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Abiturvorbereitung Religion 2013

SCHWERPUNKT 1: DEUTUNGEN JESU CHRISTI


a) Der historische Jesus
 Zwischen 8 und 4 v. Chr. als Jude geboren
 Vermutlich in Bethlehem, Kindheit in Nazareth
 Wirkungskreis: Galiläa, Judäa (Jerusalem), Samaria (etwa 1-2 Jahre)
 Eltern: Josef und Maria
 Lernte den Beruf des Zimmermanns
 Getauft von Johannes dem Täufer am Jordan (etwa 27/28 n. Chr.)
 Lernte viel von ihm und wollte die Frohe Botschaft verkünden → wurde Wanderprediger
 Publikum: Verachtete, Kranke, Arme
 Wollte mit den 12 Aposteln das Volk Israel erneuern
 Konflikte mit Pharisäern und anderen Schriftgelehrten wegen angeblichem Verstoß gegen die
Thora
 30 n. Chr. kam er nach Jerusalem
 Wurde von Judas verraten, durch Pontius Pilatus verurteilt
 In Jerusalem am Kreuz gestorben, seine Jünger verkündeten die Auferstehung

b) Die zwei Betrachtungsweisen von Jesus


 Der historische Jesus beschreibt das Leben und Wirken bis zum Tod; die Daten sind historisch
nachweisbar. Man nennt es den – vorösterlichen Jesus –
 Jesus im Licht der Auferstehung; der göttliche, geglaubte Jesus wird – Nachösterlich – genannt

Historischer Jesus Jesus des Glaubens


Menschliche, geschichtliche Jesus Jesus im Licht der Auferstehung
(Leben und Wirken bis zum Tod) Der geglaubte und verkündete Jesus
Daten, die historisch nachweisbar sind Der göttliche Jesus
Vorösterlich Nachösterlich

c) Außerchristliche Quellen (jüdische, römische Geschichtsschreiber)


 Flavius Josephus, Talmud, Cornelius Tacitus, Sueton und Plinius
 Leugneten die Existenz Jesu zwar nicht, machen aber nur spärliche Angaben
 Historischer Beleg, dass Jesus Christus tatsächlich gelebt hat und unter dem römischen
Prokurator (Stadthalter) Pontius Pilatus zur Zeit des Kaisers Tiberius an einem Freitag gekreuzigt
wurde
 Jesus als besonderer Mann mit einer Anhängerschaft
 Keine rein objektiven Zeugnisse, da negative Einfärbung durch Antihaltung gegenüber dem
Christentum

1 © Kathrin Lampe
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d) Die Evangelien (Hans Küng)
2-Quellen-Theorie:
Markus (70 n. Chr.)

Matthäus (80 n. Chr.) Lukas (85-90 n. Chr.)

Sondergut Sondergut

Spruchquelle „Q“ (Worte


Und Reden Jesu; zu Lebzeiten)

Es lässt sich keine Biografie über Jesus erstellen


Viele Quellen liefern historisch nichts gesichertes, weil sie u.a. eingefärbt sind
Taten Jesu sind auf ca. 3 Jahre begrenzt, Voraussetzungen für eine Biografie sind nicht erfüllt
Jünger gaben Worte und Taten Jesu mündlich weiter uns setzten dabei unterschiedliche
Akzente; sie wählten aus, interpretierten und erweiterten ihre Erzählungen über Jesus
Evangelisten arbeiteten nicht historisch, wollten dies auch nicht
Verkündung der Frohen Botschaft (euangelion) stand im Zentrum
Jeder Evangelist färbte die Berichte durch seinen eigenen Glauben → Glaubenszeugnisse
Evangelien sind keine historischen Berichte oder Biografien, sondern Glaubenszeugnisse, d.h.
aus dem Glauben entstanden, um Glauben zu verkünden, dass Jesus von den Toten
auferstanden ist.

e) Die Osterbrille
 Die Ostererfahrung der Jünger ist das entscheidende Ereignis für die Überlieferung des Lebens
und der Botschaft Jesu
 Überzeugung, dass Jesus von den Toten auferstanden ist und von Gott erweckt wurde
 Neue Sichtweise auf den „vorösterlichen“ (Leben, Wirken) Jesus
 Osterereignis stellt den Anfangspunkt und Deutungshintergrund für das „nachösterliche“ Reden
über Jesus dar

Geburt Taufe Worte u. Taten Tod

Leserichtung der Evangelien

Auferstehung Tod Worte u. Taten Taufe Geburt

Entstehungsgeschichte der Evangelien

f) Die Geburt Jesu

2 © Kathrin Lampe
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Matthäus (80 n. Chr.)
 Stammbaum
 Verheißung der Geburt an den unwissenden Josef
 Huldigung durch Sterndeuter
 Bedrohung durch Herodes
 Flucht nach Ägypten
 Kindsmord in Bethlehem
 Rückkehr nach Nazareth
 Bedeutung Jesu als Sohn Gottes für die ganze Welt
 Jesus als Sohn Davids und Sohn Abrahams
 Jesus ist Jude und der erwartete Messias
 Ablehnung von Anfang an, stetige Verfolgung
 Jesus ist mehr als Moses

Lukas (85-90 n. Chr.)


 Verheißung der Geburt von Johannes den Täufer an Zacharias (Vater von Johannes)
 Verheißung der Geburt von Jesus an Maria
 Begegnung von Maria und Elisabeth (Mutter von Johannes)
 Geburt und Beschneidung von Johannes und Jesus
 Vorher prophezeiter Retter
 Von Geburt an heilig
 Jesus als Retter, Heiland, Sohn Gottes
 Glaube als Reaktion auf die Geburt
 Jesus ist mehr als Johannes (Vorbereiter Jesu)
 Beide verkünden Jesus als Messias –

g) Unterschiede bei den Evangelisten


Verschiedene Quellen
Verschiedene Adressaten (Matthäus – Judenchristen; Lukas – Heidechristen (Polytheisten!))
Unterschiedliche Theologien (Matthäus – Perspektive der Auferstehung; Lukas –
Perspektive des Kreuzestodes)

h) Die Bedeutung des „Sohn Gottes“


Markus
 Keine Kindheitsgeschichte, da Jesus als Kind ein einfacher Mensch gewesen sein soll
 Durch die Taufe wurde Jesus „Sohn Gottes“
 Adoption durch Gott
 Sohn Gottes als Amtsbezeichnung, eingesetzt von Gott
 Jesus ist Messias, Christus
Matthäus und Lukas
 Göttliche Herkunft (=Jungfrauengeburt) (MT)
 Jesus ist von Anfang an, mit seiner Geburt „Sohn Gottes“
Johannes

3 © Kathrin Lampe
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 Präexistenzmodell, Logos
 Jesus war schon vor seiner Menschwerdung (Inkarnation) bei Gott
 Kommt als Sohn in die Welt

i) Das Evangelium nach Johannes


 beginnt mit einem Prolog
 bezieht sich auf den Schöpfungsbericht der Thora (=Verbindung zum Judentum)
 Inkarnation (Fleischwerdung) des ewigen Wortes (Logos = Gott)
 Jesus war schon immer Gottes Sohn (Präexistenz)
 Licht (Gott, Glaube, Heil, Hoffnung, Liebe, Himmel)

Finsternis (Menschen, Unglaube, Welt, unten)


 Präexistenz:
o Sein bei Gott vor allen Zeiten, vor der Menschwerdung
o Sein als Wort, Gott sein
Abstieg vom Himmel auf die Welt nach unten
 Inkarnation: Menschwerdung
o Gott als Mensch in Jesus
 Ziel:  ewiges Leben, Licht, Wahrheit, Gnade und das Heil aller Gläubigen
o Soteriologische Funktion (Lehre vom Erlösungswerk Christi, Heilslehre)

- DER TOD JESU AM KREUZ –


a) Die Kreuzigung aus medizinischer Sicht
 Eingeführt von Alexander dem Großen
 Beliebteste Hinrichtungsart der Römer für Diebe, Deserteure und besiegte Aufrührer
 Die Verurteilten werden an einen T-Förmigen Balken genagelt und aufgerichtet
 Leiden bis zum Ende, da durch die Schwerkraft, die Anatomie und die Physiologie des Menschen
die Qual fortgesetzt wird
 Oftmals fing eine Geißelung voraus
 Kreuze wurden niedrig bemessen, da wilde Tiere die Hingerichteten erreichen sollten
 Durch das Durchbohren der Handwurzelknochen wurde der Hauptnerv getroffen, der zu starken
Krämpfen führte
 Wegen der Einatmungshaltung, die beim Kreuzigen angewandt wurde, kommt es letztlich zu
einer Erstickung
 Die Kreuzigung als Höchstmaß der Qual und als Zeichen der absoluten Entwürdigung des
Menschen

b) Synoptischer Vergleich

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 Jesus als Schmerzensmann (Mt, Mk)
 Schrifterfüllung, Vollendung seiner Aufgabe (Joh)
 Königlicher Abschied, friedliches und leidloses Sterben (Joh)
 Blickwinkel der Auferstehung (Lukas)
 Zeit auf der Erde ist vollendet
 Sterben im vollsten Vertrauen und Glauben zu Gott
 Für Gott und die Menschen gestorben
 Kreuzigung apokalyptischen Ausmaßes
 Durch die Kreuzigung erfolgt eine Ausweitung des Judentums (Vorhänge im Tempel Davids
zerreißen)
 Tempel des Allerheiligsten, steht für das Judentum
 Etwas Neues → Christentum entsteht
 Der Glaube öffnet sich für Alle, nicht nur für Juden (der Hauptmann bekennt sich)
 Jesus beeinflusst die gesamte Welt und macht die Bedeutung des Heils für alle Menschen
deutlich (Heiden, Römer, usw.)

c) Psalm 22 – Inhalt und Deutung


Funktion von Psalmen:
 Klage (Ausdruck der Verzweiflung)
 Danke
 Bitte um Hilfe für sich und Andere
 Glaubensbekenntnis
 Lobpreis Gottes

Inhalt:
 Enthält Klage („Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen, bist fern meinem Schreien,
den Worten meiner Klage?“), Lobpreis(„du bist heilig, du thronst über dem Lobpreis Israels.“),
Glaubensbekenntnis/Vertrauensbekenntnis („Von Geburt an bin ich geworfen auf dich, vom
Mutterleib an bist du mein Gott.“) und Bitte um Hilfe („Du aber, Herr, halte dich nicht fern! Du
meine Stärke, eil mir zu Hilfe!“)
 In der Stunde des Todes wird nochmals deutlich, wie sehr Jesus ein Mensch ist

Deutung: (Ottmar Fuchs)


 „Glaube ist ein Sich-Festmachen in Gott, gleichgültig was geschieht!“
 Klagelieder sind wichtig, da vor Gott nichts verdrängt wird
 In der größten Not erhört Gott den Menschen und steht ihnen bei, er lässt den Beter nicht im
Stich
 Die tiefste Not erweckt Hoffnung bei den Menschen (wie bei Jesus am Kreuz)
 Not ist der Ort, wo Gott präsent wird
 Tun-Ergehen-Zusammenhang muss unterbrochen werden, Gott ist kein Indikator für
menschliches Glück
 Durch Glauben entsteht Vertrauen zu Gott, weshalb der Mensch nicht mehr das Leid
hinterfragen muss → Dem Gläubigen wird bewusst, dass Gott immer nah ist
d) Die Kreuzigung Jesu in der Kunst am Beispiel von Marc Chagalls Werk „Die weiße Kreuzigung“

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 Chagall ist bekannt für Kriegs- und Kreuzigungsmalerei
 Die Kreuzigung als größtes Leid bzw. Demütigung des Menschen
 Verbindung zum Nationalsozialismus, da auch Juden gekreuzigt wurden und gedemütigt wurden
 Jesus, der selbst Jude war, wird als Vertreter des Judentums dargestellt
 Leiter zum Himmel symbolisiert den Weg zu Gott → Gott steht den Menschen immer bei, der
Weg zu Gott ist immer offen (auch für Sünder, Täter)

e) Der ungläubige Thomas (Johannes Evangelium)


