Vorstellung schon allein gen, die alle auf dem Faktum beruhen, daß
deswegen, weil sie eine Vorstellung ist, auch eine Eins-zu-eins-Entsprechung von bezeich-
wahr. Diese These begründet Demokrit da- nendem Wort und bezeichneter Sache nicht
mit, daß er die entgegengesetzte Behauptung durchgängig gegeben ist (Siebenborn 1976,
hypothetisch setzt und dann die Konsequen- 19 f): (1) verschiedene Dinge werden mit ein
zen prüft: „Wenn [...] jede Vorstellung wahr und demselben Wort bezeichnet (Homonymie
ist, dann wird auch die Behauptung, daß nicht bzw. Polysemie); (2 ) für dieselbe Sache gibt
jede Vorstellung wahr ist, wenn man sich ih- es verschiedene synonyme Bezeichnungen
ren Inhalt vorstellt, wahr; und so wird die (Polyonymie); (3) bisweilen wechselt die Be-
Behauptung, daß jede Vorstellung wahr sei, zeichnung für ein und dieselbe Sache (Meto-
falsch“ (A 114; VS II, 111). Diese Argumen- nymie); (4) für manche Sachverhalte gibt es
tation geht offenbar von einem Repräsenta- überhaupt kein sprachliches Äquivalent. (Die
tionsmodell der Sprache aus: Aussagen oder in den Klammern stehenden Ausdrücke sind
Behauptungen werden durch oder in Vorstel- teils der Terminologie Demokrits, teils der des
lungen repräsentiert. (e) Den Sprachursprung Quellenautors Proklos (ca. 411—485) ent-
(s. Art. 65) erklärt Demokrit aus den Kom- nommen.) Diese Inkongruenz von Wort und
munikationsbedürfnissen der ersten sozialen Sache zeige, daß die Bezeichnungen auf Set-
Gruppierungen von Menschen: „Und als sie zung (θέσις) bzw. Zufall (τύχη) beruhen und
[= die ersten noch vereinzelt lebenden Men- nicht von Natur aus (φύσει) gegeben sind
schen], von wilden Tieren bedroht, einander (B 2 6; VS II, 148). (g) Die kryptischen Aus-
zu Hilfe kamen, wurden sie durch den [ge- führungen Demokrits zum Problem der Wor-
meinsamen] Vorteil belehrt, und [einmal] auf- trichtigkeit bei Homer (A 101; VS II, 109)
grund von Furcht zusammengekommen, lern- scheinen zu besagen, daß Wortrichtigkeit nur
1. Sprachphilosophische Anfänge 13
dann gegeben ist, wenn Wortursprung, Laut- Sprache der Mathematik auf die realen Ge-
gestalt (Morphem bzw. Graphem) und die genstände der Astronomie nicht zulässig (B 7;
dazugehörende Vorstellung übereinstimmen VS II, 2 66). — Aus der seinen erkenntnis-
(Siebenborn 1976, 17 ff). theoretischen Relativismus markierenden
Überzeugung heraus, es gebe zu jeder zur
Diskussion stehenden Position auch eine Ge-
9. Die Sophistik genposition, soll er die ›sokratische Methode‹
Die Sophisten, die um die zweite Hälfte des des Fragens und Antwortens als erster auf-
fünften Jahrhunderts in Athen auftreten, gebracht haben (A 1; VS II, 2 53 f), allerdings
üben aufklärerische Kritik an Traditionen, in der für ihn typischen Form der Eristik, der
herkömmlichen Bildungs- und Verfassungs- bloßen Streitkunst, die nicht, wie Sokrates
einrichtungen und -idealen sowie an gesell- den philosophischen Dialog versteht, im
schaftlichen Normen. Im Kontext dieser In- Frage-und-Antwort-Spiel zur Wahrheit ge-
tentionen entwickeln sie die Rhetorik in langen, sondern nur die Berechtigung von
Theorie und Praxis zur Blüte. Sie sind Wort-, These und Gegenthese aufzeigen, beziehungs-
Sprach- und Argumentationskünstler, „Wett- weise im faktischen Streitgespräch obsiegen
kämpfer in der Kunst des Redekampfes“ (Pla- will. Ein wesentliches Element seiner Streit-
ton, Sophistes 231 d). kunst soll es gewesen sein, das Problem der
richtigen Benennung in den Mittelpunkt zu
9.1. Protagoras aus Abdera (ca 480—421) stellen.
Beim Problem der richtigen Benennung
Von Protagoras stammt der berühmte (ὀρθοέπεια) hat er als erster auch die gram-
›Homo-Mensura-Satz‹: „Der Mensch ist das matische Form sprachlicher Ausdrücke zur
Maß aller Dinge, der seienden, daß/wie sie Geltung gebracht (Siebenborn 1976, 15 f). Er
sind, der nicht-seienden, daß/wie sie nicht hat erstmals das Genus der Substantive un-
sind“ (B 1; VS II, 2 63). Dieser Satz ist die tersucht, dabei die seitdem übliche Einteilung
klassische Formulierung des erkenntnistheo- in Masculina, Feminina und Neutra vorge-
retischen Relativismus oder Skeptizismus, nommen, und die Satz- beziehungsweise
nach dem es keine objektive Wahrheit gibt, Äußerungsarten unterteilt in Bitt-, Frage-,
sondern nur die jeweilige Meinung eines Er- Antwort- und Befehlssatz (A 1 und A 2 7; VS
kenntnissubjektes. Protagoras begründet II, 2 54; 2 62 ). Bei den Untersuchungen zur
diese Position mit dem deutlich an Heraklit grammatischen Form hat er festgestellt, daß
erinnernden Theorem, daß alle Dinge im stän- der faktische Sprachgebrauch Widersprüche
digen Fluß begriffen seien (cf. 5.1.), was so- oder Diskrepanzen aufweist zwischen der
wohl für die Erkenntnisobjekte als auch für grammatischen Kategorie und der Spre-
die Erkenntnissubjekte gelte; ›Erkenntnisse‹ cherintention beziehungsweise dem bezeich-
seien daher jeweils nur für eine bestimmte neten Sachverhalt (Gegenstand): z. B. sei die
Person in einer bestimmten Situation ›gültig‹ grammatische Form der Anrufung der Göttin
(A 14; VS II, 2 58). Daraus scheint er den im ersten Vers der Ilias ein Imperativ (Satzart
Schluß gezogen zu haben, daß sämtliche Vor- des Befehls), der Sprecherintention nach aber
stellungen und Meinungen wahr seien (B 1; könne es sich nur um die Satzart der Bitte
VS II, 2 62 f) — eine These, deren Widerle- handeln; ähnlich soll er sich über die Diskre-
gung durch Demokrit überliefert ist (cf. 8.2 .). panz zwischen natürlichem und grammati-
Ob Protagoras seinen erkenntniskritischen schem Geschlecht geäußert haben (A 2 9 und
Relativismus auch sprachkritisch verstanden C 3; VS II, 2 62 ; 2 70 f). Sprachrichtigkeit liegt
hat, etwa in dem Sinne, daß auch die Bedeu- nach Protagoras nur dann vor, wenn gram-
tung sprachlicher Ausdrücke einem ständigen matische Kategorie und Sprecherintention be-
Wechsel unterworfen sei, ist den überlieferten ziehungsweise Sachverhalt übereinstimmen;
Fragmenten nicht zu entnehmen; de facto ist dies nicht der Fall, so fordert er eine Kor-
setzt er eher auf eine Konstanz der Wortbe- rektur der Umgangs- und auch der Dichter-
deutungen. An der Wissenschaftssprache der sprache. In diesem Sinne läßt Platon (Prota-
Astronomie und Mathematik übt er deutliche goras 338 e f) ihn sagen: „Ich jedenfalls [...]
skeptische Kritik. Die Mathematik treffe mit halte dafür, daß es für einen Mann den be-
ihren Begriffen (Linie, Kreis usw.) nicht die deutendsten Teil der Erziehung ausmacht,
Wirklichkeit, weil keine wirkliche Linie den gründliche Kenntnisse in bezug auf die Poesie
Idealen oder Postulaten der Mathematiker zu besitzen; dies aber bedeutet, daß er im-
entspreche; daher sei die Anwendung der stande ist, zu beurteilen, welcher Art die Rede
der Dichter ist und was sie [sprachlich] kor-
14 I. Raum-zeitliche Übersichten
rekt gedichtet haben und was nicht, [die bende [Begriffe]“; „Wenn [das Seiende] exi-
Dichtwerke] zu analysieren und auf Fragen stiert, muß es entweder eines oder vieles sein;
[über sie] Rechenschaft zu geben“ (A 2 5; VS es ist aber weder eines noch vieles [...]; also
II, 261). existiert das Seiende nicht“ (B 3; VS II, 2 80 f).
Zur Sprachentstehung äußert er sich ähn- — Interessanterweise benutzt Gorgias für
lich wie Demokrit (cf. 8.2 ), allerdings deutlich seine dritte These (über die Nicht-Mitteilbar-
weniger differenziert. keit) nicht apriorische, sondern empirische
Argumente; er bezieht sich hier ausschließlich
9.2. Gorgias aus Leontinoi (ca. 480—380) auf das Problem der Mitteilbarkeit von em-
pirischen Eindrücken beziehungsweise von
Gorgias zählt zu den bedeutendsten Rede- Gegenständen. Seine Beweisführung ist in
künstlern seiner Zeit. Beispiele seiner Rheto- zwei Argumentationsstränge gegliedert: (1′)
rik bieten die fast vollständig erhaltenen Mu- Die Dinge sind nicht identisch mit den sprach-
sterreden Lobrede auf Helena und Apologie lichen Bezeichnungen. Empirische Eindrücke
des Palamedes (B 11 und 11 a; VS II, 2 88— nehmen wir mit den Sinnesorganen wahr;
303). Seine berühmte Schrift Über das Nicht- „das Organ aber, mit dem wir etwas mitteilen,
seiende ist in der neueren Forschung oft als ist der Logos, der Logos aber ist nicht das
unbedeutende Spielerei, ja sogar als „eine ra- Ding und das Existierende. Den Mitmenschen
dikale Absage an jede ernsthafte Philosophie, teilen wir also nicht die Dinge mit, sondern
überhaupt an jede wirkliche Wissenschaft“ den Logos, der ja von den Dingen verschieden
(Capelle 1968, 343 f) (miß)verstanden worden. ist [...]. Wenn es [das Ding] aber nicht mit
In der Tat erscheinen seine drei Thesen auf dem Logos identisch ist, so kann es [das Ding]
den ersten Blick absurd und pragmatisch wi- nicht [als Logos] einem anderen mitgeteilt
dersprüchlich: wie kann jemand etwas mittei- werden (B 3; VS II, 2 82 ). Der jeweilige Sin-
len wollen, der behauptet, man könne nichts neseindruck hat eine Realität außer uns, et-
verständlich mitteilen? Bei näherer Untersu- was ›Existierendes‹; dies gilt jedoch nicht für
chung, insbesondere unter sprachphilosophi- sprachliche Ausdrücke: „denn wenn auch der
schen Aspekten, zeigt sich jedoch die Ernst- Logos existiert [...], so unterscheidet er sich
haftigkeit der Problematik und die theoreti- doch von den übrigen existierenden Dingen“.
sche Relevanz seiner Argumente (cf. Newiger Der Quellenautor Sextus Empiricus (2 . Hälfte
1973, 14—180). Seine provozierenden Thesen 2 . Jh. n. u. Z.) betont am Ende seines Gor-
lauten (B 3; VS II, 279): gias-Referates, daß hiermit „das Kriterium
„(1) Es gibt nichts. der Wahrheit“ aufgehoben würde (B 3; VS II,
(2) Gesetzt, es gäbe etwas, so wäre es für 283).
den Menschen nicht erkennbar. Der zweite Argumentationsgang findet sich
(3) Gesetzt, es wäre erkennbar, so wäre in der pseudoaristotelischen Schrift Über M e-
es den Mitmenschen nicht mitteilbar lissos, Xenophanes und Gorgias (Capelle 1968,
und nicht verständlich zu machen.“ 351 ff; bei Diels/Kranz nicht aufgenommen):
Hierzu liefert Gorgias — in sorgfältigem me- (2 ′) Niemand versteht unter demselben Wort
thodischen Aufbau — etliche Detailargu- dasselbe wie ein anderer. Mitteilungen über
mente, die formal genau dem Argumenta- empirische Eindrücke werden nicht mit einem
tionsmuster des Parmenides (cf. 6.2 .) entspre- einzelnen, kontextlosen Wort, das z. B. einer
chen; inhaltlich hingegen widerspricht er mit Farbe entsprechen könnte, vorgenommen,
seiner ersten These der Grundposition des sondern mit einem vollständigen Logos, d. h.
Parmenides. Die beiden ersten Thesen be- als Sinnkomplex in einem Kontext; nun ist
gründet er ausschließlich apriorisch, d. h. aber der Sinnkomplex zweier Kommunika-
durch den Aufweis logischer Widersprüche tionspartner nie vollkommen identisch, da al-
und semantischer Inkonsistenzen bei der An- les im ständigen Fluß begriffen ist (cf. 9.1.);
nahme des Gegenteils: die Methode des in- also ist die Übereinstimmung des Sinngehal-
direkten Beweises, der reductio ad absurdum, tes zwischen Sender und Empfänger eine
ist bei ihm bis zur Perfektion ausgebildet. Die durch nichts bewiesene, bloße Hypothese. —
Begriffe ‘Sein’, ‘Nicht-Sein’, ‘Einheit’, ‘Viel- Außerdem erfahren wir bei Pseudoaristoteles
heit’, ‘ewig’ und ‘geworden’ bilden die Basis über Gorgias: Worte sind ›Zeichen‹ und als
seiner semantischen Analysen: „Es kann aber solche von den Dingen verschieden; wer die
nicht beides sein, [nämlich] zugleich ewig und Gegenstände oder Eindrücke nicht sinnlich
geworden, denn dies sind einander aufhe- wahrgenommen hat, von denen die Rede ist,
kann auch die Zeichen nicht verstehen.
1. Sprachphilosophische Anfänge 15
Gorgias benutzt — wie Parmenides (cf. mie in der Wissenschaftssprache der Medizin
6.2 .) — das ontologische Modell ‘Sein-Den- seiner Zeit, und zwar mit dem Hinweis dar-
ken/Vorstellung-Sprache’. Ihn mit dem Ar- auf, daß die vermeintlichen Synonyme eine
gument des pragmatischen Widerspruchs ab- unterschiedliche Etymologie (und daher ver-
tun oder ›widerlegen‹ zu wollen, würde seinem schiedene Bedeutungen) hätten und daß die
Anliegen nicht gerecht. Er stellt wichtige lo- von den Medizinern fälschlicherweise unter-
gische, semantische und sprachtheoretische stellte Synonymität zu Fehlern in Theorie und
Aporien vor, und zwar mit der Intention, die Diagnose führten (Siebenborn 1976, 21 f).
Problematik der Gegenpositionen deutlich zu
machen, die auf sichere Erkenntnis bauen zu 9.4. Der unbekannte Sophist in Platons
können glauben; deutlich wird z. B. die Pro- Theätet
blematik des Repräsentationsmodells von
Sprache und Ding sowie die der Legitimation Platon stellt im Theätet (156 c—157 c) die Po-
absolut gültiger Wahrheitkriterien. sition eines namentlich nicht genannten ›Wei-
sen‹ vor, dessen Thesen einerseits die ›Fluß-
9.3. Prodikos von Keos (2. Hälfte des 5. Jh.) lehre‹ Heraklits (cf. 5.1.), andererseits die Sin-
nesphysiologie Demokrits (8.2 .) zur Grund-
Prodikos, von dem die bekannte Parabel He- lage haben: Es gibt nichts konstant, dauerhaft
rakles am Scheidewege stammt (B 1 und B 2 ; Existierendes, sondern alles ist im Prozeß des
VS II, 312 —316), gilt als Begründer der wis- Werdens begriffen. Daraus folgt, daß alle Be-
senschaftlichen Synonymik und der Topik zeichnungen, die etwas Feststehendes voraus-
(A 10; VS II, 310). Seine Untersuchungen setzen, falsch sind; dies gilt nicht nur für ein-
über sinnverwandte Ausdrücke beschränken fache, empirisch-hinweisende Ausdrücke wie
sich nicht auf den Bereich der empirischen ‘dies’, ‘jenes’, ‘du’ und ‘ich’, sondern auch für
Linguistik; sie stehen vielmehr im Kontext der zusammenfassende Bezeichnungen wie
Problematik der Sprachrichtigkeit und haben ‘Mensch’, ‘Stein’ und ‘Lebewesen’. Diese Po-
einen normativen, sprachkorrigierenden Cha- sition will zwar nicht die Leistungsfähigkeit
rakter. Prodikos untersucht die Synonymität, der Sprache überhaupt, sondern nur die der
um vorhandene synonyme Ausdrücke durch konstatierenden, der festsetzenden Sprache
semantische Nuancierungen zu vermeiden bestreiten, denn sprachliche Ausdrücke, die
oder zu eliminieren. Im Unterschied zu De- dem Prozeßcharakter der Wirklichkeit ent-
mokrit, der das Faktum der Synonymität le- sprechen, werden ausdrücklich zugelassen. Es
diglich konstatiert und als Argument für seine wird jedoch implizit die faktische (griechische)
These von der Konventionalität der Sprache Sprache insgesamt als untauglich hingestellt,
benutzt (cf. 8.2 .), versucht Prodikos, die Lei- denn die These will die Subjekt-Objekt-Struk-
stungsfähigkeit der Sprache, der Umgangs- tur der Sprache aufheben, die (feststellende)
sowohl wie der Wissenschaftssprache, durch Funktion des Nominators eliminieren, was
semantische Präzisierungen zu erhöhen. So die elementare Prädikation (x ε P), d. h. die
präzisiert er den Unterschied der bedeutungs- Formulierung von Aussagen überhaupt un-
ähnlichen Ausdrücke ‘streiten—zanken’, möglich machen würde (s. Art. 77).
‘achten—loben’ und ‘Vernügen—Lust’ (A 13;
VS II, 311). — Im Kontext seiner semanti-
schen Differenzierungen hat Prodikos auch 10. Schlußbemerkung
die Methode der Begriffszergliederung, der Ohne die geschichtsphilosophische These von
Dihärese, entdeckt, die dann für Platons einer diachronen Kontinuität des Denkens
(Sprach-)Philosophie, für seine ›Dialektik‹, vertreten zu müssen, lassen sich Verbindungs-
konstitutiv werden sollte (Platon, Phaidros linien sprachphilosophischer Probleme und
2 66 b). Z. B. unterteilt er die Freude in Ver- Lösungsansätze herstellen, die schon in den
gnügen, Ergötzung und Fröhlichkeit (A 19; frühesten historisch greifbaren Zeiten begin-
VS II, 312 ). Daß Begriffsdihäresen zur Defi- nen und die schließlich in der klassischen grie-
nition führen können und sollen, ist schon chischen Philosophie bei Platon und Aristo-
von antiken Autoren gesehen — und (im Falle teles den Ausgangspunkt für neue Ansätze
Prodikos) kritisiert worden. Er spiele sich mit und Lösungsversuche bilden.
seinen normativen Definitionen als ›Gesetz- Der Zusammenhang von Sprache und Ra-
geber‹ auf, wo er doch ›nichts Gescheites‹ tionalität zeigt sich schon im Mythos (cf. 1.).
anzubieten habe (A 19; VS II, 312 ). — In Dabei ist es unerheblich, ob die literarische
seiner Schift Über die Natur des M enschen Form der Prosa- oder der Poesie-Sprache ver-
kritisiert und korrigiert Prodikos die Synony- wendet wird. In der poetischen Sprache des
16 I. Raum-zeitliche Übersichten
11. Literatur in Auswahl Held 1980, Heraklit, Parmenides und der Anfang
von Philosophie und Wissenschaft. Eine phänome-
Ax 1986, Laut, Stimme und Sprache. Studien zu drei
nologische Besinnung.
Grundbegriffen der antiken Sprachtheorie.
Hoffmann 192 5, Die Sprache und die archaische
Cassirer 192 2 , Die Begriffsform im mythischen Den-
Logik.
ken.
Kahn 1973, The Verb ‘be’ in Ancient Greek.
Cassirer 1925 a, Sprache und Mythos.
Liebermann 1971, Voraussetzungen antiker
Classen 1986, Ansätze. Beiträge zum Verständnis
Sprachbetrachtung. Zur Erkenntnisfunktion der
der frühgriechischen Philosophie.
Sprache im frühen Griechisch, in Donum Indoger-
Diels/Kranz 1971, Die Fragmente der Vorsokratiker. manicum, Schmitt-Brandt (Hg.).
Griechisch und Deutsch [= VS].
Mourelatos 1970, The Route of Parmenides. A
Fränkel 1960, Wege und Formen frühgriechischen Study of Word, Image and Argument in the Frag-
Denkens. Literarische und philosophische Studien. ments.
Gatzemeier 1985, Wahrheit und Allegorie. Zur Onians 1951, The Origins of European Thought.
Frühgeschichte der Hermeneutik von Theagenes About the Body, the M ind, the Soul, the World,
bis Proklos, in Wahrheit und Begründung, Gerhardt/ Time and Fate.
Herold (Hg.).
Snell 1978, Der Weg zum Denken und zur Wahrheit.
Gentinetta 1961, Zur Sprachbetrachtung bei den Studien zur frühgriechischen Sprache.
Sophisten und in der stoisch-hellenistischen Zeit.
2. Stoische Sprachphilosophie
(ῥητορική); zuweilen wurden auch die er- Durcharbeitung der Themen hat man eben-
kenntnistheoretischen Untersuchungen (περὶ falls an die genannten Traditionen ange-
φαντασίας καὶ αἰσθήσεως, περὶ κανόνων καὶ knüpft, sie weiterentwickelt und sich auch
κριτηρίων) und die Definitionslehre (τὸ ὁρι- innerhalb der Schule zu einer Lehr-
κόν, περὶ γενῶν καὶ εἰδῶν) als eigene Fächer entwicklung anregen lassen; erst Diogenes v.
ausgewiesen, die jedoch von anderen Stoikern Babylon (gest. im Alter von 88 Jahren zw.
lieber in die Dialektik eingebaut wurden. 155 u. 150 v. Chr.) hat den ersten Teil der
Diese behandelte eine Fülle von Themen, Dialektik etwa so geprägt, wie er uns überlie-
außer der Semantik, Grammatik und forma- fert ist (vgl. insbesondere FDS 476; 536; 594).
len Logik auch die Stilistik, Poetik und noch Im zweiten Teil, d. h. in dem ‘über das Be-
einiges andere (vgl. z. B. das detaillierte Re- zeichnete’, fingen manche Stoiker mit der Er-
ferat des Diogenes Laertius oder auch den kenntnislehre an; im Anschluß daran oder
Überblick darüber bei Hülser 1987 I, gleich zu Beginn erörterte man den Begriff
LXXIX). Eingeteilt wurde sie jedoch in zwei des Lekton (λεκτόν) und studierte dann die
Gebiete, denen Chrysipp die Überschriften verschiedenen Arten von Lekta, vor allem die
‘Περὶ σημαινόντων’ [Über das Bezeichnende] Prädikate (κατηγορήματα), die Aussagen
und ‘Περὶ σημαινομένων’ [Über das Bezeich- (ἀξιώματα) und die Argumente (λόγοι) und
nete] gab. Das zweite Gebiet war auch unter unter letzteren besonders die Syllogismen
den Titeln ‘Περὶ λεκτῶν’ [Über die Lekta (das (συλλογισμοί) und die Trugschlüsse (σοφίσ-
Gesagte, Sagbare)] und ‘Περὶ πραγμάτων’ ματα). Es gab hier lebhafte Diskussionen, und
[Über die Sachen] bekannt, während das erste zahlreiche Einzelfragen dieses Bereichs wur-
auch den Titel ‘Περὶ φωνῆς’ [Über die den unterschiedlich gelöst. Aber im ganzen
Stimme] trug und im Schriftenverzeichnis hat der zweite Teil der Dialektik sein charak-
Chrysipps Λογικὸς τόπος περὶ τὰς λέξεις καὶ teristisches Gepräge anscheinend schon durch
τὸν κατ’ αὐτὰς λόγον [Das mit den Phonem- Chrysipp erhalten, der die Ansätze der frühen
reihen und mit der ihnen entsprechenden Rede Stoiker und der Dialektischen Schule fortent-
befaßte Gebiet der Logik] heißt. Obgleich es wickelte (vgl. Sedley 1977, 74 ff; Ebert 1987,
wegen des relativ detaillierten Referats des 83 ff).
Diogenes Laertius (7,55—62 ) gern als der er-
ste Teil der stoischen Dialektik bezeichnet 1.3. Die skizzierten Befunde zeigen, daß die
wird, stand es nicht immer an deren Anfang, Sprachphilosophie bei den Stoikern eine ge-
sondern nimmt in einem von Diogenes Laer- schlossene Form erhielt und sogar ein Haupt-
tius anderenorts mitgeteilten Plan erst die gebiet ihrer Philosophie bildete. Zu diesem
zweite Stelle ein (7,43 f; vgl. FDS 33 — die Ansehen verhalf ihr nicht bloß die Tradition
Fragmente zitiere ich anstatt nach v. Arnim einer von Xenokrates vorgezeichneten Fä-
nach der von mir selbst herausgegebenen chereinteilung. Vielmehr gaben die Stoiker
Fragmentsammlung). Gleichviel, — im ›er- dafür auch Gründe an. Abgesehen von viel-
sten‹ Teil der Dialektik, also in dem ‘über das schichtigen Überlegungen zur Zusammenge-
Bezeichnende’, behandelte man typischer- hörigkeit der drei Teile der Philosophie (vgl.
weise die Themenkomplexe über die Stimme FDS 1) machten sie vor allem geltend, daß
(περὶ φωνῆς), über die Redeteile oder Wor- Theoriebildung sich immer sprachlich voll-
tarten (περὶ τῶν τοῦ λόγου μερῶν), über die ziehe (FDS 87). Außerdem wird die Sprache
Vorzüge und Fehler der Rede (περὶ τῶν τοῦ durch die stoische Ontologie zu einem span-
λόγου ἀρετῶν καὶ κακιῶν) und viertens eine nenden Thema (vgl. 2 .1.). Daher waren die
Reihe weiterer Fragen wie etwa Verse und Stoiker an sprachphilosophischen Fragen
Dichtung, Mehrdeutigkeiten (ἀμφιβολίαι), nachhaltig interessiert und werden wegen ih-
evtl. auch Definition und Einteilung u. a. m. rer Leistungen mit Recht bewundert. Gleich-
Jeder dieser Themenkomplexe hatte eine Vor- wohl unterscheidet sich ihr maßgebliches In-
geschichte bei Platon und Xenokrates oder teresse deutlich von dem eines modernen Lo-
bei Aristoteles und Theophrast. Die Stoiker gikers oder Sprachanalytikers. Sie verstanden
haben die verschiedenen Traditionen aufge- ihre Philosophie nämlich als eine Ausübung
griffen und in ihrer Dialektik zusammenge- von Vernunft und Weisheit (ἐπιτήδευσις λό-
führt; die dadurch hergestellte Verbindung γου ὀρθότητος, ἐπιτήδευσις σοφίας, ἄσκη-
der Themenkomplexe, vor allem der ersten σις ἐπιτηδείου τέχνης, ἐπιστήμη, περὶ λόγον
drei, war für die Stoa und ihr Fortwirken πραγματεία o. ä.), wobei die Vernunft (λόγος)
charakteristisch (Barwick 19 22 , 89—111; als Konstituent und Teil der Natur galt, so
Frede 1978, 38 ff; Ax 1986, 157—162 ). Bei der daß die logischen Studien schon als solche
2. Stoische Sprachphilosophie 19
dem dienen, worauf es nach stoischer Auffas- phie, darunter vor allem den Begriff des Lek-
sung immer am meisten ankommt, dem Ziel, ton. Der bedeutendste Anwendungsfall ist
in Übereinstimmung mit der Natur zu leben zweifelsohne die Aussage; von ihr handelt da-
(FDS 2 ff; 15; 87 ff; Long 1974, 118—12 1; her der zweite, weniger umfangreiche Haupt-
1978, 101 ff). Dieser Zusammenhang der sog. abschnitt. Im Rahmen dieser beiden Ab-
Logik mit dem Hauptzweck der stoischen schnitte können einige wichtige Aspekte der
Philosophie erstreckt sich auch auf alle ihre stoischen Sprachphilosophie eingehend dar-
Teilgebiete und verleiht selbst den verwin- gestellt und andere wenigstens kurz gestreift
keltsten Einzelheiten der Dialektik eine im werden.
Sinne der Stoiker wahrhaft philosophische
Relevanz. Auch wenn die Quellen das nur bei
wenigen Einzelthemen hervorheben, z. B. 2. Die sprachphilosophischen
beim Thema der μέρη λόγου [Redeteile, Grundbegriffe
Wortarten] (FDS 79; 88; dazu Frede 1978, Die Unterscheidung von σημαῖνον und
59 ff) oder bei den σοφίσματα [Trugschlüssen] σημαινόμενον [Bezeichnendem und Bezeich-
(FDS 93), und obwohl darauf in der Literatur netem] besagt ganz allgemein, daß sprachliche
verhältnismäßig selten hingewiesen wird, muß Ausdrucksmittel etwas anderes als ihre Be-
man es bei allen Fragen der stoischen Sprach- deutungen sind und daß zwischen beiden eine
philosophie mitverstehen (Long 1974, 12 1; strukturerhaltende Zuordnung besteht. So
Caujolle-Zaslawsky 1978, 425 ff). weit war das in der Antike ziemlich selbstver-
ständlich, und man kann es etwa auch aus
1.4. Wie die Fremdartigkeit des skizzierten Aristoteles herauslesen (De interpretatione 1,
Lehrplans der Logik und Dialektik beweist, 16 a 3—8; vgl. Art. Nr. 15, 3.3.1.). Aber Chry-
unterscheidet die stoische Sprachphilosophie sipp ging einen Schritt weiter. Indem er die
sich von heutigen Ansätzen außer durch das Gliederung der Dialektik in die Gebiete ‘Περὶ
zentrale Interesse auch durch das Spektrum σημαινόντων’ [Über das Bezeichnende] und
und die Gliederung der Themen. Diesen Un-
terschied umsichtig durchzureflektieren ist an ‘Περὶ σημαινομένων’ [Über das Bezeichnete]
einführte (FDS 63 bzw. 62 1), benutzte er die
dieser Stelle nicht möglich. Auch kann hier Unterscheidung zur Einteilung einer Disziplin
nicht auf alle Themen und Gliederungspro- und machte sie zur Grundunterscheidung der
bleme bei den Stoikern eingegangen werden. Dialektik. Was ihn zu dieser Neuerung be-
Und bei denen, die zur Diskussion kommen, wog, ist nicht ausdrücklich überliefert. Ein
muß ein Minimum an Belegstellen genügen. nicht unerheblicher Grund wird jedoch in der
Vor allem wird die Rhetorik der Stoiker ganz Ontologie der Stoiker gelegen haben, worauf
übergangen, so daß ihre Sprachphilosophie deshalb kurz eingegangen werden soll. Die
sich auf die Dialektik konzentriert. Diese Ein- andere Frage ist, was die Stoiker als Bezeich-
schränkung ist einerseits dadurch gerechtfer- nendes und was sie als Bezeichnetes angese-
tigt, daß das, was die Stoiker in der Rhetorik hen haben. In den Anfangskapiteln der beiden
zu sagen hatten (einiges davon bei Barwick Dialektikteile, also in den Erörterungen über
1957, 88 ff), heute von deutlich geringerem die Stimme und in den Erklärungen über die
sprachphilosophischen Interesse ist als in der Lekta, haben sie dazu ihre eigenen, originellen
Antike. Andererseits haben auch die Stoiker Antworten entwickelt; dabei ist es ihnen ge-
selbst die Rhetorik insofern auf einen nach- lungen, eine Vielzahl sprachtheoretischer An-
geordneten Platz verwiesen, als ihr Verhältnis sätze zu ordnen und ein System sprachphi-
zur Dialektik nach dem Unterschied langer losophischer Grundbegriffe zu entwerfen. Da-
und kurzer Reden bestimmt wurde, so daß von berichten die Abschnitte 2.2. und 2.3.
die ›langen Reden‹ der Rhetorik auch dem
Urteil des Dialektikers unterlagen (FDS 35 ff;
44 ff). Die sprachphilosophisch grundlegen- 2.1. Zur Ontologie der Stoiker
den Reflexionen fanden also in der Dialektik Ein σῶμα [Körper] ist ein τριχῇ διαστατὸν
statt. Der erste wichtige Schritt ist dort die μετ’ ἀντιτυπίας [dreidimensionales Gebilde
Untereinteilung des Faches bzw. die dazu ver- mit Widerständigkeit] und dementsprechend
wendete Unterscheidung von Bezeichnendem dasjenige, ὃ οἷόν τε ποιεῖν ἢ πάσχειν [was
und Bezeichnetem. Damit befaßt sich also der auf anderes Wirkungen ausüben oder auf das
erste Hauptteil dieses Beitrags und entwickelt von anderem eingewirkt werden kann] (FDS
in verhältnismäßig ausführlicher Form die 736 ff). Mit diesem Begriff des Körpers wand-
Grundbegriffe der stoischen Sprachphiloso- ten die Stoiker sich gegen die These, Unkör-
20 I. Raum-zeitliche Übersichten
perliches könne Wirkungen ausüben. Indem sich zwar nicht auf körperliche bzw. seiende
sie dann weiter festlegten, nur ein Körper sei Individuen zurückführen lassen; aber sie be-
etwas Seiendes (ὄν), vermieden sie die durch ziehen sich auf etwas, was an solchen Indi-
Parmenides (VS, Frgm. 2 8 B 3) vorbereitete viduen auftritt und in dieser Weise zur Kon-
gängige platonische Ansicht, etwas verdiene stitution der Realität gehört. Das sind die
schon als εἶδος, ἕν und νοητόν τι, also schon unkörperlichen τινά [Etwasse], die zwar keine
aufgrund seiner begrifflichen Bestimmtheit, Wirkungen ausüben und die auch nicht ›sind‹,
Einheit und Denkbarkeit als etwas Seiendes die aber in Abhängigkeit von Körpern Be-
betrachtet zu werden (vgl. z. B. Platon, Parm. stand haben und ›subsistieren‹ (ὑφεστάναι),
132 b—c; dazu Long/Sedley 1987 I, 164). In- wie die Stoiker sich ausdrücken (FDS 717;
folge dieser Auffassung ergäbe sich nämlich 808 f; vgl. Long/Sedley 1987 I, 164 f). Solche
die Problematik der Ideenlehre; die allgemei- Etwasse sind der Ort (τόπος), das Leere (κε-
nen Ausdrücke müßten jeweils etwas Seiendes νόν), die Zeit (χρόνος) und schließlich das
bezeichnen. Das aber tun sie keineswegs, wie Lekton (λεκτόν), das Herzstück der stoischen
die Stoiker mit dem ‘Niemand’-Sophisma (οὔ- Semantik, von dem noch ausführlich zu reden
τις) klarzustellen versuchten, welches die be- sein wird. Die stoische Ontologie geht also
sagte Voraussetzung der Ideenlehre ad absur- von materiellen Gegenständen und ihren
dum führen sollte (FDS 12 47). Die allgemei- Wechselwirkungen aus und unterscheidet
nen Ausdrücke und das, wofür sie stehen, dann dreierlei: körperliche Etwasse, unkör-
bedürfen also einer anderen Analyse. Die perliche Etwasse und Quasi-Etwasse, die we-
Grundidee der Stoiker zu diesem Punkt war der körperlich noch unkörperlich sind, weder
dann, daß der kognitive Gehalt sämtlicher ›sind‹ noch ›subsistieren‹. Jede dieser Sparten
Allgemeinbegriffe (προλήψεις, ἔννοιαι, εἴδη, wurde von den Stoikern gründlich durch-
ἐννοήματα) vollständig auf Einzelfälle (τὰ dacht. Aber was hier interessiert, ist die Spra-
καθ’ ἕκαστα) zurückgeführt werden könne; che, die sich als ganze zunächst keiner der
auch angesichts der Allgemeinbegriffe bestehe drei Klassen fügt und sich insofern der on-
das Universum nur aus individuellen Gegen- tologischen Einordnung entzieht. Weil zu ihr
ständen (FDS 315 ff). Dementsprechend sind nämlich in der Regel eine Bedeutung (σημαι-
auch die Definitionen (ὅροι) zu verstehen. νόμενον) gehört, die von ihr verschieden ist,
Zwar werden sie typischerweise als Dihäresen ist die Einheit des Gegenstandes nicht ge-
formuliert, z. B. ‘Die Rede ist eine Stimme, wahrt und eine doppelte Einstufung erforder-
die artikuliert ist und Bedeutung hat’ (vgl. lich. Ein Ausweg aus dieser Schwierigkeit be-
2 .2 .2 .). Doch unterscheiden sie sich, so wird steht darin, die Doppelung in den Begriff der
mit Betonung erklärt, von den allgemeinen Sprache aufzunehmen und sie grundsätzlich
Sätzen nur durch den sprachlichen Ausdruck; einerseits als Bezeichnendes und andererseits
und die allgemeinen Sätze haben eigentlich als Bezeichnetes anzusehen. In den nächsten
nicht die Form ‘Alle φ sind ψ’, sondern müs- Abschnitten wird gezeigt, wieso die Sprache
sen als indefinite Konditionalsätze aufgefaßt einesteils tatsächlich entsprechend ihrer phy-
werden: „Wenn etwas φ ist, ist es ψ“ (FDS sischen Realität etwas Körperliches ist und
62 9; 102 1). Auf derartige Auskünfte über Ein- anderenteils mit ihrer Bedeutung zum Un-
zelfälle sind also sämtliche Allgemeinbegriffe körperlichen gehört. Daraufhin wird sie er-
zurückzuführen. Da auch die Erkenntnispsy- stens mit der vorausgesetzten Ontologie be-
chologie diesem Grundsatz entspricht und je- schreibbar; und zweitens korrespondiert dann
der Begriff empirisch aus einzelnen αἰσθήσεις der sprachtheoretischen Unterscheidung von
[Sinneswahrnehmungen] gewonnen wird Bezeichnendem und Bezeichnetem eine maß-
(FDS 255 ff; 267 ff; 276 ff), hat die Allgemein- gebliche ontologische Unterscheidung. Das
heit als solche bei keinem Allgemeinbegriff wiederum ist ein wichtiges Argument dafür,
irgendeinen Realitätsgehalt. Die Allgemein- die Unterscheidung von Bezeichnendem und
begriffe sind daher nur gedankliche Phäno- Bezeichnetem zu einer grundlegenden Unter-
mene und im übrigen vollkommen entbehrli- scheidung zu machen, wie das die Stoiker seit
che ἐννοήματα, d. h. bloße Vorstellungsbilder Chrysipp taten.
des Verstandes. Sie erscheinen nur so, als
stünden sie für etwas, sind aber Fiktionen 2.2. Über die Stimme
und repräsentieren nicht mehr als folgenlose
ὡσανεί τινα [Quasi-Etwasse] (FDS 315 ff; Im ersten Teil der Dialektik betrachteten die
12 47). Jedoch gehen wir darüber hinaus mit Stoiker die Sprache, insofern sie etwas Be-
einigen Begriffen und Vorstellungen um, die zeichnendes (σημαῖνον) ist. Im ersten Kapitel
dieses Teils äußerten sie sich zur Konstitution
2. Stoische Sprachphilosophie 21
des Bezeichnenden und analysierten es mit Definition des Diogenes, die sich allerdings
Hilfe der Begriffe ‘φωνή’ [Stimme, Laut], ‘λέ- einer schwer verständlichen Terminologie be-
ξις’ [sprachlicher Ausdruck, Phonemreihe] diente und deshalb von Diogenes in Anleh-
und ‘λόγος’ [Rede]. nung an Aristoteles umgestaltet wurde; nach
ihr war die Stimme τὸ αἰσθητὸν ἀκοῆς ὅσον
2.2.1. Definition und Ursprung der Stimme ἐφ’ ἑαυτῷ [das Wahrnehmungsobjekt des Ge-
hörs, soweit dies an ihm selbst liegt] (1986,
Mit den Aristotelikern, vor allem aber mit 169—175).
Platon und seiner Schule setzten die Stoiker Da die Stimmdefinitionen eigentlich
sich nachdrücklich über die Frage auseinan- Schalldefinitionen sind und nur das Genus
der, ob die Stimme körperlich oder unkör- fixieren, muß die Stimme daraus durch die
perlich sei. Während die Gegner argumentier- Angabe eigentümlicher Merkmale erst noch
ten, die Stimme existiere nur, solange sie her- ausgegrenzt werden, bevor sie ihrerseits in
vorgebracht werde, also nur im Werden und Unterarten gegliedert werden kann. Die The-
niemals als dauerhaftes Resultat eines Pro- sen zur Herkunft der Stimme erfüllen diese
duktionsprozesses, deshalb sei sie nichts Sei- Aufgabe und stellen die Gesichtspunkte für
endes und daher kein Körper (FDS 481), tru- die weitere Untergliederung bereit; zugleich
gen die Stoiker zahlreiche Argumente für die bringen sie die physiologischen und psycho-
Körperlichkeit der Stimme zusammen. Indem logischen Aspekte der Sprache in die Dialek-
die Stimme z. B. vom Sprecher zum Hörer tik ein. Um vom Schall zur Stimme eines
übergeht oder weil ihre Lautstärke durch äu- Lebewesens zu kommen, werden die Stoiker
ßere Einflüsse evtl. beeinträchtigt wird, kann (Diogenes v. Babylon) — so ist rekonstruktiv
sie Wirkungen ausüben und erleiden. Da sie zu vermuten — die Schallquelle spezifiziert
also ein Körper (σῶμα) — und deshalb auch und gesagt haben, daß die Stimme nicht aus
etwas Seiendes (ὄν) — ist, wandelten die Stoi- dem Kopf komme, sondern von weiter unten
ker eine Aristotelische Beschreibung des ψό- durch die Luftröhre (Ax 1986, 181; vgl. FDS
φος [Lauts, Schalls] (De anima II 8, 419 b 9— 450). Der nächste Schritt ist die Differenzie-
11) ab und definierten die φωνή [Stimme] rung zwischen Menschen- und Tierstimme.
nicht als πλήγη ἀέρος [Erschütterung von Zu diesem Zweck unterschied man bedeut-
Luft], sondern als ἀὴρ πεπληγμένος [erschüt- same und nichtbedeutsame Stimmen (φωναὶ
terte Luft] (FDS 476; 479 ff; 482 ff; 489 ff). σημαντικαί vs. φωναὶ ἄσημοι). Für Chrysipp
Nach Eustathius geht diese Definition bereits war der Aufgabe damit schon Genüge getan;
auf Zenon v. Kition zurück (FDS 487); be- er meinte, daß die Tiere (und die Kinder) zwar
rühmt geworden ist sie als die erste Definition zu stimmlicher Artikulation in der Lage seien
der Stimme des Diogenes v. Babylon. Dessen und es darin u. U. sogar bis zur Nachahmung
zweite Definition erklärt die Stimme als τὸ von Wörtern bringen, daß dagegen allein der
ἴδιον αἰσθητὸν ἀκοῆς [das individuelle Wahr- (erwachsene) Mensch die stimmlichen Äuße-
nehmungsobjekt des Gehörs] (FDS 476). rungen geordnet hervorbringen könne und
Nachdem die erste Definition an die Erzeu- ihnen einen Sinn zu geben vermöge (FDS
gung der Stimme anknüpft, geht die zweite 512 ). Diogenes v. Babylon sah das etwas dif-
von der Seite des Hörers aus. Auch sie lehnt ferenzierter. Er unterschied die bedeutsamen
sich an eine Aristotelische Charakterisierung Stimmen in solche, die vom Verstand (ἀπὸ
des Lauts an (De anima II 6, 418 a 11 ff u. ö.) διανοίας) und in solche, die triebhaft (ὑπὀ
und nimmt wie die erste Definition in Kauf, ὁρμῆς) verursacht werden, und erklärte erst
daß das Definiens eigentlich nicht die Stimme auf dieser Ebene, erstere seien Menschen- und
umschreibt, sondern den Schall. Die Bedeu- letztere Tierstimmen. Hinter beiden Ursachen
tungsbreite des griechischen Wortes für der Stimme steht eine Vorstellung (φαντασία),
‘Stimme’ läßt das zwar zu. Aber es wirkt die sich also entweder über die Wirkungskette
trotzdem unproportioniert und dient im An- ‘Verstand — bedeutsame Menschenstimme’
schluß an Xenokrates offenbar der Absicht, oder über die Wirkungskette ‘Trieb — be-
den Gegenstand der Sprachtheorie ab ονο ein- deutsame Tierstimme’ mitteilt und Ausdruck
zuführen (vgl. Ax 1986, 159 ff); die Dialektik verschafft (FDS 476; vgl. Ax 1986, 181—190).
beginnt mit physikalischer Akustik. Das frei- Trotz der Differenzen zwischen Diogenes und
lich war auch in der Stoa nicht neu. Denn Chrysipp können die beiden doch gemeinsam
Wolfram Ax konnte aus den lateinischen die Unterscheidung von äußerer und innerer
Grammatikern und aus Plutarch eine Chry- Rede (λόγος προφορικός vs. λόγος ἐνδιάθε-
sippsche Definition der Stimme wiederher- τος) vertreten und sagen, allein beim Men-
stellen, die das gleiche besagt wie die zweite
22 I. Raum-zeitliche Übersichten
schen sei die äußere Rede Ausdruck einer Stimme] bestimmt. Das gegenseitige Verhält-
inneren (FDS 52 8 ff). Außerdem können sie nis dieser Begriffe ist freilich unklar, ein di-
sich beide das Argument des Schulgründers häretisches Gefüge allenfalls zu vermuten.
aneignen, wonach der Verstand (διάνοια) in Demgegenüber stellt das System des Diogenes
der Gegend des Herzens sitzt. Denn die v. Babylon eine erheblich vertiefte Einsicht in
Stimme kommt aus der Luftröhre; und woher die Ordnung der Ebenen dar, die bei der Ana-
die Stimme kommt, kommt auch die Rede; lyse der Sprache zu unterscheiden sind.
die aber kommt vom Verstand, der sich also Zur Verdeutlichung sei hinzugefügt, daß
nicht im Gehirn befindet (FDS 449 ff). jede Erscheinungsform der Stimme für sich
weiteren Untersuchungen zugänglich ist. So
2.2.2. Die Erscheinungsformen der Stimme hat die λέξις — zumal nach der älteren De-
finition — als kleinste Einheit ihr στοιχεῖον
Die weitere Differenzierung der Stimme ist [Element], nämlich das Phonem bzw. den
von Diogenes Laertius 7,56 f (FDS 476) in Buchstaben; im Griechischen gibt es davon
sehr unübersichtlicher Form überliefert wor- 2 4 Stück, die sich in Vokale und verschiedene
den. Klarheit gewinnen wir da nur dank des Arten von Konsonanten gruppieren (FDS
Umstandes, daß Galen das bereits erwähnte 476). In anderer Weise wird die λέξις beim
Argument zum Sitz des Verstandes in drei Studium des διάλεκτος [Dialekts] thematisiert
Fassungen überliefert hat, nämlich in den ver- (darunter verstanden die Stoiker sowohl na-
hältnismäßig unterschiedlichen Formulierun- tional- als auch regionalsprachliche Varianten
gen Zenons, Diogenes’ und Chrysipps (FDS der λέξις, also z. B. das Griechische im Un-
450). Daraus und aus dem Diogenes Laertius- terschied zu anderen Sprachen und innerhalb
Text ergibt sich, daß Diogenes v. Babylon die des Griechischen etwa das Attische im Ver-
Stimme im eigentlichen Sinne (also nicht den gleich zum Ionischen) und in wieder anderer
Schall) nach linguistischen Eigenschaften di- Weise bei der Erörterung von Versen (ποιή-
häretisch weiter untergliedert hat, und zwar ματα), die Poseidonios als metrische oder
in folgender Weise: Die Stimme ist entweder rhythmische λέξεις definierte (FDS 594). Der
artikuliert oder nicht artikuliert. Wenn sie λόγος hat ebenfalls seine στοιχεῖα [Ele-
nicht artikuliert ist, handelt es sich um bloße mente], worunter man in diesem Fall aber
Laute (ἦχος). Wenn sie dagegen artikuliert ist nicht die einzelnen Wörter verstand, sondern
(φωνὴ ἔναρθρος), handelt es sich um eine die verschiedenen μέρη λόγου [Wortarten]
λέξις [Phonemreihe], die dann entweder etwas (FDS 536 a; 539 ff), mit denen sich der zweite
bezeichnet oder aber nichts bezeichnet. Wenn Themenkomplex des ersten Teils der Dialek-
sie etwas bezeichnet (λέξις σημαντική), han- tik befaßt. Der dritte Komplex behandelte die
delt es sich um eine Rede (λόγος). Und wenn ἀρεταὶ καὶ κακίαι λόγου [Vorzüge und Fehler
sie andererseits nichts bezeichnet (λέξις ἄση- der Rede]. In diesem weitgehend stilistischen
μος), hat man den Fall von βλίτυρι oder oder gar rhetorischen Gebiet gab es auch
σκινδαψός, die frühzeitig zu Paradebeispielen sprachlogisch interessante Themen, da die
für Unsinnswörter geworden sind, die aber Rede zumindest den Vorzug des ἑλληνισμός
ursprünglich aus der Musik kommen und [Hellenismos] haben, d. h. gutes Griechisch
‘Anschlag eines Saiteninstruments’ bzw. ‘Sai- sein sollte und deshalb nach stoischer Erklä-
teninstrument’ bedeuten. Wie sie von dieser rung zwei wohlunterschiedene Fehler vermei-
Bedeutung zu ihrer späteren Rolle gekommen den mußte, den βαρβαρισμός [Barbarismus]
sind, dafür gibt die Deutung von Hagius einen und den σολοικισμός [Solözismus], d. h. un-
Fingerzeig; er meint, βλίτυρι und σκινδαψός korrekt geformte Wörter und syntaktische
stünden in der stoischen Dialektik für Musik- Unstimmigkeiten (FDS 594). Mit dem Solö-
stimmen oder ähnliche artikulierte Laute, die zismus stellt sich wie schon bei der Frage nach
aber ihrerseits keine Bedeutung haben, auf der Kombinierbarkeit der Wortarten das Pro-
die sie verweisen würden (1979, 12 6). Die blem einer Syntaxtheorie (vgl. 3.2 .1.); und der
Stimmdihärese des Diogenes v. Babylon sollte Barbarismus könnte nach einer Vermutung
ein älteres Begriffssystem ablösen, das ver- Fredes (1978, 68—70) der Zusammenhang ge-
mutlich von Xenokrates herkam und von wesen sein, in dem die Stoiker ihre etymolo-
Chrysipp noch verwendet wurde. Danach gischen Theorien entwickelten (vgl. 2 .3.3.). —
wird die λέξις [Phonemreihe] durch die Auf- Schon aufgrund dieser Themen erscheint die
schreibbarkeit der Stimme definiert (φωνὴ ἐγ- Rede (λόγος) als das Hauptthema des ersten
γράμματος) und der λόγος [die Rede] als Teils der Dialektik. Das ist sie aber vor allem
φωνὴ σημαντικὴ ἀπὸ διανοίας ἐκπεμπομένη deshalb, weil im Unterschied zur Phonem-
[bedeutungsvolle, vom Verstand ausgesandte
2. Stoische Sprachphilosophie 23
νόμενον) an, den Begriff der intendierten Sa- ausdrücklich hingewiesen; in 2 .3.2 . kommen
che (μρᾶγμα) und nicht zuletzt den Begriff wir auf diesen Punkt zurück.
des Gesagten oder Sagbaren (Lekton); die Was sich über das Bezeichnete und das
drei Begriffe beziehen sich in jeweils anderer Lekton sonst ergibt, ist (a), daß es nicht nur
Weise gleichermaßen auf das, was von den etwas anderes als die äußere Rede ist, sondern
eigentlichen Gesprächsteilnehmern verstan- auch etwas anderes als die vernünftige (re-
den wird, nicht aber vom Laien oder vom detaugliche) Vorstellung (λογικὴ φαντασία)
Ausländer, und sie gelten dementsprechend und etwas anderes als die Gegenstände, auf
als äquivalent. Dagegen wurde die eigentliche die wir uns mit der Sprache beziehen. Sextus
Definition des Lekton vorstellungstheoretisch Empiricus unterstreicht diese Unterschiede,
formuliert. Danach ist es „τὸ κατὰ λογικὴν wenn er an der berühmten Stelle Adv. M ath.
φαντασίαν ὑφιστάμενον“ [das, was nach 8, 11 f von den verschiedenen Theorien über
Maßgabe einer vernünftigen (redetauglichen) den Ort des Wahren und Falschen spricht und
Vorstellung subsistiert] (FDS 33; 696; 699; dabei berichtet, daß nach stoischer Lehre
auch 67). Von einer Vorstellung (φαντασία) „τρία [...] συζυγεῖν ἀλλήλοις, τὸ τε σημαι-
auszugehen hatte für die Stoiker den Vorteil, νόμενον καὶ τὸ σημαῖνον καὶ τὸ τύγχανον“
daß sie die Bedeutung unabhängig von den [dreierlei miteinander in Verbindung stehe:
verschiedenen Arten sprachlicher Aktivitäten das Bezeichnete, das Bezeichnende und das
definieren konnten. Ob man nämlich denkt, Erlangende (der Namenträger)] (FDS 67).
laut vernehmlich redet oder eine Rede anhört, Und die Abgrenzung des Lekton von der Vor-
in jedem Fall geht der Verstand mit etwas um, stellung ist nicht nur wegen der peripateti-
das sich ihm dargeboten und ihn affiziert hat, schen Lehrtradition hervorhebenswert (vgl.
also mit einer Vorstellung; und diese offenbart Aristoteles, De interpr. 1, 16 a 3—8, wo die
sowohl sich selbst als auch ihre Ursache (FDS Vorstellung als Bedeutung sprachlicher Zei-
2 68) und macht so zugleich klar, ob das Vor- chen angesehen werden kann), sondern auch
gestellte auf einen Sinneseindruck von mate- deshalb, weil Vorstellungen und gedankliche
riellen Gegenständen zurückgeht, begrifflich Akte nach Auffassung der Stoiker bestimmte
bedingt ist oder bloß auf Fiktion beruht. Alle natürliche Modifikationen des menschlichen
diese Varianten wurden von den Stoikern be- Zentralorgans (ἡγεμονικόν) und folglich pri-
dacht (vgl. FDS 2 55; 2 67 ff) und brauchen in vate Ereignisse sind; als solche können sie
einer vorstellungstheoretischen Konzeption schwerlich das sein, was gedacht, gesagt und
nicht einzeln durchgemustert zu werden. verstanden wird oder werden kann, so daß es
Doch davon abgesehen laufen die beiden Er- zum Zwecke einer Bedeutungstheorie auch
klärungen auf dasselbe hinaus, weil einerseits von daher nötig ist, den menschlichen Geist
die äußere, stimmlich verlautbarte Rede auf von dem abzugrenzen, was er denkt. Die ent-
die innere Rede verweist und auf eine Vor- sprechende Unterscheidung bei der äußeren
stellung zurückgeht (vgl. 2 .2 .1.), so daß auch Rede ist die zwischen Bezeichnendem und Be-
die Bedeutung der Rede bzw. das Lekton un- zeichnetem/Lekton; sie ist zusätzlich deshalb
ter Bezugnahme auf eine Vorstellung erklär- sinnvoll, weil man mit ein und demselben Satz
bar sein muß. Auf der anderen Seite setzt die u. U. Verschiedenerlei tun, d. h. verschiedene
Definition des Lekton bei der vernünftigen Sprechakte ausführen kann (FDS 909; 913)
(redetauglichen) Vorstellung an, d. h. bei der- und weil mit demselben Behauptungssatz
jenigen Vorstellung, „καθ’ ἣν τὸ φαντασθὲν ggfls. mehrere verschiedene Aussagen ge-
ἔστι λόγῳ παραστῆσαι“ [der zufolge es mög- macht werden können (vgl. 3.1.3.). — Ferner
lich ist, das Vorgestellte durch Rede zu prä- (b) ist die Bedeutung (τὸ σημαινόμενον) ein
sentieren] (FDS 699), oder die als gedankli- bestimmtes Etwas, nämlich das, was gemeint,
cher Akt (νόησις) eine Disposition zum Aus- gesagt und verstanden wird, der intersubjek-
sprechen hat (FDS 2 55). Sie unterscheidet sich tiv vermittelbare objektive Inhalt eines ge-
von anderen Vorstellungen, die nicht auf danklichen bzw. sprachlichen Aktes. Obwohl
sprachliche Weise geäußert werden können, alle Vorstellungen und Begriffe empirische
und hat offenbar in allen sprachtheoretisch Grundlagen haben, hängt sie deshalb von
wichtigen Hinsichten dieselben Eigenschaften unserem Denken und Sprechen ab. Das heißt
wie die äußere Rede (vgl. Long 1971, 82 f). jedoch nicht, daß die Lekta der Realität bloß
Und wenn es heißt, das Lekton sei etwas als eine Art Raster übergeworfen würden (so
Subsistierendes (ὑφιστάμενον), also ein un- Watson 1966, 2 7 f). Denn Wirkungen gehören
körperliches Etwas, so wird darauf im Zu- von Hause aus zur Realität und werden von
sammenhang der anderen Erklärung ebenfalls den Stoikern als Lekta verstanden (vgl.
2. Stoische Sprachphilosophie 25
2 .3.2 .), und wahre Aussagen, eine besonders etwas Unkörperliches, das nicht ›ist‹ (εἶναι),
prominente Art der Lekta, entsprechen den sondern lediglich ›subsistiert‹ (ὑφεστάναι).
Tatsachen (vgl. 3.1.1.). Beides setzt voraus, Aus welchen Gründen die Stoiker zu dieser
daß die Lekta Konstituenten der uns umge- Einschätzung gekommen sind, ist nicht aus-
benden Wirklichkeit sind. Mit den anderen drücklich überliefert, läßt sich aber vermuten:
Feststellungen — Unterschied zu den Gegen- (1) Was sinnvolle Behauptungssätze bedeu-
ständen, auf die wir uns sprachlich beziehen, ten, kann wahr oder falsch sein; und falsche
und Abhängigkeit vom Denken/Sprechen — affirmative Aussagen können keine Bedeu-
paßt dies dann zusammen, wenn die Lekta tung haben, die eine körperliche Existenz
auch als Konstituenten der Wirklichkeit nicht hätte. (2 ) Sätze bestehen aus mehr Elementen
anders als sprachlich in Erscheinung treten als die Realität, auf die sie sich beziehen;
können. Indem sie als vermittels der Sprache zumindest das Verb hat dort kein separat
bezeichnete Gebilde zur Wirklichkeit gehö- vorweisbares Gegenstück. ‘Cato spaziert’ be-
ren, bilden sie die Beziehung zwischen Spra- zieht sich vielmehr nur auf einen einzigen
che und Welt und sind für eine objektive Körper; dieser befindet sich allerdings in
Darstellung der Welt unentbehrlich (vgl. das einem bestimmten Zustand, den wir als Merk-
Unverständnis des Laien und des Ausländers, mal von ihm abstrahieren, indem wir ihm ein
ferner die ansonsten unzulängliche Lektoner- entsprechendes Prädikat zusprechen (vgl.
klärung des Ammonios, FDS 702 ). — Wei- FDS 443; 892 ). Demnach können die Lekta
terhin (c) gilt das Lekton als πρᾶγμα [(inten- (Prädikate oder auch Aussagen) als Abstrak-
dierte) Sache], lateinisch durch ‘res’ wieder- tionen von Körpern angesehen werden und
gegeben. Obwohl diese Bezeichnung am Bei- sind dann buchstäblich ›körper-los‹; mögli-
spiel des Laien oder des Ausländers intuitiv cherweise ist dies der Sinn, in dem sie „κατὰ
gerechtfertigt und der damit verbundene Sinn μετάβασίν τινα“ [aufgrund eines Übergangs,
von etwas Gedachtem aus den anderen An- einer Transzendierung] (FDS 2 55) gedacht
gaben zum Lekton verständlich wird, liegt werden. Zu diesen beiden Gründen, die Long
darin eine systematische Schwierigkeit. Der und Sedley für die Unkörperlichkeit der
Ausdruck πρᾶγμα steht bei den griechischen Lekta angeben (1987 I, 199 f), kann man (3)
Grammatikern und von der Grundbedeutung ein kommunikationstheoretisches Argument
her für eine Tätigkeit oder ein Erleiden; des- hinzufügen: Die Körperlichkeit bemißt sich
halb hat er eine besondere Affinität zu aktiven danach, ob etwas Wirkungen ausüben oder
und passiven Prädikaten (κατηγορήματα erleiden kann. Als stimmliche Äußerung be-
ὀρθά und κ. ὕπτια), und dieser Bezug war für steht die Sprache diesen Test, da sie z. B. vom
die Stoiker zweifellos wichtig (vgl. 2 .3.2 .). Sprecher zum Hörer hindringt. Ihre Bedeu-
Nun gibt es aber auch Lekta ohne Prädikate, tung indes läßt sich, wie der Fall des Auslän-
z. B. das προσαγορευτικόν [die Anrede] (FDS ders (βάρβαρος) und das Beispiel des Laien
874; 897). Daher meinte Nuchelmans, die (ἰδιώτης) zeigen, nicht auf die stimmliche
Stoiker seien erst angesichts solcher Lekta Äußerung reduzieren, sondern tritt in Verbin-
dazu übergegangen, unter einem πρᾶγμα bloß dung mit ihr als etwas anderes auf und besteht
etwas Gedachtes zu verstehen (1973, 67). Da- den Test nicht. Denn im Unterschied zur
gegen hat neuerdings Schenkeveld vorge- stimmlichen Äußerung wird sie dem Hörer
schlagen, die gedachte Sache enger mit der nur bedingt zuteil (falls er nämlich sprach-
Tätigkeit zu verknüpfen, die in den verschie- kundig ist, genug Vorwissen mitbringt
denen Sprechakten selber liegt, und in ihren u. a. m.) und entfernt sich jedenfalls nicht vom
Begriff etwa auch den Gedanken des Anre- Sprecher, der das Gesagte ja u. U. wiederho-
dens aufzunehmen (1984, 313 f). Wenn das len kann. Das Lekton ist daher auf keinen
richtig ist, gibt es bei jedem Lekton eine Mög- Fall ein Körper. Daß zwischen ihm auf der
lichkeit, seine Bezeichnung als πρᾶγμα mit der einen Seite und seiner sprachlichen Darstel-
Grundbedeutung dieses Wortes in Verbin- lung auf der anderen Seite ein wesentlicher
dung zu bringen. ontologischer Unterschied besteht, ist also bei
den Stoikern die Erklärung dafür, daß meh-
2.3.2. Die Unkörperlichkeit der Lekta rere Personen mit ihrem jeweils eigenen Ver-
Da das Bezeichnete/Lekton etwas anderes als stand doch denselben Gedanken fassen kön-
das Bezeichnende und die vernünftige Vor- nen.
stellung ist, muß es ontologisch eigens einge- In diesem Zusammenhang muß aber auch
stuft werden. Wie schon mehrfach angedeutet die Ursachenlehre erwähnt werden. Bereits
wurde, ist es anders als die Stimme und Rede Zenon v. Kition verstand unter einer Ursache
26 I. Raum-zeitliche Übersichten
(αἴτιον) das, was infolge stoischen Einflusses — sogar die Bedeutungen sämtlicher sprach-
später weithin als Ursache galt, nämlich ein licher Zeichen als Lekta gegolten hätten. Ob-
Ding, das durch seine Tätigkeit eine Wirkung wohl ich diese Einschätzung seinerzeit selbst
hervorbringt. Als ein solches Ding ist die Ur- unterstützt habe (1979, 2 96) und ungeachtet
sache ein Körper. Die Wirkung indes ist kein des Umstands, daß Nuchelmans die zugehö-
Ding, sondern ein unkörperliches Ereignis rige Begriffsgeschichte genauer zu rekonstru-
(συμβεβηκός). Sie wird nämlich erst hervor- ieren versucht hat (1973, 45—72 ), sind Zwei-
gebracht und ist jedenfalls nichts, worauf be- fel angebracht, u. a. deshalb, weil der Termi-
reits eingewirkt werden könnte oder was gar nus ‘Lekton’ mit einer relativ umfangreichen
seinerseits Wirkungen auszuüben vermöchte Bedeutung schon um 300 v. Chr. im Philetas-
(FDS 762 ff). Wie Long und Sedley (1987 I, Epigramm vorzukommen scheint (FDS
340) außerdem geltend machen, gibt es un- 699 a). Im übrigen ergibt die Nachricht von
beschadet der durch die Ursache herbeige- Kleanthes schon dann einen vollkommen be-
führten Veränderungen etwas kontinuierlich friedigenden Sinn, wenn Kleanthes und Ar-
Fortbestehendes; auch deswegen muß die chedemos, der im fraglichen Fragment eben-
Wirkung unkörperlich sein. Wenn beispiels- falls erwähnt wird (FDS, 763), lediglich be-
weise mit einem Messer Fleisch geschnitten sonders betont und hervorgehoben haben,
wird, bringt das Messer am Fleisch die Wir- daß die Prädikate Lekta und eben keine rea-
kung hervor, geschnitten zu werden, wobei len Gegenstände wie die seien, für die die
aber kein neues Ding entsteht und auch keins Nominalphrasen eines Satzes stehen. Zu sol-
verschwindet, sondern das Fleisch fortbesteht cher Betonung gab es genügend Anlaß.
