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Im 17. Jh entwickelte sich in der Literatur, Architektur, Malerei und Musik die
Stilepoche des Barock. Die Barockdichtung ist überladen, verzerrt und schwulstig.
Der Name wurde erst im 18. Jh für die Kunst des vergangenen Jhs gebraucht, in
abwertender Weise. Barroco ist portugiesisches Wort und bedeutet unregelmäßige
Perle. Dieses weist auf verschiedene, gegensätzliche Komponenten hin, aus denen
sich das Lebensgefühl der Menschen in diesem Jh zusammensetzte: Freude und
Schmerz klingen aus Gedichten, in den Romanen spürt man Lebensgier und die
Sehnsucht nach dem Jenseits.
Bahr:die Etymologie des Wortes barock ist nicht eindeutig geklärt, neben der
Herleitung aus dem Portugiesischen für die unregelmäßige, schiefrunde Perle,
behauptet sich die Ableitung aus ital. Baroco, einer besonders abwegigen Form des
Syllogismus. Der Begriff taucht im 18,Jh. in den romanischen Ländern und in
Deutschland auf als Bezeichnung für von der Norm Abweichendes, Verzerrtes,
Bizarres.
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55. das Geschichtsbild im Barock
Opitz war Schlesier, studierte in Ffm/Oder und Heidelberg. Wurde Mitglied der
„Fruchtbringenden Gesellschaft“. 1625 wurde er zum Dichter ,poeta laureauts,
gekrönt. Er war Sekretär und Kanzleileiter beim Grafen von Dohna. Später
Hofhistoriograph und Sekretär des Königs von Polen in Danzig, wo er später an der
Pest starb.
Als Theoretiker ist er von großer Bedeutung, in allen seinen Schriften zeigen sich
seine deutsche Gesinnung und sein religiöses Gefühl. Zu seiner Zeit war er stark
überschätzt, später ist er in Vergessenheit geraten.
Als Zwanzigjähriger schrieb er „Aristarchus oder über die Verachtung der dt.
Sprache“, wo er seine These aufstellte, das Lateinische habe mit dem Niedergang des
römischen Reiches seinen Glanz verloren. Seine Gedichte sollen die Ebenbürtigkeit
des Deutschen belegen.
Sein bedeutendstes Werk ist „Buch von der deutschen Poeterey“. Es ist eine
Renaissancepoetik nach französischem und holländischem Vorbild. Er wurde
Begründer der Gelehrtendichtung des 17. und 18. Jhs. Für ihn ist Dichtkunst
erlernbar, er gibt genaue Regeln: die Stammsilbe ist zu betonen, Wort- und
Versbetonung müssen übereinstimmen. Hebungen und Senkungen müssen regelmäßig
wechseln. Er führt Jambus (steigender Versfuß, bestehend aus einer Senkung und 1
Hebung) und Trochäus (fallender Versfuß, bestehend aus 1 Hebung und 1 Senkung)
ein, gibt der Ode ihre Form.
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Die Sprache der Dichtung sollte hochdt sein, nicht mehr lateinisch oder mundartig,
Fremdwörter sollten vermieden werden. Diese Anschauungen halten sich bis zu
Gottsched und Klopstock.
Als Lyriker pflegte er das Sonett im Maß und Bau des Alexandriners und das
Epigramm.
In dem Gedicht Zlatna rühmt er das Landleben.
„Das Trostgedicht in den Widerwärtigkeiten des Krieges“ zeigt seine religiöse
Gesinnung.
Er übersetzte die Trojanerinnen von Seneca und die Antigone von Sophokles, er
leitete die dt Oper ein, mit seiner Übersetzung des Argenis begann der politische
Staatsroman, mit seiner „Schäferei von der Nimfen Hercinie“ der deutsche
Schäferroman. Mit Übersetzungen wollte er zeigen, was in anderen-englischen
Literatur seit 16. Jh möglich war und in Dt möglich werden sollte.
24. Sprachgesellschaften
In der ersten Hälfte des Jhs schlossen sich Gelehrte, Adlige, Dichter und Fürsten in
Gesellschaften zusammen, um die Muttersprache zu pflegen und sie von fremden
Einflüssen freizuhalten. Später kümmerten sie sich um Einheitlichkeit der
Orthographie. 1617. wurde nach italienischem Vorbild die „Fruchtbringende
Gesellschaft“ (auch Palmenorden genannt) in Weimer gegründet. Zu ihrem
Mitgliedern gehörten Opitz, Logau, Gryphius.
Durch Initiative Philipp von Zesen entstand in Hamburg „Deutschgesinnte
Genossenschaft“, Harsdörffer gründete „den gekrönten Blumenorden“ (die
Pegnitzschäfer). Die beiden haben erfolgreich Verdeutschung durchgeführt:
Tondichter, Selbstlaut, Mitlaut usw.
Der deutsche Prosaroman entwickelte sich aus den höfischen Versepen. (In der
Barockzeit herrscht der umfangreiche Roman vor, er verdrängt die Schwänke-
pointiert zugespirtzte Wiedergabe komischer Begebenheiten) Im Zeitalter des Barock
sprach man nicht von der Gattung Roman. Erst später versuchte man diese neue
Prosaform vom Epos zu unterscheiden. Die Romane des Barocks lassen sich in
verschiedene Kategorien einteilen.
Schäferroman geht zurück auf antike Hirtendichtung und entwickelt meistens eine
Liebesgeschichte, die im Kontrast zum gleichzeitig ablaufenden politischen
Geschehen steht. Die Handlung spielt sich zwischen locus amoenus und locus
terribilis – Idylle und Schrecken ab.
Die Amadis Romane aus Spanien, Longos Daphnis und Chloe und Boccaccio hatten
Einfluß auf diese Entwicklung der dt Literatur.
Opitz schrieb die Schäferei von der Nymphen Hercinie. Die Hauptfigur ist Opitz
selbst, der in Hirtenkleidung eine Wanderung durch das Riesengebirge unternimmt.
Er führt viele Gespräche mit Freunden und eines Tages treffen sie die Nymphe
Hercinie, die der ganzen in Gedichtform geschriebenen Geschichte eine unwirkliche
Wendung gibt. Die Nymphe führt die Kameraden in eine Grotte, macht sie mit den
Wundern des Berges vertraut, mit dem Geist des Risengebirges, dem Rübezahl.
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Philipp von Zesen hat auch Schäferroman „Ritterholds von Blauen Adriatische
Rosemund“ geschrieben. Hier wird der große Konflikt der Zeit, der Krieg zwischen
Katholizismus und Protestantismus verarbeitet. Die katholische Rosemund aus
Venedig hat keine Hoffnung, den evangelischen Dichter heiraten zu können.
Das Schäferkostüm findet sich in fast allen Gattungen der Barockdichtung: ein
B/B:Zeichen der Vorliebe für Maskerade, auch der Sehnsucht nach idealisierten
natürlichen Leben. Man versuchte durch die Flucht in Schäferdasein dem Waffenlärm
der Kriege zu entgehen. In der Schäferlandschaft herrscht immer Frühling, Jugend,
Freude. Galante und sentimentale Abenteuer zwischen Schäfern, Göttern und
Nymphen sind Inhalt dieser Dichtung.
Der Staatsroman auch höfischer, heroischer Roman genannt, setzte sich um 1640
durch. Ort der Handlung war immer die Umgebung der obersten Gesellschaftsschicht,
die Helden waren Idealtypen. Im Mittelpunkt stand ein Liebespaar, das viele
Abenteuer bestehen muß, bevor es zusammenkommt. Diese Romane erfüllten eine
erzieherische Funktion. Die dargestellte Zeit wurde durch viele parallel geschehende
Ereignisse erweitert. Herzog Anton Ulrich von Braunschweig schrieb „Die
Durchleuchtige Syreninn Aramena“.
Schelmenromane haben als Wurzel den spanischen Picaro-Roman und die dt.
Schwankliteratur des 16Jh. der Roman spielt unter besitzlosen Schichten, meistens
unter Soldaten des Dreißigjährigen Krieges. Sie haben wenig ausgebildetes
moralisches Empfinden. Die Romane sind in der Ich-Form geschrieben und berichten
von den Lebensumständen eines im Elend aufgewachsenen Menschen, der sich mit
allen Mitteln seinen Weg durchs Leben bahnt. Der Held ist ein negativer Held, er
kann sich nur mit Gaunerei durchs Leben schlagen.
Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen:der abenteuerliche Simplicissimus
Teutsch, es ist zugleich der erste dt Prosaroman.
Der politische u. der galante Roman: Christian Reuter:Schelmuffskys curiose und
sehr gefährliche Reisebeschreibung zu Wasser und Land
Aus Dessau, machte viele Reisen, führte ein rastloses Leben, das ihn durch Europa
brachte, lebte zuletzt als Berufsschriftsteller in großer Armut. Er war Sprachpurist, ein
Vers-und Orthografiereformer. Durch seine Initiative entstand 1643 in Hamburg
„Deutschgesinnte Genossenschaft“.
Philipp von Zesen hat Schäferroman „die adriatische Rosemund“ geschrieben. Hier
wird der große Konflikt der Zeit, der Krieg zwischen Katholizismus und
Protestantismus verarbeitet. Die katholische Rosemund aus Venedig hat keine
Hoffnung, den evangelischen Dichter heiraten zu können.
Schrieb zahlreiche geistliche und weltliche Lyrik, die Geschichte zweier biblischen
Helden in „Assenat“ und „Simson“.
5. Drama im Barock
Neben den Romanen entstanden zu dieser Zeit viele Dramen. Am Anfang des
barocken Schauspiels stand das prunkvoll ausgestattete Jesuitendrama, in dem mehr
als hundert Darsteller mitspielten. (die Ordensgemeinschaft der Jesuiten setzten ihr
Schultheater als gegenreformatorische und politische Propaganda ein. In den seit 1567
existierenden Jesuitendramen wurde in lateinischer Sprache der Triumph der Kirche
über ihre Feinde gefeiert.)
Ähnlich wie Jesuitendrama verfolgte auch das protestantische Schuldrama
didaktische Absichten. (Christian Weise)
Aus England kamen Ende des 16.Jhs Laienspielgruppen nach Dt und zeigten während
der Messen und Jahrmärkte Singspiele, Kömedien und Tragödien von Shakespeare
und seinen Zeitgenossen. In Dt beginnt die Entwicklung solcher Schauspiele erst in
der zweiten Hälfte des 17. Jhs.
Andreas Gryphius´ Stück Absurda Comica oder Herr Peter Squentz lehnt sich an
Shakespeares Sommernachtstraum an. In seinem Horribilicribrifax kann man
Einflüsse von italienischen Kömedien u dt Volksstücken aus dem 16. Jh feststellen,
doch die Sprache des Stückes gibt ihm seinen eigenen Charakter: am Ende des
Dreißigjährigen Krieges gab es unter den Soldaten ein großes Sprachengewirr, hier
kann man sieben Fremdsprachen zählen.
Die Tragödie hatte einen andren Ursprung. Opitz übersetzte Troerinnen von Seneca
und im Vorwort nannte er die Tragödie „die führnehmste Art der Poeterey“.
Georg Philipp Harsdörffers dichtungstheoretische Schrift „Poetischer Trichter“
behandelt datailliert den Aufbau, die Personenauswahl und die Sprache der Tragödie.
Entsprechend den fünf Akten soll nach ihm ein Trauerspiel fünf Tage dauern, und
„die Lehr- und Denksprüche sollen gleichsam des Trauerspiels Grundsäulen sein.“
Am Ende des Dramas der Barockzeit stand Daniel Casper von Lohenstein.
„Cleopatra“ ist stark von Gryphius beeinflußt, weist aber in der Figur des Oktavius
bereits auf die kommende Zeit der Aufklärung hin.
Bahr: Rektor des Gymnasiums, in seinen zahlreichen, für das Programm der eigenen
Schule verfaßten Stücken setzt er sich über die Vorschriften der zeitgenössischen
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Poetik hinweg und schafft, die Tradition des protestantischen Schuldramas
weiterführend, in pädagogischer Absicht ein Theater, das für Mitwirkende wie für
Zuschauer eine Vorbereitung auf spätere „öffentliche Rollen“ und die Anforderungen
der Gesellschaft sein wollte. Er opponiert weder gegen die höfische Orientierung der
Gesellschaft noch gegen deren absolutistische Regierungsform.
Sein gelungenstes Stück ist die Dramatisierung des Volkaufstandes in Neapel im
Jahre „das Trauer-spiel von dem Neapolitanischen Haupt-rebellen Masaniello“. Er
befürwortet nicht die Revolution, sondern läßt Mitleid mit dem Volk erkennen.
Er ersetzt den Alexandriner durch eine schlichte, dem natürlichen Sprachton
angepaßte Prosa und bringt alle sozialen Schichten, vom Vizekönig bis zum
Banditenhäuptling, auf die Bühne.
