So wird’s gemacht | How to do 1081

Anlegen einer Magensonde

Inserting a nasogastric tube

Einleitung
5 gensonden kontrovers diskutiert. Insbesondere
Das Legen einer transnasalen Magensonde (NGT,
naso-gastric-tube) darf nur unter strikter Beach-
tung des Selbstbestimmungsrechts des Patienten
erfolgen. Eine Aufklärung und Einwilligung ist
notwendig: entweder durch den Patienten selbst
bzw. durch den gesetzlichen Vertreter, falls der
Patient selbst dazu nicht in der Lage ist. Zur Dis-
ben. Bei Pankreatitiden wird der Einsatz von Ma- J. P. Borde
C. Bologna
O. Minakov
bei leichteren Formen der Pankreatitis scheint
W. B. Offensperger
der Einsatz von Magensonden widerlegt zu sein
[3]. Im Rahmen der kontrastmittelunterstützten
radiologischen Diagnostik bzw. zur Gewinnung Gastroenterologie
von Magensaft zur Tuberkulosediagnostik wird
regelmäßig von Magensonden Gebrauch ge- Schlüsselwörter
macht. Neben Kontrastmittel kann bei Intoxika- q Magensonde

kussion weiterer ethischer Gesichtspunkte im tionen Aktivkohle, bzw. bei zu ernährenden Pati- q transnasal

Umfeld der Magensondenanlage und Ernährung
sei auf entsprechende medizin-ethische Über-
sichtsarbeiten hingewiesen [6].
Grundsätzlich fällt das Legen einer Magensonde
in den ärztlichen Tätigkeitsbereich. Es kann auf
ärztliche Anordnung hin auch von nichtärztli-
chem Personal übernommen werden. Vorausset-
zung hierfür ist, dass eine Patientengefährdung
vermieden wird. Andererseits besteht die Mög-
lichkeit und Notwendigkeit der Ablehnung
durch das nichtärztliche Personal, sofern sich
dieses der Aufgabe nicht gewachsen fühlt.
enten Sondennahrung zugeführt werden (z.B. Key words
bei neurogenen Schluckstörungen im Rahmen q nasogastric tube
dementieller Erkrankungen oder bei Sepsispati- q transnasal
enten auf der Basis des frühen enteralen Ernäh-
rungskonzeptes).
Zum Ausschluss einer oberen gastrointestinalen
Blutung ist eine Magenlavage mittels Magenson-
de nicht geeignet. Allerdings kann das Entfernen
von Frischblut und Koageln die Untersuchungs-
bedingungen für eine endoskopische Versorgung
erheblich verbessern [8].

Indikationen
5 Angeborene Fehlbildungen der nasalen Luftwe-
Die transnasale Magensonde dient in der Regel
zur Dekompression des Gastrointestinaltraktes
bei Störungen der Magenentleerung. Dies kann
beispielsweise bei obstruktivem Dünndarmileus
oder Magenausgangsstenose notwendig werden.
Ein begrenzter Aspirationsschutz ist durch das
Ableiten des Magen- und Duodenalsaftes gege-
Kontraindikationen
5
ge, des Hypo- und Epipharynx sowie des Öso-
phagus, ebenso wie Störungen der Gerinnung
sollten zu einer äußerst vorsichtigen Vorgehens-
weise und ggfs. zum Abbruch der transnasalen
Magensondeanlage führen. Peptische Strikturen,
floride Ösophagitiden oder der Zustand nach
Osöphagusverätzungen haben ein deutlich er-

Abb. 1 Vorbereitete Materialien.

Institut
St. Josefsklinik Offenburg

eingereicht 22.2.2008
akzeptiert 31.3.2008

Bibliografie
DOI 10.1055/s-2008-1077223
Dtsch Med Wochenschr 2008;
133: 1081–1083 · © Georg
Thieme Verlag KG Stuttgart ·
New York · ISSN 0012-0472

Korrespondenz
Dr. med. J. P. Borde
St. Josefsklinik Offenburg
Medizinische Klinik
Weingartenstr. 70
77654 Offenburg
eMail johannes.borde@web.de
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höhtes Risiko der Ösophagusperforation.

Frakturen des Gesichtsschädels und der
Schädelbasis bergen die Gefahr der intra-
kraniellen Fehlanlage. In diesen Fällen ist
die Indikation kritisch zu überprüfen [1].

In seltenen Fällen kann vor der Anlage ei-

ner Magensonde eine orotracheale Intu-
bation zum Aspirationsschutz notwendig
werden.

