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TEIL 1
Grundlagen und
BIM-Gesamtprozess
Vorwort
Die Teile 1 bis 10 der hier vorliegenden Handreichungen ■■ die Prozesse, Zuständigkeiten und Rollen einer
wurden im Rahmen der Beauftragung von Beratungs- und BIM-basierten Projektabwicklung zu verstehen und für
Unterstützungsleistungen für das BMVI zur Umsetzung des eigene Projekte zu definieren und
Stufenplans Digitales Planen und Bauen1 als Ergebnis des
■■ die technologischen Anforderungen an Software und
Arbeitspakets 4 „Leitfäden, Muster und Handreichungen“
Schnittstellen richtig einzuschätzen.
erarbeitet. In die Erstellung sind die gesammelten Erfahrun-
gen aus den Pilotprojekten des BMVI seit 2015 eingeflossen,
Die Tiefe der antizipierten Leistungserbringung mit BIM,
beginnend mit der wissenschaftlichen Begleitung der ers-
die den Handreichungen zugrunde liegt, orientiert sich an
ten sechs Pilotprojekte durch INFRABIM2 und anschließend
dem Leistungsniveau 1 des Stufenplans Digitales Planen
den weiteren durch BIM4INFRA2020 begleiteten sieben
und Bauen und den von BIM4INFRA2020 erarbeiteten
Pilotprojekten des Bundesfernstraßen und zwei des Wasser-
Umsetzungsszenarien.
straßenbaus3. Zugleich werden auch die allgemeinen Ent-
wicklungen der BIM-Methode, national wie international,
Das Thema BIM umfasst ein weitgefächertes Gebiet ein-
die laufenden Standardisierungs- und Ausbildungsinitiati-
zelner Fragestellungen. Nicht alle können in den Handrei-
ven sowie die in der Praxis aufgetretenen Fragestellungen
chungen berücksichtigt werden, da deren Umfang durch die
zur Umsetzung von BIM in den Handreichungen reflektiert.
Leistungsbeschreibung des Forschungsvorhabens definiert
ist. Die Handreichungen fokussieren auf die notwendigen
Die Teile 1 bis 10 der Handreichungen sind als Gesamtwerk
Muster und Hintergrundinformationen, um BIM-Leistungen
aufzufassen, welches aus thematisch abgeschlossenen
unter den derzeitigen Rahmenbedingungen von Bundesinf-
Einzelteilen zu den relevanten organisatorischen, recht-
rastrukturbaumaßnahmen zu beauftragen. Weiterführende
lichen, inhaltlichen und technologischen Fragestellungen
Themen außerhalb von BIM, wie diese auch im Abschluss-
besteht. Die Verfasser gehen davon aus, dass die jewei-
bericht der Reformkommission Bau von Großprojekten4
ligen Teile von unterschiedlicher Bedeutung für die ver-
aufgeführt wurden, unter anderem die partnerschaftliche
schiedenen Zielgruppen sind, und haben sich daher dazu
Projektzusammenarbeit, die Vereinbarung von Bonus- und
entschieden, diese als einzelne Broschüren zu publizieren.
Malus-Regelungen, das frühzeitige Einbeziehen von Ausfüh-
rungskompetenz im Planungsprozess oder neue Vergabever-
Mithilfe dieser Handreichungen soll es den Vertretern öf-
fahren, sind nicht Bestandteil der Handreichungen. Ebenso
fentlicher Vorhabenträger, aber auch weiterer öffentlicher,
können Themen der Vergütung nicht betrachtet werden.
sektoraler und privater Auftraggeber erleichtert werden,
1 Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (Hrsg.), Stufenplan Digitales Planen und Bauen, Einführung moderner,
IT-gestützter Prozesse und Technologien bei Planung, Bau und Betrieb von Bauwerken, Dezember 2015
2 Arbeitsgemeinschaft INFRABIM, beauftragt vom BMVI zur wissenschaftlichen Begleitung von Pilotprojekten zur Anwendung
von Building Information Modeling (BIM) im Infrastrukturbau, 2015-17
3 Weitere 13 Pilotprojekte des Schienenbaus wurden im Rahmen des BIM4RAIL Projekts wissenschaftlich begleitet dessen
Endbericht in 2019 veröffentlicht werden soll.
4 Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (Hrsg.), Endbericht der Reformkommission Bau von Großprojekten,
Komplexität beherrschen – kostengerecht, termintreu und effizient, Juni 2015
4 BIM4INFRA2020 – TEIL 01 – Grundlagen und BIM-Gesamtprozess
Danksagung
Ein großer Dank gilt den Vertretern der öffentlichen Auf- und Forschungseinrichtungen für ihre umfangreichen Bei-
traggeber, Verbände und Organisationen im Bauwesen träge, eingebrachten praktischen Erfahrungen und wis-
sowie den Teilnehmern der Beratungs- und Workshop- senschaftliche Expertise bei der Umsetzung der Leitfäden,
Angebote der Arbeitsgemeinschaft BIM4INFRA2020, ins- Muster und Handreichungen.
besondere für die zahlreichen und umfassenden Kommen-
tare zu den Entwürfen der Handreichungen mit wertvollen Des Weiteren bedanken wir uns beim Bundesministerium
Beiträgen und Hinweisen für deren weitere Ausgestaltung. für Verkehr und digitale Infrastruktur, Referat DG 15, und
Des Weiteren danken wir den Beteiligten der von uns be- insbesondere bei unserem Ansprechpartner Herrn Alexan-
gleiteten Pilotprojekte für ihr Interesse und Engagement der Doebler, für die immer positive und konstruktive kriti-
bei der Anwendung von BIM in den jeweiligen Vorhaben sche Begleitung.
und für die dabei mit uns geteilten Erfahrungen.
Nicht zuletzt bedanken wir uns herzlich bei Erste Lesung,
Ein besonderer Dank gilt der Arbeitsgemeinschaft insbesondere bei Frau Marie Luise Blüml, für das Lektorat
BIM4INFRA2020 und ihren Mitgliedern sowie dem Ein- und die redaktionelle sowie grafische Umsetzung der vor-
satz weiterer Experten aus den beteiligten Unternehmen liegenden Leitfäden, Muster und Handreichungen.
