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Die Entwicklung Japans von 1900 bis 1930

Unzufrieden mit dem Ergebnis des Ersten Japanisch-Chinesischen-Krieges kam es bald zu


einem neuen Konflikt. Japan wollte für sich die Kontrolle über Korea und das chinesische
Gebiet der Mandschurei sichern. Die Mandschurei war besonders wichtig, weil sie das Gebiet
war, was am nächsten an Japan lag und gleichzeitig einen strategischen Puffer zu Russland
darstellte. Außerdem war es viermal größer als die japanischen Inseln und reich an
Rohstoffen. Mit dem Gebiet der Mandschurei sollte die Versorgung der wachsenden
Bevölkerung verbessert werden.
Da Russland eine Invasion in der Mandschurei nicht akzeptierte, kam es 1904/1905 zu einem
Japanisch-Russischen-Krieg, den Japan gewann. Zumindest der südliche Teil der
Mandschurei war nun unter japanischer Kontrolle. Noch wichtiger war aber das politische
Signal: Japan wurde nun stärker vom Westen respektiert, viele asiatische Länder sahen Japan
als erfolgreiches Vorbild und die Japaner selber wurden in ihrer Idee bestätigt, die stärkste
Macht in Asien werden zu können.
Der Erste Weltkrieg brachte für Japan die Chance, seinen Einfluss in Asien weiter
auszuweiten. Als Verbündeter der Entente (Bündnis aus
________________________________________) verlangte es vom Kriegsgegner
Deutschland die Kontrolle über die Shangdong-Region und erklärte Deutschland den Krieg.
Weil die westlichen Staaten von den Kriegshandlungen auf der ganzen Welt abgelenkt waren,
konnte Japan auch weiter den Druck auf China erhöhen und weitere Kontrolle über
chinesische Gebiete bekommen. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs hatte Japan so die
Kontrolle über die Shangdong-Halbinsel und viele pazifische Kolonien, die ehemals zu
Deutschland gehörten. So wurde es zur stärksten Seemacht im westlichen Pazifik.
In den 1920er Jahren ging die Demokratisierung Japans weiter voran. Unter Kaiser Taisho lag
die Macht nun – ähnlich wie in der Weimarer Republik in Deutschland – zum ersten Mal bei
einem demokratisch gewählten Parlament. Ab 1925 durften alle Männer wählen. Die
Gesellschaft wurde offener und Massenmedien hatten größeren Einfluss. Unter
Außenminister Shidehara Kijuro zeigte sich Japan militärisch weniger aggressiv. Ziel war es,
die japanische Wirtschaft durch friedliche Wege der Partnerschaft stärker zu machen. Hier ein
Überblick über das Washingtoner Bündnis System (1921/1922):

Trotz dieser Entwicklungen hin zu Demokratie und Internationalismus während der 1920er
Jahre gab es Probleme in der japanischen Politik und Gesellschaft, die in den 1930er Jahren
Japan wieder zu einer Militärdiktatur führten.
Der erste Grund lag darin, dass die japanischen demokratischen Reformen schwach blieben.
Finanzskandale und Gewalt während der Wahlen verkleinerten die Unterstützung der
Bevölkerung hinsichtlich der politischen Parteien. Um die neue Demokratie vor den Ideen der
ebenfalls neuen kommunistischen Partei zu schützen, gab es ein Gesetz, dass alle Kritik an
der politischen Struktur Japans verbat. Eine echte freie Meinungsäußerung konnte es so nicht
geben.
Der zweite Grund war der größer werdende Einfluss von Konservativen und Militär auf die
Außenpolitik in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre. Viele Politiker und das Militär
kritisierten die Politik von Shidehara als schwach und Betrug der japanischen Interessen.
Noch stärker wurde die Kritik, als die USA 1924 Japan als einzigem Land die Einwanderung
verboten. Es sollten keine Japaner mehr in die USA emigrieren dürfen. Die japanische Presse
nannte diesen Immigration Act rassistisch und „einen Schlag ins Gesicht“. Als Kaiser Taisho
1926 starb, wurde unter dem neuen Kaiser Hirohito die Idee eines Kaisers als „lebender Gott“
wieder populär. Damit verbunden waren auch ein stärker werdender Nationalismus und die
Idee, dass Japan ein besonders wichtige Aufgabe in der Welt hätte.
Ähnlich wie auch in der Weimarer Republik wirtschaftliche Gründe einen Anteil am
Scheitern der Demokratie hatten, so war auch die wirtschaftliche Situation Japans kritisch. Es
gab sehr große wirtschaftliche Unterschiede zwischen Stadt und Land. Auf dem Land führten
guten Ernten und billiger, importierter Reis dazu, dass die Reisepreise immer niedriger
wurden. Dies wurde für die Bauern zu einem großen Problem. Als sich die Bauern selbst
organisieren wollten, wurden sie von der Polizei unterdrückt. Echtes Vertrauen in die Politik
und in die neue Demokratie konnte so nicht entstehen. Wirklich schlimm wurde die
Wirtschaftskrise mit dem Börsencrash an der Wall Street im Oktober 1929 und der damit
verbundenen ersten großen Weltwirtschaftskrise. Die japanische Wirtschaft war vom Export
abhängig. Mit den Problemen in den USA konnte sie nun nicht mehr exportieren. Besonders
schlimm war dies für die Seide-Industrie. Der Preis für Seide sank um mehr als 4/5 und es
kam zu großer Armut. Mehr als 3 Millionen und damit mehr als 10 % der Menschen waren
arbeitslos.

Quelle A
Der Historiker Kenneth Pyle schreibt in seinem Buch „The Making of Modern Japan“ 1996:
„… Der Japanisch-Russische-Krieg benötigte eine noch nie da gewesene Mobilisierung von
Ressourcen einer Nation. Die Regierung mobilisierte ein Fünftel der männlichen, arbeitenden
Bevölkerung für den Krieg und schickte eine Million Männer an die Front. Mehr als 100.000 davon
starben und die Kosten des Krieges waren 10mal höher als im Ersten Japanisch-Chinesischen-Krieg.
Sie brachten die japanische Wirtschaft an die Grenze. […] Nichts in der Geschichte des Landes hatte
je so große Aufmerksamkeit bekommen wie dieser Krieg…“

1. EA: Analysiere den Wert und die Grenze der Quelle A auf Grundlage des Ursprungs und des
Inhalts. Achte auch auf die Sprache der Quelle.
2. PA: Stellt wichtige Entwicklungen in Japan von 1900-1930 in einem Zeitstrahl dar.
3. PA: Skizziert in einer Mind Map die Probleme der japanischen Demokratie in den 1920er
Jahren.
4. EA: Vergleiche und kontrastiere das Scheitern der japanischen Demokratie mit dem Scheitern
der Weimarer Republik.

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