(FDS 763 ff). Die Wirkung ist also kein Kör-
per. Sie läßt sich aber sprachlich darstellen 2.3.3. Vollständige und unvollständige
und erscheint dann als dasjenige, was durch Lekta
ein Verb (ῥῆμα) bezeichnet wird: ‘Das Messer
schneidet das Fleisch’, ‘Das Fleisch wird ge- In unmittelbarer Nachbarschaft der Defini-
schnitten’. Daher analysierten die Stoiker die tion des Lekton überliefern Diogenes Laertius
Wirkung schon von Zenon an als Bedeutung und Sextus Empiricus auch seine Einteilung
eines Verbs, d. h. als ein — selbstverständlich (FDS 696; 699; s. a. 33; 695). Danach sind die
unkörperliches — κατηγόρημα [Prädikat] Lekta teils vollständig (αὐτοτελῆ) und teils
(FDS 762 ). Spätestens Kleanthes hat die unvollständig (ἐλλιπῆ). Zur Erläuterung der
κατηγορήματα [Prädikate] dann ganz pas- Einteilung wäre eine Definition der Vollstän-
send als Lekta bezeichnet (FDS 763), die dar- digkeit hilfreich; doch so etwas ist nicht über-
aufhin ebenfalls unkörperlich sein müssen. — liefert. Statt dessen werden gleich anschlie-
Zwei ergänzende Bemerkungen mögen diesen ßend oder auch anderwärts als unvollständige
Komplex abrunden: (a) Wenn Ursache/Wir- Lekta κατηγορήματα [Prädikate] angegeben,
kungs-Verhältnisse sprachlich dargestellt wer- u. U. auch mehrere Prädikatarten, und als
den und wenn die Nominal- und die vollständige Lekta werden ἀξιώματα [Aussa-
Verbphrasen dabei so Verschiedenartiges aus- gen], συλλογισμοί [Syllogismen], ἐρωτήματα
drücken, wie das die Stoiker lehrten, dann καὶ πύσματα [Entscheidungs- und Bestim-
haben diese Satzteile asymmetrische seman- mungsfragen], προστακτικά [Aufforderun-
tische Funktionen. Insofern beeinflußt die gen], ὁρκικά [Eide] u. a. m. genannt, lauter
Lehre von Ursache und Wirkung auch die abgerundete Sinneinheiten, die anscheinend
Prädikations- und Aussagentheorie; und die höchstens aus externen Gründen zu Rückfra-
Lektontheorie soll offenbar dazu beitragen, gen nötigen. Offenbar kann man mit einem
die Komplementarität und die Asymmetrie vollständigen Lekton einen illokutionären
der semantischen Funktionen von Nominal- Sprechakt vollziehen; und es erscheint als
und Verbphrasen einheitlich zu deuten. — (b) sinnvoll, die Bedeutungen der zum Vollzug
Kleanthes ist der erste Stoiker, von dem aus- solcher Sprechakte eingesetzten Reden als
drücklich bezeugt ist, daß er von Lekta ge- Lekta und als (intendierte) Sachen (πράγ-
sprochen hat. Man hat deshalb vermutet, er ματα) anzusehen. Auch die naheliegende Fol-
habe die Rede von Lekta überhaupt erst ein- gerung, daß unvollständige Lekta für einen
geführt und eben die Prädikate so genannt. illokutionären Sprechakt nicht ausreichen,
Von dieser Ursprungsbedeutung aus sei der wird durch deren kurze Liste bestätigt; Prä-
neue Terminus mit einer gewissen Konse- dikate allein reichen dazu in der Tat nicht
quenz zunehmend extensiver verwendet wor- aus, geben vielmehr zu Rückfragen Anlaß
den, bis schließlich — vielleicht! (vgl. 2 .3.3.) (FDS 696). Trotzdem nötigt die Einteilung
dazu, den Lektonbegriff und sein Umfeld
2. Stoische Sprachphilosophie 27
noch einmal zu überprüfen. Es fragt sich näm- ker sicher nicht erklärt, in den molekularen
lich, ob die kurze Liste unvollständiger Lekta Aussagen (Lekta) würden die Teilaussagen
abgeschlossen ist oder ob es außer den Prä- (Lekta) durch Konjunktionen verknüpft, die
dikaten auch noch andere unvollständige unstreitig zum Bezeichnenden gehören und
Lekta gibt. Aufgrund der Erklärung des λό- keine Lekta sind (FDS 914). — (b) Seit den
γος [der Rede] im Kapitel über die Stimme Sophisten fragte man in der Sprachphiloso-
hätte man erwarten dürfen, daß jedes Wort, phie nach dem Verhältnis der Wörter zu den
das eine Bedeutung hat, ein Lekton bezeich- Dingen; Platons Kratylos ist das herausra-
net, und daß dieses Lekton nun als ein un- gende literarische Zeugnis dieser bedeutenden
vollständiges Lekton eingestuft würde. Diese Tradition (s. Art. 14). Die Stoiker haben dazu
Erwartung bestätigt sich jetzt allein für Ver- ausgiebig Stellung bezogen und nicht nur fest-
ben (ῥήματα) oder auch für umfangreichere gestellt, daß gelegentlich Anomalie (ἀνομα-
Verbphrasen; denn die drücken Prädikate im λία) herrscht, wenn nämlich ähnliche Dinge
Sinne der Stoiker aus (FDS 536). Dagegen unähnlich bezeichnet werden oder ähnliche
wird die Erwartung in allen anderen Fällen Bezeichnungen für unähnliche Dinge stehen
enttäuscht, und das sogar auf zwei Weisen. (FDS 640). Angeregt von Platon haben sie zu
Die erste Frage ist dann, ob die Liste der diesem Thema vielmehr vor allem ihre ety-
unvollständigen Lekta wirklich abgeschlossen mologischen Theorien entwickelt. Danach
ist. Falls sie dies ist, besteht ein Unterschied haben die ursprünglichen Wörter ihre Bedeu-
zwischen dem Redebegriff, der bei der Erklä- tung nicht auf konventionelle, sondern auf
rung des Lekton zugrundegelegt wurde, und natürliche Weise bekommen, indem sie die
dem Begriff, der aus dem Kapitel über die Dinge nachahmten; dafür war eine Ähnlich-
Stimme bekannt ist. Es fragt sich dann weiter, keit maßgeblich, die sich entweder auf die
was dieser Unterschied bedeutet. akustischen Eigenschaften der Dinge und
Die besagte Erwartung wird auf eine erste Wörter erstreckte (Onomatopöie) oder auf die
Art enttäuscht, weil die Stoiker sagen, die Eigenschaften des zu bezeichnenden Dings
κατηγορήματα [Prädikate] müßten mit geeig- und desjenigen psychischen Eindrucks, der
neten ‘πτώσεις’ [Kasus] verknüpft werden, bei der Rezeption der dieses Ding bezeichnen-
um vollständige Lekta bzw. Aussagen zu er- den Laute entsteht. Von solchen Wörtern aus
geben (FDS 696; vgl. 3.2 .1.). Von daher könn- habe sich auf mehrerlei Weise das zeitgenös-
ten die ‘Kasus’, wie immer ihre Beziehung zu sische Vokabular entwickelt; und auf solche
den Nominalphrasen aussieht, ebenfalls un- Wörter seien nach bestimmten Prinzipien alle
vollständige Lekta sein. Tatsächlich werden Wörter zurückführbar. Danach gilt die Ety-
sie aber nirgends als Lekta bezeichnet. — Die mologie, so bizarr die einzelnen Wortablei-
andere Art der Enttäuschung entsteht im er- tungen der Stoiker auch sein mögen, als
sten Teil der Dialektik, wo einiges gesagt wird, Schlüssel sowohl zur Erkenntnis der Dinge
was mit der Annahme weiterer unvollständi- als auch der Wörter; und das ist ebenso von
ger Lekta kaum vereinbar ist: (a) Die ὀνόματα grundsätzlichem Interesse wie die Prinzipien
[Eigennamen] und die προσηγορίαι [Appel- der Wortbildungslehre, die von den Stoikern
lative] bezeichnen ἰδίαι bzw. κοιναὶ ποιότη- in diesem Rahmen entwickelt wurden (FDS
τες [individuelle bzw. allgemeine Eigenschaf- 639—680; 73 f; 560—562 ; vgl. Barwick 1957,
ten], und das sind nach stoischer Lehre — 2 9—33; 58—79; Pinborg 1962 , 161—165;
wie hier freilich nicht weiter ausgeführt wer- Long 1974, 132 —135; Pfaffel 1981, 17—31).
den kann — ebenso wie die Dinge selbst Kör- Eine wesentliche Voraussetzung all dieser Er-
per (FDS 746 f; 751—753). Ἄρθρα [Artikel] örterungen besteht darin, daß mit der vor-
bestimmen u. a. das γένος [Genus], ebenfalls ausgegangenen Tradition angenommen wird,
eine körperhafte Eigenschaft (FDS 536; vgl. die Bedeutungen der Wörter seien Dinge oder
92 1). Nach den ῥήματα [Verben] stellen als bestimmte Eigenschaften der Dinge, also in
fünfte Wortart die σύνδεσμοι [Konjunktio- jedem Fall Körper. Dadurch steht die ety-
nen] Verknüpfungen in der Rede her (FDS mologische Theorie in einem latenten Wider-
536). Dabei haben sie alle eine Bedeutung; in spruch zur Lektontheorie (Lloyd 1971,
der Natur gibt es wirkliche Verknüpfungen 62 —66). Um die Konsistenz zu wahren,
zwischen Sachverhalten: Subjunktionen, Dis- müßte mindestens verlangt werden, daß im
junktionen, Konjunktionen usw. (FDS 583 ff; Rahmen der Etymologie als Bedeutungen der
948 ff). Das heißt jedoch nicht, daß jede ein- Verben die Bedeutungen ihrer Nominalisie-
zelne Konjunktion isoliert für sich ein Lekton rungen (Infinitive) studiert werden, und das
bezeichnen würde. Denn dann hätten die Stoi- könnten dann vielleicht körperliche Gegen-
28 I. Raum-zeitliche Übersichten
stände sein (vgl. FDS 573). Aber die Etymo- ist keineswegs so beweiskräftig, wie es auf den
logie läßt auf keinen Fall weitere unvollstän- ersten Blick erscheint. Sextus will nämlich
dige Lekta außer den Prädikaten zu. — (c) darstellen, wo das Wahre (ἀληθές) und das
Von Chrysipp ist die These überliefert, alle Falsche (ψεῦδος) nach den Stoikern seinen
Wörter seien von Natur aus mehrdeutig (ἀμ- Ort hat. Daher muß er eigentlich Behauptun-
φίβολοι), weil sie alle in verschiedenerlei Be- gen oder Aussagen (ἀξιώματα) und nicht Ein-
deutung verwendet werden könnten (FDS zelwörter vor Augen haben und behandelt die
636). Wie er das genauer gemeint und be- Termini ‘σημαινόμενον’ [Bezeichnetes] und
gründet hat, ist unsicher. Chrysipp kann aber ‘λεκτόν’ [Lekton] dann nur in dem dadurch
schwerlich gemeint haben, jedes Wort be- abgesteckten Rahmen als äquivalent. In der
zeichne mehrerlei Lekta. Demnach sind die Fortsetzung des Textes sieht er sich zu dem
verschiedenen Bedeutungen der Wörter wohl Hinweis genötigt, daß nicht jedes Lekton
keine Lekta. wahr oder falsch werden könne, sondern nur
Die Erwartung, jedes Wort mit Bedeutung das vollständige und auch das nur dann, wenn
bezeichne ein Lekton und es gebe daher mehr es eine Aussage sei; diese nachträgliche Kor-
unvollständige Lekta als nur die Prädikate rektur deutet ebenfalls an, daß es vorher allein
(κατηγορήματα), wird also auf vielfache um Behauptungen ging. Dem steht lediglich
Weise enttäuscht. Trotzdem haben die meisten das Beispiel des Sextus entgegen; er führt als
Gelehrten versucht, sie ganz oder wenigstens σημαῖνον [Bezeichnendes] den Eigennamen
ein Stück weit aufrecht zu erhalten; vor allem ‘Dion’ und als τύγχανον [Erlangendes] (dazu
wollte man die πτώσεις [Kasus] in die Liste 3.2 .2 .) den Träger dieses Namens an, die Per-
der unvollständigen Lekta aufnehmen (vgl. son des Dion selbst. Ein Bezeichnetes und ein
Schmidt 1839, 57; Müller 1943, 46 f; Mates Lekton dazu beschreibt er allerdings nicht,
1961, 16 f; Kneale 1968, 144; Watson 1966, wohl weil es das erst geben kann, wenn der
47—49; Pinborg 1975 a, 80 f; Frede 1978, 31; Eigenname zu einem Satz ausgebaut ist.
Graeser 1978, 78—81; 84). Eine gründliche Die Gegenthese, nach der allein die Prä-
Würdigung dieser Auffassung ist hier nicht dikate unvollständige Lekta sind, ist bereits
möglich. Vielmehr sei nur festgestellt, daß (a) von Bréhier vorsichtig ins Spiel gebracht wor-
angesichts des in 3.2 .2 . skizzierten Textbe- den (1951, 60), wird seit geraumer Zeit be-
stands schwer einsichtig zu machen ist, wieso sonders von Long vertreten (1971, 78; 104—
die Nominalphrasen einerseits als grammati- 106; 1974, 135 f; 1987 I, 2 00) und hat inzwi-
sche Fälle angesehen werden und dann Kasus schen mit Recht weitere Anhänger gefunden
bzw. Lekta bezeichnen sollen und andererseits (vgl. z. B. Sedley 1982 , 198 f; Brunschwig
als bestimmte Wortarten gelten müssen und 1984, 8 f). Im Begriff des Bezeichneten muß
dann körperhafte Eigenschaften bezeichnen; sie natürlich ebenfalls eine Differenzierung
in jedem Fall wird damit im Begriff des vornehmen, freilich eine, die ziemlich einsich-
σημαινόμενον [Bezeichneten] eine Differen- tig ist und gut an eine Erklärung Senecas
zierung vorgenommen, die ursprünglich nicht angeknüpft werden kann. Nach Seneca ist es
vorgesehen war. Außerdem (b) ist zwar ein- ein himmelweiter Unterschied, ob man einen
zuräumen, daß ein vereinzeltes Scholion die Gegenstand lediglich nennt oder ob man dar-
Kasus deshalb als etwas Bezeichnetes ansieht, über spricht (›plurimum autem interest utrum
weil ein bestimmter Eigenname trotz vieler illud dicas an de illo‹); und Seneca betont
Genetivformen gewiß nur einen Genetiv (γε- diesen Unterschied, um die eigentümliche Lei-
νική) hat (FDS 773); auch gibt es eine Kle- stung herauszustellen, die dank der vernünf-
mensstelle, wo die Kasus als unkörperlich tigen (redetauglichen) Vorstellung (λογικὴ
ausgegeben werden (FDS 763), und eine an- φαντασία) in dem ›Sprechen über etwas‹ zu-
dere, wo die Bedeutung des Wortes ‘Embryo’ standekommt (FDS 892 ). Danach erstreckt
als Lekton eingeschätzt wird (FDS 69). Dar- der Begriff des Lekton sich nicht auf das
aus zu schließen, Kasus seien Lekta, liegt ›Nennen von etwas‹, sondern nur auf das
zweifellos nahe. Aber es ist zu bezweifeln, daß ›Sprechen über etwas‹ und kann mit dem Be-
die angeführten Stellen sich fehlerfrei auf or- deutungsbegriff auch nur in diesem Bereich
thodoxe stoische Lehre beziehen (vgl. Frede äquivalent sein. Anderweitig vorkommende
1978, 31 f; Long/Sedley 1987 I, 2 01). Schließ- Bedeutungen sind daher keine Lekta; und so
lich (c) beruft man sich für die These, jedes gibt es keinen Grund, die Liste der unvoll-
Wort bezeichne ein Lekton, gern auf den in ständigen Lekta zu erweitern. Sie umfaßt also
2 .3.1. erwähnten Text des Sextus Empiricus wirklich nur die Prädikate (κατηγορήματα).
(Adv. M ath. 8,11 f; FDS 67). Aber dieser Text Die Unvollständigkeit dieser Lekta beruht
2. Stoische Sprachphilosophie 29
dann darauf, daß sie nicht auf irgendetwas Lekta wegen ihrer Ergänzungsbedürftigkeit
referieren, sondern eine entsprechende Leer- eine syntaktische Dimension haben, gibt es
stelle haben, während vollständige Lekta kein eine Syntax der Lekta (vgl. 3.2 .); deshalb muß
solches Defizit aufweisen. Im Fall der Aus- aber auch die Rede, die die Lekta bezeichnen
sagen wird es durch die Kasus behoben, die soll, syntaktische Züge haben und R2 ein syn-
den unvollständigen Lekta bzw. den Prädi- taktisches Merkmal besitzen. Natürlich kennt
katen Referenz verschaffen. Damit wird klar, man auch im Griechischen Einwortsätze wie
in welcher Weise die Lektontheorie zu einer ‘ὕει’ [es regnet] und Anordnungen, die mit
einheitlichen Deutung der Komplementarität einem einzigen Wort, einer geeigneten Verb-
und Asymmetrie der semantischen Aufgaben form, zum Ausdruck gebracht werden. Dar-
von Nominal- und Verbphrasen in der Aus- aus läßt sich kein Einwand gegen die syntak-
sage verhelfen soll. Die Prädikate im Sinne tische Qualität von R2 gewinnen. Doch ma-
der Stoiker sind ergänzungsbedürftige Funk- chen diese Varianten auf andere Grenzfälle
tionen im Sinne Gottlob Freges (s. Art. 34); aufmerksam, an denen außerdem der prag-
in ihre Leerstellen sind Kasus einzusetzen, die, matische Charakter des im zweiten Teil der
ohne selber etwas Gesagtes zu sein, dem bis Dialektik unterlegten Redebegriffs vollkom-
dahin unvollständigen Gesagten die nötige men evident wird. Da ist zunächst die Anrede
Referenz verschaffen und dadurch eine Aus- (προσαγορευτικόν), z. B. „Tapferster Atride,
sage aus ihm machen. Herrscher der Menschen, Agamemnon“ (FDS
874). Sie ist ein vollständiges Lekton und
2.3.4. Konsequenzen enthält überhaupt kein unvollständiges Lek-
für den Begriff der Rede ton; die in ihr vorkommenden Wörter erfüllen
Wenn nur die Prädikate unvollständige Lekta R1 und bezeichnen allesamt keine Lekta; aber
sind, besteht ein Unterschied zwischen dem indem sie zur Anrede gebraucht werden, er-
Redebegriff, der in dem Kapitel über die füllen sie R2 und bezeichnen ein Lekton.
Stimme entwickelt wurde (R1), und dem Re- Demnach setzt dieses einen sprachpragma-
debegriff, der für die Erklärung des Lekton tisch ausgerichteten Redebegriff voraus. Des
unterstellt werden muß (R2). In beiden Fällen weiteren sind die hypothetische Annahme
gehört zur Rede eine Bedeutung. Aber das zu (ὑποθετικόν) und die Ekthese (ἐκθετικόν)
R2 gehörige Bezeichnete ist immer ein Lekton, zwei vollständige Lekta, deren Unterschied
während das zu R1 gehörige entweder ein eigentlich nicht semantisch oder syntaktisch,
sondern pragmatisch einsichtig zu machen ist.
Lekton oder etwas anderes ist. Von dem Ka- Ob nämlich ‘Dies sei eine Gerade’ normativ
pitel über die Stimme aus gesehen ist der als Ekthese oder hypothetisch als diskussions-
Unterschied der, daß, um von R1 nach R2 zu bedürftige Annahme zu verstehen ist, hängt
gelangen, stärkere Anforderungen an die von dem jeweiligen Verwendungszusammen-
Rede gestellt werden müssen, nämlich Anfor- hang in der Geometrie ab. Schließlich ist das
derungen, die zu einer Präzisierung der Re- vollständige Lekton ‘προστακτικόν’ [Befehl]
debedeutung und dazu führen, daß zur Rede offensichtlich die Bedeutung eines illokutio-
nur noch ein Typ von Bezeichnetem gehört, nären Sprechakts; denn es wird definiert als
das Lekton. Aber vielleicht kommt auch das πρᾶγμα, ὃ λέγοντες προστάσσομεν [eine Sa-
umgekehrte Verfahren in Betracht; vielleicht che, die wir dadurch, daß wir sie sagen, be-
ist es angemessener, von R2 auszugehen und fehlen]. Und bei der Definition der Entschei-
erst durch eine Abschwächung dieses Rede- dungs- und der Bestimmungsfrage (ἐρώτημα
begriffs nach R1 zu kommen. Eine Stellung- und πὺσμα) wird ebenfalls auf Gesichts-
nahme der Stoiker ist dazu nicht überliefert; punkte der Redeverwendung zurückgegriffen
und daß sie R2 trotzdem förmlich definiert (FDS 874). Wir können also sagen, das Lek-
hätten, ist kaum zu vermuten. Nichtsdesto- ton sei die Bedeutung einer Rede, deren Be-
weniger können wir über diesen Redebegriff griff nicht nur semantisch gefaßt ist wie in
etwas sagen und zeigen, daß er nicht nur wie dem Kapitel über die Stimme, sondern der
R1 durch das Merkmal des Bedeutunghabens darüber hinaus auch syntaktische Gesichts-
bestimmt ist, sondern auch syntaktisch und punkte berücksichtigt und gewissen sprach-
sprachpragmatisch geprägt ist. Die syntakti- pragmatischen Anforderungen genügt; R2
sche Qualität ergibt sich aus dem Unterschied schließt alle Dimensionen ein, die für ein voll-
vollständiger und unvollständiger Lekta und wertiges sprachliches Zeichen erforderlich
wurde am Ende des vorigen Abschnitts bereits sind. Ob vor allem die pragmatische Kom-
angedeutet: Weil schon die unvollständigen ponente dieses Redebegriffs noch weiter prä-
zisiert werden kann, muß künftige Forschung
30 I. Raum-zeitliche Übersichten
kündigt. Wer das vermeiden will, muß etwa mit einer längeren Liste syntaktischer Kate-
sagen, daß die Seeschlacht gestern stattgefun- gorien und 8 Kombinations-, 7 Inklusions-, 8
den habe. Die erste Aussage wird nicht durch Transformations- und 11 lexikalischen Regeln
den Gang der Ereignisse in die zweite trans- vorgelegt, wobei freilich auch schon Negatio-
formiert. nen, Konjunktionen, Disjunktionen und Sub-
junktionen einbezogen sind und somit über
3.2. Die Aussage und ihre Konstituenten die elementaren Aussagen hinausgegangen
wird (1986, 2 83 ff). Die folgende Skizze geht
3.2.1. Die Aussagen wurden von den Stoi- anders vor und arbeitet den Rahmen aus, der
kern in verschiedene Richtungen weiter un- durch die stoische Definition des Prädikats
tersucht. Am besten überliefert und am be- (κατηγόρημα) abgesteckt wird. Dieses ist
kanntesten ist die Einteilung in ἀξιώματα „τὸ κατά τινος ἀγορευόμενον ἢ πρᾶγμα συντακ-
ἁπλᾶ und ἀξιώματα οὐχ ἁπλᾶ [elementare τὸν περί τινος ἢ τινῶν, ὡς οἱ περὶ ’Απολλόδωρόν
und molekulare Aussagen]. In deren Rahmen φασιν, ἢ λεκτὸν ἐλλιπὲς συντακτὸν ὀρθῇ πτώσει
erörterte man u. a. eine Reihe von Aussage- πρὸς ἀξιώματος γένεσιν“ [das, was von etwas aus-
verknüpfungen und ging dann weiter zur gesagt wird, oder, wie die Leute um Apollodor
Lehre von den λόγοι [Argumenten], speziell sagen, eine Sache, die mit Bezug auf einen oder
zur Aussagenlogik, was alles zuletzt von mehrere [Gegenstände] konstruiert werden kann,
Frede zusammenhängend dargestellt wurde oder ein unvollständiges Lekton, welches mit einem
(1974, 49 ff; 73—107; 118 ff; ergänzend Egli Nominativ zusammengesetzt werden kann, so daß
1977, 786—790); für die elementaren Aus- dabei eine Aussage entsteht] (FDS 696).
sagen ist zusätzlich auf eine demnächst zum Wir betrachten also zunächst die Kasus
Abschluß kommende Arbeit von Theo Ebert und dann die Prädikate.
hinzuweisen, wo gezeigt wird, daß die bei
Sextus Empiricus überlieferte Einteilung in 3.2.2. Unter einem Kasus (πτῶσις) verstehen
ἀξιώματα ὡρισμένα, ἀόριστα und μέσα [de- die Quellen teils einen grammatischen Fall
finite, indefinite und mittlere Aussagen] (FDS und anderenteils ein Wort bzw. eine Nomi-
916) aus der Dialektischen Schule stammt und nalphrase in einem grammatischen Fall. Diese
in der Stoa weiterentwickelt wurde. Die lo- zweite Bedeutung ist die bei den Stoikern
gisch grundlegende Aussageform ist aber vorherrschende Standardbedeutung, bei der
auch dann die Form ‘Dies/-e/-er ist/tut φ’ und die Kasus nämlich ihre Aufgabe erfüllen, den
nicht die, bei der das logische Subjekt durch Prädikaten Referenz zu verschaffen. Außer-
einen Eigennamen gebildet wird. Ferner dis- dem sind die Kasus, wenn sie als Nominal-
kutierte man die Modalitäten der Aussagen phrasen in einem grammatischen Fall aufge-
und schloß daran eine Modallogik an. Wegen faßt werden, zum Bezeichnenden (σημαῖνον)
der ungünstigen Quellenlage ist dieses Gebiet zu rechnen (vgl. 2 .3.3.). Und drittens wird bei
schwierig zu rekonstruieren; über den durch dieser Deutung des Kasusbegriffs auch die
Frede (1974, 107—117) erreichten For- Extension verständlich, die er bei den Stoi-
schungsstand geht die Arbeit von Bobzien kern erhalten hat. Denn sie betrachteten auch
(1986, 40—12 0) am weitesten hinaus. Noch den Nominativ (εὐθεῖα) als einen Kasus; um
weniger wissen wir über verschiedene weitere das den Kritikern zu erklären, machten sie
Einteilungen der Aussagen und über Verbin- von der Kasusmetaphorik einen eigenwilligen
dungen von Aussagen und anderen vollstän- Gebrauch und sagten, daß die Begriffe bei der
digen Lekta (vgl. FDS 914; 698 col. XI— Nennung von Gegenständen als Wörter vom
XIII). Erheblich besser ist die Überlieferung Denken auf die Gegenstände herunterfallen
jedoch, wenn nach Formationsregeln für Aus- und auf sie senkrecht (Nominativ) oder
sagen und speziell nach der Konstitution der schräg (oblique Kasus) auftreffen; Nomi-
elementaren Aussage gefragt wird; hierzu soll nalphrasen sind daher immer Nominalphra-
nun noch etwas gesagt werden. Nach einer sen in einem bestimmten grammatischen Fall
Syntax hat man bei den Stoikern bis vor kur- und als solche ›Kasus‹ im Sinne der Stoiker
zem immer nur im ersten Teil der Dialektik (FDS 776 ff). Die Gegenstände werden dabei
gesucht, ist über die einschlägigen Anknüp- zu Namenträgern: Sie „πίπτουσιν ὑπό“ [fal-
fungspunkte (vgl. 2 .2 .2 .) aber nicht hinaus- len unter] die Kasus (FDS 636 a; 916), „τυγ-
gekommen. Dagegen gibt es im zweiten Teil χάνουσι τῶν πτώσεων“ [erlangen die Kasus]
eine ziemlich anspruchsvolle Syntax der (FDS 316; 763), sind „τυγχάνοντα“ [Erlan-
Lekta; Egli hat sie als förmliches Regelwerk gende] (FDS 67; vgl. 2 .3.1.) und lassen die
rekonstruiert und inzwischen eine Fassung Kasus als „τευκταί“ [Erlangte] erscheinen
(FDS 860). Die Peripatetiker meinten, diese
2. Stoische Sprachphilosophie 33
ganze Metaphorik lasse sich auf alle Wörter die beiden ersten Kategorien (das ὑποκείμε-
mit Bedeutung übertragen. Aber das war ein νον [Substrat] und das ποιόν [eigenschafts-
Mißverständnis. Nur Nominalphrasen refe- mäßig Bestimmte]) mit den Unterarten des
rieren auf etwas; Verben (ῥήματα), Adverbien ἰδίως und des κοινῶς ποιόν [des individuell
(ἐπιρρήματα) und Konjunktionen (σύνδεσ- und des allgemein Qualifizierten] wurden
μοι) ›nennen‹ nichts; daher stellt sich bei ihnen nach Long und Sedley ursprünglich unter-
nicht die Kasusbeziehung zu den Gegenstän- schieden, um das ontologische Problem von
den her (FDS 536; 776 f). Aufgrund ihres Be- Identität und Wandel zu lösen (1987, I, 166;
griffs lassen die Kasus sich auf verschiedene 172 f).
Weisen betrachten, (a) im Hinblick auf die
grammatischen Fälle, womit sie Gegenstand 3.2.3. Das Prädikat (κατηγόρημα) ist der
einer Flexionslehre werden (vgl. z. B. FDS zweite Konstituent der Aussage und bestim-
567 ff; Barwick 1957, 34—57), und nach syn- mender als der oder die Kasus. Als Funktion
taktischen Gesichtspunkten, insofern sie das im Sinne Freges regiert es nämlich die Syntax
sind, womit zusammen Prädikate Aussagen der Aussage und legt je nach seiner beson-
ergeben, und insofern die Prädikate bestim- deren Art ein anderes Aussagemuster fest (vgl.
men, in welchem grammatischen Fall eine 2 .3.3.). Daher soll nun kurz zusammengestellt
Nominalphrase an welcher Stelle einer Aus- werden, welche Prädikattypen die Stoiker un-
sage zu stehen hat (vgl. 3.2 .3.). Die Kasus terschieden haben und was sie über die tem-
lassen sich (b) unter semantischen Aspekten poralen und modalen Eigenschaften der Prä-
nach Wortarten (μέρη λόγου) betrachten. Sie dikate gesagt haben. Wie die zitierte Defini-
gliedern sich dann in ἄρθρα [Artikel], ὀνό- tion des Prädikats erkennen läßt, gab es zwei
ματα [Eigennamen], προσηγορίαι [Appella- Terminologien. Dazu betrachte man die Sätze
tiva] (FDS 536) und nominalisierte Infinitive ‘Sokrates spaziert’ und ‘Sokrates liebt Xan-
(FDS 763). Zu den Artikeln zählten dabei thippe’. Nach der einen Terminologie gilt die
auch die ἀντωνυμίαι [Pronomina]; des nähe- Bedeutung des Verbs als Prädikat, also ‘spa-
ren teilte man die Artikel in definite und in- ziert’ oder ‘liebt’; ein Prädikat in diesem Sinne
definite Artikel ein (ἄρθρα ὡρισμἑνα vs. kann u. U. mit mehreren Kasus verknüpft
ἄρθρα ἀοριστώδη) und betrachtete alle die werden. Nach der anderen Auffassung ist die
als definit, die deiktisch sind, während die Bedeutung des Verbs ‘liebt’ nur ein unvoll-
heutigen bestimmten Artikel bei den Stoikern ständiges Prädikat (ἔλαττον ἢ κατηγόρημα);
als indefinit galten (FDS 550 ff). Außerdem ein vollständiges (κατηγόρημα) ist erst die
lassen die nominalen Wortarten sich vielfältig Bedeutung von ‘liebt Xanthippe’ und allge-
kombinieren. Von den zugehörigen Untersu- mein das, was nach Streichung des logischen
chungen der Stoiker ist wenig erhalten. Aber Subjekts von einer Aussage übrigbleibt; ein
daß Chrysipp den Eigennamen als eigene solches Prädikat enthält u. U. einen Kasus,
Wortart bestimmt hat, die mit Bedacht un- kann aber nur mit einem einzigen weiteren
tergliederte Wortart der Artikel und einige Kasus verbunden werden. Ersichtlich entspre-
weitere Indizien deuten darauf hin, daß die chen diesen terminologischen Unterschieden
Stoiker an den logischen Eigenschaften der verschiedene Zerlegungen der Elementaraus-
nominalen Wortarten in dem Maße interes- sage. Aber man kann nun bei jedem Prädikat
siert waren, wie sie die Analyse und die Wahr- im ersten Sinne fragen, ob es im zweiten Sinne
heitsbedingungen der Aussage beeinflussen ein vollständiges Prädikat ist oder ein un-
(vgl. z. B. FDS 698 col. V; 914; 916; Pohlenz vollständiges, das einer Ergänzung bedarf, be-
1939, 163—166; Frede 1978, 59 ff; Brun- vor es zusammen mit einem Nominativ einen
schwig 1984, bes. 5 f; 2 .1.). Endlich (c) können abgerundeten Sinn ergeben kann. Und da es
die Kasus nach den Gegenständen betrachtet außer persönlichen Prädikaten (κατηγορή-
werden, auf die sie referieren. Das führt zu ματα, συμβάματα) auch unpersönliche (πα-
der sog. Kategorienlehre der Stoiker (FDS ρακατηγορήματα, παρασυμβάματα) gibt, bei
82 7—873). Sie arbeitet die metaphysischen denen das logische Subjekt in einem obliquen
Gesichtspunkte aus, unter denen ein Körper Kasus stehen muß, führt diese Frage zu ins-
betrachtet werden kann, und unterscheidet 4 gesamt 4 Prädikatklassen mit jeweils anderen
γένη τῶν ὄντων [Klassen des Seienden]. Diese Formationsregeln für Aussagen (FDS 789 ff).
weisen zwar Bezüge zur Wortartenlehre auf, Ferner haben die Stoiker auf handlungstheo-
sind aber wohl kein genuin dialektisches retische Art neben einer Gruppe von rezipro-
Thema, wie Lloyd (1971, 69 f) meinte. Denn ken oder reflexiven Prädikaten (ἀντιπεπον-
34 I. Raum-zeitliche Übersichten
θότα), die man später mit dem Begriff des überhaupt für Lekta gedacht waren.
Mediums (διάθεσις μέση) neu konzipiert hat,
aktive (ὀρθά) und passive (ὕπτια) Prädikate
unterschieden und Regeln für die wechsel- 4. Literatur in Auswahl
weise Transformation aktiver und passiver Ax 1986, Laut, Stimme und Sprache.
Aussagen angegeben (FDS 33; 696; 800 ff). Rekonstruiert 138—2 11 die stoischen Auffassungen
Des weiteren wurden die temporalen Eigen- zum De voce-Kapitel der antiken Sprachtheorie
schaften der Prädikate und Aussagen studiert und gibt weiterführende Literaturhinweise.
und ein Tempussystem entworfen (FDS 807—
82 6), das man auf verschiedene Weisen zu Egli 1979, Bibliographie zur stoischen Sprachwis-
senschaft (Dialektik), in: Schmidt, Die Grammatik
rekonstruieren versucht hat. Überzeugend der Stoiker.
war erst der Vorschlag von Versteegh, nach
dem das System von einer Grundeinteilung in Hülser 1987, Die Fragmente zur Dialektik der Stoi-
abgeschlossene und Verlaufstempora ausging ker. 4 Bde. (= FDS)
(1980, 338 ff). Für das Präsens, Imperfekt und Umfassende, systematisch angeordnete Sammlung
Futur gab man ebenfalls Transformationsre- der Quellen mit paralleler deutscher Übersetzung
geln an, die interessanterweise nicht so sehr und Kommentaren.
auf die Prädikate als vielmehr auf die voll- Long/Sedley 1987, The Hellenistic Philosophers. 2
ständigen Aussagen bezogen wurden (FDS Bde.
82 5; 92 1). Bei der Singular/Plural-Transfor- Zusammenstellung der wichtigen Quellentexte (Bd.
mation, die außer den Prädikaten auch die 2 ) mit englischer Übersetzung und einem textlich
Kasus betrifft, ist das sogar die näherliegende genauen, an philosophischer Systematik interes-
Konzeption (vgl. FDS 82 4 a). Was schließlich sierten Kommentar (Bd. 1). Zur Ontologie/Logik
den Modus (ἔγκλισις) angeht, nahmen die und Semantik/Erkenntnislehre der Stoa I, 162 —
Stoiker an, daß das Prädikat in der Aussage 266.
immer von einem Verb im Indikativ (ὁρι- Nuchelmans 1973, Theories of the Proposition.
στική, καταφατική) bezeichnet wird, und nä- Erörtert 45—87 den Lekton- und den Aussagen-
herten sich einer Theorie der Modi über die begriff der Stoiker und bespricht dabei auf sehr
Liste der vollständigen Lekta (Schenkeveld differenzierte Art die relevanten Termini und viele
1984, 331 ff). Dies mag eine weitere Bestäti- Textstellen.
gung dafür sein, daß die zahlreichen Unter-
scheidungen bei den Kasus und den Prädi- Karlheinz Hülser, Konstanz (Deutschland)
katen als Formationsregeln für Aussagen und
1. The Ikhwān al-Ṣafā’ the Rasā’il Ikhwān al-Ṣafā’ (ca. 970) com-
2. Al-Fārābī pactly summarizes the new ideas about lan-
3. Saadiah Gaon guage accessible in Arabic after the first major
4. Ibn Ṭufayl impact of the translation of Greek philo-
5. Maimonides sophic and scientific materials had been ab-
6. The philosophical thrust of the tradition sorbed (Goodman 1983). Discourse (nuṭq),
7. Ibn Khaldūn according to the Ikhwān, distinguishes men
8. Selected references from beasts, just as mortality distinguishes us
from the divine. Language, verbal discourse,
is a product of the unseen discourse of reason
1. The Ikhwān al-Ṣafā’ (cf. Plato Theaet. 189 e, Soph. 2 63 e, Aristotle
De Int., Augustine De Trin. VII 4.7). It is
1.1. The Power of Language perceptible, public, external and conven-
tional. It need not express all our inward
1.1.1. The short essay on the subject matter thoughts. Written letters are signs of spoken
of the Isagoge found as the tenth epistle in ones, and spoken letters, of mental ones:
the mathematical (including logical) series of The true word is in the heart,
Of which the tongue but gives the sign.
3. Jewish and Islamic philosophy of language 35
ments of language: A name is any word that properties‹; their names designate the char-
signifies some idea, meaning or notion acteristics which are ›properly proper‹ (the
(ma‛nā), without regard for time. The namer phrase tickled Edith Sitwell) in a species (Ikh-
is the speaker, the naming is what he says, wān 1957, 1.395—97). — The account grows
and the object named is the notion referred naturally out of the corresponding discus-
to. Similarly with description and predication sions in late Greek and early Islamic philos-
(1957, 1.398, 394 f). ophy and is fairly typical of their tenor (so it
need not be repeated in what follows). Aware-
1.2.3. Philosophers use six (not five as in Por- ness of the linguistic basis of classification
phyry; see Gyekye 1979, 189) types of terms and predication and sensitivity to the relative
which are crucial to logic: ‘individual’, ‘spe- softness and extreme flexibility of linguistic
cies’ and ‘genus’ refer to the ideas of things, usage were not seen as requiring a Wittgen-
subjects of predication; ‘differentia’, ‘prop- steinian qualification to essentialism or de-
erty’ and ‘accident’ refer to the notions as- manding the least retreat from realism. For
signed as predicates. A (singular or) individ- the predications which are ›properly proper‹
ual term is any verbal expression used to organize reality according to its actual divi-
designate one sensory particular as distin- sions. Their relations of inclusion and exclu-
guished from all others, for example, ‘this sion ground the functioning of logic. All
man’, ‘that stone’, and like expressions, used (proper) predicates of a genus necessarily be-
to designate one thing only. A species name long to its species; and all those of a species,
is an expression used to designate a plurality to its members.
of individuals with the same essential, spiri-
tual form in common. A genus name is used 1.3. Language, Ideas, and Things
to designate a plurality diverse in some essen-
tial forms but alike in others. Differentia are 1.3.1. All things are individuals or forms pro-
essential characteristics, dividing genera but jected and differentiated in the emanative act
uniting species: Without them the object they of God via the Active Intellect and the uni-
pertain to is not found. Accidents may be versal, celestial Soul, which is present in the
durable but not essential, like the blackness macrocosm like a person’s soul in the body.
of pitch or whiteness of snow; or they may Forms in the universal Soul are like a crafts-
be transient, like blushing, or standing. Du- man’s plan. In the Active Intellect they are
rable accidents are sometimes called proper- like a scholar’s lesson. In God they are like
ties because they can be used to differentiate the number one, from which all other num-
the kinds of things. But they are not essential, bers arise. The forms of things emanate from
substantial properties because their negation God to Nous, to Psyche, and from Psyche at
does not negate the being of the subject. Es- the cosmic level, onto matter, where they can
sential or substantial characteristics like the be apprehended by individual human beings
wetness of water or hotness of fire provide as the objects of conceptual understanding.
the proper differentia of things. They are Knowledge, or science, is the form of the
called ‘differentia’ (fuṣūl) because they differ- object known in the soul of the knower, and
entiate (tufṣilu) reality into species. The term art is the expression of that form by its im-
‘property’ may be applied in a weak sense to position on matter. Education is bringing out
a characteristic shared by several species, as (’ikhrāj) of intellectual potential, making the
bipedalism names a ›property‹ man has in mind actually intelligent, developing the inner
common with birds. In another sense the term likeness of man to the divine and leading us
‘property’ is applied to characteristics found to the supernal realm and immortality (1957,
in but one species, yet not in all its members, 1.399, citing Plato, Theaetetus 176 b and
as being a merchant is found only in man, Qur’ān 39: 9, 6: 12 2 ). Forms are the ultimate
but not in all men. A third sort of ›property‹ referents of all signification that does not refer
belongs to all and only members of a species, to individuals as individuals, and each human
but not at all times, as hoariheadedness in soul acquires its knowledge of them by em-
man. The fourth sort belongs to all and only ulation of the universal, cosmic Soul, with the
members of a single species and at all times, aid of the Active Intellect. For all forms, as
like the ability to laugh or cry in man. For principles of actuality in things and in
no other creature laughs or cries in just the thought, have their source in the Active In-
way man can do from birth to the hour of tellect and thus stem ultimately from God
death. Such predicates are called ›proper (1957, 398 ff).
3. Jewish and Islamic philosophy of language 37
1.3.2. Meanings or ideas are spirits, and some sixty languages in all. His distinctive
words are like their bodies: words without habit of citing examples from languages other
meanings are like spiritless bodies, and than Arabic, like his attempt to state general
thoughts without any word to express them rules about all languages and even to for-
are like bodiless spirits. In the manner typical mulate some of the principles of what we
of textbooks, Porphyry’s Isagoge had avoided might call a universal or deep grammar, is
an immediate display of its author’s neopla- indicative of his belief that logic (the philo-
tonic commitments, although these were sophic logic whose concept the Ikhwān adopt
hinted when Porphyry argued a tollendo tol- from him) is the universal guiding principle
lens, that to do away with the genus is to do behind the grammars of particular languages.
away with the species and its members. But It is said that al-Fārābī did not know Arabic
the Ikhwān, typically of the Muslim philo- well enough to do philosophy in it until he
sophic tradition, make no bones about their came to Baghdad as a young man and heard
neoplatonism. Their care to differentiate another Nestorian, Abū Bishr Mattā ibn Yū-
word and object expresses a Platonic interest nus. In order to master Arabic, he exchanged
in locating a referent for all significant ex- lessons in logic and musical theory for in-
pressions (cf. Ikhwān 1957, 400; 403). struction from the eminent Arabic grammar-
ian Ibn al-Sarrāj. His lifelong interest in the
problems of grammar, translation and the
2. Al-Fārābī philosophy of language is an example of the
non-native speaker’s interest in such formal
2.1. Life and Work questions, that many Muslim theorists re-
mark upon. Reportedly al-Fārābī lived and
2.1.1. Abū Naṣr al-Fārābī (872 —950) (s. art. travelled in Byzantine lands for some eight
19) is called the Second Teacher because of years in the first decade of the tenth century.
his crucial role in conveying an adequate un- Returning to Baghdad, he won his reputation
derstanding of the logic of Aristotle (s. art. as a major philosopher; his students included
15) to readers of Arabic. He was a descendant the warmly humanistic Jacobite Christian
of Turkic tribesmen recruited by the Islamic philosopher Yaḥya ibn ‛Ādī (d. 975) and Ya-
Khalifate; his father, a military officer. He ḥyā’s brother Ibrahim. Al-Fārābī’s times saw
grew up in Fārāb, near the Jaxartes (Syr great political instability and theological fer-
Darya) and Aris rivers and began his training ment: The ‛Abbāsid Khalifate of Baghdad fell
in higher Islamic studies and music probably into the hands of dynasts from among its
in Bukhara. He advanced in the study of logic Turkic soldiery, and Islam itself redefined its
at Marw, under the Syriac speaking Nestorian orthodoxy in more predestinarian and less
Christian master Yuḥannā ibn Ḥaylān, as rationalistic and voluntaristic terms than had
whose disciple he came to Baghdad and per- been in the ascendant when the great work
haps Harran. It was evidently with Ibn Ḥay- of translation from the Greek was first un-
lān that al-Fārābī penetrated Aristotle’s An- dertaken. In 942 , after writing his magnum
alytica Posteriora (called in Arabic the ›Book opus on musical theory, al-Fārābī left Bagh-
of Demonstration‹) as well as the more fa- dad and traveled first to Damascus, then to
miliar earlier portions of Aristotle’s Organon. Egypt, finally back to Damascus, where he
His claims to primacy in such apodeictic stud- died at the court of the Shī‛te Ḥamdānid
ies on the grounds that Christian scholars Maecenas, Sayf al-Dawla. — In political
were restrained from passing beyond the An- thought al-Fārābī was an intellectualist and
alytica Priora were apparently somewhat ex- idealist who understood the rhetoric and di-
aggerated (al-Fārābī, 1981 a, cvii). Yet he was alectic of the Qur’ān Platonically, as poetic
a pioneer in these studies nonetheless, bring- persuasion. In metaphysics, ethics and cos-
ing them to life philosophically through his mology he was a reconciler of Plato and Ar-
original development of the themes explored istotle (al-Fārābī, 1961 a, 1985). His special
by his predecessors. Probably not a native interest in the philosophy of language reflects
speaker of Arabic, al-Fārābī may have spoken his cosmopolitanism, but his knowledge of
Soghdian or a Turkic language as his native Plato extended to the Cratylus, which he de-
tongue. He was proud of his (fairly rudimen- scribes as an investigation of the power of
tary) knowledge of Greek and of knowing language to inform and a critique of the no-
other languages such as Turkish and Persian. tion that the meaning of words is a sufficient
By one obviously fanciful account, he knew source of knowledge as to the natures of
things (al-Fārābī 1962, 56).
38 I. Raum-zeitliche Übersichten
more general or more specific. All these reflect whose unriddling leads us to the supernal
mental operations, just as a concept’s being world of the divine, the heavenly kingdom,
more or less ›intelligible‹ or ›understandable‹ Malakūt, which the Ikhwān al-Ṣafā’ identi-
is a reflex of its subjectivity. “If there are fied with the realm of Platonic ideas as elu-
concepts which are purely intellectual and do cidated by al-Fārābī (L. E. Goodman 1989;
not derive from the objects of the senses, that Ikhwān 1978, 1.400). — Since our conceptual
is not clear to us from the outset“ (al-Fārābī knowledge is framed on the trellis of sensory
1969, 64). Concepts derived from sense ex- experience, language naturally mingles con-
perience are simple, and the simple must pre- ceptual with empirical reference. The latter,
cede the complex. But the properties and re- al-Fārābī explains, is the focus of those who
lations that pertain to concepts insofar as the think (not groundlessly) that all reference
concepts are mental are themselves capable must be phenomenal and ultimately ostensive;
of being thought, and these concepts do not the former is the province of those who see
arise as images of sensory objects. Terms like that our ability to understand and make our-
‘man’ and ‘white’ do, of course, have a sen- selves understood to one another depends on
sory reference, and so accordingly does the our access to concepts beyond the sensory.
judgment ‘This white (object) is this man’,
where the indexical betrays the ostensive ref- 2.2.4. We reach the realm of pure ideas by
erence. Even ‘Man is white’, where the osten- way of higher order thinking. Higher order
sion is eliminated, still leads back to sensory concepts treat ideas themselves as objects of
objects. But when the mind conceives what it thought, but they can be handled with the
is for man to be man or white to be white it same facility as other concepts. For we readily
leaves behind the sensory: Ideas of the es- perform the same operations on them recur-
sences of things cannot be derived simply sively (ta‛ūdu ‛alayhā tilka ’l-aḥwāl) as on
from sensory apprehension but must arise first order (sensory) concepts, just as we can
from reflection, apprehension of the character transform words morphologically, regardless
of an idea as an object of thought. “For what of their sense, to correspond to any syntac-
can be pointed at is only ‘this white’, not tical operation. Thus knowledge can become
whiteness or the white as such” (al-Fārābī an object of knowledge. There is no ground
1969, 75 f). Al-Fārābī renders somewhat for concern about the objections of Antis-
clearer how conceptual ideas succeed sensory thenes that such patterns lead to an infinite
images in his exposition of the role of the regress. For the regress is not vicious: Rec-
Active Intellect: Ideas in matter are only po- ognition of the concept ‘man’ as such is rec-
tentially understood, thus only potentially ognition of all its instances, be they finite or
ideas, as colors in bodies are only potentially infinite. No further concept is required. By
colors until light renders them actually seen. the same token we can freely perform any
Thus the sensory images preserved as mem- intellectual operation upon any concept (treat
ories by imagination are embedded in matter an idea as a genus, species or differentia and
and only potentially intellectual in nature; the draw appropriate inferences, for example),
mind in which they persist is itself intelligent provided that we understand the operation
or intellectual only potentially. But the Active — just as we can put any word into any
Intellect, identical with the form-giving, dis- grammatical case. We can have a concept of
embodied intelligence of the tenth (lunar) concept, and so ad infinitum — provided the
sphere, possesses the pure intellectual con- recursion is univocal. There can be genera of
cepts or patterns of things actually, and its genera just as the word ‘nominative’ can itself
emanative activity transforms the mere im- be placed in the nominative case. “The infin-
ages of the human material or potential in- ity founds no proof. For to know one instance
tellect into conceptual ideas, as the sun’s light is to know all, if we know what all have in
renders vision actual and as matter is realized common — even if they are infinite” (al-
by the receipt of form (al-Fārābī 1985, 196— Fārābī 1969, 64 f). Antisthenes was mistaken
2 04). The images that are the material sub- in objecting to the request for a definition of
strate for conceptual ideas are, in effect, cues ‘man’ by saying that first we must know the
(Platonic reminders); they serve, we might definition of ‘definition’ and then of ‘defini-
say, as signs suggestive of the pertinent ideas tion of definition’ and so ad infinitum. Such
(al-Fārābī 1985, 2 79). Here we see the roots knowledge was not relevant or needed. For
of al-Ghazālī’s profound, ultimately Aristo- once we know what definition is, the same
telian idea that this world is a symbol system notion holds throughout the series and indeed
40 I. Raum-zeitliche Übersichten
ad infinitum, just as the idea of ›nominative‹ the verb to be, whether explicit or understood,
is the same whether it applies to ‘Zayd’ (a applied as a copula of judgment in one or
man’s name) or to the word ‘nominative’ it- another of its special predicative senses. But
self. We do not need to know what knowledge these notions of being are all higher order
is, and knowledge of knowledge of knowl- concepts not derivable from the senses. So in
edge, ad infinitum before we can know. And the simplest phenomenal judgment there are
we do not need to know whether ‘same’ is the in fact at least two conceptual elements pres-
same as another ‘same’ or different, whether ent implicitly from the outset, even if the
‘other’ is other than another ‘other’ or the maker of the judgment is unaware of them:
same, so that other becomes same and same the conceptual notion of the predicate term
other — and so forth. All such questions are and the notion of being, that is the belonging
of a type. All deal with higher order concepts of the predicated characteristic to a subject.
and all receive the same answer, modelled on In addition, we can say, there is the existen-
the treatment of grammar, which does not tiated subject, treated conceptually insofar as
discriminate one level of metadiscourse from it is made notionally substantive. Analysis
another but recognizes the same formal re- reveals what a habit of language guided by
lations in all (al-Fārābī 1969, 65 f). Relying mere images need never make explicit, unless
on psychologism and the perfect abstractness judgments are to be made scientific: that all
of formal relations in grammar, al-Fārābī dis- our judgments rest epistemically upon con-
solves all concerns for the special treatment ceptual foundations.
of higher order concepts. Senses must be kept
distinct, as the example of ‘same’ and ‘other’ 2.2.6. To designate concrete, sensory partic-
suggests. But the distinctions needed can trav- ulars which are not in a substrate and which
erse the boundaries that divide higher from anyone can point at does not require much
lower orders of discourse. So al-Fārābī does linguistic articulacy. Thus countless particu-
not feel bound to make a fetish of metalevels. lars are unnamed. Language becomes active
Still less does he make them ends in them- and highly inflected where it seeks to signify
selves. Problems of self-reference seem trans- in the categories other than primary sub-
parent to him, once the notion of pure ideas stance — to entail rather than to point. Epi-
is allowed. Yet he calls Antisthenes’ question stemically and thus linguistically we can dif-
an error, not a sophism. Like Spinoza (Ethica, ferentiate (schematizing an old illustration of
II, 43) he grounds its dismissal in the ade- Plato’s): (1) the ostensive object (›that, down
quacy of our primary concepts and their most there‹), (2 ) the fact that it is this man or this
elementary mental ›concomitants‹. white thing, (3) man or the white in general
(the extension of the term), (4) Man (human-
2.2.5. Linguistically, al-Fārābī argues, the ity) or whiteness itself. It is important to al-
phenomenal dimension of thought is best ar- Fārābī’s account that universals are not just
rested in verbs, whose conjugations reflect the more widely referential terms than particu-
temporality of their (fleeting) objects of ref- lars. They are second order concepts; they
erence and allow their flexible use as predi- rely on a ›second intention‹. That is, they
cates in all nine non-substantial categories. indicate not just an idea of a thing, but an
But the conceptual dimension necessary to idea of an idea, or an idea taken as an idea
understanding and communication (fahm, ta- rather than as directly intending an object or
fāhum) is captured in the (unconjugated) ver- a sensory property in an object: There is an
bal noun (maṣḍar), analogous to our infini- inner recursiveness in the idea of a universal.
tive, and in ›abstract‹ nouns in ‘-iyya’, anal- It is self-conscious and modulated by a rule
ogous to our ending ‘-ity’ (al-Fārābī 1969, 78; of inclusion and exclusion. Gyekye (1971)
Arnaldez 1977). As ›derived forms‹, inflected following Madkour (1934) credits al-Fārābī
verbs suggest by their morphology that while with developing the notion of first and second
they may be phenomenally primary they are intention; and this may well be sound, al-
conceptually secondary, and al-Fārābī has lit- though there is probably a basis laid in the
tle difficulty in demonstrating that they are earlier commentators, going back to Ammon-
so. For verbal predication, he reasons, is just ius, Themistius and ultimately Porphyry and
a special case of attribution, linking a se- Alexander of Aphrodisias; for al-Fārābī han-
mantical predicate notion (linguistically ex- dles second intention as an established tech-
pressible in a maṣḍar) with a subject notion. nical notion and clearly regards it as a natural
This can be done, he argues, only by way of elaboration of Aristotle’s conceptual ap-
3. Jewish and Islamic philosophy of language 41
proach to meaning. Gillespie cautions against consciousness and in the development of lan-
assigning to Aristotle the idea that words refer guage as a human institution, we always work
by way of concepts, arguing, “This is too from the sensory toward the conceptual. Lan-
sophisticated for a primitive logic. Adam gave guage develops, in the first instance, as a
names to things, not to meanings; these things representation of the notions in our soul; and
have natures of their own, signified by the they, in turn, represent what is external to it.
name. It is wise to avoid speaking of concepts For abstract notions do not occur outside the
and Begriffe in connexion with Plato and soul (al-Fārabī 1969, 74 ff). This bold asser-
Aristotle“ (192 5, 79, n. 11). But the Second tion may seem to qualify al-Fārābī’s commit-
Teacher is confident that his approach is on ment to Platonism, but it does so only within
good Aristotelian ground. Glossing the open- the limits of the tradition: ›Abstractions‹, of
ing lines of Peri Hermeneias, al-Fārābī writes: course, do not exist ›by themselves‹, but ever
“Aristotle reports that words indicate con- since Alexander of Aphrodisias adopted the
cepts in the soul [...] He says impressions in expedient of locating the (formative) ideas in
the soul rather than concepts because he the mind of God, his Active Intellect, the
wants to include all that arises in the soul ideas had not wanted for a home, or for an
when sensory objects are no longer present explanation of their causal efficacy. Al-Fārābī
to perception [...] like the mental image of assigned a threefold existence to ideas: in na-
Zayd and other things, like the goatstag, that ture, in the mind, and in the Active intellect;
the soul invents by combining images with only their logical use was abstract, thus con-
one another” (1960 c, 24 ad 16 a 1—4). fined to the mind. In each case the existence
of universals is dependent on that of some
2.2.7. Since apprehension of the essences of particular; they never exist ›on their own‹.
things, knowing things conceptually as they Knowledge, as the Aristotelian correspon-
are, is dependent on our use of higher order dence theory of truth entails, involves match-
concepts, concepts self-consciously conceived ing our notions to (the forms of) things. Lan-
as concepts, it is only on the basis of the guage involves a three way match: words in-
fourth level of ›abstraction‹ that real naming dicate notions, and notions represent things:
begins, “For the soul is eager to signify what scil., under concepts.
cannot adequately be signified by pointing.
What is pointed at is this white, not whiteness 2.2.8. Words, corresponding as they do to
or the white as such, this long thing, not the ideas in the soul, are much closer to thoughts
long in general — although the long or the than to things. It is for this reason that some
white is closer to what is pointed at than is thinkers deny the reality of the universals
length or whiteness” (De An. III 8, indicated by such words as ‘whiteness’. They
432 a 10—11). Having teased out these as- think that ideas are about words rather than
pects of things, our faculty of rational dis- vice versa. Indeed, many deny the reality of
course (al-quwwatu ’l-nāṭiqa), which is syn- ‘the white’ and ‘man’ and claim that what
thetic as well as analytic, can recombine or exists is only this white, this man. They argue
segregate them in various ways — indicatively that no totum can be pointed at and reject
in affirmations or denials, hypothetically in concepts altogether. But this violates our sen-
conditionals, imperatively in commands and sory awareness (of the commonalties among
prohibitions, and in other sentential com- our diverse sensory impressions), our primary
plexes. Using these — categorical and hypo- knowledge, and our very nature as humans.
thetical, universal and particular judgments “For it is human nature to discourse by way
— we can render terms considered and criti- of words, to signify and to teach. And it is
cal, allowing them to reflect conceptual rather human nature that things should enter our
than just sensory notions. Thus al-Fārābī, like minds as concepts correspondent to the terms
Kant, relies on the power of the sentential in which they are described.” (al-Fārābī 1969,
form of judgment to warrant the adequacy of 76 f). We must posit rationality, explanation
the ultimate conceptual categories. In al-Fār- and understanding to establish what we and
ābī’s case this means reliance on the power our detractors have in common and differ-
of the Aristotelian syllogism as the tool with entiate ourselves from the beasts. Otherwise
which to define classes and so hone our con- there would be no distinction between us and
cepts of the substances in the world to the a plant or stone. But whatever distinctions
true conceptual topography of the intellectual are introduced reintroduce ideas, even where
realm that is their source. But in our normal one might attempt to banish them.
42 I. Raum-zeitliche Übersichten
(’alqāb) to designate sensory objects, and the same through an alteration of successive
those signs (e. g. ‘dog’, ‘cat’) that signify uni- accidents, the expression assigned to it is a
versal ideas which have sensory instances (cf. word that remains constant while certain of
Aristotle, Categoriae 5, 3 b 14—17). The latter its letters alter, each shift indicating a chang-
are understood by way of their reference to ing accident” (al-Fārābī 1969, 139 f). — The
a given ostensive particular and to all others relations signalled by the use of common
like it (al-Fārābī 1969, 136 f). words may be non-essential or remote; and
words, accordingly, become ambiguous. Sim-
2.3.3. Linguistic usage begins with one per- ilarly, through purely verbal distinctions and
son using a given vocalization to designate a connections language acquires synonymy and
given object, and another imitating the first. homonymy. These result, then, from a kind
It spreads by hearing and imitation from the of rambunctiousness of language, losing or
initial pair, ultimately to a whole society. All loosening its moorings in reference through
rests on convention and agreement. But as efforts at comprehensiveness and order. But
the stock of familiar signs grows, by invention while our linguistic penchant for projecting
and acceptance among the populace of a non-essential relationships is noted, there is
given country, one who ›orders their affairs‹ no Wittgensteinian discomfort with the con-
may introduce an entire body of vocalizations ceptual/referential account of meaning. The
to supply all that is necessary but wanting in model for words is reality, and combinations
the familiar stock. Such a figure is a linguistic of words are linked together in the same man-
founder or language giver, the very same as ner as combinations of ideas in the soul.
the lawgiver al-Fārābī describes in his politi-
cal works (al-Fārābī 1960 a, 2 7 11. 13—15; 2.3.5. Once words are established as signs of
the identification, noted by Walzer in al-Fār- ideas and so ordered that they are capable of
ābī 1985, 476 n. 893, is omitted by Zimmer- signifying the actual natures of things, indi-
mann in al-Fārābī 1981 a since he cannot ac- rection (naskh) and figurative usage come
count for it in the MS tradition; cf. Plato, into play: “An idea is expressed without use
Cratylus 388 e—390 e, 437 e). — Language be- of its originally assigned name, and the name
gins with the commonplace, sensory objects earmarked for a given idea to signify its es-
seen by all and such sensorily manifest items sence, is assigned to express something else,
of theory as the sky, stars and earth and the with which it has some connection, regardless
general sensory notions pertinent to these. It how slight, whether a distant likeness or some
goes on to devise words for the basic human other relation, without the new application
actions that arise from our natural powers, becoming definitive and without the word
to the habits that develop when those actions, signifying the essence of its new referent. Thus
through repetition, become traits of character arise figurative and metaphoric usage [...]
or arts, which depend on skill and practice, Such are the origins, first of the rhetorical
and to the actions associated with such habits. and then, gradually, of the poetical” (al-Fār-
Gradually, language develops further, to en- ābī 1969, 141). Metaphor, in al-Fārābī’s view,
compass the knowledge derived from com- is not a main source but a derivative of the
mon experience and expectation, and then to primary, referential use of language. Essential
the specialized concerns of various practical reference is primary. Metaphoric usage, as its
arts, speaking of their tools and products, name ‘borrowed’ suggests, operates through
and ultimately covering all of a nation’s needs the direct, referential senses of words, inter-
(al-Fārābī 1969, 137 f). changing, arranging and embellishing them.