Martini: er trat als Sprecher des zur Teilnahme am politischen Leben drängenden
Bürgertums auf. Er warb für ein Erziehungsideal; wollte natürlich, schlicht, praktisch
und beweglich schreiben. Seine Lyrik ist voll Witz und Leben, sein Drama hatte das
Ziel einer moralischen Erziehung. Immer ging es in seinen 60 Dramen biblischen,
politischen und schwankhaften Inhalts um das Bild der Schicksalswege in dieser
irdischen Welt. In Masaniello schrieb er die Tragödie des Fischers, Die drei klügsten
Leute in der ganzen Welt, Die drei ärgsten Erznarren in der ganzen Welt, Der
poltische Näscher
„klug ist wer sein Glück befördern, seine Affekte regieren und sich vor seinen
Feinden hüten kann. En Mensch lebet darum in der Welt, daß er soll glücklich sein.“
Daraus sprach kein religiöses oder heroisches Ideal, sondern das praktische Denken
des Bürgers, der ein nützliches, gutes und erfolgreiches Leben führen will.
Bäuerlicher Machiavellus je komedija urodjene ljudske zloce, Tobias und die
Schwalbe radjena je po Grifijusovom Peteru Skvencu a Der niedeländische Bauer
obradjuje pricu o seljaku koji sanja da je kralj. Die unvergnügte Seele nagovestava
sentimentalizam. On je gradjanski moralizaotr kome je stalo da ljude pouci putem
satire. Sa njim pocinje prosvetiteljska literatura.
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In „Carolus Stuardus“ behandelt er die Hinrichtung Karls I von England im Jahre
1649. Gepriesen wird die Größe im Erdulden des Leidens.
„Catharina von Georgien“ ist ein Märtyrerdrama. Da sie die Hand des Schah von
Persien ablehnt, erträgt sie acht Jahre grausamer Haft und Hinrichtung. (die
Glaubenstreue der Königin widersteht alles)
In „Cardenio und Celinde“ wird die Vergänglichkeit von Glück und Leben gelehrt.
„wer hier recht leben will und jede Krone erben, die uns das Leben gibt: denk jede
Stunde ans Sterben“ sagt Cardenio. Es ist das erste bürgerliche Trauerspiel.
Lustspiele:“Absurda comica oder Herr Peter Sequentz“ der Schulmeister Peter ist
ausersehen, zu Ehren des Landesherrn ein Spiel zu dichten. Er verfasst „Pyramus und
Thisbe“, die ungebildeten Schauspieler aus dem Handwerkerstand machen bei der
Aufführung Fehler, wodurch der Fürst sich unterhaltet. Gryphius bringt Handwerker
auf die Bühne, diese Komödie ist unregelmäßig gebaut, besteht aus drei
verschiedenen langen Akten und verwendet manchmal derbe Sprache, sie lehnt sich
auf Shakespeares Sommernachtstraum an.
„Horribilicribrifax“stellt die beiden Soldaten vor, die durch Liebesintrigen große
Verwirrungen stiften. Hier kann man Einflüsse von italienischen Kömedien u dt
Volksstücken aus dem 16. Jh feststellen, doch die Sprache des Stückes gibt ihm
seinen eigenen Charakter: am Ende des Dreißigjährigen Krieges gab es unter den
Soldaten ein großes Sprachengewirr, hier kann man sieben Fremdsprachen zählen.
Das Stück richtet sich gegen die Sprachmengerei der Halbgebildeten, die G durch
Sprachgemisch verspottet.
„Die geliebte Dornrose“ bringt die Bauern auf die Bühne. Zwei Liebesgeschichten
werden dargestellt, die eine spielt in hohen, die andre in niederen Kreisen. Der Liebe
der Kinder stellt sich die Feindschaft der Eltern entgegen. Es wurde im schlesischen
Dialekt geschrieben.
Gryphius brachte die leidvollen Erfahrungen des Dreißigjährigen Krieges in seine
Dichtung ein. Er stellt mit ausdrucksvollen Bildern und oft pathetischen Worten die
Vergänglichkeit dar:“die Herrlichkeit der Erden muss Staub und Asche werden.“.
Viele Sonette zeugen von der Unsicherheit des barocken Menschen, der die Welt als
Jammertal erlebt. Es gab zwei Haltungen: entweder die Flucht in den trotzigen
Lebensgenuß „capre diem“-nutze den Tag, genieße den Augenblick oder die
Hoffnung auf das rettende Jenseits, in dem der Mensch Gottes Ewigkeit erfahren darf.
Das Lebensgefühl des Menschen, ein Spielball der Götter zu sein, und der dem
barocken Zeitalter typische Gedanke der vanitas –Eitelkeit aber auch Vergänglichkeit-
werden besodners im Gryphius` Sonett anschaulich gemacht: „Es ist alles eitel“
“Sonn- und Feiertagssonette“
G feierte in seiner Oper Majuma den Sieg des Friedens über den Kriegsgott Mars.
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28. Daniel Casper von Lohenstein (1635-1683)
Geboren in Breslau, studierte in Leipzig, wurde Anwalt und später Syndikus in seiner
Vaterstadt.
Seine spätbarocken Gedichte zeigen leidenschaftliches Pathos und prunküberladene
Sprache.
Er verfasste auch fünf blutrünstige und erotische Tragödien nach historischen und
pseudohistorischen Stoffen, voll von Grausamkeit, Qual und Folter und einen Roman-
„großmütige Feldherr Arminius oder Herman nebst seiner durchlauchtigen
Thusnelda“. Der zweiteilige Roman schildert das Römische Reich zur Zeit des
Kaisers Augustus. Hermann fordert die dt Fürsten zum Kampf gegen Rom auf.
Bahr: gryphius und lohenstein halten sich an die aristotelischen Einheiten, gliedern
ihre Trauerspiele in fünf Akte oder Abhandlungen, die durch Chöre oder
Zwischenspiele (Reyen) getrennt werden.
“Ibrahim Bassa”,” Ibrahim Sultan”. Ibrahim , der Christ in türkischen Diensten, stirt
nicht seines Glaubens wegen, sondern weil er den erotischen Absichten des Sultans
im Wege steht.
Ambre in Lohensteins letztem Stück wird nicht ihr Christentums, sondern ihre
Schönheit zum Verhängnis. In beiden Dramen wird das religiöse Motiv durch
politische Implikationen überlagert. Zehn Jahre nach dem Druck seines Werks und
wenige Monate nach seinem Tod belagerten die Türken Wien.
Den übrigen Trauerspielen liegen Stofe aus der römischen Geschichte zugrunde:
Sophonisbe, Cleopatra, Agrippina, Epicharis.
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50. Rhetorische Mittel im Barock
Die Ausbildung in der Beredsamkeit bildete im 17. Jh. die Basis der Gelehrtheit. Aus
der Sicht des Staates festigt die rhetorische Ausbildung das eigene Funktionieren.
Gryphius hat in seinem Leo Armenius vor den gefährlichen Möglichkeiten der
Rhetorik gewarnt: im Wechselgesang der Höflinge steht die Macht der Rede zur
Diskussion.
In der positiven und negativen Verwendungsmöglichkeit der Rhetorik konzentriert
sich in gewisser Weise das gegensätzliche Denken der Barockzeit. Die
Disziplinierung der Rede kann gelernt werden. Die Redekunst erscheint nicht als
Gabe, sondern als erworbenes Wissen, das mit Bedacht verwendet werden muss. Die
Ambivalenz der Rhetorik zeigt sich an der Tatsache, dass sie Schaden und Nutzen
bewirken kann. Aus der Gefährlichkeit der Rede und der hohen Wirkungsmöglichkeit
der Rhetorik ergibt sich die Notwendigkeit einer großen Ausbildungsanstrengung auf
diesem Gebiet. Christian Weise führte an seinem Gymnasium in Zittau die dt
Rhetorik als Schulfach ein. Als Grundlage steht sein Hauptwerk „Der politische
Redner“ zur Verfügung.
Für eine gute Rede sollte nach humanistischer Ansicht eine festgelegte Abfolge von
Schritten eingehaltgen werden. Selbst die Kapitel im „Buch von der Deutschen
Poeterey“ von Opitz orientierten sich an dieser Einteilung. Die fünf Teile sind:
Inventio-der gute Redner muss eine These und Argumente finden. Er sollte die Lehre
von den Redegattungen beherrschen:Lob-und Tadelrede, politische
Entscheidungsrede, Gerichtsrede; er muss die Lehre von den Affekten bedenken, um
über die Emotionen das Redezeil zu erreichen; die Lehre von den Redeanlässen:Fest,
Hochzeit, Tod, Dank
Dispositio-diese adäquat und wirkungsvoll anordnen. Die Ordnung der Rede ist nach
klassischem Muster in vier Teile eingeteilt:Einleitung, Erzählung, Beweisführung,
Zusammenfassung)
Elocutio-das Angeordnete sprachlich umsetzen und stilistisch angemessen
ausschmücken; dazu gehört die Lehre von den rhetorischen Figuren; die
Angemessenheit und die schnelle Anpassung an die Gegebenheit garantieren den
Erfolg der Rede und ihre Wirkung
Memoria-die Rede üben und sich einprägen
Actio/pronuntiatio-vortragen
9. Barocklyrik / 43. Sonette im 17. Jh. / 17. Paul Fleming / 37. Angelus Silesius /
31. Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau / 27. Friedrich von Logau/ 44.
Emblem
Die Epoche des Barock war auch eine Epoche der Lyrik, für die Opitz Regeln
aufgestellt hatte. Am häufigsten wurden die Formen des Sonetts, der Ode und des
Epigramms benutzt.
BB: Die neue Verslehre, von Opitz in seiner Poetik formuliert, breitete sich von
Schlesien über den dt Raum aus. Die Dichter, die unmittelbar an Opitz anschließen,
fasst man als die erste schlesische Schule zusammen: Paul Fleming, Adreas Gryphius.
Als zweite schlesische Schule bezeichnet man die Dichter, die sich nicht mehr mit der
erstrebten Reinheit und Formrichtigkeit der Spache begnügten, sondern dieser eine
größere Eleganz verleihen wollten. Diese artete sich in barocken Schwulst aus.
Hoffmann von Hofmannswaldau und Daniel Casper von Lohenstein sind Verträter.
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43. Das Sonett ist eine aus Italien stammende, streng geregelte Gedichtform. Es
besteht aus 14 Versen, die in zwei Quartette und zwei Terzette gegliedert sind. Die
Einzelstrophen drücken oft variierte oder antithetische Gedanken aus, müssen immer
im Zusammenhang gesehen werden. Die Quartette beinhalten meistens die
Exposition, die Terzette geben die Schlußbetrachtung (conclusio). Das Versmaß der
Sonette ist der Alexandrinervers mit regelmäßigem Wechsel von Hebung und
Senkung. Die hohe Bewertung der Form eignete sich für Inhalte, deren persönliche
Prägung hinter dem Formzwang verschwand. Mit dem Ich der Barocklyrik wird
meistens die ganze Menschheit angesprochen.
37. Auf katholischer Seite hat Angelus Silesius bzw. Johannes Scheffler (1624-1677)
die Dichtung der Zeit theologisch und philosophisch beeinflußt. Er studierte Medizin,
lernte die Denkweise der Mystiker kennen, trat zum Katholizismus über und erhielt
Priesterweihe. Er gehörte zur schlesischen Gegenreformation.
In gereimten Alexandrinern schrieb er „Der cherubinische Wandersmann“, eine
Sammlung von kurzen Sprüchen und Epigrammen.(erweiterte „Geistreiche Sinn- und
Schlußreime“). Diese Sprüche stehen in der Tradition der Mystik, die das
unmittelbare Erleben Gottes erreichen will. Sie zeichnen sich durch Knappheit und
sprachliche Kraft aus.
BB: gleich wie die Cherubim Gott anschauen, so soll der Wandersmann den Lesern
ein Gefährte sein und sie zum Anschauen Gottes hingeleiten. Hauptgedanke des
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Werkes ist die Auffassung der Seele als Braut und Geliebte Gottes, ihre Sehnsucht
nach Vereinigung mit Jesus. Seine Werke wirkten vor allem in der pietistischen
Dichtung weiter.
27. Die bekanntesten Epigramme des Barock stammen von Friedrich von Logau
(1604-1655). Er verwaltete nach seinem Jurastudium das Gut der Familie. Durch den
Krieg geriet er in wirtschaftliche Not. Später wurde er Kanzeleirat und Regierungsrat.
Er war Mitglied der „Fruchtbringenden Gesellschaft“. Seine Epigramme erschienen
untere denTiteln „Erstes Hundert Teutscher Reimensprüche“ und „Deutscher Sinn-
Getichte Drey Tausend“.
Unter einem Epigramm versteht man einen Sinnspruch, der in prägnanter Weise einen
Gedanken zu einer Situation formuliert.
Er ist in seinen Epigrammen, die scharf geschliffen und sprachlich reizvoll waren, ein
scharfer Satiriker, der die Schäden seiner Zeit aufzeigt und bekämpft. Er geißelt die
öffentlichen Zustände in Dt, die literarischen Zustände, die Modetorheiten, die
Narrheiten Einzelner, auch über seine eigenen Gebrechen und Leiden spottet er mit
Vorliebe. Vor allem greift er die Alamode-Kleidung, Sprechen und Sitten an.
Alamode-Literatur ist die höfisch-gebildete Unterhaltungsliteratur der Zeit, in der sich
ide Sucht nach Fremdwörtern und ausländischen Redewendungen äußert, die zu einer
Sprachmengerei führt. Diese Fremdtümelei bekämpfen auch die verschiedenen
Sprachgesellschaften.
