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MÖGLICHE THEMA

https://books.google.ba/books?
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https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/meistergesang

https://www.jstor.org/stable/43028074

wichtig : Der Meistergesang in Geschichte und Kunst (archive.org)

https://www.grin.com/document/309950

https://books.google.ba/books?
hl=sr&lr=&id=y7BaDwAAQBAJ&oi=fnd&pg=PA1&dq=Hans+Sachs+Meisterlied+Int
erpretation+und+Zusammenfassung&ots=UrTO2Vaqfq&sig=g3O44cVtHrHat1tefR
GiV9gyscs&redir_esc=y#v=onepage&q=Hans%20Sachs%20Meisterlied
%20Interpretation%20und%20Zusammenfassung&f=false

https://books.google.ba/books?hl=sr&lr=&id=9j1Nz-
LJ5MYC&oi=fnd&pg=PR1&dq=Melodie+der+Meistersang&ots=gM-
9eTPUvD&sig=fv6AriUtKQsh5JIzv2roJh3c1Cs&redir_esc=y#v=onepage&q&f=fals

Beispiel fürs: Inhaltsverzeichnis


1. Das Leben von Hans Sachs

2. Literarische Formen des 15. und 16. Jahrhunderts

2.1 Meistergesang

3. Merkmale eines Schwanks anhand von Hans Sachs „Kälberbrüten“

3.1 Zusammenfassung: „Kälberbrüten“

3.2 Schwank-Merkmale im Stück „Kälberbrüten“

3.2.1 kurze Erzählung einer lustigen Begebenheit

3.2.2 gradlinige und straffe Handlung zum Schluss (Pointe)


3.2.3 lustiger Schlagabtausch zweier Personen

3.2.4 überraschender Schluss/Wendepunkt

3.2.5 verschiedene Formen des Schwanks

3.2.6 witzige Wortspiele

3.2.7 Fazit

4. Schlusswort zu Hans Sachs

5. Literaturverzeichnis

1. Das Leben von Hans Sachs

Am 5. November 1494 gebar Christine Sachs in Nürnberg einen Jungen, namens


Hans. Hans‘ Vater, Jörg Sachs, war Schneidermeister. Das Geburtshaus von Hans
Sachs konnte leider nicht mehr exakt bestimmt werden. Es dürfte aber in der
damalige Kot- oder Schmalengasse gewesen sein, der heutigen Brunnengasse.

Genauso wenig wie man über sein Geburtshaus weiß, weiß man auch etwas über
seine Schulzeit oder über seine schulischen Leistungen. Es ist nur bekannt, dass er
von seinem Vater mit sieben Jahren in einer der vier Lateinanstalten in Nürnberg
geschickt wurde. Er selbst schrieb über seine Schulzeit:

„Da lernte ich Grammatika

Rhetorika und Musika,

Nach schlichtem Brauch derselben Zeit.“[1]


Als er 1509 mit fünfzehn Jahren die Schule verließ, begann er eine Lehre zum
Schuhmacher, die zwei Jahre andauerte. Neben der Ausbildung nahm er bei
einem der bekanntesten Meistersinger seiner Zeit, Lienhard Nunnenbeck,
Unterricht im Meistergesang.

Nach seiner abgeschlossenen Lehre ging er 1511 auf Wanderschaft. Die Reise
dauerte fünf Jahre und diese fünf Jahre waren sehr wichtig für seine geistige
Entwicklung.

Über seine Wanderjahre schrieb er:

„Fünf ganzer Jahr ich wandern thät, In diese und viele andre Städt. Spiel,
Trunkenheit und Buhlerei Und andrer Thorheit mancherlei, Ich mich in meiner
Wanderschaft Entschlug und war allein behaft Mit herzelicher Lieb und Gunst
Dem Meistersang, der löblich Kunst.“[2]

Man kann anhand von diesem Zitat erkennen, dass er schon in seiner Jugend, die
Liebe zum Meistergesang gefunden hat. Auf seiner Wanderschaft 1514 entstand
auch sein erster Meistergesang, den er „zum Lobe Gottes“ nannte. Durch seine
Wanderjahre lernte er immer mehr Städte und Länder kennen und er konnte
seiner Meistersingerkunst dadurch ausprägen und erweitern:

„Von einer statt zu der andern,

Erstlich gen Regnspurg und Braunaw,

Gen Saltzburg, Hall und gen Passaw,

Gen Wels, Münichen umd Landshut,


Gen Oeting und Burgkhausen gut,

Gen Würtzburg und Franckfurt, hernach

Gen Coblentz, Colen und gen Ach;

Arbeit also das handwerck mein

In Bayem, Francken und am Rein.

