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Das BIM-Handbuch 2022 bietet: Bundeskammer der Ziviltechniker:innen

Bundeskammer der Ziviltechniker:innen


Bundesinnung Bau
Fachverband Ingenieurbüros
... Erleichterungen (Informationen, Tipps und Tricks) im BIM-Arbeitsalltag Bundesinnung Bau
... eine unabhängige Sichtweise statt Marketing
... ehrliche Ansagen „Was geht und noch nicht geht“ Fachverband Ingenieurbüros
Das BIM-Handbuch 2022 beantwortet Praxisfragen und ist als Arbeitsbehelf strukturiert. Zusätzlich erhalten Sie
Zugang zu Online-Arbeitsmaterialien (Downloads, Tools, Musterverträgen etc.) und auf Wunsch, via Newsletter,
auch Updates.

Unabhängige Expertinnen und Experten aus den Interessensvertretungen der planenden Berufe steuerten
ehrenamtlich die inhaltliche und redaktionelle Gestaltung des BIM-Handbuches 2022. Zusätzlich wurden
wichtige institutionelle Partner bei der Erstellung einbezogen, siehe die transparente Listung im Buch.

Es garantiert einen unabhängig-inhaltlichen Fokus auf die Anforderungen in der planenden Praxis.
Das BIM-Handbuch 2022 wurde nach einer Idee der Kammer der Ziviltechniker:innen branchenübergreifend
als gemeinsames Projekt mit der Bundesinnung Bau und dem Fachverband Ingenieurbüros realisiert. Wissen-
Start &
schaftlicher Partner ist das Institut für Baubetrieb und Bau­wirtschaft der Technischen Universität Graz. Überblick
Das BIM-Handbuch 2022 wird von den Herausgebern als E-Book der Fachöffentlichkeit kostenfrei zur
Verfügung gestellt. Eine Kooperation mit dem Verlag der TU Graz und dem MANZ Verlag macht es möglich,
dass das BIM-Handbuch 2022 auch im Buchhandel erhältlich ist. Inkl.
E-Book
Herausgeber
Bundeskammer der Ziviltechniker:innen

Bundesinnung Bau

Fachverband Ingenieurbüros
HANDBUCH
Autoren
Marcus Wallner, Christian Hofstadler, Markus Kummer
2022 Beispiele
Vorlagen
Online-Arbeits-
bimhandbuch.at materialien

220615_Ziviltechnikerkammer_BIM_HB_br_RZ_x4.indd 1-3 15.06.22 15:58


BIM-Handbuch 2022

Marcus Wallner
Christian Hofstadler
Markus Kummer

Verlag der Technischen Universität Graz


in Kooperation mit

Wien 2022
Impressum

Herausgeber
Bundeskammer der Ziviltechniker:innen
www.arching.at

Bundesinnung Bau
www.bau.or.at

Fachverband Ingenieurbüros
www.ingenieurbueros.at

Layout
EXAKTA GmbH, Wien; www.exakta.at

Cover, Druck und Gestaltung


MANZ‘sche Verlags- und Universitätsbuchhandlung GmbH
1010 Wien
www.manz.at

2022 Verlag der Technischen Universität Graz


www.tugraz-verlag.at

ISBN (print) 978-3-85125-881-3


ISBN (e-book) 978-3-85125-882-0
DOI 10.3217/978-3-85125-881-3

Dieses Werk – ausgenommen das Cover und anders gekennzeichnete Teile – ist lizenziert unter einer Creative Commons Lizenz
„Namensnennung-Nicht kommerziell-Keine Bearbeitungen 4.0 International“
https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/deed.de

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek


Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über http://www.dnb.de abrufbar.
I.  Vorwort

Gustav Spener

4 BIM-Handbuch 2022
Sehr geehrte Planerinnen und Planer,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

die meisten Publikationen rund um das Thema und Kleinstbüros, den Einstieg in das Thema
BIM vermitteln den Eindruck, dass die Anwen- erleichtern und aufzeigen, wie die erfolgreiche
dung dieser digitalen Methode der vernetzten Implementierung von BIM im eigenen Büro mög-
Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von lichst reibungslos gelingen kann.
Gebäuden nur für Großprojekte, große Planungs- Ausgangspunkt sind kompakte Abhandlun-
büros und die Bauindustrie geeignet ist. Tatsache gen zu Fragen wie: Was kann BIM? Was nützt mir
ist jedoch, dass immer mehr Auftraggeber:innen BIM? Wo steht BIM derzeit? Closed oder open-
bei ihren Ausschreibungen BIM-gestützte Pla- BIM? Welche Spannungsfelder gibt es und welche
nung und Projektabwicklung sowie BIM-Modelle Software ist die geeignete?
bei Projektvergaben fordern und BIM-Kenntnisse Auf unserer projektbegleitenden Website
als Bestbieterkriterien definieren. Auch Behörden finden Sie nützliche Tools, Templates, Muster­
haben Pilotprojekte in Richtung digitaler Ein­ verträge etc. zum Download und können so
reichung gestartet, die in Zukunft BIM-basiert theoretisch erlangtes Wissen anhand von kon­
erfolgen sollen. Kurzum: BIM wird früher oder kreten Praxisbeispielen üben.
später jede:r von uns brauchen! Dieser Leitfaden ist das Ergebnis einer inten-
Für uns Planerinnen und Planer bedeutet die siven Zusammenarbeit von Berufsvertretung,
Umstellung natürlich zu Beginn einen erheblichen Auftraggeberseite und Planer:innen. Wir hoffen,
Mehraufwand, der vor allem kleinere Büros vor dass Ihnen die Erkenntnisse der aus den unter-
Herausforderungen stellt. BIM erfordert eine schiedlichen Bereichen kommenden Projekt­
neue, prozessorientierte und IT-affine Denkweise. mitwirkenden mit ihren jeweils individuellen
Als Berufsvertretung der Ziviltechniker:innen sind Anforderungen wertvolle Einblicke in die BIM-
wir überzeugt, dass BIM eine große Chance für basierte Arbeitsweise geben und wünschen
Planerinnen und Planer darstellt. Die Anwendung Ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung Ihrer BIM-
der BIM-Methodik stärkt die Rolle der Planenden Projekte in die Praxis.
im Bereich der Kooperation und Koordination
weit über die reine Erstellung von Einzelplanun- Herzlich,
gen hinaus. Ihr Dipl.-Ing. Gustav Spener
Mit unserem übersichtlich gestalteten Leit- Projektverantwortlicher der Bundeskammer
faden möchten wir allen, vor allem aber Klein- der Ziviltechniker:innen

Vorwort Dipl.-Ing. Gustav Spener 5


II.  Vorwort

Robert Jägersberger

6 BIM-Handbuch 2022
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

Die Digitalisierung im Bauwesen schreitet der Bauherren noch stärker gerecht zu werden.
mit großen Schritten voran. Die Verwendung von Daher sollten sich alle Bauschaffenden so früh
spezieller Software ist in praktisch allen Fachbe- wie möglich mit dieser Technologie auseinander-
reichen, wie z.B. Tragwerksplanung, Bauphysik, setzen, um für die Herausforderungen der Zu-
oder bei Ausschreibung und Abrechnung längst kunft gewappnet zu sein.
eine Selbstverständlichkeit. Die Technologie Das vorliegende BIM-Handbuch 2022 soll allen
„Building Information Modeling (BIM)“ ist im interessierten Baupraktikern einerseits einen Über-
Rahmen der Digitalisierung im Bauwesen ein blick über den Status quo der BIM-Technologie
wesentlicher Bestandteil, der sich international bieten. Andererseits soll es auch als Nachschlage-
kontinuierlich etabliert. Aus heutiger Sicht wird werk für spezielle Themen und Aspekte in diesem
BIM die Wertschöpfungskette im Baubereich komplexen und neuen Themenfeld dienen. Beson-
wesentlich beeinflussen und dabei zu organisa­ ders freut mich beim vorliegenden Handbuch, dass
torischen Veränderungen der Abläufe im Bau­ die Vertretungen der Ziviltechniker:innen, der
prozess führen. Ingenieurbüros und des Baugewerbes in diesem
Die Etablierung von BIM bedeutet für Planer Bereich ein gemeinsames Ziel verfolgen, nämlich
und Ausführende Chance und Herausforderung ihre Mitgliedsbetriebe „BIM-fit“ zu machen. Bei
zugleich. Wenn künftig Bauprojekte von der Pla- der Umsetzung von BIM im Bauprozess sollten
nung bis zur Ausführung in einem digitalen Ge- wir stets bedenken, dass neben den unbestritte-
bäudemodell abgebildet werden, müssen alle nen Vorteilen dieser neuen Technologie auch ein-
am Bau Beteiligten noch stärker als bisher zusam- hergehende Risiken bedacht werden sollten, und
menarbeiten. Sämtliche Planungs- und Ausfüh- daher stets kritisch und wachsam sein. Ich wün-
rungsschritte werden mit BIM noch transparenter sche allen Lesern des BIM-Handbuchs 2022 viel
und nachvollziehbarer. Der Planungsprozess Erfolg bei der Anwendung und alles Gute!
kann im Hinblick auf eine möglichst hohe Quali-
tät der Bauausführung durch BIM weiter opti- Bmstr. Ing. Robert Jägersberger
miert werden, um den hohen Anforderungen Bundesinnungsmeister der Bundesinnung Bau

Vorwort Bmstr. Ing. Robert Jägersberger 7


III.  Vorwort

Rainer Gagstädter

8 BIM-Handbuch 2022
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mitglieder des Fachverbandes Ingenieurbüros!

Die Digitalisierung der Baubranche schreitet Das BIM-Handbuch 2022 soll kein Nach­
immer weiter voran, das Thema BIM wird immer schlagewerk und keine wissenschaftliche Publi-
präsenter. Städte und Länder in Österreich, kation sein, sondern ein praxistauglicher Leit­
Deutschland und der Schweiz setzen die Planung faden für alle an der Planung und Umsetzung
mit BIM bei öffentlichen Vergaben bereits oft Beteiligten. Vorrangiges Ziel ist, die am Prozess
voraus. Immer mehr Projekte sehen daher BIM- der Planung und deren nachfolgender Umset-
Lösungen vor, Planer:innen fühlen sich selbst zung Beteiligten und deren Mitarbeiter:innen
allerdings häufig als unzureichend geschult und BIM-fit zu machen, sowie die Befähigung der
informiert. Leser:innen, die behandelte Theorie sofort in
Im Frühjahr 2021 wurde eine Umfrage zur ihrer Arbeitsumgebung anwenden zu können.
Erhebung des Status quo hinsichtlich der An­ Mit möglichst wenig Zeitaufwand soll den Pla-
wendung von BIM unter den Mitgliedern des ner:innen das Verständnis rund um das Thema
Fachverbandes Ingenieurbüros durchgeführt. BIM in möglichst kurzer Zeit vermittelt werden.
Das Hauptziel der Umfrage war, zu hinter­ So soll das BIM-Handbuch 2022 grundlegend
fragen, inwieweit Ingenieurbüros bereits BIM ein- dazu beitragen, die Umstellungszeit auf BIM
setzen, welche Software zur Anwendung kommt deutlich zu verkürzen.
und welche Erfahrungen bislang gesammelt Der Fachverband Ingenieurbüros hofft,
werden konnten. Als größte Hürde, sich mit BIM Ihnen mit dem „BIM – Handbuch für die Praxis“
überhaupt auseinanderzusetzen, wurden zusätz- ein gutes Instrument zur Verfügung gestellt zu
liche Kosten, fehlende Zeit und Mangel an quali- haben, um Sie tatkräftig bei der Implementie-
fiziertem Personal identifiziert. rung von BIM in Ihrem Unternehmen zu unter-
Oft wissen die Leser:innen nach der Lektüre stützen!
diverser BIM-Literatur nicht, wie sie das Gelernte
in ihrem Arbeitsalltag einbinden und anwenden
können oder wie die Umsetzung funktionieren TR DI Dr. Rainer Gagstädter
soll. Obmann des Fachverbandes Ingenieurbüros

Vorwort TR DI Dr. Rainer Gagstädter 9


IV.  Danksagung

Rudolf Kolbe

10 BIM-Handbuch 2022
Liebe Kolleginnen und Kollegen,

BIM ist die logische Fortführung dessen, was Besonders herzlich bedanken möchte ich
ohnehin schon in vollem Gange ist – die Verla­ mich beim Projektteam und insbesondere bei
gerung der Welt in den virtuellen Raum. Unser unserem Kollegen DI Gustav Spener für sein
Berufsstand steht vor der Aufgabe, den Start von enormes Engagement als ehrenamtlicher Projekt-
BIM richtig zu organisieren und Realität werden leiter in dieser Sache!
zu lassen. Nach den ersten Gehversuchen mit BIM Abschließend möchte ich festhalten, dass in
ist klar geworden, dass wir noch einen weiten der in Österreich typischen kleinteiligen Büro-
Weg vor uns haben. struktur und Planungs­kultur eine offene Soft-
Der hier vorliegende Leitfaden soll dazu ware-Konstellation (openBIM) die Grund­
dienen, den Überblick zu bewahren angesichts voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz von
der Vielzahl an Software-Anbietern, Vertrags­ BIM ist. Ein nicht-diskriminierender, allgemeiner
modellen und Planungsstrategien. Er soll Planen- Zugang zu elektronischer Planungssoftware über
den eine Hilfestellung bei der Umstellung und offene, normierte Schnittstellen, die die erzeug-
ihrer täglichen Arbeit mit BIM leisten. ten Daten verlustfrei übergeben können, stellt
Die Inhalte des BIM-Handbuchs 2022 wurden faire Marktbedingungen her und kommt sowohl
auf Initiative der ZT-Bundeskammer gemeinsam den Planenden, als auch den (öffentlichen)
mit der TU Graz als wissenschaftlicher Partnerin Auftrag­gebern zu Gute. Die ZT-Bundeskammer
entwickelt und mit der Bundesinnung Bau und setzt sich weiterhin dafür ein, dass diese Voraus-
dem Fachverband Ingenieur­büros herausgege- setzungen österreich- und europaweit forciert
ben. Mitgewirkt haben außerdem die ASFiNAG, werden.
die ÖBB Infrastruktur, die BIG, der Österreichische
Verband gemeinnütziger Bau­vereinigungen, Mit kollegialen Grüßen
sowie die Länder Steiermark und Kärnten. Wir Ihr BR h.c. Dipl.-Ing. Rudolf Kolbe
bedanken uns für diese vorbildlich konstruktive Präsident der Bundeskammer
und engagierte Zusammenarbeit. der Ziviltechniker:innen

Danksagung BR h.c. Dipl.-Ing. Rudolf Kolbe 11


V.  Einleitung
CHRISTIAN H OFSTADLER UND M ARKUS KUMMER

Das Schlagwort „Digitalisierung“ ist in aller riert werden kann, wird im vorliegenden Buch nä-
Munde und auch in der Baubranche werden Ab- her erläutert. Dabei werden die nachstehenden
läufe, Prozesse sowie Planung, (Vor-)Fertigung, Themenkomplexe behandelt:
Montage und Betrieb zunehmend „digitaler“.
Im Zusammenhang mit diesem Wandel in den 1. Grundlagen
Prozessen, Methoden und Arbeitsweisen findet Im Buch werden zunächst die Grundlagen
Building Information Modeling (BIM) zunehmend zur Entwicklung von BIM erläutert und eine
den Weg von Forschungs- und Pilotprojekten in gemeinsame Verstehensumgebung geschaffen.
die tägliche Praxis. Dass ein solcher Wandlungs- Zudem wird der Frage nachgegangen, wo BIM
prozess nicht „nebenbei“ funktioniert und sich bereits gefordert wird und welche Standards
die Beteiligten aktiv und bewusst mit der Thema- aktuell existieren. Abschließend werden die mög-
tik auseinandersetzen müssen, erscheint dabei lichen Vorteile und Aspekte der Einführung von
wenig überraschend. Von der neuen Methode BIM im eigenen Unternehmen beleuchtet.
„Building Information Modeling“ (BIM) wird ein
erhöhter Nutzen über den gesamten Lebens­ 2.  Richtiges Modellieren
zyklus (Planen, Bauen und Betreiben) erwartet, Im Gegensatz zu 2D-Zeichnungen werden
wobei mit erhöhter Qualität, niedrigeren Kosten bei BIM 3D-Modelle erstellt. Die einzelnen Ele-
und neuen Möglichkeiten im Umgang mit den mente (Objekte) sind dabei durch ihre Geometrie
verknüpften Daten im BIM-Modell geworben und weitere Attribute (auch als Merkmale oder
wird. Eigenschaften bezeichnet) definiert. Im Buch
Ob diese Erwartungen an BIM bereits erfüllt wird richtiges Modellieren systematisch anhand
werden, wo noch Handlungsbedarf besteht und von einfachen Beispielen gezeigt. Es wird dabei
wie besonders für Einsteiger:innen im eigenen auf die geometrischen Grundlagen sowie die Po-
Unternehmen/Büro bereits mit kleinen Schritten sitionierung und Nordung des Modells eingegan-
in Richtung BIM ein Nutzen (Quick-Wins) gene- gen. Dies ist nicht zuletzt für die Kompatibilität

12 BIM-Handbuch 2022
einzelner Fachmodelle entscheidend und für den Nachteile. Dabei wird der Bogen von den be-
späteren Datenaustausch wichtig. Weiters wer- kannten Dateiformaten wie DWG bis hin zu BIM-
den Modelliertechniken und unterschiedliche spezifischen Dateiformaten wie IFC gespannt.
Detaillierungsgrade sowie Objektbibliotheken Zusätzlich wird das Zusammenspiel von BIM und
erläutert und diskutiert. GIS bzw. die Verwendung von Punktwolken the-
matisiert. In diesem Zusammenhang ist auch das
3. BIM-Software Thema der Klassifizierung besonders wichtig und
Für den Einsatz von BIM bzw. BIM-Methoden wird im vorliegenden Buch entsprechend be-
sind die entsprechenden Softwarelösungen ent- leuchtet. Ohne eine Klassifizierung sind keine sys-
scheidend. Zunächst wird dazu ein Überblick tematische Filterung und Auswahl sowie auch
über die vorhandene Softwarelandschaft und die kein praxisgerechter Datenaustausch möglich.
„Big Player“ geschaffen sowie eine Kategorisie-
rung vorgenommen. Dabei wird zwischen Mo- 5. Zusammenarbeit
dellierungssoftware, Viewern, Prüfsoftware, Soft- Die Zusammenarbeit beginnt bei BIM-Pro-
ware für Auswertungen und Simulationen sowie jekten genauso wie bei klassischen CAD-Projek-
Kollaborationsplattformen unterschieden und ten im eigenen Büro. Bereits hier müssen Regeln
auf die Lizenzpolitik und unterschiedliche Lizenz- definiert werden, um das simultane, geordnete
formate (Kaufen oder mieten? Einzelplatz- oder Arbeiten mehrerer Personen am gleichen Bauvor-
Netzwerklizenzen?) eingegangen. haben zu ermöglichen. Diese Herausforderung
nimmt bei der büro- und fachbereichsübergrei-
4. Datenaustausch fenden Zusammenarbeit nochmals zu. Hierzu ist
Für die Zusammenarbeit verschiedener es erforderlich, Rollen zu definieren und Berech­
Akteure mit BIM ist der Austausch von Daten tigungssysteme einzuführen. In diesem Zusam-
wesentlich und erfordert ein grundlegendes Ver- menhang wird außerdem erläutert, was unter
ständnis für Dateiformate sowie deren Vor- und „Single Source of Truth“ zu verstehen ist und wie

Einleitung 13
das Versionsmanagement aufgebaut werden Im Zentrum des Kapitels stehen die aus Sicht
kann. der Akteure wichtigen Fragen:

6. BIM-Projektorganisation ƒ Welche Rolle(n) habe ich?


Durch eine geänderte Arbeitsweise ergeben ƒ Welche Aufgaben und Verantwortlich­keiten
sich nicht nur neue Rollen und unter Umständen sind mit dieser(n) Rolle(n) verbunden?
auch Leistungsbilder, sondern es treten in BIM- ƒ Wie erfolgt der Informationsfluss?
Projekten zudem gänzlich neue Akteure auf.
Die Zusammenarbeit zwischen den handelnden 7. Auswertungen
Personen wird neu definiert und gegenüber der Für die Auswertung und Analyse von BIM-
klassischen Projektorganisation kommt es zu Projekten stehen verschiedene Möglichkeiten
neuartigen Schnittstellen und Koordinations­ zur Verfügung. Sei es das Auswählen und Hervor-
aufgaben. Dazu werden im vorliegenden Werk heben bestimmter Elemente (Filtern, Überschrei-
exemplarisch unterschiedliche Konstellationen ben [= farbliche Markierung] sowie Definitionen
der Projektorganisation beschrieben und zentrale unterschiedlicher Sichtbarkeiten) oder der Versi-
Aufgaben, wie etwa die Erstellung und Abstim- onsvergleich, um zu erkennen, was sich in einem
mung von Auftraggeber-Informations-Anforde- neuen Planungsstand gegenüber der letzten Ver-
rungen (AIA) und der BIM-Abwicklungsplanung sion verändert hat. Hinzu kommen weitere Werk-
(BAP), erläutert. Auch die Einrichtung einer Aus- zeuge z.B. im Bereich des 4D oder 5D.
tauschplattform (Common Data Environment –
CDE) sowie die Erstellung von Fachmodellen Umfragedaten zum Thema BIM
bzw. eines Koordinationsmodelles wird anhand Wie weit ist BIM bereits in den Planungs­
von Prozessabläufen dargestellt und beschrie- büros verbreitet? Wie schätzen sich diese im Zu-
ben. sammenhang mit ihren BIM-Kenntnissen selbst

14 BIM-Handbuch 2022
ein? Welche Hard- bzw. Softwareausstattung Es werden keine Schritt-für-Schritt-Anleitun-
liegt aktuell in den Planungsbüros vor? Diese gen für bestimmte Frage- und/oder Problemstel-
und andere Fragen wurden im Rahmen von lungen geliefert, vielmehr soll ein genereller und
Umfragen unter den Mitgliedern der Bundes­ praxistauglicher Überblick über die BIM-Methode
kammer der Ziviltechniker:innen, des Fach­ gegeben werden. Vor- und Nachteile werden un-
verbandes Ingenieurbüros und der Bundes­ abhängig aufgezeigt und „Zukunftsmusik“ vom
innung Bau gestellt. Die Auswertung der aktuell Machbaren differenziert.
wesentlichsten Ergebnisse wird im letzten Neben Praxisbeispielen und -tipps werden
Abschnitt des Handbuches dargestellt, die ge- auch „Reality Checks“ sowie Kommentare und
samte Umfrageauswertung findet sich unter: Zitate von Experten und Expertinnen aus den Be-
www.bimhandbuch.at/materialien reichen der Planung, Ausschreibung und Vergabe
sowie von großen öffentlichen Auftraggebern
Das BIM-Handbuch 2022 richtet sich an all und Jurist:innen präsentiert.
jene, die sich als Anfänger/Neulinge mit dem Im Vordergrund steht dabei die direkte
Thema Building Information Modeling (BIM) aus- Anwendbarkeit sowie das Aufzeigen möglichst
einandersetzen möchten und soll einen praxis- früh generierbarer Resultate (Quick-Wins). Das
gerechten Einstieg in die Thematik ermöglichen. Verständnis für die Thematik soll erhöht und in
Das Buch dient dabei als Ausgangsbasis mit er- kurzer Lesezeit ein breiter Überblick über das
gänzenden und weiterführenden Unterlagen Thema BIM vermittelt werden. Um das Gelernte
(ausführliche Statements von Experten und Ex- direkt im eigenen Tätigkeitsbereich anwenden
pert:innen, Vorlagen, Probedateien, Videos etc.). zu können, verzichtet das BIM Handbuch 2022
Damit soll der BIM-Start gelingen und der Nutzen bewusst auf die Darstellung komplexer und
sowohl für Planende als auch für deren Kunden detailorientierter Hintergrundinformationen und
und Kundinnen gesteigert werden. theore­tischer Ansätze.

Einleitung 15
VI.  Orientierung
M ARCUS WALLNER

Dieses Buch ist ein Einsteigerhandbuch. ƒ Stakeholder-Input


Am Anfang ist es nicht so leicht, sich in eine neue Bericht aus der Praxis zwischen den
Materie einzuarbeiten. Deshalb haben wir be- ­einzelnen Kapiteln
wusst versucht, das Buch in einem sehr frischen
und leicht zugänglichen Stil zu gestalten. Damit Links
das Lesen angenehmer wird, wurden zum einem Im Buch gibt es verschiedene Hyperlinks,
die Seiten in zwei Spalten geteilt und zum ande- die in der Marginalspalte erscheinen. Grafisch
ren mit vielen verschiedenen Funktionseinheiten sind diese mit einem oder zwei roten Dreiecken
angereichert. Über diese Funktionseinheiten wird (je nach Bezug zur inneren oder äußeren Text-
ein direkter Praxisbezug aufgezeigt. spalte) gekennzeichnet. Sie sind immer zweizeilig
und interaktiv.
Funktionseinheiten
ƒ Zitate von Fachleuten ƒ YouTube Channel
(immer zwischen zwei roten Linien) (Verweise auf Video-Tutorials im eigenen
ƒ Praxistipp Channel)
(Funktionsbox mit Rahmen) ƒ Normen (ÖNORM, ISO, VDI, …)
ƒ Realitycheck ƒ Verweis auf andere Stellen im Buch
(Funktionsbox mit Rahmen) ƒ Link auf die zum Buch gehörenden Arbeits-
ƒ Gastkommentar materialien
(Funktionsbox mit Rahmen) ƒ Hyperlink ins Internet (dieser ist als einziger
ƒ Rechtstipp nicht in der Marginalspalte, sondern bildet
(Funktionsbox mit Rahmen) einen eigenen Absatz im Fließtext)

16 BIM-Handbuch 2022
 
  
YouTube Channel Die Arbeitsmaterialien bieten viele hilfreiche
Ziehharmonikaprinzip Zusatzmaterialien.
     Norm: ÖNORM A 6241-2 So sind dort aktualisierte Linklisten, Muster-
   Kapitel 4, S. xy dokumente, Checklisten, Übungsdateien, zusätz-
Klassen und Objekte liche Texte, die komplette Dokumentation der
  Arbeitsmaterialien
  Umfrage und vieles mehr zu finden.
Modellierleitfäden
www.bimhandbuch.at/materialien
Links zu Internetseiten sind nicht in der
Marginalspalte, sondern im Fließtext rot hinter- Auf dem begleitenden YouTube Channel
legt eingebunden. sind einige Videotutorials zu finden. Diese für das
Buch produzierten Kurzvideos sollen anhand von
http://www.buildingsmart.co.at/wp-content/ konkreten Beispielen beim Einstieg mit der BIM-
uploads/2021/07/BIMcert-Handbuch-2021-eBook. Software helfen. So werden auf dem Channel bei-
pdf spielsweise Tutorials für den Im- und Export von
IFC-Dateien in und aus verschiedenen Software-
Damit dieses Buch den Einstieg in BIM er- produkten gezeigt.
leichtert, gibt es eine begleitende Landingpage,
einen eigenen Channel auf YouTube und einen www.bimhandbuch.at/videos
Bereich im Internet mit Arbeitsmaterialien.

www.bimhandbuch.at

Orientierung 17
VII. Inhaltsverzeichnis

I. Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
II. Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
III. Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
IV. Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
V. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
VI. Orientierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
VII. Inhaltsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
VIII. Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
IX. Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
28

30
66

68
Richtiges Modellieren in Infrastrukturprojekten. . . . . . . . . . . . 108

18 BIM-Handbuch 2022
3. BIM-Software . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118
BIM – Building Information Modeling –
in der BIG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158

4. Datenaustausch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160
BIM und LM.VM.2022 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200

5. Zusammenarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206
Anwendung der BIM-Methode im Pilotprojekt
„LFS Grottenhof Modernisierung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238

6. BIM-Projektorganisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242
BIM-Projektorganisation in der ASFiNAG . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288

7. Auswertungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292

Anhang
BIM-Handbuch 2022
Praxis-Impulse für planende Berufe . . . . . . . . . . . . . . . . . 316

Umfragedaten zum Thema BIM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 322


Abbildungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 334
Tabellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 340
Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 342

Inhaltsverzeichnis 19
VIII.  Glossar

3D Attribut (→ Abstimmung mit Merkmalen)


Realitätsnahes, digitales Abbild des Gebäudes.1 alphanumerisches Element, bestehend aus einer
immer gleich bleibenden Bezeichnung und
4D variablem Inhalt.6
Zeit als vierte Dimension.2
Auftraggeber-Informationsanforderungen
5D (AIA)
Kosten als fünfte Dimension Konkrete Beschreibung der Informationsbedürf-
Die Baukosten entwickeln sich von der Kosten- nisse des Auftraggebers, die als Anforderung für
schätzung zu den tatsächlich abgerechneten den AN beschrieben werden und als Grundlage
Kosten des Bauwerks. Enthalten sind die im für den BAP im jeweiligen Projekt dienen. Die AIA
Prozess notwendigen Datensätze.3 beinhaltet insbesondere die BIM-Anforderungen,
BIM-Prozesse und BIM-Anwendungen, um die
6D Ziele des Auftraggebers zu erreichen.7
Information zur Nachhaltigkeit eines Gebäudes
über seinen Lebenszyklus als sechste Dimension.
Dazu zählen z.B. ökologischer Fußabdruck, War-
tungskosten, Wartungsintervalle einschließlich 1
ÖNORM A6241-2:2015.
allfälligen Austauschs.4 2
ÖNORM A6241-2:2015.
3
ÖNORM A6241-2:2015.
ASI-Merkmalserver 4
ÖNORM A6241-2:2015.
Datenbank, in der die Struktur der Eigenschaften 5
ÖNORM A6241-1:2015.
von Bauelementen und Materialien beschrieben 6
ÖNORM A6241-1:2015.
ist.5 7
Plattform 4.0, Begriffe zu BIM und Digitalisierung.

20 BIM-Handbuch 2022
Modelliersoftware Leistungen dar und definiert die Prozesse und die
Manchmal auch als Autorensoftware bezeichnet, Anforderungen an die Kollaboration der einzelnen
Programm zur Erzeugung und Verarbeitung von Beteiligten. Die Modelle und Prozesse werden
Planungsinhalten. Weitergabe auf Grundlage hierbei in Bezug auf Strukturen, Elemente und In-
offener oder proprietärer Schnittstellen.8 formationen vereinheitlicht. Der BAP legt weiter-
hin die projektbezogenen Ausprägungen fest und
Bauwerk definiert das Maß der Informations- und Detaillie-
Gebäudeeinheiten, Gebäude bzw. Gebäudeteile, rungstiefe und deren Qualitäten. Der BIM-Pro-
die genutzt und zu bestimmten Zwecken bewirt- jektabwicklungsplan sollte Vertragsbestandteil
schaftet werden sollten.9 zwischen AG und Projektteilnehmern werden.13

BIM Collaboration Format (BCF) BIM-Projektleitung


Austauschformat. Ein offenes Dateiformat, Qualifikation auf der Ebene der Bestellung.
welches den Austausch von Nachrichten und Die BIM-Projektleitung ist die verantwortliche
Änderungsanforderungen zwischen BIM‐Viewern Stelle beim AG für die generelle Spezifizierung
und BIM‐Modelliersoftware unterstützt.10 der Rahmenbedingungen eines Projekts, für die
Definition der verwendeten Leistungsbilder der
BIM-Fachkoordination jeweiligen Akteure sowie für die Durchsetzung
Verifiziert fachdisziplinspezifische BIM-Inhalte der der Anforderungen des AG an die verwendete
jeweiligen Planungsteams.11 Datenstruktur im Projekt.14

BIM-Gesamtkoordination BIM-Projektsteuerung
Koordiniert und verifiziert interdisziplinäre BIM- Qualifikation auf der Ebene der Projektsteuerung.
Inhalte der Planungsbeteiligten auf Grundlage Die BIM-Projektsteuerung vertritt die Interessen
der Vorgaben der BIM-Projektsteuerung. Trägt des AG bei der konkreten Spezifizierung und der
die Verantwortung für das Koordinationsmodell. operativen Durchführung eines BIM-Projekts im
Überwacht die Durchführung der vorgegebenen Rahmen der Vorgaben der BIM-Projektsteue-
Aufgaben der Fachkoordination und ist primärer rung.15
Ansprechpartner der digitalen Planung gegen-
über der BIM-Projektsteuerung.12 8
Plattform 4.0, Begriffe zu BIM und Digitalisierung.
9
ÖNORM A6241-1:2015.
BIM-Projektabwicklungsplan (BAP) 10
Plattform 4.0, Begriffe zu BIM und Digitalisierung.
Der BIM-Projektabwicklungsplan ist ein Richt­ 11
Plattform 4.0, Begriffe zu BIM und Digitalisierung.
liniendokument, welches die Grundlage einer BIM‐ 12
Plattform 4.0, Begriffe zu BIM und Digitalisierung.
basierten Zusammenarbeit definiert. Er legt die 13
Plattform 4.0, Begriffe zu BIM und Digitalisierung.
organisatorischen Strukturen und die Verantwort­ 14
Plattform 4.0, Begriffe zu BIM und Digitalisierung.
lichkeiten fest, stellt den Rahmen für die BIM- 15
Plattform 4.0, Begriffe zu BIM und Digitalisierung.

Glossar 21
Building Information Modeling Level 0 nung von Bauteilen, Materialien und deren
(BIM Level 0) Merkmalen.20
Unkoordiniertes CAD potenziell in 2D.16
CAD-Zeichnung
Building Information Modeling Level 1 Zweidimensionale, zum Ausdruck auf Papier
(BIM Level 1) bestimmte Darstellung eines CAD-Modells.21
Synonym: little BIM
Koordiniertes CAD im 2D- oder 3D-Format. closedBIM
Abgestimmte Zusammenarbeit auf Basis einer Beschreibt einen modell‐ und informations­
Kollaborationsplattform mit einheitlichen basierten Datenaustausch innerhalb eines
Datenstrukturen und -formaten.17 Projekts unter Verwendung einer einheitlichen
Softwarelösung und einer proprietären Schnitt-
Building Information Modeling Level 2 stelle.22
(BIM Level 2)
Koordinierte 3D-Umgebung, aufgeteilt in Common Data Environment (CDE)
sepa­rate disziplinspezifische, elementbasierte, Synonym: Datenraum, Plattform
datenreiche Fachmodelle. Integration und Eine Plattform zum projektbezogenen Austausch
Qualitäts­sicherung auf der Basis einer maß­ von Informationen aller Projektbeteiligter auf
geschneiderten Integrationsplattform.18 Grundlage der Vorgaben aus dem BAP.23

Building Information Modeling Level 3 Computer Aided Design (CAD)


(BIM Level 3, iBIM) Computer-unterstütztes Zeichnen von Konstruk-
Synonym: big BIM tionsunterlagen für bauliche, mechanische,
Vollständig integraler, gemeinschaftlicher elektrische oder elektronische Erzeugnisse mit
Prozess der Modellierung eines digitalen Hilfe von spezieller Software.24
Modells in Übereinstimmung mit der Aus-
führung für die Datenpflege über den ge-
samten Lebenszyklus, in einem gemeinsamen
zentralen Datenmodell unter Einarbeitung 16
Plattform 4.0, Begriffe zu BIM und Digitalisierung.
von Sachdaten für weiter­führende Informatio- 17
Plattform 4.0, Begriffe zu BIM und Digitalisierung.
nen, die als zusätzliche Dimensionen beschrie- 18
Plattform 4.0, Begriffe zu BIM und Digitalisierung.
ben werden. Ist derzeit technisch noch nicht 19
Plattform 4.0, Begriffe zu BIM und Digitalisierung.
umgesetzt.19 20
ÖNORM A6241-2:2015.
21
ÖNORM A6241-1:2015.
buildingSmartDataDictionary (bSDD) 22
Plattform 4.0, Begriffe zu BIM und Digitalisierung.
Offenes Klassifizierungssystem für das Bauwesen 23
Plattform 4.0, Begriffe zu BIM und Digitalisierung.
auf Grundlage von ISO 12006-3 für die Benen- 24
ÖNORM A6241-1:2015.

22 BIM-Handbuch 2022
Externe Referenzen (X-Ref) wird von buildingSMART definiert und weiterent-
Dateien, die mit dem aktiven CAD-Modell wickelt.
verknüpft sind und gleichzeitig mit diesem
angezeigt werden können.25 Koordinationsmodell
Zusammengefügte Einheit aller Fachmodelle im
Fachmodell aktuellen Entwicklungsschritt zum Zweck der
Ist ein allgemeiner Begriff für das disziplinen‐ bzw. Gesamtkoordination eines Projekts.31
gewerkespezifische digitale Modell eines einzel-
nen Projektbeteiligten. Die darin befind­lichen Level of Development (LOD)
Modellinhalte werden gezielt für einen bestimm- Steht für den Ausarbeitungsgrad eines Bau­
ten Zweck erstellt und entwickeln sich in ihrer Re- elements bzw. Modells in Abhängigkeit von der
alitätsnähe entlang der einzelnen Projektphasen.26 Projektphase.

Facility Information Management (FIM) Level of Coordination (LoC)


Beschreibt den Prozess der bauelementorien­ Gibt Auskunft über den Abstimmungsgrad eines
tierten Gebäudeverwaltung, basierend auf den Bauelements in Abhängigkeit zur Projektphase.
Informationen des BIM-Prozesses.27 Dieser wird teilmodellintern und übergeordnet
festgelegt. Es gibt nur zwei Varianten des LoC,
Gesamtmodell nämlich wahr oder falsch.32
Zusammengefügte Einheit aller Fachmodelle im
aktuellen Entwicklungsstand oder Revisionsstand Level of Geometry (LoG)
zum Zweck der gesamtheitlichen Übergabe eines Beschreibt Tiefe der geometrischen Darstellung,
Projekts.28 bzw. den Grad der Detaillierung von Bauelemen-
ten.
Geschoss  
Bauwerksebene, die einen oder mehrere Bauteile Level of Information (LoI)
(Trakte) umfasst.29 Bezieht sich auf die alphanumerische Anfor­
derung an Bauelemente. Diese können über
Globally Unique Identifier (GUID)
Automatisch generierter, weltweit eindeutiger 25
ÖNORM A6241-1:2015.
Code als offener Standard im Bauwesen zur 26
Plattform 4.0, Begriffe zu BIM und Digitalisierung.
digitalen Kennzeichnung von Bauelementen in 27
Plattform 4.0, Begriffe zu BIM und Digitalisierung.
digitalen Modellen.30 28
Plattform 4.0, Begriffe zu BIM und Digitalisierung.
29
ÖNORM A6241-1:2015.
Industry Foundation Classes (IFC) 30
Plattform 4.0.
Offener Standard im Bauwesen zum Aus- 31
Plattform 4.0, Begriffe zu BIM und Digitalisierung.
tausch von digitalen Modellen. Der Standard 32
Plattform 4.0, Begriffe zu BIM und Digitalisierung.

Glossar 23
zentrale Stellen, wie den ASI Merkmalserver, Prüfsoftware
normativ definiert sein. Die Spezifikationen des Synonym: Checkingtool, Modelchecker
LoI geben Anwendern von BIM‐Software genaue Programm zur disziplinspezifischen Prüfung
Vorgaben über den Informationsgrad der Bau­ von Modellinhalten bzw. interdisziplinären Ko­
elemente eines Planungsmodells in Abhängigkeit ordinationen.37
zur Projektphase.33
Raum
Merkmal Teil eines Bauwerks, der vollständig oder teil­
Alphanumerisches Element, bestehend aus einer weise von Trennelementen begrenzt ist, und
immer gleich bleibenden Bezeichnung und dessen Fußboden und/oder Decke einen Teil der
variablem Inhalt im BIM-Level 2/3 Umfeld.34 Konstruktion des Bauwerks bildet/bilden.38

Model View Definition (MVD) Simulations- und Berechnungssoftware
Definiert die Teilmengen des IFC-Datenmodells, Programm zur Analyse und Anreicherung von
die notwendig sind, um die spezifischen Daten- Planungsinhalten.39
austausch-Anforderungen im Bauwesen während
eines Bauvorhabens zu unterstützen. Die Modell- Teilmodell
ansichtsdefinition stellt eine Anleitung für alle (Bau-)Abschnittsbezogenes Teilstück eines Fach-
IFC-Ausdrücke (Klassen, Attribute, Beziehungen, modells.40
Eigenschaftssätze, Mengendefinitionen etc.) zur
Verfügung, die in einem bestimmten Anwen-
dungsbereich verwendet werden und vorhanden
sein müssen. Sie beschreibt auch das Pflichten- 33
Plattform 4.0, Begriffe zu BIM und Digitalisierung.
heft für die Umsetzung der IFC-Schnittstelle in 34
Plattform 4.0, Begriffe zu BIM und Digitalisierung.
einer bestimmten Software.35 35
Plattform 4.0, Begriffe zu BIM und Digitalisierung.
36
ÖNORM A6241-2:2015.
Projektphasen 37
Plattform 4.0, Begriffe zu BIM und Digitalisierung.
Entwicklungsstand des virtuellen Gebäude­ 38
ÖNORM A6241-1:2015.
modells inklusive Aussagen hinsichtlich des 39
Plattform 4.0, Begriffe zu BIM und Digitalisierung.
Ausarbeitungsgrades und des Detaillierungs­ 40
Plattform 4.0, Begriffe zu BIM und Digitalisierung.
grades.36

24 BIM-Handbuch 2022
Glossar 25
IX.  Abkürzungsverzeichnis

AG Auftraggeber:in BVB Besondere Vertragsbedingungen


AIA Auftraggeber-Informations­ BVergG Bundesvergabegesetz
anforderungen CAD Computer Aided Design
ALS Airbone Laserscanning CAFM Computer Aided Facility Management
AN Auftragnehmer:in CDE Common Data Enviroment
ASI Austrian Standards Institute CEN Comité Européen de Normalisation
AVA Ausschreibung, Vergabe und CSG Constructive Solid Geometry
Abrechnung DBV Deutscher Beton- und Bautechnik-
BAP BIM-Abwicklungsplanung Verein
BCF BIM Collaboration Format DSGVO Datenschutzgrundverordnung
BE BIM-Ersteller:in EU Europäische Union
BEP BIM Execution Plan EULA Endbenutzer Lizenzvertrag
BFK BIM-Fachkoordinator:in FEM Finite-Elemente-Methode
BGK BIM-Gesamtkoordinator:in FIM Facility Information Management
BH Bauherr FM Facility Management
BIA Betreiber Informationsanforderungen FP Fachplaner:innen
BIG Bundesimmobliengesellschaft m.b.H. GOA Gebührenordnung für Architekten
BIM Building Information Modeling GP Generalplaner:in
BIM-ÖBA BIM-Örtliche Bauaufsicht GSA General Services Administration
BK begleitende Kontrolle GUID Globally Unique Identifier
BKS Benutzerkoordinatensystem HKLS Heizung, Klimatechnik, Lüftung,
BPL BIM-Projektleitung Sanitär
BPMN Business Process Model and Notation HOAI Honorarabrechnung für Architekten
Brep Boundary Representation und Ingenieure
bSDD buildingSmartDataDictionary IDM Information Delivery Manual

26 BIM-Handbuch 2022
IFC Industry Foundation Classes PL Projektleitung
ISO Internationale Organisation für PPH Projektphasen
Normung PS Projektsteuerung
KPI Kennzahlen QG Quality Gates
(Key Performance Indicator) RGB Rot-Grün-Blau
LM.VM Leistungsmodelle.Vergütungsmodelle RL Richtlinie
LoC Level of Coordination SaaS Software as a Service
LoD Level of Detail SUB Subunternehmer
LoG Level of Geometry TGA Technische Gebäudeausrüstung
LOIN Level of Information Needed TLS Terrestrisches Laserscanning
Lol Level of Information TU Technische Universität
LoX Level of anything TZ Technische Zeichner:in
LPH Leistungsphasen UrhG Urheberrechtsgesetz
MVD Model View Definition UWG Bundesgesetz gegen den unlauteren
NU Nutzer:innen des Bauwerks Wettbewerb
ÖBA Örtliche Bauaufsicht VR Virtual-Reality
OKRD Oberkante Rohdecke WKS Weltkoordinatensystem
OOM objektorientierte Modellierung X-Ref Externe Referenzen
PDF Portables Dokumentenformat ZT Ziviltechniker:in

Abkürzungsverzeichnis 27
BIM ist keine Mammutaufgabe und
trotzdem Teil eines Mammutprojektes
ALFRED WASCHL

Die Methodik BIM ist unzweifelhaft kurz-, Verantwortung beim Erreichen dieser Ziele. Die
mittel- und langfristig der „Enabler“ der Immo­ Corona-Pandemie hat zwar das Bewusstsein der
bilienbranche. Dies gilt auf vielen Ebenen, von Datennutzung geschärft, aber das Verständnis
denen drei besondere Bedeutung haben: für den Mehrwert von (automatisierten) Daten-
analysen ist noch stark ausbaufähig.
a. Digitalisierung
b. Klimaneutralität Im gesamten Lebenszyklus einer Immobilie
c. Work-Life-Balance fallen große Mengen Daten an, bei der Planung,
der Errichtung, der Bewirtschaftung und beim
Bei allen drei Ebenen geht es nicht darum, Rückbau. Um diese Daten im Sinne der Eigen­
ob die Transformation stattfindet, sondern nur tümer und Investoren, sowie der EU-Taxonomie
mehr, wie sie stattfindet. zielführend, jederzeit und dezentral nutzen zu
Und beim „wie“ gilt eine Feststellung gleich- können, müssen sie jedoch zentralisiert und
mäßig auf allen Ebenen: TRANSFORMATION systematisch erfasst, aufbereitet und verfügbar
braucht AKZEPTANZ. gemacht werden.
Genau dafür ist die Methodik BIM, wie sie
Die Innovationskraft jedes einzelnen Mit­ von buildingSMART verstanden wird – offene
arbeiters, jedes Gewerbebetriebes und der In­ Datenformate (IFC) –, der Enabler.
dustrie wird es möglich machen, gesellschaftli-
chen Wohlstand mit nachhaltigem Wirtschaften Wir müssen klar sehen und klar kommunizie-
zu verbinden. Damit werden für alle Erwerbs­ ren: die Klimaschutzziele von Glasgow werden
tätigen Perspektiven geschaffen, die zur Akzep- wir ohne flächendeckende, digitale Infrastruktur
tanz der Transformation führen. – dazu gehört auch Ausbildung – nicht erreichen.
Die Immobilienbranche hat starken Einfluss Denn um Reduktionspotentiale in der Immobi-
auf die Agenda 2050 Ziele und damit auch große lien- und Baubranche überhaupt identifizieren zu

28 BIM ist keine Mammutaufgabe und trotzdem Teil eines Mammutprojektes


können, braucht es eine ausreichend breite und systems für (nachhaltige) Immobilien (der soge-
tiefe standardisierte Datengrundlage. Mit Akten- nannte „Artikel 8 Fonds“ ist dabei, bei institutio-
ordnern auf der Europalette und vielen Excel- nellen Investoren zum Standard zu werden) dar.
Sheets ist dies natürlich nicht zu bewerkstelligen.
Das Beherrschen der Methodik BIM ist also
Smartphones, Tablets, Sensoren, digitale deutlich mehr als die Nutzung eines CAD-, Word-
Zwillinge und Apps bieten Möglichkeiten, Infor- und Excel-Programms; es ist die Nutzung einer
mationen auf der Baustelle oder im Gebäude zu Playstation über den Lebenszyklus eines ver­
erfassen und unmittelbar zur Auswertung in eine bauten Wertes mit voller Transparenz. Und mit
zentrale Datenbank (BIM-Modell) einzuspeisen. der Playstation fordern wir auch gerne die inter-
Die gewonnenen Erkenntnisse bieten dann auf nationale Community und nicht nur den Sitz-
Knopfdruck und in Echtzeit diverse Ansatzpunkte nachbarn. Und bei der Playstation wissen wir
für zielgerichtete Handlungen. Das geht im auch über die Graphikkarte, über die Bildschirm-
Übrigen bis in den Bereich der Finanzierung. auflösung, über die Updates, über die Stamm­
Die neuen ESG-Anforderungen stellen nämlich daten … genau Bescheid. Warum sollte dann die
nichts anderes als den Umbau des Finanzierungs- Methodik BIM nicht selbstverständlich sein?

Alfred Waschl 29
Kapitel 1
Grundlagen
CHRISTIAN H OFSTADLER, M ARKUS KUMMER UND M ARCUS WALLNER

Industrie 4.0, Big Data, E-Health, Smart Cities, Cloud Computing, Künstliche
Intelligenz. Das Schlagwort „Digitalisierung“ ist in aller Munde. Digitale Trans­
formation ist ein Muss – auch in der Baubranche. Die Abläufe und Prozesse von
Bauprojekten sowie die Planung, (Vor-)Fertigung, Montage und auch der Betrieb
gestalten sich zunehmend „digitaler“.
Building Information Modeling (BIM) reiht sich dabei in die umfassende Liste
neuer Begrifflichkeiten der Digitalen Revolution ein. Durch den in der Digitalisie-
rung verorteten, steten Wandel in den Prozessen, Methoden und Arbeitsweisen
der Baubranche findet Building Information Modeling zunehmend den Weg von
Forschungs- und Pilotprojekten in die tägliche Praxis. Dieser Transformationspro-
zess passiert nicht nebenbei. Er bedarf einer aktiven und bewussten Auseinander-
setzung aller Beteiligten mit den Heraus- und Anforderungen sowie Chancen und
Möglichkeiten der digitalen Welt.
Welche Ansprüche stellt BIM als Teil dieser digitalen Welt nun an die Akteure
innerhalb der Baubranche? Welcher Nutzen wird von der Anwendung dieser
neuen Methode erwartet? Was versteht man eigentlich unter BIM, wo stehen wir
in der Entwicklung und wo kann diese hingehen?

30 Grundlagen
Wo stehen wir in der Entwicklung von BIM? . . . . . . 32

Was ist BIM eigentlich? Wie ist BIM zu verstehen? 36

Was bedeutet das „I“ in BIM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

Wird BIM schon gefordert? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

Welche Standards gibt es bereits? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

(Erwartete) Vorteile durch den Einsatz von BIM . . . 52

Fehlervermeidung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
Kollaboration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
Visualisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
Kollisionskontrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
Verfügbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
Arbeits- und Zeitersparnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
Auswertungen und Simulationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
Kosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
Transparenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61

BIM einführen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64

Grundlagen 31
Wo stehen wir in der Entwicklung
von BIM?

Vielen dürften Studien bekannt sein, welche die BIM  sicherlich nicht das einzige Heilmittel dar,
Produktivität des Baugewerbes bzw. der Bau­ es dürfte aber wesentlich dazu beitragen, gegen-
industrie mit anderen Branchen vergleichen und über anderen Branchen aufzuholen.
zu dem Schluss gelangen, dass diese am Bau in Einige mögen sich noch an die Umstellung
den letzten (etwa) 30 Jahren mehr oder weniger von Tusche auf die ersten CAD-Programme erin-
stagniert.41 Obwohl die Vergleichsmethoden sol- nern. Dieser Prozess – bis der Großteil der Büros
cher verallgemeinernden Studien kritisch zu als „CAD-fit“ bezeichnet werden konnte – dauer-
sehen sind (z.B. wegen der Vergleichsbasis und te in etwa zehn bis zwanzig Jahre. Mit der Um-
der Auffassung, welche Leistungen zur Ver- stellung von CAD auf BIM verhält es sich nicht
schwendung zählen), ist dennoch davon aus­ anders. Auch dieser Wandel dürfte mindestens
zugehen, dass der Zuwachs an Produktivität in genauso lange dauern, denn im Vergleich zur
der Baubranche geringer ausfällt als in anderen Umstellung von Tusche auf CAD, bei der lediglich
Branchen. Die Gründe dafür sind mit Sicherheit
vielschichtig, allerdings liegt die Vermutung 41
Vgl. ROLAND BERGER GMBH (2016). Digitalisierung
nahe, dass die verhältnismäßig langsame Digi­ der Baubranche. Online unter: https://www.roland-
talisierung der Baubranche als ein wesentlicher berger.com/de/Media/Digitalisierung-der-Bau­
Parameter zur Erklärung des geringeren Produk- branche.html, Datum des Zugriffs: 27.  10.  2021.
tivitätszuwachses fungieren kann. Vgl. McKinsey & Company (2017). Reinventing Con-
Während andere Branchen bereits seit ge- struction: A Route to higher Productivity. Online
raumer Zeit an der Einführung und Nutzung von unter: https://www.mckinsey.com/de/~/media/
Künstlicher Intelligenz (KI) und Maschinellem mckinsey/locations/europe%20and%20middle
Lernen arbeiten, befindet sich die Baubranche %20east/deutschland/news/presse/2017/2017-02-28/
gerade erst in der Einführung von Building 170228_mgi_construction.pdf, Datum des Zugriffs:
Information Modeling. Um die Produktivität mit- 27.  10.  2021.
tel- und langfristig steigern zu können, stellt Vgl. EYGM Limited (2021). Hochbauprognose 2021.

32 Grundlagen
das Werkzeug ausgewechselt wurde, ändert sich noch Adaptierungs- und Optimierungsprozesse
mit BIM die komplette Arbeitsweise. Seit den notwendig sind.
ersten „Gehversuchen“ mit BIM sind bereits eini- Wenn man sich die Auftritte der diversen
ge Jahre vergangen, aber die meisten Experten großen Bauunternehmen ansieht, erhält man
und Expertinnen sind der Meinung, dass im einen anderen Eindruck. BIM scheint hier ge-
Jahr 2021 noch nicht einmal die Hälfte des meinsam mit Lean ein wesentliches Mittel zur
Weges in der BIM-Welt zurückgelegt ist. Der Optimierung der Prozesse zu sein. Ähnlich verhält
Zeitpunkt für einen Einstieg in das Thema BIM es sich bei der Betrachtung der Fachbereiche.
scheint somit günstig – und mit der Lektüre die- Da die ersten BIM-Projekte fast ausschließlich
ses Buchs haben Sie bereits den ersten Schritt ge- Hochbauprojekte waren, haben die BIM-
setzt. Standards im Hochbau einen Vorsprung.
Inzwischen besteht kein Zweifel mehr daran, Im Bereich der Infrastruktur sind einige Standards
dass BIM die Zukunft wesentlich prägen wird. hingegen gerade erst im Entstehen – was der
Natürlich besteht in den nächsten Jahren noch Entwicklungsprozess in diesem Bereich mit sich
einiges an Handlungsbedarf, damit BIM in vielen bringt, darf mit Spannung erwartet werden.
Bereichen der Bauwirtschaft zu einer ausgereif- Gerade der Bereich Infrastruktur bzw. Tief-
ten Technologie bzw. Methode heranwachsen bau mit z.T. groß strukturierten Projekten und
kann, bereits jetzt sind die Entwicklungen – sich wiederholenden Teilbereichen und wenigen
speziell in jenen Bereichen, in denen es zuerst (öffentlichen) Bauherren kann als fruchtbarer
Fuß gefasst hat – aber schon sehr weit fort­ Boden für die Standardisierung gesehen werden.
geschritten. Auch Vorteile in der Nutzung bzw. im Betrieb ha-
So kann BIM beispielsweise im Bereich der ben das Potenzial, volkswirtschaftlichen Nutzen
Planung bereits als weit ausgereift angesehen zu generieren.
werden, während jedoch im Bereich der Bau­ Mit ganz neuen Arbeitsweisen, Anwen-
ausführung und auch im Betrieb mit Sicherheit dungsfällen, Aufgaben und Verantwortlichkeiten

Wo stehen wir in der Entwicklung von BIM? 33


wird über kurz oder lang auch die Honorierung zum Teil schon ab 2025 zu erbringen. BIM liefert
den veränderten Prozessen angepasst werden hierbei die erforderlichen Werkzeuge, um diese
müssen. Darüber hinaus entsteht im Rahmen die- umfassenden Datenstrukturen bewäl­tigen und
ser Entwicklung ein großer Bedarf im juristischen zusammenführen und schließlich entsprechende
Bereich. Es muss Klarheit und Rechtssicherheit für Analysen sowie Nachweise liefern zu können.
viele offene Fragen geschaffen werden. Allein die Elemente der Digitalisierung finden mehr
Interpretation von als geläufig empfundenen und mehr Einzug in das ressourcenschonende
Fachbegriffen kann je nach Gesprächspartner:in Planen, Bauen und Betreiben von Bauwerken.
gewaltige Unterschiede aufweisen. Was planen- Idealerweise werden fundierte Daten erhoben,
den und ausführenden Akteuren als selbst­ gefiltert, in brauchbare Kennzahlen (KPI) um­
verständlich erscheint, kann von Bauherren, gewandelt und mit kontextbezogenen Informa-
Nutzer:innen und insbesondere Jurist:innen tionen verknüpft sowie stets wiederauffindbar,
ganz unterschiedlich interpretiert werden. optimal kommunizierbar und übertragbar ge-
Enorme Entwicklungen sind in naher Zu- speichert. Dieser Prozess umfasst auch die Trans-
kunft im Bereich der verwendeten Software zu formation von Verfügungs- in Orientierungswis-
erwarten. Entwicklung neuartiger Software ist sen (kontextbezogene Verknüpfung von Prozess-
gemäß ihrer Natur ein eher zeitintensiver Prozess. und Bauteilkennzahlen mit den Produktions­
So vergehen vom Wunsch einer Anpassung bis zu bedingungen). Durch die Bereitstellung des
deren Verfügbarkeit in der Praxis mehrere Jahre quan­titativ immer stärker vertretenen
(je nach Softwarehersteller und Grad der Anpas- Verfügungs­wissens (besonders durch die digitale
sung). Man kann also davon ausgehen, dass hin- Revolution) vergrößert sich der Ereignis- und
sichtlich Usability sowie neuer Funktionen und Möglichkeitsraum. Dies erfordert ein hohes Maß
Oberflächen bereits einiges in der „Pipeline“ der an Orien­tierung, um das dadurch erlangte Wissen
Hersteller existent sein dürfte. Vor allem der und dessen Nutzung auf eine sinnbehaftete Basis
Datenaustausch zwischen den einzelnen Soft- stellen und den Fokus auf das Relevante sowie
wareanwendungen sollte nutzerfreundlich und auf das ethisch und ökonomisch Gebotene legen
möglichst einfach in der Handhabung und be- zu können. Durch implementierte und vordefi-
sonders verlustfrei sein bzw. werden. nierte Filter für die Datenaufbereitung und
Schließlich werden neue Entwicklungen auch -bereinigung wird der Grad an Subjektivität in
von den Aspekten der Nachhaltigkeit, Ressour­cen­ der Datengenerierung und Datenanalyse auf ein
­schonung und Ökobilanzierung getrieben. Die Mindestmaß reduziert und in manchen Bereichen
Bauschaffenden (Bauherrn, Planer, ausführende gänzlich ausgeschaltet. Zudem wird es möglich,
Baufirmen) werden zukünftig nachweisen müs- die Analysen auf validiertes, strukturiertes und
sen, wie umweltfreundlich bzw. -schädlich ein kontextualisiertes – also veredeltes – Orientie-
Gebäude bzw. Bauteile oder auch die jeweiligen rungswissen zu stützen.42
Baumaßnahmen und letztlich auch der Betrieb
eines Gebäudes sind. Solche Nachweise gilt es 42
Vgl. Hofstadler in Hofstadler/Motzko (2021) S. 40  f.

34 Grundlagen
In naher Zukunft wird es auch baupraktisch In Anbetracht der zunehmenden Fokussie-
möglich sein, aus in regelmäßigen Abständen rung auf den Lebenszyklus werden immer mehr
während des Bauens aufgenommenem Bild­ Daten und Informationen erfassbar gemacht
material in Form von Fotos und Videos – sowie bzw. erhoben. Diese gilt es, unmittelbar vom Pro-
anderen Techniken wie beispielsweise dem jekt- und Baustellenteam zu bearbeiten und zu
Lidar43 – direkt in Echtzeit 3D-Modelle des Bau- dokumentieren, um in Abstimmung mit dem AG
fortschritts zu erstellen. Diese Modelle können bzw. Betreiber der Immobilie den größten Nut-
anschließend verwendet werden, um auto­ zen für den späteren Betrieb zu ermöglichen. Da-
matische Erfassungen sowie Messungen und Ver- hingehend besteht zum aktuellen Zeitpunkt auf
gleiche mit dem erwarteten und angestrebten jeden Fall noch Verbesserungsbedarf. Die Digita-
Fortschritt auf der Baustelle durchzuführen. lisierung kann und muss dabei einen Beitrag leis-
Obwohl der aktuelle Stand der Forschung derzeit ten, damit dies mit überschaubarem und leistba-
noch keine vollständige Automatisierung dieses rem Aufwand noch „zusätzlich“ abgewickelt
Prozesses zulässt, hat sich gezeigt, dass ein werden kann. Es gilt nicht nur, Daten und Infor-
halbautomatisches System zur Überwachung mationen zu sammeln und zu veredeln, sondern
des Baufortschritts durchaus implementierbar ist diese auch wertschöpfend zu verknüpfen (Ver-
und viel Zeit und Mühe sparen kann. In weiterer meidung von ungenutzten Daten-Silos).45 Insge-
Folge führt dies zu einer Verbesserung der samt stellt sich die wesentliche Frage, wie Daten
Produk­tivität, der Arbeitssicherheit, der Qualität und Informationen kontextbezogen verbunden
und der Dokumentationsgenauigkeit sowie zu werden können, um Vorgaben beispielsweise aus
einer Verringerung von Konflikten. All diese posi- der EU-Taxonomie46 zu erfüllen bzw. einen zu-
tiven Aspekte tragen prinzipiell zur Reduktion sätzlichen Mehrwert zu generieren.
der Kosten und gleichzeitig zu einer erhöhten Zu-
friedenheit bei den handelnden Akteuren und Lidar (Light imaging, detection and ranging) ist eine
43

Akteurinnen, Nutzern und Nutzerinnen der Bau- Form des dreidimensionalen Laserscannings und
werke bei. Ein optimierter und systematischerer eine mit dem Radar verwandte Methode.
Daten- und Informationsfluss stärkt als wesent- 44
Vgl. Hofstadler in Hofstadler/Motzko (2021) S. 41.
liche Komponente das Vertrauen zwischen den 45
Vgl. Hofstadler in Hofstadler/Motzko (2021) S. 43.
Beteiligten des Projektteams.44 46
Vgl. weiterführend in Wiehager (2021).

Wo stehen wir in der Entwicklung von BIM? 35


Was ist BIM eigentlich?
Wie ist BIM zu verstehen?
Definitionen und Verständnis –
Building Information Modeling (BIM)

„Vollständig integraler, gemeinschaftlicher Prozess der Modellierung


eines virtuellen Gebäudemodells in Übereinstimmung mit der Ausführung
für die Datenpflege über den gesamten Lebenszyklus, in einem gemein-
samen zentralen Datenmodell unter Einarbeitung von Sachdaten für
weiterführende Informationen, die als zusätzliche Dimensionen
beschrieben werden.“
ÖNORM A 6241-247

„Building Information Modeling (BIM) ist eine Planungsmethode


im Bauwesen, die die Erzeugung und die Verwaltung von digitalen
virtuellen Darstellungen der physikalischen und funktionalen Eigen-
schaften eines Bauwerks beinhaltet. Die Bauwerksmodelle stellen dabei
eine Informationsdatenbank rund um das Bauwerk dar, um eine
verlässliche Quelle für Entscheidungen während des gesamten Lebens-
zyklus zu bieten; von der ersten Vorplanung bis zum Rückbau.“
BIM-LEITFADEN FÜR D EUTSCHLAND48/NBIMS49

36 Grundlagen
BIM = (3D + ∑it + I) × n
„Building Information Models bestehen aus einer gegebenen
Anzahl (n) von 3D Elementen, denen eine Summe von Informationen (i)
pro Lebenszyklusphase (t) zugeordnet wird und die eine programmierte
Intelligenz I besitzen.“
BIM PEDIA50

„Building Information Modeling (BIM) steht für die Idee der


durchgängigen Nutzung digitaler Bauwerksmodelle für alle Bereiche
des Bauwesens – angefangen bei der Planung über die Ausführung und
den Betrieb bis hin zum Abriss.“
B ORRMANN/KÖNIG/KOCH/B EETZ51

„BIM wird von den Autoren des vorliegenden DBV-Merkblatts als


Methode und Prozess der Erzeugung, Verwaltung und Verwendung von
digitalen Informationen im Planungs- und Lebenszyklus von Bauwerken
verstanden. Dementsprechend wird BIM als Building Information
Management verstanden, das Building Information Modeling einschließt.
Grundlage ist ein elektronisches Datenmodell (BIM-Modell) mit seman-
tischen (bezeichnenden) Informationen.“
D EUTSCHER B ETON- UND BAUTECHNIK-VEREIN E.V., BIM-PROZESSQUALITAT52

47
ÖNORM A 6241-2:2015. Digitale Bauwerksdokumentation – Teil 2: Building Information Modeling (BIM) – Level
3-iBIM, S. 4.
48
BIM-Leitfaden für Deutschland (2013), S. 18. https://www.akbw.de/fileadmin/download/Freie_Dokumente/Kam-
mer/BIM_Leitfaden_f%C3%BCr_Deutschland_Endbericht.pdf, Datum des Zugriffs: 21.  10.   2021.
49
Das National Building Information Model Standard Project Committee (NBIMS) ist der Fachausschuss des Facility
Information Council (FIC) des National Institute for Building Sciences (NIBS) der Vereinigten Staaten in Fragen
BIM und Standardisierung für den openBIM-basierten Datenaustausch, https://www.nationalbimstandard.org/
faqs#faq1.
50
https://www.bimpedia.eu/artikel/1006-bim-definition-und-prinzip, Datum des Zugriffs: 21.  10.  2021.
Borrmann/König/Koch/Beetz (2015), Building Information Modeling, S. V.
51

52
Deutscher Beton- und Bautechnik-Verein E.V. (2021). DVB-Merkblatt – BIM-Prozessqualität, S. 14

Was ist BIM eigentlich? Wie ist BIM zu verstehen? 37


„BIM ist die digitale Manifestierung der Tätigkeit, die Architekten,
neben der Gestaltung und Vision, schon immer gemacht haben.
Koordinieren, Abstimmen, Qualität sichern und Inhalte an Dritte ver-
mitteln. BIM ist aber auch eine Möglichkeit, die Leistungsfähigkeit und
Datengenerierung im eigenen Büro zu erhöhen. Little happy BIM schafft
es, dass eine erhöhte Planungsqualität im eigenen Büro Umsätze
generiert, und ist damit eine Chance die notwendigen Mehrkosten
für Mitarbeiterschulungen und Software-Ausgaben zurück zu finanzieren.
Es ist kein Geschäftsfeld, aber eine Möglichkeit, die Qualität und Kontrolle
zu erhöhen.“
ARCH. DI THOMAS H OPPE

Die unterschiedlichen Definitionen zeigen, Zeitpunkt anzustellen, als dies in der CAD-
dass jede:r BIM als etwas anderes definieren mag, Planung vonnöten ist. Die BIM-Methode sieht
jede:r hat eine eigene fachspezifische Sicht, eine integrale und kooperative Planung vor.
jede:r setzt die Schwerpunkte anders, aber So startet die Zusammenarbeit des Architekten
einige Dinge sind für alle Beteiligten essenziell oder der Architektin mit den Fachplaner:innen
und sollen an dieser Stelle festgehalten werden. deutlich früher als in der CAD-Planung, wodurch
Der erste Fehler, der nur allzu oft gemacht sich der Arbeitsaufwand in frühere Planungs­
wird, ist die Auffassung, dass es sich bei BIM ledig- phasen verlagert. Im Idealfall wird erst die Pla-
lich um das Arbeiten in einem 3D-Modell handelt. nung komplett abgeschlossen, bevor mit der
Entscheidend ist, BIM sowohl als Technologie als Umsetzung begonnen wird. Dies widerspricht
auch Methode anzusehen bzw. zu verstehen. derzeit noch dem aktuell oft gelebten „baube-
Vergleichen wir BIM mit CAD, so stellen wir gleitenden Planen“ – das es normativ gesehen
fest, dass sich die zu erbringenden Leistungen gar nicht gibt.
 Kapitel 6, S. 270 im Großen und Ganzen nicht voneinander unter- Eine Besonderheit von BIM ist die ange­streb­
CDE
scheiden, aber die Arbeitsweise eine komplett te Durchgängigkeit der Daten über den gesamten
neue ist. Das Ziel ist also im Wesentlichen das­ Lebenszyklus eines Bauwerks. Dazu werden die
selbe (abgesehen von evtl. neuen Anforderungen Daten idealerweise auf einer zentralen Plattform
z.B. in Bezug auf die Ökobilanzierung), nur der abgelegt und können von einer Projektphase zur
Weg ist ein anderer. nächsten übergeben werden.
In BIM-Prozessen ist es nötig, eine Vielzahl BIM ist nicht gleich BIM. Manche Projekte
an Überlegungen schon zu einem viel früheren werden eher in einer Art „BIM light“ umgesetzt,

38 Grundlagen
„Building Information Modeling als Methode, eine objektorien-
tierte dreidimensionale Planung mit allen erforderlichen Informatio-
nen menschen- und maschinenlesbar aufzuladen, ermöglicht eine
dauerhaft zuverlässige Datenbasis für alle Planungs-, Bemessungs-,
Errichtungs-, Dokumentations- und Wartungsprozesse im gesamten
Lebenszyklus eines Gebäudes bis hin zum geordneten und ökologisch
optimierten Rückbau. Die Zuordnung von phasenbezogenen
Verantwortlichkeiten für zeitgerechte Informationsbereitstellung
vermeidet massive Störungen des Bauablaufes durch Informations-
mängel („baubegleitendes Planen“) und erhöht die ökologische und
ökonomische Effizienz der Errichtung.“
B MSTR. I NG. O TTO HANDLE

andere dagegen schon hoch entwickelt und aus- Vorgaben für Datenformate; keine zentrale
gefeilt. Als Büro sollte man bei der Umsetzung Projektplattform; Datenaustausch durch das
von BIM von Projekt zu Projekt je nach Erforder- Versenden einzelner Dateien
nis immer tiefer gehen. Dabei gilt es aber auch,
Auftraggeber (sofern noch keine BIM-Erfahrung BIM-Level 2:
vorliegt) dahingehend zu beraten, welche Tiefe Durchgängige Anwendung von 3D-BIM
für das jeweilige Projekt geeignet und sinnvoll er- von allen Beteiligten; Fachplaner:innen
scheint. Nicht jedes Projekt muss „geBIMt“ werden erzeugen jeweils eigene, voneinander unab-
und nicht jeder Bauherr benötigt BIM. Es gilt, das hängige Modelle, die regelmäßig abgeglichen
richtige Maß für das Projekt und alle Beteiligten werden; Daten­austausch basiert auf dem
zu finden. Generell unterscheidet man dabei in Austausch von Dateien (herstellerspezifische
folgende BIM-Level (siehe Abbildung 1): Formate)

BIM-Level 0: BIM-Level 3:
Konventionelles Arbeiten mit 2D-CAD sowie Integriertes digitales Modell über den
Austausch von papiergedruckten Plänen bzw. gesamten Lebenszyklus; zentrales Daten­
PDF-Dokumenten (= „No BIM“) management über Cloud-Server; ISO-Standards
für den Datenaustausch und für die Beschreibung
BIM-Level 1: der Prozesse
Erstellung von 2D-Zeichnungen sowie
3D-Modellen für spezifische Bereiche; keine

Was ist BIM eigentlich? Wie ist BIM zu verstehen? 39


 Abbildung 1: BIM-Level und Einsatzformen53

53
Weiterentwickelt nach Sundermeier/Beidersandwisch/Theuring, Ökonomische Potenziale von Building
Information Modeling (BIM) im Spannungsfeld von Branchenstruktur und Beschaffungspraxis (2021) S. 597.

