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eDossier
FRAGEN,
die Kreative
heute bewegen
»
Welches Gehalt/Honorar können wir in
welchen Disziplinen verdienen? »
Sehen
bald alle Designs nach Apple aus? »
Wie
lange dürfen wir offline sein? »
Kann
ich mit 50 noch Werbung machen? »
Was
können wir in Sachen Nachhaltigkeit
tun? »
Brauchen wir noch Websites oder
reicht ein Facebook-Profil? »
Was muss
meine Ausbildung alles umfassen? »
» »
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002 PAGE eDossier 02.12
TITEL
FRAGEN
Gedanken machen wir uns alle. Ältere Kreative vielleicht darüber, wie lange
sie in der jugendorientierten Werbebranche noch mithalten können. Studien-
absolventen überlegen, welche Disziplinen ihnen die besten Karrierechancen
eröffnen. Und wird das verdiente Geld überhaupt für ein einigermaßen sorg-
loses Leben reichen? Nach Fukushima fragen sich immer mehr Werber und Desig
ner auch, was sie zur Nachhaltigkeit und zum Umweltschutz beitragen können.
Und kann man es sich heute eigentlich noch leisten, mal komplett offline
zu sein? In dieser Geschichte lesen Sie Antworten auf die zehn wichtigsten
Fragen, die sich die Kreativen heute stellen
PAGE eDossier 02.12 003
In welchen
Disziplinen
kann man
wie viel Geld
verdienen?
n „Medizin Top, Design Flop“ – so des Gesamtverbands Kommunikations Die Schrift MVB
betitelt www.wiwo.de , das Internet- agenturen (GWA) kommt zu dem Er- Fantabular
portal der „Wirtschaftswoche“, eine Bil- gebnis, dass sich das durchschnittliche von Akemi Aoki
dergalerie innerhalb ihres großen Ge- Monatsbruttogehalt bei dem Einstieg hat uns Mark
haltstests im März dieses Jahres. Wer in die Werbebranche sogar nur auf ma- van Bronkhorst
beruflich mit Farben, Rastern et cetera gere 2200 Euro beläuft. ( www.mvbfonts.
zu tun habe, wie ein Ergebnis dieser, Und dabei sind die Stellengebote com ) netterweise
zusammen mit der Hamburger Vergü- für Werbefachexperten laut Arbeits zur Verfügung
tungsberatung Personalmarkt realisier marktanalyse des Zentralverbands der gestellt
ten Studie zeigt, der bekomme seine Deutschen Werbewirtschaft im Jahr
Tätigkeit relativ schlecht bezahlt: Das 2010 um 40 Prozent gestiegen – nach-
Startgehalt im Bereich Grafik und De- dem sie im Vorjahr noch um 37 Pro-
sign betrage etwa 32 720 Euro. Das zent abgesackt waren. Gesucht wer-
deckt sich mit dem Gehaltsreport, den den nicht nur Grafiker und Texter, auch
der Berufsverband der Deutschen Kom- spürbar zugenommen haben die Jobs
munikationsdesigner (BDG) am Anfang für Account Manager. Also für diejeni-
des Jahres veröffentlicht hat (siehe gen, die für die effiziente Zusammen-
PAGE 03.11, Seite 40). Eine Umfrage arbeit aller Projektbeteiligten sor-
004 PAGE eDossier 02.12
gen und sich darüber hinaus um die entsprechend den Kundenanforde- Kontakter ablöst. „Im Online-Bereich
Einhaltung von Budgets, Zeitplänen rungen – deutlich ausdifferenzieren. haben aber vor allen Dingen auch die
und anderen Vorgaben kümmern. Kommunikation ist heute in zuneh- Kreativen Zukunft, die Ideen entwi-
mendem Maße Interaktion mit dem ckeln und umsetzen können. Und na-
Eine deutliche Zunahme an Geschäfts- Konsumenten. Das bedeutet jedoch, türlich weiterhin die Informationsar-
modellen und damit auch an Wegen, dass Agenturen Kapazität und Know- chitekten und Konzeptioner.“
mit Kommunikation Geld zu verdie- how aufbauen müssen, um die zu- Kreative, die zukünftig mehr als
nen, sagt GWA-Geschäftsführer Dr. Ralf rückfließenden Daten verwerten zu 30 000 Euro im Jahr verdienen wollen,
Nöcker voraus. „Früher gab es im Prin- können.“ Von dem Ein-Mann-Unter müssen also lernen, strategisch und