Funff gantze jar ich wandern dhet

In diese und vil andre stätt.“ [3]

1515 legte er dann in Frankfurt die entsprechende poetische Prüfung ab. Durch
seine hohe dichterische Begabung bekam er 1516, als er nach Nürnberg
zurückkehrte, einen der führenden Plätze in der ersten Reihe der Meistersinger.
Am 1. September 1519 heiratete er die siebzehnjährige Kunigunde Creutzer aus
Wendelstein bei Nürnberg. Mit ihr zusammen bekam er sieben Kinder: fünf Söhne
und zwei Töchter. Alle sieben Kinder überlebte er. Auch in den folgenden Jahren
schrieb er weiter Meistergesänge, aber auch Fastnachtspiele. 1560 starb seine
Frau Kunigunde, aber kurze Zeit später heiratete er die 40 Jahre jüngere Witwe
Barbara Harscher.

Sein letztes Werk war die „Summa all meiner Gedichte“, dass er 1569 mit 71 Jahre
geschrieben hat. Dieses Werk ist autobiographisch, da es von seinem Leben
berichtet. Er erzählt von seinen zwei Frauen, seinen Kindern und er dankt Gott
dafür, dass er ihm die Gabe zu schreiben gegeben hat.[4]

Am 19. Januar 1576 starb Hans Sachs in Nürnberg. Sein Grab ist heute nicht mehr
auffindbar.
2. Literarische Formen des 15. und 16. Jahrhunderts

2.1 Meistergesang

Der Meistergesang hatte Anfang des 16. Jahrhunderts seinen Ursprung in der
Stadt Mainz. Zudem war es eine Kunstform der städtischen Zunfthandwerker.[5]
Nach den Anfängen in Mainz wurde der Meistergesang vor allem von den
Nürnbergern Handwerksmeistern fortgeführt. Die Meistersinger hatten eine
eigene Singschule, in der sie geistliche und weltliche Stoffe nach gewissen Regeln
in Gedichte und Gesänge umwandelten. Diese Regeln waren fest und streng, was
dazu führte, dass manche Talente in ihrer Entwicklung gehemmt wurden. Die
wichtigste Versform war der Knittelvers, den es in der strengen und freien Form
gab. Die strenge Form besaß einen 8-silbigen Vers bei männlicher Endung und
einen 9-silbigen Vers bei weiblicher Endung. Zudem hatte er vier Hebungen mit
freier Taktfüllung. Die freie Form bestand aus einem 6- bis 16-silbigen Vers mit
vier Hebungen und der freien Taktfüllung. Dadurch dass die Meistersänger
Handwerker waren, waren einige Texte antikirchlich orientiert. Die Kirche
versuchte daher, ihnen Einhalt zu gebieten. Doch dies funktionierte nicht, denn
die Stücke wurden dann nicht mehr in der Kirche, sondern in den Rathäusern
aufgeführt.

Die Aufgabe der Meistersinger bestand zum Einen darin sich innerhalt der
bekannten „Töne“ brilliant auszudrücken, zum Anderen aber auch neue „Töne“ zu
finden.

