Der grüne Papagei

Ein Samstagnachmittag im Oktober. Marco sitzt an seinem Schreibtisch und

sieht aus dem Fenster. Die Straße, der kleine Park, die grauen Häuser. Kein
Mensch, nur ein Vogel fliegt von Balkon zu Balkon.
Ist das ein Papagei? Ein grüner Papagei? Hier? Komisch.
Marco ist allein zu Hause, seine Eltern sind zu einem großen Kaufhaus
gefahren. Sie wohnen jetzt schon sechs Wochen in Berlin, aber sie
brauchen immer noch viele Dinge für die neue Wohnung: Möbel,
Gardinen, Pflanzen.
Marco ist nicht mitgekommen. Er hatte keine Lust. Einkaufen ist
doch langweilig!
Tja! Aber zu Hause sitzen, das macht auch keinen Spaß. Marco ist
traurig.

» Ich habe eine neue Arbeit «, hat sein Vater im Juni gesagt, » bald
wohnen wir in Berlin! «
Ein toller Plan! Marco war sehr glücklich. Anhausen, ihr Dorf, ist
schön, aber klein. Sehr klein. Und jetzt also Berlin! Neue Leute und ...
Kino, Sport, Partys!
Aber genau das ist das Problem: neue Freunde, aber wie? Alles ist hier so
groß, so unpersönlich, so anonym.
20 Okay, in seiner Klasse gibt es nette Leute. Aber das Gymnasium ist in Berlin-
Mitte und die Schüler kommen aus verschiedenen Vierteln. Mittags fahren alle
nach Hause und sind weit weg.

In seinem Dorf war das einfach: Man trifft sich nachmittags auf dem Platz und
macht etwas zusammen. Aber hier geht das nicht.
25 Marco sieht immer noch aus dem Fenster. Wo ist der Vogel? Ach, er sitzt jetzt
auf der Parkbank. Ganz ruhig, ganz gemütlich.
Natürlich hat Marco auch Internet. Er kann chatten und skypen. Aber das ist
nur virtuell. Marco will seine Freunde wirklich treffen, zusammen Basketball
spielen, ins Kino gehen.
30 18 Uhr, schon ist es Abend. So viele Lichter, aber keine Menschen, denkt er. So
viele Nachbarn und er so alleine. Schon komisch.

In diesem Moment klingelt es an der Wohnungstür.

Nanu, wer kann das sein? Schon seine Eltern? Nein, sicher nicht.
Er geht an die Tür und öffnet. Vor ihm steht ein Mädchen, etwa so alt wie er.
35 Total nervös.
» Entschuldige bitte, ich wohne unten im ersten Stock. Mein Papagei ist weg.
Schrecklich! Er ist total brav, aber das Fenster war offen. Hast du was gehört?
Oder gesehen? «

Online Lehrmaterial © KLETT-ELI 2020

 Leos Kurzgeschichte
» Aber ja «, sagt Marco, » unten im Park! «
40 » Echt? Aber wo? Wo genau? «, ruft das Mädchen und
läuft schon los.
» Warte, ich komme mit. Er ist sicher noch da. «
Zusammen rennen sie die Treppe nach unten.
» Mensch, vielen Dank, dass du mir hilfst «, sagt das
45 Mädchen auf der Treppe.
» Aber klar, wir sind doch jetzt Nachbarn! «
» Ja, das ist toll! Ich heiße Irina. «
» Und ich bin Marco. «
Sie laufen über die Straße. Marco zeigt zur Bank,
50 wo der Papagei immer noch sitzt.
» Und das ist Bobby «, lächelt Irina und hat ihren
Papagei schon auf der Hand.

© Leonhard Thoma Glossar

die Lichter luci
öffnen aprire
die Treppe scala, rampa

Leseverstehen
1 Leggi la storia e rispondi
alle domande.
1 Warum ist Marco alleine zu Hause?
2 Wann und warum ist seine Familie
nach Berlin gezogen?
3 Was ist Marcos Problem in der
Stadt?
4 Wie war sein Leben vorher im Dorf?
5 Wer klingelt an der Tür? Und
warum?
2 Ascolta la storia letta da Leo.
11
3 Preparatevi a recitare, seguendo
le fasi indicate.
● Leo liest euch die ganze
Geschichte vor. Hört zu.
● Stellt euch vor, wie die Geschichte
am Abend weiter geht. Erfindet
einen Dialog für Marco und Irina.
● Bildet Tandems. Jeder übernimmt
eine Rolle.
● Jeder übt seine Rolle mit dem Text.
● Spielt euren Dialog vor der Klasse.
Achtet besonders auf die Emotionen!

Wir üben Intonation

Ripeti le frasi con la giusta intonazione.
12
Esprimi entusiasmo Esprimi stupore
1 Ja, das ist toll! 5 Ein grüner Papagei? Hier? Komisch!
2 Ein toller Plan! 6 Nanu, wer kann das sein? Schon meine Eltern?
7 Echt? Aber wo?
Esprimi noia
3 Einkaufen ist doch langweilig.
4 Tja! Das macht auch keinen Spaß.

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