Sie sind auf Seite 1von 5

Lügen ist ein Job für Profis

Bei Stefan Eiben gibt es eine Lügen-Flatrate fürs Doppelleben: Auf Bestellung verschafft er Alibis.
Moralische Bedenken hat er keine, dennoch sagt er manche Aufträge ab.

Stefan Eiben 40, lebt vom Lügen. Er verkauft fingierte Alibis. Wasserdicht und weltweit. Arbeitslosen,
die sich für ihre Situation schämen. Hausfrauen, die als Escort-Damen Männer überallhin begleiten.
Verheirateten Rechtsanwälten mit Doppelleben, Krebskranken, die nicht wollen, dass ihr Arbeitgeber
davon erfährt. Sie alle kommen zu Eiben aus demselben Grund: "Sie wollen sich nicht rechtfertigen
müssen." Mit seiner Hilfe klappt das. Eiben findet für jede Situationen eine glaubhafte Ausrede.

Gelernt hat der 40-Jährige etwas völlig anderes. Als angestellter Systemadministrator verwaltete er
Computernetzwerke. Später hat er eine Internet-Agentur, dann, vor 15 Jahren die Agentur Alibi-Profi
in Bremen gegründet. Auf die Idee kam er durch einen Zufall. Eiben hatte sich an einem
Samstagabend mit zwei Freunden verabredet. Kurz nacheinander sagten beide mit derselben
Begründung ab: ihre Freundinnen wollten, dass sie den Abend mit ihnen verbringen. Hätten seine
Freunde eine passende Ausrede parat gehabt, hätte der Männerabend stattfinden können, dachte
Eiben. Noch am gleichen Abend stellte er eine Homepage online, auf der er für solche Fälle Lösungen
anbietet.

Zunächst wollte Eiben vor allem Männern Alibis anbieten, die eine Ausrede für die Kneipentour oder
eine Affäre brauchten. Die Praxis ist eine völlig andere. Männer und Frauen buchen seinen Service
gleichermaßen und für die verschiedensten Anlässe.   

Mittlerweile hat Eiben eine Handvoll fester Mitarbeiter in Bremen. Die kümmern sich um die
Verteilung der Aufträge an die rund 1.000 freien Mitarbeiter in aller Welt. Diese Leute braucht er für
den Top-Seller seiner Agentur, den Postkartenversand. Grüße von überall her auf Bestellung, um
anderen vorzutäuschen, dort gewesen zu sein. Neun Euro kostet dieses Trivial-Alibi. Für 249 Euro
kommt die fingierte Freundin ins Haus, damit sich beispielsweise der Sohn vor den Eltern nicht als
Schwuler outen muss. Und ein inszeniertes Doppelleben bietet Eiben für monatlich 289 Euro an.

Ein Kunde von ihm nutzt diesen Service bereits seit zwölf Jahren. Dieser Mann ist verheiratet und hat
zwei Kinder – und in einer anderen Stadt eine ungebundene Liebhaberin. "Für ihn haben wir eine
Legende aufgebaut, so dass er jederzeit sagen kann, dass er weg muss, ohne Verdacht zu erregen",
sagt Eiben. Sein Alibi ist eine echte Firma. Auf seiner Visitenkarte stehen Adresse, Telefonnummer, E-
Mail-Adresse dieses Unternehmens. "Es gehört einem früheren Kunden, dem wir mal aus der Patsche
geholfen haben", sagt Eiben. Der Deal ist: Die Ehefrau kann dort anrufen oder zu Besuch kommen.
"Dann ist ihr Mann eben gerade bei einer Besprechung oder auf Dienstreise." Andere Kundinnen sind
etwa als Edel-Prostituierte tätig und können oder wollen ihrem Partner nicht sagen, womit sie ihr
Geld verdienen. Deren Alibi sind dann eben alte Schulfreundinnen, die unerwartet an der Tür
klingeln. Oder ein Wellness-Wochenende, gewonnen bei einem Preisausschreiben. Gefakte Bilder
inklusive.

Für andere zu lügen sei einfacher

Die Aufträge kämen häufig sehr kurzfristig rein. Denn die meisten Kunden buchten erst, wenn sie sich
nicht weiterzuhelfen wüssten. Wie etwa in einem Fall, wo seine Agentur einen Lügentest faken
sollte. Hier glaubte die Ehefrau nicht, dass ihr Mann treu gewesen war. Sie verlangte einen
Lügentest, der in ihrem Beisein die Wahrheit ans Licht bringen sollte. Der Ehemann willigte ein, aber
beauftragte Eiben für den Test. Das notwendige Equipment und Fachleute zur Durchführung waren
schnell organisiert, erzählt der Alibi-Beschaffer. Die Ehefrau glaubte dem gefälschten Ergebnis. Ob
der Mann beim Test gelogen oder die Wahrheit gesagt hat, weiß Eiben nicht. "Der Kunde wird schon
seine Gründe gehabt haben, weshalb er zu uns kam." Mehr muss und will er gar nicht wissen.

Moralische Bedenken hat Eiben keine. "Ich belüge doch andere nicht, um sie zu schädigen. Mit
meiner Arbeit schütze ich die Privatsphäre von Menschen, die hysterische Ehepartner haben,
tyrannische Eltern, anrüchige oder gar keine Arbeit", sagt er.  Allerdings gibt es für ihn Grenzen: Da,
wo seine Alibis dazu missbraucht würden, Gesetze zu brechen, ist für ihn Schluss. Und auch
Behörden oder Arbeitgeber belügen würde er nicht. 

