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1.

Einleitung

Was ist Korruption, woher kommt es und warum kostet es jedes Jahr geschätzte 400
Milliarden Dollar (Jansen 2005)? Um das geheimnisvolle Phänomen des Missbrauchs
von Macht, der Bestechung oder Patronage besser zu verstehen, wird in dieser Arbeit
der Begriff und die Bedeutung der Korruption gedeutet. Darauf folgend wird anhand
von zwei unterschiedlichen politischen Systemen zu erklären versucht, unter welchen
Bedingungen Korruption gedeiht. Um dabei möglichst viel Erklärungskraft zu erzeugen,
wird die Dichotomisierung der politischen Systeme des Föderalismus und Unitarismus
zu Hilfe genommen, da diese beiden Gliederungen Machtteilung und Machtverteilung
anstreben. Zwar gibt es in allen Demokratien bis zu einem bestimmten Grad eine
Verteilung von Regierungs- bzw. Organisationskompetenzen, aber in Ländern mit einer
unitaristischen Organisation sind die Verteilungen von Macht konstituiert. In diesem
Kontext wird erörtert: Haben diese politischen Organisationsformen Einfluss auf den
Grad der Korruption, da z.B. der potenziell korrumpierende Akteur nur ein Segment der
Regierung „kaufen“ muss, oder gibt es aufgrund der Fragmentisierung von Macht zu
wenig Kontrolleinrichtungen, die ehrliches politisches Verhalten fordern (Lijphart 1999,
S. 186; Wilson 1970)?
Um einen bestmöglichen Vergleich der politischen Systeme herzustellen, sollen bei
der Auswahl der Untersuchungsländer besonderes Augenmerk auf die internen und
externen Einflüsse gegeben werden, damit die eventuellen wirtschaftlichen, kulturellen
oder geografischen Unterschiede nicht die Kausalitäten zwischen Korruption und
Politik verwischen. Hierfür werden die Nachbarländer Frankreich und Deutschland auf
ihre föderale bzw. unitaristische Gliederung untersucht, aus der anschließend
Rückschlüsse gezogen werden.
Nicht nur der Begriff der Korruption enthält inhärente Bedeutungsvielfalt, sondern
auch der des Föderalismus. Manche konstituierte Föderationen sind nur de iure föderal,
organisieren sich aber vielmehr zentral. Zu einer bestmöglichen Unterscheidung werden
zu diesem Zweck die relevanten Begriffe erläutert und die politische Gliederung von
föderalen und zentralen Staaten untersucht.
Da Korruption auch stark von der Gestalt der demokratischen Kräfte eines Landes
abhängt, wird zudem die Systematik betrachtet aus der sich Wahl- und Distriktformen
zusammensetzen. Für diese Bewertung untersuche ich ob es eine wechselseitige
Beziehung zwischen Regierungsform und die Art ihrer Zusammensetzung gibt. Weil

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dies wechselseitige Prozesse einschließt, ist die Festlegung eines Kausalnexus
schwierig. Deshalb wird von einer interdependenten Gestaltungsfähigkeit des
Wahlsystems auf die Zusammensetzung der Regierung und Organisation geschlossen,
und von diesen wiederum auf ihre föderalistischen Tendenzen.
Anhand der politischen Gliederungen und der Art ihrer Zusammensetzung werden
abschließend die vorhandenen Effizienzschwächen in der Organisation und Politik
analysiert, und anhand verschiedener politischer Indikatoren und Korruptionsindizes
gemessen, ob das föderale oder unitaristische System sich für eine Demokratie besser
eignet.

2. Die Evolution der Korruption

2. 1. Korruption in der Geschichte

Je nach Betrachtung kann der Begriff Korruption sehr eng gehalten werden. So
genügen im Jargon der Strafrechtler beispielsweise die juristischen Begriffe
Vorteilsgewährung oder Wähler- und Abgeordnetenbestechung, um den Tatbestand der
Submissionsabsprache zu differenzieren (Bannenberg 2004, S. 25). Eine weit gefasste
moderne Standarddefinition besagt, dass Korruption als Verhaltensweise die Erlangung
eines privaten Vorteils durch Zweckentfremdung eines öffentlichen Amtes ist (Karsten
2006, S. 10). Diese Definition trennt hier schon eindeutig die Sphären zwischen Privat
und Öffentlichkeit. Doch die Vorstellungen einer solchen Trennung können, je nach
Geschichte und Kultur, stark differenzieren. Vormodernen Kulturen fehlte jegliche
Erfahrung der Trennung von beiden Sphären. Was bei Kulturen und Individuen unter
Korruption verstanden wird, ist vor allem abhängig von den sozialen und
soziopolitischen Normen und Verhältnissen, die je nach Entwicklung vollkommen
andere Konzepte von diesem Begriff gebildet haben (Hemel 2010).
Das Wort Korruption aus dem Lateinischen bedeutet Zerstörung, Verderbtheit oder
auch Verführung und hat sich erst später zu der heutigen Bedeutung verknüpft (Pfeifer
1993). Beschrieb es früher nur die Entfernung der Gesellschaft von einem Idealzustand,
entweder als theologisch gesehene Sündhaftigkeit des Menschen oder politisch als
Entfremdung des gemeinen Nutzens für partikulare Zwecke, steht der Begriff heute für
Missbrauch von anvertrauter Macht (…) zu privatem Vorteil (Von Arnim 2003, S. 18).
Eine konkrete Grenzziehung, ob der Begriff gesetzlich gezogenen Verhaltensgrenzen

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oder die ethische Bewertung und Philosophie umfasst, erscheint schwierig, da der
Deutungsinhalt von Ethik zu Normengefüge fließend verläuft und stetiger Veränderung
unterliegt (Hemel 2010).
Bis Ende des 18. Jahrhunderts waren es personelle Netzwerke als Norm und
unerlässliches Herrschaftsinstrument, die die Vertrauensbasis alles politischen oder
administrativen Handelns bestimmten. Hierarchisch organisierte
Verwandtschaftsverbände wurden zwar durch frühneuzeitliche Verwaltungsapparate
reformiert, die Beamten die zu der Zeit eingesetzt wurden, waren aber vornehmlich
aufgrund ihrer Loyalität als wegen ihrer Qualitäten eingestellt worden (Weber 1922, S.
653 f.). Wer indessen qua Amtes über Zugang zu Ressourcen verfügte unterstand der
Pflicht und Schuldigkeit, die Seinen daran teilhaben zu lassen. Zu dieser Zeit war das
Maß der Dinge eine dementsprechende Verwandten- und Klientelförderung, welche als
pietas einer legitimen Norm entsprach. Erst der Vorwurf der Korruption derjenigen, die
von den Ressourcen, hervorgebracht durch den Klientelismus, abgeschnitten waren,
brachte die Methode in Verruf (ebd., S. 654 f.).
Die seit dem 18. Jahrhundert zusätzlich aufkommende Transition in verschiedene
Klassen, ausgelöst durch die Industrialisierung und die Modernisierung des Marktes,
ließ eine andere soziale Bewertung der Klientelsysteme folgen. Sachorientierte
Entscheidungsfindungen haben die ethisch-moralische Legitimierung abgelöst. Der
Wertewandel war Anlass zur Begriffs- und Wahrnehmungsveränderung von Korruption
zwischen sozialer Funktionalität und obsoleter Patronage. Die Bedeutung des
Kapitalismus und die Herausforderungen des westlichen Staats- und
Wirtschaftsmodells, beschleunigt durch die immer offeneren Märkte, führte zu streng
rational bürokratischen Strukturen, in denen nepotische Netzwerke keine Rolle mehr
spielten (Karsten 2006, S. 11-14 ).
Bestätigt wurde diese These der sich auflösenden Netzwerke durch die
protestantische Ethik Webers. Weber analysierte, warum der Kapitalismus in
protestantisch geprägten Ländern besser funktionierte als in katholischen. Die Antwort
darauf war, dass sich am Anfang der Neuzeit eine Arbeitsmoral entwickelte, die durch
Martin Luthers Berufsdefinition revolutioniert wurde. Nach dieser Definition erfüllt der
weltliche Beruf mehr als das „notwendige Übel“ (Lobenstein-Reichmann 1998, S. 262).
Er war demnach Teil der Lebensaufgabe dessen Ausübung einer inneren Frömmigkeit
nahekommt. Dies löste die Devotion an die katholische Kirche durch intrinsische
Motivationen des Einzelnen ab (Weber 1920, S. 50 f.).

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Weiterentwickelt von den reformistischen Sekten des 16. und 17. Jahrhunderts, die
von einer „Gnadenwahl Gottes“ 1 ausgingen, aber als Bedingung weltlichen Erfolg,
Frömmigkeit und eine asketische Lebensweise stellten, entwickelten sich Kapital und
Produktivkräfte als Zeichen gottgefälligen Lebens. Dabei waren Tugenden wie
Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit entscheidende Voraussetzungen für Anerkennung und
Wohlstand als Folge des Geistes des modernen Kapitalismus (ebd., S 52 f.). Dass
wirtschaftliche Entwicklung mit Protestantismus positiv korreliert, und einen
mindernden Effekt auf die Korruption hat, wurde auch anhand eine empirischen Studie
bewiesen (Treisman 2000).
Wenn der moderne Kapitalismus als Entwicklung des utilitaristischen Geistes kühler
Zweckrationalität entstand, und dies eine andere Bedeutung für die Semantik der
Korruption formt, führt dies zur Annahme, dass sich der Begriffsinhalt aus den
soziopolitischen Verhältnissen fortwährend weiterentwickelt. Doch warum
implementieren sich korrupte Verhaltensmuster in manchen Kulturen stärker als in
anderen?

2.2 Die Theorie des kultursoziologische Ansatzes

Da Theorien über den Politikprozess nach organisierten „Entscheidungsträgern“


verlangen, implizieren sie die These, dass effektive Politik ein gewisses Maß an
Abstimmungen gleichgerichteter Interessenvertretung erfordert (Kabalek 2005). Wenn
diese Interessenvertretung nun legislative Grauzonen in der Rechtsprechung bewusst
auslassen, ließe sich dies als Legalisierung einer gemeinsamen Norm deuten. Könnten
korrupte Strukturen also einer kulturbedingten Entwicklung unterliegen, die von der
Bevölkerung nicht anders gefordert, und somit zu einer kulturmorphologischen
Beschaffenheit wird (ebd.)?
Denn Kontrollen eines politischen Systems führen erfahrungsgemäß zu
Ausweichmanövern die wiederrum mehr Kontrollen nach sich ziehen; Gründe und
Ursachen bedingen also fortwährend sich selbst. Das System der Korruption als
soziopolitische Eigenheit ist damit autopoietisch, komplementär und emergent (ebd.).
Durch die Institutionalisierung der korrupten Bürokratie und Politik wird ein Geflecht

1 Laut der Prädestinationslehre von Martin Luther ist die Entscheidungsfreiheit des Einzelnen durch die
allumfassende Gnade Gottes gegeben. Die Calvinisten gingen von einer Gnadenwahl Gottes, die aber nicht jeden betraf
aus; deshalb sollte man sich als Anhänger dieser Freikirche durch weltlichen Erfolg für die Aufnahme in das
Himmelreich „qualifizieren“ (Weber 1920, S. 50 ff.).

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kreiert, dessen Handlungsanweisungen eine Struktur vorgeben, und Untugenden des
Einzelnen aus dem Blick geraten lassen. Defekte der Regel etablieren sich, dadurch
werden wirtschaftliche Effizienzprozesse undurchsichtig und unkalkulierbar. Nicht die
Handlungen oder Neigungen des Einzelnen sind die dabei ausschlaggebenden
Probleme, sondern etwaige Strukturfehler an sich (ebd.).
Die unvermeidlichen Zusatzkosten der Korruption, die dadurch in der Politik und
Verwaltung entstehen – wissenschaftlich deklariert als speed money – sind in diesem
Fall die kleinsten notwendigen Transaktionskosten institutioneller Arrangements (Aidt
2009, S. 272).
Wenn diese These glaubhaft erscheint, dann impliziert sie, dass es aus pragmatischen
Gründen sinnvoll ist sich den Gegebenheiten anzupassen, und diese illegitimen und
teilweise illegalen Handlungen als notwendiges Übel mit Aktivitäts- und
Koordinationspotenzial zu betrachten (ebd., S. 274). Eine staatliche Lösung, entstanden
durch Korruption mag wahrscheinlich, ohne viel darüber zu reflektieren, keine gute
Lösung sein, sie verhindert aber vielleicht auch als immanente „second-best“ Lösung
schlimmere evtl. zu starke Beeinflussung der Politik durch die Ökonomie (Kabalek
2005).
Diese, von außen betrachtete, scheinbare Unverbesserlichkeit mag wie eine kulturell
geschaffene Konstante erscheinen, doch dies anzunehmen wäre vermutlich kurzsichtig.
Einer Ethnie oder einem Volk Bestechung und Nepotismus als inhärente Eigenheit
anzurechnen, wäre etwa so als wenn man eine mangelhafte Etablierung von
Friedenspolitik, Emanzipation und Demokratie für die betreffende Region als nicht
umsetzbar erklärt. Dann wären Missstände als simple kulturelle Eigenschaften
anzusehen, die man nicht ändern könnte. Dies würde einem kultur-chauvinistischem
Denkfehler gleich kommen. Die Abschaffung von Korruption als Menschenrecht zur
Gewährleistung von z.B. wirtschaftlicher Prosperität verhält sich wie das
Gewaltmonopol des Staates zur Friedensbildung. Es ist ein Entwicklungsprozess, aber
keine Unveränderlichkeit. (ebd., 2005).