40 Grundlagen
„Es muss nicht immer „big fat BIM“ – BIM über alle Leistungsphasen –
sein, auch aus einzelnen BIM-Teilmodellen können bereits wertvolle
Benefits gezogen werden.“
ARCH. DI CHRISTINE H ORNER

„BIM ist eine über alle Planungs-, Bau- und Lifecycle-Prozesse über-
greifende Managementmethode zur digitalen Transformation des zu-
künftigen Gebäudebestandes.“

„BIM ist ein Managementprozess zur digitalen Transformation der


Planungs- und Bauwirtschaft.“
ARCH. DI H EINZ PLÖDERL

Neben der Definition der Level tauchen Plattform (z.B. BIM-Software oder Software­
immer wieder die Begriffe „geschlossene und familie) eingesetzt.
offene Lösungen“ (closed- und openBIM) sowie
„little und big BIM“ auf. Dabei handelt es sich openBIM:
um unterschiedliche Einsatzformen: Es werden unterschiedliche Softwareprodukte
verwendet, wobei für den Austausch und die In-
little BIM: tegration auf offene Schnittstellen bzw. neutrale
Anwender:innen arbeiten in ihrer Fachdisziplin Austauschformate zurückgegriffen wird.
mit ihrer Software.
Wie in Abbildung 1 ersichtlich ist, lassen sich die
big BIM: Einsatzformen nicht 1 : 1 den Leveln zu­ordnen,
Mehrere Anwender:Innen unterschiedlicher Fach- hier gibt es je nach Projekt und Konstellation
disziplinen arbeiten in ihrer Software. fließende Übergänge (siehe Abbildung 1).
Wichtig für Einsteiger:innen sind die ersten
closedBIM: „Gehversuche“ in little closedBIM, um sich
Es werden herstellerspezifische Formate verwen- später in Richtung von „open“ und „big“ weiter-
det bzw. wird eine bestimmte technologische zuentwickeln.

Was ist BIM eigentlich? Wie ist BIM zu verstehen? 41


 Abbildung 2: ÖBB BIM-Reifegradwürfel54

Eine inhaltlich ähnliche Darstellung verwen- und möglichst standardisiertes Dateiformat


det auch die ÖBB-Infrastruktur AG, um anhand (openBIM) unerlässlich ist.55
des „BIM-Reifegradwürfels“ drei Dimensionen zu Auch die ASFINAG sowie die Bundes­
unterscheiden. Es geht dabei um die Funktiona­ immobiliengesellschaft m.b.H. (BIG) setzen bei
lität bzw. den Umfang (Little/Big), die Standar­ ihren Projekten auf openBIM.
disierung (open/closed) und die Prozessphasen
(Planen/Bauen/Betreiben) – siehe Abbildung 2.
Der Hintergrund für die Präferenz von big open- 54
Fleischmann/Peer, Ganzheitlicher Einsatz von
BIM ist aus Sicht eines Infrastrukturbetreibers das BIG-Open-BIM bei der ÖBB-Infrastruktur AG als
Managen und Organisieren von Informationen zu öffentlicher Auftraggeber, in Hofstadler/Motzko,
einer Anlage über den gesamten Lebenszyklus. (2021) S. 246.
Die Daten müssen auch nach mehr als 80 Jahren 55
Vgl. Fleischmann/Peer, Ganzheitlicher Einsatz von
noch lesbar und verarbeitbar sein. Diese Voraus- BIG-Open-BIM bei der ÖBB-Infrastruktur AG als
setzung erfüllen Dateiformate einzelner Soft- öffent­licher Auftraggeber, in Hofstadler/Motzko,
warehersteller meist nicht, weshalb ein offenes (2021) S. 243  ff.

42 Grundlagen
„Mit BIM anfangen, ist vergleichbar mit Laufen lernen.
Man fängt mit ersten wackeligen Schritten an und lernt dann mit jedem
nächsten Schritt weiter, bis man wirklich laufen kann. Die Motivation ist
bei beiden Prozessen die gleiche: die Freude an der persönlichen Weiter-
entwicklung.“
ARCH. DI M ICHAEL STROBL, MA

„Um hier für die Zukunft gerüstet zu sein, setzt die ASFINAG auf
,Open BIM‘, also die Bereitstellung von Daten unabhängig von einem spe-
zifischen Softwareprodukt. So kann auch auf technische (Neu-)
Entwicklungen rasch und flexibel reagiert werden.“
I NG. SABINE H RUSCHKA56

„Aus Sicht der BIG kann die Planungsmethode BIM nur erfolgreich
umgesetzt werden, wenn es keine ,Einschränkungen‘ im Zuge
der Planung gibt, d.h. es muss in ,open BIM‘ gedacht und gelebt
werden.“
B UNDESIMMOBILIENGESELLSCHAFT M.B. H. (BIG)57

„In der berufspolitischen Arbeit setze ich mich sowohl auf nationaler,
als auch auf EU-Ebene für einen offenen und leistbaren BIM-Zugang ein.
Jeder Planende sollte frei in der Wahl seiner BIM-Software sein und so die
eigenen Arbeitsprozesse optimieren können. openBIM bringt außerdem
die Förderung und Intensivierung des Netzwerkgedankens mit sich.
Bei dem schnellen Entwicklungsprozess, der derzeit stattfindet, hat man
als Einzelkämpfer wenig Chancen. Es ist unumgänglich, zu kooperieren
und sich intensiv auszutauschen.“
BR H.C. DI K LAUS THÜRRIEDL

56
Hruschka et al., Digitalisierung im Baubetrieb – neue Herausforderungen und Chancen
für die Bauherrenrolle, in Hofstadler/Motzko, (2021) S. 206.
57
Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H., Wettbewerbsunterlage, (2020) S. 7.

Was ist BIM eigentlich? Wie ist BIM zu verstehen? 43


„Ein sauberes Open-BIM-Modell, welches an die Projektanforderun-
gen angepasst wurde, unterstützt jene Leistungen, die Architekt:innen,
neben der Gestaltung und Vision, schon immer abgedeckt haben. Das
Koordinieren und Abstimmen von Inhalten und Zielen, die Sicherung von
Qualitäten und die verständliche Vermittlung von komplexen Inhalten
über Teilmodelle an Dritte zur Entscheidungsfindung, waren seit jeher Teil
des holistischen Leistungsbildes von Architekturschaffenden.
Wir sollten die nun laufende Implementierung der BIM-Methode nut-
zen, um diese Aufgaben, die – bei erfolgreicher Umsetzung – in Form eines
abgestimmten digitalen (Daten-)Modells sichtbar werden, einer
entsprechenden Wertschätzung und Honorierung zuzuführen. BIM sollte
aber auch als eine Chance gesehen werden, die Wertschöpfungskette im
eigenen Büro zu verlängern und sich so verlorene Marktsegmente zurück-
zuerobern.“
ARCH. DI THOMAS H OPPE

„openBIM ist für mich wertvoll als transparenter, kooperativer


Planungsprozess mit dem Benefit einer übersichtlichen flexiblen Daten-
sammlung für Projektteam und Auftraggeber. In keinem Fall aber darf
sich BIM zu einem von der Industrie gesteuerten Produkt mit teuren
Softwareabhängigkeiten für die User entwickeln.“
ARCH. DI M ICHAEL STROBL, MA

44 Grundlagen
Was bedeutet das „I“ in BIM?

Auf keinen Fall dürfen wir das „I“ nur als nur durch in seinem Fachbereich qualifiziertes
dreidimensionale geometrische Information und erfahrenes Personal eingetragen werden.
verstehen. Es steckt so viel mehr dahinter. Das „I“ Falsche oder mangelhafte Information erfährt
steht für all die Informationen, die beim Einsatz durch die bloße Anwendung der BIM-Methode
von BIM klassifiziert und zugeordnet und somit keine Aufwertung gegenüber konventioneller
strukturiert in Datenbanken ablegbar sind. Auch Planung. Im Idealfall ermöglicht die Verknüpfung
ohne BIM waren diese Informationen teilweise mit anderen Daten aber, schneller auf fehlerhafte
schon in Umlauf, aber sie waren separat abge- Informationen aufmerksam zu werden bzw. wer-
legt, nicht verknüpft und meist digital nicht den diese von automatisierten Prüfroutinen als
(oder nur erschwert) weiter verwertbar. unschlüssig deklariert.
Im Gegensatz zu „flacher“ CAD-Planung BIM liefert die Möglichkeit, diese Daten (auch
besitzen die Daten beim BIM parametrische unterschiedlicher Fachdisziplinen) zu verknüpfen.
Faktoren bzw. auslesbare Attribute, die über die Die Daten sind nun strukturiert, klassifiziert und
reinen geometrischen Informationen hinaus­ bestenfalls standardisiert. Dies ermöglicht eine
gehen. In 2D-Zeichnungen besteht eine Wand saubere Ablage in Datenbanken. Die Daten
aus einfachen Linien und Flächen, die einzelnen können in weiterer Folge von anderen Projekt­
Elemente wissen aber nicht, dass sie gemeinsam beteiligten ausgelesen und weiterverwendet
eine Wand bilden, geschweige denn, welchen werden. Andere Programme können automatisch
U-Wert, welche Feuerwiderstandsklasse oder auf die Daten zugreifen, mit diesen weiterarbei-
welchen Schallschutz sie haben.58 Diese Informa- ten und/oder Auswertungen erstellen (vgl.
tionen existieren zwar im Projekt, sind aber nicht schematische Gegenüberstellung von 2D-Zeich-
digital verknüpft. Zu beachten gilt jedoch, dass nungen und dem 3D-BIM-Modell in Abbildung 3).
das jeweilige Fachwissen vorhanden sein muss,
um die entsprechenden Werte überhaupt einem Vgl. Wiese (2019), BIM-Prozess kompakt: Abwick-
58

Element zuordnen zu können. Das Wissen aus lung eines Bauvorhabens mit der Planungsmethode
unterschiedlichen Disziplinen kann insofern auch BIM, S. 32.

Was bedeutet das „I“ in BIM? 45


 Abbildung 3: Schematischer Vergleich einer Planung mit und ohne BIM

Das „I“ bildet die Grundlage für all die neuen aktuelle Planung abzurufen. Es ist die Qualität, in
Arbeitsweisen und Chancen, die durch die Ver- welcher die Daten beim Einsatz von BIM zur Ver-
knüpfung von Daten möglich werden. Erst diese fügung stehen, die den Unterschied zur CAD-
strukturierten Informationen ermöglichen es der Planung ausmacht. Die Daten sind nun para­
Baubranche, eine ganz neue Methodik zum Ein- metrisch, dynamisch, attribuiert und strukturiert.
satz zu bringen. Durch die Ablage in einer zentra-
len Datenbank59 ist es nun jederzeit möglich, die Common Data Environment (CDE).
59

46 Grundlagen
Wird BIM schon gefordert?

Ja, inzwischen existieren – speziell im inter- Besonders bei Mitarbeiter:innenprofilen ist


nationalen Umfeld – bereits einige Projekte, die zunehmend zumindest ein entsprechendes
ohne BIM nicht mehr zu bewältigen wären bzw. Basis-Know-how im BIM-Bereich nachzuweisen.
bei denen BIM explizit gefordert wird. Zu Beginn
waren es US-Institutionen (beispielsweise die
General Services Administration GSA), die BIM 60
Dabei gilt lt. RL 2014/24/EU DES EUROPÄISCHEN
vorangetrieben haben. PARLAMENTS UND DES RATES vom 26. Februar
Besonders Vorgaben von Gesetzgebern und/ 2014, Abs. 1:
oder öffentlichen Auftraggebern tragen hier zu „Die Vergabe öffentlicher Aufträge durch oder im
einer schnelleren Entwicklung bei. So bekam BIM Namen von Behörden der Mitgliedstaaten hat im
einen weiteren großen Schub, als Großbritannien Einklang mit den im Vertrag über die Arbeitsweise
2016 die verpflichtende Anwendung eingeführt der Europäischen Union (AEUV) niedergelegten
hat. In Europa sind einige Regierungen diesem Grundsätzen zu erfolgen, insbesondere den Grund-
Beispiel gefolgt und haben BIM zumindest für sätzen des freien Warenverkehrs, der Nieder­
öffentliche Projekte verpflichtend vorgeschrie- lassungsfreiheit und der Dienstleistungsfreiheit
ben.60 sowie den sich daraus ableitenden Grundsätzen wie
In Österreich gibt es derzeit noch keine ge- Gleichbehandlung, Nichtdiskriminierung, gegen­
setzlichen Verpflichtungen, aber bei öffentlichen seitige Anerkennung, Verhältnismäßigkeit und
bzw. halböffentlichen Projekten wird BIM in­ Transparenz. Für über einen bestimmten Wert hin-
zwischen meist gefordert oder führt zumindest ausgehende öffentliche Aufträge sollten Vorschrif-
zu einer besseren Reihung in den Vergabe­ ten zur Koordinierung der nationalen Vergabe­
verfahren. Das heißt, in gewisser Weise wird auch verfahren festgelegt werden, um zu gewährleisten,
in Österreich bei öffentlichen Ausschreibungen dass diese Grundsätze praktische Geltung erlangen
schon eine entsprechende Qualifizierung und dass das öffentliche Auftragswesen für den
bezüglich BIM in Erwartung gestellt. Wettbewerb geöffnet wird.“

Wird BIM schon gefordert? 47


Rechtstipp

In Österreich stellt sich vermehrt die (zumindest bis dato) gekommen ist, steht die
Frage, ob und unter welchen rechtlichen Vorschreibung von BIM europarechtlich offen.
Rahmen­bedingungen der Einsatz von BIM für Es kann aber (leider) angenommen werden, dass
öffentliche Auftraggeber im Rahmen von die fehlenden BIM-spezifischen vergaberecht-
Ausschreibungen (nach dem BVergG 2018) lichen Grundlagen in Österreich (noch) einen
zulässig ist. Hemmschuh von BIM bei öffentlichen Infra­
In Mitgliedsstaaten der EU – und damit strukturprojekten darstellen. Von der Bundes­
auch in Österreich – ist gemäß Art 2 Abs 4 regierung wird aber betont, dass es öffentlichen
Vergabe-RL 2014/24/EU für öffentliche Bau­ Auftraggebern freistehe, die Verwendung von
aufträge und Wettbewerbe die Nutzung BIM vorzusehen.61
spezifischer elektronischer Instrumente zuläs­ Damit BIM in der Praxis bei öffentlichen
sigerweise zwingend vorschreibbar. Selbst, Bauprojekten ankommt, bedarf es also „mutiger“
wenn es in Österreich nicht zur verpflichtenden Auftraggeber, die BIM-Pilot­projekte erfolgreich
Verwendung von BIM bei öffentlichen Aufträgen umsetzen.

D R. G EORG SEEBACHER UND M AG. LUKAS ANDRIEU, LL.M. (COLUMBIA), BSC .


zu BIM und öffentlichen Auftraggebern (Vergaberecht)

Abs. 2: „Die öffentliche Auftragsvergabe spielt […] eine Schlüsselrolle als eines der marktwirtschaftlichen Instru-
mente, die zur Erzielung eines intelligenten, nachhaltigen und integrativen Wachstums bei gleichzeitiger Ge-
währleistung eines möglichst effizienten Einsatzes öffentlicher Gelder genutzt werden sollen. Zu diesem Zweck
müssen die Vorschriften für die öffentliche Auftragsvergabe […] überarbeitet und modernisiert werden, damit
die Effizienz der öffentlichen Ausgaben gesteigert, die Teilnahme insbesondere kleiner und mittlerer Unterneh-
men (KMU) an öffentlichen Vergabeverfahren erleichtert und es den Vergabestellen ermöglicht wird, die öffentli-
che Auftragsvergabe in stärkerem Maße zur Unterstützung gemeinsamer gesellschaftlicher Ziele zu nutzen. […]“
61
Neuhauser, BIM: Neue Technik im alten Rechtsgewand, RdU-UT, 2020/16, S. 77 unter Verweis auf die Beant­
wortung einer parlamentarischen Anfrage an das Justizministerium 2049/AB 27. GP.

48 Grundlagen
Welche Standards gibt es bereits?

Eindeutige und gemeinsame Standards sind schlichtweg nicht. In einem Projekt muss nach
mit das Wichtigste für das Gelingen eines BIM- klar definierten Standards gearbeitet werden.
Projektes. Bei BIM geht es ganz besonders um Es gibt verschiedene Ebenen, in denen eine
das Miteinander – die Kollaboration. Daten wer- Standardisierung unumgänglich ist. Diese Be­
den zwischen verschiedenen Beteiligten ausge- reiche, in denen Standards und Richtlinien eine
tauscht (zunächst nur im eigenen Büro, später zentrale Rolle spielen, können dabei in vier
auch mit anderen Akteuren). Wenn Elemente Ebenen unterteilt werden (siehe Abbildung 4)
nicht exakt in jener Ausgestaltung ankommen, in und reichen von der Software über das Modell
der sie auch exportiert wurden (also gleiche Kate- und die Methode bis hin zum übergeordneten
gorie, gleiche Eigenschaften, gleiche Menge, glei- BIM-Management, das die Organisation sowie die
cher Entwicklungsstand usw.), funktioniert BIM Schnittstellen eines BIM-Projekts regelt.

 Abbildung 4: Wirkungsebenen, Bedeutung und Kategorie von BIM-Standards inkl. wesentlicher Fragestellungen

Welche Standards gibt es bereits? 49


Im Idealfall sollten alle Richtlinien und die nationale BIM-Norm (ÖNORM A 6241-2).
Normen auf offenen Standards beruhen. Diesem Aktuell wird an der Weiterentwicklung des ASI-
Ziel hat sich openBIM verschrieben. Es soll sicher- Merkmalservers gearbeitet, der wiederum zur
stellen, dass alle Planenden und Umsetzenden Normvorlage werden könnte.
für eine Beteiligung in einem BIM-Projekt in Mittlerweile existiert ein breites Spektrum
Frage kommen. Zudem stellen offene Standards an nationalen und internationalen Normen für
auch die Grundlage für produktneutrale Aus- BIM, das sich laufend erweitert. Abbildung 5
schreibungen dar. bietet eine Übersicht der wichtigsten inter­
Die meisten Standards haben ihren Ur- nationalen und nationalen Normen und Richt­
sprung in Arbeitsgruppen, Vereinen und der­ linien für BIM.
gleichen. Ein wichtiger und weltweit agierender
Entwickler für Standards im openBIM-Bereich ist
buildingSMART, ein unabhängiger internationaler 62
Z.B. die ISO 16739:2013 bzw. ISO 16739-1:2018 als
Verein. Damit ein Standard auch Rechtssicherheit Standard für die Industry Foundation Classes (IFC).
bietet, sollte er irgendwann zur Norm erhoben Das buildingSMART Datenmodell, auch bekannt
werden. So entwickelten sich Standards von unter der Bezeichnung Industry Foundation Classes
buildingSMART inzwischen zu internationalen (IFC), stellt ein allgemeines Datenschema dar, das
Normen (ISO-Normen62). einen Austausch von Informationen zwischen ver-
Aber auch in Österreich ist schon viel in diese schiedenen proprietären Software-Anwendungen
Richtung passiert. Unter dem Titel freeBIM hat ermöglicht. Die IFC ist das primäre Datenmodell für
eine Forschungsgruppe an der Universität Inns- Bauwerksmodelle des buildingSMART. Vgl. https://
bruck mit dem Austrian Standards International www.buildingsmart.de/bim-knowhow/standards-
(ASI) einen Merkmalserver entwickelt.63 standardisierung, Datum des Zugriffs: 21. 10. 2021.
Das Klassifizierungsmodell des ASI-Merkmal­ 63
Vgl. https://www.freebim.at/, Datum des Zugriffs:
servers war eine entscheidende Grundlage für 21. 10. 2021.

50 Grundlagen
 Abbildung 5: Standards und Normen – Auswahl

Welche Standards gibt es bereits? 51


(Erwartete) Vorteile
durch den Einsatz von BIM

Zugegeben, die Umstellung auf BIM ist tet oder zumindest bieten kann. Auftraggeber,
kein einfacher Prozess, der nebenbei passiert. Auftragnehmer und Behörden, sie alle profitieren
Vielmehr muss die eigene Arbeitsmethode von BIM. Nachfolgend sind lediglich einige über-
komplett umgestellt werden. zeugende Vorteile exemplarisch (ohne Reihung)
Der Einsatz von BIM erfordert zu Beginn aufgelistet:
einen spürbaren Aufwand. Wenn man sich aber
zur Umstellung entschlossen hat und BIM  besseres Projektverständnis
step-by-step implementiert, kann man von den (z.B. entstehen Massen- und Visua­
vielen Vorteilen der BIM-Methode bereits mit lisierungsmodelle quasi nebenbei)
den ersten kleinen Änderungen profitieren  detailliertere Entscheidungsgrundlage
(Quick-Wins).  Teilautomatisierung von Prozessen
Einige der sich bietenden Vorteile mani­  weniger Fehler und Versäumnisse
festieren sich einfach nur durch Zeitersparnisse (geometrische Fehler sind z.B.
bei der Erbringung bereits bekannter Leistungen, augen­scheinlicher als in 2D)
andere verhelfen z.B. zu einer höheren Qualität.  verbesserte Zusammenarbeit Bauherr/
Mit Blick auf zukünftige Anforderungen kann Planende
man einige Vorteile und Mehrwerte von BIM  Imagesteigerung
aber sogar als Notwendigkeiten verstehen.  weniger Nacharbeiten
Zudem entstehen zusätzliche Werte, für welche  Steigerung der Qualität der Daten
kaum ein Aufwand nötig ist, und es eröffnen sich  Vermeidung von Mehrfachangaben
neue Möglichkeiten.  bessere Kostenkontrolle/-sicherheit
Bei Betrachtung der Beteiligten ist festzu­  Vermarktung neuer Geschäftsmodelle
stellen, dass es kaum Verlierer gibt, weil BIM für  Angebot neuer Leistungen
alle am Prozess beteiligten Akteure Vorteile bie-  Sicherung von Folgeaufträgen

52 Grundlagen
„Unbestreitbar bietet die Einführung von BIM in der Bauwirtschaft
Chancen. Allein durch die Ausweitung der Planungsphase sowie die
Integration von Wissen der Bauunternehmen in die Planung können
Bauprojekte verlässlicher durchgeführt werden. BIM-Modelle schaffen
zusätzliche potenzielle Agilität, da Auftraggeber, Planer und Bau-
unternehmen enger zusammenrücken. Die Stärken aller Beteiligten
können in diesem Zusammenhang gebündelt werden. Je ausgedehnter
die Planungsphase ist bzw. je intensiver somit Bauprojekte durchdacht
werden, umso mehr Störeffekte können identifiziert und im Vorfeld
ausgeräumt werden.“
D IPL.- K FM. SASCHA WIEHAGER , CISA64

„Die Anwendung der BIM-Methode ermöglicht die Integration


einzelner Fachdisziplinen und erzeugt ein Verständnis zum geplanten
Bauwerk durch Visualisierungen und eine hohe Informationsverfüg-
barkeit.“
U NIV.- PROF. D R.- I NG. K ATHARINA K LEMT-ALBERT ET AL.65

64
Wiehager (2021), Datenqualität und Datenmanagement in der Bauwirtschaft, in Hofstadler/Motzko (2021) S. 85.
Klemt-Albert (2021), Silos aufbrechen – Vernetzt, flexibel und produktiv, in Hofstadler/Motzko (2021) S. 551.
65

(Erwartete) Vorteile durch den Einsatz von BIM 53


Fehlervermeidung Was in der 2D-Planung gilt, ist mit BIM damit
Fehler kosten Geld. Mit der BIM-Methode noch lange nicht hinfällig.
kann eine große Zahl an Fehlern vermieden Mit entsprechender Prüfsoftware lassen sich
werden. Das fängt bereits bei den Plänen an. BIM-Modelle routinemäßig auf definierte Fehler
Bei traditionell gezeichneten 2D-Plänen verliert durchsuchen. So kann mit einem einzigen Befehl
man schon einmal den Überblick. Liegt der aktu- bei allen Fenstern und Türen überprüft werden,
ellste Planungsstand vor? Hat man die Änderung ob sie z.B. 90° aufschlagen können oder beispiels-
in allen Details nachgezogen? Diese Prüfung der weise eine Stütze vor dem Fenster steht. Es kann
Pläne (Grundrisse, Ansichten, Schnitte, Details, geprüft werden, ob die Feuerwiderstandsklasse
Listen etc.) auf Konsistenz ist zudem auch noch einer Tür mit der ihrer Wand übereinstimmt, ob
sehr zeitaufwändig. Bei BIM basieren die jewei­ Brüstungen die geforderte Absturzhöhe erfüllen,
ligen Ansichten und Listen immer auf dem oder ob Elemente doppelt übereinanderliegen.
aktuellen 3D-Modell. Somit ist sichergestellt, Für die meisten möglichen Fehler kann man
dass es zu keinen widersprüchlichen Angaben Prüfregeln erstellen. Entscheidend ist dabei, dass
zwischen den Plänen kommt. Dieser Mehrwert ist Prüfroutinen auf das jeweilige Projekt und die
bereits bei der Umstellung auf 3D-Modelle in Fragestellungen angepasst und auch aktuelle
Bezug auf die daraus generierten Pläne zu er­ ortsspezifische und normentechnische Ansprü-
reichen und stellt einen der „schnellen Gewinne“ che eingepflegt werden. Nur wer sich mit der je-
aus dem Einstieg in BIM dar.66 weiligen Fragestellung auskennt, kann auch eine
Auf der anderen Seite ist die Nachvoll­ entsprechende Prüfregel, bei der die Ergebnisse
ziehbarkeit von Änderungen in BIM genauso ein richtig gefiltert und gedeutet werden können,
Problem wie in konventioneller 2D-Planung. definieren.
Wenn nur ein neues Dokument mit dem neuen
Planungsstand verschickt wird, ohne Markierung Die Umstellung von 2D auf 3D ist zwar noch lange
66

der vorgenommenen Änderungen, ist dies nicht BIM, aber es ist ein erster wichtiger Schritt für
ebenso wenig hilfreich wie bei klassischen PDFs. Neueinsteiger:innen.

54 Grundlagen
„Bei der Planung von Bauwerken mittels BIM wird momentan ein
wesentliches Ziel von Planungsprozessen aus den Augen verloren:
die einfache Verständlichkeit und Handhabbarkeit der eingesetzten Werk-
zeuge. BIM als Selbstzweck für Entwickler der Schnittstellen und Filter hat
aus Planersicht keinen Sinn und erhöht nur die Fehleranfälligkeit und den
Frust aller Baubeteiligten. Die Software versucht mittels Schnittstellen den
grundsätzlichen Fehler der Inkompatibilität der einzelnen Produkte zuein-
ander auszugleichen. In allen anderen Bereichen wird höchste Zusam-
menarbeit eingefordert, warum nicht auch hier?“
ARCH. B MSTR. DI WOLFGANG KURZ

Kollaboration rechtzeitig auf die fachspezifischen Bedürfnisse


Mit CAD plant fast jede:r vorwiegend für aufmerksam gemacht werden.
sich. BIM bietet hier als Werkzeug und Methode Weiters bietet BIM neue Möglichkeiten der
die Möglichkeit, die spezifischen Bedürfnisse der kollaborativen Zusammenarbeit. Über ein eige-
Fachplaner:innen bereits in frühen Planungs­ nes Format (BCF) wird beispielsweise geregelt,
phasen zu berücksichtigen und in die Planung zu wie bei der Abarbeitung von Mängeln kommuni-
integrieren. Damit besteht die Chance, Kollisio- ziert wird. Es besteht außerdem die Möglichkeit,
nen bereits frühzeitig erkennen und planerische einen Blickwinkel im Modell (Point of View)
Herausforderungen früher diskutieren und lösen anzugeben und Screenshots zu erstellen. Dieser
zu können. Die integrale Planungsmethode hat hilft dem Gegenüber, sofort zur betreffenden
das Potenzial, das Miteinander im Planungs­ Position im Modell zu wechseln, um erforderliche
prozess zu stärken und letztlich idealerweise Anpassungen durchführen zu können. Außerdem
gemeinsam das Ziel einer qualitativ hoch­ kann auch die Meldung solcher Mängel (auch
wertigen Planung zu verfolgen. Issues) die Zuständigkeit und die Nachvollzieh-
Darüber hinaus kann gleichzeitig gearbei- barkeit der gesetzten Handlungen dokumen­
tet werden, und es können nicht nur mehrere tieren (Issue-Management).
Planer:innen am eigenen zentralen Fachmodell
arbeiten, sondern auch für die Zusammenarbeit Visualisierung
ein Gesamtmodell (Koordinationsmodell) erstellt In einem BIM-Projekt kann man den aktuel-
werden. len Planungsstand jederzeit visualisieren. Die
Diese frühzeitige Interaktion und Abstim- Fachplaner:innen haben somit ständig die Mög-
mung zwischen unterschiedlichen Fachplaner:in- lichkeit, ihre aktuelle Planung visuell zu über­
nen wirkt sich positiv auf die Planungszeiten prüfen. Aber auch für Bauherren und zukünftige
sowie den -aufwand aus und ist auch im weiteren Nutzer:innen ergeben sich neue Möglichkeiten.
Projektverlauf immer wieder positiv zu bemer- So versteht der Bauherr das Projekt viel besser
ken. Durch das frühzeitige Einbinden aller kann und die Besprechungen laufen in der Regel pro-

(Erwartete) Vorteile durch den Einsatz von BIM 55


duktiver ab. Falsche Interpretationen und Miss- Weiters werden von Anfang an die verschie-
verständnisse können damit verhindert werden. denen Fachmodelle stetig ausgetauscht und
Zukünftige Nutzer:innen können zudem in- überlagert bzw. kombiniert. Vor allem in den 3D-
tensiver in den Planungsprozess eingebunden Ansichten werden damit Problemzonen, kritische
werden. Ein Pächter aus der Gastronomie kann Knoten, Konflikte u.Ä. frühzeitig erkennbar.
beispielsweise die räumliche Aufteilung in Hin- Man kann diesen Bereichen dann die nötige
blick auf seine Arbeitsabläufe noch rechtzeitig Aufmerksamkeit in der weiteren Planung wid-
optimieren. Zur Überprüfung der Funktionalität men, zeitnah Lösungen finden und spätere teure
der Beschilderung des Wiener Hauptbahnhofes Umplanungen oder gar Umbauten vermeiden
wurden vorab Testpersonen mit VR-Brillen ins und so zur Kostenreduktion, Zeiteinsparung und
BIM-Modell geschickt, um zu sehen, ob sie ihren Ressourcenschonung beitragen.
Weg finden. Zusätzlich stellen 3D-Visualisierun-
gen ein sehr gutes Werkzeug für Planer:innen dar, Kollisionskontrolle
um ihre Überlegungen und Ideen den Kundinnen Die Kollisionskontrolle ist eine der ganz
und Kunden bzw. dem Auftraggeber besser zu- entscheidenden neuen Möglichkeiten, die BIM
gänglich zu machen und leichter zu transpor­ bietet. Durch automatisierte Prüfungsroutinen
tieren. werden die überlagerten Fachmodelle auf
Gerade Bauherren, die nicht mit dem Lesen Kollisionen geprüft. Wenn beispielsweise ein
von Plänen vertraut sind, bieten die bei der BIM- Lüftungskanal einen tragenden Unterzug
Bearbeitung von Projekten entstehenden 3D- schneidet, wird dies erkannt und gemeldet.
Modelle eine gute Möglichkeit, um schon in Es können Listen der Konflikte/Kollisionen er-
früheren Phasen Änderungswünsche äußern zu stellt und zielgerichtet abgearbeitet werden.
können, die im konventionellen Planungsprozess Im Zentrum steht dabei der Mensch, der mit
vielleicht erst während der Bauphase realisiert Fachwissen die Ergebnisse der angewendeten
worden wären. Prüfregeln beurteilen und dabei mögliche Falsch-

56 Grundlagen
meldungen von relevanten Themen unterschei- tive im 3D-Modell eingestellt wird und so die
den muss. Mit Fortdauer des Projekts sollte die Planung direkt mit dem Gebauten verglichen
Zahl der Kollisionen immer geringer und erfor- werden kann.67
derliche (mitunter teure) Improvisationen auf der
Baustelle weitestgehend vermieden werden. Arbeits- und Zeitersparnisse
Eine „saubere“ Modellierung in früheren
Verfügbarkeit Planungsphasen bietet spätestens bei Änderun-
Wenn man will, sind die Informationen bei gen und in der Finalisierung der Planung ent­
BIM jederzeit und überall verfügbar (obwohl der sprechende Vorteile. BIM-Softwarelösungen
Zugriff auf ein gesamtes BIM-Modell von „unter- verfügen über viele Werkzeuge, um in den Pla-
wegs“ wohl meist im Hinblick auf Darstellbarkeit, nungsprozessen effizienter zu arbeiten. So ist
Übersicht und Editierbarkeit nicht sinnvoll sein eine nötige Verschiebung der Geschossdecke
wird). Die meisten Informationen können aber mitten in der Planung leichter möglich – sofern
(bei entsprechender Infrastruktur; also vom Büro die Modellierung entsprechend darauf ausgelegt
aus) in Echtzeit abgerufen werden, womit ge- ist. Spezifischen geschossübergreifenden Bau­
währleistet wird, dass immer der letzte Stand des teilen wie Treppen, Rampen, Geländer, Schächte
Dokuments bearbeitet wird. Auf diese Weise wird etc. ist aber auch mit der BIM-Methode erhöhte
grundsätzlich ein ortsunabhängiges Planen mög- Aufmerksamkeit zu schenken. Eine Änderung in
lich. Über ein Rollen- und Berechtigungssystem der z-Koordinate kann sich (z.B. durch eine zu-
ist es möglich einzuschränken, wer auf welche In- sätzliche Stufe) auch auf die x- und y-Koordinaten
formationen Zugriff bzw. Lese- und/oder Schreib- von Bauteilen auswirken (mit allen Konsequenzen:
rechte hat. Damit werden beispielsweise auch
visuelle SOLL-IST-Vergleiche direkt auf der Bau- Auch gilt, dass die entsprechende Infrastruktur auf
67

stelle denkbar und möglich, indem über ein der Baustelle vorhanden sein muss (z.B leistungs-
Tablet die entsprechende Position und Perspek­ fähiges WLAN auf der Baustelle).

(Erwartete) Vorteile durch den Einsatz von BIM 57


z.B. Verschiebung von Wänden, verringerte wie das Nachzeichnen von Wänden und anderen
Fluchtwegsbreiten, Unterschreitung erforder­ Bauteilen von 2D-Plänen. Wird beispielsweise das
licher Abstände). Die Schwierigkeiten und grund- Architekturmodell aktualisiert, müssen die Bau-
legenden Zusammenhänge aus der 2D-Planung teile des Haustechnikmodells an das neue
gelten auch mit BIM. Architekturmodell angepasst werden. Es entfällt
Durch dynamische Modellierung sind die jedoch für die Fachplanung Haustechnik die
Oberkanten der Wände an die Geschossdecke Anpassung des Architekturmodells bzw. die
geknüpft und ändern sich dadurch automatisch Nachführung von Änderungen. Die eigene Fach-
mit. Durch grafische Überschreibung kann aus planung muss aber natürlich weiterhin adaptiert
einem normalen Grundriss schnell der zuge­ werden.
hörige Brandschutzplan erstellt werden. Ändert Ziel (und aktuell sicherlich noch nicht durch-
sich der Grundriss später, fließt diese Änderung gängig möglich) ist es, die Daten eines BIM-
gleichzeitig in den Brandschutzplan ein. Projekts von einer Projektphase in die nächste zu
Weiters lassen sich Kategorien bilden und übergeben und im Idealfall über den gesamten
auswählen, um später mit nur einem Befehl eine Lebenszyklus eines Bauwerks weiterzuführen.
entsprechende Änderung an allen ausgewählten Dies ermöglicht beispielsweise, auch bei Sanie-
Elementen vorzunehmen. Man kann aber bei- rungen und/oder Umbauten später auf diese
spielsweise auch eine Kategorie an Elementen Datenbasis zurückgreifen zu können.
auswählen, um sie für eine Besprechung farblich
hervorzuheben. So könnte man etwa alle Steck- Auswertungen und
dosen rot einfärben, um sie in einer Besprechung Simulationen
mit dem Bauherren einzeln durchzugehen. Ein kleiner Teil der Auswertungen von BIM-
BIM bietet für nachfolgende Fachplaner:in- Modellen lässt sich bereits jetzt automatisiert
nen eine bessere Planungsgrundlage und ver­ erstellen – muss aber trotzdem noch mit ent­
ringert einen Großteil redundanter Tätigkeiten sprechendem Fachwissen auf Plausibilität und

58 Grundlagen
Vollständigkeit geprüft werden. Die Auswertun- Simulationen bieten weitere Möglichkeiten,
gen haben Echtzeitqualität, das heißt, die letzten die ohne BIM nicht möglich wären. Unter einer
Änderungen sind bei entsprechender Aktualisie- Simulation wird dabei das rechnerische Nach­
rung auch schon in der Auswertung enthalten. ahmen realer und/oder geplanter Situationen mit
Die mitunter wichtigsten und häufigsten Aus­ Hilfe eines computerbasierten Rechenmodells
wertungen dürften die Mengenauswertungen verstanden.68 So kann beispielsweise für schlanke
sein. Ohne BIM müssen alle Bauteile aus den hohe Bauwerke mit Windsimulationen die Form
CAD-Plänen herausgemessen werden, man muss optimiert werden. Beleuchtungssimulationen
sich konzentrieren, kein Bauteil zu vergessen und helfen, vorab genug Einbauleuchten zu planen,
keines zweimal zu berechnen, und bei ausge­ und die Fluchtwegsituation für öffentliche Ge-
fallenen Geometrien gestaltet sich die Ermittlung bäude (z.B. Stadien, Veranstaltungsräume) kann
der Mengen entsprechend schwierig. Kommen vorab mittels Simulationen sowie anhand von
dann auch noch Änderungen zum Tragen, müs- Sensitivitätsanalysen erprobt werden. Den An-
sen diese in den Berechnungen und Tabellen ent- wendungsfällen bei den neuen Möglichkeiten
sprechend aktualisiert werden. Dieser (sich oft mit BIM sind kaum Grenzen gesetzt. Zu beachten
wiederholende) Aufwand ist bei BIM-Modellen ist aber, dass teilweise länderspezifische Unter-
nicht mehr erforderlich. Besonderes Augenmerk schiede durch die Berechnungen der Simula­
ist aber auf die korrekte Modellierung zu legen, tionen abgebildet werden müssen. Wie bei jeder
damit die entsprechenden Mengen auch zum Simulation gilt jedoch auch hier der Grundsatz
richtigen Bauteil gezählt werden (z.B. Bereiche, in „garbage in = garbage out“.
denen Decken und Wände aufeinandertreffen
oder Berücksichtigung von Durchbrüchen und
Öffnungen). Tritt hier ein Fehler auf, kann die Vgl. Hofstadler/Kummer (2017). Chancen- und
68

Fehlersuche je nach Modell auch einige Zeit in Risikomanagement in der Bauwirtschaft.


Anspruch nehmen. S. 195.

(Erwartete) Vorteile durch den Einsatz von BIM 59


Kosten
Die bereits erläuterten Aspekte der mög­ Gesamtvorteile des BIM-Einsatzes, die sich einer-
lichen Vorteile, die BIM liefert oder liefern kann, seits aus Skaleneffekten und andererseits durch
schlagen sich in den Kosten, sowohl bei der Pla- Verbundeffekte69 ergeben. Mittelfristig wird
nung als auch im späteren Bau sowie letztlich in erwartet, dass auch bei konventionellen Bau­
der Nutzung der Bauobjekte nieder. BIM hat das vorhaben aufgrund des Marktstrukturwandels
Potenzial, Fehler zu reduzieren, Ausführungs­ (z.B. Partnerschaftsmodelle und Projektallianzen)
varianten zu untersuchen, die Ausschreibung und und der Steigerung des Verbundeffekts, aber
Abrechnung zu erleichtern und die Unsicher­ auch des Skaleneffekts (Marktdurchdringung mit
heiten in Bezug auf Mengen und Qualitäten Standards oder Systemlösungen z.B. System-
durch frühzeitige integrale Planung zu redu­ bzw. Modulbauanbietern) BIM immer wirt­
zieren. Mittel- und langfristig ist auch davon schaftlicher eingesetzt werden kann (siehe
auszugehen, dass Kostenschätzung, Kosten­ Abbildung 6).70
berechnung und Kostenanschlag verlässlichere
Werte liefern können. 69
Aus Abhängigkeiten unterschiedlicher Entschei-
Sundermeier et al. sehen aktuell besonders dungsbereiche, die sich auf den Gesamterfolg
bei standardisierbaren Bauvorhaben (z.B. Fertig- auswirken.
häusern, Einzelhandelsobjekten im Lebensmittel- 70
Vgl. Sundermeier et al, Ökonomische Potenziale
oder im Fachmarktsegment, Produktions- und von Building Information Modeling (BIM) im Span-
Logistikobjekten oder Bürobauten) sowie bei nungsfeld von Branchenstruktur und Be­schaf-
komplexen Großprojekten wirtschaftliche fungspraxis, in Hofstadler/Motzko (2021) S. 599  ff.

60 Grundlagen
 Abbildung 6: BIM-Anwendungsfelder und ökonomische Effekte71

Transparenz um so den Fokus auf noch offene Punkte bzw.


neu entstandene Fragestellungen innerhalb des
Zuletzt ist auch noch die größere Transpa- Planungsprozesses zu lenken.
renz in BIM-Projekten zu nennen. Durch die BIM- Die Aspekte der Transparenz und des
Methode ist klar definiert, wer, was, wann und in Schnittstellenmanagements sind entsprechend
welcher Qualität liefert bzw. zu liefern hat. Zu- zu definieren und festzulegen. Dazu dienen die
dem sind klare Schnittstellen definiert. Über eine Auftraggeberinformationsanforderungen (AIA)  Kapitel 5, S. 234
AIA BAP
gemeinsame Plattform sind bei Bedarf alle Daten und der BIM-Abwicklungsplan (BAP).
verfügbar und die Vorgänge auf der Plattform
werden dokumentiert. Damit lässt sich der Pro-
jektfortschritt anhand von Auswertungen und
Berichten jederzeit abrufen und kontrollieren. Vgl. Sundermeier et al (2021), Ökonomische Poten-
71

Weitere Funktionen wie z.B. ein Versionsvergleich ziale von Building Information Modeling (BIM) im
bieten die Möglichkeit, zielgerichtet Neuerungen Spannungsfeld von Branchenstruktur und Beschaf-
und Änderungen im Modell nachzuverfolgen, fungspraxis, in Hofstadler/Motzko (2021) S. 599  ff.

(Erwartete) Vorteile durch den Einsatz von BIM 61


BIM einführen

Ist die Entscheidung für den BIM-Einstieg ist. Umgekehrt kann der Einstieg in BIM auch
getroffen, gilt es zunächst die eigene aktuelle für den Umstieg auf andere Softwareprodukte
Situation des Büros zu analysieren. Hier sollten genutzt werden.
zumindest folgende Fragen beantwortet Es empfiehlt sich jedoch, vor der kompletten
werden: Umstellung erste Erfahrungen mit der BIM-
Methodik zu sammeln, um definieren zu können,
 Welche Software und Hardware hat man, was die Softwarelösung können soll und/oder
und welche Funktionen bieten diese? muss.
 Hat mein Personal die erforderlichen BIM- Leider ist es oft mit einem Softwareprodukt
Kompetenzen? pro Arbeitsplatz nicht getan. Es sind meist
 Welche Anforderungen haben meine mehrere Softwarelizenzen nötig. So benötigt
Kunden? man beispielsweise neben der Modelliersoftware
 Reicht meine aktuelle Internetverbindung eine andere Lizenz für die Zusammenarbeit
aus? 72 und eventuell auch noch eine Prüfsoftware im
Unternehmen.73 Zusätzlich ist mit engeren Up-
Es gibt vor allem im Bereich der Modellier- datezyklen zu rechnen, da sich die BIM-Software
software einige Produkte, die vor Jahren als aktuell in ständiger Weiterentwicklung befindet.
CAD-Software auf den Markt gekommen sind Bei der Hardware kann die bestehende Aus-
und sich langsam über 3D-CAD zur BIM-fähigen stattung an den Arbeitsplätzen oft schon aus­
Software entwickelt haben. Ist eine solche Soft- reichend sein. Bei den Servern ist allerdings zu-
ware bereits in Verwendung, wäre zumindest
für das Modellieren keine neue Software er­ 72
Da in BIM viele Daten zwischen den einzelnen
forderlich. Allerdings ist für den offenen Daten- Beteiligten ausgetauscht werden, dies meist auch
austausch eine entsprechende Zertifizierung über eine cloudbasierte Plattform geschieht und
(Austausch im IFC-Format) notwendig. oft auch die Daten auf der Baustelle benötigt
Sind die Mitarbeiter:innen mit den CAD- werden.
Funktionen einer solchen Software vertraut, ist 73
Eine Prüfsoftware bzw. eine Kollaborationssoftware
der Umstieg auf die BIM-Arbeitsweise und der ist dabei nicht unbedingt für jeden Arbeitsplatz
Umstieg auf BIM-Funktionen der Software ein erforderlich – speziell bei einem schrittweisen
Prozess, der durch Schulungen zu unterstützen Umstieg auf BIM.

62 Grundlagen
meist ein Upgrade nötig. Welche Anforderungen auch kurz- und mittelfristige Ziele zu setzen.
konkret erforderlich sind, ergibt sich aus den Das richtige Modellieren, der korrekte Daten­
Mindestanforderungen der jeweiligen Software- austausch oder die Durchführung von Modell-
produkte. Für eine gute BIM-Performance ist prüfungen wären solche beispielhaften Ziele.
jedenfalls eine SSD-Festplatte zu empfehlen. Entscheidend ist aber, dass die Einführung
Weiters spielen die Grafikkarte und der Arbeits- schrittweise erfolgt, die Mitarbeiter:innen „mit-
speicher eine wesentliche Rolle. Zudem bildet ein genommen“ und nicht überfordert werden. Die
zweiter Bildschirm eine wesentliche Erleichterung Ziele müssen vorab klar definiert werden, für die
in der Bearbeitung von BIM-Modellen. Mitarbeiter:innen gut erreichbar und für die Ge-
Auf gar keinen Fall sollte man bei der Aus- schäftsführung messbar sein. Wichtig ist hierbei
und Weiterbildung der Mitarbeiter:innen sparen, auch, bestehende Workflows der 2D-Planung
denn die eingesetzte Software ist immer nur so aufzuwerten und in die 3D-Planung überzufüh-
gut wie deren Anwender:innen. Wichtig ist hier- ren. Nach dem Minimalprinzip ist zu ergründen,
bei die Möglichkeit, das Erlernte zwischen den wo mit dem geringsten Aufwand der größte Nut-
Schulungseinheiten praxisgerecht (am besten in zen erzielbar ist, um dann nach und nach andere
einem Projekt) zu erproben und durch wieder­ Arbeitsschritte zu adaptieren.
holende Anwendungen zu üben und zu festigen. Die schrittweise Umsetzung von BIM und die
Sind im eigenen Team keine Mitarbeiter:in- Erreichung der gesteckten Ziele erfolgt idealer-
nen mit BIM-Erfahrung vorhanden, wird die Ein- weise anhand eines geeigneten Pilotprojekts.
führung von BIM ohne externe Hilfe nur schwer Dies kann ein laufendes Projekt sein, bei dem
möglich sein. Besonders unerfahrene Mitarbei- man BIM-Funktionalitäten selbständig aus­
ter:innen brauchen am Beginn konstante Unter- probiert, ohne dass dies vom Auftraggeber ge-
stützung oder zumindest eine Ansprechperson fordert wird. Man hat aber auch die Möglichkeit,
(z.B. externe Berater:innen), an die sie sich für gemeinsam mit einem Auftraggeber ein BIM-
konkrete Problem- und Fragestellungen wenden Projekt als gemeinsames Pilotprojekt auszufüh-
können. ren – denn nicht nur Planende und Ausführende
Insgesamt kann festgehalten werden, dass sind gerade dabei, BIM zu lernen und einzufüh-
die Einführung von BIM für kleinere Büros oft ren, auch die Auftraggeber sind mit neuen Frage-
leichter ist als für größere. Kleine Büros sind stellungen und der neuen BIM-Methode konfron-
häufig flexibler und können rascher auf geänder- tiert. Beide Seiten sollten sich dabei unbedingt
te Umstände reagieren. In größeren Büros ist die bewusst sein, dass der Einstieg in BIM keine Klei-
Koordination zwischen unterschiedlichen Abtei- nigkeit ist und natürlich (wie bei jeder Neuerung)
lungen mit u.U. abweichenden BIM-Kenntnissen das Erlernen und Festigen einer neuen Arbeits-
und -Kompetenzen durchaus herausfordernd. weise eine gewisse Einarbeitungszeit erfordert.
Hier empfiehlt es sich, regelmäßige Möglich­ In den meisten Fällen wird sich für Planende eine
keiten für einen Erfahrungsaustausch und gegen- little closedBIM Anwendung in der Einführungs-
seitige Updates zu schaffen, um gemeinsam beim phase anbieten, d.h. man nutzt BIM intern zum
Einstieg in das Thema BIM zu unterstützen. eigenen Vorteil und nicht, weil es beauftragt
Für die BIM-Einführung gilt es, sich unbedingt wurde oder gar Vertragsbestandteil ist.

BIM einführen 63
Literaturverzeichnis

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Literaturverzeichnis 65
Vorbild IFC-basierter
BIM-Standard Österreich
B ERNHARD L. WIELAND; B UNDESKAMMER DER ZIVILTECHNIKER:INNEN,
PROJEKTLEITUNG DIGITALISIERUNG UND ZT:ARCHIV

Der mit der ÖN 6241-2 etablierte Normungsansatz erregte als BIM-Standard Österreich inter­nationale Aufmerk-
samkeit und beeinflusst die VDI- und CEN-Norm. Seine Systematik und internationale Anschlussfähigkeit machen
ihn zum Vorbild.

Wie die Bestimmungen der ÖN 19650-1 etwa bauphysikalische Kennwerte, statische


darlegen, ist Building Information Modeling – Eigenschaften, Materialien usw.) wurden in
kurz BIM – eine Methodik, um aus Sicht des enger Abstimmung mit IFC entwickelt.
Bestellenden den Informationskreislauf rund um Der ASI-Merkmalserver bildet dieses Phasen-
die Anforderungen an eine Planung in Inputs und modell in eine öffentlich zugängliche Datenbank
Outputs festzulegen. Die ÖN 29481 beinhaltet ab. Dafür werden die „Elemente“ eines BIM-
die Grundlage für ein Information Delivery Modells beschrieben (z.B. Wände, Decken,
Manual – kurz IDM –, eine im Kontext von Stützen etc.) und dazu „Merkmale“ hinterlegt
Lebenszyklusprozessen an IFC orientierte (bei Wänden z.B. Länge, Höhe, Stärke etc.).
standardisierte Beschreibung von Informations- Die „Merkmale sämtlicher Elemente“ können
anforderungen. Die Modellierung von Bauwerks- daraufhin einer Leistungsphase zugeordnet
informationen umfasst digitale Informationen, werden. Damit ist
die für die Planung, den Entwurf, den Bau, den 1.  klargestellt, in welcher Art und Weise ein
Betrieb und den Rückbau eines Bauwerks ge- bestimmtes Merkmal definiert ist, und es wird
nutzt werden können. 2.  die Verantwortlichkeit unmiss­verständlich
Die digitale Modellierung integriert Infor­ zuordenbar. Im Ergebnis liegt damit
mationen und Daten, die für diese Lebensphasen 3.  ein international anschlussfähiger IFC-
eines Gebäudes relevant sind. Der ASI Merkmal- basierter BIM-Standard Österreich vor.
server unterstützt bei der Erstellung das IDM Indem sich die EN 17412-1 mit der Qualität
(Information Delivery Manual). Mit der ÖN 6241-2 der bereitzustellenden Daten/der Datentiefe
wurde in Österreich eine nationale Systematik befasst, liegt für BIM auch eine Minimalanforde-
begründet, welche in einem Phasenmodell die rung und eine minimale Datenqualität vor, die
geometrischen und alphanumerischen Inhalte mit einem Vergütungsmodell kombinierbar ist.
von virtuellen Gebäudemodellen regelt. Auch die Die Entscheidung über die geometrische Qualität
hierfür benötigten Merkmale (Modellelemente, wird nicht vorweggenommen.

66 Vorbild IFC-basierter BIM Standard Österreich


Dieser Hinweis ist wichtig, weil damit auch Aber es ist für Planende auch bei einem
klargestellt ist: Planende entscheiden auch in Projekt mit BIM wichtig, projektbezogen eindeu-
Zukunft selbst, in welcher Informationsdichte sie tig gültige Datenmodelle vertraglich festzulegen.
Daten bereitstellen! Diese Informationsdichte Wird eine tiefergehende Datendichte beauftragt
kann weiterhin projektbezogen vereinbart bzw. ergibt sich eine solche nach Projekt- und
werden. Bauwerkszweck, ist diese gesondert zu definie-
Kurzum: Es existiert für Planende durch BIM ren, zu beauftragen und abzugelten. Unser Hin-
kein Zwang, mehr Daten zu liefern, als ihnen be- weis dazu: Nutzen Sie die Expertise Ihrer gesetz-
zahlt wird! lichen Berufsvertretung.

Informations-Box

Das Zusammenwirken von Information Delivery Manual (kurz IDM) und


Model View Defintion (MVD) – eine Methodik von BuildingSMART

BuildingSMART ist eine internationale welche in Bezug zu einer definierten IFC-Version


Nonprofit-Organisation, die das Austauschformat steht, ist ihrerseits die Grundlage, damit IFC
Industry Foundation Classes – kurz IFC – beim Import- und Exportfunktionen möglich sind.
BIM-Datenaustausch im Bauwesen definiert. Der mit ihr abgestimmte Prozess soll sicherstellen,
Das Information Delivery Manual – kurz IDM dass der Datendialog technisch funktioniert.
ist eine ISO-Standard zertifizierte (ISO 29481-1 Es wird die benötigte Teilmenge des IFC-Daten-
und -2) BuildingSMART-Methode, um Informa- modells festgelegt, um fachspezifische Austausch-
tionsanforderungen im Kontext von Lebens­ anforderungen (Exchange Requirements) zu
zyklusprozessen definiert zu beschreiben. Ein erfüllen. Datenaustausch kann damit auch in
solches IDM umfasst Ausmaß und Spezifikationen Teilmodellen erfolgen.
jener Informationen, die ein einzelner Akteur zu MVD bezeichnet ein Dateiformat (*.mvdxml,
einem bestimmten Zeitpunkt bzw. Arbeitsprozess die Datei für den Datenaustausch im XML-Format)
in einem BIM-Projekt bereitstellen muss bzw. und ein Informationsmodell für die Strukturierung
benötigt werden. von MVD-Dateien als XML-Schema-Definition.
Die ebenfalls von BuildingSMART koordi­ Beispiele sind: IFC2x3 Coordination View 2.0,
nierte IDM-Methodik setzt sich in der Erstellung IFC2x3 FM Handover View, IFC2x3 Structural
technischer Spezifikationen in Form einer Model Analysis, ViewFC4 Reference View, IFC4 Design
View Definition – kurz MVD – fort. Diese MVD, Transfer View.

Bernhard L. Wieland, Bundeskammer der Ziviltechniker:innen 67


Kapitel 2

Richtig Modellieren
M ARCUS WALLNER

Im Begriff „Building Information Modeling“ steckt schon eine der wichtigsten


Voraussetzungen für BIM-konformes Arbeiten. Das Modellieren ist der grund­
sätzliche Unterschied zur traditionellen CAD-Arbeitsweise.
Im Gegensatz zu CAD wird nicht mehr in 2D-Ansichten gezeichnet, sondern
mittels Bauteilen aus Bauteilkatalogen ein 3D-Modell erstellt, aus welchem sich
neben vielen anderen Vorteilen die 2D-Pläne automatisch generieren lassen.
Zudem verfügen die einzelnen Bauteile auch über verschiedenste Attribute
(Daten), die ganz unterschiedlich genutzt werden können.
Gewissenhaftes und möglichst fehlerfreies Modellieren ist die Grund­
voraussetzung für BIM, ohne korrekte Modelle funktioniert BIM nicht!

68 Richtig Modellieren
Zeichnung versus Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
Attribute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
Geometrische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
Knotenausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79

Positionierung des Modells . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80


Nullpunkte Projektbasispunkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
Normalnull . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
Nordung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82

Vertikale Gliederung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
Einteilung nach Geschossen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
Umgang mit uneinheitlichen Geschossen . . . . . . . . . . . . 89
Verortung im Infrastruktur­bereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

Modelliertechniken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
Bezüge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
Objekt als Bezug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
Raster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
Dynamisches Modellieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94
Modellierregeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94
Arbeiten mit Platzhaltern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95

Detaillierungsgrad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
LOD – Level of Development . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
LoX . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
LOD 100 – 500 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
LoG – Level of Geometry . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
LoI – Level of Information . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100
LoC – Level of Coordination . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101

Objektbibliotheken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102
Bürostandard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102
Nomenklatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
Allgemeine Bibliotheken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
Herstellerbibliotheken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105

Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106

Richtig Modellieren 69
Zeichnung versus Modell

 Abbildung 7: Traditionelle und BIM-fähige Planung74

2D-Pläne müssen nun nicht mehr jeweils Pläne bei der Aktualisierung vergessen wurde.
einzeln gezeichnet und abgestimmt werden, Wenn zwei Plansätze gleichzeitig generiert
sondern sie sind nichts anderes als aus dem BIM- werden, passen die Maße aller einzelnen Pläne
Modell abrufbare Echtzeit-Projektionen. Durch immer genau zueinander.
die automatisch generierten Pläne spart man
nicht nur Zeit ein, es verschwindet auch eine der
häufigsten Fehlerquellen in der Planung: sich
widersprechende Grundrisse, Ansichten, Schnitte
oder Details, beispielsweise weil einer dieser Horner (2021), S. 6.
74

70 Richtig Modellieren
 Abbildung 8: In der BIM-fähigen Planung ist der 2D-Plan mit dem BIM-Modell verknüpft75

Das 3D-Modell ist die Ausgangsbasis für alle ausgelesen wird, es wird auch ein großes Fehler-
weiteren Pläne, Listen etc. Allerdings werden nur potential vermieden. Im Laufe eines BIM-Prozes-
die dreidimensionalen Bauelemente für den ses werden verschiedene BIM-Softwareprodukte
jeweiligen Plan generiert, somit sind die Pläne benötigt. Zu Beginn dieses Prozesses erarbeiten
dann noch „nackt“, also ohne Beschriftungs­ die unterschiedlichen Planer:innen erst einmal
elemente. Ein nicht bemaßter und nicht beschrif- erste Entwürfe ihrer jeweiligen Modelle. Diese
teter Plan (Schnitt, Grundriss, Ansicht, Detail, …) Fachmodelle können nur mit entsprechenden
ist de facto wertlos. Aber auch beim Beschriften BIM-fähigen Softwareanwendungen erstellt
bietet BIM uns einen Vorteil. Durch automatische werden. Die zur Modellierung nötigen Software-
Beschriftungsblöcke (Raumstempel, Durch- funktionalitäten bieten Produkte aus dem
 Kapitel 3, S. 136
bruchsbeschriftung, Brüstungshöhe, Höhen­ Bereich Modelliersoftware. Modelliersoftware

koten usw.) spart man nicht nur Zeit, weil der


Wert automatisch aus der Parametrik des Modells Horner (2021), S. 9.
75

Zeichnung versus Modell 71


 Abbildung 9: Die BIM-Software erkennt anhand der Hierarchie der einzelnen Schichten,
wie sich diese an der Ecke verschneiden

Wir zeichnen nicht mehr, wir modellieren! puter lesbar. Gemeinsam bilden Sie ein komple-
Was bedeutet das nun? Bauteile werden nicht xes Datenmodell, ein BIM-Modell. Jedes einzelne
mehr mit Linien in verschiedenen Ansichten Objekt verfügt neben seiner Geometrie über eine
gezeichnet, sie werden von Anfang an nur noch Menge semantischer Informationen, so sind den
als dreidimensionale Objekte erstellt. Objekten Attribute, Mengen, Parameter und oft
Diese Objekte sind zudem nicht nur dumme auch gewisse intelligente Verhaltensregeln zuge-
Volumen; ganz im Gegenteil, sie besitzen eine ge- ordnet.
wisse Intelligenz, sind strukturiert und vom Com-

72 Richtig Modellieren
Wir zeichnen nicht mehr, wir modellieren!
Modelliert und interagiert werden soll – für eine effiziente Ent-
wicklung über den Gebäudelebenszyklus – in einem offenen, klar struktu-
rierten, integralen Prozess, der den erhöhten Anforderungen entsprechend
honoriert wird. In diesem offenen Prozess soll durch geeignete und opti-
mierte Software die Erstellung, Bearbeitung und Interaktion der Daten-
modelle ermöglicht werden.
Wir modellieren, aber es gibt noch einiges zu tun!
ARCH. PROF. DI SIEGFRIED D IESENBERGER

„Es ist wichtig, sich eine Herangehensweise zu erarbeiten, die in


einem frühen Projektstadium die Modellierung auf ein notwendiges
Minimum reduziert. Dies verringert den Arbeitsaufwand immens, da be-
sonders in dieser Phase mit erhöhtem Änderungsaufwand zu rechnen ist.
Eine mögliche Strategie ist es, für die Entwurfsphase eigene Bauteile
zu entwickeln, die nur mit der nötigsten Information versehen sind und
diese dann im Zuge der Bearbeitung durch detailliertere Bauteile aus-
zutauschen. Hierdurch ist auch gewährleistet, dass zu früh eingesetzte,
detaillierte Bauteile nicht irrtümlich mit falschen Objektinformationen
behaftet sind, die aber in der weiteren Planung als gegeben angesehen
werden. Dies kann unter anderem auch eine Haftungsthematik mit sich
bringen.“
ARCH. DI M ARTIN G RUBER

Zeichnung versus Modell 73


„Man sollte dem österreichischen Beispiel folgen und standardisierte
Attributsstrukturen von offiziellen Standardisierungsorganisationen
(ASI, DIN, CEN , ISO ) vorgeben und diesen wesentlichen Punkt nicht
Lobbyingorganisationen überlassen, auch wenn diese sich heftig drum
bemühen.“
O TTO HANDLE

Attribute
 Kapitel 4, S. 181
  Ein BIM-Objekt kennzeichnet sich haupt- geläufige Begriff „alphanumerisch“ ist, wortwört-
BIM-Objekt
sächlich durch seine Geometrie und seine lich gesehen, nicht gerade ideal gewählt. Streng
sogenannten alphanumerischen Attribute. Es genommen, würde er maximal nur einen Code
herrscht eine leichte Verwirrung um den Begriff aus Buch­staben, Ziffern und Sonderzeichen er-
„alphanumerische Attribute“. Synonym zum lauben.
Begriff Attribut werden des Öfteren auch die Bei BIM bezeichnet man mit alphanumerisch
Begriffe Merkmal und Eigenschaft verwendet. Im die möglichen Datentypen, die der Wert des
   Kapitel 4, S. 186 Umfeld bzw. Zusammenhang mit buildingSMART Attributes annehmen kann.
buildingSMART bSDD
und dem bSDD (building smart data directory) Der Datentyp kann aber nicht nur alpha­
wird normalerweise immer der Begriff Attribut numerische Werte im klassischen Sinn für das
verwendet. Bezogen auf Software oder Datei­ jeweilig Attribut annehmen, sondern es gibt bei-
formate wird oft von Eigenschaften und nicht zu- spielsweise auch den „alphanumerischen“ Wert
 Kapitel 3, S. 188
  letzt wegen des Merkmalservers speziell in „wahr/falsch“ für das Attribut „tragend“ oder
Merkmalserver
Österreich häufig von Merkmalen statt Attributen auch vordefinierte Feuerwiderstandsklassen.
gesprochen. Gemeint ist aber in allen Fällen mehr Die alphanumerischen Attribute bilden die
oder weniger das Gleiche. Auch der in der Praxis Grundlage für Simulationen, Bauteillisten und

Praxistipp

Im IFC-Schema werden Attribute durch Property Sets ausgetauscht.

74 Richtig Modellieren
 Abbildung 10: Durch Anklicken eines Elements (Wand) können (in den Eigenschaftsfenstern für Element
und Typ) automatisch die zum Objekt gehörigen Attribute abgerufen werden und müssen
nicht mehr mühselig zusammengesucht werden76

andere Auswertungen. In der Modelliersoftware Ein Attribut beschreibt also jeweils eine
wird jeder Objektinstanz ein sogenannter GUID Eigenschaft eines BIM-Objektes. Es hat einen
(Globally Unique Identifier) zugewiesen. Durch Namen (Bezeichnung) und seinen Datentyp mit Kapitel 4, S. 183  
Datentyp
diesen GUID können Eigenschaften weltweit entsprechend gültigem Wertebereich. Innerhalb
eindeutig zugeordnet werden. Somit ist es eines Projektes können die Attribute aus ver-
möglich, Attribute aus verschiedenen Modellen schiedenen Quellen stammen. Da könnte das
gleichen Klassen zuzuordnen und diese in struk- gleiche Attribut schon einmal mit anderem
turierten Listen und Tabellen (Datenbanken) Namen auftauchen, was allerdings nicht sein darf.
weiter zu verarbeiten. Beispielsweise können Es muss eine eindeutige Attributsliste für das Pro-
so die Mengen der Wände aus den einzelnen jekt geben, nur dann werden die Auswertungen
Teilmodellen der jeweiligen Fachplaner:innen funktionieren.
oder Bau­abschnitte, ohne ein Teilmodell bear-
beiten zu müssen, addiert und ausgewertet 76
Autodesk screen shots reprinted courtesy of Auto-
werden. desk, Inc.

Zeichnung versus Modell 75


 Abbildung 11: Boundary Representation (Brep)77

Geometrische Grundlagen
Keine Sorge, wir wollen hier nicht tief in die
Informatik vordringen. Es geht lediglich um ein
Minimum an Know-how, wie die Geometrie in
der verwendeten Software zustande kommt, um
besser zu verstehen, was zu Fehlern führen kann
bzw. was erst gar nicht funktionieren wird.
Grundsätzlich gibt es zwei unterschiedliche Ver-
fahren, wie eine Geometrie zustande kommt.
Ein explizites Verfahren (Flächenmodell)  Abbildung 12: Geländeoberfläche als typische
beschreibt ein Volumen in Bezug auf seine Ober- Brep78
flächen, die durch eine Hierarchie der Grenz­
beziehungen zwischen Körper, Fläche, Kante und oft auch als Boundary Representation (Brep)
Vertex modelliert wird. Es beschreibt also die bezeichnet.
Oberfläche des Körpers. Vereinfacht stellen wir
uns hier ein Volumen, das beim Zusammensetzen 77
Vgl. Borrmann et al., BIM, Springer, 2015.
von Flächen entsteht, vor. Dieses Verfahren wird DI Peter Skalicki-Weixelberger.
78

76 Richtig Modellieren
 Abbildung 13: Körper über Boolesche Operationen79

Im Gegensatz dazu ist das implizite Ver­ körpern (Quader, Zylinder, Prisma, Pyramide,
fahren (Körpermodell) als eine Abfolge von Kugel, Kegel, …) über Boolesche Operationen
Kon­struktionsschritten, um einen volumetrischen (Vereinigung, Differenz, Schnittmenge) ein
Körper zu beschreiben, zu verstehen. Es ist also komplexer Körper erzeugt. Erzeugungsverfahren
ein prozeduraler Ansatz, der die Geschichte der mittels Extrusion, Rotation, Sweep und Loft zäh-
Erstellung des modellierten Körpers beschreibt. len auch zu CSG.
Bei diesem Verfahren handelt es sich im Normal-
fall um Constructive Solid Geometry (CSG).
Bei dieser wird aus mehreren primitiven Grund- 79
Raphael Wieser.

Zeichnung versus Modell 77


 Abbildung 14: Extrusion, Sweep, Rotation und Lofting80

Implizite Verfahren benötigen zwar mehr Die meisten Fehler im Zusammenhang mit
Rechenleistung, haben dafür aber geringere CSG-Objekten treten auf, wenn das Zielsystem
Datenmengen beim Austausch als explizite Ver- nicht alle vom Ausgangssystem verwendeten
fahren. Einzelne Konstruktionsschritte im CSG- Operationen zur Geometrieerzeugung und
Verfahren können jederzeit rückgängig gemacht -bearbeitung unterstützt und in gleicher Weise
bzw. neu konstruiert werden. Allerdings kann, ausführt.81
wenn bei einem Objekt Konstruktionsschritte
rückgängig gemacht werden und schon Folge-
schritte mit einem anderen Objekt eingegeben 80
Raphael Wieser.
wurden, dies schnell zu Fehlern führen. 81
Vgl. Borrmann (2015), S. 30.

78 Richtig Modellieren
 Abbildung 15: T -Stoß mit richtiger und falsch berechneter Geometrie

Knotenausbildung
Die automatische Knotenberechnung ist Verständlicherweise wird bei komplexeren
eine der vielen neuen Möglichkeiten, die BIM Knoten mit vielen Wänden und Decken das
bietet. Bei der Knotenausbildung kommen die Ganze schon schwieriger und somit auch fehler-
in der Geometrie des BIM-Objekts liegenden Pro- anfälliger. Als Erstes stellt sich die Frage der
bleme leider doch immer wieder zum Vorschein. Hierarchie, also welche Wand welche verdrängt.
Wenn sich also mindestens zwei Wände So wird Beton die Wärmedämmung verdrängen
(oder Decken) in einem Knoten verschneiden, und diese wiederum den Putz.
muss jedes Mal berechnet werden, wie die Treffen am Knoten aber unterschiedliche
Geometrie dieser Knoten letztendlich aussieht. Betonqualitäten aufeinander, kann die auto­
Im einfachsten Fall trifft eine Wand T-förmig matische Knotengenerierung schon einmal nicht
auf eine zweite. Wenn alles funktioniert, werden passen. Dann bietet eine gute Modelliersoftware
beide überlagert. Die Software rechnet im Hinter- die Möglichkeit, manuell nachzuarbeiten. Dabei
grund eine Boolesche Differenz und legt – falls passiert dann im Hintergrund eigentlich nichts
nötig – einen unsichtbaren Subtraktionskörper anderes, als dass die Reihenfolge der CSG-
an. Verfahren geändert wird.

Zeichnung versus Modell 79


Positionierung des Modells

Solange alle in ein und demselben Modell sionale Nullpunkt eines jeden Projektes (Modell-
arbeiten, gibt es logischerweise nur eine Positio- ursprung). Je nach Modelliersoftware wird dieser
nierung, die für alle gleich ist. In den meisten Fäl- auf unterschiedliche Weise im Koordinatensystem
len besteht ein BIM-Modell aber nicht aus einem des jeweiligen Landes (Gauß-Krüger-Koordinaten-
einzigen Modell, zu dem alle Beteiligten Zugriff system) georeferenziert. „Mit dieser Georeferenz
haben, sondern es wird durch Überlagerung der ist es später dann möglich, den Einfügepunkt auf
Teilmodelle der einzelnen Fachplaner:innen zu- der Baustelle real einzumessen.“82
sammengesetzt. Zwingende Voraussetzung beim
Überlagern ist die absolut korrekte Positionie-
rung, nur dann funktionieren typische BIM-Funk- Normalnull
tionalitäten, wie beispielsweise eine Kollisions- Etwas differenzierter müssen wir noch die
prüfung. Abgesehen davon, sollte das Bauwerk Georeferenzierung des Projektbasispunktes be-
aber auch noch an der richtigen Stelle gebaut züglich der Höhe betrachten. Die geographische
werden. Besonders beim erstmaligen Überlagern Höhe wird in Meter über Meer angegeben. Das
sollte man hier große Sorgfalt walten lassen. bedeutet, dass der Projektbasispunkt innerhalb
des Projektes meist mit 0,00 m angesetzt wird.
Dieser Punkt weist im Landeskontext aber gleich-
Nullpunkte Projektbasispunkt zeitig auch eine Höhe über dem sogenannten
Aus der CAD-Planung kennen wir schon zwei Normalnull von beispielsweise 353 m auf. Dieses
Koordinatensysteme: das Weltkoordinatensystem Normalnull bezieht sich meist auf die mittlere
(WKS) und das Benutzerkoordinatensystem (BKS). Höhe des Meeresspiegels, nur leider wird dieses
Wie jedes Koordinatensystem haben diese natür- in fast jedem europäischen Land unterschiedlich
lich auch ihre Nullpunkte. Dabei liegt das BKS auf definiert. In Österreich spricht man bei Normal-
dem WKS. Über den Nullpunkt des BKS wird das null von „Meter über Adria“.
Projekt im WKS georeferenziert. In BIM-Projekten
ist der Projektbasispunkt der zentrale dreidimen- 82
BIM Workbook CK.