Auf einem Singstuhl wurde dann im freien Vortrag gesungen. Ein „Merker“
achtete auf die Tabulatur (die Vorschriften), auf „unchristliche“ und „blinde
Meinungen“ (Verstöße gegen Reim, Metrum usw.). Diese Vorträge wurden
geheim gehalten, damit man sich vor der Konkurrenz schützen konnte. Natürlich
gab es auch Meistersingertätigkeiten außerhalb der Schule. Die Lieder wurden
dann auf Flugblätter gedruckt.[6]
Einfluss von HANS SACHS auf die Literatur
SACHS hatte großen Einfluss auf Literaten seiner und nachfolgender Zeiten. Er galt zu seinen Lebzeiten
als einer der berühmtesten deutschen Poeten. Die Dichter des Barock und der Aufklärung lehnten ihn
dagegen ab, sodass er weitgehend in Vergessenheit geriet, bis er in der Epoche des Sturm und Drang
und insbesondere der Romantik im Zuge der um sich greifenden Mittelalterverehrung neu entdeckt und
gefeiert wurde. Bekannt ist z. B. das Gedicht „Hans Sachsens poetische Sendung“ (1776) von JOHANN
WOLFGANG VON GOETHE. Besonders die Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ (1868) von RICHARD
WAGNER war es schließlich, die HANS SACHS zu neuer Popularität verhalf.

Hans Sachs
* 05.11.1494 in Nürnberg

† 19.01.1576 in Nürnberg

Werke (Auswahl)

4200 bis 4300 Meistergesänge (Meisterlieder)

etwa 1800 Spruchgedichte

208 Schauspiele (80 Fastnachtsspiele, 63 Tragödien, 65 Komödien)

5 Prosadialoge

diverse Historien, Schwänke und Fabeln.

Der deutsche Schuhmachermeister, Lyriker und Dramatiker HANS SACHS ist eine der bekanntesten
literarischen Figuren des 16. Jahrhunderts. SACHS verstand es, die Ideen der Reformation in einfacher,
dem Volk verständlicher Sprache zu literarisieren. Er verfasste Spruchgedichte, Prosadialoge, Komödien,
Tragödien, Schwänke, Fabeln und gilt als Meister der Fastnachtsspiele. Darüber hinaus war er Mitglied
der Meistersingerzunft und als solcher der wohl bekannteste und auch bedeutendste Meistersinger. Er
schrieb über 4000 Meisterlieder.

Lebensgeschichte
Die Lebensgeschichte von HANS SACHS beginnt und endet in Nürnberg, wo er am 05.11.1494 als Sohn
eines Schneidermeisters geboren wurde. Er besuchte die Lateinschule und trat 1508 in die Lehre bei
einem Schuhmacher ein. Von dem Weber LEONARD NUNNENBECK erlernte er den Meistergesang, eine
vom höfischen Minnesang abgeleitete Dichtkunst, die von städtischen Handwerkerpoeten im späten
Mittelalter (seit dem 14. Jahrhundert) betrieben wurde. Als Meistersinger machte er es sich zur Aufgabe,
die literarische Tradition der Spruchdichter und Minnesänger fortzusetzen, die alte Lyrik zu pflegen und
eigene Dichtungen und Kompositionen zu schaffen – nach den strengen Regeln, die von den Zünften
vorgegeben wurden, in denen sich die Meistersinger zusammenschlossen.

Als Schustergeselle begab er sich 1511 auf die zu seiner Zeit übliche Walz (Wanderschaft eines
Handwerksburschen) und zog fünf Jahre lang kreuz und quer durch Deutschland, wobei er zahlreiche
Singschulen besuchte. 1517 kehrte er nach Nürnberg zurück und ließ sich dort als Meister nieder. Hier
wurde er Mitglied der Meistersingerzunft. (Ein Meister konnte nur werden, wer nach den strengen
Regeln eine eigene Melodie gefunden hatte.) SACHS starb am 19.01.1576 in seiner Heimatstadt.