Poetry, in al-Fārābī’s account, is not the
2.3.4. In a nation whose people are well bal- mother but the daughter of plain, prosaic
anced in constitution and naturally inclined speech. And so it must be if our reference to
to intelligence and understanding there is a things is to be by way of concepts that refer
natural propensity to develop a vocabulary to their real natures. For unlike images, words
reflective of reality as they accurately conceive have no resemblances to their referents; and
it. Where the nation as a whole lacks that the images words may stand for have real
propensity, those who direct their linguistic reference only through the concepts whose
affairs will legislate it (yusharri‛ūnahā). Dis- outlines they suggest to the emerging intelli-
tinctions and similarities will be marked by gence.
the use of universal and singular terms, and
by the inflection of words: “If a notion stays 2.3.6. A native speaker who grows up using
the letters and words, phonetic values, mor-
44 I. Raum-zeitliche Übersichten
to new senses, ideally developing the abstract and teach by demonstrative means. Dialectic,
vocabulary of grammar by analogy with the rhetoric and poetry remain accessible to all,
senses of words already in use. With the de- but the latter two take on the special role of
velopment of this specialized usage, language imparting to the masses practically or spec-
becomes a technical subject that can be stud- ulatively relevant beliefs and opinions, based
ied, taught, and explained in words. Profes- on conceptual knowledge validated by proof.
sions emerge in rhetoric, poetry, philology Using persuasion (rather than proof) a leg-
(“the ability to preserve their traditions, po- islator can teach and discipline (yu’addibu)
ems, and narratives”), the “profession of lin- the masses, informing their thought and
guistic science” (al Fārābī 1969, 148 f), and, ethos, and aiding them in securing happiness,
once it becomes possible to discuss the signs that is, their objective wellbeing, although, as
used in writing, orthography. Rhetoric, as a masses, they have no articulate awareness of
persuasive art directed to the concerns of the any interest higher than the material and no
masses, uses words in their first intention. vocabulary in which to express such higher
Poetry uses imagination to evoke the same interests. Religion is the outcome of this proc-
referents. The science of language itself uses ess. Jurisprudence (fiqh) and kalām arise from
words only in their primary intention: it does the efforts of interpreters to develop and ex-
not refer to higher order ideas but to words tend the ideas expressed by a religious law-
as objects. For this reason, none of these giver. But kalām readily acquires its apolo-
›popular‹ arts legitimately exerts leadership. getic role, defending received tradition against
To refer to signs which themselves refer only external polemic and internal critique. This
to sensory things might give an art a nominal popular function requires kalām to rely on
precedence over first order discourse. But a the common, persuasive mode of argument
chief who orders his subjects’ affairs for their and not rise to the apodeictic (al-Fārābī 1969,
material benefit or his own has only nominal, 150—153).
not real precedence to his subjects. Because
his goal is of the same order as theirs, he is 2.4. Symbol versus Idea
one of them in reality. And, for the same
reason, the linguistic arts do not rise above 2.4.1. Now all of the foregoing describes the
the arts that use the object language: their development of the rational arts when they
ultimate concern goes no higher (al-Fārābī arise in nations from the natural talents and
1969, 148 f). So much for the still active no- interests of the people. “A religion based on
tions of the moral authority of criticism, the a philosophy that has matured after the dif-
metaphysical authority of linguistics, and ferentiation of all the rational arts in the
spiritual authority of poetics. manner and order we have laid down is sol-
idly grounded in excellence” (al-Fārābī 1969,
2.3.9. A higher understanding arises when 153). But if philosophy in a nation has not
›souls incline‹, after the development of the yet become demonstrative and certain but still
popular arts, “to grasp the causes of sensory rests on rhetorical, dialectical or sophistical
things — on earth, above it and around it” claims then the religion that develops may
(al Fārābī 1969, 151). We yearn to understand well be infected in whole or in large part with
shapes, numbers, mirror images, colors. As a false beliefs, reflected in turn in false, mis-
result, we learn the inadequacy rhetoric in leading, ultimately corrupting imagery. The
disputes about reality and begin to disengage unsoundness is all the more insidious in that
dialectic from sophistry and to give preference it is insensate. Taken as truth, delusions may
to dialectic, except perhaps as a defense form the basis of corrupt laws. Only sound
against persecution (miḥna). Dialectic too philosophy can establish a sound society. But
falls short of certainty, but it continues to either religion or philosophy can be adopted
develop through its use in politics, as a sup- and adapted from an external source. Sup-
plement to rhetoric, becoming almost scien- pose a religion is adopted by a nation that
tific (‛ilmī) ultimately and thus setting the had no prior religion, perhaps improved, aug-
stage for the emergence of a Plato: “it contin- mented or altered in the new host community,
ues thus until the development of philosophy who are then governed by it, learn from it
reaches the stage it was at in the time of and form their ethos accordingly. Such a re-
Plato” (al-Fārābī 1969, 151). — Through di- ligion could take hold prior to the endemic
alectic the methodology of certitude is then development of philosophy in the host nation,
rapidly established, as it was by Aristotle. The even the primitive dialectical or sophistical
sciences are perfected, and the elite can learn
46 I. Raum-zeitliche Übersichten
philosophy. If the philosophy grounding the either (a) because it is not customary in that nation
adopted religion is sound but expressed solely for the unvarnished truth or matters of theory to
or largely in the language of parables, leaving be taught as they are but (in keeping with the
tacit its apodeictic basis, the religious symbols natures of the people or a bias among them or
will likely be mistaken for truth itself, and the against such studies) to seek to train the ethos
subsequent importation of philosophy, even through illustrations of the truth alone, or perhaps
of the very philosophy upon which the ac- through actions and practices, practical means
quired religion was founded, might well lead alone, not speculatively, or only minimally so, or
to dissension: “Philosophy would not be im- (b) because the religion is backward and corrupt
mune from opposition by that religion, whose and pursues not the interest of the people but that
adherents would attack and reject it. Advo- of its introducer, who intends to exploit it. Such a
cates of philosophy would attack that relig- figure dreads discovery by the nation, should they
ion, as long as they did not know that it investigate philosophy, of the corruption of the
comprised parables of philosophic matter” creed he has striven to instill in their souls. Thus
(al-Fārābī 1969, 155). Once they learned that in every religion there is some quarrel with philos-
the religion merely symbolized the contents ophy, and the art of apologetics (kalām) in each
of philosophy, philosophers would withdraw will be at odds with philosophy; its practitioners
their opposition. But adherents of the relig- will oppose philosophy in the same measure that
ion, operating within the confines of imagi- their religion does” (al-Fārābī 1969, 155 ff).
nation, and not grasping the conceptual
meaning behind the imagery, would continue 2.5. Coined and Imported Terminology
to oppose the seemingly alien philosophy.
Philosophy and philosophers would never be 2.5.1. When a new religion arises new termi-
allowed a role of leadership, so philosophy nology is needed to express its legal principles
would not prove of much help to the religion, (sharā’i‛). The founder can either invent or
and philosophers might well be harmed griev- adapt terms or borrow them, relying on anal-
ously by its adherents (al-Fārābī 1969, 153 ff). ogies, perhaps with an earlier scripturally
The model seems intended to suggest the Is- founded tradition of legislation. If the new
lamic case: a religion founded on sound phi- religion is imported in whole or part, the
losophy, but engaged on a broad front in requisite terminology may be imported with
unwitting, parricidal conflict with the apod- it, needing adjustment only to the phonetic
eictic enterprise. forms of the recipient nation. Similarly, the
exponents of dialectic, sophistry, or philoso-
2.4.2. Suppose, by contrast, al-Fārābī pro- phy, when these first arise, may either invent
poses, that a nation has adopted a religion or adapt the requisite terminology, relying on
founded on corrupt philosophy and then im- semantic analogies. When philosophy is bor-
ports sound demonstrative philosophy inde- rowed from another nation, its exponents
pendently. The opposition between philoso- must study the terminology of their foreign
phy and religion will be total. Each will aspire predecessors and devise their own, based on
to destroy the other; each will undercut the the notions found in common between the
other and would obliterate all trace of the two nations. They use words commonplace
other from the people’s souls, should it gain in their own language, but now in new, tech-
victory. The importation of dialectic or soph- nical senses. Or, if they find new ideas, un-
istry to a nation with an established religion, known and unnamed in their own language,
well entrenched in the people’s hearts, would they can assign them names based on analogy.
be detrimental to that religion, planting Ideally, the analogies are semantic/concep-
doubts and confusions in the minds of the tual, based on similarities of reference, not on
believers, through the powers of these two the words themselves. When no analogy can
trades to argue for or against any thesis. be found — “although this scarcely ever hap-
Accordingly lawgivers tend to oppose dialec- pens” (al Fārābī 1969, 156) — terms can be
tic and sophistry stringently; and monarchs invented, either as new words formed from
who take the role of protectors of religion, the letters of the recipient language, or as
any religion, seek vigorously to restrain soph- homonyms of existing words. Alternatively,
ists and dialecticians and vehemently warn foreign terms can be borrowed and adapted
their subjects against them. — Towards phi- for ease of pronunciation. The new ideas will
losophy policies vary: be quite exotic at first, if they have no coun-
“Some rulers are friendly toward it, others tolerate terpart or analogy in the recipient culture.
it, others say nothing about it, others forbid it — But there will be no ›incommensurability‹.
3. Jewish and Islamic philosophy of language 47
The conceptual achievements of one nation’s Talmudic academy of Sura, relocated, by his
philosophers are accessible to those of an- time to the Islamic capital of Baghdad. After
other via the same intellectual insight that considering the poetics and hermeneutics Saa-
originally devised them, transmissible by or- diah deployed to guide his exegesis, we shall
dinary methods of instruction (al-Fārābī briefly acknowledge Ibn Ṭufayl’s application
1969, 156—159). In al-Fārābī’s nations, even of al-Fārābī’s theory of symbolic expression
when they are preliterate, Lucien Levy-Bruhl and then consider how the resultant theory
has not set foot, so language, in al-Fārābī’s was fused with Saadiah’s method by Mai-
theory, remains a tool rather than a cage. monides to form a profound theory of relig-
ious language and how Ibn Khaldūn relied
2.5.2. “The philosophy found today among on the same Fārābīan theory in formulating
the Arabs was imported from the Greeks. his strikingly original philosophy of history
Those who transposed it chose the methods and culture.
we have mentioned in assigning names to its
ideas. Yet we find that the pedants and dan- 3.1.2. The Arabic grammatical tradition to
dies tried to express all of these in Arabic. which al-Fārābī refers was of deep import to
The result was to breed equivocations, con- Saadiah both in his grammatical work (Skoss
founding, for example, the notions of matter 1955) and in the larger project of anchoring
and element by assigning to both the same Biblical exegesis on sound philosophic foot-
Arabic word”, where retaining the Greek ings. Saadiah was not the logician al-Fārābī
would have protected clarity. “Stoichos [ele- was, but he was a creative philosopher, par-
ment] is not called matter or hyle. But some- ticularly insightful in any area touching psy-
times they used ‘hyle’ for it; and sometimes chology or phenomenology. His unrivalled
they used ‘‛unṣur’ in place of ‘hyle’. Few Biblical learning allowed him not only to puz-
things were left with their Greek names” (al- zle out hapax legomena but also to elucidate
Fārābī 1969, 159). — Technical vocabularies Biblical imagery with unprecedented clarity
reliant on existing words can mislead because and consistency. His interest was not in the
of the familiar connotations of their non- imagery for its own sake but as a vehicle of
technical senses. So some prefer new coinages. meaning. In translating scripture his regular
But for purposes of instruction terms devel- practice is to resolve metaphors and other
oped by analogy are more effective than in- figures to their referential senses. In so doing
vented words. One need only take care not he articulates an awareness of the structure
to confuse the technical, philosophic senses and logic of Hebraic imagery which is far
with the familiar ones. If we keep in mind the more explicit than a merely passive reading
order of precedence of things and remember or calque. Using his immense store of Biblical
that what comes first to our knowledge might and Rabbinic diction and usage, a ready will-
well be last in real terms, we should not have ingness to draw analogies with Arabic and
difficulty in ordering the diverse senses of Aramaic cognates, and a keenly conceptual
terms, discovering which senses are primary, sense of tact, Saadiah enlivens Biblical images
and avoiding confusions (al-Fārābī 1969, 157; and Hebraisms which might readily have re-
159 f). mained dead or colorless in a less activist
reading. Where humdrum glossators read the
Hebrew ‘hen’ transparently as ‘lo’, Saadiah
3. Saadiah Gaon sees it as a signal of the painting of a verbal
picture, as in introducing Pharaoh’s dreams;
3.1. Life and Work he translates: ‘It was as if’. Saadiah knows
what gossamer is and how the role of ‘goel’,
3.1.1. Saadiah Gaon (882 —942 ) was the ‘ger’ or ‘kohen’ parallels that of ‘walī’, ‘jār’
founding figure of Hebrew grammar, lexicog- or ‘imām’. His naturalism renders him im-
raphy, and scientific exegesis, translator of patient of aggadic embroideries, his ration-
the Hebrew Bible into Arabic, and the first alism readily discovers connected arguments
systematic philosopher of Judaism. Born in in the allusive rhetoric of scripture, his cos-
the Fayyūm region of Egypt, he rose to prom- mopolitan outlook simply dismisses parochial
inence by way of his learning not only in claims. His exegesis is critical in that it em-
Rabbinic and Masoretic studies but in phi- ploys a stated set of rules for evaluation of
losophy, cosmology, and the study of lan- figurative discourse, thus placing Biblical nar-
guage and was selected as Gaon of the ancient rative on the same level of seriousness that
Biblical legislation had enjoyed since Rabbi
48 I. Raum-zeitliche Übersichten
Ishmael’s laying down the 13 rules of exegesis iletic discourse on an elaborate tissue of al-
in the 2 nd century, or Hillel’s seven rules in legory. But prior to Saadiah it had not seemed
the first pre-Christian century. relevant to define systematically the ontic
status of that allegoric world vis a vis the
3.2. Saadiah’s Hermeneutics world spoken of directly in the sacred text,
answering at length the questions engendered
3.2.1. As was traditional, Saadiah differenti- by the Biblical claim to universal truth: what
ates between the outward, apparent sense of was history, nature, reality — what was im-
words and a secondary, borrowed or deriva- agery? How did figurative usage bespeak fact,
tive sense. He is chary of arbitrary or exces- and where was it pure fiction or mere embel-
sive interpretation, a favorite device of sec- lishment? Saadiah’s poetics made possible a
tarians. His principal rule serves to control systematic answer to such questions and pro-
such abuse: The apparent sense of an expres- vided the methodic by which they could con-
sion is to be preferred — unless voided by tinue to be answered even when his own sci-
reason, scientific knowledge, a rival text or entific views had faded or the cosmologies
authentic tradition. The table of exceptions familiar in his time had been exploded. It is
vividly displays the tenor of Saadiah’s com- of particular relevance to our present concern
mitments: Scripture, as divinely inspired with language that the means by which Saa-
truth, must be congruent with Godgiven rea- diah rectified a world view and provided for
son and the teachings of the senses, which are the construction of subsequent world views
also vouched for by God. Further, Scripture long after his own time was hermeneutical.
is coherent internally. Each text is consistent The hierarchy of precedence and collabora-
with every other. The assumption is not con- tion among seemingly rival senses or stories
ducive to a disentangling of diverse historic by which Saadiah integrated the natural, di-
threads. But Saadiah’s purpose was not to vine and symbolic worlds rested on his
unravel but to discover (or elicit) conceptual achievements in marshalling the figurative us-
themes. Here his premise yields a powerful ages of Scripture and demonstrating that ul-
analytic tool. Every part of the canon may timately referential senses could be found for
elucidate any other, enlivening the poetry every scriptural usage: none must be con-
which is the scriptural vehicle of concept and signed to a pure realm of ›poetic‹ virtuality
argument. The Rabbinic technique of citing without external reference, once each was
prooftexts is refined into a grid of critical properly unfolded.
exegesis, by which every proposed figurative
reading must be justified by a scriptural par- 3.2.3. Saadiah’s exegetical tool chest includes
allel in which context excludes the apparent semantic, syntactic, etymologic, idiomatic,
sense and determines the proposed one. Fi- phonetic and morphological principles. Citing
nally, the continuous tradition of Rabbinic prooftexts, he will demonstrate the possibility
learning (when undisturbed by alien incur- of consonantal shifts (e. g. ‘l’ to ‘n’), trans-
sions, apologetics, or arbitrary caprices) is positions, morphologic variants, semantic nu-
itself coherent with the scriptural thematic ances, and idiomatic implications. Using the
and therefore capable of demanding the recess Talmud and the Targumim as quarries and
of literalism. drawing on a rich Arabic vocabulary, Saadiah
can find cognates for roots and parallels for
3.2.2. Allegories, symbols, allusions had long usages which vastly enhance his semantic
been found in Hebrew scripture. A chief bone reach. But it is in the realm of figurative usage
of contention between the Sadducees and that Saadiah finds the richest ore. In the
Pharisees had been the Pharisees’ penchant course of his commentary on Job (Saadiah
for finding allusions to an afterlife in Biblical 1988) he analyzes over sixty figures of thought
phrases that seemed innocent of any such and speech and a dozen more types of syn-
notion. It was Resh Lakish, the third century tactical and morphological shift. All require
gladiator turned amorah and aggadist, who taking the words of Scripture in senses other
argued that sin, death and the ›saṭan‹ were than the apparent. Almost never does Saa-
one and the same and that Job was a fictional diah introduce technical names for these de-
exemplum. The Aramaic Targumim (transla- vices; he tends simply to explain their function
tions) of the Bible (2 nd century) pioneered in and demonstrate their occurrence in Biblical
deanthropomorphising the text in periphras- parallels. But his perhaps circumlocutious
tic glosses. And the Midrash founds its hom- method has the advantage of demanding pre-
cise analysis rather than the somewhat fuzzy
3. Jewish and Islamic philosophy of language 49
reference that technical names of figurative on the application of that theory by Ibn Ṭu-
usages tend to acquire. He follows the exact fayl.
semantic contours of each Hebrew figure,
rather than imposing a preconceived scheme.
4. Ibn Tufayl
3.2.4. An artifact of Saadiah’s method is the
tendency to treat all figurative language as 4.1. Language as Vehicle and Obstacle
idiomatic. Since usage is the standard, estab-
lished texts must vouch for the authenticity 4.1.1. Ibn Tufayl (ca. 1100—1185) follows in
of a figure, and unique figures become as the tradition of Ibn Bājjah, his Andalusian
problematic semantically as hapax legomena predecessor, who had lost Plato’s hope and
are etymologically. The values canonized by al-Fārābī’s wish that philosophers might one
the method are near diametrical opposites to day govern. Ibn Bājjah saw intellectual free-
those, say, of al-Hamadhānī, a literary dandy dom and ultimate fulfillment in withdrawal
who prizes coinages in proportion to their from the institutions of religion and the state.
rarity and assays a poet’s art in his leverage Ibn Tufayl carried further the ancient
in giving currency to unique expressions. — prompting of meditative philosophy towards
In Saadiah’s translations metaphors are re- contemplative withdrawal, idealizing the pu-
solved to similes and similes to comparisons, rity of rational inquiry and mystical insight,
with the tertio comparationis stated explicitly. conceived as accessible to individuals, not
Ironies, rhetorical questions and opening through but in spite of cultural institutions
gambits resolve to asseverations. Every indi- and social, even biological ties. Language, as
rection becomes candid, and a prose sense is the vehicle of social discourse and link with
found behind every poetic expression, much the empiric world, was not essentially a help
as Aristotle’s philosophy seeks to resolve in our quest for ultimate felicity, and Ibn
Plato into prose. The great difference is that Ṭufayl’s fictive hero, Ḥayy Ibn Yaqẓān dis-
where Aristotle finds myths or symbols in covers the truth about nature, the cosmos,
Plato which his philosophy is unable to re- God’s unity, ultimacy and necessity, even
solve, he usually attempts to replace or reject man’s near-divinity, without benefit of lan-
them. Saadiah will take no such liberties with guage, culture, parents or institutions.
Scripture. So, despite his serious commitment
to deanthropomorphizing the scriptural 4.1.2. Language, Ibn Ṭufayl reasoned, is nat-
sense, a tendency to reify lingers within the urally a vehicle of prejudice. The theory bears
Gaon’s exegesis. He finds a concrete referent, comparison with modern linguistic relativism
for example, for the scriptural ‘glory’, the and determinism. But Ibn Ṭufayl thought that
›created glory‹, as he calls it, to make clear the biases of language could be overcome by
that it is no hypostasis or distinct divine per- reason. His depreciation of language was not
son but only a persona by which God mani- the distillate of a prior discovery of the rela-
fests Himself. Similarly with the ›light sown tivity of human thought — although allied
for the righteous‹ in the Hereafter. Despite ideas were accessible to him in the work of
Saadiah’s naturalism and his aliveness to po- his admired Eastern predecessor al-Ghazālī
etics, the Biblical symbolism is not resolved — but rather reflected the traditional dichot-
completely, and objects are reified which we omy between thought and language addressed
can honestly say were unknown to the pro- by the Ikhwān. Pure gnosis, in Ibn Ṭufayl’s
phetic poets. It is left to Maimonides to de- neoplatonic thinking, is sufficient to guaran-
ploy Saadiah’s own sensitivity to the subjec- tee the authenticity of insight, even if such
tive, creating an alternative to the supernal prosaic notions as that of identity and differ-
light and created glory by developing a phe- ence must be left behind in the empiric world
nomenology of prophetic experience which (Ibn Ṭufayl 1983, 154 f). The prejudice of
brings down the experientially (and therefore language, in Ibn Tufayl’s view, was not mere
finite) numinous definitively on the side of arbitrariness. It was not that languages simply
subjectivity. But to achieve this precipitation, guess among various positions and might as
which cleanses divine transcendence of the easily guess right as wrong. Nor was it that
projective (and therefore anthropomor- differences among linguistic categorizations
phized) human notions of glory, Maimonides undercut the very notion of a right or wrong
must rely on al-Fārābī’s theory of prophetic way to organize the universe. Rather, the dif-
imagination and of popular culture as a cul- ficulty was a systematic and predictable bias
ture of concrete imagination; and specifically,
50 I. Raum-zeitliche Übersichten
of language toward the world of sensory ob- scribe God, since all attempts to give defini-
jects and appetites. The bias was predicted by tion to the Infinite are irreducibly poetic. But
al-Fārābī when he spoke of the rootedness of Maimonides does not believe that language
language in sensory designata. Yet it could be can denote only by describing. Rather he un-
overcome, although systemic and constitutive folds a highly precise and specific linguistic
in all languages. For thought does not depend system of negative theology, deconstructing
on language or even on imagination, but can the imagery of scripture by developing Ibn
make language rise above its sensory refer- Ṭufayl’s tacit suggestion that religious im-
ence, as al-Fārābī had proposed. The system- pulses can be oriented dialectically, by the
atic dependence of language upon imagery extent and character of their departure from
and of imagery on sensory reference, Ibn Ṭu- the familiar sensory predicates of ordinary
fayl found, could be used rhetorically to free experience.
language, if not to follow thought then at
least to point the direction in which thought 5.1.2. All common predicates, Maimonides
had gone: away from the crude and crass argues, are universals derived from sense ex-
attachments of this world and toward the perience. But God, as a necessary being, is
pure and intellectual, the oneness of the Ab- unique and beyond sensory experience or any
solute (Ibn Ṭufayl 1983, 163 f). Language, other finite intuition. There can be, therefore,
imagery, even culture, was not the real enemy. no positive description of God, and all talk
These are aids to ordinary men, suggesting of God, whether in ordinary discourse, Rab-
higher ideas by way of symbols, practical and binic allegory or Scriptural poetry, can have
poetic. The rituals and myths of Scripture no literal sense in the familiar ostensive or
convey our minimal obligations through laws, descriptive (thus finitizing) acceptations of the
which are, as Plato and al-Fārābī had seen idea of meaning. When Maimonides echoes
clearly, another way of rendering the ideal the Rabbinic dictum, “Great is the boldness
concrete for the ordinary mind. Symbols be- of the prophets who liken the creature to its
come an obstacle only when they lose trans- Creator” (cf. Guide I, 46), he has in mind the
parency and are taken for the truth itself; transcendence of God beyond finitude and
laws become a hindrance only when their the inadequacy of language to describe the
minimalism is lost sight of and obedience is Infinite. Organizing Scriptural predications
mistaken for moral sufficiency (Ibn Tufayl by the empiric method Saadiah had em-
1983, 161—164). For laws too have an opac- ployed, Maimonides discovers a hierarchy
ity, when the means to virtue are taken for from the sensuous to the intellectual/tran-
virtue itself, and moral virtue is taken for the scendent. Biblical words like ‘form’ show a
end rather than a means to the end of ultimate systematic range of senses, from the sensory
felicity. Language is a passive tool in all this, to the imaginative, to the conceptual. The
not neutral, but not fatal either. Wisdom ful- spectrum is Platonic, with the most purely
fills itself by cutting clear of it. intellectual senses pointing the way to abso-
luteness and the pure simplicity of the Nec-
essary Being. Any language applied to God
5. Maimonides is to be taken in the highest conceivable sense.
Thus God’s ›sitting at the flood‹ alludes to
5.1. Deconstructing Anthropomorphism His ontic stability; God’s notorious ›jealousy‹
alludes to His exclusivity. R. Judan in the
5.1.1. Jurist, physician, and philosopher of Midrash had called out the Scriptural refer-
religious language, Maimonides (1135—12 04) ences to divine wisdom and design as anthro-
followed al-Fārābī and Ibn Tufayl in their pomorphisms on a par with describing God
Platonic accounts of prophecy as an imagi- in physical terms, and Maimonides now ar-
native bridge from the conceptual discoveries gued that compassion is as anthropomorphic
of philosophy to the pictorial thinking of a notion as corporeality: To assign any real
ordinary men, and he followed Aristotle (Me- predicate to God, thus limiting His nature
taphysica I 9, 991 a 2 0—2 2 ) in the belief that and compromising His unity, was on a par
poetic imagery which cannot be resolved must with polytheism and a more grievous depar-
be rejected: Thus he was prepared to ›alle- ture from truth (›more hateful to God‹, in
gorize away‹ any apparent sense of Scripture scriptural idiom) than idolatry. All Biblical
that could not be squared with reason. This language that makes reference to God oper-
will entail abandonment of all efforts to de- ates by license of prophetic exigency and does
not describe but only excludes broader or
3. Jewish and Islamic philosophy of language 51
narrower ranges of finitude or privation. Only a before and after), causality (cause and effect
the tetragrammaton refers to God truthfully are correlatives), potentiality (it presupposes
in its primary and proper sense, and that is a material substrate) onto a realm of which
not to designate a finite or recurrent character we have no experience and in which the prem-
but to express necessity and self-sufficiency, ises of our familiar discourse are out of place.
as Maimonides infers, following Exodus (3: The problem was one of projecting the cate-
14). All other expressions only point to infi- gories and assumptions of ordinary usage
nite perfection by proximately denoting what upon a realm far beyond that of their origin,
would be finite and specialized perfections for having first secured the supposition of the
us, or by excluding imperfections whose in- universal adequacy of their application by
appositeness to divinity we may not have way of the seemingly innocent analysis of
considered (Maimonides Guide I, 46—63; language. Hume, who is the founder of our
L. E. Goodman 1976, 52—119). traditions of analysis, was a past master of
this sleight of hand. It lays the basis of his
celebrated critique of causality (A does not
6. The philosophical thrust imply B because A and B are distinct events)
of the tradition and of his equally celebrated insistence on the
If there is a moral here in the achievement of ‘is/ought’-dichotomy (‘is’-propositions can-
Maimonides and the traditions he synthesizes, not imply ‘ought’-propositions because they
I think it lies in the ray of light the Judaeo- say different sorts of things); it lays out the
Islamic tradition shines on a fissure and pos- lines on which all the subsequent bulwarks of
sible avenue of escape from the tyranny of reductive metaphysics will be built, buttressed
ordinary language (L. E. Goodman, 1988 a). against the confining chambers of logical at-
Avicenna (Ibn Sīnā 980—1037) led the way omism (L. E. Goodman 1988 b). Ordinary us-
with his powerful, ultimately Biblically in- age (as al-Fārābī’s analysis makes clear) ex-
spired analysis of the verb ‘to be’: Being, as presses facts and needs. It must sharply dis-
spoken of in ordinary language, is contingent. tinguish the two. But extraordinary usage, in
But that is because ordinary beings are finite. poets, philosophers and prophets, expresses
If belief in rational explanation is to be main- the unity of being with perfection and marks
tained, then finite beings presuppose an Ab- the ethical path not as one of divergence from
solute and Infinite Author, Source, Ground, or conformance to facticity but as one in
Cause or Creator, counterpart to the contin- which finite beings achieve or realize the ac-
gency of creation (Ibn Sīnā 1951, 2 5). The tuality of their being. Ordinary usage sharply
language of creation will not be applicable demarcates each being from its cause — not
properly to such a Being. Where Humeans to imply their isolation but to discriminate
would argue that all existential propositions their roles! Extraordinary usage, in mystics,
are synthetic and that a necessary Being is monists and speculative metaphysicians,
therefore inevitably a contradiction in terms, marks the unity or symbiosis of all causes and
the Judaeo-Islamic tradition, in a mingled and effects in an interactive system which allows
muted but still coherent voice answers that distinctions but no real discontinuities. Or-
the thesis that all existential propositions are dinary usage (to choose two of Aristotle’s
synthetic derives its plausibility from induc- clearest abuses of the authority of ordinary
tive sampling of existential propositions language) speaks of ‘place’ as the finite
about finite and thus contingent entities. It is boundary of a body and of species as discrete
custom in Hume that grounds causal and and invariant. But human thought can ex-
moral thinking, the natural and the social press itself in an extraordinary usage which
order. And for that reason Hume relied on speaks of space instead of place and can rec-
the familiar, contingent sense of the verb ‘to ognize — as it does in Darwin or in Genesis
be’ and projected its usage from customary — the possibility of evolution or creation.
language, the bastion of familiarity and tra-
dition, his repository of value and authority, 7. Ibn Khaldūn
onto the extraordinary realm in which our
daily usage and experience hold no sway.
Similarly, as Maimonides, following al-Gha- 7.1. Language as a Cultural Artifact
zālī (1058—1111), is keenly aware, the neo-
platonic Aristotelians who denied creation 7.1.1. Ibn Khaldūn (1332 —1406), the great
gave color of rigor to their arguments by theorist of civilization, looks back on the
projecting their analysis of time (it always has achievement of medieval Arabic linguistic
52 I. Raum-zeitliche Übersichten
theory and caps the work of his predecessors shift and split, he argues, basing his claims
in much the way that the similarly encyclo- on phonetic as well as semantic differences.
pedic Ikhwān al-Ṣafā’ introduce that work No one can say that the Arabic of the tribes
and achievement. He sees language as a nec- today is the original form of the language,
essary basis of social cooperation and cites although it is the least disturbed by foreign
the speech of Mobedhan before Bahram, influences and probably the closest to the
from al-Mas‛ūdī: sovereignty and religion are language of the Prophet. It is excessive to
interdependent, both need men, and men need claim that city folk mispronounce the letter
property, which comes only from develop- ‘q’ by making it almost guttural, as some
ment (‛imāra). Development, civil and agri- Shī‛tes claim who wish to follow Beduin pro-
cultural, depends on justice; and the cooper- nunciation. But it is at least as foolish to reject
ation upon which the entire system rests is the Beduin pronunciation (further forward on
not possible without language (Ibn Khaldūn the soft palate, between ‘q’ and ‘k’). The
n. d., 39; Rosenthal, 1.79 f). Ibn Khaldūn’s Beduins preserve what is most likely the old
special interest in language is evinced by his sound. But both the city and the Beduin pro-
devising his own system of transliteration to nunciations stem from the same (Mudar)
represent Berber names more faithfully than source, and both are versions of the same
Arabic does (Ibn Khaldūn 34; Rosenthal sound: They do not represent different letters
1.66). Yet he regards linguistic sciences as (Rosenthal 3.347—5 2 ). Today’s Arabic,
ancillary. They rely for their raison d’etre on whether in the cities or in Beduin camps, is a
the need to preserve and interpret sacred different language from the Mudar of the
texts, and they tend to become overdeveloped, Prophet in the same way that Mudar was a
over-technical and somewhat decadent, an different language from Ḥimyarite. So no one
idle pastime, when language is treated as an should heed the pedants and purists who
object of study in its own right (Ibn Khaldūn, mourn the loss of the case endings. Gram-
537; Rosenthal 3.2 99). Pettish oversensitivity marians built up the linguistic sciences to
to matters of grammar and undersensitivity preserve the language of the Qur’ān and
to matters of fact and laws of nature led some traditions, but they had no exigent need to
readers of the Qur‘ān to believe the most develop corresponding sciences of contem-
outlandish tales, as, for example, of the fab- porary Arabic:
ulous city of Iram (Ibn Khaldūn, 14 f; Rosen- “Perhaps if we smoked out our present day Arabic
thal 1.25—28). language, studied its principles empirically, we
would find the equivalents in new laws specific to
7.1.2. Native speakers of Arabic needed no it, which compensate for the loss of the case end-
formal linguistic training. But non-Arabs ings” (Ibn Khaldūn, 557; Rosenthal 3.347).
among the sedentary people of the garrison For the order and connection of words
cities in Iraq developed linguistic sciences and clearly convey much of the information once
became proficient in them because they had given in the case endings. “The endings may
to labor to acquire their mastery of Arabic. follow a different pattern from the old one in
To a great degree it came to them through the language of Mudar. But languages and
books rather than viva voce (Ibn Khaldūn, their habits of usage are not simply haphaz-
537—545, cf. 452 ; Rosenthal 3.2 98—319, cf. ard” (Ibn Khaldūn, 555—559 with 546; Ro-
3.2 0). — As in many other areas, Ibn Khal- senthal 3.345—353 with 321).
dūn adopts a somewhat more critical stance
about questions of linguistic purity and orig- 7.2. The Linguistic Sciences
inality than do many other writers. He accepts
the traditional view that the tribes of inner 7.2.1. Ibn Khaldūn delineates four linguistic
Arabia represented the purest standard of sciences: that of grammar; that of diction,
Arabic, the closer to Quraysh, the tribe of i. e., lexicography; that of composition; and
Muḥammad, the better. The tribes of the pe- that of literature. Language, he writes
riphery were not consulted by grammarians “from the point of view of the communicator, is a
because their usage was barbarized by con- speaker’s expression of what he intends. Such ex-
tacts with Persians, Abyssinians, Byzantines pression is the task of the tongue, and it must be
and Europeans. But it was the language of acquired as a habit, by repetition in the organ
the interior, the language of the Mudar tribes, responsible, the tongue in the case of speech [sc.,
Ibn Khaldūn points out, that was most al- or the hand in the case of writing, but Ibn Khaldūn
tered in the diaspora that resulted from the is emphatic in assigning primacy to the tongue]; in
Islamic conquests. Dialects and languages
3. Jewish and Islamic philosophy of language 53
every nation the habit is laid down in accordance portant linguistic science because it is the
with their own idiom” (Ibn Khaldūn, 546; Rosen- most crucial in determining meaning — dif-
thal 3.320 f). ferentiating subject from object or comple-
The Arabs, it was said, had their language ment, for example. Tracking the slight but
by nature. What this means is that they critical shifts of syntax is a far more sensitive
learned Arabic by imitation, while other task than that of lexicography, because the
nations learned it from them (Ibn Khaldūn, semantic dimension of language is far more
554 f; Rosenthal 3.342 f). One who studies stable: Words retain their sense semantically
classical models and has some taste and sen- through most syntactic shifts, even when such
sitivity for linguistic values can learn to ex- changes utterly transform the relations they
press himself in classic style. But language in stand in (Ibn Khaldūn, 545 ff; Rosenthal
all its forms is a matter of habit and therefore 3.319—25).
of practice, not of theory. Many people speak
fine Arabic while knowing nothing of formal 7.2.3. The science of diction addresses the
grammatical rules, and some learn all the senses assigned to words. Again its original
rules yet can only embarrass themselves if raison d’etre was conservative. Its methods
called upon to write a brief letter to a friend are technical and systematic: al-Farāhīdī (died
or a petition for redress, just as a man who 786), the pioneer lexicographer, actually used
knows the principles of carpentry or tailoring the theory of permutations to calculate the
may find himself all thumbs, despite his ex- possible combinations of 2 , 3, 4 and 5 root
cellent discourses on such subjects, when consonants. (The usual Semitic root, of
called upon to sew or saw (Ibn Khaldūn, course, has three.) Organizing his material not
559 ff; Rosenthal 3.353—58). The linguistic according to the familiar alphabet, but pho-
facility of the Arabs is uniquely developed for netically, by the position of each letter in the
clarity and explicitness because Arabic can mouth, from laryngeals, to velars, to dentals
signify a variety of ideas without extra words and labials, he then sought to determine the
— by syntactic governance, for example in range of actual word formations. Later work-
the construct case, and by the letters that ers found it necessary to complete, but also
change verbs into substantives. to abridge al-Farāhīdī’s Kitābu ’l-‛Ayn for
“Other languages need a new word to signify ease of memorization, omitting obsolete
every idea or state of affairs. That is why we find words and occurrences. They also adopted
foreigners more prolix than Arabs, and that is what the alphabetic mode of ordering entries (Ibn
the Prophet meant in saying, ‘I was sent with com- Khaldūn, 548 ff; Rosenthal 3.32 5—32 8). The
prehensive words and the gift to speak concisely’” celebrated Mu‛tazilite exegete al-Zamakh-
(Ibn Khaldūn, 546; Rosenthal 3.321). sharī (died 1144) expanded the range of the
science by cataloguing comprehensively the
7.2.2. No formal art was needed to establish metaphoric usages of Arabic, much in the
linguistic concision and precision in the early manner of Saadiah, whose theology was also
Arab days since people learned by imitation, Mu‛tazilite in flavor: As exegetes whose
as children do today. But when the Arabs set glosses anchored controversial points of the-
out for empire with the coming of Islam, they ology, the two understandably founded their
mingled with foreign peoples and picked up hermeneutics on empiric surveys of usage.
the barbarisms of the Arabized, “because This is the method Ibn Khaldūn approves.
hearing founds the habits of the tongue” (Ibn Scholars can easily discount al-Zamakhsha-
Khaldūn, 545 ff). Fearing linguistic decay and rī’s Mu‛tazilism, he argues, but will gain much
eventual transformation of the Qur’ān and from his comprehensiveness (see F. E. Peters
ḥadīth into closed books, scholars devised 1973, 2 2 4 ff). — Ibn Khaldūn’s pragmatism
rules to regulate usage. These were based on does not leave room for al-Fārābī’s type of
generalizations and schemes of classification speculation about the origination of words
drawn from the flow of usage, as universals by analogical reasoning, and his interest in
are abstracted by induction. They gave the diction does not parallel al-Fārābī’s fascina-
name ‘inflection’ to the phonetic shifts which tion with the process of borrowing and ad-
modulate meanings; the word that governs aptation of foreign terms and meanings. He
such a shift was called an ‘operator’. As they argues, as Saadiah does, that it is not enough
proliferated technical terminology, they trans- simply to know the semantic base or root
formed their study into the specialist disci- meaning of words if one wishes to use an
pline of grammar. Grammar is the most im- expression in context: The usage of the Arabs
54 I. Raum-zeitliche Übersichten
(Saadiah speaks identically of the usage of elation can be apprehended by all with the
the Hebrews) must attest the particular sense taste and sensitivity to recognize greatness in
intended. This is especially important for the Arabic expression (Ibn Khaldūn, 550—553;
man of letters (al-’adīb). The point is not to Rosenthal 3.332—39).
establish that the Arabs (sc., Beduins) in-
vented a given usage; there is no evidence of 7.2.5. The science of literature “has no subject
that, and it is unlikely that they did. The of its own whose characteristics might be af-
model of the Arabs is a standard of pure firmed or denied in theories. Its sole object
usage, not a key to some ur-meaning. We for the students of our language is its fruit,
cannot simply deduce meanings a priori from which is excellence in the arts of poetry and
what analogy seems to require: usage is the prose, with the fashion and elan of the Arabs”
sole standard, unless one enters a technical (Rosenthal 3.339 f). It is to this end that stu-
realm like law, which has its own rules of dents of literature “collect the speech of the
inclusion and exclusion governing the refer- Arabs: poetry of the highest type and rhymed
ence of terms, e. g., that the prohibition of prose of equal quality, points of diction and
wine includes the fermented juice of dates grammar scattered through them in dispersed
(Ibn Khaldūn, 550; Rosenthal 3.331 f). occurrences” (Rosenthal 3.339 f). From these
a student can generally glean most of the
7.2.4. To be Arabic at all, an expression must principles that govern Arabic expression. But
be fully articulate and explicit, using the full it is not enough simply to memorize. One
range of semantic and syntactic signs to spec- must also grasp the reference of the ancient
ify its referent and all the intended relations songs and stories to the Battle Days of the
and properties thereof. But Arabic is expres- Arabs, their lineages and traditions. It is only
sively rich (wasī’), not merely precise in dic- by giving precedence to sense that linguistic
tion and inflection. It uses word order and skills are perfected. For this reason scholars
other signs to establish emphasis, precedence, defined the discipline by saying, “Literature
insistence and other modal distinctions. It can is the preservation of the lays and lore of the
be terse or expansive, sententious, periphras- Arabs, taking a bit from every science” (Ro-
tic or indirect. The science of rhetoric (‛ilm senthal 3.339 f). Ibn Khaldūn explains:
al-balāgha) concerns the adequate expression “They meant, from the sciences of language and
of nuance. It is a branch of composition in religious law, strictly in terms of the materials they
the broad sense. But composition proper (‛ilm provide for studies of Qur’ān and ḥadīth. For there
al-bayān) is narrower than composition in the was no entry of other sciences into Arabic speech
broad sense and goes further: to the conno- until modern aficionados of style began to incor-
tative dimensions of language — metaphor, porate scientific allusions into their poetry and
metonymy and the like. This we would call prose” (Ibn Khaldūn, 553; Rosenthal 3.339 f).
poetics. Added to these as the third element
of composition in its broad sense is the matter 7.3. Language and History
of ornament — the use of rhyme (saj‛) punc-
tuationally in prose, and of word play (tajnīs) 7.3.1. The great value of al-Zamakhsharī’s
to point up parallels and other coordinate poetics for Ibn Khaldūn, parallel to Saadiah’s
relations. Allusion suggests an unstated for Maimonides, is that its analyses of figu-
meaning. Antithesis points up contrasts. All rative language allow him to discern a the-
the embellishments come under the heading matic behind the indirections of Scripture; in
of style (badī‛). Thus in composition, beyond Ibn Khaldūn’s case, in the highly allusive and
the requirements of semantic and syntactic elliptical (Wansbrough 1977) usage of the
explicitness, we consider rhetoric, which mod- Qur’an. The project in both cases remains
ulates the articulacy of language; poetics, Fārābīan. Maimonides bases even his distinc-
which concerns figurative usage and again tion between divine and human laws on al-
adds semantic value; and style, which may Fārābī’s trenchant remark that a ruler who
seem a luxury but which makes language an legislates only for material welfare, his own
art and without which the higher forms of or that of others, does not rise beyond the
expression cannot be understood. Indeed the level of the mass. A divine law, Maimonides
analysis of rhetoric and style is the key to al- argues, would provide not only for the com-
Zamakhsharī’s exegesis of the Qur’ān and the mon weal (by civil and criminal legislation,
only way of apprehending the inimitability of the minimal requirements of social coopera-
its language, in which the miracle of the rev- tion, as in Ibn Ṭufayl) but also for moral
3. Jewish and Islamic philosophy of language 55
Apuleius bereits im 2 . Jh. n. Chr., bzw. Au- gik droht, die Grammatik zu verschlingen.
gustin im 5. Jh.) zum Mittelalter, der Vor- Die Autoren gehen zu diesem Zwecke genauer
scholastik (bis etwa Lanfrank und dem jun- den schon bekannten Schriften der ›Logica
gen Anselm von Canterbury), unterscheidet vetus‹ (Categoriae und De interpretatione von
man innerhalb der eigentlichen Scholastik Aristoteles in der lateinischen Version von
Frühscholastik (ca. 1100—12 40), Hochscho- Boethius sowie Porphyrs Einleitung) nach, sie
lastik (ca. 12 40—1300) und Spätscholastik sind aber bemüht, neue Quellenschriften auf-
(bis etwa 1450/1500). zufinden. Etwa ab 112 0 sind die übrigen
Übersetzungen des Boethius (Analytica
3.1. Vorscholastik (bis etwa 1050/1100) Priora; Topica mit Sophistici elenchi) wieder
zugänglich, um 1150 das ganze ›Organon‹ so-
Diese Übergangsperiode unterscheidet sich wie Physica, De anima und Teile von Parva
stark von der eigentlichen Scholastik, da sie naturalia und M etaphysica ins Lateinische
nicht nur in der Sprachphilosophie inhaltlich übertragen. Gestützt auf die ›Logica vetus‹
gesehen weitestgehend eine Wiederholung des wird bei schrittweiser Einbeziehung der ›Lo-
Vorangegangenen darstellt. Abgesehen von gica nova‹ (Analytica Priora; Topica; Sophi-
Augustin (354—430) (s. Art. 16) und Boe- stici elenchi; vgl. Pinborg 1972 , 18) eine se-
thius, deren Wichtigkeit für die beginnende mantische Analyse der aristotelischen Logik
Scholastik nicht leicht überschätzt werden vorangetrieben; dies führt in der Zeit von
kann, hält man sich bei sprachphilosophi- etwa 12 30 bis 12 45 zu neuartigen, den soge-
schen Themen besonders an die weitverbrei- nannten terministischen Lehrbüchern u. a.
teten Kompendien von Martianus Capella (5. eines Petrus Hispanus (ca. 122 0—12 77;
Jh.), Cassiodor (6. Jh.) und Isidor von Sevilla 12 76—12 77: Papst Johannes XXI.) oder eines
(7. Jh.), bzw. an die Grammatik des Priscian. Roger Bacon (ca. 12 10/14—12 92 /94). Da bei
Die antiken Definitionen werden einfach wie- diesen sogenannten Summulisten (Libera
derholt; sie werden als nebeneinandergestellte 1982 , 177 f), neben den Klassikern Aristoteles
Aussagen so gedeutet, daß sich die Gram- (s. Art. 15), Porphyrios und Boethius, neue
matik aus sich heraus als richtig erweist. Im Themen in signifikantem Ausmaß zur Spra-
10. Jahrhundert beginnen Gerbert von Auril- che kommen, ist der selbstbewußte Name
lac (seit 999 Papst Silvester II.; ca. 940/950— ‘Logica moderna’ durchaus berechtigt.
1003) und Abbo von Fleury (gest. 1004) die
Kommentare und auch die selbständigen Mo- 3.3. Hochscholastik (ca. 1240—1300)
nographien des Boethius ausgiebig auszuwer-
ten (Lewry 1981, 95). Im 11. Jahrhundert ist Die Entfaltung der Bedeutungslehre der Ter-
Berengar von Tours (ca. 1000—1088) ein Bei- ministen (s. Art. 40) zu einer ›Logica mo-
spiel für die Fortsetzung dieses Weges unter derna‹ geht mit der Aufnahme der ›Logica
Beiziehung eines aristotelisch gedeuteten Pri- nova‹ in allen Wissenschaftsbereichen einher;
scianus. Als Anselm 1059 Bec in der Nor- die Hochscholastik als solche konzentriert
mandie erreichte, war die Kontroverse zwi- sich dabei innerhalb der Logik bzw. des Tri-
schen seinem nachmaligen Lehrer Lanfrank viums auf die Syllogistik und die Wissen-
und Berengar über die Bedeutung der Wand- schaftslehre, welcher Umstand sich u. a. auch
lungsworte (der Messe) auf dem Höhepunkt. dem Bekanntwerden der beiden aristoteli-
Grammatik und Dialektik waren zum Vehikel schen Analytiken schon im 12 . Jahrhundert
einer (theologisch ausgebeuteten) Bedeu- verdankt. Durch die starke Ausrichtung auf
tungslehre geworden. Mit Anselm beginnt die das aristotelische Dogma eines feststehenden
Gegenstandsbereiches für jede Wissenschaft,
3.2. Frühscholastik (ca. 1100—1240) wird die Sprachtheorie (wie besonders die Lo-
gik) der Hochscholastik stärker mit der On-
Das Aufblühen der Städte im 12 . Jahrhundert tologie (Was ist die Substanz, was sind die
führt zu einer Neubelebung der Schulen und Gegenstände, mit welchen sich Logik, Gram-
des Geisteslebens, die eigentlich schöpferische matik und Semantik beschäftigen?) und der
Phase der Sprachphilosophie der Mittelzeit Psychologie (Wie entstehen Begriffe und Be-
(wie der scholastischen Philosophie über- deutungsinhalte von Termen im menschlichen
haupt) nimmt ihren Anfang. Für sprachphi- Intellekt?) verknüpft. Philosophische Gram-
losophische Leistungen dieser Periode ist, matik und Semantik werden auf Ontologie
neben Anselm und Gilbert von Poitiers (ca. zurückgeführt (Pinborg 1972 , 88; Pinborg
1080—1154), Abaelard beispielhaft. Gram- 1967, 55—59). Dies gilt auch für die etwa
matische und logische Terminologien bzw. 12 70 einsetzende Sprachtheorie der Modisten
Lehrmeinungen werden konfrontiert; die Lo-
4. Sprachphilosophie in der Scholastik 59
wären danach mentale Gegenstände aufgrund sie unabhängig von der wahrnehmbaren Sin-
einer Abstraktion aus der Wesensgleichheit nenwelt (Henry 1982 , 12 9—133; Lewry 1981,
(similitudo substantialis) numerisch unter- 101 f)?
scheidbarer Individuen; Gattungen wären
derlei gedankliche Konstrukte aus der We- 4.3. Bedeutung in Grammatik und Semantik:
sensgleichheit verschiedener Arten (cogitatio Priscian versus Aristoteles
collecta ex specierum similitudine). Die ›Si-
militudo‹ in den Individuen ist den Sinnes- In den 18 Büchern von Priscians Institutiones
organen zugänglich (sensibilis), d. h. Gegen- grammaticae findet die vor- und frühschola-
stand der Wahrnehmung, die ›Similitudo‹ in stische Sprachbetrachtung eine unerschütter-
den Arten ist intelligibel, d. h. Ergebnis des liche Autorität, die Grundlage jedes tieferge-
Denkens. Die (Bezugsgegenstände von) Uni- henden Studiums der lateinischen Sprache; als
versalien subsistieren demnach aufgrund der Hinweis auf die Bedeutung dieser Autorität
Tatsache ihrer Wahrnehmbarkeit in indivi- sei erinnert, daß mehr als 1000 Priscian-
duellen Substanzen realiter, hinsichtlich ihrer Handschriften bekannt sind. Die ersten 16
nur der Vernunft zugänglichen Anwesenheit Bücher behandeln die Laut- und Formen-
in Spezies und Genera aber bloß mental. An lehre; dieser sogenannte Priscianus maior
einer Stelle im Kategorienkommentar schlägt steht neben dem Priscianus minor, der Syntax
Boethius jedoch vor, daß die Terme (nomina) in den beiden letzten Büchern. Zu Priscian
in den zuletzt angeführten Beispielsätzen wie- hinzu wird noch die Ars grammatica des Ae-
derum Nomina benennen; er erklärt dort lius Donatus (4. Jh.), eine knappe, für den
‘Gattung’ (genus) und ‘Art’ (species) für Na- Anfangsunterricht geeignete Schulgramma-
men von Namen (sunt quodammodo nomi- tik, ausgiebig benützt. Neben der lateinischen
num nomina), ohne daraus weiteres Kapital Bibel (Vulgata), Aristoteles und den eigentli-
zu schlagen. Garlandus Compotista (floruit chen Autoren (auctores) der ›Logica vetus‹
2 . Hälfte des 11. Jhs.) folgt dieser Lehrmei- genossen diese Grammatiker uneingeschränk-
nung, wenn er z. B. die Aussage ‘Animal est tes Ansehen, in der Sprachtheorie war an
genus’ auf eine Prädikation über das Wort ihren Lehren nicht zu rütteln. Sie erwiesen
‘animal’ (de [...] sola voce [...] animal agit) sich als unentbehrliche Mittel zur Erlernung
reduziert. Der Nominalismus und insbeson- und für das Verständnis jener Sprache, in der
dere eine angemessene Debatte über ihn stek- die heilige Schrift übermittelt war, in welcher
ken jedoch im 11. Jahrhundert noch in den in den Schulen gelehrt und disputiert wurde.
Kinderschuhen; der Nominalismus unterliegt (Vom Griechischen wußte man am Festland
zunächst einmal u. a. wegen der Übermacht so gut wie nichts mehr; die romanische oder
solcher aus der theologischen Dogmatik germanische Muttersprache galt als barba-
schöpfenden Dialektikfeinde wie Petrus Da- risch oder vulgär.) Aus Priscian und Donatus
mian (gest. 1072 ) und wegen der von Pri- bezog man die Auffassung des Vorliegens von
scian herrührenden Auffassung der Gram- acht Redeteilen (partes orationis), d. h. von
matiker, daß Nomina sowohl Substanz(en) acht semantischen Kategorien: Nomen, Ver-
als auch Qualität(en) bezeichnen. Anselms bum, Präposition, Partizip, Pronomen, Ad-
Attacke (nach 1090) gegen Roscelin von verb, Konjunktion, Interjektion. Die Acht-
Compiègne (ca. 1050—112 5) ist jedoch alles zahl selbst rührt von Dionysios Thrax (ca.
andere als ein unbehauener Universalienrea- 170—90 v. Chr.) her, dem Verfasser des älte-
lismus. Vielmehr ist auch Anselm Zeuge für sten Handbuchs der griechischen Grammatik,
die Auswirkungen jener Naivität, von der wobei anstatt des im Griechischen gebräuch-
oben die Rede war; sie ist sichtbar in einer lichen bestimmten Artikels bei den genannten
Liste von vorgeblich erschöpfenden Antwor- Lateinern die Interjektion zu einem eigenen
ten auf die Fragen nach dem durch solche Redeteil erhoben wird. Im 11. Jahrhundert
Universalien Benannten, die sich bereits in konnte man bereits auf eine lange Tradition
einer über und über zitierten Stelle der Por- in der Abweichung der semantisch-logischen
phyrischen Isagoge finden: Existieren Genera Lehre über Natur und vor allem Anzahl der
und Spezies realiter, oder sind sie bloßes Ge- Redeteile von der grammatischen zurückblik-
dankenprodukt? Wenn sie wirklich sind, sub- ken. Boethius hielt mit der aristotelischen Lo-
sistieren sie als Körper oder unkörperlich? gik daran fest, daß es nur zwei logisch rele-
Bestehen sie in (Verbindung mit) den wahr- vante Redeteile, das Nomen (Substantiva und
nehmbaren Gegenständen, oder subsistieren Adjektiva umfassend) und das Verbum, gibt.
Mit Priscian und Donatus mußte man diesen
4. Sprachphilosophie in der Scholastik 61
beiden Kategorien noch Partizipium, Prono- dings, daß das aristotelisch-boethianische La-
men, Präposition, Adverb, Interjektion und tein diese Bedingung gar nicht erfüllt, wie
Konjunktion anfügen. z. B. aus ‘humanitas’ für ‘homo’ ersichtlich
ist. Es mag also sein, daß ‘grammaticus’ nur
4.4. Proprium est nominis significare die Qualität, schreiben und lesen zu können,
substantiam et qualitatem bezeichnet, und nicht auch die Substanzen,
die so gebildet sind, d. i. individuelle Men-
Die Unterschiede zwischen Logik und Gram- schen — allerdings nicht aus den Gründen,
matik führen aufgrund einer Sonderdeutung die Anselm anführt. Nun hat Priscian dazu,
des als Kapitelüberschrift zitierten Priscian- wenn auch nur beiläufig durch ein Beispiel,
textes über die Bezeichnung des Nomens schon vor Anselm Stellung genommen: Der
(Henry 1982 , 133 f; Pinborg 1967, 46 f; 72 ; Sprachlehrer unterscheidet innerhalb der
2 2 6; 2 41; 2 53) im weiteren zu Details der Klasse der Nomina ›nomina propria‹ [Eigen-
Sprachanalyse, die für die Entwicklung der namen] und ›nomina appellativa‹ [Gattungs-
Bedeutungslehre durchaus belangvoll sind. namen], ja er teilt das Genus ›Nomen‹ in die
Nach Priscian bezeichnen Nomina Substanz Spezies ›Eigennamen‹ und ›Gattungsnamen‹;
und Qualität; in der Kategorienschrift des die Spezies der appellativen Nomina enthält
Aristoteles (caput 4) liest man bezüglich einer weiters die Adjektiva als Subspezies. Solche
Teilmenge der Nomina, der Paronyma, sie Adjektiva werden regelmäßig mit Eigenna-
würden ausschließlich Qualität bezeichnen. men und Gattungsnamen, welche beide Sub-
Da nun scholastische Sprachlehre im Fahr- stanz(en) benennen, verbunden, um die Qua-
wasser Priscians die Position einnimmt, alle lität und Quantität der benannten Gegen-
Nomina bezeichneten jeweils Substanz und stände zu spezifizieren. Als ein Beispiel für
Qualität in einem (substantiam cum qualitate solche Substanzen bezeichnende Namen führt
anstatt des milderen substantiam et qualita- Priscian jenes ‘grammaticus’ an, welches nach
tem), muß es zum Konflikt mit der aristote- des Meisterlogikers Categoriae längst als au-
lischen Abweichung in der für einen Teil der toritatives Beispiel für einen Qualität-Namen
Nomina geltenden Auffassung als nur Qua- besetzt ist. Priscian fügt also zu seiner anti-
lität bezeichnend kommen. In den Categoriae aristotelischen Lehre, daß alle Nomina Sub-
(caput 4) wird ‘grammaticus’ [des Schreibens stanz(en) und Qualität(en) in einem bezeich-
und des Lesens kundig: gebildet] als Beispiel nen, noch die Ungehörigkeit eines Gegenbei-
eines Nomens angeführt, welches nur Qualität spiels zur Bedeutungsanalyse der ›Logica-ve-
bezeichnet. (Die im Griechischen wie Latei- tus‹-Theoretiker hinzu. Der daraus entste-
nischen gegebene Ununterscheidbarkeit eines hende Konflikt ist in Vor- und Frühscholastik
adjektivischen von einem substantivischen schön nachweisbar. Durch die Enge der scho-
‘grammaticus’ ist deutsch nicht nachahmbar, lastischen Methode herrscht indes auf beiden
hier in diesem Kontext aber irrelevant.) ‘Ge- Seiten der Kampflinie die Tendenz vor, nicht
bildet’, ‘weiß’ oder ‘gerecht’ werden als Pa- zu sehen bzw. nicht zu untersuchen, was ist,
ronyma rubriziert, d. h. als Ableitungen zu sondern zu fragen und zu beweisen, warum
bzw. von entsprechenden abstrakten Nomina, das, was ist, so ist, wie es ist. Man steht vor
z. B. ‘gebildet’ (grammaticus) von ‘Bildung’ fraglosen Gegebenheiten, hie Priscian, dort
(grammatica), ‘gerecht’ von ‘Gerechtigkeit’ Boethius und die ›Logica vetus‹; daran knüpft
usw. (Derartige Ableitungen werden ‘deno- Anselm in De grammatico z. B. seinen Ver-
minativ’ genannt.) such nachzuweisen, daß das von (der seiner
Meinung nach höheren Autorität) Aristoteles
4.5. Anselms De grammatico Gelehrte wahr ist; ähnlich ergeht sich die
In seinem Dialog De grammatico weitet An- Sprachphilosophie der Vorscholastik in schier
selm diese Beobachtung an gewissen deno- unaufhörlichen Erklärungen des Warum und
minativen Namen in eine strikte Zweiteilung des Weil autoritativer Lehrmeinungen. Trotz
von Nomina, welche Substanz(en), und sol- der traditionellen Nomenklatur derartiger
che, welche Qualität(en) bezeichnen, aus, wo- Kontroversen zeigt sich bei näherem Hinse-
nach nur noch denominative Nomina Quali- hen aber, daß der Konflikt Voraussetzungen
täten bezeichnen. Daraus folgt für Anselm, hat, die zwei grundsätzlich verschiedene Me-
daß die Sprache selbst Substanz-Namen von thoden der Bedeutungs-, ja der Sprachanalyse
Qualität-Namen scheidet, indem für Sub- spiegeln. Einerseits kann man den tatsäch-
stanz-Nomina keinerlei Abstrakta zu ihrer lichen Gebrauch einer Sprache (usus lo-
Herleitung existieren; Anselm übersieht aller- quendi) durch eine Gruppe als kompetent an-
erkannter Benützer untersuchen; Priscian er-
62 I. Raum-zeitliche Übersichten
weist sich als Anhänger einer solchen empi- von ›significatio‹ und ›appellatio‹, welche die
risch-deskriptiven Vorgangsweise, die er me- nächsten Jahrhunderte beherrschen wird, zu
thodisch auf die Tradition der Grammatiker einer Terminologie, die ihn zum Erfinder
seit Dionysios Thrax und inhaltlich auf die (Gombocz 1983, 12 5—130) des Unterschieds
Texte der von ihm hochgeschätzten Schrift- von Intension und Extension, von Sinn und
steller stützt; andererseits kann man a priori Bedeutung in Fregescher Ausdrucksweise,
und vor Erforschung des Sprachgebrauchs die macht:
Bedeutung von Worten und auch von Sätzen „[...] Diese Distinktion wird aber nicht zu einer
unter Zuhilfenahme des Instrumentariums allgemeinen semantischen Unterscheidung zwi-
der aristotelischen Logik und Semantik ana- schen Intension und Extension ausgebaut. Das ge-
lysieren, wie es Anselm im Falle der deno- schieht erst im Mittelalter, zuerst bei Anselm“ (Pin-
minativen Namen tut. Betrachten wir das Bei- borg 1972, 41).
spiel aus caput 14 von De grammatico: In
einem Schuppen sind weiße Pferde einge- 4.6. Appellatio versus significatio
schlossen; jemand, der davon weiß, behauptet
dazu wahrheitsgetreu, daß sich etwas Weißes ›Appellatio‹ ist bei Anselm (De grammatico,
in dem Gebäude befindet. Der Hörer ist ohne caput 12 ) explizit als jene Bedeutungskom-
Kenntnis näherer Umstände nicht in der ponente bzw. als jener semantische Bezug de-
Lage, das durch das paronyme Subjekt der finiert, mittels welchen sich ein Wort im ak-
Aussage Benannte eindeutig bzw. auch nur tuellen Kontext der gesprochenen Sprache auf
näherungsweise zu identifizieren. Die Weite die durch es benannten individuellen Gegen-
möglicher Denotata würde in Ermangelung stände bezieht:
irgendeines einschränkenden Hinweises „Appellativum autem nomen cuiuslibet rei nunc
schließlich die gesamte Welt physischer Sub- dico, quo res ipsa usu loquendi appellatur“ [Ap-
stanzen im Sinne der aristotelischen Ontolo- pellativ aber nenne ich den Namen von irgendei-
nem Etwas nun, insofern durch ihn im gewöhnli-
gie umfassen. Nach Anselms Überzeugung
chen Sprachgebrauch dieses Etwas selbst benannt
kann ein derartiger Umfang möglicher De-
wird.]
notata nicht in der Bedeutung von ‘weiß/
etwas Weißes’ enthalten sein; er wäre lediglich Bei paronymen Nomina mag im Usus lo-
aufgrund der empirischen Gegebenheiten im quendi das Benannte (die Extension) verschie-
Universum kontingenterweise mitassoziier- denen Arten oder Gattungen zugehören, wie
bar. Anselms Argumentation will erhärten, im Falle von ‘weiß’, oder die Spezies aller
daß die eigentliche und strenge Bedeutung benannten Individuen ist gleichbleibend, wie
(significatio per se) des denominativen No- bei ‘grammaticus’. Dagegen bringt die ›sig-
mens ‘weiß’ nur Weiße ist, oder genauer nificatio‹ eines Terms im eigentlichen Sinne
›weiß-seiendes ...‹, wobei die Leerstelle auf (significatio per se) nur den Begriffsinhalt (in-
irgendeine Substanz deutet. Insofern hat An- tellectus) bzw. die ›Definition‹ (definitio et
selm wenigstens für einige Paronyma gezeigt, esse; caput 13) zum Ausdruck. Bei denomi-
daß sie per se nur Qualität bezeichnen, womit nativen Nomina ist diese ›Definition‹, i. e. die
Aristoteles Recht bekommt, das vermeintliche Intension, offen hinsichtlich zukünftiger Er-
Priscian-Dogma aber, alle Nomina bezeich- weiterungen der Extension auf bisher im tat-
neten Substanz und Qualität in einem, wider- sächlichen Sprachgebrauch damit nicht be-
legt ist. Anselm ist jedoch nicht blind für den nannte Gegenstände. In diesem uneigentli-
Druck, der vom ›Usus loquendi‹ ausgeht; eine chen Sinne (per aliud) bezeichnen ‘weiß’ und
Erforschung des tatsächlichen Sprachgebrau- ‘gebildet’ auch Menschen, im eigentlichen
ches bezüglich ‘grammaticus’ zeigt, daß es Sinne aber (significatio per se) bezeichnen
immer vom Menschen ausgesagt wird, wel- beide, wie alle Paronyma, nur Qualität, hier
cher Umstand des Grammatikers Behauptung die Eigenschaften, weiß bzw. gebildet zu sein.
zu bestärken scheint, es würde ‘gebildeter Anselm kann durch seine Unterscheidung von
Mensch’ und nicht bloß ‘gebildeter/s ...’ be- ›significatio per se‹ und ›appellatio‹ als ›sig-
deuten. Es ist Anselms Anliegen, die Kom- nificatio per aliud‹, d. h. von Intension und
ponente ‘Mensch’ aus dem Bedeutungsgehalt Extension eines Terms, sowohl Priscian als
von ‘grammaticus’ herauszuschneiden, wie er auch Aristoteles sagen lassen, was sie sagen
überhaupt einen Bezug auf identifizierbare wollen, obschon eine explizite Definition der
Substanzen aus der eigentlichen Bedeutung intensionalen Bezeichnungskomponente
paronymer Nomina entfernt. Dies führt bei fehlt, ja diese selbst aufgrund der Substanz-
Anselm zur Entwicklung einer Nomenklatur Qualität-Ontologie Anselms verschwommen
bleibt: Im eigentlichen Sinne (per se) bezeich-
4. Sprachphilosophie in der Scholastik 63
nen Nomina ihren Bedeutungsinhalt, die ari- dieser finden sich u. a. auch Theoriestücke
stotelischen Paronyma a fortiori also nur über die Notwendigkeit einer Unterscheidung
Qualität; in einem uneigentlichen Sinne (per von Objekt- und Metasprache, über die Se-
aliud) kann mit Priscian auch die appellative mantik nominaler und propositionaler Ne-
Beziehung eines Nomens zu seinen Relata als gation, über Intension und Extension privati-
ein Bezeichnen aufgefaßt werden, aber eben ver und leerer Namen und zur Verwendung-
nur per aliud [mittels eines anderen, i. e. mit- Erwähnung-Unterscheidung.) Seit dem Jahre
telbar], wie z. B. ‘grammaticus’ in einem um- 1936, in welchem Franciscus Salesius Schmitt
gangssprachlichen Kontext tatsächlich (nur) die sog. Lambeth-Fragmente veröffentlichte
Menschen betrifft, d. h. benennt. Diese Un- (Schmitt 1936, 2 3—45; Hopkins 1976, 3—2 9;
terscheidung von ›appellatio‹ und ›significatio Henry 1982 , 139 f), ist der Zugang zum ›gan-
per se‹, von Extension und (etwas ungenau) zen‹ Sprachphilosophen Anselm erleichtert.
Intension, ist vom Beginn des 12 . Jahrhun- Die 2 2 Druckseiten dieser Erstausgabe ent-
derts an Gegenstand intensiver Diskussion, halten mehrere Bruchstücke, welche als erste
ohne daß man einen unmittelbaren Einfluß Entwürfe verschiedener allgemeiner Sche-
von Anselm bisher nachgewiesen hat. Wil- mata für die Sprachanalyse angesehen werden
helm von Champeaux (ca. 1070—112 2 ), Gil- können. Diese seine nirgendwo vollständig
bert von Poitiers, Abaelard, Johannes von ausgeführte Sprachphilosophie ist, wie seit
Salisbury (ca. 112 0—1180) und die zeitgenös- Desmond P. Henrys Forschungen klargewor-
sische anonyme Ars M eliduna halten an dieser den ist, im Gesamtwerk durchaus anwesend.