44. Emblematik
In der Barockdichtung spielt Emblem eine große Rolle. Die Dichtung war in viel
stärkerem Maß als heute noch mit Bildern, Holzschnitten, verbunden. Der Holzschnitt
(pictura) stellt einen Gegenstand oder ein bestimmtes Ereignis, auch aus der
Mythologie, dar. Dazu gibt es eine Überschrift (inscriptio) und eine Unterschrift
(subscriptio), die das Bild auf einen bestimmten Sachverhalt beziehen. Besonders
bekannt ist das Bild vom Felsen, gegen den die Welle schlägt. Der Felsen bedeutet
hier die Beständigkeit. Mit Kenntnis der Embleme lassen sich viele Anspielungen und
Bilder in der Literatur des Barock erklären.
Als dt Name für Emblem bürgert sich Sinnbild ein und taucht in literarischen Texten
auf bzw. über es wurde gesprochen wie z.B. im „Die Adriatische Rosemund“ von
Philipp Zesen.
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Das Emblem besteht aus drei Teilen:der inscriptio, pictura, subscriptio. In einigen
Fällen findet sich inscriptio als Inschrift im Bild. Die subscriptio bestgeht in der Regel
aus einem Epigramm.
Das Emblem ist eine Art Vergleich, es entsteht ein alegorischer Zusammenhang. Sinn
und Zweck der Emblemkunst ist die Erhellung der Wirklichkeit. Dadurch wird eine
Lehre, eine Moral vermittelt.
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Gegen Ende seines Lebens veröffentlichte Birken als Summe seiner Erfahrungen die
Teutsche Rede-bind- und Dicht-Kunst. In diesem Werk, einer der letzten typischen
Barock-Poetiken, zitiert er hunderte seiner eigenen Gedichte als vorbildlich für den
Schüler der Dichtkunst. Diese wurde im 17. Jahrhundert nicht wie heute als Sache der
Genies betrachtet, sondern als erlernbares Handwerk.Dementsprechend werden
Hunderte von Regeln vorgeführt, die der Schüler der Poesie erlernen soll, um „gute“
Gedichte schreiben zu können.
Nach seinem Tod ging es mit dem Pegnesischen Blumenorden bald bergab. Er
existiert heute noch als Verein von Nürnberger Bürgern, die stolz auf ihre literarische
Vergangenheit verweisen.
Von großem Wert für die weitere Erforschung der Barockliteratur ist das Erbe
Birkens: Er hat der Nachwelt ca. 10.000 Manuskriptseiten und ca. 2.000 Briefe von
400 Korrespondenten hinterlassen. Er wird heute im Germanischen Nationalmuseum
in Nürnberg aufbewahrt. An den Manuskripten kann man studieren, dass Birken auch
ein begabter Zeichner war und komponieren konnte.
Von seinen zahlreichen geistlichen Liedern sind heute noch zwei im Evangelischen
Gesangbuch zu finden: das Passionslied Jesu, deine Passion will ich jetzt bedenken
(EG 88, auch von Johann Sebastian Bach in BWV 5 und in einer Version der
Johannespassion verwendet) sowie Lasset uns mit Jesus ziehen (EG 384).
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Diese Grundstimmung der Vanitas findet sich beispielsweise 1643 in einem Sonett
des Andreas Gryphius, das tiefe Lebensresignation ausdrückt
Viele Sonette zeugen von der Unsicherheit des barocken Menschen, der die Welt als
Jammertal erlebt. Es gab zwei Haltungen: entweder die Flucht in den trotzigen
Lebensgenuß „capre diem“-nutze den Tag, genieße den Augenblick oder die
Hoffnung auf das rettende Jenseits, in dem der Mensch Gottes Ewigkeit erfahren darf.
Das Lebensgefühl des Menschen, ein Spielball der Götter zu sein, und der dem
barocken Zeitalter typische Gedanke der vanitas –Eitelkeit aber auch Vergänglichkeit-
werden besodners im Gryphius` Sonett anschaulich gemacht: „Es ist alles eitel“
“Sonn- und Feiertagssonette“
8. Der Picaro
Pícaro ist das spanische Wort für „Schelm“. Um die Gestalt des Pícaro kreist in der
spanischen Literatur eine ganze Romangattung (die novela picaresca,
Schelmenroman).Formal konstitutiv für den Pícaro-Roman ist seine lockere,
episodenreihende Komposition, d. h. das Fehlen einer zielstrebigen Handlung.Typisch
ist weiterhin, dass der Erzähler-Protagonist im Laufe der Episoden keine oder doch
keine nennenswerte innere Entwicklung durchmacht.
Der Schelmenroman oder pikarischer/pikaresker Roman (aus dem Spanischen:
pícaro = Schelm) schildert aus der Perspektive seines Helden, wie sich dieser in einer
Reihe von Abenteuern durchs Leben schlägt. Der Schelm stammt aus den unteren
gesellschaftlichen Schichten, ist deshalb ungebildet, aber „bauernschlau“. Er
durchläuft alle gesellschaftlichen Schichten und wird zu deren Spiegel. Der Held hat
keinen Einfluss auf die Geschehnisse um ihn herum, schafft es aber immer wieder,
sich aus allen brenzligen Situationen zu retten.
Traditionell ist der Schelmenroman eine (fingierte) Autobiographie. Sie beginnt oft
mit einer Desillusionierung des Helden, der die Schlechtigkeit der Welt erst hier
erkennt. Er begibt sich, sei es freiwillig, sei es unfreiwillig, auf Reisen. Die dabei
erlebten Abenteuer sind episodenhaft, d.h. sie hängen nicht voneinander ab und
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können beliebig erweitert werden, was bei Übersetzungen oft der Fall war. Das Ende
ist meist eine „Bekehrung“ des Schelms, nach der er zu einem geregelten Leben
findet. Es besteht auch die Möglichkeit einer Flucht aus der Welt, also aus der
Realität.
In Deutschland erscheinen Übersetzungen, die oft erweitert werden. In der
Barockliteratur ist der Schelmenroman neben dem höfisch galanten und dem
Schäferroman eine der drei Romanformen
Der wichtigste nicht-spanische Schelmenroman ist Der abenteuerliche Simplicissimus
(1668) von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, welcher zugleich als erster
deutschsprachiger Abenteuerroman gilt. Grimmelshausen schrieb noch weitere
Romane, die thematisch an den Simplicissimus anknüpfen, man nennt sie die
Simplicianischen Schriften. Die Landstörtzerin Courasche (1670) ist hier besonders
zu erwähnen. Weitere Vertreter des Genres sind:
Johann Beer: Der Simplicianische Welt-Kucker (1677) Daniel Speer: Der
Ungarische oder Dacianische Simplicissimus (1683) Christian Reuter:
Schelmuffsky (1696
60. Manierismus
Stilrichtung zwischen Renaissance und Barock, auf Literatur des Barock übertragen
als Bezeichnung für sog. Schwulsstil
Manierismus ist für Stilbezeichnung und Barock als Epochenbegriff zu benutzen. So
fasst man heute den literarischen Manierismus als poetische Artistik, die nicht an eine
Epoche gebunden ist. Als kunstgeschichtliche Epoche meint der Manierismus die Zeit
zwischen Renaissance und Barock.
Der Begriff Manierismus (italienisch maniera = Art und Weise, Manier) in der
Kunstgeschichte die Übergangsform zwischen der Renaissance und dem Barock in
Malerei, Baukunst, Plastik, Musik und Literatur.
Neben der kunstgeschichtlichen Bedeutung wird der Begriff auch universell benutzt
und bezeichnet dann eine Handlung oder Haltung, die als gekünstelt („manieriert“),
pathetisch oder schwülstig empfunden werden kann.
In der Literatur ist ein Hauptmerkmal des Manierismus der Schwulststil. Nach G. R.
Hocke sind Anagramm und Akronym, Epigramm und Oxymoron die typischen
Stilmittel manieristischer „Sprach-Alchemie“ (Hocke) in der Literatur.
63. Schwulst
Schwulststil ist eine Bezeichnung der Literaturkritik, die sich im 18. Jahrhundert
etablierte und der Literatur des Barock rückwirkend prunkhafte Aufgeblasenheit
vorwarf. Im engeren Sinne gilt Schwulst als Merkmal des manieristisch übersteigerten
Einflusses der Rhetorik auf die Dichtung seit dem Ende des 16. Jahrhunderts. Die
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moderne Literaturwissenschaft betrachtet Schwulst nicht mehr als negativ, sondern als
authentischen Ausdruck der Zeit.
Das Wort Schwulst, von mhd. swulst zu swëllen „Anschwellung“, war ursprünglich
der Ausdruck für eine Schwellung oder für das Geschwollene. Das Adjektiv
schwulstig, dem das heutige schwülstig entspricht, wurde im Frühneuhochdeutschen
schon von Luther in der übertragenen Bedeutung für aufgeblasene Worte verwendet.
Das Wort wird im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm analog zu Geschwulst
als Femininum geführt.[1] Seine Bedeutung im medizinischen Sinne deckt sowohl
Tumor als auch Ödem ab und bezeichnet damit die unterschiedlichen Formen der
innerlichen und äußerlichen Schwellungen.
Hier zeigt sich bereits, dass der heutige Sprachgebrauch von „Schwulst“ und
„schwülstig“ das im übertragenen Sinne Aufgeblasene und Vordergründige meint,
eine Formulierung, die pars pro toto von der Eigenschaft auf den Ausdruck deutet.
Im übertragenen Sinn als Metonymie etwa der „stolzgeschwellten Brust“ sind damit
auch Stolz und Aufgeblasenheit an sich gemeint; diese Wortbedeutung findet sich bei
Friedrich Schiller, Johann Gottfried Herder und Gotthold Ephraim Lessing.[2] Auch
der Barockdichter Daniel Caspar von Lohenstein hatte das Wort zuvor selbst in
seinem Ibrahim Bassa (1689) benutzt, jedoch in der Bedeutung einer anschwellenden
Welle.[2]
Negative Konnotation [Schwulst und vor allem das gebräuchlichere Adjektiv
„schwülstig“ haben meist eine abwertende Bedeutung. Insbesondere kritisierte
Johann Christoph Gottsched in seiner Critischen Dichtkunst (1730) Schwulst als
eine extreme Form der stilistischen Ausarbeitung und führte als Gegenargumente
unter anderem die aus der humanistischen Tradition stammenden Forderungen nach
Deutlichkeit und Klarheit, aber schlicht auch die Kategorie des Geschmacks an;
hierbei verarbeitete er Tendenzen der zeitgenössischen Rhetorik und Ästhetik. Er
kennzeichnete Schwulst als Verfallserscheinung und verglich diese mit dem
Hellenismus und der römischen Kaiserzeit, wobei er auch moralische Kategorien
miteinbezog. Eine positive Sicht des Schwulstes blieb nach Gottsched selten.
16
33. Pietismus und Physiokratismus (1670-1780)
17
16. Albrecht Christian Roth (1651-1701)
Roth brachte die üble Streitschrift Imago Pietismi heraus, die sich gegen die Leipziger
pietistische Bewegung samt ihren Ausläufern und gegen Spener richtete.
Das von dem Hallender Roth geschribene jedoch anonym veröffentlichte Pamphlet
Imago Pietismi, machte dem Pietismus zum Vorwurf, dass die Geschlechter bei den
Konventikeln aufeinander träfen, dass sie sich gegenseitig als Bruder und Schwester
anspächen und dass den Frauen erlaubt werde, bei diesen Versammlungen sermones
zu halten.
18
Es waren unerfreuliche Zustände, welche ihn hier empfiengen. Die Gemeinde in
Glaucha war verwildert; durch Katechese und Beichtstuhl wie durch Strenge bei der
Zulassung zum Abendmahl suchte er mit wachsendem Eifer und Erfolge der
Zuchtlosigkeit und Trunksucht zu wehren. Sein akademisches Lehramt trat er am
Sonntage Invokavit mit einem Programm an, in welchem er den Studenten
nachdrücklich das Studium der heiligen Grundsprachen empfahl; an der Universität
fand er in Breithaupt, Stryke, Thomasius, Hoffmann Gesinnungsverwandte. Aber auf
der Kanzel wie im Lehrstuhl begegnete er den alten Widersachern: schon vor seiner
Ankunft hatte wie schon erwähnt*) ein Mitglied der orthodoxen Stadtgeistlichkeit
Roth unter verletzenden Anspielungen auf den Kurfürsten gegen die neue Richtung
gepredigt und war selbst durch ernsten Verweis kaum zum Schweigen bewogen. Daß
das Stadtministerium jede Lehrtätigkeit an der Universität von vorn herein
verweigerte, werden wir später sehen.
