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eDossier 02.

12 Ideen und Know-how für Design, Werbung, Medien

10
eDossier

FRAGEN,
die Kreative
heute bewegen
» 
Welches Gehalt/Honorar können wir in
welchen Disziplinen verdienen? » 
Sehen
bald alle Designs nach Apple aus? » 
Wie
lange dürfen wir offline sein? » 
Kann
ich mit 50 noch Werbung machen? » 
Was
können wir in Sachen Nachhaltigkeit
tun? » 
Brauchen wir noch Websites oder
reicht ein Facebook-Profil? » 
Was muss
meine Ausbildung alles umfassen? » 
» »
10
002 PAGE eDossier 02.12

TITEL

FRAGEN
Gedanken machen wir uns alle. Ältere Kreative vielleicht darüber, wie lange
sie in der jugendorientierten Werbebranche noch mithalten können. Studien-
absolventen überlegen, welche Disziplinen ihnen die besten Karrierechancen
eröffnen. Und wird das verdiente Geld überhaupt für ein einigermaßen sorg-
loses Leben reichen? Nach Fukushima fragen sich immer mehr Werber und Desig­
ner auch, was sie zur Nachhaltigkeit und zum Umweltschutz beitragen können.
Und kann man es sich heute eigentlich noch leisten, mal komplett offline
zu sein? In dieser Geschichte lesen Sie Antworten auf die zehn wichtigsten
Fragen, die sich die Kreativen heute stellen
PAGE eDossier 02.12 003

In welchen
Disziplinen
kann man
wie viel Geld
verdienen?
n „Medizin Top, Design Flop“ – so des Gesamtverbands Kommunikations­ Die Schrift MVB
betitelt  www.wiwo.de  , das Internet- agen­turen (GWA) kommt zu dem Er- Fantabular
portal der „Wirtschaftswoche“, eine Bil­- gebnis, dass sich das durchschnittliche von Akemi Aoki
dergalerie innerhalb ihres großen Ge- Monatsbruttogehalt bei dem Einstieg hat uns Mark
haltstests im März dieses Jahres. Wer in die Werbebran­che sogar nur auf ma­- van Bronkhorst
beruflich mit Farben, Rastern et ce­tera ge­re 2200 Euro beläuft. (  www.mvbfonts.
zu tun habe, wie ein Ergebnis dieser, Und dabei sind die Stellengebote com  ) netterweise
zusammen mit der Hamburger Vergü- für Werbefachexperten laut Ar­beits­­ zur Verfügung
tungsberatung Personalmarkt re­ali­sier­ markt­analyse des Zentralver­bands der gestellt
ten Studie zeigt, der bekom­me seine Deutschen Werbewirtschaft im Jahr
Tätigkeit relativ schlecht bezahlt: Das 2010 um 40 Prozent gestiegen – nach-
Startgehalt im Bereich Grafik und De- dem sie im Vorjahr noch um 37 Pro-
sign betrage etwa 32 720 Euro. Das zent abgesackt waren. Gesucht wer-
deckt sich mit dem Gehaltsreport, den den nicht nur Grafiker und Texter, auch
der Berufsverband der Deut­­schen Kom­- spürbar zugenommen haben die Jobs
munikationsdesig­ner (BDG) am Anfang für Account Manager. Also für diejeni-
des Jahres veröffent­licht hat (siehe gen, die für die effiziente Zusammen-
PAGE 03.11, Seite 40). Eine Umfrage arbeit aller Projektbeteiligten sor-
004 PAGE eDossier 02.12