Distinktion fest, ja bereits Gilbert verfeinert Anselm versucht im längsten der Fragmente
die Unterscheidung durch seine verallgemei- den Kontrast zwischen ungenauer, ja irrefüh-
nernde Forderung, jedem Nomen sowohl ein render Umgangssprache und präziser ›Ideal-
›appellatum‹ als auch ein davon immer ver- sprache‹ am Beispiel propositionaler Verbal-
schiedenes ›significatum‹ zuzuweisen. konstruktionen zu verdeutlichen. Ihm
schwebt in diesem (auf das Prädikatsverb in
4.7. Umgangssprache versus Idealsprache Standardaussagen der ›Logica vetus‹ gerich-
teten) Kontext eine Schablone vor, die er mit-
Bedeutsamkeit, wahrer Rang und Ansehen tels des Verbums ‘facere’ entwickelt; seine
Anselms als eines Bedeutungstheoretikers und Analyse erbringt vier allgemeinste Satzfor-
›logischen Linguisten‹ werden bis in die neu- men, welche letztlich, wenn auch partiell nur
este Zeit herauf durch seine hervorragenden uneigentlich (improprie), auf eine Grund-
Leistungen in Theologie und Metaphysik ver- form, die unten Form (1) genannte Scha-
deckt. Dieses Ungleichgewicht in der ›nor- blone, reduzierbar sind. Durch eine Verknüp-
malen‹ Historiographie der Philosophie be- fung äquipollenter positiver und negativer
ginnt sich erst in den letzten Jahrzehnten zu- Formen von Propositionen (in Analogie zum
gunsten eines gerechteren Bildes, wie es z. B. logischen Quadrat) mit einer zweifachen Deu-
bei Abaelard schon lange vorliegt, zu ändern: tung von ‘facere’ als ‘verursachen per se’
Anselm wird gerne (neben oder zusammen (causa proxima) und ‘verursachen per aliud’
mit Boethius) Vater der Scholastik genannt; (causa longinqua) kann Anselm insgesamt 48,
dann aber ist er erst recht Vater der schola- davon 32 sekundäre Aussageformen auflisten
stischen Sprachphilosophie. In der Überwin- (s. Hopkins 1976, 33—36). ‘Facere’ [tun; han-
dung der vorscholastischen Naivität bezüg- deln; verursachen], so argumentiert Anselm,
lich der Lehre von der Bedeutung der Nomina kann an die Stelle jedes beliebigen Verbums
eilt Anselm seinen Zeitgenossen voraus; er gesetzt werden:
stimmt mit den auf ihn folgenden Generatio- „Verbum hoc, quod est facere, solet poni pro omni
nen von Sprachtheoretikern in der Ansicht verbo cuiuslibet significationis, finito vel infinito,
überein, eine logisch präzise Idealsprache etiam pro non facere“ [Das Verb ‘facere’ kann
müsse gelegentlich die Regeln der Umgangs- gewöhnlich für jedes Verb beliebiger Bedeutung, sei
sprache verletzen; er übertrifft aber diese alle es finit oder infinit, selbst für ‘non facere’ [nicht
in seiner Ausweitung der Unterscheidung von tun], substituiert/supponiert werden] (Schmitt
›significatio per se‹ und ›significatio per aliud‹: 1936, 2 5; Hopkins 1976, 5; vgl. Proslogion, caput
Diese Distinktion beim Nomen (worüber sy- 7).
stematisch De grammatico handelt) wird auf Die vier propositionalen Formen lauten:
das Verbum übertragen, womit er zum Weg- (1) ‘facere esse ...’ [tun, daß etwas ist; kurz:
bereiter einer sehr allgemeinen Term- und tun-daß]; (2 ) ‘facere non esse ...’ [tun, daß
Propositionensemantik, welche ein deutlich etwas nicht ist; kurz: tun-daß-nicht]; (3) ‘non
kausales Element enthält, wird. (Innerhalb
64 I. Raum-zeitliche Übersichten
facere esse ...’ [nicht tun, daß etwas ist; kurz: etwas umfangreicheres Beispiel soll die allge-
nicht-tun-daß]; (4) ‘non facere non esse ...’ genwärtige Unterscheidung von eigentlicher
[nicht tun, daß etwas nicht ist; kurz: nicht- (= logischer) Form und umgangssprachlicher
tun-daß-nicht]. Anselm behauptet nun, Aus- (= regelmäßig irreführender) Form einer
sageform (1) habe eine eigentliche, ihr eigen- Aussage anhand eines leeren Namens demon-
tümliche Bedeutung unmittelbaren Handelns strieren: Anselms Gegenstück zu ‘Butter kann
bzw. Verursachens: Wer immer tut-daß, tut durch nichts ersetzt werden’ lautet ‘Nihil me
etwas direkt, d. h. verursacht als ›causa pro- docuit volare’ [Nichts hat mich fliegen ge-
xima‹ bzw. als ›causa efficiens‹, daß etwas der lehrt]. ‘Nihil’ ist zwar das grammatische Sub-
Fall ist, das nicht der Fall war. Oft aber werde jekt der Aussage, für Anselm aber nicht das
(1) — tun-daß — in der Umgangssprache logische; wäre ‘nihil’ ein Nomen im Sinne der
uneigentlich (improprie) verwendet, wenn logischen Analyse von Aussagen, folgte dar-
z. B. streng genommen eine Instanz von nicht- aus z. B., ich (me) hätte von dem durch dieses
tun-daß-nicht, also Aussageform (4) vorliegt: Nomen benannten Etwas fliegen gelernt; ähn-
Man sagt z. B., ein Mensch tue Böses, wenn lich wie bei privativen Nomina (Blindheit;
in Wirklichkeit er nicht(s) tut, daß dieses Böse Ungerechtigkeit) unterscheidet Anselm noch
nicht sei, wenn er z. B. zusieht, wie Böses vor Anwendung seiner Appellatio-significa-
geschieht, ohne einzugreifen, d. h. wenn er tio-Distinktion bei ‘nihil’ eine als signifikativ
eigentlich eine ›causa non efficiens‹ ist. Und angesehene Funktion ›secundum formam lo-
doch ist Anselm gewillt, in diesen beiden Fäl- quendi‹ [gemäß der Struktur der Umgangs-
len hier von einem ›facere per se‹ zu sprechen, sprache] von einer solchen ›secundum rem‹
welches er einem vierfachen ›facere per aliud‹ [nach Maßgabe der realen Umstände]. In
gegenüberstellt. Ein weiteres Beispiel soll dies Wirklichkeit (secundum rem) benennt ‘nihil’
verdeutlichen (Schmitt 1936, 2 9 f; Hopkins kein Etwas, vom Standpunkt grammatischer
1976, 9 f; 33 f): Ein Mensch (M) tötet einen Strukturen aus betrachtet aber bezeichnet es
anderen Menschen (P). Nach der ›facere‹- etwas (aliquid). — Den Abschluß der Frag-
Analyse lautet die Übersetzung der Aussage mente bildet ein hierzu komplementäres Lehr-
in Form (1) so: M tut, daß P tot ist. Anselm stück über die Bedeutung von ‘aliquid’, in
gibt als Beispiel, daß M selbst, also direkt, P welchem Anselm durch Verbindung von Ex-
mit dem Schwert tötet. Die zweite direkte tension und Intension eines Ausdruckes und
Form einer Tötung sieht Anselm in der Über- unter Einbeziehung des Wortes selbst (im
setzungsmöglichkeit (4): M tut/verursacht Sinne eines Graphems oder Phonems), vier
nicht, daß P nicht tot ist. Anselm sagt, er Gebrauchsweisen bzw. Bedeutungen (quat-
habe dafür kein Beispiel aus dem Leben, es tuor modi) von ‘aliquid’ unterscheidet
sei denn, M hätte die Macht, Tote zum Leben (Schmitt 1936, 42 f): (1) Im eigentlichen Sinne
zu erwecken und würde es im Falle des P (proprie) nennen wir dasjenige ‘aliquid’ [et-
nicht tun. Diesen eigentlichen Fällen einer was; ein Etwas], was „suo nomine profertur
Tötung ›per se‹, stellt er uneigentliche Fälle et mente concipitur et est in re“ [durch seinen
von Tötung ›per aliud‹ gegenüber, welche in Namen benannt wird, durch den Verstand
einer präzisen Sprache auch als solche erschei- erfaßt wird und real existiert]. Ein Etwas im
nen müßten: (a) M tut, daß P tot ist, weil er eigentlichen Sinne (proprie dicto) liegt also
tut, daß N mit einem Schwert bewaffnet ist, vor, wenn einem entsprechenden Ausdruck
mit welchem er P tötet (Form (1) ›per aliud‹). Intension und Extension zukommen, wie bei
(b) M tut, daß P tot ist, weil er nicht tut, daß ‘Stein’ oder ‘Holz’. (2 ) Aber auch extensions-
P bewaffnet ist, um sich gegen N schützen zu lose Ausdrücke wie ‘Chimäre’ führen zum
können (Form (3) ›per aliud‹). (c) M tut, daß (umgangssprachlichen) Gebrauch von ‘ali-
P tot ist, weil er tut, daß P nicht bewaffnet quid’. Ein solches Etwas hat zwar einen Na-
ist, um sich schützen zu können (Form (2 ) men und einen Begriffsinhalt (et nomen habet
›per aliud‹). (d) M tut, daß P tot ist, weil er et mentis conceptionem), existiert aber nicht
nicht tut, daß N nicht mit einem Schwert in Wirklichkeit. (3) Die dritte Art des Ge-
bewaffnet ist, mit welchem er P tötet (Form brauchs von ‘aliquid’ liegt bei Ausdrücken
(4) ›per aliud‹). In allen diesen Fällen ist Aus- vor, die nach Anselms Auffassung, der hier
sageform (1) — M tut, daß P tot ist — in der in der Tradition der Augustinischen Privati-
Umgangssprache in Gebrauch, obschon eine onstheorie steht, weder Intension noch Exten-
Analyse zeigt, daß dieser Gebrauch einer Per- sion haben, wie z. B. die Nomina ‘iniustitia’
se-Form anstatt des zutreffenden Per-aliud [Unrecht] oder ‘nihil’ [nichts]. (4) Die scho-
systematisch irreführend ist. — Ein letztes, lastische Vervollständigung dieser Einteilung
4. Sprachphilosophie in der Scholastik 65
sei wörtlich angefügt: ›Nominamus etiam ali- Fragestellungen, die schrittweise vom Wort
quid, quod nec suum nomen habet nec con- zum Satz führen, wie es in den einleitenden
ceptionem nec ullam existentiam [...]‹ [Wir Abschnitten in Beispielen beschrieben wird.
nennen ‘etwas’ auch (dasjenige), was weder Außer von Berengar von Tours gilt dies z. B.
(s)einen Namen hat, noch einen Be- für die Schule von Chartres bereits um 1030:
griff(sinhalt), noch irgendeine Existenz]. — Worte werden nicht mehr als selbständige,
Für Anselm handelt es sich nur bei (1) um quasi-lexikalische Einheiten außerhalb des
ein eigentliches Etwas (aliquid proprie dic- Sprachzusammenhanges untersucht, dieser
tum), (2 ) bis (4) nennt er ‘quasi aliquid’. ‘Ni- sprachliche Kontext selbst und der ›usus lo-
hil’ hätte nach Bedeutung (3) auf den ersten quendi‹ gelangen in den Blickpunkt linguisti-
Blick weder ›Sinn‹ noch ›Bedeutung‹ (um Fre- schen Interesses. Aussagen (propositiones),
ges Worte zu gebrauchen); Anselm kommt nicht einzelne Worte unabhängig vom Aus-
aber bereits im Nachsatz (Schmitt 1936, 43) sagenzusammenhang, werden als Grundein-
diese durch die Privationstheorie vorgegebene heit von Sinn und Bedeutung erkannt, und
extreme Position problematisch vor, so daß folglich zum bevorzugten Gegenstand der lin-
er einschränkt, ‘nihil’ konstituiere zwar kei- guistischen Analyse gemacht. Die Bedeutung
neswegs etwas (aliquid) im Intellekt, es gäbe bzw. Bezeichnung eines Wortes im tatsäch-
aber dem Intellekt doch Information (consti- lichen Gebrauch eines propositionalen Kon-
tuere intellectum), insofern es ›removet ali- textes wird schließlich für so wichtig erachtet,
quid et non ponit aliquid in intellectu‹ [etwas daß es zur Ausbildung einer neuen Nomen-
entfernt, obwohl es nicht etwas im Intellekt klatur kommt, welche sich auf Terme (ter-
setzt]. — Die Möglichkeit intensionsloser mini), d. i. auf die Nomina und Verba als Teile
Ausdrücke mit Extension, wie es nach Auf- von Standardpropositionen, und auf ihre syn-
fassung mancher moderner Semantiker ge- taktischen und semantischen Eigenschaften
nuine Eigennamen wie ‘Snoopy’ oder ‘Sokra- bezieht. Umfang und Geschwindigkeit der
tes’ sind, kommt Anselm nicht in den Sinn. Entwicklung der Lehre von den ›proprietates
Auch Platzhalter wie ‘nihil’ hätten hier als terminorum‹ verdanken sich dabei nach einer
eine scholastische Subspezies Platz finden anfänglichen Periode der Dominanz der ›ap-
können. pellatio‹ der rasch wachsenden Vorherrschaft
eines anderen solchen Merkmals, nämlich der
›suppositio terminorum‹, der Eigenschaft
5. Anfänge der Theorie von den eines Wortes, für etwas zu stehen, kurz der
proprietates terminorum Eigenschaft des Stehens-für. Auf der anderen
Die Wechselbeziehungen von Denken und Seite bleiben autoritative Lehrstücke der ›Lo-
Sprache, bzw. von Sprache und Wirklichkeit gica vetus‹ und Priscians in Kurs, welche nicht
rücken schon im 11. Jahrhundert zum Mit- immer zum Vorteil der Disziplin Vorausset-
telpunkt philosophischen Interesses hin. In zungen und Begrenzungen weiterer Entwick-
letzter Beurteilung erscheinen dabei Sprache, lungen bestimmen. Das auffälligste Beispiel
Denken und Wirklichkeit als selbständige für eine solche Beschränkung ist das Festhal-
Ganzheiten von gleicher logischer Struktur ten an der Lehre von der ›significatio termi-
bzw. Konsistenz. Die Sprache wird nicht bloß norum‹ innerhalb der Grenzen der ›significa-
als Mittel des individuellen Sich-Ausdrük- tio per se‹ der scholastisch-aristotelischen
kens, der zwischenmenschlichen Kommuni- Substanz-Qualität-Ontologie bis hinauf in die
kation und als Instrument des Denkens an- Spätscholastik.
gesehen, die gesprochene Sprache selbst wird
für die Philosophen dieser Periode zu einer 5.1. Kontextanalyse und ›significatio per se‹
wichtigen Erkenntnisquelle über Wesen und Selbst jene Bedeutungstheoretiker der begin-
Natur der Wirklichkeit. Aufgrund dieser Ver- nenden Scholastik, welche den aktuellen
flechtung von den Anfängen her sind logisch- Sprachgebrauch und den propositionalen
semantische und ontologisch-metaphysische Kontext eines Terms als von höchster Wich-
Problemstellungen innerhalb der Sprachbe- tigkeit für seine tatsächliche Bedeutung an-
trachtung stets miteinander verwoben. Die sehen, und die daher zum Zwecke des Auffin-
ersten Scholastiker mit einem ausgeprägten dens der Bedeutung(en) eines Terms die Kon-
Fachinteresse an der Sprache selbst waren die textanalyse forcieren, stehen unter der Hy-
Lehrer des Triviums, bes. die Grammatiker. pothek der unausrottbaren Lehre von der
Neben der Pflege der Syntax kommt es bei vorgegebenen Bedeutung von Worten, wenn
ihnen zur Entwicklung logisch-semantischer
66 I. Raum-zeitliche Übersichten
jetzt existieren, in der Vergangenheit existier- mens als Subjektterm von Standardproposi-
ten oder in Zukunft existieren werden. ›Ap- tionen, d. h. über die ›subiectio‹ appellativer
pellatio‹ erscheint in diesem sehr allgemeinen Nomina. In dieser Phase der Entfaltung mit
Kontext als zeitunabhängige (omnitemporale) Konzentration auf den Subjektterm von Pro-
Extension des Terms. In einem engeren Sinne positionen bzw. auf ›nomina appellativa‹ tre-
ist die Rede von der Appellation eines Terms ten zwar die verschiedenen ›suppositiones‹
aber mit einem präsentischen ‘est’ oder ‘sunt’ noch nicht mit ihren späteren Bezeichnungen
(oder mit einer derlei implizit enthaltenden auf, die ersten Anfänge aber der neuen Ter-
finiten Verbform) verbunden. So definiert minologie sind erkennbar. Den Abschluß die-
z. B. Wilhelm von Shyreswood ‘appellatio’ als ser Entwicklung terministischer Theorie bil-
die ›gegenwärtige‹, richtige Anwendung/Ver- det die Lehre von den ›suppositiones‹, wobei
wendung eines Terms. Innerhalb von Propo- die übrigen bereits definierten ›proprietates‹
sitionen kann aber aus verschiedensten Grün- (›ampliatio‹, ›appellatio‹, ›restrictio‹, ›signifi-
den die ›korrekte gegenwärtige‹ ›appellatio‹ catio per se‹, ›subiectio‹) der ›suppositio‹ un-
durch ›restrictio‹ [Beschränkung] oder durch tergeordnet werden. Jeder Gebrauch eines
›ampliatio‹ [Erweiterung] modifiziert werden; Terms wird nun durch die Theorie von der
dies kann z. B. durch ein futurisches Tempus ›suppositio‹ gedeckt bzw. erklärt. Es gibt voll-
des Verbums oder durch Worte wie ‘potest’ ständige Listen der Termini technici für die
geschehen, womit hier auch mögliche Indivi- verschiedenen ›suppositiones‹, ja die anony-
duen in die Extension einbezogen würden. men Introductiones Parisienses fassen die
Die erste und entscheidende Stufe in der Ent- ›suppositio‹ bereits in ›Anselmscher‹ Breite
wicklung der Lehre von den ›proprietates ter- auf, wenn sowohl Subjekt als auch Prädikat
minorum‹ ist die Betonung der ›appellatio‹, einer Proposition mittels ihrer ›suppositio‹
und nicht, noch nicht, der ›suppositio‹, welche analysiert werden. In diesem Entwicklungs-
später zum Charakteristikum terministischer prozeß spielen zunächst die Berücksichtigung,
Sprachtheorie wird. Bemerkenswert ist das dann die Betonung und grundsätzliche Ein-
Faktum, daß ›ampliatio‹ und ›restrictio‹ sich beziehung des Aussagenzusammenhanges in
in dieser Phase nur auf die ›appellatio‹ bezie- die Bedeutungsanalyse von Worten die ent-
hen, während sie doch in der voll entwickelten scheidende Rolle. Dieser kontextbezogene
Form der Lehre von den ›proprietates ter- Zugang wird schließlich so dominant, daß die
minorum‹ den ›Artenreichtum‹ der ›supposi- traditionellen Ausdrücke ‘nomen’ und ‘ver-
tiones‹ bestimmen. ›Appellatio‹ scheint sogar bum’ zugunsten des als eine ›pars orationis‹
einen Primat gegenüber der ›significatio‹ er- definierten ‘terminus’, welcher sowohl Sub-
reichen zu können, wie die bereits genannte jekt als auch Prädikat einer Proposition sein
Ars M eliduna anzunehmen nahelegt (de Rijk kann, in den Hintergrund treten. Wir haben
1982, 164 ff). es nun eben mit einer Theorie über ›proprie-
tates terminorum‹ zu tun. Aus dem bisher zu
5.3. Appellatio, subiectio, suppositio Anselm und wiederum in diesem Kapitel Aus-
geführten ergibt sich meines Erachtens klar,
Die zweite und nicht minder entscheidende daß bei wichtigen Gruppen der frühscholasti-
Phase in der Entwicklung der Lehre von den schen und terministischen Sprachphilosophen
›proprietates terminorum‹ ist die Erweiterung das Hauptinteresse dem extensionalen Bedeu-
und schließliche Überwindung der Lehre von tungsaspekt gewidmet ist, jedenfalls mehr In-
der ›appellatio‹ durch die komplexe Theorie teresse, als dem eher abstrakten Begriff der
von den ›suppositiones terminorum‹. Diese ›significatio‹ mit der betont ›intensionalen‹
durch die Bewegung weg vom Wort und hin Komponente. Was ein Term in primärer Hin-
zum Satz beförderte Entwicklung vollzieht sicht bedeutet oder meint, sind für diese Phi-
sich in zwei Schritten: (1) Ergänzung bzw. losophen individuelle konkrete Gegenstände,
Erweiterung der ›appellatio‹ durch ›subiectio‹; die er benennt; lediglich in sekundärer Weise
(2 ) Erweiterung und schließliche Überwin- ist auch das von Interesse, was diese Indivi-
dung der ›appellatio‹ durch ›suppositio‹. — duen gemeinsam haben und der Term eben-
Um solche Aussagen, wie ‘ ‘Lebewesen’ ist ein falls bedeutet bzw. bezeichnet. Diese Darstel-
Nomen’ oder ‘ ‘Lebewesen’ ist eine Gattung’, lung mit einem Übergewicht zugunsten des
mit einer betont appellativen (= extensiona- extensionalen Zuganges betont jedoch nur
len) Semantik in den Griff zu bekommen, eine, wenn auch sehr wichtige Entwicklungs-
bedurfte es einer Ausweitung der Lehre von linie der scholastischen Sprachtheorie; tat-
der ›appellatio‹ in eine allgemeinere Theorie sächlich indes krankt die gesamte Sprachphi-
über jeden möglichen Gebrauch eines No-
68 I. Raum-zeitliche Übersichten
losophie der scholastischen Periode — ana- 168 ff). Sofern ein Wort (vox) Signifikation
chronistisch gesprochen — an einer grund- (etwas durch Imposition) besitzt, wird es zu
sätzlichen, inneren Inkohärenz bezüglich der einem Term (terminus) im Sinne einer ›pars
Auffassung von Intension und Extension, i. e. orationis‹ und bezeichnet (significat) eine ›na-
an dem unauflöslichen Konflikt von Bedeu- tura/essentia universalis‹ [eine allgemeine Na-
tung als Bezug auf konkrete Individuen und tur/eine Wesenseigenschaft/ein Universale],
von Bedeutung als Bezeichnung des allgemei- welche(s) als sein eigentliches Signifikatum
nen Begriffsinhalts. Dieser Gegensatz geht angesehen wird. Eine derart ausgestattete vox
u. a. in die Lehre von der natürlichen Sup- erwirbt als terminus die ›natürliche‹ Fähigkeit
position ein. zur Supposition für alle wirklichen und mög-
lichen Individuen, welche unter das Univer-
5.4. Suppositio, significatio, sale fallen; genau diese Eigenschaft eines
suppositio naturalis Terms nennt Petrus Hispanus ‘suppositio na-
turalis’ [natürliche Supposition]. Diese sehr
Petrus Hispanus sagt in den Summulae logi- allgemeine natürliche ›Disposition‹ eines
cales (ca. 12 35), der Term ‘Mensch’ suppo- Terms verdankt sich ausschließlich seiner Sig-
niere natürlich, d. h. außerhalb und abgese- nifikation, d. h. sie ist die natürliche ›Fähig-
hen vom sprachlichen Kontext (per se sump- keit‹ oder Anlage, in einem signifikativen
tus), für alle Menschen, für jene, die jetzt Term innerhalb einer Proposition, aber auch
leben, für die bereits vergangenen und für alle ohne Kontext, für etwas zu supponieren.
zukünftigen Menschen. Dieser ›suppositio na- Diese natürliche Supposition ist verschiede-
turalis‹ von ‘Mensch’ steht eine ›suppositio nen Restriktionen gegenüber offen; eine sol-
accidentalis‹ gegenüber, welche durch den che Einschränkung kann durch Hinzufügung
Kontext der Verwendung innerhalb einer Pro- eines weiteren Terms geschehen, wie z. B. die
position entsteht. In ‘Homo est’ supponiert komplexe Verbindung ‘weißes Pferd’ eine ›re-
‘homo’ akzidentell z. B. für jetzt lebende strictio‹ der ›suppositio‹ von ‘Pferd’ bedeutet,
Menschen, in ‘Homo fuit’ für bereits vergan- oder wie jede Verwendung in einer Proposi-
gene, usf. in weiteren Beispielen akzidenteller tion durch Hinzufügung des Verbs eine Re-
Supposition. — In welcher Beziehung stehen striktion der natürlichen Supposition des
nun ›significatio‹ und ›suppositio naturalis‹ Subjektterms ergibt. Immer dann nun, wenn
eines Terms zueinander? Petrus Hispanus ver- in solchen Fällen eines aktuellen Zusammen-
wendet offensichtlich ‘significatio’ als allge- hanges vom Kontext abgesehen wird, d. h.
meinsten Begriff von Sinn und Bedeutung, da der Term für sich genommen wird, dann be-
die Signifikation eines Terms nach ihm zwei- sitzt der Term für Petrus Hispanus seine
erlei umfassen kann: (1) Die Benennung jener ganze, durch keine Beschränkung vermin-
konkreten Individuen, welche die Referenz- derte Extension: In unserem Beispiel sind dies
objekte des Terms sind, und (2 ) die Bezeich- alle Individuen der Spezies Pferd, gegenwär-
nung der allgemeinen Eigenschaft, welche ih- tig, vergangen und zukünftig. Das heißt aber,
nen gemeinsam ist. Für Petrus befaßt also daß für Petrus Hispanus ›suppositio naturalis‹
‘significatio’ sowohl Extension als auch In- das extensionale Gegenstück zu ›significatio‹
tension unter sich. Die Einbeziehung der ›sup- (im Sinne der ›impositio‹) ist. Die dominie-
positio naturalis‹ durch Petrus scheint daher rende Parallelität zur ›significatio‹ liegt darin,
prima facie die beiden ihm und der Tradition daß die natürliche Supposition eines Terms
zugehörigen Unterscheidungen ‘Extension- das Stehenkönnen für alle Individuen invol-
Intension’ und ‘significatio-suppositio’ zu ver- viert, welche Disposition ein signifikativer
wässern. Die Signifikation eines Terms (in Term von Natur aus besitzt; diese weitestmög-
dem ausgeführten, sehr allgemeinen Sinn) liche Extension des Terms wird durch das
stützt sich auf seine Imposition; Supposition Absehen vom tatsächlichen Kontext seines
eines Terms bedeutet aber die Annahme bzw. Vorkommens erreicht. Die Tatsache des Vor-
Verwendung dieses Terms als für-etwas-ste- liegens eines faktischen Zusammenhanges,
hend, wobei die Signifikation, sei sie eindeu- von welchem zum Zwecke der Analyse ab-
tig, sei sie mehrdeutig, bereits als gegeben gesehen wird, unterscheidet indes die natür-
vorausgesetzt ist. Eine sorgfältige Überprü- liche Supposition von der Signifikation, wel-
fung der relevanten Texte von Petrus Hispa- che ihrerseits als vor jedem sprachlichen Ge-
nus zeigt aber, daß ihm mittels seiner Deutung brauch oder Zusammenhang bereits gegeben
von ›suppositio naturalis‹ eine konsistente Er- gilt. Und doch darf man Petrus Hispanus
weiterung der terministischen Semantik ge- keine ›idealistische‹ Auffassung der ›supposi-
lungen ist (Libera 1982 , 177 f; de Rijk 1982 , tio naturalis‹ vorwerfen.
4. Sprachphilosophie in der Scholastik 69
propositionen bestimmten Sinne kann jedes mentalen Termen bestehende mentale Spra-
beliebige Wort als Term betrachtet werden, che hielt man für eine alle Menschen umfas-
womit neben den genannten Kategoremata sende einheitliche Denksprache bzw. Begriffs-
andere kategorematische und vor allem syn- welt. Die verständlichen Teile dieser Theo-
kategorematische Terme einbezogen werden rie(n) fügten sich gut in die Lehre ein, Sprache
können. (Die dritte Bedeutung fußt auf einer diene der sozialen Verständigung, sie veran-
Dreiteilung in geschriebene, gesprochene und lasse andere Menschen, unsere Gedanken zu
mentale Termini, von der etwas später gehan- verstehen. Sie erklärten z. B. auch das Gelin-
delt wird.) Von den zwei Grundeigenschaften gen von Übersetzungen, welche sozusagen als
der Terme (in der scholastischen Semantik), die jeweilige Reduktion verschiedener ge-
Signifikation und Supposition, wird die Si- schriebener/gesprochener Sprachen auf die
gnifikation von vielen Scholastikern für eine eine mentale Sprache angesehen wurden. Sie
(zumindest teilweise) kausale Eigenschaft der führten indes in einen Gegensatz zur ›ge-
Terme selbst gehalten, und zwar aufgrund des wöhnlichen‹ Auffassung, sprachliche Imposi-
autoritativen Textes aus Aristoteles’ De inter- tion könne Terme mit beliebiger Bedeutung
pretatione (in der interpretierenden Überset- schaffen, um alle möglichen Themen zu er-
zung des Boethius): örtern, und nicht bloß eigene, in mentalen
„Ipsa quidem secundum se dicta nomina sunt et Aussagezusammenhängen vorgegebene Ge-
significant aliquid. Constituit enim qui dicit intel- danken.
lectum et qui audit quiescit“ [Worte selbst für sich
gesprochen sind eben Nomina und bezeichnen et- 6.1. Signifikation kategorematischer und
was. Wer (sie aus)spricht, erzeugt ein Verstehen, synkategorematischer Terme
und wer (sie) hört, hält untätig still] (caput 3).
Dieser Text führte zur weit verbreiteten Aus der Vielfalt an Theorien über die Signi-
Gleichung: Signifikation eines Terms = Ver- fikation synkategorematischer Terme seien
ursachung/Erzeugung seines Verstehens. Ein einige markante Positionen gestreift: Präpo-
Term ›bezeichnet‹ (significat) das, was er einen sitionen oder Konjunktionen, die wichtigeren
ihn hörenden Menschen denken/verstehen Synkategoremata, würden nicht bezeichnen
macht; die Signifikation eines Terms ist also (significare), sondern ›mitbezeichnen‹ (consi-
eine kausale Eigenschaft seiner selbst. Eben- gnificare; consignificatio), liest man schon bei
falls aufgrund aristotelisch-boethianischer Boethius; sie besitzen eine unbestimmte Si-
Autorität, bestärkt durch Augustin, hielt man gnifikation, während die Kategoremata be-
an drei Gattungen von Termen sowie drei stimmt bezeichnen (Abaelard); sie bezeichnen
Arten von Sprachen fest: Geschriebene, ge- überhaupt nicht, sie bestimmen nur die Wahr-
sprochene und mentale Terme bzw. Sprache. heitsbedingungen von Propositionen (Ock-
Mentale Terme oder Begriffe sind zwar die ham); sie bezeichnen mentale Einstellungen
eigentlichen, naturgegebenen Terme und be- bzw. verursachen ein Verstehen, wenn auch
sitzen eine natürliche Signifikation; gespro- nicht ein Verstehen von etwas (Augustin; An-
chene Terme aber werden für diese Begriffe selm); sie bezeichnen lediglich sekundär oder
konventional (ad placitum), d. i. aufgrund mittelbar, sie konnotieren; usw. usf. Konno-
einer willkürlichen sprachlichen Setzung ver- tation sah man auch bei kategorematischen
wendet; geschriebene Terme stehen in dersel- Termen wie ‘Blindheit’ oder ‘Ungerechtigkeit’
ben konventionalen Beziehung zu den gespro- gegeben, da diese indirekt (per aliud) den
chenen. Diese vermeintliche Doktrin des Boe- Verstehenden von Gerechtigkeit und Recht
thius ist alles andere als klar. Mancherlei bzw. von Sehkraft und Gesicht denken ma-
Scholastiker hielten des weiteren diese kom- chen, woraus man schloß, daß ‘Blindheit’
plexe Beziehung selbst für eine semantisch- auch, wenn auch uneigentlich oder bloß mit-
signifikative Relation, d. h. sie glaubten, ge- telbar, Sehen mit-bezeichnet, sowie ‘Unge-
schriebene Terme (wie auch Propositionen; rechtigkeit’ Recht und Gerechtigkeit; An-
dazu s. u.) bezeichneten (significant) gespro- selms Analysen von ‘nihil’ und ‘aliquid’ fallen
chene Terme, und diese gesprochenen Terme unter dieses Thema konnotativer Signifika-
hätten als ihre Signifikation mentale Terme, tion.
was immer dies heißen soll. Durch diese
Quasi-Transitivität der Signifikation bildeten 6.2. Suppositionstheorie;
manche von ihnen die weitere Ansicht aus, Arten der Supposition
gesprochene und insbesondere geschriebene Supposition ist eine Eigenschaft ausschließ-
Terme bezeichneten lediglich mittelbar, wäh- lich kategorematischer Terme im strengen
rend den mentalen Termen eine ›letzte, un- Sinne des propositionalen Kontextes, d. h.
mittelbare Signifikation‹ zueigen sei. Die aus
4. Sprachphilosophie in der Scholastik 71
bei den Propositionen die Frage nach der dieses Etwas, welches einem Urteil(en) oder
semantisch-ontologischen Beziehung menta- einem Behaupten als rechtfertigende Grund-
ler Propositionen zu ihren geschriebenen und lage dient? Mit Aristoteles (12 b 9—15) mußte
gesprochenen Surrogaten. Diese Frage mün- man ja ein solches Etwas für wahre, aber auch
det in jene nach der Bedeutung deklarativer für falsche Propositionen ansetzen, womit es
Propositionen aller drei Arten, erfährt jedoch — das ›negative‹ Etwas zumindest — eine
eine klare, ja einfache Antwort: In Anlehnung Mittelstellung zwischen dem Akt des Urtei-
an die Anfangsbestimmungen von De inter- lens oder Behauptens für sich und der äußeren
pretatione (16 a 3—18) und in Übereinstim- Wirklichkeit einnehmen muß. Beschränkt
mung mit Boethius lehrt man zunächst, ge- man sich auf positive bzw. wahre Urteile oder
schriebene Propositionen seien konventionale Behauptungen, so stellt sich die Doppelfrage,
Zeichen für gesprochene, und diese seien kon- was ihnen denn in der aktuellen Welt ent-
ventionale Zeichen für mentale Propositio- spricht, und welchen Rang oder welchen Platz
nen, bzw. sie bezeichneten mentale Akte sie selbst in der wirklichen Welt einnehmen?
(παθήματα τῆς ψυχῆς; 16 a 6—7). Später lehrt Weiters stellen sich hier die Fragen nach den
Ockham z. B., alle drei Arten von Propositio- eigentlichen Trägern von Wahrheit und
nen hätten zwar dasselbe Signifikatum, aber Falschheit und nach der Natur der realen
mentale Propositionen bezeichneten es auf Relata logischer oder semantischer Beziehun-
natürliche und direkte Weise, während die gen überhaupt. Für den mittelalterlichen Ari-
anderen konventionale Zeichen dafür seien. stotelesinterpreten läßt sich dieser Komplex
Mentale Propositionen erscheinen dabei als auf die Frage nach der Natur jenes Etwas
bejahende oder verneinende intentionale (πρᾶγμα) reduzieren, von dem die Katego-
Akte, welche in einer einenden Verbindung rienschrift mehrfach spricht:
(λόγος συνδέσμῳ εἷς; De int. 17 a 9) des Prä- „τῷ γὰρ τὸ πρᾶγμα εἶναι ἢ μὴ εἶναι, τούτὼ καὶ ὁ
dikates mit dem Subjekt bestehen, wobei im λόγος ἀληθὴς ἢ ψευδὴς εἶναι λέγεται ... [Denn
Falle einer Behauptung gedacht wird, was darum, weil dies (andere) Etwas ist oder nicht ist,
bzw. wie es tatsächlich ist. Diese mentalen wird auch die (mentale) Proposition als wahr oder
›Moleküle‹ nun sollen ihre Signifikata auf na- falsch bewertet ...]“ (4 b 8—10). „ἒστι δὲ ὁ μὲν
türliche Weise bezeichnen. Was aber ist über- ἀληθὴς λόγος οὐδαμῶς αἴτιος τοῦ εἶναι τὸ
haupt das Signifikatum einer (mentalen) Pro- πρᾶγμα, τὸ μέντοι πρᾶγμα ϕαίνεταί πως αἴτιον
position? τοῦ εἶναι ἀληθῆ τὸν λόγον˙ τῷ γαρ εἶναι τὸ
πρᾶγμα ἢ μὴ ἀληθὴς ὁ λόγος ἢ ψευδὴς λέγεται.
6.4. Signifikata mentaler Propositionen [Nun ist aber die wahre Proposition gewiß nicht
Grund dafür, daß das Etwas ist; vielmehr erscheint
‘Significare/significatio’ ist im Kontext inten- dies Etwas geradezu (πως) als der Grund dafür,
tionaler Akte mindestens doppeldeutig. Zum daß die Proposition wahr ist. Denn insofern dies
einen verwendet man es zur Bezugnahme auf Etwas ist oder nicht ist, wird die Proposition wahr
denkende bzw. sprechende Subjekte, welche oder falsch genannt.]” (14 b 18—22)
einen Glauben oder eine Ansicht sprachlich Die wichtigsten, unter den bisher aus dem
ausdrücken, wobei ‘significare’ hier dann be- überfließenden Quellenmaterial erhobenen
deutungsverwandt mit ‘proponere’, ‘enun- Antworten lassen sich unter drei Überschrif-
tiare’ oder ‘dicere’ ist; das so Geäußerte ist ten zusammenfassen: Dictum-, Res- und
eben ›dictum‹, ›enuntiabile‹ oder ›significa- Complexum-Theorie.
tum‹ oder dergleichen. Zum andern bedeutet
‘significare’ nach dem Verständnis des Den- 6.5. Dictum versus res
kens als eines nach außen stummen, ›inneren‹
oder mentalen Sprechens die Gegenstände der An der Unterscheidung zwischen einer ›pro-
rein mentalen Akte des Urteilens, Glaubens positio/complexio‹ im Sinne einer bloß be-
oder Wissens; die Frage erweitert sich zur hauptbaren Prädikation und einer solchen
Fragestellung nach dem adäquaten Signifi- Prädikation als einem behauptenden Akt mit
katum mentaler Propositionen im Gegensatz Wahrheitsanspruch hält zum Beispiel Abae-
zu den (als problemlos angesehenen) Signifi- lard fest; er stellt also (prädikative, nicht as-
katen gesprochener oder geschriebener Pro- sertorische) Aussagen und Behauptungen
positionen. Was ist das eigentliche Objekt neben- bzw. gegeneinander: Um eine ›pro-
eines Urteilsaktes oder einer mentalen Be- positio‹ vom bloß assertiblen in den asserto-
hauptung? Oder in den Worten des Aristoteles rischen Modus überzuführen, bedarf es eines
(Cat. 10; 12 b 15) gefragt: Was ist dieses Etwas mittels finiten Verbums erhobenen An-
(τὸ ὑϕ’ ἑκάτερον πρᾶγμα), was ist das Wesen spruchs, daß die in der Proposition ausge-
drückte (enuntiabile; dictum) Verknüpfung
4. Sprachphilosophie in der Scholastik 73
(von Subjekt und Prädikat) tatsächlich der kein ›dictum‹. Gegen die Res-Theorie konnte
Fall ist. Das ›enuntiabile‹, bzw. das als fak- man wiederum aus dem Wahrheitsanspruch
tisch vorliegend Behauptete, betrifft als sol- des Gläubigen bezüglich seines Glaubens Ka-
ches zwar Gegenstände der Dingwelt und pital schlagen: Der Inhalt jedes Glaubensan-
nicht etwa Worte oder Gedanken, ist aber spruches ist als Gegenstand eines Glaubens-
selbst nicht ein Gegenstand von der Art, wie aktes entweder wahr oder falsch, tertium non
sie von Nomina benannt werden. Ein ›enun- datur. Die Begriffe von Wahrheit und Falsch-
tiabile‹ oder ›significatum propositionis‹ er- heit sind aber nur auf durch Propositionen
scheint vielmehr als eine bestimmte Sachlage, Ausgesagtes anwendbar, d. h. Wahrheit und
d. h. als die Art und Weise, in welcher die Falschheit betreffende Urteile setzen die ent-
durch Subjekt- und Prädikatterm benannten sprechende ›complexio‹ (σύνδεσμος) von
Dinge aufeinander bezogen sind (rerum mo- Subjekt und Prädikat voraus. Der Gegen-
dus habendi se). Das ›significatum proposi- stand menschlichen Glaubens, welcher im Be-
tionis‹ fällt daher nicht unter die Kategorie deutungsfeld einer ›propositio‹ gesehen wird,
individueller Gegenstände, es ist etwas Kom- ist demnach ein ›complexum‹. Gibt man dies
plex(er)es, das (im Lateinischen) durch Aus- zu, so kommt hier — vereinfachend gespro-
drücke in der sächlichen, dritten Person (sic chen — ein subjektives Moment herein; ob-
est; contingit) mit nachfolgender Infinitivkon- gleich die theologischen Fakten von Gottes
struktion (AcI) ausgedrückt werde(n kann). wahrer Einfachheit und z. B. von Christi wah-
Darum nennt Abaelard derartige ›enuntiabi- rer Geburt als eines Menschen vom wahr-
lia‹ bevorzugt ‘dicta’ und hält sie für Wahr- heitssuchenden Gläubigen unabhängige ›Sa-
heitsträger schlechthin; verglichen mit den chen‹ (πράγματα; res) sind, erscheinen die ent-
›dicta‹ sind gesprochene, geschriebene, aber sprechenden Behauptungen des Glaubenden
auch mentale Propositionen lediglich in einem als sekundäre Menschengebilde. Während
abgeleiteten Sinne wahr oder falsch. Ein Bonaventura die theologisch striktere Res-
wahrheitswertfähiges ›dictum‹ muß demnach Auffassung durchzuhalten versucht, sieht sein
neben (dem Akt) der Behauptung und außer- Zeitgenosse Thomas Aquinas eine Möglich-
halb der wirklichen Dingwelt ein ontologi- keit, beide Theorien zu vereinen: Vom Stand-
sches Drittes sein, über dessen Natur wir aber punkt des Glaubenden aus kann die Comple-
von Abaelard, sieht man vom nachdrückli- xum-Theorie, vom Gesichtspunkt des Ge-
chen Hinweis auf das Nicht-Ding-Sein ab, in glaubten her die Res-Auffassung Wahrheit
einem Dunkel belassen werden. Der bald weit beanspruchen. Thomas ist mit diesem Kom-
verbreiteten Dictum-Theorie aus dem 12 . Jh. promißvorschlag ein beredtes Zeugnis für das
wird im 13. Jh. — offensichtlich aus theolo- Nebeneinander von Dictum-, Res- und Com-
gischen Gründen — eine Res-Theorie an die plexum-Auffassung, welche in Abaelards Zeit
Seite gestellt: Was ist der unveränderlich und unmittelbar danach noch nicht in dem
gleichbleibende Gegenstand eines beliebigen exklusiven Wettstreit liegen, wie ihn das 14.
Artikels des Glaubens? Die hochtheologisch Jh. voraussetzt.
begründete und bevorzugte Antwort lautet:
Gegenstand z. B. des Glaubens, Gott sei 6.6. Complexe significabile
höchst einfach, ist und bleibt durch alle
Sprachvariation hindurch ein ›aristotelisches Der frühscholastischen Dictum-Deutung
Etwas‹ (πρᾶγμα; res), hier der einfache Gott, kommt Gregor von Rimini (ca. 1300—1358)
welches jedenfalls kein ›complexum‹, wie eine mit seiner Lehre vom ›complexe significabile‹
›propositio/complexio‹ sie darstellt, sein sehr nahe. Der in Wien verstorbene Gregor
kann, und also ein incomplexum, eine einfa- steht jedoch aufgrund der derzeitigen For-
che res, ist. Zur Stützung dieser orthodoxen schungslage im Schatten von Adam Wode-
Ansicht konnte man anführen, daß der Gläu- ham (ca. 12 98—1358) und dem ein wenig
bige während seines irdischen Lebens densel- älteren Wilhelm Crathorn, deren darauf be-
ben Glaubensgegenstand, i. e. Gottes Ein- zügliche Theorie-Stücke gerade erst erforscht
fachheit, anzielt bzw. trifft, welchen er in der werden. Betrachten wir Gregors Analyse von
jenseitigen ›visio beatifica‹ durch einen ein- Akten des Zustimmens bzw. des Wissens; Ge-
fachen und vollkommen klaren ›intuitus‹ genstand solchen mentalen ›Tuns‹ ist nicht
schauen werde; eine derartige, klarste Intui- eine res der Dingwelt, auch nicht ein ›com-
tion ist aber weder zusammengesetzt, also plexum‹ im Sinne der Complexum-Theorie,
kein ›complexum‹, noch durch irgendeine sondern das, wovon eine ›propositio mentalis‹
›Prädikation‹ qualifiziert oder bestimmt, also ein natürliches Zeichen ist, etwas, das nur
durch eine ›propositio‹ als ›complexio‹ zweier
74 I. Raum-zeitliche Übersichten
Terme, niemals durch einen alleinstehenden türlichen‹ Ausnahme der rationalen Theolo-
Term oder eine Anhäufung von Termen ohne gie ab. — Als Renaissance und Humanismus
assertive Verknüpfung bezeichnet wird; ein zu ihrem Kampf gegen die mittelalterliche
derartiges natürliches ›significatum proposi- Scholastik antraten, richteten sich viele der
tionis‹ nennt er ‘complexe significabile’ (oder: schärfsten Attacken gegen die Logik, die lin-
‘complexe enuntiabile’). Bei der Erläuterung guistischen Theorien und die darin begrün-
des ontologischen Status der ›complexe si- deten neuen Lehrmethoden. Es sind die da-
gnificabilia‹ greift Gregor auf eine dreifache mals mitverschütteten Schätze, die es heute
Bedeutung von ‘aliquid’ und ‘res’ zurück, wo- zu bergen gilt. Obschon die letzten Dezennien
bei es ihm gelingt, die autoritative Äußerung große Fortschritte bezüglich wichtiger Editio-
des Aristoteles bezüglich πρᾶγμα (res; ›etwas‹) nen, Übersetzungen und Handbücher ge-
miteinzubeziehen: Ein ›complexe significabile‹ bracht haben, liegt dennoch der Großteil re-
ist kein Etwas (aliquid; res; πρᾶγμα) im Sinne levanter Texte in unüberschaubaren Mengen
der durch kategorematische Terme benannten von Handschriften verborgen. Erst wenige
Substanzen; es ist aber ein Etwas in dem Monographien, die über Einzelfragen oder
Sinne, in welchem Aristoteles von ihm sagt, individuelle Figuren hinausgehen, liegen vor,
daß dieses Etwas einer Behauptung zugrun- d. h. wir stehen an einem Beginn; gerade im
deliegt, welche genau deswegen wahr ist, weil Bereich der früh- und hochscholastischen
dies Etwas (der Fall) ist; und es ist weiters ein Sprachphilosophie wird man künftiger For-
wirkliches Etwas bzw. etwas Wirkliches (res), schung ausreichend Zeit und Mittel einräu-
insofern im Falle einer wahren Proposition men müssen.
das durch sie bezeichnete ›complexe signifi-
cabile‹ wirklich ist, d. h. ein Teil der Welt, wie
sie ist. Die ›complexe significabilia‹ Gregors 8. Literatur in Auswahl
sind also entweder (a) Tatsachen, oder (b) Adams 1987, William Ockham, 2 Bde.
Sachverhalte, aber niemals (c) Dinge im engen
Sinne der Substanz-Akzidenz-Ontologie. Ashworth 1978, The Tradition of M edieval Logic
Trotz eines sich gleich erhebenden Widerstan- and Speculative Grammar from Anselm to the End
des gegen Gregor (z. B. durch Buridan) bleibt of the Seventeenth Century: A Bibliography from
seine Terminologie, welche noch im 16. Jh. 1836 Onwards.
(in Paris) in Gebrauch ist, im Schwange. Gemeinsam mit Koerner (1980) und Kretzmann
(1982 ) faktisch vollständige Bibliographie von pu-
blizierten Quellen und Sekundärliteratur.
7. Zusammenfassung, Überblick, Barnes 1981, Boethius and the study of logic, in
Ausblick Boethius. His Life, Thought and Influence.
Zu 4.2.
Mit Rücksicht auf die in eigenen Artikeln Biard 1989, Logique et théorie du signe au xive siècle.
ausführlich behandelten Philosophen und Zu 5.—6.; monographische Darstellung der
philosophischen Positionen im für die latei- Sprachlogik ausgewählter, Autoren des 14. Jhs.
nische Scholastik einschlägigen Umkreis sind Bursill-Hall 1971, Speculative Grammars of the
hier neben einer allgemeinen Übersicht vor M iddle Ages. The Doctrine of Partes Orationis of
allem Boethius, Anselm, Petrus Hispanus und the Modistae.
Gregor von Rimini etwas ausführlicher be- Zu 6.
handelt worden. Die Fragestellungen des Uni-
Covington 1984, Syntactic Theory in the High
versalienstreites (s. Art. 61) sowie die Physei-
M iddle Ages. M odistic M odels of Sentence Struc-
thesei-Kontroverse (s. Art. 62 ) konnten eben-
ture.
falls unberücksichtigt bleiben, so daß haupt-
Zu 6.; ausgezeichnete Darstellung der syntaktischen
sächlich die frühscholastische Vorbereitung
Theorien der Modisten.
und einige wesentliche Züge der sich daraus
entwickelnden hochscholastischen Sprachtheo- Ebbesen 1982 , Ancient scholastic logic as the
rien in ihrer Einbettung ins Trivium zur Dar- source of medieval scholastic logic, in The Cam-
stellung gelangen. Gerade hierin, d. h. in der bridge History of Later M edieval Philosophy.
Logik in ihrem weiten scholastischen Feld Zu 3.
samt Sprachanalyse, Bedeutungslehre und Gál 1977, Adam of Wodeham’s question on the
grammatisch-linguistischer Theorie, hat die ‘complexe significabile’ as the immediate object of
Scholastik größere Fortschritte als in allen scientific knowledge, in Franciscan Studies 37.
anderen Disziplinen der mittelalterlichen Uni- Zu 6.6.; belegt die Abhängigkeit Gregors von Wo-
versität verzeichnet — sieht man von der ›na- deham.
5. Indian philosophy of language 75
Gombocz 1983, Anselm über Sinn und Bedeutung, Nuchelmans 1980, Late-Scholastic and Humanist
in Anselm Studies. An Occasional Journal 1. Theories of the Proposition.
Zu 4.4.—4.7. Nuchelmans 1982 , The semantics of propositions,
Grabmann 192 6 b, Die Entwicklung der mittelal- in The Cambridge History of Later M edieval Phi-
terlichen Sprachlogik (Tractatus de modis signifi- losophy.
candi), in M ittelalterliches Geistesleben. Abhandlun- Zu 6.
gen zur Geschichte der Scholastik und M ystik Bd. Panaccio 1990, Supposition naturelle et significa-
1, [1922]. tion occamiste, in De Ortu Grammaticae, Bursill-
Zu 5. Hall/Ebbesen/Koerner (Hg.).
Henry 1982 , Predicables and categories, in The Zu 5.5.; u. a. gegen de Rijk.
Cambridge History of Later M edieval Philosophy. Perler 1990, Satztheorien. Texte zur Sprachphilo-
Zu 4.1.—4.3. sophie und Wissenschaftstheorie im 14. Jahrhundert.
Hopkins/Richardson (Hg.) 1976, Anselm of Can- Pinborg 1967, Die Entwicklung der Sprachtheorie
terbury, Bd. 2, Philosophical Fragments. im Mittelalter.
Koerner 1980, Medieval linguistic thought: A com- Pinborg 1972 , Logik und Semantik im M ittelalter.
prehensive bibliography, in Studies in M edieval Lin- Ein Überblick.
guistic Thought Dedicated to Geoffrey L. Bursill- Pinborg 1984, M edieval Semantics. Selected Studies
Hall. on Medieval Logic and Grammar.
Kretzmann/Kenny/Pinborg/Stump (Hg.) 1982 , The de Rijk 1982 , The origins of the theory of the
Cambridge History of Later M edieval Philosophy properties of terms, in The Cambridge History of
from the Rediscovery of Aristotle to the Desintegra- Later Medieval Philosophy.
tion of Scholasticism 1100—1600. Zu 5.
Trotz beachtlicher Mängel und Lücken eine aus- Schmitt (Hg.) 1936, Ein neues unvollendetes Werk
gezeichnete Darstellung nach thematischen Zusam- des Hl. Anselm von Canterbury.
menhängen; bes. zu 5. und 6. Spade 1982 , The semantics of terms, in The Cam-
Lewry 1981, Boethian logic in the medieval west, bridge History of Later M edieval Philosophy.
in Boethius. His Life, Thought and Influence. Zu 5.2.—5.4.
Zu 4. Tachau 1987, Wodeham, Crathorn and Holcot: The
Marenbon 1981, From the Circle of Alcuin to the development of the complexe significabile, in Logos
School of Auxerre. Logic, Theology and Philosophy and Pragma, de Rijk/Braakhuis (Hg.).
in the Early Middle Ages. Zu 6.6.
Konzise Darstellung zur Kategorien- und Univer- Tachau 1988, Vision and Certitude in the Age of
salienlehre von Vor- und Frühscholastik. Ockham.
Nuchelmans 1973, Theories of the Proposition.
Wolfgang L. Gombocz, Graz (Österreich)
study of the Vedas. It was traditionally called original root-stem called ‘dhātu’ and a num-
a ‘Vedāṅga’, one of the six ›limbs‹ i. e. auxil- ber of endings called ‘pratyayas’. These end-
iary (or preparatory) disciplines for the suc- ings, Pāṇini thinks, give the verbs their tem-
cessful study of the Vedas. The six ancilliaries poral and modal significance. While dealing
include grammar, phonetics, etymology, met- with verbal endings, Pāṇini notices that there
rics, astronomy, and the science or art of are a vast number of verbal derivatives which
rituals. Of these, grammar was regarded as are treated as substantives and take kāraka
the ›prime mover‹ of Vedic studies. Early de- inflections but they can be analysed into root-
velopment of ›grammar‹ led to many inter- stems and a set of inflections which he calls
esting results. Intimate relationship between ‘kṛt’. This has led to the interesting philo-
logical and grammatical categories was no- sophical discussion between the Nairuktas or
ticed: What may be called certain ›universals‹ Etymologists and Pāṇinīyas: According to the
of logic and language were noted, distinction Etymologists, all nouns (substantives) are de-
between language and metalanguage, or rived from some verbal root or other. Yāska
rather between use and mention, was under- in his Nirukta defends this view which re-
lined, and metalinguistic notions were more quires that all words are to be analysable into
clearly understood and treated accordingly. atomic elements, ›roots‹ or ›bases‹ and ›af-
For example, in rule 1.1.68, Pāṇini notes the fixes‹ or ›inflections‹, i. e. dhātu and pratyaya.
distinction between the practices in the ›lan- ‘Dhātu’ in ordinary Sanskrit meant ‘base
guage‹ of grammar and the ordinary lan- metal’ and ‘pratyaya’ meant, among other
guage. In grammar, by the use of a word (say things, a ‘causal factor’ or a ‘condition’ (a
‘cow’) we refer to the word itself while in constituent), in dependence upon which a
ordinary language by the use of a word we product will come into being. Hence the im-
refer to its object, a cow. Pāṇini seems to be plicit physical analogy was: Usable words of
saying that in ordinary language when we use language were like finished products, pro-
a word to refer to itself, i. e. where we mention duced from the ›bases‹, being modified or
it, we mark it (in Sanskrit) with an ‘iti’ (which transformed by the causal factor, inflection.
functions as quotation-marks in Sanskrit), There is also an implicit ritualistic analogy:
but in grammatical rules where we frequently just as in a Vedic sacrifice, an ordinary object
mention the word instead of using it, it is or a naturally produced object, e. g. some
convenient to have the reverse convention: grains of rice, cannot be used as such but has
mark the word with ‘iti’ when we use it and to be ritualistically ›cleansed‹ (of saṃskāra)
leave it unmarked when we mention it; pos- by sprinkling water, etc. with mantras, a root
sible exceptions were also noted in the same cannot be used directly or as such in an actual
rule, e. g. the technical terms of grammar itself linguistic expression (sentence, etc.) unless it
should be used, not mentioned. is ›cleansed‹ with inflections. This last point
Pāṇini’s Aṣṭādhyāyī is certainly a monu- is realized in Pāṇini (rule 2 .3.46) where the
mental work — an achievement of encyclo- first ›vibhakti‹ or first triplet for nominal root
paedic research and technical perfection, a marker, is assigned the function of bringing
comprehensive grammar of the Sanskrit lan- out ›the meaning of the root itself‹ (prātipa-
guage which includes both the Vedic Sanskrit dikārtha), and the nominative or accusative
and what is called ‘classical’ or laukika San- relation is expressed by the verbal ending
skrit. It consists of nearly four thousand sū- (Pāṇini rule 3.4.69; see also Thieme 1971,
tras, short grammatical rules in aphoristic 573—595).
style. A comparatively simple outline of Pāṇ- Leonard Bloomfield (1887—1949) has de-
ini’s subject-matter in Aṣṭādhyāyī may be at- scribed Pāṇini’s grammar as “one of the
tempted here. ‘Vyākaraṇa’ may be taken to greatest monuments of human intelligence”
mean the process of analysing language and (Bloomfield 1933, 11). Few have disputed this
in such a process the first element we reach claim. Besides, some linguists have recognized
is a sentence, which consists necessarily of a the significance of Pāṇini’s functional analysis
verb in various tenses and moods, and a num- of word forms of Sanskrit for the rise of
ber of substantives called ‘kārakas’ [causal or comparative grammar in the West. Paul
contributory factors] to the action denoted Thieme has said that it is on the whole not a
by the verb or the action-word, and also the description of Sanskrit speech but an argu-
qualifiers and other related items belonging ment that is meant to show that most of the
to such kārakas. The forms of verbs found in speech units (śabda) are ›built up‹ from sim-
sentences can be viewed as made up of an pler elements in a way that can be captured
78 I. Raum-zeitliche Übersichten
by formulating ›grammatical rules‹ (cf. biguous words are used (asaṃdeha). Of these,
Thieme 1971, 617). These rules are called ‘lak- the last two might have some significance
ṣaṇas’ [characteristics], and the forms ex- today, for grammar is certainly the simpler
plained thereby are called ‘lakṣya’ [that which and more effective way of learning a new
is (to be) characterized]. Or, if the rules are language, because we cannot learn a language
called ‘definitions’, the forms are those that word by word, and it is true that ambiguities
are captured by such ›definitions‹ (Matilal in word-meanings are sometimes dispelled by
1985, 176 f). The Pāṇinīyas (grammarians our knowledge of the grammar.
who follow Pāṇini and comment on his sys- It is significant to note that no clear and
tem of grammar) claim that the grammar cogent reason was given for the study of
follows correct usage, i. e. it explains the grammar, except the most obvious ones. The
forms of such correct usage. Pāṇini’s gram- discipline nevertheless became important be-
mar is generally regarded as descriptive, not cause it became part of the scriptural educa-
prescriptive. Patañjali’s characterization of it tion. The impetus for the development of the
as a śabdānuśāsana [(treatise on) instruction science of linguistics, phonetics and metrics
for (forming correct) words] has created the came from the motivation for the pursuit of
impression among the modern interpreters religious merit. In fact Patañjali says at one
(Thieme) that the grammar dealt exclusively point that language is the great ›spirit‹ (deva)
with word formation, to the exclusion of syn- that has entered into the mortals (mankind)
tax. But this was not quite correct. For Pāṇini and study of grammar helps us to get control
deals with syntactic relations as well as rela- of this great spirit in mankind, viz., language,
tion among certain kinds of sentences. His i. e. to get ourselves to be identified with this
kāraka system is based upon an implicit sen- ›essence‹ of mankind.
tence analysis (see 5.). It is, however, unde- In this same context Patañjali asks how
niable that he had only limited interest in should the grammar be written or taught? We
syntax and semantics. cannot separate incorrect word-forms from
correct word-forms just by enumerating them
2.2. Why should anyone study grammar? one by one. It may be said that since correct
words are by far outnumbered by incorrect
Why did Pāṇini compose his grammar? It is words (for each correct words, there could be
difficult to answer the second question. We several incorrect forms), we can make a list
shall use comments of later scholars to for- of correct words (a lexicon?). But even that
mulate an answer. Grammar is regarded as a has been found to be impracticable. For one
śāstra, ›a system of thought‹ with a purpose can spend one’s whole lifetime by collecting
and directed towards a goal composed for the and learning a language through the word-
sake of well-defined readership. As a śāstric by-word method. Hence the best method is
discipline it has four anubandhas or ›param- to formulate rules following the principles of
eters‹, or ›delimiting lines‹: subject, connec- generalization (sāmānya) and showing excep-
tion, purpose and readership (›owners of en- tions (viśeṣa) to such generalities. A general
titlement‹). The ›subject‹ of grammar is śabda rule will teach a number of word-forms to-
insofar as it analyses śabda into roots and gether, and an ›exception‹ rule will mark those
suffixes and thus helps our understanding of which are different. Example: add ‘a(Ṇ)’ affix
its significances. Its purpose is clearly stated when the root is connected with an accusative:
in Pāṇini’s title of Aṣṭādhyāyī: śabdānuśāsana:
teaching of the principles that would serve to ‘kumbha + vkṛ + a(Ṇ)’ (= ‘kumbhakāra’)
[maker of pots] (Pāṇini 3.2 .1), but add ‘(K)a’
distinguish correct forms from incorrect ones.
This is the main or immediate purpose, as affix to the roots ending in a: ‘go + vdā +
Kaiyaṭa, a Grammarian from Kaśmīr in the (K)a’ (= ‘goda’) [giver of cows].
11. century, has noted. But Patañjali has re-
marked in the beginning of his Mahābhāṣya 2.3. Learning a language
[Great Commentary] that the ›purpose‹ would Does grammar help our learning a language?
be (also) to take care of the following: ›pro- If learning a language is facilitated by our
tection‹ of the scriptural texts in their pristine learning of the meanings of words, then In-
purity (rakṣā), transformation of word-affixes dian philosophers, from very ancient times,
to suit ritual context (ūha), recitation of the gave almost unanimous answer to this ques-
Scriptures (agama), a simpler way of learning tion. It is one of many ways (they counted
the language (laghu) and certainly a way of eight such ways) of learning the meaning of
learning about the proper meanings when am- the word.
5. Indian philosophy of language 79
a) Grammar: As has been noted already, the sides the speech-behaviour of the elders”
meanings of all laukika words, i. e. words (Prabhākara 1932 , 2 58). In Gaṅgeśa (ca. 1300
normally derived from roots and suffixes and A. D.) we find almost the same view: “Eve-
other ›atomic‹ words, are learnt through rybody in his or her first learning of the
grammar, for it supplies the roots (as well as language depends exclusively on the speech-
their meanings) and the significance of the behaviour of the elders” (Gaṅgeśa 1884—
suffixes. The list of roots (called ‘dhātupāṭha’) 1901, Śabdakhaṇḍa). The process is described
is thus thought to be an integral part of Pāṇ- as follows.
ini’s grammar, although it is not known to us The older adult of the community com-
today whether the meanings were also sup- mands ‘Bring a cow’ and the younger adult
plied with roots in the primitive list or a later obeys by bringing a cow. The child as an
hand added to them. onlooker understands that the utterance
b) Analogy: An unknown object, say a kan- (sound-blasts emitted by the older adult) as
garoo, may be learnt through a description a whole means the activity of the younger
of it (from someone who is familiar with it) adult. Then on another occasion from such
based upon analogy or similarity with some and other commands as ‘Bring a horse and
known or familiar object. The word ‘kanga- tie the cow’ which prompt the younger adult
roo’ may be introduced as meaning ‘some to bring a horse and tie the cow, the (on-
animal similar to a rabbit’. But we learn the looker) child through an unconscious process
meaning of this word when we have actually of assimilation and elimination (āvāpod-
seen the animal in question and remember vāpa), learns the meanings of such words as
the analogising description, the resulting form ‘cow’, ‘horse’, ‘bring’ and ‘tie’. The process
of our knowledge being ‘this is called a kan- involves not only both perception and infer-
garoo’. Such knowledge of meaning can also ence, but also something else. The child must
be derived from dissimilarity and other de- understand that the adults’ intention is shown
scriptive words, provided we remember the by their bodily movements and that the com-
older description when we first experience the mand of the older adult causes activity in the
object. This analogy-based information is re- younger adult who is commanded, and that
garded as a separate source of knowledge in a sort of communication takes place between
the Nyāya school of philosophy, upamāna them. The method parallels here the usual
(comparison). It is neither perception, nor pragmatistic explanation of our language
inference, nor is it word-generated. The word- learning mechanism (s. art. 32).
generated knowledge supplies the crucial in- f) Larger context of the sentence or the pas-
formation about similarity, and the later per- sage: The special meaning of a word may be
ception coupled with the already gathered learnt from our knowledge of the larger con-
information generates the knowledge by text. Contextual factors are the main source
which we learn to associate the word ‘kan- for resolving ambiguities in meaning.
garoo’ with its denotation. g) Explanation or Commentary: Words of
c) Lexicon: It is an obvious source of the doubtful meanings are usually explained by a
knowledge of the meanings of words. Presum- definition of some knowledgeable person in
ably, it supplies what is meant by the primary a commentary.
significative power of the word. Metaphorical h) Syntactic connection with words whose
meanings are not noted in a lexicon, unless meanings are already known: This is a com-
they are already well-known and well-en- mon way of determining the meaning of an
trenched. unfamiliar word occurring in a sentence. ‘The
d) Statement of a trusted person: The parents pika sings sweetly sitting on this mango tree’.
point to an object and say ‘this is a horse’, Here the word ‘this’ indicates that both the
and the child learns the meaning of the word speaker and the hearer can see a tree nearby
‘horse’. where a particular bird sits and sings sweetly.
e) Speech-behaviour of the elders: This is per- Hence the meaning of the unfamiliar word
haps the most important one among these ‘pika’ can be inferred from its syntactical con-
eight ways (Nāgeśa 192 5, 64) upon which nection with other known words. This may
Prabhākara (ca. 650—72 0) makes a signifi- be taken to be a special case of contextuality,
cant comment in Bṛhatī. “We do not find any but attention is drawn specially to syntactical
other cause (reason, source) to be there, be-
80 I. Raum-zeitliche Übersichten
consideration. In the case under considera- universal cowhood. Again another view states
tion, a cuckoo will be presumably singing, that the artha of ‘cow’ is the locus (tad-vān)
and ‘pika’ will mean ‘cuckoo’. of cowhood whereas the Buddhists state that
it is the exclusion (apoha) of all classes which
are contrary to the class of the cows (s. art.