80 Richtig Modellieren
Praxistipp
Wie lege ich den Projektbasispunkt an?

Wenn möglich, sollte der Projektbasispunkt Position erfordert eine erhöhte Rechenleistung
zu Projektbeginn genau auf den internen Null­­- und verursacht damit eventuell Einbußen
punkt der Modelliersoftware gelegt werden, um be­züglich der Softwareperformance, bei
Verwechslungen zu vermeiden. Da beispielsweise extremen Ent­fernungen könnte es sogar zu
DWG-Dateien keinen Projektbasispunkt besitzen, Fehlern kommen.
werden diese gerne mit ihrem Ursprung (Null- Günstig wäre auch, wenn der Projektbasis-
punkt des BKS) auf dem internen Ursprung der punkt links unterhalb des Bauwerks liegt, so dass
jeweiligen BIM-Software positioniert. das Bauwerk im „positiven“ Bereich der XY-Achsen
„Wenn also der Projektbasispunkt mit dem liegt. Oft wird der Projektbasispunkt auch auf den
internen Ursprungspunkt übereinstimmt und Kreuzungspunkt der Achsen A-A und 1-1 gelegt.
diese Position als gemeinsamer Nullpunkt für Die Position sollte leicht und unmissverständlich
den Austausch bestimmt wurde, hat man am zu beschreiben sein. Geeignete Beispiele wären
wenigsten Arbeit bzw. Fehlerquellen.“ 83
also ein Achsenschnittpunkt, die linke untere Ecke
Zudem sollte der Projektbasispunkt nahe des Bauwerks oder eine Ecke der Grundstücks-
am Bauwerkmodell liegen. Eine weit entfernte grenze.

Nullpunkt X/Y, absolut XX° AA‘ BB,CC‘‘ / YY° AA‘ BB,CC‘‘

Nullpunkt Höhe + 0,00 m über Meer

Projektbasispunkt DIFF XX, DIFF YY, DIFF ZZ

Tabelle 1: Vorschlag für Angabe Nullpunkt und Projektbasispunkt in AIA bzw. BAP

83
Autodesk Leitfaden, S. 7.

Positionierung des Modells 81


Im Vergleich zu Deutschland, das sich auf Nordung
den Pegel in Amsterdam bezieht, kann es hier Natürlich muss neben der Festlegung des
schnell einmal zu einem Unterschied von 33 cm Nullpunktes das Projekt auch noch eingenordet
kommen. Einigt man sich bei grenzüberschrei- werden.
tenden Infrastrukturprojekten nicht auf ein Durch das Einfügen der Daten des Vermes-
gemeinsames Normalnull, könnte dies zu er­ sers ist der reale Norden (geografischer Norden)
heblichen Problemen führen! recht schnell ersichtlich. In fast allen Projekten
wird aber nicht im geografischen Norden ge­
https://de.wikipedia.org/wiki/Höhe_über_dem_
arbeitet, sondern im sogenannten Projektnorden.
Meeresspiegel
Für den Projektnorden wurde die Sicht auf das
Während es beim CAD durchaus vorkommen Projekt so gedreht, dass möglichst viele Wände
kann, dass in einem Projekt mehrere BKS auf dem orthogonal liegen. Dies erleichtert zwar das Mo-
WKS liegen, gibt es bei BIM-Projekten nur einen dellieren, stellt aber auch eine mögliche Fehler-
Projektbasispunkt, welcher zu Projektbeginn quelle dar.
festgelegt wird. Oft passiert dies automatisch Der Unterschied der beiden Ansichten lässt
über die Datei der Architektur oder des General- sich über Drehpunkt (im Idealfall auch der Pro-
planers. Die nachfolgenden Fachplanungen ver- jektbasispunkt) und Winkel definieren. Die Daten
linken zu Beginn ihrer Arbeit als Erstes die Archi- für den Projektbasispunkt und den Winkel zwi-
tektendatei und schon haben sie den gleichen schen geografischem Norden und Projektnorden
Nullpunkt und die gleiche Nordung. Dieser Null- sollten unbedingt im BAP (BIM-Abwicklungsplan)
punkt und seine Nordung sollten im Laufe des festgehalten werden.
Projektes unter keinen Umständen mehr ge­
ändert werden.

82 Richtig Modellieren
Praxistipp
Koordinationskörper

Um ganz sicher zu gehen, dass alle Modelle Pyramide liegt auf dem Nullpunkt, die quadrati-
richtig positioniert sind, kann man zu Beginn der sche Grundfläche folgt der Nordung des
Planung an alle Beteiligten eine Koordinations- Projektes. Beim Zusammenführen diverser Teilmo-
datei mit Nullpunkt, Nordung und eventuell schon delle kann man schnell optisch kontrollieren, ob
dem Raster verteilen. Am Nullpunkt der Datei die einzelnen Pyramiden übereinanderliegen. Ein
kann sich zusätzlich noch ein Koordinationskörper ent­sprechendes Beispiel für eine Datei mit
befinden. Dieser hat meist die Form einer Pyramide Testkörper und Dokumentation kann hier
mit quadratischer Grundfläche, die Spitze der heruntergeladen werden:

 Abbildung 16: Beispiel eines Koordinationskörpers von Autodesk84

84
Vgl. Autodesk Leitfaden, S. 8, Original unter http://www.vrame.com/ know-how/empfehlungen/.

Positionierung des Modells 83


Vertikale Gliederung

Hat man sich bezüglich der horizontalen softwareprodukte bildet jede Ebene (nicht
Positionierung festgelegt, stellt sich gleich die Referenzebene) automatisch ein neues
nächste wichtige Frage: Wie gliedert man nun Geschoss. In diesen Anwendungen sollte auch
das Modell vertikal? nur eine Ebene pro Geschoss modelliert werden.
Hier gilt es, sich am genormten IFC-Schema Die Denkstruktur in Geschossen zieht sich
zu orientieren. Die vertikale Verortung im IFC- durch das komplette IFC-Modell. Fast alle Objekte
Schema gliedert das Modell eindeutig nach werden über den Einfügepunkt einem Geschoss
einzelnen Geschossen. zugewiesen, Geschosse bilden die Grundlage für
die Grundrisse.
Die Bauablaufplanung (beispielsweise
Einteilung nach Geschossen Betonierabschnitte) beruht ebenso auf den Ge-
Geschosse (IfcBuildingStorey) werden schossen wie die Nomenklatur von Räumen und
durch Ebenen gebildet. In den meisten Modellier- Türen.

IFC-Verortungsstruktur Hochbau

https://standards.buildingsmart.org/IFC/DEV/IFC4_3/RC1/HTML/schema/ifcproductextension/lexical/
ifcbuildingstorey.htm

84 Richtig Modellieren
 Abbildung 17: Verortungsstruktur im IFC-Dateiformat85

Nun stellt sich die Frage, welche Lage der Nur wenn dieses angekreuzt ist, bildet die
Ebene eignet sich als Geschoss-Null. Die Ebene eine neue IfcBuildingStorey. Dies ist sehr
Architektur denkt hier anders als die Statik. So hilfreich, da wir uns pro Geschoss eigentlich
bezieht sich die Architektur in gewohnter Weise weitere Ebenen zum genauen Modellieren wün-
(z.B. Brüstungshöhen, Räume) auf die Oberkante schen. Es wird also zwischen Geschossebenen
Fertigfußboden (OK FB), während die Statik meist (IfcBuildingStorey) und Modellierebenen unter-
in einer Tragwerksebene in der Schwerlinie zwi- schieden. Ist eine Attributierung der Ebene nicht
schen Oberkante Rohdecke (OK RD) und Unter- möglich, kann man sich auch mit Referenz­
kante Rohdecke (UK RD) rechnet. ebenen zum Ausrichten der Objekte behelfen.
Lange Zeit verwendeten in der BIM-Planung Da sich ein BIM-Modell oftmals aus der Über-
die Objekttypen mal die „Fertigdecke“, mal die lagerung der Fachmodelle ergibt, kann man auch
„Rohdecke“. Nicht zuletzt wegen der IFC-Struktur durchaus erwägen, die einzelnen Ebenen der Ver-
hat es sich aber durchgesetzt, als geschoss­ antwortlichkeit den jeweiligen Fachprojektanten
bildende Ebene die Oberkante Rohdecke projekt- zuzuweisen. So wäre es durchaus sinnvoll, die
übergreifend zu verwenden. Das ist auch für die Modellierebene Unterkante abgehängte Decke
Gebäudetechnik wichtig. Wäre die Ebene auf OK (UK AD) im Teilmodell des Haustechnikers
Fußboden, wären alle Leitungen und Rohre im anzulegen.
Fußboden dem darunterliegenden Geschoss
zugeordnet.
In Revit besitzen die Ebenen ein zusätzliches
Attribut, das „Gebäudegeschoss“. 85
Vgl. Autodesk, Revit IFC Handbuch, S. 9.

Vertikale Gliederung 85
 Abbildung 18: 
OKRD als geschoss-
bildende Ebene

 Abbildung 19: 
Geschosseinstellungen
am Beispiel des
Starttemplates
von Archicad 1486

86
01 Archicad 24 Template (A) aus der Software Grafisoft.

86 Richtig Modellieren
Praxistipp
Projektübergreifend sollten sich von Anfang Die weiteren Modellierebenen können dann je
an alle Beteiligten auf die Oberkante Rohdecke nach Bedarf nur in den jeweiligen Fachmodellen
(OK RD) als geschossbildende Ebene einigen. erstellt werden.

Abkürzung Geschoss Ebene


OG02_OKFF 2. Obergeschoss Oberkante Fertigfußboden
OG02_OKRD 2. Obergeschoss Oberkante Rohdecke (geschossbildend)
OG01_UKRD 1. Obergeschoss Unterkante Rohdecke
OG01_OKFF 1. Obergeschoss Oberkante Fertigfußbodenlage
OG01_OKRD 1. Obergeschoss Oberkante Rohdecke (geschossbildend)
EG01_UKRD Erdgeschoss Unterkante Rohdecke
EG01_UKAD Erdgeschoss Unterkante abgehängte Decke
EG01_OKFF Erdgeschoss Oberkante Fertigfußboden
EG01_OKRD Erdgeschoss Oberkante Rohdecke (geschossbildend)
UG01_UKRD 1. Untergeschoss Unterkante Rohdecke
UG01_OKFF 1. Untergeschoss Oberkante Fertigfußboden
UG01_OKFU 1. Untergeschoss Oberkante Fundament (geschossbildend)

Tabelle 2: Benennungsvorschlag Geschosse Ebenen

Im Idealfall sollten Wände nicht über Dafür ergeben sich viele Vorteile in der weiteren
Geschosse hinwegreichen. Sie sollten immer Bearbeitung und Auswertung.
geschossweise unterteilt werden. Dies erfordert So ist es dann ein Leichtes, die Betonmenge
eventuell einen geringfügigen Mehraufwand, um für ein einzelnes Geschoss zu ermitteln und
in den Ansichten über die Funktion „Verbinden“ daraus einen entsprechenden Bauzeitplan
die geschossweisen Trennlinien aufzuheben. abzuleiten.

Vertikale Gliederung 87
 Abbildung 20: Richtige Zuweisung zum Geschoss ohne Versatz87

Damit dies auch reibungslos gelingt, muss mit einem Versatz von 3m wählen, sondern
man beim Modellieren auch noch richtig mit gleich den Einfügepunkt ins richtige Geschoss
dem möglichen Versatz entlang der Z-Achse setzen – also OK RD OG1 und ohne Versatz.
umgehen.
Also niemals den Einfügepunkt OK RD EG0 87
Richtige Zuweisung zum Geschoss ohne Versatz.

88 Richtig Modellieren
 Abbildung 21: Mögliche Geschosseinteilung bei Hangbauten über zwei Gebäude88

Umgang mit uneinheitlichen Hälfte wird dem EG zugeteilt und die obere dem
Geschossen OG1.
Eine mögliche Strategie wäre die Untertei-
Eine generelle Lösung hierfür gibt es nicht. lung in zwei Modelle, ein Modell über dem Basis­
Oft kann aber durch eine Aufteilung des Bau­ geschoss und ein Modell für die Zwischen­
werkes in „Bauabschnitte“ ein großer Teil der geschosse. Bei Bedarf kann man zwischendurch
Probleme gelöst werden. Die Festlegung der die beiden immer wieder in eine Koordinations-
Geschosse bei Splitlevels oder bei Hangbauten datei einspielen und anpassen.
ist oft auf den ersten Blick fast nicht möglich.
So kann es passieren, dass die Geschossebene
OK RD OG1 die Wände des hangaufwärts ge­
legenen EG-Halbgeschosses halbiert. Die untere 88
Vgl. http://standards.buildingsmart.org/.

Vertikale Gliederung 89
Verortung im Infrastruktur­
bereich
Im Infrastrukturbereich sind die Dimensio- Zu Beginn der BIM-Entwicklung wurde der
nen meist deutlich größer als beispielsweise im Infrastrukturbereich leider völlig vernachlässigt,
Hochbau. Infrastrukturprojekte spielen sich meist erst mit IFC4 kamen hierfür schrittweise erste
nicht mehr in einem kartesischen Koordinaten- BIM-Standards. So ist es schon möglich, mit IFC4.1
system rund um einen Projektbasispunkt ab. Sie und IFC4.2 Infrastrukturprojekte umzusetzen.
beziehen sich auf das Gauß-Krüger-Koordinaten- Beispielsweise wurde mit IFC4.1 die Terrassierung
system und denken in der GIS-Welt. Eine grund- und das Alignement eingeführt. So richtig „rund“
sätzliche Verortung nach Geschossen wie im wird es wohl erst mit der Umsetzung von IFC4.3
Hochbau ergibt keinen Sinn. Die Verortung ist oder IFC5 laufen, denn ab dann wird es viele
mehr linien- oder oberflächenbasiert, was im eigene Erweiterungen für IFC-Road, IFC-Rail,
IFC 2x3 noch nicht vorgesehen ist. IFC-Bridge und IFC-Tunnel geben.

90 Richtig Modellieren
 Abbildung 22: Ausblick auf die Neustrukturierung des IfcSpatialStructureElement (Verortungsstruktur) in
IFC4.389

Eichler, C. C. et al., BIMcert Handbuch – Grund­lagenwissen open BIM, S. 69.


89

Vertikale Gliederung 91
Modelliertechniken

Bezüge bevorzugt. Generell sollten Bezüge nur innerhalb


Beim Modellieren soll jedes Objekt bewusst des eigenen Modells und zu anderen verknüpf-
und kontrolliert einer ganz bestimmten Position ten Fachmodellen erstellt werden.
zugewiesen werden. Diese Position muss keine So wird aus statischer Sicht immer gerne die
absolute Position im Koordinatensystem sein. Mittelachse gewählt (Lastabtragung). Bei einer
Im Gegenteil, sehr oft ist dies auch eine ein­ Querschnittsveränderung wird diese auf beiden
deutige Position in Bezug auf übergeordnete Seiten der Einfügelinie gleich geändert, wodurch
Objekte, Linien oder Flächen. Typische Bezüge die Lastabtragungsachse immer in der Mitte
sind Rasterlinien, Ebenen und Grundstücks­ bleibt. Bei Außenwänden, die sich in den oberen
grenzen. Im weitesten Sinne kann man aber Geschossen verschlanken, ist die Bezugslinie
auch ganz einfach ein anderes Objekt wie eine schon schwieriger zu definieren. Da das Gebäude
Geschossdecke oder eine Wand als Bezug ver­ normalerweise von oben bis unten an der Fassa-
stehen. Das einzufügende Objekt wird erstellt, de eben verläuft, werden die unterschiedlichen
indem dessen Einfügepunkt bzw. dessen Ein­ Wandstärken nach innen aufgetragen. Als Kon­
fügelinie (auch Referenz- oder Basislinie genannt) sequenz liegen dann auch die statischen Mittel-
am jeweiligen Bezug fixiert wird. achsen nicht mehr übereinander.
Wie sollte nun die Verbindung zu einem Be- Aus Sicht der Architektur soll beispielsweise
zug gewählt werden? Da die Bezüge zu Projekt- genau an der Grundstücksgrenze gebaut werden,
beginn festgelegt werden, ist noch mit einigen also die Einfügeachse der Wand am Rand dieser
Anpassungen der Dimensionen zu rechnen. liegen und exakt auf dem Bezug der Grenzlinie
Das Objekt sollte so am Bezug orientiert sein, fixiert werden. Bei einer Änderung der Wand­
dass eine Änderung möglichst keine neuen Feh- stärke würde diese dann immer ins Grundstück
ler hervorruft. Ganz einfach ist es allerdings nicht hinein variieren, während das Gebäude exakt an
mit der Wahl der richtigen Bezüge. Aus den ver- der Grundstücksgrenze bleibt.
schiedenen Sichtweisen der jeweiligen Fach­ In der Haustechnik wählt man meist die UK
richtung werden sehr unterschiedliche Bezüge RD oder die abgehängte Decke als Bezugsebene.

92 Richtig Modellieren
„Wir modellieren so, wie gebaut wird.“
DI (FH) CHRISTOPH C. EICHLER90

Entscheidend ist der Abstand der Kanäle sich das Fenster mit. Innerhalb der Wand bleibt
bzw. Leitungen zu diesen Bezügen. Da in der das Fenster an der gleichen Position. Nach dem
haustechnischen Planung erst einmal mit einer gleichen Prinzip wird auch eine Dachgaube auf Kapitel 4, S. 182  
  

Klassen
zentralen Entwurfslinie begonnen wird, lässt sich dem Dach positioniert.
bei einigen Softwareprodukten leider nur die
Mittelachse des haustechnischen Objekts in Be-
zug zur entsprechenden Ebene setzen. Dies kann Raster
bei Dimensionsvergrößerungen schnell zu Kolli- Grundsätzlich bieten Raster optimale Bezüge
sionen führen, da die Oberkante dann in die De- für das Modellieren. Es wäre daher zweckmäßig,
cke hineinreichen würde. Hier muss die Haus- wenn das Raster von Beginn an im Modell ist.
technik also noch die halbe Kanal- oder In der üblichen Entwurfspraxis einigt man sich
Rohrdimension addieren. allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt auf
ein Raster, sodass dieses üblicherweise im Modell
nachgepflegt wird. Dies wiederum hat zur Folge,
Objekt als Bezug dass nicht alle Objekte einen Bezug zum Raster
Nicht nur abstrakte Linien und Flächen kön- aufweisen. Bei Objekten, die nicht in einem Be-
nen als Bezug fungieren, auch ein BIM-Objekt zug gebunden sind, besteht die Gefahr, dass Sie
kann den Bezug für ein anderes BIM-Objekt dar- bei späteren Änderungen des Bezugs vergessen
stellen. So wird jede Tür und jedes Fenster in Be- werden. Sobald das Raster festgelegt ist und im
zug auf eine Wand positioniert. Modell eingepflegt wurde, sollten die Raster­
Datentechnisch gesehen, steht ein Objekt linien, genauso wie Projektbasispunkt und Nor-
der Klasse Wand in Kompositionsbeziehung zur dung, im Projektverlauf nicht mehr geändert
Klasse Fenster; praktisch gesehen, hat das Fens- werden.
terobjekt einen Einfügepunkt, welcher an einem
bestimmten Punkt in der Wand liegt. Wird dann Eichler, C. C. et al., BIMcert Handbuch – Grund­
90

beispielweise die Wand verschoben, verschiebt lagenwissen open BIM, S. 115.

Modelliertechniken 93
Falls nötig, können weitere Rasterlinien er- geknüpft. Das dynamische Modellieren bietet
gänzt werden. damit nicht nur eine enorme Reduktion des
Arbeitsaufwands im Falle von Änderungen;
es ermöglicht auch eine große Flexibilität im
Dynamisches Modellieren Planungsprozess.
 YouTube
  Im Gegensatz zu CAD bietet BIM den Vorteil, Das dynamische Modellieren beruht auf
Channel
Ziehharmonika-
dynamisch modellieren zu können. Die Grund­ Parametern. Diese stellen eine spezielle Aus­
prinzip lage dazu stellen Bezüge dar. Durch sie kann ein prägung von Attributen dar. Mit Hilfe von Para-
Modell sowohl horizontal als auch vertikal wie metern wird ein Modell dynamisch gesteuert.
eine Ziehharmonika zusammen- oder auseinan- Beim Entwerfen geht die hohe Kunst des Model-
dergeschoben werden. Legt man ein Modell ent- lierens dahin, einen besonders intelligenten und
sprechend sauber und intelligent an, kann man variablen Algorithmus (generatives Design) aus-
durch die Änderung eines Bezuges mit einem zutüfteln. Dieser hält durch geschicktes Fixieren
einzigen Klick alle Objekte, die sich an diesem und Verteilen entlang einer durch Bezüge ge­
Bezug orientieren, anpassen. Vertikale Bezüge gliederten Strecke mehrere Entwurfsoptionen
können über die einzelnen Modellierebenen er- im Projektverlauf offen. Die verschiedenen
stellt werden, während sich horizontale Bezüge Entwurfsoptionen können dann mit diversen
zum Beispiel über das Raster herstellen lassen. Simulationssoftwares verglichen werden.
Ändert sich beispielsweise die Stärke der Ge-
schossdecke im Laufe genauerer Berechnungen,
Modellierregeln
muss man nicht mehr jede einzelne kleine Wand
in ihrer Höhe mühsam nachjustieren. Durch ent- Leider ist es durch individuell unterschied-
sprechendes Verschieben der Modellierebene liche Modelliermethoden und -regeln leicht
UK RD werden alle Wände und Ausbauelemente möglich, divergierende Fachmodelle zu erhalten.
automatisch angepasst, vorausgesetzt, die obere Diese Unterschiede können beim Zusammen­
Abhängigkeit der Wände wurde an die UK RD setzen der Fachmodelle oder im weiteren Verlauf

94 Richtig Modellieren
des BIM-Projektes schnell zu Problemen führen. also nicht für jedes Projekt gleichermaßen
Mit Hilfe eines Modellierleitfadens soll zum einen geeignet. Jeder Modellierleifaden sollte auf die Arbeits-
materialien  
  

eine praxisnahe Arbeitsweise und zum anderen Bedürfnisse des aktuellen Projektes bzw. des Modellierleitfäden
ein durchgängiger Nutzen der jeweiligen Model- Bauherrn angepasst werden. Es wäre denkbar,
le gewährleistet werden. Mit den richtigen Mo- dass der Modellierleitfaden Bestandteil der ÖNORM
A 6241-2:2015
dellierregeln ist die Chance einer durch­gehenden Verträge (AIA) zur Vergabe einer Planungs­ Anhang A     

Nutzung des Fachmodells deutlich höher. leistung ist. Modellierleitfäden

Wer erstellt nun diese Modellierleitfäden


oder Richtlinien? Zum einen bieten die meisten
Hersteller von Modelliersoftware einen Model- Arbeiten mit Platzhaltern
lierleitfaden an. Dieser ist zwar sehr hilfreich be- Am Anfang eines Projektes sind die Informa-
züglich des effizienten Modellierens innerhalb tionen über ein Objekt normalerweise noch sehr
der Software, man muss aber stets bedenken, dürftig. Im Vorentwurfs- oder Entwurfsstadium
dass in diesem auch die entsprechende BIM- weiß man bei einer Tür oft noch nicht, welche
Strategie des jeweiligen Herstellers eine Rolle Bauweise es letztendlich wird. Bevor man eine
spielt. Es gibt viele weitere Leitfäden, man sollte falsche Tür platziert, ist es besser, ein allgemeines
aber bei jedem bedenken, auf welchen Positio- Türobjekt einzusetzen. Das Arbeiten mit Platz­
nen dieser aufbaut. In Österreich sollte man sich haltern ist eine übliche Modelliertechnik. Im Ent-
zuerst an den Anhang A (Modellierleitfaden) der wurfsstadium wird ein Objekt „Tür allgemein“
ÖNORN A 6241-2:2015 halten.91 eingesetzt. Im Laufe der Ausführungsplanung
Es muss aber gesagt werden, die sogenannte wählt man dann beispielsweise alle Türen, die mit
„eierlegende Wollmilchsau“, also einen Leitfaden einer L-Zarge ausgeführt werden sollen, aus und YouTube
Channel 

  
für das richtige Modellieren, welcher die Bedürf- ersetzt den Platzhalter mit dem Objekt „Tür
Arbeiten mit
nisse aller Beteiligen perfekt abdeckt, gibt es Metallzarge“. Platzhaltern

nicht. Zudem ist ein Leitfaden nicht einfach so


von einem Projekt zum anderen übertragbar, 91
ÖNORM A 6241-2, S. 12.

Modelliertechniken 95
Detaillierungsgrad

Im Normalfall kann ein BIM-Objekt zu LOD – Level of Development


Planungsbeginn noch gar nicht über alle In­
formationen bis ins letzte Detail verfügen. Erst Aus der CAD-Welt wissen wir, in welchem
mit dem Fortschreiten der Projektphasen wird Maßstab welche Informationen wie genau
der Grad an Ausarbeitung und damit die Infor­ gezeichnet werden müssen. Im BIM wird aber
mationstiefe Schritt für Schritt vervollständigt. immer im Maßstab 1 : 1 gearbeitet, also muss es
Über den gesamten Projektverlauf geht es immer einen anderen Kriterienkatalog für den Detail­
wieder darum, wer zu welchem Zeitpunkt welche lierungsgrad geben.
 Kapitel 5, S. 234
  Information in welcher Tiefe benötigt. Üblicher- In BIM wird der Detaillierungsgrad von BIM-
AIA BAP
weise wird dies in den AIA (Auftraggeber-Infor- Objekten über den LOD gesteuert. Ein und der-
mationsanforderungen) und dem BAP (BIM- selbe LOD-Kriterienkatalog wird aber nicht für
Ausführungsplan) festgehalten. jedes Projekt gleichermaßen geeignet sein, da
Ein gutes Beispiel für den Umgang mit fort- bekannterweise auch nicht alle Projekte gleich
schreitender Detaillierung findet sich im Projekt abgewickelt werden. Zu Anfang des Projektes
mataTGA der TU Graz. Für unzählige TGA-Kom­ sollten sich die Projektbeteiligten in den AIA
ponenten wurden auf Basis der IFC-Struktur die einigen, welcher LOD von wem in welcher Pro-
notwendigen Attribute erhoben und auch den jektphase gefordert wird. Diese Anforderungen
entsprechenden Leistungsphasen zugeordnet, können im Projektverlauf über den BAP kon­
in welchen sie erstmalig benötigt werden. tinuierlich nachjustiert werden.
Die LOI-Definitionen stehen als umfassende Wie schon zu Beginn des Kapitels erwähnt,
Excel-Tabellen zur Verfügung, ebenso der An­ kennzeichnen sich Bauwerkselemente im BIM
wendungsprozess als BPMN-Modell. Es gibt sogar primär durch ihre Geometrie und ihre Attribute.
die passenden Solibri Prüfregeln, ob alles in der Folgerichtig sind LoG (Level of Geometry) und
entsprechenden Leistungsphase Geforderte voll- LoI (Level of Information) die zwei Urbestandteile
ständig vorhanden ist. des LOD. Da im Laufe des Projektes die einzelnen
Fachmodelle stetig aufeinander abgestimmt
http://www.metatga.org/ergebnisse/ werden, sollte man aber auch den LoC (Level
of Coordination) nicht vernachlässigen.

96 Richtig Modellieren
 Abbildung 23: Zusammensetzung LOD92

Gerade in Österreich wird dem LoC in Verbin- finden. Wir wollen uns auf die wichtigsten
dung mit AIA und BAP immer größere Bedeutung beschränken.
zugemessen. Gerade LOD wird gerne falsch verwendet,
leider manchmal auch von offiziellen Stellen.
LOD = LoG (Level of Geometry)
Redet man von LOD, wird dieser manchmal rich­
+ LoI (Level of Information)
tigerweise als Level of Development begriffen,
+ LoC (Level of Coordination)
aber genauso oft als Level of Detail (LoD) oder als
In der Literatur wird der LOD oftmals nicht nur für Level of Definition falsch verstanden. Ob das „o“
BIM-Objekte verwendet, sondern auch für das klein oder groß geschrieben wird, ist hier von
ganze Teilmodell. Streng genommen spricht man Bedeutung. Mit LOD ist der Oberbegriff, mit LoD
bei Modellen nicht vom LOD, sondern vom Reife- dagegen der Detaillierungsgrad der Geometrie
grad. Wir werden uns hier immer auf BIM-Objekte gemeint.
beziehen. Für Österreich hat die Plattform 4.0 in
Abstimmung mit ÖIAV, ÖBV und der TU Wien die
LoX Broschüre „Begriffe zu BIM und Digitalisierung“
herausgegeben. An deren Begriffsbestimmung
Da BIM immer noch in den Anfangsjahren wollen auch wir uns, bis auf Ausnahme des dort
steckt, kommt es immer wieder vor, dass sich angeführten LoD (Level of Detail), orientieren.
auch die Begrifflichkeiten noch verändern. Wir verwenden statt dem LoD synonym den LoG
Bezüglich der ganzen LoX (Level of anything) ist (Level of Geometry), dies hat den Vorteil, dass es
definitiv noch nicht das letzte Wort gesprochen. nicht so leicht zur Verwechslung kommen kann.
LOD, LoD, LoI, LoG, LoC, LoL, LOIN, … In Literatur
und Praxis sind sehr viele dieser Kreationen zu 92
Vgl. https://www.bimpedia.eu/.

Detaillierungsgrad 97
LOD 100 – 500
Beim Erstellen einer tabellarischen Übersicht, Gemäß BIM-Forum gliedert sich der LOD in
in welcher Phase welcher LOD geliefert werden 6 Levels von 100 bis 500. Der Zwischenschritt bei
muss, greift man auf bekannte LOD-Definitionen Level 350 beschreibt eigentlich nur die Level 300
zurück und adaptiert diese nach Bedarf auf die nach Abstimmung der jeweiligen Fachmodelle.
jeweiligen Projektspezifika. Es kursieren ver­ Level 350 betrifft also nur den LoC. LoG und LoI
schiedene LOD-Definitionen weltweit, aber eine sind ident mit Level 300. Im LOD 400 ist der LoG
scheint sich in der Praxis als „Ausgangsstandard“ meist deutlich detaillierter als im LOD 500. Das
durchgesetzt zu haben. Das „American Institut of liegt daran, dass im LOD 500 die Geometrie nur
Architects“ definierte 2008 erstmals seinen LOD- noch „as build“ abgebildet wird, also beispiels-
Katalog. Dieser wird ständig aktualisiert und eine weise ein Laserscan der gebauten Wände,
aktuelle Spezifizierung ist immer auf den Seiten während die Geometrie der Wände im LOD 400
von BIMFORUM.ORG downloadbar. noch mit Bewährung und Schalung dargestellt
wurde.
https://bimforum.org/lod/

LOD 100 Konzeptionelle Darstellung


LOD 200 Dimensionen und Größe maßgeblicher Bauteile
LOD 300 Ausschreibungsreife Angaben mit Spezifikation
LOD 350 300 mit anderen Teilmodellen koordiniert
LOD 400 Fabrikationsreife Ausführungsplanung
LOD 500 As.built-Dokumentation der ausgeführten Elemente

Tabelle 3: LOD 100–500 (350)

98 Richtig Modellieren
 Abbildung 24: LOD-Definition, Beispiel Wandkonstruktion in Ortbeton93

Leider stimmen die Stufen unserer Modellier- LoG – Level of Geometry


softwareprodukte nicht mit diesen LOD-Levels
überein. Wünschenswert wäre, wenn wir in der Der LoG steht für den Detaillierungsgrad der
Software den LOD angeben und automatisch geometrischen Körper des jeweiligen Objekts.
eine Version des BIM-Objektes entsprechend Eine der großen Fragen beim Modellieren ist, bis
des geforderten LOD-Levels angezeigt bekämen. zu welcher Tiefe eine Detaillierung sinnvoll er-
Die Praxis ist leider eine andere. So bietet bei- scheint. Rein theoretisch würde nicht viel gegen
spielsweise Revit für die einzelnen Objekte eine 100-prozentig detailgetreue Modellierung
(Familien) zur Darstellung nur die drei Stufen sprechen; in der Praxis stehen dem jedoch zwei
grob, mittel und fein an. Jeder muss dann für sich
eine Strategie finden, wie er damit umgeht. 93
Vgl. Swiss BIM LOIN-Definition (LOD) (07/2018), S. 25.

Detaillierungsgrad 99
„Wir modellieren so viel wie nötig, so wenig wie möglich.“
M ARKUS H IERMER

große Gründe entgegen. Erstens benötigt man sionen werden hierbei als Attribute inkludiert.
dafür Zeit und ab einem gewissen Aufwand Oft reicht diese Geometrie dann schon für den
stellt sich schnell die Frage: Ist das noch kosten- gesamten Projektverlauf aus. Niemals sollte man
effizient? Eines ist klar, eine volle 3D-Detaillierung Dinge wie die Verschraubung der einzelnen
wird im Regelfall niemals vergütet und kann sich Pumpenteile, deren diverse Krümmungen,
kein Büro leisten. einzelne Schalter usw. in 3D modellieren.
Das zweite Problem betrifft die Rechner­ Eine entscheidende Frage ist, was modelliere
leistung. Gerade bei großen Projekten kommt ich noch als 3D-Objekt und was wird nur noch als
auch bei heutigem IT-Standard die Rechner­ 2D-Detail oder durch Beschreibung mit Attribu-
kapazität schnell an ihre Grenzen. Jede Ecke, jede ten ausgearbeitet. Wie nicht anders zu erwarten,
Kante und jede Fläche eines Objektes kosten weichen hier die Modellierphilosophien teils sehr
 
  YouTube
    Performance. Oft wird aus Eifer viel zu genau stark voneinander ab. Am Beispiel der Modellie-
Channel
modelliert. Nehmen wir als Beispiel eine Pumpe rung einer Attika wollen wir kurz aufzeigen, wie
Tiefe 3D-
Modellierung aus der TGA. Zu Anfang reicht für die geometri- unterschiedlich dies sein kann.
sche Darstellung ein abstrakter Quader, vielleicht
noch ein zweiter Quader für den Montage- bzw.
Wartungsbereich. Erst ab Level 300 kommen LoI – Level of Information
dann Schritt für Schritt die genauen Positionen Von Planungsphase zu Planungsphase wer-
der Anschlusspunkte dazu. Die Anschlussdimen- den immer mehr Informationen über die einzel-

100 Richtig Modellieren


nen Bauteile benötigt. Der LoI legt fest, welche So macht es auch Sinn, ein eigenes Modell, in
alphanumerischen Attribute für die einzelnen dem nur mehr die für den Betrieb nötigen Daten
Bauteile zu welchem Zeitpunkt und in welcher enthalten sind, zu übergeben.
Informationstiefe benötigt werden. Von Vorteil
ist, wenn schon bekannt ist, welche Auswertun-
gen später gefordert werden. Dadurch lässt sich LoC – Level of Coordination
im Vorfeld klar definieren, welche Attribute noch Zu vereinbarten Zeitpunkten werden die
benötigt werden. Fachmodelle überlagert und auf Kollisionen ge-
Für Wartung und Betrieb ist es durchaus prüft. Vor BIM war eine automatisierte Kollisions-
üblich, dass nach Fertigstellung des Bauwerks kontrolle nicht möglich, nun können dadurch
weitere Attribute hinzukommen. Manche teils erhebliche Kosten vermieden werden.
gehen so weit, hier von einem LOD 600 zu Der LoC gibt nicht nur den Grad der klassischen
sprechen. Kollisionen zwischen Bauteilen an, es werden
Generell ist es jedoch ratsam, dass nicht ein genauso Kollisionen mit Bereichen zur Wartung
einzelnes Teilmodell mit allen Daten überfrachtet bzw. Montage geprüft. Auch die Prüfung der
wird. Wenn möglich, sollte immer nur der Daten- Barrierefreiheit fällt in den LoC.
satz, der für das jeweilige Fach- oder Teilmodell
benötigt wird, in diesem auch abgespeichert
wird, um unnötigen Datenballast zu vermeiden.

Detaillierungsgrad 101
Objektbibliotheken

Mit Installation der Modelliersoftware wird kontinuierlich individualisieren. Noch besser ist
im Regelfall eine erste landesspezifische Objekt- es, wenn schon zu Beginn auf ein weiterent­
Bibliothek mitgeliefert. Leider werden die (BIM-) wickeltes Template, welches zur eigenen Arbeits-
Objekte in jeder Software anders benannt (siehe philosophie passt, zurückgegriffen werden kann.
Tabelle). Zudem wird über die Software auch Ganz entscheidend ist aber, dass alle in einem
schon ein erstes Klassifizierungssystem, in wel- Projekt verwendeten Objekte den gleichen
ches die Objekte eingeteilt werden, vorgegeben. Regeln entsprechen.
Die softwareeigenen Bibliotheken sind oft eine Beispielsweise sollte der Detaillierungsgrad
gute Basis für den Anfang, aber sie reichen für alle Objekte den gleichen Kriterien folgen,
schnell nicht mehr aus. Früher oder später wird um unter Berücksichtigung des Projektablaufs
jeder gezwungen sein, einen eigenen Büro­ diese aufeinander abzustimmen. Für den Fall,
standard zu pflegen. dass gleiche Objekttypen (z.B. verschiedene
Türen) vorkommen, sollten gleiche Parameter
(Attribute) zugewiesen werden. Kommen Para-
Allplan Smart Objects
meter mehrfach vor, sollte deren Bedeutung
Archicad GDL-Objekte eindeutig definiert werden und auch in projekt­
Revit Familien spezifischen Parameterlisten festgehalten
werden. Beispielhaft kann der Parameter „Breite“
Tabelle 4: B
 ezeichnung von BIM-Objekten in unter-
durch spezifischere Begriffe wie „Wandstärke“,
schiedlichen Softwareprodukten
„Rohbaulichte“, „Rahmenstärke“ etc. näher
definiert werden. So sollte es in jedem Projekt
eine Parameterliste geben.
  Arbeits- Bürostandard Empfehlenswert ist es, wenn es im Büro so
materialien
Man kann ganz einfach mit den Vorgaben etwas wie eine:n „BIM-Bibliothekar:in“ gibt. Die-
Checkliste
Bürostandard der Software anfangen und Jahr für Jahr diese se:r ist verantwortlich, laufend alle neuen Objekte

102 Richtig Modellieren


Praxistipp
Viele Planer:innen fürchten bei der Zusam- mit dem open-source-Gedanken an die Thematik
menarbeit auch um ihr IP (intellectual property). heranzutreten. Denn der eigentliche Wert liegt
Sie denken, dass ihr geistiges Eigentum nur zu nicht in den einzelnen Objekten, sondern in der
leicht von Dritten der am Projekt Beteiligten über- jahrelangen Abstimmung und dem Wissen im
nommen werden könnte. Umgang damit. Wer aber ein Kopieren unbedingt
Bei der Weitergabe von proprietären Datei- ausschließen möchte, darf dann seine Daten auch
formaten ist es zwar durchaus möglich, die ange- nur in allgemeinen Austauschformaten wie dem
legten Objekte zu kopieren, ob das aber dem­ IFC weitergeben.
jenigen wirklich weiterhilft, ist sehr fraglich. Denn Nur der Vollständigkeit halber sei hier noch
all die kopierten Objekte müssen auch erst einmal die Thematik der Wasserzeichen erwähnt. Es gibt
an den je­weiligen Büro- oder Projektstandard an- Software-Plugins von Drittherstellern, die
gepasst werden, und das kann richtig viel Arbeit Wasserzeichen in die proprietären Dateien
kosten. Wer sich schon einmal in eine unbeschrif- schreiben. Die Sinnhaftigkeit ist aber wohl eher
tete Revit-Familie eingearbeitet hat und versucht anzuzweifeln. Dieser Schutz hilft nur, indem er
hat, diese gemäß dem eigenen Bürostandard den Plagiats­vorgang erschwert. Mit entsprechen-
umzubauen, weiß, dass hier ganz schnell einmal den EDV-Kenntnissen sollte der Scourcecode der
Stunden verloren gehen. Datei bereinigt werden können. Zudem ist ein
Zum anderen sollte man auch bedenken, schlichtes teilweises Nachzeichnen des BIM-Ob-
dass die eigenen BIM-Objekte meist auch nur aus jektes immer möglich und geht entsprechend
der Überarbeitung eines bestehenden BIM- schneller, als bei null anzufangen.
Objekts aus einer fremden Bibliothek entstanden
sind. Vielleicht wäre es hier durchaus angebracht, https://de.graitec.com/powerpack-for-revit/

auf die eigenen Bürorichtlinien hin einzupflegen „BIM-Bibliothekar:in“ sollte alle Standards bezüg-
und, wenn nötig, auch noch zu adaptieren. Diese lich BIM im Büro sauber warten, aufeinander ab­
Position ist eine gute Gelegenheit für Mitarbei- stimmen und dann die gesammelten Daten am
ter:innen, wenn sie entsprechend IT-affin sind, Server strukturiert ablegen.
sich schnell hochzuarbeiten. Dieser bzw. diese

Objektbibliotheken 103
Nomenklatur Allgemeine Bibliotheken
Wieder einmal kommt es auf die richtige Vielleicht noch ein Wort zu den vielen
Benennung an. Angenommen, Sie holen sich Objekt-Bibliotheken, die am Markt angeboten
aus verschiedenen Bibliotheken verschiedene werden. Leider muss man sagen, dass Objekte
Fenster, dann kann es vorkommen, dass ein Ob- aus Bibliotheken am Ende meist mehr Arbeit und
jekt ein „Fenster“ ist, das nächste ein „window“ Probleme machen, als wenn man das Objekt
und ein weiteres eine „Festverglasung“. gleich selber modelliert hätte. Ein generelles
Innerhalb eines Projektes muss die jeweilige Problem aller Objekte aus diversen Bibliotheken
Bezeichnung immer eindeutig sein, sonst stellt deren Kompatibilität zum eigenen Büro-
funktioniert BIM im eigentlichen Sinne nicht. standard dar. Dabei müssen also die Nomen­
Das gilt natürlich nicht nur für die Objekt-, son- klatur, die Parameter, der Umgang mit den LODs
dern auch für die Para­meternamen (Attribute). und noch einige andere Kleinigkeiten angepasst
Eine Parameterliste ist für jedes Projekt unum- werden.
gänglich. Oft liegt auch in der Lokalisierung noch eine
Bei der Zusammenarbeit mehrerer Planer:in- weitere Gefahr. Vor allem standardisierte Bauteile
nen treffen auch verschiedene Bürostandards werden in diversen Ländern auch noch mit unter-
aufeinander. Innerhalb eines Projektes kann das schiedlichen Standardmaßen gefertigt. Nimmt
schnell zu Problemen führen. man beispielsweise ein Standardobjekt wie eine
Im Idealfall sollte man sich auf einen gemein- Stahlzargentür, so wird eine auf Deutschland
samen Standard einigen. Ist das nicht möglich, angepasste Objektdatei einen Typ mit 885 mm
muss man zumindest die einzelnen Bürovorlagen Breite anbieten, während dieser Objekttyp in
aufeinander abstimmen. Das Ergebnis sollte man Österreich eine 800 mm Breite haben sollte. Als
dann unbedingt anhand eines kleinen Testlaufs Fazit lässt sich sagen, dass die eigentliche Arbeit
überprüfen. in einer durchgängigen Abstimmung aller Ob-
jektdateien besteht.

104 Richtig Modellieren


Herstellerbibliotheken
Schon zu CAD-Zeiten haben die Hersteller Objekte aus Herstellerbibliotheken bringen
versucht, ihre Produkte frühzeitig in den Projek- so gut wie immer ein Performanceproblem mit
ten zu platzieren. Man bekam von den Herstel- sich. Fast alle Objekte sind bezüglich ihrer Geo-
lern sehr produktspezifische dxf- bzw. dwg- metrie viel zu groß detailliert. Nachvollziehbarer-
Dateien, die im weiteren Projektverlauf oft nur weise ist der Hersteller stolz auf sein Produkt und
mehr schwer durch andere Produkte zu ersetzen will uns dieses möglichst mit allen Details offe­
waren. Nun haben wir das gleiche Spiel. Wir be- rieren. Im schlimmsten Fall wird auch noch eine
kommen die entsprechenden BIM-Objekte ange- dreidimensionale Gravur von Logo und Name
boten. Bei öffentlichen Ausschreibungen kann des Herstellers geometrisch nachmodelliert.
dies sehr problematisch werden, da die geforder- Performancetechnisch ist das als absolutes No-Go
te Produktneutralität dann eventuell nicht mehr zu sehen. Um diese Dateien zu verwenden, müs-
gegeben ist, was im Extremfall zum Ausschluss sen Sie bezüglich ihrer Geometrie erst einmal
führen könnte. kräftig gesäubert werden.

Objektbibliotheken 105
Literaturverzeichnis

 Autodesk, Revit IFC Handbuch, Ausführliche  Eichler (2016), BIM-Leitfaden 2, Struktur und
Anleitung für den Umgang mit IFC-Dateien, 2018 Funktion https://www.bimpedia.eu/artikel/1005-
http://standards.buildingsmart.org/IFC/RELEASE/ lod-level-of-development, Datum des Zugriffs
IFC4/ADD2_TC1/HTML/link/ifcbuilding.htm, 10. 12. 2021, (ISBN 978-3-937654-99-7)
Datum des Zugriffs: 10. 12. 2021  Eichler, C., et al., BIMcert Handbuch (2021),
 Borrmann, André; König, Markus; Koch, Online unter: http://www.buildingsmart.co.at/
Christian; Beetz, Jakob (Hrsg.) (2015), Building wp-content/uploads/2021/07/BIMcert-Hand-
Information Modeling. Technologische Grund­ buch-2021-eBook.pdf. Datum des Zugriffs:
lagen und industrielle Praxis. Berlin, Heidelberg. 28. 3. 2022
Springer-Verlag. (ISBN 978-3-658-05605-6)  Horner (2021), BIM Reality Check: „Mixed
 buildingSMART, IFC Infra Overall Architecture BIM“ – die gelebte Praxis
Project, Documentation and Guidelines  Hiermer, Markus, Autodesk Revit, Leitfaden
(Final 01/03/2017) für die BIM Modellierung in Revit, Version 1.0
 buildingSMART Switzerland, Swiss BIM  ÖNORM A 6241-2:2015. Digitale Bauwerks­
LOIN-Definition (LOD) Verständigung, dokumentation – Teil 2: Building Information
07/2018 Modeling (BIM) – Level 3-iBIM

106 Richtig Modellieren


Literaturverzeichnis 107
Richtiges Modellieren in
Infrastrukturprojekten
LUKAS HOCHREITER, HABAU GROUP

Informationsanforderungen ƒ LOD – Level of Development


ƒ LOI – Level of Information
BIM-Modellierung ist nicht gleich 3D- ƒ LOG – Level of Geometrie
Modellierung. Ein BIM-Modell zeichnet sich ƒ LOIN – Level of Information Needed
durch seinen Informationsgehalt und durch
die strukturierte Art der Datenhaltung aus. All diese Begriffe haben den Fokus die Mo-
Branchenübergreifendes Ziel ist, die gemeinsame delldetaillierung zu verschiedenen Projektphasen
Sprache und Struktur für BIM zu finden. Die fol- oder Anwendungsfällen zu definieren. Über diese
genden Kapitel geben einen Überblick über den Definitionen werden geometrische Detaillierung
derzeitigen Stand der Technik in der BIM-Model- und der Merkmalgehalt von BIM-Modellen fest-
lierung und -Strukturierung. gelegt. Es gibt jedoch noch keinen national oder
international gültigen Standard für die Modell­
Modelldetaillierung detaillierung. Aus diesem Grund empfiehlt es
In der Literatur zum Thema BIM findet man sich derzeit, sich an die klassischen Begriffe zu
immer wieder folgende Begriffe: den jeweiligen Projektphasen anzulehnen:

Projektphase Bezug zu LOD Beschreibung


Bestand (Grundlage) vgl. LOD 100 Altbestand, Grundlage
Entwurf vgl. LOD 200 Entwurfsmodell
Ausschreibung vgl. LOD 300 Ausschreibungsmodell
Ausführung vgl. LOD 400 Ausführungsmodell
Bestandsmodell (Übergabe) vgl. LOD 500 As.Built-Modell

Tabelle 5: Modelldetaillierung und LOD

108 Richtiges Modellieren in Infrastrukturprojekten


 Abbildung 25: Übersicht über Lieferobjekte (Teil- & Fachmodelle), exemplarisch

Lukas Hochreiter, HABAU Group 109


Modellstrukturierung
Bei der Erstellung von BIM-Modellen ist die 2. Gliederung über den IFC-Strukturbaum:
Aufteilung und Strukturierung der Daten wichtig, Der IFC-Standard gibt eine Möglichkeit der
um die Projektzusammenarbeit sicherzustellen hierarchischen Strukturierung von Modellen über
und die Grundlage für den Einsatz von BIM über einen Strukturbaum vor. Über die Definitionen
den gesamten Lebenszyklus hinweg zu gewähr- „ifcSite”, „ifcBuilding”, „ifcBuildingStorey” und
leisten. Die Strukturierung der Daten hängt von „ifcSpace” kann diese Hierarchie realisiert wer-
den Besonderheiten des jeweiligen Projekts ab. den. IFC 5 soll eine „overall-architecture“ für alle
Insbesondere bei großen, komplexen oder Bereiche im Bauwesen bringen und den Hochbau
mehrstufigen Projekten ist es wichtig, die erweitern.
Modelle sinnvoll zu unterteilen. Die Aufteilung 3. Gliederung über Merkmale:
sollte dabei in örtlicher und fachlicher Hinsicht Die Gliederung über Merkmale stellt eine der
sinnvoll gewählt werden. Die Strukturierung in wesentlichsten Anforderungen für weitere Aus-
Teil­modelle, welche wiederum in Fachmodelle wertungen dar. Diese strukturgebenden Merk-
untergegliedert werden können, optimiert die male können zum Filtern oder für Auswahl­
modellbasierte Koordination und Zusammen­ mengen verwendet werden.
arbeit. Der Modellstrukturplan ist grundsätzlich Für die Umsetzung von gängigen BIM-
projekt­unabhängig und kann für alle Gewerke in Anwendungsfällen (Bauzeitplanung (4D), Kosten-
Infrastrukturprojekten verwendet bzw. erweitert ermittlung (5D), Dokumentenverlinkung, etc.) ist
werden. sowohl eine örtliche (projektspezifische) Gliede-
rung in „Locationcodes“, als auch eine fachliche
Strukturierungsmöglichkeiten (projektunabhängige) Gliederung in „Bauteil-
1. Gliederung über Dateinamen-Bezeichnungs- codes“ empfehlenswert. In Infrastrukturprojekten
konvention: macht es Sinn, die fachliche Strukturierung zu-
Lieferobjekte entsprechen Teil- & Fachmo- sätzlich im IFC-Strukturbaum aufzubauen, um
dellen: A02_STR_FL_EP_A400_AN1_V02.ifc das Modellhandling wesentlich zu verbessern.

110 Richtiges Modellieren in Infrastrukturprojekten


 Abbildung 26: IFC-Strukturbaum eines Infrastrukturprojekts

BTC – Bauteilcode LOC – Locationcode


01_Teilmodell 01_Bauwerksbezeichnung
02_Fachmodell 02_Abschnitt
03_Gewerk 03_Zonierung
04_Bauteilgruppe 04_Hauptgliederungselement
05_Element 05_Ausrichtung
06_Material

Tabelle 6: Ü
 berblick über strukturgebende Merkmale

Lukas Hochreiter, HABAU Group 111


Geometrische Anforderungen Projektbasispunkt und
Referenzierung
Neben den Informationsanforderungen Nur wenn die sogenannte Georeferen­
spielen auch die geometrischen Anforderungen zierung gewährleistet ist, können Prüfungen
eine zentrale Rolle. BIM-Modelle bestehen in wie die Kollisionskontrolle sinnvoll angewandt
erster Linie aus Volumenkörper und Flächen, die werden. Eine Georeferenzierung wird über die
etwa für den wichtigen Anwendungsfall der Definition eines Projektbasispunkts realisiert und
Mengen- und Kostenermittlung (5D) ausgewertet sichergestellt.
werden. Hierfür ist es wichtig, dass das Aus­ Grundsätzlich sollte die Lage des Projekt­
führungsmodell aus demselben CAD-Modell nullpunkts ca. in der Mitte des Projekts gewählt
exportiert wird wie die 2D-Ausführungspläne. werden, sodass die Entfernungen zu den Projekt-
Man spricht hierbei von Planableitung aus dem grenzen in etwa gleich groß sind. Der Wert des
Modell oder Plankonsistenz. Neben der Detaillie- Projektnullpunkts sollte aus Gründen der ein­
rung ist es in Infrastrukturprojekten wesentlich, fachen Handhabung auf einen runden Wert
dass die Modelle globale Koordinaten entspre- auf- bzw. abgerundet werden (runden auf
chend der Vermessung aufweisen, sodass die volle 5 oder 10 m).
Teilmodelle im Koordinationsmodell optimal
an- oder ineinander passen.

System Amtliches Koordinatensystem Lokales Koordinatensystem


Rechtswert 4.555.730 (Beispielwert) 0,000
Hochwert 5.848.910 (Beispielwert) 0,000
Bezugshöhe 0,000 (müA) 0,000

Tabelle 7: D
 efinition Projektbasispunkt

112 Richtiges Modellieren in Infrastrukturprojekten


Modellunterteilung
Ein Straßenbauwerk erstreckt sich als Linien- meter in volle Kilometer unterteilt. Diese
bauwerk häufig über eine große Entfernung. Die „Zonierung“ richtet sich nach der Straßen­
Bauteile des Straßenmodells sollten für ein geeig- kilometrierung. Somit werden die Lieferobjekte
netes Modellhandling in Achsrichtung unterteilt (Modelldatei, z.B. IFC) auch kilometerweise aus-
werden. gegeben. Die Unterteilung ist sowohl geo­
In Infrastrukturprojekten werden die zu er- metrisch als auch über den Locationcode
stellenden Modelle häufig neben der Einteilung „Zonierung“ abgebildet.
in Bauabschnitten zusätzlich entsprechend einer
regelmäßigen Unterteilung nach Straßenkilo­

Unterteilung Kilometer von Kilometer bis


Z01 Km022+675 Km023+000
Z02 Km023+000 Km024+000
Z03 Km024+000 Km025+000
Z04 Km025+000 Km026+000
Z05 Km026+000 Km027+000
Z06 Km027+000 Km028+000
Z07 Km028+000 Km028+175

Tabelle 8: U
 nterteilung des Modells nach Straßenkilometer

Lukas Hochreiter, HABAU Group 113


 Abbildung 27: Detaillierung bzw. „Tessellierung“ von Bauteilen

114 Richtiges Modellieren in Infrastrukturprojekten


Geometrische Detaillierung
bedeutet nicht, dass die geometrischen Volu-
Neben der Zonierung sollten die einzelnen menkörper nicht zwischen den Stationen noch
Elemente innerhalb einer Zone entsprechend genauer detailliert sind. In modernen Straßen­
einem Regelabstand (5m-, 10m-, 15m- oder 25m- planungssystemen kann man sowohl die Statio-
Stationierung) unterteilt werden. Diese Unter­ nierung als auch die Genauigkeit der „Tessellie-
teilung wird in der IFC-Datei über sogenannte rung“ (Punkte und Dreiecke, die einen Körper
„Composite-Elemente“ abgebildet. definieren) beim IFC-Export festlegen. Somit wird
In der Praxis hat sich gezeigt, dass eine gewährleistet, dass die geometrischen Elemente
Stationierung des Oberbaus in 5m- bzw. 10m- nicht nur linear zwischen 2 Profilen interpoliert
Abschnitte sinnvoll ist. Beim Erdbau ist eine Sta- werden, sondern fachlich und optisch den
tionierung analog zur klassischen Planung von Gegebenheiten des Urgeländes und der Planung
15 bis 25m ausreichend. Diese Bauteiltrennung folgen.

Lukas Hochreiter, HABAU Group 115


 Abbildung 28: Überblick über die Bauteile eines Straßenquerschnitts im Dammbereich

Für die Modellierung ist es wichtig, dass die Diese Gliederung wird sowohl über die Merkmale
einzelnen Bauteile fachlich und geometrisch rich- als auch über den IFC-Strukturbaum abgebildet.
tig getrennt und gegliedert werden. Die folgende Dementsprechend gliedert sich das Fachmodell
Darstellung gibt einen Überblick über die inhalt- „Straßenbau“ in folgende Bauteile:
liche Gliederung eines Straßenquerschnitts.

116 Richtiges Modellieren in Infrastrukturprojekten


 Abbildung 29: Überblick über die Bauteile eines Straßenquerschnitts im Dammbereich

Liegt das Straßenprojekt in einem Ein- Die geometrische Detaillierung wird etwa
schnittsbereich, ist auch der Abtrag als „Aushub- bei der ASFiNAG in einem „BIM-Modellierungs-
körper“ bzw. „Erdkörper“ zu modellieren. leitfaden“ gewerkspezifisch für die jeweiligen
In diesem Fall liegen „Abtragskörper“ und Teil- und Fachmodelle im Detail beschrieben.
„Neubau“-Elemente lagemäßig übereinander:

Lukas Hochreiter, HABAU Group 117


Kapitel 3

BIM-Software
M ARCUS WALLNER

Wenn wir uns mit der Digitalisierung der Bauindustrie beschäftigen,


kommen wir an BIM nicht vorbei. Ein ganz wesentlicher Bestandteil von BIM ist
die Informatik. Während die Software bei CAD eher die Rolle eines Werkzeuges
einnimmt, geht es bei BIM um die Eingabe, die Verarbeitung und die Auswertung
der einzelnen Daten.
Die Daten und Datensätze stecken in Datenbanken, die nun hinter bzw. in den
diversen Softwareprodukten und Dateien stecken. Im Idealfall sollten sich diese
Daten kontinuierlich über alle Projektphasen hinweg durch den ganzen Lebens­
zyklus eines Projektes fortschreiben.

118 BIM-Software
Softwarelandschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120

Lebenszyklus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124
Die „Big Player“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126
Softwareversion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132

Software-Kategorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134
Modelliersoftware . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136
Viewer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140
Prüfsoftware . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144
Software für Auswertungen und
Simulationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146
Kollaborationsplattformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147

Lizenzpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148
Mieten oder kaufen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
Einzelplatzlizenz oder Netzwerklizenz . . . . . . . . . . . . . . . . 153

Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157

BIM-Software 119
Softwarelandschaft

Erst eine entsprechend BIM-fähige Software Es steht die Frage im Raum: Welche Software
macht es möglich, BIM auch zu praktizieren. Aller- gilt als BIM-Software?
dings stehen wir noch mitten in der Entwicklung. Ein eindeutiges Kriterium gibt es leider nicht.
Auch die am Markt geläufigen BIM-Software- Es gibt nur mehr oder weniger BIM-fähige Soft-
Produkte bieten bei Weitem nicht alle Funktio­ wareprogramme für die unterschiedlichen
nalitäten, die für einen über alle Phasen durch- Anforderungen entlang des Projektverlaufs.
gängigen BIM-Workflow nötig wären. Ob es diese Manche Programme decken auch mehrere
„eierlegende Wollmilchsau“ je geben wird, darf Anforderungen ab, aber keines wird nur annä-
auch bezweifelt werden. BIM selbst muss erst hernd alle benötigten Funktionalitäten erfassen.
noch vollständig definiert werden und dann Das zentrale Kriterium ist eindeutig die
bedarf es auch noch der Implementierung in all Interoperabilität, also die Fähigkeit der Daten-
die entsprechenden Software-Produkte. Dieser übernahme und Übergabe an andere Program-
Weg wird noch eine Weile dauern. me.94 Nun könnte man auf die Idee kommen, dass
Die Umstellung von Tusche zu CAD hat sich nur Software mit einer entsprechend zertifizier-
mehr als 20 Jahre hingezogen, und von CAD zu ten Datenschnittstelle als BIM-Software gilt. Dafür
BIM wird es sicher mindestens genauso lange kommt dann eigentlich nur die IFC-Zertifizierung
dauern. Zur Orientierung kann man davon von buildingSMART infrage.
ausgehen, dass wir wahrscheinlich noch nicht
einmal die Hälfte dieses Weges hinter uns haben.
Je nach Einsatzbereich der Software sind die ver-
schiedenen Produkte bezüglich ihrer BIM-Kom-
patibilität ganz unterschiedlich weit entwickelt. Hausknecht, Liebich 2016.
94

120 BIM-Software
„BIM wird für alle Ziviltechniker:innen im großen Stil kommen. Nicht
nur in der Architektur oder im Hochbau generell, sondern auch in speziel-
len Bereichen wie der Tragwerksplanung oder der Gebäudetechnik weisen
Fachplaner:innen schon jetzt große Erfahrung mit BIM auf.
Im Infrastrukturbereich wurden zwar bereits einige BIM-basierte
Pilotprojekte gestartet, die Planung von Tunnels, Brücken, Straßen und
Schienen wird derzeit aber noch überwiegend konventionell abgewickelt –
auch, weil auf diesem Gebiet noch einige Grundlagen genauer ausge-
arbeitet werden müssen. So wird die Optimierung der entsprechenden
Software für den Infrastrukturbereich sowie die Softwareintegration der
IFC-Spezifikation noch etwas Zeit in Anspruch nehmen und der Bund
sowie die Länder, als Eigentümer, müssen Umfang und genaue Anfor-
derungen und Standards definieren.
Positiv ist, dass die großen Auftraggeber:innen, wie z. B. die ÖBB und
die ASFINAG, aber auch die zuständigen Abteilungen der Länder ob dieser
Gegebenheiten in der Regel mit realistischen Erwartungshaltungen
herantreten.“
DI G USTAV SPENER

„Die BIM-Planungsmethode ist der digitale Weg der Bauplanung und


des Gebäudebetriebs. Wir machen gerade die ersten Schritte in diese
Richtung und sehen neue Betätigungsfelder für Softwarespezialisten
entstehen.
Schnittstellenentwickler, Datenlogistiker, BIM-Manager usw. schrei-
ben uns vor, wie wir planen müssen und wie Projekte abgewickelt werden
müssen. Hier liegt der strukturelle Fehler in dieser Entwicklung. Nicht der
Anwender wird gefragt, was er benötigt, sondern die Software gibt vor,
was geht. Da liegt der Fehler begraben.“
DI ARCH. B MSTR. DI WOLFGANG KURZ

Softwarelandschaft 121
Aber so leicht ist das nicht. Zum einen sind Beschäftigen wir uns einmal mit der Herstel-
noch viel zu wenige Programme zertifiziert und lerstruktur. Warum ist das interessant für uns? Sie
zum anderen gibt es auch Hersteller, die zwar kann uns schon einen ersten Anhaltspunkt be-
 Kapitel 4, S. 190
  den Import und den Export für IFC anbieten, aber züglich Verbreitung, lokaler Anpassung, Kompati-
IFC-Zertifizierung
keine buildingSMART-Zertifizierung haben oder bilität mit anderen Produkten usw. liefern. In der
gar nicht erst anstreben. IT-Welt kristallisiert sich im Laufe der Jahre oft ein
Eines der Hindernisse dabei ist, dass der Her- „Marktführer“ für ein ganz bestimmtes Thema
steller nach einer Zertifizierung verständlicher heraus. So denkt man bei Officeanwendungen an
Weise nichts mehr an seiner Softwareversion Microsoft, bei sozialen Netzwerken an Facebook,
ändern darf. Was aber soll der Hersteller machen, bei PDF an Adobe. Dies ist in der Baubranche
wenn beispielsweise ein Servicepack oder Ähn­ eher noch nicht passiert, bzw. der Kampf um
liches ansteht? Marktanteile ist noch in vollem Gange. Zum
Für unser Kapitel können wir also nur die einen ist zu hoffen, dass uns die Vielfalt an Soft-
Software betrachten, die in BIM-Prozessen zur wareanbietern noch lange erhalten bleibt, zum
Zeit mehr oder weniger BIM-konform eingesetzt anderen macht es uns diese Vielfalt aber auch
wird. nicht so leicht, den Überblick zu behalten.

122 BIM-Software
Rechtstipp

Die BIM-Software ist die geistige stimmung des Urhebers des Originalwerkes
Schöpfung ihres Urhebers (Software-Entwickler) (§ 14 UrhG). Wird ein Werk von mehreren Per­
und genießt regelmäßig urheberrechtlichen sonen geschaffen, liegt Miturheberschaft vor;
Schutz (§ 40a iVm § 2 UrhG). Planungsleistungen ein Verfügen darüber bedarf der Einstimmigkeit.
des Architekten sind als Werk der bildenden Schutz für Know-how bietet das UWG:
Kunst (§ 3 UrhG) urheberrechtlich geschützt, so- Das Nachahmen fremder Leistungen, die keinen
fern diese eine eigentümliche geistige Schöpfung Sonderrechtsschutz genießen, ist unlauter, wenn
darstellen. Das Urheberrechtsgesetz schützt den Umstände hinzutreten, aus denen die Sitten­
Urheber vor unbefugter Verwendung des Werks widrigkeit der Handlung resultiert. Projekt­
und sichert seine wirtschaftliche Beteiligung beteiligte (wie Subunternehmer, Mitarbeiter etc.)
daran. sollten durch Verschwiegenheitsvereinbarungen
Bearbeitungen eines Werks können zur Vertraulichkeit hinsichtlich im Rahmen des
Schutz wie Originalwerke genießen; dies unbe­ Bauprojektes zugänglich gemachter Informa­
schadet des am bearbeiteten Werk bestehenden tionen verpflichtet werden. Verstöße dagegen
ursprünglichen Urheberrechtes (§ 5 UrhG). sollten pönalisiert, sensible Daten durch Zugriffs-
Zur Verwertung bedarf der Bearbeiter der Zu­ rechte geschützt werden.

D R. VOLKER M OGEL, LL.M. EUR.

Softwarelandschaft 123
Lebenszyklus

In einem idealtypischen BIM-Workflow Aber je mehr man zur Software für spätere
werden die Daten entlang des gesamten Lebens- Projekt­phasen kommt, desto weniger lässt sich
zyklus des Bauwerks weitergegeben und stetig ein Produkt finden, das diesen Anforderungen
verfeinert. Sie werden nicht jedes Mal wieder neu wirklich gerecht wird.
eingegeben, sondern mit einem geeigneten Die großen Konzerne haben zwar schon
Dateiformat in die folgende Software über­ alle ein (fast gleiches) Bild, wie die jewei­ligen
nommen. Softwareanforderungen entlang des Lebens­
Momentan ist BIM immer noch in der zyklus aussehen sollen, aber es fehlen ihnen
Entwicklung. Es gibt schon sehr viele Software- dafür entweder noch einige Produkte oder die
produkte, mit denen man diesem Ideal sehr zugekaufte Software ist noch nicht richtig
nahe kommt, vor allem in den ersten Phasen. integriert.

124 BIM-Software
 Abbildung 30: Sehr ähnliches Idealbild Lebenszyklus Nemetschek (oben) und Autodesk (unten)95

Autodesk und Grafisoft.


95

Lebenszyklus 125
Die „Big Player“

Neben unzähligen kleineren Anbietern Die vier Großkonzerne Autodesk, Trimble,


gibt es weltweit ein paar Großkonzerne, die Nemetschek und Bentley stecken hinter den
Software für die Baubranche anbieten. Sobald meisten Softwareprodukten im BIM-Bereich,
eines der „kleineren“ Softwareprodukte drauf wobei Trimble und Bentley eher in Nordamerika
und dran ist, sich einen beachtenswerten Markt- oder Australien stark vertreten sind. Den deutsch-
anteil zu erkämpfen, kommt meist einer der sprachigen Markt dominieren die beiden großen
Großkonzerne und kauft den Anbieter ganz ein- Firmen Nemetschek und Autodesk. Diese bieten
fach auf. eine Unmenge an Produkten, Varianten und
Step-by-step versuchen die großen Kon­ Bundels an.
zerne, für alle Anforderungen entlang des BIM- Zudem gibt es einen Shop, in dem Produkte
Workflows eines Bauwerks entsprechende von Drittanbietern angeboten werden. Innerhalb
Software in ihr Port­folio aufzunehmen. In einem des Nemetschek-Konzerns gibt es eine Besonder-
aus Konzernsicht idealen Szenario könnten dann heit, hier konkurrieren sich zwei sehr ähnliche
die Daten im vom Konzern bevorzugten (even­ Produktschienen gegenseitig: die Produkt­
 Kapitel 4, S. 162
  tuell auch proprie­tären) Dateiformat entlang schiene rund um Allplan und die rund um
Proprietäres
Dateiformat
des kompletten Lebenszyklus weitergegeben Archicad, von der vor langer Zeit aufgekauften
werden. Dann könnte das Projekt komplett im Firma Graphisoft.
closedBIM des Konzerns abgewickelt werden. Um einen Überblick zum Status quo hinsicht-
Ob das generell wünschenswert ist, ist eine an­ lich der Anwendung von BIM-Software bei
dere Frage. Planer:innen zu gewinnen, wurde in der Zeit

126 BIM-Software
zwischen Jänner und Oktober 2021 jeweils eine Produkte in ihrem Unternehmen verwenden.
Umfrage unter den Mitgliedern der ZT Kammer, Mehrfachnennungen waren möglich.
des Fachverbandes Ingenieurbüros sowie der Lediglich für das Programm Autodesk Auto-
Bundesinnung Bau durchgeführt. CAD wurde bei den angeführten Auswahlmög-
Ziel des Umfrageblocks zur Software­ lichkeiten eine Ausnahme gemacht. Es ist das ein-
nutzung war es, einerseits die im Umfeld öster- zige Programm des Herstellers Autodesk, das als
reichischer Ziviltechniker:innen, Ingenieurbüros eigene Antwortmöglichkeit angeführt wurde, da
und Baumeisterbetriebe dominierenden Soft- es sich hierbei um ein allgemein bekanntes
warehersteller sowie deren Produkte zu iden­ Programm mit hoher Verbreitung in Österreich
tifizieren und andererseits mögliche „Hidden handelt und durch die gezielte Abfrage dieses
Champions“ herauszufiltern, die eventuell we­ Programmes eine differenziertere Auswertung
niger bekannt sind. der Verbreitung einzelner Softwareanbieter mög-
Den Umfrageteilnehmer:innen wurde dazu lich wird. Die anderen Programme von Autodesk
eine Liste mit einer Auswahl an Softwareunter- wurden unter der Kategorie „Autodesk“ zusam-
nehmen vorgelegt, wobei der Fokus bewusst auf mengefasst.
die Softwarehersteller gelegt und nur beispiel-
haft Produkte der einzelnen Hersteller als Hilfe-
stellung für die Umfrageteilnehmer:innen Beispielsweise bietet Autodesk allein rund
96

angeführt wurden.96 Die Teilnehmer:innen sollten 100 verschiedene Produkte inklusive Varianten für
angeben, von welchen Softwareherstellern sie verschiedenste Branchen und Schwerpunkte an.

Die „Big Player“ 127


Für die Ermittlung des Status quo hinsicht- den Mitgliedern der ZT Kammer und den
lich des Einsatzes von BIM bei den befragten Baumeisterbetrieben wurde relativ häufig die
Unternehmen geben die genutzten Software­ Kategorie „Andere“ Softwarehersteller ange­
produkte inkl. der entsprechenden Hersteller geben.
einen guten Überblick (siehe Abbildung 31). Um welche anderen Softwarehersteller es
Die am häufigsten bereits in Verwendung sich bei diesen Nennungen explizit handelt,
befindlichen Softwareprodukte stammen bei den wurde in der Umfrage nicht erhoben. Es liegt
Mitgliedern der ZT Kammer und auch bei den allerdings der Schluss nahe, dass es sich dabei
Baumeisterbetrieben von den Unternehmen um spezifische Softwarelösungen aus dem je-
„Nemetschek Group“ und „Autodesk“ (siehe wei­ligen Fachbereich handelt bzw. hier z.B.
Abbildung 31). auch Office-Programme enthalten sind.
Bei den Mitgliedern der Ingenieurbüros sind Aufgrund der Annahme, dass es sich dabei
die Produkte der „Nemetschek Group“ deutlich um viele unterschiedliche Hersteller und deren
weniger oft vertreten – hier wird die Liste von Produkte handeln dürfte, wird ersichtlich, wie
„Autodesk“-Produkten angeführt. Bereits auf breit gefächert die Softwarelandschaft in öster-
dem zweiten Platz sind bei den Ingenieurbüros reichischen Ziviltechniker:innen-, Ingenieur-
„Andere“ Softwarehersteller zu finden. Auch bei und Baumeisterbüros tatsächlich ist.