zip nur Network- und inhabergeführte nehmen, das ein Netzwerk von Free- vernetzt zu denken. Wer sich in einem
Agenturen. Das wird sich in Zukunft – lancern orchestriert, über die traditio Bereich sehr gut auskennt und zudem
nelle Kreativ- oder Networkagentur die Fähigkeit hat, die Dinge drum he-
bis hin zu IT-Unternehmen, die das rum zusammenzubringen, wird sich
Wie hoch muss mein Stundenlohn sein? Thema Datenmanagement und Total um seine Rente keine Sorgen machen
Customer Insight mit Kreation ergän- müssen. Das gilt unabhängig davon,
n Eine vom BDG empfohlene kaufmännisch sinnvolle zen, sieht Ralf Nöcker viel Spielraum ob man als Freelancer oder als Festan-
Kalkulation ist so ausgelegt, dass mit einem Drittel der für zukunftsträchtige Jobs. gestellter arbeitet. Als Selbstständi
verkauften Arbeitszeit alle laufenden Kosten gedeckt „Auch Generalisten, die kreatives ger bestimmt man quasi selbst, was
werden können. Gehe ich von einer monatlichen Ar- Denken mit Planning und Media-Den- man verdient, je nachdem, wie viele
beitsleistung von 180 Stunden aus und ziehe 40 Stun- ken verbinden können, sind gefragt. Aufträge man für welches Honorar re-
den für Verwaltung und Buchhaltung ab, bleiben 140. Denn wir werden die Kreativ- und die alisiert (siehe Kasten links).
Davon ein Drittel sind rund 40 Stunden. Liegen mei- Media-Idee immer weniger voneinan- Ein Blick auf existierende Richtli-
ne Lebenshaltungskosten bei 2000 Euro monatlich, der trennen können“, so Ralf Nöcker. nien ist dabei Pflicht – gerade auch
dann muss ich also einen Stundensatz von 50 Euro an- Sowohl in Werbe- als auch in Design weil viele Jungdesigner dazu neigen,
setzen. Kommt noch eine Spareinlage von 40 Pro- agenturen beobachtet er einen wach- viel zu niedrig zu kalkulieren. Hier hilft
zent dazu – für Rücklagen, Steuern, Urlaubsgeld et senden Bedarf an Beratung, denn der zum Beispiel der „AGD Vergütungsta-
cetera, so erhöht sich der Stundenlohn um 20 auf Know-how-Abstand zwischen Agen- rifvertrag Design“. Speziell für Aufträ-
70 Euro (50 mal 0,4 plus 50). turen und ihren Auftraggebern sei ge im digitalen Bereich, hat der High-
Zu den Lebenshaltungskosten gehören neben Mie- derzeit so groß wie nie zuvor und wer- Text Verlag den „iBusiness Honorar-
te und Versicherungen auch Aufwendungen für Le- de immer größer. Dafür brauche man leitfaden“ herausgebracht, der eine
bensmittel, Kleidung oder Fortbildungen. Nur wenn natürlich entsprechende Leute. aufschlussreiche Übersicht der im deut-
ich meine Kosten ehrlich und genau ansetze, kann schen, österreichischen und schwei-
ich einen für mich passenden Stundenlohn kalku Der Berater, der auch strategisch fit zerischen Markt üblichen Honorare
lieren. Bei der Berechnung der Lebenshaltungskos- ist, so beschreibt Sebastian Vogt, Hu- für multimediale Dienstleistungen lie-
ten hilft der Bleistiftkalkulator des BDG, der sich als man Resources Director bei der Inter- fert. Ein interessanter Einblick in die
PDF-Datei herunterladen lässt. active-Agentur G2 Germany in Berlin, Honorarstrukturen dieser noch recht
≥ www.bdg-designer.de/bleistiftkalkulator ein Jobprofil, das immer mehr an Be- jungen Branche, den man Freelancern
deutung gewinnt und den früheren nur ans Herz legen kann. ant
Konzept/Strategie 60 332 Euro 47 912 Euro 36 695 Euro 44 805 Euro 3107 Euro
Media-/Artbuying 46 404 Euro 39 869 Euro 30 432 Euro 37 283 Euro 2586 Euro
Sekretariat 38 369 Euro 33 115 Euro 25 839 Euro 30 967 Euro 2148 Euro
Webdesigner 43 043 Euro 37 176 Euro 28 478 Euro 34 765 Euro 2411 Euro
Account Manager Online 56 348 Euro 46 420 Euro 35 186 Euro 43 409 Euro 3011 Euro
PAGE eDossier 02.12 005
3875
3650 3721 3700
3450 3533 3500
3325 3300 3350
3200
2800 2700
2460
2300
WERBUNG