Bald sollte der Streit heftiger und unter persönlicher Beteiligung Franckes
entbrennen. Schon 1691 war ohne Angabe des Verfassers und des Druckorts eine
Schmähschrift gegen die neue Richtung unter dem Titel Imago Pietismi in lateinischer
und deutscher Sprache erschienen, welche zu dem Schlusse gelangte: Pietismus ergo
sic descriptus sectam facit nec ecclesiae nec reipublicae tolerabilem. Die Schrift, nach
aller Wahrscheinlichkeit von eben demselben Hallenser Pfarrer Magister Roth
verfaßt, brachte nur die üblichen Anschuldigungen mit unbestimmter Verdächtigung
über anstößige Vorkomnisse in den pietistischen Erbauungsstunden. Der milde Spener
hat sie schlechtweg ein Pasquill genannt; schuldigungen in seiner Predigt vom 3. Juli
1692 von der Pharisäer Gerechtigkeit nachdrücklich ab, und andererseits war nicht zu
verwundern, daß die Gegner diese sofort gedruckte Predigt auf sich bezogen und
durch eine heftige Antwort aus Roths Feder erwiderten. Da Roth die von Francke
vorgeschlagene persönliche Zusammenkunft ablehnte, auch seine Schrift trotz des
Verbots der Regierung drucken ließ und da auch Breithaupt wegen seiner
sonntäglichen Erbauungsstunde, des sogenannten exercitium sabbathicum, in den
Streit gezogen wurde, da man endlich Francke für gewisse ekstatische Erscheinungen
an Frauen in Halberstadt und Quedlinburg verantwortlich machte, so unternahm es
auf kurfürstlichen Befehl eine Kommission, welche unter dem Vorsitze des
nunmehrigen Universitätskanzlers von Seckendorff , den ganzen Handel unter
Anhörung beider Teile vom 18. - 27. November zu prüfen und auszugleichen. Dieser
Ausgleich wurde nicht wenig durch den Umstand erleichtert, daß die bittersten
Gegner des Pietismus im Stadtministerium während der Verhandlung Halle
verließen, der Pastor Schrader, um einem Rufe nach Dresden zu folgen, und Roth um
aus gleichem Anlaß nach Leipzig zu gehen, letzterer unter Bruch seines Versprechens,
den Ausgang der Untersuchung in Halle abzuwarten. So konnten freilich die übrigen
Mitglieder der städtischen Geistlichkeit mit einigem Grunde die Urheberschaft der
gegen den Pietismus erhobenen Schmähungen von sich abwälzen, Francke und
Breithaupt reinigten sich völlig von dem Verdacht der Irrlehre und in den
Nebenpunkten kam ein Vergleich dahin zu Stande, daß Breithaupt seine
Sabbathsübungen auf die Zeit nach dem Gottesdienste, Francke seine
Erbauungsstunden in die Kirche verlegte. Der Vergleich wurde mit einer Ansprache
an die Gemeinden gedruckt und am 18. Dezember, dem Todestage des allzufrüh
heimgerufenen Seckendorff, von den Kanzeln verlesen.
19
68. Anakreontik / 64. C. E. Von Kleist
Unter Anakreontik versteht man die Lyrik im Zeitalter des Rokoko. (1730-1750)
Anakreontische Lieder gehen auf den greichnischen Dichter Anakreon (6 Jh v Ch)
zurück und sind thematisch auf die Motive Liebe, Geselligkeit, Wein und auf die
Figuren Schäfer, Musen, Nymphen und Faune begrenzt. Baccus (der Gott der
Fruchtbarkeit und des Weines), Amor und Venus spielen ebenfalls eine große Rolle.
Anakreontische Lieder spiegeln epikureische Lebensfreude und spielen in der freien,
schönen und unverdorbenen, jedoch kulissenartigen und stilisierten Natur. Überall ist
das Motiv carpe diem (nutze den Tag, genieße den Augenlick-aus einer Ode des
Horaz) zu spüren.
Ein bekannter Vertreter war Hagedorn. Seine Sammlung Neuer Oden und Lieder
besteht aus leichten, graziösen Gedichten, die frei von jedem moralischen, religiösen
und pädagogischen Anspruch sind.
64. Christian Ewald von Kleist (1715-1759)
Anakreontiker und ein Freund Lessings. Sein Gedicht „der Frühling“ beschreibt
poetisch die Natur, feiert sie als Harmonie der Sinne und Gefühle. Es wurde in
Hexametern geschrieben. In seinem Grablied deutet sich an, wie das persönlich
erlebte Bekenntnislied bei echter seelischer Ergriffenheit das Lehrgedicht mit seiner
reflektierenden Allgemeinheit ablöst. „Hymnen an die preussische Armee“
Er war Offizier und starb an einer Verwundung.
Der bekannteste Dichter des Rokoko war Wieland. Neben seinen Leistungen für die
Aufklärung verfaßte er auch Werke, die der spielerischen Anmut der Rokoko-
Literatur zuzuordnen sind. In seinem Versepos Musarion oder die Philosophie der
Grazien beweist Musarion, dass weder Weltverachtung noch Weltverherrlichung als
Lebensideal gelten kann.
Sein letztes großes Versepos Oberon verband Motive aus 1001 Nacht, Elemente aus
der französischen Ritterepik und Shakespeares Sommernachtstraum. Goethe schätzte
sein Werk, das auch als Oper von Cal Maria von Weber umgearbeitet wurde, als
„Meisterwerk poetischer Kunst“.
Tränen, Wehmut, Trauer-auch Tränen der Freude, Hoffnung und Schwärmerei sind
die Stimmungen, die in der Literatur der Empfindsamkeit ausführlich geschildert
werden. Das geschah auch in zahlreichen Briefwechseln und sogenannten
Bekenntnisbüchern
Briefroman Sophie von la Roche-Geschichte des Fräuleins von Sternheim.
Autobiographischer Roman: Johann Martin Miller „Siegwart. Eine Klostergeschichte“
Siehe Klopstock
Göttinger Studenten gründeten den Freundschaftsbund „Göttinger Hain“. Johann
Heinrich Voß gab dieser Grupe den Namen nach Klopstocks Ode „Der Hügel und der
Hain“. Der Göttinger Musenalmanach erschien, Voß, Hölty, Miller, Bürger gehörten
dazu. Sie wollten die dt Literatur vom französischen Vorbild befreien und religiöse,
patriotische und sittliche Ideale betonen. Neben Klopstocks erhabener Form
übernahmen sie auch anspruchslosere, volksliedhafte Dichtung nach anakreontischem
Vorbild. Der Bund löste sich 1774 auf, sie gingen ihre eigene Wege.
Höltys Lyrik folgt den Themen Natur, Liebe, Tod und ist in einer leicht
verständlichen und schlichten Sprache geschrieben.
Voß übersetzte antike Werke, die Ilias und die Odyssee, schrieb Idyllen und Balladen.
Die in Hexametern geschiebene Idylle „Luise“ spielt nicht mehr in der Welt der
Antike, sondern spiegelt wirklichkeitsnah das bürgeliche Leben der Zeit wider. Damit
wurde er zum Vorbild für Goethes „Hermann und Dorothea“.
23. Matthias Claudius (1740-1815)
der Sohn einer Pfarrerfamilie studierte Theologie und Jura. Er gab die erste dt
Volkszeitung mit politischen, wissenschaftlichen und literarischen Beiträge heraus.
21
Seine Gedichte und Beiträge sollten der christlich sittlichen Erziehung dienen. Sein
Pseudonym war Asmus oder Wandsbecker Bothe – diesen Namen gab er seiner
Gedichtsammlung. Sie zeugen von gefühlsvoll frommer Stimmung und sprechen
einfache Sprache, z. B. Abendlied. Mit den Mitglieder des Göttinger Hains war er lose
befreundet.
Stara skripta :
Die deutsche Empfindsamkeit ist eine literarische Strömung der Aufklärung (obwohl
es Empfindsame Tendenzen auch in Werken des Sturm und Drang - z.B. im Werther
gab). Sie war mit der "Erweckungsbewegung" (The Great Awakening) verwandt,
einer religiösen Erneuerung, die in Amerika und England viele Anhänger hatte. Sie
wurzelte im Pietismus, eine mystische Bewegung, die schon gegen Ende des 17.
Jahrhunderts in Deutschland entstanden war und wieder eine innige, gefühlsmäßige,
sehr persönliche Beziehung zu Gott verlangte. Auch die moralischen Wochenschriften
hatten den Einfluß auf die Entstehung der Empfindsamkeit. Meist wurden in diesen
belehrenden und unterhaltenden Zeitschriften Alltagssituationen in literarisierter Form
dargestellt, um Fallbeispiele für den Leser zu liefern.
Die Empfindsamkeit ist eine Reaktion auf die rationalistischen Strömungen der
Aufklärung; dem Verstand wird das Gefühl entgegengesetzt. Die polit. und
gesellschaftl. Unterdrückung des Bürgertums sucht sich ein Ventil in
Gefühlsüberschwang und Schwärmerei. Zum Gefühlsauslöser kann alles werden, vom
Natur- bis zum Kunsterlebnis, von der Darstellung eines gerechten Familienvaters,
dessen Familie durch die Willkür eines Fürsten zerstört wird (Lessings Emilia Galotti,
1772), bis zum Selbstmörder, dessen Liebe unerfüllt bleibt, weil sie nicht in eine Ehe
münden kann (Goethes Werther, 1774).
Sprache:
überschwenglich; gefühlsbetont, emphatisch (leidenschaftlich)
keine "unanständigen" Sachen
in der Wortwahl überwiegt das Positive
lange Sätze, bei denen Schilderung überwiegt
viele Stilfiguren, viele Ausrufe, Synonyme
Literarische Formen: Epos, Roman (Briefroman, Reise-Roman, autobiographischer
Roman), Ode, Hymne, Idylle, Drama (bürgerliches Rührstück)
Themen: Beobachtung seelischer Regungen; Ergriffenheit im Zusammenhang mit
Anmut, Tugend; Freundschaft; Entdeckung und bewusstes Erleben der Natur;
idyllisch-heiterer Lebensgenuss (Lyrik, Idylle).
Vertreter (aus dem Göttinger Hainbund): Friedrich Gottlieb Klopstock , Matthias
Claudius, Gottfried August Bürger, Johann Gottfried Herder, Johann Wolfgang
Goethe...
Werke: Messias (Klopstock), Die frühen Gräber (Klopstock), Wandsbecker Bothe
(Claudius), Ganymed (Goethe)
Als wichtigster Vertreter der lyrischen Empfindsamkeit gilt Friedrich Gottlieb
Klopstock, der in seinem Messias (1748-1773) vor allem durch die Darstellung des
Seelenzustands seiner Gestalten beeindruckt. Im Drama finden wir die bürgerlichen
Tugendideale vor allem im "weinerlichen" Lustspiel bei Christian Fürchtegott Gellert
(Die zärtlichen Schwestern, 1747) und in Lessings bürgerlichen Trauerspielen (u.a.
Miß Sara Sampson, 1755) verwirklicht. Das empfindsame Drama entstand aus der
Aufweichung der strengen Grenzen zwischen der Komödie und Trgödie durch das
Ferment des Rührenden.
22
- Gedichte in der Empfindsamkeit
Klopstocks Denken war unter dem Einfluss der Aufklärung und des religiösen
Pietismus seiner Erziehung. Mit seinen Gedichten, die um die Mitte des 18.Jh
erschienen, tritt eine Lyrik des Gefühlsausdrucks. Seine Lyrik stellt den Beginn und
den Höhepunkt der empfindsamen deutschen Poesie dar. Neben den Motiven wie
Freundschaft, Liebe, Tod und Vaterland, der vorherrschende Motiv seiner Gedichte ist
die christliche Glaubenserfahrung. An die Stelle der logisch argumentierten
Vernunftsprache tritt in der Hymnik ein ekstatischer Gefühlsausdruck. Prägende
Kräfte sind Phantasie, visionäre Empfindung und Vermischung der Seinsbereiche.
Das Individuum setzt der aufklärerischen Vernunftherrschaft die Macht der
Empfindungen entgegen. Es stellt sich ein neues Verhältnis zwischen dem Ich und der
Natur ein – man betrachtet sie nicht bewundernd, sondern begrüßt sie freudig. Das
lyrische Ich richtet sich nicht mehr darauf, die Welt zu verstehen (Objektivität),
sondern seine eigene Befindlichkeit in der Welt (Subjektivität) zur Sprache zu
bringen.
Klopstock, die empfindsame Literatur und Sturm und Drang waren unter dem
Einfluss der englischen Vorbilder: Thomas Gray („An Elegy written in a Country
Churchyard“), Macpherson („Ossian“) und Edward Young
(„Nachtgedanken“).Youngs Werk bringt einen vorher in der Literatur nicht bekannten
Seelenausdruck zur Sprache.
Beispiele für die empfindsame Lyrik:
Klopstock „Dem Unendlichen“, „Die frühen Gräber“, „Messias“
Gellert „Geistliche Oden und Lieder“
Christian und Fridrich Graf zu Stolberg „Gedichte“ (Oden, Hymnen, Balladen,
Romanzen... unter Klopstocks Einfluss)
Hölty „Gedichte“ (Idyllen, Lieder, Oden, Hymnen... unter Klopstocks Einfluss und
unter Einfluss des Minnesanges)
Voß schrieb Idyllen im Hexameter mit realistischen Zügen:
„Der siebzigste Geburtstag“, „Luise“
-er übersetzte Homers „Odyssee“ und „Ilias“ im Hexameter
23
3. Aufklärung – philosophischer Hintergrund
Die Aufklärung (1720-1785) war eine von England und Frankreich ausgehende
Geistesbewegung des 18. Jhs. Das Symbol der Aufklärung ist die aufgehende Sonne,
die alles beleuchtet und überstrahlt. Mit dieser Lichtmetapher ist die Vernunft
gemeint, der in diesem Zeitalter eine entscheidende Rolle zukommt.
In Frankreich reichen die Wurzeln der Aufklärung zurück bis Rene Descartes, dessen
Aussage „cogito, ergo sum“ die Erprobung des rein analytischen Denkens einleitete.