Impressum
Herausgeber Verfasser
Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur Prof. Dr. André Borrmann, Dr. Robert Elixmann,
Invalidenstraße 44 Prof. Dr. Klaus Eschenbruch, Christian Forster,
10115 Berlin Kerstin Hausknecht, Daniel Hecker, Markus Hochmuth,
Carsten Klempin, Michael Kluge, Prof. Dr. Markus König,
Auftragnehmer Dr. Thomas Liebich, Genia Schäferhoff, Ingo Schmidt,
Arbeitsgemeinschaft BIM4INFRA2020 Maciej Trzeciak, Dr. Jan Tulke, Simon Vilgertshofer,
c/o planen-bauen 4.0 – Gesellschaft zur Digitalisierung Dr. Bernd Wagner
des Planens, Bauens und Betreibens mbH
Geneststrasse 5 Stand
10829 Berlin April 2019
Projektleiter Gestaltung
Dr. Thomas Liebich ERSTE LESUNG GmbH,
(Leitung AP4 Leitfäden, Muster und Handreichungen), Französische Straße 24,
Dr. Jan Tulke, Prof. Dr. Markus König D-10117 Berlin
(Gesamtprojektleitung)
BIM4INFRA2020 – TEIL 01 – Grundlagen und BIM-Gesamtprozess 5
Inhaltsverzeichnis
Vorwort ........................................................................................................................... . . . . 3
Kurzdarstellung ........................................................................................................... . . . . 7
2. BIM-Strategie .................................................................................................... 14
4. BIM-Gesamtprozess ....................................................................................... . 16
Das hier vorliegende Dokument „Grundlagen und BIM-Gesamtprozess“ bildet den Teil 1 der Handreichungen und Leit-
fäden. Folgende Muster und Handreichungen sind verfügbar:
Anhang: Glossar
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Text verallgemeinernd das generische Maskulinum verwendet. Diese Formulierungen umfassen
gleichermaßen weibliche und männliche Personen; alle sind damit selbstverständlich gleichberechtigt angesprochen.
BIM4INFRA2020 – TEIL 01 – Grundlagen und BIM-Gesamtprozess 7
Kurzdarstellung
Für öffentliche Auftraggeber im Verantwortungsbereich BIM-Methode geplant und durchgeführt wird. Im Prozess-
des BMVI wird mit der Implementierung des Stufenplans ablauf werden verschiedene BIM-spezifische Dokumente
Digitales Planen und Bauen für neue Infrastrukturprojekte referenziert und in einen zeitlichen und kausalen Zusam-
ab Ende des Jahres 2020 die Anwendung der Methode des menhang mit dem Projektablauf gesetzt. Den einzelnen
BIM vorgeschrieben. Projekte sollen von der Grundlagener- Prozessschritten werden die jeweiligen Verantwortungs-
mittlung bis zur Fertigstellung und dem anschließenden Be- bereiche (Auftraggeber oder Auftragnehmer) zugewiesen.
trieb möglichst ganzheitlich mit BIM durchgeführt werden. Der dargestellte Gesamtprozess gilt als ausdrücklich exem-
plarisch für ein ausgewähltes Beispiel und ist bei entspre-
Dieses Dokument richtet sich an die öffentlichen Auftrag- chenden Anpassungen auf weitere Projekte übertragbar.
geber im Bereich des Bundesfernstraßen- und Bundes-
wasserstraßenbaus, die in ihrer Funktion als wichtigste Hauptfragestellungen, die in diesem Dokument
Auftraggeber von Infrastrukturbaumaßnahmen diese An- behandelt werden:
forderungen umsetzen und somit eine maßgebliche Rolle
■■ Was sind AIA und was ist ein BAP?
in der Realisierung der BIM-Methode am Markt einnehmen.
■■ Wann sind AIA und ein BAP zu erstellen?
Der Abschnitt 1 des hier vorliegenden Dokuments klärt
■■ W
elche BIM-Vergabestrategien in Bezug auf AIA und
einige Grundlagen der BIM-Methode in Bezug auf die
BAP gibt es?
Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA) und den
BIM-Abwicklungsplan (BAP) und beschreibt die möglichen ■■ W
elche BIM-spezifischen Schritte sind wann
Konstellationen der Definition von AIA und BAP im Rah- durchzuführen?
men von Vergabeprozessen.
■■ W
er ist für die BIM-spezifische Leistungserbringung
zuständig?
Der Abschnitt 2 vermittelt einen Überblick über den
möglichen Verlauf eines Projektes, welches mit der
8 BIM4INFRA2020 – TEIL 01 – Grundlagen und BIM-Gesamtprozess
Abschnitt I: BIM-Grundlagen
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Im Auftrag des BMVI wurden von BIM4INFRA2020 die Der Teil 1 der Handreichungen setzt einen Schwerpunkt
drei Szenarien „Einstieg“, „Aufbruch“ und „Höchstleistung“ auf BIM-Prozesse im Bereich der Planung einer Baumaß-
für die Nutzung von BIM in den Bereichen Bundesfernstra- nahme. Die Verbreitung der BIM-Anwendung ist im Bereich
ße und Bundeswasserstraße ab dem Jahr 2020 entwickelt. der Planung einfach deutlich weiter als in der Ausführung.