gen und sich darüber hinaus um die entsprechend den Kundenanforde- Kontakter ablöst. „Im Online-Bereich
Einhaltung von Budgets, Zeitplänen rungen – deutlich ausdifferenzieren. haben aber vor allen Dingen auch die
und anderen Vorgaben kümmern. Kommunikation ist heute in zuneh- Kreativen Zukunft, die Ideen entwi-
mendem Maße Interaktion mit dem ckeln und umsetzen können. Und na-
Eine deutliche Zunahme an Ge­schäfts­- Konsumenten. Das bedeutet jedoch, türlich weiterhin die Informationsar-
modellen und damit auch an Wegen, dass Agenturen Kapazität und Know- chitekten und Konzeptioner.“
mit Kommunikation Geld zu verdie- how aufbauen müssen, um die zu- Kreative, die zukünftig mehr als
nen, sagt GWA-Geschäftsführer Dr. Ralf rückfließenden Daten verwerten zu 30 000 Euro im Jahr verdienen wollen,
Nöcker voraus. „Früher gab es im Prin- können.“ Von dem Ein-Mann-Un­ter­ müssen also lernen, strategisch und
zip nur Network- und inhabergeführte neh­men, das ein Netzwerk von Free- vernetzt zu denken. Wer sich in einem
Agenturen. Das wird sich in Zukunft – lancern orchestriert, über die tradi­tio­ Bereich sehr gut auskennt und zudem
nel­le Kreativ- oder Networkagentur die Fähigkeit hat, die Dinge drum he-
bis hin zu IT-Unternehmen, die das rum zusammenzubringen, wird sich
Wie hoch muss mein Stundenlohn sein? Thema Datenmanagement und Total um seine Rente keine Sorgen machen
Cus­tomer Insight mit Kreation ergän- müssen. Das gilt unabhängig davon,
n Eine vom BDG empfohlene kaufmännisch sinnvolle zen, sieht Ralf Nöcker viel Spielraum ob man als Freelancer oder als Festan-
Kalkulation ist so ausgelegt, dass mit einem Drittel der für zukunftsträchtige Jobs. gestellter arbeitet. Als Selbstständi­
verkauften Arbeitszeit alle laufenden Kos­ten gedeckt „Auch Generalisten, die kreatives ger bestimmt man quasi selbst, was
werden können. Gehe ich von einer monatlichen Ar- Denken mit Planning und Media-Den- man verdient, je nachdem, wie viele
beitsleistung von 180 Stunden aus und ziehe 40 Stun­- ken verbinden können, sind gefragt. Aufträge man für welches Honorar re-
den für Verwaltung und Buchhaltung ab, bleiben 140. Denn wir werden die Kreativ- und die alisiert (siehe Kasten links).
Davon ein Drittel sind rund 40 Stunden. Liegen mei- Media-Idee immer weniger voneinan- Ein Blick auf existierende Richtli-
ne Lebenshaltungskosten bei 2000 Euro monatlich, der trennen können“, so Ralf Nöcker. nien ist dabei Pflicht – gerade auch
dann muss ich also einen Stundensatz von 50 Euro an- Sowohl in Werbe- als auch in Design­ weil vie­le Jungdesigner dazu neigen,
setzen. Kommt noch eine Spareinlage von 40 Pro- agenturen beobachtet er einen wach- viel zu niedrig zu kalkulieren. Hier hilft
zent dazu – für Rücklagen, Steuern, Urlaubsgeld et senden Bedarf an Beratung, denn der zum Beispiel der „AGD Vergütungsta-
cetera, so erhöht sich der Stundenlohn um 20 auf Know-how-Abstand zwischen Agen- rifvertrag Design“. Speziell für Aufträ-
70 Euro (50 mal 0,4 plus 50). turen und ihren Auftraggebern sei ge im digitalen Bereich, hat der High-
Zu den Lebenshaltungskosten gehören neben Mie­- derzeit so groß wie nie zuvor und wer- Text Ver­lag den „iBusiness Honorar-
te und Versicherungen auch Aufwendungen für Le- de immer größer. Dafür brauche man leitfaden“ herausgebracht, der eine
bensmittel, Kleidung oder Fortbildungen. Nur wenn natürlich entsprechende Leute. aufschlussreiche Übersicht der im deut­-
ich meine Kosten ehrlich und genau ansetze, kann schen, österreichischen und schwei-
ich einen für mich passenden Stundenlohn kalku­ Der Berater, der auch strategisch fit zerischen Markt üblichen Honorare
lieren. Bei der Berechnung der Lebenshaltungskos­- ist, so beschreibt Sebastian Vogt, Hu- für multimediale Dienstleistungen lie-
ten hilft der Bleistiftkalkulator des BDG, der sich als man Resources Director bei der Inter- fert. Ein interessanter Einblick in die
PDF-Datei herunterladen lässt. active-Agentur G2 Germany in Berlin, Honorarstrukturen dieser noch recht
≥  www.bdg-designer.de/bleistiftkalkulator ein Jobprofil, das immer mehr an Be- jungen Branche, den man Freelancern
deutung gewinnt und den früheren nur ans Herz legen kann.  ant

Entwicklung der Gehälter in der Werbe- und Designbranche


2010/2011 2009/2010 Veränderung
oberes Quartil, Jahres- unteres Quartil, Jahres-
25 Prozent bruttogehalt 25 Prozent bruttogehalt
verdienen mehr (Durchschnitt) verdienen weniger (Durchschnitt)
Führungskräfte
Geschäftsführer (Personalverantwortung) 170 258 Euro 128 560 Euro 66 061 Euro 117 428 Euro 11 132 Euro
Vertriebssteuerung/Verkaufsleitung 117 681 Euro 96 530 Euro 63 360 Euro 88 545 Euro 7985 Euro
(Personalverantwortung)
Art-/Kreativdirektor 88 382 Euro 70 249 Euro 48 700 Euro 65 693 Euro 4556 Euro
(Personalverantwortung)
Fachkräfte
Kontakt/Kundenberatung 46 438 Euro 38 439 Euro 28 208 Euro 35 946 Euro 2493 Euro
Gestaltung/Grafik 44 484 Euro 34 668 Euro 25 844 Euro 32 420 Euro 2248 Euro
Redaktion 46 447 Euro 41 769 Euro 30 504 Euro 39 060 Euro 2709 Euro
Quelle: www.personalmarkt.de

Konzept/Strategie 60 332 Euro 47 912 Euro 36 695 Euro 44 805 Euro 3107 Euro
Media-/Artbuying 46 404 Euro 39 869 Euro 30 432 Euro 37 283 Euro 2586 Euro
Sekretariat 38 369 Euro 33 115 Euro 25 839 Euro 30 967 Euro 2148 Euro
Webdesigner 43 043 Euro 37 176 Euro 28 478 Euro 34 765 Euro 2411 Euro
Account Manager Online 56 348 Euro 46 420 Euro 35 186 Euro 43 409 Euro 3011 Euro
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Durchschnittliche Bruttomonatsgehälter (in Euro)


4333
Quelle: Companize GmbH, Berlin. Auf  www.companize.com  können

4250 4200 4300


Festangestellte und Freelancer Gehalt und Honorare vergleichen

3875
3650 3721 3700
3450 3533 3500
3325 3300 3350
3200
2800 2700
2460
2300
WERBUNG

WERBUNG

WERBUNG

WERBUNG

WERBUNG

WERBUNG

WERBUNG

WERBUNG

WERBUNG

WERBUNG
INTERNET

INTERNET

INTERNET

INTERNET

INTERNET

INTERNET

INTERNET

INTERNET

INTERNET

INTERNET
Etatdirektor Berater/ Projektleiter Kreativdirektor Account Artdirektor Projektmanager Texter/ Konzeptioner Designer
Consultant Manager Redakteur