Er selbst sei übrigens ein schlechter Lügner, sagt der Unternehmer. Für andere zu lügen sei hingegen
einfach. Man laufe nicht rot an, komme nicht ins Stottern und müsse sich auch nicht rechtfertigen.
Einige seiner Mitarbeiter kommen von Schauspielschulen. Die schlüpfen professionell in andere
Rollen und spielen glaubhaft die nette Dame vom Reisebüro, die den gewonnen Urlaubsgutschein
persönlich vorbeibringt. Oder sie agieren als Strohmann aus der fingierten Firma, in der dringend
eine unerwartete Geschäftsreise ansteht, damit der Vater einige unbeschwerte Tage mit seinem
unehelichen Sohn verbringen kann. "Im Alibiservice braucht man Improvisationstalent", sagt er.
Geplatzt sei noch keines seiner Alibis.

Von Peter Ilg
1. Januar 2015  16:22 Uhr
http://www.zeit.de/karriere/beruf/2014-12/alibi-agentur-professionelles-luegen

1. Finden Sie Informationen aus dem Text zu den folgenden Fragen. Die Abfrage ist chronologisch.
Antworten Sie in Stichworten oder kurzen Sätzen.

1
Warum kommen Kunden zu Sie wollen sich nicht rechtfertigen müssen.
Stefan Eiben?

2
Welche Berufe hatte Stefan Systemadministrator.
Eiben schon?

3
In welcher Situation kam er Wegen eine Missverständnis zwischen ein paar Freunde.
auf den Gedanken, er die
Agentur Alibi-Profi zu
gründen?

4
Was kann man bei der Trivial-Alibi und inszeniertes Doppelleben.
Agentur Alibi-Profi
bestellen? (2 Beispiele)

5
Warum hat Stefan Eiben bei Er schädigt sie nicht, mit seiner Arbeit schütze ich die Privatsphäre
seiner Arbeit kein von Menschen.
schlechtes Gewissen?

6
Welche Aufträge würde er Wo seine Alibis dazu missbraucht würden, Gesetze zu brechen.
nicht annehmen?

7
Warum ist es leichter für Man laufe nicht rot an, komme nicht ins Stottern und müsse sich
andere Menschen zu lügen auch nicht rechtfertigen.
als für sich selbst?

8
Welchen Beruf haben Einige seiner Mitarbeiter kommen von Schauspielschulen.
Stefan Eibens beste
Mitarbeiter?

2. Ordnen Sie die unterstrichenen Verben aus dem Text

Präfix (+
Infinitiv Präteritum Partizip II trennbar?
Verb)

verkauft verkaufen verkaufte verkauft ver (+ kaufen) x


begleiten begleiten begleiteten begleitet be (+ gleiten) X

erfährt erfahren erfuhr erfahren er (+ fahren) X

verwaltete verwalten verwaltete verwaltet ver (+ walten) X

ver (+
verabredet verabreden verabredete verabredet X
abreden)
Ver (+
verbringen verbringen verbrachte verbracht X
bringen)
statt (+
stattfinden stattfinden fand statt stattgefunden 
finden)
vorzutäusche vor (+
vortäuschen täuschte vor vorgetäuscht Ja
n täuschen)

bietet an anbieten bot an angeboten An (+ bieten) Ja

erregen erregen erregte erregt Er (+ regen) X

anrufen anrufen rief an angerufen An (+ rufen) Ja

verdienen verdienen verdiente verdient ver (+ dienen) X

reingekomme rein (+
kämen rein reinkommen kam rein Ja
n kommen)
weiterzuhelfe weitergeholfe weiter (+
weiterhelfen half weiter Ja
n n helfen)

verlangte verlangen verlangte verlangt ver (+ langen) X

ein (+
willigte ein einwilligen willigte ein eingewilligt Ja
willigen)
Be (+
beauftragte beauftragen beauftragte beauftragt X
auftragen)

erzählt erzählen erzählte erzählt er (+ zählen) X

belüge belügen belog belogen be (+ lügen) X

miss (+
missbraucht missbrauchen missbrauchte missbraucht X
brauchen)

laufe an anlaufen lief an angelaufen an (+ laufen) Ja

brachte vorbeigebrach vorbei (+


vorbeibringt vorbeibringen Ja
vorbei t bringen)

3. Wie kann man wissen, welche Verben trennbar sind und welche nicht?

a) durch die Präfixe:

trennbar nicht trennbar


statt- ver-
ab be
an ge
zu er
aus ver
vor zer
durch Ent, emp, miss

Daumenregel (funktioniert oft, aber nicht immer):

Wenn es das Präfix auch allein als Wort gibt, ist es trennbar.

(funktioniert z.B. nicht bei er-)

b) Wortakzent

Sprecher Sie die Wörter laut aus:

verkaufen • begleiten • erfahren • verwalten • verabreden • verbringen • stattfinden • vortäuschen


• anbiete • erregen • anrufen • verdienen

Ein Teil ist stärker betont (= lauter, mit mehr Druck)


verkaufen • begleiten • erfahren • verwalten • verbringen • stattfinden • vortäuschen • anbieten
• erregen • anrufen • verdienen

Regel (funktioniert immer):

Wortakzent auf dem Präfix  trennbar (z.B. anbieten)

Wortakzent auf dem Verb  nicht trennbar (z.B. verkaufen)

Online Übungen:

https://www.schubert-verlag.de/aufgaben/uebungen_a2/a2_kap1_praefix.htm

https://mein-deutschbuch.de/grammatikuebungen-trennbare-verben.html

http://hallo-deutsch2.blogspot.com/p/lekt12.html

https://deutschlernerblog.de/untrennbare-und-trennbare-praefixe-uebungen-trennbar-oder-
untrennbar/

http://www.lehrerlenz.de/trennbare_verben.html

https://www.grammatiktraining.de/trennbverben/trennbare-verben-menue.html

https://deutsch.lingolia.com/de/grammatik/verben/trennbare

Das könnte Ihnen auch gefallen