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Knjizevnost 2 / skripta – po pitanjima za usmeni

40. Lehrbühne und Schultheater

Die Humanistendramen wurden in lateinischer Sprache nach antiken Vorbildern im


16. Jh aufgeführt. Die Dramen wurden in Akte und Szenen eingeteilt, die Einschnitte
durch das Auftreten von Chören gekennzeichnet. Prolog, Argument-das den
Spielinhalt wiedergab-und Prolog waren feste Bestandteile. Die Bühne hatte die
besondere Form der „Badezellenbühne“: mit Vorhängen abgeteilte Schauplätze.
Moralische Lehrsätze wurden in der Sprielform leicht verständlich vermittelt. Nicht
die Handlung war betont, sondern durch die vorherige Bekanntgabe des Inhalts traten
die Gestalt und das Wort mehr in den Vordergrund. So war das Drama für die oft
spielenden Schüler (Schuldrama) eine gute Übung in lateinischer Sprache und
gesellschaftlichem Auftreten. Stoffe des Alten und Neuen Testament wurden
bevorzugt, die Dramen unterstützten die moralisch-didaktischen Absichten der
Kirche.
-die Aufgabe des Schultheaters, dessen Tradition bis ins späte Mittelalter
zurückreicht, bestand bei den Humanisten des 16. Jhs wesentlich darin, Kenntnisse
über die Antike auf spielerische Weise zu vermitteln, die biographien einzelner
Autoren in Szene zu setzen und mit der griechisch römischen Welt vertraut zu
machen, indem es Stoffe aus Mythologie und Geschichte anschaulich darbot. Auch
biblische Themen, Heligenviten des frühen Christentums und Überlieferungen der
Kirchenväter waren als Grundlage des Schulactus willkommen.
Verbesserung der Sprachsicherheit durch Konfrontation mit einer Vielzahl von
Stilmitteln, Schulung des Gedächtnisses (memoria) und der Vorführungstechnik
(actio, pronuntiatio) zählten zu den Aufgaben, die das Schultheater zu erfüllen hatte.
Die Breslauer Gymnasien standen im Mittelpunkt. Sie inszenierten Opitz’ Judith,
Gryphius’ Papinian, Lohensteins Cleopatra und Sophonisbe.

45. Bedeutung des Ausdrucks Barock

Im 17. Jh entwickelte sich in der Literatur, Architektur, Malerei und Musik die
Stilepoche des Barock. Die Barockdichtung ist überladen, verzerrt und schwulstig.
Der Name wurde erst im 18. Jh für die Kunst des vergangenen Jhs gebraucht, in
abwertender Weise. Barroco ist portugiesisches Wort und bedeutet unregelmäßige
Perle. Dieses weist auf verschiedene, gegensätzliche Komponenten hin, aus denen
sich das Lebensgefühl der Menschen in diesem Jh zusammensetzte: Freude und
Schmerz klingen aus Gedichten, in den Romanen spürt man Lebensgier und die
Sehnsucht nach dem Jenseits.

Bahr:die Etymologie des Wortes barock ist nicht eindeutig geklärt, neben der
Herleitung aus dem Portugiesischen für die unregelmäßige, schiefrunde Perle,
behauptet sich die Ableitung aus ital. Baroco, einer besonders abwegigen Form des
Syllogismus. Der Begriff taucht im 18,Jh. in den romanischen Ländern und in
Deutschland auf als Bezeichnung für von der Norm Abweichendes, Verzerrtes,
Bizarres.

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55. das Geschichtsbild im Barock

Dieses Jh wurde vom Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) geprägt. Er entstand durch


die Auseinandersetzung zwischen Protestantismus und Katholizismus-Reformation
und Gegenreformation. Große Teile Deutschlands wurden verwüstet, ein Drittel der
Bevölkerung kam ums Leben. Der Krieg endete mit Westfälischem Frieden. Infolge
des Krieges ist das Jh bestimmt durch Pessimismus und Todesangst, Lebenshunger
und Sehnsucht nach Genuss.
Trotz der großen Kriegschäden gelang den vielen kleinen Fürstenhöfen rascher
Wiederaufbau. Nach französischem Vorbild wurden die Fürstenhöfe zu Mittelpunkt
des politischen u. kulturellen Lebens. Im Bereich des Staates und der Kirche herrschte
der Absolutismus.
Die Gegenreformation wurde von katholischen Ländern Europas unterstützt. Man
spürte das auch in der Literatur. Statt Volksbücher entstanden literarische Formen aus
den romanischen Ländern-das Sonett, die Ode, das Epigramm. Es entstand ein
Durcheinander und da erschien Opitz’ Buch von der Deutschen Poeterey.

Bahr: in wirtschaftspolitischer Hinsicht hat die territoriale Zersplitterung


katastrophale Folgen. Im Vergleich zum Aufstieg benachbarter Staaten, insbesondere
der neuen Seemächte Holland und England, stagnierte die Entwicklung in den dt.
Fürstentümern, durch den Krieg wird sie um ein Jh. zurückgeworfen.
Der Westfälische Friede brachte dem Jh nicht das ersehnte Ende militärischer
Auseinandersetzungen. Der schwedisch-polnische Krieg involvierte Kurbrandenburg
und Österreich, die Türkenkriege diktierten seit 1661 die kaiserliche Politik, und vor
Ende des Jhs kam es zum Reichskrieg gegen Frankreich.

2. Martin Opitz` Werk (1597-1639)

Opitz war Schlesier, studierte in Ffm/Oder und Heidelberg. Wurde Mitglied der
„Fruchtbringenden Gesellschaft“. 1625 wurde er zum Dichter ,poeta laureauts,
gekrönt. Er war Sekretär und Kanzleileiter beim Grafen von Dohna. Später
Hofhistoriograph und Sekretär des Königs von Polen in Danzig, wo er später an der
Pest starb.
Als Theoretiker ist er von großer Bedeutung, in allen seinen Schriften zeigen sich
seine deutsche Gesinnung und sein religiöses Gefühl. Zu seiner Zeit war er stark
überschätzt, später ist er in Vergessenheit geraten.
Als Zwanzigjähriger schrieb er „Aristarchus oder über die Verachtung der dt.
Sprache“, wo er seine These aufstellte, das Lateinische habe mit dem Niedergang des
römischen Reiches seinen Glanz verloren. Seine Gedichte sollen die Ebenbürtigkeit
des Deutschen belegen.
Sein bedeutendstes Werk ist „Buch von der deutschen Poeterey“. Es ist eine
Renaissancepoetik nach französischem und holländischem Vorbild. Er wurde
Begründer der Gelehrtendichtung des 17. und 18. Jhs. Für ihn ist Dichtkunst
erlernbar, er gibt genaue Regeln: die Stammsilbe ist zu betonen, Wort- und
Versbetonung müssen übereinstimmen. Hebungen und Senkungen müssen regelmäßig
wechseln. Er führt Jambus (steigender Versfuß, bestehend aus einer Senkung und 1
Hebung) und Trochäus (fallender Versfuß, bestehend aus 1 Hebung und 1 Senkung)
ein, gibt der Ode ihre Form.

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Die Sprache der Dichtung sollte hochdt sein, nicht mehr lateinisch oder mundartig,
Fremdwörter sollten vermieden werden. Diese Anschauungen halten sich bis zu
Gottsched und Klopstock.
Als Lyriker pflegte er das Sonett im Maß und Bau des Alexandriners und das
Epigramm.
In dem Gedicht Zlatna rühmt er das Landleben.
„Das Trostgedicht in den Widerwärtigkeiten des Krieges“ zeigt seine religiöse
Gesinnung.
Er übersetzte die Trojanerinnen von Seneca und die Antigone von Sophokles, er
leitete die dt Oper ein, mit seiner Übersetzung des Argenis begann der politische
Staatsroman, mit seiner „Schäferei von der Nimfen Hercinie“ der deutsche
Schäferroman. Mit Übersetzungen wollte er zeigen, was in anderen-englischen
Literatur seit 16. Jh möglich war und in Dt möglich werden sollte.

24. Sprachgesellschaften

In der ersten Hälfte des Jhs schlossen sich Gelehrte, Adlige, Dichter und Fürsten in
Gesellschaften zusammen, um die Muttersprache zu pflegen und sie von fremden
Einflüssen freizuhalten. Später kümmerten sie sich um Einheitlichkeit der
Orthographie. 1617. wurde nach italienischem Vorbild die „Fruchtbringende
Gesellschaft“ (auch Palmenorden genannt) in Weimer gegründet. Zu ihrem
Mitgliedern gehörten Opitz, Logau, Gryphius.
Durch Initiative Philipp von Zesen entstand in Hamburg „Deutschgesinnte
Genossenschaft“, Harsdörffer gründete „den gekrönten Blumenorden“ (die
Pegnitzschäfer). Die beiden haben erfolgreich Verdeutschung durchgeführt:
Tondichter, Selbstlaut, Mitlaut usw.

1. Prosa im Barock / 18. Schelmenromane / 19. Schäferdichtung

Der deutsche Prosaroman entwickelte sich aus den höfischen Versepen. (In der
Barockzeit herrscht der umfangreiche Roman vor, er verdrängt die Schwänke-
pointiert zugespirtzte Wiedergabe komischer Begebenheiten) Im Zeitalter des Barock
sprach man nicht von der Gattung Roman. Erst später versuchte man diese neue
Prosaform vom Epos zu unterscheiden. Die Romane des Barocks lassen sich in
verschiedene Kategorien einteilen.
Schäferroman geht zurück auf antike Hirtendichtung und entwickelt meistens eine
Liebesgeschichte, die im Kontrast zum gleichzeitig ablaufenden politischen
Geschehen steht. Die Handlung spielt sich zwischen locus amoenus und locus
terribilis – Idylle und Schrecken ab.
Die Amadis Romane aus Spanien, Longos Daphnis und Chloe und Boccaccio hatten
Einfluß auf diese Entwicklung der dt Literatur.
Opitz schrieb die Schäferei von der Nymphen Hercinie. Die Hauptfigur ist Opitz
selbst, der in Hirtenkleidung eine Wanderung durch das Riesengebirge unternimmt.
Er führt viele Gespräche mit Freunden und eines Tages treffen sie die Nymphe
Hercinie, die der ganzen in Gedichtform geschriebenen Geschichte eine unwirkliche
Wendung gibt. Die Nymphe führt die Kameraden in eine Grotte, macht sie mit den
Wundern des Berges vertraut, mit dem Geist des Risengebirges, dem Rübezahl.
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Philipp von Zesen hat auch Schäferroman „Ritterholds von Blauen Adriatische
Rosemund“ geschrieben. Hier wird der große Konflikt der Zeit, der Krieg zwischen
Katholizismus und Protestantismus verarbeitet. Die katholische Rosemund aus
Venedig hat keine Hoffnung, den evangelischen Dichter heiraten zu können.
Das Schäferkostüm findet sich in fast allen Gattungen der Barockdichtung: ein
B/B:Zeichen der Vorliebe für Maskerade, auch der Sehnsucht nach idealisierten
natürlichen Leben. Man versuchte durch die Flucht in Schäferdasein dem Waffenlärm
der Kriege zu entgehen. In der Schäferlandschaft herrscht immer Frühling, Jugend,
Freude. Galante und sentimentale Abenteuer zwischen Schäfern, Göttern und
Nymphen sind Inhalt dieser Dichtung.
Der Staatsroman auch höfischer, heroischer Roman genannt, setzte sich um 1640
durch. Ort der Handlung war immer die Umgebung der obersten Gesellschaftsschicht,
die Helden waren Idealtypen. Im Mittelpunkt stand ein Liebespaar, das viele
Abenteuer bestehen muß, bevor es zusammenkommt. Diese Romane erfüllten eine
erzieherische Funktion. Die dargestellte Zeit wurde durch viele parallel geschehende
Ereignisse erweitert. Herzog Anton Ulrich von Braunschweig schrieb „Die
Durchleuchtige Syreninn Aramena“.
Schelmenromane haben als Wurzel den spanischen Picaro-Roman und die dt.
Schwankliteratur des 16Jh. der Roman spielt unter besitzlosen Schichten, meistens
unter Soldaten des Dreißigjährigen Krieges. Sie haben wenig ausgebildetes
moralisches Empfinden. Die Romane sind in der Ich-Form geschrieben und berichten
von den Lebensumständen eines im Elend aufgewachsenen Menschen, der sich mit
allen Mitteln seinen Weg durchs Leben bahnt. Der Held ist ein negativer Held, er
kann sich nur mit Gaunerei durchs Leben schlagen.
Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen:der abenteuerliche Simplicissimus
Teutsch, es ist zugleich der erste dt Prosaroman.
Der politische u. der galante Roman: Christian Reuter:Schelmuffskys curiose und
sehr gefährliche Reisebeschreibung zu Wasser und Land

65. Philipp von Zesen (1619-1689)

Aus Dessau, machte viele Reisen, führte ein rastloses Leben, das ihn durch Europa
brachte, lebte zuletzt als Berufsschriftsteller in großer Armut. Er war Sprachpurist, ein
Vers-und Orthografiereformer. Durch seine Initiative entstand 1643 in Hamburg
„Deutschgesinnte Genossenschaft“.
Philipp von Zesen hat Schäferroman „die adriatische Rosemund“ geschrieben. Hier
wird der große Konflikt der Zeit, der Krieg zwischen Katholizismus und
Protestantismus verarbeitet. Die katholische Rosemund aus Venedig hat keine
Hoffnung, den evangelischen Dichter heiraten zu können.
Schrieb zahlreiche geistliche und weltliche Lyrik, die Geschichte zweier biblischen
Helden in „Assenat“ und „Simson“.

12. Christian Reuter (1665-1712)

Er richtet sich gegen Abenteuer- und Reiseromane in seinem „Schelmuffskys curiose


und sehr gefährliche Reisebeschreibung zu Wasser und Land“. Das ist der erste
bürgerliche humoristische Roman. Reuter wagte den Angriff gegen die Phantastik des
barocken Romans, indem er ihn in seiner Lügengeschichte zur Groteske steigerte.
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Der Held ist ein Lügner, er kommt wegen einer Ratte früh zur Welt, wird von der
Mutter in die Welt geschickt, er besteht viele Abenteuer, wird Liebling der Damen,
Gast des Großmoguls und Papstes, wird immer wieder ausgeraubt.
In dem Kontrast zwischen seiner Galanterie und Rüpelhaftigkeit spiegelt der Roman
die Überlebtheit der barocken Kultur. Ebenso sarkastisch sind „Ehrliche Frau zu
Plissine“ und „Der ehrlichen Frau Schlampampe Krankheit und Tod“ , in denen er
die groben Manieren einer wohlhabenden Bürgerfamilie, die über ihren Stand
hinausstrebt, mit der erträumten Vornehmheit kontrastiert.
R ismeva primitivni gradjanski mentalitet, komika izbija iz kontrasta izmedju onog
sto bi ti ljudi hteli da budu i onog sto jesu. Hvalisavi sin porodice koju je ismejao
posluzio mu je kao model za junaka Schel.
Der Hohn, mit dem der Student Reuter sich hier an seiner Leipziger Wirtin rächt, trifft
zugleich den neuen bürgerlichen Bildungsanspruch, der, hier auf einen eitlen
Prahlhans übertragen, der Lächerlichkeit anheimfällt.

