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Schmerzphysiologie

Spindler - 2017

16.10.2017
Was sind Schmerzen?

Schmerzen sind unangenehme Empfindungen


und emotionale Erfahrungen, die mit
tatsächlichen oder möglichen Gewebsschäden
assoziiert sind oder durch solche
beschrieben werden.
http://www.schmerzinstitut.org/p4a/1_Schmerzenentstehen.pdf

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Wie können Schmerzen
eingeteilt werden?

1. Entstehungsort/Schmerzlokalisation (z. B.
Bauchschmerzen, Beinschmerzen, Brustschmerzen
u.a.)

2. Entstehungsursache (z. B. Tumorschmerzen,


postoperative Schmerzen, körperliche Ursachen u.a.)

3. Zeitdauer (z. B. akute und chronische Schmerzen)

4. pathogenetischen Kriterien (Nozizeptor-,


neuropathische oder psychogene Schmerzen)

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Wann ist Schmerz akut,
wann chronisch?

akuter Schmerz chronischer Schmerz


• als wichtiges Warnsignal des • besteht länger als sechs Monate
Körpers zu verstehen • auch immer
• haben Schutzfunktion (z. B. wiederkehrend/rezidivierende
Überbelastung einer verletzten Schmerzen (z. B. Migräne) gelten
Struktur wird dadurch vermieden) als chronische Schmerzen, wenn
• plötzliches und i. d. R. kurzes sie an mehr als 15 Tagen im
Auftreten Monat auftreten
• ausgelöst durch Verletzung oder • keine Signalwirkung mehr
akute Erkrankung (z. B. • Ausbildung eines
Verbrennung, Fraktur, Schmerzgedächtnisses (sehr
Appendizitis, Angina pectoris…) belastend für Körper und Seele!)

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Schmerzqualitäten

affektive Schmerzqualität sensorische


Schmerzqualität
• quälend • stechend
• marternd • drückend
• lähmend • brennend
• schrecklich • klopfend
• heftig • bohrend
• dumpf
• hell
• ziehend

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Schmerzarten
• somatischer Oberflächenschmerz:
• tritt bei Verletzungen der Haut
auf
• Kratzer, feine Schnitte,
Nadelstiche…
• somatischer Tiefenschmerz:
• Ursache im Bewegungsapparat
• Sehnenverletzungen,
Muskelkrämpfe…
• viszeraler Schmerz:
• Eingeweideschmerz (meist von
Organkapseln ausgehend)
• Nieren- oder Gallensteine,
Blähungen, Magenkrämpfe
• neuropathischer Schmerz:
• Verletzung, Reizung oder
Entzündung von Nerven
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Schmerzanamnese
Merke:
„Schmerz ist das, was der Betroffene über die Schmerzen
mitteilt, sie sind vorhanden, wenn der Patient mit Schmerzen
sagt, dass er Schmerzen hat“ (Margo McCaffery).

Schmerz ist demnach ein komplexes, subjektives Symptom und


wird bestimmt durch:
• sensorische/körperliche Schmerzwahrnehmung
• emotionale Schmerzbewältigung, evtl.
Kompensationsstrategien
• Schmerzdauer

Erfassungsmethoden der individuellen Schmerzwahrnehmung:


• NRS (Numerische Rating Skala)/NAS (Numerische Analog Skala)
• VAS (Visuelle Analogskala)
• Wong-Baker Skala u. a.
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Assessmentinstrumente

http://slideplayer.org/slide/2760522/10/images/16/Praxisnahe+Beurteilung+der+Schmerzintensit%C3%A4t.jpg
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Assessmentinstrumente

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Schmerzmechanismen

• Registrierung der Schmerzen durch Aktivierung von


Nozizeptoren
• = freie Nervenendigungen mit Schmerzsensoren, über
die die subjektive Sinnesempfindung ‚‚Schmerz‘‘ durch
spinale Neurone aufsteigend zum Hirnstamm,
Thalamus und Cortex geleitet wird
• alle Nozizeptoren sind hochschwellige Rezeptoren
• die Nozizeptorschwelle kann durch
Entzündungsmediatoren im Blut herabgesetzt werden
→ Aktivierung ‚‚stummer Nozizeptoren‘‘ möglich
(erhöhte Schmerzempfindung bei Entzündung!)