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Etatdirektor Berater/ Projektleiter Kreativdirektor Account Artdirektor Projektmanager Texter/ Konzeptioner Designer
Consultant Manager Redakteur
97 95
89 89 87 Der „iBusiness
85 85
81
75 76 Honorarleitfaden“
70 des HighText Verlags
61 63
(isbn 978-3-939004-
14-1, 39,80 Euro)
informiert über
Quelle: HighText Verlag
FREELANCER
FREELANCER
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AGENTUREN
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AGENTUREN
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duktionskosten
bei der Entwicklung
von interaktiven
Anwendungen
Beratung/ Konzeption Artdirektion Programmierung SEO/SEM Online-Marketing Social-Media-
Geschäftsleitung (umfasst (Senior/Junior (umfasst Web- Marketing
Marketing, Design, Creative Director) programmierung
IT/Technik) und -implemen-
tierung)
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Wird Design
gestoßen. Die Testperson nimmt das
Ganze so unter die Lupe, wie sie es zu
Hause beim Blättern einer Zeitschrift
außerhalb
oder vorm Supermarktregal nie tun
würde. Aber auch die agenturinternen
Abstimmungsprozesse können sich als
unseres Elfen-
schwierig erweisen. Viele Werbeagen-
turen haben inzwischen Spezialabtei-
lungen für Design oder Internet. Oft
beinturms
ein halbherziger Versuch, den Kunden
noch mehr Geld aus der Tasche zu zie-
hen. Will man von Agenturseite ernst-
haft solche Lösungen anbieten, sollte
wahrgenommen?
Wir Designer sehen uns nicht primär
als Dienstleister, aber streng genom-
men sind wir es natürlich, was für viele
Berufseinstieger ein Problem ist. Stu-
denten haben oft eine sehr idealisier-
n Warum haben manche Corporate Der Betrachter ahnt sicherlich nicht, te Vorstellung, die mit dem wahren Le-
Identities einen höheren Wiedererken- was für ein komplexer Prozess für uns ben wenig zu tun hat. Im besten Fall
nungswert als andere, obwohl sie an- Gestalter dahintersteckt. Und das End- werden wir als Berater wahrgenom-
scheinend nach den gleichen Gesetz- produkt sieht auch meist nicht so aus, men, die ganzheitliche Kommunikati-
mäßigkeiten konzipiert wurden? Wa- wie anfangs konzipiert. Denn zwischen onslösungen anbieten. Der Designpro-
rum verkaufen sich manche Magazine Kundenbriefing und Launch gibt es zess ist ein langer Weg – voller Arbeit,
besser als andere mit genau der glei- viele Instanzen, die einem in die Suppe Demut und mit zahlreichen Kompro-
chen Thematik? Design ist gut, wenn spucken können. Häufig hat man es auf missen. Aber wenn das Endprodukt
es transparent ist. Gutes Design schafft Kundenseite mit Menschen zu tun, die überzeugt und die Implementierung
eine visuelle Identität und verschwin- Designentscheidungen treffen, aber ein gut funktioniert, haben sich die Mü-
det irgendwann aus der Wahrnehmung mangelndes Verständnis dafür haben hen gelohnt, auch wenn das Artwork
des Benutzers oder Betrachters, er und uns nicht als Spezialisten sehen. vielleicht nicht mehr so aussieht wie in
denkt nicht mehr darüber nach und Oft wird unterstellt, dass Design für uns der ersten Entwurfsphase.
versucht nicht mehr, Dinge zu deco- nur Mittel zur Selbstverwirklichung ist.
dieren, zu verstehen oder zu hinter- Schwierig wird es, wenn der Kunde Sascha Dettweiler ist Kreativdirektor
fragen. Man sollte daher beim Gestal- ein Produkt in die Marktforschung gibt. bei der Design-Unit von Scholz &
ten darauf achten, dass man ohne Ef- Die Zielgruppe soll es dann bewerten, Friends in Hamburg und zweifelt
fekthascherei auskommt und den Be- befindet sich aber nicht im gewohnten nur in sehr seltenen Momenten an
trachter nicht überstrapaziert. Umfeld und wird mit der Nase drauf- seiner Profession.