5. Drama im Barock

Neben den Romanen entstanden zu dieser Zeit viele Dramen. Am Anfang des
barocken Schauspiels stand das prunkvoll ausgestattete Jesuitendrama, in dem mehr
als hundert Darsteller mitspielten. (die Ordensgemeinschaft der Jesuiten setzten ihr
Schultheater als gegenreformatorische und politische Propaganda ein. In den seit 1567
existierenden Jesuitendramen wurde in lateinischer Sprache der Triumph der Kirche
über ihre Feinde gefeiert.)
Ähnlich wie Jesuitendrama verfolgte auch das protestantische Schuldrama
didaktische Absichten. (Christian Weise)
Aus England kamen Ende des 16.Jhs Laienspielgruppen nach Dt und zeigten während
der Messen und Jahrmärkte Singspiele, Kömedien und Tragödien von Shakespeare
und seinen Zeitgenossen. In Dt beginnt die Entwicklung solcher Schauspiele erst in
der zweiten Hälfte des 17. Jhs.
Andreas Gryphius´ Stück Absurda Comica oder Herr Peter Squentz lehnt sich an
Shakespeares Sommernachtstraum an. In seinem Horribilicribrifax kann man
Einflüsse von italienischen Kömedien u dt Volksstücken aus dem 16. Jh feststellen,
doch die Sprache des Stückes gibt ihm seinen eigenen Charakter: am Ende des
Dreißigjährigen Krieges gab es unter den Soldaten ein großes Sprachengewirr, hier
kann man sieben Fremdsprachen zählen.
Die Tragödie hatte einen andren Ursprung. Opitz übersetzte Troerinnen von Seneca
und im Vorwort nannte er die Tragödie „die führnehmste Art der Poeterey“.
Georg Philipp Harsdörffers dichtungstheoretische Schrift „Poetischer Trichter“
behandelt datailliert den Aufbau, die Personenauswahl und die Sprache der Tragödie.
Entsprechend den fünf Akten soll nach ihm ein Trauerspiel fünf Tage dauern, und
„die Lehr- und Denksprüche sollen gleichsam des Trauerspiels Grundsäulen sein.“
Am Ende des Dramas der Barockzeit stand Daniel Casper von Lohenstein.
„Cleopatra“ ist stark von Gryphius beeinflußt, weist aber in der Figur des Oktavius
bereits auf die kommende Zeit der Aufklärung hin.

54. Christian Weise (1642-1708)

Bahr: Rektor des Gymnasiums, in seinen zahlreichen, für das Programm der eigenen
Schule verfaßten Stücken setzt er sich über die Vorschriften der zeitgenössischen
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Poetik hinweg und schafft, die Tradition des protestantischen Schuldramas
weiterführend, in pädagogischer Absicht ein Theater, das für Mitwirkende wie für
Zuschauer eine Vorbereitung auf spätere „öffentliche Rollen“ und die Anforderungen
der Gesellschaft sein wollte. Er opponiert weder gegen die höfische Orientierung der
Gesellschaft noch gegen deren absolutistische Regierungsform.
Sein gelungenstes Stück ist die Dramatisierung des Volkaufstandes in Neapel im
Jahre „das Trauer-spiel von dem Neapolitanischen Haupt-rebellen Masaniello“. Er
befürwortet nicht die Revolution, sondern läßt Mitleid mit dem Volk erkennen.
Er ersetzt den Alexandriner durch eine schlichte, dem natürlichen Sprachton
angepaßte Prosa und bringt alle sozialen Schichten, vom Vizekönig bis zum
Banditenhäuptling, auf die Bühne.
Martini: er trat als Sprecher des zur Teilnahme am politischen Leben drängenden
Bürgertums auf. Er warb für ein Erziehungsideal; wollte natürlich, schlicht, praktisch
und beweglich schreiben. Seine Lyrik ist voll Witz und Leben, sein Drama hatte das
Ziel einer moralischen Erziehung. Immer ging es in seinen 60 Dramen biblischen,
politischen und schwankhaften Inhalts um das Bild der Schicksalswege in dieser
irdischen Welt. In Masaniello schrieb er die Tragödie des Fischers, Die drei klügsten
Leute in der ganzen Welt, Die drei ärgsten Erznarren in der ganzen Welt, Der
poltische Näscher
„klug ist wer sein Glück befördern, seine Affekte regieren und sich vor seinen
Feinden hüten kann. En Mensch lebet darum in der Welt, daß er soll glücklich sein.“
Daraus sprach kein religiöses oder heroisches Ideal, sondern das praktische Denken
des Bürgers, der ein nützliches, gutes und erfolgreiches Leben führen will.
Bäuerlicher Machiavellus je komedija urodjene ljudske zloce, Tobias und die
Schwalbe radjena je po Grifijusovom Peteru Skvencu a Der niedeländische Bauer
obradjuje pricu o seljaku koji sanja da je kralj. Die unvergnügte Seele nagovestava
sentimentalizam. On je gradjanski moralizaotr kome je stalo da ljude pouci putem
satire. Sa njim pocinje prosvetiteljska literatura.

13. Andreas Gryphius (1616-1664)

Sohn eines evangelischen Archidiakons, hatte schwere Kindheit während des


Dreißigjährigen Krieges. Schon als 15-jähriger schrieb er ein Epos über den
betlehemitischen Kindermord, wurde akademischer Lehrer, beherrschte 10 Sprachen
und unternahm viele Studienreisen nach Frankreich, Italien und Holland, wurde
Syndikus der Stände des Fürstentums Glogau. Er ist der bedeutendste dt Dramatiker
vor Lessing. Im Dulden und Ausharren sieht er den Zweck des menschlichen Lebens.
Martini: Der Erzähler Gryphius begann mit zwei lateinischen Epen. Der Lyriker
wandte sich Ode, Sonett und dem Kirchenlied zu. Düsternis liegt über ihnen. Aus
Weltverzweiflung befreit der Glaube an Tod als Durchgang zum Ewigen.
Werke:
Seine erste Tragödie „Leo Armenius“ handelt von der konspirativen Ermordung des
byzantinischen Feldherrn Leo Armenius. In diesem fünfaktigen Stück wird das
Prinzip des Absolutismus sichtbar. (leo verliert durch die Revolution den
unrechtmäßig erworbenen Thron und das Leben). Die Machthaber sind über Recht
und Unrecht erhaben, selbst der Sturz eines Tyrannen erzeugt immer wieder neue
Tyranne. Leo Armenius ist in alexandrinischen Versen geschrieben. Am Ende des
Aktes, den G. Abhandelung nennt, wird der Chor aus der griechischen Tragödie
nachgeahmt.

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In „Carolus Stuardus“ behandelt er die Hinrichtung Karls I von England im Jahre
1649. Gepriesen wird die Größe im Erdulden des Leidens.
„Catharina von Georgien“ ist ein Märtyrerdrama. Da sie die Hand des Schah von
Persien ablehnt, erträgt sie acht Jahre grausamer Haft und Hinrichtung. (die
Glaubenstreue der Königin widersteht alles)
In „Cardenio und Celinde“ wird die Vergänglichkeit von Glück und Leben gelehrt.
„wer hier recht leben will und jede Krone erben, die uns das Leben gibt: denk jede
Stunde ans Sterben“ sagt Cardenio. Es ist das erste bürgerliche Trauerspiel.
Lustspiele:“Absurda comica oder Herr Peter Sequentz“ der Schulmeister Peter ist
ausersehen, zu Ehren des Landesherrn ein Spiel zu dichten. Er verfasst „Pyramus und
Thisbe“, die ungebildeten Schauspieler aus dem Handwerkerstand machen bei der
Aufführung Fehler, wodurch der Fürst sich unterhaltet. Gryphius bringt Handwerker
auf die Bühne, diese Komödie ist unregelmäßig gebaut, besteht aus drei
verschiedenen langen Akten und verwendet manchmal derbe Sprache, sie lehnt sich
auf Shakespeares Sommernachtstraum an.
„Horribilicribrifax“stellt die beiden Soldaten vor, die durch Liebesintrigen große
Verwirrungen stiften. Hier kann man Einflüsse von italienischen Kömedien u dt
Volksstücken aus dem 16. Jh feststellen, doch die Sprache des Stückes gibt ihm
seinen eigenen Charakter: am Ende des Dreißigjährigen Krieges gab es unter den
Soldaten ein großes Sprachengewirr, hier kann man sieben Fremdsprachen zählen.
Das Stück richtet sich gegen die Sprachmengerei der Halbgebildeten, die G durch
Sprachgemisch verspottet.
„Die geliebte Dornrose“ bringt die Bauern auf die Bühne. Zwei Liebesgeschichten
werden dargestellt, die eine spielt in hohen, die andre in niederen Kreisen. Der Liebe
der Kinder stellt sich die Feindschaft der Eltern entgegen. Es wurde im schlesischen
Dialekt geschrieben.
Gryphius brachte die leidvollen Erfahrungen des Dreißigjährigen Krieges in seine
Dichtung ein. Er stellt mit ausdrucksvollen Bildern und oft pathetischen Worten die
Vergänglichkeit dar:“die Herrlichkeit der Erden muss Staub und Asche werden.“.
Viele Sonette zeugen von der Unsicherheit des barocken Menschen, der die Welt als
Jammertal erlebt. Es gab zwei Haltungen: entweder die Flucht in den trotzigen
Lebensgenuß „capre diem“-nutze den Tag, genieße den Augenblick oder die
Hoffnung auf das rettende Jenseits, in dem der Mensch Gottes Ewigkeit erfahren darf.
Das Lebensgefühl des Menschen, ein Spielball der Götter zu sein, und der dem
barocken Zeitalter typische Gedanke der vanitas –Eitelkeit aber auch Vergänglichkeit-
werden besodners im Gryphius` Sonett anschaulich gemacht: „Es ist alles eitel“
“Sonn- und Feiertagssonette“
G feierte in seiner Oper Majuma den Sieg des Friedens über den Kriegsgott Mars.

30. Georg Philipp Harsdörffer (1607-1658)


Harsdörffer gründete „den gekrönten Blumenorden“ (die Pegnitzschäfer).
Georg Philipp Harsdörffers dichtungstheoretische Schrift „Poetischer Trichter“
behandelt datailliert den Aufbau, die Personenauswahl und die Sprache der Tragödie.
Entsprechend den fünf Akten soll nach ihm ein Trauerspiel fünf Tage dauern, und
„die Lehr- und Denksprüche sollen gleichsam des Trauerspiels Grundsäulen sein.“
Die Klangmalerei ist ein prägendes Moment seiner Lyrik.- „Frauenzimmer
Gesprächsspiele“

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28. Daniel Casper von Lohenstein (1635-1683)

Geboren in Breslau, studierte in Leipzig, wurde Anwalt und später Syndikus in seiner
Vaterstadt.
Seine spätbarocken Gedichte zeigen leidenschaftliches Pathos und prunküberladene
Sprache.
Er verfasste auch fünf blutrünstige und erotische Tragödien nach historischen und
pseudohistorischen Stoffen, voll von Grausamkeit, Qual und Folter und einen Roman-
„großmütige Feldherr Arminius oder Herman nebst seiner durchlauchtigen
Thusnelda“. Der zweiteilige Roman schildert das Römische Reich zur Zeit des
Kaisers Augustus. Hermann fordert die dt Fürsten zum Kampf gegen Rom auf.
Bahr: gryphius und lohenstein halten sich an die aristotelischen Einheiten, gliedern
ihre Trauerspiele in fünf Akte oder Abhandlungen, die durch Chöre oder
Zwischenspiele (Reyen) getrennt werden.
“Ibrahim Bassa”,” Ibrahim Sultan”. Ibrahim , der Christ in türkischen Diensten, stirt
nicht seines Glaubens wegen, sondern weil er den erotischen Absichten des Sultans
im Wege steht.
Ambre in Lohensteins letztem Stück wird nicht ihr Christentums, sondern ihre
Schönheit zum Verhängnis. In beiden Dramen wird das religiöse Motiv durch
politische Implikationen überlagert. Zehn Jahre nach dem Druck seines Werks und
wenige Monate nach seinem Tod belagerten die Türken Wien.
Den übrigen Trauerspielen liegen Stofe aus der römischen Geschichte zugrunde:
Sophonisbe, Cleopatra, Agrippina, Epicharis.

51. Märyrerdrama in Barock

Szenische Darstellung von Märyrergeschichten sind seit dem Mittelalter in dt und


lateinischer Sprache bekannt (Hrosvit .v Gandersheim). Im 18 Jh thematisieren sie
keine christlichen Inhalte mehr, sondern sind säkularisiert (Gottsched: der sterbende
Cato). Die Haltung des Märtyrers verändert sich von einer christlichen zu einer bloß
tugendhaften. Deshalb spricht man von der Krise dieser Gattung seit der
Frühaufklärung.
Im Barockdrama stehen der einen überragenden Märtyrergestalt mehrere verschiedene
Antagonisten gegenüber. Diese beiden Figuren sind die aristotelischen
Erregungszustände zuzuordnen: der Märyrer erregt Jammer bzw Mitleid und der
Tyrann Schaudern bzw. Furcht oder Schrecken beim Zuschauer. Da die gute, von Gott
geschaffene Welt sich in eine chaotische verwandelt hat, verlangt der Glaube eine
geistige Abwendung von dieser Welt; der Märtyrer orientiert sich deshalb nicht am
Zeitlichen sondern an der Ewigkeit. Der Tyrannen-Gruppe repräsentiert hingegen die
Verfallenheit an die vergängliche Welt. Märtyrerfiguren sind: Chatharina von
Georgien, Carolus Stuardus, Papinian oder Maria Stuart; als Tyrannen treten Chach
Abas, Cromwell, Hugo Peters oder Elisabeth auf.
Wichtigste Eigenschaft des Märyrers ist seine Beständigkeit, die ihm hilft, alle Qualen
auszuhalten; Großherzigkeit, Mütigkeit, Fähigkeit überlegen und nicht kleinlich zu
denken. Sinn des Handelns ist die Erlangung der Märyrerkrone.
Tyrannen streben nach Macht, die nicht den Staat stabilisieren soll sondern
egoistischen Zwecken dient. Sie sind negative Exemple für affektbeherrschte
Menschen. Ihre Hartnäckigkeit steht der Beständigkeit des Märtyrers gegenüber.