Literarisches Schaffen
Der Schuhmacher HANS SACHS war einer der größten Poeten seiner Zeit und konnte am Ende seines
Lebens auf ein umfangreiches literarisches Schaffen zurückblicken. Er beherrschte nicht nur den
Meistergesang (auch: Meistersang) sondern auch die Reimrede und das Drama. Davon zeugt die
stattliche Zahl der von ihm verfassten Meisterlieder, Spruchgedichte und Schauspiele. Seine literarischen
Werke, die u. a. von dem altrömischen Dramatiker PLAUTUS geprägt waren, verfasste er in
verschiedenen Varianten des Knittelverses. Er war ein Meister des derben Humors, doch vertrat er
trotzdem den Moralkodex des ehrbaren Bürgertums und es war offensichtlich sein Anliegen, Bildung
und Sitten zu festigen. Das zeigt sich in seinem Hang zur belehrenden Schlussmoral. Wohl war er schon
früh ein überzeugter Anhänger MARTIN LUTHERs und der Reformation (siehe PDF "Hans Sachs - GeI.
Einleitung

Hans Sachs gilt heute gemeinhin als der facettenreichste und weitaus produktivste deutsche Dichter des
16. Jahrhunderts. Im Zuge seines Schaffens brachte er nicht weniger als 6170 (vgl. Füssel, 8) literarische
Produkte hervor, die den vielfältigsten Gattungen zugehörten: Meisterlieder, Spruchgedichte, Schwänke,
Fastnachtsspiele, Komödien und Tragödien. Davon ausgehend nimmt sich die Anzahl seiner
sogenannten Prosadialoge, d.h. nicht in Versen verfassten Dialoge, recht gering aus. Wie Sachs in seiner
„summa all meiner gedicht“ angibt, habe er „artlicher dialogos siben [...] ungereimet in der pros / ganz
deutlich, frei on alle glos“ (zitiert nach Wernicke, 1) geschrieben. Dazu zählen auch die vier im Dienste
der Reformation stehenden Dialoge aus dem Jahre 1524: Zu ihnen gehören erstens die „Disputation
zwischen einem Chorherren und Schuchmacher darinn das wort gottes / vnd ein recht Christlich wesen
verfochten würdt“, zweitens „Eyn gesprech von den Scheinwercken der Gaystlichen / vnd jren gelübdten
/ damit sy zuouerlesterung des bluots Christi vermaynen selig zue werden“, drittens „Ein Dialogus / des
inhalt / ein argumennt der Roemischen / wider das Christlich heüflein / den Geytz / auch ander offenlich
laster etc. beteffend“ und viertens „Ain gesprech eins Evangelischen Christen / mit einem Lutherischen /
darinn der ergerlich wandel etzlicher / die sich Lutherisch nennen / angezaigt / vnd bruderlich gestrafft
wirdt“.
Die literarische Kunstform des Wechselspiels von Rede und Gegenrede beginnt in der Antike mit den
sokratischen Dialogen Platons. Im Humanismus verhelfen ihr Erasmus von Rotterdam und Ulrich Hutten,
anknüpfend sowohl an Ciceros peripatetische als auch Lukians satirische Dialoge, zu neuer Blüte. Im
Kontext der Reformation entstanden schließlich durch die Anregung des „Gesprächbüchlins“ Huttens
massenhaft Streitschriften in Gesprächsform. Einige von ihnen heben sich nicht nur durch ihren
prosaischen Charakter von ihren Vorgängern ab, sondern auch dadurch, dass an ihrer Produktion
erstmals nicht nur Gelehrte beteiligt waren. Dieser Gruppe war auch Hans Sachs angehörig, dessen
eigentliches Metier nicht das Dichten, sondern das Schuhmacherhandwerk war.

Doch auch wenn man Sachs aufgrund seiner Ständeangehörigkeit nicht der humanistischen Bildungselite
zurechnen kann und aus seinem Oeuvre hervorgeht, dass die neuen humanistischen Ideen ihm
insgesamt in ihrer Komplexität unzugänglich

blieben, bezog er aus den ihn erreichenden humanistischen Einflüssen entscheidende Impulse zur
literarischen Produktivität - und so wird Sachs nach Müller zum „einzige[n] nicht humanistisch
gebildete[n] Autor[...] der Reformationspublizistik“ (Müller 1985, 36).