128 BIM-Software
 Abbildung 31: Softwarehersteller – in Verwendung97

Insgesamt wurden 26 Softwarehersteller abgefragt. Folgende Hersteller weisen jedoch in allen Befragungsgruppen
97

Anteile von unter 4 % auf und wurden daher aus Gründen der Lesbarkeit nicht in das Diagramm aufgenommen:
SOFTTECH, BAUSOFT INFORMATIK AG, ACCASOFTWARE, BAUPLUS, DATAFLOR AG, CADWORK INFORMATIK, XEOME-
TRIC, DIETRICH‘S, BEXEL CONSULTING, IT-CONCEPT SOFTWARE, SIEMENS, DICAD, NOVA Building, BENTLEY SYSTEMS,
TRANSSOFT SOLUTIONS

Die „Big Player“ 129


 Abbildung 32: Konzept zentrale gemeinsam genutzte Datenbank98

Umsatz (2020) Mitarbeiter:innen Hauptsitz

Autodesk 99
ca. 3,26 Mrd. $ 10.100 San Rafael (USA)

Trimble100 ca. 3,15 Mrd. $ 11.402 Sunnyvale (USA)

Bentley Systems 101


ca. 800 Mio. $ 4.104 Exton (USA)

Nemetschek Group102 ca. 596,9 Mio. € 3.074 München (D)


(ca. 680,5 Mio. $103)

Tabelle 9: Die „größten“ Softwarehersteller

98
Vgl. Autodesk screen shots reprinted courtesy of Autodesk, Inc.
99
https://www.finanzen.at/bilanz_guv/autodesk, Datum des Zugriffs: 13. 1. 2022.
100
https://www.finanzen.at/bilanz_guv/trimble_navigation, Datum des Zugriffs: 13. 1. 2022.
101
https://www.finanzen.net/bilanz_guv/bentley_systems, Datum des Zugriffs: 13. 1. 2022.
https://de.marketscreener.com/kurs/aktie/BENTLEY-SYSTEMS-INCORPOR-112833782/fundamentals/,
Datum des Zugriffs: 13. 1. 2022.
102
https://ir.nemetschek.com/websites/nemetschek/German/2200/finanzberichte.html, Datum des Zugriffs:
8. 6. 2022.
103
https://bankenverband.de/service/waehrungsrechner/, Datum des Zugriffs: 13. 1. 2022.

130 BIM-Software
Diese Big Player dominieren den Markt nicht Ein kurzer Blick auf das gesamtheitliche
nur mit ihren konzerneigenen Produkten. Es gibt Konzept eines Herstellers kann nicht schaden.
viele Hersteller, die ganz unterschiedlich auf einer Der klassische Weg im BIM ist die Datenübergabe
Software dieser Konzerne aufsetzen. Hier gibt es per Datei von Software zu Software. Die High-
die verschiedensten Modelle, aber je enger die End-Vision ist aber eine gemeinsame Datenbank,
Produkte aufeinander abgestimmt sind, desto auf die alle Softwareprogramme über eine Cloud
besser funktioniert die Datenübergabe. zugreifen. Auf kurz oder lang wird auch in der
Im Optimalfall sind die Softwareprodukte Baubranche die Software mehr und mehr auf der
so gut miteinander verbunden, dass es zum Cloud basieren. Die verschiedenen Eingabe­
Aktualisieren neuer Elemente und Attribute programme liefern dann die entsprechenden
nicht mehr nötig ist, die Daten aus der Erstel- Daten in diese Datenbank. Auf der Datenbank
lungssoftware jedes Mal neu zu exportieren setzen dann andere Softwareprogramme zur
und in die Ziel­software wieder extra zu impor­ Weiterverarbeitung, Auswertung oder Analyse
tieren. Es genügt dann, die schon verlinkte Datei auf. Hinter der Datenbank befindet sich noch eine
einfach durch einen „Refresh-Klick“ quasi in Entwicklerplattform (in der Grafik ist es Forge),
Echtzeit in der verbundenen Software zu die es Drittanbietern ermöglicht, kleine Zusatz-
aktua­lisieren. tools zu erstellen.

Softwareversion 131
Softwareversion

 Abbildung 33: Neuere Dateiversion kann nicht in älteren Softwareversionen geöffnet werden104

Einige Anwender:innen wollen immer mit in der älteren Version abspeichern kann. Kann
der neuesten Version arbeiten. Dies kann aber oft eine Software nur ältere Dateiversionen einlesen
zu Problemen führen. Zum einen dauert es meist und nicht als solche ausgeben, ist die Software
ein wenig, bis die Plugins, mit denen man arbei- lediglich aufwärtskompatibel.
tet, auch für die neue Version verfügbar sind. Und Wenn eine BIM-Datei einmal in einer aktuel­
zum anderen ist da das Problem mit fehlender leren Softwareversion geöffnet und abgespei-
Abwärtskompatibilität. chert worden ist, gibt es kein Zurück mehr. Im
Eine Software wird als abwärtskompatibel
bezeichnet, wenn sie nicht nur Dateiversionen Autodesk screen shots reprinted courtesy of
104

einer älteren Version lesen, sondern auch Dateien Autodesk, Inc.

132 BIM-Software
Praxistipp

Dies ist dann besonders diffizil, wenn Softwareversion sorgfältig geplant und mit allen
mehrere Personen in/mit der gleichen Datei (gilt Beteiligten abgestimmt werden. Von einem
auch für verknüpfte Dateien) arbeiten, denn dann Schritt-für-Schritt-Hochziehen ist dringend abzu-
müssen alle Beteiligten unbedingt die gleiche raten! Währenddessen darf niemand an der Datei
Softwareversion verwenden. Angenommen alle arbeiten. Zuerst müssen die Softwareprodukte
Arbeitsplätze arbeiten in der 2019er-Version und hochgezogen und dann die alte Datei in der neu-
nur einer ist schon auf die 2020er-Version umge- en Softwareversion geöffnet und abgespeichert
stellt. Bearbeitet jene Person mit der neueren werden. Erst dann sollte man wieder alle auf die
Softwareversion die Datei und speichert diese Datei loslassen. Am besten macht das der Admin
auch wieder in der neueren Version ab, kann diese mit dem BIM-Manager über ein Wochenende in
von den anderen Anwender:innen nicht mehr Ruhe. Im schlimmsten Fall muss dieser Schritt bei
geöffnet werden, da die Kompatibilität zwischen wenigen Softwareprodukten wiederholt werden,
älterer Softwareversion und neu abgespeicherter da diese eine Datei nur um drei Versionen auf
Datei nicht gegeben ist. In mancher Software ge- einmal updaten können.
nügt sogar nur das einmalige Öffnen der Datei in Falls an einem Arbeitsplatz an zwei oder
einer aktuelleren Version, um nicht mehr zurück mehreren Projekten in unterschiedlichen Soft-
zu können. Das Problem ist sogar noch sensibler. wareversionen gearbeitet werden soll, bieten
Es sollte nicht nur die Version, in der ein Team viele Softwarelizenzen die Möglichkeit an, am
arbeitet, gleich sein, sondern sogar die jeweilige gleichen Rechner auch ältere Versionen der
Software-Build. Jede Version durchläuft aufgrund gleichen Software zu installieren. Meist kann
von Updates, Bugfixes und Servicepacks mehrere die vorher­gehende Version oder die letzten
Builds. Leider kann schon die Verwendung von drei Versionen (jeweils nur eine Build) parallel in­
unterschiedlichen Builds zum Scheitern der stalliert werden. So kann beispielweise Projekt A
Zusammenarbeit führen. am Vormittag in der 2019er Version bearbeitet
Zieht sich ein Projekt über mehrere Jahre, werden und Projekt B am Nachmittag in der
muss das zwischenzeitliche Hochziehen der 2020er Version.

Gegensatz zu den meisten CAD-Software­ gewählt werden, ob man beispielsweise ein


produkten ist BIM-Software leider so gut wie nie 2007er-dwg oder ein 2013er-dwg abspeichern
abwärtskompatibel (siehe Abb. 33). will. Bei BIM-Software ist dies im Normalfall nicht
Bei vielen CAD-Programmen ist es möglich, mehr möglich. Wenn einmal in der Version „n“
eine Datei nicht in der aktuellen dwg-Version der gearbeitet wurde, kann die Datei nicht mehr in
verwendeten Software abzuspeichern. Es kann Version „n-x“ abgespeichert werden.

Softwareversion 133
Software-Kategorien

Es gibt inzwischen sehr viele BIM-Software- Die einzelnen Produkte kann man nach
produkte, die in den verschiedensten Bereichen diversen Kriterien einteilen. Denkbar ist eine
für ganz unterschiedliche Anforderungen einge- Betrachtung entlang des Projektverlaufs. Wenn
setzt werden. Je nach Land setzen sich oft ganz man sich also ansieht, in welcher Projektphase
unterschiedliche Hersteller in den jeweiligen Be- welche Software verwendet wird, erkennt man
reichen durch. Das lässt sich auch erklären: Soft- schnell, dass je nach Anwendungsart gewisse
ware ist meist in jenen Regionen stark vertreten, Softwaretypen in unterschiedlichen Phasen zum
in denen sie zu Beginn entwickelt wurde. So ist Einsatz kommen. Am häufigsten werden BIM-
beispielsweise die geografische Nähe von Gra- Softwareprodukte nach der Kategorie der An-
phisoft (Ungarn) ein Grund für die relativ große wendung unterschieden.
Verbreitung von Archicad in Österreich. In der Praxis kursieren ganz unterschied-
Ein weiterer Grund ist die Lokalisierung. Die- liche Einteilungen und Gewichtungen. Wie
se beginnt mit der Frage, ob es die Software auch kann man sich nun einen groben Überblick
in meiner Sprache gibt. Aber auch die Frage, ob verschaffen?
die Software auch landesspezifische Anforde­ Soweit sich die einzelnen Anwendungen ab-
rungen berücksichtigt, ist ein starkes Argument. grenzen lassen, wollen wir mit einer Einteilung
So sucht man nach Software, die spezifische auf Basis der wichtigsten Anwendungskategorien
Ausschreibungsregeln berücksichtigen kann, versuchen, einen groben Überblick, natürlich
die geforderte Plandarstellungen beherrscht ohne Anspruch auf Vollständigkeit, zu geben.
oder in der Lage ist, nötige Berechnungen nach Nur wenige Produkte beschränken sich auf die
den lokalen Regeln auszugeben. Hierin besteht Funktionalitäten ihrer Kategorie. Die meisten
auch für viele kleine Hersteller die große Chance, Produkte bieten auch einen Teil der Funktionali-
sich gegen die großen Konzerne zu behaupten, täten anderer Kategorien an.
zumindest in einer bestimmten Region.

134 BIM-Software
 Abbildung 34: Software nach Phasen105

Vgl. Baldwin 2019, S. 131.


105

Software-Kategorien 135
Modelliersoftware
Im vorhergehenden Kapitel wurde die so­ Speziell im Bereich der Modelliersoftware
genannte Modelliersoftware schon oft erwähnt. unterscheidet sich der Einsatz der verschiedenen
Sie wird zum richtigen Modellieren gebaucht. Im Produkte sehr nach Fachdisziplin und Region. Die
Normalfall beginnt ein BIM-Prozess mit der Mo- Architektur interessiert die Heizlastberechnung
delliersoftware. Schon für die ersten konzeptio- meist nicht, die Haustechnik will nichts mit der
nellen Entwurfsvarianten entstehen Kuben mit Bewehrung zu tun haben und die Statik sieht
ein paar Merkmalen. Sowohl die geometrischen nichttragende Bauteile gar nicht gerne in ihrem
Körper als auch die Attribute (Merkmale) werden Modell. So ist es nicht verwunderlich, dass sich
im Laufe der Planung dann mit Hilfe der Model- die jeweilige Modelliersoftware meist schwer-
liersoftware Schritt für Schritt verfeinert. punktmäßig an eine bestimmte Fachdisziplin
Viele dieser Produkte (AutoCAD, Vector- richtet. Autodesk dagegen versucht, den ge­
works, Allplan …) waren ursprünglich eigentlich samten AEC-Bereich (Architecture, Engineering &
CAD-Softwareprodukte, die dann Stück für Stück Construction) inzwischen sogar samt Stahlbau zu
umgebaut wurden. Dabei sind manche schon zu adressieren.
voll BIM-fähiger Software geworden und manche So gibt es je nach Region Produkte, die mehr
sind doch eher noch „BIM-light“. Eine Software- von der Architektur, von der Statik, von der Haus-
architektur derartig umzubauen, ist nicht gerade technik oder von der Infrastrukturplanung bevor-
der leichteste Weg. So hatten Produkte, die spä- zugt werden. Natürlich gibt es auch speziellere
ter auf den Markt kamen, einen kleinen Vorteil, Produkte für die Anforderungen im Holzbau, im
da ihre Softwarearchitektur schon von Beginn an Stahlbau, in der Fertigteilindustrie usw. Während
BIM-konformer war. Die ersten BIM-Produkte in Österreich der größere Teil der Architektur mit
kamen aus dem Bereich der Modelliersoftware. Archicad arbeitet, ist im Vergleich dazu der Anteil
So ist es auch nicht verwunderlich, dass hier im- von Revit für die Architektur in Deutschland
mer noch der Schwerpunkt auf fortgeschrittenen schon deutlich größer. Dagegen wird Revit in
BIM-Produkten liegt. Österreich gerne von der Haustechnik verwendet,

136 BIM-Software
 Abbildung 35: Einsatz spezifischer Softwareprodukte

während die Haustechnik wiederum in Deutsch- Archicad kommt damit in den Ingenieurbüros
land eher noch mehr mit Nova arbeitet. deutlich seltener zum Einsatz als bei den Mit­
Betrachtet man den aktuellen Einsatz von gliedern der ZT Kammer.
speziellen BIM-Softwareprodukten, bündeln sich In den Baumeisterbetrieben werden
die Antworten bei den Mitgliedern der ZT Kam- vornehmlich Archicad (54 %), Allplan (33 %) und
mer um die Produkte Archicad (102 Nennungen = Revit (30 %) eingesetzt.
57 %) und Revit (67 Nennungen = 37 %). Darauf Von jenen Befragten, die eines der angeführ-
folgt mit 30 Nennungen die Software Allplan ten Softwareprodukte nutzen, gaben ca. 87 %
(17 %). Tekla und MicroStation werden von den (ZT Kammer), 91 % (Ingenieurbüros) bzw. 84 %
befragten Ziviltechniker:innen aktuell kaum ge- (Baumeisterbetriebe) an, auch nur eines dieser
nutzt (siehe Abbildung 35). Auffällig ist, dass Revit Programme in Verwendung zu haben. Der
mit etwa 56 % bei den Ingenieurbüros stark ver- gleichzeitige Einsatz mehrerer der angeführten
treten ist (54 Nennungen), Archicad (19 Nennun- speziellen BIM-Softwareprodukte ist damit in
gen = 20 %) aber bei der Anzahl der Nennungen allen Befragungsgruppen eher der Ausnahme-
nur an dritter Stelle (hinter Allplan: ca. 22 %) liegt. fall.

Software-Kategorien 137
 Abbildung 36: Einsatz spezifischer Softwareprodukte – getrennt in ZT Arch und ZT Ing

Werden die Teilnehmer:innen der ZT Kam- Wenn man will, kann man im Bereich der
mer in Architekt:innen (ZT Arch) und sonstige Modelliersoftware noch ein oder zwei Sonder­
Befragte (ZT Ing) differenziert, zeigt sich, dass kategorien herausnehmen. So gibt es Modellier-
besonders die befragten Architekt:innen für die software speziell für die generische Formfin-
häufigen Nennungen von Archicad verantwort- dung, um beispielsweise zu Projektbeginn
lich sind (siehe Abbildung 35). Bei den restlichen konzep­tionell Varianten gegenüber zu stellen.
Befragten der ZT Kammer führen Revit und All- Hier stellt sich allerdings die viel diskutierte
plan die Liste vor Archicad an. Frage, ob es sinnvoll ist, so früh im Projekt schon
Dass die Gesamtanzahl der Nennungen von mit BIM zu starten. Eine weitere Spezialform sind
ZT Arch und ZT Ing zusammen eine größere Sum- Programme, die über eine grafische Program-
me ergeben als ZT insgesamt in Abbildung 35, ist miersprache die zu modellierende Geometrie
den Mehrfachnennungen bei den Fachgebieten parametrisch oder über Algorithmen steuern.
geschuldet.

138 BIM-Software
Software Hersteller Schwerpunkt
Archicad Nemetschek (Graphisoft) Architektur
Revit Autodesk AEC, Stahlbau
Allplan Nemetschek Statik, Architektur
Civil 3D Autodesk Infrastruktur
AECOsim Building Designer Bentley AEC
Vectorworks Nemetschek Architektur
AutoCAD Autodesk Architektur
Tekla Structure Trimble Statik
RFEM/RSTAB Dlubal Statik
SOFiSTiK Mensch und Maschine Statik
Nova Trimble (Plancal) Haustechnik
DDS-CAD Nemetschek Haustechnik
MagiCAD Glodon Haustechnik
LiNear LiNear Haustechnik
Rhinocerus McNeel Generische Formfindung
Grasshoper McNeel Graph. Programmiersprache Arbeits-
materialien 
  

Dynamo Autodesk Graph. Programmiersprache Erweiterte Liste mit
Softwareherstellern

Tabelle 10: Beispiele Modelliersoftware

Software-Kategorien 139
„Wie in allen Arbeitsbereichen ist es auch bei der Modellerstellung
wichtig, seine eigene Arbeit regelmäßig zu überprüfen.
Eine gute Möglichkeit bieten dazu die erwähnten IFC-Viewer. In
diesen kann durch Filtern und Isolieren z.B. die richtige Zuordnung der
Bauelemente zu Klassen, die richtige Belegung mit Merkmalen wie
isexternal, loadbearing oder anderen visuell überprüft werden. Aber
auch die richtige Typisierung der Bauelemente ist mithilfe dieser Methode
schnell erkennbar.“
DI M ELANIE WÖLWITSCH

Viewer
Die meisten Viewer sind kostenlos bzw. ab- im IFC-Format einlesen können. Der Viewer bietet
gespeckte Versionen von Vollversionen (Solibri, nach dem Einlesen die verschiedensten Ansichts-
Navisworks, …). Manchmal kann auch die ab­ möglichkeiten für das Modell, bis hin zum vir­
gelaufene Testversion einer Software (Archicad, tuellen „walk-through“.
Allplan, Revit, …) als kostenloser Viewer benutzt Meistens bieten die Viewer noch einige
werden. Üblicherweise werden in einem Viewer zusätzliche Funktionalitäten an. Klickt man ein
die einzelnen Teilmodelle der verschiedenen Bauteil im Viewer an, sollten dessen Attribute an-
Fachbereiche zu einem Koordinations- bzw. Ge- gezeigt werden. Oft kann man auch mit Markern,
samtmodell zusammengeführt. Meistens handelt Pfeilen oder der Textfunktion eigene Anmerkun-
es sich dabei um IFC-Viewer, die vor allem Daten gen hinterlegen. Auch das schnelle Prüfen von

140 BIM-Software
 Abbildung 37: Verwendung von IFC-Viewer Software

Maßen über ein mobiles Display kann zu diesen Bei den Baumeisterbetrieben sind es knapp 42 %
Benefits gehören. Bei Viewern wird in der Praxis (siehe Abbildung 37).
eine große Bandbreite an ganz unterschiedlichen Die Viewer sind zwar je nach Tiefe der An-
Produkten eingesetzt. wendung bzw. je nach Inhalt, der ausgetauscht
Trotz der Tatsache, dass jeweils etwa die wird, nicht zwangsläufig erforderlich, hinsichtlich
Hälfte der Befragten der ZT Kammer und eines „Good-Practice Workflows“ sind diese aber
Ingenieurbüros angegeben hat, IFC-Dateiformate im Grunde notwendig, um die IFC-Modelle zu be-
zu verwenden, verwenden aber nur 29 % trachten und mögliche Abweichungen zwischen
(Ingenieurbüros) bzw. 32 % (ZT Kammer) der Be- der Darstellung im Viewer und der Modelliersoft-
fragten im Unternehmen IFC-Viewer-Software. ware visuell oder automatisch zu kontrollieren.

Software-Kategorien 141
Von den verwendeten IFC-Viewern wird in Trimble Connect wird etwas häufiger von
allen Befragungsgruppen durchwegs Solibri am Ingenieurbüros, open IFC Viewer eher von Mit-
häufigsten genutzt, gefolgt vom Autodesk gliedern der ZT Kammer eingesetzt (siehe Ab­
Viewer, BIMcollab ZOOM, Navisworks und bildung 38).
BIMVision (wobei die drei Letztgenannten bei Dahinter folgen noch weitere Viewer, die
den Ingenieurbüros jeweils gleich viele (14) Nen- vereinzelt verwendet werden. Bei dieser Frage
nungen aufweisen). war wieder eine Mehrfachauswahl zulässig.
  Arbeits- BIMVision sticht besonders bei den Bau­
materialien
Viewer zum
meisterbetrieben als der Viewer hervor, der am
Download Linkliste zweithäufigsten genannt wurde.

142 BIM-Software
 Abbildung 38: Umfrage, verwendete Viewer

Software-Kategorien 143
Prüfsoftware
Jede Prüfsoftware, oft auch „Model Checker“ Hier steht dann beispielweise eine Stütze im
genannt, baut auf einem Viewer auf. Über den Öffnungsradius eines Fensters oder der War-
Viewer werden dann die einzelnen Prüfroutinen tungsbereich einer haustechnischen Anlage
gestartet. Die bekannteste Prüfung im BIM-Work- wird nicht frei gehalten.
flow ist die Kollisionserkennung (im Englischen Die Kollisionserkennung ist einer der ganz
Clash Detection). Dabei werden meist Modelle großen Vorteile der BIM-Arbeitsweise im
aus verschiedenen Fachbereichen zusammen­ Vergleich zu jener mit CAD. Hier werden viele
geführt. Mit der Kollisionserkennung kann man Planungsfehler vermieden und somit definitiv
dann frühzeitig erkennen, ob Rohre mit Unter­ Kosten und Ärger gespart.
zügen kollidieren oder ob beispielsweise noch Die Kollisionserkennung ist Hauptbestand-
Durchbrüche für Leitungen fehlen. Dies wären teil von Prüfsoftwareprodukten, die Funktion
sogenannte „Hard Clashes“. Daneben gibt es wird aber auch oft in Produkten für Modellier-
auch noch die „Soft Clashes“, bei welchen die software oder Zusammenarbeitsplattformen
Objekte nicht direkt miteinander kollidieren. angeboten.

Praxistipp
Die sogenannten „SOFT CLASHES“ werden Modellierelementen die freizuhaltenden Bereiche
nur allzu oft in der Planung übersehen. Sie werden immer in irgendeiner Form enthalten sein. Diese
meist erst dann bemerkt, wenn der Bau schon um- könnten als halbtransparenter Kubus dargestellt
gesetzt ist und es zu Schwierigkeiten im Betrieb werden (mit Grafik: Freizuhaltender Raum vor den
kommt. Deshalb sollten in den entsprechenden Türen der Lüftungsanlage).

144 BIM-Software
Arbeits-
Software Hersteller Schwerpunkt materialien 
  

Erweiterte Liste mit
Solibri Nemetschek Modellzusammenführung, Qualitätsprüfung Software­herstellern

Navisworks Autodesk Modellzusammenführung, 4D


BIMcollab Zoom Kubus Modellzusammenführung, Qualitätsprüfung

Tabelle 11: Beispiele Prüfungssoftware

Die Prüfsoftware ist aber auch das Haupt­ ob Wände übereinander stehen und vieles mehr.
instrument für ein gutes Qualitätsmanagement. Auch die Einhaltung verschiedenster Bauvor-
Zum einen werden die Modelle, bevor sie an die schriften ist meist einfach zu prüfen. So ist es nur
anderen Planungspartner gehen, nochmal auf logisch, dass Prüfsoftware bei zukünftigen
die Modellierungsqualität, vor allem dahin­ digitalen Einreichungen (beispielsweise BRISE
gehend, ob alles IFC-konform modelliert ist, ge- Projekt in Wien) eine zentrale Rolle spielen wird. Kapitel 4, S. 179  
  

  

prüft. Hier wird geprüft, ob alle Klassifizierungen Bei der Prüfsoftware herrscht im Moment Klassifizierung

und Attribute richtig zugewiesen wurden, damit leider eine Quasi-Monopolsituation zugunsten Kapitel 2, S. 74 
 
  
  

Attribute
die diversen späteren Auswertungen auch richtig von Solibri. Prüfsoftware arbeitet meist mit IFC-
sind. Auch versehentlich doppelt übereinander- Dateien. Nur wenige Prüfsoftware-Produkte
liegende Elemente können erkannt werden. Zum (z.B. Navisworks) sind in der Lage, die unter-
andern werden aber auch die Teilmodelle, die schiedlichsten Dateiformate einzulesen. Um seine
die BIM-Koordination bekommt, dahingehend Marktchancen zu erhöhen, bieten manche Anbie-
geprüft, inwiefern sie ins Gesamtmodell passen. ter im Bereich der Prüfungssoftware erweiterte
Neben Kollisionserkennung und dem IFC- Funktionen an. Das Unternehmen Trimble
konformen Modellieren gibt es aber noch sehr Connect hat bereits einige Funktionalitäten für
viele allgemeine Prüfkriterien, die man anwen- die Zusammenarbeit implementiert, der Anbieter
den sollte. Man kann prüfen, ob Barrierefreiheit BIMcollab Zoom sticht durch ein Issue-Manage-
gegeben ist, ob die Fluchtwegslängen passen, ment hervor und Bexel Manager bietet 4D und
Brandschutzvorschriften eingehalten werden, 5D an.

Software-Kategorien 145
Software für Auswertungen
und Simulationen
Eine weitere große Gruppe an Software­ zu finden. Importiert man den Projektzeitplan
produkten findet sich im Bereich der Auswertung und das zugehörige Modell in eine 4D-Software,
und Simulation. Hier gibt es sehr unterschied- sind nur ein paar kleine Anpassungen nötig.
liche Anwendungen, die aber alle auf Daten aus Manchmal genügt es schon, einen weiteren
geprüften Modellen zurückgreifen. Die erste Parameter einzufügen und schon kann man
 Kapitel 7, S. 305
  Auswertung ist eigentlich schon die Mengen­ Bauablaufsimulationen für eine visuelle Über­
Mengen-
ermittlung
ermittlung. Was früher langes Suchen und prüfung der Machbarkeit generieren.
Addieren bedeutet hat, wird heute mehr oder Im 5D-Bereich handelt es sich meist um
weniger automatisch ermittelt, aber natürlich nur Software für AVA (Ausschreibung, Vergabe und
dann, wenn vorher sauber modelliert wurde. Im Abrechnung). Die Mengen aus der Modellier-
BIM kann man sehr leicht wunschgemäß unter- software können – je nach Kompatibilität der
teilte Bauteillisten erstellen. Softwareprodukte zueinander – vom ganz
Viele technische Berechnungen fallen in einfachen tabellarischen Einlesen bis hin zum
diese Kategorie. Eine häufige Anwendung in stetigen Refreshing des eingelesenen Modells
der Statik ist FEM-Software (Finite-Elemente- in die AVA-Software übergeben werden.
Methode). In der Haustechnik gibt es Heiz- und Generell gibt es bei den Auswertungen
Kühllastberechnungen. Die Bauphysik bedient noch des Öfteren Schwierigkeiten. Zuerst muss
sich unterschiedlicher Software für Tageslicht­ natürlich sauber modelliert worden sein, aber
simulationen, Energieausweise, Strömungs­ das allein hilft oft noch nicht. Das verwendete
simulationen, Wärmebrückenberechnungen usw. Ausgangsmodell muss auch für die jeweilige
Auch das Rendern ist eine Simulation auf Basis Auswertung passen. So sind beispielsweise
des Modells. die Räume im Architekturmodell für die Aus­­
Ein weitere Gruppe in der Kategorie der wertungen in der Bauphysik nicht geeignet.
Simulationssoftware ist im 4D- und 5D-Bereich In der Architektur wird der Schacht pro Geschoss

146 BIM-Software
in einzelne Räume unterteilt, im Haustechnik­ einen Weg zurück in die Bauphysikprogramme
modell dagegen bildet der Schacht einen durch- finden, da die Programme meist nicht kompatibel
gehenden Raum über alle Geschosse. Umgekehrt und auch die Arbeitsabläufe noch nicht auf die
gibt es im Architekturmodell für abgehängte BIM-Welt angepasst sind.106
Decken keinen extra Raum. Die Wände des
Architekturmodells passen auch oft nicht.
Wird in Einzelschichten modelliert, befinden Kollaborationsplattformen
sich mehrere „Außenwände“ mit einzelnen Zur Zusammenarbeit braucht es eine Art
U-Werten aneinander, damit kommen die Datendrehscheibe. Im Bereich der Kollaborations-
Energieberechnungen meist auch nicht plattformen wird sich in Zukunft wohl noch am
zurecht. meisten entwickeln. Im Moment werden noch
Eine Kellerwand wäre für die Bauphysik viele dieser Funktionen in „stand-alone“-Produk-
horizontal in einen erdanliegenden und einen ten abgearbeitet. In Zukunft werden diese immer
oberirdischen Anteil geteilt. Solch eine Zerteilung öfter in cloudbasierte Gesamtlösungen mit zen­
bringt für Architekturpläne wiederum eine traler Datenbank integriert werden. Diese Platt-
Arbeitserschwernis mit sich, da nun statt einem formen bezeichnet man als CDE (common data
einzigen Wandobjekt eine mehrteilige Wand environment). So werden Funktionen wie Doku-
manipuliert und für die Datenbank gepflegt mentenmanagement, Projektmanagement,
werden muss, ohne für die Architekturdisziplin Controlling usw. in Zukunft Stück für Stück Kapitel 5, S. 224 
  

   

CDE
selbst einen Mehrwert zu bringen. Fenster kön- Bestandteil des CDE werden.
nen in solch zerteilten Wände nur mit einem
Workaround gesetzt werden. Generell ist anzu-
merken, dass z.B. Bauphysikwerte, die in Archi-
tekturmodelle eingepflegt werden, nur schwer Arch. DI Christine Horner.
106

Software-Kategorien 147
Lizenzpolitik

Früher oder später werden so gut wie alle Die Lizenzmodelle der einzelnen Hersteller
von uns nicht umhinkommen, die für BIM sind völlig unterschiedlich, teils auch sehr kom-
benötigte Software anzuschaffen. Im Normalfall plex und ändern sich manchmal schon beinahe
handelt es sich bei BIM-fähiger Software nicht monatlich. Die Hersteller verfolgen damit auch
um irgendwelche Formen von kostenlosen durchaus verschiedene marktpolitische Strate-
Lizenzen wie beispielsweise Freeware oder Open gien. Für ein kleines Büro ist es kaum mehr
Source, sondern um kommerzielle Software. möglich, diesen Lizenzdschungel zu durch­
Sowohl die Anschaffungskosten als auch die blicken. Wir können hier natürlich keinen kom-
jährlichen Servicekosten sind eine teure Ange­ pletten Überblick geben. Dies wäre zum einen
legenheit, die sorgfältig überlegt werden muss. aus Aktualitätsgründen nicht möglich und zum
Und als ob es nicht schon schwierig genug wäre, anderen würde es den Rahmen des Handbuchs
sich aus fachlichen bzw. technischen Gründen für sprengen. Aber wir wollen versuchen, die Grund-
ein oder mehrere Produkte zu entscheiden, sind lagen der Lizensierung derart kompakt zu
die Lizenzmodelle alles andere als einfach und erklären, dass es möglich ist, eine fundiertere
klar zu verstehen. Entscheidung zu treffen.

148 BIM-Software
Mieten oder kaufen
Man kann Software entweder mieten oder mieten. Zum Abfedern von Auftragsflauten und
kaufen. Hinter dem Entschluss sollte eine kauf- ebenso beim Bewältigen von Auftragsspitzen
männische Entscheidung der Geschäftsführung sind Mietlizenzen aber sehr geeignet.
stehen. Klar, kaufen ist naturgemäß billiger als Bei Softwaremiete ist es üblich, dass alle Up-
mieten, aber es gibt noch mehr Kriterien als nur dates und Erweiterungen während der Mietzeit
den Preis. So ist aus kaufmännischer Sicht interes- inkludiert sind. Meist muss man sich auch nicht
sant, ob die Kosten in der vollen Höhe sofort mehr um die Konfiguration und Installation
steuerlich abschreibbar sind. Genauso ist zu kümmern, die IT-Dienstleistungen sollten mit der
bedenken, dass eine sofortige Zahlung des Miete größtenteils ausgelagert sein. In anderen
vollen Kaufpreises die momentane Liquidität des Branchen ist man hier schon viel weiter, und eine
Unternehmens schwächt. Manchmal spielt es spezielle Form der Miete setzt sich immer mehr
auch eine Rolle, ob die Software beim jeweiligen durch: SaaS (Software as a Service). Bei SaaS
Lizenzformat ins Eigentum des Büros übergeht. wird die Software browserbasiert über die Cloud
Dies kann bei Förderungen sehr wichtig sein, die zur Verfügung gestellt. Voraussetzung hierfür ist
an Eigentum gebunden sind. aber eine gute Internetverbindung. Bei einem
Ein großer Vorteil des Mietens gegenüber Infrastrukturprojekt mitten am Land kann dies
dem Kaufen liegt in der größeren Flexibilität. bei Einsatz mobiler Geräte aber schon zum
Im Idealfall wird nur das bezahlt, was auch tat- Problem werden.
sächlich genutzt wird.107 Mieten kann man Soft- Bei Mietmodellen ist darauf zu achten, wel-
ware meist schon ab einem Monat. Leider ist der che Leistungen im erworbenen Paket wirklich
Mietpreis umso höher, je kürzer die Laufzeit der enthalten sind. Meist wird die Miete als eine
Mietvereinbarung ist. Zudem ist bei Mietmodel- Art „all inclusive“ angeboten.
len die Kostentransparenz oft nicht ganz gege-
ben, und man ist nicht sicher vor Mietpreiserhö- https://www.architektur-online.com/kolumnen/
107

hungen. Man muss ja nicht gleich alle Lizenzen edv/buero-software-mieten-oder-kaufen.

Lizenzpolitik 149
Mieten Kaufen
Mieten Mietkauf Leasing Finanzkauf Finanzkauf Kauf auf
(Raten­ (Bankkredit) Rechnung
zahlung
Hersteller)

Gesamt­ teurer eher eher eher eher am


kosten billiger billiger billiger billiger billigsten

Auslastungs- schnelles und schnelles und schnelles und schnelles und schnelles und schnelles und
schwankun- flexibles flexibles flexibles flexibles flexibles flexibles
gen Reagieren Reagieren Reagieren Reagieren Reagieren Reagieren
möglich kaum kaum kaum kaum kaum
möglich möglich möglich möglich möglich

Steuerlich laufende laufende laufende evtl. möglich nur länger- nur länger-
absetzbar Betriebs­ Betriebs­ Betriebs­ fristig fristig
ausgabe ausgabe ausgabe

Liquidität verbessert verbessert verbessert gering kaum nachteilig


verbessert verbessert

Eigentum nein ja nein (meist ja ja ja


Leasing-
gesellschaft)

Tabelle 12: Vereinfachte Übersicht über die Software-Lizenzformate

150 BIM-Software
Sie bekommen nicht nur die nackte Soft- auf ein Konkurrenzprodukt umzusteigen, werden
ware, die Hersteller bieten meist auch Service sie immer wieder Umsteigerrabatte in irgend­
und Update, ja manchmal auch zusätzlichen einer Form finden.
Speicherplatz auf der Cloud oder Rechen- Wechselt der Hersteller seine Lizenzmodelle,
leistung fürs Rendern, im Zeitraum der Miete eröffnet sich auch oft eine Gelegenheit. Manche
an. Wenn Sie also Miete und Kauf vergleichen, Hersteller bieten für neue Büros Existenzgründer-
sollten Sie dies beim Gegenüberstellen berück- rabatte an. Man sollte nicht nur den nackten
sichtigen. Softwarepreis im Auge haben, sondern auch
So schön es bei Softwaremiete auch ist, dass auf die zusätzlichen Services (Hotline, Cloud, …) Kapitel 3, S. 224 
  

   

Softwareversion
man sich gar nicht um die Installation kümmern und auch darauf achten, ob zukünftige Updates
muss und immer die neueste Version zur Verfü- integriert sind.
gung hat, so schwierig kann es auch sein, wenn Man kann auch mal Gebrauchtsoftware in
man nicht mehr selbst wählen kann, auf welcher Betracht ziehen. Software wird meist nur mit
Version man gerade arbeitet. Dies kann beim einer Lizenz zur Nutzung verkauft. Das heißt,
Arbeiten im Team oder beim gleichzeitigen das Eigentum bleibt beim Hersteller. Bei Ge-
Arbeiten an verschiedenen Projekten aber sehr brauchtsoftware übernimmt man also eigentlich
problematisch sein. nur das Nutzungsrecht. Der Kauf ist nicht ganz
Wer sparen will oder muss, für den gibt es so einfach, da heißt es genau prüfen, was man
mehr Gelegenheiten, als man denken würde. da kauft, es ist durchaus möglich, 25 bis 70 % zu
Man muss lediglich etwas Zeit für die Anschaf- sparen.
fung haben. Dann kann man sich in Ruhe am Manchmal reagieren Hersteller nicht immer
Markt umsehen. Die Hersteller bieten immer begeistert. Sie versuchen, ab und zu über
wieder besondere Aktionen. Wenn sie überlegen, gewisse geforderte Bescheinigungen, Gebühren

Lizenzpolitik 151
Rechtstipp

Der Bauherr und alle Projektbeteiligten während der Mietdauer aufrechterhalten. Eine
sollten über Lizenzen zur Nutzung der BIM- gesonderte Wartungs- bzw. Pflegevereinbarung
Planungssoftware verfügen, die sich auf alle ist nicht notwendig. Wartungsverträge wären
Nutzer sowie genutzten Endgeräte beziehen. aber für weitergehende Leistungsinhalte sinnvoll
Software kann gekauft oder gemietet (Weiterentwicklungen, Upgrades etc). Der Soft-
werden. Wird dem Anwender eine zeitlich un­ wareanbieter kann für ihn günstigere Regelungen
beschränkte Werknutzungsberechtigung treffen; etwa die Softwareüberlassung an den
eingeräumt, liegt ein Softwarekaufvertrag vor. Abschluss eines Wartungsvertrages koppeln.
Wird eine zeitlich beschränkte „Lizenz“ erteilt, Softwarenutzern ist nahezulegen, sich
liegt ein Softwaremietvertrag vor. Bei der Soft- vertraglich und praktisch Zugriff auf den Quell-
waremiete ist sicherzustellen, dass die Software code einzuräumen. Um dem Insolvenzverwalter
während der gesamten Projektlaufzeit verfügbar den Zugriff auf die Quellcodekopie zu entziehen,
ist. Die Anwendung des Mietrechts bewirkt, dass kann dieser bei einem „Escrow Agent“ hinterlegt
der Vermieter dem Mieter die Software in einem werden (bei Cloud-Anwendungen in Form eines
für den vertragsgemäßen Gebrauch geeigneten gespiegelten Servers).
Zustand überlassen muss; diesen muss er

D R. VOLKER M OGEL, LL.M. EUR.

und Ähnliches neue Wartungsverträge für die � www.2ndsoft.at


gebrauchte Software abzulehnen. � www.lizenzdirekt.com
Aber laut einem Grundsatzurteil des Euro­ � www.software-reuse.eu
päischen Gerichtshofs hat der Gebraucht­ � www.softwarebuddies.eu/
softwarekäufer auch Anspruch auf Updates � www.usedsoft.com
und Support.108 Um aber nicht an Raubkopien zu
kommen, sollte man Gebrauchtsoftware nur aus
bekannten Quellen oder einer der darauf speziali-
sierten größeren Internetplattformen kaufen. 108
https://www.architektur-online.com/kolumnen/
Hier ein paar geeignete Plattformen: edv/buero-software-mieten-oder-kaufen.

152 BIM-Software
Einzelplatzlizenz oder
Netzwerklizenz
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal von kraft arbeitet. Bei Netzwerklizenzen sollte aber
Softwarelizenzen ist, ob es sich um eine Einzel- immer darauf geachtet werden, dass eine Ober-
platzlizenz oder um eine Netzwerklizenz (floating grenze an gleichzeitigen Lizenzentlehnungen
licence) handelt. Die einfachste Form der Einzel- für das jeweilige Büro am Server hinterlegt ist,
platzlizenz kennen wir alle aus unserem Alltag. sonst könnte es zu bösen Nachzahlungen
Diese wird über einen Endbenutzer-Lizenz­ kommen.
vertrag (EULA) abgeschlossen. Falls Mitarbeiter:innen im Homeoffice
Während früher noch oft Hardware- (Dongel) arbeiten und nicht über die nötige Hardware
oder Software- (virtueller Schlüssel) Keys nötig verfügen, kann alternativ über eine Remote-
waren, reicht heutzutage meist ein „Klick“ zum Desktop-Lösung auf die Rechenleistung des
Annehmen des EULA. Klicken Sie diesen nicht an, Servers zurückgegriffen werden.
wird entweder nur eine befristete Testversion Es braucht eine gewisse Disziplin der Mit­
installiert oder sogar die Installation abge­ arbeiter:innen beim Entlehnen und dann speziell
brochen. Die Einzelplatzlizenz ist für einen genau wieder beim Zurückgeben der Software, denn
definierten Arbeitsplatz gedacht. Manche Firmen auch wenn ein Limit eingestellt wurde, ist es sehr
erlauben allerdings einen stetigen Wechsel ärgerlich, wenn eine Person weniger arbeiten
zwischen Workstation im Büro und mobilem kann. Man macht sich also keine Freunde, wenn
Laptop mit dieser einen Lizenz. man die Lizenz vor seinem Urlaub nicht zurück-
Bei Netzwerklizenzen handelt es sich um gibt und dann nicht erreichbar ist. Hat man diese
volumensbezogene Lizenzen. Vereinfacht erklärt, Disziplin im Büro, kann man auch überlegen, mit
werden über einen Lizenzserver die verschiede- einer Mischung aus Volllizenzen und „light“-
nen Lizenzen entlehnt und wieder zurückgege- Lizenzen (falls der Hersteller solche anbietet) am
ben. Somit kann beispielsweise am Vormittag Server zu fahren. Manche Software ist auch nach
eine Person mit der gleichen Lizenz arbeiten, Ablauf der Testzeit noch als kostenloser Viewer
mit der am Nachmittag eine andere Halbtags- zu benutzen.

Lizenzpolitik 153
Autodesk hat jetzt allerdings gerade sein ner Hersteller häufigen Umstrukturierungen.
Lizenzmodell auf sogenannte „named-user“- So werden Produkte zusammengelegt, es gibt
Lizenzen umgestellt. fast gleiche Produkte von ein und demselben
Bei „named-user“-Lizenzen läuft die Iden­ Hersteller, Produkte bekommen neue Namen,
tifizierung über ein Userkonto (Benutzername Produkt-Bundels werden immer wieder neu zu-
und Passwort) und eventuell eine Mobilnummer sammengesetzt, neue Produkte kommen hinzu,
(Zwei-Faktor-Identifizierung), also nicht mehr deren Funktionalitäten überschneiden sich mit
über eine Seriennummer. Hier sollte man viel- alten Produkten usw. Zudem ändern einige
leicht nicht unbedingt die Mailadresse einer Hersteller dann auch noch ab und zu ihre eige-
bestimmten Person verwenden, sondern bei- nen Lizenzmodelle.
spielsweise arbeitsplatz1@unserbuero.at. Es Die Lizenzmodelle sind je nach Hersteller
könnte ja sein, dass diese Person beispiels­weise mehr oder weniger kompliziert geworden. So
kündigt. ist es kaum verwunderlich, dass viele Büros den
Ja, es ist schon ein kleines Katz-und-Maus- Überblick über Lizenzen und Bedingungen der
Spiel, zu welcher Zeit man gerade günstig Soft- jeweiligen Lizenzserver ver­loren haben. Dies
ware erwerben kann. Die vielen Änderungen bei führte schon so weit, dass die Firma Artaker eine
den Herstellern können sowohl ein Schnäppchen eigene Schulung zu „Autodesk-Lizenzen“109 an-
bieten, als auch in den Folgejahren Mehrkosten geboten hat.
bedeuten. Ein vertrauenswürdiger Reseller, der
bei den Modellen seines Herstellers noch durch-
blickt, ist hier Gold wert.
Da sich BIM-Software noch laufend ent­ 109
https://www.artaker.com/de/veranstaltungen/
wickelt, unterliegt auch die Produktpolitik einzel- kurse/event.autodesk-lizenzrecht-schulung.html.

154 BIM-Software
Praxistipp
Auch wenn Sie zu Ihrer Softwarelizenz einen Problemlösung, allein schafft man es heutzutage
Servicevertrag abschließen bzw. ein solcher in nicht mehr.
Ihrer Mietsoftware enthalten ist, haben Sie noch
lange nicht das Rundum-Sorglos-Paket. Sie brau- community pages Revit:
chen unbedingt noch ein Umfeld, das Sie unter- � https://blogs.autodesk.com/revit/
stützt. Ihre Mitarbeiter:innen müssen immer � https://blogs.autodesk.com/bimblog/
wieder mal geschult werden, Sie müssen lang­
fristig einen Bürostandard aufbauen oder Sie community pages Archicad:
haben „nur“ ein aktuelles Problem, bei dem Sie � https://hey-Archicad.de
im Moment gerade nicht weiter wissen. � https://www.a-null.com/blog/
Manchmal kann die Hotline des Software­
herstellers schon weiterhelfen. Aber nach unserer community pages Allplan:
Erfahrung ist es meist viel hilfreicher, einen guten ƒ https://blog.allplan.com/de
Reseller und/oder erfahrenen BIM-Berater:in an ƒ https://connect.allplan.com/de/forum/
der Hand zu haben, als auf den oft mühsamen forum-start.html
Support des Herstellers zu warten. Zudem sollten ƒ https://www.allplan.com/at/bim/bim-
Sie sich auch in den für Ihre Software führenden guides/
Community Pages einschreiben. Eine gute Um­
gebung ist die halbe Miete auf dem Weg zur

Lizenzpolitik 155
Checkliste
X Was ist bei einer Software zu beachten (Zeitpunkt Kauf)?
X Was soll die Software können?
X Können mehrerer (ältere) Versionen von der gleichen Software installiert werden?
X Welche Dateiformate können importiert werden?
X Welche Dateiformate können exportiert werden?
X Ist die Software für Import und Export von IFC zertifiziert?
X Welche direkten Schnittstellen gibt es zu anderen Softwareprodukten oder Datenbanken?
X Welche Lizenzverträge gibt es?
X Kann die Lizenz wechselseitig zwischen Workstation und Laptop genutzt werden?
X Wie weit geht die Software auf lokale Besonderheiten ein?
X Welche Bibliotheken gibt es schon?

156 BIM-Software
Literaturverzeichnis

 Baldwin, Mark, Der BIM-Manager, Praktische


Anleitung für das BIM-Projektmanagement,
2. Auflage (2019), DIN Deutsches Institut für
Normung e.V., Mensch und Maschine (Hrsg.);
Beuth Verlag Berlin (ISBN 978-3-410-29440-5)
 Hausknecht, Kerstin, Liebich, Thomas (2016),
BIM-Kompendium: Building Information Mode-
ling als neue Planungsmethode; Fraunhofer IRB
Verlag (ISBN 978-3-8167-9489-9)
 https://www.architektur-online.com/kolum-
nen/edv/buero-software-mieten-oder-kaufen;
Datum des Zugriffs 10. 12. 2021

Literaturverzeichnis 157
BIM – Building Information Modeling –
in der BIG
BIG

Die Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H. Auftrags das Projekt von Beginn an bis zur Fertig-
(BIG) beschäftigt sich schon über längere Zeit stellung entsprechend den BIM-Vorgaben der
intensiv mit BIM und dessen Anwendung bei BIG zu planen und abzuwickeln. Das ausgewählte
Projekten. Beobachtungen und die Analysen Projekt wird als „openBIM“-Projekt über alle
zeigen, dass langfristig im Immobiliensektor die Leistungsphasen abgewickelt.
BIM-Methode eine immer wichtigere Rolle ein- Die BIG unterstützt Auftragnehmer bereits
nehmen wird. am Anfang des BIM-Prozesses, indem auf BIG-
Bevor Pilotprojekte dazu gestartet wurden, Seite eine BIM-Projektsteuerung tätig ist sowie
gab es umfangreiche Vorbereitungen zu BIM- durch die gemeinsame Durchführung von
Grundlagen im Unternehmen. Dabei ist wesent- Modellierkolloquien mit dem BIM-Gesamt­
lich für die BIG, dass dazu die internen Vorgaben koordinator und den BIM-Fachkoordinatoren
österreichweit einheitlich gehalten werden, um des Auftragnehmers, insbesondere um die Mo-
den mit der Planung betrauten Dienstleistern delliervorgaben konsequent zu implementieren
Sicherheit für gleichartige Standards zu geben. und somit allen Beteiligten eine gleichartige
Weiters muss die große Zahl an Bestandsobjek- Arbeitsbasis zu schaffen. Die in der BIG ver­
ten im BIG-Konzern Portfolio – von Schulen über wendeten Prüfregeln werden nach Beauftra-
Universitäten bis hin zu Spezialimmobilien wie gung dem Auftragnehmer zur Verfügung ge-
bspw. Justizanstalten, Gerichts- und Polizei­ stellt. Dies hilft dem Auftragnehmer, um für
gebäude sowie etwaig auch Büro- und Wohn- seine Planungsleistungen im eigenen Verant­
bauten – Berücksichtigung finden. wortungsbereich die Qualitätssicherung vorzu-
In den derzeitigen BIG-Architekturwett­ nehmen.
bewerben zu Pilotprojekten ist BIM noch keine Daraus ergeben sich aber auch Erwartungen
Anforderung an die Wettbewerbsarbeit, auch an die Auftragnehmer, sich im Sinne einer unter-
nicht in Form von Zugangskriterien. Ziel ist hier, nehmerischen Weiterentwicklung in diese
die beste architektonische Lösung für die ge­ Prozesse einzubringen, in das erforderliche
stellte Bauaufgabe zu finden. Die Teilnehmer am „Know-how“ aktiv zu investieren und positiv
Wettbewerb verpflichten sich jedoch, im Fall des mitzuwirken.

158 BIM – Building Information Modeling – in der BIG


Aus Sicht der BIG kann die Planungsmethode diese aus den gewonnenen Erkenntnissen anzu-
BIM nur erfolgreich umgesetzt werden, wenn es passen bzw. zu ergänzen.
keine „Einschränkungen“ im Zuge der Planung Hohe Erwartungen werden in die nun zur
gibt, d.h. es muss in „openBIM“ gedacht und ge- Verfügung stehenden Werkzeuge innerhalb der
lebt werden. Geschuldete Leistungen sind über IFC schon bekannten Prozesse gesetzt. Die Prozesse
(Industry Foundation Classes) bereitzustellen. Die wie Modellkoordination mit Koordinations­
beteiligten Planungsbüros arbeiten in ihrer ge- sitzungen sind grundsätzlich nicht neu in einem
wohnten Planungssoftware an den Fachmodel- Planungs- und Errichtungsprozess, sind aber nun
len, die in Koordinations- bzw. Gesamt­modellen im gemeinsamen Einvernehmen strukturiert und
aufeinander abgestimmt und optimiert werden. festgeschrieben in den Regelwerken zu BIM.
Die Standardunterlagen der BIG wurden Im Zuge der Entwicklung ist auch wesentlich,
unter den genannten Prämissen erstellt und die dass die ausführenden Unternehmen ihr Interes-
damit verbundenen Prozesse klar geregelt. se vorantreiben und gleichzeitig auf die Struk­
Alle BIM-Projekte in der BIG befinden sich im turen der österreichischen Wirtschaft Rücksicht
Status „Pilotprojekt“. Derzeit laufen in der BIG genommen wird. Voraussetzung für die Weiter-
mehrere Pilotprojekte. Hauptaugenmerk liegt entwicklung der österreichischen KMU-Land-
hier auf einem durchgängigen BIM-basierten schaft ist jedenfalls das aktive Interesse und
Planungsprozess, der die Anforderungen aus Einbringen durch die ausführenden Unter­
dem Objekt- und Facilitymanagement von Be- nehmen.
ginn an berücksichtigt. Daten für die Betriebs- Des Weiteren ist für die BIG essentiell, dass
phase stellen den Kern unserer Informations­ die Datenhoheit jedenfalls im Verantwortungs-
anforderung dar. bereich der BIG verbleibt.
Ziel der Pilotprojekte ist, entsprechendes Über die beschriebenen Aktivitäten hinaus
Wissen in diesem Bereich aufzubauen, den Mehr- wirken Vertreter der BIG in den verschiedensten
wert zu generieren und sich als innovatives Un- Arbeitsgruppen zum Thema BIM und auch bei
ternehmen zu positionieren. Es gilt, Erfahrungen Austrian Standards aktiv mit und bringen ihre
zu sammeln, die Grundlagen anzuwenden und gewonnenen Erfahrungen ein.

BIG 159
Kapitel 4

Datenaustausch
M ARCUS WALLNER

Die grundsätzliche Voraussetzung für die BIM-basierte Zusammenarbeit ist ein


funktionierender Datenaustausch zwischen den verschiedensten Professionisten
und deren teilweise sehr unterschiedlichen Softwareanwendungen.
Jede Software bzw. Herstellerplattform arbeitet mit eigenen Formaten. Beim
Umwandeln dieser Daten in offene Dateiformate gehen zwar viele Daten verloren,
aber dafür können offene Dateiformate von den meisten Programmen verarbeitet
werden.

160 Datenaustausch
Proprietär und/oder offen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162
Proprietäre Formate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162
Offene Formate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164
open contra closed . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165

BIM und GIS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167


3D-Laserscan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168
Punktwolken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171
BIM und GIS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173

Objektorientierte Modellierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179


OOM-Konzept. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180
Vererbung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184
Weitere Beziehungen zwischen Klassen . . . . . . . . . . . . . . . 185
Nomenklatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186
bSDD (buildingSMART Data Dictionary) . . . . . . . . . . . . . . . 186
ASI-Merkmalserver . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188

IFC (Industry Foundation Classes) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190


IFC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192
IFC-Versionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194
MVD (Model View Definition) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195

Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198

Datenaustausch 161
Proprietär und/oder offen?
Das Datenformat steht für openBIM oder closedBIM

Entscheidend für einen funktionierenden technischen Bedürfnissen meist auch kommer-


Dateiaustausch ist das Dateiformat und dessen zielle Interessen. Dabei kommt es vor, dass der
korrekter Import und Export. Grundsätzlich wird Hersteller dieses Format innerhalb seiner ge­
zwischen offenen und proprietären Formaten samten Produktpalette nützt. Falls das Format
unterschieden. Ein Element (z.B. Außenwand) nur von einer Anwendung genutzt wird, spricht
muss aus der Anwendersoftware so exportiert man sogar von einem „nativen Format“. Um­
werden, dass es nach dem Import in die Software gekehrt kann es vorkommen, dass proprietäre
eines anderen Anwenders wieder der gleichen Formate auch von anderen Herstellern genutzt
Klasse angehört und mit den gewünschten und werden, dann können diese im Lauf der Zeit
gleichen Attributen in die Empfängersoftware manchmal zu allgemeinen Standards werden.
eingelesen wird. Dahinter verbergen sich meist hochpoliti-
sche Vorgänge. Kaum jemand kann sich noch
Proprietäre Formate daran erinnern, als der Acrobat Reader kosten-
Übersetzt bedeutet proprietär so viel wie pflichtig und PDF ein proprietäres Format war.
„im Eigentum befindlich“, juristisch wird es syno- Einen großen Vorteil hatte das Dateiformat aller-
nym verwendet für „urheberrechtlich geschützt“. dings von Anfang an. Es ist plattformunabhängig
Proprietäre Softwareprodukte oder Dateiformate und bildet somit sogar eine Brücke, nicht nur
befinden sich im Eigentum eines Herstellers. zwischen einzelnen Softwareprodukten, sondern
Da nur dieser über den Quellcode verfügt, kann sogar zwischen den Betriebssystemen. Während
er sich die Verwendung entsprechend honorie- man früher noch kostenpflichtige Software
ren lassen. Normalerweise sind die Quellcodes brauchte, kann heutzutage eine unglaubliche
ein Handelsgeheimnis des Herstellers. Soweit Anzahl an Softwareprodukten PDF-Formate ein-
also nur ein Hersteller das Format definiert, wird lesen und ausgeben. Durch Offenlegung des
dieses Dateiformat als proprietär bezeichnet. Formates und ISO-Zertifizierung hat es Adobe
Hinter proprietären Formaten stecken neben geschafft, aus einem ursprünglich proprietären

162 Datenaustausch
„Für mich ist openBIM keine echte Alternative. Bei der Reduktion von
proprietären Datenformaten zu IFC verliere ich zu viele Daten. Solange es
geht, arbeite ich im proprietären Format.”
MARKUS HIERMER, R EVIT-SPEZIALIST

„IFC ist das Rückgrat von effizienten Datenmodellen. Dieser ISO-


Standard ist weltweit gültig und erlaubt transparente Planung auf
höchstem Niveau.“
I NG. M AG. ALFRED WASCHL

Dateiformat einen der wichtigsten Standards für ausgeschrieben werden können. Der Konkurrent
Austauschformate unserer Zeit zu machen. Autodesk macht dies umgekehrt nicht. Zum Leid-
Oftmals entscheiden sich Softwarehersteller wesen der Anwender:innen verfolgt jeder Her-
auch dazu, die proprietären Formate anderer steller seine eigene Strategie, um Marktanteile
Hersteller zu akzeptieren. Man kann sich hier bei- zu gewinnen. Dateiformate spielen dabei eine
spielsweise fragen, welche Strategie Graphisoft entscheidende Rolle. In der Praxis ist es oft sehr
bei Archicad24 verfolgt, wenn es ermöglicht, dass überraschend, welche Dateiformate sich am Ende
RVT-Dateien als Referenzmodell eingelesen und eines oft jahrelangen Prozesses durchsetzen.

offen proprietär
Vorteile ƒ von allen verwendbar ƒ 100 % der Informationen bleiben
ƒ unabhängig erhalten, kein Datenverlust
Nachteile ƒ größter gemeinsamer Nenner ƒ Herstellerabhängigkeit
(nicht möglich ohne Datenverlust) (Insolvenz der Herstellers)
ƒ Geometrie und Eigenschafts­ ƒ Einstellung der Weiterentwicklung
parameter können „leiden“ ƒ Kosten (Erhöhung der
Lizenzgebühren)

Tabelle 13: Was sind nun die Vor- und Nachteile des jeweiligen Formates?

Proprietär und/oder offen? 163


Offene Formate Am Ende entscheiden nicht immer Sinnhaf-
Offene Dateiformate werden in der Regel tigkeit und Qualität darüber, welche Formate sich
durch ein standardisiertes Gremium festgelegt am Markt durchsetzen. Ein besonders skurriles
und weiterentwickelt. Diese können ohne tech­ Beispiel für die Entwicklung von Dateiformaten
nische und rechtliche Einschränkungen von allen im Praxisgebrauch sind wohl die Formate DWG
genutzt werden, ihr Quellcode wird öffentlich zur und DXF. So ist das DWG-Format ein proprietäres
Verfügung gestellt. Bekannte offene Formate CAD-Format der Firma Autodesk. Für DWG-
sind beispielsweise HTML oder CSV. Es muss also Dateien lizensiert Autodesk lediglich eine Lese-
nicht immer das IFC-Format sein. Viele von uns bzw. Schreibbibliothek an andere Hersteller.
haben schon mit Hilfe des CSV-Formats tabel­ Deswegen wurde auch schon probiert, das DWG-
larische Daten von einer Software in die andere Format durch Reverse Engineering öffentlich zu
 Kapitel 1, S. 42
  transportiert. So ist in vielen Bereichen mit CSV- machen, was allerdings nicht gelang, aber zu
open- und
closedBIM
Dateien schon vor BIM ein offener Daten­ einer langen Litanei an juristischen Auseinander-
austausch praktiziert worden. setzungen führte. Stattdessen war ursprünglich
Man muss sich aber im Klaren sein, dass ein das DXF-Format von Autodesk als offenes Aus-
offenes Datenformat immer einen gewissen tauschformat für CAD-Dateien angedacht und
Informationsverlust mit sich bringt. Der Inhalt wurde somit auch offen zur Verfügung gestellt.
eines offenen Datenformats kann im besten Fall Nur die Praxis nahm einen anderen, selt­
den kleinsten gemeinsamen Nenner zwischen samen Weg. Zum Datenaustausch bekommen
den Herstellerwelten transportieren. Die Frage wir viel öfter DWG-Dateien zugesandt, als die
ist nur, ob man die verlorenen Daten benötigt. eigentlich dafür vorgesehenen DXF-Dateien.
Unbestritten ist der Vorteil von offenen Forma- DWG ist als proprietäres Format wohl zum welt-
ten. Diese sind in der sehr inhomogenen Soft- weit am häufigsten verwendeten Austausch­
warelandschaft der BIM-Welt teils unverzichtbar. format für CAD-Daten geworden. So bleibt es
Sie bieten oft die einzige Möglichkeit, dass alle also durchaus noch ein wenig spannend, welche
Beteiligten ihre Daten miteinander austauschen Formate sich in einigen Jahren im BIM wirklich
können. etabliert haben werden.

164 Datenaustausch
Rechtstipp

Technische Spezifikationen müssen allen wenn dadurch bestimmte Unternehmer begüns-


Bewerbern und Bietern den gleichen Zugang tigt oder ausgeschlossen werden.
zum Vergabeverfahren gewähren. Damit ist auch das dahinterstehende
Wenn öffentliche Auftraggeber BIM vor- Problem der Gegenüberstellung von openBIM
schreiben, haben sie das Gebot der neutralen und closedBIM angesprochen. Angesichts der
Leistungsbeschreibung und der Bietergleich­ vergaberechtlichen Vorgaben ist einem System
behandlung sowie das allgemeine Diskriminie- der Vorzug zu geben, in dem die Wahl des kon­
rungsverbot zu beachten. Das bedeutet, dass kreten Bearbeitungswerkzeugs frei ist und die
die Vorschreibung einer ganz konkreten BIM- Plattform sowie die Austauschformate hersteller-
Software wohl unzulässig sein dürfte (vgl. § 106 unabhängig gestaltet sind. So soll eine gemein­
Abs 5 BVergG 2018). Die Anforderungen an die same multidisziplinäre Modellbearbeitung durch
Software sind daher funktional bzw. abstrakt zu mehrere Auftragnehmer gefördert werden.
beschreiben. Öffentliche Auftraggeber sollten es aus
Im Allgemeinen darf in technischen Gründen der Rechtssicherheit den Bietern über-
Spezifikationen nämlich nicht auf eine bestimmte lassen, mit welcher Software sie die Bau- bzw.
Herstellung oder Herkunft etc. verwiesen werden, Planungsleistung erbringen möchten.

M AG. LUKAS ANDRIEU, LL.M. (COLUMBIA), BS C.


zur Verpflichtung zu (open-)BIM bei öffentlichen Aufträgen und dem Gebot der Herstellerunabhängigkeit

open contra closed


Die unterschiedlichen Dateiformate spielen Wobei gesagt werden muss, dass in der
eine wesentliche Rolle, wenn es um die Frage Praxis reines closedBIM eher selten vorkommt.
geht, ob in openBIM oder closedBIM gearbeitet Meist wird bei closedBIM eine Art hybridBIM
wird. Während in closedBIM-Konstellationen vor- praktiziert, bei welchem ein Kernteam in closed-
wiegend mit proprietären Formaten gearbeitet BIM arbeitet und die restlichen Parteien über
wird, kennzeichnet sich openBIM durch die Ver- openBIM involviert werden.
wendung von offenen Dateiformaten, meist dem
IFC-Format.

Proprietär und/oder offen? 165


 Abbildung 39: Proprietäres und offenes Umfeld bei hybridBIM

Reality-Check open vs. closed

In der Praxis wird also ein Teil der Projekte in (proprietären) Format über den Großteil der
closedBIM umgesetzt und der andere in openBIM. Fachsparten hinweg zu agieren. In unserer Region
Tendenziell ist openBIM vor allem im öffentlichen wird openBIM mehr oder weniger von allen
Sektor immer mehr auf dem Vormarsch. Dagegen anderen Softwareanbietern favorisiert. So sind in
hat sich closedBIM eher im Umfeld der großen einem openBIM-Projekt viel mehr verschiedene
Baufirmen und Generalunternehmer etabliert. Produkte im Einsatz. Für die Pflege und Weiter-
Spricht man über closedBIM, meint dies in entwicklung einheitlicher Standards in openBIM
Österreich eigentlich immer die Welt rund um die ist buildingSMART verantwortlich.
Autodesk-Plattform. In Europa ist Autodesk der Für ein Projekt, welches in closedBIM
einzige Hersteller, welcher am Markt über eine gestartet wurde, ist ein Wechsel auf openBIM
annähernd ausreichende Breite an Software­ möglich. Projekte, die in openBIM angelegt sind,
produkten verfügt, um mit dem eigenen können nicht in closedBIM transformiert werden.

166 Datenaustausch
BIM und GIS
Punktwolken, die Welt der Vermesser

Egal ob Sie es bevorzugen, auf proprietären kommt und sich nicht ohne Weiteres in einen
oder auf offenen Plattformen zu arbeiten, früher BIM-Datenaustausch integrieren lässt. Die
oder später werden Sie dabei immer auf eine Schwierigkeit liegt darin, dass Punktwolken und
ganz spezielle Datenform treffen: die Punkt­ Vermesser:innen in GIS-Systemen zu Hause sind
wolken. Die Punktwolke ist ein Datenformat, wel- und eine Integration zwischen BIM und GIS noch
ches normalerweise aus dem Vermessungswesen in den Kinderschuhen steckt.

Rechtstipp

Die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) personenbezogene Daten als Anknüpfungs­


ist anwendbar, wenn personenbezogene Daten punkte für die Anwendung der DSGVO in Be-
von natürlichen Personen ganz oder teilweise tracht.
automatisiert verarbeitet werden. Bei BIM- Personenbezogene Daten können in diesem
Projekten ist wohl immer von einer automatisier- Zusammenhang z.B. Titel, Geschlecht, Name,
ten Verarbeitung auszugehen. E-Mail-Adresse, aber auch Informationen wie
Personenbezogene Daten sind alle Infor­ IP-Adressen des zugreifenden Endgeräts oder
mationen, die sich auf eine identifizierte oder Protokolldaten, durch die der einzelne Zugriff auf
identifizierbare natürliche Person beziehen. die Software, Änderungen oder ähnliche Hand-
Im Zusammenhang mit BIM kommen diverse lungen der Nutzer protokolliert werden, sein.110

M AG. THOMAS S CHWAB


zu BIM und dem Datenschutz

110
Eschenbruch/Leupertz, BIM und Recht2 (2019), Datenhoheit, Datenschutz, Vertraulichkeiten und Urheberrechte
Rz 63.

BIM und GIS 167


Praxistipp

Seien Sie sich bei der Verarbeitung personen- ƒ Einhaltung der Informationspflichten der
bezogener Daten immer Ihrer Pflichten nach der betroffenen Person
DSGVO bewusst. Pflichten nach der DSGVO sind ƒ Wahrung der Betroffenenrechte
z.B.: ƒ Führung des Verarbeitungsverzeichnisses
ƒ Einhaltung der Grundsätze der DSGVO ƒ Abschluss der notwendigen Vereinbarungen
ƒ Verarbeitung nur mit Rechtsgrundlage mit Auftragsverarbeitern

3D-Laserscan Im Bauwesen kommen die Laserscans


Eine sehr einfache Form des Laserscans, die normalerweise von einem Vermessungsbüro.
wir alle kennen, ist der Barcodeleser. Dieser ist Die klassischen Vermessungsgeräte wie Tachy­
aus unserer Welt nicht mehr wegzudenken. meter oder Theodolit werden für die Baudoku-
Laserscanner haben sich aber mittlerweile mentation immer häufiger von Laserscannern
enorm weiterentwickelt und das 3D-Laser­ abgelöst. Eine der häufigsten Anwendungen
scanning ist in vielen Disziplinen unaufhaltsam eines 3D-Laserscans am Bau ist die Bestands­
im Vormarsch. aufnahme. Aber auch in vielen anderen Berei-
In der Geomorphologie werden digitale chen wie der Qualitätssicherung und Dokumen-
Höhenmodelle erstellt, in der Agrartechnik wird tation kommt der Laserscanner immer häufiger
die Nutzung von Flächen überwacht, in der zum Einsatz. So wird beispielsweise die Instal­
Materialprüfung werden Mikrorisse erkannt, für lation unter der Decke eines Supermarktes ein­
die Stadtplanung dienen die Daten als Entschei- gescannt, ehe die abgehängte Decke geschlos-
dungsgrundlage –, die Liste der Anwendungen sen wird, um später im Fall des Falles eine
ist kaum noch zu überblicken. brauchbare Dokumentation zu haben.

168 Datenaustausch
 Abbildung 40: Oberflächenmodell111

 Abbildung 41: Digitales Geländemodell


(DGM) mit ALS112

Auf Grund verschiedener Einsatzgebiete und riesigen Flächen, die beim Einsatz von ALS erfasst
rasanter Entwicklung haben sich verschiedene werden, entstehen hier enorm große Daten­
Formen des Laserscannens entwickelt. In der mengen bzw. gibt es Abstriche bei der Mess­
Geodäsie wird die klassische Fotogrammetrie dichte. Die Punktgenauigkeit liegt hier meist
zunehmend von Airborne Laserscanning (ALS) noch im Dezimeterbereich, beim Einsatz von
zur Ermittlung der Topografie ersetzt. Drohnen liegt diese eher im Zentimeterbereich.
Ursprünglich wurden für ALS Flugzeuge oder
Helikopter eingesetzt, mittlerweile ist der Einsatz DI Peter Skalicki-Weixelberger.
111

von Drohnen im Vormarsch. Durch die teils 112


DI Peter Skalicki-Weixelberger.

BIM und GIS 169


 Abbildung 42: Terrestrischer Laserscanner auf Stativ mit Zielmarken113

 Abbildung 43: Die Scanner müssen so positio-


niert werden, dass es zu keinen
Verschattungen kommt.114

Für die Bestandsaufnahme wird meist In Zukunft wird der Anwendungsbereich


Terrestrisches Laserscanning (TLS) ange­ und die Akzeptanz von Laserscanning durch
wendet. Bei TLS ist die Aufnahmeposition des handgeführtes Laserscanning massiv
Scanners normalerweise statisch fixiert. gesteigert werden. In Einzelfällen werden
Da es bei nahezu jeder statischen Position diese Scanner schon erfolgreich eingesetzt,
zu „Verschattungen“ kommt, sind bei TLS fast aber momentan haben sie noch eine gerin-
immer mehrere Messungen von verschiedenen gere Reichweite und sind zudem noch
Messstandorten nötig. Mit Hilfe von Zielmarken empfindlicher.
können diese Messungen später exakt zusam-
mengeführt werden. Mit modernen TLS-
Systemen kann durchaus eine Punktgenauigkeit IGMS, TU Graz.
113

bis zu einem Millimeter erreicht werden. 114


Raphael Wieser.

170 Datenaustausch
Mobile Scanner liefern leider nur unstruktu- rierte Punktwolken zu liefern. Aufgrund des
rierte Punktwolken. Terrestrische Scanner hin- fixen Messstandortes verfügen diese über die
gegen sind in der Lage, sogenannte struktu­ Information, wo der Punkt herkommt.