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50. Rhetorische Mittel im Barock

Die Ausbildung in der Beredsamkeit bildete im 17. Jh. die Basis der Gelehrtheit. Aus
der Sicht des Staates festigt die rhetorische Ausbildung das eigene Funktionieren.
Gryphius hat in seinem Leo Armenius vor den gefährlichen Möglichkeiten der
Rhetorik gewarnt: im Wechselgesang der Höflinge steht die Macht der Rede zur
Diskussion.
In der positiven und negativen Verwendungsmöglichkeit der Rhetorik konzentriert
sich in gewisser Weise das gegensätzliche Denken der Barockzeit. Die
Disziplinierung der Rede kann gelernt werden. Die Redekunst erscheint nicht als
Gabe, sondern als erworbenes Wissen, das mit Bedacht verwendet werden muss. Die
Ambivalenz der Rhetorik zeigt sich an der Tatsache, dass sie Schaden und Nutzen
bewirken kann. Aus der Gefährlichkeit der Rede und der hohen Wirkungsmöglichkeit
der Rhetorik ergibt sich die Notwendigkeit einer großen Ausbildungsanstrengung auf
diesem Gebiet. Christian Weise führte an seinem Gymnasium in Zittau die dt
Rhetorik als Schulfach ein. Als Grundlage steht sein Hauptwerk „Der politische
Redner“ zur Verfügung.
Für eine gute Rede sollte nach humanistischer Ansicht eine festgelegte Abfolge von
Schritten eingehaltgen werden. Selbst die Kapitel im „Buch von der Deutschen
Poeterey“ von Opitz orientierten sich an dieser Einteilung. Die fünf Teile sind:
Inventio-der gute Redner muss eine These und Argumente finden. Er sollte die Lehre
von den Redegattungen beherrschen:Lob-und Tadelrede, politische
Entscheidungsrede, Gerichtsrede; er muss die Lehre von den Affekten bedenken, um
über die Emotionen das Redezeil zu erreichen; die Lehre von den Redeanlässen:Fest,
Hochzeit, Tod, Dank
Dispositio-diese adäquat und wirkungsvoll anordnen. Die Ordnung der Rede ist nach
klassischem Muster in vier Teile eingeteilt:Einleitung, Erzählung, Beweisführung,
Zusammenfassung)
Elocutio-das Angeordnete sprachlich umsetzen und stilistisch angemessen
ausschmücken; dazu gehört die Lehre von den rhetorischen Figuren; die
Angemessenheit und die schnelle Anpassung an die Gegebenheit garantieren den
Erfolg der Rede und ihre Wirkung
Memoria-die Rede üben und sich einprägen
Actio/pronuntiatio-vortragen

9. Barocklyrik / 43. Sonette im 17. Jh. / 17. Paul Fleming / 37. Angelus Silesius /
31. Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau / 27. Friedrich von Logau/ 44.
Emblem

Die Epoche des Barock war auch eine Epoche der Lyrik, für die Opitz Regeln
aufgestellt hatte. Am häufigsten wurden die Formen des Sonetts, der Ode und des
Epigramms benutzt.
BB: Die neue Verslehre, von Opitz in seiner Poetik formuliert, breitete sich von
Schlesien über den dt Raum aus. Die Dichter, die unmittelbar an Opitz anschließen,
fasst man als die erste schlesische Schule zusammen: Paul Fleming, Adreas Gryphius.
Als zweite schlesische Schule bezeichnet man die Dichter, die sich nicht mehr mit der
erstrebten Reinheit und Formrichtigkeit der Spache begnügten, sondern dieser eine
größere Eleganz verleihen wollten. Diese artete sich in barocken Schwulst aus.
Hoffmann von Hofmannswaldau und Daniel Casper von Lohenstein sind Verträter.
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43. Das Sonett ist eine aus Italien stammende, streng geregelte Gedichtform. Es
besteht aus 14 Versen, die in zwei Quartette und zwei Terzette gegliedert sind. Die
Einzelstrophen drücken oft variierte oder antithetische Gedanken aus, müssen immer
im Zusammenhang gesehen werden. Die Quartette beinhalten meistens die
Exposition, die Terzette geben die Schlußbetrachtung (conclusio). Das Versmaß der
Sonette ist der Alexandrinervers mit regelmäßigem Wechsel von Hebung und
Senkung. Die hohe Bewertung der Form eignete sich für Inhalte, deren persönliche
Prägung hinter dem Formzwang verschwand. Mit dem Ich der Barocklyrik wird
meistens die ganze Menschheit angesprochen.

17. Paul Fleming (1609-1640)


War Sohn eines evangelischen Pfarrrers aus Hamburg, studierte Mediin und wurde
zum Dichter gekrönt. Veröffentlichte eine Sammlung lateinischer Liebesgedichte
„Rubella oder das erste Buch der Küsse“-sein Jugendwerk. Seine gesammelte
Gedichte „Teutsche Poemata“ erschien erst nach seinem frühen Tod. Die Liebe blieb
sein Thema, seine Gedichte sind oft persönlicher als die meisten barocken Sonette und
schwächten dadurch die geforderte Regelhafigkeit. Oft verzichtete er auf die häufige
Verwendung von Substantiven. Er litt auch unter dem Dreißigjährigen Krieg und
forderte in vielen Gedichten seine Mitmenschen auf, den Mut nicht zu verlieren. Er
unternahm auch viele Reisen nach Persien un Rußland, deren Eindrücke sich in seinen
Gedichten widerspiegeln. Sehr bekannt sind auch seine Kirchenliedertexte.
Andreas Gryphius (1616-1664) brachte die leidvollen Erfahrungen des
Dreißigjährigen Krieges in seine Dichtung ein. Er stellt mit ausdrucksvollen Bildern
und oft pathetischen Worten die Vergänglichkeit dar:“die Herrlichkeit der Erden muss
Staub und Asche werden.“. Viele Sonette zeugen von der Unsicherheit des barocken
Menschen, der die Welt als Jammertal erlebt. Es gab zwei Haltungen: entweder die
Flucht in den trotzigen Lebensgenuß „capre diem“-nutze den Tag, genieße den
Augenblick oder die Hoffnung auf das rettende Jenseits, in dem der Mensch Gottes
Ewigkeit erfahren darf. Das Lebensgefühl des Menschen, ein Spielball der Götter zu
sein, und der dem barocken Zeitalter typische Gedanke der vanitas –Eitelkeit aber
auch Vergänglichkeit-werden besodners im Gryphius` Sonett anschaulich gemacht:
„Es ist alles eitel“ “Sonn- und Feiertagssonette“ . bb: Gedichte religiösen Inhalts, die
von der Mühsal und Vergänglichkeit des Lebens erzählen, Grundmotiv in allen
Gedichten ist die Eitelkeit und Vergänglichkeit, die Grausig-Schreckliche des Todes
schildert er immer wieder.
Noch bekannter als Flemings Lieder wurde Paul Gerhardts protestantische
Kirchenliederdichtung: Geistliche Andachten, Nun ruhen alle Wälder...

37. Auf katholischer Seite hat Angelus Silesius bzw. Johannes Scheffler (1624-1677)
die Dichtung der Zeit theologisch und philosophisch beeinflußt. Er studierte Medizin,
lernte die Denkweise der Mystiker kennen, trat zum Katholizismus über und erhielt
Priesterweihe. Er gehörte zur schlesischen Gegenreformation.
In gereimten Alexandrinern schrieb er „Der cherubinische Wandersmann“, eine
Sammlung von kurzen Sprüchen und Epigrammen.(erweiterte „Geistreiche Sinn- und
Schlußreime“). Diese Sprüche stehen in der Tradition der Mystik, die das
unmittelbare Erleben Gottes erreichen will. Sie zeichnen sich durch Knappheit und
sprachliche Kraft aus.
BB: gleich wie die Cherubim Gott anschauen, so soll der Wandersmann den Lesern
ein Gefährte sein und sie zum Anschauen Gottes hingeleiten. Hauptgedanke des
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Werkes ist die Auffassung der Seele als Braut und Geliebte Gottes, ihre Sehnsucht
nach Vereinigung mit Jesus. Seine Werke wirkten vor allem in der pietistischen
Dichtung weiter.

31. Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1617-1679)


Wurde von Opitz zu dichterischen Versuchen angeregt. Als Haupt der zweiten
schlesischen Schule wurde er zum Wegbereiter des sogenannten Marinismus, der
schwulstigen Übersteigerung. Ausschweifende, sinnliche Liebe schilderte er in seinen
freizügigen, manchmal schlüpfrigen Gedichten. Seine affektierte Sprache und der
prunkvolle Stil wurden von den Dichtern der Aufklärung abgelehnt. Seine Lyrik galt
bis in das 20. Jh als repräsentativ für die Barockliteratur. Auch ihm ist die
Vergänglichkeit gegenwärtig.
Nach seinem Tod erschienen „Deutsche Übersetzungen und Gedichte“ und Antologie,
herausgegeben von Benjamin Neukirch: „ Herrn von Hoffmannswaldau und andrer
Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte“, schrieb die Helden-Briefe ,
einen fiktiven Briefwechsel, der von Ovids Heroiden inspiriert war.

27. Die bekanntesten Epigramme des Barock stammen von Friedrich von Logau
(1604-1655). Er verwaltete nach seinem Jurastudium das Gut der Familie. Durch den
Krieg geriet er in wirtschaftliche Not. Später wurde er Kanzeleirat und Regierungsrat.
Er war Mitglied der „Fruchtbringenden Gesellschaft“. Seine Epigramme erschienen
untere denTiteln „Erstes Hundert Teutscher Reimensprüche“ und „Deutscher Sinn-
Getichte Drey Tausend“.
Unter einem Epigramm versteht man einen Sinnspruch, der in prägnanter Weise einen
Gedanken zu einer Situation formuliert.
Er ist in seinen Epigrammen, die scharf geschliffen und sprachlich reizvoll waren, ein
scharfer Satiriker, der die Schäden seiner Zeit aufzeigt und bekämpft. Er geißelt die
öffentlichen Zustände in Dt, die literarischen Zustände, die Modetorheiten, die
Narrheiten Einzelner, auch über seine eigenen Gebrechen und Leiden spottet er mit
Vorliebe. Vor allem greift er die Alamode-Kleidung, Sprechen und Sitten an.
Alamode-Literatur ist die höfisch-gebildete Unterhaltungsliteratur der Zeit, in der sich
ide Sucht nach Fremdwörtern und ausländischen Redewendungen äußert, die zu einer
Sprachmengerei führt. Diese Fremdtümelei bekämpfen auch die verschiedenen
Sprachgesellschaften.

44. Emblematik
In der Barockdichtung spielt Emblem eine große Rolle. Die Dichtung war in viel
stärkerem Maß als heute noch mit Bildern, Holzschnitten, verbunden. Der Holzschnitt
(pictura) stellt einen Gegenstand oder ein bestimmtes Ereignis, auch aus der
Mythologie, dar. Dazu gibt es eine Überschrift (inscriptio) und eine Unterschrift
(subscriptio), die das Bild auf einen bestimmten Sachverhalt beziehen. Besonders
bekannt ist das Bild vom Felsen, gegen den die Welle schlägt. Der Felsen bedeutet
hier die Beständigkeit. Mit Kenntnis der Embleme lassen sich viele Anspielungen und
Bilder in der Literatur des Barock erklären.
Als dt Name für Emblem bürgert sich Sinnbild ein und taucht in literarischen Texten
auf bzw. über es wurde gesprochen wie z.B. im „Die Adriatische Rosemund“ von
Philipp Zesen.

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Das Emblem besteht aus drei Teilen:der inscriptio, pictura, subscriptio. In einigen
Fällen findet sich inscriptio als Inschrift im Bild. Die subscriptio bestgeht in der Regel
aus einem Epigramm.
Das Emblem ist eine Art Vergleich, es entsteht ein alegorischer Zusammenhang. Sinn
und Zweck der Emblemkunst ist die Erhellung der Wirklichkeit. Dadurch wird eine
Lehre, eine Moral vermittelt.

66. Sigmund von Birken (1626-1681)


Zusammen mit Harsdörffer bemühte er sich um eine Erweiterung der Lyrischen
Sprache durch malerische Bild- und Klangwerte, durch ein musizierendes, Farben und
Klänge nachahmendes Dichten. Barocke Spielfreude führe zu einer virtuosen
Beweglichkeit der lyrischen Sprache, deren Gewinn später die Romantiker aufgriffen.
wiki: Neben Harsdörffer beschäftigten sich auch andere Mitglieder der Nürnberger
Sprachgesellschaft mit dem Figurengedicht, unter ihnen Sigmund von Birken. er hat
neben Gedichten in Form von Herzen, Bechern,Büchern, einer Waage und eines
Zepters ein vielbeachtetes Kreuzgedicht komponiert. In seiner Poetik Teutsche Rede-
bind- und Dicht-Kunst empfiehlt er es alsMuster-Figurengedicht26.
Zudem finden sich in seiner Poetik auch eine allgemeine Abhandlung über den
Gebrauch der „Bildgebände“ bei den Vertretern des Pegnesischen Blumenordens
sowie Beispiele der einzelnen Dichter.

er war Präsident des „Pegnesischen Blumenordens“. Die Dichtergesellschaft war 1644


von Georg Philipp Harsdörffer und Johann Klaj ins Leben gerufen worden, beide
waren in der Zwischenzeit verstorben. Unter Birken als dem „Oberhirten“ vermehrte
sich die Mitgliederzahl um ein Vielfaches. Sein Verdienst ist es, als erster auch
Frauen in eine Dichtergruppe aufgenommen zu haben. Bis zu Birkens Tod verfassten
die Ordensmitglieder hunderte von Schäfergedichten zu Geburten, Hochzeiten und
Todesfällen, die in kleinen Schriften als so genannte Gelegenheitsdichtung
veröffentlicht wurden
Birken trat außer als Schäferdichter auch als Verfasser von Andachtsliedern,
Geschichtsschriften und Historiendramen hervor.
Mit dem Donaustrand, einer 1664 anlässlich der Türkenkriege veröffentlichten
Beschreibung historischer Stätten am Donaulauf, landete er einen echten Bestseller
auf dem Buchmarkt: Alle 2.000 Exemplare des Werks waren innerhalb weniger
Wochen ausverkauft, es folgten über 20 weitere Auflagen.
Seine umfangreichste Schrift ist der mit hunderten von Kupferstichen bebilderte
Spiegel der Ehren des Erzhauses Österreich von 1668, in dem auf 1.500 Seiten die
Geschichte der Habsburger vom Mittelalter bis zu Kaiser Maximilian I. nacherzählt
wird. In ähnlichen Schriften verherrlichte Birken das Welfenhaus (Guelfis, 1669) und
die sächsischen Kurfürsten (Sächsischer Heldensaal, 1677).
In seinem Vorwort zur Aramena Anton Ulrichs von Braunschweig-Wolfenbüttel
setzte er sich als erster Autor in deutscher Sprache theoretisch mit der
Literaturgattung des Romans auseinander.
Weniger bekannt ist Birken als Übersetzer lateinischer und französischer Texte und
anonymer „ghostwriter“ für andere Autoren und Verleger. Der deutsche Wortschatz
wurde so maßgeblich durch Birken geprägt.
Gemeinsam mit dem Nürnberger Theologen Johann Michael Dilherr schuf er einige
emblematische Erbauungsbücher, gemeinsam mit Komponisten wie Johann Erasmus
Kindermann viele geistliche Lieder.

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Gegen Ende seines Lebens veröffentlichte Birken als Summe seiner Erfahrungen die
Teutsche Rede-bind- und Dicht-Kunst. In diesem Werk, einer der letzten typischen
Barock-Poetiken, zitiert er hunderte seiner eigenen Gedichte als vorbildlich für den
Schüler der Dichtkunst. Diese wurde im 17. Jahrhundert nicht wie heute als Sache der
Genies betrachtet, sondern als erlernbares Handwerk.Dementsprechend werden
Hunderte von Regeln vorgeführt, die der Schüler der Poesie erlernen soll, um „gute“
Gedichte schreiben zu können.
Nach seinem Tod ging es mit dem Pegnesischen Blumenorden bald bergab. Er
existiert heute noch als Verein von Nürnberger Bürgern, die stolz auf ihre literarische
Vergangenheit verweisen.
Von großem Wert für die weitere Erforschung der Barockliteratur ist das Erbe
Birkens: Er hat der Nachwelt ca. 10.000 Manuskriptseiten und ca. 2.000 Briefe von
400 Korrespondenten hinterlassen. Er wird heute im Germanischen Nationalmuseum
in Nürnberg aufbewahrt. An den Manuskripten kann man studieren, dass Birken auch
ein begabter Zeichner war und komponieren konnte.
Von seinen zahlreichen geistlichen Liedern sind heute noch zwei im Evangelischen
Gesangbuch zu finden: das Passionslied Jesu, deine Passion will ich jetzt bedenken
(EG 88, auch von Johann Sebastian Bach in BWV 5 und in einer Version der
Johannespassion verwendet) sowie Lasset uns mit Jesus ziehen (EG 384).