Die Darstellung ist allerdings sinngemäß übertragbar auf
Die Szenarien unterscheiden sich zum einen hinsicht- eine BIM-gestützte Zusammenarbeit in der Ausführung.
lich des erzielbaren Nutzens im Sinne der BIM-Ziele, zum Wenn Leistungsanforderungen in Bezug auf die Erstel-
anderen hinsichtlich des notwendigen Aufwands zur Er- lung und Verknüpfung von BIM-Modellen an Ausführen-
möglichung und Etablierung der BIM-gestützten Arbeits- de gestellt werden, geht es auch hier im weitesten Sinne
weise. Alle drei Szenarien entsprechen den Mindestanfor- um „BIM-Planung“. Die Erstellung von BIM-Modellen stellt
derungen des Stufenplans Digitales Planen und Bauen eine regelmäßige Informationsaufbereitung mit plane-
des BMVI. BIM4INFRA2020 hat dem BMVI eine Entschei- rischem Charakter dar, die im Rahmen der Ausführung
dungsgrundlage für ein Szenario unterbreitet.5 gerichtet sein kann z. B. auf die Baulogistikplanung, die
Planung von Erdbewegungen oder die Übergabe einer
Die BIM-Methode hat neue rechtsrelevante Begrifflichkei- Planung, die den errichteten Baubestand als Bestands-
ten und Dokumente hervorgebracht, die insbesondere bei dokumentation abbilden soll. Derartige, „planerische“
der Beauftragung von Planungsleistungen von Bedeutung Anforderungen in der Tiefe einer Aufbereitung anhand
sind. Insbesondere bei größeren Projekten und bei einer von BIM-Modellen kommen im Rahmen der Ausführung
Generalunternehmervergabe werden BIM-Leistungen bei der Ausschreibung einfacherer Einzelgewerke kaum
auch von Bauausführenden abgefordert. Zwei Dokumen- in Betracht. Bei größeren Maßnahmen komplexerer Na-
te, die unabhängig vom ausgewählten Szenario und von tur konnten allerdings in Bauprojekten bereits Mehrwerte
der ausgeschriebenen Leistung bei einer BIM-Projektab- durch BIM in der Ausführung erzielt werden.
wicklung heutzutage üblicherweise erstellt werden, sind
die AIA und der BAP.
5 Der Bericht zur Szenariendefinition steht unter www.bim4infra.de zum Download zur Verfügung.
6 Gemäß Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI)
7 Im Einzelnen Teil 2 (Leitfaden und Muster für Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA)) und
Teil 3 (Leitfaden und Muster für den BIM-Abwicklungsplan (BAP)) dieser Handreichungen.
10 BIM4INFRA2020 – TEIL 01 – Grundlagen und BIM-Gesamtprozess
auf Vorgaben zu der eingesetzten gemeinsamen Daten- zu Datenlieferleistungen hinaus detaillierte Vorgaben
umgebung und ggf. Eingangsdaten, die der Auftragneh- zum Arbeitsprozess zur werkvertraglichen Zielerrei-
mer auf seiner Leistungserbringung basieren muss. Detail- chung macht (AIA und BAP beigefügt).
prozesse sollen tendenziell nicht Gegenstand der AIA sein,
■■ Im Projekt weiß jeder Projektbeteiligte, wo er nach-
sondern deren Beschreibung soll im BAP erfolgen.
schlagen muss, wenn er Detailfestlegungen und orga-
nisatorische Absprachen im Planungsteam (mit oder
Dieser Ordnungsstruktur liegt der Ansatz zugrunde, Vorga-
ohne Beteiligung des Auftraggebers) nachvollziehen
ben an den Auftragnehmer zum „Was“ eher in den AIA zu
will (BAP) oder wenn er seine generellen Lieferver-
regeln und Abstimmungen zum „Wie“, gewissermaßen der
pflichtungen gegenüber dem Auftraggeber einsehen
„BIM-Abwicklungsplanung“ im Wortsinne, eher dem BAP
will (dann AIA).
vorzubehalten. Diese Differenzierung trägt dem Verständ-
nis des Planervertrags und des Bauausführungsvertrags
Die Muster basieren auf folgendener Normenhierarchie
als Werkverträgen bzw. werkvertragsähnlichen Verträgen
zwischen AIA und BAP:
und den damit verbundenen Risikoabgrenzungen zwi-
schen Besteller und Unternehmer Rechnung. Beim „reinen
■■ AIA sind gegenüber den BAP vorrangig. AIA müssen
Werkvertrag“ ist die Werkleistung des Unternehmers allei-
bei einer Beauftragung mit BIM-Leistungen vorliegen.
ne charakterisiert durch das von ihm zu erstellende Werk.
Die AIA definieren den vertraglichen Leistungskorridor,
Welche Arbeitsschritte er benötigt, um den geschuldeten
innerhalb dessen der Auftragnehmer sich organisieren
Werkerfolg zu realisieren, ist seiner unternehmerischen
und koordinieren muss, um einen mangelfreien Werk-
Freiheit überlassen. In diesem Sinne gehören alle vertrag-
erfolg nach Maßgabe der vertraglichen Grundlagen
lichen Festlegungen, die den Werkerfolg des Auftragneh-
zu erbringen.
mers näher spezifizieren, in die AIA. Dies sind im Kern die
„Informationsanforderungen des Auftraggebers“. Festle- ■■ Ein BAP kann in beliebiger Tiefe bereits bei Beauf-
gungen dazu, welche Prozesse und welche konkreten Soft- tragung vorliegen und Vertragsanlage werden, muss
wareprodukte in den BIM-Prozessen zur Erreichung der er allerdings nicht. Dies hängt von der Entscheidung
AIA gewählt werden, betreffen die unternehmerische Dis- des Auftraggebers ab, Detailprozesse der modell-
position über die Art und Weise der Leistungserbringung gestützten Zusammenarbeit vorzugeben oder es bei
und sollen daher tendenziell eher dem BAP vorbehalten der werkvertraglichen Verantwortung der Auftrag-
bleiben. nehmer zur Erreichung der AIA-Vorgaben zu belassen.
