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Leseverstehen „Klima-Chaos“

Auch in diesem Jahr kamen, wie schon in den Jahren zuvor, die Vögel zwei Wochen
früher aus ihren südlichen Winterquartieren zurück, die Pflanzen begannen zu blühen.
Vor dem normalen Wechsel der Jahreszeiten verschwindet in Europa der Winter und der
5 Frühling beginnt. Auch der Herbst dauert länger. Doch was so positiv erscheint, ist für die
Wissenschaftler ein Alarmsignal: Das veränderte Verhalten der Pflanzen und Tiere ist ein
Beweis dafür, dass sich das Klima verändert und wärmer wird. Die Ursachen dafür sind
seit langem bekannt. Der sogenannte Treibhauseffekt heizt die Atmosphäre auf, die
Natur hat die Grenzen ihrer Belastbarkeit erreicht. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts
10 ist die CO2-Konzentration in der Atmosphäre um 25% gestiegen. Nach Modellrechnungen
führte dies zu einer globalen Erwärmung um 0,5°C-1,0°C. Das weltweit wärmste Jahr seit
Beginn der Messungen im Jahr 1880 war das Jahr 2016 mit einer Abweichung von dem globalen
Durchschnitt von 0,99 Grad Celsius, und in diesem Jahrhundert wird sich die Temperatur noch
weiter erhöhen.
15 In Zukunft werden die geringen Verschiebungen der Jahreszeiten dramatische Folgen für
die Natur haben: auf der einen Seite Überschwemmungen und Stürme, auf der anderen
Seite extreme Trockenheit und Waldbrände. Der Anstieg des Meeresspiegels und eine
Zunahme von schweren Sturmfluten werden unsere Küsten bedrohen.

Aber auch die Gesundheit der Menschen ist direkt gefährdet: Die erhöhte jährliche
20 Durchschnittstemperatur, die mitteleuropäische Menschen nicht gewohnt sind, wird zu
Hitzestress führen, der wiederum eine erhöhte Sterblichkeit zur Folge hat. Gleichzeitig
besteht die Gefahr, dass sich Infektionskrankheiten in Europa ausbreiten.

Wo und wie werden Menschen vom Klima-Chaos betroffen? Einerseits wird es viele
Verlierer geben. Die Staaten am Mittelmeer werden am meisten unter dem Klima-Chaos
25 zu leiden haben. Dort vertrocknen die Böden, die noch vorhandenen Wälder
verschwinden und Wüsten breiten sich aus. In den Alpen, heute eine beliebte Region
für Touristen, verändert sich der Wasserhaushalt, d.h. die großen Eisflächen gehen
zurück, Schneemassen rasen als Lawinen ins Tal. Die Urlauber werden eine so
gefährliche Region meiden, und so gehen in den Tourismuszentren viele Arbeitsplätze
30 verloren. Andererseits gibt es auch Gewinner der Klimaveränderungen. Die
Wissenschaftler rechnen in Nordwesteuropa und in Skandinavien mit höheren
Erträgen in der Landwirtschaft, z.B. könnte in Zukunft sogar in Dänemark Mais
angebaut werden. Auch die Liebhaber guter Weine können sich freuen, weil die
steigenden Temperaturen den Anbau hochwertiger Weinreben fördern.
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35 Doch bringt der Klimawandel nicht nur Gefahren, sondern auch Chancen. Angst vor
Naturkatastrophen lässt die Menschen für die Probleme der Umwelt sensibler werden.
Damit wächst Einfluss der Wissenschaft auf die Politik und es ließen sich wirksame
Gegenmaßnahmen durchsetzen. Vielleicht lässt sich das Jahreszeiten-Chaos doch noch
aufhalten.

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