59. Jakob Böhme (1575-1624)


Schuhmacher, protestantischer Mystiker. Seine Theosophie ist von bedeutendem
Einfluss auf Hegel und Schelling. “Aurora oder die Morgenröre im Aufgang“ ist sein
mystisches Hauptwerk, das als Philosophie der Menschheitsgeschichte um das ewige
Gegeneinander der guten und bösen, heiligen und teuflischen Mächte ring. Gott ist
ihm der ewig Willensgeist, der in der Natur wirklich wird, ein Gott in, nicht jenseits
der Welt. In der Natur, in der menschlichen Seele, in Gott selbst wird das Leben als
immer vorhandener Streit des Guten und Bösen ausgetragen, alles Sein ist rastloser
Kampf der Gegensätze. Der Mensch muss sich zu Gott emporringen.
Als eine Vision ging ihm diese Erkenntnis auf, muhsam rang er um eine Sprache, die
dem Unfassbaren das Wort gab. Der Pfarer verbot ihm Publikation. „Beschreibung dr
drei Prinzipien göttlichen Wesens“, „ vom himmlischen und irdischen Mysterio“,
„Mysterium magnum“. Als Sprachschöpfer tat er neben Meister Eckhart und Luther.

48. Der Vanitas Gedanke


Vanitas (lat. „leerer Schein, Nichtigkeit, Eitelkeit“; auch „Lüge, Prahlerei, Misserfolg
oder Vergeblichkeit“) ist ein Wort für die jüdisch-christliche Vorstellung von der
Vergänglichkeit alles Irdischen, die im Buch Kohelet im Alten Testament
ausgesprochen wird (Koh. 1, 2): „Es ist alles eitel“.
Vanitas-Motive zeigen, dass der Mensch keine Gewalt über das Leben hat. Am
auffälligsten sind Bilder des Vergangenen und des Vergehenden wie Schädel oder
Sanduhr.
Mit dem Aufstreben der Vanitas seit der Renaissance wird ein Konflikt zwischen
Mittelalter und Moderne – der Zwiespalt zwischen menschlicher Demut und
menschlichem Selbstbewusstsein – auf die Spitze getrieben. Er erreicht einen
Höhepunkt in der Zeit des Barocks.
Schönheit und Verfall werden miteinander verbunden. im deutschen Sprachgebiet
fällt die Aufmerksamkeit eher auf die Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges.

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Diese Grundstimmung der Vanitas findet sich beispielsweise 1643 in einem Sonett
des Andreas Gryphius, das tiefe Lebensresignation ausdrückt

Viele Sonette zeugen von der Unsicherheit des barocken Menschen, der die Welt als
Jammertal erlebt. Es gab zwei Haltungen: entweder die Flucht in den trotzigen
Lebensgenuß „capre diem“-nutze den Tag, genieße den Augenblick oder die
Hoffnung auf das rettende Jenseits, in dem der Mensch Gottes Ewigkeit erfahren darf.
Das Lebensgefühl des Menschen, ein Spielball der Götter zu sein, und der dem
barocken Zeitalter typische Gedanke der vanitas –Eitelkeit aber auch Vergänglichkeit-
werden besodners im Gryphius` Sonett anschaulich gemacht: „Es ist alles eitel“
“Sonn- und Feiertagssonette“

34. Antikes Vorbild im Barock


Die dritte bestimmende Kraft des Barock war die Tradition der Antike. In einer
Weise, die heute kaum noch nachzuvollziehen ist, galten antike Schriftsteller (v.a.
Homer, Aristoteles, Ovid, Vergil, Horaz, Seneca) und ihre Werke als die großen
Vorbilder. (Zu den antiken Autoren kamen Autoren der Renaissance, desjenigen
Zeitalters, das sich als "Wiedergeburt" der Antike verstand.) Anweisungen und
Vorschriften über die Literatur, die die antiken Schriften enthielten, suchte man zu
erfüllen. Man strebte ferner danach, Werke zu schaffen, die den antiken vergleichbar
waren. Für einen Dichter galt es als höchste Ehre, wenn er etwa als der "Deutsche
Horaz" bezeichnet wurde.
Dabei nahm man einen möglichen Widerspruch in Kauf. Die Antike war nämlich
heidnisch, oft sinnenfroh, lebenslustig und im christlichen Sinne "sündhaft",
"unmoralisch". Die christliche Religion sah das irdische Leben nur als
Durchgangsstadium zum Jenseits, die Antike aber feierte oft die Freude am Diesseits.
Die Kirche verbot offiziell vieles, was die antiken Autoren priesen. Dennoch standen
religiöse Einstellung und heidnisch-antike Lebensweisheit bei einem Dichter,
manchmal auch in einem Werk unvermittelt gegenüber.

8. Der Picaro

Pícaro ist das spanische Wort für „Schelm“. Um die Gestalt des Pícaro kreist in der
spanischen Literatur eine ganze Romangattung (die novela picaresca,
Schelmenroman).Formal konstitutiv für den Pícaro-Roman ist seine lockere,
episodenreihende Komposition, d. h. das Fehlen einer zielstrebigen Handlung.Typisch
ist weiterhin, dass der Erzähler-Protagonist im Laufe der Episoden keine oder doch
keine nennenswerte innere Entwicklung durchmacht.
Der Schelmenroman oder pikarischer/pikaresker Roman (aus dem Spanischen:
pícaro = Schelm) schildert aus der Perspektive seines Helden, wie sich dieser in einer
Reihe von Abenteuern durchs Leben schlägt. Der Schelm stammt aus den unteren
gesellschaftlichen Schichten, ist deshalb ungebildet, aber „bauernschlau“. Er
durchläuft alle gesellschaftlichen Schichten und wird zu deren Spiegel. Der Held hat
keinen Einfluss auf die Geschehnisse um ihn herum, schafft es aber immer wieder,
sich aus allen brenzligen Situationen zu retten.
Traditionell ist der Schelmenroman eine (fingierte) Autobiographie. Sie beginnt oft
mit einer Desillusionierung des Helden, der die Schlechtigkeit der Welt erst hier
erkennt. Er begibt sich, sei es freiwillig, sei es unfreiwillig, auf Reisen. Die dabei
erlebten Abenteuer sind episodenhaft, d.h. sie hängen nicht voneinander ab und
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können beliebig erweitert werden, was bei Übersetzungen oft der Fall war. Das Ende
ist meist eine „Bekehrung“ des Schelms, nach der er zu einem geregelten Leben
findet. Es besteht auch die Möglichkeit einer Flucht aus der Welt, also aus der
Realität.
In Deutschland erscheinen Übersetzungen, die oft erweitert werden. In der
Barockliteratur ist der Schelmenroman neben dem höfisch galanten und dem
Schäferroman eine der drei Romanformen
Der wichtigste nicht-spanische Schelmenroman ist Der abenteuerliche Simplicissimus
(1668) von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, welcher zugleich als erster
deutschsprachiger Abenteuerroman gilt. Grimmelshausen schrieb noch weitere
Romane, die thematisch an den Simplicissimus anknüpfen, man nennt sie die
Simplicianischen Schriften. Die Landstörtzerin Courasche (1670) ist hier besonders
zu erwähnen. Weitere Vertreter des Genres sind:
 Johann Beer: Der Simplicianische Welt-Kucker (1677)  Daniel Speer: Der
Ungarische oder Dacianische Simplicissimus (1683)  Christian Reuter:
Schelmuffsky (1696

60. Manierismus

Stilrichtung zwischen Renaissance und Barock, auf Literatur des Barock übertragen
als Bezeichnung für sog. Schwulsstil
Manierismus ist für Stilbezeichnung und Barock als Epochenbegriff zu benutzen. So
fasst man heute den literarischen Manierismus als poetische Artistik, die nicht an eine
Epoche gebunden ist. Als kunstgeschichtliche Epoche meint der Manierismus die Zeit
zwischen Renaissance und Barock.

Der Begriff Manierismus (italienisch maniera = Art und Weise, Manier) in der
Kunstgeschichte die Übergangsform zwischen der Renaissance und dem Barock in
Malerei, Baukunst, Plastik, Musik und Literatur.
Neben der kunstgeschichtlichen Bedeutung wird der Begriff auch universell benutzt
und bezeichnet dann eine Handlung oder Haltung, die als gekünstelt („manieriert“),
pathetisch oder schwülstig empfunden werden kann.
In der Literatur ist ein Hauptmerkmal des Manierismus der Schwulststil. Nach G. R.
Hocke sind Anagramm und Akronym, Epigramm und Oxymoron die typischen
Stilmittel manieristischer „Sprach-Alchemie“ (Hocke) in der Literatur.

63. Schwulst

Heute fragwürdig gewordene Bezeichnung für den mit gesuchten Metaphern


überladenen Stil des Spätbarock, in dem Überschwang, sprachliche Spielfreude bis
zur Unnatürlichkeit und Geschmacklosigkeit entarten. Das Streben der Aufklärung
nach Schlichtheit und Klarheit der Sprache bekämpf und überwindet den Schwulst.

Schwulststil ist eine Bezeichnung der Literaturkritik, die sich im 18. Jahrhundert
etablierte und der Literatur des Barock rückwirkend prunkhafte Aufgeblasenheit
vorwarf. Im engeren Sinne gilt Schwulst als Merkmal des manieristisch übersteigerten
Einflusses der Rhetorik auf die Dichtung seit dem Ende des 16. Jahrhunderts. Die

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moderne Literaturwissenschaft betrachtet Schwulst nicht mehr als negativ, sondern als
authentischen Ausdruck der Zeit.
Das Wort Schwulst, von mhd. swulst zu swëllen „Anschwellung“, war ursprünglich
der Ausdruck für eine Schwellung oder für das Geschwollene. Das Adjektiv
schwulstig, dem das heutige schwülstig entspricht, wurde im Frühneuhochdeutschen
schon von Luther in der übertragenen Bedeutung für aufgeblasene Worte verwendet.
Das Wort wird im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm analog zu Geschwulst
als Femininum geführt.[1] Seine Bedeutung im medizinischen Sinne deckt sowohl
Tumor als auch Ödem ab und bezeichnet damit die unterschiedlichen Formen der
innerlichen und äußerlichen Schwellungen.
Hier zeigt sich bereits, dass der heutige Sprachgebrauch von „Schwulst“ und
„schwülstig“ das im übertragenen Sinne Aufgeblasene und Vordergründige meint,
eine Formulierung, die pars pro toto von der Eigenschaft auf den Ausdruck deutet.
Im übertragenen Sinn als Metonymie etwa der „stolzgeschwellten Brust“ sind damit
auch Stolz und Aufgeblasenheit an sich gemeint; diese Wortbedeutung findet sich bei
Friedrich Schiller, Johann Gottfried Herder und Gotthold Ephraim Lessing.[2] Auch
der Barockdichter Daniel Caspar von Lohenstein hatte das Wort zuvor selbst in
seinem Ibrahim Bassa (1689) benutzt, jedoch in der Bedeutung einer anschwellenden
Welle.[2]
Negative Konnotation [Schwulst und vor allem das gebräuchlichere Adjektiv
„schwülstig“ haben meist eine abwertende Bedeutung. Insbesondere kritisierte
Johann Christoph Gottsched in seiner Critischen Dichtkunst (1730) Schwulst als
eine extreme Form der stilistischen Ausarbeitung und führte als Gegenargumente
unter anderem die aus der humanistischen Tradition stammenden Forderungen nach
Deutlichkeit und Klarheit, aber schlicht auch die Kategorie des Geschmacks an;
hierbei verarbeitete er Tendenzen der zeitgenössischen Rhetorik und Ästhetik. Er
kennzeichnete Schwulst als Verfallserscheinung und verglich diese mit dem
Hellenismus und der römischen Kaiserzeit, wobei er auch moralische Kategorien
miteinbezog. Eine positive Sicht des Schwulstes blieb nach Gottsched selten.

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33. Pietismus und Physiokratismus (1670-1780)

Im Anschluß an die reformatorischen Tendenzen in der Literatur des Barock


(evangelische Kirchenlieder von Gerhardt, Sonette von Gryphius und Fleming)
entstand um 1700 die Bewegung des Pietismus. Das Wort Pietist war ursprünglich ein
Schimpfwort und bezeichnete eine überriebene Frömmigkeit. Unter Pietismus versteht
man protestantische Bestrebungen zur Erneuerung und Itensivierung des religiösen
Lebens.
Hauptvertreter dieser Bewegung war der Pfarrer Philipp Jacob Spener. Seine
Programmschrift verlangte ein tätiges, von den Quellen der Bibel ausgehendes
Christentum. Die Bekehrung des Menschen und soziales Engagement standen im
Mittelpunkt. Das starke Zusammengehörigkeitsgefühl der Pietisten wirkte sich in der
Einrichtung von Waisenhäusern aus.
Der Pietismus strebte die Rückkehr zur Phantasie an und geriet damit in schärfsten
Gegensatz zur frühen Zeit der Aufklärung. Der Pietismus deckte sich mit der
Aufklärung in dem Wunsch nach Toleranz, in der Ablehnung von Luthers
Dogmatismus und in der Achtung vor dem Menschen und der göttlichen Schöpfung.
Der Pietismus brachte ganz persönliche Gefühle und Empfindungen in die Literatur.
Das religiöse Erleben und das Erlebnis der Natur standen im Vordergrund. Die
Konzentration auf das Gefühlsleben wurde mit der Zeit zum Selbstzweck; religiöse
Erbauungsliteratur und Naturschwärmerei ließen den ursprünglichen Anspruch des
Pietismus kaum noch erkennen.
Hauptvertreter pietistischer Literatur ist Klopstock. Mit 24 Jahren veröffentlichte er
die ersten drei Gesänge von „Der Messias. Ein Heldengedicht“. Dieses Werk
beschäftigte ihn viele Jahre seines Lebens. Der Einfluss der englischen Literatur, vor
allem Miltons Paradise Lost auf dieses Heldengedicht ist unübersehbar. Klopstocks
biblisches Epos ist das erste seit der mitteralterlichen Heldenepik. Es beschreibt nicht
die Handlung sondern die Stimmung und Visionen, weshalb man Messias im
literarischen Sinn nicht als Epos bezeichnen kann. Er benutzte nicht von Gottsched
empfohlenen Alexandrinervers sondern Hexameter. Klangfülle, Stabreim und
Dymanik kennzeichen die Sprache des Messias. In 20 Gesängen besingt er die
Erlösung des sündigen Menschen und die Natur, in der sich Göttliches direkt
ausdrückt.
BB: die Pietisten verlangen neben dem äußerlichen Gottesdienst ein persönliches
Verhältnis zu Gott und ein lebendiges Christentum des Glaubens und der Tat. Die
häusliche Andacht wird gepflegt, das Oberhaupt jener Familie sei zum Priestertum
berufen. Mit der Aufklärung teilte der Pietisms den Kampf gegen den Dogmatismus,
verlangte aber gegenüber der einseitigen Betonung des Verstandes eine Steigerung
des Gefühlslebens. Gerhard Tersteegen, August Hermann Francke, Ludwig Graf von
Zinzendorf, Susanna von Klettenburg, Johann Kaspar Lavater
Physiokratismus –Strömung, die sich paralel mit dem Pietismus entwickelte. Das
Land war ökonomisch abgeschwächt, diese Strömung setzte sich für die Ausbildung
der Bauern ein, damit sie wissen, wie sie das Land bebauen sollten. Vertreter: Goethe,
Schiller

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16. Albrecht Christian Roth (1651-1701)
 

Roth brachte die üble Streitschrift Imago Pietismi heraus, die sich gegen die Leipziger
pietistische Bewegung samt ihren Ausläufern und gegen Spener richtete.
Das von dem Hallender Roth geschribene jedoch anonym veröffentlichte Pamphlet
Imago Pietismi, machte dem Pietismus zum Vorwurf, dass die Geschlechter bei den
Konventikeln aufeinander träfen, dass sie sich gegenseitig als Bruder und Schwester
anspächen und dass den Frauen erlaubt werde, bei diesen Versammlungen sermones
zu halten.