Seine Stoffe schöpfte er teils aus biblischen und teils aus weltlichen Quellen, wobei in bezug auf letztere
ein Changieren zwischen mythologischen, historischen und zeitgenössischen festgestellt werden kann.
Aus diesem Material verarbeitete er lediglich das, was mit seiner beschränkten, auf dem bürgerlichen
Wertbewusstsein von Moralität und Normalität beruhenden, Sichtweise konform ging. Füssel spricht in
Bezug auf Sachs’ Werke von einer stets mitschwingenden „moralische[n] oder pädagogische[n]
Nutzanwendung“ (Füssel, 8).

II. Sachs und die Reformation

Um eine ausreichende Interpretation der vier Dialoge gewährleisten zu können, wird sich der Blick auf
das zeitgenössische Gesellschaftsbild als fruchtbar erweisen. Zu den aus heutiger Sicht zentralen
geistigen Strömungen und Tendenzen, die auf das heilige römische Reich deutscher Nation des 16.
Jahrhunderts wirkten, gehört neben der künstlerischen Rückorientierung zum antiken Ideal sowie die
humanistischen Gelehrten-, Bildungs- und Kommunikationskultur die Reformation. Diese war Effekt
einer genauen philologischen Auseinandersetzung mit der Heiligen Schrift, auf deren Grundlage neue
Auslegungsmöglichkeiten der Bibeltexte offenbart werden sollten. In diesem Zusammenhang steht eines
der dringlichsten Anliegen der Reformatoren: Der Bib]eltext sollte durch die Übersetzung in die
Volkssprache jedermann zugänglich gemacht werden, woraus ein neues Selbstverständnis der
christlichen Laien in ihrem Verhältnis zu Gott erwachsen sollte. Die so entstandene Idee vom
Laienpriestertum, die besagt, dass man nicht der kirchlichen Institution bedürfe, um ein wahrer Christ zu
sein, transportiert auch die anderen Ideen der reformatorisch Gesinnten: Im Angriff auf den kirchlichen
Autoritätsanspruch, der sich nicht nur auf das Bibelauslegungs- und Vermittlungsmonopol beschränkte,
sondern sich auch auf ungerechtfertigte politisch-weltliche Angelegenheiten ausgeweitet hatte,
schwingt Kritik an der weit verbreiteten Unmoral der römisch-katholischen Kirche mit. Diese nahm die
bewusste ideologische Verblendung der Laien, was Glaubenssachverhalte anging, in Kauf, um daraus
Profit schlagen zu können. Mit der Lehre eines verinnerlichten Christentums, das unabhängig ist von der
Befolgung äußerer Bräuche wie Ablasshandel, Heiligenkult oder „Werkheiligkeit“, die deswegen nicht
gerechtfertigt seien, da sie von Menschen erdacht waren, wollten die Protestanten die gegnerische Seite
entlarven. Zum unumstößlichen Beweismittel für die Richtigkeit ihrer Argumentation erklärten sie die
Heilige Schrift selbst, da selbige seit Luther als Medium absoluter Wahrheitsfindung galt. Allerdings
genügt es nicht, das auslösende Moment reformatorischen Gedankengutes in der möglichst intensiven
Beschäftigung mit der Bibel zu sehen, da die Reformation gewissermaßen eine Reaktion auf schon in der
Gesellschaft vorhandene Bedürfnisse und Bewusstseinsformen vorstellte. Genaugenommen muss sie als
„kaum entwirrbare Verquickung von sozialen, wirtschaftlichen, nationalen und religiösen Motiven“
(Könneker 1975, 11) definiert werden.

Nürnberg, die Heimatstadt des Hans Sachs, spielte eine führende Rolle bei den religionspolitischen
Auseinandersetzungen und zwar in dem Maße, dass die Stadt „auch den kleinen Mann zur
Stellungnahme“ (Könneker 1971, 3) herausforderte. Dies mag daran gelegen haben, dass Nürnberg
derzeit eine zentral gelegene blühende Handelsstadt war, die darüber hinaus schon vorreformatorische
Einschränkungen des kirchlichen Macht- und Funktionsgefüges vorgenommen hatte (vgl. etwa Müller
1978, 21-22), was das Wachstum an kirchenkritischem Potential begünstigt haben mochte.