 Ein Jünger namens Thomas will die Auferstehung Jesu erst akzeptieren, wenn er die Mahle Jesu
selbst berührt hat
 Der Auferstandene wird an den Wundmahlen der Kreuzigung erkannt („Der Auferstandene ist
der Gekreuzigte“)
 „Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben“ – Christen sind auf das Wort der Augenzeugen
angewiesen, da sie die Mahle nicht mehr anfassen können
 Johannes stellt den Zusammenhang von Auferstehung und Tod Jesu dar

f) Erlösung – Logos – Gedanke:


 Deutung von Tod und Auferstehung bei Gott (Johannes)

Erhöhung: Gott
 Aufstieg in den
Himmel Inkarnation (= Menschwerdung):
 Neue Seins-Wege (vgl. V14) „stieg herab“; „ nahm
 Auszeichnung Fleisch an“
 Ewiges Leben für
alle, die auf das
Kreuz schauen
(vgl. eiserne
Schlange, die
Symbol für Jesus
ewiges Leben ist)

 Jesus auf der Erde


 Verkündigung der Reich-Gottes-Botschaft
 Tod am Kreuz → tiefste Erniedrigung

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g) Biblische Deutung des Todes Jesu

Deutungsmotiv Biblische Belege Erklärung


Das „Muss“, die Mk 8,31 Jesu Leiden und Tod war
Zwangsläufigkeit des Gottes verborgener
göttlichen Willens Rateschluss und
heilsnotwendig. Gott handelt
selbst, „damit die Schrift erfüllt
werde.“
Der „leidende“ Gerechte Jesaja 53, 4-5, Psalm 22,2 Der Messias muss das
Schicksal der Gerechten
erleiden
Prophetenschicksal Mt 23, 37 Jesus war der wahre Prophet,
(vorherbestimmt) der seinem göttlichen Auftrag
treu geblieben ist bis in den
Tod.
„Für unsere Sünden Röm 3, 25; Röm 5, 8-10; 1 Heil durch Sühnopfer und
gestorben“ Petrus 2,21 -24; Joh 1,29; 1 Nichtanrechnung der Sünden
Vergebung/Heil Joh 2, 1-2; 2 Kor 5,21; Joh 15, →Rechtfertigung des Sünders
Erlösung durch Sühnetod – 13 Das Blut, in dem das Leben ist,
Versöhnung mit Gott bewirkt Sühne vor Gott und
ermöglicht Leben.
→Jesus ist für, zugunsten von,
anstelle, wegen des Sünders
gestorben
Loskauf aus der Sklaverei Mk 10, 45; 1 Kor 70, 22f. ; s Jesu Tod = „ Kaufpreis“ bzw.
Petr 1, 18-19 „Lösegeld“ mit dem der
Mensch aus der Sklaverei der
Todesmächte („Gesetz“,
Sünde, Tod) freigekauft wird.
→Herrschaftswechsel: der
Gläubige wird als „Knecht“
Christi frei
Mit Christus sterben – mit Röm 6, 3-4; Röm 8, 10-11 Der glaubende Mensch hat
Christus auferstehen Anteil an Jesu Tod und
Auferstehung
→Befreiung von der Sünde
Jesu Tod als Sieg über die 1 Kor 15, 54-57, Mt 27, 51 - In der Stunde des Todes steigt
Mächte des Todes 53 Jeus in das Totenreich (Hades)
hinab und erlöst die Heiligen.
 Der Messias führt die Gerechtigkeit an, muss aber selbst dafür leiden
 Gott hat Jesus auf die Erde geschickt, damit die Menschen erlöst werden → Sein Sterben war
also Voraussetzung
 Propheten sind für ihren Auftrag gestorben

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h) Drei Modelle der Erlösung (Jan-Heiner Tück):

Modell Kritik
1) Erlösung als Inkarnation  Leben und Botschaft Jesu, sein Leiden am
Menschwerdung Gottes in Jesus Christus, um Kreuz und seine Auferstehung kommen zu
die Menschen von Sünde und Tod zu befreien kurz
 Einseitige Betonung der göttlichen Seite
Jesu
 Einseitiges Menschenbild des Menschen
als Sünder
2) Erlösung als Satisfaktion  Leben Jesu, seine Botschaft spielen
(Anselm von Canterbury; ca. 1000 n. Chr.) untergeordnete Rolle
Erlösung durch den Kreuzestod Jesu, als  Menschliche Seite wird vernachlässigt
Genugtuung (Wiedergutmachung für („lass den Kelch an mir vorübergehen“)
zugefügtes Leid/Unrecht) für die Sünden der  Angst vor dem Tod bleibt unbeachtet
Menschen, die die Ehre des unendlichen  Einseitiges Gottesbild, der Genugtuung
Gottes verletzt haben. fordert, kein barmherziges Gottesbild
Dilemma: Gnade Gottes + Strafe (ewige  Rechtsformale Begriffe, wie „Ehre“,
Verdammnis der Menschen) waren ungerecht „Sühne“, „Genugtuung“ → Versperren
Lösung: Jesus Christus als Gottmensch Zugang zur Erlösungsbotschaft heute

Unendliche Ehrverletzung

gehört zur
Gemeinschaft der Schuldigen

Jesus gibt sein Leben freiwillig, um Gott mit


den Menschen zu versöhnen
→Kreuzestod Jesu im Mittelpunkt
3) Erlösung durch sittliches Vorbild  Leugnung der Gottheit Jesu
Erlösung durch das sittlich vorbildliche Leben  Soteriologische (Heil, Erlösung) Bedeutung
Jesu und seiner Lehre/Botschaft (besonders in vom Tod und Auferstehung Jesu wird nicht
der Zeit der Aufklärung, Lessing) gesehen
 Verkürzung auf moralische Erziehung

j) Begriffserklärungen
 Sünde: Böses/ Schuld des Menschen gegenüber sich selbst, Gott und den Menschen bzw. der
Welt und den anderen Menschen
 Sühne: Wiedergutmachung des zerstörten Verhältnisses Gott <-> Mensch; das vom Menschen
zerstört wurde; Sühne um Gott wieder mit dem Menschen zu versöhnen; Zusammenhang
zum Opfertod Jesu
 Soteriologie: Erlösung von
 Schuld, Sühne
 Bösen, Unheil, Angst, Tod
 Leid (Hunger, Armut, Krankheit)
 Trauer, Angst, psych. Leid
 Nicht nur Tod und Auferstehung auch Jesu Leben und Botschaft haben Heilsbedeutung für
die Menschen

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- DIE AUFERSTEHUNG JESU –


a) Paulus – Die ältesten Zeugnisse von der Auferstehung
 Die Auferstehung ist DIE zentrale Botschaft des NT
 Die Auferstehungsberichte der Evangelien entstanden erst sehr spät
 1. Paulusbrief an die Korinther, von denen einige ungläubig waren: Paulus beschreibt das
verkündete Heil des Evangeliums und zitiert dabei einen 35-40 entstandenen Text aus Palästina
(Hymnus mit festem Sitz im Leben -> bei Treffen der Gläubigen (Gottesdiensten) gesungen); des
Weiteren belegt er die Wirklichkeit der Erscheinungen durch eine Zeugenliste.
 Paulinische Lehre enthält 4 Aussagen des Heilsgeschehens:
o Christus starb.
o Er wurde begraben.
o Er ist auferstanden.
o Er erschien.
 Paulus benutzt die Passivformulierung „Auferweckt worden“ => Tat Gottes
 Auferstehungsglaube wurzelt im Glauben an Gottes Wirken:
 Gott (Gott Israels), den Jesus verkündet hat, ist Herr über Leben und Tod
 geschichtsmächtiger Gott des AT - Gott der Jesus nicht im Tod gelassen, ihn
auferweckt hat
 Jesus als eschatologischer Bote:
o mit Tod und Auferstehung ist eine neue Zeit angebrochen - das Reich Gottes ist da, aber
noch nicht in vollendeter Form
o Auferstehung als Fundament und Garantie christlicher Hoffnung
o • Gott bestätigt mit der Auferweckung diese Hoffnung auf neues Leben das Gott am
Ende der Zeit vollenden wird
 Paulinische Rechtfertigungstheorie: Der Mensch erlangt die Erlösung nicht durch gute Taten
sondern durch die Gnade Gottes
 Jesu Wirken erhält durch den Tod seine letzte Gültigkeit
 Durch Auferweckung wird Jesus erhöht und sein Werk beglaubigt und die Schande des Kreuzes
beseitigt
 Bestätigung allen Handels durch Gott in Form der Auferstehung
 Durch Auferstehungsglauben erhalten die Gläubigen einen endgültigen Sinn im Leben, eine
Perspektive

k) Christologie von unten bzw. von oben


 Christologie von unten: Ansatz beim Leben Jesu (Botschaft, Wirken, Leben, Tod), Betrachtung mit
der Osterbrille
 Christologie von oben: Abstiegschristologie (Deszendenzchristologie); Ansatz bei der Präexistenz
Jesu als göttliches Wesen, das sich selbst erniedrigt, absteigt in die Welt der Menschen
 Beide Theorien sind nicht ausreichend, da sie jeweils nur einen Teil von Jesus greifen und ihn
nicht ganz fassen. Die Ambivalenz (Gottmensch) fehlt.

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l) Hoheitstitel und Bekenntnisformeln
 Aussage über das Wesen Jesu und die Bedeutung für die Menschen
 Messias, Menschensohn, Kyrios (Herr), Sohn Gottes

- Irrlehren und Dogmenentwicklung bis Chalcedon –


a) Entwicklung der Irrlehren
Adoptianismus: Jesus wird erst nachträglich (durch Taufe/Auferstehung) von Gott adoptiert;
Jesus erlangt die Würde als Gottessohn durch sein heilsmäßiges und treues Leben
Modalismus (Doketismus): Gott- Vater und Jesus Christus sind eine göttliche Person; nur mit
unterschiedlicher Erscheinung (Maske)
Kritik: die eigentliche Glaubensaussage (Inkarnation, usw.) geht verloren, Gott kann kein Mensch
gewesen sein, nur scheinbar (Doketismus) – leugnet das Menschsein Jesu; Doketisten sehen es als
unmöglich an, dass etwas Göttliches mit etwas unreinem, vergänglichen und leidensfähigen
Fleisch in Verbindung treten kann
Subordinatianismus (Arianismus): Sohn ist dem Vater untergeordnet; Sohn ist zwar das erste
Geschöpf, wenn überhaupt aber ein Zwischenwesen; Gott und Logos sind nicht wesensgleich
(homoüsios), sondern wesensähnlich (homoiüsios)
Kritik: Jesus sei nicht wirklich Gott und kann demnach die Menschen auch nicht aus Sünde und
Tod retten
b) Konzil
Konzil: Bischofsversammlung, einberufen vom Papst in Rom zur Klärung wichtiger
Glaubensfragen
Dogma: Unumstößlicher, verbindlicher Glaubenssatz; vom Papst auf einem Konzil als irrtumslose
Aussage festgelegt
Gründe für ein Konzil:
 theologische Streitfrage „Wer ist Jesus?“
 ein Gott – göttlicher Jesus
 Vordringen des christlichen Glaubens in römisch hellenistischen Kulturkreis
(Polytheismus, Dualismus – Geist ↔ Materie; Seele ↔ Leib)

c) Konzil von Nizäa (325 n.Chr.)