Halle und die orthodox-pietistischen Auseinandersetzungen bis 1692


 Halle war infolge von Dreißigjährigem Krieg, Pest (1681) und zwei Stadtbränden
wirtschaftlich bankrott, menschenleer und gesellschaftlich-sozial in einem
desolaten Zustand
 um dem fortschreitenden Ruin Halles entgegenzuwirken weißt Friedrich III. ab
1685 Glaubensflüchtigen (HugenottInnen, PfälzerInnen) die Stadt als
Aufenthaltsort zu → wirtschaftlicher Aufschwung (Tuch- und Wollindustrie etc.)
 Problem: Kontroverse zwischen Lutherischen und Reformierten in Halle und
Aversion der lutherischen Orthodoxie gegen die tolerante Religionspolitik B-Ps
 ALBRECHT CHRISTIAN ROTH (1651-1701), Archidiakon an der Ulrichskirche ist
einer der heftigsten Gegner von kurfürstlicher Politik und Pietismus
- öffentliche Predigt – gegen Thomasius gerichtet – führt zu einem „furchtbaren
Donnerwetter des Kurfürsten“
- der Magdeburger Regierung und dem Konsitorium (beide pro Roth) werden
die Predigerberufung untersagt
- Roth ist nicht einzuschüchtern: gegen Christian Thomasius gerichtete
„Schmähschrift“ „Imago Pietismi...“ in der er die Mißbräuche und Irrtümer
des Pietismus auflistet (1691)
Beim Amtsantritt Franckes im Januar 1692 zirkulierte in Halle bereits die von dem
Stadtpfarrer Albrecht Christian Roth verfaßte Schmähschrift Imago Pietismi, die
neben zutreffenden Behauptungen über die Pietisten auch üble Verleumdungen
enthielt. Ein Konflikt zwischen der halleschen Stadtgeistlichkeit und Francke schien
unausweichlich, als dieser entschlossen mit dem Aufbau der völlig verwahrlosten
Gemeinde Glaucha begann. In der kleinen Vorstadt herrschte großes soziales Elend,
eine Folge der Pest, der in den Jahren 1682/83 zwei Drittel der Bevölkerung zum
Opfer gefallen waren. Alkoholismus und Prostitution stellten die Hauptprobleme dar.
Mit seinen Maßnahmen zur Durchsetzung der Sonntagsheiligung, der verschärften
Beichtpraxis, die mit dem Ausschluss vom Abendmahl verbunden war,
Kirchenstrafen in Form von Geldbußen, die der Armenkasse zugute kamen und
manch anderen Neuerungen machte Francke sich nicht nur bei manchen seiner
Gemeindeglieder, sondern auch bei der orthodoxen halleschen Geistlichkeit unbeliebt.
Irrlehren und Störung des Kirchenfriedens warf man Francke vor und verlangte beim
Kurfürsten seine Abberufung

Da er in jener Disputation die Frage, ob Lutheraner mit Reformierten verkehren und


ihre Predigten besuchen dürften, bejaht hatte, so erregte dies sofort den
Zorn des lutherischen Predigers Albr. Chr. Roth an der Ulrichskirche.

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Es waren unerfreuliche Zustände, welche ihn hier empfiengen. Die Gemeinde in
Glaucha war verwildert; durch Katechese und Beichtstuhl wie durch Strenge bei der
Zulassung zum Abendmahl suchte er mit wachsendem Eifer und Erfolge der
Zuchtlosigkeit und Trunksucht zu wehren. Sein akademisches Lehramt trat er am
Sonntage Invokavit mit einem Programm an, in welchem er den Studenten
nachdrücklich das Studium der heiligen Grundsprachen empfahl; an der Universität
fand er in Breithaupt, Stryke, Thomasius, Hoffmann Gesinnungsverwandte. Aber auf
der Kanzel wie im Lehrstuhl begegnete er den alten Widersachern: schon vor seiner
Ankunft hatte wie schon erwähnt*) ein Mitglied der orthodoxen Stadtgeistlichkeit
Roth unter verletzenden Anspielungen auf den Kurfürsten gegen die neue Richtung
gepredigt und war selbst durch ernsten Verweis kaum zum Schweigen bewogen. Daß
das Stadtministerium jede Lehrtätigkeit an der Universität von vorn herein
verweigerte, werden wir später sehen.
Bald sollte der Streit heftiger und unter persönlicher Beteiligung Franckes
entbrennen. Schon 1691 war ohne Angabe des Verfassers und des Druckorts eine
Schmähschrift gegen die neue Richtung unter dem Titel Imago Pietismi in lateinischer
und deutscher Sprache erschienen, welche zu dem Schlusse gelangte: Pietismus ergo
sic descriptus sectam facit nec ecclesiae nec reipublicae tolerabilem. Die Schrift, nach
aller Wahrscheinlichkeit von eben demselben Hallenser Pfarrer Magister Roth
verfaßt, brachte nur die üblichen Anschuldigungen mit unbestimmter Verdächtigung
über anstößige Vorkomnisse in den pietistischen Erbauungsstunden. Der milde Spener
hat sie schlechtweg ein Pasquill genannt; schuldigungen in seiner Predigt vom 3. Juli
1692 von der Pharisäer Gerechtigkeit nachdrücklich ab, und andererseits war nicht zu
verwundern, daß die Gegner diese sofort gedruckte Predigt auf sich bezogen und
durch eine heftige Antwort aus Roths Feder erwiderten. Da Roth die von Francke
vorgeschlagene persönliche Zusammenkunft ablehnte, auch seine Schrift trotz des
Verbots der Regierung drucken ließ und da auch Breithaupt wegen seiner
sonntäglichen Erbauungsstunde, des sogenannten exercitium sabbathicum, in den
Streit gezogen wurde, da man endlich Francke für gewisse ekstatische Erscheinungen
an Frauen in Halberstadt und Quedlinburg verantwortlich machte, so unternahm es
auf kurfürstlichen Befehl eine Kommission, welche unter dem Vorsitze des
nunmehrigen Universitätskanzlers von Seckendorff , den ganzen Handel unter
Anhörung beider Teile vom 18. - 27. November zu prüfen und auszugleichen. Dieser
Ausgleich wurde nicht wenig durch den Umstand erleichtert, daß die bittersten
Gegner des Pietismus im Stadtministerium während der Verhandlung Halle
verließen, der Pastor Schrader, um einem Rufe nach Dresden zu folgen, und Roth um
aus gleichem Anlaß nach Leipzig zu gehen, letzterer unter Bruch seines Versprechens,
den Ausgang der Untersuchung in Halle abzuwarten. So konnten freilich die übrigen
Mitglieder der städtischen Geistlichkeit mit einigem Grunde die Urheberschaft der
gegen den Pietismus erhobenen Schmähungen von sich abwälzen, Francke und
Breithaupt reinigten sich völlig von dem Verdacht der Irrlehre und in den
Nebenpunkten kam ein Vergleich dahin zu Stande, daß Breithaupt seine
Sabbathsübungen auf die Zeit nach dem Gottesdienste, Francke seine
Erbauungsstunden in die Kirche verlegte. Der Vergleich wurde mit einer Ansprache
an die Gemeinden gedruckt und am 18. Dezember, dem Todestage des allzufrüh
heimgerufenen Seckendorff, von den Kanzeln verlesen.

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68. Anakreontik / 64. C. E. Von Kleist

Unter Anakreontik versteht man die Lyrik im Zeitalter des Rokoko. (1730-1750)
Anakreontische Lieder gehen auf den greichnischen Dichter Anakreon (6 Jh v Ch)
zurück und sind thematisch auf die Motive Liebe, Geselligkeit, Wein und auf die
Figuren Schäfer, Musen, Nymphen und Faune begrenzt. Baccus (der Gott der
Fruchtbarkeit und des Weines), Amor und Venus spielen ebenfalls eine große Rolle.
Anakreontische Lieder spiegeln epikureische Lebensfreude und spielen in der freien,
schönen und unverdorbenen, jedoch kulissenartigen und stilisierten Natur. Überall ist
das Motiv carpe diem (nutze den Tag, genieße den Augenlick-aus einer Ode des
Horaz) zu spüren.
Ein bekannter Vertreter war Hagedorn. Seine Sammlung Neuer Oden und Lieder
besteht aus leichten, graziösen Gedichten, die frei von jedem moralischen, religiösen
und pädagogischen Anspruch sind.
64. Christian Ewald von Kleist (1715-1759)
Anakreontiker und ein Freund Lessings. Sein Gedicht „der Frühling“ beschreibt
poetisch die Natur, feiert sie als Harmonie der Sinne und Gefühle. Es wurde in
Hexametern geschrieben. In seinem Grablied deutet sich an, wie das persönlich
erlebte Bekenntnislied bei echter seelischer Ergriffenheit das Lehrgedicht mit seiner
reflektierenden Allgemeinheit ablöst. „Hymnen an die preussische Armee“
Er war Offizier und starb an einer Verwundung.
Der bekannteste Dichter des Rokoko war Wieland. Neben seinen Leistungen für die
Aufklärung verfaßte er auch Werke, die der spielerischen Anmut der Rokoko-
Literatur zuzuordnen sind. In seinem Versepos Musarion oder die Philosophie der
Grazien beweist Musarion, dass weder Weltverachtung noch Weltverherrlichung als
Lebensideal gelten kann.
Sein letztes großes Versepos Oberon verband Motive aus 1001 Nacht, Elemente aus
der französischen Ritterepik und Shakespeares Sommernachtstraum. Goethe schätzte
sein Werk, das auch als Oper von Cal Maria von Weber umgearbeitet wurde, als
„Meisterwerk poetischer Kunst“.

10. Empfindsamkeit (1740-1780) /42. Klopstock


Die Literatur der Empfindsamkeit bekam ihre wesentlichen Impulse-wie die Literatur
der Aufklärung-aus Frankreich und England. Lessing hatte für die Übersetzung des
englischen Romans Sentimental Journey den Titel Empfindsame Reise vorgeschlagen.
Die empfindsame Literatur hatte ihre Wurzeln im Pietismus. Das religiöse Gefühl, die
christliche Nächstenliebe, das bewundernde Betrachten jeder Naturerscheinung und
das Belauschen der eigenen Stimmung fanden in der empfindsamen Literatur ihre
Fortsetzung. Es war die große Zeit der Briefe, Tagebücher und Bekenntnisliteratur,
der schwärmerischen Freundschaften und der tränenreichen Rührseligkeit. Das
Wunderbare war Bestandteil der empfinsamen Literatur. Aufklärung und
Empfindsamkeit blieben miteinander verbunden, bis mit der „Werther Debatte“ die
gegenseitige Polemisierung der Bewegung begann.
Zwischen 1740 und 1750 entstanden eine Reihe von Rührstücken, die die scharfe
Trennung von Tragödie und Komödie aufhoben. Lessing nannte sie „weinerliche
Lustspiele“. Gellert „Die Betschwester“ und „Die zärtlichen Schwestern“
42. Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803) wurde in einer pietistischen Familie
geboren, studierte Theologie. Die Dichter des Gottinger Hains sahen ihn als Vorbild.
Einen Höhepunkt der dt Odendichtung bilden die Oden von Klopstocks, der sich vom
strengen Pietismus der Empfindsamkeit zugewandt hatte. Seine Oden, die lyrische
20
Form des Feierlichen und Erhabenen, sind meistens strophisch und ohne Reim
aufgebaut. Ihr Inhalt gerät in die Nähe des Pathetischen und Enthusiastischen. 1771
gab er Sammlung Oden heraus, die er thematisch in drei Bücher gegliedert hatte: 1.
Freundschafts-, Natur- und Liebesoden 2. religiöse Oden 3. patriotische und politische
Oden. Um diese Zeit war der „Messias-Dichter“ der Pietismus sehr berühmt.
(Mit 24 Jahren veröffentlichte er die ersten drei Gesänge von „Der Messias. Ein
Heldengedicht“. Dieses Werk beschäftigte ihn viele Jahre seines Lebens. Der
Einfluss der englischen Literatur, vor allem Miltons Paradise Lost auf dieses
Heldengedicht ist unübersehbar. Klopstocks biblisches Epos ist das erste seit der
mitteralterlichen Heldenepik. Es beschreibt nicht die Handlung sondern die Stimmung
und Visionen, weshalb man Messias im literarischen Sinn nicht als Epos bezeichnen
kann. Er benutzte nicht von Gottsched empfohlenen Alexandrinervers sondern
Hexameter. Klangfülle, Stabreim und Dymanik kennzeichen die Sprache des Messias.
In 20 Gesängen besingt er die Erlösung des sündigen Menschen und die Natur, in der
sich Göttliches direkt ausdrückt.)
Die Ode wurde bereits von den Griechen und Römern gepflegt. Pindar und Horaz
galten als beste. In der Ode findet die hohe Begeisterung für einen erhabenen
Gedanken oder Gegenstand dichterischen Ausdruck. Sie besingt Vaterland, Liebe,
freundschaft, Treue. Eine geistliche Ode heißt Hymne.
Klopstock verwendet in seinen Oden griechische Strophen, z. B. Askepiadeische in
„Der Zürchersee“. Er erneuert die Odendichtung, reinigte Poesie vom Reimgeklingel
und schuf das dt religiöse Epos.
„Hemanns Schlacht. Ein Bardiet für die Schaubühne.“

Tränen, Wehmut, Trauer-auch Tränen der Freude, Hoffnung und Schwärmerei sind
die Stimmungen, die in der Literatur der Empfindsamkeit ausführlich geschildert
werden. Das geschah auch in zahlreichen Briefwechseln und sogenannten
Bekenntnisbüchern
Briefroman Sophie von la Roche-Geschichte des Fräuleins von Sternheim.
Autobiographischer Roman: Johann Martin Miller „Siegwart. Eine Klostergeschichte“

58. Gedichte der Empfindsamkeit / 23. Matthias Claudius

Siehe Klopstock
Göttinger Studenten gründeten den Freundschaftsbund „Göttinger Hain“. Johann
Heinrich Voß gab dieser Grupe den Namen nach Klopstocks Ode „Der Hügel und der
Hain“. Der Göttinger Musenalmanach erschien, Voß, Hölty, Miller, Bürger gehörten
dazu. Sie wollten die dt Literatur vom französischen Vorbild befreien und religiöse,
patriotische und sittliche Ideale betonen. Neben Klopstocks erhabener Form
übernahmen sie auch anspruchslosere, volksliedhafte Dichtung nach anakreontischem
Vorbild. Der Bund löste sich 1774 auf, sie gingen ihre eigene Wege.
Höltys Lyrik folgt den Themen Natur, Liebe, Tod und ist in einer leicht
verständlichen und schlichten Sprache geschrieben.
Voß übersetzte antike Werke, die Ilias und die Odyssee, schrieb Idyllen und Balladen.
Die in Hexametern geschiebene Idylle „Luise“ spielt nicht mehr in der Welt der
Antike, sondern spiegelt wirklichkeitsnah das bürgeliche Leben der Zeit wider. Damit
wurde er zum Vorbild für Goethes „Hermann und Dorothea“.
23. Matthias Claudius (1740-1815)
der Sohn einer Pfarrerfamilie studierte Theologie und Jura. Er gab die erste dt
Volkszeitung mit politischen, wissenschaftlichen und literarischen Beiträge heraus.
21
Seine Gedichte und Beiträge sollten der christlich sittlichen Erziehung dienen. Sein
Pseudonym war Asmus oder Wandsbecker Bothe – diesen Namen gab er seiner
Gedichtsammlung. Sie zeugen von gefühlsvoll frommer Stimmung und sprechen
einfache Sprache, z. B. Abendlied. Mit den Mitglieder des Göttinger Hains war er lose
befreundet.