Könneker sieht Sachs’ persönliche Motivation zum öffentlichen Bekenntnis zu den Protestanten in der
„zwar im Religiösen verankerten, aber diesseitig orientierten Ethik“ (Könneker 1971, 8). Die durchaus
zutreffende Betonung des Ethischen lässt Rückschlüsse darauf zu, dass Hans Sachs niemals die
Verbreitung umstürzlerischer Tendenzen, insbesondere in weltlichen Angelegenheiten, anstrebte. Auch
wenn der Verbindung von schreibendem Handwerkermeister und Reformation zeitweise mit viel Pathos
gedacht wurde und Sachs im Rahmen seiner Verurteilung kirchlicher Obrigkeit gewisse
sozialrevolutionäre Absichten angedichtet wurden, war es nie seine Absicht gewesen, mit seinen
zeitkritischen Schriften die bestehende, „von Gott gewollte“ soziale Ordnung zu verurteilen. Vielmehr
wollte Sachs als „loyaler Diener der Obrigkeit“ (Könneker 1971, 10) helfen, Unruheherde auszulöschen.
Jenes Programm ist auch aus der etymologischen Bedeutung des Wortes „Re-formation“ evident. Es
ging allein um die Wiederherstellung alter (also in diesem Falle urkirchlicher) Zustände, die nie dazu
gedacht waren, Veränderungen auf weltlicher Ebene zu initiieren, gleichwohl sich Unruhen -besonders
unter den Bauern- zu dieser Zeit durchaus zu häufen begannen. Bei derartigen Überlegungen ist mit
anzuführen, dass ein Großteil der reformatorischen, die Praxis der Papstkirche betreffenden,
Kritikpunkte schon aus dem 12. Jahrhundert nachzuweisen sind (vgl. Seufert, 158). Die Pionierleistung
der Reformatoren bestand unter anderem in der beabsichtigten öffentlichen Breitenwirkung: Man
wollte die Massen von seiner Sache überzeugen. Daher ist vielen damaligen Schriften ihr
propagandistischer und agitatorischer Charakter nicht abzuerkennen. Zur Blütezeit der reformatorischen
Bestrebungen, die auf die Jahre um die Entstehungszeit der Dialoge des Sachs terminiert ist, ist eine
regelrechte Schriftschwemme von Gegnern und Anhängern produziert worden. Besonderes signifikant
war in diesem Kontext das Aufkommen des Flugschriftenwesens, welches eine schnelle und
ökonomische Verbreitung der Traktate, Manifeste und Dialoge sicherstellte. Dem Reformationsdialog
steht dabei als „beinahe ,klassische[s]’ Genre der reformatorischen Flugschriftenliteratur“ (Schutte, 41)
eine Sonderstellung zu, denn aus ihm konnte die neue reformatorische Öffentlichkeit ihr
Selbstverständnis schöpfen. Müller bringt es auf den Punkt: „Der Durchsetzung einer neuen Form von
Öffentlichkeit korrespondiert ein Funktionswandel der Literatur wie der Rede; das geschriebene und
gesprochene Wort [...] gewinnt in der Tat für kurze Zeit materiale Gewalt, erzwingt wider alle taktischen
Rücksichten Veränderungen. [...] Die gesellschaftliche Situation findet [...] unmittelbare Umsetzung in
der literarischen Gestaltung [...]. Die dominierende Rolle der deutschen Sprache, die Bedeutung der
Prosa, die Stilisierung des ‚gemeinen Mannes’ zum Prototyp der Bewegung sind nur die auffälligsten
Phänomene. Ihr paradigmatisches Genre ist der Reformationsdialog als fiktionale Darstellung der sich
herausbildenden reformatorischen Öffentlichkeit“ (Müller 1985, 38-39).dichte"), doch moralisierte er
maßvoll und glaubte an das Gute im Menschen.