Stundenhonorare von Freelancern und Agenturen 2010 im Vergleich (in Euro)


125

97 95
89 89 87 Der „iBusiness
85 85
81
75 76 Honorarleitfaden“
70 des HighText Verlags
61 63
(isbn 978-3-939004-
14-1, 39,80 Euro)
informiert über
Quelle: HighText Verlag

Honorare und Pro-


FREELANCER

FREELANCER

FREELANCER

FREELANCER

FREELANCER

FREELANCER

FREELANCER
AGENTUREN

AGENTUREN

AGENTUREN

AGENTUREN

AGENTUREN

AGENTUREN

AGENTUREN
duktionskosten
bei der Entwicklung
von interaktiven
Anwendungen
Beratung/ Konzeption Artdirektion Programmierung SEO/SEM Online-Marketing Social-Media-
Geschäftsleitung (umfasst (Senior/Junior (umfasst Web- Marketing
Marketing, Design, Creative Director) programmierung
IT/Technik) und -implemen-
tierung)

Langzeitvergleich von Stundenhonoraren im Interactive-Bereich 1995–2010 (in Euro)


125
116
108 110
100
96
93 91
89 87
86 86
81 83 82
79 78 78 80 80 78
76 75 75 75
73 73 72
Quelle: HighText Verlag

1995

1997

1999

2001

2003

2006

2010

1995

1997

1999

2001

2003

2006

2010

1995

1997

1999

2001

2003

2006

2010

1995

1997

1999

2001

2003

2006

2010

Beratung/ Artdirektion Grafik (umfasst 2-D/3-D-Animation, Programmierung (umfasst Internet,


Geschäftsleitung Webdesign, 3-D-Surround-Video) Hochsprache, Autorensysteme, Macros)
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Brauchen wir künftig noch Websites,


oder reicht ein Facebook-Profil?
n Ein Facebook-Profil reicht nicht, nein. das Social Network zu dem allumfas- zielgenauere Mikroversion des Wer-
Oder besser gesagt: Die Frage ist falsch senden sozialen Kit des Webs gemacht befernsehens. Autokäufer beispiels-
gestellt. Ich glaube schon, dass eine Fa- hat, war seine clevere Expansionsstra- weise lieben das Netz vor al­lem des-
cebook-Seite eine Lösung für ein be- tegie. Denn es hat durch das Social- halb, weil sie sich vor einem teuren
stimmtes Businessproblem sein kann Plug-in – Like-Buttons, Kommentar- Autokauf tiefgehend auf einer Web-
oder auch nicht. Aber die Frage zu stel­- funktionen et cetera – Menschen wie site mit ihrem Wunschwagen beschäf-
len, ob man jetzt nur noch eine Face- Marken ganz neue Tools gegeben, um tigen und ihn idealerweise konfigu­
book-Präsenz braucht, ist ebenso halb­- mit jedem Einzelnen zu interagieren. rieren können. E-Commerce funktio-
relevant, wie zu fragen, ob man jetzt Die Geschichte wiederholt sich: niert, wie eine Studie von Forrester
nur noch iPad-Apps oder Print-Mai- Während Goog­le das digitale Pull-Mar- Research kürzlich ergeben hat, auf Fa-
lings benötigt. In beiden Fällen ist die keting regiert, ist Facebook der Platz- cebook alles andere als gut. Und oh-
Antwort: sicher nicht. hirsch im Pushen sozialisierter In­for­ nehin geht in vielen Bereichen der
Mit knapp 600 Millionen Mitglie- matio­nen. Seine Targeting-Methoden Trend hin zu sehr funktionalen mobi-
dern ist Facebook das Web im Web. Ein sind sehr hilfreich, wenn man eine len Applikationen für sehr klar umris-
Extra-Layer hinter, neben oder gewis- schnelle Nachricht treffsicher zu ei­ sene Einsatzzwe­cke. Zu Tools also, die
sermaßen in den Websites, die das nem Fan bringen will. Aber das Web ist nur sehr wenig mit sozialen Netzwer-
klassische Internet ausmachten. Was ja auch nicht nur eine effektivere oder ken zu tun haben.

Wird Design
gestoßen. Die Testperson nimmt das
Ganze so unter die Lupe, wie sie es zu
Hause beim Blättern einer Zeitschrift

außerhalb
oder vorm Supermarktregal nie tun
würde. Aber auch die agenturinternen
Abstimmungsprozesse können sich als

unseres Elfen-
schwierig erweisen. Viele Werbeagen-
turen haben inzwischen Spezialabtei-
lungen für Design oder Internet. Oft

beinturms
ein halbherziger Versuch, den Kunden
noch mehr Geld aus der Tasche zu zie-
hen. Will man von Agenturseite ernst-
haft solche Lösungen anbieten, sollte

überhaupt man den Abteilungen auch Geschäfts-


führer und Berater zugestehen, die in
dieser Sparte zu Hause sind.