Bei ihm war die Vernunft das wichtigste Instrument der Erkenntnis. In dieser Zeit
lösten sich die Wissenschaften von ihren Bindungen an die Religion.
Aus England kam die Lehre des Empirismus, vertreten durch John Locke. Für ihn war
die Quelle des Denkens und Erkennens nicht die Vernunft, sondern die
Sinneswahrnehmung und Erfahrung. Diese Ansicht wurde von David Hume
weiterentwickelt.
In Deutschland gilt Leibniz als philosophischer Wegbereiter der Aufklärung. Seine
Monadenlehre betont die Wichtigkeit aller Stufen des Daseins vom kleinsten
Zellverband bis hin zu Gott. Jede Monade strebt nach der für sie „besten aller
möglichen Welten“.
Christian Wolff schuf sein philosophisches System: das, was logisch ableitbar ist, ist
auch vernünftig, natürlich und moralisch gut. Sein Ideal ist der gesunde
Menschenverstand. Quelle des Glücks ist ihm die Tugend. Sein Schüler und
Nachfolger ist Gottsched.
Literatur und Philosophie stehen nicht wie im Barock im Zusammenhang mit gleichen
Tendenzen in Musik, Malerei und Architektur. Die Literatur der Aufklärung war von
pädagogischen Bemühungen geprägt. Die Ausbildung von Verstand und Vernunft
wurde als das Wichtigste angesehen.
Immanuel Kant gab berühmte Antwort: „die Aufklärung ist der Ausgang des
Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das
Unvermögen, seich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“
24
11. Versuch einer critischen Dichtkunst
Am Anfang der dt Literatur der Aufklärung stand 1730 dieses Gottscheds Werk. Im
Untertitel stand: ...das innere Wesen der Poesie in einer Nachahmung der Natur
bestehe. In dieser Schrift wandte sich Gottsched ab vom Stil des Barock. Er berief
sich auf zwei Autoritäten: er ging aus von der Poetik des Aristoteles, die das Wesen
der Literatur in der Nachahmung sieht, und von der Poetik des Horaz, die fordert, dass
der Dichter sowohl nützen als auch erfreuen soll.
Die Nachahmung der Natur in der Dichtung fordert die Kenntnis der Natur. Im
Zeitalter der Aufklärung sah man in der Natur das Walten eines vernünftigen Prinzips,
dem ein Plan zugrunde liegt. Wenn Dichtung als Nachahmung der Natur verstanden
wird, dann muss es auch für die Dichtkunst vernünftige Regeln geben. Die starren
Regeln Gopttscheds lösten heftigen Widerspruch aus, besonders bei Bodmer und
Breitinger.
Gottsched betrachtete in diesem Werk das französische klassizistische Drama als
Vorbild. Er übernahm die Forderung nach drei Einheiten (der Handlung, des Ortes
und der Zeit) und postulierte eine Fabel als Kern des Dramas. Er verurteilte die derbe
Sprache der Barock-Dramen. Der Hanswurst oder Harlekin wurde von der Bühne
verbannt, auch alles Opernhafte wurde abgeschafft. Er reformierte das Theater der
Wandertruppen, es ging ernst und moralisierend zu, die wandernden Truppen spielten
nicht mehr nur an fürstenhöfen, sondern auch vor bürgelichem Publikum.
Er verfasste ein Drama – der sterbende Cato. Das ist eine Tragödie in Alexandrinern
über den Selbsmord des jüngeren Cato, des Gegners Cäsars. bahr: Lehrsatz, dass man
die Liebe zur Freiheit nicht so weit treiben darf, dass sie sich in Eigensinn verwandelt
und zur unmoralischen Handlung des Selbstmords verleitet.
Gottscheds begründete Sächsische Komödie. Sie war eine Typenkomödie, die durch
Verlachen bestimmter Laster oder Fehler die Verhaltensnormen des Bürgertums zu
bestimmen suchte.
Studierte Theologie, Philosophie und Philologie. Er war Professor für Poesie, Logik,
Metaphysik. Er entwarf ein poetologisches Regelsystem, das von den Grundlagen der
Philosophie Christian Wolffs abgeleitet war. Er wandte sich gegen Schwulst des
Barock, strebte eine Reform der dt Literatur. Sein Dogmatismus führte zur
Kontroverse mit Bodmet u. Breitinger. Er sorgte für Ausbildung der Schauspieler und
hob das soziale Ansehen des Standes. Er war wichtig als Übersetzer und gab die
Moralische Wochenschrift „die vernünftigen Tadlerinnen“ heraus.
Vidi gore
Bodmer studierte Theologie und unterrichtete Geschichte und Politik. Im Schreit mit
Gottsched betonte er die schöpferische Phantasie. Er übersetzte Werke des englischen
Dichters Milton und war Begründer und Mitherausgeber der Moralischen
Wochenschrift „Discourse der Mahlern“. Seine eigene Dichtung war ohne große
Bedeutung.
Die starren Regeln Gottscheds lösten heftigen Widerspruch aus, besonders bei den
Schweizern B und B. Der Streitpunkt war Bodmers Übersetzung Paradise Lost.
Milton hatte sehr individuelle und symbolhafte Sprache benutzt, was sich mit
25
Gottscheds Regelhaftigkeit nicht vertrug. Bodmer verfasste die „critische Abhandlung
von dem Wunderbaren in der Poesie und dessen Verbindung mit dem
Wahrscheinlichen“. Auch für ihn war es wichtig, das vollkommen Unwahrscheinliche
aus der Literatur herauszuhalten. Die Literatur sollte bei ihm die Nachahmung des
Möglichen (bei Gottsched Nachahmung des Wirklichen) anstreben.
Im gleichen Jahr erschien auch Breitinger „Critische Dichtkunst“. Er orientierte sich
auch an der englischen Literatur (damit waren sie die Vorläufer Lessings und
Herders) und trat für das Wunderbare in der Literatur ein. Er meinte, dass das
Kunstwerk nicht nur belehren, sondern auch durch das Wunderbare das Gemüt
bewegen sollte.
Im 18. Jh. spielten das Schauspiel und die Entwicklung einer Dramentheorie eine
wichtige Rolle. Gottsched betrachtete in seinem „Versuch einer critischen
Dichtkunst“ das französische klassizistische Drama als Vorbild. Er übernahm die
Forderung nach drei Einheiten (der Handlung, des Ortes und der Zeit) und postulierte
eine Fabel als Kern des Dramas. Er verurteilte die derbe Sprache der Barock-Dramen.
Der Hanswurst oder Harlekin wurde von der Bühne verbannt, auch alles Opernhafte
wurde abgeschafft. Er reformierte das Theater der Wandertruppen, es ging ernst und
moralisierend zu, die wandernden Truppen spielten nicht mehr nur an Fürstenhöfen,
sondern auch vor bürgelichem Publikum.bahr: er leitete die Entwicklung von der
Wanderbühne zum Nationaltheater ein. Die Aufgabe des Theaters sah er besonders in
der Erziehung des bürgerlichen Publikums.
Lessing schrieb seine ersten Lustspiele noch unter den Einfluss Gottscheds. Er löste
sich bald von dessen Regelhaftigkeit und wandte sich der englischen Literatur zu.
Im Drama des 18 Jhs. lockerte sich allmählich von Horaz aufgestellte Ständeklausel.
Durch diese waren der Tragödie und der Kömedie ganz bestimmte Personengruppen
zugeordnet. In der Tragödie sollten nur Personen von großer Würde und hohem Stand
(Könige, Fürsten) auftreten, in der Komödie nur Bürger und Personen von niedrigem
Stand, da ihnen die „tragische Fallhöhe“ fehlte. Dieser Personenkreis eignete sich
nach Meinung der Aufklärung nicht für eine Tragödie, seine Sorgen und sein
Scheitern konnten nie so tragisch sein wie das Scheitern hochgestellter
Persönlichkeiten. Bürgerliche oder private Schicksale boten daher keinen Stoff für
Tragödie. Mit dem langsam wachsenden Selbstbewußtsein des Bürgertums verlor die
Ständeklausel zunehmend an Bedeutung, auch Familienkonflikte wurden auf der
Bühne dargestellt. Nicht Helden oder typisierte Figuren, sondern Menschen mit ihren
Leidenschaften und ihren Schwächen traten auf.
1755 entstand das erste dt bürgerliche Trauerspiel, Lessings „Miß Sara Sampson“.
Den Begriff bürgerliches Trauerspiel hatte Lessing aus dem Französischen übersetzt
(drame bourgeois-Didero). Die Anregung zu dieser Dramengattung war mit George
Lillos „Der Kaufmann von London“ aus England gekommen. Lessings Absicht war,
beim Publikum Mitleid mit den handelnden tugendhaften Personen zu erregen und
dadurch eine Besserung des Charakters zu bewirken.
26
Lessings „Miß Sara Sampson“ zeigt einen privaten Konflikt. Die Personen sind nicht
eindeutig gut oder schlecht. Sie qualifizieren sich durch das Leiden oder Mitleiden
und durch das Erkennen eventueller eigener Schuld.
Das wichtigste Motiv dieses bürgerlichen Trauerspiels sind die Familienbindungen,
die auch bei größten moralischen Verfehlungen nicht zerreißen. Die Beziehung
zwischen Vater und Tochter ist ein häufig wiederkehrendes Motiv.
Das Tragische erfuhr in den bürgelichen Trauerspielen eine psychologische,
subjektive Deutung. Die Identifikation der Zuschauer mit der Handlung und Personen
wurde möglich.
Bahr: Lessing verstand unter bürgerlich etwas anderes als die soziale Zugehörigkeit
zum Bürgertum. Als Genrebezeichnung war es für ihn ein Hinweis auf die rührende
Wirkund des Trauerspiels. Rührung konnte nach seiner Ansicht nur durch Figuren
erzeugt werden, mit deren Tugenden und Leiden sich die Zuschauer identifizieren
konnten. Diese Figuren durften daher nicht zu weit vom Stand der Zuschauer entfernt
sein, aber brauchten ihm nicht anzugehören.
Das Adjektiv bürgerlich bedeutete im 18. Jh so viel wie: rein oder menschlich, privat,
häuslich, familiäe im Gegensatz zum Geschichtlich-Politischen, Pffentlichen und
Heroischen.
BB:Lessing kam als Dramaturg nach Hamburg und besprach die 52 aufgeführten
Theaterstücke in der Zeitung „Hamburgische Dramaturgie“. Wöchentlich erschienen
zwei Hefte, zusammen 104. er geht wie im „Laokoon“ von einem bestimmten Werk
aus und leitet davon theoretische Gesetze ab. So vergleicht er verschiedene
Behandlungen desselben Stoffes. Im Mittelpunkt steht die Tragödie. Höchste
Autorität ist Aristoteles.
Früher galt griechisch phobos Schrecken. Lessing setzt dafür Furcht. Für eleos, früher
Jammern, Mitleid. Wir müssen die Helden bemitleiden und fürchten, dass uns
dasselbe passiert. Es darf daher keine vollkommen tugendhaften oder lasterhaften
Helden geben. Mitleid und Furcht findet er bei Franzosen nicht, nur die Beachtung der
drei Einheiten.
Lessing behandelt das Problem der Katharsis: Aristoteles definierte sie als Wirkung
des Dramas. Schrecken und Mitleid sollten von Leidenschaften reinigen. Lessing sah
in der Katharsis eine Umwandlung von Mitleid und Furcht in „tugendhafte
Fertigkeiten“ dh das Drama sollte die Möglichkeit zu moralische verantwortlichem
Handeln zeigen.
Bahr: aus dieser Tragödiendefinition lassen sich die übrigen Elemente seiner
Dramaturgie ableiten: Ablehnung der klassiistischen Einheiten, des christlichen
Märtyrerdramas, der Ständeklausel und Forderung nach Identifikation des Zuschauers
mit den dramatischen Progatonisten.
Er unterscheidet auch zwischen Lachen und Verlachen,ließ die Tugend als
Komödienthema zu. damit trat er in Gegensatz zur sächsischen Typenkomödie, die
das Publikum durch Verlachen von bestimmten Lastern bessern sollte. Das Lachen
sollte nicht der Abstellung eines bestimmten Lasters dienen, sondern der ganzen
Moral.
Lessing verstand unter bürgerlich etwas anderes als die soziale Zugehörigkeit zum
Bürgertum. Als Genrebezeichnung war es für ihn ein Hinweis auf die rührende
27
Wirkund des Trauerspiels. Rührung konnte nach seiner Ansicht nur durch Figuren
erzeugt werden, mit deren Tugenden und Leiden sich die Zuschauer identifizieren
konnten. Diese Figuren durften daher nicht zu weit vom Stand der Zuschauer entfernt
sein, aber brauchten ihm nicht anzugehören
15. Laokoon oder Über die Grenzen der Malerei und Poesie (1766)
Lessings Absicht war, eine allgemeine Ästhetik zu schaffen, die alle Künste umfassen
sollte. Die Arbeit ist Bruchstück geblieben. Er beschäftigte sich nur mit der bildenden
Kunst und Poesie. Vor allem trat er gegen die Vermischung der beiden Künste auf,
verwarf die beschreibende Dichtung und allegorisierende Malerei. Die Dichtung
müsse Handlung bieten, nicht Beschreibung, die bildende Kunst dagegen
Beschreibung.