Stara skripta :
Die deutsche Empfindsamkeit ist eine literarische Strömung der Aufklärung (obwohl
es Empfindsame Tendenzen auch in Werken des Sturm und Drang - z.B. im  Werther
gab). Sie war mit der "Erweckungsbewegung" (The Great Awakening) verwandt,
einer religiösen Erneuerung, die in Amerika und England viele Anhänger hatte. Sie
wurzelte im Pietismus, eine mystische Bewegung, die schon gegen Ende des 17.
Jahrhunderts in Deutschland entstanden war und wieder eine innige, gefühlsmäßige,
sehr persönliche Beziehung zu Gott verlangte. Auch die moralischen Wochenschriften
hatten den Einfluß auf die Entstehung der Empfindsamkeit. Meist wurden in diesen
belehrenden und unterhaltenden Zeitschriften Alltagssituationen in literarisierter Form
dargestellt, um Fallbeispiele für den Leser zu liefern.
Die Empfindsamkeit ist eine Reaktion auf die rationalistischen Strömungen der
Aufklärung; dem Verstand wird das Gefühl entgegengesetzt. Die polit. und
gesellschaftl. Unterdrückung des Bürgertums sucht sich ein Ventil in
Gefühlsüberschwang und Schwärmerei. Zum Gefühlsauslöser kann alles werden, vom
Natur- bis zum Kunsterlebnis, von der Darstellung eines gerechten Familienvaters,
dessen Familie durch die Willkür eines Fürsten zerstört wird (Lessings Emilia Galotti,
1772), bis zum Selbstmörder, dessen Liebe unerfüllt bleibt, weil sie nicht in eine Ehe
münden kann (Goethes Werther, 1774).
Sprache:
überschwenglich; gefühlsbetont, emphatisch (leidenschaftlich)
keine "unanständigen" Sachen
in der Wortwahl überwiegt das Positive
lange Sätze, bei denen Schilderung überwiegt
viele Stilfiguren, viele Ausrufe, Synonyme
Literarische Formen: Epos, Roman (Briefroman, Reise-Roman, autobiographischer
Roman), Ode, Hymne, Idylle, Drama (bürgerliches Rührstück)
Themen: Beobachtung seelischer Regungen; Ergriffenheit im Zusammenhang mit
Anmut, Tugend; Freundschaft; Entdeckung und bewusstes Erleben der Natur;
idyllisch-heiterer Lebensgenuss (Lyrik, Idylle).
Vertreter (aus dem Göttinger Hainbund): Friedrich Gottlieb Klopstock , Matthias
Claudius, Gottfried August Bürger, Johann Gottfried Herder, Johann Wolfgang
Goethe...
Werke: Messias (Klopstock), Die frühen Gräber (Klopstock), Wandsbecker Bothe
(Claudius), Ganymed (Goethe)
Als wichtigster Vertreter der lyrischen Empfindsamkeit gilt Friedrich Gottlieb
Klopstock, der in seinem Messias (1748-1773) vor allem durch die Darstellung des
Seelenzustands seiner Gestalten beeindruckt. Im Drama finden wir die bürgerlichen
Tugendideale vor allem im "weinerlichen" Lustspiel bei Christian Fürchtegott Gellert
(Die zärtlichen Schwestern, 1747) und in Lessings bürgerlichen Trauerspielen (u.a.
Miß Sara Sampson, 1755) verwirklicht. Das empfindsame Drama entstand aus der
Aufweichung der strengen Grenzen zwischen der Komödie und Trgödie durch das
Ferment des Rührenden.
22
- Gedichte in der Empfindsamkeit
Klopstocks Denken war unter dem Einfluss der Aufklärung und des religiösen
Pietismus seiner Erziehung. Mit seinen Gedichten, die um die Mitte des 18.Jh
erschienen, tritt eine Lyrik des Gefühlsausdrucks. Seine Lyrik stellt den Beginn und
den Höhepunkt der empfindsamen deutschen Poesie dar. Neben den Motiven wie
Freundschaft, Liebe, Tod und Vaterland, der vorherrschende Motiv seiner Gedichte ist
die christliche Glaubenserfahrung. An die Stelle der logisch argumentierten
Vernunftsprache tritt in der Hymnik ein ekstatischer Gefühlsausdruck. Prägende
Kräfte sind Phantasie, visionäre Empfindung und Vermischung der Seinsbereiche.
Das Individuum setzt der aufklärerischen Vernunftherrschaft die Macht der
Empfindungen entgegen. Es stellt sich ein neues Verhältnis zwischen dem Ich und der
Natur ein – man betrachtet sie nicht bewundernd, sondern begrüßt sie freudig. Das
lyrische Ich richtet sich nicht mehr darauf, die Welt zu verstehen (Objektivität),
sondern seine eigene Befindlichkeit in der Welt (Subjektivität) zur Sprache zu
bringen.
Klopstock, die empfindsame Literatur und Sturm und Drang waren unter dem
Einfluss der englischen Vorbilder: Thomas Gray („An Elegy written in a Country
Churchyard“), Macpherson („Ossian“) und Edward Young
(„Nachtgedanken“).Youngs Werk bringt einen vorher in der Literatur nicht bekannten
Seelenausdruck zur Sprache.
Beispiele für die empfindsame Lyrik:
Klopstock „Dem Unendlichen“, „Die frühen Gräber“, „Messias“
Gellert „Geistliche Oden und Lieder“
Christian und Fridrich Graf zu Stolberg „Gedichte“ (Oden, Hymnen, Balladen,
Romanzen... unter Klopstocks Einfluss)
Hölty „Gedichte“ (Idyllen, Lieder, Oden, Hymnen... unter Klopstocks Einfluss und
unter Einfluss des Minnesanges)
Voß schrieb Idyllen im Hexameter mit realistischen Zügen:
„Der siebzigste Geburtstag“, „Luise“
-er übersetzte Homers „Odyssee“ und „Ilias“ im Hexameter

23
3. Aufklärung – philosophischer Hintergrund

Die Aufklärung (1720-1785) war eine von England und Frankreich ausgehende
Geistesbewegung des 18. Jhs. Das Symbol der Aufklärung ist die aufgehende Sonne,
die alles beleuchtet und überstrahlt. Mit dieser Lichtmetapher ist die Vernunft
gemeint, der in diesem Zeitalter eine entscheidende Rolle zukommt.
In Frankreich reichen die Wurzeln der Aufklärung zurück bis Rene Descartes, dessen
Aussage „cogito, ergo sum“ die Erprobung des rein analytischen Denkens einleitete.
Bei ihm war die Vernunft das wichtigste Instrument der Erkenntnis. In dieser Zeit
lösten sich die Wissenschaften von ihren Bindungen an die Religion.
Aus England kam die Lehre des Empirismus, vertreten durch John Locke. Für ihn war
die Quelle des Denkens und Erkennens nicht die Vernunft, sondern die
Sinneswahrnehmung und Erfahrung. Diese Ansicht wurde von David Hume
weiterentwickelt.
In Deutschland gilt Leibniz als philosophischer Wegbereiter der Aufklärung. Seine
Monadenlehre betont die Wichtigkeit aller Stufen des Daseins vom kleinsten
Zellverband bis hin zu Gott. Jede Monade strebt nach der für sie „besten aller
möglichen Welten“.
Christian Wolff schuf sein philosophisches System: das, was logisch ableitbar ist, ist
auch vernünftig, natürlich und moralisch gut. Sein Ideal ist der gesunde
Menschenverstand. Quelle des Glücks ist ihm die Tugend. Sein Schüler und
Nachfolger ist Gottsched.
Literatur und Philosophie stehen nicht wie im Barock im Zusammenhang mit gleichen
Tendenzen in Musik, Malerei und Architektur. Die Literatur der Aufklärung war von
pädagogischen Bemühungen geprägt. Die Ausbildung von Verstand und Vernunft
wurde als das Wichtigste angesehen.
Immanuel Kant gab berühmte Antwort: „die Aufklärung ist der Ausgang des
Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das
Unvermögen, seich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“

29. Moralische Wochenschriften der Aufklärung

Verbreitet wurden die Ideen der Aufklärung durch zahlreiche moralische


Wochenschriften, die nach englischem Vorbild in Deutschland erschienen. Sie
vermittelten Bildung auf gesellige Art und Weise und behandelten Themen aus dem
Alltag (Familienleben, religiöse Erziehnung)
In der ersten Moralischen Wochenschrift in Deutschland „Der Vernünftler“ wurde aus
englischen Wochenschriften übersetzt.
In Hamburg erschien „Der Patriot“, dessen Herausgeber Brockes war.
Bodmer und Breitinger begründeten in der Schweiz „Die Discourse der Mahlern“
Nicolai, Mendelssohn und Lessing gründeten die Zeitschrift „Bibliothek der schönen
Wissenschaften und der schönen Künste“.
Wieland gab den „Teutschen Merkur“ heraus. Diese erste bedeutende
Literaturzeitschift erschien monatlich und hatte großes Ansehen. Sie beschäftigte sich
mit literarischen, politischen, philosophischen und theologischen Fragen der Zeit und
gab dem Bürgertum Gelegenheit zur Meinungsbildung.

24
11. Versuch einer critischen Dichtkunst

Am Anfang der dt Literatur der Aufklärung stand 1730 dieses Gottscheds Werk. Im
Untertitel stand: ...das innere Wesen der Poesie in einer Nachahmung der Natur
bestehe. In dieser Schrift wandte sich Gottsched ab vom Stil des Barock. Er berief
sich auf zwei Autoritäten: er ging aus von der Poetik des Aristoteles, die das Wesen
der Literatur in der Nachahmung sieht, und von der Poetik des Horaz, die fordert, dass
der Dichter sowohl nützen als auch erfreuen soll.
Die Nachahmung der Natur in der Dichtung fordert die Kenntnis der Natur. Im
Zeitalter der Aufklärung sah man in der Natur das Walten eines vernünftigen Prinzips,
dem ein Plan zugrunde liegt. Wenn Dichtung als Nachahmung der Natur verstanden
wird, dann muss es auch für die Dichtkunst vernünftige Regeln geben. Die starren
Regeln Gopttscheds lösten heftigen Widerspruch aus, besonders bei Bodmer und
Breitinger.
Gottsched betrachtete in diesem Werk das französische klassizistische Drama als
Vorbild. Er übernahm die Forderung nach drei Einheiten (der Handlung, des Ortes
und der Zeit) und postulierte eine Fabel als Kern des Dramas. Er verurteilte die derbe
Sprache der Barock-Dramen. Der Hanswurst oder Harlekin wurde von der Bühne
verbannt, auch alles Opernhafte wurde abgeschafft. Er reformierte das Theater der
Wandertruppen, es ging ernst und moralisierend zu, die wandernden Truppen spielten
nicht mehr nur an fürstenhöfen, sondern auch vor bürgelichem Publikum.
Er verfasste ein Drama – der sterbende Cato. Das ist eine Tragödie in Alexandrinern
über den Selbsmord des jüngeren Cato, des Gegners Cäsars. bahr: Lehrsatz, dass man
die Liebe zur Freiheit nicht so weit treiben darf, dass sie sich in Eigensinn verwandelt
und zur unmoralischen Handlung des Selbstmords verleitet.
Gottscheds begründete Sächsische Komödie. Sie war eine Typenkomödie, die durch
Verlachen bestimmter Laster oder Fehler die Verhaltensnormen des Bürgertums zu
bestimmen suchte.

38. Johann Christoph Gottsched (1700-1766)

Studierte Theologie, Philosophie und Philologie. Er war Professor für Poesie, Logik,
Metaphysik. Er entwarf ein poetologisches Regelsystem, das von den Grundlagen der
Philosophie Christian Wolffs abgeleitet war. Er wandte sich gegen Schwulst des
Barock, strebte eine Reform der dt Literatur. Sein Dogmatismus führte zur
Kontroverse mit Bodmet u. Breitinger. Er sorgte für Ausbildung der Schauspieler und
hob das soziale Ansehen des Standes. Er war wichtig als Übersetzer und gab die
Moralische Wochenschrift „die vernünftigen Tadlerinnen“ heraus.
Vidi gore

36. Bodmer (1698-1783) und Breitinger (1701-1776)

Bodmer studierte Theologie und unterrichtete Geschichte und Politik. Im Schreit mit
Gottsched betonte er die schöpferische Phantasie. Er übersetzte Werke des englischen
Dichters Milton und war Begründer und Mitherausgeber der Moralischen
Wochenschrift „Discourse der Mahlern“. Seine eigene Dichtung war ohne große
Bedeutung.
Die starren Regeln Gottscheds lösten heftigen Widerspruch aus, besonders bei den
Schweizern B und B. Der Streitpunkt war Bodmers Übersetzung Paradise Lost.
Milton hatte sehr individuelle und symbolhafte Sprache benutzt, was sich mit
25
Gottscheds Regelhaftigkeit nicht vertrug. Bodmer verfasste die „critische Abhandlung
von dem Wunderbaren in der Poesie und dessen Verbindung mit dem
Wahrscheinlichen“. Auch für ihn war es wichtig, das vollkommen Unwahrscheinliche
aus der Literatur herauszuhalten. Die Literatur sollte bei ihm die Nachahmung des
Möglichen (bei Gottsched Nachahmung des Wirklichen) anstreben.
Im gleichen Jahr erschien auch Breitinger „Critische Dichtkunst“. Er orientierte sich
auch an der englischen Literatur (damit waren sie die Vorläufer Lessings und
Herders) und trat für das Wunderbare in der Literatur ein. Er meinte, dass das
Kunstwerk nicht nur belehren, sondern auch durch das Wunderbare das Gemüt
bewegen sollte.