Cloudcompare (MAC) https://asmaloney.com/software/

Cloudcompare (WIN) https://www.danielgm.net/cc/

Meshlab (WIN & MAC) https://www.meshlab.net/#download

GOM Inspect (WIN) https://www.gom.com/de/3d-software/gom-inspect-suite/


systemunabhaengige-inspektionssoftware/3d-inspektion.html

Tabelle 14: Kostenlose 3D-Viewer für Punktwolken

Nun stellt sich die Frage: Was bringt 3D- leitungen bis zu Straßen. Ein 3D-Laserscanner lie-
Laserscanning? Bei bisherigen Aufmaßtechniken fert für jeden abgetasteten Materialbereich einen
konnte es schon zu größeren Toleranzen oder Messpunkt. Die Summe dieser Punkte ergibt eine
Ungenauigkeiten kommen. Der größte Vorteil Wolke mit verdichteten Bereichen. Jeder erfasste
dürfte wohl in der hohen Messgenauigkeit lie- Punkt ist in einem xyz-Koordinatensystem genau
gen, wodurch man eine viel genauere Planungs- verortet. Je nach Scanner können noch zusätz­
grundlage erhält. Durch eine höhere Qualität der liche Attribute wie beispielsweise ein Vektor zur
Aufmaße können sicher einige teure Planungs- Orientierung des Punktes, ein RGB-Wert für die
fehler vermieden werden und man verfügt über Farbe, ein Wert für die Helligkeit, den Aufnahme-
eine bessere Entscheidungsgrundlage bei der zeitpunkt und/oder die Messgenauigkeit erfasst
Frage der Machbarkeit. Bei großflächigen und werden.
komplexeren Geometrien ist 3D-Laserscanning Das Hauptproblem mit Punktwolken stellt
inzwischen schon kostengünstiger und schneller zur Zeit aber noch die unglaublich große Daten-
als herkömmliche Methoden. menge dar, was eine enorme Herausforderung
Aber auch rein inhaltlich sind mit Laser­ an die Performance der Hardware darstellt. Die
scanning Dinge möglich, die vorher nicht oder immense Größe liegt einerseits an der Unmenge
nur mit enormem Aufwand möglich waren. Man an Punkten, die im Dateiformat erfasst sind, und
denke hier nur an eine Erfassung von TGA-Leitun- andererseits bei Städten oder Infrastrukturpro-
gen oder unregelmäßigen Altbauoberflächen. jekten an der Größe des zu erfassenden Objektes
per se. Eine mittelgroße Punktwolke setzt sich
Punktwolken bei der aktuellen Technologie schnell einmal aus
Unter einer Punktwolke versteht man die einigen hundert Millionen Punkten zusammen. Arbeits-
materialien 
  
  
  

Rohform der Daten, die von 3D-Laserscannern Zur Bearbeitung von Punktwolken sind sogar
Punktwolken
geliefert werden. Der Laser erfasst alle materiel- spezielle Out-of-Core-Algorithmen nötig, um mit
len Bereiche – von Wänden über Installations­ der bestehenden Hardware überhaupt arbeiten

BIM und GIS 171


Reality-Check
Automatische Objekterkennung Punktwolke

Eines vorweg: So einfach und problemlos, versprochen. Werte wie dieser sind Welten von
wie mancher Softwarehersteller in seiner der Realität unserer Praxis entfernt und können
Werbung verspricht, ist es sicher nicht. Im als unseriöse Irreführung der Anwender:innen
Extremfall werden innerhalb kürzester Zeit bis betrachtet werden.
zu 80 % automatische Elementerkennung

zu können. Für Punktwolken braucht es auf jeden Punktwolke auch als BIM-Objekt erkannt werden
Fall einen sehr großen Arbeitsspeicher und, wenn können. Die vom Laserscanner erhaltenen Punkt-
möglich, mehrere schnelle SSD-Festplatten. Die wolkendaten müssen zunächst in eine 3D-Scan-
enorme Dateigröße kann auch noch weitere software eingelesen werden, um dann in die
Schwierigkeiten mit sich bringen. Viele Empfän- Modelliersoftware mit den richtigen Einstellun-
ger dürfen oder können gar keine derart großen gen exportiert zu werden. Vorsicht: Die richtigen
Dateien annehmen, oft lassen die Sicherheits­ Einstellungen und Dateiformate findet man meist
bedingungen von großen Konzernen oder Behör- nicht beim ersten Versuch. Oft generieren die
den dies erst gar nicht zu. In BIM-Dateien sollten gewählten Exporteinstellungen zu große Datei-
Punktwolken immer nur verknüpft und nie im- en, ein anderes Mal akzeptiert die Software nicht
portiert werden. So ist aber ein zentraler Ablage- alle angeblich möglichen Dateiformate. Beim
ort für die Punktwolken-Datei nötig, auf den alle ersten Mal sollten Sie sich besser auf ein Arbeiten
zugreifen können sollten, was wiederum ein nach dem trial-and-error-Prinzip einstellen.
Problem sein kann. In der 3D-Scannersoftware werden die Daten
Wie kommt nun eigentlich eine Punktwolke erst einmal „gesäubert“. Durch Filterung können
vom Scanner in die Modelliersoftware? Zu beispielsweise bewegliche Objekte heraus­
Beginn wird der betroffene Bereich mit dem gerechnet werden. Nach der Filterung kommt es
3D-Laserscanner eingescannt. Das Einlesen der zur sogenannten Registrierung, unter dieser
Punkt­wolke in die Modelliersoftware („as-built- versteht man das automatische oder manuelle
modelling-workflow“) ist (noch) nicht vollständig Zusammensetzen (Überlagern) von mehreren
automatisiert, wodurch nur Teilbereiche der Scan-Files zu einer Punktwolke.

172 Datenaustausch
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_ 3D-Scannersoftware bietet sogar für die ge-
Programmen_zur_Punktwolkenverarbeitung bräuchlichsten Modelliersoftwareprodukte
  Plugins an. Dies ermöglicht dann das parallele
Die Software bietet nun noch viele weitere Modellieren mit den Elementkategorien der
Funktionalitäten an. So ist es möglich, die Punkt- Modelliersoftware in der 3D-Scannersoftware.
wolke zu „regionalisieren“, um in den Vorteil von Ein weiteres Problem stellt die unübersicht-
kleineren Bearbeitungsbereichen hinsichtlich der liche Anzahl von Dateiformaten dar, die es für
Performance zu kommen. Eine typische Form Punktwolken gibt. Zum einen liegt dies an den
der Regionalisierung könnte zum Beispiel ein zahlreichen Herstellern von 3D-Laserscannern,
Aufsplitten in Geschosse sein. Um Geländeober- zum anderen gibt es auch kein einheitliches For-
flächen zu erhalten, gibt es die Funktionalität mat für die Verknüpfung mit der Modelliersoft-
des Vermaschens, durch diese werden die Punk- ware – fast jeder hat sein eigenes Format. Bis zu
te polygonalisiert. Einige Softwareprodukte inter- einem allgemeinen Standardformat dürfte es
pretieren auch Schnitte und Grundrisse im DWG- noch viele Jahre dauern. Dies könnte dann aber
Format. schon für intelligentere Punktwolken gelten,
Einige der weiter fortgeschrittenen Soft- welche mit AI-Technologien eine ganz andere
wareprodukte bieten hier auch halbautomati­ Zuverlässigkeit bei der Elementzuordnung
sierte Elementerkennungen an. Grundproblem bieten.
bei der Elementerkennung ist, dass der Scan
nur eine gesamtheitliche Oberfläche liefert und BIM und GIS
keine einzelnen Körper. Zudem ist die Element- Innerhalb einer gescannten Punktwolke
erkennung sehr abhängig vom hinterlegten Ele- richten sich die einzelnen Punkte bezüglich ihrer
mentkatalog, welcher meist auf Standardproduk- xyz-Anordnung an einem kartesischen Projekt-
ten aus dem Heimatland des Softwareherstellers koordinatensystem (PCS) aus. Schwierig wird es
beruht und somit österreichische Produkte nur jetzt, wenn wir an großflächige Scans aus Infra-
allzu selten erkennt. strukturprojekten denken. Ab einer gewissen
Natürlich ist es auch möglich, dass einzelne Größe müssen wir auch die Erdkrümmung einbe-
Elemente sogar mit der rich­tigen Elementzuord- ziehen. Dazu bieten einige 3D-Scannersoftwares
nung in die BIM-konforme Modelliersoftware ex- die Möglichkeit an, eine kartesische Punktwolke
portiert werden. Aber machen wir uns nichts vor, in eine georeferenzierte umzuwandeln. Diese
beim heutigen Entwicklungsstand der 3D- bezieht sich dann nicht mehr auf ein abstraktes
Scannersoftware müssen die Daten einer Punkt- kartesisches, sondern auf ein erdbezogenes
wolke zum größten Teil noch in der Modellier- Koordinatensystem wie beispielsweise das
software nachmodelliert werden. Manche Gauß-Krüger-System.

BIM und GIS 173


 Abbildung 44:  Darstellung der unterschiedlichen Modellierungsparadigmen am Beispiel eines Modell­
ausschnitts mit den entsprechenden Objektklassen in IFC- und CityGML115

Und da wären wir auch schon bei den nicht ohne weiteres jederzeit zwischen den
beiden Welten BIM und GIS. Während sich ein beiden Systemen hin und her synchronisiert
BIM-Modell normalerweise in einem Projekt­ werden können.
koordinatensystem abspielt, bezieht sich ein GIS-
basiertes Modell auf ein Koordinatensystem der
realen Welt. Nagel, C.; Stadler, A.; Kolbe, T. H. (2009), Conceptual
115

Ein naheliegender Gedanke wäre nun, GIS Requirements for the Automatic Reconstruction of
einfach als perfektes Repository (ver­waltetes Building Information Models from Uninterpreted
Verzeichnis) für BIM-Informationen zu verstehen. 3D Models. Proceedings of the Academic Track of
Aber so einfach ist es leider nicht. the Geoweb 2009 – 3D Cityscapes Conference in
Beide Welten behandeln 3D-Objekte, aber Vancouver, Canada, 27–31 July 2009 (International
be­ruhen auf ganz unterschiedlichen Heran­ Archives of the Photogrammetry, Remote Sensing
gehensweisen, wodurch Daten entstehen, die and Spatial Information Sciences), ISPRS, 2009.

174 Datenaustausch
 Abbildung 45: Implizite Geometrieerstellung in BIM durch parametrische Elemente (CSG im Beispiel links)
und explizite Geometrieerstellung in GIS durch Akkumulation aller umschließenden
Begrenzungsflächen (B-Rep im Beispiel rechts)116

„Bei der Landebahn des Flughafens Graz (Länge 3.000 m) liegt


aufgrund der Erdkrümmung der Höhenunterschied im Dezimeter-
Bereich.”
DI PETER SKALICKI-WEIXELBERGER

Das Modellieren in BIM startet mit der Idee ein Gebäude mit Bauteilen und Räumen abbildet,
für ein Bauwerk. Mit Hilfe von konstruktiven behandelt ein GIS-Modell eher Stadt- und Land-
Elementen und deren Attributen wird ein digita- schaftsmodelle. Dementsprechend ist auch der
les Modell des geplanten Bauwerks vor dessen Detaillierungsgrad ein ganz anderer. Im BIM
Errichtung modelliert. In einem GIS (Geoinforma- scheint sich ein Level of Development (LOD) in
tionssystem) wird die reale Welt (Bestand) abge- den Stufen von 100 bis 500 abzuzeichnen. Ein
Kapitel 2, S. 76  
   
  
bildet. Meist entsteht lediglich eine topografische Element wird also schrittweise in seiner Geo­   
Grundlagen der
Abstraktion der sichtbaren Oberflächen. BIM metrie verfeinert und erhält immer mehr Attribute. Geometrie

und GIS unterscheidet sich auch bezüglich des


Skalenbereiches. Während ein BIM-Modell meist Leitfaden Geodäsie und BIM, 2020, S. 54.
116

BIM und GIS 175


Reality-Check
Zusammenarbeit BIM und GIS

Was bedeutet das nun für den gegenseitigen Objekt der richtigen Kategorie zuweisen.
Austausch? Will man also BIM-Objekte ins GIS Anschließend kann man dann noch die benötig-
bringen, muss man diese, vereinfacht gesagt, ten Attribute ermitteln und anfügen. Momentan
in ihre Oberflächen zerlegen und die meisten ist das Zusammenspiel dieser beiden Welten
Attribute als Datenverlust abschreiben. noch sehr mühsam. Da aber beide Systeme Daten
Umgekehrt ist es gar nicht so leicht, aus jeweils anderen integrieren müssen, also
GIS-Objekte in ein BIM-Modell zu integrieren. beispielsweise Brücken in GIS und Lagepläne in
Dazu muss man erst die zusammengehörenden BIM, bleibt nur zu hoffen, dass in diese Schnittstel-
Oberflächen zu einem Objekt (bzw. Element) le in den nächsten Jahren noch viel Entwicklungs-
zusammensammeln und dann manuell jedes arbeit gesteckt wird.

Im GIS hingegen bezieht sich der Detaillierungs- Es handelt sich dabei um nachvollziehbare,
grad nicht auf den Entwicklungsstand der jewei­ logische Operationen. GIS-Objekte werden durch
ligen Elemente. Der Detailierungsgrad (LOD) im Vermessen der Realität erstellt, also durch ein
GIS wird nach dem Grad der Generalisierung explizites Verfahren. Somit erhalten wir meist
definiert. Es geht also vom Regionalmodell, bei nur die sichtbaren Oberflächen mit einer Orien-
welchem viele Details einfach weggelassen wer- tierung bezüglich Vorder- und Rückseite. Daraus
den, über ein Bauwerksmodell zum Innenraum- lassen sich nun Vorteile und Schwachstellen der
modell. beiden Systeme leicht erklären. Bei BIM-Objekten
Der Unterschied, welcher einem fließenden lässt sich ganz einfach ein Objekt parametrisie-
Austausch zwischen BIM und GIS am meisten im ren, man gibt nur einen anderen Wert für den
Wege steht, liegt im geometrischen Aufbau der Parameter (beispielsweise Länge) ein und schon
Objekte. BIM-Objekte werden in der Regel mit ist das Element angepasst. Schwierig wird es
impliziten Verfahren erstellt. Das geometrische beispielsweise, wenn man mit implizit erstellten
Konstruktionsverfahren des jeweiligen 3D- Geometrien eine historisch verformte Wand­
Körpers ist also eindeutig nachvollziehbar. oberfläche im BIM-Modell nachbilden will.

176 Datenaustausch
 Abbildung 46:  Bei der Umwandlung von BIM-Objekten in GIS-Objekten verliert man viele Informationen.
So macht es beispielsweise keinen Sinn mehr, den einzelnen Wandflächen eine Wärme­
leitfähigkeit zu attributieren.

 Abbildung 47:  Bei der Umwandlung von GIS-Objekten in BIM-Objekte lässt sich leider nicht abklären, zu
welcher Wand der Überschneidungsbereich im T-Stoß gehört. Ein weiteres Problem kann
die Frage sein, welche Wandflächen zu welcher Wand gehören.

Man kann sich nun fragen, welchen Nutzen Will man beispielsweise inmitten einer Großstadt
die Verbindung von BIM und GIS überhaupt hat. ein noch freies Grundstück bebauen, stellen sich
Ganz einfach: Wir brauchen für die Praxis Daten viele Fragen bezüglich Erschließung und zu­
aus beiden Welten. Die Verbindung von BIM- künftiger Baustellenlogistik. Dabei möchten die
Objekten mit GIS-Standortdaten wird bei fast Planer:innen so genau wie möglich wissen,
jedem Projekt gewünscht und benötigt. welche Leitungen am Grundstück oder rund um

BIM und GIS 177


 Abbildung 48:  GIS- und BIM-Daten in einem Modell117

das Grundstück verlegt sind. Leider sind heutzu- klassifizierbare BIM-Objekte erfasst sind. Im Mo-
tage noch gar nicht alle Leitungen digital erfasst. ment ist dies noch eine Vision, da leider noch
Allerdings sollten wir in Zukunft über digitale nicht einmal alle dafür benötigten IFC-Klassen
GIS-Pläne verfügen, in denen alle Leitungen als und Attribute spezifiziert sind.

BIM GIS
Bestimmendes Kartesisches Georeferenziertes
Koordinaten­system Projekt­koordinatensystem Welt­koordinatensystem
Modell Modell zukünftig geplanter Modell bereits bestehender
Objekte Objekte
Standard für Austausch IFC CityGML
Skalenbereich Gebäude Stadt, Landschaft
Detaillierungsgrad LOD 100 – LOD 500 LOD 1 – LOD 4
Objekte als Volumenelemente als einzelne Flächen
Geometrie Implizite Verfahren Explizite Verfahren

Tabelle 15: Unterschiede zwischen BIM und GIS

https://www.computer-spezial.de/artikel/integration-von-gis-und-bim_3434779.html.
117

178 Datenaustausch
Objektorientierte Modellierung
Ohne standardisierte Klassen geht es nicht

Was hilft eine Unmenge an Daten, wenn Import in eine andere Software von dieser gleich
diese nicht zuordenbar, vergleichbar oder aus- wieder als Tür klassifiziert werden. Daten, die
wertbar sind? Es benötigt also gewisse Syste­ keinen Klassen zugeordnet sind, laufen Gefahr,
matiken bzw. Schemata, um Ordnung in unsere beim Datenaustausch verloren zu gehen.
Daten zu bringen. Je strukturierter und geordne- Beim Erstellen der Modelle muss darauf
ter diese sind, desto höher wird deren Qualität geachtet werden, dass alle Objekte von Anfang
und Verwertbarkeit. In der BIM-Welt gibt es an der richtigen Klasse zugewiesen werden.
diverse Klassifikationen, um Ordnung in die Da- Dies passiert oft automatisch durch die ent­
ten der Modelle zu bringen. sprechende Auswahl von Typen in der Modellier-
Unter Klassifizierung versteht man eine software oder auf Grund der Verwendung von
Wissensstruktur, die es ermöglicht, abstrakte ausgereiften Templates. Eine Wand wird meist
Elemente (Objekte) über Auswahl und Filterung automatisch der richtigen Klasse (Klasse Wand)
entsprechenden Kategorien (Klassen) zuzu­ zugeordnet. Bei einer Decke ist das nicht mehr
ordnen. Mit Hilfe von übereinstimmenden Merk- so selbstverständlich, hier kann eine spezielle
malen (Attributen) werden also Objekte (diese Zuweisung nötig sein. Die „Decke“ kann zu ver-
können auch immateriell sein, beispielsweise schiedenen Klassen gehören, es kann eine
Prozesse und Rollen) voneinander abgegrenzt, Bodenplatte, ein Fußbodenaufbau, eine Ge-
unterschieden und abstrakten Klassen gezielt schossdecke, eine abgehängte Decke oder auch
zugewiesen. ein Flachdach sein.
Ohne Klassifizierungssysteme wäre ein BIM- Klassifizierungssysteme sollten nicht erst Kapitel 2, S. 86  

  
Projekt aufsetzen
konformes Arbeiten unmöglich. Klassen bilden während eines Projektes entstehen, sondern und Templates
die Grundlage für einen funktionierenden Daten- projektübergreifend gültig sein. Deshalb gibt es
austausch zwischen BIM-Modellen. Eine Tür, die weltweit mehrere Institutionen, die an der Ent-
aus einer Software exportiert wird, sollte beim wicklung diverser Klassifizierungen arbeiten.

Objektorientierte Modellierung 179


 Abbildung 49:  Obwohl alle drei in Revit als Geschossdecke erstellt wurden, müssen sie bei ifc-Export in
unterschiedliche Klassen zugeordnet werden: IfcRoof (Flachdach), IfcSlab (Geschossdecke)
und IfcFooting (Fundamentplatte)

Leider arbeiten diese nicht alle an einem grammierung. Irgendwann hat die Bauwirtschaft
universell gültigen Schema. So müssen sich die erkannt, dass die objektorientierte Denkweise
Projektbeteiligten vor Beginn eines Projektes erst durchaus behilflich ist, wenn es um die Einteilung
einmal auf ein gemeinsames Schema einigen. in Klassen und Objekte sowie deren Beziehungen
Im weiteren Verlauf dieses Kapitels wird noch auf untereinander geht. Eine Instanz einer Klasse
die wichtigsten Klassifizierungssysteme einge- wird als Objekt bezeichnet. Was darf man sich
gangen. nun alles unter einem Objekt vorstellen? Ein
Objekt kann ein klassisches Bauteil aus realer
OOM-Konzept Materie wie beispielweise eine Wand, ein Fenster
oder ein Lüftungskanal sein, muss es aber nicht.
Die objektorientierte Modellierung ist Es kann auch abstrakt sein, also vielleicht eine
ursprünglich ein Konzept aus der Softwarepro- Rolle, ein Raum, eine Bedingung oder eine Last.

180 Datenaustausch
Reality-Check
Was ist ein BIM-Objekt?

Rein softwaretechnisch und im Sinne einer BIM-Objekte enthalten geometrische und


objektorientierten Modellierung betrachtet, ist alphanumerische Informationen, die im BIM-Mo-
ein BIM-Objekt eine Instanz einer Klasse eines dell zueinander in Beziehung gesetzt und aus­
BIM-Informationsmodells. Nach dieser Definition gewertet werden können, um z.B. Bauteillisten
sind alle Modellelemente eines digitalen Bau­ zu erstellen. Daher sollte ein BIM-Objekt alle In­
werksmodells BIM-Objekte. Sie sind die digitalen formationen aufnehmen können, die zum Ent­
Bausteine, welche die Planer:innen einem Bau- werfen, Finden, Spezifizieren und Analysieren des
werksmodell mit Hilfe von BIM-Modelliersoftware Bauteils erforderlich sind. Darüber hinaus sollten
hinzufügen. Oder anders ausgedrückt: BIM-Ob- sich die im Projekt für die Projektphasen verein-
jekte sind die digitale Abbildung von Bauteilen, barten Detaillierungs- und Informationsgrade
aus denen das Gebäude zusammengesetzt ist. (LOD/LOI) in einem BIM-Objekt widerspiegeln.118

 Abbildung 50:  Objekte am Beispiel einer Wand119

118
https://www.baunetzwissen.de/bim/fachwissen/modellinhalte/was-ist-ein-bim-objekt-5292455.
Vgl. Bormann, A. et al., Building Information Modeling – Technologische Grundlagen und industrielle Praxis. S. 30.
119

Objektorientierte Modellierung 181


 Abbildung 51: Klassendiagramm

In einer Klasse werden einander ähnliche (Eigenschaften oder Merkmale) durch einen
Objekte zusammengefasst. Um Klassen und Ob- Doppelpunkt getrennt vom zugehörigen Daten-
jekte darzustellen, bietet sich die UML (Unified typ aufgelistet. Im dritten Feld kämen dann in der
Modeling Language) als ISO zertifizierte Notation UML-Notation noch die Methoden (Operationen).
an. Wie stellt man nun die Klasse „Wand“ dar? Im BIM werden im Allgemeinen aber nur
In UML stellt ein in drei Abschnitte geteiltes statische Daten und keine zur Klasse gehören-
Rechteck eine Klasse dar. Im oberen Bereich den Funktionalitäten ausgetauscht. Also können
steht der Name der Klasse, also Wand, im zweiten wir dieses Feld für unsere Zwecke getrost leer
Bereich werden die entsprechenden Attribute lassen.

 Abbildung 52: Objektdiagramm

Die einzelnen Ausprägungen einer Klasse mit einem “=“-Zeichen und dem entsprechenden
stellen die einzelnen Objekte (z.B. Wand 1, Wert aufgelistet.
Öffnung 1, Öffnung 2 …) dar. Objekte werden Alle Objekte, die zu einer Klasse gehören,
ähnlich dargestellt, aber nur mehr mit zwei besitzen genau die gleichen Attribute. Die
Feldern. Oben steht der Objektname und, mit Attributwerte sind aber individuell auf das je­
einem Doppelpunkt getrennt, die zugehörige weilige Objekt bezogen. Datentechnisch funk­
Klasse. Zur besseren Erkennung als Objekt wird tioniert das Ganze nur, wenn der im Klassen­
dieses Feld unterstrichen. Im zweiten Feld wer- diagramm angegebene Wert auch dem
den alle Attribute aus dem Klassendiagramm angegebenen Datentyp entspricht.

182 Datenaustausch
Besitzen alle Objekte einer Klasse für ein Attribut In vielen Modelliersoftwares spricht man nicht
den gleichen Wert, so ist dieses Attribut kein von Objekt- und Klassenattributen, sondern von
Objektattribut mehr, sondern ein Klassenattribut. Instanz- und Typmerkmalen.

Kategorie Typ Beispiele

Primitive Typen Ganzzahl (INT, INTEGER, LONG) -123, 0, 2, 875

Gleitpunktzahl (FLOAT, DOUBLE) -1.234, 1.234e02

Wahrheitswert (BOOL, BOOLEAN, true (0), false (1)


LOGICAL)

Zeichen (CHAR, CHARACTER) a, A, α, 7, ≥, ∞

Aufzählungs- Aufzählung (ENUM, ENUMERATION) Farbe := {BLAU, GRUEN, ROT, GELB}


typen
Längeneinheit := {MM, CM, DM, M,
KM}

Betonfestigkeitsklasse := {C12/15,
C16/20, . . . , C100/115}

Feldtyp Feld bzw. Reihung (ARRAY), endliche 3D-Vektor := ARRAY(1..3) of DOUBLE,


indexbasierte Folge von Werten z. B. [-1.23, 4.56e-5, 123.45]
eines Basistyps

Komplexe Typen Klasse (CLASS, STRUCT), endliche Klasse Datum := {tag:INT, monat:
Menge an Attributen unterschied­ INT, jahr:INT}, z.B. {15, 2, 2012}
lichen Typs (primitiver Typ,
Aufzählungstyp, komplexer Typ)

Liste bzw. Folge (LIST), (un-)endliche Öffnungsliste := LIST of


indexbasierte Folge von Werten eines CLASS(Oeffnung), z. B. [O1, O2]
komplexen Typs (objektorientiert
als Klasse umgesetzt)

Menge (SET), (un-)endliche unsortierte Öffnungsmenge := SET of


Menge von Werten eines komplexen CLASS(Oeffnung), z. B. {O1, O2}
Typs (objektorientiert als Klasse
umgesetzt)

Tabelle 16: Datentypen und deren zulässige Einheiten

Objektorientierte Modellierung 183


 Abbildung 53: Vererbung am Beispiel Wand → Betonwand → über 3 m → Außenwand120

Vererbung
In einer weiteren Spezialisierung (Innen-
Um verstehen zu können, welche Ver­ oder Außenwand) könnten zum Beispiel die Inter-
knüpfungen zwischen einzelnen BIM-Objekten essen des Bauphysikers Berücksichtigung finden.
in einer Software möglich sind, kann es nicht Es muss nicht jedes Mal eine neue Klasse entste-
schaden, wenn man sich kurz ansieht, welche hen. So könnte man auch beispielsweise den Sta-
theoretischen Relationen es zwischen Klassen tiker berücksichtigen, indem man ein Attribut
gibt. Die wohl wichtigste Verknüpfung ist die tragend/nichtragend anfügt. Auswertungen
Vererbung. Bei dieser vererbt eine Basisklasse können also auf Grund der Klassenzuordnung
(auch Elternklasse, Oberklasse oder Superklasse und/oder entsprechender Attributwerte gefiltert
genannt) all ihre Attribute an eine oder mehrere werden. Attribute, die von der Basisklasse vererbt
abgeleitete Klassen (auch Kindklasse, Unter­ wurden, sind in der abgeleiteten Klasse auto­
klasse oder Subklasse genannt). Die abgeleiteten matisch Typ-Attribute und neue Attribute sind
Klassen haben dann meist noch weitere eigene dann Instanz-Attribute.
Attribute, somit spricht man bei abgeleiteten Es macht also Sinn, sich schon vor dem Start
Klassen von einer Spezialisierung. Die Attribute des Modellierens eine Klassenstruktur mit den
der Basisklasse beschreiben die allgemeinen entsprechenden Attributen zu überlegen, welche
Attribute, somit sind Basisklassen Generalisie- möglichst für alle Bedürfnisse der am Projekt
rungen ihrer abgeleiteten Klassen. beteiligten Klassen und Attribute beinhaltet.
Die Hierarchisierung kann man sich in der Diese Struktur ist keine starre, sie wird mit der
Praxis zu Nutze machen. So teilen wir die Basis- Erfahrung jedes neuen Projektes verfeinert.
klasse „Wand“ beispielsweise auf Grund des
Materials in Unterklassen (Betonwand, Mauer-
werkswand …) ein. Die Klasse Betonwand kann Vgl. Bormann, A. et al., Building Information
120

wiederum bezüglich der Herstellung (Höhe Modeling – Technologische Grundlagen und


kleiner oder größer 3 m) spezialisiert werden. industrielle Praxis. S. 52.

184 Datenaustausch
 Abbildung 54: Assoziation mit Multiplizitäten121

 Abbildung 55: Aggregation mit leerer Raute122

 Abbildung 56: Komposition mit gefüllter Raute123

Am besten wird sie immer gleich im Temp- eine Linie zwischen den Klassen dargestellt. Eine
late der Modelliersoftware mitgeführt. Indem Assoziation kann durch sogenannte Multiplizitä-
man beim Anlegen eines neuen Projektes dieses ten noch genauer definiert werden. Diese sagen
Template auswählt, hat man dann schon viel ge-
wonnen. Natürlich werden im Lauf des Projektes Bormann, A. et al., Building Information Modeling –
121

noch kleine Anpassungen dieser Klassen- und At- Technologische Grundlagen und industrielle Praxis.
tributstruktur nötig sein. S. 54.
122
Bormann, A. et al., Building Information Modeling –
Technologische Grundlagen und industrielle Praxis.
Weitere Beziehungen zwischen S. 54.
Klassen 123
Bormann, A. et al., Building Information Modeling –
Die einfachste Verknüpfung zwischen Klas- Technologische Grundlagen und industrielle Praxis.
sen ist die Assoziation, diese wird einfach durch S. 55.

Objektorientierte Modellierung 185


einfach nur aus, wie viele Objekte einer Klasse schreiben, als Trennzeichen lediglich den Unter-
mit wie vielen Objekten einer anderen Klasse strich (_) verwenden und vielleicht noch alles in
verknüpft sind. Hierbei gibt es Besonderheiten in Kleinbuchstaben realisieren.
der Schreibweise. 0..2 bedeutet, dass 0-2 Objekte
dieser Klasse verknüpft sind und ein* steht für
bSDD (buildingSMART
beliebig viele Objekte.
Eine besondere Form der Assoziation ist Data Dictionary)
die Aggregation. Sie steht für eine Ganze-Teil- BIM-Objekte sind ja nicht bloße 3D-Geo­
Beziehung. Das bedeutet, ein Objekt der Klasse 1 metrien, sondern vor allem auch Klassen zuge-
hat oder besitzt ein Objekt der Klasse 2, beide ordnete und mit Attributen versehene Objekte.
Objekte können aber unabhängig voneinander Oft werden die gleiche Klasse oder das gleiche
existieren. Kann diese Klasse nicht mehr unab- Attribut mit vielen verschiedenen Begriffen
hängig von der ersten existieren, handelt es sich versehen. So kommt es vor, dass ein Architekt
nun um eine Sonderform der Aggregation, der vom „Isolierfaktor“ spricht, der Bauphysiker vom
sogenannten Komposition. Für die Darstellung „U-Wert“ und der Produkthersteller von der
einer Aggregation wird ans Ende der Verbin- „Wärmeleitfähigkeit“, aber alle meinen das Glei-
dungslinie eine leere Raute gesetzt, für die che. In einem BIM-Projekt müssen alle unbedingt
Komposition eine volle Raute. einen einheitlichen Begriff verwenden, um einen
fehlerfreien und eindeutigen Datenaustausch zu
gewährleisten.
Nomenklatur Das gleiche Problem haben wir bei inter­
Noch kurz ein Wort zur Nomenklatur: In der nationalen Projekten, wenn einmal von „Tür“ und
Praxis wird meist zu wenig Wert auf eine klar ver- einmal von „door“ gesprochen wird. Zudem
ständliche und funktionale Nomenklatur gelegt. schreibt vielleicht noch jemand „Tuer“ anstatt
Eigentlich sollte der Hausverstand schon reichen, „Tür“. Will man nun eine Türliste erstellen und
um wenigstens eine klar verständliche Nomen- sucht nach allen Objekten der Klasse „Tür“, wird
klatur zu erstellen. Auf Klassenbezeichnungen man wohl die den Klassen „door“ oder „Tuer“
wie „Wa-B-h>3-au“ sollten Sie verzichten. Neue zugewiesenen Objekte nicht erfassen, was natür-
oder externe Mitarbeiter:innen würden auch lich fatale Folgen haben kann.
gerne verstehen, was gemeint ist. Bessere wäre
https://search.bsdd.buildingsmart.org/
in diesem Fall „wand_beton_hoeheueber320cm_
  Norm: aussenwand“. Zudem sollten Sie die späteren Man braucht in einem BIM-Projekt also
ISO 12006-3
Basis für das bSDD
Verarbeitungsmöglichkeiten in IT-Prozessen be- unbedingt eine einheitliche Klassifizierung und
denken. Also keine Sonderzeichen verwenden, Attributsbezeichnung. Derzeit dürfte die welt-
Umlaute wie ä, ü, ö oder ß als ae, ue, oe und ss weit am meisten verbreitete standardisierte

186 Datenaustausch
 Abbildung 57: Klasse „door“ im bSDD124

buildingSMART.
124

Objektorientierte Modellierung 187


Terminologie (BIM-Klassifizierung) das bSDD erst praxistauglich wird. In der TGA wurden diese
(buildingSMART Data Dictionary) sein. Dabei han- Strukturen vorbildlich im Projekt metaTGA der
delt es sich um eine Art Wörterbuch für Klassen TU Graz ausgearbeitet. Dies wird in Zukunft noch
und Attribute mit Google-Translate-Funktion. für viele weitere Bereiche geschehen.
Wie der Name schon sagt, wurde das bSDD von
http://www.metatga.org/
buildingSMART entwickelt. buildingSMART
entwickelt das bSDD laufend weiter und stellt es
ganz im Sinne von openBIM als Cloud Service
ASI-Merkmalserver
offen zur Verfügung. Im Hintergrund gibt es Vor mehr als fünf Jahren leistete die
eine eindeutige ID für alle Klassen und Attribute. Forschungsgruppe freeBIM an der Universität
Diese ermöglicht, dass die landesspezifischen Innsbruck Pionierarbeit. Es lässt sich beinahe be-
Darstellungen in der jeweiligen Sprache immer haupten, dass Österreich hier der Vorreiter in der
auf die richtige Klasse verweisen. europäischen Entwicklung war. Der Merkmalser-
 
   Norm: Das bSDD ist derzeit leider nur in sehr ver stellt sogar die Grundlage für die nationale
ÖNORM A 6241-2
wenigen Softwareprodukten integriert. BIM ist und europäische Normengebung dar. Mittlerwei-
leider noch immer mehr „trial-and-error“ anstatt le ist der ASI-Merkmalserver essenzieller Bestand-
„plug-and-play“. Für Einsteiger:innen ist somit teil der ÖNORM A 6241-2. Der Merkmalserver ver-
eine Übersetzung der jeweiligen Modelliersoft- steht sich als eine Datenbank zur Sammlung der
ware-Klassen in die IFC-Klassen des bSDD mehr „Eigenschaften von Bauteilen und Materialien.
als nur eine Herausforderung. Erwähnen muss Ziel ist es, diese beschreibenden Eigenschaften
man hier noch ein weiteres Problem. Für den mit dem bSDD (buildingSMART Data Dicitionary)
Hochbau ist das bSDD schon sehr weit ausge­ abzugleichen und dieses um nicht vorhandene
arbeitet. Für manche Fachbereiche, wie die Infra- Werte zu ergänzen.“125 Der Zugang zum Merkmal-
strukturbereiche, gibt es aktuell aber meist nur server steht als Open Source für jedermann zur
Arbeitsgruppen, die gerade erst die nötigen Klas- Verfügung:
sen und Attribute erarbeiten. Und in Bereichen
wie beispielsweise der Landschaftsarchitektur
passiert fast noch gar nichts. Das bedeutet leider
auch, dass BIM in einigen Fachbereichen gerade http://db.freebim.at.
125

188 Datenaustausch
 Abbildung 58: Bauteileigenschaften im Merkmalserver126

 Abbildung 59: Bauteileigenschaften im Merkmalserver127

126
http://db.freebim.at.
http://db.freebim.at.
127

Objektorientierte Modellierung 189


IFC (Industry Foundation Classes)
Der Standard für den Datenaustausch in openBIM

Einer der wichtigsten Faktoren für die Wei- ist buildingSMART als die offizielle Interessens-
terentwicklung in unserer heutigen Industrie sind vertretung von openBIM zu verstehen. In mehr
anerkannte Standards. Der Standard für den Aus- als 20 Ländern gibt es inzwischen schon natio­
tausch in openBIM-Prozessen ist IFC. Es handelt nale Niederlassungen, sogenannte Chapters.
sich dabei um einen offenen, internationalen Das Austrian Chapter wurde Anfang 2018 ge-
Standard in der Bauindustrie, welcher von gründet.
buildingSMART definiert wurde und auch kon­ buildingSMART Austria (bSA) setzt sich
tinuierlich weiterentwickelt wird. Streng genom- engagiert für die Umsetzung von openBIM in
men, ist IFC kein Dateiformat, sondern nur ein Österreich ein. ClosedBIM dagegen wird von bSA
Schema, das Geometrie, Daten und Beziehungen als nicht zukunftsträchtig gesehen und somit
transportiert. leider komplett ignoriert. Ursprünglich lag der
Focus von bSi primär auf der Gebäudedomäne,
buildingSMART in den letzten Jahren erweiterte bSi seinen
Anwendungsbereich beispielsweise auf Städte
und Infrastruktur.

www.buildingsmart.co.at

Zudem werden von bSi auch Software­


anwendungen und Menschen/Anwender zerti-
Als weltweite Dachorganisation erarbeitet fiziert. So testet buildingSMART Softwareproduk-
buildingSMART international (bSi) offene Stan- te, ob diese IFC-Dateien korrekt importieren und
dards und Zertifizierungsrichtlinien für die Digi­ korrekt exportieren. Import und Export werden
talisierung im Bauwesen. Proaktiv setzt sich bSi also getrennt zertifiziert. So kann es Software­
für die Verbreitung und aktive Nutzung offener produkte geben, bei denen nur der Import oder
Standards rund um openBIM ein. International der Export funktioniert. Des Weiteren werden

190 Datenaustausch
die Zertifikate auch separat für IFC 2x3 und IFC4 von IFC4 und höher faktisch so gut wie noch gar
erteilt. Für IFC4 sind fast noch keine Produkte zer- nicht umsetzbar sind.
tifiziert, es sind aber viele IFC4-Zertifizierungen in
Bearbeitung – für IFC 4.1 gibt es noch gar nichts. https://technical.buildingsmart.org/services/
Für die Praxis bedeutet dies, dass die Fortschritte certification/ifc-certification-participants/

Name Beschreibung Standard


IFC Branchenspezifisches ISO 16739
Industry Foundation Classes Datenmodellschema
IDM Methode zur Definition und ISO 29481-1
Information Delivery Manual Dokumentation von Geschäfts- ISO 29481-2
prozessen und Daten­
anforderungen
MVD Datenmodellaustausch­ buildingSMART MVD
Model View Definition spezifikation
BCF Modellbasierte, software­ buildingSMART BCF
BIM Collaboration Format unabhängige Kommunikations-
protokolle
bSDD Standardbibliothek mit allg. buildingSMART bSDD
buildingSMART Data Dictionary Definitionen von BIM-Objekten
und Ihren Attributen

Tabelle 17: Nebem dem IFC betreut bSI viele weitere Standards

IFC (Industry Foundation Classes) 191


 Abbildung 60: Ausbildungspyramiden bSI und bSA

buildingSMART zertifiziert aber auch Perso- gramm, Änderungen direkt im nativen Format
nen und Firmen. Für Firmen ist eine sogenannte selbst vornehmen. Wenn er dieses aber nicht
Professional Certifikation angedacht und für besitzt oder Sie gar nicht wollen, dass jemand
Personen gibt es die Individual Certification. unkontrolliert Änderungen vornehmen kann,
Momentan ist bSi die einzige Institution, die ein speichern Sie das Dokument als PDF ab und
weltweit anerkanntes BIM-Zertifikat mit dem versenden dieses. Nun kann der Empfänger
Level A (Basiskenntnisse) anbietet. Aufbauend nur kommentieren und muss die Änderung
auf dem Level A von bSi führt bSA gerade Zerti- des Originales bei Ihnen anfordern.
fizierungen für Level B (BIM-Koordination) und Das IFC ist also wie eine eingefrorene
Level C (BIM-Projektsteuerung) ein. Momentaufnahme der Originaldatei, das für
Kollisionserkennung, Kostenschätzungen, Si-
mulationen usw. benutzt werden kann. Es war
IFC jedoch nie dafür gedacht, vom Empfänger
editiert zu werden. Das IFC transportiert nicht
Man kann sagen, IFC ist der Standard den eigentlichen Modellinhalt, es referenziert
schlechthin für den Datenaustausch in openBIM. lediglich auf diesen. BIM-Einsteiger:innen irritiert
Das IFC-Format wurde auch schon als „das PDF dies des Öfteren,
von BIM“ bezeichnet. Dieser Vergleich zeigt sehr sie müssen sich erst daran gewöhnen, dass somit
gut auf, was IFC kann und was nicht. Angenom- alle Fachplaner:innen für ihr Teilmodell die Rolle
men Sie versenden eine Word-Datei, kann der der Eigentümer:innen behalten und so die Ver-
Empfänger, vorausgesetzt er besitzt das Pro- antwortungen klar abgrenzbar sind.

192 Datenaustausch
 Abbildung 61: IFC, das „PDF“ von openBIM128

 Abbildung 62: IFC-Workflow Referenzmodell129

So übermittelt bei einem typischen Daten- anforderungen überarbeitete Datei wieder als IFC
austausch der Sender erst einmal eine IFC-Datei an den Empfänger.
an den Empfänger. Dieser verlinkt die Datei in
sein Modell und prüft sie. Sollte der Empfänger 128
Vgl. Baldwin, M.: Grundlagen für open BIM –
feststellen, dass es entsprechender Änderungen die buildingSMART Standards. https://docplayer.
bedarf, sendet er eine Änderungsanfrage (dies org/115231786-Grundlagen-fuer-open-bim.html,
könnte per BCF erfolgen) an den Sender. Der Sen- Datum des Zugriffs: 1.  4.  2022, S. 4.
der übermittelt dann die gemäß den Änderungs- Baldwin, 2019.
129

IFC (Industry Foundation Classes) 193


 Abbildung 63: Ausblick auf die Neustrukturierung des IfcSpatialStructureElement (Verortungsstruktur) in IFC4.3.130

IFC-Versionen
Im Vergleich zu anderen Formaten ist beim ISO-Standard (ISO 16739:2013), trotzdem ist IFC4
IFC noch relativ viel Bewegung. BuildingSMART noch immer nicht zum Standard in der Praxis ge-
arbeitet laufend an neuen verbesserten Versio- worden. Dies dürfte unter anderem daran liegen,
nen. Die ersten IFC-Versionen unterscheiden sich dass die meisten Softwareanwendungen noch
in ihrem Aufbau und ihrer Struktur wesentlich nicht für IFC4 bei buildingSMART zertifiziert sind.
von allen nachfolgenden Versionen und sind An der Entwicklung des Reifegrades von IFC sieht
nicht miteinander kompatibel. Dies änderte sich man, dass die Einführung von BIM ein mehrere
erst ab Version 2x, welche auf der jeweils voran- Jahrzehnte andauernder Prozess ist, bei welchem
gehenden Version aufbaute und diese erweiterte, wir wohl noch nicht einmal ganz in der Mitte an-
wodurch im Kern eine Kompatibilität mit der Vor- gekommen sind.
gängerversion sichergestellt wurde.
https://technical.buildingsmart.org/services/
Derzeit wird immer noch die 2006 offiziell
certification/ifc-certification-participants/
veröffentlichte Version IFC2x3 am häufigsten ver-
wendet. Für diese Version sind auch heute noch
am meisten Softwareprogramme von building-
SMART sowohl für den Import als auch für den
Export zertifiziert. In Version IFC4 wurde vor al-
lem an einer besseren Übergabe komplexer Geo-
metrien gearbeitet. 2013 wurde IFC4 ein offizieller 130
buildingSMART.de.

194 Datenaustausch
 Abbildung 64: Weiterentwicklung MVDs und IFC

MVD (Model View Definition)


Wird aus einer proprietären Datei ein IFC ab- mehr oder weniger der Nachfolger der IFC2x3
gespeichert, muss dieses nicht immer gleich sein. Coordination View. Die Reference View ist aus-
Anhand der Modellansichtsdefinitionen MVDs schließlich zur Referenzierung angedacht, somit
besteht die Möglichkeit, nur die erforderlichen bleiben alle Rechte beim Urheber. Auch die Geo-
Teilinhalte zu transportieren. Unter einer MVD metrie wurde mit tessellierten Oberflächen für
versteht man eine Unterspezifikation des gesam- eine geringere Dateigröße optimiert.
ten IFC-Schemas, welche für eine ganz bestimmte Mit der Design Transfer View von IFC4 kommt
Anforderung oder einen bestimmten Workflow zum ersten Mal der Gedanke des IFC-Roundtrip     Norm:
  
ISO 16739:2013
spezialisiert ist. ins Spiel. Diese View verwendet eine bessere
Für jede IFC-Version gibt es von building- geometrische Beschreibung (advanced BREPs)
SMART standardisierte MVDs. Theo­retisch be- und ist somit für die Übergabe von einzelnen de-
steht auch die Möglichkeit, eine eigene MVD für taillierten Elementen zur Weiterbearbeitung ge-
ein Projekt anzulegen, aber meist greift man auf eignet. Hier könnte beispielsweise der Architekt
die von bSi vorgegebenen zurück. In IFC2x3 wird die tragenden Elemente aus Beton an den Stati-
die Coordination View am häufigsten verwendet, ker übergeben, damit dieser die Elemente über-
sie ist für den Austausch und die Koordination nimmt und Fugen samt Fugenbänder einarbeitet.
von Modellen optimiert. Von bSi gibt es noch vier
weitere offizielle MVDs. Bei IFC4 gibt es derzeit https://technical.buildingsmart.org/standards/
zwei offizielle MVDs. Die IFC4 Reference View ist ifc/mvd/mvd-database/

IFC (Industry Foundation Classes) 195


 Abbildung 65: Verschiedene MVDs desselben Gebäudes131

Kapitel 2, S. 76 Eine der essenziellsten Aufgaben im BIM- lich muss die Klasse der Ursprungssoftware
Grundlagen der
Geometrie
Workflow ist das richtige Abspeichern von IFC- über eine Mappingtable in die entsprechende
Dateien. Welche Einstellungen muss man treffen, IFC-Klasse übersetzt werden. Beim Import muss
um ein gutes IFC zu exportieren? Hier wären wir dann die IFC-Klasse wieder über eine Mapping-
 YouTube
  wieder beim trial-and-error-Prinzip. Damit dies table in die entsprechende Klasse der Zielsoft-
Channel
nicht ins Uferlose ausartet, können Sie auf unse- ware umgewandelt werden.
IFC richtig
exportieren rerem YouTube Channel für die drei wichtigsten
Modelliersoftwareprodukte (Archicad, Revit und 131
Autodesk, Revit IFC Handbuch, Ausführliche An­
Allplan) drei Video-Tutorials abrufen. Grundsätz- leitung für den Umgang mit IFC-Dateien, 02/2018.

196 Datenaustausch
 Abbildung 66: Mappingtables für den Export und Import bei IFC

IFC (Industry Foundation Classes) 197


Literaturverzeichnis

 Baldwin, Mark, Der BIM-Manager, Praktische


Anleitung für das BIM-Projektmanagement,
2. Auflage (2019), DIN Deutsches Institut
für Normung e.V., Mensch und Maschine (Hrsg.);
Beuth Verlag Berlin (ISBN 978-3-410-29440-5
http://db.freebim.at, Datum des Zugriffs:
10. 12. 2021
 Borrmann, André; König, Markus; Koch,
Christian; Beetz, Jakob (Hrsg.) (2015), Building
Information Modeling. Technologische Grund­
lagen und industrielle Praxis. Berlin, Heidelberg.
Springer-Verlag (ISBN 978-3-658-05605-6)
https://www.computer-spezial.de/artikel/
integration-von-gis-und-bim_3434779.html,
Datum des Zugriffs: 10. 12. 2021
 Kaden, Robert, Clemen, Christian, Seuß,
Robert, Blankenbach, Jörg, Becker, Ralf, Eichhorn,
Andreas, Donaubauer, Andreas, Kolbe, Thomas
H., Gruber, Ulrich (Hrsg.), Leitfaden Geodäsie und
BIM, Version 2.1 (2020), DVW-Merkblatt 11-2020,
DVW e. V. – Gesellschaft für Geodäsie, Geoinfor-
mation und Landmanagement; Runder Tisch GIS
e. V.

198 Datenaustausch
Literaturverzeichnis 199
BIM und LM.VM.2022
HANS LECHNER

Zum Thema Bauplanung gibt es Thesen, die einst 1,3 Mrd. DM an Ingenieurleistungen ge­
in der fachlichen und öffentlichen Diskussion kostet, man musste 43.000 Autos verkaufen,
gerne übersehen werden, obwohl z.B. die nur um die „Planung“ einzuspielen.
nachstehende These im Intro aller Hefte zu LM. Bauplanungen der 1970er Jahre waren in
VM.2014 steht: Relation zu heute als Symboldarstellungen bes-
ser zu erkennen. Damals wurde eine Ausschrei-
Die Leistungen der Planer setzen eine quali- bungshilfe für Wohnbau verwendet, in der mit
fizierte Mitwirkung des Auftraggebers und 800 Positionen alle Gewerke abgebildet werden
der Ausführenden in Planung und Errichtung konnten. Das StLB. hatte 2005 rd. 31.000 Positio-
voraus. Planung von prototypischen Ob­ nen, per 2018/19 rd. 46.000 Positionen. All diese
jekten kann nicht so vollständig und nicht Veränderungen des Bauens haben auch die Leis-
in gleicher Tiefe wie die von industriell ge­ tungen der Planer:innen (und der öBAs) schritt-
fertigten Produkten sein. Eine qualifizierte weise konkreter und umfangreicher gemacht, die
„gewerbliche“ Mitwirkung der ausführenden Honorartabellen blieben de facto aber gleich,
Unternehmen ist wesentlich für den Gesamt- obwohl die durchschnittlichen Lohnkosten der
erfolg. Mitarbeiter:innen seit 1975 von rd. 1.100 €/Monat
auf rd. 3.500 €/Monat brutto stiegen.
Das bedeutet, dass Bauplanungen Symbol- Die Rationalisierungseffekte der 2D-CAD der
darstellungen sind, deren Inhalte von gewerblich 1980er Jahre haben einiges dieser Schere aus­
Ausgebildeten umgesetzt werden und keine gleichen können. Die Einführung von BIM zeigt
100 %-Planungen wie z.B. im Maschinenbau. leider nicht die gleichen Potentiale.
Die „Honorarverhältnisse“ zeigen dies deutlich: Der Hintergrund der meisten Programme
Bauplanungen werden im Hochbau mit etwa und die Ambition des Bürogrenzen überschrei-
16–22 % der relevanten Investkosten vergütet, tenden Modellaustauschs ist deutlich stärker an
die Planung der A-Modelle von Daimler Benz hat den Detaillierungsambitionen des Maschinen-

200 BIM und LM.VM.2022


baus orientiert als die hochbauaffinen CAD-Pro- land hat BIM keinen Einfluss auf die HOAI,
gramme der 1980er Jahre. Die Attributierungs- gemeint ist auf die Vergütung. Geringe Anpas-
ambitionen liegen oft in zu vielen Informationen, sungen einiger Textzeilen der Leistungsbilder
die in vernünftigen Ausschreibungen selbst mit werden konzediert. Die Beibehaltung der Tabel-
dem StLB. 2018 nicht vorkommen. Die Empfänger lenwerte steht in den Diskussionen dabei im
der Modelle auf Seite der Ausführenden sind Vordergrund – weil die HOAI seit 1977 als ein
dennoch stets unzufrieden, weil Architekt:innen allgemein anerkanntes Regelwerk als Preis-
immer noch den Blick aufs ganze Projekt (= alle recht und nicht Betriebsorganisation gesehen
Gewerke) für wesentlicher halten, als herstel- wird.
lungsbedingte Bewehrungsabschnitte für den Da für die Bearbeitung der HOAI.2013 und
Wochentakt zur Einteilung der Arbeitskräfte für LM.VM.2014 fast keine BIM-Anwender auf­
oder m³-bezogene Bestellgrundlagen für die zutreiben waren, blieben nur vage Zeilen für
Beton­lieferanten (= Arbeitsvorbereitung der 2D/3D und Bearbeitung, die als Abgrenzung zu
Bau­firmen) zu „planen“. den bis dahin flächendeckend sichtbaren,
Solange es keinen neuen Konsens zu histo- büroindivi­duellen – nicht Bürogrenzen über-
risch entwickelten und bisher allgemein aner- schreitenden – CAD-Anwendungen in die Beson-
kannten Thesen gibt, wer was zu tun hat und deren/Optio­nalen Leistungen eingefügt wurden.
was im Durchschnitt der Projekte sinnstiftend Gespräche mit Kollegen ergaben seither nur
gebraucht wird, entstehen Friktionen, die bei wenige, nicht ausreichend argumentierte, aber
etwas mehr Wissen um die gegenseitigen Be­ viele gefühlte Mehrleistungen, sodass an der
darfe und Möglichkeiten konsensualer als bisher Honorarfront wenig Fortschritt sichtbar wurde.
weiterentwickelt werden könnten. Das Hauptargument war, dass mit BIM Leistun-
Die Arbeit mit BIM erfordert ein für viele gen, die bislang in LPH 5 vermutet wurden, in die
Planer:innen überraschend hohes Niveau an Re- LPH3 vorgezogen würden, und dass dafür ein
geln, um die Teilmodelle aus unterschiedlichen Ausgleich zu schaffen sei.
Arbeitswelten (Architektur, Tragwerksplanung, Bedauerlicherweise hatte der Autor der HOAI
TGA …) zusammenzuführen, überraschend und von LM.VM solches in den %-Zuteilungen der
divers sind auch die Ansichten, was wirklich als Leistungsphasen zumindest der Objektplanung-
Level of Details (Gewinde von Fundament­ Architektur schon vorgesehen.
schrauben in LPH 3-?) und Level of Information In LM.VM.2014 und schon davor in der GOA
(CAFM-Details, die nie in LM.VM oder der HOAI 1997 wurden erhebliche Vergütungsanteile aus
eingepreist waren) notwendig wäre. den späten Phasen der Leistungsbilder in die
BIM ist eine Methode; nach gängiger An- LPH2 und 3 vorgezogen. Die Verteilung der Teil-
sicht tonangebender Auftraggeber in Deutsch- leistungen (heute Leistungsphasen) war/ist:

Hans Lechner 201


 Abbildung 67: Verteilung der Leistungsteile gemäß GOA, HOAI und LM.VM zwischen 1991 und 2014

Die 3+2 zusätzlichen Prozentpunkte von Es dauerte bis 2019/2021, bis argumentier­
GOA 91 auf 97 und die 3+3 weiteren Prozent- bare und wohl zumindest teilweise auch von
punkte von 2002 auf LM.VM.2014 sollen die Auftraggeberseite gewünschte (Mehr-)Leistun-
Planungen der LPH 1-3 technisch und inhaltlich gen für BIM beschrieben wurden, die die Wieder-
stabilisieren, die heute in CAD und BIM früher eröffnung der Debatte um LM+VM (Leistung +
notwendigen Detailbearbeitungen aus den Vergütung) sachlich rechtfertigen.
späteren Leistungsphasen nach vorne ziehen. Zuvor gilt es aber einige weitere Thesen des
Die Vorziehung erheblicher Leistungs- Honorarwesens zu wiederholen, die immer wie-
anteile, der Planungstiefe und der ausführungs- der in Vergessenheit geraten, für die argumentier-
fähigen (Leit-)Details, die früher in der LPH 5 te Beurteilung der Sachverhalte aber wesentlich
(Ausführungsplanung) absolviert wurden, ist sind:
begründet:
ƒ Die Leistungen und die Vergütungen der Pla-
ƒ zum einen mit stark erhöhten Anforderun- ner sind vorab (vor dem Vertragsabschluss)
gen an die Darstellung der Kosten und nicht eindeutig und erschöpfend beschreib-
Termine, bar, was insbesondere in der Umstiegsphase
ƒ zum zweiten aber mit der Tatsache, dass in von CAD auf BIM die sachlich-fachliche Argu-
LPH 5 die Freigabe der Planungen gewerke­ mentation anderer, neuerer oder tatsächli-
weise erfolgt und eine Koordinierung der cher Leistungen nicht gefördert hat,
Systeme und Details nur in LPH 5 aufgrund ƒ die Leistungen der Planer sind aus den tra-
der Etappen der Freigaben nicht mehr mög- dierten Tabellen heraus auf büroindividuell
lich ist. erarbeitete Beiträge ausgelegt, selbst die Ko-

202 BIM und LM.VM.2022


ordination und Integrationsleistung des Ob- allgemein argumentierbar machen. Ein An­
jektplaners bezog sich immer auf Pläne/ wendungsfall ist das:
Zeichnungen/Berechnungen/Beschreibun-
gen der Fachplaner, nicht aber auf die Arbeit Qualitätsmanagement
in einem gemeinsamen (Koordina­tions-)Mo- der Planung
dell,
ƒ die Leistungen der Planer waren/sind auf die Solange Architekt, Tragwerksplaner,
Erstellung von Unterlagen fokussiert, die zur Gebäudetechniker individuell in jedem Büro
einmaligen Errichtung eines Projekts dienen, mit eigener Software arbeiten und „Pläne“
nicht aber zugleich auf Daten für den Baube- austauschen, um das Zusammenpassen der Ge-
trieb oder Gebäudebetrieb. So sinnvoll dies werke „im Kopf“ zu erarbeiten, sind nur wenige/
auch scheint, sind solche aus den Errich- fast keine Regeln notwendig, da die Ergebnisse
tungsdaten nur mit Mühe extrahierbaren In- vom Intellekt des Koordinierenden analysiert
formationen für den Gebäudebetrieb nicht werden.
vollständig und der Gebäudebetrieb hat Der Statiker blickt nach unten, der Architekt
trotz vieler Jahre Befassung (Rotermund seit schaut nach oben, jeder +1m über FOK. Der Ge-
1990) noch kein valides, allgemein anwend- bäudetechniker arbeitet lieber mit Schemata als
bares System dafür gefunden, was denn tat- mit gezeichneten Plänen physischer Anlagen­
sächlich an Information gebraucht würde. teile, weil die wenig über die Funktionen ver­
raten.
Diese Thesen ergeben erste Anwendungs- Wenn aber die drei (Teil-)Modelle dieser
fälle, die Mehrleistungen in der Arbeit mit BIM Planer zu einem Koordinationsmodell zusam-

Hans Lechner 203


mengefügt werden sollen, dann müssen die Teil- kann der GP, wenn es einen solchen nicht gibt,
modelle nach gemeinsamen Regeln erstellt wor- auch der BIM-Manager oder der BIM-Fachkoor­
den sein: dinator des Objektplaners übernehmen.

ƒ Das Aufstellen, das Beachten, vor allem aber, BIM-Fachkoordinator der wesentlichen Pla-
ƒ das laufende Kontrollieren der Regeleinhal- ner (OA, TW, TA), die die eigenen Teilmodelle qua-
tung über den gesamten Planungsprozess litätssichernd überwachen und die Teilmodelle
aller Leistungsphasen der anderen Planer auf der Arbeitsebene abstim-
men.
ist eine bis dato (vor BIM) nicht erforderliche,
in den Tabellenwerten nicht eingepreiste Leis- Diese Leistungen waren vor BIM nicht not-
tung, die auch für den AG Vorteile generiert, ste- wendig, in den Tabellenwerten der HOAI.2013
hen doch damit alle Beiträge mit dem gleichen und LM.VM.2014 nicht eingepreist, und sind
Betrachtungsschlüssel zur Verfügung und kön- daher für die nächsten Auflagen nachzuführen.
nen, über die Bildkoordination der Plansichtung Es ist davon auszugehen, dass durch das
der 2D-Pläne hinaus, räumlich mit Prüftools deut- Qualitätsmanagement der BIM-Bearbeitung als
lich kollisionsärmer, an den Schnittstellen passen- Nebeneffekt auch die fachlich inhaltliche Koor­
der, überprüft werden. dination und Integration der Fachplanungen in/
Dazu haben sich drei Prüfebenen allgemeint durch die Objektplanungen gefestigt werden
durchgesetzt: wird, wobei dieser Leistungsteil durch LM.
VM.2014 abgedeckt sein sollte.
BIM-Manager, der auf Seite des AG den Be- Die Diskussionen für eine für 2022 geplante
darf des AG an BIM-Anwendungsfällen aufstellt, Neuauflage der LM.VM könnten noch weitere An-
dazu die Vorgangsweise und Regeln definiert wendungsfälle ergeben, möglicherweise gekop-
und periodisch durch Einhaltung überprüft. pelt mit einem Konzept eines Entwicklungsplans
über mehrere Jahre, anhand dessen schrittweise
BIM-Gesamtkoordinator, der auf Seite des jene Anwendungsfälle vertieft werden, die der-
GP die Vorgangsweise und Regeln und die Teil­ zeit noch nicht als Routine eingestuft werden
modelle zusammenführt und prüft. Diese Rolle können.

204 BIM und LM.VM.2022


Hans Lechner 205
Kapitel 5

Zusammenarbeit
M ARCUS WALLNER

In einem BIM-Projekt arbeiten die unterschiedlichsten Fachprojektanten


zusammen. Bei Projektstart könnte man sich fast an den Babylonischen Turm
erinnert fühlen, wenn man die völlig unterschiedlichen Interessen und Arbeits­
weisen der Beteiligten ansieht. Bei BIM geht es uns nicht nur um Modelle, Daten-
austausch und entsprechende Software, genauso wichtig sind klare Regeln für
die Zusammenarbeit. Wer muss was, wann und in welcher Qualität liefern?

206 Zusammenarbeit
Im eigenen Büro. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208
Arbeiten mit Zentraldatei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208
Arbeitsbereiche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211

Mit anderen Fachplaner:innen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212


Rollen und Berechtigungs­systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214

Modelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219

CDE (Common Data Environment). . . . . . . . . . . . . . . . . . 224


Berechtigungssysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226
Bereiche des CDE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228
Versionsmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229
Single Source of Truth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230

BIM-Regelwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231
AIA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234
BAP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234

Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236

Zusammenarbeit 207
Im eigenen Büro

„BIM ist nicht nur eine Technologie, sondern auch eine Methodik.“

PROF. D ETLEF HECK

Die Zusammenarbeit fängt schon im eige- liegt am Server und die lokale Datei ist auf der
nen Büro an. Im Normalfall arbeiten mehrere Workstation des jeweiligen Arbeitsplatzes abge-
Personen in einem Fachplaner:innenteam am legt. Im einfachsten Fall sind die Workstations
Modell. Zu CAD-Zeiten zeichnete jeder an einer über LAN (Local Area Network) mit einem Server
anderen Ansicht (Grundriss, Schnitt, …), und man im Büro verbunden. Sollten Teammitglieder aus
hoffte, dass am Ende die einzelnen Pläne auch mehreren Standorten auf den Server zugreifen
irgendwie zusammenpassen würden. In einem wollen, wird es schon etwas komplizierter.
BIM-Projekt stimmen die Ansichten immer über- Dies könnte dann zwar über ein WAN (Wide Area
ein, da sie stets vom aktuellen Stand des Modells Network) bewerkstelligt werden, aber solche
erzeugt werden. Die Problematik besteht nun da- Lösungen sind bezüglich der Performance eher
rin, dass jetzt alle gleichzeitig am selben Modell kritisch zu sehen. Es wurde dann in der Vergan-
arbeiten können. So muss nun verhindert wer- genheit oft noch ein zusätzlicher Accelerator
den, dass beispielsweise ein Teammitglied eine am Server installiert, um die Datenperformance
Wand des Modells nach rechts verschiebt und zu erhöhen. Im Fall mehrerer Standorte eines
parallel dazu ein anderes Teammitglied die Planungsbüros sollte man aber heutzutage die
gleiche Wand nach links. Zentraldatei gleich auf eine Cloud legen.
Wie funktioniert nun das Arbeiten im Team
Arbeiten mit Zentraldatei mit einer Zentraldatei? Der Schlüssel ist das
Mit Hilfe einer Zentraldatei können mehrere Entlehnen bzw. Reservieren von einzelnen Ele-
Mitarbeiter:innen zeitgleich am selben Modell menten. Die lokalen Dateien aller aktiven Team-
arbeiten. Dabei arbeitet niemand direkt in der mitglieder sind in ständigem „Funkkontakt“ mit
Zentraldatei, sondern jede:r in seiner bzw. ihrer der Zentraldatei. Je nach eingesetzter Modellier-
lokalen Instanz (Kopie) der Datei. Die Zentraldatei software kann man entweder Elemente bzw.

208 Zusammenarbeit
ganze Arbeitsbereiche für sich reservieren oder
es genügt das bloße Anklicken eines Elements,
um es zu entlehnen. Ist ein Element einmal von
einem Teammitglied entlehnt, ist es für alle
anderen gesperrt. Muss ein anderes Team­
mitglied ein gesperrtes Element bearbeiten,
kann es beim Entlehner des Elements anfragen.
Die Anfrage kann über in die Software integrier-
te, chatähnliche Tools oder ganz pragmatisch
über Sprache erfolgen. Der oder die Entlehner:in
kann dann das Element freigeben, indem er oder
sie die lokale Datei mit der Zentraldatei synchro-
nisiert. Ein Element bleit so lange im „Besitz“ des
entlehnenden Teammitgliedes, bis es von diesem
freigegeben wird. Also bitte erst nach Freigabe
aller Elemente in den Urlaub gehen.

 Abbildung 68:  Autodesk Revit, Arbeiten im 132


Autodesk screen shots reprinted courtesy of
Firmennetzwerk mit Accelerator132 Autodesk, Inc.

Im eigenen Büro 209


 Abbildung 69: Entlehnen und Teamwork133

133
Autodesk screen shots reprinted courtesy of Autodesk, Inc. und Grafisoft.

210 Zusammenarbeit
Arbeitsbereiche
Damit beim Entlehnen und Freigeben der schiedliche Strategien bezüglich der Unterteilung
Elemente keine allzu großen Probleme entstehen, in verschiedene Arbeitsbereiche. Denkbar ist eine
ist es sinnvoll, das Modell in Arbeitsbereiche zu Trennung nach Gewerken, nach Detaillierungs-
gliedern. Manche Modelliersoftware bietet schon grad, nach Geschossen, Räumen, unternehmens-
eine gute Unterteilung der Elemente in Arbeits- spezifischen Bedürfnissen und vielen anderen
bereiche an, viele Modellierer:innen präferieren Kriterien.
aber ihre eigene Einteilung. Es gibt ganz unter-

Bearbeitungsbereiche

Separate Gebäude

Raster und Ebenen

Gebäudekern

Gebäudehülle

Möbel und Ausstattung in mehreren Kategorien

Räumlich unterscheidbare Bereiche eines einzelnen Gebäudes (z.B. Gebäudeflügel)

Verknüpfte RVT- und DWG-Dateien

Behobene Raumtrennungslinien (siehe Räume und MEP-Räume)

Tabelle 18: V
 on Autodesk wird beispielsweise empfohlen, Bearbeitungsbereiche hauptsächlich zur Trennung
verschiedener Bereiche in der Konzeption eines Projekts zu nutzen

Im eigenen Büro 211


Mit anderen Fachplaner:innen

Während die Zusammenarbeit im eigenen lung der Räume ist nur ein Teil der Architekten-
Büroteam noch relativ überschaubar ist, kann es räume mit den Räumen des Haustechnikers oder
bei der Zusammenarbeit in einem BIM-Modell der Haustechnikerin ident. Versorgungsschächte
mit anderen Projektbeteiligten recht schnell um bekommen von dem Architekten oder der Archi-
einiges anspruchsvoller werden. Die Problematik tektin pro Geschoss eine Raumnummer zuge­
beginnt schon mit den unterschiedlichen Ar- wiesen, während der oder die Haustechniker:in
beitsweisen und Anforderungen der jeweiligen mit dem ganzen Schacht als eigenem Raum
Projektbeteiligten, bevor es überhaupt um BIM weiterarbeitet.
geht. Oder betrachten wir einmal Architektur und
Stellen wir einfach einmal die Arbeitsweise Statik. Die Statik denkt in ihren Planansichten
der Architektur jener der Haustechnik kurz ge- gemäß der Lastabtragung von oben nach unten,
genüber. Der oder die Architekt:in denkt in die Architektur genau umgekehrt, also gemäß
Metern oder Zentimetern, während der oder die dem Bauablauf von unten nach oben. Bei den
Haustechniker:in in Millimetern arbeitet. Bei BIM Sichtbarkeitseinstellungen im Plan will die Statik
ist das allerdings nicht mehr ganz so problema- nur die tragenden, die Architektur dagegen auch
tisch, da alle im 1 : 1-Modell arbeiten. Lediglich die nichttragenden Elemente sehen. Im Beweh-
bei der Beschriftung muss noch auf die Einheit rungsplan werden die gleichen Elemente mit an-
geachtet werden. Auf der für Architekt:innen üb- derer Beschriftung und Linienstärke dargestellt
lichen Schnitthöhe eines Grundrisses spielt sich als im Architekturplan.
in der Haustechnik eher wenig ab. Bei der Auftei-

212 Zusammenarbeit
 Abbildung 70: Achsenwunsch je nach Fachplaner:innen

 Abbildung 71: Architektur und Haustechnik haben eine unterschiedliche Raumeinteilung

Mit anderen Fachplaner:innen 213


Praxistipp
Achsen, Ebenen usw. in eigene externe Datei auslagern
Wenn die Projektplanung rechtzeitig an­ die Nordung und Normalnull in dieser Datei rich-
visiert wird, besteht die Möglichkeit, dass ein:e tig eingestellt sein. Des Weiteren sollten auch so
BIM-Manager:in vor Planungsbeginn für alle Be- früh wie möglich Ebenen und Raster vom aus
teiligten eine gemeinsame Positionierungsdatei Fachplaner:innensicht Externen BIM-Management
auf der Cloud erstellt. Diese Datei referenzieren in dieser erstellt werden. Durch die „externe
dann alle Planer:innen vor Planungsbeginn in die Erstellung“ kann es nicht vorkommen, dass ein­
Datei ihres eigenen Fachmodells. Es sollten von zelne Fachplaner:innen aus Versehen die Achsen
Anfang an schon die Nullpunkte, der Lageplan, im Projekt verschieben oder willkürlich ändern.