2. Das Meisterlied
2.1. Geschichte
Die Meistersinger selbst sahen sich in der Tradition der Minnesänger. Der Ursprung des Meistergesangs
geht der Sage nach auf einen Vorfall im Jahre 962 zurück. Demnach wurden die Zwölf Alten Meister
(unter ihnen Walther von der Vogelweide, Heinrich von Ofterdingen, Klingsor und Konrad von
Würzburg) der Ketzerei angeklagt und mußten in Gegenwart des Kaisers und der päpstlichen Legaten
Leos VIII. Proben ihrer Kunst ablegen. Dazu wurden ihnen religiöse Themen vorgegeben, die sie jeder für
sich bearbeiten mußten. Die Resultate dieser Aufgabe waren die ersten Meisterlieder. Auf ihren Vortrag
hin wurde die Anklage fallengelassen und die Kunst der Meister ,,für eine löbliche und gottdienliche"
(Mey S.5) erklärt.

Einige dieser Zwölf Alten Meister tauchen in einer weiteren Sage (???) auf, die als eine Wurzel des
Meistergesangs zu betrachten ist: dem Sängerkrieg auf der Wartburg (Stoff des
Wagnerschen ,,Tannhäuser").

Dieser Wettbewerb der Sänger im 13. Jahrhundert kann durchaus als erste Singschule betrachtet
werden. Nach dem Untergang der Hohenstaufen-Dynastie und dem Großen Interregnum in der zweiten
Hälfte des 13. Jahrhunderts verfiel mit dem Rittertum die ritterliche Poesie. Der Meistergesang wurde
am Ende eines langen kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Strukturwandels schließlich zu einer
Nebenbeschäftigung der städtischen Handwerker, die vom 14. Jahrhundert an als Meistergesang in
unserem Sinne bezeichnet werden kann. ,,Meister" war der Titel ausübender und gleichzeitig
schaffender Dichter (im Gegensatz zu nur ausübenden Spielleuten), später wurde der Titel mehr zur
Unterscheidung zwischen dem adligen ,,Herrn" und dem bürgerlichen Dichter.

Die große Zeit des Meistergesangs war die Mitte des 15.

Jahrhunderts. Die erste feste bürgerliche Singschule wird 1450 zu Augsburg erwähnt, 1492 führen die
Straßburger feste Statuten ein, womit der Aufschwung des Meistergesangs beginnt. 1513 wurde eine
Schule zu Freiburg im Breisgau gegründet, besonderes Ansehen erlangten weiterhin die Singschulen zu
Ulm und Memmingen. Die erste Tabulatur, die uns überliefert ist, wurde in Nürnberg 1540
aufgezeichnet. Es läßt sich feststellen, daß der Meistergesang in seinen Anfängen ein speziell
süddeutsches Phänomen war, das erst später nach Norden vordrang.

Die Bezeichnung ,,Schule" ist allerdings irreführend, denn sie bezeichnet zwar durchaus auch
vorhandene institutionalisierte Ausbildungsstätten des Sängernachwuchses, häufiger allerdings (gerade
im Zusammenhang mit dem Meistergesang) interne und offizielle Singwettkämpfe. Die Vereinigung der
Meistersänger wird gewöhnlich Gesellschaft oder Bruderschaft genannt.

2.2. Regeln

Die Regeln des Meistergesangs waren festgelegt in Tabulaturen sowie in Schulregeln. Festgehalten
wurden sie in einer großen Zahl von Handschriften, die neben den teilweise merkwürdig anmutenden
Regeln auch eine große Anzahl Meisterlieder und deren Töne inklusive Noten enthielten. Der
Ausdruck ,,Tabulatur" bezieht sich dabei Mey zufolge nur auf die eigentlichen Kunstregeln, ,,das Wort
selbst stammt aus der Musik, wo man chiffrierte Notenschrift darunter verstand" (S.36).