Die Komplexität der Datenerstellungs- und Daten-
Die Verfasser stellen fest, dass sich diese Ordnungsstruktur austauschprozesse lässt es allerdings aus Sicht von
zunehmend im Markt durchsetzt. Diese Struktur ermöglicht BIM4INFRA2020 als empfehlenswert erscheinen,
es, den BAP als ein Organisationsinstrument zur Koordina- dass jedenfalls spätestens nach Beauftragung ein
tion von BIM-Prozessen einzusetzen und hierfür im Projekt BAP aufgesetzt und im weiteren Projektverlauf durch
zur Fortschreibung „freizugeben“, ohne die in den AIA de- die Projektbeteiligten fortgeschrieben wird. Die Erstel-
finierten, werkvertraglichen Ziele zur Disposition zu stellen. lung und Fortschreibung des BAP sollte mindestens in
enger Abstimmung mit den an der Planung fachlich
Die inhaltliche Trennung zwischen AIA- und BAP-Inhalten Beteiligten erfolgen, weil es sich bei diesem Dokument
schafft eine Transparenz über die im Projekt getroffenen nach dem Verständnis von BIM4INFRA2020 um ein
Vereinbarungen: Planungskoordinationsdokument handelt. Nahe-
liegend ist es, die Erstellung und Fortschreibung des
■■ Der Bieter im Vergabeverfahren kann alleine schon BAP den an der BIM-Umsetzung fachlich Beteiligten
über das Anlagenverzeichnis erkennen, ob ihm im zu überantworten und als Auftraggeber den BAP nur
BIM-Projekt lediglich Vorgaben zu den zu liefernden freizugeben oder sogar nur zur Kenntnisnahme vor-
Modellen und sonstigen Daten („Informationsanfor- legen zu lassen. Bei dem BAP handelt es sich um ein
derungen“) gestellt werden (wenn lediglich AIA bei- gegenüber den AIA nachrangiges Dokument. Der
gefügt sind) oder ob der Auftraggeber über Vorgaben BAP soll in erster Linie ein Instrument zur Koordination
der Zusammenarbeit der Projektbeteiligten innerhalb
der sich aus den jeweiligen Verträgen ergebenden
BIM4INFRA2020 – TEIL 01 – Grundlagen und BIM-Gesamtprozess 11
Leistungspflichten sein. Im BAP dokumentierte Ab- ein entgegenstehender Wille ist eindeutig ersichtlich
sprachen der Projektbeteiligten sind daher nach der (Verhinderung einer „schleichenden AIA-Änderung/
Vermutungsregel von § 4 Abs. 2 S. 2 der Besonderen Vertragsänderung“).
Vertragsbedingungen BIM (BIM-BVB)8 dahingehend
auszulegen, dass die sich aus den AIA und den wei- Die Beschreibung der digitalen Liefergegenstände in AIA
teren Vertragsgrundlagen ergebenden, werkvertrag- kann in drei unterschiedlichen Ausprägungen erfolgen:
lichen Ziele der einzelnen Projektbeteiligten nicht funktionale Beschreibung, semi-detaillierte Beschreibung,
abgeändert werden sollen, sondern dass es dem detaillierte Beschreibung9. Im BAP wird stattdessen im
Willen der an der Fortschreibung mitwirkenden Pro- Wesentlichen die Herangehensweise zur Erreichung dieser
jektbeteiligten vielmehr entspricht, die (ohnehin ver- Zielstellung durch die Planungsbeteiligten festgelegt.
einbarten) Ziele lediglich zu konkretisieren, es sei denn,
Zuschlag
1 AIA BAP
■■ Variante 1: Der Auftraggeber gibt im Rahmen der allerdings mit spezifischen Risiken behaftet. Es ist für
Ausschreibung neben den üblichen Vertragsgrund- den Auftraggeber oft unzweckmäßig, wenn sich die
lagen lediglich AIA vor, allerdings keinen BAP. Die Auf- Planungsbeteiligten erst nach ihrer Beauftragung
tragnehmer werden verpflichtet, nach Beauftragung über die Frage verständigen müssen, wie digitale
in Abstimmung mit den weiteren Projektbeteiligten Arbeitsergebnisse erzeugt werden. Typischerwei-
einen BAP aufzusetzen, um Festlegungen zur ge- se wird die Qualität der Prozesse dann durch das
planten Zusammenarbeit zur Umsetzung der AIA zu schwächste Mitglied des Planerteams definiert. In der
dokumentieren. Praxis haben sich auch schon erhebliche Auseinander-
setzungen in Planungsteams ergeben, wenn nicht von
Auftraggeber können zwar ihre AIA festlegen, sehen vornherein eine auftraggeberseitige Anforderung an
sich aber nicht durchgängig in der Lage, einen BAP die Methodik der Abwicklung, insbesondere des Soft-
für ihre Planungsbeteiligten zu definieren. Eine ent- wareeinsatzes für alle Beteiligten der Planerteams,
sprechende Vorgehensweise ist insbesondere bei der vorgegeben worden war. Diese Risiken können im Rah-
Beauftragung von Generalplanern anzutreffen. Denn men der Einzelvergabe begrenzt werden, indem die
die Generalplaner haben ohnehin ihre Nachunterneh- Objektplanungsleistungen vorgezogen vergeben wer-
merplanung zu koordinieren und können dies unter den und der Objektplaner zunächst „seinen BIM-Ab-
Übernahme des BIM-Managements für diesen Be- wicklungsplan mitbringt“, der dann zur Ausschrei-
reich sicherstellen. Hier ist nur entscheidend, dass ent- bungsgrundlage der Ausschreibungen der weiteren
sprechende Lieferobjekte übergeben werden können. Fachplanungen gemacht wird. Eine Rückkoppelung
Entsprechendes gilt in Fällen, in denen Generalunter- bei neuen Erkenntnissen aus Fachplanervergaben ist
nehmer mit der BIM-Methode zu arbeiten haben. dann zumeist nur durch eine Vertragsänderung im
Der Auftraggeber muss abwägen, ob er überhaupt ein Verhältnis zum Objektplaner möglich.
Interesse daran hat, dem Auftragnehmer Vorgaben
zu machen, wie die digitalen Arbeitsergebnisse erzielt
werden.