 Einberufen von Kaiser Konstantin
 Adoptianismus, Modalismus und Subordinatianismus wurden als falsch zurückgewiesen
 Jesus ist vollständig göttlich und vollständig Mensch
 Zwei Denkweisen entstanden
 Schule von Alexandrien: göttliche Logos ersetzt menschliche Seele (Einheitstheologie –
Monophysitismus) ; Göttliches und Menschliches werden in Jesus vereinbart, die menschliche
Seele kann aber nicht erlöst werden
 Schule von Antiochien (Trennungstheologie): beide Naturen (Gott und Mensch) bleiben
unverbunden und für sich erhalten; Erlösung ist gegeben; Betonung von der Trennung von Gott
und Mensch verfehlt eigentliche Aussage des Glaubens (Vertrauen und Zusammengehörigkeit)
 → Nestorianismus

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d) Konzil von Chalcedon (451 n.Chr.)
 Durch die zwei Denkansätze von Alexandrien und Antiochien kam es zu einem erneuten Konflikt
 Frage über Vereinbarung von Göttlichem und Menschlichem in Jesus Christus
 Lösung: Jesus besteht in zwei Naturen
 Zwei-Naturen- Lehre: (hypostatischen Union)
Gott ist ein göttliches Wesen, Jesus, der Sohn, ist eine der drei göttlichen Personen
(Hypostasen), in zwei Naturen; der göttlichen und menschlichen Natur

e) Zusammenfassende Übersicht

Leugnung des wahren Gottseins Jesu:


Leugnung des wahren Menschseins Jesu: Subordinatianismus/Arianismus (Jesus
Doketismus (Jesus ist nur eine in dem Vater untergeordnet);
Scheinwirklichkeit) Adoptianismus (Gottsein Jesu erst durch
Adoption)

Konzil von Nizäa (325):


DOGMA: Jesu ist wesensgleich mit dem Vater; wahrer Gott von
wahrem Gott; (Adoptianismus); Menschlichkeit
„gelitten“ (Doketismus)

Einheitschristologie der Schule von


Trennungschristologie der Schule von
Alexandrien (Athanasius, Kappudozier,
Antiochien (Nestorius, T. von Kyros)
Cyrill)
Gefahr der Verkürzung der göttlichen
Gefahr der Verkürzung der
Natur Jesu:
menschlichen Natur Jesu:
Nestorianismus – Auspalten in zwei
Monophysitismus – nur eine göttliche
Personen
Natur

Konzil von Chalcedon (451):


Jesus ist wahrhaft Gott und wahrhaft Mensch; göttliche und
menschliche Natur in ihm.
unteilbar/ ungetrennt & unvermischt/unveränderlich
DOGMA:
Eine Person in zwei Naturen (hypostatische Union)

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f) Trinität
 Gott hat sich in Jesus den Menschen mitgeteilt
 Treue und Liebe konkretisiert sich im Sohn, der im Geist Gottes Heilshandeln zeigt
 Geist - radikale Immanenz in der Welt
 Vater – radikale Transzendenz über die Welt hinaus
 Sohn – gottmenschliche Tranz - Immanenz in der Geschichte
 Im Sohn und durch den Geist hat der Mensch es immer direkt mit Gott zu tun

- Befreiungstheologie –
a) Die Basisgemeinden
 Unterstützt durch das II. Vatikanische Konzil (1962-65) und der II. Generalversammlung des lat.
Amerik. Episkopats (1968)
 Ziel: Befreiung der armen Bevölkerung aus sozialem und politischen Elend
 Mittel:
 Gewaltfreie Arbeit
 Einsatz von Laienchristen
 Verschiedene soziale Schichten
 Reflexion der Situation
 Deutung von Bibeltexten
 Verbindung von Glauben (VITA COMTEMPLATIVA) und Leben (VITA ACTIVA)
 Befreiung von Lethargie (Passivität), Fatalismus (Vorherbestimmung des Schicksals)

b) Dorothee Sölle (1929 -2003)


 Christlicher Glaube muss auch politische Konsequenzen haben
 Kämpf für die Rechte der Armen
 Möchte eine Gemeinschaft der Christen
 Beeinflusst von der lateinamerikanischen Befreiungstheologie
 Menschen (v.a. Ärmere), sollen ihre Kräfte nutzen und Einfluss auf die Politik nehmen

c) Norbert Greinacher (* 1931)


 Befreiungstheologie führt ins Nichts
 Historik und Heilsgeschichte wird als Einheit gesehen, Kampf der Völker ist politisches und
theologisches Problem
 Opfer werden nicht nur von ihrer Würde enteignet, sondern verlieren auch jeglichen politischen
Einfluss
 Kritik an Befreiungstheologie ist der Einsatz von Gewalt
 Der Weg der Theologie ist entscheidend und Christen müssen christlich handeln!

d) Gustavo Gutiérrez (*1928)


 Menschen, als Kinder Gottes, haben Rechte, die nicht missachtet werden dürfen
 Im Antlitz der Armen muss das leidende Antlitz von Jesus erkannt werden
 Viele Menschen (v.a. Kinder) sind ihrem Schicksal ausweglos ausgesetzt
 Die Stimme der Armen muss gehört werden

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 Indianer und Amerikaner werden ausgegrenzt und werden so zu den Ärmsten der Armen

e) Hélder Câmara (1909-1999)


 Gewaltsame Kriege sind Schande und Schmach für das menschliche Gemüt
 Fordert Gerechtigkeit
 Sieht Reichtum als Gefahr an

f) Leonardo Boff (*1938)


 3 Schritte für eine Arbeit in Basisgemeinden
1. Ganzheitliche Sicht des Menschen: Weltoffen und offen für die Gemeinschaft; keine
Sekte; sprechen Probleme offen an; wollen soziales Verhalten stärken
2. Hinterfragen der Probleme: Suche nach den Ursachen und Konsequenzen, lernt die
Wahrheit zu akzeptieren, Bewusstseinsbildung, Aufklärung über Rechte
3. Überwindung von Unrechtsstrukturen: Bildung eines neuen Gesellschaftstyps,
Führungsrollen bei Mitgliedern aus eigenen Reigen, Unterstützung von Schwachen

g) Camilo Torres (1929-1966)


 Guerillakämpfer, verfolgte den Revolutionsgedanken
 Legt kirchliches Amt nieder, da er mit Gewalt kämpfen will

h) Eugen Drewermann
 Das Kreuz soll die Christen nicht zum Dulden des Leids animieren
 Jesus wollte nicht (am Kreuz) sterben
 Die Angst zu versagen wird mit dem Vertrauen und dem Glauben zu Gott überwunden
 Menschliche Auslegung des Kreuzes
 Positiv: Befreiender Ansatz für die Menschen heute, Befreiung von Angst, Unterdrückung und
Zwängen (auch in der Religion); positives Menschenbild; Ausschluss von Leidensbereitschaft
 Negativ: Aspekt der Sündenbefreiung durch den Kreuzestod fehlt, göttliche Seite Jesu geht
verloren

Begriffe und Grundideen Drewermanns


Archetypische Wahrheit
 Alle Zeit geltend und überall präsent (überzeitliche Gültigkeit für jedermann)
 Dinge sind dann überzeitlich, typisch oder bedeutsam, wenn sie an Archetypen des Unbewussten
anknüpfen und selbst archetypisches Material enthalten
 Archetypen beeinflussen das Bewusstsein unbewusst; sind angesiedelte Urbilder menschlicher
Vorstellungsmuster

Subjektale und Objektale Deutung


 Symbolische Darstellung innerer Kräfte, Zustände und Zusammenhänge
 Subjektal: der Mensch sieht in allem sich selbst; jegliche Beziehungen müssen als innere
Beziehung gesehen werden
 Objektal: handelnde Personen müssen als äußerlich reale Gestalten gesehen werden, Träumer
träumt letztlich sich selbst; innere Beziehung wichtig

13 © Kathrin Lampe
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 Deutungsweisen spielen sich komplementär zueinander ab. Zuerst Gewicht auf
objektale Deutung legen, danach auf subjektale Weise anlegen.

Individuation
 Grundproblematik: Wie findet der Mensch zu sich selbst; Welche Mächte hindern daran
 Erweiterte Persönlichkeit, die mit dem eigenen Unbewussten verbunden ist (wahre Natur des
Menschen)
 Spiralen und Stufen als Etappen der Selbstwerdung

Humanismus
 Selbstverständnis von Religion und Menschlichkeit
 Religion ist die Bedingung der Möglichkeit gelingender Menschlichkeit

Existentialismus der Angst


 Jeder Mensch versucht sich gegen die Angst zu wehren
 Es ist das Ziel, gütig, menschlich und wahr zu bleiben und nicht in die Lüge (Zerstörung) zu
geraten
 Von Gott her ist die Angst besiegbar, dann lebt man als freier Mensch

Existentialismus der Liebe


 Geduld und Liebe richten den Menschen von innen auf

Auferstehung nach Drewermann


 Vision der Jünger, keine wirkliche Auferstehung
 Ein unbewusstes, inneres Geschehen
 Urbild der Unsterblichkeit wird auf Jesus übertragen (steht in ihren Hoffnungen auf)
 Innere Beziehung zu Jesus wird durch Verkündung der Frohen Botschaft weitergelebt
 Eine subjektive Wahrheit auf existentieller Ebene

- Jesus in den Printmedien –


Printmedien allgemein:
 Berichte erscheinen oft zu Ostern & Weihnachten
 In der Bevölkerung wacht religiöses Interesse auf => Religiöse Themen sind zu der Zeit aktuell
 Kritische Betrachtung bietet sich an
 Aufreizende Aufmachung, Provokationen, Verzerrung von Tatsachen
 Aus dem Zusammenhang gelöste Zitate, die dadurch meistens schief sind
 Teilweise Darstellung von unpassendem/ ungeeignetem Bildmaterial

Kennzeichen der Jesus – Artikel in den Printmedien:


 Printmedien stehen dem Christentum kritisch gegenüber
 Printmedien versuchen die historische Wahrheit herauszufinden
 Die biblische Wahrheit bleibt außen vor
 Die Bibel wird als ein Geschichtsbuch verstanden

14 © Kathrin Lampe
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Kritische Betrachtung aus theologischer Sichtweise:
 Insbesondere Spiegel und Stern sind kritisch in ihrer Darstellung
 Focus ist häufig moderat und angemessen
 Christliche Sichtweise wird nur in sehr geringem Umfang berücksichtigt
 Spiegel: Eher subjektiv, erstellt ein Meinungsbild
 Focus: Objektiv, angemessenere Tatsachen

Häufige Kritik der Autoren der Artikel:


 Kirchen verlieren an öffentlichen Ansehen & an Orientierungskraft
 Kirchen werden als ,,zu langweilig“ und ,,zu wenig religiös“ angesehen
 Gefahr der „Entkultivierung“ der Gesellschaft
 Weitere wichtige Informationen über Jesus in den Printmedien:
 Interesse an der historischen Wahrheit
 Schwer rekonstruierbar
 Verwendete Stilmittel:
 Übertreibungen
 Reißerische Überschriften
 Reißerische Bilder
 Publikumswirksame Schlagzeilen
 Keine angemessene theologische Fundierung
 Interesse an der Darstellung theologischer Sachverhalte fehlt (z.B. Reich-Gottes-Botschaft)
 Stattdessen: Was geschah an den letzten Tagen Jesu wirklich?

SCHWERPUNKT 2: MENSCHEN UND MENSCHENWÜRDE


- Biblisch –
a) 1. Schöpfungsbericht (~ 600 v.Chr.)
 Priesterschrift; Gefangene in Babylon zum Glauben zurückführen
 Hymnus, kein Tatsachenbericht
 Nähe Gottes, Ebenbildlichkeit
 Gott schafft aus einem Chaos („Tohuwabohu“) einen Kosmos (eine wohl geordnete Welt)
 Die ganze Welt ist Gottes gute Schöpfung
 Absage an den heidnischen, babylonischen Astral- und Tierkult
 Mensch als Abbild Gottes, Höhepunkt der Schöpfung, Ähnlichkeit mit Gott aber nicht Gott selbst
(positives Menschenbild)
 Herrschaft im Sinne von Verantwortung für die Welt, Mensch als Sachverwalter Gottes, um
Gottes Güte und Liebe zu vermitteln (≠ babylonisches Menschenbild : Mensch als Sklave der
Götter)
 Der eine Gott Israels ist kein Nationalgott, sondern Herr des Himmels und der Erde →
universeller Gott
 Gott schafft durch das eigene Wort (allmächtig)
 Alle Handlungen gehen von Gott aus (Schöpfergott)

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 Hymnusartiger Bekenntnistext (mit Wiederholungselementen zur besseren Einprägsamkeit),
häufig in Gottesdiensten, um vor Glaubensabfall zu bewahren
 Positives Menschenbild, da der Mensch der Höhepunkt der Schöpfung ist; eine Aufgabe von
Gott erhält und als Gottähnlich beschrieben wird

b) 2. Schöpfungsbericht (~ 1000 v. Chr.)