3. Classification of words 42 ). Classification of words from the point of
Yāska divides words or ›parts of speech‹ view of their artha would automatically have
(pada) into four groups: nāma [nouns], ākh- relevance to ontology and semantics. This
yāta [verbs], upasarga [›pre-verbs‹ or prefixes], becomes clear from Patañjali onwards. Yās-
and nipāta [›particles‹, invariant words or ka’s contribution however lay in singling out
prepositions(?)]. This four-fold division was, two main (ontological) categories, a process
as John Brough rightly conjectures (Brough or an action and an entity or a being or a
1953, 414), a legacy of the analysis of the thing. Lakshman Sarup chose to contrast
saṃhitā or ›connected text‹ as uttered in the these two, ‘bhāva’ and ‘sattva’, by using the
recitation of the Ṛg-vedic hymns, into its con- familiar terminology of ‘becoming’ and ‘be-
stituent words called the ‘pada-text’, i. e., the ing’ (Sarup 192 1, 5). Recently E. Kahrs has
forms in which they appear in isolation. This questioned these translations and suggested
breaking down of sentences into words gen- ‘being’ for ‘bhāva’ and ‘entity’ for ‘sattva’
erated a philosophical controversy. In the (Kahrs 1986, 117 f). I am not sure whether
Prātiśākhya texts, the gist of the controversy translation of ‘bhāva’ as ‘being’ is really help-
was cryptically put as samhitā pada-prakrtih. ful. We need a contrast in selecting a pair of
According to one analysis of the compound English words, as Yāska originally intended
word, here ‘pada-prakṛtiḥ’, the words would by choosing the pair of Sanskrit words
be primary elements (prakṛti), out of which ‘bhāva’ and ‘sattva’. Yāska first defined the
the sentence is constructed, while according notion of ‘ākhyāta’ [verb], and then the no-
to another analysis, it means the opposite, tion of ‘nāma’ [noun], by reversing the order
viz. the sentence would be the primary entity, of his own enumeration. It may be that he
originally given, and the words are arrived at was implicitly influenced by the philosophical
only through analysis and abstraction. To call view of the grammarians that the verb con-
something ‘primary’ in this context meant stitutes the centrepiece of any sentence. The
that it had a preferred ontological status. verb is defined as that which has bhāva [›proc-
What was called secondary would have a ess‹] as its predominant notion and a noun is
derived status, either a constructed conglom- defined as that which has sattva [›thing‹] as
erate or an abstracted constituent. The con- its predominant notion. Although I am some-
troversy over the relative primacy of the word what persuaded by the argument of Kahrs, I
and the sentence was long and protracted, wish to suggest that the ›thing—process‹ po-
and, one should add, tenuous in a way that larity might capture the contrasting function
Yāska was completely unaware of (s. art. 63). of the pair ‘sattva—bhāva’. The ›process‹ is
The fourfold division of words was not one that has, according to one interpretation,
directly connected with the ontological divi- a former stage and a later stage and when
sion of entities. But since Yāska was also such a ›process‹ is the dominant sense, a finite
concerned with the meaning of words, this verb is used as in ‘vrajati’ [walks], ‘pacati’
had implication for the ontological categories. [cooks]. But when a process is referred to as
The rather intriguing Sanskrit term for what a ›petrified‹ or ›configured‹ mass (mūrta) ex-
is generally called (ontological) categories, is tending from start to finish, a verbal noun is
‘padārtha’ [literally: ‘word’s referent’]. But the used as ‘vrajyā’ [(a) walk], ‘pakti’ [(a) cook-
word ‘artha’ like Latin ‘res’ is highly ambig- ing]. In the latter case the notion of process
uous. Regarding the artha of a word, there is is subordinated for the element of sequence
a variety of views. According to some, it is in the process is lacking. Hence we have a
the individual thing (vyakti), the cow individ- noun derived from a verb to express it.
ual if the word is ‘cow’; according to others, There might have been a profound insight
it is the universal (jāti) cowhood. According in Yāska’s writing when he used the demon-
to still others, it is the form or configuration strative pronoun ‘that’ and said that a ›thing‹
(ākṛti) of a cow — as seen in such usages as is referred to by the pronoun ‘that’. Whatever
‘the golden cow’. In early Nyāya it is all these we can point out by saying ‘that’, such as, a
three items taken together, in late or Navya cow, an elephant or a horse, would be the
Nyāya it is the individual qualified by the referent of a noun. Even an abstract idea or
5. Indian philosophy of language 81
‘metaphorical use’. This may also be called ances of the sentence ‘gaṅgāyām ghoṣaḥ’ [The
the ‘metaphorical extension’ of the meaning village is on the (river) Ganges] he may fur-
of a word. In fact this phenomenon is so ther comprehend that the speaker here in-
pervasive in our language that sometimes we tends to emphasize by this metaphor the nat-
wonder whether there is any sense in our ural beauty and simplicity of the place, the
assuming that there are at all any fixed pri- village (and hence its excessive proximity to
mary meanings of the words we use, and it the river has been underlined).
may be that the meaning of a word is to be This claim for a third power of the word
found or determined simply by its use. Our (by the literary critics) has not gone unchal-
general tendency is however to isolate and lenged. Words may be suggestive because peo-
learn the words as having certain fixed pri- ple are suggestible. But it may become a very
mary meanings (determined possibly by their subjective factor and each hearer might have
frequency of occurrences) and then explain propensity to be suggestible in different ways.
the additional meanings of senses that the Hence an account of this power of suggestion
user of a word may convey, as metaphorical can be given in terms of inference (by the
extensions. hearer), without attributing a separate
Indian philosophers (specially of the ›power‹ or dispositionality to the word itself.
Nyāya school) give an account of this phe- In poetry or literature there may be well-
nomenon by identifying two different ›pow- entrenched and well-practiced ways of sug-
ers‹ in a word: one is that of saying (abhidh- gesting beauty, charm, and aesthetic rapture
āna) and the other is that of signifying or through use of particular words and devices.
indicating (lakṣaṇā). The first is called the This, however, can hardly be a proof for the
primary meaning-giving power while the sec- existence of an ontological property in words
ond is called the secondary or indicatory called ‘the suggestive power’. But the power
meaning-giving power. By the first, the word to denote or mean (the primary meaning) as
speaks as it were while by the second it only well as to indicate or signify (the metaphorical
points up, and a metaphor is born. or non-primary meaning) is a different kettle
The rhetoricians and the literary critics of fish. Both are, let us say, designatory
however sometimes argue that there is, be- power, without which the meaning of a sen-
sides the primary (denotative) power and the tence would not be comprehended. It has
indicatory power, a third power of the word, already been noted that sometimes the old
the suggestive power, which is sometimes rel- metaphorical meaning can be so well-en-
evant in poetry and rhetorical speech. A word trenched as to gain currency as the lexical
can thus have a suggested meaning, which is meaning. (To resolve the translational prob-
not covered by the scope of its primary or lems we may, I suggest, decide to use ‘denot-
indicatory meaning. High class poetry, says ing’, ‘signifying’ and ‘suggesting’ for the three
Ānandavardhana (ca. 9th century A. D.) is powers: abhidhāna, lakṣaṇā, and vyañjanā).
one where the suggested meaning of the word
excels, that is, it is more beautiful and more
charming than the ordinary meaning (which 5. Kārakas as a set of unique
may be either the lexical meaning or, to suit categories of the philosophy of
the context, the indicatory or transferred Sanskrit grammar
meaning). It should be noted that the need
for the metaphorical or indicatory or trans- 5.1. The notion of kāraka is one of the central
ferred meaning (lakṣyārtha) arises when and themes of Pāṇinian system of grammar.
only when the primary or normal or lexical George Cardona has said that it is “basic to
meaning does not fit the context. But the Pāṇini’s derivational system” (Cardona 1976,
suggested meaning is appealed to only after 2 15). ‘Kāraka’ is not defined by Pāṇini, but
the (literal) sentence-meaning has been fully rule 1.4.2 3 kārake is read as a head rule (ad-
comprehended with the help of both normal hikāra). It is followed by the definition of six
and metaphorical meaning. This has appeal varieties of kāraka: apādāna [point of origin],
only to the appropriate hearer, in poetry it saṃpradāna [recipient or beneficiary], karaṇa
appeals only to the sensitive reader. Ānan- [instrument], adhikaraṇa [locus], karman [ob-
davardhana has called it ›reverberation‹ of ject of action], kartṛ [agent]. Apādāna and
the sense from the sound, i. e. speech. When sampradana may be said to correspond to the
the hearer has apprehended that the village is meaning of ablative and dative in Western
on the bank of the Ganges from the utter- Grammar. But I hesitate to accept William
5. Indian philosophy of language 83
Dwight Whitney’s (182 7—1894) characteri- on, Pāṇini formulated a number of additional
zation of kāraka categories as “simply a re- rules which widened the scope of each cate-
flection of the case-forms” (Whitney 1893; gory formulating definition in terms of syn-
Staal 1972 , 166), so I have refrained from tactic and other considerations. For example,
suggesting such equivalents at the outset. rule 1.4.45 says that the substratum relative
A kāraka, as the name implies, is a con- to an action is adhikarana, the locus, but
tributory factor for some action. An action is 1.4.46 says that the same substrata relative to
usually denoted by a verbal form such as an action would be karman, the object, pro-
‘patati’ [falls]. The action of falling requires vided that action is denoted by particular
at least three (or two) factors; e. g. ‘vṛkṣāt verbs prefixed with particular pre-verbs ‘adhi-
parṇam bhūmau patati’ [leaf falls from the śī’ ‘adhi-sthā’ and ‘adhi-ās’ [lying, staying or
tree to the ground]. Here there are three fac- being seated].
tors mentioned as contributing to the action (1) grāmam adhitiṣṭhati
of falling: the leaf, the tree and the ground. [(He) stays in the village].
Pāṇini’s rules assign each factor to a partic- (2) grāme tiṣṭhati
ular kāraka class for the purpose of deriving [(He) stays in the village].
the said sentence. The classification is pre-
sumably based upon the particular role each The village here is classified as the ›object‹
plays with respect to the action. The leaf is (karman) in (1) and the ›locus‹ in (2 ). This
the agent because it functions independently shows at least that a kāraka category like
(svatantra) (cf. rule 1.4.54 svatantraḥ kartā), karman or adhikarana is not defined by Pāṇ-
the tree is the ›fixed‹ (dhruva, rule 1.4.2 4) ini in purely semantic terms. The kāraka cat-
point of departure and hence called ‘apā- egories were introduced (obviously they were
dāna’, and the ground is the locus (adhikar- not exactly what were called cases in Latin or
ana, rule 1.4.45) of the falling leaf, and hence Western grammar, e. g. the genitive was not
called ‘adhikaraṇa’. Similarly in ‘rājā viprāya a kāraka), as far as I can judge, as an expe-
sva-hastena dhanam dadāti’ [the King gives dient to facilitate Pāṇini’s own description of
wealth to the brahmin by his own hand] we the Sanskrit language. In particular they me-
have besides the agent, the king, an object to diate between introduction of affixes in words
be given, wealth (rule 1.4.49), a recipient and the representation of certain semantic
called ‘saṃpradāna’, the brahmin (rule relations. Unless the narrow, semantically
1.4.32 ), and an instrument for the giving, the conceived kāraka categories are widened (in
hand (rule 1.4.42 ). The kāraka classification the way Pāṇini did) to include various other
is set up to indicate conditions under which items, grammar would have to be conceived
post-verbal and post-nominal affixes would differently. The same expediency might have
be introduced. Although the above categories prompted Pāṇini to disregard a distinction
are defined by Pāṇini in terms of some se- between agents (kartṛ) which are sensient be-
mantic considerations, the kārakas are con- ings and those which are not. He classifies
nected with the general syntactic system of both a man (Devadatta) and an axe as agents
the Sanskrit language. After applying the kā- receiving the same analysis and (linguistic)
raka categorization rules to classify items, it derivation:
becomes easy to formulate grammatical rules (3) devadattaḥ vṛkṣam chinatti
which introduce affixes to such items based [Devadatta is cutting the tree].
upon such condition. An object (karman) for (4) paraśur vṛkṣam chinatti
example, takes the ‘-am’ affix, the second [The axe is cutting the tree].
triplet (provided it is not otherwise expressed) It is well known that Pāṇini and the Pāṇ-
and an instrument the ‘-ṭā’ affix (the third inīyas were śabdapramāṇakāḥ [those who re-
triplet). gard speech patterns as authority]. Patañjali
Modern writers have disputed the precise has said (which has often been quoted): ›We
status of kāraka categories. Some have ar- accept the authority of the speech. What
gued that they are extra-linguistic, logical and speech ›tells‹ us is what we depend upon (for
ideational. Some claim that they are purely deciding issues)‹. This, I believe, means that
semantic. Others believe that they are also we should put stress upon the point that
syntactic. I believe the controversy has been grammar is not concerned with ontology (or
somewhat counter-productive (Cardona semantics, i. e. things and events) but with
1976, 2 15—2 2 4). After defining the kāraka what people actually say, or rather how peo-
categories on the basis of semantic consider- ple speak of things and events. Pāṇini’s kā-
ations, the agent, the locus, the object and so
84 I. Raum-zeitliche Übersichten
raka categories fit in well with this point and falls from the tree’, the tree is the apādāna [fixed
hence we can easily account for such usages point of departure] for it is the unmoved point
as ‘sthālī pacati’ [the cauldron cooks], al- when separation through movement is intended. In
though we know very well that the cauldron ‘the crows live in the tree’, the tree is the locus by
is the substrate where cooking takes place, virtue of its being the substrate with regard to the
not the agent of cooking. But philosophically, ›action‹ of living. In this way it is neither the thing
one can still think of the cauldron as a con- itself nor the action itself that is a kāraka. What
tributing factor to the action of cooking and then? When a thing is a participant in an action or
some agency may be attributed to it. when it is endowed with a special functional activ-
This syntactic-semantic dispute over the ity, it becomes a kāraka. That which is independent
nature of the kāraka categories might be read in performing an act is the agent, it is neither the
as a reflex of a much older dispute between bare thing nor the bare action. That which is most
the logicians (Naiyāyikas) and the grammar- desired to be obtained (by the agent) is the object,
ians (Vaiyākaraṇas). The Naiyāyikas were ar- it is neither the bare thing nor the bare action. In
tha-pramāṇakāh [those who regard things this way one can explain the notion of the most
and events as authority] as opposed to śab- efficacious in defining the instrument and so on.
dapramāṇakāh. They were interested in the The assigning of kāraka categories follows this rule.
way the world is (or supposed to be), not A kāraka category applies neither to the bare thing
particularly in how people speak about them. nor to the (mere) action. What then? It applies to
They were, to be sure, concerned with seman- the thing that participates in action and to what is
tics, ontology and epistemic questions, al- endowed with some special functional activity”.
though they would try to derive their insights Vātsyāyana apparently refers to Pāṇini’s
through an analysis of how people speak six major rules that ›define‹ the six kārakas
about such things. Vātsyāyana got involved in their initial or primary meanings and ig-
in the discussion of kāraka categories while nores the usage of kāraka categories in their
he was trying to answer the Mādhyamika extended or secondary senses. In these major
criticism of the logicians’ distinction of pram- rules, the semantic criteria for the kāraka
iti [knowledge], pramātṛ [knower], prameya categories are most dominant. But as I have
[object to be known] and pramāṇa [means of already noted, Pāṇini’s assignment of kāraka
knowledge]. In the grammarian’s terminol- categories was based upon many other con-
ogy, the first one is an ›action‹ (meaning of a siderations. For example, sometimes presence
verb) and the other three are three kārakas, of certain pre-verbs (upasarga) in the root
the agent, the object, and the instrument. verb turns a ›locus‹ into an ›object‹ (rule
Nāgārjuna (founder of the Mādhyamika 1.4.46). Here the Pāṇinīyas will say that the
school of Buddhism, 2 th century A. D.) argues same item village (see above examples (1), (2 ))
that this popular distinction (prevalent both can manifest both powers or properties, that
in grammar and logic) is arbitrary, for the of being a substrate in (2 ), and that of being
same item can be the object according to one an object in (1). The accompanying condition
description and the instrument according to determines (in this case, presence of certain
another. Vātsyāyana in reply said that the pre-verbs) which aspect or power is to be
fundamental kāraka classification was based given prominence to. The moral is that the
upon some property (power) grounded in the usage must determine the grammatical theo-
things and a thing can have many powers. In ries, not the meaning. Patañjali’s idea of
other words, it is not a classification of things ›śabda-pramāṇakāḥ‹ is again vindicated here.
but of powers in the thing. I quote from
Vātsyāyana (Nyāyasūtra 2.1.16): 5.2. The question about the ‘quiddity’ of kā-
“(All) kāraka words apply through the incidence raka, that is the question, ‘what is a kāraka?’
of some ground or other. In ‘the tree stands (there)’ has not been settled by Pāṇini. Patañjali has
— the tree is the agent because it has ›independence‹ remarked under rule 1.4.2 3 that the derivative
(Pāṇini’s rule 1.4.54) with regard to the matter of meaning of ‘kāraka’ will help us to under-
standing. In ‘(he) sees the tree’, the tree is ›ardently stand its actual usage. He derives it as ‘karoti
desired‹ through the action of seeing (by the agent) kriyām nirvartayati’ [that which does, per-
and hence it is the object. In ‘(he) shows the moon forms the action]. ‘Kāraka’ thus means a do-
by the tree’, the tree is the ›chief instrument‹ for er, an actor, hence a participant in an action.
showing and hence is the instrument (karaṇa). In This is, however, ambiguous. There are in
‘(he) sprinkles water for the tree’, the tree is in- general two suggested definitions of ‘kāraka’
tended to be ›the beneficiary‹ of the action of sprin- prevalent in the tradition of both grammar
kling, and hence is the saṃpradāna. In ‘the leaf and logic. One is ‘kriyānimittam’ [causal fac-
5. Indian philosophy of language 85
tor of an action/verb], and the other is ‘kri- tically) connected with the action-verb we un-
yānvayin’ [syntactically connected with ac- derline its syntactic or its grammatical aspect.
tion/verb, kriyā]. Both definitions exploit the Both these definitions have been faulted. The
ambiguity of the term ‘kriyā’. It may stand causal relationship between a kāraka and the
for an action (or at least the meaning of a action must be taken in a broader sense so
verb) or just the verb-form, a syntactic entity. that it would include both direct relationship
I believe the former definition depends upon and the indirect or ›chain‹ relationship. For
the meaning, action, while the latter upon the otherwise only the agent or the instrument
verb-form. If this is a correct appraisal, then would be designated as a kāraka. The saṃ-
of the two definitions we may say that the pradāna [recipient] (or the meaning of dative)
former has semantic overtones while the latter and apādāna [the unmoved point in depar-
syntactic overtones. There is need for another ture] (or the meaning of ablative) are only
subtlety here. ‘Kriyā’ [action] has also a tech- very indirectly connected with the action by
nical sense, it means meanings of verbal roots causal relationship. Now if we widen the no-
(dhātu). But the meaning of some root can tion of causal relationship to include both
even denote a substance. For ‘dhātu’ refers direct and indirect relations in the present
to the items in the list of roots in the dhātu- context, we make the definition too wide or
pāṭha, a text attached to Pāṇini’s grammar. over-extensive (ativyāpta). For there is an-
Now it just happens that some dhātu [bases] other peculiarity in the notion of ‘kāraka’ that
found in the list do not mean activity, but a is not shared by Western case grammar. The
substance, e. g. the base ‘gaṇdi’ means ‘part so-called genitive (Pāṇini’s term for it is ‘śeṣa’
of the face’. The sentence ‘gaṇḍati kapolam’, [the remainder]) is not a kāraka. A discussion
consisting of a noun and a verb, is interpreted of this point will further illuminate the notion
as meaning ‘the cheek is what is identical with of kāraka. A kāraka underlines the relation
a part of the face’. Here ‘gaṇḍati’, the verb, between a thing (dravya) and an action. The
denotes kriyā but what it denotes is not an genitive or ›the remainder‹ is what expresses
action in the ordinary sense but a substance, a relation between one thing or substance
part of the face. We have to call such items (dravya) and another, e. g. ownership, and
kriyā and thereby explain the cheek as the parenthood — ‘Caitra’s wealth’, ‘Caitra’s
agent, a kāraka in relation to this kriyā. We son’. We have to be careful, however, to dis-
should note that there is no ‘is’ of identity in tinguish between the remainder relation to be
the given Sanskrit sentence. It consists of a contrasted with kāraka relation and the sixth
noun and a verb — both apparently refer to triplet (or sixth ›case‹-affix, ṣaṣṭhi vibhakti)
the same object. which is used to express both. In ‘Rāmasya
A further point is this. If ‘kāraka’ means putraḥ’ [Rāma’s son] the sixth affix denotes
a do-er then it would be synonymous with the remainder relation, but in ‘Rāmasya ga-
the agent (kartṛ) and the other kārakas will manam’ [Rama’s going] the sixth affix de-
have to be excluded. Bhartṛhari says that we notes the agency of Rāma, a kāraka relation.
can get around this difficulty in the following There is some laxity here in the usage. The
way. All the kāraka-items are in some sense sixth affix is also used in the case of some
doing something or performing some function other kāraka relation, the object etc., pro-
towards the completion of the main action. vided the speaker wishes to emphasize only a
When Devadatta is cooking, the action is a general kāraka relationship, but not any spe-
set of functions extending over some time, the cial kāraka relationship. In any case, it is
logs burn to cook, the pot holds the rice for agreed by all parties that the remainder re-
cooking, the rice-grains soften to facilitate lation must be distinguished from kāraka re-
cooking and so on. Hence in this rather loose lation, although both relations may be ex-
sense, they are all behaving as agents, i. e. pressed by the sixth affix. At the syntactic
they are characterized by agenthood. How- level, the remainder relation introduces the
ever, we call one the instrument, the other the sixth affix to combine two nominal or pro-
object and another the locus when we con- nominal words. But a kāraka introduces af-
sider the difference of their roles and func- fixes of the sixth triplet that combine a nom-
tions towards the completion of the main inal or pronominal word with a verb.
action (Vākyapadīya III.7.18). We can explain the over-extension of the
If kāraka is defined simply as a causal above two definitions. Consider the example:
factor of an action we underline its semantic ‘Caitrasya taṇḍulam pacati’ [(he) cooks the
aspect and if it is defined as what is (syntac- rice of Caitra]. Here Caitra does not fall under
any of the kāraka categories, it is a śeṣa, the
86 I. Raum-zeitliche Übersichten
remainder. But with a little ingenuity one can the eye is clearly a causal factor. But in ‘gha-
argue that our ›extended‹ notion of causal tam jānāti’ [knows the pot], the pot may not
relationship will also hold between Caitra and be, under certain views, strictly a causal factor
cooking. For the cook could not have cooked for knowledge. It is at least at the syntactic
the rice in question if Caitra somehow were level connected with the action verb through
not a factor in it (Caitra being the owner the intermediary of the meaning of the second
must have given tacit permission to cook, triplet.
etc.). Hence the definition based upon causal The reason for adding the qualification
relationship is too wide. Can we say that ‘through the intermediary of the meaning of
‘Caitra’ is not syntactically connected (anvita) case-affixes’ is not absolutely clear. Bhavān-
with the verb-form ‘cooks’ directly and there- anda believes that this will avoid the overlap
fore the second definition based upon syntac- with adverbs, e. g. ‘stokam pacati’ [(he) sel-
tic connection is faultless? Not quite. We can- dom cooks]. The word ‘stoka’ takes second
not use ‘direct syntactic connection’ in our triplet but according to one theory these ad-
definition of ‘kāraka’. For Pāṇini has several verbial affixes do not denote any meaning.
rules (from 2 .3.51 to 2 .3.56) which mention They are used to turn the stem into a usable
several specific (syntactic and other) condi- (inflected) Sanskrit word (pada) in a sentence.
tions that turn a specific kāraka, an object or Hence the qualification is necessary to ex-
an instrument, into a non-kāraka, śeṣa, the clude adverbs from the domain of karaka.
remainder. Consider these examples: ‘mātuḥ But according to another view, the adverbs
smarati’ [(he) remembers mother] and ‘sar- are to be treated as adjectives or qualifiers of
piṣo jānīte’ [(he) acts with the idea that there verbs. The affix that we add in this way to
is butter]. Here both words expressing mother the adverbial stem is denotative of abheda
in one and butter in another have direct syn- [nondifference or identity] with what they
tactic connection with their respective verbs. qualify. On this view, however, adverbs like
Both are recognized as having affixes of the adjectives will be treated as kārakas. Hence
sixth triplet on the condition that they are we do not need this qualification to exclude
śesa and non-kāraka. By using ‘direct’ to them. Some say that the said qualification is
qualify syntactic connection we cannot avoid needed to exclude from the domain, effort or
the overlap. Besides, use of ‘direct’ cannot be krti, for kṛti being the meaning of the verbal
replaced by ‘direct or indirect’ or by ‘no qual- affixes would otherwise be covered by the
ification at all’, for then in ‘Rāmasya putram definition. But in any case, this qualification
abhivādayate’ [(he) greets Rama’s son], ‘Rā- cannot be happily explained.
masya’ is at least indirectly connected with The main purpose of defining ‘kāraka’
the verb through the word denoting son. This would be to exclude the non-kāraka relations
will be another case of over-extension, for which Pāṇini called ‘śeṣa’, the ›remainder‹,
Rāma in the given sentence is a non-kāraka, and which are usually denoted by the sixth
it belongs to the ›remainder‹ category. triplet. Syntactically, the words denoting
The Navya-naiyāyikas of 15th/16th cen- these remainders, or more specifically the
tury A. D. devised a way out of this difficulty. word taking the sixth triplet are also con-
I shall follow Bhavānanda (ca. 1570 A. D.) in nected with verb forms as in ‘caitrasya pacati’
suggesting this device. Bhavānanda says that [(he) cooks Caitra’s (rice)]. Thus Bhavān-
a karaka, both in its principal sense and its anda at the end says that the correct definition
secondary sense, is to be defined as that which would be as follows: A kāraka is what is
is syntactically connected (anvayin) with the syntactically connected with (anvita) the ac-
action verb through the intermediary of the tion-verb and is endowed with any one of the
meaning of vibhaktis (the so-called case-af- six properties or powers: agenthood, object-
fixes). It is clear here that the karaka cate- hood, instrumentality, recipienthood, apā-
gories are intermediaries between the seman- dānatva [being a fixed point of departure],
tic interpretation and grammatical expres- and locushood. The crucial term here is ‘an-
sions. A principal karaka, according to Bhav- vaya’. It is sometimes used in an ambiguous
ānanda, is what both denotes an explicit fashion, although predominantly, I believe, it
causal factor and is connected with the verb- means syntactic connection between gram-
form syntactically through the meanings of matical or syntactic elements. But it may also
case-affixes. Obviously in the secondary indicate the semantic counterpart, the con-
sense, a karaka category is determined by nection between meanings of grammatical el-
various syntactic and other considerations. ements. When we do not wish to emphasize
Thus in ‘cakṣuṣā paśyati’ [sees by the eye], the syntactic connection (of a nominal stem)
5. Indian philosophy of language 87
with some verbal form, we opt for a non- ‘Śabda’ stands for human speech and hence
kāraka relation. Similarly in ‘daṇḍena gha- for linguistic utterances. Such utterances are
ṭaḥ’ [the pot is (produced) by the stick], the usually made by a speaker, a person who is
stick is called simply ‘hetu’, a causal factor, a participant in a linguistic community. The
not a kāraka because its explicit connection mechanism can be understood on the basis
with the action-verb is missing. Pāṇini for- of the following considerations. (1) The
mulated a special rule (rule 2 .3.2 3) to explain speaker emits such sound as is identifiable as
the third triplet here. The same stick would a piece of linguistic utterance. (2 ) This is done
be a kāraka, an instrument, and this relation to communicate some knowledge or infor-
would be denoted by the same third triplet, mation to a hearer. (3) The hearer is a par-
by rule as in ‘daṇḍeṇa ghaṭaḥ kṛtaḥ’ [the pot ticipant in the same linguistic community (i. e.
is produced by the rod], provided an explicit he has linguistic competence). (4) The utter-
syntactic connection with a verb is shown. ance must be that of a sentence which consists
The concept of ‘kāraka’ was presumably of words, sometimes simply a word plus a
clear to the native language user as it was to suffix. It can consist of a single word but that
Pāṇini. But it is almost impossible to define word would be a one-word sentence. (5) The
it or to find a lakṣaṇa, i. e., a uniquely distin- hearer has auditory perception of each word
guishing feature that would belong to all and in the utterance. (6) The hearer, as a conse-
only the six well-known kārakas. Various al- quence of (3) and (5), is reminded of the
ternative definitions that have been suggested, meanings/objects/things associated with each
in order to try to capture this intuition, but word. (7) The hearer then acquires knowledge
they fail to do so completely. Bhavānanda of the connected meaning communicated by
finally resolves that we have to list the six the utterance. The hearer thus comes to know
powers independently in a list and then say what the speaker wants him to be informed
that any one of them would supply the of by the utterance. (8) Several auxiliary fac-
ground (nimitta) for applying the term ‘kā- tors or pieces of knowledge are worth men-
raka’. It is not unusual to say in philosophy tioning to explain how the final knowledge is
that we can possess a unifying intuition to reached as the end-product. (8 a) The words
combine these six powers under one heading, must be mutually related (syntactically) to
‘kāraka’, but we cannot often fully and fault- constitute a linguistic sentence. Call it ‘syn-
lessly articulate this intuition in a logical def- tactic expectancy’, for it is seen that one word
inition. or one element ›expects‹ the other word to
form together an independent linguistic ut-
terance. This ensures indirectly the grammat-
6. Knowledge from ical acceptability of the sentence uttered.
linguistic utterance Words are expected to be grammatically tied;
an analytic list of necessary words and suf-
6.1. Basic tenets of the Nyāya school fixes will not do. (8 b) The meaning of the
Most Indian philosophers accept that linguis- word-elements must fit or be compatible with
tic utterance is another (in fact, a very im- each other or the hearer must have some
portant) source of knowledge. It has been awareness of such compatibility or, at least,
recognized as verbal testimony (śabda) in he must not be aware of any incompatibility
Western tradition. In giving an account of it, or lack of fitness. Call this the ›fitness‹ con-
I shall follow the Nyāya school. According dition. ‘Fire’ and ‘dampness’ are not com-
to Nyāya it is a separate type of pramā, a patible, neither are ‘pig’ and ‘fly’. Another
different type of knowledge, the causal factors way of putting the same point is to say that
of which cannot be assimilated into those of if the hearer knows that ›pig‹ (the meaning of
perception (pratyakṣa) or inference (anu- ‘pig’) and ›fly‹ (the meaning of ‘fly’) do not
māna). Predominant Western views are di- fit, he would not have any śābdabodha, any
vided. According to some it is an inference, language-generated knowledge from the ut-
while according to others, it is a sort of per- terance ‘pigs fly’. (8 c) Word-elements must
ception. Nyāya view differs from both. Since be spatio-temporarily proximate to each
type-distinction in knowledge is taken to be other so that the hearer will be able to discern
based upon the distinction of the ways by the togetherness of the two or more word-
which we acquire it (upon the crucial causal elements. Call this ‘āsatti’ [physical proxim-
factors that generate it), we must distinguish ity]. (8 d) If some word in the sentence is
this utterance-generated knowledge from per- ambiguous (usually has two or more mean-
ception and inference. ings), the hearer should be able to have an
88 I. Raum-zeitliche Übersichten
intelligent guess about the speaker’s intention between the evidence or reason and the infer-
from the context, the situation of utterance, able feature (sādhya) is called the ‘pramāṇa’
etc. Thus, ambiguities can sometimes be re- (I), and the combined knowledge (technically
solved as in ‘Please, bring me saindhava’ ut- called a ‘parāmarśa’, a judgement having a
tered during a meal by a speaker. ‘Saindhava’ special structure) that the particular evidence
can either mean ‘a horse’ or ‘some salt’. Ob- in question is such an evidence as is pervaded
viously the latter meaning is intended by the by the inferable features is called the inter-
speaker, as the context no doubt indicates. mediate factor or vyāpāra (V). The knowl-
In the above analysis of the ›causal‹ mech- edge of concomitance is usually derived from
anism, the utterance triggers off the process. memory. It is usually a knowledge of the
The knowledge of the word in the hearer connection between universal features or sor-
(derived from hearing) is the efficient causal tals. But the final premise which gives, i. e.
factor (instrument) for the final (hearer’s) produces, the inferential conclusion — the
knowledge of the meaning of the uttered sen- final episode of knowledge derived from an
tence. The final piece of knowledge (called a immediately preceding knowledge-episode —
‘pramā’, also a ‘śābdabodha’) is produced must be of the form: the particular case (P)
through another intermediate factor called contains this particular evidence, i. e. instan-
‘vyāpāra’ [function, operation], which is in tiation of the same evidence which is pervaded
this case the resulting remembrance of the by (concomitant with) the feature we intend
meaning of the individual words from the to infer. Thus the instantiation of the model
auditory perception of the words. The theory ‘(I + V) ~> R’ in the case of perception is
is that an efficient causal factor (an instru- (The sense-organ + the sense-object con-
ment [karaṇa]) needs an intermediate factor, nection) ~> perceptual knowledge
called ‘vyāpāra’, to produce the end-product and in the case of inference
(phala, in this case a pramā). (Knowledge of concomitance + parā-
The following skeletal causal model is pre- marśa) ~> inference
supposed. We write with a pen. The pen is an The same applied to śābdabodha is given as
›instrument‹ (the most efficient causal factor) follows:
for the end-product, writing on the paper. (Knowledge of the word-elements +
But besides the agent (the writer, who is not knowledge of their meanings) ~> (hearer’s)
considered in this skeletal account), the pen knowledge-episode from śabda.
needs to be in physical contact with the paper In the case of the production of the hearer’s
to produce writing. Such contact with the knowledge from the hearing of the utterance
paper is its vyāpāra, its ›operation‹, ›function‹ (i. e. śābdabodha) several other factors de-
or ›intermediate causal factors‹. This inter- mand attention. The hearer’s knowledge of
mediate causal factor owes its origin to (is the word-meanings from the utterances of the
caused by) the pen and at the same time causes words is generated according to the following
the writing (the final result) to come about. psychological rule of association and mem-
Hence here is the skeletal causal model: ory. The hearer is a competent language-user,
(I + V) ~> R, and he is acquainted with the connection be-
where ‘I’ stands for the ›instrumental cause‹, tween word and meaning. The acquaintance
‘V’ for the intermediate vyāpāra, and ‘R’ for or cognition may be called ‘śakti-jñāna’ or
the end-product. ‘vṛtti-jñāna’. The said connection is called
The model is applied to explain the origin ‘vṛtti’, and an awareness of it would be called
of any mental event, specially the cognitive ‘vṛtti-jñāna’. The general nomological rule is
events we call knowledge-episodes. In the case that whenever such cognition of the connec-
of perception, the sensory faculty is the ›in- tion between the two items is present a cog-
strument‹. What is instrumental to generate a nition of one will generate remembrance of
piece of knowledge (a pramā) is called an the other. Hence if words are cognized, mean-
epistemic means (pramāṇa). Thus the sense- ings are presented to the hearer. This is there-
faculty is called ‘pramāna’ (I) in the case of fore noted as an auxiliary factor. It is easy to
perception and the sense-object connection is see why this factor is necessary. If the hearer
the intermediate vyāpāra (V). The end-prod- hears a word, say ‘a pot’, and comprehends
uct (R) is the perceptual knowledge. In the its meaning, and then remembers through
case of inference, the knowledge of concom- association another item, say the space (since
itance or pervasion (vyāpti, i. e. implication) he recalls that a pot is always in the space)
5. Indian philosophy of language 89
he may then have an awareness where the words, ‘drink’ and ‘milk’, are set apart spatio-
two items are computed as ‘a pot in a space’. temporally or intervened by such words as
But this would not be a piece of knowledge ‘eat’ and ‘rice’, as in ‘drink eat milk rice’, the
derived from any linguistic expressions or hearer will fail to get the message. The hear-
śabda, for the second item, the space, was er’s awareness of the meaning of the uninter-
presented in a different way, not as the mean- vened sequence of words is another auxiliary.
ing of the word ‘(the) space’ by the utterance This seeks to avoid to some extent the struc-
of the word ‘(the) space’. The above factor is tural or constructional ambiguities of sen-
noted so as to ensure that the resulting knowl- tences, etc.
edge is generated solely from the linguistic
expressions through our cognition of their 6.2. An alternate account by the
meanings. Grammarians and the Mīmāṃsakas
Some further considerations enter in the
account of the origin of speech-generated So far, I have delineated the mainstream view
knowledge. Naiyāyikas note four further aux- in the Navya-Nyāya tradition ignoring any
iliaries, which are also necessary. Even if the difference of opinion and controversies within
bits of knowledge of the word-meanings are the Nyāya tradition or even between Nyāya
presented by the knowledge of the words in schools and others. My concern here has been
the relevant manner there must exist syntactic to give a causal account of the origin of the
expectancy between the words uttered in se- mental episode called ‘śābdabodha’, i. e. the
quence. In other words, words must be related hearer’s knowledge from the linguistic utter-
to each other in the way they are made to ance, underlining the usual nomological con-
relate in a given linguistic practice. There is nection between mental events. ‘Śābdabodha’
syntactic expectancy between word A and is also used, by extension, to denote the de-
word B, if the utterance of A cannot contrib- scription of the content of the hearer’s rele-
ute to the knowledge of the sentence-meaning vant knowledge. Given a sentence-utterance,
without being in combination with word B. one may ask: What is its śābdabodha? The
It follows that the utterances of words must answer is presumably given by describing the
follow an established linguistic practice, i. e. knowledge-episode which is produced in the
the grammar and syntax of a particular lan- hearer by the utterance. In this way, an in-
guage. Some have said that syntactic expec- stance of śābdabodha is given by the descrip-
tancy is in fact the sequential order in which tion of exactly the message contained in and
words and suffixes are arranged in a partic- communicated through the utterance of the
ular language following its rules of grammar sentence. This description corresponds very
and syntax (ānupūrvī = ākāṅkṣā). A se- roughly to what we sometimes call a ‘para-
quence of word utterance that violates these phrase’, provided such paraphrasing is done
established rules will not be potent to set the following a definite set of ›translational‹ rules.
mechanism in action and produce the relevant The idea is to represent the meanings of each
hearer’s knowledge. With such input, there is word along with its semantic connection with
no output such as an episode of word-gen- others in the cluster. Implicit relations are
erated knowledge. thereby made explicit and the meaning in-
The words and inflections may be juxta- tended by the speaker of the original sentence
posed following the rules of grammar and is supposed to be rendered unambiguous.
syntax, but if they are juxtaposed at random This process is variously called ‘śābdabodha’,
in this way, the result may still be at times a ‘anvayabodha’ or ‘vākyārtha-bodha’ (knowl-
nonsensical utterance such as ‘pigs fly’ or edge of the ›meaning‹ of the sentence).
‘drink bananas’. These utterances lack se- I have used the word ‘meaning’ here with
mantic fitness or compatibility (yogyata). some trepidation. It is clear from above that
Again, such utterances cannot be proper in- the Naiyāyikas along with many others in
puts for the śābdabodha mechanism. Thus India are trying to articulate the hearer’s
the hearer’s lack of awareness that the items meaning. Meaning, as the modern adage goes,
do not fit is a necessary factor, another aux- is not ›in the heads of the speakers‹, nor is it
iliary for language-generated śābdabodha. ›in the heads of the hearers‹ either. In actuality
The hearer should also have clear indication the hearers sometimes may hear but not fully
as to the spatio-temporal togetherness of the comprehend what is said. What goes on in
relevant words. This is ensured by the phys- the ›inner world‹ of the individual hearer is
ical proximity of such words. If the two not presumably accessible to us. We therefore
conceive here an ›ideal hearer‹ who is also a
90 I. Raum-zeitliche Übersichten
competent language-user. The idea is that the root and the verbal suffix. For example, ‘pa-
structured thought or knowledge-episode that cati’ [cooks] = ‘pac’ + ‘(a)ti’. According to
is supposed to arise (being caused in the above the Vaiyākaraṇas (Grammarians), the mean-
manner) in the ›ideal hearer‹ is what is shared ing of the verbal root (e. g. ‘pac’) is dominant,
by all language-user and hence inter-subjec- and therefore this should be selected as the
tively available. The knowledge-episodes aris- principal qualificand while a structural de-
ing in all individual hearers are distinct scription of the śābdabodha is in order. Con-
events, but, on this theory all such events sider the sentence
share the same structured content, provided ‘Rāmaḥ annam pacati’ [Rama cooks rice].
the original causal mechanism is triggered off It should first be analysed into the constituent
by the utterance of the same sentence in the lexical and grammatical elements (altogether
same situation (by the same speaker). In fact, six such elements here) as
the ideal hearer is like a computing machine, ‘Rāma + S/ anna + am/ pac + (a)ti’
where the input would be the utterance and Here ‘ti’ which is technically called ‘ākhyāta’
the output would be a corresponding here, means ›agency‹ which qualifies the
uniquely structured knowledge-episode. In meaning of the verbal root ‘pac’, i. e. the
conceiving such an ›ideal hearer‹, we have to cooking or the action conducive to cooking.
exclude obviously a number of other variable In fact the verbal root is said to have both
factors that may inhibit the functioning of meanings, the result (phala, here: cooking)
the said machine. The Naiyāyikas have and the activity conducive to such result. The
claimed in this way that an account or anal- meaning of the second ending or inflection,
ysis (or structural description) of the object- ‘am’, in the nominal root ‘anna’, is karma,
complex grasped by the knowledge-episode the accusative, or rather the substratum of
would be an account of the meaning of the accusativeness, and this is connected with the
sentence. Hence the equation: śābdabodha = meaning of the root itself by the relation of
vākyārthabodha. The ›meaning‹ is the object- identity. That is, the substratum, denoted by
complex related in a given manner that has ‘am’ is identical with rice (the meaning of
been grasped by the knowledge of the hearer ‘anna’). This complex is then connected (as
when he hears the sentence uttered. being the accusative) with the meaning of the
The said knowledge-episode is qualificative verbal root, cooking, being softening of the
in character. Its structure is assumed to be rice grain as well as the operation or activity
attributive-substantive in form (that is, the conducive to such softening. The ākhyāta, i. e.
›qualifier-qualificand‹ model), and hence the ‘ti’ has three meanings apart from meaning
structural description seeks to identify what agency, a substratum, a number (singular),
qualifies what: If ‘x is qualified by y’ then x and a particular time (present time). The one
can be called the qualificand, the substantive, with the first inflection, Rāma, is connected
and y the qualifier, the attribute. The lexical with the substratum of agency by the relation
items along with the grammatico-syntactic el- of identity, the number also goes along with
ements of the uttered sentence are mapped it, and the present time qualifies the operation
into the object-complex of the said knowl- or activity, one of the meanings of the verbal
edge-episode following some conventional root. Besides, I have already noted that the
rules of mapping. There is however difference meaning of ‘ti’ qualifies the meaning of ‘pac’.
of opinion among the philosophers as to Hence the description of the content of the
which word in the sentence would contribute śābdabodha, according to the Vaiyākaraṇas,
its meaning-element as the chief qualificand, is as follows:
the chief substantive. The chief qualificand is (1) It is the activity, which is presently taking
the nucleus around which the other elements place, which is tied to the substratum
would gather as qualifier, qualifier of the which is identical with one (single) Rāma,
qualifier, the bonding agent between a qual- and which is conducive to the softening
ifier and a qualificand and so on. located in the substratum which is iden-
The Grammarians and the Mīmāṃsakas tical with rice.
believe that the principal element in a sentence
is the verb itself and hence part of the mean- In the above presentation, I have followed
ing-complex of the verbal expression should the old Vaiyākaraṇas. The New Vaiyākaraṇas
be the chief qualificand. In Sanskrit, the ver- would have a slightly different structural de-
bal expression has two main parts, the verbal scription. Roughly the New School as found
e. g. in the writings of Nāgeśa (ca. 1670—
5. Indian philosophy of language 91
1750) and Kauṇḍabhaṭṭa (ca. 1610—1660) To avoid complications I have omitted the
would say: mention of singularity or singleness (ex-
(1 a) The activity of cooking occurring in pressed by the singular suffixes) in such items
present time has an agent which is iden- as the karman (rice), and the agent (Rāma).
tical with Rāma (or qualified by Rāma I have also avoided complications in the Eng-
as its agent) and qualified by rice which lish presentation by not giving the detailed
is connected with it by way of being its analysis of the connection between such items
object. as making function and cooking, cooking and
rice, cooking and firewood.
According to the Mīmāṃsakas, the meaning The Naiyāyikas however give a different
of the verbal suffix or ākhyāta, not of the analysis, for they believe that the word with
root, should be the principal qualificand. This the first ending (prathamā vibhakti) should
meaning is identified by the Mīmāṃsakas as be given primacy in a sentence and hence its
bhāvanā [making something to be, to become meaning should be selected as the chief qual-
or to happen]. Āpadeva (ca. 1610 A. D.) has ificand. All the other meaning elements in-
defined bhāvanā as “bhavitur bhāvanānukūlo cluding that of the verbal root or verbal suffix
bhāvaka-vyāpāraviśeṣaḥ” (Āpadeva 1911, 1). should be connected with this element as its
It is argued that in each sentence there is a qualifiers. To use an imagery, according to
verb, and in each verb there is an implicit the Vaiyākaraṇas, the meaning of the verbal
verb ‘bhū’ [to be, to become]. When some- root, and according to the Mīmāṃsakas, the
thing becomes, that which happens or be- meaning of the final verbal suffix, should be
comes is called ‘bhavitṛ’ [become-er] and it at the centre around which all other meaning-
presupposes something else that makes it be- elements should rotate. According to the Nai-
come, and the second item is called ‘bhāvaka’ yāyikas, the meaning of the word with the
or ‘bhāvayitṛ’ [maker of becoming]. Bhāvanā first ending (usually the nominative or the
is the operation or function of the maker subject), should be at the centre around which
conducive to his making whatever he makes. other elements should rotate.
Bhāvanā is therefore the making function. The meaning of ‘ti’ in ‘pacati’ on this view
This is expressed by the ākhyāta, ‘ti’, in ‘pa- is the effort, a property, which can be located
cati’, and according to the Mīmāṃsakas, this in the agent who cooks. Udayana (ca. 975—
meaning is the chief qualificand which the 1050) in Nyāyakusumāñjali gives the initial
action of cooking qualifies as a qualifier. In paraphrase of ‘pacati’ [cooks] as ‘pākānu-
fact, the action of cooking becomes the object kūla-vartamāna-yatna-van’ [possesses effort
(karman) or the instrument (karaṇa) of the at present conducive to cooking]. The Nai-
making function (bhāvanā). ‘Pacati’ [cooks] yāyikas in this regard have sometimes been
is paraphrased as ‘pākam karoti’ [makes followed by the Ālaṃkārikas such as Jagan-
cooking], and ‘annam pacati’ [cooks rice] is nātha (17th century) and Vedāntins such as
paraphrased as ‘pākena annam karoti’ [makes Dharmarāja (17th century). Consider the sen-
rice by cooking]. Here the meaning of the tence:
verbal root takes the role of a kāraka, a ‘Rāmaḥ mahānase kāṣṭhena annam pacati’
›maker‹, an auxiliary to making, just as the [In the kitchen Rāma cooks rice with fire-
meanings of the nominal roots are kārakas wood].
(and hence they take kāraka inflections ex- The structural description of the relevant
plicitly). Consider the sentence: hearer’s knowledge (generated in the above
‘Rāmaḥ kāṣṭhena annaṃ pacati’ [Rāma manner by the utterance) would be:
cooks rice with fire-wood]. (3) It is Rāma who is qualified by the effort
The initial paraphrase on this view would be: that is conducive to cooking, which cook-
‘Rāmaḥ kāṣṭhena pākena annaṃ karoti’ ing has rice as its object-goal (i. e. quali-
[Rāma makes rice by cooking by firewood]. fied by the ›object-hood‹ in rice), which
The final structural description of the knowl- is qualified by instrumentality in fire-
edge would be wood, and it is the same Rāma who is
(2) It is a making function, which is happen- qualified by being located in the kitchen.
ing at present, which is done through the
instrumentality of cooking (i. e. qualified The last clause can also be written as
by cooking), which (cooking) has rice as
its object-goal (karman) and is done
through the instrumentality of firewood,
and it is the making function qualified by
Rāma as its agent.
92 I. Raum-zeitliche Übersichten
(3 a) [...] which cooking is qualified by being ious verbs, ‘cooking’, ‘going’ and ‘knowing’)
located in the kitchen. etc. In fact the connectors are regarded as the
semantic counterpart of various syntactic-
In fact (3 a) would be more in accordance grammatical elements represented in the sur-
with the grammatical convention according face structure of the sentence. Identity is usu-
to which the locative is a kāraka which pro- ally the connector between the meaning-ele-
vides the location of the action. ments where two or more words are apposi-
The above way of representing the knowl- tional (have same endings or vibhakti).
edge-content is admittedly very cumbersome In the above analysis, the following cor-
and tenuous specially in its English version. relation between the linguistic elements and
In Sanskrit however, part of the complexity the corresponding components of the knowl-
is resolved by natural nominalizations, com- edge-content of the hearer has been made:
pound-formation, etc., which are very com-
mon features of the Sanskrit language. To Linguistic elements Components of knowledge
represent clearly the structure or formation The word ‘Rāma (+ s)’ Rāma
of this rather artificial description of the The verbal suffix ‘ti’ The effort (kṛti)
knowledge-content, we may use a device The root ‘pac +’ The action of cooking
which I had suggested earlier (Matilal 1968). ‘mahānasa +’ kitchen
Use ‘Q’ for qualification-connector and read The affix (locative) ‘-e’ location or occurrenthood
‘Q (ab)’ as ‘a (is) qualified by b’. Allow the ‘kāṣṭha +’ firewood
following formulas: The instrumental suffix ‘-ena’ instrumentability
(i) Q (ab) Q (ac) = Q (a (bc)). ‘anna +’ rice
(ii) Q (ab) Q (bc) = Q (a Q (bc)) The accusative ‘am’ objecthood
The affix ‘s’ in ‘Rāmaḥ’ The meaning of the stem
Read (i) as ‘a (is) qualified by both b and c’ itself (prātipadikārtha)
and (ii) as ‘a (is) qualified by b which is
qualified by c’. Using this convention we may 6.3. Supporting arguments for either view
represent (3 a) as
(3 a′) Q (a Q (e Q (e (rfk))) Both the Naiyāyikas and the Vaiyākaraṇas,
Where a = Rāma, e = effort, c = cooking, and also the Mīmāṃsakas, have given argu-
r = rice, f = firewood, and k = kitchen. ments to support their respective positions.
The above structural representation both re- The details of these arguments I shall omit
veals and conceals. We have used a simple here. Only one argument may be mentioned.
connector-function, a two-place predicate ‘Q’. This is based upon the supposed relationship
But in each case the specific nature of this between a sentence with a sub-sentence.
connector is different and hence it needs to Consider: ‘Look, the deer runs’ (Paśya
be spelled out in each case to reveal the struc- mṛgo dhāvati)
ture in full. In the fully explicit Sanskrit rep- The Vaiyakāraṇas argue that since this is
resentation, each connector is articulated in to be treated as a single sentence with one
language. For example, the connector be- principal qualificand in the content of the
tween cooking and rice is the objecthood that verbal knowledge, their own analysis with the
is resident (niṣṭha) in rice and conditioned meaning of the verbal root as the principal
(nirūpita) by cooking. When even a deeper element provides a better structural descrip-
analysis is required, it would be represented tion.
by saying that cooking is connected with ob- (1) It is the seeing (by you) which is the object
jecthood and objecthood is connected with of command, and which is at the present
rice. Writing ‘o’ for ‘objecthood’ we can write: time and which has the running as its
Q (c, r, Ro) object, which running belongs to the deer
and read it as ‘Rice qualifies cooking through as its agent.
objecthood connector’. Here, since the object (karman) is expressed
These ›connectors‹ or ›mixers‹ between the by a verbal root (dhāv [run]), and not by a
meaning-elements are usually of two types: nominal root, one would not expect a second
non-identity and identity. Non-identity has ending ‘am’ (those endings are specifically
various sub-categories, owner-owned (repre- meant for nominal stems). The proto-analysis
sented usually by genitive), location-locatable of the Naiyāyikas would have been
(represented by locative suffixes), objecthood,
goal-hood, contenthood (all represented by (1 a) The deer is qualified by the effort con-
the accusative suffix in connection with var- ducive to running, and your being the
5. Indian philosophy of language 93
location of seeing is the object of com- the structure of the object complex being
mand. uniquely determined by the particular sen-
Here clearly we have two sentences joined by tence that is uttered. In the case of perceptual
‘and’, and the two components are independ- knowledge such unique determination is ab-
ent of each other. But this is counter-intuitive. sent. For example, consider a perceptual sit-
For intuitively this sentence is to be treated uation where a cat is sitting on the mat. The
as a single sentence with a subordinate clause object complex which produces the perceptual
or subsentence. If however the first part is awareness has a ›neutral‹ structure, a cat, a
made dependent upon the latter part, the deer mat and a connection. The resulting percep-
would undoubtedly be the object (of seeing) tual knowledge may have either of the two
and hence the word for deer would have to forms: ‘The cat is on the mat’ or ‘The mat is
be inflected with second (accusative) ending. under the cat’. Different verbal expressions of
The Naiyāyikas do not think this to be a the perceptual knowledge reveal different
serious argument. For the above sentence can structures. But the utterance of ‘The cat is on
also be explained on their theory as one single the mat’ would produce in the hearer a knowl-
sentence with one subordinate clause. edge-episode with a determinate structure. It
(2) You are the locus of a commanded seeing, is the cat qualified by the occurrence-in-the-
which seeing has such deer as its object, mat. From the utterance of ‘The mat is under
as is qualified by the effort conducive to the cat’ there will be a different knowledge-
running. episode in the hearer.
The same feature, that of having a struc-
Here the entire sentence (subsentence) ‘the ture uniquely determined by the particular
deer runs’ refers to the object of seeing, not utterance, distinguishes language-generated
simply the expression for the deer, and there- knowledge from inference also. In inference,
fore there is no scope for the second (accu- the final knowledge episode is produced by
sative) ending to appear as an inflection for what is called a ‘parāmarśa’, a combined
the subsentence. Such inflections to be sure judgement based upon an awareness of the
appear in nominal roots only, not in a sen- presence of evidence (of liṅga or hetu), and
tence as a whole. another awareness (knowledge) of its con-
I shall conclude by noting a few arguments comitance with the inferable feature, the sād-
of the Naiyāyikas in support of the language- hya. The combined judgement may take ei-
generated knowledge as a separate knowl- ther of the two forms (revealing two different
edge, distinct from perception and inference. structures of the object complexes of the
In other words, a question generally arises: knowledge):
Why the hearer’s relevant knowledge from ‘The hill has smoke which is concomitant
the utterance cannot be a special case of in- with fire’
ference or even a case of perception? Why it or
should be regarded as another category of ‘There is such smoke on the hill as is con-
knowledge-episode, called ›verbal knowl- comitant with fire’.
edge‹? Both the Vaiśeṣikas and the Buddhists These judgements lead to two different
have settled for inference. That is, for them, knowledge-episodes (i. e. inferential knowl-
this so-called ›verbal knowledge‹ or speech- edge):
generated knowledge is only a special case of ‘The hill has fire’
inference. But the Naiyāyikas find it impor- or
tant to distinguish verbal knowledge from ‘There is fire on the hill’.
both perception and inference. Many argu- Although the verbal expressions of these two
ments have been given by Udayana as well inferential knowledge-episodes imply each
as other Naiyāyikas. I shall note only one other, the knowledge-episodes themselves are
argument here which will be based on Jagad- different as episodes. Hence the structural
īśa (ca. 1600 A. D.). content of the inferential knowledge-episode
He (Jagadīśa 1934) says that the verbal is not uniquely determined by the evidence or
knowledge or śābdabodha or the knowledge- the inferential mark (liṅga). But in the case
episode arising in the hearer from the utter- of the uttered sentence ‘The hill has fire’ there
ance of a sentence has always a determinate will arise a knowledge-episode with a
structure that constitutes it (niyantritārtha). uniquely determined structure. Thus, argua-
This determination is a causal determination, bly a śābdabodha, the hearer’s knowledge,
94 I. Raum-zeitliche Übersichten
“When names are incorrect saying is off course, & dealing with them in the same order. A point
then things are left undone, & then rites & music long overlooked (as in Hansen 1983, 100 ff),
do not flourish, & then punishment misses the resulting in serious confusion about Chinese
mark, & then the people have nowhere to lay hand logic, is that explanation of names (Canons
or foot. Therefore what the gentleman puts a name A 70—75, B 32 —82 ) and of joining names to
to can always be said, & what he says can always objects (Canons A 1—6, A 88—B 12 ) are
be put into effect. It is simply that the gentleman treated in different parts of the book as fun-
is never careless in what he says” (Analects 13.3). damentally different disciplines, of which only
Theorising begins in the 4th century B. C. the former relates to logic. The crucial differ-
with the sophists, from whom few fragments ence is that, since objects change, their rela-
remain (cf. 3.1.1.—4.). But from ca. 300 B. C. tion to names also changes, while relations
we have a manual of disputation from the between names do not. The Canons on change
school of Confucius’ earliest rival Mozi (late conclude the definitions with “›Staying‹ is
5th century B. C.), the Canons and their Ex- continuing as such” (Canons A 50), “ ›Neces-
planations, as well as the remains of two frag- sary‹ is unending” (Canons A 51). Names only
mentary treatises, Expounding the canons and temporarily ›stay‹ in objects, allowing the last
Names and objects (ch. 40—45 of the Mohist of four kinds of doubt (classified in Canons
corpus M ozi, translated Graham 1978). The B 10): “Is it knowing, or is it supposing the
Canons divide into a series of 75 definitions already ended to be so?”. Between names
of logical, ethical and geometrical terms, with however there are relations which never end,
an appendix listing different usages of a fur- and also, as causal necessity, between objects.
ther 12 (A 1—87), and a series of 93 propo- The relations are the ›joins‹ (classified in three
sitions (A 88—B 82). kinds in Canons A 83), one of them necessary:
“If without the other it is necessarily absent, the
2.1.2. ‘Name’ is classed among the terms with join is necessary. The judgments of the sages, em-
different usages. ploy but do not treat as necessary. The ›necessary‹,
“Name: Unrestricted, of the kind, private. Ex- accept and do not doubt”.
planation: ‘Thing’ is unrestricted; any object nec-
essarily awaits this name. Naming something 2.1.3. Explanation of names
‘horse’ gives its kind; for ›like the object‹ this name
is necessarily usable. Naming someone ‘Zang’ is
Since a common name is applied on the basis
private; this name stays confined to this object”
of similarity, one requires a standard for the
(Canons A 78).
name:
“The ›standard‹ is that in being like which it is so.
It may be noticed that the assumption that
Explanation: The idea, the compasses, a circle, all
one applies common names on grounds of
three may serve as standard” (Canons A 70).
similarity is so deep-rooted that ‘thing’, being
applied irrespective of similarity, is classed Although the Mohist frequently mentions
separately like the proper name. Referring to saying as the transmission of ideas or images,
an object by name, and all saying, are under- this does not affect his position as nominalist,
stood as presenting what the object is ›like‹: not conceptualist; it is only in the absence of
“›Referring‹ is presenting the analogue for an actual circle for comparison that one has
the object” (Canons A 31); “›Saying‹ is utter- to imagine one. The Mohist art of disputation
ing references” (Canons A 32 ). The proof that is based on the principle that a name, e. g.
knowledge of an object is sufficiently con- ‘ox’, either fits an object or does not, in which
veyed by names for what it is like is that to case what does fit is ‘non-ox’: “they do not
say that an unknown object is in colour like both fit, and if they do not both fit necessarily
a known object which is white conveys that one does not fit” (Canons A 74). Debate on
it is white (Canons B 70). Knowledge, other whether an object is ox or horse (it could be
than of concrete objects and of how to act, neither) or whelp or dog (it could be both)
is conceived exclusively in terms of naming: are excluded on principle from the art; “in
“Knowing: By hearsay, by explanation, by personal
›disputation‹ one calls it this, the other calls
experience. Of names, of objects, of how to join
it not this, and to fit is to be the winner”
them, of how to act” (Canons A 80).
(Canons B 35). Namings are said to ›exclude
The fourfold classification of knowledge each other‹ or ›follow from each other‹, but
by explanation seems to be the basis of the the Mohist has the same indifference as all
organisation of the Canons, since both defi- Chinese thinkers to the forms of argument.
nitions and propositions run in sequences His whole attention is focused on the defining
of names. Thus he has no account of the
96 I. Raum-zeitliche Übersichten
syllogism but does have definitions of the swer) If men do not fill the limitless, men are
quantifiers: “ ‘All’ (jin, verbally ‘exhaust’, ad- limited, and there is no difficulty about exhausting
verbially ‘all’) is none not being so” (Canons the limited. If they do fill the limitless, the limitless
A 43), “ ‘Some’ is not all” (Names and objects has been exhausted, and there is no difficulty about
5). He uses ‘xian’ [beforehand (of knowl- exhausting the limitless” (Canons B 73).
edge)] founded on the operation of names
without appeal to observation (cf. our ‘a 2.1.4. Explanation of joining names to
priori’), and says of the circle: “By the things objects
which follow from or exclude each other one
may know beforehand that something is this” This second discipline is concerned, not with
(Canons A 93). It is characteristic of his ap- inferring from the known to the unknown,
proach that he offers no consecutive demon- but with describing the known consistently,
stration of this claim, instead designs his scat- naming the similar similarly and the different
tered definitions to interlock in a chain arrivat differently. Four varieties of sameness and
‘circle’ from the undefined terms ‘like’ and difference are distinguished (Canons A 86,
‘so’ (= ‘like it’) at the foundations of his 87): being identical or two, belonging to a
theory of naming. “ ›Exhausting‹ is none not whole or not belonging, being together or not,
being so” (Canons A 43), “ ›Same in length‹ is being of a kind or not. Whether two objects
exhausting each other when laid straight” are judged the same or different is for some
(Canons A 53). “The ›centre‹ is the place from names relative to a third object (‘more/less’,
which they are the same in length. Explana- ‘elder/younger’), for other names is not
tion: Distances outward from this are alike” (‘white/black’, and above all the crucial ‘this/
(Canons A 54). “ ›Circular‹ is having the same not this’) (Canons A 88). The Canons lay
lengths from one centre” (Canons A 58). The down a procedure in four stages for defending
weak link is ›straight‹, which he has to define a description (Canons A 93—B 2 ): (1) The
by visual alignment (a difficulty familiar also ›commitment‹; to explain why you call some-
in the Western tradition): “›Straight‹ is thing short you say what you are committed
aligned” (Canons A 57). Similarly he describes to calling long. (2 ) The ›standard‹ for the
the virtues and vices as “what the sage desires name (cf. 2 .1.3.). (3) What you depend on
or dislikes beforehand on behalf of men” (Ex- (yin) in applying a standard which does not
pounding the canons 2 ), and organises his eth- fit exactly. ‘Circle’ does fit exactly, but to
ical definitions in a chain deriving from the apply ‘black man’ to a man only partially
undefined ›desire‹ and ›dislike‹ (the usages of black requires a decision as to which parts of
which he distinguishes in Canons A 84). The the body to depend on. (4) The ›kind‹; what-
Explanations attached to the Canons do in- ever name is given to the object must be
clude consecutive demonstrations. But even usable of all of the same kind. The Canons
in the following, very neat in form (to be discuss the sentence only in terms of ›linking‹
contrasted with the very different kind of names (Canons B 3); thus in describing two
argument used in joining names to objects, men one may link ‘both’ with ‘fight’ (‘They
2 .1.4.), the Mohist’s attention is not on an both fight’) but not with ‘two’ (‘They are both
abstractable form but on the precise use of two’), an observation which leads on to fur-
names: no less than seven of the words, the ther differentiations of distributive and col-
most important, have been defined elsewhere lective usages.
in the corpus. The issue discussed is whether We find a more advanced and presumably
one can love all men if their number is infinite, later system in Names and objects. This trea-
i. e. if space is infinite (for which ‘The south tise (which begins ‘Names and objects do not
is limitless’ was the standard formula) and is join necessarily’) distinguishes in its fragmen-
everywhere inhabited. tary first part between ›naming by shape and
“Being limitless is not inconsistent with some- characteristics‹ (e. g. ‘mountain’, ‘sword’),
thing being done to every one. Explanation: (Ob- ›naming by number and measure‹ (e. g. ‘big’),
jection) The south if limited is exhaustible, if lim- and ›naming by residence and migration‹ (e. g.
itless is inexhaustible. If whether it is limited or ‘Qin horse’). Observing that
limitless is not yet knowable, then whether it is “to have a certain Qin horse is to have a certain
exhaustible or not, whether men fill it or not, and horse & to know that it is the horse of a comer
whether men are exhaustible or not, are likewise from there”, and that “in cases where naming can-
not yet knowable, and it is fallacious to treat it as not be by shape and characteristics we may know
necessary that men may be exhaustively loved. (An- such-and-such even if we do not know this thing
is such-and-such” (Names and objects 2).