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3. Korruption als Erhebungsgegenstand

3.1 Das Problem der Korruptionsperzeption

Es erscheint schon schwer genug eine trennscharfe Grenze zu finden, für


Handlungen, die im Rahmen von legitimen Verhältnisse beginnen und schlussendlich in
strafrechtliche Aktionen münden. Wie unterscheidet das gesellschaftliche Klima
ethische Normen von juristisch relevanten Korruptionsfällen? Hierzu dient eine
Begriffstrennung, die den ethischen Aspekt von Korruption und den strafrechtlichen
Bedingungen trennt (Hemel 2010). Durch die stetige inhaltliche Osmose des Begriffs
der die ethischen Notion von Korruption und die strafrechtlichen Bedeutung umfasst,
kommt es zu Unsicherheiten der Bewertung. Sicher ist, dass die Beurteilung einer
konkreten Situation immer auch von der kulturellen Begebenheit, d.h. dem kulturellen
Deutungsgeschehen abhängt. Es lässt sich eine Analyse des typischen
Verhaltensrepertoires in Situationen des Alltags nicht verhindern (ebd.). Ethische
Deutungen sind dabei nicht trivial, sondern hängen, wie bereits oben angedeutet, von
den historisch entstandenen Normengefügen und der zivilisatorischen Durchsetzung ab.
In Frankreich z.B. sind Verhältnisse vermutlich sozial üblich, die in dem puritanisch
orientiertem Deutschland schon einem kollektiven ethischen Urteil unterworfen wären
(ebd.).2
Der Mensch als soziales Wesen kann dabei sich und anderen etwas vormachen oder
auch täuschen. Er wird Rechtfertigungszusammenhänge finden oder erfinden und die
korrupte Handlungen in das mildernde Licht eines übergreifenden Zusammenhangs
stellen (ebd.). Doch durch intersubjektive Angleichungen von dem, was jeder subjektiv
für „normal“ hält, entsteht ein gemeinsamer Wertekorridor, der die Wahrnehmung für
das determiniert, was allgemein für normal gilt (ebd.). Dieser Korridor, oder vielmehr
sein Kontext ist historisch entstanden, und unterliegt stetiger Weiterentwicklung. Wenn
nun als Nebenwirkung einer scharfen Ächtung von Korruption, eine hohe
Kontrolldichte mit empfindlichem Sanktionsbedarf entsteht, werden möglicherweise
Eigenschaften und Verhaltensweisen der Nächstenliebe und Alltagstauglichkeit durch
Rigidität und Intoleranz ersetzen (ebd.). Wenn dies aber zu Überreaktionen des

2 Man nehme sich nur das Beispiel Sarkozys, der nach dem Wahlsieg 2007 auf die Yacht eines befreundeten Milliardärs
eingeladen wurde, und sich die Kreuzfahrt plus Privatjet stellen ließ. In Frankreich wurde dieses Verhalten in den
Medien diskutiert aber wieder verworfen, wohingegen die Traumreisen des Lothar Späth zu seinem Rücktritt geführt
haben (www.stern.de; www.zeit.de ).

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Werteempfindens führt, könnte der hohe soziale Druck zu Anfälligkeit für
Doppelmoral, Bigotterie oder sonstigen Deformationen führen. Erst das Mittelmaß
zwischen zu viel Kontrolldichte und blinden Laxismus wird zum gesellschaftlichen
Optimum, welcher aber unmöglich punktgenau bestimmt werden kann – dafür ist
unsere soziale Dynamik zu hoch, wohl aber als politische Möglichkeit, die die Extrema
der Toleranz und Kontrolle auszuloten und abzugrenzen versucht. Dadurch werden
Grauzonen, gestützt durch gesellschaftlichen Konsens und des Definitionsprivilegs des
Gesetzgebers, zu einem strafrechtlich relevanten Begriff, der durch die dem Umfeld zur
Verfügung stehende Kontrollmacht angewandt wird. (ebd.) Wenn nun aber die ethische
und strafrechtliche Bedeutung der Korruption von einem kollektiven Werteraum
bestimmt wird, wie lässt sich eine internationale Messung durchführen, wo doch
Korruptionspraxis und Definitionen der Korruption international divergieren?

3.2 Korruption als Messgröße

Nicht nur wegen der vom Ausgangsort wandelnden Einstellung zu Korruption fällt
die Eingrenzung dieses abstrakten Begriffs schwer. Die Erfassung und die Bekämpfung
von Korruption sind auch deshalb besonders schwierig, weil Korruption ein opferloses
Delikt ist. (von Arnim 2003, S. 26). Korruption geht – sofern es nicht die Art der
Belastungskorruption 3 ist – zu Lasten Dritter, die auf die Schultern vieler Bürger
verteilt ein volkswirtschaftliches Schätzmaß ausmacht und keine einzelnen
Geschädigten aufweist. Steuerzahler, die zu hohe Steuern zahlen, Konsumenten die
überhöhte Preise bezahlen oder Staatsbürger die unredlichen Handlungen ausgesetzt
sind, die Konsequenzen sind vielseitig (ebd., S. 27). Da die korrumpierenden Teilhaber
– in entwickelten Rechtsstaaten – meistens aus eigener Intention in die Tat verwickelt
sind, und deshalb keinen Grund zur Aufdeckung haben, gibt es das große Problem der
praktischen Ermittlung von Korruption (ebd., S.28).
Aus den gleichen Gründen ist es schwer festzustellen, ob Korruption in der
Vergangenheit zugenommen hat, und wie verbreitet sie in z.B. Deutschland ist. Seit

3 Die Belastungskorruption ist als ein „top-down“ Phänomen der Korruption zu betrachten, welches nur unter gewissen
Umständen realisiert werden kann. Falls sich der Staatsapparat unter sonst legalen und weitgehend legitimen
Bedingungen ordnet, könnte der Geschädigte sich bei anderen bzw. den übergeordneten Instanzen beschweren, und
so den korrupten Beamten idealerweise in die missliche Situation einer Amtsenthebung führen. Von dem her muss
eine Belastungskorruption vom gesamten Staatsapparat getragen werden (Pies 2005). Im Gegensatz zu dieser Art
steht die Entlastungskorruption als „bottom-up“ Bewegung, welche auch in Rechtsstaaten gut möglich ist, da illegale
Aktivitäten nur von dem Antragsteller und dem Beamten verheimlicht werden müssen, und bei dem Antragsteller -
abgesehen von moralischen - keine Motive zur Angabe der Straftat entstehen. Die Last trägt der Staat bzw. die
Öffentlichkeit (ebd.).

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1995 hat es sich die Organisation Transparency International (TI) zur Aufgabe
gemacht, die wahrgenommene Korruption unter - aktuell 180 – Ländern anhand eines
Indexes zu messen. Gemessen wird dabei allerdings keine empirische Evidenz der
Korruptionspraxis – denn dies würde zur Folge haben, dass Länder mit besseren
Kontrollen höhere Korruptionsquoten hätten, als solche ohne, die dennoch äußerst
korrupt sind und es nicht strafrechtlich aufnehmen – sondern die Wahrnehmung, d.h.
die Perzeption von Geschäftsleuten und Länderanalysten. Der Input des Corruption
Perception Index (CPI) sind dabei verschiedene Korruptionsanalyse trotz der
Unterschiede in der Methodik sehr ähnlich ausfallen [Korrelationen von 0,8] (Manow
2003). Für Länder in der OECD werden mindestens 8 bis 9 verschiedene
Begutachtungen genommen, dies gibt begründeten Anlass zur Annahme, dass der CPI
als poll of polls verlässlich ist (Manow 2003). Auch werden die Daten durch die
Variation der Erhebungen nicht durch das Anlegen westlicher Wertekorridore verzerrt.
Die Methode hierfür ist Ausgebürgerte zu befragen, die sich nicht an ihr kulturelles
Erbe, sondern an eine Akkomodation von der Gesamtheit aller getesteten Länder halten:

„They will be forced to apply the same definition of corruption and make use of the
same ethical standard for all countries, which produces valid comparative
assessments. (Lambsdorff 2002)”

Kritisch hieran erscheint, ob es überhaupt ein interkulturelles Wertebild von diesem


Phänomen existiert, d.h. messen identische Fragen überhaupt etwas Identisches?
Immerhin könnten doch punktuelle Skandale oder Aggregatgrößen die öffentliche
Sensibilität beeinflussen (Manow 2003). Immerhin ermöglicht die relative Objektivität,
basierend auf den kumulierten Wahrnehmungen der Befragten der Studie, ein Ranking.
Ein Rangplatzvergleich zwischen verschiedenen Ländern über einen gemeinsamen
Zeitraum gestaltet sich als äußerst schwierig, weil die Beobachtungen die in den CPI
einfließen für jeden Erhebungszeitraum variieren, und die Wahrnehmung der
Korruption durch einzelne öffentliche bekannt gewordene Fälle stark beeinflusst werden
kann, während die tatsächliche Korruptionspraxis bspw. abnimmt (Manow 2003). Im
Rahmen dieser Arbeit wird aber nicht die intertemporalen Veränderungen der
Untersuchungsobjekte, sondern ein zeitstabiler Unterschied gesucht. Dafür ist der CPI
gut geeignet.

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4. Politische Systeme im Vergleich

Um die beiden Nachbarstaaten überhaupt auf ihre politischen Differenzen


untersuchen zu können, wird im nächsten Kapitel eine allgemeine Definition der
politischen Gliederungen vorangestellt, worauf in den zwei folgenden Kapitel eine
allgemeine Erläuterung zu Wahlsystemen im Zusammenhang mit Korruption folgt.

4.1 Föderalismus und Unitarismus

Um zu verstehen wie sich föderale Systeme zusammensetzen, orientiere ich mich


an den Politikwissenschaftler Arend Lijphart, dessen Forschungsgebiet die
Vergleichende Politikwissenschaft ist. In seinem Buch Patterns of Democracy
(1999) vergleicht Lijphart 36 Demokratien auf ihre Regierungs- und
Organisationssysteme und ihre politische Performanz. Dabei unterteilt er die Staaten
in zwei Dimensionen: zunächst in Konsensorientierte Regierungssysteme und
Mehrheitsregierungssysteme (dort: Westminister Model) und die Föderalistisch-
Unitaristische. In diesen Dimensionen werden die politischen Systeme anschließend
untersucht und verglichen (Lijphart 1999, S. 62 f.).
Um Föderalismus zu beschreiben, bedient Lijphart sich der Definition von
William H. Riker, welcher den Föderalismus als eine politische Organisationsform
definiert, in der die Aktivitäten des Staates in regionale und zentrale Instanzen
eingeteilt sind, und einige von diesen Entscheidungskompetenzen auf ihrer
jeweiligen Stufe die finale Entscheidungsmacht besitzen (Riker 1975, S. 101). Dabei
ist von entscheidender Bedeutung, um welche Art von Föderalismus es sich handelt.
In trenn-föderalen Föderationen, in denen sich einzelne Länder oder (Bundes-)
Staaten konkurrierend gegenüberstehen, entwickeln sich andere Dynamiken als in
kooperativen föderalen Systemen, wie z.B. in Deutschland, als Gesamtgebilde.
Obwohl der Wettbewerb in kompetitiven föderalen Systemen stärker ausgeprägt ist,
da diese im Wettkampf um die Ansiedlung von Unternehmen stehen und effektive
politische Entscheidungen verlangen – was auch die Senkung zu der Korruption
führt – können kooperative Systeme Akzente durch (finanz)politische Impulse
geben (Wilson 1970, Wasmeier 2008, S. 48).
Eine andere Definition von Elezar besagt, dass sich Föderalismus in seiner reinen
Form auf die Nichtzentralisierung von Macht beschränkt. Das heißt, dass es keinen