 Jerusalemer Geschichtswerk
 Schöpfung der Erde wird nicht so detailliert dargestellt, Schwerpunkt liegt auf der Schöpfung des
Menschen
 Ätiologisch (erklärend), Klärung der Herkunft des Leids
 Gott als Gärtner und Handwerker; Höher gestellt als die Menschen
 Der Mensch bekommt außerdem den Herrschaftsauftrag, über den Garten zu wachen und die
Pflanzen zu pflegen, bekommt aber auch das Gebot, nicht von dem Baum der Erkenntnis zu
essen
 Gott erkennt, dass der Mensch allein einsam ist und schafft die Frau als Begleiter des Mannes,
Geschlechter sind auf einer Stufe gestellt – gleich
 In der Paradiesgeschichte wird die Nähe zu Gott zum Ausdruck gebracht
 Aufhebung des Mythos, dass die Welt nur dann gut ist wenn der Mensch Gutes tut
 Störung von Gott und Mensch, durch Sünde bewirkt
 Negatives Menschenbild – Menschen sündigen, wollen so sein wie Gott (Hybris); entscheidet sich
selbst für oder gegen das Böse

c) Babylonischer Schöpfungsmythos
 Enuma elisch; circa 1500 v.Chr.
 Mensch aus Blut Gottes und des Ungeheuers Kingu
 Bestimmter Plan; doppelter Zweck
 Kult und Opfer für die Götter
 Dienste und Arbeiten für die Götter verrichten (Feldarbeit)
 Sühne leisten, Schuld der Götter tragen
 Negatives Menschenbild; Mensch als Sklave der Götter; ist ihnen ausgeliefert und muss sich
den Zwängen unterwerfen

d) Gottesebenbildlichkeit des Menschen – theologische Deutung & das biblisch – christliche


Menschenbild
 Gottesebenbildlichkeit („imago dei“) → Der Mensch sei Gottes Ebenbild, sei ihm gleich
 Die Gottesebenbildlichkeit führte vielmehr zu der Frage „Wozu ist der Mensch da?“
(Funktionsaussage)

Drei Überlegungen zu dieser These:


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1. (Lutherisch): „Lasset und Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei“ bedeutet wörtlich in
etwa „als unser Bild wie eine Ähnlichkeit/Gleichnis von uns“
„Bild“, was hebräisch „zälam“ heißt, bedeutet Statue oder Abbild. Dies führt zu einer recht
handreiflichen Vorstellung, ähnlich wie die Kultstatuen im altorientalischen Raum. Dort waren
die Gottheiten in Kultstatuen abgebildet und sollten die Gottheiten auf der Erde repräsentieren-
→ Statuen als Stellvertreter Gottes auf Erden!
2. (Alttestamentlich): Nicht mehr der König oder die Kultstatuen sind Stellvertreter, sondern der
Mensch ist als Stellvertreter Gottes von Gott eingesetzt worden.
→ Der Mensch wird „royalisiert“, der Mensch wird zum Stellvertreter Gottes, als Bild Gottes
auf Erden gesehen.
3. „Ähnlichkeit/Gleichnis kann am besten mit „Ähnlichkeit“ wiedergegeben werden. Dieser Begriff
soll verdeutlichen, dass der Mensch nicht ein direktes Abbild Gottes ist.
→ Gott sieht nicht so aus wie der Mensch aussieht. Der Abstand von Gott und Mensch soll
gewahrt werden.
Die Gottesebenbildlichkeit beschriebt also die „Funktion“ des Menschen („Wozu ist der
Mensch da?“). Der Mensch ist dazu da, wie der König im altorientalischen Raum als
Stellvertreter Gottes zu handeln.

Wie der Herrschaftsauftrag zu verstehen ist


 Der Mensch ist ein Geschöpf Gottes. Die Transzendenz wird unterstrichen, denn der Schöpfer ist
über dem Geschöpf gestellt.
 Das Geschöpf „Mensch“ ist von Gott gewollt – Das Geschöpf ist ohne den Schöpfer nicht zu
verstehen.
 Der Mensch hat eine große Verantwortung gegenüber Gott als Schöpfer
→ Menschen können und müssen ihre Existenz nicht rechtfertigen, Werte und Würde sind vom
Schöpfer (Gott) festgelegt. Sind mit dem Willen Gottes begründet. Dem Menschen sind aber als
Geschöpf auch Grenzen gesetzt.
 Luther verstand den Herrschaftsauftrag wörtlich, so dass der Mensch dachte, alles sei ihm
möglich. Die Erde wurde als Untertan der Menschen angesehen, eigentlich sollte es aber ein „in
Besitz nehmen“ sein.
 „kabasch“ (hebräisch für „die Füße auf etwas stellen, um es in Besitz zu nehmen“) wurde von
Luther also falsch übersetzt bzw. falsch interpretiert
→ Durch die Inbesitznahme ist der Herrscher fortan verpflichtet, das In-Besitz-Genommene
auch zu schützen gegenüber äußeren Bedrohungen. Den Fuß auf etwas setzten heißt etwa so
viel, wie „die Hand auf etwas legen.“
 Für den Menschen bedeutet dies, dass Gott ihm alles in den Besitz gab, aber er auch als
Stellvertreter Gotts die Verantwortung trägt, dieses Gut zu schützen. - Zu schützen, nicht
unterjochen!
 Gen 2, 15: „ Und Gott nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaue
und bewahre“

 Der Mensch ist also nicht allmächtig und vor allem auch nicht Gott selbst. Er bekommt
lediglich die Verantwortung, die Ehre, Gottes Schöpfung weiterzuführen und zu

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schützen. Durch den Herrschaftsauftrag wird also die Distanz von Gott und Mensch
dargestellt und es wird strikt zwischen Schöpfer (Gott) und Geschöpf (Mensch)
unterschieden. Der Mensch ist zwar etwas Besonderes und hebt sich vom Rest der
Schöpfung ab, er ist aber dennoch „nur“ Gottähnlich und nicht Gottgleich.

e) Satre – Essenz und Existenz


 „Geworfensein des Menschen in die Welt.“
 Mensch hat anfangs bloße Existenz (Dasein), aber noch keine Essenz (Wesen, So-Sein)
 Existenz: Der Mensch ist da, aber als ein Nichts.
 Essenz: Alles, was er ist und wie er ist, muss der Mensch sich selbst erwerben.
 Der Mensch ist Gottes Ebenbild und damit von Anfang an mit Würde und einem Wert
ausgestattet. Dafür muss er nichts tun. (Auflösung des Tun-Ergehens-Zusammenhanges)

f) Die Erschaffung des Adam – Michelangelo

 1.) Allgemeines:
 1508 bekam Michelangelo den Auftrag von Papst Julius II. zur Gestaltung der Sixtinischen
Kapelle
 1512 wurde das Werk vollendet
 2. Analyse:
 Links unten:
 Liegender, junger, nackter, muskulöser Mann in lockerer Haltung
 Liegt auf einem grünen Hügel , blauer Hintergrund
 Schaut nachdenklich nach rechts zur zweiten Person
 Arm gestreckt zur anderen Person, Hand leicht angewinkelt
 Rechts oben:
 Älterer Mann mit langen, grauen Haaren und langem grauen Bart
 Gestreckter Arm zum jungen Mann
 Rosa Gewand, fliegt in der Luft
 Viele andere (menschenähnliche) Wesen um ihn herum
 Menschlich wirkende Person im Arm
 Hintergrund: rötlich-bräunlich
 3. Interpretation:

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 Oben rechts könnte Gott sein, gehalten von Engeln
 Links soll Adam sein
 Mensch ist ein Ebenbild Gottes
 Erde und Gottesreich sind nah aneinander
 Adam wird hier erschaffen von Gott, Ebenbild Gottes, erwartet die Berührung Gottes
sehnsüchtig
 Keine direkte Berührung - Transzendenz
 Göttlicher Atem, Kraft und Geist soll Adam über die Hand zufließen
 Weibliche Person in Gottes Arm könnte Eva sein
 Rot = Farbe der Liebe und Farbe der Macht, Rundung der gesamten Welt
 Bezug zum ersten und zweiten Schöpferbericht
 Vermenschlichung Gottes – Vergöttlichung des Menschen
 „… was das Böse im Menschen betrifft, ich weiß nicht, von wem er es bekommen hat,
aber gewiss nicht von Gott. Ich wollte den Menschen malen, so wie er geschaffen wurde:
unschuldig, noch frei von Sünde, dankbar für das Geschenk des Lebens.“ (Michelangelo
im Gespräch mit dem Papst Julius II.)

g) Die Sündenfallgeschichte (Gen 3)


 Der Mensch ist nicht gottgleich sondern lediglich gottesähnlich
 Der Mensch ist fehlbar und verführbar
 Gott hat seinen Geschöpfen auch Grenzen gesetzt
 Durch die Erfahrungen mit dem Bösen und Schlechten auf der Welt stellt sich zudem die
Theodizee-Frage auf, da der Mensch mit der Begegnung mit dem Bösen auch den Grund wissen
möchte für das Böse und einen möglichen Ausweg erkunden möchte
 Die Menschen erfahren in Gen 3 die demütigende Erniedrigung
 Außerdem zeigt es die Folgen der Sünde: Furcht und Scham sind Begleiter der Sünde (Nacktheit)

h) Sündenverständnis
ERBSÜNDE ≈ URSÜNDE
Augustinus: „Erbsünde“
 Angeborene Neigung zum Bösen, die durch Eltern im Geschlechtsakt an die Kinder
weitergegeben wird. Liegt wie ein Fluch auf der Geschichte der Menschen.
 Der Mensch ist von Natur aus, von Geburt an, wesensmäßig böse und sündigt

Dorothee Sölle: „Ursünde“


Sünde: Verfehlen von sich selbst („Hinengekrümmtsein“); Verfehlen von Gott, Trennung von Gott.
 1. Schicksal, Ursünde: In die der Mensch hineingeboren wird. Unheilvolle
Schuldzusammenhänge, die Macht auf den einzelnen Menschen ausüben. Der Mensch ist für
diese aber nicht verantwortlich, freie Entscheidung für oder gegen das Gute bzw. Böse.
 2. Persönliche Schuld: Eigenes, böses Handeln aus freier, bewusster Entscheidung.
 Mensch, der sich für das Gute (Glaube, Liebe, …) und/oder für das Böse entscheiden kann.
Simul iustus et peccator (Zugleich Gerechter und Sünder) → Der Mensch ist immer Sünder und
von Gott Gerechtfertigter in einem, wenn er auf Gott vertraut.