wahrgenommen?
Wir Designer sehen uns nicht primär
als Dienstleister, aber streng genom-
men sind wir es natürlich, was für viele
Berufseinstieger ein Problem ist. Stu-
denten haben oft eine sehr idealisier-
n Warum haben manche Corporate Der Betrachter ahnt sicherlich nicht, te Vorstellung, die mit dem wahren Le-
Identities einen höheren Wiedererken­- was für ein komplexer Prozess für uns ben wenig zu tun hat. Im bes­ten Fall
nungswert als andere, obwohl sie an- Gestalter dahintersteckt. Und das End­- werden wir als Berater wahrgenom-
scheinend nach den gleichen Gesetz- produkt sieht auch meist nicht so aus, men, die ganzheitliche Kommunikati-
mäßigkeiten konzipiert wurden? Wa- wie anfangs konzipiert. Denn zwischen onslösungen anbieten. Der Designpro­-
rum verkaufen sich manche Magazine Kundenbriefing und Launch gibt es zess ist ein langer Weg – voller Arbeit,
besser als andere mit genau der glei­- viele Instanzen, die einem in die Suppe Demut und mit zahlreichen Kompro-
chen Thematik? Design ist gut, wenn spucken können. Häufig hat man es auf missen. Aber wenn das Endprodukt
es transparent ist. Gutes Design schafft Kundenseite mit Menschen zu tun, die überzeugt und die Implementierung
eine visuelle Identität und verschwin- Designentscheidungen treffen, aber ein gut funktioniert, haben sich die Mü-
det irgendwann aus der Wahrnehmung mangelndes Verständnis dafür haben hen gelohnt, auch wenn das Artwork
des Benutzers oder Betrachters, er und uns nicht als Spezialisten sehen. vielleicht nicht mehr so aussieht wie in
denkt nicht mehr darüber nach und Oft wird unterstellt, dass Design für uns der ersten Entwurfsphase.
ver­sucht nicht mehr, Dinge zu deco- nur Mittel zur Selbstverwirklichung ist.
dieren, zu verstehen oder zu hinter- Schwierig wird es, wenn der Kunde Sascha Dettweiler ist Kreativdirektor
fragen. Man sollte daher beim Gestal- ein Produkt in die Marktforschung gibt. bei der Design-Unit von Scholz &
ten darauf achten, dass man ohne Ef- Die Zielgruppe soll es dann bewerten, Friends in Hamburg und zweifelt
fekthascherei auskommt und den Be- befindet sich aber nicht im gewohn­ten nur in sehr seltenen Momenten an
trachter nicht überstrapaziert. Umfeld und wird mit der Nase drauf­- seiner Profession.
PAGE eDossier 02.12 007

Facebook ist extrem hilfreich, um n Nein, meiner Meinung nach wird De­-
eine Marke im Dialog zu präsentieren, sign nie gleichgeschaltet werden. Gott
Zielgruppen sehr genau zu aktivieren sei Dank existieren genügend tolle Ge-
und digitale wie auch analoge Konzep­ stalter, die nicht nur folgen, sondern
te zu sozialisieren. Es ist ein tolles Tool, vorangehen. Sicherlich gibt es die gro­
dessen Wert für Marken sich erst lang- ßen Trends und Vorreiter, die auf viele
sam offenbart. Aber erstens ist es auch Nachahmer treffen, wie das beim De-
im digitalen Marketing nicht die Ant- sign von Apple der Fall ist. Und natür-
wort auf alles. Und zweitens darf man lich sorgen neue Technologien dafür,
nie vergessen, dass das Gros aller gene­­- dass sich das Design von Produk­ten ir-
rierten Interaktionsdaten Facebook gendwie gleicht – die hochglänzen­den
gehört und nicht der Marke selbst. Und TouchDisplays, die nun 3 D auch oh­ne
genau das darf eine Marke weder ig­ Brille darstellen können, werden wir
norieren noch vergessen. Facebook bald in sich ähnelndem Design sehen.
ist immer noch ein privates Unterneh- Größe, Form und Ästhetik werden und
men und nicht die UNO. Vorsicht ist al- wurden schon immer gern kopiert –
so angeraten, so sehr ich auch ein Fan bis wieder jemand alles auf den Kopf
des Social Network bin. stellt und neu interpretiert. Das De-
sign ist tot – es lebe das Design! Hurra!
Gerald Hensel, Senior Stratege bei Blast
Radius in Amsterdam, bloggt auf www. Arno Lindemann arbeitete in Füh­rungs-
davaidavai.com  ; er freut sich immer positionen bei Springer & Jacoby
über Feedback via Twitter (@ghensel). und Jung von Matt, bevor er 2008
dann mit Bernhard Lukas und Bent
Rosinski die Agentur Lukas Linde-

Sieht
mann Rosinski in Hamburg gründete.
Als Geschäftsführer Kreation geht er
lieber voran als hinterher.

n In jeder dritten Präsentation sagen


Kunden: Es soll so sein wie bei Apple.
Dahinter steckt der Wunsch, Menschen

bald
zu verstehen, benutzerfreundlich und
erfolgreich zu sein. Das wollen alle.
Ap­ple ist ein Synonym für Benutzer-
freundlichkeit und Verständlichkeit, für
eine Welt, die nicht von Technikfreaks
gemacht ist, sondern von Menschen,
die Menschen verstehen. Das Apple-De­-

alles
sign zu kopieren ist natürlich nicht
sinnvoll, denn es ist ja Ausdruck einer
ganzheitlichen Haltung. Aber von die-
ser Haltung kann man viel lernen: vom
Menschen aus zu denken und nicht
vom Hersteller aus. Rein gestalterisch
gesehen: Wenn ich heute etwas edel

nach
machen will, mache ich es weiß, und
das ist auch von Apple mitgeprägt.
Die Kopien zeigen sich also in unter­-
schiedlichen Formen: im besseren Ver-
ste­hen der Menschen, in den weißen
Produkten und außerdem in Funk­

Apple
tiona­litäten, die Apple-ähnlich sind.
Aber wenn erst mal alles weiß ist, ist
Weiß nichts Besonderes mehr, und
dann muss etwas anderes erfunden
werden. Vielleicht wird künftig alles
grün? Apple wird es uns wahrschein-
lich vormachen.