PAGE eDossier 02.12 007
Facebook ist extrem hilfreich, um n Nein, meiner Meinung nach wird De-
eine Marke im Dialog zu präsentieren, sign nie gleichgeschaltet werden. Gott
Zielgruppen sehr genau zu aktivieren sei Dank existieren genügend tolle Ge-
und digitale wie auch analoge Konzep stalter, die nicht nur folgen, sondern
te zu sozialisieren. Es ist ein tolles Tool, vorangehen. Sicherlich gibt es die gro
dessen Wert für Marken sich erst lang- ßen Trends und Vorreiter, die auf viele
sam offenbart. Aber erstens ist es auch Nachahmer treffen, wie das beim De-
im digitalen Marketing nicht die Ant- sign von Apple der Fall ist. Und natür-
wort auf alles. Und zweitens darf man lich sorgen neue Technologien dafür,
nie vergessen, dass das Gros aller gene- dass sich das Design von Produkten ir-
rierten Interaktionsdaten Facebook gendwie gleicht – die hochglänzenden
gehört und nicht der Marke selbst. Und TouchDisplays, die nun 3 D auch ohne
genau das darf eine Marke weder ig Brille darstellen können, werden wir
norieren noch vergessen. Facebook bald in sich ähnelndem Design sehen.
ist immer noch ein privates Unterneh- Größe, Form und Ästhetik werden und
men und nicht die UNO. Vorsicht ist al- wurden schon immer gern kopiert –
so angeraten, so sehr ich auch ein Fan bis wieder jemand alles auf den Kopf
des Social Network bin. stellt und neu interpretiert. Das De-
sign ist tot – es lebe das Design! Hurra!
Gerald Hensel, Senior Stratege bei Blast
Radius in Amsterdam, bloggt auf www. Arno Lindemann arbeitete in Führungs-
davaidavai.com ; er freut sich immer positionen bei Springer & Jacoby
über Feedback via Twitter (@ghensel). und Jung von Matt, bevor er 2008
dann mit Bernhard Lukas und Bent
Rosinski die Agentur Lukas Linde-
Sieht
mann Rosinski in Hamburg gründete.
Als Geschäftsführer Kreation geht er
lieber voran als hinterher.
bald
zu verstehen, benutzerfreundlich und
erfolgreich zu sein. Das wollen alle.
Apple ist ein Synonym für Benutzer-
freundlichkeit und Verständlichkeit, für
eine Welt, die nicht von Technikfreaks
gemacht ist, sondern von Menschen,
die Menschen verstehen. Das Apple-De-
alles
sign zu kopieren ist natürlich nicht
sinnvoll, denn es ist ja Ausdruck einer
ganzheitlichen Haltung. Aber von die-
ser Haltung kann man viel lernen: vom
Menschen aus zu denken und nicht
vom Hersteller aus. Rein gestalterisch
gesehen: Wenn ich heute etwas edel
nach
machen will, mache ich es weiß, und
das ist auch von Apple mitgeprägt.
Die Kopien zeigen sich also in unter-
schiedlichen Formen: im besseren Ver-
stehen der Menschen, in den weißen
Produkten und außerdem in Funk
Apple
tionalitäten, die Apple-ähnlich sind.
Aber wenn erst mal alles weiß ist, ist
Weiß nichts Besonderes mehr, und
dann muss etwas anderes erfunden
werden. Vielleicht wird künftig alles
grün? Apple wird es uns wahrschein-
lich vormachen.
aus?
Stefan Kolle begann seine Karriere als
Texter bei GGK in Wien und gründete
1994 mit Stephan Rebbe die Agentur
Kolle Rebbe in Hamburg. Weiß kommt
in seinem Lebensumfeld nicht so häu-
fig vor, die Firmenfarbe ist Grau.
008 PAGE eDossier 02.12
oder eine
abhängig von der Disziplin. Kreative
müssen neben der Fähigkeit, Kunden-
probleme zu verstehen und zu lösen,
umfassen?
tiver Berater“ wahr- und ernst genom-
men. Wir reden in unserer Branche viel
von Authentizität, dazu gehören na- den jungen Kreativen bereits im Studi-
türlich auch authentische Kreative. um Raum und Anreiz geben, ihre eige-
Dann folgt ein reiches, undogma- nen Methoden zu entwickeln. Wer sei-
tisches Repertoire an Methodik. Und ne eigenen Werkzeuge hat, der ist un-
das „Lernen zu lernen“: nicht nur wis- schlagbar. Dann erst folgt das Hand-
sen, wie es geht, sondern, wie man vor- werk. Es wird immer relevant sein,
geht. Statische Regeln bringen in unse- aber erst durch die ersten beiden Aus-
rer dynamischen Branche wenig. Was bildungsschritte wird aus Handwerk
zählt, ist das Vermögen, in neuen Situ- Handschrift. Reine Virtuosität brennt
ationen souverän zu agieren und das zwar hell, aber kurz. Weiterhin wün-
Erlernte entsprechend angepasst an- sche ich mir die flächendeckende Wie-
zuwenden. Die Hochschulen sollten dereinführung eines Praxissemesters.