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hierarchischen Aufbau, bzw. keine vertikale Machtverteilung mit
Autonomiebeschränkungen gibt (Elazar 1997, S. 239). Riker definiert, dass jeder
Level eine gewisse politische Autonomie besitzt, in der er der letzte Entscheider ist.
Spezifiziert wird jedoch nicht, welche Arten oder welche Quantität von
Entscheidungen dies sein könnten; Elezar beschreibt dafür nicht die Größe der
Einheiten. Beide Definitionen kommen letztendlich dennoch darüber überein, dass
der fundamentale Zweck des Föderalismus darin besteht, die Möglichkeiten der
Einflussnahme zu teilen, sodass eine „Nichtzentralisierung“ von Macht einer
Dezentralisierung gleichkommt (Lijphart 1999, S. 188). Dies also sind die zwei
Hauptindikatoren für föderale Systeme: eine Teilung von Macht und
Dezentralisierungstendenzen, die in der Verfassung schriftlich festgehalten sind.
Dieses Kriterium unterstreicht ein prinzipielles Merkmal zwischen föderalen und
unitaristischen Systemen. Zwar sind Zentralisierung und Dezentralisierung
Gegenstände des Grades, aber erst durch die Verfassung wird eine Dichotomisierung
ermöglicht (ebd., S. 186-189).
Des Weiteren gibt es noch Sekundäreigenschaften eines politischen Systems, wie
z.B. ein geteiltes Parlament mit einer geschriebene Verfassung die schwer zu verändern
ist, und ein Verfassungsgericht, welches den einzelnen föderalen Einheiten in der
Rechtsprechung übergeordnet ist (ebd., S. 185 f.). Bemerkenswert an der Studie ist, dass
mehr als zwei Drittel aller Staaten die untersucht wurden, unitaristisch sind. Außerdem
sind die Differenzierungen von föderal-dezentral sowie unitaristisch-zentral nicht sehr
stark ausgeprägt, m.a.W. die meisten föderal aufgebauten Nationen sind dezentralisiert
und umgekehrt (ebd., S. 188 f.).
Wie bereits erwähnt ist es von entscheidender Bedeutung ob
Dezentralisierungsmaßnahmen konstitutiv verankert sind. In den de iure Bundesstaaten
sind eigene Kompetenzen organischer Teil der jeweiligen Regierungsebene, die
Zentralregierung kann hier nicht übergeordnet eingreifen. In diesem Sinne ist eine
konstitutive Föderation ein statisches Konzept, während sich ein unitaristischer Staat
fortwährend weiterentwickeln kann, und dies aus utilitaristischen Beweggründen auch
tun wird (Aranson 1990, S. 17 f.).
Die Ursachen für eine Entwicklung zu einem föderalen Staat liegen dabei meist bei
historischen nationalen oder regionalen Bewältigung von innerstaatlichen oder
ethnischen Konflikten (Wasmeier 2008 S.17). Der Wandel zur Schaffung von föderalen
Strukturen wird als „föderale Transition“ bezeichnet (ebd.). Dabei müssen Staaten, die

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sich erst nach Staatsgründung föderalisieren – und einen völlig anderen
konstitutionellen Rahmen aufweisen – auch im Fortschreiten der Transition nicht denen
eines föderalen Bundesstaates gleichen. Es ist aber dennoch gut möglich, dass die
betreffenden Staaten sich deutlich von ihrer unitaristischen Ordnung entfernen um die
Probleme einer zentralen Machtverteilung oder undemokratische Gegebenheiten zu
mindern (ebd., S. 266). In Spanien z.B. kam nach dem Tod Francos und der
jahrhundertelangen Tradition des Zentralismus die Einsicht auf, dass die Lösung der
virulenten Autonomiebestrebungen neben der Demokratisierung auch eine
Dezentralisierung sei (end., S. 17 f.). Dies führte zu mehr politischem Wettbewerb
durch eine Rechenschaftspflicht und vertikalen Gewaltenteilungen, die
demokratiefördernd wirkten (ebd., S. 260). Die positiven Entwicklungen in Spanien
sollten dennoch keine große Überraschung sein, bedenkt man die demokratischen
Verhältnisse vor Francos Tod [sic].
Institutionalisierung oder Transition von Föderalismus fördert nicht nur Minderung
von gefährlichen ethnisch-linguistischen Fraktionalisierungen durch konsensorientierte
Machtverteilung, sondern schafft Inzentiven zur demokratischen Meinungsbildung
(ebd., S. 48 f.). Insgesamt ist das Konzept, hinter einer föderalen Gliederung, den
Bürgern Teilhabe an den politischen Entscheidungsprozessen zu geben. Lokale,
regionale und bundesstaatliche Wahlen und Autonomien sind jene Mechanismen, die
darunter verstanden werden (Freille, Haque, Kneller 2008).
Riker (1964) kritisiert dieses Konzept aus der finanzwissenschaftlichen und
individualpsychologischen Perspektive und argumentiert, dass das Potenzial einer
stetigen Zentralisierung in den gebenden Externalitäten der Zentralregierung liegt. Die
Hauptidee dahinter ist, dass lokale politische und verwaltende Kompetenzen, effizienter
bei fiskalischen Aktivitäten dadurch handeln, indem sie intrinsische Motivation durch
extern gegebene, zentrale Gesetzmäßigkeiten und deren Konsistenz verinnerlichen.
Gegebene Richtlinien würden anschließend zu weniger Verschwendung, pork-barrel
Initiativen4 und Korruption führen.

4 Pork-barrel beschreibt das Verhalten einer lokalen Regierung, sich um öffentliche Projekte zu bemühen, allein um
finanzielle Mittel für den jeweiligen (Wahl-)Distrikt zu akquirieren. (Shepsle und Weingast 1981, S. 96-111)

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4.2. Elektorale Systeme

Da davon ausgegangen wird, dass das politische System durch das Wahlsystem
maßgeblich beeinflusst wird, erläutert dieses Kapitel die allgemeinen Arten und Zwecke
von verschiedenen Wahlformen.

Die Funktion von Wahlen, insbesondere in kompetitiven politischen Systemen ist die
Legitimierung von Macht auf demokratischer Basis (Nohlen 2009, S. 34). Allgemein
gilt, dass durch die Wahl das Vertrauen der Wähler in die Gewählten artikuliert wird,
die Bildung einer funktionsfähigen Repräsentation erfolgt, und die Kontrolle der
Regierung ausgeübt wird (Andersen 2003).
Die Bildung von Vertrauen und Repräsentation sowie politische Kontrolle, ist der
Rahmen welcher es den politischen Kandidaten abverlangt sich den dynamischen
Umweltbedingungen und deren Anforderungen anzupassen (Nohlen, S. 35 f.). Die
gesellschaftlichen, institutionellen und politischen Bedingungen haben dabei
maßgebenden Einfluss und emergieren in den spezifischen Funktionen von Wahlen. Die
Beeinflussung demokratischer Ordnung durch föderale Strukturen ist, wenigstens der
normativen Zuschreibung nach, vielfältig. Durch die Struktur der Organisation, wird die
erweiterte Wahlfreiheit auf subnationaler Ebene angesprochen, zudem besteht damit auf
einer weiteren Ebene die Rechenschaftspflicht der Amts- und Mandatsträger gegenüber
den Bürgern (Wasmeier 2008, S. 48).
Grundsätzlich lassen sich die meisten Wahlarten in die zwei Hauptkategorien des
Mehrheitswahl-, und Verhältniswahlrechts klassifizieren (Zicht 2013). In
gesellschaftlich fragmentierten Ländern werden Wahlen entweder die Funktion erfüllen,
den differenten soziokulturellen Gruppen über das Verhältniswahlrecht eine politische
Repräsentation zu geben oder die Spaltung mehrheitspolitisch zu überbrücken (Nohlen
2009, S. 31 f.). In Demokratien in Asien w.z.B. in Malaysia werden mittels Wahlen
Repräsentationen der verschiedenen ethnisch-religiösen Gruppen ermöglicht, welche
eine entscheidungsfähige Mehrheit bilden, um anschließend den Wettbewerb zwischen
den Parteien einzuschränken (ebd.). Im Gegensatz dazu haben Wahlen in homogeneren
Gesellschaften eher das Ziel, einen Konkurrenzkampf zwischen den Parteien zu
entfachen, um die politische Führung zu mehr Effizienz zu motivieren. Starke
Konkurrenz würde dann aber nur entstehen, wenn das Parteiensystem aus wenigen
Parteien besteht. Im Vielparteiensystem hingegen wird nur ein Wettbewerb um

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Stimmenanteile entstehen, deren Bedeutung für das Anliegen der Regierungsbildung ein
relatives Verhältnis innewohnt (ebd., S. 32). Strukturfaktoren, die das Wahlsystem
bestimmen kann sind: -die Gesellschaft, die in verschiedene Klassen, Ethnien,
Religionen etc. aufgeteilt sein kann; -die Parteien die in Zahl und ideologischen
Anschauungen differieren; -die Struktur des politischen Systems, ob es präsidentiell
oder parlamentarisch regiert wird; und ob -die Struktur unitarisch oder föderal
organisiert ist u.a. (Andersen 2003).
Als „Paradox der Stabilität“ beschreibt Rose-Ackerman, im Kontext der
Wahlsysteme, den Widerspruch, der im Rahmen der „operativ effizienten
5
Kompetenzschaffung entsteht“ (Rose-Ackerman 1999, S.128). Um amtierenden
Politikern einen Anreiz zu geben, effektiv zu arbeiten, gilt es, ihnen die Möglichkeit der
Wiederwahl einzuräumen. In politisch instabilen Systemen kann jedoch die Option der
Wiederwahl ausgenutzt werden, um autoritäre Interessen zu fördern. Die Unmöglichkeit
der Wiederwahl wiederum kann ebenso korrupte Politik fördern, da die Amtsinhaber die
Konsequenz der Abwahl nicht in einen Vergleich setzen können. Ein kompetitives
politisches System also führt zu Demokratie fördernden Motivation der politischen
Wettbewerber und mindert somit korruptionsfördernde Effekte, da die unmittelbare
Konsequenz aus uneffektivem politischen Handeln von den Politikern getragen werden
(ebd., S.129-131).

“Finally,Schumpeterian competition between political elites ought to prevent large-scale,


persistent political corruption from taking root in democratic polities in the first place,precisely
because honest partisan competitors can always offer their services to voters and ought to
be preferred over their dishonest counterparts.”(Golden/ Chang 2001, S. 588 )

Neben der Wiederwahl beschreibt Rose-Ackermann auch die konkrete Wahlform


und die anschließende Zusammensetzung von Macht als wichtigen Faktor. Ist das
politische Wahlsystem beispielsweise so konstituiert, dass das Mehrheitswahlrecht – in
welchen Unterarten auch immer – in einer vertikal organisierten Wahlkreiseinteilung
wirkt, bedingt dies oft die Interessenverstärkung geografisch zentrierter
Bevölkerungsteile (ebd., S.127 f.).
Zusätzlich ist die Größe eines Wahldistrikts von entscheidender Bedeutung, wenn es
um die quantitative Repräsentanz geht. Shugart hat dies als decisive Factor beschrieben,
der großen Einfluss auf die Proportionalität bzw. Disproportionalität einer politischen

5 Eigene Übersetzung.

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Vertretung nimmt (Shugart 1989, S. 112). In Pluralitäts – und Mehrheitswahlsystemen
führt eine (hypothetische) Vergrößerung eines Wahlkreises bei konstanten prozentualen
Verteilungen zu Vorteilen für stimmstarke Parteien. In Verhältniswahlsystemen
dagegen werden auf diese Weise höhere proportionale Abbildungen möglich (Zicht
2013; Liiphart 1999, S. 150) Dies kann zu kulturellen Verwerfungen kommen, da
unterschiedliche Gruppen deren Stimme nicht berücksichtigt wurde, einen anderen
Werteraum besitzen als die gewählte Mehrheit, und deshalb gegebene Richtlinien nicht
anerkennen. Dadurch wiederrum entwickeln diese Gemeinschaften eine legitime
Vorstellung von Vetternwirtschaft und Korruption. Das politische Wahlsystem wird
somit indirekt und tendeziell zum Gestaltungsraum für korrupte Machenschaften.

4.3 Distriktgrößen

Wie bereits erwähnt, ist neben dem Wahlsystem auch noch die Größe des
Wahldistrikts ein entscheidender Faktor. Laut dieser Theorie sind große Distrikte dazu
in der Lage, möglichst vielen Personen den Eintritt in einen politischen Raum zu
vereinfachen und daher ein breites und reiches Spektrum an möglichen Politikern
anzubieten (barrier-argument). Das ist damit zu begründen, dass der Wähler sich seiner
Präferenz in kleinen Distrikten, aufgrund von mangelnden Alternativen von Kandidaten
nicht sicher ist, und das Risiko nicht eingehen möchte, die wahrscheinlich zweitbeste
Entscheidung zu wählen. Darum nimmt er lieber die Kosten der Korruption in Kauf, als
die Wahrscheinlichkeit eines ideologisch unpassenderen Kandidaten einzugehen. Um
diese These empirisch zu beweisen haben die Autoren der Studie Torsten Persson,
Guido Tabellini und Francesco Trebbi [2001] (fortan PTT-Studie) einen Term
aufgestellt:

𝐶𝑜𝑛𝑠𝑡𝑖𝑡𝑢𝑒𝑛𝑡
Districtmagnitude = DISMAG = 1 –
𝐸𝑙𝑒𝑐𝑡𝑒𝑑 𝑅𝑒𝑝𝑟𝑒𝑠𝑒𝑛𝑡𝑎𝑡𝑖𝑣𝑒𝑠

Für Districtmagnitude wird der Quotient aus 1 minus der Wahlkreise (Constituents)
durch die Anzahl der gewählten Politiker (elected Representatives) gebildet. Sofern der
Wert bei 0 liegt, gibt es soviele Wahlkreise wie Kanditaten, m.a.W. es entsteht eine
direkte Verbindung. Bei einem Wert nahe 1 gibt es sehr wenige Wahlkreise und/oder

14
sehr viele Gewählte, was eine Verknüpfung von Politik und Person schwierig macht
(PTT 2001, S. 8).