aus?
Stefan Kolle begann seine Karriere als
Texter bei GGK in Wien und gründete
1994 mit Stephan Rebbe die Agentur
Kolle Rebbe in Hamburg. Weiß kommt
in seinem Lebensumfeld nicht so häu­-
fig vor, die Firmenfarbe ist Grau.
008 PAGE eDossier 02.12

Kann man mit 50


noch Werber sein?
n Natürlich. Prominentestes Beispiel re gehen in die Kommunikationsabtei-
ist zurzeit sicher Jean-Remy von Matt, lungen von Unternehmen oder in die
der mit 58 nicht nur selbst Werbung Lehre.“ Die Entscheidung für eine die-
macht, sondern sich dabei auch noch ser Richtungen sollte man aber besser
als Model verdingt. Andreas Grabarz, nicht erst mit 50, sondern deutlich frü-
Geschäftsführer von Grabarz & Part- her treffen. Denn: Wer sich mit 50 noch
ner in Hamburg, ist über 50 und weiter mal neu orientieren will, hat es nicht
im operativen Geschäft. Stefan Kolle leicht. In der Kartei der Personalvermitt­
und Andre Kemper werden in einem lung Desig­nerdock sind etwa 10 Pro-
beziehungsweise zwei Jahren 50, und zent der Jobsuchenden über 40, und
keiner käme auf die Idee, diese kreati­ die sind schwer zu vermitteln. Wobei
ven Köpfe aufs Altenteil schicken zu wol­- sich das im Zuge des zu erwarten­den
len. Oder denken wir an Carlos Obers. Fachkräftemangels ändern kann.
Der war sogar als 60-Jähriger noch wer­- „In den USA und in Großbritannien
beaktiv, bevor er sich einer anderen haben Kreative es leichter, in Würde zu
Branche zuwandte. Immerhin – kaum wenig Konkretes. Einig war man sich, altern. Ein 50-jähriger Artdirektor ist
eine vergleichbare Website ist so gut dass die Zahl der Kreativen über 50 „ver- dort keineswegs unüblich und wird
getextet wie  www.greta-brentano.de  . schwindend gering“ sei. Haben die al- auch nicht schief angeschaut. Anders
In der nicht ganz so dem Jugendwahn le sich rechtzeitig selbstständig ge- als hierzulande, wo sich jeder gleich
verfallenen Designbranche sind über macht? Oder verschwinden sie – wie fragt, warum der eigentlich noch kein
50-Jährige ohnehin keine Seltenheit: Socken in der Waschmaschine – mit 49 Kreativdirektor ist“, so Sebastian Vogt.
Peter Schmidt, Erik Spiekermann, An- in einer Art schwarzem Loch? Viele gestandene Werber und Desig­
dreas Uebele und, und, und. „Das sicher nicht“, meint Sebastian ner, die im letzten Drittel ihres Berufs-
Aber das sind die Gipfelstürmer, die Vogt, Human Resources Director bei G2 lebens noch einmal einen Neuanfang
Promis, die, die es geschafft haben, ei- Germany in Berlin. „Sie verteilen sich wagen, haben aber ohnehin die Nase
ne erfolgreiche Agentur zu gründen. einfach ganz gut. Der Karriereeinstieg voll vom Agenturalltag und machen
Was aber ist mit all den anderen? Wo ist für die meisten Kreativen die Agen- sich lieber selbstständig. Ein Schritt,
sind die Junior-Artdirektoren von vor tur, aber danach gibt es verschiedene der durchaus gelingen kann, wissen
20 Jahren geblieben? Meine Nachfragen Wege: Einige bleiben in den Agenturen, doch viele Kunden Lebens- und Be-
bei verschiedenen Agenturen ergaben viele machen sich selbstständig, ande- rufserfahrung zu schätzen.  ant

Was muss n Ich hätte drei Wünsche – in dieser


Reihenfolge: Haltung, Methodik, Hand-

ein Studium werk. Haltung bedeutet, das radikale


Denken zu fördern und zu fordern, un-

oder eine
abhängig von der Disziplin. Kreative
müssen neben der Fähigkeit, Kunden-
probleme zu verstehen und zu lösen,

Ausbildung wieder Autorschaft übernehmen. Nur


wer etwas zu sagen hat, wird als „krea­

umfassen?
tiver Berater“ wahr- und ernst genom-
men. Wir reden in unserer Branche viel
von Authentizität, dazu gehören na- den jungen Kreativen bereits im Studi-
türlich auch authentische Kreative. um Raum und Anreiz geben, ihre eige-
Dann folgt ein reiches, undogma- nen Methoden zu entwickeln. Wer sei-
tisches Repertoire an Methodik. Und ne eigenen Werkzeuge hat, der ist un-
das „Lernen zu lernen“: nicht nur wis- schlagbar. Dann erst folgt das Hand-
sen, wie es geht, sondern, wie man vor­- werk. Es wird immer relevant sein,
geht. Statische Regeln bringen in unse­- aber erst durch die ersten beiden Aus-
rer dynamischen Branche wenig. Was bildungsschritte wird aus Handwerk
zählt, ist das Vermögen, in neuen Situ- Handschrift. Reine Virtuosität brennt
ationen souverän zu agieren und das zwar hell, aber kurz. Weiterhin wün-
Erlernte entsprechend angepasst an- sche ich mir die flächendeckende Wie-
zuwenden. Die Hochschulen sollten dereinführung eines Praxissemesters.
PAGE eDossier 02.12 009