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Vorgehensweisen ICF

• Formen der Schmerzmechanismen:


• Input (Afferenz)

• Verarbeitung

• Output (Efferenz)

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Arten von Nozizeptoren

• Thermonozizeptoren:
• reagieren auf extreme Temperaturen
• Mechanonozizeptoren:
• reagieren auf starke mechanische Reize
• polymodale Nozizeptoren:
• reagieren auf chemische Reize und
Entzündungsmediatoren (Bradykinin, Histamin,
Prostaglandine)

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Nervenfasern, die
nozizeptive Reize kodieren

• Aδ-Fasern:
• schwach myelinisiert
• schnelle Reizweiterleitung
• C-Fasern:
• unmyelinisiert
• langsame Reizweiterleitung

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Schmerzleitung

https://eref.thieme.de/cockpits/clAna0001/0/coAna00084/0
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Schmerzleitung

https://eref.thieme.de/cockpits/clAna0001/0/coAna00084/4-10242

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Schmerzgedächtnis

• bezeichnet die Zunahme der Empfindlichkeit von


Nozizeptoren
• dauerhafte oder wiederholte Reizung notwendig
• Aktivität der Nervenzellen ändert sich → Reaktion
erfolgt nun bereits auf kleinste Reize

http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-20228-2016-05-31.html
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Schmerzgedächtnis

Beispiel: Schmerz im Ellenbogen

Schmerzrezeptoren nehmen Reize


wahr und leiten sie über
Nervenbahnen an das Rückenmark
weiter

http://www.medizinfo.de/schmerz/chgedaechtnis.htm

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Schmerzgedächtnis

In den Nervenzellen des


Rückenmarks entscheidet
sich, ob es zu einer
Chronifizierung kommt

http://www.medizinfo.de/schmerz/chgedaechtnis.htm

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Schmerzgedächtnis

• bestimmte Rezeptoren
und Ionenkanäle der
Nervenzellen leiten akuten
Schmerzreiz an das Gehirn
weiter
• Schmerz = Warnsignal

http://www.medizinfo.de/schmerz/chgedaechtnis.htm

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Schmerzgedächtnis

• Veränderung der
Nervenzelle durch lang
anhaltende oder
besonders starke
Schmerzreize
• vermehrte Ausbildung
von Ionenkanälen und
Rezeptoren, die schon bei
schwachen Reizen oder
ohne jeglichen Reiz
Schmerzsignale an das
http://www.medizinfo.de/schmerz/chgedaechtnis.htm
Gehirn weiterleiten
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Begrifflichkeiten

• Hyperalgesie

• Hypalgesie/Hypoalgesie

• Allodynie

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Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!

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Literatur

• Friedrich, O. Physiologie. Das Erste – kompakt. Springer Medizin Verlag


Heidelberg. 2007
• Kolster, Bernard C., Gesing, Verena, Heller, Anna, Winkelmann, Claudia.
Handbuch Physiotherapie. KVM Medizinverlag. 1. Auflage. 2017
• I care Anatomie Physiologie. Georg Thieme Verlag KG. 2015
• http://www.schmerzinstitut.org/p4a/1_Schmerzenentstehen.pdf, gesehen
am 19.09.2017
• http://flexikon.doccheck.com/de/Schmerz#...nach_Schmerzqualit.C3.A4t,
gesehen am 19.09.2017
• https://www.thieme-connect.de/products/ebooks/pdf/10.1055/b-0035-
105438.pdf#, gesehen am 19.09.2017

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