6. Lessings Dramen
Lessings erstes Drama ist „Der junge Gelehrte“ (1747).-sein Jugendwerk im Stil der
sächsischen Komödie
Miss Sara Sampson (1755), Trauerspiel in 5 Akten
-das erste bürgerliche Trauerspiel, nach dem Vorbild des englischen bürgerlichen
Trauerspiels und des englischen Familienromans
-Die Technik ist ungeschickt und leidet an des langen Reden.
Bahr: Lessing verstand unter bürgerlich etwas anderes als die soziale Zugehörigkeit
zum Bürgertum. Als Genrebezeichnung war es für ihn ein Hinweis auf die rührende
Wirkund des Trauerspiels. Rührung konnte nach seiner Ansicht nur durch Figuren
erzeugt werden, mit deren Tugenden und Leiden sich die Zuschauer identifizieren
konnten. Diese Figuren durften daher nicht zu weit vom Stand der Zuschauer entfernt
sein, aber brauchten ihm nicht anzugehören.
Das Adjektiv bürgerlich bedeutete im 18. Jh so viel wie: rein oder menschlich, privat,
häuslich, familiäe im Gegensatz zum Geschichtlich-Politischen, Pffentlichen und
Heroischen.
Sir Sampson und seine Tochter Sara sind aufgrund ihrer erhöhten moralischen
Sensibilität zu einer Unabhängigkeit von der konventionellen Moral fähig. Marwood
vertritt die klassizistische Tragödie und damit die dekadente Moral des Hofadels. Die
moralische Autorität wird durch die Vaterfigur vertreten, die bei Lessing eine
göttliche Dimension aufweist.
Minna von Barnhelm (1767), Lustspiel in 5 Akten
-Der Stoff ist aus der Zeitgeschichte genommen und frei gestaltet.
-Zum ersten Mal bringt ein Stück deutsches Leben auf die Bühne.
-das erste und eins der bessten dt. Lustspiele
-Die Einheit von Ort und Zeit ist gut gewahrt. Die Haupthandlung ist von heiteren
Nebenhandlungen umgeben.
-Die Sprache ist lebensfrisch und volkstümlich
Bahr: die beiden Hauptfiguren werden bis an den Rand des Tragischen geführt, sodass
der männliche Protagonist in eine Identitätskrise gerät und sich mit Shakespeares
Othello vergleicht. Die Verbindung des Ehrbegriffs mit der Geldproblematik
unterstreicht die Aktualität der Thematik. Die beiden zeigen, wie sie aus eigenen
Kräften einen Konflikt zu überwinden vermögen, in den sie ohne eigene Schuld
versetzt sind. Es geht nicht um die Verlachung eines Lasters wie bei Gottsched,
28
sondern um eine Tugend, deren übertriebene Auffassung durch das lachen korrigiert
wird.
Emilia Galotti (1772), Trauerspiel in 5 Akten
-Der Stoff ist der römischen Virginia nachgebildet.
-Lessing ersetzte die antike Welt durch eine zeitgenössische italienische.
-Der Dialog ist knapp, wortkarg ung lebenswahr.
-das erste musterhafte Trauerspiel, vorbildlich auf lange Zeit
Bahr: Mittelstand und seine Tugend stehen im Zentrum der Handlung. Emilias
bevorstehene Heirat wird als sozialer Aufstieg betrachtet. Der Konflikt besteht nicht
nur zwischen den Ständen sondern auch zwischen den Generationen. Die jüngere
Generation ist auf der Suche nach Autoritätsfiguren, die ihrer Aufgabe nicht
gewachsen sind.
Nathan der Weise (1779), dramatisches Gedicht in 5 Akten
-Der Stoff ist frei erfunden. Nur die Ringparabel findet sich bereits in Gesta
Romanorum, bei Boccaccio, bei Jonathan Swift und bei Gellert.
-Die Handlung spiel in Palästina, etwa zur Zeit des dritten Kreuzzuges (1189-1191).
-Die Tendenz des Stückes: Christentum, Judentum und Mohammedanismus sind
gleich gut. Gegenseitige religiöse Duldung fordert die Humanität.
-Nathan trägt die Züge von Lessings Freund Moses Mendelssohn. Er ist Kaufmann
und Gelehrter, ein Mann, der durchs Leben, nicht durch Bücher zum Weisen wurde.
-Das Drama wurde zuerst in Prosa abgefasst, dann in fünffüßige Jamben (Blankvers)
umgeschrieben.
Hohelied der Humanität und Toleranz, und damit der Vorläufer von Goethes
klassischen Dramen.
der Tempelherr besteht die Probe auf der Suche nach Autorität. Er hat die Freiheit der
Wahl.
Leipzig war seit dem Ende des 17. Jh. das Zentrum der Zeitschriftenproduktion. Die
Zeitschriften waren Medien, die das bürgerliche Lesepublikum nicht nur informierten,
sondern dessen Meinungsbildung beeinflussten.
Im ersten Heft führte Thomasius vier Personen ein, die auf einer Kutschfahrt von
Frankfurt nach Leipzig ins Gespräch kommen: Ein weitgereister Kavalier, ein
Gelehrter, ein Kaufmann und ein Schulmann diskutieren über neuerschienene Bücher
und teilen ihre Auffassungen, zum Beispiel zur Lektüre von Romanen, mit. Die Leute
sollten zum Lesen "angefrischet" werden.
Thomasius' Kritik an der lutherischen Orthodoxie, aber auch der Vorwurf, er habe
Leipziger Persönlichkeiten karikiert, brachten dem Herausgeber Schwierigkeiten mit
der Zensur ein. Schon das erste Heft der "Monatsgespräche" wurde bei der Leipziger
Bücherkommission angezeigt.
29
Gottscheds moralische Wochenschriften waren sehr populär. 1725 debütierte der
damals Fünfundzwanzigjährige mit den "Vernünftigen Tadlerinnen". Im
Unterschied zu anderen Wochenschriften auch in Deutschland wandten sie sich
vornehmlich an Frauen. Die Zeitschrift enthielt eine Vielzahl unterschiedlicher
Textformen, zu denen fingierte Gespräche, Briefe, Fabeln, Lieder und Geschichten
gehörten. Ähnlich wie Thomasius schrieb Gottsched seine moralischen
Wochenschriften unter der Maske fingierter Personen: In Ich Form plauderten die
bürgerlichen Damen Phyllis, Calliste und Iris und tauschten Meinungen aus, die den
Leserinnen als Vorbild dienen sollten.
Die neue Art von Monatsschrift veröffentlichte Arbeiten junger, noch unbekannter
Schriftsteller. Einer der beliebtesten Autoren des Jahrhunderts, Gellert, wurde durch
hier veröffentlichte Tierfabeln berühmt.
Allmählich gingen die Leipziger Schriftsteller in das Schweizer Lager über und
gründeten mehrere vor Gottsched unabhängige Literaturzeitschriften. Die
Verfasserschaft der Beiträge blieb nicht nur aus Furcht vor dem Professor Gottsched
anonym. Man wollte seinen Lesern gemeinsam gegenübertreten. In den "Neuen
Beyträgen zum Vergnügen des Verstandes und des Witzes" (Bremer Beiträge)
und der "Sammlung vermischter Schriften" wurden unter anderem Lustspiele
Gellerts und die ersten Gesänge von Klopstocks "Messias" veröffentlicht.
Christian Felix Weiße, der die "Bibliothek" jahrzehntelang fortführte, machte sie zu
einem einzigartigen Nachrichtenorgan, das über neueste künstlerische Entwicklungen
in ganz Europa informierte. Sie wurde fortgeführt als "Neue Bibliothek der schönen
und freyen Künste".
"Der Teutsche Merkur" (1773-1810) war eine der erfolgreichsten Zeitschriften der
Aufklärung und wurde vom Herausgeber Christoph Martin Wieland als
Kulturzeitschrift konzipiert, in der alle Gebiete des menschlichen Wissens vertreten
sein sollten.
Das Nachfolgeorgan der Zeitschrift erschien seit 1789 bei Göschen. Im "Neuen
Deutschen Museum" wurde der Blick vor allem auf die Wissenschaft und die
Französische Revolution gerichtet.
"Göttingische Anzeigen von gelehren Sachen", früher unter der Leitung von
Albrecht von Haller, erscheinen heute noch.
Im Zeitalter der Aufklärung gewann neben dem Drama auch der Roman an
Bedeutung.
Die erste bedeutende Poetik des Romans stammt von Friedrich von Blanckenburg:
Versuch über den Roman. Er orientierte sich an den englischen Roman und versuchte,
die noch kaum beachtete Gattung bekannt zu machen. Er sah im Roman eine
Weiterentwicklung des Epos. Beide Formen sind gleichrangig. Er unterschied das
Epos als Heldengedicht, das die Taten und Ereignisse darstellt und den Menschen aus
öffentlicher Sicht sieht, vom Roman, der die privaten Handlungen und Empfindungen
des Menschen darstellt. Die psychologisierende Schilderung im Roman bezweckt
größere Identifikationsmöglichkeiten des Lesers mit der Hauptfigur und hat damit
eine pädagogische Absicht.
53. Abenteuerromane der Aufklärungszeit
Gottfried Schnabel schrieb „Wunderliche Fata einiger Seefahrer“. Der Roman gehört
zur Gattung der von der englischen Litaratur beeinflußten Robinsonaden (Vorbild war
Defoes Robinson Crusoe“). Ludwig Tieck bearbeitete das Werk und gab es 1828
unter dem heute bekannten Titel „Die Insel Felsenburg“ heraus. Auf einer Insel
sammeln sich Gleichgesinnte, die alle zusammen eine große Familie bilden. Diese
31
imaginäre Insel im Südatlantik ermöglichte dem Ich-Erzähler und Protagonisten die
Verwirklichung der Utopie der bürgerlichen Großfamilie, die seiner Meinung nach in
dem Europa des Feudaliabsolutismus unmöglich war.
(Bahr: um 1700 hatten die Hauptformen des Barockromans ihre Bedeutung verloren.
Der Schäferroman war Ende des 17.Jhs. überholt. Der Pikaroroman degenerierte zum
Politischen Roman, während höfisch-historischer Roman in Formen des Galanten
Romans überging. Die einzig neue Form unter dem Einfluß von Defoe war die
Robinsonade oder bürgerliche Utopie. Schnabels ...stellt das charakteristische Beispiel
dieser neuen Gattung dar.)
Inzwischen drangen neue Vorbilder aus England und Frankreich ein, die der
Romankunst in Dt neue Impulse verliehen. Im 18. Jh galt der Roman als das
Erdichtete im Sinne des Phantastischen und Unglaubwürdigen. Der moderne Roman
hatte sich gegen dieses Vorurteil durchzusetzen. Wieland folgte mit Agathon.
Mit seiner Forderung nach Wahrscheinlichkeit, nach Protagonisten mittleren Standes
und nach natürlicher Sprache stimmte Gottsched im der „Critischen Dichtkunst“ mit
der modernen Romankritik der Aufklärung überein.
Der erste bürgerlich-realistische Roman, das Leben der Schwedischen Gräfin von G
von Gellert, gibt die Tendenz zur historischen Wahrscheinlichkeit im Gegensatz zum
Phantastischen bereits im Titel zu erkennen
1766 erschien die „Geschichte des Agathon“ von Christoph Martin Wieland. Mit
deisem Roman begann die Tradition des dt Bildungsromans. Im Mittelpunkt des
Romans steht ein Individuum, dessen Persönlichkeit im Laufe der Ereignisse so
ausgebildet wird, dass ein harmonisches Verhältnis von Charakter und Willen
entsteht. Es ist die Darstellung des Ichs in der Auseinandersetzung mit der Welt.
Menschen und Umgebung wirken auf den Helden. Das Motto für den im antiken
Griechenland spielenden Roman stammt von Horaz: was die Tugend und was die
Weisheit vermag. Agathon, ein junger Athener, erlebt alle Stufen der menschlichen
Existenz vom Sklaven bis zum Herrscher.
Wieland läßt Agathon, dem er autobiographische Züge verliehen hat, durch
Griechenland ziehen (Die Reise bzw das Wandern ist ein typisches Merkmal des
Bildungsromans) bis er eine vernünftige und in sich harmonische Lebensbasis findet.
Die einzelnen Schritte werden mit psychologischem Einfühlungsvermögen
geschildert. Die sich zur Persönlichkeit entwickelnde Hauptperson wirkt lebensech
und erlaubt eine Beteiligung des Lesers.
Er wurde pietistisch erzogen, studierte Philosophie, war Erzieher in der Schweiz und
Gast Bodmers (er enttäuschte so wie Klopstock seinen Mentor nach kurzer Zeit in
seiner Denk-und Dichtweise) , Herausgeber der dt Literaturzeitschrift „Der Teutsche
Merkur“. (In seiner Funktion als Nationaljournal beschränkte sie sich nicht nur auf
Kritik, sondern berücksichtigte eine Vielfalt von Themen und literrischen Fomen,
darunter auch Komentare zum politischen Zeitgeschehen wie Französische
Revolution)
Der bekannteste dt Dichter des Rokoko war Wieland. Er verfaßte auch Werke, die der
spielerischen Anmut der Rokoko-Literatur zuzuordnen sind. Das kleine Versepos
„Muarion oder die Philosophie der Grazien“: Musarion verkündet dem Jüngling
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Phanias ihre Philosophie des Maßes und des heiteren Lebensgenusses. Sie beweist
ihn, dass weder Weltverachtung noch Weltverherrlichung als Lebensideal gelten
kann.