Energieverbrauch und CO2-Emissio­nen meiden lassen, gleichen wir dadurch


reduzieren können, wobei wir aber aus, indem wir ein regionales Klima­
auch schon vorher sehr sparsam mit schutzprojekt unterstützen.
Energie umgegangen sind. So beziehen
wir seit längerer Zeit das Öko­strom­ Stefan Krömer und Ingo Krepinsky,
pro­dukt swb Strom proNatur, haben Gesellschafter des Bremer Designbüros
einen klimaneutralen Provider, ver­ Die Typonauten bekamen von ener­-
wen­den eine hocheffiziente Büro­be­ giekonsens die plietsch!-Plakette (aus
leuchtung und fahren mit dem Fahr- Plastik!) verliehen.
rad oder der Bahn zur Arbeit.
Neuerdings nutzen wir die grüne n Kritische Flexibilität und die Fähig-
Suchmaschine Znout statt Google, ver­- keit, Veränderungen wahrzunehmen,
senden unsere Post mit dem GoGreen- vorauszuahnen und zu initiieren, das
Label und setzen in der Kommunika­ macht meine Profession als Gestalte-
n Kürzlich wurden wir von der Kli- tion ausschließlich zertifizierte Papie­ rin aus. Unsere Aufgabe ist es, die Ten-
maschutzagentur energiekonsens aus­- re ein. Anstelle des allabendlichen Run­- denz des Wandels zu erkennen, sie
gezeichnet. Am Anfang stand unser terfahrens des Servers entschieden wir aufzunehmen und ein Ziel, eine Vision
Wunsch, selbst aktiv zu werden und uns dafür, in den kalten Monaten un- zu formulieren, aus der sich neue Auf-
etwas für den Klimaschutz zu tun. Also seren Bü­ro­kühlschrank vom Netz zu gaben ergeben. Diese selbstverständ-
analysierten wir in Zusammenarbeit nehmen – in dem außer zwei Bechern lich und verantwortungsvoll mit dem
mit energiekonsens unseren bisheri­ Joghurt ohnehin nichts Großartiges zu verknüpfen, was wir aktuell unter
gen Verbrauch und bekamen auf die- stand. Und die CO2-Emissionen, die Nachhaltigkeit und Umweltbewusst-
ser Ba­sis praktische Hinweise, wie wir sich trotz aller Bemühungen nicht ver- sein verstehen – nur das hat Zukunft.
Um konkreter zu werden, ein Bei-

Welchen Beitrag
spiel: Wie visualisiert der Bildschirm
künftig Sprache, Befehle und Geschich­-
ten, die wir über unsere Stimme, mit-

können Kreative
tels Gesten und Mimik eingeben? Wie
entsteht auf der Computeroberfläche
eine visuelle Interpretation, in der un-

zu Umweltschutz
sere Sprachkultur eine adäquate Um-
setzung findet? Es geht darum, für das
Kulturwissen, das im Schreiben und in

und Nachhaltig-
der Schrift tradiert wurde, eine wei-
tere Verschriftlichung zu entwickeln,
in der es nicht ums Verlieren, sondern

keit leisten?
ums Neuerfinden geht. Es gilt, die Sin­
ne zu stimulieren und im Hinblick auf
die Komplexität unserer Wahrneh-
mung vorhandenes Wissen mit neuen
Erkenntnissen zu verknüpfen, um auf
diese Weise eine neue Schrift zu prägen.
Diese Lücken in eine Zukunft, die
Was unsere digitale Disziplin an­be­- Was die Managementqualitäten an­- Lesen Sie auch aus der verantwortungsvollen Reflexion
trifft, so haben viele Hochschulen das geht, habe ich den Eindruck, dass Stu- den Artikel der Gegenwart erwächst, zu schließen,
Thema verschlafen, es als technisches denten da genug mitbringen. Zumin- zur Nachhal- verlangt ein Cross-over der Diszipli-
Spielfeld missverstanden oder nur dest die jungen Freien, mit denen wir tigkeitsdis- nen und, im Verbund mit Technikern,
halbherzig umgesetzt. Es gibt Ausnah­ zusammenarbeiten, sind äußerst pro- kussion in der Programmierern, Neurologen und Se-
men, aber in Anbetracht des enormen fessionell. Das ist ja auch ein Charak- Design- miotikern, das Initiieren von Entwick-
Bedarfs an Talent in den Agenturen zu terzug der deutschen, praxisbezoge­ und Werbe- lungen, die noch weiter vorne landen
wenige. Wir engagieren uns in Hoch- nen Ausbildung. In den Niederlanden branche können. Umweltbewusstsein heißt: mit
schulkooperationen und in der Nach- beispielsweise wird mehr Wert auf be- in PAGE 06.11, Ressourcen sparsam umgehen, Ver-
wuchsförderung. Aber es existiert ein sagte Handschrift gelegt, ein größerer Seite 40 ff. schmutzungen reduzieren, das sozi-
Mangel an Senioren auf dem Arbeits- Teil der Ausbildung zielt auf individu- ale und politische Klima einbeziehen,
markt, dessen Ursachen nicht nur in elle künstleri­sche Entwicklung. Die Ab­-­ Respekt vor Natur, Tier und Menschen
der Krise liegen. Aus dem Rückstand gänger dort sind authentischer. Ihr aller Herkunft. Die Lücke ist die He-
kann ein Vorsprung werden, wenn man Schock beim Be­rufs­eintritt ist darum rausforderung zum Sprung – und nur
jetzt neue integrierte Studiengänge aber auch umso größer. im Sprung kann das Neue entstehen.
entwickelt. Hochschulen müssen ei­-
ne digitale, das heißt partizipatorische Peter Post ist als Geschäftsführer von Gesine Grotrian-Steinweg ist Illustra­-
Denkweise vermitteln, aber kanalun- Scholz & Volkmer in Wiesbaden zu- to­rin und lehrt Grafikdesign an ver­-
abhängig ausbilden. Keine leichte Auf- ständig für Produkt- und Servicedesign. ­schie­­denen Universitäten. Mit Fons Hick-
gabe, aber eine dringende. Denn schon Als Gastdozent für Interaction Design, ­mann gründete sie 2001 das Studio m23
die nächsten Jahrgänge wachsen in ei- Begleiter von Hochschulkooperatio­ in Berlin. Am 1. April rief sie zu ei­nem
ne Branche hinein, die nicht mehr zwi- nen und Diplombetreuer weiß er, wo Energieboykott auf, auch sie selbst ver­-
schen online und offline unterscheidet. es in der Ausbildung hakt. brachte einen Tag lang ohne Strom.
0010 PAGE eDossier 02.12