„Das Auftreten von tendenziell korruptionsanfälligen ‚Seilschaften„ steht immer dann zu


befürchten, wenn sich geschlossene Systeme entwickeln, die nicht mehr Willens oder in der
Lage sind, der Außenwelt über ihr Tun und Lassenschaft Rechenschaft abzulegen“ (Karsten
2006, S. 15)

Dieses Zitat beschreibt treffend was eintreten kann, wenn die politische Verknüpfung
an den Gewählten verloren geht. Eine weitere Studie benennt dies mit accountability,
also der politischen Zurechnungsfähigkeit. In der Erhebung führt eine Verknüpfung der
Politiker und politische Dezentralisation zu geringerer Korruption (Ames 1994;
Samuels 2000). Dies wird von einer Erhebung zur Verteilung von administeriellen
Kompetenzen untermauert, in der die überzentralisierte Bürokratie und eine niedrige
accountability zu den Kompetenzträgern mit einer hohen Korruption in Verbindung
gebracht wurde (Wade 1997).
Zu beachten ist, dass bei der Erhebung dieser Studie die Wahlkreise nicht nach ihren
verschiedenen politischen Ebenen eingeteilt wurden. Constituent steht für die
aggregierte Menge aller politischen Sitze die in einem begrenzten geografischen Raum
existieren (Cox 1997).

Eine weitere These der Wissenschaftler ist, dass durch eine größere Anzahl von
Listenmandaten die Korruption steigt, da geschlossene Listen die
Auswahlmöglichkeiten für Wähler und Wettbewerb beschränken und dies zu
Verknüpfungsproblemen zu den politischen Leistungen führt (accountability-
arguement). Der Term für diese These lautet:

𝐿𝑖𝑠𝑡𝑒𝑙𝑒𝑐𝑡𝑎𝑏𝑙𝑒𝑀𝑎𝑛𝑑𝑎𝑡𝑒𝑠
𝑃𝑒𝑟𝑐𝑒𝑛𝑡𝑎𝑔𝑒𝐿𝑖𝑠𝑡𝑀𝑎𝑛𝑑𝑎𝑡𝑒𝑠 = 𝑃𝐿𝐼𝑆𝑇 =
𝐸𝑙𝑒𝑐𝑡𝑒𝑑 𝑅𝑒𝑝𝑟𝑒𝑠𝑒𝑛𝑡𝑎𝑡𝑖𝑣𝑒𝑠

Dieser Quotient (PLIST) variiert ebenfalls zwischen 0 und 1. Bei 0 werden alle Politiker
nur mithilfe des Mehrheitswahlsystems gewählt. Bei 1 wurden alle Kandidaten in einer
Verhältniswahl gewählt, es herrscht perfekte Proportionalität (PTT 2001, S. 8).

15
Anhand dieser Indikatoren wird später erklärt, ob und wie stark politische Systeme
mit Listenwahlen bzw. Mehrheitswahlrecht und mit großen oder kleinen Wahlkreisen
anfällig für Korruptionen sind.

5. Staaten im Vergleich

5.1 Deutschland

5.1.1 Die föderale Beschaffenheit in Deutschland

In Deutschland ist das Prinzip der Organisation im Rahmen eines Bundesstaates, d.h.
Zentralstaat auf der einen und Gliedstaaten auf der anderen Seite durch Artikel 20 I GG
konstituiert. Damit wurde das Föderalismusprinzip zu den Strukturmerkmalen unserer
Verfassung, die die Alliierten mit den Frankfurter Dokumenten festgelegten und der
durch Art. 79 III GG „für alle Zeit gesichert ist“ (Gerlach 2010, S.59)
Zur Gründungszeit der BRD wurde noch von einer größtmöglichen Zuständigkeit der
Gliedstaaten, d.h. der Länder ausgegangen. Der Gründungsgedanke der Zeit nach dem
Zweiten Weltkrieg war, die Homogenität der alten Bundesrepublik zu nutzen und „den
populären Druck zugunsten einheitlicher Lösungen durch eine Selbstkoordinierung
aufzufangen“ (Rudzio 2011, S. 343). Dieser Trend der Selbstkoordinierung hat sich
fortgesetzt und sich auch in den bundesfreien Aufgabenressorts fortgesetzt. Die
Eigenstaatlichkeit der Länder und Kommunen unterscheidet sich dabei soweit, dass
diese nach Art. 28 II das Recht alle Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft im
Rahmen (…) der eigenen Verantwortung regeln, aber keine eigenstaatlichen Subjekte
darstellen, und daher als Teile der Nationalstaaten zu verstehen sind (Gerlach 2010, S.
59). „Die Länder besitzen im Bundesstaat eigenstaatlichen Charakter und verfügen über
eigene Organe der Legislative, Exekutive und Judikative zur Organisation der
Staatsgewalt“ (Gerlach 2010, S. 122).
Das Grundgesetz regelt das Verhältnis des Zentralstaats und der Länder sowohl in
der Kompetenztrennung, als auch in der Kompetenzverflechtung und wird in Art. 30
GG erklärt, dabei kann die Kompetenztrennung funktional oder inhaltlich sein (Gerlach
2010, S. 126).
Trotz der freien Möglichkeiten der Gestaltung in den „bundesfreien“
Aufgabenbereichen, hat der Druck zugunsten einheitlicher Lösungen zu inhaltlichen
Abstimmungen geführt. Dabei verschob sich der Föderalismus der getrennten
Verantwortungen zu einem Kooperationsföderalismus, der letztlich legislative Verluste

16
der Länderkompetenzen und finanzielle Selbstbestimmung durch die Intensivierung der
Ländermitwirkung und zahllose Kooperationen abdämpfte (Gerlach 2010, S. 147-149).
Mittlerweile hat die politische Praxis die gesetzgebende Länderautonomie nahezu
vollständig dezimiert. Als Beispiel sind die ausschließlichen und konkurrierenden
Gesetzgebungskompetenzen von Bund und Ländern zu erwähnen, deren Aufteilung
durch die Föderalismusreform 2006 verändert, und zu einer Senkung der
Zustimmungspflichtigen Gesetze im Tausch für mehr finanzielle Autonomie für die
Länder geführt hat (Gerlach 2010, S. 148). Heute bleiben der Landesgesetzgebung nur
Kultur, Polizeiwesen, Bildung und das Gesundheitswesen überlassen (Gerlach 2010, S.
60).
Durchbrochen wurde das Prinzip der getrennten Verantwortung von Bund und
Ländern schon 1969, bei der das Institut der Gemeinschaftsaufgabe eingeführt wurde.
Dabei wurde die Bedingung der Mitwirkung des Bundes bei der
Aufgabenwahrnehmung von Länderaufgaben festgelegt. Planung , Kostenteilung und
gegenseitige Unterrichtungen waren die Folge. Die Verflechtungen wurden dabei mit
dem Sozialstaatprinzip und der Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse gerechtfertigt.
Die Vereinigung zum großen Steuerverbund wurde dabei zu dem Schlüsselereignis. Die
geschilderte Entwicklung hat zur Intensivierung der Politikverflechtung und damit das
Konzept des kooperativen Föderalismus begründet(Gerlach 2010, S. 129-131).
Das Blockadepotential das dadurch für die Länder eröffnet wurde, bedingte aber
auch zu Kooperation und Willen zur Koordination. Wie Daten aus den
Gesetzgebungsprozessen ergaben, werden die Blockadepotenziale des bundesdeutschen
Föderalismus selten ausgenutzt (Burkhart und Manow 2006). Vielmehr regiert die
Regierung durch eine „legislative Autolimitation“ auf Mehrheiten anderer Parteien im
Bundestag und Bundesrat. Dabei antizipiert je nach exogenen Umständen die
Realisierungsmöglichkeiten der (Zustimmungs-)Gesetze und integriert oppositionelle
Standpunkte schon mit ein. Dies bedeutet, dass die Bundesregierung zwar eine formale
Vormachtstellung besitzt, dennoch durch einen politischen Handlungskorridor bei
feindlichen Mehrheitsverhältnissen gebunden ist (ebenda).
Andererseits leidet der deutsche Föderalismus an einigen Systemfehlern. Teils wegen
der Verankerung im Grundgesetz, teils wegen der dichten Vernetzung von
Kooperationen und Koordinierungen die eine legislative Mitwirkung verlangen wird der
„kooperative Föderalismus“ oft als lähmend empfunden:

17
a. Die Beteiligung mehrerer politisch-administrativer Instanzen der Bund-Länder
Zusammenarbeit führt zu unterschiedlichen Interessen und schwerfälligen
Verhandlungsprozeduren.
b. Im Namen von Funktionalität wird das politische Miteinander gefordert, sodass die
Länderautonomie markant darunter leidet.
c. Schlussendlich entsteht durch die poltischen Verflechtungen des Mehrebenensystems
von Bund, Länder und Kommunen ein Transparenzproblem, aus Kooperationen und
Selbstkoordinierung, in dem es schwierig wird, Verantwortungen zuzuordnen. Kritik
findet nicht die richtigen Adressaten.

Quelle: Rudzio 2011 S. 345

Die Verwaltung in Deutschland arbeitet nach einem politisch-administrativen


Aufbau der Ebenen Bund, Länder und Gemeinden. Dabei haben die Gemeinden wie
oben erwähnt Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft eigenverantwortlich zu
regeln.
Zusammengefasst erfüllt der der Föderalismus wichtige Funktionen und hat positive
Nebeneffekte. Ein regionaler Bezug zu staatlichen Entscheidungen und lokale
Präferenzberücksichtigungen schützt simultan vor einer Auseinanderspaltung der
Lebensverhältnisse und ermöglicht somit eine bundesweite Integration. Auf Lijpharts
Föderalismusskala wird Deutschland mit 5,0 bewertet (vollständige föderal), außerdem
ist es eines der 6 Länder welche auch tatsächlich dezentralisiert organisiert und föderal
konstituiert ist (Lijphart 1999, S. 189).

5.1.2 Wahlen im Bund, Ländern und Kommunen

Der Parlamentarische Rat der BRD hatte sich bei der Ausgestaltung des
Grundgesetzes in Deutschland 1948/49 in Artikel 38 zum Ablauf der Wahlen geäußert.
Dieser schreibt zwar allgemeine Prämissen vor, regelt das Wahlsystem aber nicht als
solches – dafür ist in Deutschland das Bundeswahlgesetz festgeschrieben. Wahlsysteme
können zwar auch in der Verfassung festgelegt sein, dies führt aber zu einer
schwierigeren Anpassung auf die sich ändernden Begebenheiten in einem Land. Sollte
sich zum Beispiel die politische Kultur, also kognitive, wertende und affektive
Einstellungen, sowie typische Verhaltensmuster, insbesondere die politische