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i) Kain und Abel
 Differenz, körperliche und moralische Hinfälligkeit
 Kain war Getreidebauer, Abel Schafhirte
 Opfergabe von Kain wurde nicht gewürdigt, wurde zornig → Brudermord (das Streben nach
Macht übersteigt die Liebe zum Bruder)
 Der Mensch ist von Neid und Eifersucht geplagt, ständiges Ringen um Erfolg
 Erneute Verdeutlichung von Gottesähnlichkeit und nicht der Gleichheit
 Der Mensch ist fehlbar und von äußeren Mächten beeinflusst
 Erfahrung mit dem Misserfolg, Warnung Gottes vor dem Umschwung in Gewalt
 Fähigkeit zwischen Gut und Böse zu unterscheiden – Selbstwahrnehmung und Gewissen
 Gott will sich aber nicht dem Sündiger abwenden, sondern schützt ihn („Darum soll jeder, der
Kain erschlägt, siebenfacher Rache verfallen“)

Gott kennt das Wesen des Menschen ganz genau, deshalb weiß er auch, was Kain mit der
Opfergabe beabsichtigt (Macht, Bessersein als Abel, …). Auch der schuldig gewordene Mensch darf
sich auf Gottes Schutz verlassen. Tun – Ergehenszusammenhang „Wer seinen Bruder tötet, wird
ohne ihn leben müssen.“, die größte Strafe für den Menschen ist es, allein sein zu müssen.
j) Turmbau zu Babel

 Kritik an menschlicher Überheblichkeit


 Der Mensch will sich stets einen Namen machen
 Alle arbeiteten gegeneinander, obwohl alle das gleiche Ziel haben – Nah bei Gott zu sein
o Untergang des Einzelnen
 Kritik an Selbstvergötzung, Kritik an der Herrschaft der Menschen über die Menschen
 Ausganssituation: Einheit, das Volk und die Sprache (wie im Paradies)
 Verhalten (als Ursache): Turmbau bis in den Himmel, Ziel: Berühmtheit, Macht, am Ort bleiben,
Gemeinschaft
 Folge: Herabsteigen Gottes in die Welt, Sprachverwirrung, Zerstörung, Umwandlung von dem
geordneten Kosmos in ungeordnetes Chaos

Interpretation:
 Ätiologische Symbolgeschichte: „Warum gibt es unter den Menschen keine Verständigung?“

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oDas Streben der Menschen nach Gottesgleichheit, menschliche Hybris (Überheblichkeit),
Größenwahn, Hochmut, Vermessenheit
 Ohne Bindung an Gott entzweien sich die Menschen, ist wirkliche Gemeinschaft nicht möglich.

k) Die fünf Lebensstufen – Habedank

 1. Erster Eindruck:
 Farbenfroh
 Lebensfroh
 Freundlich
 Viele Symbole
 2. Analyse:
 Einteilung des Bildes in 5 Abschnitte:
 1. Bild: blau, kleine Figur, nach unten gerichtetes Dreieck
 2. Bild: grün, mittelgroße Figur, Unendlichkeitszeichen ,,∞“
 3. Bild: gelb/ orange, große Figur, Viereck
 4. Bild: rot/gelb, mittelgroße Figur, nach oben gerichtetes Dreieck
 5. Bild: blau, kleine Figur, Pfeil nach oben
 3. Interpretation/ Deutung:
o Bild handelt von einer Lebensgeschichte
 1. Bild:
 Lebensbeginn/ Geburt, himmlischer Anfang (blau)
 Nach unten gerichtetes Dreieck steht für von oben kommende Kräfte
 Das Leben soll als ein Geschenk des Himmels (evtl. Geschenk Gottes?) angesehen werden
 2. Bild:
 Kindheit/ Jugend
 Zeit voller Kraft, Bewegung und Dynamik
 Grün = Farbe des Wachstums
 Unendlichkeitszeichen steht für die unendlichen Möglichkeiten in der Zukunft, die man
noch vor sich hat als Jugendlicher (Schule, Beruf, Liebe, etc.)
 3. Bild:

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 Lebensmitte ist erreicht (Erreichen von Höhepunkten des Lebens)
 Steht zwischen Jugend und Alter
 Quadrat steht für Festigkeit, Klarheit, aber auch Begrenztheit
 4. Bild:
 Alternder Mensch blickt auf sein Leben zurück => Reflexion des eigenen Lebens
 Chance zu mehr Weisheit und Gelassenheit
 Mensch ist nicht mehr so groß, aber gefestigt
 Nach oben gerichtetes Dreieck ist ein Symbol für den Blick nach oben und die Umkehrung der
Kräfte
 5. Bild:
 Tod/ Ende des Zyklus
 Tod als Ende?/ als Anfang für einen neuen Weg
 Das Irdische und Göttliche sprechen miteinander
 Nach oben gerichteter Pfeil symbolisiert ,,die andere (überirdische) Welt“

l) Säkulare Menschenbilder
1. Naturwissenschaftlich – darwinistisches Menschenbild
 (Darwin und Dawkin): Mensch ist Produkt der biologischen und kulturellen Evolution, d.h. der
Mensch wird bestimmt / festgelegt / determiniert durch biologische Vererbung (angeborene
Verhaltensweisen) durch Eltern und Vorfahren.
 Stammesgeschichte und erworbene Verhaltensweisen (durch Erziehung der Eltern, Gesellschaft
und Kultur), bedingt durch biologische Faktoren

2. Ansatz der Psychoanalyse und Neurophysiologie (Hirnforschung)


 Freud: Moralische Normen (Ge-, Verbote in der Gesellschaft – Über-Ich)
Ich des Menschen
„Es“ des Menschen – das Unbewusste (Triebe und Bedürfnisse)
 Neurophysiologie: Das Gehirn als Organ mit Nervenzellen; steuert Gedanken, Gefühle und
Willen des Menschen

3. Ansatz des Existenzialismus –Satrés Menschenbild


 Der Mensch ist absolut frei; autonom (selbstbestimmend)
 „Geworfensein“ ; zuerst ein Nichts (bloße Existenz)- Der Mensch muss sich selbst
erschaffen
 Existenz geht der Essenz voraus
 Alles ist erlaubt
 Mensch ist absolut frei und für sich und die Menschheit verantwortlich, denn es gibt
keinen Gott

4. Prometheus
 Menschliches Streben nach absoluter Selbstbestimmung ohne Achtung der Götter
 Streben nach grenzenloser Freiheit
 Ausübung eigener göttlicher Schöpferkraft

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 Ausmaßung göttlicher Schöpferkraft

m) Bewertungskriterien für Menschenbilder


Kennzeichen Bedeutung Kennzeichen Bedeutung
Transzendenz  Hinterfragen Immanenz  Innerweltliche
 Glaube an eine Erklärungsversuche
höhere Wirklichkeit Ablehnung einer
höheren
Wirklichkeit
Individualität  Einzigartigkeit und Uniformität  Gleichförmigkeit,
Einmaligkeit Einheitlichkeit im
Äußeren, Denken
und Handeln
Gleichheit  Übereinstimmung Ungleichheit  Fundamentale
der Menschen im Unterschiede der
Hinblick auf Menschen
bestimmte
Merkmale,
Wesenszüge
Sozialität  Mitmenschlichkeit Kollektivität  Überordnung der
 Mitglied einer Gemeinschaft über
Gemeinschaft den Einzelnen
 Beziehungsfähigkeit  Entscheidungen
zugunsten der
Gemeinschaft
Willensfreiheit;  Vernunftfähigkeit Determinismus  Unfreiheit
Autonomie  Selbstbewusstsein  Bestimmung durch
 Fähigkeit zur äußere Mächte und
Reflexion Gewalten
 Autonomie  Zwänge und
 Gewissen als Unterwerfung
moralische Instanz  Vorgegebene
Strukturen/
Ideologien
Verantwortung  Konsequenz der Egoismus  Eigennutz
Autonomie  Verantwortung ist
 Übernahme von gleichgültig
Verantwortung
Bestimmung; Ziel;  Glaube an höhere Indeterminismus  Zufall
Vorsehung Bestimmung  Betonung der
 Übergeordneter Relativität
Wille/Ordnung
 Mensch und Welt
sind nicht Produkt
des Zufalls
Personalität;  Wesensmerkmale Materialismus  Abstammung von
zentraler Personen- und Eigenschaften, tierischen
Begriff die den Menschen Vorfahren
ausmachen  Weiterentwickelte
 Würde und Wert Form des Tiers

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werden an  Mensch als Produkt
psychologischen der Naturgesetze
oder theologischen
Deutungen
festgemacht
Ganzheitlichkeit;  Einheit des
Geistbegabung Menschen (Körper,
Geist und Seele)
 Frage nach Zweck
und Ziel (Wozu?,
Wohin?)
 Sinnsuche, Suche
nach Wahrheit

- Wissenschaft und Ethik –


a) Begriffsklärung
Embryo:
 Im Anfangsstadium der Entwicklung befindendes Lebewesen
 Bis zur 12. Schwangerschaftswoche (vollständige Ausbildung der Organe)
 Danach Fötus
Person:
 (Allgemein): Mensch, mit bestimmter Eigenart, Herkunft, Rolle und Funktion
 (Philosophisch): Vernünftig denkend; frei entscheidend und verantwortungsvoller Mensch
 (Theologisch): christliche Aussage über Sein und Würde des Menschen; einmalige und
herausragende Stellung gegenüber der Mitgeschöpfe; Würde durch Anerkennung von Gott; nicht
durch Leistungen oder Gesundheitszustande beeinflusst
Die Unantastbarkeit des Menschen als Person bedeutet die Einräumung eines unbedingten
Lebensrechts, das den Schutz menschlichen Lebens ohne jegliche Einschränkungen zur Folge
hat.

b) Stammzelltherapie
 Zellen mit unterschiedlicher Spezialisierung
 Durch Zellteilung unbegrenzt vermehrungsfähig
 Krankheiten können durch Therapie ausgeschlossen oder behandelt werden
 Heranzüchten von Embryonen und Isolierung von Zellen um gezielt Zellen (Haut, Herz oder
Nervenzellen) herzustellen
 Adulte und Embryonale Stammzellen
 Adult: Im Blut, Nervengewebe oder Rückenmark eines Erwachsenen; Lebensdauer und
Entwicklungspotenzial sind begrenzt
 Embryonal: Werden aus dem Inneren eines erst wenige Tage alten Embryos entnommen; Eingriff
ist tödlich
 Totipotent – embryonale Stammzellen bis zum 8-Zellstadium, jede einzelne Zelle kann
sich zu einem Embryo entwickeln

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 Pluripotent – ab dem 16-Zellstadium; Bildung von Organen und Gewese durch Bildung zu
unterschiedlichen Zelltypen; Pluripotente Zellen sind spezifischer und bilden nur Teile
des Körpers aus

c) Gentechnologien
 Gezielte Veränderungen des Erbmaterials, um neue Eigenschaften zu erzielen
I. Gentherapie
 Somatische Gentherapie – genetische Informationen in körpereigene Zellen übertragen, um
Krankheiten zu heilen (Knochenmarktransplantation, usw.)
 Keimbahntherapie – Eingriff in genetisches Material, um Veränderungen zu erzielen, die an die
Nachkommen weitergegeben werden
II. Genomdiagnostik
 Pränatale Diagnostik (PND) – genetische Untersuchungen am Embryo, um Krankheiten
auszuschließen oder noch vor der Geburt behandeln zu können
 Präimplantationsdiagnostik (PID) – Entnahme von Gewebe einer künstlich befruchteten Eizelle;
Untersuchung der genetischen Merkmale – Danach wird entschieden, ob die Eizelle eingesetzt
wird oder nicht
III. Klonen
 Therapeutisches Klonen – künstliche und ungeschlechtliche Vermehrung von Zellen, um
ausgefallene Zellen oder Organe zu ersetzen (Hautkrebs)
 Reproduktives Klonen – künstliche und ungeschlechtliche Vermehrung von Zellen mit dem Ziel
einen identischen Gesamtorganismus herzustellen

d) PräImplantationsDiagnostik (PID)
 Genutzt, um schwere Erbkrankheiten festzustellen
 Zunächst künstliche Befruchtung von Eizellen und Entwicklung zum Embryo
 Zellentnahme von dem Embryo und Untersuchung auf Chromosomschäden und Erbkrankheiten
 „kranke“ Embryonen werden liegen gelassen und sterben ab; „Gesunde“ werden der Frau
eingesetzt

e) Debatte um die PID – Pro und Contra


Pro Contra
 Heilen, Leid vermindern für alle Betroffene  Gefahren des Missbrauchs
(auch für die Eltern!) Instrumentalisierung des Embryos als
Mittel zum Zweck, aus Forschungsgrünen,
zu Therapiezwecken als „Retterbaby“
 Medizinisch gesehen ein großer Fortschritt  Gefahr des Dammbruchs (Grenzen
(Untersuchung von Genmaterial) verschwinden; ab wann ist es eine
„schwere Erbkrankheit“?)
 Freiheit der Forschung und der  Negative Bewusstseinsänderung im Blick
Wissenschaft auf Behinderungen (lebenswert und
lebensunwert, Ausgrenzung)
 Ökonomische Gründe (Deutschland  Christliches Menschenbild, ethisches
verliert an Attraktivität) Prinzip (Mensch von Anfang an,
Schutzbedürftigkeit und Menschenwürde
des Embryos)