Die fachspezifischen Unterschiede ließen auf den klassischen Rollen entstehen mit BIM
sich noch lange weiterführen – über unterschied- neue Rollenbilder. BIM ist eine Chance für mitt­
liche Toleranzen, verschiedene Bezüge, ein an­ lere und kleinere Büros, da diese in Relation zu
deres Verständnis der Ebenen, bis hin zu den großen Büros rascher ihre Arbeitsweisen an­
unterschiedlichen Koordinatensystemen usw. passen und auf Änderungen reagieren können.
Ganz deutlich aber werden die Unterschiede bei Bei großen Büros kann eine Implementierung oft
den jeweiligen Parametern, die für die einzelnen sehr lange dauern. Es wird wohl so wie bei allen
Projektanten von Interesse sind. Auch bei Plan­ größeren Veränderung sein: Wer diese am
beschriftung und Sichtbarkeitseinstellungen schnellsten umsetzt und sich entsprechend an-
herrschen große Unterschiede. passt, hat gute Chancen, am Ende als Gewinner
dazustehen.
Rollen und Berechtigungs­ Schon ohne BIM gibt es viele unterschiedli-
che Rollen in einem Projekt. Vor allem gibt es
systeme sehr unterschiedliche Betrachtungsweisen, nach
Mit der Einführung von BIM kommen nicht denen man die Rollen in einem Projekt gliedern
nur neue Rollen im Projekt auf uns zu. Aufbauend kann. So ist den meisten von uns eine Einteilung

214 Zusammenarbeit
„Mit BIM bekommt die Rolle der Planenden für uns noch mehr Bedeu-
tung und Verantwortung. Ein gemeinsamer Konsens für Leistungsbilder
und Rollenbilder ist uns ganz wichtig.“
I NG. SABINE H RUSCHKA

der Rollen nach Fachbereichen oder projekt­ tragnehmers als BIM-Information-Manager ge-
phasenbedingter Tätigkeit durchaus geläufig. führt. Viele BIM-spezifische Rollen sind erst vor
Ebenso ist eine Betrachtung hinsichtlich Auftrag- ein oder zwei Jahren eingeführt worden, werden
geber und Auftragnehmer nicht wirklich neu. also noch viel zu selten in der Praxis angewandt.
Wenn wir aber über Rollen in BIM-Projekten spre- Des Weiteren weichen die BIM-spezifischen Rol-
chen, werden meistens neue, BIM-spezifische len in den deutschsprachigen Nachbarländern Arbeits-
materialien 
  

Rollen angesprochen. leicht ab. So kann es durchaus vorkommen, dass
aktuelle Positionen
Mit einer klaren Kategorisierung der Rollen in deutschsprachlicher Literatur auch Wider- zu BIM-Rollen

ist es aber leider nicht immer einfach. Die Be- sprüchliches zu finden ist.
trachtungsperspektiven werden leider oftmals Die erste allgemeingültige Sichtweise auf
vermengt, was in Folge zu Verwirrungen und BIM-Rollen basierte auf einer eher einfachen
Konflikten bei Berechtigungssystemen, Zustän- Einteilung selbiger. Es gab BIM-Manager:innen,
digkeiten und letztendlich Haftungen führen BIM-Koordinator:innen und BIM-Konstrukteur:in-
kann. Es werden immer wieder neue Rollen de­ nen. Diese Einteilung erkennt man teilweise heu-
finiert. te noch, wenn man beispielsweise die VDI-Richt­ VDI-
Richtlinien 
  
  
  

So wurde beispielsweise in so mancher linien heranzieht. In diesen gibt es diese drei
Fachliteratur der BIM-Hauptverantwortliche auf ursprünglichen Rollen plus eine vierte. Leider
Bauherrnseite nur als BIM-Manager, in anderer werden die Bezeichnungen der Rollen noch oft
Literatur wiederum wird dieser im Unterschied umbenannt bzw. mehr oder weniger
zum BIM-Verantwortlichen auf Seiten des Auf- gelungen eingedeutscht.

Informationsmanager:innen entspricht BIM-Manager:innen


Informationskoordinator:innen entspricht BIM-Koordinator:innen
Informationsautor:innen entspricht BIM-Autor:innen
(früher:e BIM-Konstrukteur:innen)
Informationsnutzer:innen entspricht BIM-Nutzer:innen (neu)

Tabelle 19: B
 IM-Rollen nach VDI134

134
VDI 2552 Blatt 1/Part 1 S. 13.

Mit anderen Fachplaner:innen 215


Praxistipp
Ein BIM-Bibliothekar?
Man kann die BIM-Rollen nicht nur auf ein Bibliothekar:in“ mehr als eine Überlegung wert.
einzelnes Projekt beziehen, man kann sie auch Es wäre sehr hilfreich, wenn eine Person den Über-
bezüglich der gesamten Projekte innerhalb eines blick über die verschiedenen BIM-Standards eines
Büros betrachten. Aus dieser Sicht ist ein:e „BIM- Büros hätte und diese ständig pflegen würde.

Eigentlich sollte es zu jeder Rolle ein Leis- mit Hilfe des BAP im Sinne eines „lebenden
tungsbild geben, so wie wir es bei unseren klas­ Dokumentes“ laufend fortgeführt. Die klassische
sischen Leistungen kennen. Leider lässt sich bis Projektsteuerung wäre für die Rolle der BIM-
jetzt weder in der LM.VM, der HOA oder anderen Projektsteuerung geeignet, sofern sie ein ent-
vergleichbaren Regelwerken wirklich Konkretes sprechendes IT-Verständnis mitbringt. Zu AIA
zu Leistungsbildern im Bereich BIM finden. Der- und BAP kommen wir im Laufe dieses Kapitels
zeit arbeiten verschiedene Interessensgruppen noch.
an der Entwicklung entsprechender Leitungs­ Auf Seiten des Auftragnehmers steht als
beschreibungen für BIM-Rollen. Hauptverantwortliche:r bezüglich BIM die bzw.
Die ursprünglichen drei Rollen wurden im der BIM-Gesamtkoordinator:in (BGK). Diese:r ist
Laufe der letzten Jahre differenzierter betrachtet verantwortlich für die korrekte Umsetzung der
und von Land zu Land leicht unterschiedlich BIM-Ziele von BPL bzw. BPS und somit auch der
weiterentwickelt. Für Österreich steht nun die oder die erste Ansprechpartner:in dieser beiden
 buildingSMART
  Einteilung gemäß buildingSMART Austria zur AG-Vertreter:innen. Seine oder ihre wichtigste
BIM-Leistungsbilder
für Hoch- und
Disposition. In dieser Einteilung gibt es sogar Aufgabe ist die ständige Kontrolle der Abstim-
Tiefbau zwei BIM-Management-Rollen auf Seiten des AG. mung zwischen den einzelnen Fachmodellen.
Die erste ist die der BIM-Projektleitung (BPL). Als Hauptinstrument bedient sich die BGK dazu
Diese ist zu Beginn des Projektes gefordert, wenn eines Koordinationsmodells.
es darum geht, Anforderungen, Ziele, Daten- Die Vorstufe zur BGK auf Fachplaner:innen­
strukturen und sonstiges Grundsätzliches für das ebene ist die BIM-Fachkoordination (BFK). Meist
Projekt festzulegen. Dies alles wird von der BPL ist dies nur eine Person pro Fachplaner:in. Die
über die AIA vertraglich verankert. BFK ist für die Qualitätssicherung sowohl der
Wenn das Projekt einmal angelaufen ist, ausgehenden als auch der eingehenden Daten
kommt die BIM-Projektsteuerung (BPS) ins Spiel. verantwortlich. Sie ist außerdem dafür verant-
Sie vertritt den AG bezüglich der im Projektver- wortlich, dass die BIM-Ziele aus Sicht des jewei­
lauf nötigen ständigen Anpassungen der in den ligen Fachplaners oder der Fachplanerin ordent-
AIA formulierten Ziele. Diese werden von der BPS lich umgesetzt werden.

216 Zusammenarbeit
„Seit über 10 Jahren setzen wir als Planungspartner auf den Einsatz
von BIM im konstruktiven Ingenieurbau. BIM hat uns geholfen, die
Planungsqualität an entscheidenden Stellen zu erhöhen.“
DI D R. HANS-M ARTIN LEITNER

 Abbildung 72: Struktur und Rollen der BIM-bezogenen Organisationseinheiten135

Was anderen Ortes als Informationsautor:in Zu guter Letzt gibt es noch die BIM-Örtliche
oder als BIM-Konstrukteur:in bezeichnet wird, Bauaufsicht (BIM-ÖBA). In den seltensten Fällen
ist bei uns die BIM-Erstellung (BE). Hier finden wir wird es sich hier um eine völlig neue Rolle han-
die fachspezifischen Planer:innen, die nun nicht deln, denn die klassische ÖBA wird wohl in Zu-
mehr zeichnen, sondern modellieren. Die Umstel- kunft auch noch auf eine korrekte Umsetzung
lung wird dem einen oder anderen nicht ganz der BIM-Ziele auf der Baustelle achten müssen.
leicht fallen, da bei BIM ein viel höherer Grad an
genauer Arbeit gefordert wird, als dies früher Vgl. Eichler, C. C. et al., BIMcert Handbuch – Grund­
135

nötig war. lagen­wissen open BIM, S. 109.

Mit anderen Fachplaner:innen 217


Reality-Check
Automatische Objekterkennung Punktwolke

Das hört sich nun nach einer großen Menge Projekt würden oft nicht annähernd für eine Voll-
an Personal an. Aber keine Angst, nur in wenigen beschäftigung reichen. So kann beispielsweise
Großprojekten werden all diese Rollen mit einer die Person, die für die Projektleitung in der
oder mehreren eigens dafür zuständigen Per­ Architektur zuständig ist, die BIM-Koordination
sonen besetzt. zumindest für die Architektur übernehmen. Diese
Ein kleines Büro hat hier genauso Möglich- Personalunion ist bei überschaubaren Projekten
keiten. Die meisten Rollen werden in kleinen und sogar eher von Vorteil, denn es muss die Infor­
mittleren Projekten eher als zusätzliche Aufgaben mation nicht immer erst zwischen zwei Personen
umgesetzt. Die Tätigkeiten einer Rolle in so einem weitergegeben werden.

218 Zusammenarbeit
Modelle

In einem BIM-Projekt werden die Informa­ So zweigt beispielsweise das Einreichmodell in


tionen mit Hilfe von Modellen bearbeitet und eine Sackgasse ab. Es enthält spezielle Informa-
weitergegeben. Viele tragen die Vorstellung von tionen, die im weiteren Planungsablauf nicht
dem einen BIM-Modell in sich. Diese „Ein-Modell- mehr weitergeführt werden. Das As-Planned-
Vorstellung“ ist aber nur ein Mythos. In einem Modell stellt den geplanten und für die Ferti-
BIM-Projekt gibt es nicht das eine BIM-Modell, gung des Bauwerks vorgesehenen Soll-Zustand
sondern sehr viele Modelle für unterschiedliche dar (Bau-Soll). Es handelt sich um einen digitalen
Aufgaben. So sieht im selben Projekt das BIM- Prototyp. Wir alle wissen, dass es zwischen dem
Modell, in dem die Architektur arbeitet, ganz geplanten Bauwerk und dem tatsächlich aus­
anders aus als das BIM-Modell, mit dem die BIM- geführten Zustand (Bau-Ist) zu teils erheblichen
Gesamtkoordination beispielsweise Kollisionen Unterschieden kommt. In der Praxis wird hier das
prüft. Das eine BIM-Modell, das alles beinhaltet, As-Planned-Modell mit Hilfe eines Laserscans
gibt es also nicht. So stellt sich die Frage, wo alles durch ein neues As-Built-Modell ersetzt. Im
zusammengeführt und gesammelt wird. Dafür weiteren Verlauf wird ein Extrakt aus diesem
gibt es in einem BIM-Projekt die gemeinsame As-Built-Modell mit Facility-Management-
Plattform, das CDE (siehe folgendes Unterkapitel). relevanten Informationen angereichert und zum
Genauso ist auch die Vorstellung, dass das FM-Modell.136 Wir sehen also, es gibt für die ver-
gleiche Modell im Lauf des Projektes immer nur schiedensten Bedürfnisse die jeweils entspre-
weiterbearbeitet und angereichert wird, nicht chenden BIM-Modelle. Meist sind diese auf den
immer zutreffend. Die Planung beginnt mit jeweiligen Bedarf reduziert.
As-Planned-Modellen, es gibt aber immer wieder
Abzweigungen im Lauf der Weiterentwicklung. Christine Horner, BIM kompakt.
136

Modelle 219
 Abbildung 73:  Auszug Teilmodelle, am Beispiel B[R]G Sillgasse137

Die häufigste Unterteilung der BIM-Modelle modell auch noch in Teilmodelle. Das TGA-
ist wohl die Einteilung in Fachmodelle. Für das Modell besteht meist aus Teilmodellen für
Projektmodell werden alle Fachmodelle ver­ Heizung, Lüftung, Sanitär, Elektro und andere.
einigt. Jeder Fachbereich arbeitet an seinem
eigenen Fachmodell: die Architektur am Archi-
tekturmodell, die Statik am Tragwerksmodell
usw. Oft unterteilt sich das entsprechende Fach- Horner (2021), S. 9.
137

220 Zusammenarbeit
Fachmodell Teilmodell
Architekturmodell Umgebungsmodell
Baumassenmodell und Volumenmodell
Raumprogramm
Rohbaumodell
Ausbaumodell
Fassadenmodell
Türliste
Einrichtungs- und Designmodell
Freianlagenmodell
Belichtungsmodell
Visualisierungsmodell
Tragwerksmodell Tragwerksberechnungs- und Bemessungsmodell
Bewehrungsmodell
Schalmodell
Baugrubenmodell
Bauphysikmodell Thermisches Bauphysikmodell
Schallschutz- und Raumakustikmodell
Bauphysik-Berechnungs- und Simulationsmodell
Brandschutzmodell
Haustechnikmodell Heizungsmodell
Lüftungs- und Klimatisierungsmodell
Sanitärmodell
Elektromodell
Weitere ergänzende Teilmodelle Flächenwidmungs- und Bebauungsplanmodell
Lage-, Höhen-, Achs- und Geländemodell
Laserscanmodell
Stadtmodell
Baustelleneinrichtungsmodell

Tabelle 20: Auflistung Fachmodelle und deren Teilmodelle138

Nach Christine Horner, BIM kompakt, S. 59 ff.


138

Modelle 221
 Abbildung 74: Unterteilung nach Fachrichtungen

Im eigenen Fachmodell (bzw. Teilmodell) ar- Die einzelnen Fachmodelle müssen ständig
beiten ständig verschiedene Mitarbeiter:innen. abgestimmt werden. Am wichtigsten ist hier die
Das Fachmodell (bzw. Teilmodell) hat fast immer Kollisionskontrolle. Die BIM-Gesamtkoordination
einen „work in progress“-Status. Die andauern- (BGK) fordert in regelmäßigen Abständen Refe-
den Änderungen sind auch nicht für andere Fach­ renzmodelle der einzelnen Fachmodelle ein und
planer:innen gedacht. setzt diese dann zu einem Koordinationsmodell
Steht ein sogenannter Datadrop (Übergabe- zusammen. Zu den üblichen Überprüfungen kann
punkt) des Modells an, wird, ähnlich wie bei die BGK auch noch das Koordinationsmodell dem
einem neuen Planindex in der klassischen Anforderungsmodell gegenüberstellen, um
Planung, auf eine zwischenzeitliche Konsolidie- weitere Fehler zu erkennen. Die bei der Prüfung
rung des Modells hingearbeitet. Das Modell erkannten Fehler und Probleme werden ab­
wird dann am besten als Referenzmodell über- schließend an die betroffenen Fachplaner:innen
geben. kommuniziert.
Ein Referenzmodel wird so abgespeichert, Zur Vervollständigung unserer Vorstellung
dass es von Dritten später nicht mehr verändert eines BIM-Modells sei noch erwähnt, dass ein
werden kann. Aus technischer Sicht steht dafür BIM-Modell nicht zwangsweise geometrische
 Kapitel 4, S. 195
  beim IFC4-Format eine eigene MVD, die Elemente besitzen muss. So kann das geforderte
MVD Reference
View
Reference View, zur Verfügung. Da dieses Raumprogramm bei einem Wettbewerb als An-
Referenzmodell nicht mehr verändert werden forderungsmodell gesehen werden. Aber auch
kann, ergibt sich eine klare Schnittstelle der Auswertungsmodelle wie Türlisten sind BIM-
Verantwortlichkeiten. Modelle.

222 Zusammenarbeit
 Abbildung 75: Zusammensetzung des Koordinationsmodells am Beispiel des Projekts Bio-Institut Raumberg139

Eichler, C. C. et al., BIMcert Handbuch – Grundlagenwissen open BIM, S. 95.


139

Modelle 223
CDE (Common Data Environment)

Erst eine entsprechend BIM-fähige Software haben, mit 25 % markant höher (siehe Ab-
macht es möglich, BIM auch zu praktizieren. Mo- bildung 76).
mentan ist die BIM-Software auf gewisse Funk­ Das CDE kann je nach Projekt verschiedene
tionalitäten oder Projektphasen spezialisiert und Ausformungen annehmen. Bei Generalunterneh-
bietet keinerlei einheitliche Datenkonsistenz über mer:innen kann ein einfacher Projektserver schon
den gesamten Projektzeitraum. Eine der Grund- ausreichen, kommen Externe hinzu, muss min-
ideen von BIM ist aber, dass die Daten, wenn sie destens schon ein Extranet mit VPN-Zugängen
einmal angelegt wurden, entlang des kompletten eingerichtet werden. Realistisch gesehen, wird es
Lebenszyklus eines Projektes gewartet werden in Zukunft fast nicht möglich sein, Projekte ohne-
und erhalten bleiben sollten. Dazu braucht es Cloud-basierte CDEs abzuwickeln.
einen zentralen, von allen am Projekt Beteiligten Oft wird vom AG schon in der Ausschreibung
genutzten virtuellen Projektraum, das sogenann- vorgegeben, welches CDE im Projekt zu ver­
te Common Data Environment (CDE). Das CDE ist wenden ist. Sinnvoll wäre es, wenn der AG dann
eine der Grundbedingungen, um bezüglich des gleich die entsprechende CDE-Infrastruktur
BIM-Reifegrades die Anforderungen an Level 2 (Server, CDE-Lizenz, Zugangs- bzw. Berechti-
zu erfüllen. Zurzeit wird nur in relativ wenigen gungsverwaltung) zur Verfügung stellt. Dann
Projekten ein CDE eingesetzt. ist der AG aber auch für Ausfallssicherheit,
Die Nutzung von Common Data Environ- Performance, Zugriffsmöglichkeiten und ent­
ments (CDE) findet innerhalb der befragten Stich- sprechende Sicherheit verantwortlich.
probe aktuell noch keine große Verbreitung in Auf dem CDE setzt eine Software auf, welche
der Praxis – lediglich etwa 5 % der Befragten aus die Verwaltung der Daten auf dem CDE ermög-
den Ingenieurbüros und ca. 9 % der Mitglieder licht. Diese Softwareprodukte entwickeln sich zur
der ZT Kammer gaben an, aktuell CDE zu nutzen. Zeit gerade rasend schnell, bieten aber leider bei
Bei den Baumeisterbetrieben ist dieser Anteil Weitem noch nicht alle gewünschten Funktionen
unter jenen Befragten, die die Frage beantwortet an. Viele Softwareprodukte setzen auf einer

224 Zusammenarbeit
 Abbildung 76:  Nutzung CDE

eigenen herstellerabhängigen Cloud auf. Bei neben den allgemeinen Austauschformaten auch
einer Cloud, die vom Hersteller der CDE-Software die proprietären Formate dieses Herstellers zu
zur Verfügung gestellt wird, ist es meist möglich, verwenden.

 Abbildung 77:  Das CDE übernimmt als zentrale Plattform viele Funktionen

CDE (Common Data Environment) 225


Die Sicherheitsanforderungen an ein CDE Das CDE ist mehr als ein einfaches DMS
sind nicht zu unterschätzen. So sollte das CDE- (Dokumentenmanagementsystem) oder ein
Environment über SSL-Verschlüsselung und Fileserver. Man kann es durchaus als die zentrale
Multi-Faktor-Authentifizierung verfügen und Projekt­datenbank mit entsprechender Ver­wal­
auch Single-Sign-On unterstützen. Eine Zerti­ tungs­software verstehen. Hauptsächlich handelt
fizierung nach ISO 27001 wäre wünschenswert. es sich bei den Daten um drei große Bereiche.
Die Einhaltung der Europäischen DSGVO ist zwin- Zum einen umfasst dies alle jene Modelle, die
gend. Im Rahmen dessen sollte auch der Server- zum Projekt gehören, zum anderen auch alle
standort beachtet werden. Bei öffentlichen Pro- möglichen Dokumente, die ebenso zu diesem
jekten ist es zumindest theoretisch ein Muss, dass zählen, sowie auch die gesamte Projektkommuni-
die Daten nicht auf einem Server außerhalb Euro- kation. Es kann sich also sowohl um grafische als
pas liegen. auch um nicht-grafische Informationen handeln.

BIMcollab https://www.bimcollab.com/de

BIM 360 https://www.autodesk.com/bim-360/

BIMPLUS https://www.bimplus.net/de/

BIMcloud https://graphisoft.com/solutions/products/bimcloud

thinkproject https://thinkproject.com/de/produkt-familie/common-data-
environment-cde/

Trimble Connect https://connect.trimble.com/

Projectwise https://www.bentley.com/en/products/brands/projectwise

Aconex https://www.oracle.com/at/industries/construction-engineering/aconex-
project-controls/

Tabelle 21: Auswahl von CDE-Anbietern

Berechtigungssysteme chen nur eingeschränkt handeln. Beispielsweise


Das CDE ist eine Kollaborationsplattform, die hat es dann nur Leserechte, darf das Dokument
durch ein auf Rollen basiertes Berechtigungssys- aber nicht publizieren. Oft ist es gar nicht so ein-
tem in „virtuelle Teilbereiche“ unterteilt werden fach, die Rollen- und Berechtigungssysteme zu
kann. So sieht jedes Projektmitglied nur jene Be- verstehen. Eine Berechtigung für einen entspre-
reiche, die auf Grund seiner Berechtigungen für chenden Teilbereich des CDE wird auf Grund ihrer
ihn bestimmt sind bzw. darf es in gewissen Berei- Rolle entweder einer Gruppe oder einer einzel-

226 Zusammenarbeit
nen Person zugewiesen. Hat eine Person mehrere für drei Bereiche: gesamte Ordner, einzelne Datei-
Rollen in einem Projekt oder sogar unterschied- en und Aufgaben. Aus IT-Sicht gibt es in den
liche Rollen in mehreren Projekten, kann es meisten Systemen noch Sonderrollen mit den
schnell unübersichtlich werden oder gar zu Be- dazugehörigen Berechtigungen wie etwa einen
rechtigungskonflikten führen. Projekt- oder Softwareadministrator und even­
Wir betrachten jetzt erst einmal nur die Be- tuell sogar einen eigenen Lizenzmanager. Wir alle
rechtigungsthematik von Seiten der software- kennen aus Programmen wie Excel die Unter-
technischen Möglichkeiten. Leider ist es zur Zeit scheidung in Lese- und Schreibrechte. Welche
kaum möglich, die Verantwortlichkeiten aus Berechtigungen gibt es nun aber in einem CDE?
managementtechnischer Sicht 1 : 1 mit den da- In einem CDE gibt es schon etwas mehr, beson-
tentechnischen Berechtigungen eines CDE umzu- ders im Hinblick auf Freigabe/Weitergabe und
setzen. Die Berechtigungen gelten hauptsächlich Publikation von offiziellen Plänen und Modellen.

Berechtigungsstufen

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Diese Benutzer:innen/Rollen/Firmen können Dokumente anzeigen sowie private Markierungen
hinzufügen und Aufgaben erstellen.

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fügen und Aufgaben erstellen.

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anzeigen.

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Diese Benutzer:innen/Rollen/Firmen können eigene Dokumente an andere Teammitglieder weiter-
leiten und beliebige andere Dokumente in diesem Ordner anzeigen.

Ordnerkontrolle:
Diese Benutzer:innen/Rollen/Firmen können eigene Dokumente für andere Teammitglieder frei­
geben sowie beliebige andere Dokumente in diesem Ordner anzeigen und bearbeiten. Mit der Be-
rechtigung „Ordnerkontrolle“ können sie in diesem Ordner außerdem Aufgaben ausführen, die nor-
malerweise dem Projektadministrator vorbehalten sind. Dazu gehören das Erstellen von Planköpfen,
das Hinzufügen von Projektmitgliedern, das Verwalten von Berechtigungen und das Bearbeiten von
Satzzuordnungen. Diese Berechtigungsebene bietet den umfassendsten Zugriff auf Ordner.

Tabelle 22: Beispiel für Berechtigungsstufen in BIM 360

CDE (Common Data Environment) 227


Bereiche des CDE
Das CDE dient zum Austausch, zur Abstim- gefeilten Berechtigungssystem und einem ent-
mung und zur Koordination von Projektinforma- sprechenden Versionsmanagement auch noch
tionen. Im Laufe eines Projektes kann so ein CDE eine entsprechende Struktur in unserem CDE.
recht schnell sehr groß werden. Bevor man sich Für die Einteilung in Bereiche gibt es schon seit
 ÖNORM
  versieht, greifen schon einmal mehr als 100 Fir- einiger Zeit die ISO 19650-1. Diese teilt das CDE in
ISO 19650-1
men bzw. mehr als 1.000 Personen auf dieses zu. vier große Bereiche mit entsprechenden Regeln
Damit ein CDE noch übersichtlich verwaltet wer- für die Übergabe in den jeweils nächsten Bereich
den kann, benötigen wir dann neben einem aus- ein.

A
 bbildung 78: ÖNORM ISO 19650-1 CDE Konzept140

Vgl. ÖNORM EN ISO 1950-1, S. 39.


140

228 Zusammenarbeit
Zu Beginn wird im „work in progress“- Vor allem aber werden hier alle Modelle vom
Bereich gearbeitet. Jede Firma (task team) arbei- BIM-Gesamtkoordinator(BGK) zusammengestellt
tet in ihrem eigenen „work in progress“-Bereich. und hinsichtlich ihrer Qualität geprüft. Bei auf­
Wie der Name schon sagt, sind diese Daten ge­ tretenden Mängeln wird die Datei wieder mit
rade mitten in der Bearbeitung. Man könnte dies entsprechenden Anmerkungen, am besten im
ein wenig mit den „Vorabzügen“ aus der CAD- BCF-Format, an das entsprechende Team in den
Welt vergleichen. Über das Berechtigungssystem „work in progress“-Bereich zurückverwiesen.
sollte unbedingt gewährleistet sein, dass jeder Sobald die Dateiversion im „shared“-Bereich
„work in progress“-Bereich nur für den jeweiligen keine Mängel mehr aufweist und alle Anforde-
Owner (task team) des Bereiches sichtbar und rungen des Qualitygates der jeweiligen Projekt-
editierbar ist, auf keinen Fall aber für andere phase entsprechen, kann die BIM-Projektsteue-
Teams. Nicht zuletzt aus juristischer Sicht ist fest- rung (BPS) die Daten in den „published“-Bereich
zuhalten, dass die Daten in diesem Bereich nicht übermitteln. In diesen Ordner werden die Daten
freigegeben und nur für den internen Gebrauch meist nur mit Abschluss einer Projektphase trans-
eines Teams bestimmt sind. feriert. Die Daten in diesem Bereich sind zur
Bevor ein Team seinen internen Datenstand endgültigen Verwendung gedacht. So sollten
freigibt, sollte im Rahmen des Qualitätsmanage- hier Daten zu Kosten, Terminen, Verträgen sowie
ments der interne BIM-Fachkoordinator:innen der entsprechende Stand der Modelle zum Ab-
(BFK) die Daten nochmal mit den IDMs (Infor­ schluss aller Projektphasen zu finden sein. Nach
mation Delivery Manual) gegenchecken. Sind alle Fertigstellung des Projektes werden die finalen
zu diesem Zeitpunkt geforderten Ziele mit ent- Modelle aus dem „published“-Bereich als PIM
sprechendem LOD erfüllt, übermittelt er diesen (Projektinformationsmodell) und AIM (Asset­
Stand in den „shared“-Bereich. Diese Freigabe informationsmodell) an den Bauherrn über­
darf normalerweise nur vom Owner-Team aus­ geben.
geführt werden, eigentlich sollte nur der BFK des
Owner-Teams über die entsprechende Berech­ Versionsmanagement
tigung verfügen. Bleibt uns noch ein kurzer Blick auf den vier-
Im „shared“-Bereich findet die eigentliche ten Bereich, das Archiv. Ins Archiv können Daten
Abstimmung und Koordination der Daten statt. aus allen drei vorhergehenden Bereichen abge-
So können die hier veröffentlichten Modelle mit legt werden. Am wichtigsten ist das Archivieren
den Modellen anderer Fachplaner:innen referen- aller Versionen der Daten, die „geshared“ oder
ziert bzw. verlinkt werden. Bei Überlagern ent- „gepublished“ wurden. Mit Hilfe des im Hinter-
sprechender Fachmodelle findet natürlich auch grund des CDEs laufenden Versionsmanage-
eine Kollisionskontrolle statt. Die Kollisions­­- ments bekommen alle abgelegten Daten über
kon­trolle ist einer der ganz großen Vorteile von einen Metatag eine Versionsnummer zugewiesen.
BIM. Hier können entscheidende Fehler und die Durch die Versionierung des Archives entstehen
damit verbundenen Kosten vermieden werden. neue Möglichkeiten.

CDE (Common Data Environment) 229


Im Rahmen des Qualitätsmanagements Single Source of Truth
kann man sogenannte „audit trails“ durchführen. Beim CDE gilt das berühmte Filmzitat: „Es
Man kann also rückwirkend feststellen, wer, was, kann nur einen geben.“ Grundlegend entschei-
wann und in welcher Qualität geliefert hat. dend ist, dass es innerhalb eines Projektes nur ein
Das eröffnet verständlicherweise eine Reihe von „leading system“, also ein zentrales CDE, gibt.
Möglichkeiten, die man ohne BIM nicht hätte. Das bedeutet, jedes Datenelement darf nur ein
Das CDE kann beispielsweise alle Berechtigten Mal an einem bestimmten Ort existieren. Alle
automatisch über die Verfügbarkeit einer neuen Daten müssen im zentralen Datawarehouse des
Version informieren. Über das Versionsmanage- CDE abgelegt sein und es sollte keine Redundan-
ment lässt sich die aktuelle Version jederzeit mit zen auf anderen Speicherorten geben. Somit
der vorletzten vergleichen, um mit einem Blick wird von allen Beteiligten immer auf den selben
zu sehen, was geändert wurde. Man kann schnell Ort zugegriffen und folglich ist es dann ein Leich-
auf ältere, detailliertere Versionen zugreifen, man tes, immer zu wissen, welches die aktuelle Ver­
kann feststellen, ob eine benötigte Information sion ist, um dadurch zu verhindern, dass veraltete
zum Zeitpunkt X überhaupt verfügbar war und Pläne auf die Baustelle kommen. Zudem werden
vieles mehr. Aber es macht uns auch viel kontrol- mit einer „single source of truth“ Doppelarbeiten
lierbarer. Zudem stellen die gespeicherten Ver­ auch entscheidend verhindert.
sionen einen essentiellen Bestandteil des Daten-
sicherungskonzeptes dar.

Vorteile eines CDE


Jederzeit von überall Zugriff auf alle projektrelevanten Daten
Verbesserte Abstimmung der Fachmodelle
Klare Abgrenzung der Verantwortlichkeiten durch Berechtigungen
Verbessertes Qualitätsmanagement
Unzahl an Auswertungsmöglichkeiten
Verbesserte Projektdokumentation
Vermeidung von Fehlern durch Redundanzen
Leichter Versionsvergleich
Komplette Daten für Projektübergabe
Verbesserte Archivierung

Tabelle 23: Zusammenfassung der Vorteile eines CDE

230 Zusammenarbeit
BIM-Regelwerke
Ohne abgestimmte Regeln geht es nicht

Es ist sicher keine Überraschung, dass es Auftraggeber definiert werden. Die AIA definiert
auch in einem BIM-Projekt für alle klar definierte die BIM-Ziele und liefert somit die inhaltliche
Regeln geben muss. Einheitliche Vorgaben für Grundlage des BAP. Eigentlich sind die Themen-
Bezeichnung, Modellierung, Datenstruktur und bereiche von AIA und BAP sehr ähnlich, wobei im
Zusammenarbeit bilden die unerlässliche Voraus- AIA der oder die Auftraggeber Ziele und Anfor­
setzung für BIM. Grundlage für den Erfolg im derungen definiert, während im BAP der Auftrag-
BIM-Projekt sind eine klare Strategie mit einer nehmer aufzeigt, mit welchen Mitteln diese er-
realistischen Definition der BIM-Ziele sowie der reicht werden sollen.
BIM-Rollen.141 Nun stellt sich die Frage, wer braucht einen
Dazu wurden spezielle BIM-Regelwerke AIA und einen BAP. Machen sie eher nur bei
entwickelt. Diese kann man als Ergänzung zu den Großprojekten Sinn? Kann man sich das in klei-
Projekthandbüchern verstehen, um die BIM-Ziele nen Projekten überhaupt leisten? AIA und BAP
zu erreichen. Aus den ursprünglich in England sind für fast alle Projekte zu empfehlen und man
entwickelten „employer’s information require- muss ja bei kleineren Projekten nicht gleich weit
ments“ und dem „BIM execution plan“ wurden über 100 Seiten verfassen. Man kann AIA und BAP
bei uns schnell die AIA (Auftraggeber Infor­ auch auf die allerwichtigsten Themen reduzieren
mationsanforderungen) und der BAP (BIM und so den Aufwand vertretbar halten. Allein
Abwicklungsplan). aber das Anlegen eines AIA, wenn auch nur in
Oft stehen am Anfang eines Projektes erst knapper Form, hilft Auftraggebern auch zu er-
einmal die BIA (Betreiber Informationsanfor- kennen, welche Informationen zum Erreichen
derungen). In diesen legt der Betreiber seine ihrer Projektziele nötig sind142 und Klarheit über
Anforderungen an die Datenqualität hinsichtlich
Struktur und Detaillierungstiefe fest, welche er Vgl. BIM-Prozessqualität DBV.
141

für den zukünftigen Betrieb benötigt. Diese BIA Vgl. Eichler, C. C. et al., BIMcert Handbuch – Grund­
142

liefern schon einen Teil der Ziele, die im AIA vom lagen­wissen open BIM, S. 95.

BIM-Regelwerke 231
 Abbildung 79: BIM-Regelwerk in seiner Entstehungsreihenfolge

 Abbildung 80: Wirkungsbereiche der BIM-Regelwerke143

Eichler, C. C. et al., BIMcert Handbuch – Grundlagenwissen open BIM, S. 103.


143

232 Zusammenarbeit
ihre Ziele und Anforderungen zu gewinnen. Der machen und vom Auftragnehmer einen BAP ver-
BAP dagegen zwingt die Auftragnehmer mehr langen. Dann stellt sich die Frage, wie dies ver­
oder weniger zu einer gemeinsamen Lösungs- gütet wird. Darüber wird zurzeit noch heftig de-
strategie. Durch das Erstellen dieser Dokumente battiert. Klar sollte aber sein, dass die Lieferung
wird auf jeden Fall das Risiko, dass Auftraggebern von speziellen Daten für den zukünftigen Betrieb
und Auftragnehmer aneinander vorbeireden, des Bauwerks eine Mehrleistung im Vergleich zur
deutlich minimiert. traditionellen Planung ohne BIM darstellt. Und
Generell sind AIA und BAP noch nicht ge- generell kostet in der freien Marktwirtschaft eine
setzlich vorgeschrieben. Der Auftraggeber kann Mehrleistung auch mehr.
dies aber für sein Projekt verpflichtend geltend

Bereich Beispiele
Grundlegendes Planungsmethode
Projektinformationen
Milestones/Zeiträume
Projektorganisation Leistungsbilder/BIM-Rollen
Verantwortliche
Modellvorgaben Modellstruktur
Objekt- und Klassenstruktur
Modellierrichtlinien
Struktur Fach- und Teilmodelle
Detaillierungsgrad
IT-Vorgaben Datenqualität
Softwareprodukte
Datensicherung
Versionierung
Zusammenarbeitsplattform
Anwendungsfälle Modellprüfung
AVA

Tabelle 24: Inhaltliche Bereiche AIA/BAP

BIM-Regelwerke 233
Praxistipp

Bei Werkverträgen schuldet der Werkunter- lung möglichst sorgfältig gearbeitet und der
nehmer die mängelfreie Herstellung des Werks. geschuldete Erfolg bereits detailliert definiert
Aus diesem Grund sollte bei der Vertragserstel- werden.

AIA BAP
 Arbeits-
  Es gibt sicher keinen AIA, der für alle Auftrag- Wenn wir nun den AIA als Lastenheft verste-
materialien
Mustervorlagen für
geber perfekt ist. Jeder hat seine eigenen Anfor- hen, stellt der BAP ein Pflichtenheft dar, welches
AIA und BAP derungen und Datenstrukturen. Um beim Erstel- im Lauf der Zeit zu einem Projekthandbuch he­
len eines AIA aber nicht völlig im Nichts anfangen ranwächst. Über die Ausschreibung erhalten po-
zu müssen, finden sich auf unserem Arbeits­ tentielle Auftragnehmer die AIA für das Projekt.
bereich im Internet eine Reihe von Vorlagen für Daraufhin arbeitet die BIM-Koordination seitens
AIAs. Diese können jederzeit als Grundlage eines des Auftragnehmers ein erstes Lösungskonzept
eigenen AIA verwendet werden. in Form eines ersten BAP („pre-contract BAP“)
Die AIAs in unserem Arbeitsbereich sind sehr aus. Nach Auftragserteilung wird aus dem „pre-
ausführlich. Es ist möglich, nur einen Teil der Bau- contract BAP“ der eigentliche BAP. Dieser ist dann
steine für den eigenen Bürostandard zu verwen- als „lebendes Dokument“ zu verstehen, denn im
den. Laufe eines jeden Projektes kommt es notwen­
Im Normalfall sollten die AIA von der BIM- digerweise zu Änderungen. Die deshalb nötigen
Projektleitung seitens des Auftraggebers erstellt Anpassungen bespricht die BIM-Projektsteue-
werden. Der AIA wird einmal zu Projektbeginn rung in den Koordinationssitzungen und hält
erstellt und sollte dann Bestandteil der Ausschrei- diese über die Fortschreibung des BAP fest.
bung für die Ausführung sein. Im klassischen Sinn
kann man den AIA als Erweiterung des Lasten­ https://www.buildingsmart.co.at/muster-aia-
heftes verstehen. Es hat sich durchgesetzt, BIM- und-muster-bap/
Anforderungen in einer Vertragsanlage „Auftrag-
geber-Informationsanforderungen“ zu regeln.144 Eschenbruch, BIM und Recht.
144

234 Zusammenarbeit
Rechtstipp

Bei der Qualifikation von digitalen BIM- Verträge zur Erbringung der Planungsleistungen
Modellen ist entscheidend, diese rechtlich richtig sind daher meistens als Werkverträge zu quali-
einzuordnen. Aus unterschiedlichen BIM-Model- fizieren.146
len können – je nach rechtlicher Beurteilung – Die Haftungsverhältnisse werden insbeson-
unterschiedliche Haftungsverhältnisse ent- dere dann kompliziert, wenn einzelne Fachmodel-
stehen.145 le zu einem Gesamtmodell zusammengeführt
Bei BIM-Prozessen haben die Auftragnehmer werden. Nur, wenn die diesbezüglichen Abläufe
in der Regel Planungsleistungen zu erbringen. klar strukturiert und die Aufgabenfelder getrennt
Ziel dieser Planungsleistungen ist die Erstellung sind, kann eine klare Verantwortungs- und Haf-
und Bearbeitung von Gebäudemodellen. Die tungszurechnung vorgenommen werden.147

D R. G EORG SEEBACHER UND M AG. THOMAS S CHWAB


zur Haftung bei digitalen BIM-Modellen

Eschenbruch/Leupertz, BIM und Recht2 (2019), BIM-Koordination, Rz 71.


145

Brauneis, Schriftenreihe der österreichischen Plattform 4.0, Haftungs- und Gewährleistungsrecht bei BIM-
146

Verträgen, S. 47.
Benes/Fritz/Madl, BIM – Folgen der Anwendung von BIM auf Warnpflicht und Haftung, in Berlakovits/Hussian/
147

Kletecka (Hrsg), Festschrift Georg Karasek, S. 66.

BIM Regelwerke 235


Literaturverzeichnis

 Bormann, A. et al., Building Infomation


Modeling – Technologische Grundlagen und
industriele Praxis. Berlin, Heidelberg. Springer-
Verlag (ISBN 978-3-658-05605-6)
 Eichler, C. C. et al., BIMcert Handbuch –
Grundlagenwissen open BIM. Mironde-Verlag
(ISBN 978-3-96063-034-0)
 Horner (2021), BIM Reality Check: „Mixed
BIM“ – die gelebte Praxis
 ÖNORM EN ISO 1950-1: 2019-04-15, Organi­
sation von Daten zu Bauwerken – Informations­
management mit BIM – Teil 1: Konzepte und
Grundsätze
 VDI 2552 Blatt 1/Part 1 06/2019, Building
Information Modelling Grundlagen, Verein
Deutscher Ingenieure

236 Zusammenarbeit
Literaturverzeichnis 237
Anwendung der BIM-Methode
im Pilotprojekt „LFS Grottenhof
Modernisierung“
M ELANIE M ARIA WÖLWITSCH, L ANDESIMMOBILIEN- G ESELLSCHAFT MB H

Das Projekt „LFS Grottenhof Modernisierung“ Die gewünschten Änderungen der Jury aus
war zunächst als EU-weiter, offener, einstufiger, dem Wettbewerb wurden in einer Vorentwurfs-
anonymer Realisierungswettbewerb mit anschlie- phase noch konventionell umgesetzt. Während
ßendem Verhandlungsverfahren ausgeschrieben. dieser Planungsphase begann der BIM-Prozess im
Die Entscheidung, dieses Projekt als Pilotprojekt Zuge von BIM-Abstimmungsveranstaltungen, an
mit der BIM-Methode zu planen und umzusetzen, denen alle Fachplaner:innen, der BIM-Manager
fiel schon frühzeitig vor der Beauftragung des und auch eine Vertreterin des Bauherrn beteiligt
Planungsteams. Voraussetzung für die Beauf­ waren.
tragung war lediglich die Bereitschaft zur kon­ Diese Abstimmungstermine beschäftigten
struktiven Mitwirkung an dem Pilotprojekt. sich zunächst mit den einzelnen Softwareproduk-
Vorkenntnisse oder Referenzen hinsichtlich der ten der Fachplaner:innen, deren Arbeitsweisen
BIM-Methode wurden seitens des Bauherren und Möglichkeiten. Anhand eines vom Bauherren
nicht gefordert. zur Verfügung gestellten Templates wurde zu-
Dieser Umstand erforderte einige Über­ nächst ein Projekttemplate mit einem definierten
legungen und Vorbereitungen, um auf die Fähig- Projektnullpunkt und der geografischen Nord-
keiten des künftigen Planer-Teams reagieren zu richtung erstellt. Anhand dessen dann der Daten-
können und die effiziente Abwicklung des Projek- austausch mit einem kleinen Testmodell zwi-
tes zu gewährleisten. Eine dieser Überlegungen schen den Fachplaner:innen erprobt werden
war z.B. die BIM-Gesamtkoordination nicht, wie konnte. Dies war ein wichtiger Schritt der Ab­
in der Fachliteratur zumeist angegeben, dem stimmungen, der einige Durchgänge erforderte,
Hauptplaner/der Hauptplanerin zu übertragen, bis die Teilmodelle aller Fachplaner:innen in allen
sondern unabhängigen Fachexpert:innen (in die- Programmen an derselben Position im Raum ab-
sem Fall dem bereits an den Projektvorbereitun- gesetzt werden konnten.
gen be­teiligten BIM-Manager) zu übertragen.

238 Anwendung der BIM-Methode im Pilotprojekt „LFS Grottenhof Modernisierung“


 Abbildung 81: Pilotprojekt LFS Grottenhof148

 Abbildung 82: Testmodell bestehend aus den Teilmodellen Architektur und Gebäudetechnik149

Caspar Wichert Architektur ZT GmbH, Riesenederfeld 2, 4040 Linz, Österreich und OSNAP Open South North
148

Architecture Practice ZT GmbH; Schottenfeldgasse 72/2/10, 1070 Wien.


BIMCOS e.U. BM Hanspeter Schachinger; Anton Wiesenburg-Gasse 7, A-3133 Traismauer.
149

Melanie Maria Wölwitsch, Landesimmobilien-Gesellschaft mbH 239


Nach der geometrischen Abstimmung der schiedlichen Teilmodelle miteinander. Natürlich
Modelle ging es daran, den Informationsbedarf haben sich im Planungsprozess immer wieder
der Projektbeteiligten zu ermitteln und die Infor- Anforderungen für weitere Teilmodelle ergeben.
mationsflüsse festzulegen. Also, WER braucht Die Entscheidung, ob ein Teilmodell notwendig
WELCHE Informationen bis WANN, in WELCHER ist, ist zu großen Teilen von der Modellprüfung
Form und WER soll/kann diese möglichst einfach abhängig. Spezifische Modelle lieferten zum
liefern. Der Informationsbedarf des Bauherren einen konkretere Prüfungsergebnisse, bedeute-
war bereits vorab in den „Auftraggeber-Informa- ten im Gegenzug aber auch mehr Aufwand für
tions-Anforderungen“ (AIA) festgehalten worden. den Export und bei der Prüfung der Daten. Die
In den Abstimmungsterminen wurde mit den Entscheidung für oder gegen ein Teilmodell
Fachplaner:innen erarbeitet, wie dieser erfüllt wurde gemeinschaftlich in den Koordinations­
werden kann. terminen jeweils unter Abwägung von Aufwand
Mit dem Übergang in die Entwurfsphase und Nutzen getroffen.
begann auch die modellbasierte Arbeitsweise. Ein immer wiederkehrendes Thema war die
In regelmäßigen Abständen von zwei Wochen Haftung für Informationen und Planungsinhalte.
wurden die Modelle in BIM-Koordinations­ Es wurden zum einen Merkmale zur Daten­
terminen miteinander überlagert, um etwaige lieferung der Planer:innen definiert, aus deren
Problemstellen zu detektieren und Lösungen zu Namensgebung die Quelle ersichtlich ist. Zum
finden. Zunächst wurden grobe Strukturen wie anderen gab es jeweils zwei Tage vor den Koordi-
die Rohbauelemente der Architektur mit den nationsterminen einen Modell-Upload auf einem
Trassen­führungen für HKLS- und ET-Planungen Planserver, womit die angegebenen Informatio-
miteinander abgeglichen und auf die einheitliche nen zu diesem Zeitpunkt klar den Fachplanern
und zweckmäßige Benennung von Merkmalen und Fachplanerinnen zugeordnet werden konn-
sowie die richtige Zuordnung der Bauelemente ten. Erst die von der BIM-Koordination überprüf-
zu Systemen geachtet. ten Modelle und die dabei aufgefundenen Issues
Mit fortschreitendem Planungsstand ver- wurden auf ein CDE hochgeladen.
schob sich der Fokus der Koordination auf immer Dieser Weg mag zunächst als größerer Auf-
feinere Teile der Modelle, wie z.B. die Koordina- wand erscheinen, die Vorteile der klaren Doku-
tion der abgehängten Decken mit den Leitungen mentation und Ablage aller Teilmodelle machen
und auch die Leitungsführungen der unter- dies aber schnell wieder wett.

240 Anwendung der BIM-Methode im Pilotprojekt „LFS Grottenhof Modernisierung“


 Abbildung 83: Koordinationsmodell aus BIMPLUS150

Grundlegend ist zu sagen, dass die Koor­ zwischen den Projektbeteiligten ist auch weiter-
dinationstermine nur eine Hilfestellung für die hin eine wichtige Komponente im Planungs­
Abstimmung der Projektbeteiligten untereinan- prozess.
der sind und nicht als grundsätzliches Kommu­ Das Projekt befindet sich kurz vor Fertig­
nikationsmittel gesehen werden können. Keines- stellung der Ausführungsplanung und am Beginn
falls sollten Elemente modelliert werden, die der Erstellung der Leistungsverzeichnisse für die
nicht zuvor durchdacht, oder auf kurzem Wege Ausführung. Für die folgenden Projektphasen ist
mit den anderen am Planungsprozess Beteiligten es das Ziel, ein As-Built-Modell für den Betrieb
abgestimmt wurden. Aus Sicht des Bauherrn des Gebäudes nach der Fertigstellung zu erhal-
liegt der Vorteil der neuen Planungsmethode in ten. Wir blicken mit Erwartung auf die kommen-
erster Linie darin, die Qualität der Planung zu den Projektmonate, können aber bereits jetzt
steigern und somit auch die Bereitstellung der sagen, dass der Einsatz der BIM-Methode in der
wesentlichen Informationen für alle Beteiligten Planungsphase dieses Pilotprojektes erfolgreich
im Planungs- und Ausführungsprozess – sowie in gelungen ist.
der späteren Nutzungsphase – sicherzustellen
und gegenüber der bisherigen Planungsmetho- BIMCOS e.U. BM Hanspeter Schachinger;
150

de zu verbessern. Die direkte Kommunikation Anton Wiesenburg-Gasse 7, A-3133 Traismauer.

Melanie Maria Wölwitsch, Landesimmobilien-Gesellschaft mbH 241


Kapitel 6

BIM-
Projektorganisation
CHRISTIAN H OFSTADLER, M ARKUS KUMMER UND M ICHAEL KOLBITSCH

Die BIM-Methode bringt nicht nur Neuerungen in der Planung selbst,


sondern auch in der Projektorganisation mit sich. Es entstehen neue Methoden
und Schnittstellen in der Zusammenarbeit und im Datenaustausch, es treten neue
Akteure auf und Rollenbezeichnungen werden an die BIM-Methode angepasst.
Anhand von Projektkonstellationen werden klassische Organisationsstrukturen mit
der BIM-Projektorganisationen verglichen, und es erfolgt eine Gegenüberstellung
von „klassischen“ und „BIM-Akteuren“. Hierbei steht besonders das praxisgerechte
Aufsetzen und Abwickeln von BIM-Projekten im Fokus.

242 BIM-Projektorganisation
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244

Projektphasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245

Leistungsphasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250

Detaillierungs-, Informations- und


Koordinationsgrade (LOD in den
Projektphasen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252

Akteure (Wer bin ich …?). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254

Typische Projektkonstellationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258


Klassische Planung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258
BIM-Planung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261

Aufsetzen und Abwickeln eines


BIM-Projekts („hands on“) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264
Abstimmung des BAP bei
bereits vorhandenem Konzept. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264
Erstellung der AIA und des BAP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266
Einbindung bzw. Erstellung der Kollaborations-
plattform CDE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 270
Erstellung der Fachmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275
Erstellung des Koordinationsmodells . . . . . . . . . . . . . . . . . 279
Änderungsmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281
BIM im Betrieb bzw. in der Nutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281

Zusammenfassung und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285

Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 286

BIM-Projektorganisation 243
Einleitung

Die Projektorganisation ist ein wesentliches Auftraggeber-Informations-Anforderungen (AIA),


Element der Zusammenarbeit und Abwicklung – der BIM-Abwicklungsplanung (BAP) sowie der
nicht nur, aber besonders auch – bei BIM-Projek- Projektplattform/Kollaborationsplattform (CDE)
ten. Zur Orientierung für die Akteure werden zu- im Vordergrund. Ein weiterer Schwerpunkt liegt
nächst die Projektphasen und Meilensteine auf dem Aufbau von Fachmodellen sowie des
(Quality Gates – QG) dargestellt sowie typische Koordinationsmodells. Laut dem BIM-Regelwerk
Projektkonstellationen skizziert. Weiters werden von buildingSMART ist die BIM-Projektsteuerung
die Rollen der unterschiedlichen Projektbeteilig- für die Konzeption bzw. Aktualisierung der BAP
ten in der klassischen Planung mit jenen in der zuständig. Die BIM-Gesamtkoordination ist für
BIM-Planung verglichen. Dies soll eine Gegen- die Umsetzung der gesamten BAP zuständig.
überstellung bekannter Organisationsstrukturen Darüber hinaus existiert eine Vielzahl an Sonder-
mit der neuen BIM-Projektorganisation ermög- formen innerhalb der Projektkonstellationen,
lichen und zudem vermitteln, welche Rolle die aber letztlich gelten die vertraglich vereinbarten
einzelnen Planungsdisziplinen dabei einnehmen Zuständigkeiten und Schnittstellenregelungen.
und in welcher Phase sie ins Projekt einsteigen. Auf diese möglichen vertraglichen Struktu-
Natürlich können nicht alle möglichen Konstel­ ren und besonders auf die Schnittstellen wird ab-
lationen und Spezialfälle abgebildet werden, es schließend eingegangen sowie ein Überblick
sollen jedoch zumindest übersichtliche (einfache) über den aktuellen Meinungsbildungsprozess
Organisationsstrukturen exemplarisch dargestellt und die damit verbundenen Diskussionen gelie-
und genauer beschrieben werden. fert. Das Thema der Honorarordnungen sowie
Ein besonderer Fokus wird hierbei auf das der Inhalte der Leistungsbilder im Zusammen-
Aufsetzen (bzw. auf die Vorbereitung) eines BIM- hang mit BIM-Projekten wird nur am Rande be-
Projekts gelegt. Dabei steht die Erstellung der rührt.

244 BIM-Projektorganisation
Projektphasen

Der Bauherr ist der Hauptbeteiligte und gehende Versäumnisse in der Organisation oder
-entscheidungsträger bei der Planung und Rea­ den Workflows (welche vom AG vorgegeben
lisierung der Projekt- und Bauwerksziele. Er be- werden) büßt der AG später mit höheren Kosten
einflusst besonders durch die Vorgabe von Mei- und/oder schlechterer Qualität. Im Rahmen der
lensteinen und deren zeitlicher Festlegung direkt Vergabe von Bauleistungen werden der Beginn
und indirekt die Qualität der Bearbeitungen in der Arbeiten und die Bauzeit vertraglich fixiert.
den verschiedenen Projektphasen und damit Nicht nur die Planung sollte integral erfolgen
letztendlich die Bauwerksqualität in der Gesamt- (alle Planenden stimmen sich regelmäßig ge-
betrachtung. Auch dem Reifegrad der Projekt­ führt ab; kooperative Planung), sondern auch
unterlagen, der von einer ausreichenden ein in diesem Sinne integrales Bauen (alle AN
(= normalen) Projektvorlaufzeit sowie einem aus- stimmen sich regelmäßig geführt ab; koopera­
kömmlichen (= normalen) Projektvorlaufbudget tives Bauen) gilt als erfolgsversprechender Faktor,
abhängig ist, kommt eine tragende Rolle zu. um Störungsarmut und reibungslose Abläufe zu
Die Häufigkeit und die Intensität von Störungen fördern.
und Mehrkostenforderungen stehen damit eben- In allen Planungen aber auch bei der BIM-
falls im Zusammenhang. Dadurch ergibt sich für Methode sind eine hohe Planungsqualität sowie
den Bauherrn eine zentrale Möglichkeit der Ein- ein hoher Ausschreibungsreifegrad notwendig,
flussnahme, die vor allem durch die Auftrags­ um die Projekt- und Bauwerksziele zu erreichen.
vergabe des geplanten Projekts bestimmt wird. Eine hohe Planungstiefe und ein aussagekräftiger
Die bis zu diesem Zeitpunkt erzielte Planungs-, Planungsinhalt, gepaart mit einer genauen Be-
Ausschreibungs- und Vertragsqualität prägt in schreibung des Leistungsumfangs, muss so weit
hohem Ausmaß den Projekterfolg in der Reali­ fortgeschritten sein, dass die Bieter die wesent-
sierungs-, Nutzungs- und Betriebsphase. Dahin- lichen Umstände, Komplexitäten und Qualitäts-

Projektphasen 245
„Die BIM-Planungsmethode ist die Zukunft der Bauplanung und
Abwicklung. Leider ist der Anspruch, einen komplexen Vorgang durch
Einsatz mittels der diversen BIM-Tools abzubilden, noch schwieriger
geworden.“
ARCH. BAUMEISTER DI WOLFGANG KURZ

ansprüche der zu erbringenden Leistungen er- Planungsinhalt gepaart mit einer genauen
kennen und bewerten können. Beschreibung des Leistungsumfangs – muss
Generell sind für die Kalkulierbarkeit und so weit fortgeschritten sein, dass die Bieter
Vergleichbarkeit der Angebote folgende Voraus- die wesentlichen Umstände, die Komplexität
setzungen durch den AG zu erfüllen, wobei im- und die Qualitätsansprüche der zu erbrin-
mer vom ursprünglich vereinbarten Bau-SOLL genden Leistungen erkennen und bewerten
auszugehen ist: können
ƒ die Angaben des AG müssen derart gestaltet
ƒ die Angaben des AG müssen eine hohe Ein- sein, dass die Chancen-Risikoverhältnisse
trittswahrscheinlichkeit aufweisen (Bauzeit (positionsbezogen sowie für die Gesamtleis-
[Beginn, verbindliche Zwischentermine, tung) durch die Bieter ermittelbar sind
Ende etc.], Mengen, Verteilung der Mengen, ƒ die vom AG auf den AN zu übertragenen
Qualitäten [z.B. Oberflächenbeschaffenheit, be­absichtigten Risiken müssen bewertbar
Festigkeit], Umfeld, Umstände der Leistungs- und kalkulierbar sein
erbringung etc.)
ƒ die Leistungen sind widerspruchsfrei und Jedes Bauobjekt durchlebt verschiedene
eindeutig sowie vollständig beschrieben Projektphasen und kann auf unterschiedliche Art
ƒ zur Vermeidung von Fehlinterpretationen und Weise umgesetzt werden. Zu Beginn steht
und Spekulationen ist auf eine Übereinstim- eine Idee, die sich wiederum in verschiedenen
mung zwischen der Leistungsbeschreibung Projektphasen zu einem konkreten Vertrags­
und den sonstigen Vertragsunterlagen wie gegenstand entwickelt und schlussendlich als
z.B. Pläne und Bauzeitpläne zu achten nutzbares Objekt realisiert wird. In Abhängigkeit
ƒ der Planungs- und Ausschreibungsreifegrad – von der Art des Auftraggebers bestehen in den
hohe Planungstiefe und aussagekräftiger verschiedenen Projektphasen mehr oder weniger

246 BIM-Projektorganisation
Zwänge, sich an festgeschriebene Prozesse, Anhang B der ÖNORM A 6241-2:2015 zu entneh-
Gesetze und Regelwerke zu halten. men. Darin werden Projekt-, Objektlebenszyklus-
Auftraggeber sind in allen Projektphasen in- bzw. Lebensphasen folgender Normen einander
volviert und treffen Entscheidungen hinsichtlich gegenübergestellt:
der Projektvorlaufzeit und -vorbereitung sowie
der Qualitäten, der Quantitäten, der Bauzeit ƒ ÖNORM B 1801-2 – Bauprojekt- und
(bzw. der Termine) und des Budgets. Ausführen- Objektmanagement – Teil 2: Objekt-
de Auftragnehmer (AN) hingegen beteiligen sich Folgekosten
in der Regel erst am Ende der PPH 3 im Zuge der ƒ ÖNORM B 1801-1 – Bauprojekt- und
Angebotsbearbeitung am Projekt und ziehen Objektmanagement – Teil 1: Objekt-
sich am Ende der PPH 4 mit der Übergabe/Über- errichtung
nahme (abgesehen von Gewährleistungsfristen) ƒ ÖNORM A 7010-5 – Objektbewirtschaftung –
als aktive Projektbeteiligte vom Bauvorhaben zu- Datenstrukturen – Teil 5: Objektbuch zur
rück. Planer:innen sowie die Projektorganisation nutzungs- und betriebsorientierten Infor­ma­
(Erfüllungsgehilfen des AG) steigen in unter- tionsweitergabe
schiedlichen Phasen in das Projekt ein. ƒ ÖNORM EN 16310 – Ingenieurdienstleis-
tungen – Terminologie zur Beschreibung
Die fünf Projektphasen: von Ingenieurdienstleistungen für Gebäude,
ƒ Projektvorbereitung Infrastruktur und Industrieanlagen
ƒ Planung ƒ ÖNORM A 6241-2 – Digitale Bauwerksdoku-
ƒ Ausführungsvorbereitung mentation – Teil 2: Building Information
ƒ Ausführung Modeling (BIM) – Level 3-iBIM (hier wird
ƒ Projektabschluss zwischen „Lebensphasen eines Gebäudes“
und „Projektphasen eines Gebäudes“ unter-
können in weitere Ebenen untergliedert werden schieden)
(siehe Abbildung 84). Bei den Übergängen von
einer Projektphase zur nächsten befinden sich Naturgemäß muss zunächst eine Projektidee
sogenannte „Quality Gates“ (QG). Diese stellen vorhanden sein und eine entsprechende Bedarfs-
sicher, dass erst mit der nächsten Projektphase anmeldung erfolgen (QG A), bevor die Anforde-
begonnen wird, nachdem die maßgeblichen rungsfreigabe für ein neues Projekt erteilt wird.
Beschlüsse für die aktuelle Projektphase gefasst Die Projektvorbereitung (PPH 1) wird in wei-
wurden. terer Folge in Bedarfsplanung (QG B) und Projekt-
Die hier gewählte Gliederung stellt eine entwicklung unterteilt. Die Finalisierung der
gebräuchliche und weit verbreitete Möglichkeit PPH 1 erfolgt mit dem Planungsbeschluss (QG C),
dar, ein Bauprojekt in Phasen einzuteilen. Wei­ anschließend wird die Planung (Vorentwurf und
tere Gliederungsmöglichkeiten sind z.B. dem Entwurf – PPH 2) eingeleitet.

Projektphasen 247
 Abbildung 84: Projektphasen (PPH)151

Nach dem Realisierungsbeschluss (QG D) folgt noch nicht vollständig abgewickelt. Dies hängt
ebenfalls in der PPH 2 die Genehmigungsplanung allerdings maßgeblich von der Art der Vergabe
(Einreichplanung), mit deren Fertigstellung die ab (GU-Vergabe, Einzelvergabe usw.).
PPH 2 durch das Einleiten des Einreichverfahrens Durch die Überlappung von PPH 3 und
abgeschlossen wird. PPH 4 kann die Gesamtdauer reduziert werden.
Ist die Baubewilligung erteilt, beginnt mit Dies ist zwar insgesamt als vorteilhaft für den AG
dem Start der Ausführungsplanung (QG E) auch zu beurteilen, weil er sein Objekt früher nutzen
die PPH 3 (Ausführungsvorbereitung). Nach Frei- kann, führt jedoch zu einem enormen Zeitdruck,
gabe der Ausführungsplanung werden die ent- wodurch die Fehleranfälligkeit steigt.
sprechenden Leistungsverzeichnisse erstellt, Von Auftraggebern, die sich nicht festlegen
um die Leistungen darauffolgend auszuschreiben wollen, kann es als positiv beurteilt werden, dass
(QG F) und zu vergeben (Auftragsvergabe, durch die nicht abgeschlossene Planung eine
QG G). flexiblere Reaktion auf geänderte Anforderungen
In einem idealen Projektablauf erfolgt die möglich ist. Jedoch verursachen Planungsände-
Abwicklung der einzelnen Projektphasen chrono- rungen meist Mehrkosten und/oder Bauzeitüber-
logisch. Die Ausführungsplanung sowie die Ver- schreitungen (z.B. durch Änderungen bereits
gabe aller Leistungen wären somit abgeschlos- fertiggestellter Pläne oder Mehraufwand für zu-
sen, bevor mit der Realisierung begonnen wird. sätzliche Abstimmungen, erhöhte Fehleranfällig-
In der Realität ist die Ausführungsplanung mit keit), die bei einer im Vorhinein abgeschlossenen
dem Beginn der Realisierungsphase jedoch meist Planung hätten vermieden werden können.
noch nicht beendet, sondern wird „baubeglei-
tend“ fortgeführt. Auch der AG hat i.d.R. die Auf- Hofstadler/Kummer (2017), Chancen- und Risiko­
151

tragsvergabe aller Gewerke mit dem Baubeginn management in der Bauwirtschaft. S. 158.

248 BIM-Projektorganisation
Zusätzlich besteht immer die Gefahr, dass Pläne tel- und langfristig in den Planungsbüros selbst
bei baubegleitender Planung nicht rechtzeitig aber auch in weiterer Folge in der Ausführung
zum vereinbarten Liefertermin beigestellt wer- und Nutzung der Bauwerke widerspiegeln.
den können oder diese aufgrund des vorherr- Nach Fertigstellung der Leistungen erfolgt
schenden Zeitdrucks eine geringere Qualität die Übergabe durch den AN bzw. die Übernahme
aufweisen. durch den AG (QG H). Das Erreichen dieses
Durch die BIM-Philosophie sollte es zukünf- Quality Gates wird auch als technischer Projekt-
tig gelingen, diese Überlappung zwischen PPH 3 abschluss bezeichnet. Nachfolgend beginnt die
und PPH 4 weitestgehend zu vermeiden und da- PPH 5 (Projektabschluss) mit der Betriebsüber­
mit die Funktion der Quality Gates zu verstärken. gabe, im Zuge derer noch ausstehende Abrech-
Der aufgrund des Einsatzes von BIM entste- nungen und Mängelbehebungen durchgeführt
hende zusätzliche Nutzen wird von Expert:innen werden. Sind auch diese Bearbeitungen abge-
bzw. anhand von Praxisberichten aktuell und zu- schlossen (kaufmännischer Projektabschluss),
künftig in den nachfolgenden Punkten erwartet: erfolgt in Abhängigkeit vom Bauwerkstyp der
Verwendungsnachweis und der Start für den
ƒ transparenteres Arbeiten/klare Schnitt­ Probe- oder Realbetrieb (QG I). Spätestens in die-
stellen, sem Projektstadium schließen die AN das Projekt
ƒ ein gültiger Datenstand für alle Gewerke, ab (sofern sie nicht auch als Betreiber des Bau­
ƒ frühzeitige Erkennung von Kollisionen, objekts fungieren wie beispielsweise bei PPP-
ƒ frühzeitige Erkennung von eklatanten Projekten). Mit der Übernahme beginnen die
Massenauffälligkeiten im LV, Gewährleistungsfristen zu laufen. Im Rahmen
ƒ deutlich verbesserte Kommunikation inner- dieser tritt der AN über eventuell erforderliche
halb des Projektteams, Mängelbehebungen wieder aktiv mit dem Pro-
ƒ schnelle und einfache Visualisierungen, jekt in Verbindung.
ƒ weniger Bieterfragen durch das beigelegte Im Zuge des Projektabschlusses (Ende der
BIM-Modell und durch die klaren Schnittstel- PPH 5) sollten die AG eine Projektbewertung
len der Gewerke. durchführen (sofern sie nicht ohnehin als institu-
tionelle AG dazu verpflichtet sind). Hierbei wer-
Der BIM-Prozess soll keinesfalls die direkte den zentrale Daten und Kennwerte erhoben
Kommunikation und Abstimmung der Fachpla- und dokumentiert, damit diese Erfahrungswerte
ner:innen (gegebenenfalls auch mit Papier und systematisch in neue Projekte bzw. interne Vor-
Stift) behindern oder ersetzen. Die BIM-Methode gaben des AG einfließen können (QG J). Auch
kann als zusätzliches Hilfswerkzeug zur Steige- Auftragnehmer sollten Projektbewertungen ihrer
rung der Qualität und zur Verminderung doppel- Leistungen durchführen, um interne Kennzahlen
ter Arbeit angesehen werden. Ziel ist es, einen anpassen und optimieren zu können bzw. den
zusätzlichen Nutzen für alle Beteiligten zu gene- eigenen Wissensspeicher entsprechend zu be­
rieren. Diese Qualitätssteigerung sollte sich mit- füllen.

Projektphasen 249
Leistungsphasen

 Abbildung 85: Projektphasen (PPH) und Leistungsphasen (LPH)152

Projekte können neben der Gliederung in Abbildung 85). Die Leistungsphase 0 ist als fiktive
Projektphasen (PPH) auch in Leistungsphasen Phase in der PPH 1 zu sehen.
(LPH) für Planende unterteilt werden. Den Pro-
jektphasen 1 bis 5 werden dabei insgesamt 152
Hofstadler/Kummer (2017), Chancen- und Risiko­
zehn Leistungsphasen (0 bis 9) zugeordnet (siehe management in der Bauwirtschaft. S. 160.

250 BIM-Projektorganisation
 Abbildung 86: Leistungsbeschreibung und Beeinflussbarkeit mit fortlaufender Projektdauer153

Die Beeinflussbarkeit bzgl. der Projektkosten detaillierten Ausschreibung) eine Genauigkeit


ist in den ersten Leistungsphasen (siehe Abbil- innerhalb eines üblichen Toleranzrahmens. In
dung 85) am größten und nimmt mit zunehmen- der Neuauflage der ÖNORM B 1801-1:2021 sind
dem Fortschritt sukzessive ab. In der Phase der unter Pkt. 4.3.4 erstmalig Vorgaben hinsichtlich
Vorbereitung der Vergabe (LPH 6) bzw. während der Genauigkeit (maximale Abweichungen) des
der Bauausführung (LPH 7) ist der Einfluss auf die Kostenplans mit fortschreitender Projektphase
Kosten im Vergleich zur Phase der Projektvorbe- angeführt. Die in der Norm angegebenen Gren-
reitung (LPH 0) bereits stark eingeschränkt (siehe zen werden in der Praxis kritisch aufgefasst und
dazu auch Abbildung 86). Mit der Reduktion der aktuell intensiv diskutiert.154
Kostenbeeinflussbarkeit verringert sich auch die
Möglichkeit der Einflussnahme auf lebenszyklus- Wall (2017), Lebenszyklusorientierte Modellierung
153

orientierte Qualitäten. Gleichzeitig steigen der von Planungs-, Ausschreibungs- und Vergabe­
Grad der Konkretisierung und die Genauigkeit prozessen, S. 187.
der Beschreibung des Leistungsumfangs. Dafür Vgl. z.B. Lechner et al. (2021), Kostenplanung und die
154

erreicht die Kenntnis über die Ausführungskosten ÖNORM B 1801-1:2021. In: derPlan N° 52 April 2021,
in dieser Phase zum ersten Mal (auf Basis einer S. 10–12.

Leistungsphasen 251
Detaillierungs-, Informations- und
Koordinationsgrade (LOD in den
Projektphasen)

   Kapitel 2, S. 68 In der Abwicklung eines BIM-Projekts stößt Grundsätzlich wird der LOD vom Auftrag­
Richtig Modellieren
man sehr schnell auf den Begriff LOD (Level of geber in den AIA vorgegeben und in weiterer
Development).155 Folge im BAP durch die Planer:innen konkre­
Der LOD setzt sich aus dem LoI (Level of tisiert. Meist wird der Detaillierungs- und Infor­
Information), dem LoG (Level of Geometry) und mationsgrad zwischen zwei Projektphasen (bei
dem LoC (Level of Coordination) zusammen. einem Quality Gate) auf die nächsthöhere Stufe
Durch den LOD wird der Detaillierungsgrad bzw. angehoben. Entlang der Projektphasen werden
der Informationsgrad der digitalen Bauwerks­ also die Stufen LOD 100, 200, 300, 350 (optional),
modelle (Architekturmodell, TGA-Modell etc.) in 400 und 500 verteilt, wobei LOD 100 die Stufe mit
den verschiedenen Projektphasen festgelegt. dem geringsten und LOD 500 die Stufe mit dem
Dabei wird durch den LOD definiert, welche geo- höchsten Detaillierungsgrad darstellt.
metrischen und welche alphanumerischen Mo- Exemplarisch könnte die Zuordnung für ein
dellinformationen je Projektphase gefordert sind. Modell so aussehen:

Projektphase Level of Modell Quality


Development Gate
PPH1 Projektvorbereitung LOD 100 Vorentwurfsmodell
PPH2 Planung LOD 200 Entwurfsmodell C
PPH3 Ausführungsvorbereitung LOD 300 Genehmigungsmodell E
PPH4 Ausführung LOD 400 Ausführungsmodell G
PPH5 Projektabschluss LOD 500 As-Built-Modell H
Tabelle 25: Z
 usammenhang zwischen Projektphasen und Detaillierungsgrad

Je nach Nationalität kann LOD auch für „Level of Definition“ oder auch „Level of Detail“ stehen.
155

252 BIM-Projektorganisation
Eine verbindliche Zuordnung der Detail­ Unterschiedliche Teilmodelle müssen in der
lierungs- und Informationsgrade zu den Projekt- gleichen Projektphase nicht zwingend denselben
phasen gibt es jedoch nicht – sie sollten projekt- Reifegrad aufweisen.
spezifisch festgelegt werden. Auch eine Tren- Unter Berücksichtigung der Projektziele aus
nung zwischen geometrischen und alpha­ den AIA werden die Anforderungen, welche die
numerischen Modellinhalten hat sich in der Praxis Modelle in den LOD-Stufen aufzuweisen haben,
bewährt – somit müssen LOD und LoI eines Mo- von den Projektbeteiligten im BAP festgelegt.
dells in derselben Projektphase nicht zwingend Ein Beispiel für die Festlegung der Detaillierungs-
übereinstimmen. Weiters gilt es, die Detaillie- grade im BAP kann im „BIM Regelwerk (AIA+BAP)“
rungs- und Informationsgrade verschiedener unter dem Kapitel „F.6 Festlegung der Detail­
Bauwerksmodelle individuell festzulegen. lierungsgrade“ gefunden werden.156

Exkurs: BIM-Anwendungsfälle bzw. Use Cases


Im Zuge von BIM-Projekten treten im Rahmen ƒ welche Information
unterschiedlicher Bauvorhaben immer wieder ƒ zu welchem Zeitpunkt
ähnliche Anwendungsfälle auf, welche die han- ƒ in welchem Format
delnden Akteure vor Herausforderungen stellen. ƒ in welchem Detaillierungsgrad
Die Sammlung und Dokumentation dieser An- zur Verfügung zu stellen hat. Darüber hinaus soll
wendungsfälle hilft Anwender:innen dabei, das Use Case Management das Projekt von der
Lösungen auf Basis von vorhandenen BIM-Anwen- Projektidee bis zur Fertigstellung begleiten und
dungsfällen zu finden, umzusetzen und an die kann somit auch als Hilfestellung für die Konzep-
individuellen Projektanforderungen anzupassen. tion der AIA und der BAP dienen. Die Anwen-
BIM-Anwendungsfälle stellen dokumentierte dungsfälle enthalten dabei beispielsweise:
sowie allgemein beschriebene Erfahrungen und ƒ Definition des Anwendungsfalls
Empfehlungen aus vergangenen BIM-Projekten ƒ Nutzen und Zweck
dar. Es werden darin bestimmte Abläufe/Prozesse ƒ Umsetzung
für unterschiedliche Anwendungsfälle über die ƒ Implementierungsvoraussetzungen
gesamte Wertschöpfungskette festgehalten. ƒ Referenzen
buildingSMART definierte zu diesem Thema den ƒ Abgrenzungen
Begriff „Use Case Management“, welcher be- ƒ Daten, Modelle und Formate
schreibt, wer ƒ Praxisbeispiele

Weiterführende Literatur und Beispiele zu BIM-Anwendungsfällen/Use Cases:


ƒ https://bim4infra.de/handreichungen/ Teil 6: Steckbriefe der wichtigsten BIM-Anwendungsfälle
ƒ https://ucm.buildingsmart.org/
ƒ https://bauen-digital.ch/de/projekte/use-case-management/

Siehe https://www.buildingsmart.co.at/muster-aia-und-muster-bap/, Datum des Zugriffs: 3.  8.  2021.