18
Partizipationshaltung, gegenüber dem politischen System verändern, erscheint ein
eigenes Bundeswahlgesetz flexibler (Gerlach 2010, S. 284).
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten CDU und CSU sich gegen den Widerstand der
SPD und den kleinen Parteien nicht für ein Mehrheitswahlrecht auf Bundesebene
durchsetzen. Vor einer Einführung einer reinen Verhältniswahl wurde eindringlich mit
den politischen Entwicklungen in der Weimarer Republik und den verheerenden
Konsequenzen gewarnt. Der Kompromiss, der von der SPD vorgeschlagen wurde, und
ein Mischsystem aus einer relativen Mehrheitswahl in Einerwahlkreisen (d.i. wenn pro
Wahlkreis nur ein Sitz vergeben wird) und einer Mandatsbestimmung über
Verhältniswahl darstellte wurde schließlich akzeptiert und als erster Paragraph des
Wahlgesetzes festgeschrieben (BwahlG §1). Ein weiteres Merkmal des
bundesdeutschen Wahlgesetzkompromisses war die Einführung der Sperrklausel, die
eine stabile Regierungsmehrheit ermöglichen sollte. Eine Herausforderung war dabei
die Findung des richtigen Maßes zur Bildung dieser gesetzlich bestimmten Hürde, da
ein zu hoher Prozentsatz auch relativ große „Splitterparteien“ vom Einzug in den
Bundestag hindern würde und damit eine politische Systemschwäche darstellen könnte
(Nohlen 2009, S. 327).
Der Kern des Wahlrechts, welches seit 1956 unverändert ist, ist die Zweiteilung der
Wahlstimme. In den 299 bestehenden Wahlkreisen wird jeweils für jeden Wahlkreis
durch eine „Erststimme“ für ein Direktmandat, und durch eine „Zweitstimme“ über den
insgesamten Parteianteil, in Form von eingereichten Landeslisten abgestimmt. Da die
Zweitstimme strukturbildend das Proporzsystem des Bundestages bildet, gilt sie als
eindeutig wichtigere Stimme. Das Wahlrecht fällt aufgrund der Wichtigkeit der
Zweitstimmen unter die Kategorie der Verhältniswahlsysteme (Gerlach 2010, S. 286;
Korte 2010, S. 49). Bei der Wahl der Landesparlamente gelten dabei die gleichen
Prinzipien der Verhältniswahl und der Fünf-Prozent-Klausel, jedoch gibt es auch
Unterschiede: Überhangmandate werden durch Ausgleichsmandate weitgehend
ausgeglichen, offene Landeslisten ermöglichen in den Hansestädten und in
Süddeutschland eine gezielte Personenwahl. Von Land zu Land unterschiedlich fällt die
Anzahl der direkt vergebenen Mandate aus, auch variieren die Legislaturperioden je
nach Land. (Rudzio 201, S.179)
Mit der „Personalisierung“ der Erststimme wollte man erreichen, dass eine
Assoziation zwischen Wählerschaft und Abgeordneten entsteht. Ob diese Bindung
entsteht ist fraglich, allerdings ist das Wahlsystem der Bundesrepublik mehr auf

19
Personen zugeschnitten, und vermeidet die starke Trennung des Wählers zum
Abgeordneten einer starren Liste wie in der Weimarer Republik. Hier also lässt sich
zumindestens theoretisch eine systematische Möglichkeit des Kontaktes des Wählers
und Politiker feststellen (Klingemann und Wessels 1999).
Auch wenn die personalisierte Verhältniswahl keine zwei Klassen von Abgeordneten
auf Bundesebene ergibt, existieren doch Unterschiede in der Selbstdefinition von direkt
gewählten Kandidaten. Bei einer Befragung von 308 Abgeordneten ergab das Ergebnis
eine Unterscheidung der Abgeordneten ihrer Wahrnehmung die sich in trustees und
delegates kategorisieren lässt (ebd.). Das heißt, dass sich die direkt gewählten
Kandidaten (trustees) mehr Verantwortung für ihren Wahlkreis zusprachen als die auf
Liste gewählten Abgeordneten (delegates). Dies entspricht dem Grundgesetzartikel 38,
der eine dementsprechende ethische Auffassung festlegt. Die Selbstbindung wird also
stärker betont, das Rollenempfinden verändert sich (ebd.). In derselben Studie findet
sich eine Analogie wieder, die auch eine Bindung der Wähler zu ihren gewählten
Abgeordneten per Erststimme demonstriert.
Insgesamt sollte das politische Wahlsystem auf Bundesebene in Deutschland zwei
grundsätzliche Veränderungen institutionalisieren, die die Hauptprobleme in der
Weimarer Republik darstellten: die Parteizersplitterung und die Regierungsstabilität.
Beide Ziele wurden in diesem Sinne erreicht. Wahlpräferenzen können sich durch ein
mittlerweile bipolares verschiedener Koalitionspartner ausdrücken, was generell mit
Regierungsstabilität verknüpft wird (Leaver und Schofield 1990, S. 156-158; Lees
2001, S. 131). Dem deutschen Wahlsystem wurde eine Krisenfestigkeit zugesprochen,
da es trotz Arbeitslosigkeit nicht zu einer Zersplitterung der Parteienlandschaft kam. Die
Funktionalität des Wahlrechts wurde vielfach unter Beweis gestellt und verhalf ihm so
zu großer Akzeptanz, konstatiert Korte (Korte 2010, S. 47).

Die Ausgestaltung der Kommunalwahlen fällt streng verfassungsrechtlich den Ländern


zu, somit gibt es in Deutschland eine Vielzahl von Kommunalwahlgesetzen die jedoch
in der Mehrheit aus einem Verhältniswahlsystem mit freien Listen besteht. Die Wähler
können so ihre Stimmen auf einen Kandidaten kumulieren (anhäufen) oder panaschieren
(verteilen). Nur noch in der Anzahl der abzugebenden Stimmen unterscheiden sich die
Kommunalwahlsysteme der Bundesländer im Detail. Eine Sperrklausel wurde per Urteil
des Verfassungsgerichts vom 13. Februar 2008 für verfassungswidrig erklärt und somit

20
aufgehoben, somit sind die Wahlchancen für kleine oder regionale Parteien deutlich
erhöht (Korte 2010, S. 90).
Die verschiedenen Wahlsysteme wirken sich auf kommunaler Ebene wie
ortsspezifische Besonderheiten auf das Wahlergebnis aus. Je kleiner die Gemeinde,
desto geringer ist die Bedeutung von Traditionen sowie Rollenorientierungen der
Parteien; das Wahlverhalten ist sachorientierter als auf Land- oder Bundesebene. Die
Regierungsbildung ist demzufolge nicht vollkommen untypisch, aber auch nicht
repräsentativ. Die Wähler belohnen oder bestrafen gute Gemeinde- oder Kreispolitik
mit Stimmzuwächsen oder Stimmentzügen. Dabei werden verstärkt kleine Parteien,
Bürgerinitiativen oder rechtsextreme Parteien gewählt (Korte 2010, S. 93).
Der Einfluss der Bundespolitik und der Landesverbände hat seit den 70er Jahren an
Einfluss auf die Kommunalwahlen abgenommen (Korte 2010, S. 93). Da die
kommunalpolitischen Fragen unmittelbaren Einfluss auf die Lebensbereiche der Bürger
haben, organisieren die örtlichen Parteien ihre Wahlwerbung, gerichtet auf aktuelle
Probleme und meist in völliger Eigenregie. Die an vielen Orten eingeführte Direktwahl
des Gemeindeoberhaupts führte zu einer Machtkonzentration des Bürgermeisters, die
zwar korruptionsgefährdend erscheint, allerdings auch eine klare Verknüpfung von
Verantwortlichkeiten herstellt (ebd., S. 94 f.).
Kommunalwahlen werden im Durchschnitt als weitaus weniger wichtig erachtet als
Bundestagswahlen. Dabei bleiben die wichtigsten kommunalen Determinanten lokale
Besonderheiten. Eindeutig ist, dass das kommunale Wahlsystem in weniger dicht
besiedelten Regionen eine starke Bindung an den jeweiligen Kandidaten anstatt an die
Parteien bildet. Parteiliche Netzwerke scheinen auf dieser politischen Ebene eher
hinderlich, da Themen die das lokale Kolorit bestimmen spezifisch und spontan
auftreten. Aufgrund dieser fehlenden Überordnung sind Wahlergebnisse auf
kommunaler Ebene schwer vorhersehbar; die Wähler sind bei Versäumnissen in der
Lokalpolitik weniger nachsichtig (ebd., S.93).

5.1.3 Korruption in Deutschland

Die polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) zählt ausschließlich polizeilich gemeldete


Straftaten. Ist Bestechung nur Begleitdelikt der Korruption, fließt die Straftat statistisch
nicht mit ein. Deswegen ist dieser Bericht nicht für weitere Forschungszwecke geeignet.

21
Wie sehr bei den Behörden die Sensibilität für das Thema fehlt, kann man daran
feststellen, dass von 1971 bis 1993 die Bestechungsdelikte nicht im Einzelnen, sondern
in der Gruppenbezeichnung „Straftaten im Amt“ in der Statistik ausgewiesen waren
(Bannenberg 2004, S. 34).
Dem Lagebild des BKA ist ein kontinuierlicher Anstieg der Verfahren zu
entnehmen. 6 Bei den 2011 erfassten 47.000 Straftaten lag der Schwerpunkt der
polizeilich gemeldeten Korruptionsfälle im Bereich der Wirtschaft (64 %). Somit hat
sich aus dem Vorjahr der Schwerpunkt aus der Verwaltung verlagert (35 %).
Größtenteils werden Bargeld und Sachzuwendungen als Mittel benutzt um die
„Korruptions-Nehmer“ zu bestechen. Dafür erhalten die „Korruptions-Geber“
größtenteils Aufträge (43 %) oder sonstige Wettbewerbsvorteile (19 %). Dabei waren
41 % der Nehmer Amtsträger. Etwa 86 % der Korruptionshandlungen waren
struktureller Natur, d.h. dass die Tatbegehung schon im Vorfeld bewusst geplant wurde
und als Grundlage eine längerfristige Beziehung diente. Dies untermauert auch die
Empirie zu der Dauer der Verhältnisse. Bei 70 % der Fälle war das Verhältnis zwischen
Geber und Nehmer drei Jahre und älter, nur jeder 10te Fall war situativ [einmonatiges
Verhältnis] (Bundeslagebild Korruption des BKA 2011). Das statistische Zahlenwerk
des BKA beschreibt das Ausmaß der Korruption in Deutschland nicht annähernd
zutreffend, und ist deshalb für eine Analyse ebenfalls nur teilweise geeignet
(Bannenberg und Schaupensteiner 2004, S. 35-38). Der Grund hierfür liegt in der
Wahrnehmung der Fallstruktur, welche auf umfangreichen Tatkomplexen mit einer
Vielzahl von Einzelhandlungen verknüpft sein können. Des Weiteren ist erneut das
Problem der Dunkelfeldaufhellung vorhanden. Die aufgeklärten Fälle sind nur ein
kleiner Teil dieses typischen „Heimlichkeitdelikts“, bei dem der Täter von Beginn an
nach Verschleierung aus ist und es an anzeigebereiten Opfern w.z.B. beim Raub fehlt.
Nach Einschätzung der Korruptionsfahnder werden nur 5 % aller Fälle aufgeklärt
(ebd.). Immerhin ist eine kriminologisch-strafrechtliche Untersuchung wichtig, um im
Rahmen der Phänomenologie Rückschlüsse auf die Struktur zu nehmen und daraus die
Schließung einer Strafbarkeitslücke zu bewirken oder Rückschlüsse auf die Effizienz
der entsprechenden Justiz zu nehmen (Studie zur Korruption innerhalb des staatlichen
Bereichs der EU-Mitgliedsstaaten 2007, S. 10).
Bei den gewachsenen Beziehungen handelt es sich meist um Fälle bedeutender
Korruption, die räumlich und personell begrenzt sind. Diese auf Wiederholung
6 Beide Statistiken laufen unabhängig voneinander und lassen sich nicht in Verbindung bringen.

22
ausgelegten Arrangements breiten sich normalerweise nicht über ein Bundesland aus
und verbleiben im meist regionalen Wirkungsbereich des Amtsträgers. Vor allem
Mitarbeiter im Bausektor und Lieferanten für Vorleistungen an den Staat fallen unter
diese Kategorie. Ein weiterer Zweig ist die öffentliche Verwaltung. Auffallend ist, dass
die Bürokraten laut Statistik keiner geringen Besoldungsstufe angehörten und, dass die
Initiative allzu oft von den Beamten ausging. Unternehmer sollten „sich erkenntlich“
zeigen bzw. „Provisionen“ zahlen um die erwünschte Bearbeitung zu erhalten. Im
Zeitablauf der Studie war zunächst keines der Unternehmen bereit die Forderungen
durch Strafanzeige zu unterbinden, die Konsequenzen wären für das Unternehmen
unattraktiver als die Größe der notwendigen Summe. Erst kurz vor dem Konkurs
stehende Unternehmen haben eine Strafanzeige erstattet (Bannenberg 2003).

In dem National Integrity System 2011 (NIS) Report von Transparency International
wird ein breiter Überblick zu den Ursachen und Antikorruptionsbemühungen eines
Landes vermittelt. Im Zentrum stehen hierbei quantitative als auch qualitative Aussagen
die in einer inhaltlichen Breitenanalyse ausgelegt sind. Dabei werden 13 Bereiche des
jeweiligen Landes analysiert. Als Integritätssystem wird dabei das Zusammenspiel aus
den 13 Bereichen: Legislative, Exekutive, Judikative, öffentliche Verwaltung,
Strafverfolgung, Wahlleitung, Ombudsmann, Rechnungshof, Antikorruptionsbehörde,
Parteien, Medien, Zivilgesellschaft und Wirtschaft beschrieben. In einem
vorangestellten executive summary werden Verbessungs- und Handlungsmöglichkeiten
dokumentiert. So drängt der Bericht z.B. zu einer Einführung eines
Parteifinanzierungsberichts und darauf den Parteiapparat grundlegend unter dem Aspekt
der Korruptionsprävention zu überprüfen (NIS Report Germany 2011, S.10).
Als schwächste Glieder des Staatsapparats werden der öffentliche Sektor und die
Parteien angegeben. In der öffentlichen Verwaltung stellt demnach vor allem die
mangelnde Ressourcenausstattung ein Problem dar. Kritisiert wird auch die mangelnde
Transparenz bei Informationsbeschaffung, die mangelhaften Schutzprogramme für
interne Hinweisgeber (Whistleblower) und die uneinheitliche Zusammenarbeit mit
NGOs wie TI, die anscheinend von der Willkür der Spitzenbürokraten abhängt.
Dennoch wird die Integrität der öffentlichen Verwaltung als gut (4 von 5 Punkten)
bewertet. Grund hierfür ist auch die föderale Verwaltungsgliederung und die damit
einhergehenden differenzierten Verwaltungszuständigkeiten:

23
„Prägend für die deutsche Verwaltung sind die besondere föderale Struktur und die
unterschiedliche Verteilung von Gesetzgebungs- und Verwaltungskompetenzen auf die
einzelnen Ebenen. Dies führt dazu, dass die überwiegende Zahl der Verwaltungsaufgaben in
den Ländern und Kommunen wahrgenommen wird.“ (NIS Report Germany 2011, S. 61).