6. Chinese philosophy of language 97
It arrives at the crucial insight that “know- clear that the exposure of idiomatic shifts is
ing is different from having an image”; thus the whole point of the exercise. Thus the
“having an image of a pillar is not having an Mohists had been accused of inconsistency in
image of wood, it is having an image of the advocating both love of everyone and exe-
wood of this pillar”, while on the other hand cution of robbers; it was objected that ›Rob-
“having an image of a catch of game is having bers are people, killing robbers is killing peo-
an image of birds” (Names and objects 3). ple‹. They discerned that what makes this
With recognition of the distinction between formulation treacherous is that it seems to
the complex name conveying an image and say more than ‘A robber is a man, to kill a
the sentence by which one knows, attention robber is to kill a man’; ‘sha’ [kill] combined
shifts to the similarities and differences be- with ‘dao’ [robber] becomes ‘sha dao’ [exe-
tween sentences. The four types of sameness cuting robbers], combined with ‘ren’ [people]
distinguished in the Canons (identity, belong- becomes ‘sha ren’ [murder], so that execution
ing to the whole, together, of a kind) are of an enemy of mankind seems to be the
repeated and summed up as “sameness with murder incompatible with love of mankind.
the same name”; then four more types are The confusion is exposed by classing this with
listed and contrasted with the former as sentences of the second kind which make sim-
“sameness with the some root” (Names and ilar idiomatic shifts (Names and objects 15).
objects 6). Of these two are plainly intelligible “Huo’s parent is a person, serving her parent is
from the many examples of parallel sentences not ›serving a person‹ (shi ren [serving a husband]).
quoted as the same or different, and as about Her younger brother is a handsome man, loving a
being ›this‹ or ›so‹: ›sameness in being this‹ younger brother is not ›loving a handsome man‹
(of ‘A white horse is a horse’ and ‘A black (loving him for his looks) [...] The whole world
horse is a horse’) and ›sameness in being so‹ agrees in accepting these; but if such is the case,
(of ‘Rides a white horse’ and ‘Rides a black there is no longer any difficulty in admitting that,
horse’). It seems then that the ›root‹ is the although robbers are people, loving robbers is not
complement (‘is a horse’) or the main verb ›loving people‹ (loving mankind), not loving rob-
(‘rides’), which in Classical Chinese are most bers is not not loving people, killing robbers is not
conveniently treated, not as predicated of a ›killing people‹ (murder).”
subject, but as the sentence core expandable If this argument is mistaken for a muddled
with dependent elements including the sub- attempt at logical demonstration (of which
ject. This interpretation of the ›root‹ agrees we saw a meticulous example in 2 .1.3.), it
with the description of the ›ci‹ [sentence] seems to depend on an arbitrary decision to
(Names and objects 10): class with the second instead of the first kind
“The sentence is that which is generated in accor- of sentence. But an opponent could not reply
dance with facts, grows up according to a pattern, ‘I prefer to class with ‘A white horse is a
and proceeds according to its kind”. horse, riding a white horse is riding a horse’’
As for ›proceeding according to its kind‹, without shifting the meaning to the neutral:
‘A white horse is a horse’ proceeds (xing) to ‘A robber is a man, killing a robber is killing
‘Riding a white horse is riding a horse’ (i. e. a man’, emptying the sentence of the pejora-
implies it), but there are superficially parallel tive associations incompatible with universal
sentences which do not proceed similarly, be- love. It may be noticed that quantification is
cause they are not of the same kind. To sort irrelevant to this issue; when Names and ob-
out the possibilities of confusion the Mohist jects does introduce quantification, it is in
distinguishes between cases of (1) ›being this making another sort of distinction, between
(e. g. horse) and so (that one rides it)‹ (2 ) ‘He rides horses’ (which implies only having
›being this but not so‹ (3) ›being not this but ridden at least one horse, Names and objects
so‹. He then lays out series of parallel sen- 17) and the superficially parallel ‘He loves
tences, by comparison with which one decides people’ (which implies loving all mankind).
to which kind a sentence belongs. His group- These and other analyses and comparisons
ings of sentences alike in form are easily mis- show that sentences
understood as a unique case of a Chinese “become different as they proceed, become dan-
thinker attending to logical form, but misled gerous when they change direction, fail when car-
by failure to notice idiomatic shifts. But once ried too far, become detached from their base when
it is seen that they belong to his art of con- we let them drift, so that we must on no account
sistently joining names to objects, it becomes be careless with them, and must not use them too
98 I. Raum-zeitliche Übersichten
rigidly. Hence saying has many methods, separate make their conventional names general and thereby
kinds, different reasons, which must not be looked mark things off from each other” (Xunzi 142).
at only from one side” (Names and objects 12). We observe similarities and differences be-
tween objects, then
2.2. Xunzi “we proceed to name them. If they are similar name
them similarly, if different differently. If a single
2.2.1. Among early Confucians Xunzi (ca. name is sufficient to communicate, use a single
2 98—2 38 B. C.) has an essay M aking names name; if not, use a compound. When the single is
correct. Like the Canons, on which it probably nowhere inconsistent with the compound, it is more
depends, this begins with a series of defini- general, and it is no objection to it that it is more
tions of key terms. Xunzi recognises naming general. To know that different objects have dif-
as by convention, a point not made explicitly ferent names and therefore make every different
in surviving Mohist texts, although probably object have a different name, so that they cannot
implicit in their criticisms of Zhuangzi be confused, would be no better than making every
(3.2.2.). different object have the same name. Therefore,
“Names have no inherent appropriateness, one although the myriad things are so many, there are
names by convention. When the convention is fixed times when we wish to refer to all of them, and
& the usage established one calls them appropriate, therefore call them ‘things’. ‘Thing’ is the major
when they differ from the convention one calls general name. Pushing forward to generalise, be-
them inappropriate” (Xunzi 144). yond the general here is the more general, and only
Consequently names change with the when there is nothing more general do we stop.
times: “Should a true king arise, he will cer- There are times when we wish to refer to some
tainly follow some of the old names and in- rather than others, and therefore call them ‘birds’
vent some new names” (Xunzi 141). To invent or ‘animals’. ‘Bird’ and ‘animal’ are major distin-
names which conflict with the convention guishing names. Pushing distinctions further,
should be treated as “like the crime of falsi- within distinctions there are distinctions, and only
fying tallies and measures” (Xunzi 140). Al- when there are no more distinctions do we stop”
though like Names and objects he mentions (Xunzi 143 f).
the ‘ci’ [sentence], it is not clear that he has
got past the assumption of the Canons that it 2.2.2. Xunzi lays down three tests of whether
is a mere ›linkage‹ of names: names are being properly applied; these may
“The object being conveyed when the name is heard be seen to correspond to the Mohist classifi-
is the function of names. Composing a text by cation of knowing how to join names to ob-
connecting them is the linking of names. When its jects, knowing objects and knowing names.
function and links are both grasped one is said to He classes fallacious propositions by which
know the name. The ›name‹ is the means of mark- test they fail. Test 1: ›the purpose of having
ing connected objects off from each other. The names‹, which is to clarify similarities and
›sentence‹ is a compounding of the names of dif- differences. The Mohist’s ‘Killing robbers is
ferent objects to organise a single idea” (Xunzi 147). not killing people’ is classed as a case of
His nominalism is as uncompromising as “disordering the names (i. e. in the description) by
the Mohist’s. ‘Shí’ [object] (unlike the more confusion in the use of names. If you test it by the
general ‘wu’ [thing]) is concrete and particu- purpose of having names and observe which alter-
lar: native proceeds, you can put a stop to it” (Xunzi
“There are things the same in characteristics but 145).
different in place, and things different in charac- Here Xunzi takes the common sense posi-
teristics but the same in place, which are to be tion that ‘Robbers are people’ does ›proceed‹
distinguished. Things the same in characteristics to ‘Killing robbers is killing people’, but he
but deemed different in place, although joinable we agrees with the Mohist in treating the issue
call two objects; things deemed different in that as one, not of inferring from the unknown to
characteristics have altered without objects becom- the known, but of coherently describing the
ing distinct we call ›transformed‹, and what has known.
transformation without distinction we call one ob- “Therefore the wise made for us divisions and
ject” (Xunzi 144 f). distinctions, in the first place to clarify levels of
Objects if similar can share a common value, in the second place to discriminate between
name. same and different. When levels of value are clar-
“With whatever is the same in kind and in es- ified, and same and different distinguished, there
sentials, the presentation by the senses of the image is in consequence never the trouble of intentions
of a thing is the same. Therefore, when compared, not being communicated, never the misfortune of
being assimilable they interchange; this is why we affairs being hampered and frustrated” (Xunzi 142).
6. Chinese philosophy of language 99
Test 2 : ›the evidence on which we assimilate we may notice what seems to be an underlying
and differentiate‹, which comes from percep- assumption of Chinese in contrast with West-
tion by the five senses in conjunction with a ern thought, that language makes divisions in
judgment by the heart (supposed in ancient the whole rather than brings discrete entities
China to be the organ of thought). Such a together. Hansen (1983, 30 ff), in calling at-
claim as ›the essential desires are few‹ (a thesis tention to this difference, explains it by the
of Song Xing, 4th century B. C.) is a case of Chinese noun functioning more like the mass
“disordering the names by confusion in the consid- nouns of Indo-European languages than the
eration of objects. If you test it by the evidence on count nouns marked by grammatical number.
which we assimilate and differentiate, and observe Since dividing and naming are guided by both
which alternative agrees with it, you can put a stop subjective interests and objective differences,
to it” (Xunzi 145). Chinese thought does not draw a sharp line
Here we are in the realm of the Mohist between prescription and description; ›mak-
knowledge of objects; the thesis, as Xunzi ing names correct‹ is a socially regulative ac-
explains when directly criticising Song Xing, tivity not only for Confucius but for the whole
conflicts with the factual evidence that there tradition. Xunzi puts value distinctions before
is a wide variety of desires essential to being the same and the different (cf. 2 .2 .2 . Test 1);
human. Test 3: ›the pivotal requirements for for Zhuangzi dividing starts from self-centred
instituting names‹, in particular ›the conven- preference, and it is in ceasing to divide that
tion for the name‹ (presumably the defini- one finds oneself moving spontaneously on
tion). ‘A white horse is not a horse’ (a noto- the course which is the Way.
rious sophism of Gongsun Long, early 3rd
century B. C.) is a case of 3.1.2. Radical questions about naming had
“disordering the objects by confusion in the use of already been raised by the sophists, of whose
names. If you test it by the convention for the work we possess only lists of unexplained
name, and use the accepted to show the fallacy in paradoxes (some ascribed to Hui Shi, an elder
the rejected, you can put a stop to it” (Xunzi 146). friend of Zhuangzi), and two essays (The
This belongs to the Mohist realm of knowl- white horse and Pointing and things) ascribed
edge of names, and for Xunzi too is the only to Gongsun Long. The latter are preserved in
type which raises logical issues. The Confu- the book Gongsun Long zi, the rest of which
cian Kong Chuan had replied to Gongsun (with the probable exception of a dialogue on
Long that ‘horse’ is simply more general than left and right) was forged between A. D. 300
‘white horse’. For Xunzi the same answer and 600. The white horse defends his sophism
would follow from his principle that a single ‘A white horse is not a horse’. Pointing and
name is more general than a compound, but things is the most variously interpreted doc-
if compatible with it can apply to the same ument in Chinese philosophical literature, but
object. The third type of error, like the second, on the reading assumed here (cf. Graham
is a factual mistake; unlike the second, it 1978, 457 ff) its theme is a crucial problem of
derives not from bad observation but from naming. Since the function of names is to
bad logic. point out one object from another (cf. Xunzi’s
›instituted names whereby to point out ob-
jects‹, 2 .2 .2 . Test 1), how can there be such a
3. Sophist and Taoist criticism name as ‘world’ to embrace the whole? Even
of language among Taoists, who are quite willing to ac-
cept the undivided as the nameless, one meets
3.1. The Sophists and Zhuangzi such a sentence as “ ‘Universal’, ‘everywhere’,
‘all’, these three are different names for one
3.1.1. The Confucians and Mohists were object, what they point out is one” (Zhuangzi
moralistic schools, concerned with fixing 161). But if these names indeed serve to point
names in order to lay down the firm standards out, one is driven to the paradox enunciated
for the conduct of life and government which at the head of Gongsun Long’s essay: “When
constitute the ›Way‹ (dao) in which society no thing is not the pointed out, to point out
should be organised. The Taoist texts is not to point it out”. The essay starts with
Zhuangzi (nucleus by Zhuangzi ca. 32 0 B. C.) a defence of the thesis:
and Laozi (first attested ca. 2 50 B. C.) take “[...] That, nothing within the world being the
the opposite position, that standards and pointed out, a thing may not be said to be the
names hamper us in reaching the Way. Here pointed out, is there not being anything not the
pointed out, which is no thing not being the pointed
100 I. Raum-zeitliche Übersichten
out; and no thing not being the pointed out, to Hui Shi’s friend the Taoist Zhuangzi takes
point out is not to point it out”. up both these themes of the sophists, in the
The sophist then refutes the thesis, arguing swift fluid style which reflects his distrusts of
that the pointing out of world is the collection the precise formulations of sophists and Moh-
of the pointings out of things: ists.
“That nothing within the world is the pointed out “Saying is not blowing breath, saying says some-
derives from each thing having its own name and thing; the only trouble is that what it says is never
not being deemed the pointed out. When though fixed. Do we really say something? Or have we
not deemed the pointed out we say they are the never said anything? If you thing it different from
pointed out, we make a collection of the not the twitter of fledgelings, is there proof of the
deemed the pointed out [...] It is not that to point distinction? Or isn’t there any proof?” (Zhuangzi
out is not to point it out, it is pointing out with a 52 ). “If you look at them from the viewpoint of
thing conjoined which is not pointing it out.” their differences, from liver to gall is as far as from
Chu to Yue; if you look at them from the viewpoint
3.1.3. Several of the sophisms preserved with- of their sameness, the myriad things are all one”
out their arguments raise issues of naming. (Zhuangzi 76 f).
The Mohists, while recognising that an object
may have more than one name, such as 3.1.4. Much of Zhuangzi’s criticism takes ad-
‘whelp’ and ‘dog’, had denied that one may vantage of the Chinese practice of making
call a dog a ‘crane’, on the grounds that what judgments with demonstratives, ‘this’ or ‘so’
is so of it is not so of a crane. Such a transfer referring back to a name, which calls atten-
they call ‘loan-naming’, and object that tion (as Western ‘true’ does not) to the de-
“what it is loan-named it necessarily is not, other- pendence of a judgment on the initial choice
wise it would not be a loan-name. When a dog is of name. To assent to an object being an ox
loan-named to be a crane, it is as when ‘Crane’ is in Classical Chinese you must have divided
given as its personal name” (Canons B 8). off oxen as ›this‹ from non-oxen as ›that‹.
But the dismissal assumes that there are Nor is this the only preceding choice; the
already acknowledged standards for what is Mohists recognised that to describe objects
so of a dog and of a crane. If all naming is often assumes a choice, not only of the stan-
conventional, is any object in itself the thing dard for the name, but of which object or
we call it rather than another thing? Among part of it to ›depend on‹ (yin) in applying the
the propositions of the sophists is “A dog standard (cf. 2 .1.4.). This complication in-
may be deemed a sheep” (Zhuangzi 2 84), on spired the unattributed sophism “A white dog
which the commentator Sima Biao (died A. D. is black” (Zhuangzi 2 84), on which Sima Biao
306) says: comments:
“By the name one names the thing but it is not the “When a dog’s eyes are blind we call it a blind
thing. The name ‘dog’ or ‘sheep’ is not the dog or dog, when a dog’s eyes are big we do not call it a
sheep. If what is not a sheep may by naming be big dog. Here in the former case it is this and in
deemed a sheep, a dog may be named a ‘sheep’. In the latter is not. If so, a white dog with black eyes
Zheng what they call ‘pu’ is undressed jade, in may also be deemed a black dog”.
Zhou unprepared ratmeat. Therefore the form be- From such considerations Zhuangzi drew
longs to the thing but the name to man”. the radical conclusion that every judgment as
Difficulties were seen also in the assumption to what thing an object is starts from arbi-
that we can divide things into kinds and judge trary choices of which alternative is ›this‹
oxen similar to each other and different from rather than ›that‹ and of which tests to ›de-
horses. The Mohists themselves acknowl- pend on‹, which could just as well have been
edged that kinds differ in scale, the same made the other way round. Gongsun Long
object being on the smaller a deer and on the wasted his time trying to prove that a white
larger an animal (Canons B 2 ). Hui Shi sees a horse is not a horse; you have only to reverse
paradox in classing things as either the same the names ‘horse’ and ‘non-horse’, and what
or different: was previously called a horse is not a horse.
“Being both similar on a large scale and different Moreover even when the choices are made,
from the similar on a small scale is what one calls there will be a moment of change when the
‘being similar or different on a small scale’. The name ceases to apply and the object is simul-
myriad things to the last one being similar, to the taneously this and not this, as shown by a
last one being different, is what one calls ‘similar paradox of Hui Shi: “At the moment of being
or different on the large scale’” (Zhuangzi 283). at noon the sun is declining, at a moment of
6. Chinese philosophy of language 101
being alive a thing dies” (Zhuangzi 2 83). This never had borders, saying has never had
is only one of a series of spatio-temporal norms; it is by a ‘This’ which deems that a
paradoxes of Hui Shi (e. g. ‘The South has a boundary is drawn” (Zhuangzi 57). But since
limit yet has no limit’) which could be read naming is only of the things we divide up,
as proofs that there can be no division with- even the ›dependent This‹ lapses in the word-
out contradiction. Zhuangzi’s solution is to less Illumination in which division even of self
open oneself to the ›illumination‹ of ceasing and other ceases altogether. This state is con-
to divide even self from other. All these ceived in Chinese terms as the discovery, not
themes mingle in the following lengthy pas- of ultimate Reality or Being (the existential
sage: ‘you’ [there is] is in any case used only of
“The Way is hidden by the complete on a small concrete things) but of that ›Way‹ guiding
scale, saying is darkened by its foliage and flowers. action which Confucians and Mohists try
Consequently we have the ‘This or not this’ of vainly to pin down in words. The Way is the
Confucians and Mohists, by which what for one direction in which, in ceasing to divide, you
of them is this for the other is not, what for the find yourself tending spontaneously, moved
one of them is not this for the other is. If you wish by forces you no longer conceive as outside
to affirm what they deny and deny what they af- you. In the words of a Taoist describing one
firm. The best means is Illumination. No thing is level of trance, “names and objects had not
not that, no thing is not this. If you make yourself found a way in, but the impulses were coming
that they do not appear, if you know of yourself up from my heels” (Zhuangzi 97).
you know of them. Hence it is said, ‘That comes “The Way in being walked becomes complete,
out from this, this too depends on that’, the opinion things by what you call them become so [...] The
that that and this are born in the same moment. dividing of them is completion, the completion of
However, ‘at the moment of being alive one dies’ them is dissolution; all things by completion or
and at the moment of dying one is alive, at a dissolution reverting interchange and are deemed
moment of being allowable the one (i. e. that one to be one. Only the understanding which is unres-
is alive) becomes unallowable, at a moment of tricted knows how to interchange and deem them
being unallowable the other (i. e. that one dies) one: the ›This‹ which deems it does not use, but
becomes allowable. If depending on the one it is finds for them lodging-places in the usual. The
this then depending on the other it is not, if de- ›usual‹ is the usable, the ›usable‹ is the interchange-
pending on the one it is not then depending on the able, to ›interchange‹ is to have grasped; and once
other it is. This is why the sage does not take this you grasp it you are almost there. The dependent
course, but opens them up to the light of Heaven; ›This‹ comes to an end; and when it is at an end,
his too is a dependent ‘This’. This too is that, that that of which you do not know what is so of it you
too is this. There they say ‘This or not this’ from call the ‘Way’” (Zhuangzi 53 f).
one point of view, here we say ‘This or not this’ Since all naming implies division, the un-
from another point of view. Are there really that divided can have no name; ‘Way’ itself is
and this? Or really no that and this? Where neither merely a term relating it to action. It is a case
that nor this finds its opposite is called the axis of of that ›loan-naming‹ to which the Mohists
the Way. When once the axis is found at the centre objected: “ ‘Way’ as a name is what we loan-
of the circle, there is no limit to responding with name to walk it” (Zhuangzi 153). Even to call
either, on the one hand no limit to what is this, on it the ‘One’ is to separate oneself off from it.
the other no limit to what is not. Therefore I say “‘Nothing in the world is bigger than the tip of
‘The best means is Illumination’. Rather than use an autumn hair, and M ount Tai is small; no one lives
the pointed out to show that ‘to point out is not longer than a doomed child, and Peng Zu died young;
to point it out’, use what is not the pointed out. heaven and earth were born together with me, and
Rather than use the horse to show that ‘a horse is the myriad things and I are one’ — Now that we
not a horse’ use the non-horse. Heaven and earth are deemed one, can I still say something? Already
are a single thing pointed out, the myriad things having called us one, did I succeed in not saying
are a single horse” (Zhuangzi 52 f). something? One and the saying make two, two and
one make three. Proceeding from here even an
3.1.5. It is in this passage that Zhuangzi in- expert calculator cannot get to the end of it, much
troduces a technical term of his own, the less a plain man. Therefore if we take the step from
›dependent This‹ (yin shì) which shifts with nothing to something we arrive at three, and how
changing viewpoints and circumstances, much worse if we take the step from something to
treating all division and naming as fluid; he something. Take no step at all, and the dependent
contrasts it with the ›This which deems‹ (wei ‘This’ comes to an end” (Zhuangzi 56).
shì) of Confucians and Mohists who assume
fixed divisions and names. “The Way has 3.1.6. Since philosophers argue from differ-
ent definitions of names, disputation can lead
102 I. Raum-zeitliche Übersichten
to no agreed result. Debating with Hui Shi with the even. Hence the dictum ‘In saying say
Zhuangzi says: nothing’. If in saying you say nothing, all your life
“‘If archers who hit what they haven’t previously you say without ever having said, all your life you
marked off as the target were to be called good refuse to say without ever failing to say. What from
archers, everyone in the world would be as great one standpoint is allowable from another is unal-
an archer as Yi — allowable?’ ‘Allowable’, said Hui lowable, what from one standpoint is so from an-
Shi. ‘If the world has no common ‘This’ and each other is not so” (Zhuangzi 107).
treats as this what is this for him, everyone in the
world is as great a sage as Yao — allowable?’ 3.2. Laozi
‘Allowable.’ ‘Then of the four doctrines of Confu-
cians & Mohists, Yang and Bing, which with your 3.2.1. The Taoist, instead of arguing with
own make five, which is really ‘this’” (Zhuangzi Confucians and Mohists over their conflicting
101). definitions of the Benevolence and Duty
How then should one use language to guide which they mistake for the Way, uses or dis-
towards the Way? Zhuangzi recommends cards the moral terms according to whether
three methods (Zhuangzi 106 f): (1) “ ‘Saying in given circumstances he sees them as coin-
from a lodging-place works 9 times out of 10’ ciding with the Way.
— You borrow from outside to sort the mat- “Names are tools for public use, one should not
ter out”. This has traditionally been taken for have too strong preferences between them. Benev-
the literary device of speaking through imag- olence and Duty are the grass huts of the former
inary characters, but seems rather to be ar- kings; you may put up in them for a night but not
gumentum ad hominem. By ›lodging-place‹ settle in them for long, and the longer you are
Zhuangzi elsewhere means the temporary noticed in them the more will be demanded of you.
standpoints between which the sage circulates The utmost men of old borrowed right of way
as circumstances change; in ›saying from a through the benevolent, lodged for a night in the
lodging-place‹ you argue from the other dutiful, to roam in the emptiness where one rambles
man’s definitions, which although arbitrary without a destination” (Zhuangzi 129).
are the ones you must start from to shake his The sage grasps the Way as a carpenter
faith in fixed divisions. “If mine are the same masters his craft:
as his he responds, if not he turns the other “If I chip at a wheel too slowly, the chisel slides
way. What agrees with his he approves with and does not grip; if too fast, it jams and catches
a ‘This’ which deems, what disagrees he re- in the wood. Not too slow, not too fast; I feel it in
jects with a ‘Not this’ which deems.” (2 ) the hand and respond from the heart, the mouth
“ ‘Weighty saying works 7 times out of 10’ — is unable to say it, there is a knack in it somewhere
It is what you say on your own authority”. which I cannot convey to my son and my son
Weighty saying makes its point without ar- cannot learn from me” (Zhuangzi 140).
gument; it is presumably most concentrated All that the sage values in words is an ›idea‹
in aphorism. Its value depends on the expe- which guides in the right direction, not of
rience of the speaker; an old man without course an intellectual concept but the image
experience is only an ›obsolete man‹. (3) of something concrete inseparable, outside
“ ‘Spillover saying is new every day, smooth logical discussion of such a name as ‘circle’,
it out on the whetstone of Heaven’ — Follow from the impulse to act with which one re-
what it depends on and let the stream find its sponds to it. (Needless to say, there is no idea
own channels; this is the way to last out your of the Way.)
years.” The metaphor here is from a type of “The bait is the means to get the fish where you
vessel designed to tip over and right itself want it; catch the fish and you forget the bait. The
when filled too near the brim. Since language snare is the means to get the rabbit where you want
fits things ›unevenly‹, to let the ›dependent it; catch the rabbit and you forget the snare. Saying
This‹ vary with circumstance, keeping a fine is the means to get the idea where you want it;
balance between affirming too strongly and catch on to the idea and forget the saying. Where
too weakly, is the most natural way to talk, shall I find a man who forgets what was said, so
not wearing yourself out and shortening your that we can say something to each other?”
life by forcing experience into a rigid frame; (Zhuangzi 190).
without it, ›who could keep going for long?‹.
In distinguishing and naming you treat all 3.2.2. In Laozi there is none of Zhuangzi’s
divisions as fluid and provisional, aware that intellectual ›saying from a lodging-place‹ to
no name fits perfectly. smash conceptual schemes, but intensive ex-
“If you refrain from saying, everything is even; ercises in the aphoristic mode of his ›weighty
the even is uneven with saying, saying is uneven
6. Chinese philosophy of language 103
saying‹ and the paradoxes of his ›spillover poem throughout moves backward and for-
saying‹. This philosophical poem is not a the- ward between treating the Way as nothing or
oretical but a practical demonstration that all something, the nameless or a ›thing‹ with a
names mislead unless you shift their meaning name. “The Way is constantly nameless [...]
from sentence to sentence and with a change Only when it is cut up are there names” (Laozi
of context use them to say the opposite (Laozi 32 ). Now that it is cut up, when you search
78): “Correct saying is as though wrong way into the origin of things, “from the present
round”. Its mode of language, in which the to the past its name does not depart” (Laozi
sayer can himself say “The knower does not 21). To get to it you ceaselessly rename it.
say, the sayer does not know” (Laozi 56) is “There is a thing completed by jumbling to-
already in full spate in the preliminary words gether,/born before heaven and earth. [...] It may
on the Dao [‘Way’, verbally ‘speak of as the be deemed the mother of heaven and earth./I have
Way’] with which the book starts: not got to know its name,/style it the ‘Way’. I force
“A dao which can be dao-ed is not the constant a name on it, ‘Great’,/for great say ‘Receding’,/for
Dao,/a name which can be named is not the con- receding say ‘Far’,/for far say ‘Gone back’” (Laozi
stant name./The nameless is the beginning of 25).
heaven and earth,/the named is the mother of the
myriad things./By being constantly desireless ob- 3.2.3. The section of the Mohist Canons on
serve the most fine in it,/by constantly having de- the logical relations between names (Canons
sires observe where it tends./These two are the same B 32 —82 ) has a number of items defending
in origin but differ in name; as the same, call them the art of disputation against the Taoist en-
the ‘Dark’./Go from the dark into the darker,/to terprise in deconstruction. Debate being con-
the gate of all that is most fine.” fined strictly to the issue of whether e. g. ‘ox’
The first sentence rejects the formulated or ‘non-ox’ fits the object, so that necessarily
ways and fixed names of Confucians and oth- one fits if the other does not, there is no room
ers, but suggests that beyond them there is for doubt that in disputation one party i s
indeed a constant Way with a constant name. right and the other wrong. That the Mohist
Yet the contradiction in ‘a name which can thinks even of debating philosophers as ob-
be named is not the constant name’ implies jects which a complex name fits is shown very
that in reaching it we leave the name behind. clearly by the phrasing of his answer to
The very first words warn that the book will Zhuangzi: “To call disputation ‘without a
not tell us what the Way is, only orientate us win’ necessarily does not fit” (Canons B 35).
towards it. The next sentence poses the alter- As for the problem of the demonstratives, it
natives of treating it as the ›nameless‹, the does not matter which alternative you choose
perfectly insubstantial which preceded the ex- as ‘this’ as long as you recognise them as
istence of things, into which we return in different and call the other ‘that’.
ceasing to prefer one to another (and so di- “If the ones ›here‹ and ›there‹ are to stay where
vide), or as the ›named‹, the ancestral thing they are, and on this condition you treat the one
which generates distinguishable things, along here as ›there‹, then the one there will likewise be
a course which we discover by from moment treated as ›here‹” (Canons B 68).
to moment preferring one to another. (The To Zhuangzi’s advice to “treat even what
unorthodox translation ‘observe where it is not this as ›this‹”, the demonstrative being
tends’ is based on the oldest manuscripts, only applicable to anything, the Mohist replies that
recently discovered, cf. Lau 1982 , 170.) Con- “You cannot treat as ›this‹ without treating
fidence in the adequacy of the words ‘con- only this as ›this‹” (Canons B 82 ), and that
stant’ and ‘desire’ is shattered by forcing us the demonstrative is used of only one thing
to search for a sense in which one can be at a time. Although you can call anything
constantly both desiring and desireless. Then you like a ‘crane’, to do so does not abolish
our assumption that the nameless must be its difference from what is commonly called
nearer to the Way than the named is over- a crane (Canons B 72). The insistence of Taoist
turned by the pronouncement that the two, teachers that there is nothing to learn gets the
although different in name (the ›nameless‹ answer one would expect: “If he deems it
now emerging as itself a name) derive from useless to learn, to teach is self-refuting”
the same source. With the invitation to call (Canons B 77). Of especial interest are two
this the ‘Dark’, and the shift of metaphor to arguments similar to Aristotle’s refutations in
the ›gate‹, it turns out that, even if it is nam- the M etaphysics of ‘All propositions are true’
able, ‘Way’ is an imperfect name for it. The and ‘All propositions are false’. The implica-
104 I. Raum-zeitliche Übersichten
tions of Zhuangzi’s claim that to be allowable the failure to reject it. Explanation: If he does not
from one standpoint is to be unallowable reject his own denial he does not reject denial.
from another, that one may either affirm or Whether rejection is rejectable or not, it is failure
deny anything, are formulated as ‘All saying to reject denial” (Canons B 79).
is self-refuting’ and ‘Reject denial’. The Moh-
ist answers:
“To deem all saying self-refuting is self-refuting. 4. Selected references
Explained by what he says himself. Explanation:
Fung 1952, A History of Chinese Philosophy.
To be self-refuting is to be unallowable. If what he
says is allowable, there is saying which is allowable Graham 1978, Later M ohist Logic, Ethics and Sci-
(and so not self-refuting); if what he says is unal- ence.
lowable, to suppose that it fits is necessarily ill- Hansen 1983, Language and Logic in Ancient China.
considered” (Canons B 71). Lau 1979, Confucius. The Analects.
Here it may be noticed that the logical Lau 1982, Laozi. Chinese Classics, Tao Te Ching.
inadmissibility of a combination of names, Watson 1963, Xunzi (= Hsün Tzu). Basic Writings.
and the consequent necessity that it does not Graham 1981, Zhuangzi (= Chuang Tzu). The
fit the object, are separate steps, not reduced Seven Inner Chapters and Other Writings from the
to one by any equivalent of our own word Book ‘Chuang tzu’.
‘true’.
“To reject denial is self-refuting. Explained by Angus C. Graham, Singapore
the learned, it was also a technical and arti- him. Moreover, there is a clear streak of mys-
ficially refined instrument by which the results ticism in his writings. And he also shows a
of a variety of investigations could be most more than usual appreciation of mathematics.
adequately expressed. — It is in this atmos- In these latter respects too, he may be con-
phere of intellectual activity and education sidered as a forerunner of tendencies that,
that in Italy the school of Paul of Venice, for each in its own way, were to become typical
instance, continued to exert a considerable of later generations. The originality with
influence during the fifteenth century. And at which Nicholas combined past currents of
the University of Paris the scholastic concep- thought into a tightly coherent system can
tualism of the ›nominales‹ enjoyed a remark- also be claimed for his philosophy of lan-
able vogue between about 1470 and 1530. guage, which is an organic part of the whole
There, scholars from France, Spain, Scotland structure. He never wrote a special treatise on
and the Low Countries developed the tradi- that subject, but, apart from passages where
tional doctrines to a point beyond which he incidentally touches upon certain of its
worth-while extensions were hardly possible aspects, there is one text which offers suffi-
with the means which at that time they had cient information about his basic ideas to be
at their disposal. The newly invented art of taken as the source of a brief exposition. That
printing provided these epigones with the op- text is the Idiota de mente (A Layman on the
portunity to make their own views and those Mind) of 1450, in particular chapters II and
of their predecessors widely known. But to- III (Nicholas of Cusa 1937, 49 ff). — There,
wards the middle of the sixteenth century this a general discussion about the meaning of a
vigorous revival of conceptualism came to the word is occasioned by the Layman’s conten-
end of its resources and virtually disappeared tion that ‘mens’ is derived from ‘mensurare’
from the scene. By contrast, Thomist and [to measure]. In accordance with this starting-
Scotist realists managed to hold their posi- point, it seems appropriate to begin with some
tions in face of the hostile reactions coming remarks made by Nicholas about the differ-
from those circles and countries in which the ence between the divine mind and the human
combined forces of humanism and reforma- mind. As the Word (Logos, Verbum) par ex-
tion had got the upper hand. A steady stream cellence, the divine mind is the infinite and
of textbooks and commentaries carried their absolutely simple enfolding (complicatio) of
specific doctrines on to the seventeenth cen- the exemplary ideas of everything there is, the
tury, without, however, adding anything re- totality of the truth and precision of all things.
ally new to what they had inherited from the Its thinking produces the ineffable form that
past. is the essential and antecedent determination
of all entities coming into existence. Although
the actual nature of the divine mind eludes
2. Nicholas of Cusa human understanding, Nicholas tries to elu-
cidate it through some analogues. According
2.1. In a survey of Renaissance philosophy to him, the ideas of mathematical figures are
of language, Nicholas of Cusa (1401—1464), devised by the human mind, as one of the
whose thought might be characterized as ly- ways in which that mind unfolds itself. When
ing somewhere between scholasticism and the we want to make an idea such as that of
revolutionary changes which the more radical triangularity visible, we draw a certain figure
representatives of Renaissance humanism at- having three angles. In so far as that figure
tempted to bring about, deserves a separate exhibits the intended shape, the form of tri-
niche. While sharing with the humanists an angularity shines forth in it. If it is further
eager interest in the revival of classical stud- supposed that the word ‘trigon’ is the precise
ies, he elaborated a philosophical system that name of the form of triangularity, the preci-
is rather different from what most of the other sion of that name enables us to know the
champions of antiquity propagated under precise names of all polygons: a figure with
that name. But his philosophy also has some four angles will be called ‘tetragon’, a figure
fundamental features which distinguish it with five angles ‘pentagon’, and so on. Anal-
from the common run of scholastic doctrines. ogously, if we could know the precise name
In the first place, Nicholas’ thought has con- of one of God’s works, we would know all
spicuous affinities with that Platonic tradition the names of all his works, since the divine
which had never been interrupted in the Mid- word is the precision of every possible name.
dle Ages and was to gather new strength after A second comparison used by Nicholas con-
cerns the art of making wooden spoons. The
106 I. Raum-zeitliche Übersichten
exemplary idea of a spoon exists only in the fallible domain, whose proper study is logic.
craftsman’s mind. In contrast with sculptors
and painters, who imitate the forms of things 2.2. According to Nicholas, words are im-
that already exist, the carver of spoons creates posed upon things by the activity of reason.
new objects in conformity with a model that The concepts that reason frames in order to
he conceives of by the sheer power of his own record the similarities and differences encoun-
mind. In this respect, his art resembles the tered among perceptible things are the mental
infinite art of God. Now, when the craftsman correlates that lend meaning to the spoken
wants to make his preconceived idea of and written sounds. Now, just as human rea-
spoonness (coclearitas), which in itself is son does not attain to the true nature of
wholly inaccessible to the senses, perceptible, things as it is in the divine mind, so do the
he applies the various movements of his tools words whose meanings are determined by
to a piece of wood until the exemplary form such entities of reason as the genera and spe-
of spoonness shines forth in it to a satisfactory cies that are the contents of human concep-
degree. While the truth and precision of tions fall short of it. Words have meanings
spoonness, which as such is unmultipliable that, measured by the ideal standard of God’s
and incommunicable, cannot be rendered sen- mind, are only more or less adequate. In
sible perfectly by any tools or by any artist, addition to the obvious differences in sound
it is still the case that in all the finished spoons which words for the same thing display in
the absolutely simple form of spoonness various languages, there are bound to be dif-
shines forth to a varying degree, more in one ferences in meaning as well. For what ac-
and less in another, but in none precisely. quires a name under one conception of hu-
There is only one completely true and precise man reason in some community may be
ideal form of spoonness; all the perceptible named under another conception elsewhere.
instances in which that form is exemplified If human discretion is involved in framing the
display varying degrees of diversity and im- genera and species that are associated with a
perfection. — Whereas, then, the divine mind word, these must be an element of variability
is the totality of truth in things and its act of and arbitrariness in the meanings of words
conceiving is an act of producing things, the for the same thing, no less than in the sounds.
human mind is merely the totality of the — This element of arbitrariness, however,
concepts which it frames as similitudes of the does not prevent the imposed word from be-
objects of which it is thinking. While the ing fitting (congruus). The arbitrariness is lim-
divine mind is the enfolding of perfectly true ited by the fact that, although perceptible
and precise exemplars, the human mind is the things exemplify an ideal form only imper-
enfolding of mere likenesses of the absolute fectly, yet it is that form as it is variously
truth. So the human mind itself is nothing shining forth in those things which determines
but an imperfect image of God’s infinite the generalizing conception of them and con-
mind. Nicholas calls that aspect of mental sequently the meaning of the common name
activity which derives the abstract concepts destined to denote them. It is this necessary
of genera and species from the similarities connection with the form as it is revealed in
and differences noticed among sensible the denoted things which makes the name
things, ›reason‹ (ratio), as opposed to ›intel- fitting. At the same time, it is evident that the
lect‹. This faculty of the human mind is de- names imposed by men cannot be precise.
pendent upon the observation of those per- The only word that is precise and natural
ceptible things in which the forms are realized (vocabulum naturale) is the name that forms
only in varying degrees. It is from that im- a unity with the ideal exemplar in the divine
perfect material that reason gathers its no- mind. The names given by men are not en-
tions of genera and species, which therefore tirely dissimilar to that natural name; they
share with the sensible things the defective are related to it by the fact that the natural
way in which they are related to the true name shines forth in all the various names
forms in the divine mind. Since the notions which as a result of one conception or another
of genera and species, as entities of reason, have been imposed by communities of lan-
covary with the contingent individuals of guage-users. But it is impossible that the ac-
which they register the similarities and differ- tual names imposed by human reason should
ences, reason is doomed to mere conjecture ever coincide with the single precise and nat-
and opinion. Nevertheless, human nature be- ural name that is God’s word. There is only
ing what it is, man feels most at home in this
7. Renaissance philosophy of language 107
one ineffable word that is the precise name liberty which human reason has in classifying
of all things upon which human reason im- things according to observed similarities and
poses a name. This ineffable name typically differences. To the extent that the classifica-
shines forth in all names, because it is the tory concepts vary from one community to
infinite possibility of any name whatever. — another the meanings of the corresponding
In connection with his philosophy of lan- words will equally show a lack of universal
guage Nicholas divides philosophers into two sameness. Man’s discretion, however, is not
classes. Some of them limit their investiga- absolute, but limited by the fact that his con-
tions to the domain of reason. They refuse to cepts and thus the meanings of the words he
admit pure and independent forms having a imposes upon things are derived from the
separate existence of their own and devote eternal forms as they are imperfectly exem-
their studies solely to those forms which are plified in perceptible objects. The dynamic
products of human reason. They are inter- aspect of Nicholas’ philosophy of language
ested only in the observation of individual lies in his view that man’s attachment of
things, in the way concepts of genera and meanings to sounds is an open-ended process
species are formed on the basis of that obser- of approximating ever more closely to the
vation, and in the logic of the linguistic ex- ideal standard that is thought by the divine
pressions that derive their meaning from the mind.
notions produced by human reason. In sum,
they hold that there are no other things than
those which are signified by language. Others 3. Anti-scholastic humanism
extend the realm of being beyond the individ-
ual things that are perceptible by the senses 3.1. Before considering some philosophical
and beyond the concepts of genera and spe- aspects of the views about language put for-
cies that are derived from perceived things ward by particular humanists it may be useful
and determine the meaningfulness of the to sketch the changes in outlook which were
words of human language. For them, there more or less common to all of them. Many
are not only individual men and the concept of the humanists’ mordant reactions against
of man framed by reason, but also the ex- scholasticism are explainable in the light of
emplary idea of humanity as such, which is their belief that the gradually changed social
quite independent of the existence of individ- circumstances required a drastic reform of the
ual men and of the various conceptions by predominant system of education. Especially
which reason attaches meaning to such words in Italy a strong need was felt to replace the
as ‘man’. Such philosophers do not content inherited fashion of schooling adolescents by
themselves with studying, as logicians, the a novel programme which aimed at forming
domain of reason and language, but, realizing all-round personalities that would be capable
that this field concerns nothing but sem- of any kind of public service in worldly pro-
blances of the true forms, they try to see fessions and careers. In order to become able
things in a more theological light by directing to cope with all facets of life in the upper
their attention to the exemplary ideas them- circles of the community, promising young
selves. This mystical search for the ineffable men should receive a well-balanced and har-
wisdom which precedes the imposition of monious instruction in which the emotional
names and everything namable requires si- and moral sides of their character and various
lence and intellectual vision rather than talk- kinds of practical skills had a place of no less
ing and listening. — Nicholas of Cusa’s phi- importance than theoretical knowledge and
losophy of language is remarkable in that it the cultivation of reason and intellect. Besides
clearly diverges from a main tenet of the this predilection for useful and efficacious
Aristotelian tradition. Both realist and con- knowledge, doubt had spread with regard to
ceptualist scholastics commonly followed Ar- the attainability of absolutely guaranteed
istotle in holding that the thoughts which lend truth by means of apodictic proofs. It was
meaning to the conventional signs of a spoken urged that this austere standard be lowered
or written language are the same for all men. to a more feasible endeavour at reaching
Nicholas, on the other hand, extends the el- workable solutions for specific problems by
ement of variability that is obviously char- reasoning dialectically from commonly ac-
acteristic of the written and spoken signs used cepted starting-points to probable conclu-
by diverse language-communities to meanings sions in arguments that were less cogent than
as well. He makes allowance for a certain the syllogism cherished by the scholastics, but
more effective in producing agreement. — As
108 I. Raum-zeitliche Übersichten
this sceptical attitude led to a keen appreci- tance with ancient theories of language.
ation of the element of persuasiveness in the
means by which debates are conducted, a 3.2. The new pattern of culture of which the
different conception of the functions of lan- above-mentioned features are characteristic
guage came to the fore. Influenced by the was not only zealously practised, but also
rhetorical writings of Cicero and Quintilian, reflected upon and explicitly defended. Al-
the humanists stressed the need of a tight ready in 1439, Lorenzo Valla (1407—1457)
connection between wisdom or knowledge in wrote the Disputationes dialecticae, a treatise
the broadest sense, and eloquence. This con- of modernized logic that may be regarded as
tinuously recurring theme of the unity of ›sap- a manifesto of the rapidly growing humanist
ientia‹ and ›eloquentia‹ reflects the conviction movement. The general view of language that
that a common store of insights and courses permeates this book and which became ex-
of action can be arrived at only by persuasion tremely influential when, at the close of the
and that the success of attempts at persuading century, it was diffused in print, is squarely
each other is largely dependent upon an ap- opposed to the conception of language cur-
propriate use of language, modelled upon the rent in scholastic circles. Whereas the latter
great examples of the past and adapted to considered language as a highly specialized
customary practice and general intelligibility. instrument in the service of philosophical doc-
Naturally, this altered view of the purposes trines that were largely gained on independent
language was expected to fulfil caused a shift grounds, Valla tended to measure the cor-
in the hierarchy of the arts of the trivium. rectness of philosophical theories by stan-
Logic as a discipline whose core was formed dards imposed upon the language in which
by the syllogism lost its privileged position. they were expressed. According to him, phi-
Instead, rhetoric was given the lion’s share of losophers, like anybody else, should employ
attention, in the renewed guise that was made language, in particular Latin, in a manner
possible by a fresh study of ancient sources. that is grammatically impeccable, true to the
Accordingly, logic or dialectic was increas- Latinity of the best classical authors, and
ingly assimilated to the dominant subject of scrupulously conforming to ordinary usage as
rhetoric. And grammar too changed its char- it is found among common people. He likens
acter: it was no longer considered mainly as the status of ›auctoritas‹ and ›consuetudo‹, in
a preparatory training for the purpose of be- which the proper nature of each language
coming a skilled user of the technical idiom manifests itself, to the sanctity of the laws
of philosophy and theology, but rather turned and customs that regulate life in a political
into a philological and stylistic exercise in community. Whoever violates linguistic
handling the instruments that gave access to norms ought to be despised by the literate in
the culture and literature of antiquity and the same inexorable way as those who show
enabled the student to imitate those models contempt for laws and customs should be
after his own fashion. — Besides the rhetor- turned out from the state. Valla’s attitude
ical, literary and philological-historical bent seems to be rooted in the conviction that truth
that is typical of the humanist movement, the in the broadest sense is embodied in the com-
growing need of gentlemanly education also mon core of concepts and beliefs developed
prompted its adherents to assure a wide dis- and tested by members of a society in a long
semination of their pedagogical ideas by pre- process of exchanging experiences and opin-
senting the necessary subject-matter in the ions; and that this store of commonsensical
most elegant and simplified didactic form. It thought is preserved in the structure and
is this striving after simplification that is, no products of their language. From this view-
less than the shift in interest, responsible for point it becomes at least intelligible that he
the gradual disappearance of the major part so often and so confidently appeals to phil-
of scholastic philosophy of language, which ological and literary criteria in deciding phil-
was of a highly specialized nature. That tra- osophical issues. — For example, his reduc-
ditional body of doctrine was deemed to be tion of the six traditional transcendentals to
not only irrelevant, but also far too technical. one, namely thing (res), and of the ten Aris-
The neglect of this valuable material was com- totelian categories to three, substance, quality
pensated only partly by the enlarged interest and action, in I, 1—13 (Valla 1962 , 645 ff) is
in the peculiar structure of such diverse lan- chiefly based on observations concerning pe-
guages as Greek, Hebrew and the various culiarities of Greek and Latin usage, strength-
vernaculars and by a more profound acquain-
7. Renaissance philosophy of language 109
ened by a longing for simplicity. In this con- and — to turn to immaterial things — just
nection, Valla (1962 , 649) also tries to refute as ‘knowledge’ is the name of knowledge,
Aristotle’s contention that one is not a num- ‘virtue’ of virtue, ‘genus’ of a genus, and
ber by invoking the ordinary parlance of two ‘species’ of a species, so too ‘substance’ is the
unsophisticated women who have agreed that name of a substance, ‘quality’ of a quality,
an even number of eggs laid on one day by ‘action’ of an action, and, finally, ‘thing’ the
their commonly owned twelve hens will go to name of a thing. Therefore, we can say that
one of them and an uneven number to the ‘thing’ as a sign signifies a thing as that which
other: on a day when only one egg has been is signified by the sign. The thing as that
laid they will certainly say that it is due to which is signified is not necessarily a word,
the owner who is entitled to the uneven num- but the sign ‘thing’ which signifies it is a word.
ber. That proves that plain women sometimes Consequently, as a signifying device ‘thing’
have a better understanding of the meaning may be defined, namely, as a word or vocable
of words than the smartest philosophers. The that includes in its significate the significates
former keep to the established usage of words, of all other words. As one will observe, in
while the latter only trifle with them in play. this definition the generic notion of a word is
— No doubt such an appeal to ordinary wider than the notion of ‘thing’ as a sign,
idiom and common sense can be very effective since ‘thing’ is a word among other words.
in restraining the all too fanciful flights of the By contrast, what ‘thing’ signifies is more
speculative mind and exposing consequential comprehensive than what ‘word’ signifies;
perversions of language. In so far as scholastic from that point of view a word is a thing,
philosophy showed excesses that needed a and one kind of thing only. The word ‘thing’,
corrective, Valla abundantly obliged it. Some however, has the peculiar feature of signifying
authors, however, notably Gerl (1974, 2 17 ff), all things. We may compare it to the word
Waswo (1979, 2 65 ff) and Otto (1983, 504 ff), ‘God’: that is less general than many other
have claimed merits for Valla’s philosophy of words — such as ‘spirit’, ‘substance’, ‘es-
language that go much farther. In their eyes, sence’, ‘something’, ‘thing’ — but because of
he held a kind of Humboldtian view of lan- the dignity of its signification it transcends
guage according to which it does not repre- everything else, since God is the creator of all
sent an independently existing reality but other things. That peculiar feature of the
rather constitutes, in a second, specifically word ‘thing’ is the reason why, whereas one
human creation, a world consisting of things can intelligibly ask for a definition by such
that are determined by the particular mean- questions as ‘What is wood?’ or ‘What does
ings of the corresponding words and come ‘wood’ signify?’, it is impossible to make sense
into existence for man only in so far as lan- of such a demand for a definition as ‘What
guage reveals their specific relevance to his is a thing?’ or ‘What does ‘thing’ signify?’.
needs. This thesis is derived especially from a Given that ‘what’ is equivalent to ‘what kind
remarkable passage in Disputationes dialecti- of thing’, such a question is tantamount to
cae, I, 14 (Valla 1962 , 676 f). Unfortunately, ‘What kind of thing is a thing?’ or ‘What kind
that passage only appears to lend support to of thing does ‘thing’ signify?’. Nonetheless,
those authors’ theory by the fact that they there is a proper answer to the different ques-
seriously misread it. For that reason and be- tion ‘What kind of word is ‘thing’?’, namely,
cause it is interesting in its own right, it may the definition already given: that it is a word
be worth-while to outline its correct interpre- that signifies the significates of all other
tation. After distinguishing the sounds pro- words. In that case the word ‘quae’ in the
duced by the human voice, the meanings at- Latin sentence ‘Quae vox est res?’ is taken in
tached to those sounds by divinely inspired the sense of ‘qualis’, which means that as a
human fiat, and the spoken and written words sign ‘thing’ can be considered as somehow
in which sound and meaning are combined, subordinate to the more general notion of a
Valla states that by words in the strict sense word. To put it briefly, Valla is making the
(vox, vocabulum) is understood everything altogether plausible point that, while as a
that we utter (quidquid loquimur), even the linguistic expression the word ‘thing’ is quite
names of his three categories, ‘substance’, capable of being defined, from that very def-
‘quality’, ‘action’, and also the transcendental inition it is evident that what ‘thing’, as the
term ‘thing’ (res). For just as ‘wood’ is the sole transcendental term, signifies is undefin-
name of wood, ‘stone’ of stone, ‘iron’ of iron, able. If this reading is correct, the passage
does not in the least support the Humboldtian
110 I. Raum-zeitliche Übersichten
theory defended by the above-mentioned au- competent to judge its merits. While the
thors. Greek of Aristotle and the Latin of Cicero
conform to these precepts, Peter of Spain (ca.
3.3. The impact of Valla’s Disputationes di- 12 05—12 77) and his followers continually vi-
alecticae was considerably strengthened by olate them. They concoct examples and con-
the treatise De inventione dialectica which was duct their investigations in a language that
written by the Dutch humanist Rodolphus deviates from all known idioms and certainly
Agricola (1444—1485) about 1479 and is not Latin; Cicero would not have under-
printed for the first time in the second decade stood their outlandish lucubrations. They be-
of the sixteenth century. Continuing the line have as if they had power to make words
that starts from the beginning of Aristotle’s mean whatever they please. But if they decide
Topics, where the author declares that he is to teach logic in Latin, they ought to use
seeking for a method which will enable dis- words with meanings that are established by
putants to argue about any propounded ques- the conventions of that language-community,
tion from premisses that are readily believa- rather than employ expressions that belong
ble, Agricola’s work has strongly contributed to other languages or to no language at all.
to the tendency to make questions and the In this connection Vives (1979 b, 66) offers
methods for discovering answers to them in the example of a double negative, which in
a systematic manner the very heart of dialec- Latin is equivalent to an affirmative, but in
tic. It is this dialectical and rhetorical turn many other languages yields greater negative
given to logic by Valla and Agricola that force than a single negative. Now, if those
became characteristic of many other text- logicians had to teach their subject in one of
books in the sixteenth century and thus these latter languages, would they be so fool-
helped to determine the nature of the philos- ish as to employ a double negative, not ac-
ophy of language that pervades them. Per- cording to the rules of that particular lan-
haps the most important writer in this con- guage, but according to Latin usage? If not,
nection is the Spanish scholar Juan Luis Vives then neither should they introduce all kinds
(1492 —1540), who spent most of his life in of foreign elements into Latin, the language
the north of Europe. He had received a thor- which they are actually wont to use. — Al-
ough training in the logic of the ›nominales‹ though Vives thus severely restricts the pos-
at the College of Montaigu in Paris, but in sibilities of developing technical modes of
his Adversus pseudodialecticos of 152 0 he took speech for the purpose of adequately express-
vengeance for this painful experience through ing the results of highly specialized sciences,
a furious attack on what by then he had come he occasionally permits a useful philosophical
to consider as sheer sophistry. While the gen- neologism, as in general he has a keen eye for
eral drift of this pamphlet is determined by the historical process through which words
the common aversion for the doctrine of the come and go. In De prima philosophia, I, he
syllogism and the Parva logicalia associated follows Valla in rejecting the usual lists of
with it, Vives intersperses his harsh censure categories and transcendentals. As regards the
of traditional logicians with occasional re- latter, he agrees that the word ‘res’ is more
marks that display his positive view of lan- familiar to Latin ears than the word ‘ens’.
guage. Being convinced that the three arts of Nevertheless, he is prepared to admit that
the trivium are about language, he frequently ‘ens’ is a more apposite term; and though not
insists that writers on logical subjects, no less current at a given time, it may be generally
than authors of grammars and treatises of accepted and so become familiar by being
rhetoric, should strictly keep to the idiomatic used (Vives 1782 —1790, III, 196 f). — At the
usage that is characteristic of the language in beginning of the first book of De censura veri
which they have chosen to write. Both with in enuntiatione, a treatise that covers books
regard to the sentences selected as subject- 17—18 of the large work De disciplinis of
matter and in their own comments on those 1531, Vives (1782 —1790, III, 142 ff) offers a
samples, they ought to respect the peculiar more systematic and irenic survey of his se-
features that determine the specific nature of mantic theory. Conspicuous is the extent to
each language. Common practice precedes which he simply adopts traditional scholastic
theory and is the only measure of its correct- concepts and distinctions. But there are a few
ness; at the same time, the theory should be points that deserve to be mentioned. In the
expressed in such a way that it is intelligible first place, Vives is sharply aware of the tri-
to the average language-user, who is most adic nature of the relation of signifying: a
7. Renaissance philosophy of language 111
conventional sign signifies something, not ab- that was still largely shaped by the uniform
solutely or universally, but always with re- faith of the Roman Church, the humanist
spect to certain people, or even animals, such movement that they helped to initiate also
as horses or dogs. In this connection, he men- came to be very closely linked to the Refor-
tions the peculiar language used by the blind mation as it was embodied in the Protestant
in Spain, as well as codes employed for se- Churches. The educational programme fa-
crecy. Furthermore, in discussing the distinc- voured by Lutherans was mainly due to the
tion between categorematic and syncatego- pedagogical activities of Philipp Melanchthon
rematic signs, he declares that old and prim- (1497—1560), whose textbooks of logic,
itive languages have fewer syncategorematic which became a paradigm for several gener-
words than those which are of more recent ations of teachers, show all the features that
origin and more developed and refined, just are typical of the treatises composed by Valla
as the most eloquent speakers excel in making and Agricola. In Calvinist regions humanism
a very accurate use of them, whereas children exercised its influence chiefly through the
and dull-witted persons acquire command of writings of Petrus Ramus (1515—1572 ), who
the names of things more easily than of those was deemed to have died as a martyr for the
secondary signs. As regards categorematic new creed in the Massacre of St Bartholomew.
signs, he points out that they are used as From the viewpoint of the philosophy of lan-
public marks by means of which people dis- guage, Ramus is of some interest in that he
close to each other what they mentally con- strove to establish logic as the autonomous
ceive of and that therefore the signification study of thought and its purely conceptual
of those words is related to the mind, rather constructions. In his view, this study should
than to things in the outside world. Such accordingly be sharply delimited from the
words as ‘Hector’, ‘chimera’, ‘The Punic neighbouring arts of grammar and rhetoric,
War’, mean something even though the cor- which are about language, and its independ-
responding things exist nowhere in nature; ence ought to find reflection in an appropriate
they have a sort of being at the moment of terminology having a minimum of associa-
utterance only inasmuch as they are appre- tions with the technical terms of the other
hended by the understanding. Moreover, after fields of inquiry. As Ramus was firmly con-
distinguishing tokens of the same word, syn- vinced that scholastic terminology, with its
onyms, and such equivalent expressions as emphasis on the analogy between language
‘Socrates’ and ‘the son of Sophroniscus’, he and thought, tended to obscure the funda-
brings up the question whether words that mental difference between the two, and as he
have a similar meaning but belong to different loathed that kind of Latin anyhow, he at-
languages should be called synonymous. Ac- tempted to introduce an entirely new vocab-
cording to Vives, the answer is negative, ex- ulary for logic, derived from the usage he
cept when the foreign word has gained cur- found in ancient authors. Most of the energy
rency in the language in which the other word of his numerous followers and adversaries
is at home, as is the case with ‘ϕλέγμα’ and was spent in disputes about the merits and
‘pituita’. In view of the triadic nature of the demerits of these terminological proposals. In
relation of signifying, two words can be said general, Renaissance philosophers, ac-
to be synonymous only if they signify the quainted as they were with a much greater
same thing for the same community. — The variety of possibilities than their medieval col-
foregoing points, to which one might add the leagues, devoted a lot of time to heated de-
very acute remarks about the art of transla- bates concerning purely verbal questions, of-
tion in Ch. 12 of the De ratione dicendi (Vives ten without any proportional gain on the
1782 —1790, II, 2 32 ff), testify to a certain substantive side. — The latter remark applies
freshness and openmindedness with which also to Marius Nizolius (1488—1567), who is
Vives looked at language. Although for the perhaps best known as a lexicographer of
most part his conceptual tools are fairly tra- Ciceronian Latin, but deserves a place in this
ditional, he applied them to a much richer survey because of his De veris principiis et
material than the scholastics did and from vera ratione philosophandi contra pseudophi-
points of view that often surprise by their losophos of 1553, a work that was reprinted,
originality. with an introduction by Leibniz, in 1670 and
again, under the title Anti-Barbarus sive phi-
3.4. Whereas Valla, Agricola, and Vives de- losophia scholasticorum impugnata, in 1674.
veloped their ideas in a climate of thought At the outset of this book Nizolius (1956, I,
112 I. Raum-zeitliche Übersichten
2 1 ff) sums up the five principles on which in ways in which individual things may be com-
his opinion the right mode of philosophizing pared and grouped the names they acquire
should be based. First of all, the philosopher under the head of the predicables may vary
ought to possess a complete mastery of Greek as well (Nizolius 1956, I, 152 ff). — Much of
and Latin, because in these languages every- what Nizolius says about the mental opera-
thing that is worth knowing has been written tion of ›comprehensio‹ and its products, the
and handed down to posterity, in an ideal ›universa‹, is strongly reminiscent of the doc-
combination of wisdom and eloquence. The trine of such act-conceptualists as William of
second principle requires a thorough famil- Ockham (s. art. 2 1). But there are differences
iarity with the precepts of grammar and rhet- too. For Ockham and his followers, univer-
oric, which are not only true, but also useful salizing acts of conceiving things in general
and indispensable from a practical and social are the same for all men. Nizolius, on the
point of view, in contrast with the teachings other hand, calls attention to the possibility
of the dialecticians and metaphysicians, who that things are collected according to the par-
are concerned solely with theoretical truth. ticular needs and interests of a single com-
Moreover, the latter wrongheadedly believe munity, thereby giving a certain relativistic
that they are entitled to a special jargon of flavour to his philosophy of language. More-
their own, whereas actually there is only one over, there is some evidence (cf. Breen 1955,
right usage of Greek and Latin, to which even 82 f) that he connected the act of ›compre-
philosophers should adhere. According to the hensio‹ with the rhetorical figure of ›synec-
fourth principle, philosophers ought to rec- doche‹. When we speak, for example, of the
ognize no other authorities but the five senses, triangle, we actually mean all triangles as
intelligence, reflection, memory, use and ex- individual things, collected into one ›univer-
perience. Lastly, Nizolius urges the philoso- sum‹, but choose the singular number in order
pher to refrain from any ways of expressing to bring out that any one element of the set
himself that are paradoxical or obscure to can do duty for all the others. Therefore,
men of non-specialized interests. — In elab- while in fact Cicero entitled one of his works
orating these principles, Nizolius directs his De officiis, in a literal way of speaking, he
caustic attacks especially against the dialec- might just as well have called it De officio,
ticians and metaphysicians, to whom he as- using the figure of synecdoche. What Nizolius
cribes the delusion that absolutely guaranteed seems to be driving at is the thesis that the
truths can be reached by syllogistic proofs act of universalizing is nothing but the mental
consisting of propositions about abstract uni- operation that makes the figure of synecdoche
versals. He repudiates the claim that there intelligible. This idea is characteristic of his
exist abstract universals in their sense; con- endeavour to rejuvenate philosophy by bring-
sequently, there cannot be any apodictic ing it into the ambit of rhetoric. In the same
proofs exploiting them, which means that vein, he maintains that arguments, which of
metaphysics and dialectic, in so far as they necessity are about contingent individuals or
pretend to use demonstrative methods of ar- sets of individuals, should be conducted, not
riving at the truth, are wholly superfluous. according to the inappropriate standards of
The only real entities that exist in the world the syllogism, but rather in conformity to the
are particulars, either as singular individuals rules of more flexible patterns of reasoning
or as collections of such items. Instead of the that induce the audience to concede the prob-
process of abstraction by which scholastic ability of a conclusion in the light of premisses
philosophers thought they could attain uni- which they already believe. Every attempt at
versals, Nizolius introduces the mental oper- convincing others has to start from state-
ation of ›comprehensio‹, an intellectual act by ments that are known better than the conclu-
which the mind collects a number of individ- sion, not by nature, but to the particular
uals into a homogeneous set, called ‘univer- persons who happen to be addressed at a
sum’. This act of collecting individuals into given moment (Nizolius 1956, II, 150).
some group is based upon an act of compar-
ing individuals. As the comparison may be
performed from different points of view, Ni- 4. The language question
zolius denies that the predicables are fixed Although Renaissance humanism is, almost
once for all, so that for instance the notions by definition, characterized by an absorbing
of ‘differentia’ and ‘proprium’ would be mu- interest in classical Greek and Latin, this does
tually exclusive. According to the various not mean that other languages were com-
7. Renaissance philosophy of language 113
pletely ignored. Apart from the fact that each true that as long as there exist no translations
humanist was a native speaker of his mother in the various national languages it will be
tongue, especially in Italy there was also a necessary for scientists to consult the original
flourishing literature in the vernacular that texts of their Greek and Latin colleagues; but
could hardly fail to attract attention or even if progress is to be made, future generations
admiration. This situation, in which a zealous will have to bring about a situation in which
cultivation of the classical languages coexisted any subject can be treated in any language in
with a growing awareness of the possibility any part of the world. — At this point, Las-
of developing a full-blown national language caris compares translating Aristotle from the
as a rival, led to a long series of disputes Greek into the dialect of Lombardy to trans-
about the relative potentialities and merits of planting an orange-tree or an olive-tree from
the competitors. A typical example of such a a well-cultivated garden into a clump of
debate is the Dialogo delle lingue that was thorny shrubs. Moreover, the subject-matter
published by Sperone Speroni (1500—1588) of philosophy has a weight that demands
in 1542 . After a lively exchange of arguments other shoulders than those of the vulgar
by a champion of extreme Latinism and de- tongue. Pomponazzi, however, insists that all
fenders of some variety of Italian, this dia- languages are of equal value and that it is a
logue contains an alleged report of a conver- mistake to consider them, like trees or grass,
sation between the Greek immigrant Janus as products of nature, some of them weak
Lascaris (1445—1534) and Peretto, who is the and sickly, others strong and robust and more
Aristotelian scholar Pietro Pomponazzi fitted to carry the burden of our ideas. Lan-
(1462 —152 5). As the latter’s standpoint is guages are tools invented by man in order to
fairly representative of a strand in Renais- express his thoughts; and by the same exercise
sance thought that is very different from the of the human will that has made languages
humanist mentality and was to become at so different every one of them can be devel-
least equally influential, it is worth-while to oped and improved at pleasure. No language
expound it in some detail. — The conversa- whatever has a natural privilege of being the
tion (Speroni 1975, 108 ff) is said to have been unique vehicle of the concepts of the mind. It
occasioned by Pomponazzi’s remark that he is an error to believe that the contingent fact
is going to teach a course on Aristotle’s Me- that it has become customary to discuss phil-
teorologica, and that in doing so he will make osophical questions in Greek and Latin is
use of a Latin translation of the commentary sufficient proof that it is impossible to do
on that work by Alexander of Aphrodisias otherwise. Instead of regarding philosophy as
(ca. 2 00 A. D.). When Lascaris expresses something holy and divine, to be touched
doubt about the profitableness of reading a rather with the letters of a foreign language
Greek text in a Latin translation, Pomponazzi than with the living voice of one’s own, we
replies that he expects to learn as much from ought to hope that at last somebody will have
the Latin translation, or even from a trans- the courage to make the treasures of knowl-
lation in the vernacular, if that existed, as a edge that are still inaccessible to so many
Greek learns from the Greek text. According available to them in their own tongue. —
to him, Lascaris would be right if the user of Pomponazzi’s passionate defence of a kind of
the translation were a native speaker of principle of unlimited expressibility is further
Greek, but that not being the case it would strengthened by the bold contention that the
surely be foolish to require from someone mastering of Greek and Latin, which in itself
who wants to become a philosopher that he cannot be extremely difficult, is so vexatious
double his efforts by acquiring a knowledge because in concentrating on mere words we
of Greek as well. In Pomponazzi’s opinion, go against the natural inclination of the hu-
the fact that the quality of contemporary sci- man intellect. Since our mind has an innate
entific activities is inferior to the level attained urge to acquire knowledge about the world
in antiquity is mainly due to the priority given of things, it experiences the study of language
to the study of Greek and Latin. At the most as a hindrance that prevents it from getting
vital age such an amount of time and energy its proper food and reaching genuine happi-
is spent in becoming fluent in these foreign ness. Given this prevailing curiosity about the
languages that those who have been subjected structure of the world of things, it would have
to this kind of education either do not care been most fitting if mankind had been pro-
any more for non-verbal knowledge or simply vided by nature with a single universal lan-
echo what they read in ancient treatises. It is guage. This not being so, the best solution
114 I. Raum-zeitliche Übersichten
consists in thinking and writing in a way that oric. — In the course of the sixteenth century,
is most conformable to nature, by using the however, there also appeared some grammars
language that we learn soon after birth, at a of Latin that are remarkable precisely because
time when we are not yet able to understand of the theoretical background against which
other things. Humanists, however, seem to the observed phenomena are treated. Of the
regard the very fact that the vulgar tongue is two that gained widest fame — the De causis
learnt so easily as proof that it is unfit for linguae Latinae published by Julius Caesar
adequately expressing the higher products of Scaliger (1484—1558) in 1540, and the Mi-
the mind. Far from seeing that it is only the nerva seu de causis linguae Latinae published
road of universal reason that, through any in a final version by Franciscus Sanctius Bro-
language whatever, leads to the attainment of censis (152 3—1600) at Salamanca in 1587 —
truth, they arrogantly believe that they can especially the latter is worthy of note. After
show a knowledge of the world of things by Chomsky had tried to establish a link between
cleverly quoting some Greek or Latin author. his own theory of language and certain as-
— It is evident that Pomponazzi is made to pects of ›Cartesian linguistics‹ as it is found
voice a view of language that came to be in the Grammar and Logic of Port-Royal (s.
shared by many pioneers of the rising natural art. 44), others have attempted to go back
sciences. It is opposed to essential ingredients even farther, and one of the effects of this
of the humanist ideal in three respects: it search has been an enlarged interest in Sanc-
claims priority for knowledge of things over tius’ work as a possible influence on the au-
fluency in some privileged language; it con- thors of the Grammaire générale et raisonnée
siders languages in general as different man- of 1660. But even apart from this wider per-
made tools that in principle are all equally fit spective, Sanctius is fully entitled to a place
for the purpose of expressing the products of of his own in Renaissance philosophy of lan-
universal human reason; and it denies that guage. — In particular the first two chapters
there are any languages which by a special of the first book of the M inerva contain a
connection between eloquence and wisdom general view of language which is an original
are inherently superior to all other idioms. development of tendencies that had been pres-
ent in linguistics from Plato’s Cratylus and
Sophist onwards. According to Sanctius, man,
5. Philosophy of grammar endowed as he is with reason, must have
In the Middle Ages attempts at providing devised primeval language in conformity to
theoretical foundations of a philosophical na- nature and the universal laws of human
ture for grammar had been most prominent thought. Originally, therefore, the relation-
in several treatises on grammatica speculativa ship between words and things was such that
or modi significandi which appeared in the to each thing as it was conceived of by the
period between 12 75 and 132 5. After that mind there corresponded exactly one word
time the movement of the so-called ‘modistae’ and that no word signified more than one
(s. art. 41) had lost its vigour and proved thing. Homonyms and synonyms are to be
unable to resist attacks from many quarters. seen as deviations from this ideal situation
Among humanists, the paradigm of a very caused by the arbitrariness that came to de-
different approach to grammar was no doubt termine later stages of evolution. Equally, the
Lorenzo Valla’s Elegantiae Latini sermonis, syntactic structures of the sentences of the
completed about 1440 and printed in no less first language mirrored the forms of thinking
than 59 editions between 1471 and 1536. As about the world that are peculiar to the hu-
the title of this influential book indicates, it man intellect as such, and the parts of speech
is first and foremost an erudite display of which are the elements of those constructions
samples of right usage, culled from authors were a faithful reflection of the overall organ-
who were deemed worthy of being imitated. ization of reality. Now, Sanctius claims that
Valla proceeds by apt illustration, rather than this initial concord between reason and lan-
by inculcating abstract formal rules and of- guage is still the key to understanding and
fering theoretical considerations in support of describing language in the various shapes that
them. In general, grammarians who follow it has taken subsequently. For it may be as-
Valla’s lead show a similar predilection for sumed that each language has preserved its
concreteness, practical utility and persuasive- original rationality to such a degree that its
ness, in complete accordance with the meth- outer appearances are determined and ex-
ods preached in humanist dialectic and rhet- plainable by an underlying system of regular-
7. Renaissance philosophy of language 115
ities that may be expressed in uniform laws of a sentence is often hidden by its external
and rigorous rules. Some of these rules apply appearance and has to be brought to light by
to all languages without exception — for ex- eliminating such distorting features as ellipsis,
ample, that every sentence contains a noun redundancy, transposition, and figures of
and a verb, that active verbs are always tran- speech. In sum, Sanctius’ philosophy of lan-
sitive and therefore require supplementation guage proves again that during the Renais-
by at least two nouns, that everywhere nouns sance period universalism and rationalism did
have exactly six cases — while other rules not lose their attraction, but rather underwent
have only a limited scope. — In actually dis- interesting modifications which were to give
closing and demonstrating the underlying them a new lease of life in the next centuries.
structures to which the grammarian is entitled
to appeal, Sanctius puts his main trust in
logical considerations that reveal the univer- 6. Selected references
sal workings of the human mind. Of course, Ad 1: Ashworth 1974, Language and Logic in the
he tries to corroborate the results of this Post-Medieval Period.
method as much as possible by empirical ev-
idence in the form of actually occurring ex- Ad 2 : Apel 1955 a, Die Idee der Sprache bei Ni-
pressions of Latin, or, if need be, of other colaus von Cues, in Archiv für Begriffsgeschichte 1.
languages, but even in cases where such con- Ad 2 : Jacobi 1979, Nikolaus von Kues. Einführung
firmation is not to be had he remains confi- in sein philosophisches Denken.
dent of the plausibility of the hypothesis con- Ad 2 : Nicholas of Cusa 1937, Idiota de mente
cerned on logical grounds. At the same time, (Opera Omnia V).
he is careful to state a kind of rules of trans- Ad 2 : Van Velthoven 1977, Gottesschau und men-
formation which lead from a postulated un- schliche Kreativität. Studien zur Erkenntnislehre des
derlying structure to the actual surface form. Nikolaus von Kues.