Was können
Agenturen tun,um
dem Fachkräfte-
mangel,vor allem
im Interactive
Design,zu begegnen?
Sebastian Vogt: Sie müssen selbst haltsstrukturen als kleinere. Aber bei
aktiv werden und ihre Mitarbeiter be- den Juniorgehältern ist ein Anstieg zu
rufsbegleitend weiterbilden, vor allem verzeichnen – auch, weil der Wettbe-
in den digitalen Bereichen, in denen werb außerhalb der Kommunikations­
der Personalmangel besonders ekla- branche so groß geworden ist. Denn die
tant ist. Zum einen kann man die Juni­- Googles und Microsofts dieser Welt
oren dahingehend schulen, die ja als binden gerne junge Talente an sich und
Digital Natives schon eine Menge An- zahlen interessante Einstiegsgehälter.
knüpfungspunkte mitbringen, zum an- Werden Digitalprofis deutlich mehr
deren aber auch Mitarbeiter aus ande­- verdienen?
ren Bereichen beispielsweise von off- Nein, das sehe ich nicht so. Der Unter-
line zu online zu bringen. schied liegt wohl mehr darin, dass im
Ist es für gestandene Offliner nicht Online-Bereich die Junioren eher zu
sehr schwer, sich digitales Denken Freelancern werden, weil es so viele
anzueignen? attraktive Aufträge gibt.
Auch in der digitalen Welt spielt die Haben die Hochschulen ihnen denn die
Idee, das Erzählen einer Kampagne, ei­- nötigen Managementqualitäten
ne immer größere Rolle, das Techni­ vermittelt?
sche steht nicht mehr so im Vorder- Nein. Die Kreativen eignen sich dieses
grund. Daher ist es für Offliner sehr in- Wissen während ihrer Arbeit in den
teressant, sich in diesem Bereich zu Agenturen an, im Idealfall durch Schu-
tummeln. Wir haben schon überzeug­te lungen und Weiterbildungen, ansons­
Offliner zu Onlinern gemacht. Als ich ten durch Learning on the Job.
noch bei Servi­ceplan war, gab es mal Ist es Zeit für eine komplette Überar-
eine Stellenausschreibung „Wir suchen beitung der Ausbildung?
Offliner, die Online machen wollen“. Ja, denn den Grafik-Designer von frü-
Heißt das, dass die Agenturen die Arbeit her gibt es kaum noch, die Jobs sind
der Hochschulen übernehmen müssen? deutlich komplexer geworden. Wer
Man muss sich davon verabschieden, heute im Offline-Bereich arbeitet, hat
dass die Unis fertig ausgebildete Mit- trotzdem mit seinen Online-Kollegen
arbeiter liefern. Die Berufe werden zu tun und andersherum. Er bespielt
komplexer, jede Agentur hat ihre spe- nicht nur ein Plakat oder eine Anzeige,
zifischen Anforderungen und sollte in sondern muss sich vielleicht auch mal
Kooperation mit Hochschulen entspre­- mit einem QR-Code oder einer Web-
chend dafür sorgen, dass die Absolven­- site auseinandersetzen. Solange die
ten etwas von dem verstehen, was bei Hochschulen da nicht nachkommen,
ihr passiert. Man muss mit den Schu- müssen die Agenturen eben erst mal
len zusammenarbeiten. Anders geht in Vorleistung treten.
es zurzeit nicht.
Wird der Fachkräftemangel auch zu Sebastian Vogt war fünf Jahre Leiter
Lesen Sie auch unsere Titel- höheren Gehältern führen? Recruitment und Personalmarketing
geschichte „Recruiting und Das ist schwer zu sagen, weil die Agen- bei Serviceplan in München. Seit
Talentsuche in der Kreativbranche“ turgehälter nicht homogen sind. Gro­ Mai arbeitet er als Human Resources
in PAGE 06.11, Seite 20 ff. ße Agenturen haben oft andere Ge- Director bei G2 Germany in Berlin.
PAGE eDossier 02.12 0011