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 PID-Tourismus wird verhindert (ins  Frauen geraten unter Druck, dass sie ein
Ausland gehen, um Untersuchung gesundes Kind gebären müssen
vorzunehmen)
 Missbrauch von Abtreibung kann  Risiko zur Eugenik oder Selektion
verringert werden

f) Schritte zur ethischen Urteilsfindung


1. Schritt – Problemdefinition:
 Worin liegt das Problem?
 Wie lautet die ethische Frage?
 Wie sehen das die Beteiligten?
 Wie ist meine erste Reaktion?
2. Schritt – Situationsanalyse
 Entstehung des Problems
 Welche Faktoren spielen eine Rolle? (+ Zusammenhang)
 Tendenzen?
 Beteiligte? (direkt und indirekt); wer ist das schwächste Glied?
3. Schritt – Verhaltensalternativen
 Lösungsvorschläge und Gründe für diese
 Auswirkung auf die Schwächsten der Beteiligten
4. Schritt – Normen- und Wertereflexion
 Überzeugung hinter den Lösungsansätzen (Zustimmung/Ablehnung meinerseits)
 Resultierende Probleme aus der Sicht von verschiedenen Standpunkten (Nächstenliebe,
Vorrangige Option für die Armen)
 Humanverträglichkeit, Umweltverträglichkeit und Sozialverträglichkeit
5. Schritt – Entscheidungsfindung
 Persönliche Entscheidung
 Empfehlungen (Schule, Alltag, etc.)
 Folgen für mich und mein Umfeld, sowie Umgang mit diesen
6. Schritt – Vermittlung, Präsentation, Entscheidung oder Vertreten der Entscheidung in der
Öffentlichkeit
 Wie vermittle ich die Entscheidung?
 Wie und wo gewinne ich „Gleichgesinnte“?

g) Embryonenschutzgesetz
 In-vitro-Fertilisation ausschließlich zur Herbeiführung einer Schwangerschaft
 Innerhalb eines Zyklus‘ nicht mehr als drei Embryonen auf eine Frau übertragen – Verhinderung
von Mehrlingsgeburten (Risikoschwangerschaft)
 Verbot gezielt Embryonen zu Forschungszwecken zu zeugen
 Verbot von reproduktivem Klonen
 Gesetze fast ausschließlich in Deutschland durchgesetzt

h) Grundgesetz - Stammzellgesetz

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Grundgesetz:

Schutz der Menschenwürde, Freiheit der Forschung (Art. 5)


die unantastbar ist (Art. 1+2)
Stammzellgesetz (2002):
Herstellung, Einfuhr und Verwendung von Stammzellen ist grundsätzlich verboten
ABER
Einfuhr und Verwendung von Stammzellen, die vor dem 1.1.2002 (2007)erzeugt wurden, ist
erlaubt. Mit dem Ziel, eine Schwangerschaft herbeizuführen!

i) Argumentationstypen
Utilitaristische (teleologisch) Argumentation:

Grundformel:
Diejenige Handlung ist moralisch richtig, deren Folgen (Konsequenz-Prinzip) für das Wohlergehen
(hedonistisches Prinzip) aller oder möglichst vieler Betroffenen (universalistisches Prinzip) optimal
oder von größtmöglichem Nutzen (Utilitaritätsprinzip) sind.

 Erklärende Theorie, da sie die moralischen Normen auf den Nutzen für die Gesellschaft
zurückführt
 die moralische Richtigkeit ist von der Qualität ihrer beabsichtigten, vorhersehbaren oder
tatsächlichen Folgen abhängig
 konkrete Handlungen im zwischenmenschlichen Bereich können nur durch eine Abwägung der
die Handlung bestimmenden Güter sittlich bewertet werden
 es gibt keine in sich absolut schlechten Handlungen: Eine Handlung kann nicht für jeden
erdenkbaren Fall schlecht sein

→ Moralisch gut ist diejenige Handlung, deren Folgen für das Wohlergehen aller Betroffenen so gut
wie möglich sind (Abwägung!).

Jeremy Bentham & John Stuart Mill


(klassische Utilitaristen):
→ Die Theorie setzt das Prinzip der Nützlichkeit als ein moralisches Kriterium, an dem
1. Richtigkeit und Falschheit von Handlungen, sowie
2. Recht und Unrecht moralischer, rechtlicher und anderer gesellschaftlicher Normen und
Institutionen
gemessen werden sollen.

Deontologische Argumentation: (Pflichtethik, Pflicht zur Wahrheit)

Grundformel:
Diejenige Handlung ist moralisch richtig, wenn sie der Pflicht entspricht, bestimme moralische Normen
(Gebote, sittliche Werte) einzuhalten, weil diese in sich selbst, losgelöscht von den Folgen der
27
vorgeschriebenen Handlungsweise, immer gültig und verbindlich sind. Moralische © Kathrin Lampe z.
Grundprinzipien,
B. Achtung der Menschenwürde, Mensch als Selbstzweck, sind absolut, uneingeschränkt gültig und
bedürfen keiner Begründung mit ihren Folgen.
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 Ablehnung technologischer Eingriffe


 Person wird als Zweck an sich definiert: Achtung der Persönlichkeit als solcher, darf niemals
bloß als Mittel gebraucht und um Freiheit und Würde(absoluter Wert) beraubt werden
 Kategorischer Imperativ (nach Kant): Universales Moralgesetz (gilt immer für alle)
o Menschen haben aufgrund angeborener Vernunft Zugang dazu, da es in ihnen liegt
und das ihnen von innen heraus (=Gesinnung) sagt, was seine Pflicht ist zu tun
(=Pflichtethik), der Mensch handelt dabei aus freiem Willen (=Selbstbestimmt)
 Moralisch gut ist diejenige Handlung, die die Achtung der Menschenwürde als Pflicht
ansieht/ den Menschen als Selbstzweck betrachtet

Güterabwägung im Konfliktfall (nach Franz Böckle):


 Stets unerlaubt, absichtlich unschuldige Menschen zu töten
 Gewalt und Drohungen unter best. Bedingungen erlaubt; Folter ist jedoch verboten( da es Angriff
auf das Gewissen ist)
 Instrumentalisierung der Person selbst ist verboten (zum Beispiel die zweckrationale
Instrumentalisierung der Sexualität)
 Es sollte nichts in sich schlechtes gesagt werden
 Die Lüge gegenüber jemanden, der ein Recht auf die Wahrheit hat, ist schlecht, da sie das
Vertrauen missbraucht und eine Selbstentlehrung des Menschen ist

j) Deontologie – Teleologie - Beurteilung


Deontologische Argumentation (Kant) Teleologische Argumentation (Hörster)
+ klare Richtlinien für menschliches Handeln; + Situationsbedingte, individuelle Entscheidung
Entlastung des Einzelnen, da keine
Güterabwägung
+ Prinzip der Achtung der Menschenwürde als in + Güterabwägung, keine willkürliche
sich gültiges, moralisches Grundprinzip, das nicht Entscheidung
hinterfragbar ist
+ universelles Moralgesetz / kategorischer - Sie stellt hohe Ansprüche an das
Imperativ als gegebene Grundlage für jede Verantwortungsbewusstsein, an die Intelligenz
Güterabwägung, was für den Einzelnen und Erfahrung des Handelnden
Menschen eine Hilfestellung und Entlastung
bedeutet
- Falsche Absolutierung von Normen, reine - Gefahr des Relativismus, jeder beurteilt die
Gesetzesmoral, rigorose Befolgung der Folgen einer Tat anders;
Gesetzespflicht; Handlungsalternativen im Block Gewissensentscheidungen fallen unterschiedlich
auf den Menschen (Folgen, konkrete Situation) aus; Gefahr eines beliebigen Umgangs oder
werden nicht in Betracht gezogen Missbrauchs, da es keine allgemeingültigen

28 © Kathrin Lampe
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Normen gibt
- Die Begründung mit „Nutzen“ und „Glück“ für
alle ist zu abstrakt und allgemein, jeder versteht
darunter etwas anderes

k) Immanuel Kant
 Glückseligkeit:
 Beständiges Wohlergehen
 Vergnügtes Leben
 Völlige Zufriedenheit mit dem eigenen Zustand
 Vernunft:
 Mensch schränkt aus Vernunft seine Neigungen ein
 Gebietet dem Menschen, was er zu tun hat
Kritik der praktischen Vernunft:
 Freiheit des Willens:
 Der Mensch kann frei entscheiden
 Aus Vernunft schränkt der Mensch seine Neigungen ein (=> führt zur Glückseligkeit)
 → Maxime (wonach sich der Mensch richten soll!):
Kategorischer Imperativ:
 Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zeitgleich wollen kannst, dass sie ein
allgemeines Gesetz werde.
 Autonomie des Willens:
 Freiheit gibt dem Menschen die Möglichkeit, kraft seiner Vernunft, nachzudenken und
formale Gesetze zu schaffen, denen der Mensch gehorchen kann (und möchte).
 → Vernunft muss Herrschaft über den Willen haben!
Wovon hängt unsere moralische Gesinnung ab?
 Christliche Gebote
 Erziehung
 Erfahrungen
 Kultur und Gesellschaft
 Peer groups (Clique, Freunde)
 Gesetze
 Medien
 Vorbilder
 Andere Erziehungsbeauftragte (Gruppenleiter, Lehrer, Trainer, etc.)

 Entwicklung von moralischer Gesinnung

Subjektive Entscheidungen
Gesellschaftliche Entscheidungen

29 © Kathrin Lampe
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(Es muss einen Minimalkonsens geben, bezogen auf
das, was richtig und falsch ist (z.B. Menschenrechte
der UN))

l) Hans Jonas –„ Der Imperativ der Verantwortung“


 Formulierung eines „neuen“ kategorischen Imperativs mit Einbezug der Folgen des Handelns
 „Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung mit der Permanenz (Fortdauer)
menschenwürdigen Lebens verträglich sind.“
 Mittelweg zwischen autonomer Vernunft und Glauben an Gott finden
 Handeln darf nachfolgende Generationen nicht schädigen
 Nicht nur auf das Individuum bezogen, sondern auch an die Öffentlichkeit und die Politik
 Verantwortung ist global zu sehen
 Der Mensch muss auch die Verantwortung dafür tragen, dass die Menschheit fortgeführt wird
 Auch Kinder, die noch nicht autonom sind und von ihren Eltern abhängig sind, müssen einen
Zugang zu ihren Rechten haben und als Subjekt angesehen werden
 Menschen sollen Glück realisieren, dass sowohl für sie, als auch universell für alle anderen gültig
ist
 Dadurch werde der Fortbestand der Menschheit optimal gestaltet
 Menschen müssen ihre Grenzen erkennen und dürfen nicht über sich hinauswachsen
 Gott bleibt gütig und steht in Kommunikation mit seiner Schöpfung, doch kann er selbst auf
den Weltlauf keinen Einfluss nehmen. Die Verantwortung des Bösen in der Welt trägt der
Mensch allein.