21. Drama in der Aufklärung

Im 18. Jh. spielten das Schauspiel und die Entwicklung einer Dramentheorie eine
wichtige Rolle. Gottsched betrachtete in seinem „Versuch einer critischen
Dichtkunst“ das französische klassizistische Drama als Vorbild. Er übernahm die
Forderung nach drei Einheiten (der Handlung, des Ortes und der Zeit) und postulierte
eine Fabel als Kern des Dramas. Er verurteilte die derbe Sprache der Barock-Dramen.
Der Hanswurst oder Harlekin wurde von der Bühne verbannt, auch alles Opernhafte
wurde abgeschafft. Er reformierte das Theater der Wandertruppen, es ging ernst und
moralisierend zu, die wandernden Truppen spielten nicht mehr nur an Fürstenhöfen,
sondern auch vor bürgelichem Publikum.bahr: er leitete die Entwicklung von der
Wanderbühne zum Nationaltheater ein. Die Aufgabe des Theaters sah er besonders in
der Erziehung des bürgerlichen Publikums.
Lessing schrieb seine ersten Lustspiele noch unter den Einfluss Gottscheds. Er löste
sich bald von dessen Regelhaftigkeit und wandte sich der englischen Literatur zu.
Im Drama des 18 Jhs. lockerte sich allmählich von Horaz aufgestellte Ständeklausel.
Durch diese waren der Tragödie und der Kömedie ganz bestimmte Personengruppen
zugeordnet. In der Tragödie sollten nur Personen von großer Würde und hohem Stand
(Könige, Fürsten) auftreten, in der Komödie nur Bürger und Personen von niedrigem
Stand, da ihnen die „tragische Fallhöhe“ fehlte. Dieser Personenkreis eignete sich
nach Meinung der Aufklärung nicht für eine Tragödie, seine Sorgen und sein
Scheitern konnten nie so tragisch sein wie das Scheitern hochgestellter
Persönlichkeiten. Bürgerliche oder private Schicksale boten daher keinen Stoff für
Tragödie. Mit dem langsam wachsenden Selbstbewußtsein des Bürgertums verlor die
Ständeklausel zunehmend an Bedeutung, auch Familienkonflikte wurden auf der
Bühne dargestellt. Nicht Helden oder typisierte Figuren, sondern Menschen mit ihren
Leidenschaften und ihren Schwächen traten auf.

61. Das deutsche bürgerliche Trauerspiel

1755 entstand das erste dt bürgerliche Trauerspiel, Lessings „Miß Sara Sampson“.
Den Begriff bürgerliches Trauerspiel hatte Lessing aus dem Französischen übersetzt
(drame bourgeois-Didero). Die Anregung zu dieser Dramengattung war mit George
Lillos „Der Kaufmann von London“ aus England gekommen. Lessings Absicht war,
beim Publikum Mitleid mit den handelnden tugendhaften Personen zu erregen und
dadurch eine Besserung des Charakters zu bewirken.

26
Lessings „Miß Sara Sampson“ zeigt einen privaten Konflikt. Die Personen sind nicht
eindeutig gut oder schlecht. Sie qualifizieren sich durch das Leiden oder Mitleiden
und durch das Erkennen eventueller eigener Schuld.
Das wichtigste Motiv dieses bürgerlichen Trauerspiels sind die Familienbindungen,
die auch bei größten moralischen Verfehlungen nicht zerreißen. Die Beziehung
zwischen Vater und Tochter ist ein häufig wiederkehrendes Motiv.
Das Tragische erfuhr in den bürgelichen Trauerspielen eine psychologische,
subjektive Deutung. Die Identifikation der Zuschauer mit der Handlung und Personen
wurde möglich.

Bahr: Lessing verstand unter bürgerlich etwas anderes als die soziale Zugehörigkeit
zum Bürgertum. Als Genrebezeichnung war es für ihn ein Hinweis auf die rührende
Wirkund des Trauerspiels. Rührung konnte nach seiner Ansicht nur durch Figuren
erzeugt werden, mit deren Tugenden und Leiden sich die Zuschauer identifizieren
konnten. Diese Figuren durften daher nicht zu weit vom Stand der Zuschauer entfernt
sein, aber brauchten ihm nicht anzugehören.
Das Adjektiv bürgerlich bedeutete im 18. Jh so viel wie: rein oder menschlich, privat,
häuslich, familiäe im Gegensatz zum Geschichtlich-Politischen, Pffentlichen und
Heroischen.

56. Hamburgische Dramaturgie (1767-1769)

BB:Lessing kam als Dramaturg nach Hamburg und besprach die 52 aufgeführten
Theaterstücke in der Zeitung „Hamburgische Dramaturgie“. Wöchentlich erschienen
zwei Hefte, zusammen 104. er geht wie im „Laokoon“ von einem bestimmten Werk
aus und leitet davon theoretische Gesetze ab. So vergleicht er verschiedene
Behandlungen desselben Stoffes. Im Mittelpunkt steht die Tragödie. Höchste
Autorität ist Aristoteles.
Früher galt griechisch phobos Schrecken. Lessing setzt dafür Furcht. Für eleos, früher
Jammern, Mitleid. Wir müssen die Helden bemitleiden und fürchten, dass uns
dasselbe passiert. Es darf daher keine vollkommen tugendhaften oder lasterhaften
Helden geben. Mitleid und Furcht findet er bei Franzosen nicht, nur die Beachtung der
drei Einheiten.
Lessing behandelt das Problem der Katharsis: Aristoteles definierte sie als Wirkung
des Dramas. Schrecken und Mitleid sollten von Leidenschaften reinigen. Lessing sah
in der Katharsis eine Umwandlung von Mitleid und Furcht in „tugendhafte
Fertigkeiten“ dh das Drama sollte die Möglichkeit zu moralische verantwortlichem
Handeln zeigen.

Bahr: aus dieser Tragödiendefinition lassen sich die übrigen Elemente seiner
Dramaturgie ableiten: Ablehnung der klassiistischen Einheiten, des christlichen
Märtyrerdramas, der Ständeklausel und Forderung nach Identifikation des Zuschauers
mit den dramatischen Progatonisten.
Er unterscheidet auch zwischen Lachen und Verlachen,ließ die Tugend als
Komödienthema zu. damit trat er in Gegensatz zur sächsischen Typenkomödie, die
das Publikum durch Verlachen von bestimmten Lastern bessern sollte. Das Lachen
sollte nicht der Abstellung eines bestimmten Lasters dienen, sondern der ganzen
Moral.
Lessing verstand unter bürgerlich etwas anderes als die soziale Zugehörigkeit zum
Bürgertum. Als Genrebezeichnung war es für ihn ein Hinweis auf die rührende
27
Wirkund des Trauerspiels. Rührung konnte nach seiner Ansicht nur durch Figuren
erzeugt werden, mit deren Tugenden und Leiden sich die Zuschauer identifizieren
konnten. Diese Figuren durften daher nicht zu weit vom Stand der Zuschauer entfernt
sein, aber brauchten ihm nicht anzugehören

15. Laokoon oder Über die Grenzen der Malerei und Poesie (1766)

Lessings Absicht war, eine allgemeine Ästhetik zu schaffen, die alle Künste umfassen
sollte. Die Arbeit ist Bruchstück geblieben. Er beschäftigte sich nur mit der bildenden
Kunst und Poesie. Vor allem trat er gegen die Vermischung der beiden Künste auf,
verwarf die beschreibende Dichtung und allegorisierende Malerei. Die Dichtung
müsse Handlung bieten, nicht Beschreibung, die bildende Kunst dagegen
Beschreibung.

6. Lessings Dramen

Lessings erstes Drama ist „Der junge Gelehrte“ (1747).-sein Jugendwerk im Stil der
sächsischen Komödie
Miss Sara Sampson (1755), Trauerspiel in 5 Akten
-das erste bürgerliche Trauerspiel, nach dem Vorbild des englischen bürgerlichen
Trauerspiels und des englischen Familienromans
-Die Technik ist ungeschickt und leidet an des langen Reden.
Bahr: Lessing verstand unter bürgerlich etwas anderes als die soziale Zugehörigkeit
zum Bürgertum. Als Genrebezeichnung war es für ihn ein Hinweis auf die rührende
Wirkund des Trauerspiels. Rührung konnte nach seiner Ansicht nur durch Figuren
erzeugt werden, mit deren Tugenden und Leiden sich die Zuschauer identifizieren
konnten. Diese Figuren durften daher nicht zu weit vom Stand der Zuschauer entfernt
sein, aber brauchten ihm nicht anzugehören.
Das Adjektiv bürgerlich bedeutete im 18. Jh so viel wie: rein oder menschlich, privat,
häuslich, familiäe im Gegensatz zum Geschichtlich-Politischen, Pffentlichen und
Heroischen.
Sir Sampson und seine Tochter Sara sind aufgrund ihrer erhöhten moralischen
Sensibilität zu einer Unabhängigkeit von der konventionellen Moral fähig. Marwood
vertritt die klassizistische Tragödie und damit die dekadente Moral des Hofadels. Die
moralische Autorität wird durch die Vaterfigur vertreten, die bei Lessing eine
göttliche Dimension aufweist.
Minna von Barnhelm (1767), Lustspiel in 5 Akten
-Der Stoff ist aus der Zeitgeschichte genommen und frei gestaltet.
-Zum ersten Mal bringt ein Stück deutsches Leben auf die Bühne.
-das erste und eins der bessten dt. Lustspiele
-Die Einheit von Ort und Zeit ist gut gewahrt. Die Haupthandlung ist von heiteren
Nebenhandlungen umgeben.
-Die Sprache ist lebensfrisch und volkstümlich
Bahr: die beiden Hauptfiguren werden bis an den Rand des Tragischen geführt, sodass
der männliche Protagonist in eine Identitätskrise gerät und sich mit Shakespeares
Othello vergleicht. Die Verbindung des Ehrbegriffs mit der Geldproblematik
unterstreicht die Aktualität der Thematik. Die beiden zeigen, wie sie aus eigenen
Kräften einen Konflikt zu überwinden vermögen, in den sie ohne eigene Schuld
versetzt sind. Es geht nicht um die Verlachung eines Lasters wie bei Gottsched,

28
sondern um eine Tugend, deren übertriebene Auffassung durch das lachen korrigiert
wird.
Emilia Galotti (1772), Trauerspiel in 5 Akten
-Der Stoff ist der römischen Virginia nachgebildet.
-Lessing ersetzte die antike Welt durch eine zeitgenössische italienische.
-Der Dialog ist knapp, wortkarg ung lebenswahr.
-das erste musterhafte Trauerspiel, vorbildlich auf lange Zeit
Bahr: Mittelstand und seine Tugend stehen im Zentrum der Handlung. Emilias
bevorstehene Heirat wird als sozialer Aufstieg betrachtet. Der Konflikt besteht nicht
nur zwischen den Ständen sondern auch zwischen den Generationen. Die jüngere
Generation ist auf der Suche nach Autoritätsfiguren, die ihrer Aufgabe nicht
gewachsen sind.
Nathan der Weise (1779), dramatisches Gedicht in 5 Akten
-Der Stoff ist frei erfunden. Nur die Ringparabel findet sich bereits in Gesta
Romanorum, bei Boccaccio, bei Jonathan Swift und bei Gellert.
-Die Handlung spiel in Palästina, etwa zur Zeit des dritten Kreuzzuges (1189-1191).
-Die Tendenz des Stückes: Christentum, Judentum und Mohammedanismus sind
gleich gut. Gegenseitige religiöse Duldung fordert die Humanität.
-Nathan trägt die Züge von Lessings Freund Moses Mendelssohn. Er ist Kaufmann
und Gelehrter, ein Mann, der durchs Leben, nicht durch Bücher zum Weisen wurde.
-Das Drama wurde zuerst in Prosa abgefasst, dann in fünffüßige Jamben (Blankvers)
umgeschrieben.
Hohelied der Humanität und Toleranz, und damit der Vorläufer von Goethes
klassischen Dramen.
der Tempelherr besteht die Probe auf der Suche nach Autorität. Er hat die Freiheit der
Wahl.

67. kritische, literarische Zeitschriften im 18. Jh

Leipzig war seit dem Ende des 17. Jh. das Zentrum der Zeitschriftenproduktion. Die
Zeitschriften waren Medien, die das bürgerliche Lesepublikum nicht nur informierten,
sondern dessen Meinungsbildung beeinflussten.

Christian Thomasius' "Monatsgespräche" (1688 – 1690) sind das erste kritische


Journal, das in inhaltlicher und formaler Hinsicht mehrere Neuerungen bot. Im
Unterschied zu bisherigen lateinischsprachigen Gelehrtenzeitschriften war es in
deutscher Sprache verfaßt.

Im ersten Heft führte Thomasius vier Personen ein, die auf einer Kutschfahrt von
Frankfurt nach Leipzig ins Gespräch kommen: Ein weitgereister Kavalier, ein
Gelehrter, ein Kaufmann und ein Schulmann diskutieren über neuerschienene Bücher
und teilen ihre Auffassungen, zum Beispiel zur Lektüre von Romanen, mit. Die Leute
sollten zum Lesen "angefrischet" werden.

Thomasius' Kritik an der lutherischen Orthodoxie, aber auch der Vorwurf, er habe
Leipziger Persönlichkeiten karikiert, brachten dem Herausgeber Schwierigkeiten mit
der Zensur ein. Schon das erste Heft der "Monatsgespräche" wurde bei der Leipziger
Bücherkommission angezeigt.

29
Gottscheds moralische Wochenschriften waren sehr populär. 1725 debütierte der
damals Fünfundzwanzigjährige mit den "Vernünftigen Tadlerinnen". Im
Unterschied zu anderen Wochenschriften auch in Deutschland wandten sie sich
vornehmlich an Frauen. Die Zeitschrift enthielt eine Vielzahl unterschiedlicher
Textformen, zu denen fingierte Gespräche, Briefe, Fabeln, Lieder und Geschichten
gehörten. Ähnlich wie Thomasius schrieb Gottsched seine moralischen
Wochenschriften unter der Maske fingierter Personen: In Ich Form plauderten die
bürgerlichen Damen Phyllis, Calliste und Iris und tauschten Meinungen aus, die den
Leserinnen als Vorbild dienen sollten.

Die Zeischrift kritisierte den höfisch-galanten Lebenswandel des Adels und


bekämpfte den Aberglauben und kulturelle Mißstände wie das Analphabetentum. Im
Unterschied zu anderen Wochenschriften wie dem Hamburger "Patriot" zeigten sich
in den "Vernünftigen Tadlerinnen" auch die besonderen Bemühungen Gottscheds um
eine Reformierung der deutschen Sprache und Literatur.

In der wochentlichen Zeitung "Biedermann" (1727 – 1729) bediente sich Gottsched


der fiktiven Verfasserfigur Biedermann. Diese moralische Wochenschrift war "an
jedermann" gerichtet, erreichte jedoch vor allem das gebildete Bürgertum. Er
veröffentlichte moralische Betrachtungen, Gedichte, Fabeln und Erzählungen. Mit
wöchentlicher Regelmäßigkeit predigte er das Ideal eines weltzugewandten
Menschen, der sparsam, fleißig und redlich ist. Gottsched schrieb in Form einer
Polemik gegen die Schweizer Bodmer und Breitinger, mit denen er Ende der dreißiger
Jahre in einen heftigen Streit um Fragen der Dichtungstheorie geriet.

Einen auffällig großen Raum nahmen weltanschauliche Erörterungen und


Überlegungen zur deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit ein. In diesen
kündigten sich schon spätere Zeitschriften, wie die philologisch ausgerichteten
"Beyträge zur Critischen Historie Der Deutschen Sprache, Poesie und
Beredsamkeit", aber auch Gottscheds Hauptwerk, der "Versuch einer critischen
Dichtkunst vor die Deutschen", an.

Das erste belletristische Journal Deutschlands, "Belustigungen des Verstandes und


des Witzes", standen unter Gottscheds Einfluß.

Die neue Art von Monatsschrift veröffentlichte Arbeiten junger, noch unbekannter
Schriftsteller. Einer der beliebtesten Autoren des Jahrhunderts, Gellert, wurde durch
hier veröffentlichte Tierfabeln berühmt.

Allmählich gingen die Leipziger Schriftsteller in das Schweizer Lager über und
gründeten mehrere vor Gottsched unabhängige Literaturzeitschriften. Die
Verfasserschaft der Beiträge blieb nicht nur aus Furcht vor dem Professor Gottsched
anonym. Man wollte seinen Lesern gemeinsam gegenübertreten. In den "Neuen
Beyträgen zum Vergnügen des Verstandes und des Witzes" (Bremer Beiträge)
und der "Sammlung vermischter Schriften" wurden unter anderem Lustspiele
Gellerts und die ersten Gesänge von Klopstocks "Messias" veröffentlicht.