Die Parteien wurden, wie fast alle der 13 Bereiche, auf einem sehr elaborierten Niveau
kritisiert. Das größte Problem der Parteien liegt demnach bei der Parteifinanzierung und
der Ämterpatronage. Demnach scheint es immer noch nicht genügend Transparenz bei
Parteispenden zu geben, die Personalauswahl bei öffentlichen Verwaltungen erstreckt
sich auf die Belohnung von Parteigängern (ebd., S. 121-126).
Insgesamt wurden die untersuchten Bereiche in Staat und Gesellschaft vom NIS-Report
in Deutschland als positiv bewertet. Das Integritätssystem zur Korruptionsprävention
und -repression wird demnach als gut bis sehr gut bewertet. Eine Einrichtung einer
eigenen Antikorruptionsbehörde wird als nicht erforderlich erachtet (ebd., S.7, S. 174-
176).

5.2 Frankreich

5.1.2 Unitaristische Ordnung

„Im Gegensatz zum Bundesstaat steht der Einheitsstaat oder Unitarismus, in dem die
Ausübung der staatlichen Gewalt auf den Zentralstaat beschränkt ist“ (Gerlach 2010, S.
122) Frankreich gilt als Paradebeispiel eines zentralisierten Staatswesens. Dabei bildete
sich das Konzept des Zentralstaats nicht über einen Konsens der Gesellschaft, sondern
durch nationale Identifikationssymbole (Kempf 2007, S. 24).
Nach dem Zweiten Weltkrieg war sich Frankreich seiner politischen Ordnungs- und
Entscheidungsstrukturen unsicher, was schließlich zum Scheitern der IV. Republik
führte. Den Appell an das Nationalgefühl, mit einer Regierung über Parteigräben und
ideologische Fragmentierungen, durch Rückgriff auf historische Traditionen und eine
spezifische nationale Vision der französischen Stellung zu manifestieren, übernahm der
Volksheld Charles de Gaulle. Am 3. Juni 1958 wurde der Verfassungssatz zur V.
Republik von der Regierung de Gaulles eingebracht und von der Nationalversammlung
mit großer Mehrheit verabschiedet (Kempf 2007, S. 30 f.). Durch eine Stärkung der
Exekutive in Form einer doppelköpfigen Funktion des Staatspräsidenten sollte stabiles
Regieren auch im Falle von schwachen Parlamentsmehrheiten gewährleistet werden.
Wegen der prärogativen Kompetenzen des Staatspräsidenten gilt die Verfassung der V.

24
Republik als parlamentarisches Regierungssystem mit Präsidialdominanz (Schild 2006,
S. 68-69).
Der französische Zentralismus hat auch im 20. Jahrhundert wesentlich zur
Vereinheitlichung der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Lebensbedingung der
einzelnen Regionen beigetragen. Wegen der Verwirklichung des republikanischen
Gleichheitsgrundsatzes wurde dies keineswegs als Fremdbestimmungsorgan aus dem
fernen Paris wahrgenommen (Schild 2006, S. 109). Allerdings war dies nicht immer so.
Der zentralistische Verwaltungsbau besitzt in Frankreich eine jahrhundertealte Tradition
und Frankreich wuchs dabei nicht aufgrund einer inneren Homogenität zu einem
zentralistischen Nationalstaat zusammen. Die zahlreichen Differenzen, ob ethnisch,
kulturell oder wirtschaftlich führten grade zu der Notwendigkeit eine starke Mitte zu
gründen (ebd., S.110). Die während der Französischen Revolution zerschlagenen
feudalen-absolutistischen Zwischengewalten und die Zentralisierung von Macht dienten
zur Ausgleichung der sozialen Spannungen, durch eine durchsetzungsfähige
Zentrumsgewalt. Die Kehrseite dieser Entwicklung allerdings bestand in der konstitutiv
veranlagten, großen Distanz zwischen den Entscheidungsgebern und den
Entscheidungsnehmern (Schild 2006, S. 31). Eine partizipative politische Kultur konnte
unter diesen Umständen nie richtig entwickeln (Schild 2006, S. 31). Gleich den
Assoziationsproblemen, wie oben erwähnt, ließe sich dies als historisch gewachsenes,
politisches Prinzipal-Agent-Problem bezeichnen, in dem Informationsasymmetrien der
Beteiligten zu Ineffizienzen führen.
Aufgrund der großen Zahl der französischen Gemeinden und ihrer finanziellen
Abhängigkeit von der Zentralgewalt wurden viele wichtige Entscheidungen direkt in
Paris getroffen oder wenigstens von dort beeinflusst. Dies reduzierte die Anreize sich
auf lokaler Ebene zu engagieren (ebd., S.31). Diese Komponente des französischen
politischen Systems führte zu Verdruss und einer obrigkeitskritischen politischen Kultur
in der die Protestveranstaltungen sich von 1981 bis 1999 fast verdoppelt haben. Auch
das verbreitete negative Image der Classe politique wird dem Aufdecken zahlreicher
Korruptionsskandale geschuldet. Eine repräsentative Meinungsumfrage ende 2000
bewertete die Politiker Frankreichs zu 64 % als eher korrupt (Kempf 2007, S. 27 f.). Bei
einer Umfrage des Global Corruption Barometer (2013) bewerteten Befragte aus
Frankreich auf einer Skala von 1 bis 5, wobei 5 extrem korrupt bedeutet, ihr politischen
Parteien mit 4.

25
Der Zentralstaat ist nicht nur in seiner Hauptstadt Paris mit seinen Ministerien
präsent, sondern auch durch die nachgeordneten Dienststellen der Zentralverwaltung.
Die drei nachgelagerten Gebietskörperschaften: Regionen, Departements und
Gemeinden haben dabei nebeneinander liegende Kompetenzen, d.h. sie sind einander
nicht weisungsberechtigt (Hoffmann-Martinot 2005, S. 324). Allerdings kann die
Zentralregierung einer Ebene der Gebietskörperschaften eine Art Projektführerschaft
einräumen (Schild 2006, S. 111). Hier spielen vor allem die regionalen und
departementalen Direktionen der Ministerien eine wichtige Rolle. Dabei wird der von
Regierung bestimmte Präfekt als Repräsentant des Staates und Garant des Gemeinwohls
auf lokale Partikularinteressen eingesetzt (Kempf 2007, S. 315, Hoffmann-Martinot
2012, S. 94)
Das französische System der der Gebietskörperschaften lässt sich als
Bürgermeisterverfassung bezeichnen, weil seiner Macht nur wenige institutionelle
Grenzen gesetzt sind, er bestimmt den Gemeinderat, delegiert Beigeordnete in der
Verwaltung und ist Vorsitzender in beiden Gremien, m.a.W.: „er beherrscht die
kommunalpolitische Szene“ (Hoffmann-Martinot 2012, S. 97 f.).7 Dies wird durch seine
lange Amtsdauer verstärkt. Zwar müssen die Bürgermeister sich alle 6 Jahre zur
Wiederwahl stellen, doch Personenwechsel gibt es eher selten (ebd.). Weil
Bürgermeister nicht immer ein Gehalt sondern eine gestaffelte Entschädigungssumme
erhält, kommt es oft zu Doppelmandaten der Lokalpolitiker, aber auch der Präfekten der
Departements, die manchmal auch die Funktion eines Parlamentariers erfüllen.
(Kempf 2007, S. 310). Vermutlich wegen den gegeben institutionellen Möglichkeiten,
der langen Legislaturperiode, den mehrfachen Mandaten oder der hohen Chance in
seinem Amt zu verbleiben kam es in der Vergangenheit immer wieder zu
Korruptionsvorfällen unter Bürgermeistern (ebd.).
Ein Hauptproblem der französischen Infrastruktur, vermutlich als Konsequenz der
politischen und wirtschaftlichen Konzentrationen, ist die Vielzahl und Größe der
französischen Gemeinden. Von den 36.782 Gemeinden haben 75 % weniger als 1000
Einwohner und über 21.000 sogar weniger als 500 Einwohner. Dies ist in diesem Maße
einmalig in Europa (Hoffmann-Martinot 2012, S. 94). Aufgrund der geringen
Einwohnerzahl und den damit verbundenen geringen finanziellen, personellen und
administrativen Ressourcen können die Gemeinden die Möglichkeiten, die ihnen eine

7 Dies gilt übrigens auch bei den anderen zwei Gebietskörperschaften.

26
Dezentralisierung bietet, kaum nutzen. Ein Gesetz zu kommunalen Neugliederungen
änderte an den Kompetenzen der Gebietskörperschaften äußerst wenig. Dieser
Misserfolg basierte vor allem auf der mangelnden Kooperationsbereitschaft der
zentralen Machthaber die oft auch den kommunalen Mandatsträger stellen, und so eine
doppelte Blockade formieren, um durch die Stärkung zwischen der politischen
Zwischenebenen (Regionen, Departements) nicht an Macht zu verlieren (ebd., S. 95).
Gegenüber den Forderungen nach mehr Autonomie in den regionalen Zonen des
Landes wurden immer wieder zentrifugale Prozesse beschworen, die es geboten
erschienen, von weiteren föderalistischen Tendenzen möglichst Abstand zu nehmen.
Unter diesen Umständen erscheint die Reform, die die Nationalversammlung 1982
beschloss, und die das Gesetz enthielt, welches die „Rechte und Freiheiten der
Gemeinden, der Departements und Regionen“ ausweiten sollte revolutionär (Kempf
2007, S. 308). Ursprüngliches Ziel war die Stärkung der institutionellen Autonomie, die
Abschwächung der Staatsaufsicht und Ausweitung der Gemeinden bzw. der
Gebietskörperschaften (ebd.). Der Zentralismus, „das Handicap für Frankreich“, sollte
durch mehr lokale Demokratie und durch eine „Republikanisierung des näheren
Umfelds“ (République des proximités) ersetzt werden, so Jaques Chirac während des
Präsidentschaftswahlkampfes im Jahr 2001 (Chirac 2001). Erstmals, am 28. März 2003,
wurde ein Zusatz in die französische Verfassung in einem Kernsatz unter Absatz 72
eingefügt, der den Regionen eine dezentrale Organisation zuspricht (Hoffmann-
Martinot 2005, S 338).
Die Abgrenzung der Kompetenzen zwischen Staat, Kommunen, Departements und
Regionen existiert nun schon seit 2003 auf dem Papier, ist aber in der Praxis
verschwommen. In vielen Sektoren kommt es zu Überlappungen, was die
Entscheidungskanäle undurchsichtig macht. Verstärkt wird dieser Effekt noch durch
Mischfinanzierung von öffentlichen Projekten. (Hoffmann-Martinot 2005, S. 336). In
einzelnen Sektoren ist der Zentralstaat ein sehr viel wichtigerer Akteur als in
Deutschland, besonders in den Aufgaben, die in Deutschland ausschließlich den
Ländern unterliegen (Hoffmann-Martinot 2005, S. 339 f.). Aufgrund seiner
konstitutiven Stellung kann sich der Zentralstaat aller dezentralistischen Tendenzen
widersetzen. Besonders durch eine Rezentralisierung der lokalen Finanzen wurde den
Regionen und Kommunen ein empfindliches Maß an finanzieller Autonomie entzogen
(Hoffmann-Martinot 2005, S. 338). Der unter Chirac damalige Premierminister Jean-
Pierre Raffarin hat während der Umsetzung seiner Reformansätze gefordert, dass das

27
Land nicht in quasi-föderalistischem Sinne in Anlehnung an Deutschland verändert
werden soll (ebd.). Insgesamt haben die Bemühungen zur Dezentralisierungreform
dabei nur sehr magere Ergebnisse erbracht. Umso erstaunlicher erscheint dies, da das
mehrheitsdemokratische, zentralistische politische System Frankreichs „ [sonst] besser
dazu in der Lage zu sein scheint, umfassendere Reformen durchzusetzen, als
föderalistische bzw. stark dezentralisierte Konsensdemokratien“ (Hoffmann-Martinot
2005, S. 340).