■■ Variante 2: Der Auftraggeber erstellt neben den AIA ■■ Variante 4: Der Auftraggeber gibt AIA vor und for-
einen BAP, der sämtliche Details der späteren BIM-Ab- dert von den Bietern im Vergabeverfahren einen Vor-
wicklung vorgibt. Die Leistungen können im reinen BAP ab, allerdings stellt der Auftraggeber ein Muster
Preiswettbewerb vergeben werden. für einen Vor-BAP in den Ausschreibungsgrundlagen
zur Verfügung, welches von den Bietern auszufüllen
Diese Variante setzt voraus, dass ein Auftraggeber ist (Muster-BAP). Die AIA und der vom Bieter erstellte
den Planungsprozess mit der BIM-Arbeitsmethode Vor-BAP werden Vertragsanlage.
vollständig durchdrungen hat und nicht nur die Lie-
ferergebnisse definieren kann, die er für die einzel- Die Variante ähnelt Variante 3, allerdings wird durch
nen Anwendungsfälle, deren Umsetzung er mit der die Vorgabe eines Musters für einen Vor-BAP im Sinne
BIM-Arbeitsmethode bezweckt, benötigt, sondern von einer rahmenvertraglichen Anforderung die Ein-
darüber hinaus auch weiß und vorgeben will, wie die heitlichkeit der angebotenen Umsetzungskonzepte
Beteiligten zusammenwirken. Angesichts des heutigen sichergestellt und die Erwartungshaltung des Auf-
Standes von Wissenschaft und Technik zur Abwicklung traggebers an die inhaltliche Tiefe des abzugebenden
der BIM-Arbeitsmethode handelt es sich hierbei um Vor-BAP klarer kommuniziert. Die verschiedenen
eine recht schwierige Aufgabenstellung. Standards Vor-BAP sind dann auch besser vergleichbar. In den
für die Beauftragung oder Abwicklung entsprechen- Verhandlungsgesprächen mit den Auftragnehmern
der BIM-Projekte existieren nicht. Auch technische können alsdann die Erkenntnisse aus der Kommu-
Normen sind entweder noch nicht vorhanden oder nikation mit unterschiedlichen Bietern eingebracht
haben sich noch nicht durchgesetzt. Sicherlich wird es und ein Ergebnis zu einem sinnvollen methodischen
allerdings so sein, dass institutionelle Auftraggeber für Zusammenwirken vertraglich festgeschrieben wer-
Standardprojekte in der Zukunft entsprechende An- den. Diese Vorgehensweise ist sowohl für öffentliche
forderungen entwickeln werden. Es handelt sich eher Auftraggeber wie auch private Auftraggeber möglich,
noch um eine Zukunftsvariante, die allerdings an Be- da das Regelverfahren für die Auftragsvergabe an
deutung gewinnen wird. Architekten und Ingenieure nach § 73 VgV für öffent-
liche Auftraggeber das Verhandlungsverfahren ist.
■■ Variante 3: Der Auftraggeber gibt AIA vor und for- Der Vor-BAP kann als Qualitätskriterium berücksichtigt
dert von den Bietern im Vergabeverfahren eine vor- werden. Auch bei dieser Variante ist zu beachten, dass
läufige Fassung eines BAP (Vor-BAP) ab, in welchem sicherzustellen ist, dass bei einer Einzelvergabe alle
die Bieter ihre Umsetzungskonzepte für die Erfüllung am BIM-Prozess Beteiligten auf den gleichen Vor-BAP
der AIA beschreiben. Die AIA und der vom Bieter er- verpflichtet werden.
stellte Vor-BAP werden Vertragsanlage.
2. BIM-Strategie
职业定义
Mit Beginn eines neuen Projektes, welches mit der ■■ Die Rolle des BIM-Managers wird auftraggeberseitig
BIM-Methode durchgeführt werden soll, ist in Abhängig- besetzt. Er steuert den BIM-Prozess und überprüft die
keit von den Spezifikationen des Projekts und den hierfür BIM-Lieferobjekte.
verfügbaren Ressourcen eine BIM-Strategie vom Auftrag-
■■ Die Rolle des BIM-Koordinators wird durch jeden am
geber zu entwickeln, in der unter anderem die individu-
BIM-Prozess Beteiligten besetzt.
ellen BIM-Ziele und BIM-Rollen für das Projekt definiert
werden. Die BIM-Strategie bestimmt die Inhalte der AIA ■■ Die Rolle des BIM-Gesamtkoordinators wird durch
maßgeblich. einen am BIM-Prozess Beteiligten besetzt, in der Regel
durch den Objektplaner.
Dieser Abschnitt beschreibt beispielhaft einen BIM-Ge-
■■ Die Ausschreibungen der BIM-Planungs- und BIM-Aus-
samtprozess, der als Grundlage für ein konkretes Projekt
führungsleistungen erfolgen auf der Grundlage eines
verwendet werden kann. Das gewählte Beispiel beruht da-
auftraggeberseitigen Muster-BAPs, welcher von Bie-
bei auf folgenden Randbedingungen:
tern zu einem Vor-BAP zu vervollständigen ist (oben
dargestellte Variante 4).
■■ Die Planungs- und Ausführungsleistungen werden
getrennt vergeben. ■■ Eine gemeinsame Datenumgebung wird durch den
Auftraggeber bereitgestellt.
■■ Planungsleistungen können sowohl getrennt in Fach-
losen als auch an einen Generalplaner vergeben
werden.
BIM4INFRA2020 – TEIL 01 – Grundlagen und BIM-Gesamtprozess 15
3. Beteiligte im BIM-Gesamtprozess
Im Prozess einer Projektabwicklung sind je nach Umfang hier ein Bündel von Leistungspflichten verstanden, welches
und Erfordernis unterschiedliche Beteiligte eingebunden. typischerweise durch eine organisatorische Einheit eines
Neben den bisher im „konventionellen“ Projektverlauf Projekts (ein Unternehmen, eine Person oder Abteilung in-
vorhandenen Rollen etablieren sich in BIM-Projekten be- nerhalb eines Unternehmens) gesamthaft erbracht wird.
stimmte Rollen, denen Teilaufgaben des modellgestützten Die Zuweisung von Rollen erfolgt in den AIA.