m) Menschenrechte
 Menschenrechte sind angeboren und unverlierbar
 Auch in Extremsituationen können dem Menschen die Rechte nicht genommen werden
 Menschen sind mit der Geburt Menschen und können nicht dehumanisiert werden
 Der Mensch ist nicht Diener des Staates
 Alle Menschen haben dieselben Menschenrechte und es erfolgt keine Klassifizierung
 Menschenrechte sind unabhängig von Kultur, Tradition und Ideologie – universell und allerorts
geltend
 Der Mensch als solches ist schutzbedürftig, schutzwürdig und schutzfähig
Biblisch:
 Jeder Mensch, gleich welchen Geschlechts, welcher ethnischer Herkunft, welchen sozialen
Status’, welcher Sprache, welchen Alters, welcher Nationalität oder Religion soll wahrhaft
menschlich behandelt werden
 Grundlage der christlichen Teleologie sind christliche Werte (Gottes- und Nächstenliebe als
Maßstab)
 Biblische Gebote haben unbedingte Gültigkeit (z.B. 10 Gebote)
 Abwägungen sind notwendig (aber erst unterhalb des Schutzraumes der Person (Mensch als
Ebenbild Gottes))
 Unterscheidung zwischen Gütern (z.B. Gesundheit) und Werten (z.B. Treue), die zu schützen sind
 Bist die Goldene Regel (Mt 7,12) => Behandle jeden so, wie du auch selbst behandelt werden
möchtest
 Gleichberechtigung von Mann und Frau

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 Ziel wird als Strebens- und Vollendungsziel verstanden. Handeln ist vielmehr personale
Verwirklichung

Theologische Begründung der Menschenrechte


 Würde des Menschen ist unabhängig von seinem Verdienst
 Der Mensch hat eine spezielle Verantwortung gegenüber Gott wegen des Herrschaftsauftrags
 Selbst die schlimmste tat kann die Würde menschlichen Lebens und das darin wurzelnde
Schutzgebot nicht hinfällig machen
 Interpretation von Leben, Kreuzestod und Auferstehung, sowie der Zuwendung zu den Armen
und Schwachen zeigt die Bekräftigung der Würde des Menschen
 Menschenrechte bzw. die Rede von Menschenwürde ist die neue Form der Rechtfertigungslehre
Paulus‘
 Menschenwürde ist Produkt von Gottes Gnade und die von ihm gewollte Beziehung zu den
Menschen
 Menschenrechte sind die säkulare Entsprechung des christlichen Verständnisses des Menschen
 Jeder Mensch ist einzigartig und unverwechselbar; er ist deswegen als Gottes Kind zu lieben und
zu achten

n) Der Mensch: Sein eigener Schöpfer?


 Menschliches Leben muss von der Zeugung an geschützt werden
 Es ist von Gott bejaht und angenommen
 Import und Forschung an embryonalen Stammzellen wird abgelehnt
 Würde des Menschen steht im Zusammenhang mit der Gottesebenbildlichkeit
 Die Menschenwürde hat oberste Priorität und ist unverrückbar

o) Instruktion DIGNITAS PERSONAE über einige Fragen der Bioethik


• Fortsetzung der Instruktion Domum Vitae (1987)
• Jedem Menschen ist von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod die Würde einer Person
zuzuerkennen.
• Beschäftigt sich mit neuen Fragen in der Bioethik - Forschung mit menschlichen Embryonen,
Verwendung von Stammzellen zu therapeutischen Zwecken und der allgemein experimentellen
Medizin
• Prüfung von wissenschaftlichen Aspekten durch Prinzipien der Anthropologie
• Bei Urteilsfindung wird sowohl die Vernunft als auch dem Glauben gleichermaßen berücksichtigt
• Richtet sich an Gläubigen und wahrheitssuchenden Menschen

1. ANTHROPOLOGISCHE, THEOLOGISCHE UND ETHISCHE ASPEKTE MENSCHLICHEN LEBENS UND


DER FORTPFLANZUNG
• Mensch von Anfang an - keine Reduzierung auf die Anzahl der Zellen
• Von Beginn an Zuspruch der Menschenwürde und Schutz des Lebens
• Der Ursprung menschlichen Lebens liegt in Ehe und Familie; zwei Menschen geben sich einander
hin, um Gott zu unterstützen
• Geheimnis des Menschen klärt sich durch Inkarnation
• Durch die Inkarnation des Wortes werden die Menschen zu Kindern Gottes
• Die Vereinbarung von göttlichem und menschlichem macht die Würde des Menschen unantastbar
• Es darf keine Diskriminierung erfolgen
• Die Ehe lässt die Dreifaltigkeit Gottes spürbar werden

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• Ein Urteil über die Wissenschaft seitens der Kirche greift nicht in die Wissenschaft ein, sondern
erinnert an ethische und soziale Verantwortung ihres Handels

2. NEUE PROBLEME BEZÜGLICH DER FORTPFLANZUNG


• Unterstützung der Fruchtbarkeit
• Physische Unversehrtheit eines jeden Lebewesens
• Einheit der Ehe und Berücksichtigung der Achtung und der Rechte
• Techniken, die dem ehelichen Akt der Liebe ersetzen sind auszuschießen
• Unterstützung der natürlichen Zeugung von Leben ist zulässig
• Entfernung von Hindernissen, die die Fortpflanzung einschränken oder verhindern sind zulässig
• Unterstützung von Adoption und Optimierung des Verfahrens
• In-vitro-Befruchtung und Beseitigung von Embryonen
• "Zufällige" Befruchtung im Reagenzglas
• Embryonen werden hier nur als Zellhaufen angesehen
• Zahl der geopferten Embryonen ist sehr hoch
• Ignorieren des Lebensrechtes für alle Lebewesen
• Nicht selten ein Akt der Selektion
• Instrumentalisierung der Embryonen
• Aus Sicht der Kirche ist die künstliche Befruchtung ein Anschlag auf das Leben
• Gott sieht in jedem Menschen, egal ob Kind oder Erwachsener, sich selbst und würdigt ihn mit
seiner Liebe; durch in-vitro geht das Bewusstsein zur Achtung des Menschen und die Liebe verloren
• Kinderwunsch darf nicht höher gestellt sein als die Würde des Menschen
• Subjektive Wünsche und ökonomischer Druck dürfen nicht in den Vordergrund gerückt werden

• Die Intracytoplasmatische Sameninjektion (ICSY)


• Variante der in-vitro-Befruchtung
• Gezielte Befruchtung
• Vollständige Trennung von Fortpflanzung und ehelichem Akt
• Herrschaft der Technik über Ursprung und Bestimmung der menschlichen Person

• Einfrieren von Embryonen


• Entnahme von mehreren Eizellen zum Steigern des Erfolgs
• Produktion durch in-vitro Verfahren ist Voraussetzung
• Physische Unversehrtheit wird verletzt, weil viele Embryonen das Einfrieren nicht überleben
• Ablagern auf einer Bank ist ethisch fragwürdig
• "Übergebliebene" Embryonen dürfen aus ethischer Sicht nicht für Forschungszwecke
zweckentfremdet werden, weil dies eine Missachtung der Menschenwürde mit sich brächte
• Übergang auf Paare als Therapie der Unfruchtbarkeit ist ebenso unzulässig, da es eine Form der
Leihmutterschaft wäre
• Eine pränatale Adoption wäre eine Alternative, brächte aber auch ähnliche Probleme wie schon
genannt mit sich
• Das Einfrieren von Embryonen erzielt eine Situation der irreparablen Ungerechtigkeit
• Moralisch unannehmbar

• Die Embryonenreduktion
• Direkte Beseitigung der Embryonen im Mutterleib bei Mehrlingsschwangerschaften
• Führt zu Schmerz und Schuldgefühlen

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• Vorsätzlich selektive Abtreibung
• Schweres sittliches Vergehen

• Präimplantationsdiagnostik (PID)
• Mit künstlicher Befruchtung verbunden
• Genetische Untersuchung der Embryonen
• Zweck ist es, gesunde Embryonen zu übertragen evtl. bestimmtem Geschlecht oder spezifischen
Merkmalen
• Gezielte Vernichtung von kranken Embryonen
• Qualitative Selektion, eugenische Mentalität
• Ethisch kritisiert, da sie anmaßt, den Wert eines Menschen einzig und allein nach Maßstäben wie
Normalität und physisches Wohlbefinden zu beurteilen
• Legitimierung von Kindestötung und Euthanasie
• Veränderung und Diskriminierung der Menschenwürde
• Missachtung des rechtlichen, ethischen und sozialen Status' von Behinderten oder benachteiligten
Menschen

• Neue Formen der Interzeption und der Kontragestion


• Interzeption ist die Verhinderung von der Einnistung in die Gebärmutter (Pille danach, Spirale)
• Kontragestion ist die Zerstörung des eingenisteten Embryos
• Das Verschreiben und Einnahme der Pille ist eine Form der Zustimmung einer vorsätzlichen
Abtreibung
• Sünde der Abtreibung und unsittlich

3. NEUE THERAPIEN, DIE EINE MANIPULATION DES EMBRYOS ODER DES MENSCHLICHEN
ERBGUTES MIT SICH BRINGEN
• Gentherapie
• Anwendung von genetischen Techniken auf den Menschen mit dem Ziel, Krankheiten genetisch zu
behandeln
• Neuerdings aber auch auf nicht erbliche Krankheiten (Krebs)
• Somatische Gentherapie beabsichtigt die Behandlung genetischer Defekte auf der Ebene der
Körperzellen
• Keimbahntherapie sieht den Eingriff in die Zellen der Keimbahn vor und die Weitergabe der
Defekte an Nachkommen zu verhindern
• Somatische Eingriffe in die Körperzellen mit therapeutischer Zielsetzung darf nur unter Zustimmung
des Patienten erfolgen und darf die Gesundheit nicht gefährden
• Eingriffe in die Keimbahn sind ethisch unsittlich, da die Schöpfung manipuliert wird
• Würde in-vitro-Befruchtung voraussetzen
• Gentechnik für nicht therapeutische Zwecke würde eugenische Mentalität bedeuten
• Würde Menschenrechte missachten und ein friedliches Zusammenleben unmöglich machen
• Direkter Eingriff in die Schöpfung, was dem Menschen als Geschöpf Gottes nicht erlaubt ist

• Menschliche Klonen
• Asexuelle und anämische Reproduktion eines gesamten menschlichen Organismus'
• Reproduktives Klonen wäre ein Eingriff in die Evolution und die Selektion von Menschen mit
höheren Qualitäten
• Vorherbestimmung des Individuums, Verstoß gegen Würde und Rechte einer Person
• Gott beabsichtigt die Einzigartigkeit des Menschen

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• Die Liebe zwischen den Ehegatten überträgt Gottes Liebe auf den Menschen

• Therapeutisches Klonen ist die Herstellung von embryonalen Stammzellen, dadurch würde die
Abstoßung verhindert werden
• Klonen ist in den meisten Ländern verboten
• Fehlende Beziehung zur Geschlechtlichkeit
• Verstoß gegen die Menschenwürde, Risiko für Manipulation und Missbrauch
• Setzt Tötung voraus, auch wenn Kranken dadurch geholfen wird
• Unmoralisch, da Instrumentalisierung erfolgt

• Therapeutische Verwendung von Stammzellen


• Stammzellen haben Fähigkeit sich lange zu vermehren ohne sich zu differenzieren
• Hervorbringen von spezialisierten Zellen, wie Zellen der Haut, Nerven oder des Blutes
• Erlaubt ist die Entnahme, wenn sie keinen Schaden verursacht (Nabelschnurblut, Organismus eines
Erwachsenen oder natürlicher Tod)
• Verboten ist die Entnahme aus einem lebenden Embryo, da es den Tod verursacht
• Forschungsergebnisse aus adulten Stammzellen sind hilfreicher als die von Embryonen
• Identität des Menschen wird verletzt
• Achtung des Lebensrechts wird bei embryonalen Stammzellen missachtet

• Die Verwendung von menschlichem und biologischem Material unerlaubten Ursprungs