For instance, in the pattern that underlies Ad 3.1: Apel 1963, Die Idee der Sprache in der
constructions with a relative pronoun the rel- Tradition des Humanismus von Dante bis Vico.
ative is flanked by two case-forms of a noun, Ad 3.1: Jardine 1982 , Humanism and the teaching
one as antecedent and one in the relative of logic, in The Cambridge History of Later M e-
clause, as in ‘Vidi hominem qui homo dis- dieval Philosophy, Kretzmann et al. (eds.).
putabat’. By ellipsis either one or both of the Ad 3.1: Otto 1983, Rhetorische Techne oder Phi-
case-forms of the noun may be deleted. Be- losophie sprachlicher Darstellungskraft? Zur Re-
sides this type of ellipsis, which is strictly konstruktion des Sprachhumanismus in der Ren-
circumscribed, there is also a looser kind of aissance, in Zeitschrift für philosophische Forschung
omission by which constructions that other- 37.
wise would be too complex and prolix are
Ad 3.1: Keith Percival 1982 , Changes in the ap-
simplified for the purpose of brevity and el-
proach to language, in The Cambridge History of
egance. Further, there is a rule of addition,
Later Medieval Philosophy, Kretzmann et al. (eds.).
whereby for example adjectives, which have
no inherent gender, receive the gender of the Ad 3.1: Pfeiffer 1976, History of Classical Schol-
substantive with which they already agree in arship, from 1300 to 1850.
case and number. Finally, transposition ac- Ad 3.1: Seigel 1968, Rhetoric and Philosophy in the
counts for such phenomena as the placing of Renaissance Humanism. The Union of Eloquence
the preposition ‘cum’ after ‘me’ in ‘mecum’, and Wisdom, from Petrarch to Valla.
whereas substitution explains the fact that a Ad 3.1: Vasoli 1968, La dialettica e la retorica
neuter relative occurs after a feminine ante- dell’Umanesimo.
cedent in ‘Lunam et stellas quae tu fundasti’: Ad 3.1: Verburg 1952 , Taal en functionaliteit. Een
the relative agrees with the unexpressed sub- historisch-critische studie over de opvattingen aan-
stitute ‘negotia’. — Sanctius’ assumption of gaande de functies der taal.
a latent harmony between an ideal language Ad 3.2 : Gerl 1974, Rhetorik als Philosophie. Lor-
of reason and each particular language as it enzo Valla.
has historically grown is rather similar to the Ad 3.2 : Gerl 1982 a, Humanistische und geome-
basic tenet of the modistae, that the modes of trische Sprachphilosophie. Ein Paradigmenwechsel
being determine the modes of thinking and von Leonardo Bruni zu Francesco Patrizi, in Zeit-
that the latter determine the modes of signi- schrift für philosophische Forschung 36.
fying. It also resembles the view of many Ad 3.2 : Gerl 1982 b, Abstraktion und Gemeinsinn.
logicians concerning ›crypsis‹, by which was Zur Frage des Paradigmenwechsels von der Scho-
meant the circumstance that the logical form
116 I. Raum-zeitliche Übersichten
lastik zum Humanismus in der Argumentation- Ad 3.4: Breen 1955, Marius Nizolius, Ciceronian
stheorie Lorenzo Vallas, in Tijdschrift voor Filosofie lexicographer and philosopher, in Archiv für Re-
44. formationsgeschichte 46.
Ad 3.2 : Jardine 1977, Lorenzo Valla and the intel- Ad 3.4: Meinhold 1958, Luthers Sprachphilosophie.
lectual origins of humanist dialectic, in Journal of Ad 3.4: Nizolius 1956, De veris principiis et vera
the History of Philosophy 15. ratione philosophandi.
Ad 3.2 : Valla 1962 , Disputationes dialecticae, in Ad 3.4: Nizolius 1980, Vier Bücher über die wahren
Opera omnia I, Garin (ed.). Prinzipien und die wahre philosophische M ethode
Ad 3.2 : Waswo 1979, The ‘Ordinary Language Phi- gegen die Pseudophilosophen.
losophy’ of Lorenzo Valla, in Bibliothèque Ad 3.4: Nuchelmans 1980, Late Scholastic and Hu-
d’Humanisme et Renaissance 41. manist Theories of the Proposition.
Ad 3.3: Coseriu 1971 a, Zur Sprachtheorie von Juan Ad 3.4: Wesseler 1974, Die Einheit von Wort und
Luis Vives, in Aus der französischen Kultur- und Sache. Der Entwurf einer rhetorischen Philosophie
Geistesgeschichte, W. Dierlamm/W. Drost (eds.). bei Marius Nizolius.
Ad 3.3: Coseriu 1971 b, Das Problem des Über- Ad 4: Speroni 1975, Dialogo delle lingue.
setzens bei Juan Luis Vives, in Interlinguistica. Ad 5: Breva-Claramonte 1983, Sanctius’ Theory of
Sprachvergleich und Übersetzung, Bausch/Gauger Language. A Contribution to Renaissance Linguis-
(eds.). tics.
Ad 3.3: Vives 1979 a, In pseudodialecticos, Fantazzi Ad 5: Keith Percival 1976 a, Deep and surface
(ed.). structure concepts in Renaissance and medieval
Ad 3.3: Vives 1979 b, Against the Pseudodialecti- syntactic theory, in History of Linguistic Thought
cians. and Contemporary Linguistics, Parret (ed.).
Ad 3.3: Waswo 1980, The reaction of Juan Luis Ad 5: Sanctius 1587, M inerva, seu de causis linguae
Vives to Valla’s philosophy of language, in Biblio- Latinae.
thèque d’Humanisme et Renaissance 42.
Ad 3.4: Ayers 1980, Language, logic and reason in Gabriel Nuchelmans, Leiden
Calvin’s Institute, in Religious Studies 16. (Netherlands)
sellschaft mit einer entsprechenden Weiter- vermittelter Erkenntnisse verband sich in der
entwicklung und Umwertung sprachtheore- Aufklärung zunehmend mit dem Bewußtwer-
tischer Positionen des 17. Jahrhunderts (vgl. den der Sprachverwendung als Instrument
Ricken 1984, 8). Im Spannungsfeld der Aus- der Täuschung und der geistigen, oft auch der
einandersetzungen um das sinnliche Vorstel- politischen Unterwerfung. Daß solche
lungsvermögen und die körperliche oder gei- Sprachkritik unmittelbar in Gesellschaftskri-
stige Natur des Menschen hatte die Sprach- tik münden konnte, zeigt besonders ein-
problematik bereits im 17. Jahrhundert große drucksvoll die Beschreibung der Sprache als
philosophische Aktualität gewonnen. Mit der Instrument der Ausbildung und Festigung der
Erklärung der Sprache und des Denkens als Herrschaft eines Teils der Gesellschaft über
Ergebnisse einer langen wechselseitigen Ent- den anderen in Rousseaus Discours sur l’ori-
wicklung in der Geschichte der Menschheit gine et les fondements de l’inégalité (1755).
wird Stellungnahmen zu Wesen und Ursprung Auch in so zentralen Werken der Aufklärung
der Sprache in der Aufklärung eine neue Trag- wie Claude Adrien Helvétius’ (1715—1771)
weite verliehen. In naturwissenschaftlicher De l’esprit (1758) und De l’homme, de ses
Richtung weitergeführt, verbindet sich die facultés intellectuelles et de son éducation (po-
Auseinandersetzung über den Sprachur- stum 1772 ) ist die Darstellung des Sprach-
sprung (s. Art. 65) mit den damaligen Ansät- mißbrauchs einer korrupten Gesellschafts-
zen des Evolutionsdenkens, dessen sprach- form eine Verbindung von Sprachkritik und
theoretische Gesichtspunkte sich in der na- Gesellschaftskritik. — Als eine für das Anlie-
turwissenschaftlichen Transformationslehre gen der Aufklärung besonders geeignete Pu-
des 20. Jahrhunderts wiederfinden lassen. blikationsform erwies sich das dictionnaire,
Auch die Betrachtung grammatischer Er- das die bewußte und oft unverhohlene Stel-
scheinungen der Sprachen, wie z. B. der Wort- lungnahme nicht nur zu sprachlichen, son-
stellung, der Metaphorik oder der Synony- dern darüber hinaus zu philosophischen,
menunterscheidung, gewann in der Aufklä- ästhetischen, politischen und naturwissen-
rung ausgeprägt philosophische Züge. In schaftlichen Kontroversen der Epoche erlaubt
Frankreich, wo diese Tendenz besonders (vgl. Ricken 1984, 80). Als Sachwörterbücher
deutlich war, wurden Autoren, die sich in illustrieren Voltaires Dictionnaire philosophi-
philosophisch-weltanschaulicher Sicht mit que (1764) und die gegenaufklärerische Er-
sprachlichen Problemen beschäftigten, ‘gram- widerung in Gestalt des Dictionnaire antiphi-
mairiens-philosophes’ genannt, eine Wortneu- losophique (1767) das unmittelbare Eintreten
bildung, die den engen Zusammenhang phi- für oder gegen die Aufklärung in dieser Pu-
losophischer und linguistischer Probleme un- blikationsform. Diderots und Jean le Rond
terstreicht. Die Skala der verschiedenen d’Alemberts (1717—1783) Encyclopédie ou
Grammatiktypen erstreckt sich von elemen- Dictionnaire raisonné des Sciences, des Arts et
taren didaktischen Werken bis zu überwie- des M étiers (1751 ff) ist als größtes buch-
gend sprachphilosophischen, die eine Erklä- händlerisches Unternehmen des 18. Jahrhun-
rung sprachlicher Erscheinungen und ihrer derts zugleich wissenschaftliches Sachwörter-
Zusammenhänge mit dem Denken beabsich- buch und Wörterbuch der französischen
tigen. — Neben das Interesse für sprachliche Sprache und widerspiegelt außerdem in den
Normen und Korrektheit des Ausdrucks, das sprach- und grammatiktheoretischen Artikeln
durch das Bedürfnis nach einer einheitlichen wichtige Aspekte der Sprachphilosophie der
nationalen Literatursprache in einzelnen Län- Aufklärung. — Im Zusammenhang mit dem
dern (z. B. Italien, Rußland) besonders stark Aufschwung der Lexikographie und der Dis-
sein konnte, trat auch im Bewußtsein der kussion des Zusammenhangs von Sprache
sprachlich interessierten Öffentlichkeit zuneh- und Denken steht auch die Aktualität seman-
mend die Frage nach der Funktion der Spra- tischer Fragestellungen, beginnend mit der
che für den Menschen und für die Gesell- zunehmenden Detaillierung der praktischen
schaft, nach der Rolle der sprachlichen Zei- Bedeutungsbeschreibung in Wörterbüchern
chen für das menschliche Denken in den Vor- bis hin zur Erörterung der Zuverlässigkeit
dergrund. In diesem Zusammenhang wurde sprachlich fixierter Erkenntnis. Ein besonde-
in der Sprachdiskussion der Aufklärung auch rer Stellenwert in der damit verbundenen Dis-
die Wahrheit der Erkenntnisse und Ideen, die kussion um die Wortbedeutungen, ihren
mit Hilfe der Wörter fixiert und kommuniziert Wahrheitswert und ihre Entstehung kommt
werden, thematisiert. Die grundsätzliche Er- der Auffassung vom arbiträren Zeichencha-
örterung der Zuverlässigkeit durch Sprache rakter zu (vgl. Coseriu 1968, 81 ff), in deren
118 I. Raum-zeitliche Übersichten
Modifikation und Umdeutung im 18. Jahr- Körper und Seele nicht identisch sind, könne
hundert zugleich eine spezifisch aufkläreri- es überhaupt zur Verschiedenheit der Spra-
sche Sicht der Sprache deutlich wird. chen kommen. Einen Beweis für die Sprach-
unabhängigkeit des Denkens sieht schließlich
Cordemoy (1970, 61 f) auch darin, daß wir
2. Philosophische Implikationen uns oft nicht erinnern können, in welcher
der These Sprache wir einen Gedanken formuliert hör-
vom arbiträren Zeichencharakter ten. — Wenn in der augustinisch-rationalisti-
schen Tradition das reine Denken zwar als
2.1. Arbitrarität sprachlicher Zeichen in der sprachfrei angenommen wird, so wird eine
augustinisch-rationalistischen Tradition Folge der Kommunikation mittels Sprache
darin gesehen, daß die Menschen sich daran
Die Einbeziehung der Sprache in die philo- gewöhnt haben, auch in ihrem Denken Zei-
sophischen Systeme solcher Denker wie René chen zu benutzen. Die unumgänglich gewor-
Descartes (1596—1650), Antoine Arnauld denen sprachlichen Zeichen genügen jedoch
(1612 —1694), Nicolas Malebranche (1638— dem Denken nur in sehr unvollkommener
1715) und Baruch Spinoza (1632 —1677) be- Weise, denn intuitive Konzeptionen überflu-
ruht vor allem auf der Annahme einer Ana- ten das Denken, während die Sprache eher
logie der Beziehung von Sprache und Denken verlangsamt und ablenkt. Aus diesem Span-
zum Verhältnis von Körper und Geist. In nungsverhältnis zwischen unkörperlichem
ihren Grundzügen bereits bei Aurelius Au- Denken und körperlichem Kommunikations-
gustinus (354—430) (s. Art. 16) entwickelt, mittel, insbesondere aus der Annahme, daß
wurde die Lehre vom unkörperlichen, reinen die Unvollkommenheit der Wörter mit ihren
Denken, das jedoch für den Menschen nach verschwommenen Bedeutungen das Denken
der Erbsünde nicht mehr verfügbar sei und behindert, ergeben sich bereits deutliche An-
durch ein von Zeichen unterstütztes Denken haltspunkte für eine rationalistische Sprach-
ersetzt werde, auch zur Grundlage der ratio- kritik. — Die Untersuchung der drei Ebenen
nalistischen Sprachtheorien (s. Art. 12 ). Spra- des sprachfreien. Denkens, des in der Kom-
che ist für Augustinus das notwendige Ge- munikation mitgeteilten Denkens und des
wand des Denkens, wenn dieses sich in die schließlich aus Gewohnheit sprachgebunde-
körperliche Welt herabläßt, d. h. wenn es mit- nen Denkens findet sich auch in der Gram-
geteilt werden soll. Das vom sprachlichen Zei- matik (1660) und der Logik (1662 ) von Port-
chen Bezeichnete ist demnach ein rein geisti- Royal wieder (vgl. Robinet 1978, 9 ff) (s. Art.
ger Gegenstand, der mit dem Wort als kör- 44). Arnauld, der philosophisch bestimmende
perlichem Gegenstand nur eine Repräsenta- Autor beider Werke, knüpft an die augusti-
tionsbeziehung eingehen kann. Während nisch-cartesianische Position an und sieht das
Wörter eine unterschiedliche, arbiträre Laut- einzige Mittel zur Erkenntnis der Wahrheit
gestalt haben, sind die Begriffe weder grie- darin, dem Gedanken mehr Aufmerksamkeit
chisch noch lateinisch, sondern universell und zu widmen. Wörter sind arbiträr, was bedeu-
von sinnlichen Gegebenheiten unabhängig. — tet, daß es lächerlich wäre, so natürliche und
Wie für Augustinus ergibt sich auch für die einleuchtende Erscheinungen wie die Gedan-
an ihn anknüpfenden Philosophen des 17. Jh. ken als abhängig von den nur nach Phantasie
die Notwendigkeit der Sprache erst durch die und Laune festgelegten Wörtern anzuneh-
Kommunikation zwischen den Menschen, in men. — Die Bedeutung eines Wortes wird
der eine Weitergabe reiner Begriffe unmöglich jedoch in der Logik von Port-Royal nicht als
ist. Schon die Tatsache, daß Tiere mit hoch- feste Größe angenommen, sondern in Abhän-
entwickelten Sprechwerkzeugen zwar in der gigkeit von der Anschauungsweise des jewei-
Lage sind, menschliche Lautsprache nachzu- ligen Sprachverwenders gesehen. Einen Zu-
ahmen, aber niemals menschliches Denkver- sammenhang zwischen Sprache und spezifi-
mögen erreichen können, verweist nach Des- schem Denken und Erkennen der Sprecher
cartes auf die besondere Stellung des Men- sehen Arnauld und Pierre Nicole (162 5—
schen und die Unabhängigkeit seines Den- 1695) nicht nur beim Vergleich der verschie-
kens von materiellen Erscheinungen wie der denen Nationalsprachen, sondern auch bei
Sprache. Wie später noch ausdrücklicher bei der Betrachtung verschiedener Entwicklungs-
Géraud de Cordemoy (ca. 162 0—1684) wird etappen einer Sprache (vgl. Arnauld/Nicole
hier die Verbindung zwischen Zeichen und 1965, 75 f). Diese Problematisierung des Zu-
Gedanken als eine Art Modell der Beziehung sammenhangs von Sprache und Denken er-
von Körper und Geist angenommen. Nur weil
8. Sprachphilosophie in der Aufklärung 119
gibt sich daraus, daß die Entsprechung des Denkens von den Sprachzeichen vorgebracht
Zeichens nicht unmittelbar im Gegenstand hatte, hatten Descartes und die Logik von
gesehen wird, sondern in den sich verändern- Port-Royal entgegengehalten, daß das
den Vorstellungen der Menschen von diesem menschliche Denken mit dem Bedeuteten
Gegenstand. Mit dieser Feststellung wies die operieren würde, nicht mit den Wörtern
Logik von Port-Royal bereits über den streng selbst, die durch Konvention festgelegt wür-
rationalistischen Rahmen hinaus und berei- den und daher einzelsprachlich verschieden
tete die Erkenntnis vor, daß sich gute Rhe- sein können, ohne die Universalität des Den-
torik, um das Bewußtsein der Menschen zu kens aller Menschen in Frage zu stellen (vgl.
erreichen, auch unter Berücksichtigung kon- Arnauld/Nicole 1965, 32 ). Dagegen verwen-
notativer Merkmale an die Imagination und det Giambattista Vico (1668—1744) (s. Art.
nicht nur an den Verstand wenden muß. — 2 4) die Behauptung eines formenden Einflus-
Hatte bereits die Logik von Port-Royal auf ses der Sprachen auf das Denken als Prämisse
den erkenntnisfördernden Einfluß der Spra- seines Beweises für die Überlegenheit des
che hingewiesen, indem sie erklärte, daß von Französischen als Sprache der Wissenschaf-
einem Wort gebildete Ableitungen uns durch ten und kehrt damit die Argumentationsweise
ihre Form zu neuen Gedanken hinführen (Ar- der bisherigen, auf rationalistischer Grund-
nauld/Nicole 1965, 2 47), so wendet sich Spi- lage vorgenommenen Sprachapologie um
noza noch grundsätzlicher gegen eine Über- (Vico 1947, 71). Nicht weil die französische
betonung der hemmenden Wirkung der Spra- Sprache geeignet sei, eingeborene und unwan-
che im Erkenntnisprozeß. Alles durch Spra- delbare Denkstrukturen ohne Umwege aus-
che Überlieferte, auch die Bibeltexte, ist nach zudrücken, sondern weil sie selbst ein den
Spinozas Auffassung unter dem Gesichts- Wissenschaften angemessenes Denken
punkt zu überprüfen, inwieweit allgemeingül- schaffe, gebührt ihr nach Vico der Vorrang
tige Konzeptionen oder entsprechend der als Wissenschaftssprache.
Sprache der Zeit und des Volkes ausgeprägte
Begriffe ausgedrückt werden. Spinozas Anlie- 2.2.1. Wesentliche Veränderungen in der Auf-
gen ist ein von sprachlichen Vorbildern freier fassung vom arbiträren Zeichencharakter
und kritischer Sprachgebrauch. Die Ver- hatten sich vor allem infolge der nominalisti-
wechslung von Wörtern, Ideen und Sachen schen (s. Art. 11) Grundhaltung des engli-
wird von ihm als gefährliche Quelle von Irr- schen Empirismus ergeben. Ausgehend von
tümern und Vorurteilen beschrieben (Spinoza sensualistischen erkenntnistheoretischen Po-
192 5, Opera II, 131). — Bei Arnauld, Des- sitionen dehnte John Locke (1632 —1704) (s.
cartes und Spinoza sowie bei anderen ratio- Art. 2 2 ) in seinem Essay concerning Human
nalistischen Denkern des 17. Jahrhunderts Understanding (1690) den arbiträren Zeichen-
waren somit bereits Ansätze gegeben, den charakter nicht nur auf die Beziehung zwi-
Einfluß der Sprache auf den Erkenntnispro- schen Lautfolgen und Ideen, sondern auch
zeß als Problemstellung zu erkennen und zu auf die Zusammensetzung der bezeichneten
erörtern. In Verbindung mit der Anerkennung Ideen selbst aus. Das sprachliche Zeichen re-
eines sprachfreien, reinen und in seinen präsentiert nach Locke nicht unmittelbar die
Grundzügen eingeborenen Denkens (s. Art. Erkenntnisgegenstände, sondern die Begriffe,
72 ) war jedoch erkenntnistheoretisches Inter- die sich der Erkennende bildet. Sowohl Ideen-
esse an der Sprache eine zweitrangige Erschei- bildung als auch Bezeichnung sind willkür-
nung, der nur im Rahmen rationalistischer lich, durch ›voluntary imposition‹ festgelegt.
Sprachkritik größere Bedeutung zukam. Die Die Sprache wird von Locke nicht mehr als
Auffassung vom arbiträren Zeichencharakter System zum Ausdruck der universellen Ratio,
nimmt dabei noch eine Schlüsselstellung in sondern als Widerspiegelung des unter den
der Argumentation gegen eine erkenntnis- speziellen historischen und sozialen Bedin-
theoretische Relevanz der Sprachverschieden- gungen einer Sprachgemeinschaft organisier-
heit ein. ten Denkens verstanden. Umgebung, Sitten
und Gewohnheiten sind nach Locke maßge-
2.2. Umdeutung des Arbitraritätsbegriffs bend für die begriffliche Einteilung der Welt,
unter dem Einfluß für die Bildung komplexer Ideen und deren
sensualistischer Erkenntnistheorien Bezeichnung. Ideenkombinationen, die im
Leben der Menschen häufig auftreten, werden
Der Hypothese einer körperlichen Natur des zu komplexen Ideen und erhalten Namen,
Denkens, die bereits Hobbes als extreme während die Menschen es bei seltenen Kom-
Schlußfolgerung aus der Abhängigkeit des
120 I. Raum-zeitliche Übersichten
binationen von Ideen vorziehen, sie lose und der Sprache im Erkenntnisprozeß ergeben
ohne Namen zu lassen und die einzelnen hatten, wurden bereits im 17. Jh. unternom-
Ideen aufzuzählen, wenn sie wirklich einmal men. Als Mangel in Lockes Essay empfindet
zusammen benötigt werden. Die einmal es schon George Berkeley (1685—1753)
sprachlich fixierten Ideenkomplexe wirken (1871, Works I, 153), daß der Sprache nicht
dann auf das Denken zurück. Z. B. würde das durchgängig und systematisch Aufmerksam-
Vorhandensein der unterschiedlichen Bezeich- keit gewidmet werde. Locke habe der Sprache
nungen ‘ice’ und ‘water’ jedem Engländer na- zu sehr vertraut und verkannt, daß sie das
helegen, auch zwischen zwei verschiedenen größte Hindernis auf dem Wege zur Erkennt-
Dingen zu unterscheiden. Dagegen würde je- nis sei. Die folgenschwerste Auswirkung des
mand, der in Jamaika aufgewachsen sei und Einflusses der Sprache im Erkenntnisprozeß
daher weder die Erscheinung Eis noch den sieht Berkeley gerade darin, daß sprachliche
Namen dafür kenne, nicht zögern, Eis und Zeichen den Anschein erwecken, es gäbe ab-
Wasser als ein und dieselbe Sache anzusehen strakte Ideen, zu deren gefährlichsten die Ma-
und sie mit demselben Wort zu benennen terie gehöre (vgl. Berkeley 1871, Works I,
(Locke 1894, II, 69). — Diese nominalistische 143 ff). Nach Berkeleys Auffassung bezeich-
Erklärung der Rolle der Sprache im Erkennt- nen die Wörter nichts anderes als eine Vielzahl
nisprozeß forderte die Kritik Leibniz’ (s. Art. von einzelnen Ideen, die den Empfindungen
2 3) heraus, der auf der Grundlage seiner des Subjekts entsprechen, und erwecken nur
Lehre von der prästabilierten Harmonie die den Anschein, es handle sich um Abstraktio-
Annahme ablehnt, daß die sprachlichen Zei- nen. — Einen wichtigen Grund für die hem-
chen die einfachen Ideen willkürlich zusam- mende und irreführende Wirkung der Sprache
menfassen. Sogar den sprachlichen Zeichen im Erkenntnisprozeß sieht Berkeley neben
selbst billigt Leibniz, ausgehend vom Prinzip dem Vortäuschen von Abstraktionen auch
des zureichenden Grundes und der prästabi- darin, daß sich die Sprache an den Begriffen
lierten Harmonie, eine gewisse Motiviertheit und Vorurteilen der Menge orientiert. So
zu. Zwar werde nicht die Gestalt der Wörter müsse selbst der von der Richtigkeit des ko-
durch eine natürliche Notwendigkeit be- pernikanischen Weltbildes Überzeugte davon
stimmt, ihre Bedeutungen werden jedoch sprechen, daß die Sonne aufgeht, untergeht
nicht vom Zufall festgelegt (Leibniz 192 3 ff, oder sich dem Scheitelpunkt nähert (vgl. Ber-
Sämtl. Schr. R. 6 VI, 2 78). Im Hinblick auf keley 1871, Works I, 182 f). Zwar nehme man
Lockes Erkenntnistheorie hatte Leibniz die stillschweigend eine Korrektur an diesem
sensualistische Formulierung ‘nihil est in in- Sprachgebrauch vor, das sei jedoch nur mög-
tellectu quod non prius fuerit in sensu’ mit lich, weil in diesem Fall das Auseinander-
dem Zusatz ‘nisi intellectus ipse’ versehen. Er klaffen von Sprache und Vorstellung beson-
spielt damit auf die Tatsache an, daß Locke ders sinnfällig sei. In anderen Fällen sei dem
mit der ›reflection‹ eine von den Sinneswahr- sprachlich verursachten Irrtum Tür und Tor
nehmungen und von den Einflüssen der Spra- geöffnet.
che unabhängige Erkenntnisquelle angenom-
men hatte. Mit dem Dualismus von ›sensa- 2.2.3. Ebenfalls ausgehend von Locke, je-
tion‹ und ›reflection‹ unterscheidet Locke doch mit ganz anderen Schlußfolgerungen als
neben den unmittelbar durch die gegenständ- Berkeley entwickelte Condillac in seinem Es-
liche Welt hervorgerufenen Sinneseindrücken sai sur l’origine des connaissances humaines
eine neue Stufe von Ideen, die auf apriorische (1746) eine zusammenhängende sensualisti-
Denkfähigkeit des Menschen zurückgehen. sche Theorie für die Entwicklung aller Denk-
Diese Annahme einer neben der Sinnestätig- vorgänge, in der die Auffassung vom arbiträ-
keit von Anfang an vorhandenen Reflexion ren Zeichencharakter eine zentrale Stellung
korreliert bei Locke (1894, § 1) mit der Über- einnimmt. Hatte Locke neben den ›sensa-
nahme der biblischen Schöpfungsthese in der tions‹ in der ›reflection‹ noch eine von den
Erklärung des Sprachursprungs: Gott stellte Sinnen unabhängige Erkenntnisquelle aner-
den Menschen als ein über Reflexion verfü- kannt, so führte Condillac die gesamte
gendes und damit der Sprache fähiges gesell- menschliche Erkenntnistätigkeit auf die Sin-
schaftliches Wesen in die Welt. neswahrnehmungen zurück und erklärte die
höheren Denkoperationen als mit Hilfe
2.2.2. Versuche einer Lösung der Widersprü- sprachlicher Zeichen umgewandelte Empfin-
che, die sich bei Locke aus dem dualistischen dungen (sensations transformées). Nach Con-
Relikt für eine kohärente Erklärung der Rolle dillacs Theorie verfügten die Menschen ur-
8. Sprachphilosophie in der Aufklärung 121
sprünglich über eine aus Schreien und Ge- Bedeutungen mit sprachlichen Zeichen belegt
bärden bestehende Sprache (langage d’ac- werden. Arbiträre Zeichen sind aufgrund ih-
tion), die zunächst für ihre primitiven Le- rer Beziehungen untereinander Träger von
bensverhältnisse genügte. Mit der weiteren Bedeutungen und funktionieren auf der
Entwicklung der Kommunikationsbedürf- Grundlage der im Sprachsystem vorliegenden
nisse entstanden die arbiträren Zeichen der Analogie (s. Art. 85). Die Verwendung arbi-
Lautsprache, durch die es dem Menschen trärer Zeichen ist nicht mehr natürliche und
möglich wird, frei über seine Imagination zu spontane Reaktion auf Sinneswahrnehmun-
verfügen und Sinneseindrücke abwesender gen, sondern Sprachtätigkeit auf einer be-
Gegenstände bewußt wachzurufen. Arbiträ- stimmten Stufe der miteinander verflochtenen
ren Charakter besitzen nach Condillac solche Entwicklung von Sprache und Denken. —
Zeichen, deren Gebrauch von unmittelbaren Condillac wendet sich dabei ausdrücklich ge-
äußeren Stimuli unabhängig ist und der Ent- gen eine vorwiegend negative Einschätzung
scheidungsfreiheit des Sprechenden unterliegt des Einflusses der Sprache auf das Denken.
(vgl. Auroux 1979 a, 2 9). Darin bestehen ge- Die Sprachen sind zwar unvollkommene Me-
rade die Voraussetzungen für die höheren thoden und lenken deshalb das Denken
Denkoperationen des Unterscheidens, Verall- manchmal auf Irrwege. Aber gerade weil sie
gemeinerns, Vergleichens, Urteilens und Methoden sind, deren Funktionieren auf in-
Schließens, durch deren psychogenetische Er- nerer Analogie beruht, müssen sie in vielen
klärung Condillac die Kluft zwischen Erfah- Fällen zu richtigen Ergebnissen führen (Con-
rung und Verstand überwinden konnte. — dillac 1947—1951, Œuvres philos. II, 400). Je
Kennzeichnet Condillac im Essai die Sprach- größer die Bewußtheit der Menschen in der
zeichen noch im Anschluß an Locke als ›insti- Verwendung der Sprache wird, um so besser
tutionell‹ und ›arbiträr‹, so schlägt er in seiner sind sie in der Lage, sich von den negativen
Grammatik (1775) vor, sie zur Vermeidung von Einflüssen der Sprache auf das Denken zu
Mißverständnissen nicht ‘arbiträr’, sondern befreien, die Sprache selbst zu korrigieren und
‘künstlich’ (artificiels) zu nennen. Diese sie als analytische Methode zu verbessern.
künstlichen oder institutionellen Zeichen sind Für die richtige Verwendung der Sprache im
in einem kontinuierlichen Prozeß aus natür- Interesse des Denkens und der Wissenschaft
lichen hervorgegangen, wobei stets von schon trägt nach Condillacs Auffassung die Gesell-
bekannten Zeichen ausgegangen wurde. Die- schaft volle Verantwortung. Mehrfach richtet
ses von Condillac immer wieder unterstri- er die Aufforderung an die Herrschenden, sich
chene Prinzip der Analogie bei der Bereiche- für eine sinnvolle Sprachverwendung einzu-
rung von Zeichensystemen ist dann auch die setzen, um die menschliche Erkenntnis zu för-
notwendige Bedingung für das Funktionieren dern. Wenn die Erkenntnisentwicklung ge-
der künstlichen Zeichen, nachdem sie einen hemmt wird, so ist daran nicht die Sprache
autonomen Status gegenüber den natürlichen schuld, die ihrem Wesen nach fähig ist, sich
Zeichen erreicht haben (vgl. Ricken 1984, an neue Bedürfnisse anzupassen, sondern die
12 9). Mit der Berufung auf die Analogie bei Regierungen, die das Fortschreiten der Ver-
der Erklärung des Funktionierens und der nunft aufhalten: „La raison n’est jamais re-
Weiterentwicklung der menschlichen Laut- tardée dans ses progrès, que par les vices du
sprache spricht Condillac den Sachverhalt an, gouvernement“ (Condillac 1947—1951, Œuv-
der in der modernen Linguistik als Motiviert- res philos. II, 38). — Die aufklärerische For-
heit des sprachlichen Zeichens charakterisiert derung, sich der eigenen Vernunft zu bedienen
wird. In dieser funktionellen Perspektive läßt und dabei scheinbare Schwierigkeiten, die
die Lautsprache keinesfalls eine von der sich aus den Unvollkommenheiten der Spra-
Laune des Sprechenden abhängige Zeichen- che ergeben, zu überwinden, richtet Condillac
wahl zu. Die in einem langen Prozeß der auch an die Philosophen. Ein grundsätzlicher
Wechselwirkung von Sprache und Denken Fehler der Metaphysik sei es, um Worte statt
entstandenen Regeln für Kombinationen von um Dinge zu streiten (z. B. Condillac 1947—
Ideen und für deren Belegen mit Zeichen sind 1951, Œuvres philos. II, 92 ). Den übermäßi-
vielmehr für den Sprecher verbindlich und gen Drang der Philosophen, ihre Lehren zu
bestimmen den besonderen Charakter einer Systemen auszubauen und die Rolle der Spra-
Sprache (le génie de la langue). Zum beson- che beim starren Beibehalten dieser Systeme
deren Charakter der Sprachen gehört ihre kritisierte Condillac in seinem Traité des sy-
einzelsprachliche Spezifik als analytische Me- stèmes (1749). Der sprachkritische Gedanke,
thode, die vor allem davon abhängt, welche den Condillac vor allem von Locke überneh-
122 I. Raum-zeitliche Übersichten
men konnte, erhält im Rahmen seiner Sprach- Blick auf Aspekte der gegenseitigen Abhän-
theorie durch die Annahme der Möglichkeit gigkeit und gemeinsamen Entwicklung von
einer bewußten Einwirkung auf die Sprache Sprache und Gesellschaft freigeben. Durch
und ihrer Anpassung an die Erfordernisse des das Prisma biblischer Überlieferung gebro-
Denkens eine erkenntnisoptimistische Ergän- chen, wurde diese Problematik dann in Ge-
zung. stalt der babylonischen Sprachenverwirrung
oder der grundsätzlichen Annahme, Sprache
und Gesellschaft hätten sich von einem ide-
3. Die Sprachursprungsfrage, alen Urzustand entfernt, thematisiert.
ihr anthropologisches und Bei grober Abstraktion von vielfältigen Be-
erkenntnistheoretisches Umfeld sonderheiten bei den einzelnen Autoren lassen
sich die im 18. Jahrhundert vorgetragenen
3.1. Hauptrichtungen der Diskussion Hypothesen über den Ursprung der Sprache
der Sprachursprungsfrage in drei hauptsächliche Gruppen einteilen (vgl.
in der Aufklärung (s. Art. 65) Ricken 1984, 164): (a) Übernatürliche Ein-
Die Problematik des arbiträren Zeichencha- gebung der Sprache an die ersten Menschen
rakters in einer solchen Perspektive wie Con- (z. B. Johann Peter Süßmilch, 1707—1767;
dillac aufzuwerfen, bedeutet zugleich auch Nicolas Beauzée, 1717—1789), (b) Sprache
Aspekte der Entstehung und Entwicklung der als Schöpfung der mit Denkfähigkeit ausge-
menschlichen Lautsprache zu behandeln. Be- statteten Menschen, womit sowohl für eine
reits in der Frühaufklärung wurde die Frage rationalistische Ausgangsposition als auch für
nach dem Sprachursprung im Rahmen der einen Sensualismus Lockescher Prägung der
historischen Bibelkritik (insbesondere Ri- Sprachursprung erklärbar und zudem durch
chard Simon, 1638—1712 ) und der Natur- das Ausgehen von einer Denkfähigkeit über-
rechtslehre (Samuel Pufendorf, 1632 —1694) natürlicher Herkunft die Übereinstimmung
aufgeworfen, wobei sich Bezüge zu der vom mit einem religiösen Weltbild gesichert war,
Cartesianismus ausgelösten Debatte über die (c) gemeinsame Entstehung und Entwicklung
Existenz psychischer und kommunikativer von Sprache und Denken im Verlauf der Ge-
Fähigkeiten der Tiere ergaben. Im Bemühen schichte der Menschheit. — Auf dem Höhe-
um eine „Resakralisierung“ (Droixhe 1978, punkt der Auseinandersetzungen um die Phi-
162 ff) der schon Anfang des 18. Jh. vorhan- losophie der Aufklärung gewann die Debatte
denen Tendenz zu einer säkularisierten Inter- über den Sprachursprung (s. Art. 65) zuneh-
pretation des Sprachursprungsproblems hatte mende Aktualität. Der Zusammenhang von
Jean Frain du Tremblay (1641—172 4) in sei- Zeichen und Denken und der Bezug zur Ent-
nem Traité des langues (1703) den später stehung der Gesellschaft stellten die Sprach-
mehrfach aufgegriffenen Einwand erhoben, ursprungsproblematik in den Rahmen der
wie es denn möglich sein sollte, daß man Diskussion um ein neues geschichtliches Bild
Sprache erfindet, ohne sprechen zu können, des Menschen und der Gesellschaft.
da man doch keine Brillen herstelle, ohne
sehen zu können. In der weiteren Diskussion 3.2. Psychogenetische Erklärung
um die Reihenfolge der Entstehung der Spra- des Sprachursprungs
che, des Denkens und des sozialen Verhaltens und geschichtliches Menschenbild
als wichtiger Wesenszüge des Menschen sowie Während bei Locke der Sprachursprung als
um den Typus der Gattung Mensch, der am Problem noch außerhalb des Gesichtskreises
Anfang der Geschichte steht, ging ein ähnli- lag, war Condillacs Sprachursprungshypo-
ches Dilemma aus der Erkenntnis der gegen- these besonders deshalb folgenreich für die
seitigen Bedingtheit von Sprache, Denken Sicht des Menschen und der Gesellschaft, weil
und Gesellschaft hervor. Ein Lösungsversuch er den Zeichen die bestimmende Rolle beim
bestand in der Annahme, daß Formen der Übergang von der sinnlichen Erkenntnis zum
menschlichen Gesellschaft und die mit voller abstrakten Denken zuwies. Nicht unbedeu-
Denkfähigkeit ausgestattete Gattung Mensch tend dürfte dabei der Einfluß Christian Wolffs
als Ergebnis übernatürlicher Schöpfung be- gewesen sein, der die Sprache mit den Leib-
standen haben müssen, bevor die Sprache er- nizschen Erkenntnisstufen in Beziehung ge-
funden wurde. Selbst das u. a. bei Locke vor- setzt hatte und dabei zu der Schlußfolgerung
zufindende Postulat, daß Sprachfähigkeit und gekommen war, daß die Sprache der Stufe der
Gesellschaft auf einen gemeinsamen Schöp- figürlichen Erkenntnis entspricht, möglicher-
fungsakt zurückgehen, konnte durchaus den weise diese Stufe sogar erst begründet.
8. Sprachphilosophie in der Aufklärung 123
feld in Rousseaus Sprachdenken liegt zwi- menarbeit zu bewirken. Wenn die Winter hart
schen dieser gesellschaftskritischen Konzep- und Jagdzüge unmöglich wurden, waren die
tion und dem eher ‘affektiven’ Herangehen, Menschen zur Vereinigung gezwungen und
das im Sprechen einen spezifischen und dem wurden dadurch zugleich in die Lage versetzt,
Wesen des Gesangs vergleichbaren Ausdruck einander zu helfen und eine Art Konvention
von Gefühl sah. Beide Tendenzen fließen in untereinander einzugehen. In den warmen
Rousseaus Essai sur l’origine des langues (po- Klimazonen führte die Notwendigkeit der
stum 1781) zusammen, wo das ›affektive‹ Wassersuche die Menschen zusammen und
Herangehen bereits durch den Untertitel pri- brachte dadurch die ›passions‹ hervor, aus
vilegiert wird (‘où il est parlé de la mélodie, denen sich Sprache ergab. Es erscheint daher
et de l’imitation musicale’) und die Darstel- übertrieben, einem Süden mit gesungener
lung durch die Annahme einer Polygenese an Sprache und Kommunikation aus Liebe einen
Komplexität gewinnt. Außerdem wird der Norden gegenüberzustellen, der Prinzip des
Sprache in ihrer Funktion (Kapitel 1), Ge- Unglücks und der Verderbtheit sei. Rousseaus
schichte und sogar in ihrem Verfall (Kapitel sprachphilosophisches Denken läßt sich nicht
2 , 9 und 2 9) die Bestimmung offengehalten, auf dichotomische Gliederungen und Wort-
der moralischen, affektiven und materiellen spiele reduzieren, wie etwa seine Aussage über
Vereinigung des Menschengeschlechts zu die- die Völker des Nordens: „le premier mot ne
nen. Die Sprachentstehung wird dabei nicht fut pas chez eux, aimez moi, mais aidez moi“
etwa einem bestimmten Menschentyp oder (Rousseau 1970, 131). — Auch die Opposi-
einer bestimmten Epoche vorbehalten. Die tion Natur/Zivilisation erfaßt offensichtlich
historisch aufeinanderfolgenden Produk- nur die als solche unvollständigen Gegenpole
tionsstufen der Jagd, Weidewirtschaft und einer dialektischen Bewegung, die nicht auf
Bodenbearbeitung werden vielmehr als Etap- eine nostalgische Sicht, sondern auf Befreiung
pen der Vergesellschaftung des Menschen und abzielt. Wie der Mensch selbst wird die Spra-
seiner Kommunikationsfähigkeit gesehen. Im che entwürdigt und mißbraucht, wenn sie vor
Zeitalter der Weidewirtschaft entwickelt sich allem dazu dient, das egoistische Ich zu be-
die primitive Sprache auf zwei Wegen, von haupten, ungerechten Eigentumsverhältnis-
denen der eine mit den Notwendigkeiten des sen Dauerhaftigkeit zu verleihen oder gesell-
Überlebens zusammenhängt. Ein Teil der Jä- schaftliche Mißstände zu verdecken. Dennoch
ger wurde seßhaft und zähmte Vieh, woraus ist die Sprache so eng mit der Vervollkomm-
sich bereits eine größere Übung der Sprech- nung des Menschen und dem Prozeß seines
organe ergab. Das Hirtenleben weckte außer- notwendigen Hinauswachsens über die pas-
dem Leidenschaften, die nicht auf das unmit- sive und animalische Natur verbunden, daß
telbare Überleben gerichtet waren. Während man die Andeutungen einer positiven Kraft
die lebenserhaltenden Bedürfnisse und die Su- der Sprache in Rousseaus Essai nicht über-
che nach Nahrungsmitteln die Menschen sehen kann.
dazu brachten, sich gegenseitig zu fliehen,
wurden sie durch diese ›passions‹ einander 3.3. Zur Sprachursprungsfrage
nähergebracht. Nicht der Hunger und der in der Enzyklopädie
Durst, für deren Ausdruck außerdem Gesten der französischen Aufklärung
genügt hätten, brachten somit die ersten laut- Für die weltanschauliche Heterogenität der
sprachlichen Äußerungen hervor, sondern Encyclopédie (1751 ff), aber auch für die
Gefühle wie Liebe, Haß, Mitleid und Wut Komplexität des Sprachursprungsproblems
(vgl. Rousseau 1970, Kapitel 2 ). Solche ›pas- selbst spricht allein schon die Tatsache, daß
sions oiseuses‹, insbesondere die Liebe, wer- mit nur wenigen Seiten Abstand zwei völlig
den jedoch durch nichts anderes als durch auf entgegengesetzte Auffassungen zu dieser
Lebenserhaltung gerichtete Bedürfnisse er- Frage vertreten werden konnten. Im Artikel
möglicht. Rousseau fragt danach, wie die langage begründet der Chevalier de Jaucourt
Selbstgenügsamkeit und das Gleichgewicht (1704—1779) unter Berufung auf Condillac
des Hirtenzeitalters zerüttet werden konnten den menschlichen Sprachursprung, während
und führt als Grund wie im Discours zunächst Beauzée im Artikel langue die übernatürliche
den störenden Einfluß der Umwelt an. Dabei Schöpfung der Sprache als einzige Erklä-
handelt es sich im Unterschied zum Discours rungsmöglichkeit ansieht. Bei Diderot selbst,
jedoch nicht um Katastrophen, sondern Un- aber auch bei den für die Mitarbeit an der
terschiede der Jahreszeiten und des Klimas Enzyklopädie gewonnenen Grammatikern
genügen, um Gruppenbildung und Zusam- César Chesneau du Marsais (1676—1756)
8. Sprachphilosophie in der Aufklärung 125
und Beauzée, sind Bemerkungen zum Sprach- wird. Wenn bereits im Titel von Du Marsais’
ursprung der Absicht untergeordnet, die all- Aufsatz nach den Gründen des Sprechens ge-
gemeinen, abstrakten, aber verifizierbaren Be- fragt wird, so ist also andererseits das Spre-
dingungen der Entstehung eines Ausdrucks- chen selbst eigentliche Ursache des Denkens.
mittels zu untersuchen. War bereits Rousseau Sprache wird notwendig, um unser Denken
davon ausgegangen, daß die Entwicklung der zu gliedern, zu analysieren, es in seinen Ein-
Gesellschaft eines Tages Sprache hervorbrin- zelheiten auszudrücken und wahrnehmbar zu
gen mußte, und hatte er die tatsächliche Exi- machen. Die Notwendigkeit der Analyse des
stenz der Sprache in die Geschichte projiziert, Denkens zum Zweck der Kommunikation
so verlagern die Enzyklopädisten den Sprach- läßt uns dann oft erst erkennen, was ohne die
ursprung in eine zeitlich unbegrenzte Gegen- sprachliche Verarbeitung unbemerkt geblie-
wart, da die für Sprachentstehung notwen- ben wäre. Nach erfolgter Analyse muß der
digen Bedingungen ständig gegeben sind. Die Satz in der Sprachverwendung das wieder-
Frage nach der Kausalität des Sprechens und herstellen, was im Denken als Einheit exi-
der Sprache schließt dabei die genetische Fra- stierte. Eine solche Sichtweise, die auch Di-
gestellung nicht aus, verlagert sie jedoch auf derot teilte, läßt die Frage nach einer not-
die Ebene theoretischer Notwendigkeiten. — wendigen, festgelegten Wortfolge unange-
Diderot selbst entwickelte seine Gedanken bracht erscheinen. Alle Sprachen haben eine
zum Sprachursprung in der Lettre sur les ihnen angemessene Wortfolge und lassen
sourds et muets (1751) vor allem im Zusam- durch die Beziehungen zwischen den Wörtern
menhang mit der Problematik der Wortstel- im Satz Sinn entstehen. — Neben der Syntax
lung (vgl. Ricken 1978, 118 ff). Sollten sich behandelte Du Marsais als bevorzugtes
aus der Reihenfolge der Entstehung von Be- Thema die Metaphern (Des Tropes, 1730), die
nennungen nicht auch Hinweise für das viel er als eine Art zweite Geburt der Sprache
diskutierte Thema finden lassen, welche betrachtet (s. Art. 91). Nachdem in der Phase
Wortfolge in der gegenwärtigen Verwendung des Ursprungs der Sprache den sinnlich wahr-
der Sprachen die ›natürliche‹ ist? Diderot nehmbaren Objekten Namen beigelegt wur-
folgt dabei der Auffassung, daß zunächst die den, entstehen durch Nachahmung und Ana-
wahrnehmbaren Objekte benannt wurden, die logie Metaphern, die Abstraktes durch Kon-
als erste die Sinne getroffen haben. Mit bereits kretes, Geistiges durch naheliegendes Mate-
vorliegenden sensualistischen Positionen rielles abbilden. Wie im Bereich der Syntax
stimmt Diderot auch in der Erklärung der ersetzte Du Marsais auch in der Semantik die
Entstehung abstrakter Begriffe durch den Genesis durch eine Nachschöpfung, die im
Vergleich und das Herausarbeiten des Ge- alltäglichen Sprechen faßbar wird.
meinsamen sprachlich verarbeiteter Bedeu- Bemerkenswert am Vorgehen Beauzées, der
tungen überein (vgl. Condillacs Analogiebe- die Nachfolge Du Marsais’ als wichtigster
griff unter 2 .2 .3.). Im Unterschied zu Condil- Grammatiker der Enzyklopädie antrat und
lac steht jedoch bei Diderot die Simultaneität 1767 eine Grammaire générale veröffentlichte,
des Denkakts im Vordergrund. Das Problem ist das Bemühen, den offensichtlichen Wider-
der Entstehung und Verwendung sprachlicher spruch zwischen der Schöpfungslehre und der
Zeichen stellt sich daher im Grunde immer für die menschliche Erfahrung faßbaren
wieder von neuem, sobald die Ganzheit eines Sprachentwicklung zu überbrücken. Die gött-
Gedankens durch die lineare Abfolge von liche Sprachgebung betrachtet Beauzée ledig-
Wörtern ausgedrückt werden soll. — Einen lich als Schöpfung und Anregung einer
ähnlichen, auf die gegenwärtigen Funktionen menschlichen Fähigkeit, die dann entspre-
und die Kausalität der Sprache gerichteten chend den Bedürfnissen der sich entwickeln-
Anspruch erhebt Du Marsais’ Fragment sur den Gesellschaft wirksam wurde. Mit der Be-
les causes de la parole, das 1793, also sieben- zugnahme auf die kommunikativen Bedürf-
unddreißig Jahre nach dem Tode seines Ver- nisse und der Feststellung, daß die Menschen
fassers, erschien. Du Marsais gehörte als ver- selbst die notwendigen Wörter und Wendun-
mutlicher Autor eines Essais über die Vorur- gen erfinden, versucht Beauzée, den sprach-
teile zu den hervorragendsten Denkern seiner lichen Erfahrungstatsachen Rechnung zu tra-
Zeit. Im Anschluß an Locke kommt Du Mar- gen. In seiner Begründung des göttlichen
sais zu der Feststellung, daß die Analyse der Sprachursprungs nimmt er Rousseaus Ein-
Sinneswahrnehmungen als Grundlage der ge- geständnis, daß die Entstehung der Sprache
samten Denk- und Sprachtätigkeit erst durch auf natürlichem Wege schwer erklärbar ist,
das Kommunikationsbedürfnis veranlaßt als Beweis gegen den menschlichen Sprach-
126 I. Raum-zeitliche Übersichten
ursprung. Den einzelnen Argumenten Rous- ten, dem französischen Philosophen, Mathe-
seaus brauche man nichts hinzuzufügen, nur matiker und Biologen Pierre Louis Moreau
habe er in der Annahme göttlicher Einwir- de Maupertuis (1698—1759) zu, der 1748
kung noch einen Schritt weiter gehen sollen. selbst eine Arbeit unter dem Titel Réflexions
— Die Vorstellung von einem primitiven Zu- philosophiques sur l’origine des langues et la
stand der Menschen, in dem sich die Sprache signification des mots in die Diskussion ein-
allmählich entwickelte, betrachtet Beauzée als gebracht hatte (vgl. 4.2 .). Von ihm war die
besonders gefährliche und Glaubenswahrhei- Anregung ausgegangen, in der schließlich für
ten widersprechende Hypothese. Jede Sprache 1759 ausgeschriebenen Preisfrage der Aka-
setze bereits eine Gesellschaft voraus, die je- demie den Zusammenhang der Sprache mit
doch ohne Sprache ihrerseits nicht entstehen den Meinungen des Volkes zur Diskussion zu
könne. Als Ausweg aus diesem Dilemma sieht stellen (vgl. 4.3.). Ausschlaggebend dafür, daß
Beauzée nur die Anerkennung einer gleich- auch die Sprachursprungsfrage dann für 1770
zeitigen Erschaffung von Sprache und Ge- als Preisfrage thematisiert wurde, war neben
sellschaft durch Gott. Mit der Auffassung dem breiten Interesse für dieses Problem Süß-
vom göttlichen Sprachursprung verbindet milchs Versuch eines Beweises, daß die erste
sich hier der Hinweis auf den Offenbarungs- Sprache ihren Ursprung nicht vom M enschen,
charakter der entstandenen gesellschaftlichen sondern allein vom Schöpfer erhalten habe (ge-
Verhältnisse. Der Sprachursprung bringt in lesen 1756, veröffentlicht 1766, vgl. 3 ff). Süß-
diesem Sinne eine politische Konsequenz mit milch wollte diese Arbeit ausdrücklich als Re-
sich, die auf die Erhaltung der bestehenden aktion gegen Maupertuis verstanden wissen,
Ordnung gerichtet ist und zu einer der wich- wandte sich darin jedoch auch gegen Condil-
tigsten sprachphilosophischen Thesen der Ge- lac und Rousseau. Ganz im Sinne einer Re-
genaufklärung wurde. sakralisierung der Sprachursprungsfrage wird
dabei die These vom untrennbaren Zusam-
3.4. Resakralisierung und säkularisierte menhang von Sprache und Denken zum zen-
Sicht der Sprachursprungsfrage in der tralen Argument gegen die Möglichkeit der
Debatte an der Berliner Akademie Sprachhervorbringung durch den Menschen
umgedeutet: Sprache ist nach Süßmilch not-
Die Lehre vom göttlichen Sprachursprung be- wendige Voraussetzung für die Tätigkeit des
hielt nicht nur Anhänger aus Gründen der Verstandes, sie ist jedoch andererseits selbst
Orthodoxie, sondern sie gewann als fertige ein so kompliziertes und vollkommenes Pro-
Antwort auf ein schwieriges Problem wieder dukt, daß ihre Erfinder unbedingt bereits über
an Attraktivität. Der enge entwicklungsge- Verstand verfügt haben müssen, was wie-
schichtliche und funktionelle Zusammenhang derum ohne Sprache unmöglich sei. Als Aus-
von Sprache, Denken und Gesellschaft ließ weg aus diesem Dilemma sieht Süßmilch nur
die Frage nach der Priorität eines der drei die Anerkennung der Sprachgebung durch
sich gegenseitig voraussetzenden Relations- Gott. — Andererseits trug zur Verbreitung
partner zu einem Dilemma werden, das Auto- der Sprachphilosophie Rousseaus in Deutsch-
ren wie Beauzée oder Noël-Antoine Pluche land insbesondere die 1756 erschienene und
(1688—1761) unter dem Hinweis auf göttliche von Moses Mendelssohn (172 9—1786) be-
Einwirkung lösen wollten. Die Möglichkeit, sorgte Übersetzung des Discours sur l’origine
in derartige Begründungen eines übernatür- de l’inégalité bei. Mendelssohn teilt darin voll-
lichen Sprachursprungs Argumente Rousse- kommen die natürliche Erklärung der Spra-
aus einzubeziehen, ergab sich eher aus Ge- che als Schöpfung des Menschen, ohne sich
meinsamkeiten in der Komplexität der Sicht- allerdings Rousseaus politischer Radikalisie-
weise als aus einem selbständigen weltan- rung anzuschließen. Als Voraussetzung für
schaulichen Wert dieser Argumente. die Schaffung der Sprache sieht Mendelssohn
nicht eine ausgebildete Vernunft, sondern sin-
3.4.1. Besonders deutliche Gegensätze in der nesgebundene Einbildungskraft und die Fä-
philosophischen Erklärung wechselseitiger higkeit zur Vervollkommnung. Gegen diese
Beziehungen von Sprache, Denken und Ge- sensualistische Erklärung des Sprachur-
sellschaft zeigt die Sprachursprungsdebatte sprungs wandte sich z. B. Jean Henri Samuel
an der Berliner Akademie der Wissenschaften Formey (1711—1797), der später als ständi-
und Schönen Künste (vgl. Aarsleff 1982 a, ger Sekretär der Akademie sogar den Ankün-
146 ff; Droixhe 1978, 178 ff; Ricken 1984, digungstext der einschlägigen Preisfrage zu
177 ff; Hartung 1977, 83 ff). Eine wichtige verlesen hatte. Unter dem Eindruck des Wi-
Vermittlerrolle kommt dabei deren Präsiden-
8. Sprachphilosophie in der Aufklärung 127
Ideen entstand, ihren Ursprung in unartiku- rekonstruierte Ursprache oder die unmittel-
lierten Schreien, und sie kann nur von in einer bare Herkunft bestimmter Sprachen bis hin
Gesellschaft lebenden Menschen hervorge- zur aktuellen Sprachverwendung als Folge
bracht werden, sobald sie für die Bedürfnisse allgemeingültiger Gesetzmäßigkeiten der
der kollektiven Arbeit notwendig ist. In einer Sprachentstehung werden die verschiedensten
zweiten Phase treten bei Monboddo dann Gegenstände im Zusammenhang mit der
anti-empiristische Momente in den Vorder- Sprachursprungsfrage thematisiert.
grund, die seine Sprachursprungslehre als hi-
storische Seite und Ergänzung der neoplato- 3.5.1. Elemente einer ›Resakralisierung‹ des
nischen universellen Grammatik James Har- Ursprungs der Sprache aufnehmend, kam es
ris’ (1709—1780) kennzeichneten (vgl. 4.5.1.). auch zur Hervorkehrung mythisch-poetischer
Dagegen war Herders an den Sensualismus Anhaltspunkte für die Suche nach transzen-
der Aufklärung angelehnte Sprachauffassung dentaler Erkenntnis. Für den im Zentrum der
Bestandteil seines geschichtlichen Menschen- französischen Illuminaten stehenden ›philo-
bildes und trug zu seinem Vertrauen in die sophe inconnu‹ Louis-Claude de Saint-Mar-
Perfektibilität des Menschen bei. Obwohl tin (1743—1803) liegt der Sprachursprung
Herders Position zur Sprachursprungsfrage in nicht in einem nach der Entstehung des Men-
ihren philosophischen und gesellschaftstheo- schen und seines Geistes vollzogenen Ereig-
retischen Konsequenzen gemäßigt war, wurde nis, sondern Sprachursprung und Ursprung
ihm aus der Sicht der Gegner der Aufklärung des Denkens fallen zusammen. Unterscheidet
vorgeworfen, mit der Leugnung des göttli- er sich in dieser dialektischen Sicht der Ent-
chen Sprachursprungs die menschliche Ge- stehung der Sprache im Zusammenhang mit
sellschaft als ein Werk der Menschen selbst den menschlichen Fähigkeiten kaum von her-
erklärt und damit ihre Umwälzung vorberei- vorragenden Vertretern der Aufklärung, so
tet zu haben. hebt sich der übergreifende Rahmen seiner
Sprachtheorie deutlich von deren Anliegen ab
3.5. Differenziertheit der Aspekte der (vgl. Friedrich 1935, 2 93 ff). Die Sprache
Sprachursprungsfrage (langage) der geoffenbarten Geisteseinheit
mit Gott sei verlorengegangen, sie schimmere
Die Sprachursprungsfrage findet sich in der aber — gemäß dem Symbolcharakter aller
Aufklärung in sehr speziellen Aspekten des Erscheinungen — in den ›langues‹, den gefal-
Funktionierens und des Erwerbs von Zei- lenen Sprachen, noch durch. Dieser univer-
chensystemen thematisiert. Phylogenese und sale Symbolismus zeigt sich auch in der An-
Ontogenese werden dabei bis zu einem sol- nahme einer ursächlichen Verbindung zwi-
chen Grade identifiziert, daß die Beschrei- schen Wörtern (Namen) und Sachen, wobei
bung des Spracherwerbs durch ein menschli- den Wörtern die Eigenschaft zugeschrieben
ches Individuum zum Modell der Sprachent- wird, etwas vom Wesen der Sachen zu ent-
stehung überhaupt werden kann. In dieser hüllen. Das Bestreben der Illuminaten, unter
Perspektive waren außerhalb der Gesellschaft Umgehung des diskursiven Denkens der
aufgewachsene Kinder, Taubstumme, primi- Wahrheit innerlich ansichtig zu werden, er-
tive Stämme oder auch Völker mit stark ab- hielt bei Saint-Martin eine ausdrücklich
weichenden Sprach- bzw. Schriftsystemen sprachtheoretische Prägung. In einigen
vielversprechende Forschungsgegenstände,
die allerdings oft nur im Gedankenexperiment Grundgedanken besteht dabei Übereinstim-
als ›empirisches‹ Material herangezogen wur- mung mit Autoren wie Beauzée und Formey,
den. die bereits im Verlauf der Sprachdiskussion
Mit dem Bewußtwerden der Schwierigkei- des 18. Jahrhunderts um eine Neubegründung
ten des Sprachursprungsthemas im 18. Jahr- des göttlichen Sprachursprungs bemüht
hundert geht außerdem seine Aufspaltung in waren. Ähnlich wie diese verwendet Saint-
mehrere Richtungen einher, in denen die phi- Martin die von Rousseau aufgezeigten
losophische Problematik auf unterschiedliche Schwierigkeiten bei der Sprachentstehung als
Weise mit anthropologischen, politisch-ge- Argument gegen den natürlichen Ursprung
sellschaftstheoretischen, philologischen und der Sprache. Die von Saint-Martin selbst er-
poetischen Gesichtspunkten verbunden wird. wähnte Gemeinsamkeit mit Rousseau er-
Jede dieser Richtungen faßt die zeitliche Aus- streckt sich auch auf die Ablehnung der Auf-
dehnung des Begriffs der Genese sehr unter- fassung, daß die Sprache nur als Instrument
schiedlich auf: vom mythologischen Ursprung zur Befriedigung der unmittelbaren Lebens-
jenseits aller möglichen Erkenntnis über die bedürfnisse entstanden sei sowie auf die An-
8. Sprachphilosophie in der Aufklärung 129
nahme eines Bruchs zwischen der Ebene des seau den Schwerpunkt vom Problem der Ge-
Ursprungs und der geschichtlichen Zeit. nese auf das Problem der ständigen Sprach-
Wenn Saint-Martin diese Gedanken Rous- erzeugung und der Ursachen dieses Prozesses.
seaus aufnimmt und radikalisiert, so unter- Wie Daniel Droixhe (1976, 119 ff) am Beispiel
scheiden sich beide jedoch in wesentlichen Zü- Proudhons nachgewiesen hat, konnte ein in
gen ihres Denkens. Was Rousseau als Argu- dieser Perspektive entwickeltes sprachphilo-
mente in einer Beweisführung darstellte, ver- sophisches Interesse zu gesellschaftstheoreti-
wandelt Saint-Martin in Schlußfolgerungen, schen Konsequenzen und sogar zu entspre-
und Rousseaus Suche nach den Ursachen der chenden Handlungen führen.