Zusammenarbeitsprozesses zugewiesen sind. Als Rolle wird
Der hier dargestellte BIM-Gesamtprozess sieht die folgenden BIM-spezifischen Rollen vor:
4. BIM-Gesamtprozess
Der hier vorgestellte BIM-Gesamtprozess gliedert sich in Die einzelnen Prozessschritte werden im folgenden Kapitel
die Projektstufen Projektvorbereitung, Planung, Ausfüh- näher beschrieben. In der Anlage ist der BIM-Gesamtpro-
rungsvorbereitung, Ausführung sowie Projektabschluss. zess vollständig dargestellt. Die jeweiligen Zuständigkei-
Darüber hinaus ist als weitere Phase der Betrieb und die ten für die einzelnen Prozessschritte sind im BIM-Gesamt-
Unterhaltung berücksichtigt. Mit anschließender In- prozess farblich markiert:
standsetzung, Umbau oder Rückbau schließt sich der
Prozesskreis und der BIM-Gesamtprozess wird von neuem LEGENDE ZUSTÄNDIGKEITSBEREICH
durchlaufen.
BIM-Manager
Beispielhaft ist im BIM-Gesamtprozess nur die BIM-Koor-
dination als zentraler Anwendungsfall dargestellt. Schwer- AN oder Bieter (OPL* bzw. BU** )
punkte der Anwendung der BIM-Methode sind das Kom-
BIM-Gesamtkoordinator
munizieren und Koordinieren von Informationen im Wege
des BIM-Modellaustausches. Einen Überblick über die 20 extern Beteiligter
von BIM4INFRA definierten Anwendungsfälle (AWF) lie-
AG oder AN
fert Teil 6 „Steckbriefe der wichtigsten Anwendungs-
fälle“ der Handreichungen und Leitfäden. Die Prüfung AG und AN
und Genehmigung durch die Genehmigungsbehörde und
deren Einbindung in den BIM-Gesamtprozess ist ebenfalls
Abbildung 3: Legende Zuständigkeiten
nicht gesondert dargestellt. *OPL - Objektplaner; **BU - Bauunternehmen
Der BIM-Gesamtprozess ist unabhängig vom konkreten In der folgenden Abbildung sind die im BIM-Gesamtpro-
Bauwerkstyp (Ingenieurbauwerk, Streckenbauwerk o. ä.) zess verwendeten Symbole erläutert:
und der Art des Projektes (Neubau, Instandsetzung o. ä.)
gültig. Als zentrale Austauschplattform innerhalb eines
LEGENDE SYMBOLE
BIM-Prozesses dient eine gemeinsame Datenumgebung.
Die im Projekt verwendeten Daten, unabhängig vom
Datenobjekt/Dokument
Datentyp, werden von den Beteiligten auf einer gemeinsa- (z.B. AIA)
men Datenumgebung abgelegt. In Abhängigkeit von gel- Datenspeicher
tenden Verfahrensvorschriften, daraus abgeleiteten Zu- (z.B. Fachmodelle)
griffsrechten und den Vertragsverhältnissen werden diese Meilenstein
Daten den Beteiligten im Projekt zur Verfügung gestellt.
Entscheidung
Für weitere Informationen zur gemeinsamen Datenum-
gebung wird an dieser Stelle auf Teil 10 „Handreichung Prüfung
Technologien im BIM-Umfeld“ verwiesen.
4.1 Projektvorbereitung
Die Projektvorbereitung wird in dieser Betrachtung unter- Auftraggebers dies für dieses Projekt vorsieht entsprechend
teilt in die Vorbereitungsphase des Auftraggebers, die Ver- dieses beispielhaften Gesamtprozesses, einen Vor-BAP auf
gabephase für Planungsleistungen sowie die Phase der Grundlage des vom Auftraggeber vorgegebenen Mus-
Grundlagenermittlung. ter-BAP fest. Dieser Vor-BAP kann seitens des Auftraggebers
auch Bestandteil der Wertung der abgegebenen Angebote
In der Vorbereitungsphase ist vom Auftraggeber die BIM- und Bestandteil des Vertrags sein.
Strategie für das Projekt festzulegen. Wesentlicher Be-
standteil ist hierbei die Festlegung der BIM-Ziele und die Nach erfolgter Beauftragung werden die Grundlagen für
Entwicklung der BIM-Anwendungsfälle hieraus. Darauf den Aufbau der BIM-Modelle ermittelt. Zentrale Leistun-
aufbauend entwickelt der Auftraggeber die für die Anwen- gen dieser Grundlagenermittlung unter dem Blickwinkel
dung der BIM-Methode notwendigen Bestandteile der Ver- BIM sind die Fortschreibung des BAP sowie die Einrichtung
gabeunterlagen. Dies sind insbesondere die AIA. Textbau- einer gemeinsamen Datenumgebung für das Projekt.
steine für BIM-Leistungen für die Leistungsbeschreibung Die gemeinsame Datenumgebung kann in Abhängig-
(vgl. hierzu Teil 4 „Leitfaden zur Leistungsbeschreibung“), keit der Strategie und der Vertragsverhältnisse sowohl
BIM-BVB (vgl. hierzu Teil 5 „Muster besondere Vertrags- vom Auftraggeber als auch vom Auftragnehmer gestellt
bedingungen BIM (BIM-BVB)“) und ggf. ein Vor-BAP sind werden. Die Grundlagenmodelle (z. B. Baugrundmodelle,
idealerweise als Muster bereits verfügbar und nicht für das Bestandsmodelle) werden entsprechend den Vorgaben
Projekt neu zu erstellen. Der Vor-BAP wird phasenabhängig der AIA und des BAP erstellt, geprüft und in der gemein-
in der Projektbearbeitung als BAP fortgeschrieben. samen Datenumgebung abgelegt. Weitere Angaben zu
den Fachmodellen sind in Teil 7 „BIM-Fachmodelle und
Zur Vergabe werden den Bietern neben den Vergabeunter- Ausarbeitungsgrad (engl. Level of Development – LOD)“
lagen, sofern vorhanden, bereits BIM-Modelle zur Angebots- zusammengefasst.