 Die Durchführung von Versuchen an Embryonen ist ein Verbrechen gegenüber ihrer Würde und
ihren Rechts auf Leben
 Das Kriterium der Unabhängigkeit ist unzureichend (Trennung von Herstellung und Forschung)

 Der Mensch missbraucht den Herrschaftsauftrag Gottes und manipuliert die Schöpfung
zum Selbstzweck, deshalb sind Verbote der Kirche notwendig um den Menschen an ihre
eigentlichen Aufgaben zu erinnern
 Schutz und Achtung der Menschenwürde und das Recht auf das Leben von Anfang an soll
gewährleistet werden
 In jedem Menschen begegnen wir Christus selbst und deshalb darf ein Leben nicht
willkürlich vernichtet werden

SCHWERPUNKT 3: GOTTESBILDER
a) Gott als Schöpfer der Welt
 Erschaffung der Welt ist von Gott gewollt (kontingent)
 Gott erschafft aus dem Nichts (creatio ex nihilo)
 Schöpfung ist dauerhaft; Menschen führen die Schöpfung fort (creaitio continua)
 In Gen 2, 4b-25 handelt Gott anthropomorph (menschenähnlich)
 In Gen ; 1-2, 4a handelt Gott durch sein Wort (Göttlichkeit)
 Schöpfungsgeschichten sind mythologisch
 Glaube soll den Sinn des Lebens, der Schöpfung ergründen

b) Der eine Gott


 2000 v.Chr. – Gott Abrahams, Isaaks, Jakobs (Gott der Väter)

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 Ca. 1250 v. Chr. (Exodus) – „Jahwe“ – Befreiergott – Monolatrie
 Ca. 600 v.Chr. (1. Schöpfungsbericht) – „Ein - Gott - Glaube“ (Monotheismus) – babylonisches
Exil; Gott aller Völker; Schöpfergott

c) Der befreiende Gott


 Exodus 3 – Die Berufung des Moses
 Anonymität Gottes bleibt gewahrt (Symbolik Dornenbusch)
 Gott sieht aber die Not des Volkes (Nähe) und beauftragt Moses, das Volk in die Freiheit zu
führen - Herrschaftsauftrag
 Befreiergott „Jahwe“
 „Komm nicht näher heran“ – Distanz von Gott und Mensch bleibt gewahrt
 Gott kämpft wie ein Feldherr mit dem Volk („Ich bin herabgestiegen, um sie der Hand der
Ägypter zu entreißen“)
 „Ich bin der, der ich bin – Ich bin der, der ich sein werde“ –Gleichzeitigkeit bedeutet Ewigkeit
 Exodus 32 - Das goldene Kalb
 Zehn Gebote bilden Grundlage für den Bund zwischen Gott und dem Volk Israel -Gebote der
Freiheit!
 Zorniger Gott – Engel als Schutz des Volkes (Ambivalenz)
 Pluralisierung von Jahwe („Komm mach uns Götter)
 Das Kalb wird vom Menschen gemacht – kann Gott nicht gerecht werden (Transzendenz)
 Stier als Symbol von Fruchtbarkeit und Stärke
 Gott wird in Form des Kalbes verfügbar; ist aber ein Symbol des heidnischen Götterglaubens
(Abfall vom jüdischen Glauben)
 Da die Transzendenz gewahrt werden soll, kommt es zum Gottesbildverbot

d) Gen 32, 23-32: Jakobs Kampf mit Gott


 Kampf auf Leben und Tod
 Ambivalente Darstellung Gottes (liebend ↔ strafend)
 Transzendenz: Gott bleibt anonym; Jakob nicht → Unverfügbarkeit
 Mensch geht nie unberührt aus einer Begegnung mit Gott (Zerschlagenes Hüftgelenk) – Von Gott
gesegnet sein heißt, von Gott gezeichnet sein
 Jakob als Repräsentant des gesamten Volk Israels, Jakob bekommt eine neue Chance und wird
durch den Segen Gottes ein neuer Mensch
 Vereinigung von Immanenz und Transzendenz (Nähe und Ferne)

e) Der verlorenen Gottesname


 Herr ist nicht passend, da ein Herrscherbild entsteht
 Im eigentlichen Sinne heißt es „Jahwe“ (ich bin da) – unterstreicht die Gottesnähe
 Griechischer Übersetzungsfehler führte zu der Bezeichnung „Herr“ – eine Vermenschlichung hat
stattgefunden
 JHWH gibt Mut und Kraft; ist undefiniert (sowohl männlich, als auch weiblich)
 Gott als JHWH ist immer da und wirkt befreiend

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f) Gottesbildverbot
 Von Menschen geschaffenes Bild wird Gott nicht gerecht
 Mensch soll auf Gottes Wort fixiert sein
 Gottes Unverfügbarkeit soll gewahrt werden
 Gott ist immer noch da (kann nicht weggestellt werden, wie das Kalb)
 Menschen machen sich immer Bilder von Gott, aber nur metaphorisch (logische Konsequenz des
Menschseins)
-Das Gottesbild Jesu-
a) Psalmen
 PSALTER ist das Buch der Psalmen; 1000-538 v.Chr. entstanden
 Psalmen sind auf viele Situationen übertragbar
 Können von jedem gebetet werden
 Werden oft König David zugesprochen
 In den Psalmen wird Gott ansprechbar
 Anthropomorphe Redeweise von Gott
 Analoge Redeweise von Gott: Mensch spricht von Gott in menschlichen Bildern; ist sich aber
bewusst, dass diese Vorstellungen Gott nie ganz erfassen
 Jeder Mensch macht sich verschiedene Bilder von Gott – dadurch wird die Vielfalt Gottes
gewahrt, Gott bleibt ein nichtfestgelegtes Wesen
 „Seele“ als Begriff im Psalmen verdeutlicht, dass auch die innersten Punkte des Menschen
erreicht werden- Glaube von innen heraus; Glaube mit Körper und Geist
 Adversativkonjugation „aber“ zeigt, dass der Mensch bei scheinbarer Gottesferne an der
Gottesbeziehung festhält (Ambivalenz)
 Gerade in Zeiten des Elends ist Gott den Menschen nah!

Funktion von Psalmen:


 Klage/Anklage
 Dank/Lobpreis
 Vertrauen
 Bitte

b) Eschatologie
 Hoffnung auf das Heil der Menschen und der Welt durch Gott am Ende der Zeit: Gericht,
Auferstehung, Erlösung, Sein bei Gott, …
 Präsentische Eschatologie: Das Reich Gottes (Die Befreiung der Menschen) ist (durch Jesus
Christus) schon da. Zwar anfanghaft aber schon im Hier und Jetzt erfahrbar.

c) Gleichnisse
 Oft mit Einleiteformel

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 Metaphorische Redeweise: Bilder aus damaligem Alltag, der Landwirtschaft (Sämann, Ernte,
Weinbau)
 Überraschende Handlung, Kontrasterfahrungen Irritation, Schockwirkung, Denkanstoß
 Oftmals offener Schluss Appellcharakter, Umkehr (metanoia) – als Schlüsselbegriff der Reich-
Gottesbotschaft Jesu
 Auslegung und Übertragung - muss erfolgen, um Gleichnis zu verstehen

Analyse von Gleichnissen:


 1.) Form der Erzählung (Wer, Wo, etc.), Parabel(?)
 2.) Aufbau (Situation, Krise, Lösung), Personenkonstellation, Inhaltsangabe
 3.) Kontrasterfahrung (Informationen über Zeit Jesu einbringen)
 4.) Darstellung der Gotteserfahrung
 5.) Übertragung in unsere Lebenswelt heute, Personen durch Personen unserer Zeit ersetzen,
Lebenssituation in der heutigen Zeit verdeutlichen

Textimmanente Deutung
 Ausgangssituation: geschichtlicher Hintergrund, Kontext, Personenkreis (Zöllner, Pharisäer und
Schriftgelehrte)
Ursprungsgeschichtliche Deutung
 Jesus sagt den Zöllnern und Sündern die grenzenlose Liebe und Güte Gottes zu
 Belehrung der Pharisäer, dass die Liebe größer ist als die buchstabengetreue Auslegung der
Thora und der Gesetze; Liebe, Wärme und Herzensgüte übersteigt das Gerechtigkeitsverständnis
 Jesus lädt zur Umkehr ein, die die Teilnahme an Gottes Freude mit sich bringt und das Reich
Gottes erfahrbar macht
Pharisäer (Abgesonderte)
 Hielten sich von Gruppen fern, die religiös gleichgültig waren; lebten aus ihrer Sicht unrecht
 Nahmen den Glauben sehr ernst und achteten auf die Einhaltung der Gebote
 Schriftgelehrte, Lehrer und Richter
 Befolgung der Thora ist Pflicht
 Buchstabengetreue Auslegung der Gesetze
 Erwarteten eine Belohnung Gottes aufgrund ihres frommen und vorbildlichen Lebens
Zöllner
 Juden, die mit Römern zusammen Zolleinnahmen tätigten
 Oft mehr verlangt als nötig war, zum eigenen Wohl
 Nicht selten betrogen sie die Menschen zum Selbstzweck
 Galten als Räuber und Diebe
 Pharisäer bezeichneten sie als unrein und Heiden (religiöse Außenseiter)
 Umgang mit den Zöllnern war aus Sicht der Pharisäer falsch

Jesus als ein Gleichnis (?)


 Gleichnisse erschließen neue Lebensmöglichkeiten, die im Kontrast zum eigenen stehen
 Denkanstöße und Herausforderungen
 Schaffen keine neue Welt, eröffnen aber neue Möglichkeiten in der bestehenden Welt
 Gottes Heilshandeln wird in Jesus deutlich

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 Man kann Gleichnisse erkennen, wenn man mit dem Herzen liest und zur Umkehr bereit ist
 Der Leser/Zuhörer kann sich für oder gegen Gott entscheiden (offener Schluss!)
 Jesus eröffnet auch eine neue Welt mit seinem Handeln und seiner Botschaft – deshalb ist er
selbst ein Gleichnis was Gleichnisse erzählt
 „Die unvorstellbare Liebe des Vaters im Gleichnis ist bei Jesus Wirklichkeit geworden.“
 Wiederherstellung der Kommunikation zwischen Ausstoßern und Ausgestoßenen – Weg zum
Heil, Kern des Gleichnisses

d) Das Vater Unser


 Anrede „abba“ als Zeichen des Vertrauens (Verbindung von Nähe (Vater) und Ferne (Gott)
 3-Bitten an Gott: Namensheiligung, Durchsetzen des Willen Gottes und Ankunft des Reich Gottes
 Himmel so auf Erden: Überall, in Gegenwart und Zukunft
 4-Wir-Bitten: Alltag, Brot(Liebe) ist alles, was wir zum Leben brauchen, Schuldvergebung,
Bewahrung vor der Versuchung, Erlösung von dem Bösen
 Vater Unser als Gemeinschaftsgebet, Bitte und Zusage zum Handeln (Versprechen)

e) Das Reich Gottes


 Wachstumsgleichnisse (noch nicht vollendet)
 Nicht beschreibbar (Transzendenz)
 Zeit des Heils, der Vollendung, der Erfüllung der Gegenwart Gottes – die absolute Zukunft
 Nur mit Bildern und Gegensätzen beschreibbar
 Jesus zeigt, so handelt Gott
 Jesus lebt die Botschaft und ist deshalb ein Gleichnis Gottes (stirbt für die Menschen, heilt
Kranke, usw.)
 Schon da (mit Jesus angebrochen,  Noch nicht da (in der ganzen Fülle erst am
anfanghaft, punktuell) Ende der Zeit)
 Gegenwärtige Größe  Zukünftige Größe
 Tat der Menschen, die am Aufbau des  Zugleich Tat Gottes, der das Reich Gottes
Reiches Gottes mitarbeiten können geschenkt hat (mit Jesus) und es am Ende
seiner ganzen Fülle schenken wird, in der
Vollendung
 Indikativ (Ist-Zustand, Gabe)  Imperativ (Aufgabe)

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