Äußerlich änderte sich an der von Napoleon I. historisch verstärktem Wahrnehmung


vom Zentralismus im Laufe der Jahrhunderte nicht viel (Kempf 2007, S. 308).
Dennoch hat sich seit den funktionalen Zersplitterungen eine Enthierarchisierung der
politisch-administrativen Strukturen gebildet. Das Nebeneinander von den
Gebietskörperschaften und anderen Institutionen erinnern an die unübersichtliche
Situation des vorrevolutionären Frankreichs (Hoffman-Martinot 2005, S. 323). Der
Fortgang der Dezentralisierung scheint nicht voranzukommen, da das Bündnis aus
Staatsbeamten und politischen Kompetenzträgern Interesse daran hat, die existierenden
Gleichgewichte zu erhalten, und sich dabei auf die Verfassung und die „unteilbare“
Republik beziehen (ebd., S. 336 f.).

5.2.2 Wahlen in Frankreich

Die Wahlen in Frankreich sind im Allgemeinen nicht in die Verfassung integriert,


d.h. Gesetzestexte können mit Leichtigkeit durch eine parlamentarische Mehrheit
verändert werden. Wahlrechtsänderungen sind also nichts Ungewöhnliches. Frankreich
ist auch das einzige Land, dass nach dem Zweiten Weltkrieg mehrfach einen Wechsel
zwischen Mehrheits- und Verhältniswahlsystem vollzogen hat, nämlich 1958, 1985 und
1986 (Gerlach 2010, S. 284).
Bei der direkten Wahl der Nationalversammlung, der wichtigeren Kammer des
Parlaments, wird das romanische Wahlsystem als Mehrheitswahlrecht (fait majoritaire)
angewandt: Einer von 555 Kandidaten (im Mutterland, 22 in Überseegebieten) wird
gewählt, sofern er im ersten Wahlgang über 50 Prozent der Stimmen erhält. Falls dies
nicht der Fall ist, werden die Kandidaten die eine Pluralität in einem zweiten Wahlgang
erreichen, ausgewählt. Der zweite Wahlgang findet eine Woche später statt, und lässt
nur Kandidaten zu, die bereits 12,5 % der Stimmen sammeln konnten. Dieses System

28
führt zu einer semi-geschlossenen Wahlform. Denn: Der zweite Wahlgang ist nicht
einfach nur eine Wiederholung des ersten. Im zweiten Wahlgang kann es vorkommen,
dass nicht mehr als zwei Kandidaten zur Wahl stehen und einer der Wahlkämpfer
freiwillig ausscheidet. Dies kann den Grund haben, dass die Parteien übergeordnet
koalieren wollen, und der Kandidat aus Parteizwang oder -zweck zurücktritt. Meist ist
dies natürlich derjenige mit weniger Stimmen. Der zweite Urnengang wird also zu
einem Wahlgang der sich auch auf nationale Ebene auswirkt. Bei zwei Dritteln dieser
zweiten Wahlgänge finden sich nur zwei Kandidaten wieder, die Entscheidung ist also
meistens bipolar (Nohlen 2009, S. 313). Sollten sich zwei oder mehr Kandidaten im
zweiten Wahlkreis wiederfinden reicht eine relative Mehrheit. Zwar erlaubt dieses
System eine politische Mehrparteilandschaft, weil kleine Parteien Wahlbündnisse
eingehen können, aber diese Absprachen fördern insgesamt politische Blöcke, in denen
kooperiert wird (Gallagher 2006 S. 122). Auf diese Weise wird die traditionelle starke
links-rechts Opposition gefestigt. Im Unterschied zur IV. Republik, die
Verhältniswahlen ermöglichte und daran zerbrach, schaffen diese Maßnahmen
allerdings eine stabile Mehrheit im Parlament (Vogel 2005). Kleinere Parteien nehmen
teilweise an den unmöglich zu gewinnenden Erstwahlen teil, um sich im Falle einer
notablen Wählerschaft strategisch zu positionieren. Auch die relativ großzügige
Parteifinanzierung macht den Wettkampf um Stimmen für die kleinen Parteien die
Mühe wert. Seit 1990 werden allen politischen Gruppen, von denen 50 oder mehr
Kandidaten in die Nationalversammlung gewählt werden, öffentliche Gelder zur
Wettkampffinanzierung rückerstattet. Bis zu dem Jahr 1988 gab es vorerst keine
staatliche Parteienfinanzierung, was zu illegalen Beschaffungsmaßnahmen der Partien
führte. Öffentliche Aufträge wurden mit der Bedingung verknüpft „Prüfaufträge“,
erlassen durch die Gemeindeverwaltung zu bezahlen. Weitere Agenturen,
Marktforschungsinstitute und Unternehmensberatungen dienten den Parteien als
Inkasso-Betriebe, welche zur Sammlung von Unterstützungsgeldern dienten (Kempf
2007, S. 262 f.).
Ein Faktor, der die vielfältige Parteienlandschaft in der Vergangenheit zusätzlich
beeinflusst hat, ist die Sperrklausel für die Zweitwahlgänge, welche bis 1966 noch 5 %,
bis 1976 10 % und seitdem auf 12,5 % angehoben wurde. Dies dient dazu, die Wähler
zum vote utile anzuregen, d.h. eine ernsthafte Präferenz zu erwägen, und kleinen
Parteien die Möglichkeit der politischen Erpressung zu erschweren (Gallagher 2006, S.

29
123). Es hat aber auch die Konsequenz zur Folge, dass politische Sekundärpräferenzen
zum Ausdruck kommen.

Die finale Konsequenz dieses Wahlsystems ist das spezifische Wahlverhalten, das
auch Désistement genannt wird, welches einen zentripetalen Wettbewerb der
bürgerlichen als auch linksparteilichen Kräfte bündelt. (Kempf 2007, S. 235) Um ihre
Wählerschaft zusätzlich zu verstärken tendieren aus diesem Grund die beiden großen
Parteien mit ihren Wahlprogrammen in ein politisches Zentrum, um so viele Stimmen
wie möglich sicherzustellen. Dies entspricht auch dem Medianwählermodell, in dem ein
politischer Programmkorridor den normalverteilten Erwartungen der Wähler entworfen
wird. Dabei fällt der Großteil der Wähler auf den Median der annähernd
normalverteilten Wählereinordnung, da sich dort besonders viele Stimmen gewinnen
lassen (Congleton 2002).

5.2.3 Korruption in Frankreich

Die Agentur Service Central de Prévention de la Corruption (SCPC) wurde 1993 als
System für die zentrale Erfassung von Informationen über Korruptionsdelikte
gegründet. Dem Bericht nach waren im Jahr 2009 bis zu 8.658 Straffälle der politischen
Korruption zuzuordnen, bei denen 3.991 gewählte Politiker und 4.667 mit öffentlichen
Aufträgen betreute Personen involviert waren (Service Central de Prévention de la
Corruption 2010, S. 35).8 Dabei wurde in 152 Prozessen 229 Personen verurteilt (SCPC
2010, S. 38 f.; Zeiser 2012, S. 62). Die Gründe, warum es zu relativ wenigen
Gerichtssprüchen – im Verhältnis zu den bekannt gewordenen Strafanzeigen – kam sind
vielfältig. Neben den langwierigen Prozessen, die auch eine Vielzahl von weiteren
Begleitdelikten ergab, waren es auch die sozialen „Stellung“ und der politische
Rückhalt der Angeklagten, der letztendlich zu Freisprüchen oder nur symbolischen
Strafen geführt hat. Diese Tatsache wird dadurch bestätigt, dass den Politikern, die
wegen Korruption verurteilt wurden, in Wahlumfragen erneut das Vertrauen
ausgesprochen wurde (SCPC 2010, S. 38 f.). Des Weiteren konnten über 43,3 % aller
Fälle der Prozess aufgrund der mangelnden Beweislast nicht weitergeführt werden.
Dabei hat die SCPC eine mangelhafte Ausbildung der beteiligten Ermittler und Juristen

8 Aufgrund der inhärenten Differenzen des französischen Rechtssystems vom deutschen, sind die Zahlen nur bedingt
vergleichbar.

30
und eine unzureichende Ausstattung der Justizbehörden festgestellt. (ebd., S. 40 f.) Bei
einer statistischen Erfassung über 137 gesammelte Fälle aus den Jahren 2008 und 2009
hat die SCPC die Ursprungsorte der der Korruption angezeigten Vorfälle erörtert. Dabei
war Paris von den 137 Fällen 27-mal der Ursprungsort der Machenschaften (ebd., S.
46).
Auch wenn die Straftatbestände des missbräuchlichen Handels mit Kompetenzen in
Frankreich statistisch gesehen von untergeordneter Bedeutung sind, führen sie wie in
Deutschland zur Schließung von juristischen Freiräumen. Vergangene Verfahren wären
ohne die Erfahrungen aus vergangenen Fällen nicht entstanden. Durch die Analyse der
gesammelten Fälle wurden Orientierungsmuster für Korruptionsdelikte eingerichtet, die
die Beweisführung erleichtern sollten (Zeiser 2012, S. 64).

Bei Frankreichs NIS-Report werden zunächst die sozio-ökonomischen Probleme


angeführt. Das Auseinanderdriften der sozialen Kohäsion könnte dabei, auf Dauer, eine
sozio-politische Spaltung schaffen. Als möglichen Grund werden sozio-kulturelle
Korruptionen genannt. Darunter ist sehr wahrscheinlich eine Vernetzung bei der
Allokation von Arbeitsplätzen gemeint, die externe Gruppen ausschließen und so zu
weiteren Spannungen führen. Weitere Mängel der Studie werden bei der politischen
Partizipation und den Undurchsichtigkeiten von Kompetenzen bzw. die Mangelnde
accountability hervorgehoben (NIS Summary France 2011).Die größten Probleme mit
Korruption scheinen jedoch in Frankreich bei der Legislative, Exekutive und Judikative
zu liegen.
Den Abgeordneten des Parlaments wird in diesem Bericht aktives und unfaires
Lobbying unterstellt, sowie Machtmissbrauch bei privaten Interessenskonflikten. Schuld
daran sollen die Doppelmandate von lokalen und zentralen Ämtern haben. Eine
Empfehlung des NIS-Report 2011 lautet:

“Reinforce parliamentary incompatibilities by prohibiting any other function as a local


elected official or managing a function in a public or private entity”

Aus der judikativen Perspektive werden Prozesse und Einzelfälle nicht konsequent
genug verfolgt. Mehr als 37,5 % aller Fälle mit Korruptionsverdacht werden wieder
eingestellt, bei nur jedem zehnten Fall kommt es zu einem Urteil. (SCPC 2011, S. 39).
Diese Diskrepanz zwischen Legislative und Judikative scheint durch die Abwesenheit

31
einer gemeinsamen Basis für angemessene Rechtsprechung untermauert zu werden
(SCPC 2010, S. 38-41). Bei der Frage, ob der Korruption beschuldigte Politiker von den
Bürgern weiterhin in ihren Ämtern akzeptiert werden würden, zeigte sich die Mehrheit
nachsichtig:

„Studies have shown that French citizens are often indulgent with favouritism and other
forms of arrangements, and that they have an ambiguous perception of corruption
(Lascoumes 2010)“

was allerdings der Studie Umfrage des TI Barometers widerspricht (2013, S. 36).9 Die
Empfehlung des NIS-Reports für dieses Problem lautet:

“Extend settlement procedures (by pleading guilty) to corruption cases under certain
circumstances and thus offering a faster and more efficient judicial system.”

Insgesamt spricht der NIS Summary (2011) den französischen Institutionen im


politischen Kontext eine relative Integrität zu, welches der langen demokratischen
Geschichte anzurechnen sei.

6. Zusammenfassung empirischer Studien

In der Studie von PTT zu den Wahlsystemen laufen die Korrelationen für
Deutschland und Frankreich gegen die Annahme, dass das (Listen-)Wahlsystem und die
Distriktgröße eine niedrige Korruption ermöglichen. Bei Deutschland liegt der Wert für
PLIST bei 0,5, was wegen der Aufteilung zwischen Listen- und Direktmandaten
naheliegt. Die Distriktgröße liegt bei 0,48, dies lässt sich anhand der Überhangmandate
erklären. Das Korruptionsniveau liegt bei dieser Erhebung für Deutschland insgesamt
bei 1,96. Da die Studie Daten aus den Jahren 1997-1999 zu Grunde liegen, ist die
Skalierung invertiert, d.h. ein möglichst niedriger Wert weist auf eine möglichst
niedrige Korruption hin und umgekehrt. Bei Frankreich liegen beide Werte für PLIST
und DISMAG bei 0, welches auf eine eigentlich direkte Verbindung zum Kandidaten
hinweist, allerdings liegt der CPI Wert bedeutend höher bei 3,35 (siehe Tabelle 2 und
3). Um festzustellen, ob dies einen Ausreißer darstellt, lassen sich ein paar einfache
Vergleiche anstellen. Spanien z.B., welches eine föderale Transition erlebt und starke
Werte für PLIST und DISMAG aufweist, besitzt auch einen hohen Korruptionswert

9 Der TI Barometer unterscheidet hier zwischen political parties und public officials, dennoch sind die Werte für beide
Indikatoren sehr korrupt (4,0) und mäßig korrupt (3,4).