erstellung übergeben. Mit Erstellung der Angebotsunterla-
gen schreibt der Bieter, sofern die BIM-Vergabestrategie des
18 BIM4INFRA2020 – TEIL 01 – Grundlagen und BIM-Gesamtprozess
PROJEKT- LEGENDE
VORBEREITUNG 1 AG interner Projektstart ZUSTÄNDIG-
INPUT OUTPUT
KEITSBEREICH
2 Entwicklung BIM-Strategie
Übergeordnete BIM-Management BIM-Manager
AG-BIM-Strategie Vergabestrategie
BIM-Ziele/BIM-AWF
5 Angebotserstellung:
Erstellung Vor-BAP
AIA Vor-BAP extern Beteiligter
Muster-BAP
6 Verhandlung nein
6a Absage AG oder AN
Modelle
7 Vertragserstellung
AG und AN
Vertrag
8 Beauftragung einschl. Vor-BAP
Vor-BAP
LEGENDE
GRUNDLAGEN-
SYMBOLE
ERMITTLUNG
9 BIM-Startgespräch
PLANUNG LEGENDE
ZUSTÄNDIG-
PLANUNGSPHASE
19 Beginn Planungsphase KEITSBEREICH
ja extern Beteiligter
Koordination fachlicher Abstimmung
BAP
Datenspeicher
29 Zusammenführung der Modelle zu einem Koordinationsmodell
30
Fachübergreifende Modellprüfung durch Meilenstein
Fach-
den Gesamtkoordinator modelle
AIA
BAP 25.1 Entscheidung
31 Freigabe nein 25.2
ja 25.3
Prüfung
4.2 Planung
Der Planungsablauf lässt sich in terminlicher Hinsicht ent- An dieser Stelle wird davon ausgegangen, dass die Pla-
sprechend der für den Planungsprozess zugrunde gelegten nungsphasen für ein Projekt durchgehend von einem Auf-
Entscheidungsmeilensteine gegenüber den HOAI-Leis- tragnehmer bearbeitet werden und keine weiteren Ver-
tungsphasen weitergehend aufgliedern. Im BIM-Gesamt- gabeschritte erforderlich sind. Die in dem Gesamtprozess
prozess ist, wie bereits ausgeführt, lediglich die BIM-Mo- dargestellten Prozessschritte sind entsprechend zu wieder-
dellerstellung und BIM-Koordination dargestellt, nicht aber holen, wenn zwischen Planungsphasen ein Wechsel von
die Anwendung und die Auswertung der Fachmodelle. Auftragnehmern stattfindet. Die Teilprozesse des Gesamt-
prozesses sind insofern schematische Bausteine.
NÄCHSTE PLANUNGSPHASE
35 Start nächste
Planungsphase
INPUT OUTPUT
Wiederkehrender 36 BIM Startgespräch
Prozess
37 Übergabe Modelle
AIA / BAP
38 Modellerstellung/-bearbeitung
Fach- analog vorheriger Planungsphase.
Fach-
modelle Wiederholung der vorherigen
modelle
Prozesse entsprechend der
beauftragten Planungsphasen
AIA
BAP 39 Abschluss
Planung
LEGENDE LEGENDE
ZUSTÄNDIGKEITSBEREICH SYMBOLE
Datenobjekt/ Daten- Meilen-
BIM-Manager
Dokument speicher stein
4.3 Ausführungsvorbereitung
Die Ausführungsvorbereitung beinhaltet insbesondere Ausführungsphase enthalten müssen. Analog zur Verga-
die Erstellung der Vergabeunterlagen durch den Auftrag- bephase der Planung folgt an dieser Stelle die Vergabe der
geber, welche die BIM-spezifischen Anforderungen an die Bauleistung.
AUSFÜHRUNGSVORBEREITUNG LEGENDE
ZUSTÄNDIG-
INPUT 40 Übergabe OUTPUT KEITSBEREICH
Modelle
41 Erstellung
BIM-Vergabeunterlagen: BIM-Manager
Muster-AIA AIA AIA
Muster-BAP Muster-BAP
AN oder Bieter
(OPL bzw. BU)
VERGABE
LEGENDE
42 Angebotserstellung: SYMBOLE
Erstellung Vor-BAP
AIA Vor-BAP
Muster-BAP
43 Verhandlung nein Datenobjekt/
43a Absage Dokument
Modelle Vor-BAP ja
44 Vertragserstellung Datenspeicher
Entscheidung
4.4 Ausführung
Zu Beginn der Ausführung ist vom Auftragnehmer, auf- Die Nutzung der Modelle für weitere Anwendungsfälle
bauend auf den AIA, ein BAP für die Ausführung zu er- entsprechend den Vorgaben der AIA sowie des BAP sind
stellen, sofern nicht der Auftraggeber einen entsprechen- hier nicht dargestellt.
den BAP vorgibt. Die Einrichtung und Bereitstellung einer
gemeinsamen Datenumgebung für das Projekt erfolgt In dem hier dargestellten beispielhaften Gesamtprozess
je nach Vertragsverhältnis durch den Auftraggeber oder wird davon ausgegangen, dass die beauftragten Planer
den Auftragnehmer. Je nach Vertragskonstellation und auch die Ausführungsplanung übernehmen. Der Auftrag-
BIM-Strategie wird ggf. die Nutzung der gemeinsamen nehmer Bau übernimmt nur die Bauleistung (sowie ihm
Datenumgebung aus der Planungsphase für die Ausfüh- obliegende Werkstatt- und Montageplanungen). Sieht
rung fortgeführt. Zur Sicherstellung der Datenhoheit ist eine Konstellation es vor, dass der Auftragnehmer Bau
eine Bereitstellung der gemeinsamen Datenumgebung auch die Ausführungsplanung übernimmt, folgt nach der
durch den Auftraggeber zu empfehlen. Vergabe (Schritt 43) zunächst die Erstellung der Ausfüh-
rungsplanung (analog zu den Schritten 19-33).