Sein erster Roman „die Abenteuer des Don Sylvio“ weist die Struktur des Don
Quijote von Cervantes auf, der das Muster für den modernen europäischen Roman
abgab.
Sein letztes Versepos „Oberon“ verband Motive aus 1001 Nacht, Elemente aus der
französischen Ritterepik und Shakespeares Sommernachtstraum.das
Epos ist in Stanzen (achtzeiligen Strophen in fünffüßigen Jamben) geschieben und gilt
als Meisterwerk.
33
47. Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769)
34
25. „Sturm und Drang“ (1767-1785/90)
Die Epoche des Sturm und Drang ist eine Folge der Aufklärung: die junge Generation
wehrte sich gegen das Zweckmäßigkeitsdenken und gegen die Betonung der
Vernunft. Individualiltät wurde zum Programm; die Einheit von Leib, Seele und Geist
bestimmt den Menschen.
Die literarischen Epochen überschneiden sich zu dieser Zeit und erlauben kene
chronologische Reihung: Querschnittsanalyse :1779 entstand Lessings Nathan der
Weise als Höhepunkt der Aufklärung und die Urfassung von Goethes Iphigenie auf
Tauris, die den Anfang der Weimarer Klassik beeichnet. Zwei Jahre später erschien
Schillers die Räuber .
Die Sturm und Drang Epoche wird in der modernen Literaturwissenschaft heute
wenger als eine Vorstufe zur Klassik betrachtet, vielmehr wird die Bewegung als
ergänzendes, neues, dynamisches Stadium der Aufklärung verstanden.
Der Begriff „Sturm und Drang“ wurde von dem gleichnamigen Schauspiel Friedrich
Maximilian Klingers übernommen aber erst Ende des 19. Jh. als Periodenbegriff im
heutigen Sinne in die Literaturgeschichte eingeführt. Die Programmschrift der dt
Sturm und Drang Bewegung ist Herders Sammlung „Von dt Art und Kunst“.
Bei Korff wird der SuD als erste Phase mit der zweiten der Klassik und dritten der
Romantik zur Goethezeit zusammengefasst.
Die Bewegung wird auch „Geniezeit“ genannt, denn Hauptforderung war die
Überordnung des Genies über den Verstand. Der zentrale Begriff bezeichnete ein
neues Lebensgefühl, das Standesgrenzen und traditionelle Einschränkungen jeder Art
durchbrach. Die alles umfassende Persönlichkeit des Genies sollte Individualität,
Sinnlichkeit, Herz, Vernunft, Phantasie in sich vereinen. Natur, Kraft, Genie,
Leidenschaft und Gefühl waren die Kennworte der SuD Dichter. (Als Ideal galt nicht
der Dichter, der hochgebildet war und in jeder Gattung schreiben konnte. Gepriesen
wurde vielmehr das Genie, das sich seine Regeln und Gesetze selbst schafft. Im Genie
äußerte sich nach der Vorstellung des Sturm und Drang die schöpferische Kraft der
Natur. Die Natur wurde zum Inbegriff des Ursprünglichen, Elementaren, Göttlichen
und war nicht mehr das vernünftig Geordnete wie in der Aufklärung.)
Seit 1980 wurde die Aufklärung differenzierter gesehen und die Kontinuität stärker
hervorgehoben. Empfindsamkeit und SuD wurden als „radikalisierte Spielarten der
Auffklärung“ vestanden (Peter-Andre Alt)
Zur Aufklärung steht der SuD in bewusstem Gegensatz, dem Verstand wurden Herz,
Gefühl, Trieg, Fantasie entgegengesetzt, dem gebildeten Kulturmenschen der
Naturmensch entgegengestellt. Griechen und alte Germanen waren Vorbilder.
Hauptthema der Dichtung ist der Kampf des Naturmenschen mit der bestehenden
Kultur (Kampf um politische Freiheit, um Freiheit der liebe von Standesgegensätzen)
35
41. Drama im Sturm und Drang / 49. Schiller im SuD
Drama war die herausragende Gattung im SuD und wurde statt in Versen in Prosa
geschrieben (Ausnahmen: Goethes Urfaust und Schillers Don Carlos) Es erklärt am
besten den Gesamtcharakter der Bewegung.
Zusammen mit Herder und Goethe entwickelte er an Shakespeares Beispiel Theorien
für die Dramen: Aristoteteles, Lessing und die Franzosen wurden abgeleht, Personen
und Charaktere standen im Mittelpunkt. wie im Leben existierten neben den starken
und vorbildlichen Menschen auch die schwachen und haltlosen. Tragische und
komische Elemente wurden miteinander verbunden, Leidenschaft erregt. Die
klassischen Einheiten von Ort, Zeit und Handlung wurden aufgehoben. Die neue
Einheit lag in der Verbindung von Literatur und Wirklichkeit.
Die Tragödie Ugolino von Gerstenberg war ein Vorläufer des Dramas. Das Drama
behandelt den Hungertod des Grafen Ugolino, der nach der Befreiung der Stadt Pisa
mit seinen Söhnen in einen Turm geworfen wurde. Dante verwendete dasselbe Thema
im 3. Gesang des Inferno. Schiller wählte später einen ähnlichen Stoff in der
„Verschwörung des Fiesco zu Genua“. Im Unterschied zu ihm behandelte
Gerstenberg den politischen Konflikt ganz am Rande. Das Politisch-Historische dient
ihm zu zeigen, dass Ugolino nicht unschuldig leidet. Das Zentralthema stellt das
physische Verhungern dar, die Vernichtung aller Hoffnung auf Befreiung. Es geht um
die Freiheit des Glaubens angesichts der Versuchungen zum Kannibalismus und
Kindermord. Am Ende steht der Sieg des Geistes über die Macht des Todes. Im Tod
triumphiert Ugolino über seine Unterdrücker.
Eine ähnliche Turm-und Kerkerszene findet sich am Ende von Goethes Götz und
Urfaust sowie in der Hungerturmszene von Schillers Räubern. Turm und kerker
wurden zur SuD-Metapher der Welt als gefängnis und des Lebens als Kerkerhaft.
Goethes historisches Drama „Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand“
entspricht den neuen Theorien.
Ein weiteres Beispiel für das historische Drama des SuD ist Klingers Tragödie „Die
Zwillinge“. Einerseits wurde die Thematik auf die biblische Kainstat zurückgeführt,
andererseits wurde sie zur Kritik am feudalistischen Erbfolgerecht verwendet.
Neben den historischen Dramen entstanden im SuD Dramen in der Tradition des
bürgerlichen Trauerspiels, meist wurden konkrete Zeitprobleme und Mißstände
aufgegriffen. Im 18. Jh standen immer mehr Menschen im Dienst von einflußreichen
Persönlichkeiten, Fürsten oder der Kirche. Studenten und junge nicht-adelige Bürger
mussten als Privatlehrer Adelskinder unterrichten. J.M.R. Lenz kritisiert in „der
Hofmeister oder Vortheile der Privaterziehung“ die Arroganz der Adelsgesellschaft,
die den abhängigen Lehrer-Sklave im betreßten Rock- demütigt und ausbeutet. (Die
Selbstkastration am Ende dient als Metapher für die Selbstprostituierung des
bürgerlichen Intellektuellen als Hofmeister. Wie in den „Soldaten“ erhob Lenz die
Anklage nicht nur gegen den moralisch korrupten Adel, sondern auch gegen das
Kleinbürgertum, das dem Adel aus opportunistischen Gründen hofierte. Im
Hofmeister richtete sich der Vorwurf vor allem gegen die kleinbürgerliche Intelligenz
wie den Hofmeister, Dorfschullehrer und protestantischen Pfarrer, die mit ihrer
Unterwürfigkeit die Herrschaftsposition des Adels unterstützten und bestärkten).
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Das Motiv der unstandsesgemäßen Liebe und ihrer Folgen ist das Thema von
Wagners wichtigstem Stück „Die Kindermörderin“.
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Gemeinsamkeiten: die Ablehnung des französischen klassizistischen Dramas, die
Ablösung von der normativen Regelpoetik, die Hochschätzung Shakespeares, die
Verabsolutierung des Genies und die Faszination durch den Charakter oder großen
Helden
Götz stellt das einzige Drama des SuD dar, das die Bedingungen des
Geschichtsdramas erfüllte. Wie Shakespeare sich in seinen historischen Dramen auf
englische Chroniken stürzte, so verwendete Goethe die autobiographische
Lebensbeschreibung Herrn Gozens von Berlichingen aus dem 16. Jh. in der Struktur
übertraf Goethe sein Vorbild.
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mal wechselt der Schauplatz. Zwei Gruppen von Personen stehen sich gegenüber:
Götz und die Seinen und der Bischofshof im Bamberg. Bindeglied ist Weilingen.
Götz ist der Selbsthelfer, der Freund der Unterdrückten, der mann, den die Fürsten
hassen, derb und rau. Weislingen dagegen ist der Höfling, der Liebling der Frauen;
seine Schwäche grenzt an Charakterlosigkeit. Elisabeth, die besorge Hausfrau, ist ein
Abbild der Frau Rat. in Adelheim zeichnet Goethe das dämonische Weib, die
Verführerin. Franz und Georg sind Gegenbilder: Fant und Naturbursche.
Die literarische Bedutung ist groß. Götz ist der unmittelbare Gegensatz zum
französischen Drama und machte der gelehrten Dramatik und den französichen
Vorbildern ein Ende. An ihre Stelle trat Shakespeare als das Vorbild.
Das Drama verwirklicht zum erstenmal auf radikalste Weise die Befreiung von den
aristotelischen Regeln der Einheit von Ort, Zeit und Handlung. In unstilisierter, bildhafter
Prosa versucht Goethe mit zuweilen drastischer Ausdrucksweise der Realität möglichst
nahezukommen.
Neu ist in dem Stück auch, daß anstelle der importierten Stoffe aus der griechisch-
römischen Antike in Tragödien und Schäferspielen nun ein Gegenstand von 'nationalem'
Gehalt tritt. (Den Stoff zu dem Drama entnahm Goethe der Lebensbeschreibung des Herrn
Götz von Berlichigen, der Autobiographie eines Ritters aus dem 16. Jahrhundert, die 1731
in Leipzig erschienen war).
Freiheit und Gefangenschaft sind die beiden strukturbildenden Oppositionen des Dramas.
Der Freiheit zugeordnet sind darüber hinaus die Begriffe der Natur und des Edlen, dessen
Gegenpol als das Verderbte erscheint.
Die »eiserne Hand« wird zu einem zentralen Symbol der Demontage des freien und
naturhaften Individuums, die Hand als solche wird darüber hinaus zum 'gleitenden'
Bedeutungsträger, der verschiedene Figuren des Stücks markiert. So wird Weislingen in
der ersten Szene als »des Bischofs rechte Hand« bezeichnet. Die Hand ist die
Zentralmetapher des ganzen Stücks. In ihr steckt das Motiv der Freiheit ebenso wie das
der Verstümmelung.
Die Lyrik der SuD Zeit gliedert sich in den Bereich der Ballade und in die Lyrik des
jungen Goethe.
Mit dem Interesse am Volkslied, am Ursprünglichen und Lebendigen hing die
Popularisierung der Balladendichtung zusammen. Dazu kam der Einfluß von Bischof
Percys Sammlung „Reliquies of Ancient English Poetry“. Bisher war die Volksbalade
(italienisch ballare tanzen) mit ihrer sprunghaften und schematischen Erzählweise
bekannt, die an die mittelalterliche Heldenepik anschloß. Im 18. Jh. bagann die
Entwicklung der Kunstballade. Neue Themen waren soziale und religiöse Konflikte,
herrschende Normen wurden in Frage gestellt.
Gottfried August Bürger gestaltete in seiner volkstümlichen Ballade Lenore einfache
Empfindungen und das innere Wirken übersinnlicher strafender Mächte. Äußere
Handlung und psychische Vorgänge werden gleicherweise auf die Bühne gebracht.
Die Phantasie schloß beide Bereiche zur Einheit zusammen. Religiöse Motive, die
Sprache der Bibel und des Kirchenliedes, Wiederholungen, populäre Redewendungen
und lautmalende Passagen weckten unmittelbare Ergirffenheit bei der über den Tod
39
hinausgehenden Liebe zwischen der lebenden Lenore und ihrem verstorbenen
Bräutigam.
Zu besonders provozierenden Darstellung wurde das beliebte Motiv des vom Adligen
verführten Bürgermädchens das Motiv der Kindsmörderin in vielen Balladen
gestaltet.
Goethes frühe Balladen sind wenig gesellschaftskritisch geprägt. Erlkönig stekt voller
Andeutung und Symbole.
Typisch für die SuD Zeit ist auch die frühe Goethes Lyrik, die unter dem Einfluß
Herders stand.