,,Eines jeden Meistergesanges Bar hat ein ordentlich Gem äß in Reimen und Silben, durch des Meisters
Mund ordiniert und bewährt; dies sollen alle Singer, Dichter und Merker auf den Fingern auszumessen
und zu zählen wissen. Ein Bar hat mehrenteils unterschiedliche Gesätz oder Stück, als vielen deren der
Dichter mag. Ein Gesätz besteht meistenteils aus zwei Stollen, die gleiche Melodei haben. Ein Stoll
besteht aus etlichen Versen und pflegt dessen Ende, wann ein Meisterlied geschrieben wird, mit einem
Kreuzlein bemerkt zu werden. Darauf folgt das Abgesang, so auch etliche Verse begreift, welches aber
eine besondere und andere Melodei hat als die Stollen. Zuletzt kommt wieder ein Stoll oder Teil eines
Gesätzes, so der vorliegende Stollen Melodie hat." (Wagenseil: ,,De civitate Noribergensi", 1697, zit.
nach Mey, S.37) Ein Gedicht, auch ,,Bar" genannt, setzte sich also zusammen aus einer ungeraden
Anzahl von Strophen (,,Gesätzen"), die wiederum in je drei Teile zerfielen: zwei Stollen, die zusammen
den Aufgesang bildeten, und den Abgesang. Von entscheidender Bedeutung war dabei der Ton (Melodie
und Metrik), der das Reim- und Versschema bestimmte. Dieser wichtigsten folgte eine große Zahl
weiterer, sehr ausführlicher und heute teilweise merkwürdig anmutende Regeln, die den Meistergesang
vorstellen weniger als eine poetische Kunstform (unserem modernen Verständnis nach) als ein
Handwerk: es ,,ist zu merken, daß alle stumpfen Reime an Zahl der Silben müssen gerade sein, als
nämlich 2, 4, 6, 8, 10, 12, 14. Jedoch so findet man wenige Töne, die vierzehn Silben in einem Reim
bringen, als des Ehrenbotten Fürstenton: der bringet in Reimen vierzehn Silben, sonst ist die meiste
Länge zu gemeinen Stumpfreimen zwölf Silben. Stumpfe Reime aber werden mit einer Silbe am Ausgang
des Reimes beschrieben."

(Meistergesangbuch von Benedict von Watt und Hans Winter aus dem 17. Jahrhundert, zit. nach Mey, S.
40) Bernstein zitiert in diesem Zusammenhang Jacob Grimm, der den Meistergesang seiner akribischen
Regeln wegen ,,einen der trockensten und verwickeltsten Gegenstände der altdeutschen Poesie" nannte
(Bernstein S.86)

Dementsprechend wundert es nicht, daßes bei jedem Wettsingen sogenannte Merker gab, deren
Aufgabe darin bestand, die vortragenden Meistersänger auf ihre exakte Arbeit hin zu bewerten. Auch
Hans Sachs übte das Amt des Merkers aus.

Ein Fehler, den ein Merker notieren mußte, war es unter anderem, wenn

- ,,nicht nach der hochdeutschen Sprache gedichtet"

(Wagenseil) wurde, speziell auch, wenn dialektale mit

hochdeutschen Endungen gereimt wurden (,,ein frommer mon" und ,,ging davon" bzw. korrekt: ,,auf
rechter bon")

- ,,falsche Meinungen" vorgetragen wurden, also etwa unchristliche oder unzüchtige Texte
- falsches Latein zum Vortrag kam

- halbe oder ,,blinde" (falsche und unverständliche Worte wie etwa ,,sig" statt ,,sich") Worte aus
Reimzwang gebraucht wurden.

Mey führt explizit 34 solcher Fehler auf, es dürfte jedoch noch weit mehr Vorschriften gegeben haben.

Die Themen der Meisterlieder waren bis zur Reformation fast ausschließlich religiös und theologisch, in
der Regel bestanden sie aus Nachdichtungen einzelner Bibelstellen und deren Exegese. Ein beliebtes
Motiv, das auf den Minnesang zurückzuführen sein dürfte, war das Marienlob; bei Hans Sachs
beschäftigen sich dreizehn von fünfzig Meisterlieder vor 1520 mit der Mutter Gottes.

Der etwas größere Teil der Hans Sachs'schen Meisterlieder (2300 gegenüber 2000) hat allerdings
weltlichen Charakter. Diese Öffnung der Kunstform brachte sie auf einen neuen Höhepunkt - die Anzahl
der Themen für Meisterlieder war plötzlich unendlich groß, auch wenn sie nach wie vor didaktischen
Charakter behielten.

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