32
(3,8); die Vereinigten Staaten wiederrum haben bei beiden Quotienten einen Output von
0 und sind dennoch etwas (2,46) korrupt. Länder wie Finnland, Dänemark, Schweden
oder Norwegen haben alle sehr hohe Werte für DISMAG und PLIST und gehören bei
dieser Studie zu den Ländern mit der niedrigsten Korruption. Unter dieser Betrachtung
scheint die These sich nicht zu bestätigen, dass ein Majoritätswahlsystem mit weniger
Korruption korreliert. Auch Philip Manow kritisiert in seinem Paper die PTT Studie
wegen ihrer Fehler im Studiendesign. In die Erhebung fließen nämlich zu 40 % auch
Staaten die laut dem FreeHouse-Index nicht als demokratische eingestuft worden sind.
Dennoch entdeckt er in einer angepassten Version der Erhebung auf einen
Zusammenhang zwischen der Listenwahl und der Korruption (siehe Anhang Tabelle 1;
Manow 2003).
Weiters wird die Studie dadurch beeinflusst, dass eine kausale Ambiguität durch die
Bedingtheit der beiden Koeffizienten entsteht. Wahlkreise mit Mehrheitswahlrecht
haben normalerweise kleine Ausmaße mit vielen möglichen Kandidaten, d.h. auch die
Zahlenwerte der beiden Quotienten fallen klein aus. Sofern also die Hypothese zutrifft,
dass diese beiden Faktoren jeweils einzeln eine niedrigere Korruption bedingen, sie aber
gleichzeitig einander bedingen (Korrelation von 0,86), stellt sich die Frage welcher der
vorherrschende Faktor ist. Dies prüft die PTT Studie indem sie PLIST und DISMAG
durch eine Dummy Variable MAJ ersetzt, die einen Wert 1 für Majoritätswahlen
annimmt. Dieser Test also umfasst nur grob die Unterscheidung zwischen der
Dimension der Konsensorientierte Regierungssysteme und
Mehrheitsregierungssysteme. Das Ergebnis für diesen Test ist negativ und statistisch
signifikant, allerdings fließen bei der Berechnung Daten aus Ländern mit ein, die nicht
als demokratisch betrachtet werden (PTT-Studie 2001, Tabelle 1). Weil der
Zusammenhang bei der korrigierten Erhebung einzig zum dem Koeffizienten PLIST
(Tabelle 1) signifikant ist und eine höhere Korrelation zwischen diesem Faktor und
MAJ existiert, scheint dies der maßgebliche Faktor für MAJ zu sein, d.h. Listenwahlen
führen zu einer sehr leichten Erhöhung von Korruption. Allerdings soll dieses Ergebnis
wegen des Studiendesigns nicht weiter berücksichtig werden.

Treisman (2000), behauptet dass er einen empirischen Zusammenhang zwischen


Korruption und Föderalismus gefunden hat, der auf der Annahme beruht das
Unternehmen verschiedene Stufen der politischen Kompetenzträger bestechen müssen.
Des Weiteren erklärt er, wie es generell zu einer leichten Missinterpretation der

33
Korrelationen von föderalen Strukturen und Korruption kommt. Dadurch, das föderale
Strukturen mit wirtschaftlicher Entwicklung, d.h. BIP und uniterrupted d.h.
durchgängige Demokratie welche korruptionssenkende Faktoren multikollinear
verknüpft sind. Das bedeutet, dass Föderation, wie Lijphart in Patterns of Democracy
bestätigt, zwar ein Garant für Frieden, durch die Ausgleich bei ethnisch-linguistischen
Spaltungen ist, und dadurch auch attraktiv als Investitionsstandort ist10, aber dennoch
eine höhere Korruption aufgrund von mangelnde Produktivität aufweisen (Treisman
2000).
Insgesamt entdeckt Treisman (2000) bei der Studie einen sehr leichten
Zusammenhang von Föderalismus und Korruption. Während manche Wissenschaftler
diesen sehr leichten, Zusammenhang zwischen föderal gegliederten Systemen und
Korruption unterstützen (Goldsmith 1999) haben andere wiederum habe in ihren
quantitativen Erhebungen versucht, Föderalismus indirekt mit Korruption in
Verbindung zu bringen, indem sie die fiskale Dezentralisierung mit der föderalen
Beschaffung ersetzten (Fisman und Gatti 2002). Dass eine fiskale Dezentralisierung
signifikant mit weniger Korruption verknüpft wird, wurde bereits erwiesen In der Regel
sind föderale aufgebaute Länder nicht zwingend fiskal dezentralisiert, dennoch lässt
sich hier eine positive Verbindung aufstellen die durch eine Studie von Ebel und Yilmaz
untersucht wurde (2002). In dieser Studie wird der durchschnittliche sub-nationale
Anteil der Haushaltsausgaben als Indikator der fiskalen Autonomie genommen. Bei der
Messung hat sich ergeben, dass bei föderal gegliederten Ländern eine Aufteilung der
nächsthöheren sub-nationalen Stufe bei 38 % und bei unitaristischen Ländern bei 22 %
liegt [Deutschland 36 %] (statistische Jahrbuch 2012 S. 258). Es gibt allerdings auch
Staaten, die unitaristisch gegliedert sind, und eine hohe fiskale Autonomie besitzen. So
zum Beispiel die skandinavischen Länder, die auf sub-nationaler Ebene über ungefähr
30 % der Gesamtausgaben verfügen, und dazu noch eine sehr niedrige Korruption
besitzen (Freille Haque Kneller 2008, S. 3). Dies wird auch durch die Tabellen 3,4 und
5 bestätigt, die eine Kollinearität der föderalen Konstituierung durch Indikatoren einer
dezentralen Gliederung darstellen w.z.B. die Anzahl der Länder und politischen Ebenen
[states, tiers] (Freille Haque Kneller 2008; siehe Anhang Tabellen 3,4 und 5). Daten aus
der Studie von Freille, Haque und Kneller ergeben zudem, dass unitaristische Staaten
die sich historisch zentralstaatlich konstituiert haben, geringere Korruptionsquoten

10
Dies wird unter anderem auch an der unabhängigen Zentralbank in Föderalstaaten festgemacht,
siehe hierzu Lijphart 1999 Kapitel 13.

34
vorweisen, als vor allem solche, die diesen Prozess der Dezentralisierung „quasi“
nachträglich institutionalisieren.

7. Fazit

Korruption ist ein sehr vielfältiges und schwierig zu erfassendes Delikt. Dabei
kommt es auf das Ermessen jedes Einzelnen an welche Dienste oder Geschenke an
einen Freund oder Verwandten nur harmlose Hilfsdienste oder Gefälligkeiten darstellen.
Durch eine sich fortwährende ethische Entwicklung hat der kulturelle Wertewandel seit
Beginn der Neuzeit einen Quantensprung gemacht und sich seitdem zu einem
überschneidenden Wertebild manifestiert. Bleibt immer noch die Frage aus, inwiefern
die Bevölkerung eines Landes diese Wertebilder implementiert: Wirft man einen Blick
auf das tabellarische Ranking des CPI 2012 dann liegt Deutschland auf Platz 13 mit
einem Wert von 79, während Frankreich sich mit 8 Punkten auf Platz 22 aufhält. Wenn
also dieser Wert niedriger für Deutschland ausfällt, dann ließen sich folgende
Annahmen für die Wahrnehmung resümieren: a) in Deutschland existiert ein „anderes
Wertebild“ von Bestechung, Patronage oder Seilschaften. b) in Frankreich gibt es im
Unterschied zu Deutschland ein weniger stark ausgeprägtes Rechtsverständnis zur
Korruption, insbesondere wegen des kulturellen Hintergrundes (Stichwort
Nationalpatriot Chauvin).
Zu den Beobachtungen über das politische System allerdings lassen sich konkretere
Schlüsse ziehen: Anhand der föderalen Gliederung können wir bei Deutschland trotz
anfänglicher zentripetaler Tendenzen der Macht gegenüber Frankreich eine klare
Verteilung und Abgrenzung öffentlicher Zuständigkeitsbereiche erkennen. Die stetige
Einbindung vom Bundesrat als Länderkammer hat moderierenden Einfluss, was
wiederum zu einer politischen Abgleichung zwischen Bund und Länder führt. Durch die
souveräne Stellung der Länder artikulieren sich politische Erwartungshaltungen
einfacher, die Transmission der Willensartikulation muss kleinere Strecken zurücklegen
als in Frankreich. Zudem besitzt der Bundesrat bei bestimmten Gesetzen (suspensive)
Vetomacht, damit hat die Zentralmacht einen ernst zunehmenden politischen Gegenpart,
der selbst durch ein Kollektiv von untereinander souveränen Teilhabern gebildet wird.
Unter den Aspekten der föderalen Kompetenzabgrenzungen und definierten
Verwaltungszuständigkeiten erscheinen administrative Ermessenszonen Einzelner (im

35
Sinne von Belastungskorruption) schwerlich durchsetzbar. Des Weiteren werden durch
diesen Prozess der Transparenzschaffung von öffentlichen Abläufen, Korruptionen
schneller sichtbar.
Durch die Annäherung der sozio-ökonomischen Lebensverhältnisse der
Bundesländer entwickeln sich keine sozio-politischen Divergenzen, die ihrerseits
korrupte Inzentiven fördern. All dies sind Faktoren die ein politisches Bewusstsein
unter den Bürgern fördern, und somit Korruption durch einen integeren Wertekorridor
aussondern.

Korruptionsmindernd funktioniert auch das repräsentative Verhältniswahlsystem,


welches ein demokratischeres Bewusstsein fördert. Gepaart mit den Direktmandaten
Bundes- und Landtagswahlen lässt sich auf Bunde- und Landesebene somit eine
Verknüpfung von Person und Politik erstellen. Dadurch entsteht nicht nur aufseiten der
Wähler ein anderes Verhältnis zur Integrität des Politikers. Des Weiteren könnte durch
das repräsentative Wahlsystem ein schmalerer Wertekorridor entstehen, da sich
politische Erstpräferenzen zu einem relativ hohen Anteil in die Politik umsetzen
können. Zwar nähern sich die großen Volksparteien in Deutschland wie in Frankreich
an das Konzept des Median-Wählers an, dennoch besitzen die kleineren Parteien im
wahrscheinlichen Fall von Koalitionsbildungen eine entscheidende Funktion: Erstens,
sie erhöhen durch ihre Wahl das politische Bewusstsein der Wähler. Zweitens werden
keine Mehrheiten durch Sekundärpräferenzen gewählt. Inwieweit beeinflusst nun dies
die Korruption? Es schafft ein moralisches Bewusstsein, der demokratischen
Willensbildung, und schafft so ein sozio-politisches Wertegefüge.

Insgesamt lässt sich aus verschiedenen Berichten herauslesen, dass die Korruption in
Deutschland nicht als allzu ausgeprägt wahrgenommen wird und die Institutionen im
Allgemeinen gut gegen Korruption gewappnet sind. Dies sieht man auch anhand des
NIS-Recommendation-Papers, der unter den ersten fünf Empfehlungen, nur einen
länderspezifischen enthält, während die anderen Vorschläge zur Unterzeichnung
supranationaler Ratifizierungsprotokolle drängen. Dieser hohe Anspruch sagt viel aus
allerdings darf dabei nicht außer Acht gelassen werden, dass beide TI-Zentralen, sowohl
national als auch international sich in Berlin befinden. Ein kultureller Bias ist also nicht
auszuschließen.

36
Insgesamt lässt sich feststellen, dass administrative Verwaltungsüberlappungen einen
großen Teil der Korruption in Frankreich ausmachen. Auch die demokratische
Entstehungsgeschichte und die politische Entfernung zu Paris begünstigen eine andere
Wahrnehmung von Korruption. Dass alle drei Ebenen der horizontalen Gewalten vom
NIS-Report als korruptionsgefährdend eingestuft werden, unterstreicht diesen Fakt.
Auch die ersten beiden Ratschläge des NIS-Recommendation-Papers fordern eine
bürgerliche Mobilisation im politischen Vertrauen und Handeln sowie
Aufklärungsprogramme für die Bevökerung.

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43
Anhang:
Tabelle 1. Quelle: Manow 2003: Korrigierte PTT- Tabelle

44
Tabelle 2 Quelle: PTT- Studie: Länderranking der PTT-Studie

45
Tabelle 3 Quelle: PTT-Studie ; w.o.

46
Tabellen 4,5, und 6 Quelle: Freille, Haque, Kneller 2008: Legende, Kollinearität durch Dezentralität

47
48

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