Prometheus
Wichtiger als der Anwaltsberuf war Goethe die Dichtung. Ende 1771 brachte er –
innerhalb von sechs Wochen – die „Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der
eisernen Hand“ zu Papier. Nach einer Überarbeitung wurde das Drama 1773 als
„Götz von Berlichingen“ im Selbstverlag veröffentlicht. Das mit allen überlieferten
dramatischen Regeln brechende Werk fand begeisterte Aufnahme und gilt als das
Gründungsdokument des Sturm und Drang.[6]
Wieder schenkte Goethe den juristischen Studien wenig Aufmerksamkeit. Stattdessen
befasste er sich mit den antiken Autoren und verliebte sich in Charlotte Buff, Kestners
Verlobte. Als nach wenigen Monaten die Situation zu eskalieren drohte, verließ er
Wetzlar fluchtartig. Anderthalb Jahre später verwob er diese Erfahrung sowie weitere
eigene und fremde Erlebnisse in dem Roman Die Leiden des jungen Werther, den er
Anfang 1774 innerhalb von nur vier Wochen niederschrieb. Das hochemotionale
Werk machte seinen Autor binnen kurzem in ganz Europa berühmt. Goethe selbst
erklärte den ungeheuren Erfolg des Buches und das von ihm ausgelöste
„Wertherfieber“ später damit, dass es genau die Bedürfnisse der damaligen Zeit
getroffen habe. Der Dichter selbst rettete sich mit der schöpferischen Arbeit am
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Werther aus einer eigenen krisenhaften Lebenssituation: Ich fühlte mich, wie nach
einer Generalbeichte, wieder froh und frei, und zu einem neuen Leben berechtigt.[8]
Die Jahre zwischen der Rückkehr aus Wetzlar und der Abreise nach Weimar gehörten
zu den produktivsten in Goethes Leben. Außer dem Werther entstanden die großen
Hymnen (u. a. Ganymed, Prometheus und Mahomets Gesang), mehrere Kurzdramen
(u. a. das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern und Götter, Helden und Wieland) sowie
die Dramen Clavigo und Stella. Ein Schauspiel für Liebende. Auch griff Goethe in
dieser Zeit zum ersten Mal den Fauststoff auf.
Zu Ostern 1775 verlobte Goethe sich mit der Frankfurter Bankierstocher Lili
Schönemann. Die Beziehung litt bald unter der Unvereinbarkeit der Familien in
Milieu und Lebensstil, zudem fürchtete der Dichter, eine Ehe mit seinen
Lebensplänen nicht vereinbaren zu können. Um Abstand zu gewinnen, folgte er einer
Einladung der Brüder Christian und Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg zu einer
mehrmonatigen Reise durch die Schweiz. Im Oktober wurde die Verlobung aufgelöst.
Goethe, der unter der Trennung sehr litt, nahm nun eine Einladung des 18-jährigen
Herzogs Karl August zu einer Reise nach Weimar an.
BB: die Anregung boten Goethes Erlebnisse in Wetzlar, seine Neigung zu Charotte
Buff, der Braut seines Freundes Kestner. Den tragischen Ausgang gab der Selbstmord
des Gesandtschaftssekretärs Jerulasem in Wetzlar.
Inhalt: Werther, der Sohn einer wohlhabenden Witwe, schreibt aus der Ferne seinem
Freund Wilhelm seine Erlebnisse und Empfindungen. In seinem Nachbarort hat er
Charlotte, die Tochter des Amtsmannes, kennen gelernt. Er verliebt sich in sie,
obwohl sie bereits Braut ist. Da er seiner Neigung nicht mehr Herr werden kann, reist
er ab und wird Sekretär eines Gesandten. Es zieht ihn aber in die Nähe der Geliebten
zurück. Sein Gemüt verdüstert sich. Lotte sucht ihn zu beruhigen und ersucht ihn,
einige Tage fernzubleiben. Er sieht darin eine Abweisung, schreibt einen
Abschiedsbrief und erschießt sich.
Form: briefform, nur Briefe Werthers. Gegen Schluss von Erzählungen unterbrochen
41
Vorbild: war Rousseaus Briefroman. Die Jahreszeiten dienen zur Untermalung der
Stimmung. Die Beziehung beginnt im Sommer (Ruhe in der Natur), werden tragisch
(Novemberstürme) und enden mit dem Tod (im Dezember). Der Roman verkörpert
die nach innen schlagende Leidenschaft des SuD, das Übermaß des Gefühlslebens,
das mit der Außenwelt und mit ihrer Gegebenheit nicht fertig wird und in
Empfindsamkeit umschlägt.
Wiki: Inhalt
Die Handlung erstreckt sich über den Zeitraum vom 4. Mai 1771 bis 24. Dezember
1772.
Als junger Mann entflieht Werther dem Stadtleben und siedelt sich zuerst in einer
unbenannten Stadt, danach im benachbarten idyllischen Dorf „Wahlheim“ an. Er
genießt es, in der Natur umherzustreifen, und verarbeitet seine Eindrücke immer
wieder durch Zeichnungen. Eines Tages lernt Werther den Amtmann kennen, der ihn
zu sich einlädt. Werther schiebt den Besuch jedoch auf und hat ihn bald vergessen.
Auf der Fahrt zu einem Tanzvergnügen mit anderen jungen Leuten macht die
Kutschgesellschaft beim Haus des Amtmanns Halt, um dessen Tochter Lotte
abzuholen. Werther sieht sie, umringt von acht jüngeren Geschwistern, denen sie ihr
Abendbrot von einem Brotlaib abschneidet, und ist tief beeindruckt von dieser Szene;
vor allem aber von dem schönen Mädchen, das hier die Mutterrolle übernommen hat,
da der Amtmann verwitwet ist. Während des Balls, dem Ziel des gemeinschaftlichen
Ausflugs, fordert Lotte Werther „mit der liebenswürdigsten Freiheit von der Welt“
auf, einen bestimmten Tanz, den „Deutschen“, mit ihr zu tanzen. „Es ist hier so Mode,
fuhr sie fort, dass jedes Paar, das zusammengehört, beim Deutschen
zusammenbleibt“. Als Lottes Freundinnen das glückliche Einverständnis, das Lotte
und Werther beim Tanzen zeigen, bemerken, erinnern sie Lotte an „Albert“. Auf
Werthers Frage erklärt ihm Lotte, Albert sei „ein braver Mensch, mit dem sie so gut
als verlobt“ sei. Im Verlauf des Abends zieht ein Gewitter herauf. Werther und Lotte
betrachten anschließend vom Fenster aus die noch regenfeuchte, erfrischte Natur.
Beiden kommt das gleiche Gedicht in den Sinn, eine Ode von Klopstock. Werther
interpretiert dies als Ausdruck ihrer Seelenverwandtschaft. Von nun an sucht Werther
zunehmend die Nähe Lottes.
Als Albert, Lottes Verlobter, von einer Geschäftsreise zurückkehrt, ändert sich
Werthers Stimmung allmählich. Es entsteht ein platonisches Dreiecksverhältnis.
Albert und Werther freunden sich zunächst an. Als Werther aber bemerkt, dass er
seinen starken Gefühlen für Lotte aus Rücksicht auf Albert nicht nachgeben darf,
verlässt er das Dorf, um Abstand zu gewinnen. Werther arbeitet eine Zeit lang bei
einem Gesandten am Hofe, aber die Pedanterie seines Vorgesetzten und die bornierte
Enge der höfischen Etikette lassen ihn erkennen, dass er in jener Gesellschaft nur eine
Außenseiterrolle spielt und sich nicht mit ihr identifizieren kann. Als er eines Tages
vom Grafen C. aus einer adeligen Runde vorsichtig hinauskomplimentiert wird, da
sich viele Anwesende vom Bürgerlichen Werther gestört fühlen, reicht er seine
Kündigung ein. Er hält sich zuerst bei einem Fürsten auf und kehrt später nach
Wahlheim und zu Lotte zurück.
Inzwischen sind Lotte und Albert verheiratet. Werther besucht Lotte dennoch immer
wieder, bis diese sich bedrängt fühlt und ihn (auch auf Alberts Wunsch hin) bittet, erst
zu Weihnachten (vier Tage später) zurückzukehren. Als Werther vor Ablauf dieser
Frist Lotte in Alberts Abwesenheit besucht und ihr aus seiner Ossian-Übersetzung
Gedichte vorliest, werden die beiden, wie bei der Klopstock-Szene, von ihren
Gefühlen überwältigt. Doch als Werther Lotte leidenschaftlich zu umarmen und
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küssen beginnt, reißt diese sich verwirrt los, flüchtet und schließt sich im
Nebenzimmer ein. Um Lottes Ehre und Ehe nicht weiter zu gefährden, beschließt
Werther, sich das Leben zu nehmen und erschießt sich um Mitternacht vor
Heiligabend mit einer von Albert (für eine Reise) ausgeliehenen Pistole. Am nächsten
Morgen wird er in seiner charakteristischen Kleidung (im blauem Frack mit gelber
Weste) tödlich verwundet aufgefunden. Gotthold Ephraim Lessings Buch „Emilia
Galotti“ liegt aufgeschlagen auf seinem Pult. Gegen zwölf Uhr mittags erliegt er
seiner Kopfverletzung. Ein christliches Begräbnis bleibt dem Selbstmörder verwehrt.
Der Sohn eines pietistischen Kantors und Lehrers studierte Medizin, Theologie und
Philosopie, arbeitete als Lehrer. Er lernte Goethe kennen, dessen Frühwerk er
entscheidend beeinflußte. Ab 1776 lebte er als Oberhofprediger in Weimar.
Seine Schrift „Fragmente über die neuere dt Literatur“, mit der der Beginn des SuD
aufgesetzt wird, sind eine Kritik nach dem Muster der „Berliner Literaturbriefe“
Lessings. Hamanns Gedanken bilden die Grundlage. Poesie ist die Muttersprache des
Menschengeschlechts. Er fordert eine volkhafte Eigenkultur und begründet in diesem
Werk neue literarische Methode: ein Dichtwerk ist nicht, wie Lessing es tut, nach
vorgefassten Regeln zu beurteilen, sondern man muss sich in die dichtung einfühlen.
Er unterscheidet Kunstpoesie und Naturpoesie. Im Mannesalter wird die Poesie zurr
Kunstpoesie und entfernt sich von der Natur.
„Kritische Wälder“ ist veranlasst durch Lessings Laokoon. Hier setzt er sich mit
diesem auseinander und weist auf Bibel und Homer als Hauptvertreter volkstümlicher
Dichtung hin.
„Abhandlung über den Ursprung der Sprache“ : Sprache ist Ausdruck der
Unterscheidung eines neuen Lebensinhaltes; in jedem Wort ist ein tiefes Urerlebnis
des Menschen festgehalten. Die erste Sprache war poetisch, unter Einfluss vom Klima
und Lebensweise hat sich die Sprache verändert.
(Er sah eine direkte Verbindung zwischen der Entwicklung der Sprache und der
Bildung und Entwicklung des Menschengeschlechts.)
„Von deutscher Art und Kunst“ auch hier stellt er die Volks- und Naturpoesie über
die Kunstpoesie und würdigt das Volkslied.
„Vom Geist der hebräischen Poesie“ erklärt die Bibel als Sammlung alter Schriften,
die Bibel ist für ihn die älteste Poesie überhaupt
„Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ hier entwickelt er die
Abhängigkeit des Menschenlebens von der umgebenden Natur. Aus der Betrachtung
der Kulturen des Orients, Griechenlands und Rom leitet er eine Geschichtsphilosophie
ab, er zeigt wie aus Boden, Klima und Volk eine entsprechende Kultur erwächst.
Seine Bedeutung liegt in der Sammlung der Volkslieder . er schuf den Ausdruck
Volkslied. (in den Volksliedern wollte er die unverfälschte Volksseele finden. Die
Wirkung dieser Sammlung beschränkte sich nicht auf Dt, sondern regne auch
slawischen Völker an, die Wurzeln ihrer Dichtung zu erforschen)
„Journal meiner Reise im Jahre 1769“
Herder wurde bekannt durch sein Auftreten gegen die Kritik der Vernunft von Kant,
die er einen Wortnebel nannte. Anstatt die Vernunft zu kritisieren ist es nach Herder
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zweckmäßiger, mit der Untersuchung der Physiologie der Erkenntnisfähigkeiten des
Menschen zu beginnen.
Gegen Kant war auch seine These gerichtet, daß zuerst die Sprache entsteht, und erst
danach die Vernunft auftritt.
Kant habe unrecht, wenn er die Begriffe Raum und Zeit für apriorisch hielt, denn in
Wirklichkeit, behauptet Herder, entstanden sie aus der Erfahrung.
Ausdruck des Menschen ist die Sprache und deren reinster Ausdruck wiederum die
Literatur.
Erst durch Sprache wird für Herder - ebenso wie für Hamann - der Mensch zum
Menschen. Ohne Sprache gibt es keine Vernunft.
Stärker als Hamann hebt er den historischen Charakter der Sprache hervor. Der
Mensch selbst ist seinem Wesen nach geschichtlich. Daher nimmt in Herders Werk
die Geschichtsphilosophie einen zentralen Platz ein.
Herder legt besonderes Gewicht auf die Verschiedenheiten zwischen den einzelnen
Kulturen und Epochen. Jedes Volk besitzt seinen besonderen Geist, den Volksgeist.
Herder bestimmt die Geschichte als zweckgerichtete (teleologische) Bewegung, als
Entwicklung zur Humanität hin.
Er meinte, dass die älteste Dichtung die besste ist, weil sie ein völlig instinktiver
Gefühlsausdruck gewesen war. Er entdeckte die dt. Volksdichtung der früheren
Jahrhunderte.
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