Vorbereitung
5
Von entscheidender Bedeutung für die
Durchführung der transnasalen Magen-
sondenanlage ist die Vorbereitung und
Bereitstellung des benötigten Materials Abb. 3 Befeuchten der Magensonde mit ei-
nem Lidocain-Gel.
[2], beispielsweise die Auswahl einer ge-
eigneten Magensonde (q Abb. 1). Hier-
bei ist einerseits die Größe (Lumen) von
Bedeutung, andererseits ist je nach vor-
aussichtlicher Verweildauer der Magen-
sonde zur Vermeidung von Drucknekro-
sen die Auswahl des Materials relevant.
Zum Eigenschutz, insbesondere bei Pati-
enten mit Infektionserkrankungen, die- Abb. 2 Abschätzen der Vorschublänge, von
nen Einmalhandschuhe, Mantel, Mund- der Nasenspitze über den Kieferwinkel bis zum
und Gesichtsschutz. Xylometazolin- Xiphoid.
Spray bzw. Lidocain-Spray sind zur loka-
len Vasokonstriktion und Lokalanästhe-
sie gebräuchlich. Mittels Vasokonstrikti- ggf. nach nasaler Xylometazolin-Präme-
on kann eine gute Schleimhautabschwel- dikation zuerst durch die eine und an-
lung und somit Verringerung der Blu- schließend durch die andere Nasenöff-
tungskomplikation erreicht werden. Die nung atmen zu lassen. Die durchgängige- Abb. 4 Vorsichtiges Vorschieben der Magen-
Allergieanamnese des Patienten ist hier re Seite sollte zum Einführen der Magen- sonde parallel zum Nasenboden.

zu beachten. Ein Becher mit Wasser und
Strohhalm dienen der Schluckaktunter-
stützung beim Vorschieben der Magen-
sonde. Zur späteren Lagekontrolle und
Fixierung der Magensonde wird Klebe-
pflaster, eine handelsübliche 50 ml-Per-
fusorspritze, sowie ein Stethoskop benö-
tigt. Zellstofftücher können zur Adsorpti-
on von Flüssigkeiten bereitgelegt wer-
den. Bei sedierten oder intubierten Pati-
enten sind Laryngoskop, Magill-Zange
und eine Absaugeinheit vorzuhalten. Bei
Manövern im Bereich des Pharynx sind
vagale Reaktionen keine Seltenheit, da-
her sollte ein Reanimationswagen mit
entsprechender notfallmedizinischer Aus-
rüstung in Reichweite sein.
Zur Abschätzung der notwendigen Vor-
schubtiefe dient die äußere Verbindungs-
linie vom Xiphoid des Patienten über den
Kieferwinkel zur Nasenspitze (q Abb. 2).
Bei der Vorbereitung des Patienten ist auf
die Durchgängigkeit der Nasenöffnun-
gen zu achten. Hierbei ist es günstig, den
Patienten bei geschlossenem Mund und
sonde favorisiert werden. Nase und
Rachen werden mit Lidocain-Spray anäs-
thetisiert.
Durchführung
5 Magensonde bis zur gewünschten Tiefe
Befeuchten der Nasensonde beispielswei-
se mit Lidocain-Gel (q Abb. 3), den Pati-
enten in eine aufrechte Position bringen,
den Kopf leicht überstreckt in Schnüffel-
position lagern. Anschließend die be-
feuchtete Spitze der Magensonde langsam
ins Vestibulum nasi vorschieben, parallel
zum Nasenboden (q Abb. 4). Ein Abwei-
chen des Vorschubs nach oben muss ver-
mieden werden, da die Magensonde in
diesem Fall im blind endenden Recessus
nasi platziert werden würde. Die Magen-
sonde wird so weit parallel zum Nasenbo-
den vorgeführt, bis der Patient einen
leichten Würgereiz verspürt.
Jetzt kann dem Patienten Flüssigkeit zum
Unterstützen des Schluckvorgangs ange-
reicht werden. Die Magensonde sollte
synchron mit dem Schluckvorgang vor-
geschoben werden (q Abb. 5), die Passa-
ge des Ösophagus und des oberen Öso-
phagussphinkters wird hierdurch deut-
lich erleichtert. Abschließend wird die
bzw. Tiefenmarkierung positioniert [2, 7].
Zur Vermeidung von Komplikationen
nach der Anlage der Magensonde ist die
Verifizierung der gastrointestinalen Lage
von zentraler Bedeutung. Der Patient
sollte keinerlei Dyspnoe oder Hustenreiz
verspüren, darüber hinaus sollte der Pati-
ent jederzeit in der Lage sein, zu spre-
chen. Falls Atemnot oder die Unfähigkeit
zu Sprechen vorliegen sollte, ist die Ma-
gensonde umgehend zu entfernen, da es
mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer
trachealen Fehlanlage gekommen ist. Zur
Sicherstellung der gastralen Platzierung
wird über die Magensonde 50 ml Luft in-
suffliniert, um über dem Epigastrium ein
„Blubbergeräusch“ zu auskultieren
(q Abb. 6). Die anschließende Aspirati-