156

Detaillierungs-, Informations- und Koordinationsgrade (LOD in den Projektphasen) 253


Akteure (Wer bin ich …?)

Bei BIM-Projekten erhalten die Akteure aus Ein Akteur kann dabei sowohl eine einzelne
der klassischen Planung in der Regel neue Be- Person, als auch eine Gruppe von Personen
zeichnungen und haben teilweise auch abwei- bzw. ein ganzes Unternehmen/eine ganze
chende bzw. ergänzte Leistungsbilder. Organisation sein.
Jene Akteure, die nicht direkt bzw. vorrangig Jene Akteure, die Planungsleistungen er­
mit der BIM-Planung in Zusammenhang stehen bringen, sind einander als „klassische Akteure“
bzw. sich in weiterer Folge als Nutzer:innen des (blaue Farbe in den Grafiken) und „BIM-Akteure“
Modells darstellen, werden in nachstehender (orange Farbe in den Grafiken) gegenüberge-
Abbildung 87 als „Allgemeine Akteure“ bezeich- stellt. Hier wird die Projektleitung (PL) beispiels-
net. Es handelt sich dabei beispielsweise um die weise zur BIM-Projektleitung (BPL) und die klas­
Örtliche Bauaufsicht (ÖBA), den Auftraggeber sische Projektsteuerung (PS) zur BIM-Projekt­
(AG) selbst, sämtliche ausführende Unternehmen steuerung (BPS), jedoch die oder der General­
(AN) inkl. Subunternehmer (SUB), die begleitende planer:in (GP) zur/zum BIM-Gesamtkoordinator:in
Kontrolle (BK), die Nutzer:innen des Bauwerks (BGK) und die Fachplaner:innen (FP) zu BIM-Fach-
(NU) und das Facility Management (FM). Dabei ist koordinator:innen (BFK). Die klassischen Tech­
jedoch nicht außer Acht zu lassen, dass in einem
BIM-Projekt nahezu jede:r Beteiligte ein BIM- Die ÖBA übernimmt je nach Projektorganisation
157

Basiswissen aufweisen muss und je nach Projekt- auch Aufgaben im BIM-Prozess und ist daher in Ab-
konstellation und -phase auch wertvolle Beiträge bildung 87 sowohl in schwarz (als klassischer Akteur)
zum BIM-Modell zu liefern hat (z.B. in Bezug auf als auch in orange (als BIM-Akteur) dargestellt. Mit
die Dokumentation oder auch die Planungen des der Werkplanung übernehmen teilweise auch spe­
AN etwa im Bereich HKLS). Ein gutes Beispiel da- zifische AN (z.B. HKLS, Stahlbau) zentrale Aufgaben
für ist die ÖBA, welche als Vertreter des Bauherrn in der BIM-Planung und sind daher ebenfalls in Ab-
die BIM-Planung und die Bauausführung im Blick bildung 87 sowohl in schwarz (als klassischer Akteur)
hat.157 als auch in orange (als BIM-Akteur) dargestellt.

254 BIM-Projektorganisation
 Abbildung 87: Vergleich der Akteure

nischen Zeichner:innen (TZ) werden zu BIM- Hierbei gilt es zu beachten, dass die oder der
Ersteller:innen158 (BE). Zu beachten ist, dass die BIM-Fachkoordinator:in zwar dem oder der Fach-
Akteure bzw. die entsprechenden Rollenbilder planer:in entsprechen kann, aber es sich auch um
nicht immer 1 : 1 zuzuordnen sind und teilweise eine übergeordnete Funktion zur Koordination
auch in Personalunion abgedeckt werden kön- einzelner Fachplaner:innen handeln könnte. Dies
nen. Die zentrale Rolle der BIM-Projektsteuerung hängt nicht zuletzt von der Projektkonstellation
kann beispielsweise als zusätzliche Rolle zur klas- und der Komplexität des Vorhabens ab.
sischen Projektsteuerung gesehen werden, es ist
aber auch denkbar, dass die klassische Projekt-
steuerung die Aufgaben der BIM-Projektsteue-
rung mitabdeckt. Auch als „BIM-Modeler“ bezeichnet.
158

Akteure (Wer bin ich …?) 255


 Abbildung 88: BIM-Rollen mit möglichen Projektbeteiligten

Es fällt auf, dass der – in der Literatur häufig nicht zwingend in dieser Form erfolgen. Welcher
genannte – Begriff der BIM-Managerin oder des Projektbeteiligte in welcher BIM-Rolle im Projekt
BIM-Managers in dieser Darstellung keine An- auftritt, ist nicht zuletzt von der Komplexität des
wendung findet. In diesem Zusammenhang ist es Projekts abhängig. Aber auch die BIM-Kompe-
zielführender, die BIM-Projektleitung in Kombina- tenz der jeweiligen Projektbeteiligten könnte hier
tion mit der BIM-Projektsteuerung und dem AG zu einer Umverteilung der Aufgaben und Rollen
als „BIM-Management“ zu verstehen. Beim führen. In Abbildung 88 ist dargestellt, welche
BIM-Management handelt es sich also zumeist BIM-Rollen von welchen Projektbeteiligten be-
we­niger um einen konkreten Akteur, sondern setzt werden können. Dabei ist zu beachten,
vielmehr um eine Organisationseinheit innerhalb dass auch mehrere Projektbeteiligte in einer
der Projektorganisation eines BIM-Projekts.159 BIM-Rolle auftreten können. Zusätzlich besteht
Weitere Akteure und Aufgabengebiete ent- die Möglichkeit, dass Projektbeteiligte die Auf­
wickeln sich aktuell in der Praxis auf Basis von gaben mehrerer BIM-Rollen (mit-)übernehmen.
Erfahrungen, die aus Pilotprojekten gewonnen Besonders wird dies bei kleineren Projekten der
wurden bzw. werden. So gibt es beispielsweise Fall sein.
bei manchen öffentlichen Auftraggebern die Beispielsweise können die Aufgaben der
Funktion des Informationsmanagements, das als BIM-Projektleitung gesondert vergeben und
Bindeglied zwischen der Planung, Ausführung erfüllt werden oder diese Aufgaben werden vom
und späteren Nutzung angesiedelt und beispiels- AG selbst und/oder der Projektleitung, dem:r
weise auch in die Ausarbeitung der Auftrag­
geber-Informations-Anforderungen (AIA) und
des BIM-Abwicklungsplans (BAP) involviert ist. Abhängig vom Auftraggeber wird unter dem „BIM-
159

Die in Abbildung 87 dargestellte Gegen­ Manager“ die „BIM-Projektsteuerung“ als konkretem


überstellung dient als Orientierung und muss Akteur ver­standen.

256 BIM-Projektorganisation
Generalplaner:in oder der Fachplanung (z.B. die eigenständig oder auch durch den AG und/
Architektur) übernommen. Ebenso verhält es oder die Projektsteuerung ausgeführt werden
sich mit den Aufgaben der BIM-Projektsteuerung, können.

Rechtstipp

ƒ Exakte vertragliche Festlegung, wem im Pro- ƒ Prüfung, ob mit der Anwendung der BIM-
jekt welche Verantwortlichkeiten, Pflichten, Methode auch neue Vertragsmodelle und
Leistungen usw. zukommen; Vertragsstrukturen, wie Partnering-Modelle,
ƒ Prüfung, wo „BIM-Leistungen“ geregelt sind, Allianz-Modelle, sinnvoll bzw vorgesehen
z.B. im Planervertrag, in der AIA, in BIM-BVB; sind;
ƒ Studium von AIA, BAP, Einzelvertrag, BIM- ƒ Welche Planungsergebnisse mit welchen
BVB, welche Rollen und Aufgaben wem zu- Informationen sind wem (z.B. Unternehmer,
gewiesen sind; Facility Manager) zur Verfügung zu stellen?
ƒ Prüfung, ob es durch die BIM-Methode zu ƒ Findet das Vergabeverfahren mit einem
Änderungen der Leistungserbringung (z.B. BIM-Modell statt, das der Auftragnehmer
Vorziehung von Leistungen in frühere Leis- nach Zuschlagserteilung weiterbearbeiten
tungsphasen, zusätzliche Leistungen) kommt; können soll?

D R. KONSTANTIN POCHMARSKI
zu den „neuen/alten“ Rollen in einem BIM-Projekt

Akteure (Wer bin ich …?) 257


Typische Projektkonstellationen

Jedes Bauprojekt und damit auch jedes BIM- mit den Fachplaner:innen und ausführenden
Projekt ist ein Unikat. Eine wirklich „typische“ Unternehmen zu kommunizieren. Dies kann
Projektkonstellation wird es üblicherweise nicht insbesondere dann vorkommen, wenn der Auf-
geben. Es treffen immer wieder neue Beteiligte traggeber entweder ein sehr erfahrener Bauherr
aufeinander und auch die Anforderungen an die ist und/oder der Auftraggeber in der Projekt­
Projektorganisation ändern sich. Dennoch wird leitung oder Projektsteuerung mitwirkt.
versucht, anhand einer Konstellation für die Ein-
zel- und Generalplanervergabe die Projekt­
struktur sowie die Beziehungen und Schnitt­ Klassische Planung
stellen zwischen den Akteuren in der klassischen Bei der klassischen Planung stehen insbeson-
Planung und der BIM-Planung darzustellen. dere die Projektleitung, die ÖBA und in weiterer
Die Darstellungsmethode zieht sich durch Folge auch die ausführenden Unternehmen in
alle folgenden Projektkonstellationen, wobei die direktem Informationsaustausch mit den planen-
Farbe Blau für das klassische Projektmanage- den Akteuren. Die Vertragsverhältnisse bestehen
ment, die Farbe Orange für das Projektmanage- bei der Einzelvergabe aber jeweils immer nur
ment mit BIM-Anwendung und die Farbe Grau direkt mit dem AG.
für neutrale Funktionen im Projektmanagement In Abbildung 89 ist eine mögliche Projekt-
steht. Durchgezogene, schwarze Linien stehen konstellation mit Vergabe an Einzelplaner:innen,
für Vertragsbeziehungen zwischen Projektbetei- wie sie in einem klassischen Bauprojekt (ohne BIM-
ligten und strichlierte, schwarze Linien stellen Anwendung) vorkommen könnte, dargestellt.
 Arbeits-
      
  den (üblichen) Informationsfluss zwischen den In dieser Projektkonstellation stehen alle Pro-
materialien
Projektbeteiligten dar. Die grün strichpunktierten jektbeteiligten bis zur Ebene der Fachplaner:in-
Beispiele für
Organigramme Linien beschreiben zusätzliche optionale Infor- nen in einer direkten Vertragsbeziehung mit dem
und Projekt-
konstellationen
mationsflüsse, bei denen sich beispielsweise der Auftraggeber. Dies betrifft die Erfüllungsgehilfen
Auftraggeber die Möglichkeit offenhält, direkt des AG (BK, PL, PS, ÖBA), aber auch die Planer:in-

258 BIM-Projektorganisation
 Abbildung 89: Klassisch – Einzelplanervergabe

nen und die ausführenden Unternehmen (bei Bei den Planer:innen bildet die Objektpla-
Einzelvergaben). Weitere Planer:innen, welche nung (meist) die Koordination für die einzelnen
als Unterstützung für die oder den Fachplaner:in Fachplaner:innen, wobei der Informationsfluss
fungieren (hier als technische Zeichner:innen dar- zwischen Objektplaner:in und den Fachplaner:in-
gestellt), sind vertraglich dem oder der Fachpla- nen bzw. deren technischen Zeichner:innen er-
ner:in untergeordnet. Auch Subunternehmer der folgt. U.U. sind hier auch noch weitere (optionale)
ausführenden Unternehmen stehen in keiner Informationsflüsse mit dem AG und seinen an­
direkten vertraglichen Beziehung mit dem Auf- deren Erfüllungsgehilfen möglich, sollten aber
traggeber, sondern sind dem Auftragnehmer entsprechend vorab definiert werden.
untergeordnet.

Typische Projektkonstellationen 259


 Abbildung 90: Klassisch – Generalplanervergabe

Wird die Planung nicht an die einzelnen dem Generalplaner:in und nicht direkt mit
Planer:innen vergeben, sondern erfolgt die dem AG.
Vergabe an eine:n Generalplaner:in, ist diese:r Die oder der Generalplaner:in fungiert
zwischen Projektleitung und Objekt- bzw. Fach- in dieser Projektkonstellation auch als Koor-
planer:innen „zwischengeschaltet“ (siehe Ab­ dinator:in aller Fachplaner:innen. Je nach
bildung 90). Dabei hat auch nur die oder der Projekt­größe und Projektart kann die Koor­
Generalplaner:in ein direktes Vertragsverhältnis dination der Fachplaner:innen von der oder
mit dem AG. Alle anderen Planer:innen haben dem General­planer:in z.B. an die oder den
jeweils vertragliche Beziehungen mit der oder Objektplaner:in übergeben werden. Oft tritt

260 BIM-Projektorganisation
 Abbildung 91: BIM-Planung – Einzelplanervergabe

auch die oder der Objektplaner:in als General­ BIM-Planung


planer:in auf. Eine mögliche Projektkonstellation mit Ver-
Durch die zusätzlich in Abbildung 90 dar­ gabe an Einzelplaner:innen, wie sie in einem Bau-
gestellten optionalen Informationsflüsse wird projekt mit BIM-Anwendung vorkommen könnte,
deutlich, dass der Informationsaustausch nicht ist in Abbildung 91 beispielhaft dargestellt.
zwingend über die oder den Objektplaner:in ver- Der oder die in manchen Literaturquellen an-
laufen muss, sondern auch direkt zwischen den geführte „BIM-Manager:in“ stellt sich in der Dar-
Fachplaner:innen sowie mit dem oder der Gene- stellung der Projektkonstellation nicht etwa als
ralplaner:in erfolgen kann. eine Person dar. Es gibt stattdessen wie oben be-

Typische Projektkonstellationen 261


reits ausgeführt ein „BIM-Management“,160 das Projekten mit BIM-Anwendung sehr begrenzt, da
sich aus dem AG, der BIM-Projektleitung und der durch die Auftraggeber-Informations-Anforde-
BIM-Projektsteuerung zusammensetzt. Der Un- rungen (AIA) und den daraus entstehenden BIM-
terschied zur klassischen Projektkonstellation ist, Abwicklungsplan (BAP) bestimmte Richtlinien zu
dass der BIM-Projektsteuerung eine (neue) zen­ den Informationsflüssen festgelegt werden. Die
trale Rolle zuteil wird. Obwohl Auftraggeber, BIM- Einhaltung der im BAP definierten Prozesse zur
Projektleitung und BIM-Projektsteuerung zum Erreichung und Einhaltung der in den AIA festge-
BIM-Projektmanagement zählen, gilt in den meis- haltenen Anforderungen und Vorschriften ist
ten BIM-Projekten die BIM-Projektsteuerung als notwendig für ein funktionierendes BIM-Projekt.
Kommunikationsglied zwischen Auftraggeber- Die Funktionalität des BAP obliegt der BIM-Pro-
und Auftragnehmerseite. Die BIM-Projektsteue- jektsteuerung und wird auch von dieser während
rung sollte dabei möglichst über das planerische des gesamten Projekts betreut und aktualisiert.
Wissen eines Generalplaners verfügen, damit Erfolgt die Vergabe in der Form einer Gene-
fachlich beurteilt werden kann, welche Werte ralplanung, ergibt sich bei einem Bauprojekt mit
(z.B. im Hinblick auf bauphysikalische oder brand- BIM-Anwendung beispielhaft eine Projektkons-
schutztechnische Simulationen) in den Modellen tellation wie sie in Abbildung 92 dargestellt ist.
eingetragen werden müssen (formal wird dies In dieser Projektkonstellation wird allen BIM-
in den AIA geregelt), um einen entsprechenden Fachkoordinator:innen eine BIM-Gesamtkoor­
Mehrwert zu generieren und auch zu gewähr­ dination vorangestellt. Die Aufgaben der BIM-Ge-
leisten, dass BIM-Modelle über das Projekt wei- samtkoordination müssen in jedem BIM-Projekt
tergeführt werden. zwingend erfüllt werden. In komplexeren Projek-
Eine weitere Möglichkeit wäre, das der oder
die BIM-Fachkoordinator:in der Architektur (Ob- Abhängig vom Auftraggeber wird unter dem „BIM-
160

jektplaner:in) als BIM-Gesamtkoordinator:in auf- Manager“ die „BIM-Projektsteuerung“ als konkretem


tritt und die weiteren BIM-Fachkoordinator:innen Akteur verstanden.
koordiniert.161 Abhängig vom Auftraggeber wird auch die Sicht­
161

Die zusätzlich dargestellten optionalen Infor- weise vertreten, dass die BGK auf der Seite des Auf-
mationsflüsse, wie sie in den klassischen Projekt- traggebers und die Fachkoordination auf der Seite
konstellationen noch häufiger auftreten, sind in der Auftragnehmer angeordnet ist.

262 BIM-Projektorganisation
 Abbildung 92: BIM-Planung – Generalplanervergabe

ten wird dafür eine eigene Position vergeben. Wird die BIM-Gesamtkoordination von der
In weniger komplexen Projekten werden die Auf- Hauptplanung (ähnlich wie in der Einzelplaner-
gaben der BIM-Gesamtkoordination – sofern kei- vergabe) übernommen, bleibt die Rolle des oder
ne strategische und/oder technische Trennung der BIM-Gesamtkoordinators:in bei der General­
erforderlich ist – entweder von der BIM-Projekt- planer­vergabe aufrecht. Die Hauptplanung
steuerung oder z.B. von der BIM-Fachkoordina- fungiert damit übergeordnet als BIM-Gesamtko-
tion der Hauptplanung (im Hochbau z.B. ordination und ebenso als BIM-Fachkoordination
Architektur; im Infrastrukturbau z.B. die Trag- für den jeweiligen Fachbereich.
werksplanung) übernommen.

Typische Projektkonstellationen 263


Aufsetzen und Abwickeln eines
BIM-Projekts („hands on“)

Das Aufsetzen eines BIM-Projekts beinhaltet für eine Übertragung ins Koordinationsmodell zu
verschiedene Prozesse und Abläufe, die mit un- erstellen.
terschiedlichen Beteiligten und zum Teil mit In weiterer Folge werden dann die BIM-
mehreren Rückkopplungen bzw. Feedbackschlei- Fachmodelle in ein BIM-Koordinationsmodell
fen ablaufen. Zu den zentralen Werkzeugen eines eingepflegt. Nach teils automatisierter und teils
BIM-Projektes zählen z.B. die Auftraggeber-Infor- manueller Kollisionsprüfung im BIM-Koordina­
mations-Anforderungen (AIA), der BIM-Abwick- tionsmodell und anschließender Nacharbeitung
lungsplan (BAP), die Kollaborationsplattform können Pläne aus den Fachmodellen für die Bau-
(engl. Common Data Environment, CDE), aber ausführung erstellt werden.
auch diverse BIM-Modelle. Ist das Projekt ent- Nachfolgend werden die wesentlichen Pro-
sprechend aufgesetzt, sind im Projektverlauf die zesse für das Aufsetzen und die Abwicklung eines
Voraussetzungen für mehr Transparenz und die BIM-Projekts vermittelt.
Nutzung von Synergien geschaffen.162
Bereits vor dem eigentlichen Projektstart
und folgend in der ersten Leistungsphase wird Abstimmung des BAP bei
der Fokus auf die Erstellung der AIA und des dar- bereits vorhandenem Konzept
aus abgeleiteten BAP gerichtet. Parallel dazu wird In manchen Fällen werden in BIM-Projekten
in der Leistungsphase 1 (LPH 1) und Leistungs- bereits vorab fertige AIA sowie ein fertiger oder
phase 2 (LPH 2) am Aufbau des CDE gearbeitet als Konzept vorhandener BAP vom AG vorgege-
(sofern eine solche zum Einsatz gelangen soll).
Diese dient in weiterer Folge als zentrale Daten- Teilweise führen öffentliche AG auch Anwender-
162

bank aller Dokumente rund um ein BIM-Projekt. handbücher, in denen „first Steps“ für BIM-Projekte
Erst nach der Freigabe des BAP (durch die dargestellt werden. Diese Unterlagen bilden dann
BPS) können BIM-Fachkoordinator:innen gemein- explizit die Prozesse und gewünschten Abläufe des
sam mit den BIM-Ersteller:innen damit beginnen, jeweiligen Auftraggebers ab und können nur be-
Modelle (nach Einhaltung der Vorgaben im BAP) dingt auf andere Auftraggeber umgelegt werden.

264 BIM-Projektorganisation
 Abbildung 93:  Finalisierung des BAP bei bereits vorhandenen AIA und BAP

ben. Dabei wird nur wenig Spielraum für die Pro- Im dargestellten Prozess in Abbildung 93
jektsteuerung und nachfolgende Planer:innen wird davon ausgegangen, dass die AIA bereits
gelassen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn existieren und es lediglich zu kleinen Abstim-
der AG bzw. seine Projektleitung schon Erfahrun- mungen zwischen Auftraggeber (AG, BPL) und
gen in der Abwicklung eines BIM-Projektes auf- Auftragnehmer (BPS, BGK, BFK) bei der Erstellung
weist, oder die Dokumente durch entsprechende des BAP kommt.
Berater:innen erstellen lässt.

Aufsetzen und Abwickeln eines BIM-Projekts („hands-on“) 265


Nachfolgend werden die in Abbildung 93 Projekts nachvollziehbar, wie dieses umgesetzt
dargestellten, durchnummerierten Ablaufschritte wurde.163
genauer beschrieben:
Erstellung der AIA und des BAP
 Arbeits-
  1. Es wird davon ausgegangen, dass die AIA
materialien
Beispiele von AIA
bereits bestehen und größtenteils auch der BAP Sind die AIA und der BAP in einem Projekt
bereits vorgegeben bzw. als Konzept vorhanden noch nicht vorhanden, müssen diese vorab ver-
ist. Dies ist meistens der Fall, wenn Bauherren fasst werden. In diesem Prozess (siehe Ab­bil­
Erfahrung in der Abwicklung von BIM-Projekten dung 94) wird vereinfacht dargestellt, wie es von
aufweisen. einer Projektidee des Auftraggebers (AG) zu
2. Der vorgegebene BAP wird von der BPS einem ausführungsreifen BIM-Abwicklungsplan
analysiert und überprüft. (BAP) kommt. Der BAP ist dabei als ein „lebendes“
3. Bei Bedarf wird der BAP erweitert. Um Dokument zu sehen und stellt die Grundlage für
spätere Konflikte in der Planung zu vermeiden, jedes BIM-Projekt dar. Der BAP regelt Prozesse,
können dafür BGK und/oder BFK bei Abstimmung an die sich jede:r Projektbeteiligte – von der oder
Anwendung finden. Bevor BGK und BFK für einen dem BIM-Gesamtkoordinator:in (BGK) bis zu den
Informationsaustausch herangezogen werden, BIM-Ersteller:innen (BE) – als Mindeststandard
sollte man diese einer Qualifikationsüberprüfung bzw. kleinsten gemeinsamen Nenner zu halten
unterziehen. hat. Die BIM-Projektsteuerung (BPS) ist für die
4. Der gegebenenfalls überarbeitete und Einhaltung und Aktualisierung des BAP verant-
erweiterte BAP wird zusammen mit möglichen wortlich.
Änderungsvorschlägen seitens BPS, BGK oder Grundlegend ist der AG für die Erstellung der
BFK wieder an den AG und seine BPL übermit- Auftraggeber-Informations-Anforderungen (AIA)
telt. zuständig. Jedoch wird je nach Größe und Kom-
5. Nach wiederholter Prüfung des über­ plexität des Projekts eine BIM-Projektleitung
arbeiteten BAP sowie der Einarbeitung von In­ (BPL) aus BIM-erfahrenen Mitgliedern zur Erstel-
formationen und Änderungsvorschlägen kann lung herangezogen. Der AG schreibt zusammen
der BAP entweder vom AG und BPL freigegeben mit der BPL all seine Anforderungen an das BIM-
oder zur weiteren Prüfung an die BPS übermittelt Projekt in den AIA fest.
werden. Die BIM-Projektsteuerung (BPS) analysiert
die Vorgaben der AIA. Das Konzept für den BAP
Wird der BAP freigegeben, gilt er als Regel- kann dann – je nach Projektorganisation und
werk (wird in der Regel Vertragsbestandteil), Festlegung – in weiterer Folge entweder auch
welches über den gesamten Projektverlauf durch die BPS oder aber durch die BGK (in Infor-
von jedem davon erfassten Projektbeteiligten mationsaustausch mit den BFK) erstellt werden.
unbedingt eingehalten werden muss. Der BAP Hierbei ist es wichtig, die Anforderung aus
ist ein projektspezifisches Dokument, das den den AIA klar zu definieren und trotzdem noch
Weg zur Erfüllung der BIM-Ziele und BIM-An­
wendungs­fälle zeigt. Dieses Dokument wird 163
In der Regel wird der freigegebene BAP offizieller
laufend überarbeitet und macht am Ende eines Vertragsbestandteil.

266 BIM-Projektorganisation
 Abbildung 94: Erstellung der AIA und des BAP

genügend Spielraum für nachfolgende Planer:in- als „Rückkopplung BAP-Konzept“ dargestellt).


nen, welche im nächsten Schritt den BAP kon­ Erst wenn der AG mit dem BAP-Konzept ein­
kretisieren, zu gewährleisten. verstanden ist, erfolgt die Freigabe. All dies
Das BAP-Konzept der BPS wird vom AG sowie geschieht idealerweise noch vor der ersten
der BIM-Projektleitung (BPL) geprüft und freige- Leistungsphase (bzw. vor Beginn der Aus­
geben bzw. mit möglichen Änderungswünschen führungs- und Detailplanung). Man könnte
wieder an die BPS übermittelt (in Abbildung 94 diese Phase als Leistungsphase 0 ansehen, in

Aufsetzen und Abwickeln eines BIM-Projekts („hands-on“) 267


der die Umgebung für das BIM-Projekt geschaf- 2. Die AIA werden von der BPS analysiert und
fen wird. als Vorlage für den BAP herangezogen.
Im nächsten Schritt kommen die Planer:in- 3. Unter der Einhaltung aller Anforderungen
nen in Form des BIM-Gesamtkoordinators (BGK) des AG, welche sich in den AIA befinden, erstellt
bzw. der BIM-Fachkoordinatoren (BFK) ins Spiel. die BPS ein BAP-Konzept. Dieses Konzept muss
Der BGK in Abstimmung mit dem BFK analysiert unter Berücksichtigung der AIA trotzdem noch
das BAP-Konzept der BIM-Projektsteuerung und genügend Spielraum für nachfolgende Planer:in-
erstellt daraus den endgültigen BAP. Der BAP nen enthalten.
wird wiederum vom AG mit BPL geprüft und frei- 4. Das BAP-Konzept geht nun zurück zur BPL
gegeben bzw. mit Änderungswünschen wieder und wird von dieser auf Einhaltung und Vollstän-
über die BPS an den BGK und die BFK zurückge- digkeit geprüft.
geben (in Abbildung 94 als „Rückkopplung BAP“ 5. Nach der Prüfung des BAP-Konzepts
dargestellt). Zusätzlich ist noch zu erwähnen, durch den AG und die BPL werden Änderungs-
dass die BPS für die Überprüfung der BIM- wünsche an die BPS weitergeleitet. Ist der AG
Qualifikationsanforderungen der Planer:innen mit dem BAP-Konzept einverstanden, kann auch
im Zuge der Vergabe der Planungsleistungen eine direkte Freigabe des BAP-Konzepts erfol-
zuständig ist. gen.
Entspricht der BAP allen Anforderungen des 6. Die Änderungswünsche des AG und der
AG und wurde dieser zusätzlich durch seine BPL BPL werden von der BPS berücksichtigt und in
auf Vollständigkeit geprüft, gilt dieser als Regel- den BAP eingebaut. Nun folgen wieder die
werk für das gesamte BIM-Projekt und dessen Schritte 4, 5 und 6 – bis AG und BPL das BAP-
  Arbeits- Beteiligte. Der BAP ist ein lebendes Dokument Konzept freigeben.
materialien
Beispiele von BAP
und kann nur von der BPS in Abstimmung mit 7. Das Planer:innenteam – hier bestehend aus
der BPL geändert und aktualisiert werden. BGK und BFK – analysiert das BAP-Konzept, wel-
Nachfolgend werden die in Abbildung 94 ches als Vorlage für die Erstellung des endgül­
dargestellten, durchnummerierten Ablaufschritte tigen BAP dient und auch eingehalten werden
genauer beschrieben. Es gilt dabei zu beachten, muss.
dass der Prozess lediglich die Erstellung der AIA 8. BGK und BFK erstellen den BAP. Eine Ab-
und des BAP beschreibt. Mit Schritt 16 ist der Pro- stimmung mit BPS kann hier zusätzlich erfolgen
zess der „Erstellung AIA und BAP“ abgeschlossen. (ist im Prozess nicht explizit dargestellt).
Die zusätzlichen Schritte 17 und 18 werden 9. Der BAP geht zurück zum AG sowie seiner
während des gesamten Projektverlaufs, je nach BPL und wird auf Einhaltung und Vollständigkeit
Bedarf, immer wieder durchlaufen. geprüft.
10. Nach der Prüfung des BAP durch den AG
1. Der AG zusammen mit seiner BPL halten und die BPL werden Änderungswünsche an die
alle Anforderungen an das BIM-Projekt in den AIA BPS weitergeleitet. Ist der AG mit dem BAP ein-
fest. Diese werden auch Rahmenbedingungen verstanden, kann auch eine direkte Freigabe des
für das Projekt genannt. BAP erfolgen.

268 BIM-Projektorganisation
11. Die Änderungswünsche des AG und der 17. Zu diesem Zeitpunkt wurde der BAP schon
BPL werden von der BPS berücksichtigt. Eine Än- freigegeben und gilt als Regelwerk für das BIM-
derung kann dann direkt durch die BPS erfolgen Projekt. Da es sich bei dem BAP um ein „leben­
oder die Änderungswünsche werden an den BGK diges“ Dokument handelt, kann dieser situations-
und BFK weitergegeben. bedingt und je nach Bedarf angepasst bzw.
12. Unter Berücksichtigung der Änderungs- aktualisiert werden. Für die Aktualisierung des
wünsche des AG und der BPL wird der BAP vom BAP ist die BPS zuständig, weshalb in diesem Pro-
BGK zusammen mit dem BFK überarbeitet. zess noch eine zusätzliche Rückkopplung dar­
13. Nach der Einbeziehung aller Änderungs- gestellt wird.
wünsche wird der überarbeitete BAP wieder vom 18. Die BPS sammelt Änderungsvorschläge für
AG und seiner BPL auf Einhaltung und Vollstän- den BAP im Laufe der BIM-Projektabarbeitung.
digkeit geprüft. Diese Änderungsvorschläge werden mit AG und
14. Entspricht der BAP allen Anforderungen BPL abgestimmt und bei Einverständnis wird der
des AG und seiner BPL, kann der BAP freigegeben BAP geändert bzw. aktualisiert.
werden. Bestehen noch Änderungswünsche,
folgen wieder die Punkte 11, 12, 13 und 14. In der Projektnachbetrachtung sollten der
15. Die Freigabe des BAP wird von der BPS an AG und seine Erfüllungsgehilfen den BAP noch-
die BGK weitergegeben. mals analysieren und gegebenenfalls für zukünf-
16. Der BAP ist damit vorerst finalisiert und tige Projekte anpassen und gewonnene Erkennt-
freigegeben, wird aber im Laufe des Projekts nisse einfließen lassen.
immer wieder aktualisiert und überarbeitet.

Rechtstipp

ƒ In den AIA sind präzis die Vorgaben des AG ƒ Präzise Leistungsvorgaben hinsichtlich
aus seinen BIM-Zielen festzuschreiben, Quantität und Qualität der Leistungen ge-
damit diese mit der Ausschreibung und dem hören in die Ausschreibung mit den AIA.
Vertrag bindend werden. ƒ Der BAP regelt dann „nur“ mehr den Weg zu
ƒ Wenn der BAP nach Vertragsschluss ge- der Leistungserbringung.
meinsam erarbeitet oder geändert wird, ƒ Studium von AIA, BAP, Einzelvertrag,
ist dies nur mehr parteieneinvernehmlich BIM-BVB, welche Rollen und Aufgaben
bzw. konkretisierend im Rahmen der bin- wem zugewiesen sind.
dend festgelegten Vorgaben der AIA mög- Modelle
lich. D R. KONSTANTIN POCHMARSKI
für die Arbeit mit AIA und BAP

Aufsetzen und Abwickeln eines BIM-Projekts („hands-on“) 269


 Abbildung 95: Inhalte einer CDE (idealtypisch in einer Plattform vereint)

Einbindung bzw. Erstellung der Prozesse besser gewährleisten zu können.


Kollaborationsplattform CDE Für ein konkretes Projekt in der Praxis ist festzu-
legen, über welche Plattformen welche Daten
Die Kollaborationsplattform, kurz CDE (Com- ausgetauscht werden und wer auf welche Daten
mon Data Environment), ist eine Plattform, die als Zugriff hat.
zentrale Datenbank aller Dokumente rund um ein Das CDE wird z.B. von der BIM-Projektsteue-
BIM-Projekt dient.164 rung aufgebaut, zur Verfügung gestellt, aktuali-
Anzumerken ist hierbei, dass „eine“ einzelne siert und erweitert.165 Als Unterstützung bei der
Plattform für ein BIM-Projekt wünschenswert
wäre. In der aktuellen Praxis kommt es aber meist Natürlich kann ein CDE auch ohne den expliziten
164

zum Einsatz mehrerer Plattformen, die mit unter- Einsatz von BIM zur Anwendung kommen.
schiedlichen Schwerpunkten parallel betrieben Je nach Auftraggeber und Festlegungen in den AIA
165

werden. Für die weitere Darstellung wird jeweils kann es auch sein, dass das CDE von den Planer:in-
das CDE abgebildet, um das Verständnis für die nen gestellt wird.

270 BIM-Projektorganisation
Erstellung des CDE zieht die BIM-Projektsteue- Teilweise werden in BIM-Projekten schon
rung häufig das Planer:innenteam – bestehend CDE-Systeme vom Bauherrn vorgegeben. Das
aus BIM-Gesamtkoordinator:in und BIM-Fach­ kommt vor allem dann vor, wenn der Bauherr
koordinator:innen – hinzu. bzw. seine Projektleitung bereits Erfahrungen in
Je nach zugewiesenen Zuständigkeiten legt der Abwicklung eines BIM-Projektes aufweist
der Ersteller des CDE (z.B. BPS) in weiterer Folge oder eine zentrale Datenbank hat.
fest, welche Projektbeteiligten auf welche Daten Im dargestellten Prozess in Abbildung 96
in dem CDE zugreifen dürfen bzw. welchen Pro- wird davon ausgegangen, dass das CDE bereits
jektbeteiligten es erlaubt ist, neue Daten in das vorgegeben ist und von der BPS sowie den nach-
CDE zu schreiben. Dabei werden von der BIM- folgenden Planer:innen lediglich adaptiert wird.
Projektsteuerung Lese- und Schreibberechtigun- Nachfolgend werden die in Abbildung 96
gen an die Projektbeteiligten erteilt und manch- dargestellten, durchnummerierten Ablaufschritte
mal auch eine Nomenklatur für die Dokumente genauer beschrieben:
vorgegeben.
Die beispielhafte Aufzählung zeigt, welche 1. Eine funktionierende CDE wird der BPS vom
Daten im CDE zu finden sind (siehe auch Ab­ AG und seiner BPL vorgegeben.
bildung 95): 2. Die BPS bindet das CDE in das BIM-Projekt
ein und ist im Laufe des Projekts zuständig für des-
ƒ Auftraggeber-Informations-Anforderungen sen Funktionalität und Aktualisierung. Dabei steht
(AIA) die BPS in ständigem Informationsaustausch mit
ƒ BIM-Abwicklungsplan (BAP) der BGK und den BFK, um mög­liche Änderungs-
ƒ Modelle (Koordinationsmodell; Fachmodell vorschläge in das CDE aufnehmen zu können.
TGA, TWP, AR; Umgebungsmodell; As-Built- 3. Im dritten Schritt werden die Planer:innen
Modell) (BGK, BFK) in das CDE mit eingebunden. Dabei
ƒ Aufträge und Angebote (z.B. mit beschränk- werden Zugriffsrechte (z.B. Lese- und Schreib­
tem Zugriff für AG) berechtigungen) von der BPS an die Planer:innen
ƒ Genehmigungsdokumente vergeben.
ƒ Besprechungs- und Abnahmeprotokolle, 4. Wurden die Zugriffsrechte vergeben,
Gutachten, Befunde können die BGK und BFK das CDE analysieren
ƒ Bestell- und Lieferscheine und bei Bedarf Informationen auslesen oder
ƒ Zertifikate hineinschreiben.
ƒ Nachweise und Berechnungen
ƒ Pläne Ist das CDE noch nicht vorhanden, muss
ƒ etc. diese erst entsprechend aufgebaut werden,

Aufsetzen und Abwickeln eines BIM-Projekts („hands-on“) 271


 Abbildung 96: Adaptierung einer vorhandenen Kollaborationsplattform (CDE)

um eine zentrale Datenablage und -verwaltung Nachfolgend werden die in Abbildung 97


gewährleisten zu können. Dies ist aktuell das dargestellten, durchnummerierten Ablaufschritte
vor­herrschende Szenario. Das Erstellen der Kol­ genauer beschrieben. Hinweis: Der Prozess be-
laborationsplattform ist als Prozess in Abbil- inhaltet nicht das Einarbeiten von Planungs­
dung 97 dargestellt. Im Zentrum steht wiederum dateien in das CDE, sondern lediglich den Prozess
die BIM-Projektsteuerung (BPS), die zusätzlich zur Erstellung des CDE im Sinne des „Aufsetzens
von der BIM-Gesamtkoordination (BGK) und den eines BIM-Projekts“. Mit Schritt 10 ist der Prozess
BIM-Fachkoordinator:innen (BFK) unterstützt „Erstellung Kollaborationsplattform“ abgeschlos-
wird. sen. Die Schritte 11 und 12 werden während des

272 BIM-Projektorganisation
 Abbildung 97: Erstellung der Kollaborationsplattform (CDE)

gesamten Projektverlaufs je nach Bedarf immer verpflichtet, ein CDE für das BIM-Projekt zu er­
wieder durchlaufen: stellen und über den gesamten Projektverlauf zu
aktualisieren und zu warten.
1. Der AG und seine BPL stellen die Anfor­ 2. Nach den in den AIA und dem BAP fest­
derung eines CDE an die BPS. Dies wird meist gelegten Rahmenbedingungen wird von der
schon in den AIA festgelegt. Dadurch ist die BPS BPS zunächst ein Konzept für ein CDE erstellt.

Aufsetzen und Abwickeln eines BIM-Projekts („hands-on“) 273


3. Das Konzept des CDE wird von der BPS an 7. Vorhandene Änderungswünsche der
das Planer:innenteam – hier bestehend aus BGK BPS werden vom Planer:innenteam in dem CDE
und BFK – weitergegeben. berücksichtigt und überarbeitet.
4. Das CDE-Konzept wird vom BGK in Ab­ 8. Das überarbeitete CDE geht zurück an
stimmung mit den BFK konkretisiert und vervoll- die BPS, von dieser wird es wiederum geprüft
ständigt. und freigegeben. Bestehen immer noch Ände-
5. Die vom Planer:innenteam überarbeitete rungswünsche, folgen wieder die Schritte 6, 7
CDE geht zur Überprüfung zurück zur BPS. Das und 8.
CDE wird nochmals von der BPS überarbeitet und 9. Sind keine Änderungen mehr vorzu­
entweder direkt freigegeben oder es werden nehmen, wird das CDE von der BPS freige-
Änderungswünsche an das Planer:innenteam geben.
weitergegeben (im Prozess als „Rückkopplung 10. Das CDE ist damit vorerst finalisiert und
CDE“ bezeichnet). freigegeben, wird aber im Laufe des Projekts
6. Bestehen Änderungswünsche seitens der immer wieder aktualisiert und überarbeitet.
BPS, werden diese entweder direkt von der BPS 11. Die BPS ist für die Aktualisierung und
übernommen oder an die BGK delegiert. Beaufsichtigung des CDE zuständig. Daher ist
im dargestellten Prozess noch eine weitere

274 BIM-Projektorganisation
Rechtstipp

 Versicherungsdeckung der Haftp˜ icht-  Auf welche Weise sind diese Geschäfts-
versicherung generell bzw. für das Einzel- geheimnisse im Projekt „vulnerabel“?
projekt prüfen.  Welche rechtlichen/vertraglichen Verein-
 Bedarf an neuen Versicherungen („cyber- barungen und Vorgaben gibt es (in der AIA,
Versicherung“) prüfen. in den BIM-BVB etc.) zum Schutz meiner
 Mit dem AG Versicherungslösungen für das Geschäftsgeheimnisse?
Gesamtprojekt erörtern (vgl. „Bauwesen-  Welche technischen Mittel kann man (z.B.
versicherung“). im BAP) zum Schutz meiner Geschäfts-
 Welche Daten, Informationen habe ich, die geheimnisse implementieren?
ich nicht Dritten unbeschränkt zur Verfü-
D R. KONSTANTIN POCHMARSKI
gung stellen will? = „Geschäftsgeheimnisse“.
für die Arbeit im CDE

Rückkopplung hinzugefügt, welche die lau- der Fachmodelle erstreckt sich von der PPH 2
fende Aktualisierung des CDE durch die BPS bis zur PPH 4 bzw. über die Leistungsphasen
visualisiert. 1 bis 8.
12. Änderungswünsche/-vorschläge können Zur besseren Übersicht bildet der dargestell-
von allen Projektbeteiligten im Laufe des Projekts te Prozess nur zwei Fachplaner:innen (Architektur
kommuniziert werden. Aufgabe der BPS ist es, und TGA) ab, kann aber, dem dargestellten Mus-
diese Änderungswünsche/-vorschläge zu prüfen ter entsprechend, für weitere Fachplaner:innen
und bei Bedarf direkt in das CDE einzuarbeiten fortgeführt werden.
oder die Änderungen durch den BGK durchfüh- Speziell am Beginn eines Projekts wird es
ren zu lassen. sich bei der Erstellung der Fachmodelle noch
nicht um parallele Vorgänge handeln. Erst im
Laufe des Projekts stellt sich eine gleichlaufende
Erstellung der Fachmodelle Bearbeitung (wie sie in Abbildung 98 dargestellt
Nach der Erstellung des CDE geht es in die ist) ein.
eigentliche Planung bzw. Erstellung der Fach- Zur Zusammenarbeit innerhalb des eigenen Kapitel 5, S. 206 
Zusammenarbeit
modelle durch die Fachplaner:innen. Der in Büros oder auch mit anderen Fachplaner:innen
Abbildung 98 dargestellte Prozess zur Erstellung wird auf Kapitel 5 (Zusammenarbeit) verwiesen.

Aufsetzen und Abwickeln eines BIM-Projekts („hands-on“) 275


 Abbildung 98: Erstellung der Fachmodelle

276 BIM-Projektorganisation
Nachfolgend werden die in Abbildung 98 7. Alle Änderungswünsche werden wieder
dargestellten, durchnummerierten Ablaufschritte unter Berücksichtigung des BAP in das BIM-
genauer beschrieben: aufgenommen und dieses aktualisiert.
8. Wie in Schritt 4 wird das BIM-Fachmodell
1. Daten auslesen. wieder von dem BFK überprüft.
2. Das CDE gilt als Plattform zur Datenbereit- 9. Entspricht das BIM-Fachmodell allen der-
stellung jeglicher Form rund um das BIM-Projekt. zeitigen Anforderungen im Projekt, wird es für
Die BFK lesen den aktuellen BAP aus dem CDE weitere Projektbeteiligte in das CDE übertragen.
heraus und analysieren diesen. In den AIA und Achtung: Schritt 8 findet nur statt, wenn die Pla-
den daraus abgeleiteten BAP sind alle Informa­ ner:innenvergabe bereits stattgefunden hat und
tionen für eine ordnungsgemäße Erstellung z.B. ein Wettbewerb beendet ist. Vor der Vergabe
eines BIM-Fachmodells festgelegt.166 werden nur die erforderlichen Unterlagen von
3. Der BFK ist verantwortlich für die Koor­ dem oder der BIM-Gesamtkoordinator:in oder
dination und Aktualisierung des Fachmodells. BIM-Fachkoordinator:in an den Auftraggeber und
Er hat Zugriff auf die Informationen des CDE und deren Projektmanagement übergeben.
gibt diese an die BIM-Ersteller:innen (BE) weiter. 10. Prozess beginnt von vorne mit neuem
Zusätzlich gilt der BFK als Koordinator:in für alle Projektfortschritt.
zugeordneten BE. Der BFK ist außerdem im stän-
digen Informationsaustausch mit anderen BFK,
um hier Abstimmungen vorzunehmen. 166
Bei der Erstellung der Fachmodelle sind die Fach­
4. Die BE sind verantwortlich für die Erstel- planer:innen weitestgehend frei und auch nicht an
lung und Aktualisierung des BIM-Fachmodells. Vorgaben ge­bunden. Bei der Übergabe der (inter-
Dabei müssen zwingend alle Vorgaben aus dem nen) Fachmodelle in das Koordinationsmodell sind
BAP zur Erreichung der Anforderungen aus den aber die Vorgaben aus dem BAP streng einzuhalten,
AIA eingehalten werden. Zusätzlich gilt es, bei um die Erstellung des Koordinationsmodells zu er-
der Erstellung des BIM-Fachmodells alle weiteren möglichen.
Informationen des BFK zu berücksichtigen. Erfahrungen in BIM-Projekten haben gezeigt, dass
5. Das erstellte BIM-Fachmodell wird vom AIA und BAP allein oft nicht ausreichen, um den Pla-
BFK überprüft. Das BIM-Fachmodell wird vom ner:innen den notwendigen Rahmen vorzugeben,
BFK entweder freigegeben und in das CDE sodass die Modelle direkt weiterverwendet werden
übertragen, direkt überarbeitet oder es werden können. Aus diesem Grund können Modellierungs-
Änderungswünsche an die BE weitergeleitet. leitfäden nationaler und/oder internationaler Ar-
6. Bestehen Änderungswünsche seitens des beitskreise als vertragliche Begleitdokumente zu
BFK (oder vorgeschalteten BIM-Projektbeteiligten den AIA festgelegt werden, um so die Mindest­
wie BPS, ÖBA, BGK), werden diese zur Einarbei- anforderungen an die Erstellung der Fachmodelle
tung an den BE weitergegeben. noch genauer definieren zu können.

Aufsetzen und Abwickeln eines BIM-Projekts („hands-on“) 277


 Abbildung 99: Erstellung des Koordinationsmodells

278 BIM-Projektorganisation
Erstellung des
Koordinationsmodells
Einer der wesentlichen Vorteile – aber auch 1. Daten auslesen.
eine Herausforderung – von BIM-Projekten ist das 2. Der BGK (bzw. der koordinierende BFK bei
Zusammenführen unterschiedlicher Fachmodelle Einzelplanervergabe) ist verantwortlich für die Er-
zu einem Gesamt- bzw. Koordinationsmodell im stellung, die Koordination und die Aktualisierung
Sinne der integralen Planung. Anhand dieses des BIM-Koordinationsmodells. Dazu ist er:sie
Modells können in weiterer Folge z.B. Kollisions- verpflichtet, die BIM-Fachmodelle der BFK zu
prüfungen und Abstimmungen zwischen den analysieren und zu prüfen.
Fachplaner:innen durchgeführt werden. Diese 3. Durch Zusammenführen der BIM-Fach­
Modelle können bei eindeutiger Abstimmung modelle wird vom BGK ein Koordinationsmodell
ihrer Ziele, Qualitäten und Schnittstellen auch erstellt. In diesem Modell werden alle Fachmodel-
bereits im Innenverhältnis zwischen zwei oder le auf Kompatibilität geprüft (z.B. Kollisionsprü-
drei Planer:innen schnell zu einer Verbes­serung fung, ID-Prüfung, Geometrieprüfung, Merkmal-
der Kommunikation und der Abstimmung bei­ prüfung, Strukturprüfung).
tragen. 4. Alle Informationen, welche entweder soft-
Der Prozess zur Erstellung eines Koordina­ warebasiert oder durch den BGK in Absprache
tionsmodells ist in Abbildung 99 ersichtlich. mit den BPS generiert wurden, werden zur weite-
Die Prozesse für die Erstellung der Fachmodelle ren Verarbeitung wieder in das CDE übertragen.
(siehe Abbildung 98) und eines Koordinations- Diese Informationen können auch als Änderungs-
modells sind als direkt miteinander verknüpft auftrag an die BFK in das CDE integriert werden.
zu sehen. Es handelt sich dabei um einen sich 5. In einer CDE existieren nun neue Informa-
schrittweise wiederholenden Prozess innerhalb tionen, welche von den betroffenen Projektbetei-
des BIM-Projekts, der laufende Abstimmungen ligten überarbeitet werden müssen. Zum Beispiel
und Koordinationen zwischen den Akteuren er- könnte durch die Kollisionsprüfung ein Ände-
fordert. rungsauftrag (BCF-Viewpoint) für den BFK-TGA
Nachfolgend werden die in Abbildung 99 entstanden sein, womit man wieder bei den
dargestellten, durchnummerierten Ablaufschritte Schritten 2 bzw. 3 im Prozess „Modellerstellung
genauer beschrieben: Fachmodell“ (siehe Abbildung 98) einsteigen
würde.

Aufsetzen und Abwickeln eines BIM-Projekts („hands-on“) 279


Rechtstipp

ƒ Entscheidend ist wie bisher das „Durch­ ƒ Achtung auf die Klärung und Regelung von
denken“ und „Mitdenken“ der Vorgaben inhaltlichen, organisatorischen und ver-
des AG, der Vorleistungen anderer Planer etc. fahrensbedingten Schnittstellen.
ƒ Vorsicht bei der Übernahme „neuer“ Auf-
gaben, ob die dafür notwendige Ausbildung
vorhanden ist. D R. KONSTANTIN POCHMARSKI
zu Prüf- und Warnpflichten

Rechtstipp

ƒ Aktuelle Software verwenden. ƒ Rechenergebnisse des „Blechtrottels“ mit


ƒ Software bestimmungsgemäß verwenden Fachverstand plausibilisieren und die erfolg-
und keine „Hilfslösungen“ verwenden. te Plausibilisierung dokumentieren.
ƒ Wartung/Update der Software wahrnehmen.
D R. KONSTANTIN POCHMARSKI
zum Einsatz von Software

280 BIM-Projektorganisation
Änderungsmanagement BIM im Betrieb bzw. in der
Nutzung
Auch durch die Anwendung von BIM lassen Zukünftig wird besonders für die Nutzung
sich Änderungen und Umplanungen bei Bauvor- und den Betrieb von Bauwerken, die als BIM-Pro-
haben nicht vermeiden. Durch die mit BIM ge- jekte geplant und ausgeführt wurden, durch as-
wonnene Transparenz und einen hohen built-Dokumentationen und CAFM-Systeme ein
Reifegrad der Planung lassen sich bei entspre- wesentlicher zusätzlicher Nutzen für die Betrei-
chender Kommunikationskultur jedoch so man- ber von Objekten erwartet. Damit werden Daten
che Konflikte bzw. Kollisionen zwischen Gewer- und Informationen bereitgestellt sowie laufend
ken schon in der Planungsphase erkennen und aktualisiert und gewartet, die für den Betrieb, die
das Potenzial, zeit- und kostenintensive Ände- Instandhaltung/Wartung und Nutzung des Ob-
rungsprozesse in der Ausführungsphase zu ver- jekts erforderlich sind. Für die Nutzung solcher
meiden, steigt. Systeme ist eine frühe Definition der Ziele durch
Treten Änderungen bei Bauvorhaben (z.B. den AG und ein Datentransfer von der Planung
auf Wunsch des Bauherrn) auf, können diese am und Ausführung bis hin zum Betrieb erforderlich.
Modell visualisiert und bei entsprechender Para- Dieser Datentransfer muss spätestens in der Leis-
metrisierung auch die zeitlichen und finanziellen tungsphase 9 erfolgen. Am Projektbeginn ist ge-
Auswirkungen ermittelt werden. Durch die Be- meinsam mit dem AG bzw. dem Betreiber ein
trachtung unterschiedlicher Szenarien können ef- entsprechendes System (oder auch mehrere) für
fiziente und wirtschaftliche Lösungen für erfor- den Betrieb und die Nutzung zu definieren und
derliche Änderungen erarbeitet werden. aufzubauen. Der Fokus ist dabei besonders auf
Durch die BIM-basierte Arbeitsweise ist es die Kompatibilität der auszutauschenden Daten-
möglich, das Verständnis betreffend Kostenände- formate zu legen. Verantwortlich für die Anbin-
rungen bei entsprechenden Planungsänderun- dung von Modelldaten und der as-built-Doku-
gen zu steigern und anhand von Visualisierungen mentation an ein CAFM-System ist der AG bzw.
für alle Beteiligten besser nachvollziehbar und der Betreiber. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass
transparenter zu gestalten. Eine modellbasierte, je nach Projektkonstellation das CAFM-System
bauteilbezogene Dokumentation der Änderun- während des Projektverlaufs durch die/den BGK
gen bietet zusätzlich die Chance, Leistungsände- in Abstimmung mit dem BIM-Management suk-
rungen sowie zusätzliche Leistungen einfacher zessive mit Daten versorgt.
zuzuordnen und fair zu vergüten.

Aufsetzen und Abwickeln eines BIM-Projekts („hands-on“) 281


„Zivilingenieur:innen für Vermessungswesen kommen zumin-
dest immer dann ins Spiel, wenn es um den Bestand geht (BIM as-
built). Das Modellieren einfacher oder auch komplexerer Bestände
wird von uns als Basis für weitere Planungen gemacht. Die Erfahrung
zeigt: Es wird äußerst selten angefragt. Spätestens, wenn die Frage
nach dem Preis kommt, steigen viele aus. Natürlich ist der Aufwand
größer als das Anfertigen von einfachen Grundrissplänen. Je größer
der Detailreichtum, desto mehr Aufwand steckt dahinter. Es ist aber
vieles gut machbar und abbildbar. Viele Vermesser:innen haben das
Know-how und die Möglichkeiten, BIM-fähige Daten zu liefern. Diese
stellen eine solide dreidimensionale Datengrundlage dar, die es allen
anderen ermöglicht, direkt darin weiter zu arbeiten, ohne sie erst für
3D adaptieren (umbauen) zu müssen.“
DI CORA STÖGER

Dabei wird festgehalten, dass eine as-built- ein eigenes Modell erstellt bzw. die Änderungen/
Dokumentation kein selbstverständlicher Be- Abweichungen in ein bestehendes Modell einge-
standteil eines BIM-Projekts ist und davon arbeitet werden.
abhängt, wie ein solches in den AIA definiert ist. In Abbildung 100 ist die Einbindung eines
Eine as-built-Dokumentation ist zumeist nicht mit CAFM-Systems als Prozess beispielhaft dar­
dem Letztstand der Planung (Fachmodell) bei gestellt. Im laufenden Projekt (LPH 3 bis LPH 8)
Projektende gleichzusetzen. Es handelt sich da- werden die Modelldaten nach und nach an das
bei vielmehr um eine gesonderte Leistung, die CAFM-System angebunden. Die Datenstruktur
auch gesondert vergütet werden muss. Für die wird dabei zu Beginn eines Projektes mit den zu-
as-built-Dokumentation werden z.B. Aufnahmen ständigen Planer:innen analysiert und festgelegt
in Form von 3D-Punktwolken durchgeführt, die sowie im Projektverlauf durch die BGK überprüft.
dann in weiterer Folge auch mit dem BIM-Modell Als finaler Schritt werden nach der Ausführung in
verglichen und Abweichungen sichtbar gemacht der LPH 9 die endgültigen Modelldaten an das
werden können. Für eine modellbasierte Be- CAFM-System angebunden und schließlich an
triebs- & Erhaltungsphase ist eine Punktwolke den AG für den Betrieb und die Nutzung des
aber zu wenig bzw. ungeeignet. Es muss dazu Gebäudes übergeben.

282 BIM-Projektorganisation
 Abbildung 100: Einbindung eines CAFM-Systems

Nachfolgend werden die in Abbildung 100 Dienstleister) wird vorgegeben, welche Daten
dargestellten, durchnummerierten Ablaufschritte durch das CAFM-System für einen optimalen
genauer beschrieben: Betrieb bereitgestellt werden sollen. Dabei lohnt
es sich durchaus, bereits in früheren Leistungs-
1. Durch den AG und/oder die späteren phasen mehr Zeit zu investieren, da die Nutzung
Nutzer:innen des Bauwerks (und deren FM- zeitlich und kostenmäßig mehr Kapazitäten in

Aufsetzen und Abwickeln eines BIM-Projekts („hands-on“) 283


Anspruch nimmt als die Planung und der Bau. BGK in dieser Phase keine mehr getroffen, es
Mit welchen Informationen ein CAFM-System steht das Sammeln und Einlesen der Daten im
schon während der Planungs- und Bauphase Vordergrund.
gefüttert wird, ist in den AIA festgelegt. 5. In den Leistungsphasen 3 bis 8 werden
2. Bei zu geringen Erfahrungswerten des die Modelldaten vom:n BIM-Gesamtkoordina-
AG sollte für die richtige Wahl eines CAFM- tor:in gesammelt und zur Einarbeitung in das
Systems eine BIM-Projektleitung herangezogen CAFM-System vorbereitet.
werden. Dies erfolgt idealerweise durch Abstim- 6. Die gesammelten Modelldaten werden
mung mit dem Facility Management (FM). Bei der laufend während der Planungs- und Bauphase
Wahl des CAFM-Systems muss auf die Kompa­ aktualisiert und bei Bedarf in das CAFM-System
tibilität mit dem für das Projekt ausgewählten übertragen bzw. für die finale Übertragung vor-
BIM-System geachtet werden. Eine mögliche bereitet. Die Schleife bestehend aus den Schrit-
Schnittstelle zwischen CAFM-System und BIM- ten 4, 5 und 6 wiederholt sich bis zur Fertigstel-
System wäre zum Beispiel der Datentransfer auf lung des Projekts.
IFC-Ebene. 7. Die oder der BIM-Gesamtkoordina-
3. Wurde ein passendes CAFM-System tor:in analysiert und prüft die übertragenen
ausgewählt, wird in diesem Prozess nochmals Modell­daten.
eine Rückkopplung zum AG dargestellt. Durch 8. Nach Fertigstellung des Bauwerks wer-
diesen wird dann die Auswahl des CAFM-Systems den ausgewählte Modelldaten aller Planungs­
freigegeben. Entspricht das CAFM-System nicht beteiligten für eine Endübergabe an das CAFM-
den Anforderungen des AG bzw. der späteren System finalisiert.
Nutzer:innen und des Facility Managements, 9. In der Leistungsphase 9 wird die End­
folgen wieder die Schritte 1 bis 3. übergabe aller erforderlichen Modelldaten aller
4. In diesem Schritt wird das freigegebene Planungsbeteiligten durch den oder die BIM-
CAFM-System durch den oder die BIM-Gesamt­ Gesamt­koordinator:in koordiniert und überprüft.
koordinator:in (BGK) analysiert und gegebenen- 10. Wurden alle Gebäudedaten seitens
falls nochmals auf Kompatibilität geprüft. Ent- des BGK in das CAFM-System übertragen, kann es
scheidungen (z.B. in Bezug auf Machbarkeit, dem AG bzw. den späteren FM-Dienstleistern der
Sinnhaftigkeit, Kosten & Nutzen) werden vom Gebäudenutzer:innen übergeben werden.

284 BIM-Projektorganisation
Zusammenfassung und Ausblick

Die komplexe Aufbau- und Ablauforganisa- Akteuren aufweisen und wie Informationen und
tion von BIM-Projekten erfordert Prozessdarstel- Daten ausgetauscht werden.
lungen und -beschreibungen, um den handeln- Im Kapitel wurden dazu exemplarisch unter-
den Akteur:innen entsprechende Aufgaben, schiedliche Konstellationen der Projektorganisa-
Verantwortlichkeiten, Rechte und Pflichten zu- tion beschrieben und zentrale Aufgaben, wie
ordnen zu können sowie die gesamte Projekt­ etwa die Erstellung und Abstimmung von Auf-
organisation verständlich und übersichtlich dar- traggeber-Informations-Anforderungen (AIA)
zustellen. und der BIM-Abwicklungsplanung (BAP), erläu-
Für die Beteiligten ist es von zentraler Be­ tert. Auch die Einrichtung einer Austauschplatt-
deutung zu wissen, welche Rolle(n) sie innerhalb form (Common Data Environment – CDE) sowie
des BIM-Projektes einnehmen, welche Aufgaben die Erstellung von Fachmodellen bzw. eines Koor-
und Verantwortlichkeiten mit diesen Rollen ver- dinationsmodelles wurde anhand von Prozess­
bunden sind, wo sie Schnittstellen mit anderen abläufen dargestellt und beschrieben.

Zusammenfassung und Ausblick 285


Literaturverzeichnis

 Hofstadler, Christian; Kummer, Markus (2017),


Chancen- und Risikomanagement in der Bauwirt-
schaft. Berlin, Heidelberg. Springer-Verlag (ISBN
978-3-662-54318-4)
 https://www.buildingsmart.co.at/muster-aia-
und-muster-bap/, Datum des Zugriffs: 3. 8. 2021
 Lechner, Hans et al. (2021), Kostenplanung
und die ÖNORM B 1801-1:2021. In: derPlan N°52
April 2021. (Online unter: https://wien.arching.at/
fileadmin/user_upload/redakteure_wnb/A_Aktu-
elles/derPlan_Jahresberichte/derPlan_52_WEB_
V3.pdf, Datum des Zugriffs: 22. 11. 2021)
 Wall, Johannes (2017), Lebenszyklusorien­
tierte Modellierung von Planungs-, Ausschrei-
bungs- und Vergabeprozessen. Dissertation.
Graz. Institut für Baubetrieb und Bauwirtschaft
der Technischen Universität Graz

286 BIM-Projektorganisation
Literaturverzeichnis 287
BIM-Projektorganisation in der ASFiNAG
ASFINAG

Im Rahmen unserer Projekte ergeben sich für die Durchsetzung der Anforderungen des AG
bereits aus der konventionellen Abwicklung ver- an die verwendete Datenstruktur im Projekt.
schiedene Projektorganisationen. Mit BIM kom- Die BIM-Projektsteuerung vertritt die Inter-
men dann nochmal neue Rollen dazu. Damit essen des AG bei der konkreten Spezifizierung
Auftragnehmer nicht jedes Mal die BIM-Rollen und der operativen Durchführung eines BIM-
des Auftraggebers studieren müssen, haben sich Projekts.
alle öffentliche Auftraggeber in einer Arbeits­ Die BIM-Gesamtkoordination koordiniert
gruppe auf ein einheitliches Rollenbild und deren und verifiziert interdisziplinäre BIM-Inhalte
Beschreibung geeinigt. der Planungsbeteiligten auf Grundlage der
Auf diese Rollen haben sich die öffentlichen Vorgaben der BIM-Projektsteuerung. Dise trägt
Auftraggeber geeinigt und diese werden bei die Verantwortung für das Koordinationsmodell
allen BIM-Projekten angewendet. Doch welche und überwacht die Durchführung der vorge­
BIM-Aufgaben habe die einzelnen Rollen für den gebenen Aufgaben der Fachkoordination und
öffentlichen Auftraggeber: ist primärer Ansprechpartner der digitalen
Das BIM-Informationsmanagement koor­ Planung gegenüber der BIM-Projektsteuerung.
diniert alle operativen BIM-Agenden in einem Die BIM Fachkoordination (BFK) verifiziert
Unternehmen und unterstützt alle Projektlei- fachspezifische BIM-Inhalte der jeweiligen Fach-
tungen, insbesondere die BIM-Projektsteuerung, disziplin und ist verantwortlich für die proaktive
in allen BIM-relevanten Fragen. Diese Rolle wurde Abstimmung der disziplineigenen Planungs-
für die BIM-Methode neu geschaffen. leistungen mit den anderen Fachdisziplinen so-
Die BIM-Projektleitung ist die verantwort- wie für die Deklaration bzw. Fortschreibung von
liche Stelle beim AG für die generelle Spezi­ Statusangaben (BCF).
fizierung der Rahmenbedingungen eines Pro- Die BIM-Erstellung erstellt BIM-Inhalte der je-
jekts, für die Definition der verwendeten weiligen Fachdisziplin. Diese Rolle wird aus Sicht
Leistungsbilder der jeweiligen Akteure sowie der Auftraggeber nicht weiter spezifiziert.

288 BIM-Projektorganisation in der ASFiNAG


 Abbildung 101: BIM-Rollen aus Sicht der Auftraggeber

Die BIM-Koordination Bau-AN ist Ansprech- Im Rahmen von ASFiNAG BIM-Projekten wird
partner für die BIM-Projektsteuerung. Ob die derzeit evaluiert, ob die BIM-Gesamtkoordination
BIM-Koordination Bau-AN das BIM-Modell selbst und die BIM-ÖBA in einer Personalunion fusio-
weiterführt oder die Inhalte zur Integration zum niert werden kann.
Beispiel an die BIM-Gesamtkoordination weiter- Hier auch noch ein konkretes Beispiel einer
gibt, ist projektspezifisch festzulegen. Projektorganisation (siehe oben).

ASFiNAG 289
 Abbildung 102: Projektorganigramm A26 Linz Umfahrung Etappe 2

Im Projekt A26 Linz Umfahrung Etappe 2


haben wir in der ASFiNAG dieses schematische
Rollenorganigramm. Das BIM-Informationsma-
nagement wird intern durch den Fachbereich
BMG Services abgewickelt. Die BIM-Projekt­
leitung und die BIM-Projektsteuerung wird in
Personalunion abgewickelt und ist somit das
BIM-Management. Zusätzlich zur BIM-Projekt-
steuerung gibt es noch eine klassische externe
Projektsteuerung in diesem Projekt.

290 BIM-Projektorganisation in der ASFiNAG


ASFiNAG 291
Kapitel 7

Auswertungen
M ARCUS WALLNER

Durch BIM sind viele Auswertungen erst so richtig möglich geworden.


Manche waren zwar schon vorher möglich, aber mit einem viel höheren Aufwand.
So ist es nun Realität geworden, auch schon einmal mitten im Projekt die eine oder
andere Zwischenauswertung zu fahren, um beispielsweise zu sehen, wie es um
das Verhältnis von Nutz-, Verkehrs- und Technikflächen steht, oder ob es bei den
Mengen oder Kosten auffällige Positionen gibt. Im Regelfall liefert die Modellier-
software dabei die Basisdaten. Nach einer korrekten Übergabe der Daten an eine
entsprechende Auswertungssoftware liefert diese dann entsprechende Analysen
und Ergebnisse.

292 Auswertungen
Auswählen und Hervorheben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294
Filter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294

Überschreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297

Sichtbarkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299

Versionsvergleiche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 302
4D-Simulationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 302
Mapping . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305
Mengenermittlung (5D) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305
Korrekte Modellierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307
Richtige Zuweisung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307
Tatsächliche Mengen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 308

Weitere Anwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311

Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 314

Auswertungen 293
Auswählen und Hervorheben

Fangen wir mit den einfachen Benefits von sorgfältig ausgewählt, kann man an allen Elemen-
BIM an. So könnte man das Auswählen von ten der Auswahl in einem Schritt einen bestimm-
gleichen Elementen als eine Art Ureigenschaft ten Befehl ausführen und muss nicht mehr jedes
von BIM verstehen. Einige Modellierprogramme Element einzeln bearbeiten.
offerierten diese Funktion bereits, bevor noch
richtig über BIM gesprochen wurde. Auf den Filter
ersten Blick hört sich das Auswählen sehr trivial Wie kommen wir nun zur gewünschten Aus-
an, auf den zweiten Blick stellt man dann aber wahl? Dabei helfen uns je nach Software ver-
fest, dass sehr viele nützliche Auswertungen, schiedene Filter. Hinter jedem dieser Filter steckt
Darstellungsmöglichkeiten und Funktionalitäten ein Auswahlalgorithmus. Im einfachsten Fall ist
auf der Qualität dieser Auswahl aufsetzen. der Filter auswahlbasiert, das heißt, er beruht
Allerdings funktioniert das Auswählen nur, auf einer Addition von manuell ausgewählten
wenn vorher genau genug und richtig modelliert Elementen, die als Auswahlsatz abgespeichert
wurde. wurden. In der Regel benötigen wir aber intelli-
 Kapitel 4, S. 182
  Der Auswahlalgorithmus beruht stets auf gentere, sogenannte regelbasierte Filter. Diese
Klassen und
Attribute
zugewiesenen Klassen und Attributen. Nur wenn scannen das gesamte Model nach Elementen mit
die Elemente den richtigen Klassen zugeordnet Zugehörigkeit zu bestimmten Klassen und/oder
und mit korrekten Attributen versehen wurden, gewissen Attributen ab, also beispielsweise nach
liefert das Softwareprogramm die gewünschte Elementen der Klasse „Wand“ mit der Eigenschaft
Auswahl. Hat man eine Gruppe an Elementen „tragend“.

294 Auswertungen
 Abbildung 103: Leistungsbeschreibung und Beeinflussbarkeit mit fortlaufender Projektdauer167

Wenn man sauber modelliert hat, sollte mit Wozu hilft uns nun eine erstellte Auswahl?
geschicktem Einstellen der Filter fast jede be­ Zunächst können wir damit eine Auswahl be-
liebige Auswahl erstellbar sein. Die eigentliche stimmter Elemente grafisch hervorheben, wo-
Kunst liegt im geschickten Kombinieren ver- durch oft ganz schnell ein Überblick gewonnen
schiedener Filterbedingungen. Mit „und“ bzw. werden kann. In Archicad gibt es die Möglichkeit,
„oder“ kommt man meist schon ans Ziel. Wenn die verschiedenen Arbeitsbereiche im Modell auf
das nicht reicht, können wir bei den Attributen diese Weise farblich unterschiedlich darzustellen.
zusätzlich noch Bedingungen setzen. So lassen Somit kann man schnell erkennen, welche Ele-
sich ganz einfach alle Elemente aus dem Material mente in wessen Arbeitsbereich fallen.
Beton, die tragend sind, leicht und schnell selek-
tieren. Autodesk screen shots reprinted courtesy of
167

Autodesk, Inc.