PAGE eDossier 02.12 009
Welchen Beitrag
spiel: Wie visualisiert der Bildschirm
künftig Sprache, Befehle und Geschich-
ten, die wir über unsere Stimme, mit-
können Kreative
tels Gesten und Mimik eingeben? Wie
entsteht auf der Computeroberfläche
eine visuelle Interpretation, in der un-
zu Umweltschutz
sere Sprachkultur eine adäquate Um-
setzung findet? Es geht darum, für das
Kulturwissen, das im Schreiben und in
und Nachhaltig-
der Schrift tradiert wurde, eine wei-
tere Verschriftlichung zu entwickeln,
in der es nicht ums Verlieren, sondern
keit leisten?
ums Neuerfinden geht. Es gilt, die Sin
ne zu stimulieren und im Hinblick auf
die Komplexität unserer Wahrneh-
mung vorhandenes Wissen mit neuen
Erkenntnissen zu verknüpfen, um auf
diese Weise eine neue Schrift zu prägen.
Diese Lücken in eine Zukunft, die
Was unsere digitale Disziplin anbe- Was die Managementqualitäten an- Lesen Sie auch aus der verantwortungsvollen Reflexion
trifft, so haben viele Hochschulen das geht, habe ich den Eindruck, dass Stu- den Artikel der Gegenwart erwächst, zu schließen,
Thema verschlafen, es als technisches denten da genug mitbringen. Zumin- zur Nachhal- verlangt ein Cross-over der Diszipli-
Spielfeld missverstanden oder nur dest die jungen Freien, mit denen wir tigkeitsdis- nen und, im Verbund mit Technikern,
halbherzig umgesetzt. Es gibt Ausnah zusammenarbeiten, sind äußerst pro- kussion in der Programmierern, Neurologen und Se-
men, aber in Anbetracht des enormen fessionell. Das ist ja auch ein Charak- Design- miotikern, das Initiieren von Entwick-
Bedarfs an Talent in den Agenturen zu terzug der deutschen, praxisbezoge und Werbe- lungen, die noch weiter vorne landen
wenige. Wir engagieren uns in Hoch- nen Ausbildung. In den Niederlanden branche können. Umweltbewusstsein heißt: mit
schulkooperationen und in der Nach- beispielsweise wird mehr Wert auf be- in PAGE 06.11, Ressourcen sparsam umgehen, Ver-
wuchsförderung. Aber es existiert ein sagte Handschrift gelegt, ein größerer Seite 40 ff. schmutzungen reduzieren, das sozi-
Mangel an Senioren auf dem Arbeits- Teil der Ausbildung zielt auf individu- ale und politische Klima einbeziehen,
markt, dessen Ursachen nicht nur in elle künstlerische Entwicklung. Die Ab- Respekt vor Natur, Tier und Menschen
der Krise liegen. Aus dem Rückstand gänger dort sind authentischer. Ihr aller Herkunft. Die Lücke ist die He-
kann ein Vorsprung werden, wenn man Schock beim Berufseintritt ist darum rausforderung zum Sprung – und nur
jetzt neue integrierte Studiengänge aber auch umso größer. im Sprung kann das Neue entstehen.
entwickelt. Hochschulen müssen ei-
ne digitale, das heißt partizipatorische Peter Post ist als Geschäftsführer von Gesine Grotrian-Steinweg ist Illustra-
Denkweise vermitteln, aber kanalun- Scholz & Volkmer in Wiesbaden zu- torin und lehrt Grafikdesign an ver-
abhängig ausbilden. Keine leichte Auf- ständig für Produkt- und Servicedesign. schiedenen Universitäten. Mit Fons Hick-
gabe, aber eine dringende. Denn schon Als Gastdozent für Interaction Design, mann gründete sie 2001 das Studio m23
die nächsten Jahrgänge wachsen in ei- Begleiter von Hochschulkooperatio in Berlin. Am 1. April rief sie zu einem
ne Branche hinein, die nicht mehr zwi- nen und Diplombetreuer weiß er, wo Energieboykott auf, auch sie selbst ver-
schen online und offline unterscheidet. es in der Ausbildung hakt. brachte einen Tag lang ohne Strom.