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Das Wichtigste in Kürze

3Indikationen und Kontraindikationen

prüfen
3Geeignetes Material je nach Verweil-
dauer auswählen
3Vorsichtiges Einbringen der Magen-
sonde
3Obligate Lagekontrolle vor Benutzen
der Magensonde

Abb. 5 Unterstützung des Schluckaktes
durch angereichtes Wasser.
on von Mageninhalt dient ebenfalls der
Lagekontrolle. Beide Vorgehensweisen
liefern selten falsch positive Befunde, so-
dass vor einer Aktivkohle- oder Kontrast-
mittelgabe über die neu angelegte Ma-
gensonde eine Röntgen-Thorax-Aufnah-
me zu empfehlen ist, um sicher zu stel-
len, dass sich das Ende der Magensonde
unterhalb des Zwerchfells befindet. Ab-
schließend sollte eine Sicherung der Son-
de gegen Verrutschen mit einem Pflaster
erfolgen [2, 7].
Die tägliche Förderung der Magensonde
sowie das Anlagedatum sind in der Pfle-
gedokumentation festzuhalten.
Literatur
Abb. 6 Lagekontrolle.
Komplikationen und Lösungen
5 5 Schwarz S, Mende U, Schwab S. Pneumo-
Häufige Komplikationen einer transnasa-
len Magensondeanlage sind lokale Rei-
zungen der nasalen Schleimhäute mit
Epistaxis. Die nasale Prämedikation eines
Vasokonstriktors führt zu einer guten
Schleimhautabschwellung und somit
Verringerung der Blutungskomplikation.
Bei längeren Liegezeiten von transnasa-
len Magensonden wird gehäuft über Si-
nusitiden berichtet, in dieser Situation ist
dann alternativ die Anlage einer PEG-
Sonde zu diskutieren.
Perforationen des Ösophagus und der
Pleura sind seltene, aber schwerwiegende
Komplikationen. Daher ist auf ein behut-
sames Vorschieben und strikte Beachtung
der Kontraindikationen, wie z.B. floride
Ösophagitiden oder Verätzungen, hinzu-
weisen. Intrapulmonale Fehlanlagen mit
intrapulmonaler Einbringung von Aktiv-
kohle, Kontrastmittel oder Sondennah-
rung werden in der Literatur berichtet
[4, 5]. Diese potenziell letalen Komplikati-
onen können durch eine konsequente
auskultatorische und radiologische Lage-
kontrolle vermieden werden [2].
1 Gianelli Castiglione A, Bruzzone E, Burrello
C, Pisano R, Ventura F, Canale M. Intracrani-
al insertion of a nasogastric tube in a case
of homicidal head trauma. Am J Forensic
Med Pathol 1998; 19: 329–334
2 Melche N. Pflege heute, 4. Aufl. Urban&Fi-
scher bei Elsevier, 2007: 440–444
3 Pandol SJ. Acute pancreatitis. Curr Opin
Gastroenterol 2005; 21 (5): 538–43 Re-
view
4 Sabga E, Dick A, Lertzman M, Tenenbein M.
Direct administration of charcoal into the
lung and pleural cavity. Ann Emerg Med
1997; 30: 695–697
thorax nach Fehlplazierung einer Magen-
sonde – Fallbericht. Intensivmedizin und
Notfallmedizin 1998; 35, 8: 711–714
6 Synofzik M. Tube-feeding in advanced de-
mentia. An evidence-based ethical analy-
sis. Nervenarzt 2007; 78 (4): 418–28 Re-
view
7 Thomsen TW, Shaffer RW, Setnik GS. Videos
in clinical medicine. Nasogastric intubati-
on. N Engl J Med 2006; 354 (17): e16–s
8 Witting MD, Magder L, Heins AE, Mattu A,
Granja CA, Baumgarten M. Usefulness and
validity of diagnostic nasogastric aspirati-
on in patients without hematemesis. Ann
Emerg Med 2004; 43: 525–532

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