Werden die Unternehmen nur noch


in Online-Werbung investieren?
­
n Es wird nicht mehr lange dauern, Information zur Interaktion dort so folgreicher machen kann. Aber das
bis das Internet der wichtigste Wer- kurz ist. Was die Wirkung anbetrifft, ist Web ist nun mal keine Wunderwaffe
beträger ist und auch das Fernsehen Print wie Rotwein, TV wie Wodka und gegen Absatzprobleme. Die Maßnah-
überholt. Warum? Weil Menschen dort Online wie Crack. Vor allem für aus- men, die vor allem deshalb umgesetzt
sehr gezielt und exakt belegbar mit tauschbare Produkte bieten das Fern- werden, weil online cool ist, und die
dem beliefert werden können, was sie sehen und die Printme­dien nach wie dann vielleicht noch nicht mal gut ge-
interessiert. Sie werden genau beob­ vor eine gute Möglichkeit, Bekanntheit macht sind, haben genauso wenig
achtet. Auf der einen Seite führt das sowie Differenzierung zu erlangen. Wirkung wie ein schlechter TV-Spot
zu Diskussionen unter den Datenschüt­- Gleichzeitig wird es aber auch eine oder eine langweilige Printkampagne.
zern, auf der anderen ermöglicht es ein Phase der Ernüchterung geben. Im
genaues Anvisieren der Zielgruppen. Moment möchte jeder Kunde, der zu Stefan Kolle ist Geschäftsführer
Gerade bei Geschäftsmodellen, in de- uns kommt, das Thema Online und So­- Krea­tion bei Kolle Rebbe in
nen es um E-Commerce geht, ist das cial Media bearbeiten, in der Hoffnung, Hamburg. Werbung schaut er
Medium Internet die erste Wahl, auch dass er da­mit sein Produkt in mögli- sich in jedem Medium an. Haupt­-
weil der Weg vom Interesse über die cherweise stagnierenden Märkten er- sache, die Idee ist gut.

Wie lange dürfen


wir offline sein?
n Zwei Wochen im Jahr komplett off- n Oha. Was für eine Frage – jetzt heißt mentan ist es eher entspannend, mal
line zu sein ist akzeptabel und mach- es: Erst denken, dann schreiben, denn gemütlich am Rechner zu sitzen und
bar, allerdings nicht am Stück. Wir und natürlich wird man als so was von hmm mir schöne Dinge auszudenken, an-
unsere drei Kinder (fünf, drei und ein abgestempelt, würde man eine kor- statt andauernd mit einem Zehn-Kilo-
halbes Jahr alt) sind in der glücklichen rekte Work-Life-Balance-Antwort ge- Fleischklops zu „sprechen“.
Lage, zwei bis drei Monate im Jahr im ben („Ich schalte mein Handy immer Umgekehrt haben die Kunden mir
Ausland frische Luft schnappen zu kön­- aus. Das ist Freiheit, das ist mein klei­ gegenüber ja auch Verständnis, wenn
nen – weit weg vom Londoner Stress. nes Ritual. Danach ist Ruhe, Sonnen- ich mit ihnen tagsüber zu telefonieren
In dieser Zeit bleibt stereohype.com gruß und Namasté!“). Und man sollte versuche und das Baby ausgerechnet
zwar zu (mit satten Discounts als Ent- natürlich auch nicht den unsympathi­ dann unterbricht mit Schreien, Brül-
schädigung), aber unser Designbüro schen Work-Honk raushängen lassen len oder lautem Rülpsen. Denen ist es
FL@33 läuft meist normal weiter. Die („Augenblick . . ., ich push dir gleich die wirklich nicht wichtig, wann, wie oder
Arbeit ist bei uns voll ins Leben inte- Antwort rüber, ich muss nur noch wo ich arbeite, sondern dass die Sa-
griert und funktioniert auch von unter­- eben kurz was mailen, mit der Agen- chen gut und pünktlich fertig sind.
wegs sehr gut. E-Mails checke ich ei- tur skypen, dabei mit dem Freelancer Wenn mein Mann jedoch spätabends
gentlich immer – das ist ja schon fast chatten, mein Xing-Profil mit dem Fa- noch vom Vorstand angerufen wird,
ein Muss. Allerdings nicht zwischen den cebook-Account synchronisieren und werde ich böse. Dann drehe ich durch.
Jahren und Mitte August, da halten sich auf zwei Festnetzleitungen, öhö, wie Dann werd ich zur menschlichen Mou-
die meis­ten unserer Kunden sowieso old school, sprechen.“). linette. Denn wie gesagt: Für mich gel-
irgendwo im Schatten versteckt und Jetzt mal im Ernst: Ich selbst bin ei- ten andere Regeln. Weil ich frei bin. Und
mel­den sich erst im September wieder. gentlich immer online, und mein Tele- mein Mann? Der ist angestellt.
Interessant finde ich, dass Telefonie­- fon ist auch rund um die Uhr an. Aber
ren zur Belästigung mutiert. War es frü- stört mich das? Nö. Im Gegenteil. Ich Jana Liebig ist freie Werbetexterin in
her erfrischend, unerwartet eine Stim- mache das ja alles auf eigene Gefahr, Hamburg und hat es im März
me zu hören, ist im E-Mail- und Handy- denn ich bin Freiberuflerin, da gelten geschafft, die 1000-Minuten-Flatrate
zeitalter fast schon die Ankündigung ei­- andere Regeln als im festen Leben. ihres Handys zu sprengen.
nes Anrufs vonnöten, wenn man nicht Bessere, weil flexiblere. So bekomme
aufdringlich und unhöflich sein will. ich manchmal noch um 21 Uhr einen
Schnellschuss rein, den ich dann eben
Die Französin Agathe Jacquillat und nachts mache. Geht bei mir eh oft nicht
der Österreicher Tomi Vollauschek anders wegen des Babys. Und kreativ
betreiben in London das Studio auf Knopfdruck muss ich als Texterin
FL@33 sowie ihre „graphic art & ohnehin sein, insofern stört es mich
fashion boutique“ Stereohype. auch nicht, nachts zu arbeiten. Mo-
0012 PAGE eDossier 02.12

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Es enthält Beiträge aus PAGE 07.2011, E-Mail: dispo@page-online.de, www.page-online.de/shop/test-abo/
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