0010 PAGE eDossier 02.12
Was können
Agenturen tun,um
dem Fachkräfte-
mangel,vor allem
im Interactive
Design,zu begegnen?
Sebastian Vogt: Sie müssen selbst haltsstrukturen als kleinere. Aber bei
aktiv werden und ihre Mitarbeiter be- den Juniorgehältern ist ein Anstieg zu
rufsbegleitend weiterbilden, vor allem verzeichnen – auch, weil der Wettbe-
in den digitalen Bereichen, in denen werb außerhalb der Kommunikations
der Personalmangel besonders ekla- branche so groß geworden ist. Denn die
tant ist. Zum einen kann man die Juni- Googles und Microsofts dieser Welt
oren dahingehend schulen, die ja als binden gerne junge Talente an sich und
Digital Natives schon eine Menge An- zahlen interessante Einstiegsgehälter.
knüpfungspunkte mitbringen, zum an- Werden Digitalprofis deutlich mehr
deren aber auch Mitarbeiter aus ande- verdienen?
ren Bereichen beispielsweise von off- Nein, das sehe ich nicht so. Der Unter-
line zu online zu bringen. schied liegt wohl mehr darin, dass im
Ist es für gestandene Offliner nicht Online-Bereich die Junioren eher zu
sehr schwer, sich digitales Denken Freelancern werden, weil es so viele
anzueignen? attraktive Aufträge gibt.
Auch in der digitalen Welt spielt die Haben die Hochschulen ihnen denn die
Idee, das Erzählen einer Kampagne, ei- nötigen Managementqualitäten
ne immer größere Rolle, das Techni vermittelt?
sche steht nicht mehr so im Vorder- Nein. Die Kreativen eignen sich dieses
grund. Daher ist es für Offliner sehr in- Wissen während ihrer Arbeit in den
teressant, sich in diesem Bereich zu Agenturen an, im Idealfall durch Schu-
tummeln. Wir haben schon überzeugte lungen und Weiterbildungen, ansons
Offliner zu Onlinern gemacht. Als ich ten durch Learning on the Job.
noch bei Serviceplan war, gab es mal Ist es Zeit für eine komplette Überar-
eine Stellenausschreibung „Wir suchen beitung der Ausbildung?
Offliner, die Online machen wollen“. Ja, denn den Grafik-Designer von frü-
Heißt das, dass die Agenturen die Arbeit her gibt es kaum noch, die Jobs sind
der Hochschulen übernehmen müssen? deutlich komplexer geworden. Wer
Man muss sich davon verabschieden, heute im Offline-Bereich arbeitet, hat
dass die Unis fertig ausgebildete Mit- trotzdem mit seinen Online-Kollegen
arbeiter liefern. Die Berufe werden zu tun und andersherum. Er bespielt
komplexer, jede Agentur hat ihre spe- nicht nur ein Plakat oder eine Anzeige,
zifischen Anforderungen und sollte in sondern muss sich vielleicht auch mal
Kooperation mit Hochschulen entspre- mit einem QR-Code oder einer Web-
chend dafür sorgen, dass die Absolven- site auseinandersetzen. Solange die
ten etwas von dem verstehen, was bei Hochschulen da nicht nachkommen,
ihr passiert. Man muss mit den Schu- müssen die Agenturen eben erst mal
len zusammenarbeiten. Anders geht in Vorleistung treten.
es zurzeit nicht.
Wird der Fachkräftemangel auch zu Sebastian Vogt war fünf Jahre Leiter
Lesen Sie auch unsere Titel- höheren Gehältern führen? Recruitment und Personalmarketing
geschichte „Recruiting und Das ist schwer zu sagen, weil die Agen- bei Serviceplan in München. Seit
Talentsuche in der Kreativbranche“ turgehälter nicht homogen sind. Gro Mai arbeitet er als Human Resources
in PAGE 06.11, Seite 20 ff. ße Agenturen haben oft andere Ge- Director bei G2 Germany in Berlin.
PAGE eDossier 02.12 0011
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welche im Juni 2011 erschienen ist. Anzeigendisposition und -marketing.
ISSN 0935-6274. Vertrieb: VU Verlagsunion KG, Postfach 5707, 65047 Wiesbaden, Telefon
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