Grundlage für die Ausführung sind die übergebenen Fach-
modelle der Planung, deren Anforderungen in den AIA zu- Die in dem Gesamtprozess dargestellten Prozessschritte
vor zu definieren sind. Die Fachmodelle werden während in der Ausführung setzen voraus, dass ein Auftragnehmer
der Ausführung vom Auftragnehmer im Rahmen der ihm mit der Erstellung von BIM-Modellen beauftragt ist. Es ist
obliegenden Leistungsverpflichtung (etwa für die Erstel- absehbar, dass auch ab dem Jahr 2020 von Ausführenden
lung von Werkstatt- und Montageplänen oder im Falle von Einzelgewerken regelmäßig keine BIM-Modelle einge-
der Übernahme weiterer Planungsleistungen für diese) fordert werden. Es ist unrealistisch zu erwarten, dass der
für den eigenen Modellaufbau genutzt, fortgeschrieben nicht planende, lediglich mit einem Einzelgewerk befasste
und entsprechend der geforderten Anwendungsfälle aus- Ausführende schon im Jahr 2020 regelmäßig BIM-Modelle
gewertet. Der Auftragnehmer erstellt mithin in Abhängig- wird erzeugen können. Derzeit werden BIM-Anwendungs-
keit von den umzusetzenden Anwendungsfällen ggf. neue fälle der Ausführung allenfalls in größeren Projekten und
und zusätzliche Modelle. Auch an dieser Stelle erfolgen die auch nur von Generalunternehmern umgesetzt. Insofern
Modellprüfungen durch den jeweiligen BIM-Koordinator, bezieht sich der für die Ausführung dargestellte Teilprozess
den BIM-Gesamtkoordinator sowie den auftraggeber- auch nur auf eine Konstellation, in welcher die Projektgröße
seitigen BIM-Manager. Der BAP wird – soweit vertraglich und der Beauftragungsumfang eines Ausführenden eine
vorgesehen – ausführungsbegleitend fortgeschrieben. Der zusätzliche Beauftragung mit BIM-Anwendungsfällen rea-
BIM-Manager prüft insoweit die Einhaltung der vertragli- listisch und zu wirtschaftlich vertretbaren Kosten zulässt.
chen Anforderungen.
BIM4INFRA2020 – TEIL 01 – Grundlagen und BIM-Gesamtprozess 23
AUSFÜHRUNG LEGENDE
ZUSTÄNDIG-
46 Übergabe
INPUT
Modelle
OUTPUT
KEITSBEREICH
47 BIM-Startgespräch
50 Freigabe nein
AIA ja
Vor-BAP BAP BIM-Gesamt-
koordinator
51 Einrichtung GD* GD
AIA
BAP extern Beteiligter
52 Modellnutzung
Fachmodelle und -fortschreibung
Planung (Ergänzungen, Detaillierung,
Nachführen von Änderungen) AG oder AN
53 Fachbezogene
Modellprüfung durch AG und AN
den Koordinator
AIA
BAP
54 Freigabe nein LEGENDE
SYMBOLE
ja
55 Ablage in GD Fach-
modelle
Datenobjekt/
56 Zusammenfügen Dokument
der Modelle zu einem
Gesamtmodell
Datenspeicher
57 Fachübergreifende
Modellprüfung durch
AIA den Gesamtkoordinator Meilenstein
BAP
58 Freigabe nein
Entscheidung
ja
59 Modellprüfung
hinsichtlich technischer Prüfung
und vertraglicher
AIA Anforderungen (AIA)
*GD – Gemeinsame
BAP Datenumgebung
60 Freigabe nein
Wiederkehrender Prozess:
ja
Modellnutzung/-fortschreibung
während der Bauphase
4.5 Projektabschluss
Dem Gesamtprozess basiert auf einer Beauftragungs- Aufbau des Modells11 zur Nutzung im Betrieb und in der
situation, nach welcher parallel zur Fertigstellung des Unterhaltung dar. Die Anforderungen und Inhalte des
Bauwerks aus den Ausführungsmodellen ein „Wie-ge- „Wie-gebaut“-Modells sowie die Zuständigkeit der Modell-
baut“-Modell entsprechend den Anforderungen der AIA erstellung sind in Abhängigkeit zu den angestrebten Nut-
erstellt und mit diesen abgeglichen wird. Das bereitge- zungen in den AIA zu definieren.12
stellte „Wie-gebaut“-Modell stellt die Grundlage für den
PROJEKTABSCHLUSS LEGENDE
BAUENDE ZUSTÄNDIG-
KEITSBEREICH
61 Übergabe Modelle
INPUT OUTPUT
„Wie-gebaut“-
63 Ablage in GD* Modell AN oder Bieter
(OPL bzw. BU)
64 Prüfung Modelle
AIA LEGENDE
BAP
65 Freigabe nein SYMBOLE
ja
Datenobjekt/
Dokument
BETRIEB/NUTZUNG
66 Übergabe Modelle an Betrieb
Datenspeicher
68 Einrichtung/Nutzung
Betriebsdatenbanken
Entscheidung
69 Modellpflege
während Betrieb
Prüfung
11 Es kann sich um ein oder mehrere Modelle für die Nutzung in den Betriebsdatenbanken handeln.
12 Weitere Angaben zur Bauwerksdokumentation sind im Teil 6 (Steckbriefe der wichtigsten BIM-Anwendungsfälle) dieser
Handreichungen aufgeführt.
BIM4INFRA2020 – TEIL 01 – Grundlagen und BIM-Gesamtprozess 25
4.6 Betrieb/Nutzung
Das „Wie-gebaut“-Modell bildet die Ausgangsinforma- Diese Modelle werden in die Betriebsdatenbanken auf-
tion zur Ableitung der BIM-Modelle für den Betrieb und genommen und dort während der Betriebsphase genutzt,
die Unterhaltung. Die Anforderungen des Betreibers stel- gepflegt und weiterverwendet. So werden in der Regel
len den entscheidenden Input der Modellerstellung für auch betreiberrelevante Daten angereichert.
den Betrieb und die Unterhaltung dar. Diese Anforderun-
gen an das Modell sind vom Auftraggeber in der AIA zu Bei größeren Instandhaltungs- und Modernisierungsmaß-
formulieren. nahmen werden auf Basis der „Wie-gebaut“-Modelle und
den Informationen aus den Betriebsmodellen neue Be-
standsmodelle bereitgestellt. Der Gesamtprozess kann
dann von neuem beginnen.
Konsortium
Kontakt
E-Mail: beratung@bim4infra.de
www.bim4infra.de