Auswählen und Hervorheben 295


 Abbildung 104: Teamwork in Archicad: farbliche Unterteilung in Arbeitsbereiche168

Je nach Problemstellung lässt sich das lich machen, um welche Elemente es sich gerade
Modell nach verschiedensten Kriterien in handelt.
farbliche Bereiche unterteilen.
So kann man für sich selbst, aber auch für
Besprechungen mit Dritten viel leichter ersicht- Graphisoft.
168

296 Auswertungen
Überschreiben

 Abbildung 105: Entwicklung des Brandschutzplans durch Überschreibung des Grundrisses

Reicht das reine farbliche Markieren nicht Brandschutzgutachten gehören auch die ent-
aus, gibt es auch noch die Möglichkeit, die aus- sprechenden Pläne, die sich mit BIM sehr einfach
gewählten Elemente in ausgesuchten Ansichten erstellen und vor allem immer aktuell halten
farblich zu überschreiben. Schauen wir uns dies lassen.
einmal am Beispiel des Brandschutzes an. Zum

Überschreiben 297
 Abbildung 106: Eindeutig bessere Erkennbarkeit in der farblich hervorgehobenen Systemdarstellung

Man wählt einfach Elemente mit einer auch noch die Flucht- und Rettungspläne für die
bestimmten Feuerwiderstandsklasse aus und legt Beschilderung im späteren Gebäude, oder gar die
eine Überschreibung für diese mit der entspre- Feuerwehrlaufkarten für die Brandmeldezentrale
chenden Farbe je nach Feuerwiderstand – also zu erstellen.
E30, E60, E90, Brandwand usw. – fest, schon hat Bei Haustechnikplänen ist das farbliche
man einen Grundriss mit allen relevanten Wän- Überschreiben eigentlich schon Standard. Einige
den flächig mit entsprechender Farbe überschrie- Programme machen dies automatisch, bei ande-
ben. Gibt es nun kleine Anpassungen der Wände ren muss kurz ein Filterset ausgeführt werden.
oder neue Zuweisungen von Feuerwiderstands- In der Haustechnik wäre es ohne farbliche Kenn-
klassen im BIM-Modell, so aktualisiert sich der zeichnung gar nicht mehr möglich, die Übersicht
Grundrissplan „Brandschutz“ automatisch mit. zu behalten. Man stelle sich nur vor, wenn Warm-
Da aber nicht nur Flächen sondern auch Linien- und Kaltwasser oder Zu- und Abluft die gleiche
stärken überschreibbar sind, ist es ein Leichtes, Farben hätten, kein Mensch würde sich mehr
im weiteren Vorgehen aus diesen Grundrissen auskennen.

298 Auswertungen
Sichtbarkeiten

 Abbildung 107: Sichtbarkeitseinstellung der aktiven Ansicht in Revit nach Disziplin169

Über die Auswahlfilter ergibt sich noch eine werden dabei unterschiedliche Zustände zuge-
weitere unverzichtbare Ver- bzw. Auswertung: wiesen – von Bestand über Abriss bis hin zu
die Sichtbarkeitssteuerung. So wissen wir, dass Neubau.
sich eine Ansicht über das Attribut „tragend“ so Bei den Genehmigungsplänen müssen wir
einstellen lässt, dass nur die Elemente, die den die Abbruchelemente noch in den Ansichten
Statiker interessieren, sichtbar sind. Viele Soft- dar­stel­len. Wenn diese Information später nicht
wareprogramme haben sogar Ansichtseinstel­ mehr benötigt wird, können wir diese dann
lungen dafür. So ist es also möglich, dass man ganz einfach über den entsprechenden Filter
nur die Disziplinen einblendet, die gerade für die aus­blenden.
aktuelle Problemstellung relevant sind.
Eine weitere Anwendung der Sichtbarkeiten Kapitel 4, S. 182 
   
 
  

Klassen und
spielt bei Altbausanierungen eine große Rolle. Attribute
Dort werden die Elemente über ein Attribut der Autodesk screen shots reprinted courtesy of
169

entsprechenden „Phase“ zugeordnet. Elementen Auto­desk, Inc.

Sichtbarkeiten 299
 Abbildung 108: Archicad bietet mit seinem Umbaufilter weitreichende Einstellungsmöglichkeiten170

Beim digitalen Verlegen von Bewehrung in sich, ähnlich wie auch in der 2D-Planung üblich,
3D-Bauwerksmodellen verliert man ab einer mit dem Aufteilen der einzelnen Lagen, um bes-
bestimmten Anzahl an Eisen schnell einmal den ser den Überblick zu behalten.
Überblick. Insbesondere bei komplexen Geo­
metrien, Durchbrüchen, Einlegeteilen etc. kann
das Spiel der Linien am Bildschirm schnell einem
gordischen Knoten gleichen. Hier behilft man Screenshot Graphisoft.
170

300 Auswertungen
 Abbildung 109: Allplan, Planzusammenstellung mit Bewehrung und Biegeliste mit Layerfilter

Beispielsweise werden eigene Layer für Vorteile ausnützen, die eine gesammelte
Obere Lage, Untere Lage, Einbauteile, Anschluss- Dar­stellung aller Eisen bietet, wie zum Beispiel
bewehrung etc. angelegt und die entsprechen- Einbausituationen und Rüttelgassen zu kon­
den Verlegungen von Matten und Rundstahl den trollieren.
Layern zugewiesen. Obwohl sämtliche modellier- Allplan dehnt die Funktionalität des Filtern
ten Bewehrungseisen im Modell enthalten sind, nach Layern auf das Erstellen der Biegeliste aus.
kann man nun über die gewünschte Kombination Die Biegeliste ist dabei nichts anderes als die Aus-
an aktiven und ausgeblendeten Layern besser wertung der verlegten Eisen, ihrer Biegeform,
den Überblick über die Bewehrungsführung be- Stückzahl sowie die Masse der einzelnen und
wahren und nach wenigen Klicks trotzdem die Summe aller Bewehrungspositionen in kg.

Sichtbarkeiten 301
Versionsvergleiche

Bekommt man einen Plan mit neuem Index, fernt wurden und eine Farbe für geänderte Ele-
stellt sich schnell die Frage: Was hat sich geän- mente. Bezüglich der Art der entsprechenden
dert? Normalerweise gibt es im Plankopf für jede Änderungen kann mit Hilfe verschiedener Filter-
Indexänderung eine Zeile, in der kurz beschrie- funktionen noch feiner selektiert werden. Das
ben sein sollte, was sich geändert hat. Zudem Ergebnis kann sowohl in den verschiedenen
sollte in den Plänen jede Änderung mit entspre- Ansichten angezeigt als auch für einen Gesamt-
chender Änderungswolke und Beschreibung ver- überblick tabellarisch aufgelistet werden. Bei
sehen sein. Wie wir aber alle wissen, funktioniert Bedarf können auch ältere Versionen verglichen
dies in der Praxis meist nicht so ganz perfekt, da werden.
oft einige Wolken fehlen.
Ohne BIM ist eine Überprüfung der Änderun-
gen von Version zu Version des gleichen Modells 4D-Simulationen
sehr aufwendig und sehr schwer darstellbar. Will Bei den meisten Projekten finden Plan­
man einfach die vorgenommenen Änderungen erstellung und Terminplanung noch völlig ge-
zum besseren Verständnis beispielsweise für Be- trennt voneinander statt. Das Modell entsteht in
sprechungen visuell veranschaulichen, bietet uns der Modelliersoftware und der Terminplan in
BIM dazu sehr einfache Lösungen. einer separaten Software. Will man nun schon
Verschiedenste BIM-Programme bieten uns während der Planung seine Bauabläufe simulie-
die Möglichkeit eines Versionsvergleiches. Dieser ren, so ist das mit BIM gar nicht so schwer. In einer
ist nicht nur deutlich zuverlässiger als die Index- Gegenüberstellung zweier Simulationsvarianten
erläuterung auf dem Papier, er ist auch viel über- könnte man so die Umsetzung zweier Bauweisen
sichtlicher. Durch bestimmte Farben werden ver- bezüglich ihrer Vor- und Nachteile vergleichen.
schiedene Änderungskategorien klar ersichtlich. Am Beispiel eines Hotels stellt man eine Bau-
Meist gibt es eine Farbe für Elemente, die hinzu- weise mit Badzellen in Fertigbetonzellen einer
gefügt wurden, eine Farbe für Elemente, die ent- Bauweise mit Fertigzellen in Trockenbauweise

302 Auswertungen
 Abbildung 110: Versionsvergleich in BIM 360171

gegenüber. Bei den Fertigbetonzellen müssen Für diese Verknüpfung des BIM-Modells mit
die Zellen vor Betonierung der jeweiligen Decke dem Terminplan gibt es schon durchaus einfach
exakt eingebracht werden. Bei den Trockenbau- realisierbare Lösungen. Es muss lediglich dafür
zellen kann die Einbringung über eine Fassaden- gesorgt werden, dass die Elemente aus dem BIM-
öffnung flexibler terminisiert werden. Aus der Modell über einen geeigneten Parameter mit den
Gegenüberstellung der beiden Simulationen Aufgaben für das jeweilige Element im Termin-
wird klar ersichtlich, welche Reihenfolgen auf plan „gemappt“ werden. Über den Wert dieses
der Baustelle möglich sind und welche Vor- und Parameters im BIM-Modell verbindet die Anima-
Nachteile sich daraus ergeben. Man kann über tionssoftware das Element bzw. die Elemente mit YouTube
Channel 
  
  
  

die Simulation auch Anlieferung, Abladung, Kran- der zugehörigen Aufgabe („Balken“ im Gantt-
4D-Simulation
positionierungen, Zwischenlagerungen und Diagramm) im Terminplan.
vieles weitere überprüfen.
Autodesk.
171

Versionsvergleiche 303
 Abbildung 111: In der Modelliersoftware wurde der Parameter „MY_Classificator“ angelegt, um Elemente
später bei der Zuweisung zu einem Zeitbalken identifizieren zu können.172

 Abbildung 112: Über den in Revit und MS-Project angelegten Parameter werden in Navisworks Element
und Aufgabe zusammengeführt.173

Autodesk screen shots reprinted courtesy of Autodesk, Inc.


172

Autodesk screen shots reprinted courtesy of Autodesk, Inc.


173

304 Auswertungen
Mapping aus den Plänen heraus, ehe diese dann be-
Bei den meisten Auswertungen werden rechnet und addiert werden müssen. Nach
Daten von einer Software in eine weitere über­ größeren Planungsänderungen kann es pas­
geben. Entscheidend ist hierbei eine korrekte Da- sieren, dass man die ganze Arbeit wiederholen
tenübergabe. Dafür ist die richtige Klassifizierung muss.
beim Modellieren ebenso wichtig wie das Map- In BIM-Software wird die Menge anhand der
ping. Immer wenn Daten übergeben werden, modellbasierten Mengenermittlung festge-
müssen diese auch zugewiesen („gemapped“) stellt. Durch die in BIM-Programmen automatisch
werden. Oftmals macht das – wie beim IFC- erstellten Mengentabellen kann es zu enormen Kapitel 4, S. 197 
   
  
  
Mappingtable IFC
Import und -Export – die Software selbst, manch- Zeiteinsparungen kommen. Die modellbasierte
mal müssen wir jedoch einen Parameter, der als Mengenermittlung in BIM ermittelt Nettomas-
verbindendes Element aushilft, einfügen. Wie sen, die auf dem aktuellen BIM-Modell beruhen.
auch immer, durch das Mapping werden ein­ Das bedeutet, dass bei Planungsänderungen die
deutige Zuweisungen zwischen Klassen und Nettomassen automatisch angepasst werden.
Attributen vollzogen. Diese bilden dann die Basis, Man hat also immer die aktuellen Zahlen.
um die gewünschten Auswertungen auszu­ Die traditionellen Abrechnungsregeln sind
führen. allerdings bei der Verwendung von Nettomassen
Je nach eingesetzter Projektmanagement- nicht mehr gültig. Nehmen wir das Beispiel einer
software ist es gar nicht mehr nötig, einen Para- Betonwand. Dabei muss entschieden werden, ob
meter selbst anzulegen. Bei Powerproject können man traditionell mit Abrechnungsregeln und
beispielsweise die Elemente eines Tasks in der „Bruttomassen“ ausschreibt oder ob man die
Modelliersoftware ausgewählt und direkt mit Nettomassen aus der Software nimmt und dann
Drag and Drop auf dem Gantt-Balken dieses noch beispielsweise alle Durchbrüche einzeln
Tasks abgesetzt werden. auflistet. Verschiedene Studien174 haben ergeben,
dass mit beiden Arten der Mengenermittlung
sehr genaue Ergebnisse erzielt werden können.
Mengenermittlung (5D) Die Genauigkeit hängt also nicht von der ge­
Die vielleicht wichtigste Auswertung ist die wählten Methode ab, sondern von der Gewissen-
Mengenermittlung. Für jedes Bauprojekt spielen haftigkeit innerhalb der jeweiligen Methode.
Mengen bzw. Massen eine ungeheuer wichtige Beide Methoden sind demnach möglich, im
Rolle. Die ermittelten Mengen sollten so sicher Projekt müssen aber alle von der gleichen
und nachvollziehbar wie möglich sein, denn Methode ausgehen.
Fehler bei der Mengenermittlung haben schnell
drastische Folgen. In den meisten Fällen kommt https://openbim.graphisoft.de/open-bim-funk-
heutzutage noch die manuelle Mengenermitt- tioniert/
lung zum Tragen. Dabei misst man mit dem
Maßstab zunächst noch die einzelnen Elemente BIM Netto-Massen, Universität Innsbruck.
174

Versionsvergleiche 305
 Abbildung 113: Mengenzuweisung im Modell-Beispiel iTwo175

Software Hersteller
iTWO RIB Software SE
Nevaris NEVARIS Bausoftware GmbH (Nemetschek Group)
ABK ib-data GmbH
ABiS AVA ABIS Softwareentwicklungs GesmbH
AVA.relax COSOBA GmbH
AVANTI Softtech AG
BauSU Bau-Software Unternehmen GmbH
NOVA AVA NOVA BUILDING IT GmbH
ORCA AVA ORCA Software GmbH
Standard kalkulation Inndata Datentechnik GmbH
BIM4You BIB GmbH
Bechmann AVA BECHMANN GmbH

Tabelle 26: Beispiele für AVA-Software

Screenshot RIB Software.


175

306 Auswertungen
Durch Auswählen einzelner Mengenposi­ der Einbau einer Brandschutzklappe in eine Mas-
tionen kann man sich jederzeit einen Überblick sivwand bedingt andere Maßnahmen und Kosten
verschaffen, ob und welche Elemente in der je- als in eine Trockenbauwand. Also müssen diese
weiligen Menge erfasst sind. Die Vollständigkeit auch unterschiedlich modelliert werden, damit
ist leicht zu überprüfen, indem man einfach alle sie im folgenden Prozess richtig zugeordnet wer-
erfassten Elemente im Modell farblich ausgraut den können.
oder ausblendet. Sollten noch farbige Ele­mente
übrig bleiben, können diese ganz einfach der
entsprechenden Mengenposition zugeordnet Richtige Zuweisung
werden. Entscheidend für eine genaue Mengen­
ermittlung ist auch die richtige Zuweisung. Es ist
wichtig, Objekte und Attribute korrekt miteinan-
Korrekte Modellierung der zu verknüpfen und mit den richtigen Werten
Auf ein paar Dinge sollte man aber bei der zu befüllen. Betrachten wir eine einfache Wand,
modellbasierten Mengenermittlung schon ach- so stellt sich dabei die Frage nach der richtigen
ten: Länge. Oft ist die Länge der Außenwand schon
etwas ausgeprägter als die Länge der Innenwand.
ƒ Die Mengen sind von einer entsprechend Für die „Base Quantities“ im IFC errechnet sich
sauberen Modellierung abhängig. die Länge entlang einer gedachten Ebene in der
ƒ Aus dem Modell können nur Massen ge­ Mitte des Bauteils.176 Man muss also aufpassen,
zogen werden, wenn die dazugehörigen dass die richtige Länge gewählt wird.
Elemente im BIM-Modell existieren, was Bei mehrschichtigen Wänden wird es noch
aber nicht immer der Fall ist. etwas komplizierter. Will man lediglich das Volu-
ƒ Bauteilunabhängige Leistungen müssen men einer Schicht berechnet haben, muss man
immer noch manuell in die AVA-Software aufpassen, dass nicht die „mittlere“ Länge der
eingegeben werden. gesamten Wand in die Berechnung einfließt.
ƒ Allgemeinkosten wie Baustelleneinrichtung, Bei mehrschichtigen Wänden besteht zudem die
Sicherheitsmaßnahmen u.ä. werden wie Gefahr, dass die Software die gesamte Breite aller
gehabt in der AVA-Software erstellt. Schichten auswählt und somit das Volumen für
alle Schichten anstatt der einzelnen Schicht aus-
Wichtig ist auch eine exakte Klassifizierung wirft.
beim Modellieren. So ist Brandschutzklappe nicht
gleich Brandschutzklappe. Diese sind zuallererst
in wartungsfreie Brandschutzklappen und Brand-
schutzklappen mit Wartungsintervall zu differen-
zieren und mit unterschiedlichen Klassen zu er- https://openbim.graphisoft.de/OPEN-BIM-
176

stellen. Aber damit noch nicht genug, denn auch FUNKTIONIERT/#modellierungsrichtlinie.

Versionsvergleiche 307
 Abbildung 114: Eine Wand weist ganz unterschiedliche Längen auf, da heißt es aufpassen, welche Länge
jeweils gebraucht wird.177

Tatsächliche Mengen Bruttorauminhalt, bezogen auf verschiedene


Ein weiteres Problem liegt im Detaillierungs- Funktionen, können beispielsweise schon erste
grad (LOD) des Modells. Zum einen haben wir grobe Aussagen zu den Kosten gemacht werden.
oft nicht genug Einfluss, wenn wir Modelle von Die Mengen sind also schon im BIM-Modell
Dritten bekommen, um den für eine exakte Men- enthalten. In den gängigen Modelliersoftware-
genermittlung nötigen LOD einzufordern. Zum produkten gibt es für die wichtigsten Kategorien
an­deren ist es oft auch zu aufwendig bzw. kos- schon vorgefertigte tabellarische Templates, um
tenintensiv, manche Detailelemente in 3D zu Mengen anzuzeigen. In Archicad sind es Aus­
modellieren. wertungen, in Allplan werden Reports erstellt, in
Die Mengen aus dem BIM-Modell werden Revit spricht man von Bauteillisten usw. Leider
ständig aktualisiert und müssen nicht erst auf- sind die unterschiedlichen Benennungen etwas
wendig berechnet werden. So ist es schon in frü- verwirrend, aber im Hintergrund handelt es sich
hen Entwurfsphasen möglich, jederzeit zumin- eigentlich immer um Tabellen, wie wir sie aus
dest grobe Voraussagen zu treffen. Selbst wenn Excel kennen.
man noch keine genauen Wände und Decken
hat, sondern noch mit Kubaturen arbeitet, kann
man über entsprechende Kennzahlen schon Autodesk screen shots reprinted courtesy of
177

erste grobe Einschätzungen treffen. Über den Autodesk, Inc.

308 Auswertungen
 Abbildung 115:   Report in Allplan, Mengen Rohbau Wände, Mengen Wandschalung178

Über geeignete Schnittstellen werden die fach in eine Exceldatei exportieren und sogar
Mengen nun an andere Softwareprodukte über- wieder zurück importieren. Im Sinne von open-
geben, meist an AVA-Programme. Oft werden BIM bietet sich natürlich die Weitergabe über das
diese Daten über die klassische GAEB-Schnitt- IFC-Format an. Im IFC-Format sind die Mengen als
stelle ausgetauscht. Manche Softwareprodukte IfcElementQuantity enthalten.
haben sogar eine eigene Echtzeitschnittstelle
zwischen Modelliersoftware und AVA-Software
entwickelt. Man kann die Mengen aber auch ein- Raphael Wieser.
178

Versionsvergleiche 309
 Abbildung 116: Erste Aussagen zu Kosten über Kenngrößen wie ÖNORM B 1800179

https://abk-bausoftware.bss.at/.
179

310 Auswertungen
Weitere Anwendungen

Es gibt schon eine größere Menge an Aus- Beim Bau von Wolkenkratzern werden Wind­
wertungen und Simulationen in der BIM-Welt, als simulationen berechnet, um eine ausreichende
man im ersten Moment denkt. Einen großen Teil Befestigung der Fassade zu gewährleisten. In der
der Simulationen stellen Berechnungen dar, die Bauphysik kann über Tageslichtsimulationen fest-
auf Auswertungen aus dem Modell beruhen. gestellt werden, ob die Belichtung eines Raumes
Viele davon existieren beispielsweise in der Haus- ausreicht. Und es gibt noch viele weitere Beispie-
technik. Ganz selbstverständlich werden Heiz- le, in denen schon jetzt die Möglichkeiten von
und Kühllastberechnungen erstellt oder auf BIM genutzt werden.
Grund von Luftwechselraten die nötigen Volu- Eines der größten Felder für Auswertungen
menströme berechnet und – darauf aufbauend – und Simulationen dürfte sich in Zukunft im Be-
wiederum die Mindestquerschnitte. reich Umwelt und Klima bieten. Schon heute sind
Klassische Berechnungen wie die FEM Energieauswertungen nicht mehr wegzudenken.
(Finite-Elemente-Methode) in der Statik sind hier Es gibt viele Softwareprodukte, die aufgrund der
genauso zu nennen. Es können grafische Darstel- Daten des BIM-Modells einen gültigen Energie-
lungen erstellt werden, die farblich kritische Be- ausweis erstellen können. Da dies teils automa­
reiche bezüglich der Durchbiegung einer Decke tisiert geschieht, kann man ständig überprüfen,
aufzeigen. Diese Auswertung kann dann wieder ob man sich in Reichweite zum Ziel der gesteck-
zurück in die Modelliersoftware gespielt werden, ten Energieeffizienzklasse bewegt.
in welcher der Architekt dann nötige gleitende Wie wir sehen, werden mit Hilfe von BIM
Deckenanschlüsse festlegen kann. schon mehr Auswertungen und Simulationen in
In der Stadtplanung gibt es Simulations­ der Praxis umgesetzt, als vielleicht vermutet.
programme für Vorhersagen zum Verkehrsauf- Viele davon sind auch jetzt schon für nor­male
kommen. Für große Stadien, Konzertsäle und Anwender:innen umsetzbar.
Arenen kann das Fluchtverhalten von Menschen
simuliert werden, um zu sehen, ob Sicherheits-
vorkehrungen und Fluchtwege ausreichen.

Weitere Anwendungen 311


 Abbildung 117: Simulation der Deckendurchbiegung in dlubal180

dlubal.
180

312 Auswertungen
 Abbildung 118: Energieanalyse in Autodesk insight181

Durch den Einsatz von BIM kann man sich in auch die Baubrache CO2-Nachweise liefern müs-
einigen Bereichen durchaus Zeit ersparen. sen. Wie sollte das ohne BIM realisierbar sein? Nur
Nicht zu verachten ist oft auch der Mehrwert über die Daten der verschiedenen Modelle wird
durch verschiedenste Möglichkeiten bei der es möglich sein, einen CO2-Wert für ein Bauele-
Datenauswertung, den uns die BIM-Arbeitsweise ment festzulegen. Mit der BIM-Methode werden
bringt. wir über den Transport, das Material, die Langle-
Zukünftig werden noch viele weitere Aus- bigkeit und andere Faktoren CO2-Werte für jedes
wertungen, die zum heutigen Stand nur für Spe- Bauwerk ermitteln. BIM wird ein ganz normaler
zialisten in Frage kommen, auch für normale Teil unseres Berufsalltages werden.
Anwender:innen verfügbar sein. In den nächsten
Jahren wird die Zahl der Anwendungen noch
enorm steigen. Denken wir nur einmal an die
ganzen Umweltauflagen, die noch auf uns zu- Autodesk screen shots reprinted courtesy of
181

kommen werden. Schon in wenigen Jahren wird Autodesk, Inc.

Weitere Anwendungen 313


Literaturverzeichnis

 https://openbim.graphisoft.de/OPEN-BIM-
FUNKTIONIERT/#modellierungsrichtlinie, Datum
des Zugriffs: 10. 12. 2021.

314 Auswertungen
Literaturverzeichnis 315
Anhang
BIM-Handbuch 2022
Praxis-Impulse für planende Berufe

Nach einer Idee ihrer Arbeitsgruppe Die inhaltliche und redaktionelle Gestaltung
Digi­talisierung initiierte die Kammer der Zivil- erfolgte in engster Abstimmung mit Expertinnen
techniker:innen für Steiermark und Kärnten das und Experten aus der Praxis, die sich ehrenamt-
österreichweite Projekt eines BIM-Handbuchs lich über ihre Berufsvertretung oder als Vertre­
für die Praxis. Um diese Initiative branchen­ terinnen und Vertreter inhaltlich-redaktioneller
übergreifend um­zusetzen, wurden die beiden Partner engagierten. Ihnen ist herzlichst für ihren
Branchen-Fach­verbände Bundesinnung Bau umfassenden Einsatz gedankt!
sowie der Fach­verband Ingenieurbüros von der Das BIM-Handbuch 2022 beleuchtet BIM aus
Bundeskammer der Ziviltechniker:innen als der Sicht der planenden Berufe in der Praxis.
Kooperationspartner und Mitherausgeber Interessierte und Einsteigende erhalten wichtige
ein­ge­laden. einleitende Informationen sowie Tipps und Tricks
Unter der Projektleitung von DI Gustav zur Erleichterung des Arbeitsalltags. Grundlegen-
Spener, Präsident der Kammer der Ziviltech­ de Fragen wie „Was nützt mir BIM?“, „Wo steht
niker:innen für Steiermark und Kärnten, wurde BIM derzeit und welche Spannungsfelder gibt
die Realisierung in Angriff genommen. es?“ und „Was ist mit BIM heute realistisch mög-
Wissenschaftlicher Partner ist das Institut für lich?“ werden ausgeleuchtet. Dabei bietet das
Baubetrieb und Bauwirtschaft der Technischen Handbuch kompakte Kapitel und eine Reihe von
Universität Graz. Die Autorentätigkeit leitete Zusatzinformationen in Form von Downloads,
Marcus Wallner. Tools, Musterverträgen etc., die begleitend on-
line bereitgestellt werden.

Das BIM-Handbuch 2022 E-Book wird von den Herausgebern der Fachöffentlichkeit mit Schwerpunkt DACH-
Region kostenfrei zur Verfügung gestellt!
Durch eine Kooperation der Herausgeber mit dem Verlag der TU Graz sowie dem Manz Verlag ist das BIM-
Handbuch 2022 auch im Buchhandel erhältlich.

316 Anhang: BIM-Handbuch 2022


Herausgeber
Bundeskammer der Ziviltechniker:innen
office@arching.at
www.arching.at

Bundesinnung Bau
office@bau.or.at
www.bau.or.at

Fachverband Ingenieurbüros
ib@wko.at
www.ingenieurbueros.at

Projektleitung
Dipl.-Ing. Gustav Spener
Präsident der Kammer der Ziviltechniker:innen für Steiermark und Kärnten
office@ztkammer.at
www.ztkammer.at

Projektkoordination
Mag. Armin Ruhri, Stellvertreter der Kammerdirektorin
der Kammer der Ziviltechniker:innen für Steiermark und Kärnten

Bernhard L. Wieland, Projektleitung Digitalisierung


Bundeskammer der Ziviltechniker:innen

Dipl.-Ing. Robert Rosenberger, Referent


Bundesinnung Bau

Mag. Sarah Fisegger, Geschäftsführerin


Fachverband Ingenieurbüros

Praxis-Impulse für planende Berufe 317


Inhaltliches Projektkoordinations- und Projektteam (ehrenamtlich)
Ziviltechniker:innen:
Arch. Dipl.-Ing. Thomas Arnfelser – www.arnfelser.at
Arch. Dipl.-Ing. Siegfried Diesenberger – www.diesenberg.at
Arch. Dipl.-Ing. Johann Grabner – www.grazt.at
Arch. Dipl.-Ing. Martin Gruber – www.planorama.net
Dipl.-Ing. Gerald Haussteiner – www.baucon.at
Arch. Dipl.-Ing. Thomas Hoppe – www.hoppe.at
Arch. Dipl.-Ing. Christine Horner – www.solidarchitecture.at
Dipl.-Ing. Herbert Mühlburger, BSc – www.it-zt.at
Arch. Dipl.-Ing. Uwe Schwarz – www.3kant.at
Arch. Dipl.-Ing. Bernhard Sommer – www.exikon.at
Dipl.-Ing. Gustav Spener – www.spener.at
Arch. Dipl.-Ing. Hanno Vogl-Fernheim – www.vogl-fernheim.eu
Dipl.-Ing. Peter Skalicki-Weixelberger – www.innogeo.at

Bundesinnung Bau:
EUR ING Bmstr. Ing. Anton Gasteiger – www.aga-bau.com, www.bimm.eu
Bmstr. Ing. Otto Handle, MBA – www.inndata.at
Bmstr. Arch. DI Reinhard Hubmann – www.baumeister-leitner.at

Fachverband Ingenieurbüros:
Ing. Bernhard Hammer, MBA – www.equadrat.com
Ing. Christoph Passecker, MSc MBA – www.ht-wien.at
Dipl.-Ing Wolfgang Stejskal – www.stejskal.at
Dipl.-Ing. Wolfgang Thurner

Wissenschaftlicher Partner, Team der Autorinnen und Autoren


Technische Universität Graz
Institut für Baubetrieb und Bauwirtschaft – www.tugraz.at/institute/bbw

Assoc. Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Christian Hofstadler


Dipl.-Ing. Dr. techn. Markus Kummer, BSc
Marcus Wallner, Hauptautor
Dipl.-Ing. Michael Kolbitsch, BSc
Nicole Richter, BSc
Raphael Wieser

318 Anhang: BIM-Handbuch 2022


Wir danken für die inhaltlich-redaktionelle Kooperation
ASFiNAG
Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft
www.asfinag.at
Dipl.-Ing. Eva Hackl
Ing. Sabine Hruschka

BIG
Bundesimmobiliengesellschaft
www.big.at
Mag. Claudius Weingrill
Dipl.-Ing. Wolfgang Malzer

ÖBB Infrastruktur AG
https://infrastruktur.oebb.at
Andreas Beer, MA
Dipl.-Ing. Ewald Griesser
Ing. Dr. Gregor Fleischmann
Ing. Reinhold Hödl
Dipl.-Ing. Gerald Zwittnig

Land Steiermark
Dipl.-Ing. Andreas Kammersberger
Landesimmobiliengesellschaft des Landes Steiermark
www.lig-stmk.at
Dipl.-Ing. Melanie Maria Wölwitsch

Land Kärnten
KWF Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds
www.kwf.at
Mag. Jürgen Kopeinig, MBA

Österreichischer Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen – Revisionsverband


verband@gbv.at
Projektbau: Planung Projektmanagement Bauleitung
www.projektbau.at
Dipl.-Ing. Christian Reischauer

Praxis-Impulse für planende Berufe 319


HABAU Hoch- und Tiefbaugesellschaft m.b.H.
www.habau.at
Dipl.-Ing. Lukas Hochreiter

Wir danken für den fachlichen Austausch


buildingSMART Austria
Zentrum für offene Datenformate und Digitalisierung
www.buildingsmart.co.at
Ing. Mag. Alfred Waschl, Vorstandsvorsitzender

Wir danken für den juristischen Fachdialog


Kaan Cronenberg & Partner Rechtsanwälte
www.kcp.at
Dr. Volker Mogel, LL.M.

KPK Pochmarski Kober Rechtsanwälte


www.kpk-law.at
Dr. Konstantin Pochmarski

Scherbaum Seebacher Rechtsanwälte


www.scherbaum-seebacher.at
Dr. Georg Seebacher
Mag. Lukas Andrieu, LL.M., BSc.
Mag. Thomas Schwab

Wir danken für die Kooperation der Verlage


Indem der Manz Verlag als Hersteller und Vertriebspartner des Verlages der TU Graz auftritt,
ist das BIM-Handbuch 2022 auch im Buchhandel erhältlich.

320 Anhang: BIM-Handbuch 2022


Praxis-Impulse für planende Berufe 321
Umfragedaten zum
Thema BIM
Kurzzusammenfassung
Christian Hofstadler, Markus Kummer und RAPHAEL WIESER

Um einen Überblick über den Status quo stand aufweisen als rein planende bzw. dispositiv
hinsichtlich der Anwendung von BIM-Software tätige Unternehmen, wurde in der Bauinnungs-
bei Planer:innen geben zu können, wurde in der Umfrage zusätzlich nach der Anzahl der Mitar­
Zeit zwischen Jänner und Oktober 2021 jeweils beiter:innen gefragt, die Berührungspunkte mit
eine Umfrage unter den Mitgliedern der ZT Kam- BIM aufweisen (könnten). In etwa die Hälfte der
mer, des Fachverbandes Ingenieurbüros sowie Befragten gab hier eine Mitarbeiter:innenzahl
der Bundesinnung Bau durchgeführt. Nach­ zwischen 1 und 4 an und niemand eine Mit­
folgend findet sich eine Zusammenfassung der arbeiter:innenanzahl über 100.
wichtigsten Umfrageergebnisse.182
Ziel der Umfragen war es, zu erheben, inwie-
Softwareunternehmen
weit die Planenden innerhalb der Branche bereits
mit dem Thema BIM vertraut sind, welche Soft- Um einen groben Überblick über die domi-
warelösungen eingesetzt werden und in welchen nierenden Softwarehersteller zu erlangen und
Bereichen bislang Erfahrungen gesammelt wer- mögliche, weniger bekannte „Hidden Champions“
den konnten. herauszufiltern, wurden die Teilnehmer:innen
Die teilnehmenden Unternehmen weisen gefragt, welche Softwareprodukte sie verwenden
großteils eine Mitarbeiter:innenanzahl von und ob sie Interesse an anderen Produkten ha-
weniger als 21 Personen auf (92 % ING | 83 % ZT | ben. Hierfür wurde eine Liste mit 26 verschiede-
56 % BAU), was auf eine gewisse Kleinteiligkeit nen Softwarenanbietern inklusive beispielhafter
der Branche schließen lässt. Nur bei den Unter- Softwareprodukte bereitgestellt.
nehmen aus dem Bereich der Bauinnung liegt
innerhalb der vorliegenden Stichprobe des Öf­
teren ein höherer Personalstand vor (44 % BAU |
17 % ZT | 8 % ING). Weil ausführende Unterneh- Die gesamte Auswertung der Umfrage ist unter
182

men für gewöhnlich einen höheren Personal- www.bimhandbuch.at/materialien nachzulesen.

322 Anhang: BIM-Handbuch 2022


 Abbildung 119: Anzahl der Mitarbeiter:innen

Das Produkt Autodesk AutoCad183 weist eine 4,2 bis 12,1 % auf. Weitere hervorzuhebende Ant-
sehr hohe Verbreitung unter den Befragten auf worten zeigen sich nur in einzelnen Umfrage-
(48,8 % ING; 44,2 % ZT; 37,7 % BAU). gruppen. McNeel (u.a. Rhino) erreicht beispiels-
Im Großen und Ganzen teilen sich die Her- weise 11 % unter ZT-Befragten, während es bei
steller Nemetschek Group (21,7 bis 68,8 %) und ING und BAU kaum oder gar nicht angewendet
Autodesk (23,4 bis 35,1 %) die Spitze, dicht gefolgt wird. Selbes gilt für die RIB Group (BIM, CAD,
von der Auswahlmöglichkeit „Andere“ (23,4 bis CDE und AVA-Lösungen) und SEMA (u.a. Holz-
43,8 %). Aufgrund der Annahme, dass es sich bau, Fassaden), die vor allem von Befragten der
dabei um viele unterschiedliche Hersteller und Baumeisterbetriebe verwendet werden.
deren Produkte handeln dürfte, wird ersichtlich,
wie breit gefächert die Softwarelandschaft in
österreichischen Ziviltechniker:innen-, Ingenieur-
und Baumeisterbüros tatsächlich ist. Aufgrund der vermuteten Dominanz des Software-
183

Trimble, Hexagon AB und Thinkprojekt produktes Autodesk AutoCAD wurde dieses als
weisen in allen drei Umfragegruppen Anteile von einziges Produkt direkt abgefragt.

Umfragedaten zum Thema BIM 323


Einsatz spezieller BIM- betrieben liegen Allplan (33,3 %) und Revit
Softwareprodukte (30,2 %) in etwa gleich auf. Teilt man die Befrag-
ten der ZT Kammer in die beiden Fachbereiche
Um die Verbreitung einzelner Software­ Architektur und Ingenieurwesen, so zeigt sich,
produkte zu ermitteln, wurden die Teilnehmen- dass Archicad bei Architekt:innen 65 % erreicht,
den gefragt, ob sie eines oder mehrere der fünf während sich bei ZT Ingenieur:innen ein homo-
zur Auswahl stehenden Softwareprodukte ver- generes Bild der Verbreitung von Revit, Allplan
wenden. und Archicad zeigt (rund 55 %, 54 %, 34 %). Bei
Es ist anzumerken, dass je nach Umfrage- den Ingenieurbüros ist Revit mit rund 56 % am
gruppe zwischen rund einem Drittel bis zu zwei stärksten verbreitet. Das Produkt Tekla (Trimble)
Drittel der Teilnehmer:innen keines der zur ist hier mit ca. 12 % stärker vertreten als in den
Auswahl stehenden Softwareprodukte gewählt beiden anderen Befragungsgruppen.
haben.
Das Bild der Doppelspitze bestehend aus
IFC- Format, Version, Viewer
den Herstellern Nemetschek Group und Auto-
desk setzt sich auch in dieser Auswertung fort. Gefragt nach der Verwendung des IFC-
Die Produkte Archicad (Graphisoft / Nemetschek Dateiformats (Industry Foundation Classes) für
Group), Revit (Autodesk), Allplan (Allplan / den Austausch von Bauwerksmodellen gaben
Nemetschek Group) finden innerhalb der Stich- ca. 34 % (Ingenieurbüros), 43 % (ZT Kammer) bzw.
probe am häufigsten Anwendung, die Dominanz 39 % (Baumeisterbetriebe) der Teilnehmer:innen
der einzelnen Produkte unterscheidet sich aber an, dieses einzusetzen:
je nach Umfragegruppe. Aus den abgefragten IFC 2x3 wird unter den Umfrageteilnehmen-
Softwareprodukten zeigt sich Archicad bei Bau- den von ca. 44–52 % verwendet.
meisterbetrieben (54 %) und ZT Kammer-Mit­ IFC 4 zeigt ähnliche Anteile bei ING- und ZT-
gliedern (57 %) am dominantesten. Befragten auf (44 % bzw. 49,5 %). Nur Teilneh-
Bei den ZT Kammer-Mitgliedern kommen in mer:innen der Umfrage BAU weisen mit 59,3 %
weiterer Folge vor allem Revit (37,4 %) und All- eine deutlich höher verbreitete Verwendung des
plan (16,8 %) zum Einsatz. Bei den Baumeister­ neueren Formates auf.

324 Anhang: BIM-Handbuch 2022


 Abbildung 120: Verwendung des IFC-Dateiformats für den Austausch von Bauwerksmodellen

18,5 bis 28 % geben an, nicht zu wissen, wel- sion nur von rund einem Drittel oder einem noch
che IFC-Version sie verwenden. Es ist anzumer- geringeren Anteil der Befragten beantwortet
ken, dass Fragen zum Thema IFC-Format und Ver- wurden.

 Abbildung 121: Verwendete IFC-Versionen

Umfragedaten zum Thema BIM 325


 Abbildung 122: Verwendung des BCF-Formats

Bezüglich IFC-Viewern weisen die Produkte BCF-Format


Solibri, Autodesk Viewer, BIMcollabZoom, Navis- Das BCF-Format wird nur von etwa jedem
works, BIMVision, open IFC Viewer und Trimble Zehnten der Befragten verwendet. Den höchsten
Connect Anteile von über 10 % auf, wobei sich Anteil weisen die Teilnehmer:innen der Umfrage-
die Anteile je nach Umfragegruppe stark unter- gruppe BAU mit etwa 16 % auf.
scheiden.

326 Anhang: BIM-Handbuch 2022


 Abbildung 123: Erweiterte Funktionen

PSets
PSets spielen eine zentrale Rolle beim Aus- verwenden PSets den Antworten nach mit 78 %
tausch von IFC-Dateien im openBIM-Prozess. Mit um ein Vielfaches öfter.
ihrer Hilfe werden Informationen zwischen ver- Bei der Erstellung der PSets gibt es keine ein-
schiedenen Softwarelösungen klassifiziert sowie deutigen Präferenzen für Richtlinien oder Quel-
ein geordneter Export und Import ermöglicht. len, an denen sich die verwendeten PSets orien-
Trotz ihres hohen Stellenwerts für den open- tieren. Außerdem wurde die Frage nach den
BIM-Austausch sind sie mit 14,0 % und 22,3 % bei verwendeten Vorlagen für die Erstellung von
Befragten der ING und ZT nur sehr wenig ver­ PSets von nur sehr wenigen Teilnehmer:innen be-
breitet. Die Befragten der Umfragegruppe BAU antwortet.

Umfragedaten zum Thema BIM 327


 Abbildung 124: Quellen/Vorlagen/Richtlinien für die Erstellung von PSets

Auftraggeber-Informations-Anforderungen (AIA) bzw.


BIM-Abwicklungsplanung (BAP)
Da ein Austausch von BIM-Modellen – egal Auftraggeber-Informations-Anforderun-
ob openBIM oder closedBIM – andere Ansprüche gen bzw. BIM-Abwicklungsplanung werden
mit sich bringt als ein Austausch vergleichsweise von rund einem Viertel bis zu einem Drittel
einfacher Dokumente wie PDFs und DWGs kön- der an der Umfrage Teilnehmenden eingesetzt.
nen AIA und BAP einen wichtigen Grundstein für Der überwiegende Teil der Befragten gab
die erfolgreiche Abwicklung eines BIM-Projektes aber an, diese aktuell nicht in ihren Projekten
legen. zu nutzen.

328 Anhang: BIM-Handbuch 2022


 Abbildung 125: Nutzung AIA und BEP bzw. BAP

Im Anschluss an die Frage, ob AIA und BAP volle Ergänzung darstellen, insbesondere wenn
von den Teilnehmer:innen der Umfrage genutzt mehrere Projekte für denselben AG abgewickelt
werden, wurde die Möglichkeit gegeben, ihre werden.
bisherigen Erfahrungen mit ebendiesen Doku- Vorteile werden vor allem dann gesehen,
menten in Form von Textantworten mitzuteilen. wenn mehrere Büros zusammenarbeiten. In
Die eingegangenen Antworten sind breit ge­ diesem Fall wird es als sinnvoll erachtet, wenn
fächert und zeigen Chancen und Herausforde- Fachplaner:innen diese Dokumente gemeinsam
rungen, die die Nutzung dieser Dokumente mit entwickeln.
sich bringen. Im Idealfall kommt vom AG eine Rohfassung,
Teilnehmer:innen, die noch nicht mit AIA die als Basis herangezogen wird. Werden BAP/
bzw. BAP/BEP) (englisch: BIM Execution Plan bzw. BEP in Projekten verwendet und weiterent­
deutsch: BIM-Projektabwicklungsplan) vertraut wickelt, wird die zu Projektende existierende
sind, empfinden die Dokumente teilweise als Schlussfassung als Basis für weitere Projekte mit
hinderlich. Andere Teilnehmer:innen berichten denselben AG herangezogen bzw. im internen
hingegen, dass die Dokumente eine sinn- Wissensmanagement verwertet.

Umfragedaten zum Thema BIM 329


 Abbildung 126: Nutzung CDE

Die Ausarbeitung der Dokumente erfolgt AG AIA bzw. BAP teils von externen Dienstleistern
teilweise aus Eigeninitiative zur Verwendung beziehen, wobei diese einer Wunschliste gleichen
innerhalb des eigenen Unternehmens. Die und wenig Praxisbezug aufweisen oder im Worst-
Teilnehmer:innen der Umfrage geben auch an, Case sogar einer effizienten Planung hinderlich
dass große österreichische Unternehmen ent­gegenwirken.
wie die ÖBB und ASFiNAG bereits solche oder
ähn­liche Dokumente ihren Auftragnehmern Common Data Environments (CDE)
bereitstellen, und dass diese auch im Laufe des
Projekts zum Einsatz kommen und angepasst Zurzeit werden Common Data Environments
werden. (CDE) von weniger als jedem zehnten Befragten
Im Gegensatz dazu berichten andere Um­ aus den Gruppen ING und ZT eingesetzt. Die Teil-
frageteilnehmer:innen, dass manche AG sich auf nehmer:innen der Gruppe BAU geben aber zu ei-
die Bekanntgabe eines gewünschten LOD (Level nem Viertel an, CDE zu verwenden.
of Development) beschränken, ohne weitere Es lässt sich die These aufstellen, dass ins­
Angaben zu machen. Weiter wird berichtet, dass besondere ausführende Unternehmen mit den

330 Anhang: BIM-Handbuch 2022


 Abbildung 127: Einzug von BIM in der eigenen Organisation

momentan am Markt befindlichen Software­ Zeitraum der BIM Anwendung


produkten Nutzen aus CDE ziehen bzw. sich der
größte Nutzen in der Ausführungsphase realisie- Während je nach befragter Gruppe rund
ren lässt (SOLL-IST Vergleiche, Lieferscheine, ein Drittel bis knapp unter die Hälfte der Teil­
Issue-Management). nehmer:innen angibt, bereits BIM zu verwenden,
Um größtmögliche Synergie für alle Projekt- glauben 8 bis 18 % nicht, dass BIM in Ihrer Organi-
beteiligten zu erreichen, wäre aber eine Form der sation Anwendung finden wird. Die verbleibende
Einbindung aller wesentlichen Projektbeteiligten Menge der Befragten gibt an, dass innerhalb von
in die Nutzung von CDE erstrebenswert. Ob die ein bis fünf Jahren BIM in ihren Unternehmen An-
derzeitigen vertraglichen, rechtlichen und soft- wendung finden wird.
wareseitigen Rahmenbedingungen für alle Ak-
teure gleichermaßen attraktiv sind, gilt es in einer
gesonderten Betrachtung näher zu analysieren.

Umfragedaten zum Thema BIM 331


 Abbildung 128: Eigene Erfahrungen und Fähigkeiten

332 Anhang: BIM-Handbuch 2022


Umfragedaten zum Thema BIM 333
Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: BIM-Level und Einsatzformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40


Abbildung 2: ÖBB BIM-Reifegradwürfel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
Abbildung 3: Schematischer Vergleich einer Planung mit und ohne BIM . . . . . . . . . . . . . . . . 46
Abbildung 4: Wirkungsebenen, Bedeutung und Kategorie von BIM-Standards inkl.
wesentlicher Fragestellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
Abbildung 5: Standards und Normen – Auswahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
Abbildung 6: BIM-Anwendungsfelder und ökonomische Effekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
Abbildung 7: Traditionelle und BIM-fähige Planung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
Abbildung 8: In der BIM-fähigen Planung ist der 2D-Plan mit dem BIM-Modell
verknüpft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
Abbildung 9: Die BIM-Software erkennt anhand der Hierarchie der einzelnen Schichten,
wie sich diese an der Ecke verschneiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
Abbildung 10: Durch Anklicken eines Elements (Wand) können (in den Eigenschafts-
fenstern für Element und Typ) automatisch die zum Objekt gehörigen
Attribute abgerufen werden und müssen nicht mehr mühselig
zusammengesucht werden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
Abbildung 11: Boundary Representation (Brep) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
Abbildung 12: Geländeoberfläche als typische Brep . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
Abbildung 13: Körper über Boolesche Operationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77
Abbildung 14:  Extrusion, Sweep, Rotation und Lofting . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
Abbildung 15: T-Stoß mit richtiger und falsch berechneter Geometrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
Abbildung 16: Beispiel eines Koordinationskörpers von Autodesk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
Abbildung 17: Verortungsstruktur im IFC-Dateiformat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
Abbildung 18: OKRD als geschossbildende Ebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86
Abbildung 19: Geschosseinstellungen am Beispiel des Starttemplates von Archicad 14 . 86
Abbildung 20: Richtige Zuweisung zum Geschoss ohne Versatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88

334 Anhang: BIM-Handbuch 2022


Abbildung 21: Mögliche Geschosseinteilung bei Hangbauten über zwei Gebäude . . . . . . 89
Abbildung 22: Ausblick auf die Neustrukturierung des IfcSpatialStructureElement
(Verortungsstruktur) in IFC4.3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
Abbildung 23: Zusammensetzung LOD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
Abbildung 24: LOD-Definition, Beispiel Wandkonstruktion in Ortbeton . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
Abbildung 25: Übersicht über Lieferobjekte (Teil- & Fachmodelle), exemplarisch . . . . . . . . . 109
Abbildung 26: IFC-Strukturbaum eines Infrastrukturprojekts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111
Abbildung 27: Detaillierung bzw. „Tessellierung“ von Bauteilen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114
Abbildung 28: Überblick über die Bauteile eines Straßenquerschnitts im Dammbereich . 116
Abbildung 29: Überblick über die Bauteile eines Straßenquerschnitts im Dammbereich . 117
Abbildung 30: Sehr ähnliches Idealbild Lebenszyklus Nemetschek (oben) und
Autodesk (unten) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
Abbildung 31: Softwarehersteller – in Verwendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129
Abbildung 32: Konzept zentrale gemeinsam genutzte Datenbank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130
Abbildung 33: Neuere Dateiversion kann nicht in älteren Softwareversionen
geöffnet werden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132
Abbildung 34: Software nach Phasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135
Abbildung 35: Einsatz spezifischer Softwareprodukte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137
Abbildung 36: Einsatz spezifischer Softwareprodukte – getrennt in ZT Arch und ZT Ing . 138
Abbildung 37: Verwendung von IFC-Viewer Software . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141
Abbildung 38: Umfrage, verwendete Viewer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143
Abbildung 39: Proprietäres und offenes Umfeld bei hybridBIM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166
Abbildung 40: Oberflächenmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169
Abbildung 41: Digitales Geländemodell (DGM) mit ALS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169
Abbildung 42: Terrestrischer Laserscanner auf Stativ mit Zielmarken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170
Abbildung 43: Die Scanner müssen so positioniert werden, dass es zu
keinen Verschattungen kommt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170
Abbildung 44: Darstellung der unterschiedlichen Modellierungsparadigmen
am Beispiel eines Modell­ausschnitts mit den entsprechenden
Objektklassen in IFC- und CityGML . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174
Abbildung 45: Implizite Geometrieerstellung in BIM durch parametrische Elemente
(CSG im Beispiel links) und explizite Geometrieerstellung in GIS
durch Akkumulation aller umschließenden Begrenzungsflächen
(B-Rep im Beispiel rechts) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175
Abbildung 46: Bei der Umwandlung von BIM-Objekten in GIS-Objekten verliert man
viele Informationen. So macht es beispielsweise keinen Sinn mehr,
den einzelnen Wandflächen eine Wärme­leitfähigkeit zu attributieren. . . . . 177

Abbildungsverzeichnis 335
Abbildung 47: Bei der Umwandlung von GIS-Objekten in BIM-Objekte lässt sich leider
nicht abklären, zu welcher Wand der Überschneidungsbereich
im T-Stoß gehört. Ein weiteres Problem kann die Frage sein,
welche Wandflächen zu welcher Wand gehören. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177
Abbildung 48: GIS- und BIM-Daten in einem Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178
Abbildung 49: Obwohl alle drei In Revit als Geschossdecke erstellt wurden,
müssen sie bei ifc-Export in unterschiedliche Klassen zugeordnet
werden: IfcRoof (Flachdach), IfcSlab (Geschossdecke) und IfcFooting
(Fundamentplatte) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180
Abbildung 50: Objekte am Beispiel einer Wand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181
Abbildung 51: Klassendiagramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182
Abbildung 52: Objektdiagramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182
Abbildung 53: Vererbung am Beispiel Wand → Betonwand → über 3 m →
Außenwand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184
Abbildung 54: 185
Abbildung 55: 185
Abbildung 56: 185
Abbildung 57: 187
Abbildung 58: 189
Abbildung 59: 189
Abbildung 60: 192
Abbildung 61: 193
Abbildung 62: 193
Abbildung 63:
194
Abbildung 64: 195
Abbildung 65: Verschiedene MVDs desselben Gebäudes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196
Abbildung 66: Mappingtables für den Export und Import bei IFC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197
Abbildung 67: Verteilung der Leistungsteile gemäß GOA, HOAI und LM.VM
zwischen 1991 und 2014 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202
Abbildung 68: Autodesk Revit, Arbeiten im Firmennetzwerk mit Accelerator . . . . . . . . . . . . 209
Abbildung 69: Entlehnen und Teamwork . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210
Abbildung 70: Achsenwunsch je nach Fachplaner:innen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213
Abbildung 71: Architektur und Haustechnik haben eine unterschiedliche
Raumeinteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213
Abbildung 72: Struktur und Rollen der BIM-bezogenen Organisationseinheiten . . . . . . . . . 217
Abbildung 73: Auszug Teilmodelle, am Beispiel B[R]G Sillgasse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220

336 Anhang: BIM-Handbuch 2022


Abbildung 74: Unterteilung nach Fachrichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222
Abbildung 75: Zusammensetzung des Koordinationsmodells am Beispiel des Projekts
Bio-Institut Raumberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223
Abbildung 76: Nutzung CDE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225
Abbildung 77: Das CDE übernimmt als zentrale Plattform viele Funktionen . . . . . . . . . . . . . . 225
Abbildung 78: ÖNORM ISO 19650-1 CDE Konzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228
Abbildung 79: BIM-Regelwerk in ihrer Entstehungsreihenfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232
Abbildung 80: Wirkungsbereiche der BIM-Regelwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232
Abbildung 81: Pilotprojekt LFS Grottenhof . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239
Abbildung 82: Testmodell bestehend aus den Teilmodellen Architektur und
Gebäudetechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239
Abbildung 83: Koordinationsmodell aus BIMPLUS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241
Abbildung 84: Projektphasen (PPH) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248
Abbildung 85: Projektphasen (PPH) und Leistungsphasen (LPH) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250
Abbildung 86: Leistungsbeschreibung und Beeinflussbarkeit mit fortlaufender
Projektdauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251
Abbildung 87: Vergleich der Akteure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255
Abbildung 88: BIM-Rollen mit möglichen Projektbeteiligten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256
Abbildung 89: Klassisch – Einzelplanervergabe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259
Abbildung 90: Klassisch – Generalplanervergabe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260
Abbildung 91: BIM-Planung – Einzelplanervergabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261
Abbildung 92: BIM-Planung – Generalplanervergabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263
Abbildung 93: Finalisierung des BAP bei bereits vorhandenen AIA und BAP . . . . . . . . . . . . . . 265
Abbildung 94: Erstellung der AIA und des BAP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267
Abbildung 95: Inhalte einer CDE (idealtypisch in einer Plattform vereint) . . . . . . . . . . . . . . . . 270
Abbildung 96: Adaptierung einer vorhandenen Kollaborationsplattform (CDE) . . . . . . . . . . 272
Abbildung 97: Erstellung der Kollaborationsplattform (CDE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273
Abbildung 98: Erstellung der Fachmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276
Abbildung 99: Erstellung des Koordinationsmodells . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278
Abbildung 100: Einbindung eines CAFM-Systems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283
Abbildung 101: BIM-Rollen aus Sicht der Auftraggeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289
Abbildung 102: Projektorganigramm A26 Linz Umfahrung Etappe 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 290
Abbildung 103: Leistungsbeschreibung und Beeinflussbarkeit mit fortlaufender
Projektdauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295
Abbildung 104: Teamwork in Archicad: farbliche Unterteilung in Arbeitsbereiche . . . . . . . . . 296
Abbildung 105: Entwicklung des Brandschutzplans durch Überschreibung des
Grundrisses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297

Abbildungsverzeichnis 337
Abbildung 106: Eindeutig bessere Erkennbarkeit in der farblich hervorgehobenen
Systemdarstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298
Abbildung 107: Sichtbarkeitseinstellung der aktiven Ansicht in Revit nach Disziplin . . . . . . . 299
Abbildung 108: Archicad bietet mit seinem Umbaufilter weitreichende Einstellungs-
möglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 300
Abbildung 109: Allplan, Planzusammenstellung mit Bewehrung und Biegeliste
mit Layerfilter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301
Abbildung 110: Versionsvergleich in BIM 360 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303
Abbildung 111: In der Modelliersoftware wurde der Parameter „MY_Classificator“
angelegt, um Elemente später bei der Zuweisung zu einem Zeitbalken
identifizieren zu können. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 304
Abbildung 112: Über den in Revit und MS-Project angelegten Parameter werden in
Navisworks Element und Aufgabe zusammengeführt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 304
Abbildung 113: Mengenzuweisung im Modell-Beispiel iTwo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 306
Abbildung 114: Eine Wand weist ganz unterschiedliche Längen auf, da heißt es
aufpassen, welche Länge jeweils gebraucht wird. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 308
Abbildung 115: Report in Allplan, Mengen Rohbau Wände, Mengen Wandschalung . . . . . . 309
Abbildung 116: Erste Aussagen zu Kosten über Kenngrößen wie ÖNORM B 1800 . . . . . . . . . 310
Abbildung 117: Simulation der Deckendurchbiegung in dlubal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 312
Abbildung 118: Energieanalyse in Autodesk insight . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313
Abbildung 119: Anzahl der Mitarbeiter:innen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 323
Abbildung 120: Verwendung des IFC-Dateiformats für den Austausch von
Bauwerksmodellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325
Abbildung 121: Verwendete IFC-Versionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325
Abbildung 122: Verwendung des BCF-Formats . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 326
Abbildung 123: Erweiterte Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 327
Abbildung 124: Quellen/Vorlagen/Richtlinien für die Erstellung von PSets . . . . . . . . . . . . . . . . 328
Abbildung 125: Nutzung AIA und BEP bzw. BAP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 329
Abbildung 126: Nutzung CDE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330
Abbildung 127: Einzug von BIM in der eigenen Organisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331
Abbildung 128: Eigene Erfahrungen und Fähigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 332

338 Anhang: BIM-Handbuch 2022


Abbildungsverzeichnis 339
Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Vorschlag für Angabe Nullpunkt und Projektbasispunkt in AIA bzw. BAP . . . . . . 81
Tabelle 2: Benennungsvorschlag Geschosse Ebenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
Tabelle 3: LOD 100–500 (350) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
Tabelle 4: Bezeichnung von BIM-Objekten in unterschiedlichen Softwareprodukten . . . 102
Tabelle 5: Modelldetaillierung und LOD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
Tabelle 6: Überblick über strukturgebende Merkmale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111
Tabelle 7: Definition Projektbasispunkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112
Tabelle 8: Unterteilung des Modells nach Straßenkilometer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113
Tabelle 9: Die „größten“ Softwarehersteller . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130
Tabelle 10: Beispiele Modelliersoftware . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139
Tabelle 11: Beispiele Prüfungssoftware . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145
Tabelle 12: Vereinfachte Übersicht über die Software-Lizenzformate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150
Tabelle 13: Was sind nun die Vor- und Nachteile des jeweiligen Formates? . . . . . . . . . . . . . . . 163
Tabelle 14: Kostenlose 3D-Viewer für Punktwolken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171
Tabelle 15: Unterschiede zwischen BIM und GIS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178
Tabelle 16: Datentypen und deren zulässige Einheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183
Tabelle 17: Nebem dem IFC betreut bSI viele weitere Standards. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191
Tabelle 18: Von Autodesk wird beispielsweise empfohlen, Bearbeitungsbereiche
hauptsächlich zur Trennung verschiedener Bereiche in der Konzeption
eines Projekts zu nutzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211
Tabelle 19: BIM-Rollen nach VDI. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215
Tabelle 20: Auflistung Fachmodelle und deren Teilmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221
Tabelle 21: Auswahl von CDE-Anbietern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226
Tabelle 22: Beispiel für Berechtigungsstufen in BIM 360 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227
Tabelle 23: Zusammenfassung der Vorteile eines CDE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230
Tabelle 24: Inhaltliche Bereiche AIA/BAP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233
Tabelle 25: Zusammenhang zwischen Projektphasen und Detaillierungsgrad . . . . . . . . . . . . 252
Tabelle 26: Beispiele für AVA-Software . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 306

340 Anhang: BIM-Handbuch 2022


Tabellenverzeichnis 341
Stichwortverzeichnis

3 265, 266, 267, 268, 269, 271, 273, 275, 277, 285,
3D-BIM-Modell 45 328, 329, 330
3D-Laserscan 168, 171, 172, 173 BCF 20, 26, 55, 191, 193, 279, 288, 326
3D-Modell 12, 35, 38, 39, 54, 57, 68, 71 Berechtigungssyteme 13, 214, 226
Bezüge 92, 93, 94, 214
A BIA 26, 231
AIA 14, 20, 26, 61, 81, 95, 96, 97, 216, 231, 233, 234, big BIM 22, 41
240, 244, 252, 253, 256, 257, 262, 264, 265, BIM Regelwerke 231, 232, 244, 253
266, 267, 268, 269, 270, 271, 275, 277, 282, BIM-Leistungsbilder 216
284, 285, 328, 329, 330 BIM-Level 24, 39, 40
Allplan 102, 126, 136, 137, 138, 139, 140, 155, 196, BIM-Management 49, 214, 216, 256, 261, 281,
301, 308, 309, 324 291
Archicad 86, 102, 126, 134, 136, 137, 138, 140, 155, BIM-Methode 13, 15, 38, 44, 45, 52, 53, 54, 57, 63,
196, 295, 296, 300, 308, 324 158, 238, 241, 242, 249, 257, 288, 313
ASI-Merkmalserver 20, 50, 66, 188 BIM-Norm 50
As-Planned-Modell 219 BIM-Objekt 74, 75, 79, 93, 96, 97, 99, 102, 103, 172,
Attribut 12, 24, 45, 68, 72, 74, 75, 96, 100, 101, 102, 176, 177, 178, 181, 184, 186, 191
104, 131, 136, 140, 145, 171, 175, 176, 178, 182, BIM-Örtliche Bauaufsicht 217
184, 188, 294, 299, 307 BIM-Rollen 215, 216, 217, 231, 233, 256, 288, 289
Auswertungsmodelle 222 BIM-Software 13, 41, 43, 57, 62, 72, 81, 118, 120,
Autodesk 323, 324, 326 123, 126, 133, 224, 305, 322
BIM-Softwareprodukte 71, 134, 137, 154
B BKS 26, 80, 81, 82
BAP 14, 20, 21, 22, 26, 61, 81, 82, 96, 97, 216, 231, Brep 26, 76, 195
233, 234, 244, 252, 253, 256, 257, 262, 264, bSDD 22, 26, 74, 186, 188, 191, 216

342 Anhang: BIM-Handbuch 2022


buildingSMART 17, 23, 28, 50, 67, 74, 84, 120, 122, G
166, 186, 188, 190, 191, 192, 194, 195, 216, 217, Generalplanervergabe 258, 260, 263
234, 244, 253 geografischer Norden 82
Gesamtmodell 23, 55, 140, 145, 235
C Geschoss 23, 84, 85, 87, 88, 146, 212
CAFM 26, 201, 281, 282, 283, 284, GIS 13, 90, 167, 173, 174, 175, 176, 177, 178
CDE 14, 22, 26, 38, 46, 147, 219, 224, 225, 226, 227,
228, 229, 230, 240, 244, 264, 270, 271, 272, H
273, 275, 277, 279, 285, 323, 330, 331 Herstellerbibliotheken 105
closedBIM 22, 41, 63, 126, 162, 164, 165, 166, 190, Hochbau 33, 84, 90, 110, 121, 188, 200, 263
328 hybridBIM 165, 166

D I
Datenaustausch 13, 22, 24, 34, 39, 62, 63, 67, 160, IFC-Zertifizierung 120, 122
164, 166, 179, 186, 190, 192, 193, 206, 238, implizite Verfahren 77, 78, 175, 178
242 Infrastrukturbereich 90, 121
Datenbank 20, 45, 46, 66, 75, 118, 131, 147, 156,
188, 226, 264, 270, 271 K
Detaillierungsgrad 96, 97, 99, 102, 175, 176, 178, Klassifizierungsmodell 50
211, 233, 252, 253, 308 Knotenausbildung 79
Dynamisches Modellieren 94 Kollaboration 21, 49, 55
Kollisionserkennung 144, 145, 192
E Kollisionskontrolle 56, 101, 112, 222, 229
Ebene 21, 23, 28, 43, 49, 84, 85, 87, 89, 92, 93, 94, Koordinationskörper 83
204, 211, 214, 216, 227, 247, 258, 284, 307 Koordinationsmodell 14, 21, 23, 55, 112, 203, 216,
Eigenschaft 12, 20, 36, 49, 66, 74, 75, 182, 188, 222, 223, 241, 244, 264, 271, 277, 278, 279, 285,
294 288
Einzelplanervergabe 259, 261, 263, 279 Kosten 12, 20, 35, 38, 52, 54, 56, 60, 100, 101, 103,
Endbenutzer-Lizenzvertrag 26, 153 110, 112, 140, 144, 148, 149, 150, 153, 154, 162,
explizites Verfahren 76, 78, 175, 176, 178 163, 171, 192, 200, 202, 229, 245, 247, 248, 251,
281, 283, 284, 292, 307, 308, 310
F
Fachmodelle 13, 14, 23, 24, 55, 56, 71, 85, 87, 92, L
94, 95, 96, 98, 101, 109, 110, 116, 117, 159, 214, Lebenszyklus 12, 20, 22, 28, 35, 36, 37, 39, 42, 58,
216, 220, 221, 222, 229, 230, 235, 244, 264, 110, 118, 124, 125, 126, 224
271, 275, 276, 277, 279, 282, 285 Leistungsphasen 27, 41, 66, 96, 158, 201, 202, 204,
freeBIM 50, 188 250, 251, 257, 264, 267, 275, 281, 283, 284

Stichwortverzeichnis 343
little BIM 22, 41 Projektkonstellationen 254, 255, 258, 260, 261,
Lizenzmodelle 148, 150, 154 262, 281
Lizenzpolitik 13, 148 Projektmodell 220
LoC 23, 27, 96, 97, 98, 101, 111, 252 Projektnorden 82
LOD 23, 27, 96, 97, 98, 99, 101, 104, 108, 175, 176, Projektphasen 23, 24, 27, 96, 108, 118, 124, 181,
178, 181, 229, 252, 253, 308, 330 224, 229, 241, 244, 245, 246, 247, 248, 250,
LoG 23, 27, 96, 97, 98, 99, 108, 252 252, 253
LoI 23, 24, 96, 97, 98, 100, 101, 108, 181, 252, 253 Proprietäre Formate 162
LoX 27, 97 Prüfsoftware 13, 24, 54, 62, 144, 145
Punktwolke 13, 167, 171, 172, 173, 218, 282
M
Mengenermittlung 146, 305, 307, 308 Q
Merkmalserver 20, 24, 50, 66, 74, 188 Qualitätsmanagement 145, 203, 204, 230
Modellierregeln 94, 95 Quality Gates 27, 244, 247, 249, 252
Modelliersoftware 21, 62, 71, 75, 79, 80, 81, 95,
102, 136, 138, 139, 141, 144, 146, 172, 173, 179, R
181, 185, 188, 208, 211, 292, 302, 304, 305, Raster 83, 92, 93, 94, 211, 214
309, 311 Rechtstipp 16, 48, 123, 152, 165, 167, 235, 257, 269,
MVD 24, 27, 67, 191, 195, 196, 222 275, 280
Reality-Check 166, 172, 176, 181, 218
N Reference View 67, 195, 222
named-user 154 Referenzmodell 163, 222
Nomenklatur 84, 104, 186, 271 Revit 85, 99, 102, 103, 136, 137, 138, 139, 140, 155,
180, 196, 209, 299, 303, 304, 308, 324
O
Objektbibliotheken 13, 102 S
Offene Formate 164 Softwarehersteller 34, 42, 127, 128, 129, 130, 163,
OOM-Konzept 27, 180 172, 322
openBIM 11, 41, 42, 43, 44, 50, 158, 159, 162, 163, Softwareprodukte 41, 62, 63, 71, 124, 126, 128, 131,
165, 166, 188, 190, 192, 305, 327, 328 133, 134, 136, 137, 138, 146, 162, 173, 190, 224,
233, 309, 311, 322, 324
P Softwareversion 122, 132, 133
Parameter 32, 72, 102, 104, 146, 176, 303, 304,
305, T
Praxistipp 16, 74, 81, 83, 87, 103, 133, 144, 155, 168, Teilmodell 24, 41, 44, 67, 75, 80, 83, 85, 97, 98, 101,
214, 216, 234 110, 111, 112, 140, 145, 192, 201, 204, 220, 221,
Projektbasispunkt 80, 81, 82, 90, 93, 112 222, 233, 238, 239, 240, 253

344 Anhang: BIM-Handbuch 2022


Transparenz 47, 61, 264, 281 Vertikale Gliederung 84
Trimble 126, 139, 142, 145, 226, 323, 324, 326 Viewer 140, 141, 142, 143, 144, 153, 171, 324, 326

V W
VDI-Richtlinien 215 WKS 80, 82
Vererbung 184
Versionsmanagement 14, 228, 229, 230 Z
Verortungsstruktur 84, 85, 91, 194 Zentraldatei 208, 209

Stichwortverzeichnis 345
Das BIM-Handbuch 2022 bietet: Bundeskammer der Ziviltechniker:innen

Bundeskammer der Ziviltechniker:innen


Bundesinnung Bau
Fachverband Ingenieurbüros
... Erleichterungen (Informationen, Tipps und Tricks) im BIM-Arbeitsalltag Bundesinnung Bau
... eine unabhängige Sichtweise statt Marketing
... ehrliche Ansagen „Was geht und noch nicht geht“ Fachverband Ingenieurbüros
Das BIM-Handbuch 2022 beantwortet Praxisfragen und ist als Arbeitsbehelf strukturiert. Zusätzlich erhalten Sie
Zugang zu Online-Arbeitsmaterialien (Downloads, Tools, Musterverträgen etc.) und auf Wunsch, via Newsletter,
auch Updates.

Unabhängige Expertinnen und Experten aus den Interessensvertretungen der planenden Berufe steuerten
ehrenamtlich die inhaltliche und redaktionelle Gestaltung des BIM-Handbuches 2022. Zusätzlich wurden
wichtige institutionelle Partner bei der Erstellung einbezogen, siehe die transparente Listung im Buch.

Es garantiert einen unabhängig-inhaltlichen Fokus auf die Anforderungen in der planenden Praxis.
Das BIM-Handbuch 2022 wurde nach einer Idee der Kammer der Ziviltechniker:innen branchenübergreifend
als gemeinsames Projekt mit der Bundesinnung Bau und dem Fachverband Ingenieurbüros realisiert. Wissen-
Start &
schaftlicher Partner ist das Institut für Baubetrieb und Bau­wirtschaft der Technischen Universität Graz. Überblick
Das BIM-Handbuch 2022 wird von den Herausgebern als E-Book der Fachöffentlichkeit kostenfrei zur
Verfügung gestellt. Eine Kooperation mit dem Verlag der TU Graz und dem MANZ Verlag macht es möglich,
dass das BIM-Handbuch 2022 auch im Buchhandel erhältlich ist. Inkl.
E-Book
Herausgeber
Bundeskammer der Ziviltechniker:innen

Bundesinnung Bau

Fachverband Ingenieurbüros
HANDBUCH
Autoren
Marcus Wallner, Christian Hofstadler, Markus Kummer
2022 Beispiele
Vorlagen
Online-Arbeits-
bimhandbuch.at materialien

220615_Ziviltechnikerkammer_BIM_HB_br_RZ_x4.indd 1-3 15.06.22 15:58

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