Entfremdung im Verlauf der Geschichte wird
bei Saint-Martin durch eine Poetik des Verfalls 3.5.3. Die anthropologischen Konsequenzen
ersetzt. Trotz ihrer gegensätzlichen Orientie- der Sprachursprungsdiskussion der Aufklä-
rung, der Notwendigkeit der persönlichen rung fanden auch bei den Naturwissenschaft-
und sozialen Wiederherstellung des Menschen lern Aufnahme und Fortsetzung. Im Kontext
bei Rousseau und der Sehnsucht nach einer der Debatte um naturwissenschaftliche und
in der Vielzahl von Sprachen verlorengegan- philosophische Fragen der Entstehung der
genen Einheit bei Saint-Martin, teilen beide Arten ergaben sich Ansätze einer naturge-
die Auffassung von der Sprache als wesent- schichtlichen Entwicklungslehre auch bei der
lichem Instrument des menschlichen Wesens. Behandlung der Tiersprache und des Sprach-
ursprungs (vgl. Ricken 1984, 182 ff). Wie
3.5.2. Ein anderer Weg, das Sprachur- überhaupt bei der Anwendung solcher zen-
sprungsproblem in seinen Auswirkungen in tralen Begriffe des Geschichtsdenkens der
die Gegenwart zu verlagern, regte die Dicht- Aufklärung wie Fortschritt und Perfektibilität
kunst an, die immer deutlicher als Bestandteil wurde versucht, den Menschen auch in seiner
des Wesens der Sprache verstanden wurde. So Sprach- und Kommunikationsfähigkeit in
bereitete z. B. Du Marsais die Wiederbele- den Gesamtzusammenhang der Natur zu stel-
bung der bildhaften Sprache vor, und Diderot len. — Schon 1739 hatte Guillaume-Hyacin-
suchte am Gegenstand des Inversionspro- the Bougeant (1690—1743) mit seiner Schrift
blems eine neue Art und Weise, die ursprüng- Amusement philosophique sur le langage des
liche Ganzheitlichkeit der Sinneswahrneh- bêtes die Kirche zum Eingreifen veranlaßt,
mungen im sprachlichen Ausdruck herzustel- weil seine Darstellung der Empfindungs- und
len. Der notwendigen und für die menschliche Kommunikationsformen von Tieren den
Erkenntnis vorteilhaften Wirkungsweise der Rang des Menschen als Krone der Schöpfung
Sprachen als analytische Methoden wird so- in Frage stellte. Dabei hatte Bougeant ver-
mit bereits in der Aufklärung die beschwer- sucht, die philosophische Tragweite der An-
liche Linearität der Rede als Nachteil gegen- erkennung einer Seele der Tiere als unab-
übergestellt, den der Dichter durch Andeu- wendbare Folgerung der Anerkennung ihrer
tungen, Konnotationen der Wörter und In- ›Sprache‹ einzuschränken, indem er ihnen nur
versionen in der Wortfolge überwinden muß. Seelen von Dämonen zuwies. Doch sogar die
— Unabhängig davon, ob sie von der schöp- bei Voltaire von Locke übernommene Be-
ferischen Kraft des Wortes in seiner aktuellen teuerung, daß die hypothetische Annahme
Verwendung ausgingen oder sich vorwiegend einer materiellen Seele nicht glaubenswidrig
für die ›Harmonie‹ der Sprachen und ihre sei, da sie die Allmacht des Schöpfers, der
Verwandtschaft interessierten, führten die auch die Materie mit Denkfähigkeit ausstat-
Überlegungen zur Ursprungsproblematik oft ten könne, unterstreiche, hatte den Verdacht
zu politischen Implikationen. In Fortsetzung des Materialismus und Atheismus nicht ab-
der Theorien Beauzées und Saint-Martins wenden können. — Die sensualistische Hypo-
verbanden Antoine Fabre d’Olivet (1768— these über Ursprung und Entwicklung der
182 5), Louis Bonald (1754—1840), Pierre-Si- Sprache gab sprachtheoretischen Fragestel-
mon Ballanche (1776—1847) und Joseph de lungen eine neue weltanschaulich-philosophi-
Maistre (1753—182 1) mit der sprachlichen sche Dimension, die auch für das Evolutions-
Offenbarung die göttliche Auferlegung einer denken wichtig wurde. Die These, daß die
festen sozialen Ordnung. Durch die Betonung Tiere nach Maßgabe ihrer Bedürfnisse unter-
des wichtigen Anteils der sprachlichen Zei- einander kommunizieren und dafür Körper-
chen an der Vervollkommnung des Individu- bewegungen und nichtartikulierte Laute einer
ums und der Entwicklung der Gesellschaft auch dem Menschen eigenen Gebärdenspra-
verlagern dagegen z. B. Condillac und Rous- che verwenden, wird in die Argumentation
130 I. Raum-zeitliche Übersichten
einer über die Bedürfnisse vermittelten Be- Turgot/Condillac u. a. 1970, 2 4 ff; vgl. auch
zogenheit des Erkenntnisprozesses auf die Politzer 1963, 5 ff). Maupertuis hatte ver-
Außenwelt. Sprachen sind korrigierbar, so- sucht, eine Art mathematisches Modell der
bald es der von den Bedürfnissen angeregte Sprachentstehung darzulegen, ließ dabei je-
Erkenntnisprozeß erfordert, denn die von doch keinen Zweifel daran, daß es ihm um
Condillac angenommene Wechselbeziehung die Fortsetzung der Philosophie Berkeleys auf
zwischen Sprache und Denken schließt ein, sprachtheoretischem Gebiet ging. Dabei geht
daß zur Weiterentwicklung des Denkens eine er ganz in Übereinstimmung mit Berkeley da-
Änderung der sprachlichen Konvention not- von aus, daß der Erkenntnis zunächst nur
wendig werden kann. Er gesteht den Men- isolierte Perzeptionen zur Verfügung stehen,
schen trotz aller Verbindlichkeit der sprach- über deren Herkunft und Beziehungen unter-
lichen Zeichen durchaus zu, die Sprache zu einander keine gültige Aussage möglich sei.
verbessern: „[...] pour rendre le langage exact, Um sie voneinander zu unterscheiden, belege
on doit le réformer sans avoir égard à l’usage“ der Mensch diese Perzeptionen mit Zeichen,
(Condillac 1947—51 I, 106). Die Annahme etwa mit A für die Perzeption /ich sehe einen
einer Sprachrelativität des Denkens ordnet Baum/ und mit B für die Perzeption /ich sehe
sich somit der aufklärerischen Forderung un- ein Pferd/. Allmählich stelle sich dabei heraus,
ter, sich der eigenen Vernunft zu bedienen und daß die dafür benötigte Menge an Zeichen
dabei scheinbare Schwierigkeiten, die sich aus die Möglichkeiten des menschlichen Gedächt-
der Sprache ergeben, zu überwinden. nisses übersteigt, weshalb schließlich im Er-
Am Beispiel Berkeleys (vgl. 2 .2 .2 .) hatten gebnis einer weiteren Aufgliederung der Per-
wir jedoch bereits gesehen, daß die Annahme zeptionen jeweils gleiche und rekurrente Teile
eines formenden Einflusses der Sprache auf gleiche Zeichen erhalten. Im Unterschied zur
das Denken auch zu ausgesprochen pessimi- psychogenetischen Erklärung des Sprachur-
stischen Schlußfolgerungen hinsichtlich der sprungs (vgl. 3.2 .) sind für Maupertuis die
Verläßlichkeit und Perfektibilität der mensch- ersten Zeichen demnach nicht Namen für Ge-
lichen Erkenntnis führen konnte. Mit der an genstände und Erscheinungen der Außenwelt,
Condillac gerichteten Aufforderung Diderots sondern Bezeichnungen subjektiv vermittelter
zur Auseinandersetzung mit dem subjektiven Perzeptionen. Die anschließend erfolgende
Idealismus (vgl. Haßler 1984, 33 ff) war deut- sprachliche Fixierung der Aufgliederung der
lich geworden, daß die vom Sensualismus als Perzeptionen folgt keiner vorgegebenen Rich-
erkenntnistheoretischer Richtung durchlau- tung und läßt von vornherein der Sprache
fene Entwicklung zwei gegensätzliche Tenden- viel Selbständigkeit. — Durch ein Gedanken-
zen aufwies. So stand Mitte des 18. Jahrhun- experiment, in dem er den Sprachvergleich als
derts die Auffassung der Sinneserkenntnis als Methode zur Gewinnung philosophischer Er-
Widerspiegelung der objektiven Realität im kenntnisse vorschlägt, gelangt Maupertuis
menschlichen Bewußtsein gegen die Isolie- zur Annahme sprachlich bestimmter geistiger
rung der Perzeptionen von ihrer außerhalb Ebenen, die die Erkenntnismöglichkeiten der
des Bewußtseins liegenden Quelle, der Mate- Sprecher festlegen (vgl. Maupertuis/Turgot/
rie, die in extremen Fällen bis zum Aufgeben Condillac u. a. 1970, 2 7). Aus der Auffassung
des Materiebegriffs führte. — Daß sich dieser von solchen ›plans d’idées‹ ergibt sich für
Gegensatz auch auf sprachphilosophischem Maupertuis die Frage, ob eine objektive, von
Gebiet ausprägte, ist sicher nicht zuletzt auf den Besonderheiten des jeweiligen Sprach-
die Bedeutung der Sprache als Methode zur baus unabhängige Erkenntnis überhaupt
Analyse der Perzeptionen zurückzuführen. möglich ist. Ein extremer Pessimismus in die-
Nicht zu übersehen ist auch, daß dabei das ser Frage kann Maupertuis nur mit wesent-
Problem der Sprachrelativität des Denkens im lichen Einschränkungen zugeschrieben wer-
Mittelpunkt stand. den, obwohl Formulierungen, die Fragestel-
lungen und Denkmuster der Wissenschaften
4.2. Die Auseinandersetzung zwischen allein auf die Gestalt der Sprachen zurück-
Maupertuis und Turgot führen, einen solchen Gedanken nahelegen
könnten:
Die konzentrierteste Anwendung des subjek- „Ce que nous appellons nos sciences dépend si
tiven Idealismus Berkeleys auf die Sprache intimement des manieres dont on s’est servi pour
und ihre Stellung im Erkenntnisprozeß hatte désigner les perceptions, qu’il me semble que les
Maupertuis 1748 in seinen Réflexions philo- questions et les propositions seroient toutes diffé-
sophiques sur l’origine des langues et la signi- rentes si l’on avoit établi d’autres expressions des
fication des mots vorgelegt (vgl. Maupertuis/
8. Sprachphilosophie in der Aufklärung 133
che einen formenden Einfluß auf das Denken zeichnete Grundposition einer Wechselseitig-
zugesteht, gegensätzliche Standpunkte mög- keit des Zusammenhangs von Sprache und
lich, die sich mit philosophisch-weltanschau- Denken machten sich die einzelnen Bewerber
lichen Schlußfolgerungen verbanden. Ausge- keinesfalls in der gleichen Tiefe zu eigen. Den
hend von der entgegengesetzten paradigma- Preis erhielt schließlich die Beantwortung der
tischen Position, der Annahme einer Sprach- Frage von dem Einfluß der M einungen in die
unabhängigkeit des Denkens, wurde der Streit Sprache und der Sprache in die M einungen von
zwischen Maupertuis und Turgot 1815 Ge- Johann David Michaelis (1717—1791), der
genstand von Überlegungen, die eine Abkehr sich als gründlicher Philologe und Kenner der
vom Gedankengut der Aufklärung kennzeich- bisherigen Sprachdiskussion der Aufklärung
neten. Der ehemals von der sensualistischen erwies, auf die er seinerseits zurückwirkte. —
Richtung der Aufklärungsphilosophie beein- Ausgehend von einer am Gebrauch orientier-
flußte, im Verlauf seiner Entwicklung aber ten, demokratischen Sprachauffassung sieht
immer mehr auf spiritualistische Positionen Michaelis die Beziehung zwischen Einzelspra-
übergehende Maine de Biran unterzog die che und Erkenntnisstand unter neuen Ge-
Gedanken Maupertuis’ und Turgots einer sichtspunkten und mißt der Rückwirkung der
Kritik, in der er sich sowohl gegen den sub- Angehörigen aller Schichten auf ihre Mutter-
jektiven Idealismus Maupertuis’ als auch ge- sprache noch größere Bedeutung bei als etwa
gen den Sensualismus Turgots wandte. Turgot Condillac und Diderot. Jede einzelne Sprache
habe zu Unrecht versucht, Maupertuis nach- betrachtet Michaelis als
zuweisen, daß man die Sprachentstehung „eine Sammlung der Weisheit und des Genies gant-
nicht mit mathematischen Modellen beschrei- zer Völcker, zu dem ein jeder das seinige gegeben
ben kann. Sprachen seien nämlich durchaus hat: nicht blos der Gelehrte, der oft ein kleines
das Werk des sich selbst gegenwärtigen Ver- Genie hat, und noch öfter durch Vorurtheile ab-
standes, nicht, wie Turgot behauptete, das gehalten wird etwas neues zu entdecken, und am
Ergebnis einer durch Bedürfnisse und Gefühle Ende doch nur den hundertsten Theil der Men-
bestimmten Auseinandersetzung mit der Um- schen ausmacht, sondern auch der witzige, und der
welt. Gegen Maupertuis wendet sich Maine Natur gleichsam näher wohnende Ungelehrte; nicht
de Biran (Marie-François-Pierre Gonthier de blos der, dessen Gedancken die Menge annahm,
Biran, 1766—182 4) mit der Überzeugung, sondern auch der weiter sehende Kätzer; ja das
daß man keine Sprache finden könne, die Kind, dessen Genie das lebhafteste, und von Vor-
tatsächlich auf grundsätzlich anderen geisti- urtheilen am wenigsten eingeschränckte ist, und
gen Ebenen aufgebaut ist als die bekannten welches oft durch dreiste Associationen der Ideen
europäischen Sprachen. In den verschiedenen Wahrheit findet, giebt seinen Tribut zu diesem all-
Sprachen werde man vielmehr immer wieder gemeinen Schatz des Volckes“ (Michaelis 1760,
die gleichen Grundformen des Denkens wie- 15 f).
derfinden, die dem menschlichen Wesen von Damit erweitert Michaelis die bereits von den
der Natur gegeben sind und das charakteri- französischen Aufklärern gestellte Forderung,
stische Kennzeichen aller denkenden Lebe- entsprechend den spezifischen Erkenntnis-
wesen ausmachen (vgl. Maine de Biran möglichkeiten jeder Berufsgruppe zur Verbes-
192 0 ff, Œuvres X, 316). Gegen die relativi- serung der Sprache beizutragen, indem er sie
stische Auffassung von sprachspezifischen ge- auf jeden auch noch so ›ungelehrten‹ Sprecher
danklichen Ebenen stellte Maine de Biran so- anwendet. Allerdings wird nicht jeder gleich
mit die Annahme eingeborener Ideen und der eine wirkliche Sprachveränderung bewirken
Existenz des Denkens vor der Sprache. können, denn die ›oberste Gewalt‹ in der
Sprache ist das Volk selbst, das eine Neuerung
4.3. Sprache und ›Meinungen‹ des Volkes — annehmen oder ablehnen kann. — Den rück-
eine akademische Preisfrage wirkenden Einfluß der Sprache auf die ›Mei-
nungen‹ des Volkes sieht Michaelis sowohl als
Zu den von Maupertuis ausgegangenen Ein- positive als auch als negative Erscheinung.
flüssen auf die sprachphilosophische Diskus- Vorteilhaft ist dieser Einfluß der Sprache,
sion in der Aufklärung gehört auch die An- wenn ihr Reichtum an Wörtern genügend Ge-
regung, in der für 1759 ausgeschriebenen nauigkeit im Denken zuläßt. Dagegen ist es
Preisfrage der Königlichen Preußischen Aka- für Michaelis, wie vor und nach ihm für viele
demie der Wissenschaften den Zusammen- andere Vertreter der These von der Sprach-
hang der Sprache mit den ›Meinungen‹ des relativität des Denkens, unvorstellbar, daß
Volkes zur Diskussion zu stellen. — Die be- man bei Völkern, deren Sprache und Denken
reits durch den Text der Preisaufgabe vorge- noch keine Bezeichnungen für größere Zahlen
8. Sprachphilosophie in der Aufklärung 135
menhang mit der Sprachrelativität des Den- Beispiele für den besonderen Charakter ein-
kens auch der Einfluß der Sprache auf die zelner Sprachen genannt hat, kommt Alga-
Nation und ihre Geschichte diskutiert. Die rotti zu der Erkenntis, daß Sprache und Den-
Betrachtung der Sprache als ›Bildungsmittel ken eines Volkes so eng zusammenhängen,
der Nation‹ trat dabei besonders dort in den daß in einer fremden Sprache zu schreiben
Vordergrund, wo der Kampf um eine einheit- hieße, seine eigene Wesensart aufgeben zu
liche Literatursprache und deren Geltungs- wollen. — Die Diskussion um die Rolle der
bereich noch nicht abgeschlossen war. So Sprache im Erkenntnisprozeß erreichte in Ita-
wurde die Problematik einer Sprachrelativität lien in den Jahren des Erscheinens der Zeit-
des Denkens zum Bestandteil der italienischen schrift Il Caffè (Juni 1764—Mai 1766) ihren
›Questione della lingua‹, die vor dem 18. Jahr- Höhepunkt. Mit Cesare Beccarias Frammento
hundert vor allem den Geltungsbereich des sullo stile wurde in ihr 1764 ein Text abge-
Toskanischen und der übrigen Dialekte, Fra- druckt, der die Grundlagen einer sensualisti-
gen der sprachlichen Norm, die Bewertung schen Sprach- und Stiltheorie in sehr konzen-
des im 14. Jahrhundert erreichten Höhe- trierter Form darbot. Das Verfolgen der kul-
punkts in der Sprachentwicklung und den turellen und sprachlichen Entwicklung der
Widerstreit zwischen Modernisten und Tra- Völker läßt Beccaria zur Feststellung der
ditionalisten beinhaltet hatte. Mit der For- Wechselseitigkeit des Zusammenhangs von
derung, das Italienische gegenüber anderen Sprache und Denken kommen. Das einfache
Sprachen, insbesondere dem Lateinischen Volk sei größtenteils darauf angewiesen, die
und dem Französischen, aufzuwerten, war die Objekte danach zu unterscheiden, welche Un-
Notwendigkeit verbunden, seine Eigenart und terschiede in den Wörtern einer Sprache vor-
Individualität gegen den rationalistischen zufinden sind. Bevor ein Volk den Höhepunkt
Universalismus zu verteidigen. Eine Bezug- seiner geistigen Entwicklung erreichen kann,
nahme auf den besonderen Charakter der müsse die Sprache bereits diesen höchsten
Sprachen (genio della lingua) ergab sich somit Stand erreicht haben, das ›Jahrhundert des
bereits aus der Tradition der ›Questione della Ausdrucks‹ (secolo dell’espressioni) gehe im-
lingua‹. Die im 18. Jahrhundert auch in Italien mer dem ›Jahrhundert der Reflexion‹ (secolo
zunehmende philosophische Durchdringung delle riflessioni) voraus. (Beccaria 1958 b,
der Sprachbetrachtung (vgl. Formigari 1984, 171). — Im bedeutendsten italienischen
61 ff) und die gesellschaftliche und politische sprachphilosophischen Traktat des 18. Jahr-
Relevanz einer einheitlichen Nationalsprache hunderts, Cesarottis Saggio sulla filosofia
führten dazu, daß insbesondere dem Verhält- delle lingue, wurde dann der flexible Charak-
nis zwischen Sprache und Kultur sowie dem ter der sprachlichen Besonderheiten betont,
Zusammenhang zwischen Sprache und We- die sich ständig mit der Entwicklung des Wis-
sensart eines Volkes besondere Aufmerksam- sens der Völker verändern und sich als Re-
keit gewidmet wurde. sultat der Auffassungs- und Urteilsweise der
Sprachgemeinschaft an neue Erfordernisse
4.4.1. Zwar hatte Vico den gegenseitigen Zu- anpassen (Cesarotti 1788, 125).
sammenhang von Sprache und Denken be-
reits als Feststellung formuliert, systematisch 4.4.2. Auch in der Apologie der spanischen
wurde jedoch dieses sprachtheoretische Pro- Sprache nimmt die These von der Sprachre-
blem in Italien erst behandelt, nachdem der lativität des Denkens eine wichtige Stellung
französische Sensualismus diskutiert bzw. ein. Schon der bedeutendste Vertreter der spa-
übernommen war. Das Verdienst, die Sprach- nischen Frühaufklärung Benito Jerónimo Fei-
theorie Condillacs in Italien bekannt gemacht joo y Montenegro (1676—1764) hatte die Be-
zu haben, gebührt vor allem Francesco Al- tonung des Wortreichtums der spanischen
garotti (1712 —1764), dessen Saggio sopra la Sprache mit Angriffen gegen ihre Überfrem-
necessità di scrivere nella propria lingua (1750) dung durch Entlehnungen aus dem Franzö-
die grundlegenden sprachtheoretischen Fest- sischen verbunden. Er appelliert an das Na-
stellungen des Essai sur l’origine des connais- tionalgefühl der Spanier, wenn er das Fran-
sances humaines zusammenfaßt. Die von Al- zösieren der spanischen Sprache als ein Zei-
garotti beabsichtigte Verteidigung des Ge- chen der Unterwürfigkeit gegenüber einer an-
brauchs der italienischen Sprache auf allen deren Nation kennzeichnet, und nennt Bei-
Gebieten stützt sich auf Argumente, die die spiele aus der spanischen Geschichte, wo die
Erkenntnis eines Einflusses der Einzelsprache Sprache trotz fremder Besetzung beibehalten
auf das Denken voraussetzen. Nachdem er oder im Fall der Eroberung durch die Römer
8. Sprachphilosophie in der Aufklärung 137
erst spät aufgegeben wurde. Können diejeni- die Sprachdiskussion in Deutschland für die
gen, die ohne Notwendigkeit die spanische Bestimmung des Verhältnisses von Sprache
Sprache französieren wollen, noch als legitime und Denken, insbesondere die Vorbereitung
Abkömmlinge dieser Geschichte gelten? (Fei- der Humboldtschen Idee von der sprachlichen
joo 192 3, 2 73 f). Verbindet sich diese Frage Weltansicht leistete, wird in vielen Darstellun-
bei Feijoo mit der ausdrücklichen Bejahung gen der Geschichte der Sprachtheorie als ent-
der Verarbeitung aufklärerischen Gedanken- scheidend betrachtet, wobei oft vom Vorläu-
guts aus dem Ausland und damit verbundener fer-Denken, das in Herder einen Vorroman-
sprachlicher Entlehnungen, so wurde sie bald tiker sieht, ausgegangen wird. Abgesehen da-
aus traditionalistischer Sicht vereinnahmt. von, daß die Sprachdiskussion an der Berliner
Aus der Sprachdiskussion der Aufklärung Akademie in allen Grundzügen der Aufklä-
entlehnte z. B. Juan Pablo Forner (1756— rung verbunden ist (vgl. 3.4. und 4.3.), läßt
1797) (192 5, 107 f) die Feststellung eines en- sich jedoch eindeutig nachweisen, daß auch
gen Zusammenhangs zwischen der Denkweise aus anderen Ländern zahlreiche Anregungen
eines Volkes und dem Charakter seiner Spra- kamen, die Wilhelm von Humboldts (1767—
che, kehrte sie jedoch zu einem Argument 1835) (s. Art. 2 7) ›innerer Sprachform‹ und
gegen die ›afrancesados‹ um. Gerade wegen ›sprachlicher Weltansicht‹ einen geschichtli-
dieses Zusammenhangs zwischen dem Volks- chen Hintergrund geben.
charakter und den Besonderheiten der Spra-
che könne man die Denkweise eines anderen 4.5. Innere Form und Sprache bei Harris
Volkes nicht nachahmen, ohne dem Charak-
ter der eigenen Sprache Schaden zuzufügen. Hamann hatte für seinen Schüler Herder 1768
Harris’ Hermes bestellt, über den sich dieser
4.4.3. Einen unmittelbar sprachpraktischen später in seinem Vorwort zur Übersetzung
und sprachpolitischen Aspekt gewann die auf- von Monboddos Of the Origin and Progress
klärerische Einsicht in den Zusammenhang of Language sehr lobend äußerte. Die Wert-
von Sprache und Kultur einer Nation in Ruß- schätzung Herders für Harris und Monboddo
land. Die sich in der Aufklärung vollziehende kann sicher nicht nur als eine Verbeugung vor
und mit ihr verbundene Herausbildung der dem englischen Neoplatonismus gewertet
russischen Literatursprache ist ein Prozeß, der werden, die Herder Hamann nach dessen Kri-
durch theoretische und praktische Bemühun- tik an der Abhandlung über den Ursprung der
gen der russischen Aufklärer gefördert wurde. Sprache (1772 ) schuldig zu sein glaubte. In
Die dabei gewonnene Erkenntnis des eigen- James Harris’ Hermes or a philosophical in-
ständigen Werts und der gesellschaftlichen quiry concerning universal grammar (1751),
Bedeutung einer philologischen Kultur trug den Herder durch Hamanns Vermittlung
zur Formierung des Bilds einer Sprecherper- zwanzig Jahre vor dem Erscheinen einer deut-
sönlichkeit und einer Sprachgemeinschaft bei. schen Übersetzung kennenlernen konnte, fin-
Bereits Lomonosov hatte sich die Annahme den sich tatsächlich Ansätze zu einer Bestim-
einer Wechselbeziehung zwischen Sprache mung des Verhältnisses von Sprache und
und Denken zu eigen gemacht und die Spra- Denken, die erst bei Humboldt konsequent
che als Voraussetzung der Entwicklung der angewandt wurden.
Gesellschaft betrachtet. Einen noch größeren
Stellenwert erhält die Sprache in Aleksandr 4.5.1. Nachdem eine sprachliche Gestaltung
Nikolaevič Radiščevs (1749—1802 ) philoso- der menschlichen Erkenntnisprozesse bereits
phischer Schrift Über den M enschen, über in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts dis-
seine Sterblichkeit und Unsterblichkeit (O če- kutiert worden war, gibt Harris erstmalig
loveke, o ego smertnosti i bessmertii, 1792), Hinweise, die den Begriff der ›inneren Form‹
wo sprachliche Zeichen als Voraussetzung für mit der Rolle der Sprache im Erkenntnispro-
die praktische und wissenschaftliche Tätigkeit zeß in Zusammenhang bringen. In der An-
des Menschen angenommen werden. Wegen wendung des Begriffspaares ‘Stoff/Form’, das
der wichtigen Rolle der Sprache für die Er- er aus der griechischen Philosophie entlehnte,
ziehung des Denkens tritt Radiščev für den bleibt Harris allerdings ganz im Rahmen eines
Unterricht in der Muttersprache ein, die sich besonders an Platon und der Cambridger
am Sprachgebrauch des Volkes zu orientieren Schule orientierten Rationalismus, der den
habe und eine Norm erhalten müsse (Zur Stoff als passiv und nur potentiell als Träger
Sprachphilosophie der russischen Aufklärung von Gestalten auffaßt und alles Aktive, Be-
vgl. Berezin 1979, 2 1 ff). — Der Beitrag, den wegende, Strukturierende der Form zu-
schreibt. Während im mechanischen Hervor-
138 I. Raum-zeitliche Übersichten
bringen von Lauten die menschliche Sprache Uhrmacher hat eine Idee von dem, was er
durch nichts wesentliches ausgewiesen sei, sie bauen will, bevor er die Uhr als äußere, wahr-
in ihrem Stoff also mit vielen anderen hör- nehmbare Form schaffen kann. Damit ge-
baren Erscheinungen übereinstimme, bestehe steht Harris der inneren Form auch die Ei-
ihr Charakter gerade darin, daß bestimmte genschaft zu, nicht nur Ergebnis, sondern ge-
Gliederungseinheiten der Sprache eine Bedeu- staltendes Element des Erkenntnisprozesses,
tung haben und Ideen ausdrücken. Diese nicht nur ergon, sondern energeia zu sein. —
Ideen und Bedeutungen, die die Menschen Harris gliedert seine epistemologische Kritik
durch Beobachtung und Abstraktion gewon- somit nach einer Typologie der Ideen, in der
nen haben, sind die Form, das eigentlich Prä- es drei Entstehungsebenen gibt: die des Be-
gende der Sprache. Durch eine einfache obachters, die Ebene des beobachteten Ge-
Zuordnung, die von den in der Gesellschaft genstandes und die des Schöpfers. Auf der
lebenden Menschen vorgenommen wird, er- Ebene des Beobachters können die empiri-
halten die Laute Symbolcharakter und wer- schen Beschreibungen gültig sein, jedoch
den zusammen mit ihren Bedeutungen zu nicht zu einer Aussage über die Natur der
Wörtern (Harris 1972 , 318 ff). Diese Wörter Ideen, sondern höchstens über ihre Aneig-
tragen jedoch nichts zum Abstraktionsprozeß nung führen. Die Trennung von Erfahrung
bei, abstrakte Ideen seien vielmehr vor ihren und Wissenschaft sowie von Aneignung und
sprachlichen Bezeichnungen gegeben. Die Be- Entstehung ermöglicht es Harris in Überein-
schreibung der Wörter anhand ihres lingui- stimmung mit Locke, das Wort als Symbol
stischen Status ermöglicht nicht die Kon- einer allgemeinen, durch Abstraktion ange-
struktion einer Theorie des Verstandes, son- eigneten Idee zu akzeptieren und dennoch die
dern höchstens die Beobachtung verschiede- sensualistische Erkenntnisformel in „nihil est
ner Abstraktionsgrade, so wie der Verstand in sensu, quod non prius fuit in intellectu“
sie sich aneignet. — Harris’ Beitrag zur Wei- (Harris 1972 , 356) umzukehren. Nicht weni-
terentwicklung der Auffassungen von der ger bedeutsam ist es, daß Harris in der iso-
Rolle der Sprache im Erkenntnisprozeß liegt lierten Betrachtung des menschlichen Er-
jedoch weniger in seinen unmittelbaren Aus- kenntnisprozesses die Sinneswahrnehmungen
sagen zu diesem Problem als vielmehr in einer zum Ausgangspunkt für die Ideenbildung er-
nur in Ansätzen skizzierten Analogie der Er- klärt. Dementsprechend zwiespältig ist sein
kenntnisfindung zum künstlerischen Schaf- Verhältnis zum Sensualismus, den er insbe-
fensprozeß. Die Frage nach der Herkunft sondere in Gestalt der Assoziationspsycho-
unserer Ideen versucht Harris durch den Ver- logie in David Hartleys (1705—1757) Obser-
gleich mit der Beobachtung eines komplizier- vations on M an, his Frame, his Duty and his
ten, kunstvoll hergestellten Uhrwerks zu be- Expectations (1749) zwar bekämpfte, dessen
antworten. Nach eingehender Betrachtung sprachtheoretische Schlußfolgerungen zur
habe man ein genaues Bild von der Uhr und Rolle des besonderen Charakters der Spra-
ihrem Aufbau. Dieses Bild habe nichts Ma- chen im Erkenntnisprozeß aber mit seinen
terielles an sich, es sei eine ›innere Form‹ eigenen Überlegungen nicht nur überein-
(internal form), die sich der Mensch im Pro- stimmten, sondern durch Harris’ Formbegriff
zeß der Beobachtung eines materiellen Ob- sogar größere Tragweite erhielten. Doch auch
jekts, einer ›äußeren Form‹ (external form) als System von Bedeutungen, als Genius of
bildet (Harris 1972 , 349). Die dabei gewon- the language, ist die Sprache sekundär und
nene innere Form, die auch zur inneren Form durch eine vorher existierende innere Form
der Sprache wird, sobald das Erkenntniser- gestaltet.
gebnis mitgeteilt werden soll, ist zwar zu-
nächst etwas Festes, ein ›Werk‹ oder — mit 4.5.2. Eben jene Postulierung des Primats der
einem späteren Terminus — ein ergon. Ideen, die sich aus dem Neoplatonismus er-
Gleichzeitig besitzt aber der Mensch damit gab, läßt auch Monboddo in seinem Origin
auch eine Art intellektuelle Form, mit der er and Progress of Language (1773—1792 ) zwar
in der Lage ist, nicht nur den Mechanismus eine notwendige Verbindung zwischen Den-
bereits gesehener Werke zu erkennen und zu ken und Reden anerkennen, gleich darauf
verstehen, sondern auch den jeglicher anderen aber feststellen, daß es keine Sprache ohne
Werke der gleichen Art, die er später sehen Ideen und keine Ideen ohne Abstraktion gebe.
könnte. Darüber hinaus sieht er in der inneren Seine Theorie über den Sprachursprung er-
Form sogar eine Art Bauplan für das Vor- scheint auf diese Weise als die historische Seite
gehen in der schöpferischen Tätigkeit: der der universellen Grammatik und entspricht
8. Sprachphilosophie in der Aufklärung 139
zunächst der gleichen Zielstellung, eine Ge- stellung jener universellen Prinzipien der Lo-
genposition zu Lockes Erkenntnistheorie zu gik, als deren Manifestation die Sprache be-
entwickeln. Ausgehend von der entgegenge- trachtet wurde, so suchte Beauzée auch All-
setzten paradigmatischen Position eines Ein- gemeines in den Gesetzmäßigkeiten der Spra-
flusses der Sprache auf das Denken, aber in chen selbst, und mit dem Vordringen der emp-
einer gegenüber Monboddo wesentlich enge- iristischen Methode war es üblich geworden,
ren Perspektive hatte sich in England auch dieses Allgemeine zumindest hypothetisch auf
Adam Smith in seinen Considerations concer- induktivem Weg zu ermitteln (Auroux 1979 a,
ning the First Formation of Languages (1761) 19 f; Delesalle/Chevalier 1986, 88). — Auch
der Sprachursprungsfrage zugewandt und am Beispiel der These von der Sprachrelati-
war dabei zu Ansätzen einer Sprachtypologie vität des Denkens wurde deutlich, daß durch-
gekommen (zum paradigmatischen Gegen- aus von sehr unterschiedlichen philosophi-
satz zwischen Monboddo und Adam Smith schen Standpunkten Beiträge zu aktuellen
vgl. Bergheaud 1984). sprachtheoretischen Fragestellungen geleistet
Wie die dargestellten Beispiele zeigen, hatte wurden. Andererseits wirkten die Verwen-
sich die Korrelation bzw. Wechselwirkung dung sprachtheoretischer Einsichten zu poli-
zwischen dem besonderen Charakter der tischen Zwecken, die unterschiedlichen natio-
Sprachen und der Denkweise der Sprecher in nalen Bedingungen der Entfaltung der
der Sprachdiskussion der Aufklärung als ein sprachtheoretischen Diskussion, Anforderun-
wichtiger Aspekt der intensiven Debatte um gen der gesellschaftlichen Sprachpraxis sowie
den Zusammenhang von Sprache und Den- gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Notwen-
ken ergeben. Hans Helmut Christmann (1981, digkeit der Anpassung an die veränderte Si-
87 ff) hat sogar ›praktische‹ Anwendungsver- tuation nach der Französischen Revolution
suche der These von der Sprachrelativität des und ihre Auswirkungen in Europa als Fak-
Denkens im 18. Jahrhundert nachgewiesen: toren der Differenzierung. Neben der Ab-
So ergab sich der Kampf des Abbé Henri schwächung philosophischer Konsequenzen,
Grégoire (1750—1831) gegen die Dialekte aus die sich sowohl aus den veränderten Bedin-
dem nach der Französischen Revolution vor- gungen als auch aus dem Vordringen empi-
handenen Bedürfnis nach einer einheitlichen rischer Verfahren in der Sprachbetrachtung
Nationalsprache, die auch das Denken der ergeben konnte, kam es in einigen Fällen auch
Bürger entsprechend formen sollte, und eine zur Radikalisierung sprachphilosophischer
1780 im fürstlichen Auftrag entstandene Positionen der Aufklärung. Die folgende Dar-
Schrift von Carl August Göriz (1744—1799) stellung kann nur einige wenige Beispiele für
läßt bereits im Titel keinen Zweifel an der die Differenzierungsprozesse innerhalb der
Hoffnung, die man in die erkenntnisleitende Sprachphilosophie der Aufklärung und ihrer
Funktion der Sprache setzte: Untersuchung Rezeption vorführen.
über den Einfluß der Verbesserung der mutter-
ländischen Sprache in den moralischen Cha- 5.1. Das Thema ›Mißbrauch der Wörter‹
rakter einer Nation.
Nicht unbeeinflußt von der philosophisch-an-
thropologischen und erkenntnistheoretischen
5. Differenzierung und Problematik, wandte sich die Diskussion des
Radikalisierung der 18. Jahrhunderts auch dem Sprachgebrauch
Sprachphilosophie der Aufklärung in der gesellschaftlichen Kommunikation zu.
Vehemente Kritik der Aufklärung richtete
Die Darstellung der Aufklärungsphilosophie sich gegen die sprachliche Verfestigung und
als einer einheitlichen Erscheinung, die sich Überlieferung der Vorurteile als eine Form
in ein und derselben Richtung entwickelte des Mißbrauchs (vgl. Ricken 1984, 195).
und auf eine eindeutig bestimmbare Weise zur Hatte die Betonung eines Abstandes oder Ge-
Säkularisierung des Weltbildes und zur Mün- gensatzes zwischen Wörtern und Dingen eine
digsprechung des menschlichen Verstands bei- lange, bis zu Platons Kratylos zurückgehende
trug, wäre eine unzulässige Vereinfachung. Tradition (s. Art. 62 ), so war insbesondere im
Schon das Erscheinungsbild der allgemeinen 17. Jahrhundert der politische Sprachmiß-
(philosophischen) Grammatik, die als vor- brauch zu einem Thema geworden, zu dem
herrschendes Paradigma der Sprachbetrach- sich Vorläufer der Aufklärung wie Francis
tung im 18. Jahrhundert angesehen werden Bacon (1561—162 6), Hobbes, Pufendorf, Spi-
könnte, ist recht differenziert. Ging es in der noza äußerten. Locke hatte darauf hingewie-
Grammatik von Port-Royal noch um die Dar-
140 I. Raum-zeitliche Übersichten
sen, daß die Sprache zu einem Instrument der Durch die Französische Revolution wurde
Aufhebung des Völkerrechts werden und der Auseinandersetzung um sozial und poli-
durch pompöse Terminologie den Weg zu tisch relevante Wortbedeutungen eine noch
wirklicher Erkenntnis verstellen kann. — größere Aktualität verliehen. Anhänger wie
Dem ›abus des mots‹, der sich auf die Un- Gegner der Revolution beschuldigten einan-
klarheit der Wortbedeutungen stützte, der, die Sprache zu verfälschen und den Wort-
schreibt Helvétius im Anschluß an Locke mißbrauch für ihre politischen Zwecke ein-
nicht nur die Verantwortung für philosophi- zusetzen. Aus der Sicht der Konterrevolution
sche und religiöse Streitigkeiten, sondern wurde der Wortmißbrauch als Instrument der
auch für Blutvergießen und Kriege zu. Beson- Verführung des Volkes sogar zur Ursache der
ders spürbar werde die Verschwommenheit revolutionären Umwälzungen erklärt (vgl.
der Bedeutungen bei solchen Wörtern wie Ricken 1984, 2 06). Die Maßnahmen gegen
‘amour-propre’, ‘liberté’, ‘vertu’, die den den Wortmißbrauch gingen bis zu praktischen
Menschen sehr nah berührten und für deren Vorschlägen und der Gründung verantwort-
Bedeutungsbestimmung sie oft aus Eigennutz licher Gremien. So wurde 1791 eine Société
kein Interesse hätten. Der Sprachverbesse- des amateurs de la Langue Française gegrün-
rung, der Erfindung einer philosophischen det, die das Befreiungswerk der Revolution
Sprache, in der alle Bedeutungen genau de- auf die Sprache übertragen sollte. Der viel-
finiert sind, steht Helvétius schon aus diesem leicht verhängnisvollste Irrtum, der die Men-
Grunde sehr skeptisch gegenüber. Da der schen ins Unglück stürzte, nämlich der Miß-
Sprachgebrauch das Bewußtsein der Be- brauch der Wörter, der uns über die Natur
herrschten ablenken soll, sei die Festlegung der Dinge täuscht, sollte jetzt endlich beseitigt
der Wortbedeutungen unter den gegebenen werden. Zu den Abonnenten des Journal de
Bedingungen nicht möglich. Falls ein solches la Langue Française, das dieser Gesellschaft
Projekt tatsächlich zu verwirklichen sei, nahestand, gehörten auch Condorcet (Marie-
könne es nur von einem freien Volk in Angriff Jean-Antoine-Nicolas de Caritat, 1743—
genommen werden. — Mit deutlichen gesell- 1794) und Robespierre.
schaftskritischen Akzenten wendet sich auch
Diderot in seinem Enzyklopädieartikel Bas- 5.2. Der linguistische Empirismus
sesse sprachkritischen Fragen zu und verwirft Horne Tookes und seine
die Erklärung von ‘bassesse’ und ‘abjection’ gesellschaftspolitischen Konsequenzen
als Synonyme, die von einer Verbindung von
Bezeichnungen der sozialen Herkunft mit mo- Zu einer nicht nur anthropologischen und
ralischen Wertungskriterien ausgeht und da- erkenntnistheoretischen Radikalisierung des
mit Vorurteile sprachlich anerzieht. Die Er- sensualistischen Standpunkts kam es in der
kenntnis, daß die Verwendung der Sprache Sprachtheorie des englischen Philosophen
nicht außerhalb gesellschaftlicher Beziehun- und Demokraten John Horne Tooke (1736—
gen und Interessen erfolgt, verleiht der Be- 1812 ), der eher eine Einzelerscheinung der
trachtung des Einflusses der Sprache auf das Sprachdiskussion in seinem Land war und
Denken einen pragmatischen Aspekt, der auf sich bald heftiger Kritik ausgesetzt sah. In
die Problematik der Bewußtseinsbildung mit- Gegenposition zu der Sprachtheorie Harris’
tels Sprache hinweist. — Nach Rousseaus und Monboddos (vgl. 4.5.) führt Horne
Auffassung ist die gesellschaftliche Kommu- Tooke einen zugespitzten Nominalismus ein,
nikation seit dem Zustand der Ungleichheit den er außerdem mit ethisch-politischen Aus-
ein Dialog zwischen Reichen und Armen, sagen verbindet. Die Rekonstruktion der ur-
Mächtigen und Unterdrückten, in dem die sprünglichen Bedeutung der Wörter durch die
Wörter zum Instrument der ›Überzeugung‹ Untersuchung ihrer historischen Überliefe-
werden, mit dessen Hilfe die Zustimmung des rung in den Sprachen ermöglicht es nach
Volkes zu den im Interesse der Herrschenden Tooke zu zeigen, daß auch abstrakte Wörter
gesetzten gesellschaftlichen Normen erreicht auf Bezeichnungen sinnlicher Wahrnehmun-
werden soll. Bezeichnungen für Gerechtigkeit gen der gegenständlichen Welt zurückgehen.
und Gehorsam sind deshalb in Wirklichkeit — Als Gegner des konservativen Establish-
Instrumente der Gewalt und des Unrechts, ment und Anhänger der amerikanischen Un-
und Wörter wie ‘bien public’, ‘patrie’ und abhängigkeitsbewegung war Horne Tooke
‘citoyen’ dienen der Verschleierung sozialer 1777 zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wor-
Ungleichheit und sind in dieser Eigenschaft den, weil er in einer ›aufrührerischen‹ Schrift
Indiz einer korrupten Gesellschaftsform. — die englischen Soldaten des Mordes angeklagt
hatte. Tooke hatte bereits damals die Gültig-
8. Sprachphilosophie in der Aufklärung 141
keit des Urteils anhand linguistischer Argu- des katholischen Glaubens“ (Krauss 1973, 7 f)
mente bestritten, indem er die semantische gesetzt waren, wurden auch auf sprachtheo-
Interpretation bestimmter Anklagepunkte retischem Gebiet sichtbar und führten insbe-
diskutierte. Besonders im zweiten Teil seiner sondere bei der Behandlung des Sprachur-
Diversions of Purley (1. Teil 1786, 2. Teil 1805) sprungs und des arbiträren Zeichencharakters
nutzt er dann die etymologische Argumenta- zu spezifischen Lösungsversuchen und Kom-
tion bei der Untersuchung ethischer und ju- promissen. So wäre es im Spanien des 18.
ristischer Schlüsselwörter wie ‘true’, ‘right’, Jahrhunderts zweifellos eine sinnlose Verwe-
‘law’ mit unmittelbar ideologischer Zielstel- genheit gewesen, die Sprachursprungslehre
lung. Die Etymologie ist für ihn Argument der Bibel prinzipiell anzugreifen. Auch auf
dafür, daß die Begriffe ‘Wahrheit’, ‘Gesetz’, dieser Basis kam es jedoch zur Diskussion
‘Gerechtigkeit’, ‘Ungerechtigkeit’ nur in ih- sprachtheoretischer Fragestellungen, die sä-
rem Bezug auf konkrete menschliche Zu- kularisierte weltanschauliche Positionen
stände bestimmt werden können. Den Begrif- sichtbar werden lassen (vgl. Lázaro Carreter
fen des Rechts und der Moral wird somit der 1985, 65 ff). Die Erklärung des Ursprungs der
Bezug auf eine ewige, vom Menschen unab- menschlichen Sprache tritt dabei hinter Über-
hängige Wahrheit abgesprochen, sie werden legungen zu ihren funktionellen Eigenschaf-
völlig säkularisiert und sogar historisiert. — ten zurück (z. B. bei Feijoo), oder die Per-
Die Thesen Horne Tookes lösten eine Debatte spektive wird unter Hervorkehrung nationa-
aus, in die im sprachtheoretischen Bereich vor ler Gesichtspunkte auf die Herkunft und Ent-
allem John Fearn (1768—1837) mit seinem wicklung des Spanischen verkürzt (z. B. bei
Anti-Tooke (182 4—182 7) eingriff. Doch auch Martin Sarmiento). Die relativ späte Rezep-
Dugald Stewart (1753—18 2 8) hielt die tion des Lockeschen Sensualismus in Spanien
sprachtheoretischen Auffassungen von Tooke bedingt allerdings auch, daß er von Anfang
für so gefährlich, daß er selbst eine gesonderte an durch Einflüsse des konsequenteren, ins-
Antwort auf sie verfaßte, in der er den Aus- besondere auch sprachtheoretisch weiter aus-
sagewert historischer Untersuchungen über gearbeiteten Sensualismus Condillacscher
die Sprache für philosophische Zwecke be- Prägung überlagert war. Der Rezeption einer
streitet und ähnlich wie seinerzeit Harris den Sprachtheorie, die den Zeichen der Lautspra-
Bereich der empirischen Erforschung der Welt che eine zentrale Rolle bei der Erklärung der
von dem der Ontologie und der Moral trennt. höheren Denkprozesse beimißt, kam entge-
Um sowohl Anzeichen von Skeptizismus und gen, daß ein qualitativer Unterschied zwi-
Materialismus als auch eine Rückkehr zum schen den ursprünglichen (natürlichen) und
systematischen Idealismus zu vermeiden, ak- den arbiträren Zeichen in der spanischen
zeptieren Thomas Reid (1710—1796) und Ste- Sprachdiskussion bereits mehrfach festgestellt
wart die induktive Methode, schränken ihre worden war. Der Hintergrund dieser Fest-
Gültigkeit aber zugleich durch den Hinweis stellung war allerdings die Notwendigkeit ge-
auf die apriorische Existenz bestimmter Ka- wesen, zwischen den natürlichen Wörtern der
tegorien ein, die unter Berufung auf den ›com- Ursprache und den arbiträren Zeichen der
mon sense‹ begründet werden. historisch überlieferten Sprachen zu unter-
scheiden. Als Besonderheit kam außerdem
5.3. Nationale Besonderheiten der hinzu, daß die Grammatik und die Logik von
Sprachdiskussion am Beispiel Spaniens Port-Royal in Spanien weitgehend unberück-
sichtigt geblieben waren, obwohl der spani-
Zur Differenzierung der Sprachphilosophie sche Grammatiker des 16. Jahrhunderts Fran-
der Aufklärung trugen auch nationale Beson- cisco Sanchez de las Brozas (Sanctius, 152 3—
derheiten bei, die sich aus der Spezifik der 1600) zu den wichtigsten Quellen des gram-
Aufklärungsbewegung in den einzelnen Län- matischen Rationalismus gehört hatte. Die
dern, aber auch aus den besonderen Erfor- zeitliche Verkürzung in der aufeinanderfol-
dernissen bei der Entwicklung nationaler Li- genden Rezeption des Sensualismus Locke-
teratursprachen ergaben. Gerade in Spanien scher, Condillacscher und ›ideologischer‹ (vgl.
führte das Spannungsverhältnis zwischen der 5.4.) Prägung sowie die um etwa ein Jahrhun-
Fortführung nationaler Traditionen und den dert verzögerte Aufnahme der rationalisti-
Einflüssen der europäischen Aufklärung zu schen Sprachtheorie von Port-Royal führte in
sprachtheoretischen Fragestellungen, deren Spanien zu einem Nebeneinander und zur
ideologische Brisanz sich in der Rezeption Verflechtung verschiedenartiger Ansätze und
fortsetzte. Die Grenzen, die der spanischen Positionen. So folgte Jovellanos in seiner
Aufklärung durch „die unzerreißbare Macht
142 I. Raum-zeitliche Übersichten
Trennung der sinnlichen Erkenntnis von den seines anthropologischen Werkes unter dem
höheren Denkprozessen dem Lockeschen besonderen Gesichtspunkt der Verschieden-
Dualismus von Sensation und Reflexion und heit der Sprachen und Völker, ihrer Kultur
begründete seine Notwendigkeit unter dem und Geschichte ist. Die anthropologische, in
Eindruck der inzwischen erfolgten Weiterent- der Tradition der Aufklärung stehende Ziel-
wicklung des Sensualismus sogar ausdrück- stellung des Catalogo bringt Hervás selbst
lich mit der Unteilbarkeit, Unkörperlichkeit zum Ausdruck, wenn er die Sprachen zum
und Unveränderlichkeit der Seele. Demgegen- geeignetsten Kriterium für die Klassifizierung
über schloß er sich in methodologischer Hin- der Völker erklärt. Wie bereits Fernando Lá-
sicht Condillac an und erklärte die analytische zaro Carreter (1985, 12 3) feststellte, wollte
Methode zum einzig möglichen Weg der Hervás mit seinem monumentalen Werk je-
Wahrheitsfindung und der Vermittlung der doch nachweisen, daß die Vielfalt der Spra-
Wissenschaften. — In einem in dieser Tradi- chen nur durch übernatürliches Eingreifen er-
tionslinie stehenden Werk von Ramón Cam- klärbar ist. Ein Werk, das noch heute mit-
pos (gest. 1808) (El don de la palabra en órden unter zu den unmittelbaren Vorläufern der
a las lenguas y al exercicio del pensamiento, historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft
1804) kommt es sogar zu einer Radikalisie- gezählt wird, entstand somit aus der Über-
rung der These von einer konstitutiven Rolle zeugung vom göttlichen Sprachursprung und
der Sprache für das Denken. Campos attak- der Sprachverwirrung von Babel.
kiert Condillacs Bestimmung der Identität der
menschlichen Persönlichkeit als ein Sich- 5.4. Der Beitrag der ›Ideologen‹ zur
Empfinden mit sprachtheoretischen Argu- Fortsetzung und zum Vergessen der
menten und wirft ihm Inkonsequenz in der Sprachphilosophie der Aufklärung
Anwendung des sensualistischen Prinzips vor.
Ausgangspunkt ist dabei die Feststellung, das Gegen Ende des 18. Jh. hatte die Kritik an
menschliche Denken sei von Natur aus nicht sprachphilosophischen Positionen der Auf-
zur Abstraktion und Verallgemeinerung fä- klärung bereits ein Ausmaß erreicht, das ihre
hig, da es immer an irgendwelche sinnlichen unmodifizierte Fortsetzung in Frage stellen
Eindrücke gebunden sei. Auch die Bedeutun- konnte. Insbesondere in der Nachfolge der
gen der Pronomen (‘yo’ [ich], ‘tú’ [du] etc.) Französischen Revolution war es zu einer
seien Abstraktionen, nämlich aus den mögli- Veränderung der Bedingungen gekommen, in
chen Handlungsträgern der Verben entstan- die sich auch die anthropologischen, erkennt-
den. Das Wesen des Menschen als vernunft- nistheoretischen und politischen Implikatio-
begabter und moralisch Handelnder bestehe nen sprachtheoretischer Thesen neu einord-
demgegenüber in einer Menge für ihn charak- neten. Für Frankreich selbst, wegen ihrer
teristischer Instinkte. — Zu völlig entgegen- Wirkung und Ausstrahlung im 19. Jahrhun-
gesetzten Schlußfolgerungen kommt Padre dert jedoch auch für andere europäische Län-
Lorenzo Hervás y Panduro (1735—1809), der und Lateinamerika, kommt dabei den
dessen Werke sich als philosophische Zurück- ›Ideologen‹ eine wichtige Rolle zu (vgl. Rik-
weisung, aber auch als empirische Fortset- ken 1984, 2 50 ff; Haßler 1984, 85 ff; Schlie-
zung und Bestätigung der Sprachphilosophie ben-Lange 1984, 18 ff; Busse/Trabant 1986,
der Aufklärung ansehen lassen. Der ehema- 19 ff). Diese in sich sehr differenzierte Gruppe
lige Jesuit und Gegner des ›siglo tenebroso‹ von Philosophen, Psychologen, Grammati-
der Aufklärung betrachtet den Zusammen- kern, Pädagogen und Medizinern, die beson-
hang zwischen Zeichen und Ideen analog zum ders zwischen 1795 und 1802 in Frankreich
Verhältnis von Körper und Geist. Während über maßgeblichen Einfluß verfügte, hatte
die psychogenetische Erklärung der gemein- sich das Ziel gestellt, eine umfassend verstan-
samen Entstehung von Sprache und Denken dene Wissenschaft vom Menschen zu schaf-
in ihren weltanschaulichen Konsequenzen fen, wobei der Problematik des sprachlichen
nicht mit Hervás’ Absicht vereinbar ist, er- Zeichens eine integrative Funktion zukam.
weist sich die funktionelle Bestimmung des Bestand unter den Ideologen weitgehende
Wechselverhältnisses von Besonderheiten in Übereinstimmung in der Anerkennung einer
Sprache und Denken der Völker als durchaus Erkenntnisfunktion der Sprache, so blieb je-
nutzbar. Eben diese Wechselbeziehung ist doch der Grad des Einflusses der Zeichen auf
auch die Grundlage für Hervás’ berühmten das Denken ein umstrittenes Thema. — Mo-
Catálogo de las lenguas de las naciones cono- difikationen der sprachphilosophischen Fra-
cidas (1800—1805), der eine Art Fortsetzung gestellungen und Thesen der Aufklärung er-
gaben sich dabei bereits aus der veränderten
8. Sprachphilosophie in der Aufklärung 143
mulierung von Theorien der Interdependenz und David Hume (1711—1776) besondere
von Denken und Sprechen geführt haben. Beachtung. Sofern die historisch orientierte
Obwohl es sich hierbei nicht um eine formelle Sprachphilosophie in Deutschland jedoch
oder begrifflich scharf definierte Schule han- nicht nur die Theorien der britischen Empiri-
delt, erlauben der begriffliche Zusammenhang sten berücksichtigte, sondern auch Kants me-
dieser Theorien und in vielen Fällen die per- thodologischen Ansatz in Anschlag brachte,
sönlichen Beziehungen ihrer Autoren den- schloß sie eine bloß historische, ebenso wie
noch eine zusammenfassende Darstellung. eine bloß sprachwissenschaftliche oder
Historische Orientierung ist hier so weit ge- sprachpsychologisch-genetische Betrachtung
faßt, daß sich darunter die Theorien der frü- aus. Sie war deshalb nicht einseitig empiri-
hen sprachkritischen Opponenten Immanuel stisch in ihrer Grundtendenz, sondern schloß
Kants (172 4—1804), d. h. besonders die Jo- wesentlich transzendentale Untersuchungen
hann Georg Hamanns (1730—1788) (s. Art. ein, die sich im Sinne Kants mit den Bedin-
2 5), Johann Gottfried Herders (1744—1803) gungen der Möglichkeit von Denken und
(s. Art. 2 6) und Karl Leonhard Reinholds Sprechen befaßten. Die heute weitverbreitete
(1758—182 3), aber auch diejenigen Theorien sprachphilosophische Ansicht von Sprachkri-
späterer antiidealistischer Denker mit gleich- tik als Grundlagendisziplin für sprachabhän-
falls sprachkritischer Absicht aufführen las- gige Tätigkeiten findet sich damit schon aus-
sen. Ebenfalls zu berücksichtigen ist die drücklich in der deutschen Sprachphilosophie
Sprachphilosophie solcher Denker, die an der des 19. Jahrhunderts. Sprachkritik wurde bei
gleichen Thematik arbeiteten, obwohl ihr In- Reinhold zur Grundwissenschaft, zur Philo-
teresse so stark sprachwissenschaftlich und sophie der Philosophie, die anstelle der Me-
sprachpsychologisch war, daß sie zwar die taphysik als philosophia prima zu fungieren
Bedeutung sprachphilosophischer Überlegun- hat. Wilhelm von Humboldts (1767—1835)
gen für die Erkenntnistheorie betonten, je- (s. Art. 2 7) These der Relativität der Welt-
doch selber nicht an deren Ausarbeitung gin- ansichten auf Grund der verschiedenen
gen. Die Thematik, die hier zu behandeln ist, Sprachstrukturen ihrer Sprecher bereitete
reicht bis zum Ende des 18. Jahrhunderts grundsätzlich die Theorien der Relativität al-
zurück, erstreckt sich durch das 19. Jahrhun- ler Begriffe vor (s. Art. 73), die von Otto
dert und findet sich noch im 2 0. Jahrhundert Friedrich Gruppe (1804—1876), Gustav Ger-
etwa bei Fritz Mauthner (1849—192 3) (s. Art. ber (182 0—1901), Max Müller (182 3—1900),
35). Ludwig Noiré (182 9—1889) und anderen aus-
gebaut wurden. Dies fand seinen schärfsten
Ausdruck im Kampf gegen den deutschen
2. Der philosophiegeschichtliche Idealismus, dem ungerechtfertigtes Schlußfol-
Rahmen für die Darstellung gern aus absolut genommenen Begriffen vor-
geworfen wurde. Hierin zeigt sich eine meta-
Vom Ende des 18. Jahrhunderts an wurde in physikkritische Haltung, die die Annahme der
Deutschland gelegentlich betont, daß das Stu- Relativität aller Begriffe mit Grundpositionen
dium der Sprache die wichtigste Aufgabe der der klassischen britischen Empiristen verbin-
Philosophie sei und sprachkritisches Philo- det, sofern sie Metaphysik als sinnlos, da
sophieren mit der Berücksichtigung der nicht verifizierbar, betrachtet. Gleichwohl hat
Sprachentwicklung den besten Aufschluß die historisch orientierte Sprachphilosophie in
über die Denkentwicklung böte. Dieser An- Deutschland, die diese Ansicht vertrat, tiefer
sicht lag die fundamentale Annahme der In- gegraben und einen angeblich reinen Em-
terdependenz von Denken und Sprechen zu- pirismus als naiv zurückgewiesen. Desglei-
grunde. Vertreter dieser Sprachphilosophie chen verwarf sie Positivismus und Materialis-
verstanden Geschichte im Sinne von Lockes mus als Spielformen der Metaphysik und da-
›historical plain method‹, die nicht Bezüge auf mit als sinnlos. Sie bestand darauf, im Sinne
zeitlich frühere Theorien herstellen, sondern Kants die Bedingungen der Möglichkeit von
die Entstehung von Begriffen, in Lockes Ter- Erfahrung zu ergründen. Dabei wurde
minologie von Ideen, freilegen wollte. Diese sprachkritisches Philosophieren als notwen-
Theorien wurden darum auch meist im be- dig und radikal neuartig erklärt und als eine
wußten Rückblick auf die Vorarbeiten der Revolution in der Philosophie ausgerufen.
britischen Empiristen (s. Art. 11) entwickelt. Wie die sprachanalytische Philosophie des 2 0.
Unter ihnen fanden Francis Bacon (1561— Jahrhunderts hoffte sie auf eine Beendigung
162 6), Locke, George Berkeley (1685—1753) der Streitereien in der Philosophie, sobald sich
146 I. Raum-zeitliche Übersichten
zeigen läßt, daß der Streit ein bloßer Wort- zur Erhellung dieser Zusammenhänge in der
streit ist, sich um Scheinprobleme dreht und europäischen Sprachphilosophie finden sich
nicht sinnvolle Sätze zum Gegenstand hat. bei Sylvain Auroux (1988), Wilhelm Bütte-
Anstatt jedoch Sprachkritik einseitig als de- meyer (1986) und Siegfried J. Schmidt (1968,
struktives Werkzeug zur Bekämpfung der Me- 1971, 1976); die erste ausführliche Darstel-
taphysik zu sehen, wurde sprachkritisches lung für den deutschen Sprachraum bei Cloe-
Denken auch wesentlich bei transzendentalen ren (1967, 1971, 1972, 1988).
Untersuchungen über die Bedingungen der
Möglichkeiten der Philosophie und Wissen-
schaft gebraucht. Dementsprechend lassen 3. Die Interdependenz