Friedrich Nicolai und Moses Mendelssohn begründeten "Bibliothek der schönen


Wissenschaften und freyen Künste". Das kunstphilosophische und literaturkritische
Journal verfolgte unterschiedliche Künste übergreifende Zielstellungen und
30
berücksichtigte neben der Dichtkunst unter anderem das Theater, die Musik, die
Malerei und die Baukunst.

Christian Felix Weiße, der die "Bibliothek" jahrzehntelang fortführte, machte sie zu
einem einzigartigen Nachrichtenorgan, das über neueste künstlerische Entwicklungen
in ganz Europa informierte. Sie wurde fortgeführt als "Neue Bibliothek der schönen
und freyen Künste".

"Der Teutsche Merkur" (1773-1810) war eine der erfolgreichsten Zeitschriften der
Aufklärung und wurde vom Herausgeber Christoph Martin Wieland als
Kulturzeitschrift konzipiert, in der alle Gebiete des menschlichen Wissens vertreten
sein sollten.

Das Nationaljournal "Deutsches Museum" (1774) wurde von zwei Herausgebern


geleitet, die verschiedene Schwerpunkte setzten. Konrad Wilhelm Dohm sorgte mit
historischen, philosophischen und politischen Beiträgen für Information und
Belehrung. Heinrich Christian Boie bot schöne Literatur und Unterhaltung.

Das Nachfolgeorgan der Zeitschrift erschien seit 1789 bei Göschen. Im "Neuen
Deutschen Museum" wurde der Blick vor allem auf die Wissenschaft und die
Französische Revolution gerichtet.

"Allgemeine Literaturzeitung" (1785) wurden zum wichtigsten kritischen Organ


der Klassik.

"Göttingische Anzeigen von gelehren Sachen", früher unter der Leitung von
Albrecht von Haller, erscheinen heute noch.

7. Roman der Aufklärung / 53. Abenteuerromane der Aufklärungszeit

Im Zeitalter der Aufklärung gewann neben dem Drama auch der Roman an
Bedeutung.
Die erste bedeutende Poetik des Romans stammt von Friedrich von Blanckenburg:
Versuch über den Roman. Er orientierte sich an den englischen Roman und versuchte,
die noch kaum beachtete Gattung bekannt zu machen. Er sah im Roman eine
Weiterentwicklung des Epos. Beide Formen sind gleichrangig. Er unterschied das
Epos als Heldengedicht, das die Taten und Ereignisse darstellt und den Menschen aus
öffentlicher Sicht sieht, vom Roman, der die privaten Handlungen und Empfindungen
des Menschen darstellt. Die psychologisierende Schilderung im Roman bezweckt
größere Identifikationsmöglichkeiten des Lesers mit der Hauptfigur und hat damit
eine pädagogische Absicht.
53. Abenteuerromane der Aufklärungszeit
Gottfried Schnabel schrieb „Wunderliche Fata einiger Seefahrer“. Der Roman gehört
zur Gattung der von der englischen Litaratur beeinflußten Robinsonaden (Vorbild war
Defoes Robinson Crusoe“). Ludwig Tieck bearbeitete das Werk und gab es 1828
unter dem heute bekannten Titel „Die Insel Felsenburg“ heraus. Auf einer Insel
sammeln sich Gleichgesinnte, die alle zusammen eine große Familie bilden. Diese
31
imaginäre Insel im Südatlantik ermöglichte dem Ich-Erzähler und Protagonisten die
Verwirklichung der Utopie der bürgerlichen Großfamilie, die seiner Meinung nach in
dem Europa des Feudaliabsolutismus unmöglich war.

(Bahr: um 1700 hatten die Hauptformen des Barockromans ihre Bedeutung verloren.
Der Schäferroman war Ende des 17.Jhs. überholt. Der Pikaroroman degenerierte zum
Politischen Roman, während höfisch-historischer Roman in Formen des Galanten
Romans überging. Die einzig neue Form unter dem Einfluß von Defoe war die
Robinsonade oder bürgerliche Utopie. Schnabels ...stellt das charakteristische Beispiel
dieser neuen Gattung dar.)

Inzwischen drangen neue Vorbilder aus England und Frankreich ein, die der
Romankunst in Dt neue Impulse verliehen. Im 18. Jh galt der Roman als das
Erdichtete im Sinne des Phantastischen und Unglaubwürdigen. Der moderne Roman
hatte sich gegen dieses Vorurteil durchzusetzen. Wieland folgte mit Agathon.
Mit seiner Forderung nach Wahrscheinlichkeit, nach Protagonisten mittleren Standes
und nach natürlicher Sprache stimmte Gottsched im der „Critischen Dichtkunst“ mit
der modernen Romankritik der Aufklärung überein.
Der erste bürgerlich-realistische Roman, das Leben der Schwedischen Gräfin von G
von Gellert, gibt die Tendenz zur historischen Wahrscheinlichkeit im Gegensatz zum
Phantastischen bereits im Titel zu erkennen

1766 erschien die „Geschichte des Agathon“ von Christoph Martin Wieland. Mit
deisem Roman begann die Tradition des dt Bildungsromans. Im Mittelpunkt des
Romans steht ein Individuum, dessen Persönlichkeit im Laufe der Ereignisse so
ausgebildet wird, dass ein harmonisches Verhältnis von Charakter und Willen
entsteht. Es ist die Darstellung des Ichs in der Auseinandersetzung mit der Welt.
Menschen und Umgebung wirken auf den Helden. Das Motto für den im antiken
Griechenland spielenden Roman stammt von Horaz: was die Tugend und was die
Weisheit vermag. Agathon, ein junger Athener, erlebt alle Stufen der menschlichen
Existenz vom Sklaven bis zum Herrscher.
Wieland läßt Agathon, dem er autobiographische Züge verliehen hat, durch
Griechenland ziehen (Die Reise bzw das Wandern ist ein typisches Merkmal des
Bildungsromans) bis er eine vernünftige und in sich harmonische Lebensbasis findet.
Die einzelnen Schritte werden mit psychologischem Einfühlungsvermögen
geschildert. Die sich zur Persönlichkeit entwickelnde Hauptperson wirkt lebensech
und erlaubt eine Beteiligung des Lesers.

46. Christoph Martin Wieland (1733-1813)

Er wurde pietistisch erzogen, studierte Philosophie, war Erzieher in der Schweiz und
Gast Bodmers (er enttäuschte so wie Klopstock seinen Mentor nach kurzer Zeit in
seiner Denk-und Dichtweise) , Herausgeber der dt Literaturzeitschrift „Der Teutsche
Merkur“. (In seiner Funktion als Nationaljournal beschränkte sie sich nicht nur auf
Kritik, sondern berücksichtigte eine Vielfalt von Themen und literrischen Fomen,
darunter auch Komentare zum politischen Zeitgeschehen wie Französische
Revolution)
Der bekannteste dt Dichter des Rokoko war Wieland. Er verfaßte auch Werke, die der
spielerischen Anmut der Rokoko-Literatur zuzuordnen sind. Das kleine Versepos
„Muarion oder die Philosophie der Grazien“: Musarion verkündet dem Jüngling
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Phanias ihre Philosophie des Maßes und des heiteren Lebensgenusses. Sie beweist
ihn, dass weder Weltverachtung noch Weltverherrlichung als Lebensideal gelten
kann.
Sein erster Roman „die Abenteuer des Don Sylvio“ weist die Struktur des Don
Quijote von Cervantes auf, der das Muster für den modernen europäischen Roman
abgab.
Sein letztes Versepos „Oberon“ verband Motive aus 1001 Nacht, Elemente aus der
französischen Ritterepik und Shakespeares Sommernachtstraum.das
Epos ist in Stanzen (achtzeiligen Strophen in fünffüßigen Jamben) geschieben und gilt
als Meisterwerk.

BB:im Roman „Der goldne Spiegel“ legte er seine Anschauung über


Prinzenerziehung dar. Im exotisch-morgenländischen Stil wird die Geschichte des
indischen Königshauses erzält. Das zersplittete Land Scheschian wird zum Staat, als
es mit gesundem Menschenverstand regiert wird.
Im Roman „die Abderiten“ gab er ein Bild des kleinstädtischen Lebens mit seiner
Kurzsichtigkeit, Beschränktheit. Diese Satire ist in ein antikes Kleid gehüllt aber es ist
leicht sein Biberach (Württemberg) zu erkennen. Die Leser wurden auf die
Unsterblichkeit des Narentums verwiesen.

1766 erschien die „Geschichte des Agathon“...vidi gore


Der 1. Teil erzählt vom jungen Agathon, der zunächst ein übertrieben asketisches
Lebensideal hatte, dann sich völlig der Weltlust ergab. Der 2. Teil greift auf die frühe
Kindheit zurück und berichtet von seiner Erziehung. Der 3. Teil schildert dern reifen
Agathon, der alle inneren Widersprüche überwindet und ein wissender, von klarer
Harmonie geprägter Staatsmann wird. Im griechischen Gewand wird Agathon zum
Bildungsidel der Aufklärung: der weltmännisch-realistische, nur vom Verstand
geleiete Mensch. Aus dem schwärmerischen Tugendheld reift er zum praktisch
denkenden Mensch.
Bahr: er verwendete die Erzählerfigur. Der fiktive Leser als Gesprächspartner des
Erzählers wurde damit zum unerläßlichen Bestandteil der Fiktion des modernen
Romans. Was dem Agathon im Vergleich zu europäischen Vorbildern fehlte, war die
Gesellschaftswirklichkeit.(seine Handlung war in antiken Griechenland angesiedelt).

Der idealistische Agathon, gewaltsam getrennt von seiner Jugendliebe Psyche,


verliebt sich in Danae. Sobald er von ihrem Vorleben erfährt und sich in ihrem
moralischen Wert betrogen glaubt, verläßt er sie und begibt sich an den Hof des
Tyrannen von Syrakus. Seine Flucht führt Danae zur Besinnung auf ihre wahren
Werte, indem sie ihr weiteres Leben der Tugend widmet.
Am Ende des Romans finden sich Agathon, Danae und Psyche wieder, aber Psyche
stellt sich als seine Schwester heraus, und die zu erwartende Heirat mit Danae
unterbleibt
Es geht nicht um die außere Handlung, sondern um die Seelengeschichte. Die innere
Geschichte eines Menschen, wie er sich entwickelt, wird zum eigentlichen Gehalt des
Romans.

33
47. Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769)

Sohn eines protestantischen Geistlichen, studierte Theologie, Philosophie und


Literatur und schloß sich Gottsched an. Er war Mitarbeiter an den Bremer Beiträgen
(die Zeitschrft, die Engländer bevorzugte).
Sein literarischer Ruhm wurde durch seine „Fabeln und Erzählungen“ begründet,
diese Versgeschichten erzählen in leicht verständlichem Plauderton eine Begebenheit
und verbinden damit eine moralische Belehrung. Die Lebensweisheit sind
Wunschlosigkeit, Selbstgenügsamkeit und Selbstbeherrschung. In der Fabel die Biene
und die Henne gibt er eine Erklärung für den Nutzen der Fabel:dem, der nicht viel
Verstand besitzt, die Wahrheit, durch ein Bild, zu sagen.
Mit seinem gefühlsvollen, belehrenden „Geistlichen Oden und Liedern“ trug er zur
Erbauung der Leser bei. In diesem Gedichten herrschen Optimismus und pietistische
Frömmigkeit vor. Durch Beethovens Vertonung bekannt wurde die Ode „Die Himmel
rühmen des Ewigen Ehre“.
Er schrieb zwei Lustspiele: „Die Betschwester“ und „Die zärtlichen Schwestern“ und
fühte die Tugenden der Selbstlosigkeit, Großmut und Opferbereitschaft im
Privatbereich des bürgerlichen Familienlebens vor, um Rührung zu wecken.
Der erste bürgerlich-realistische Roman, „das Leben der Schwedischen Gräfin von
G“ von Gellert, gibt die Tendenz zur historischen Wahrscheinlichkeit im Gegensatz
zum Phantastischen bereits im Titel zu erkennen. Die rührseligen Romane des Samuel
Richardson „Pamela“ und „Clarissa Harlowe“ waren Vorbild für Gellerts Roman.
Mitleid, Liebe und Fürsorge wurden als Tugenden hervorgehoben und damit die
Aufklärung mit ihrer Überbewertung der Vernunft und des Verstandes auf Kosten
des Gefühls kritisiert.
Die Handlung ist fiktiv, aber mit Hilfe der historischen Realien des russisch-
schwedischen Krieges und der sibirischen Gefangenschaft des Grafen wird der
Wirklichkeitscharakter hergestellt. Die Einschaltung zahlreicher Briefe verstärkt den
Eindruck des Dokumentarischen. Die autobiographische Ich-Erzählerin steht im
Mittelpunkt der Handlung. Die Struktur weist das Schema von Liebe und Trennung,
Wiederfinden und Heirat der standhaften Protagonisten auf, das vom höfisch-
historischen Roman als Kompositionsprinzip verwendet wurde.

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25. „Sturm und Drang“ (1767-1785/90)

Die Epoche des Sturm und Drang ist eine Folge der Aufklärung: die junge Generation
wehrte sich gegen das Zweckmäßigkeitsdenken und gegen die Betonung der
Vernunft. Individualiltät wurde zum Programm; die Einheit von Leib, Seele und Geist
bestimmt den Menschen.
Die literarischen Epochen überschneiden sich zu dieser Zeit und erlauben kene
chronologische Reihung: Querschnittsanalyse :1779 entstand Lessings Nathan der
Weise als Höhepunkt der Aufklärung und die Urfassung von Goethes Iphigenie auf
Tauris, die den Anfang der Weimarer Klassik beeichnet. Zwei Jahre später erschien
Schillers die Räuber .
Die Sturm und Drang Epoche wird in der modernen Literaturwissenschaft heute
wenger als eine Vorstufe zur Klassik betrachtet, vielmehr wird die Bewegung als
ergänzendes, neues, dynamisches Stadium der Aufklärung verstanden.

Der Begriff „Sturm und Drang“ wurde von dem gleichnamigen Schauspiel Friedrich
Maximilian Klingers übernommen aber erst Ende des 19. Jh. als Periodenbegriff im
heutigen Sinne in die Literaturgeschichte eingeführt. Die Programmschrift der dt
Sturm und Drang Bewegung ist Herders Sammlung „Von dt Art und Kunst“.
Bei Korff wird der SuD als erste Phase mit der zweiten der Klassik und dritten der
Romantik zur Goethezeit zusammengefasst.
Die Bewegung wird auch „Geniezeit“ genannt, denn Hauptforderung war die
Überordnung des Genies über den Verstand. Der zentrale Begriff bezeichnete ein
neues Lebensgefühl, das Standesgrenzen und traditionelle Einschränkungen jeder Art
durchbrach. Die alles umfassende Persönlichkeit des Genies sollte Individualität,
Sinnlichkeit, Herz, Vernunft, Phantasie in sich vereinen. Natur, Kraft, Genie,
Leidenschaft und Gefühl waren die Kennworte der SuD Dichter. (Als Ideal galt nicht
der Dichter, der hochgebildet war und in jeder Gattung schreiben konnte. Gepriesen
wurde vielmehr das Genie, das sich seine Regeln und Gesetze selbst schafft. Im Genie
äußerte sich nach der Vorstellung des Sturm und Drang die schöpferische Kraft der
Natur. Die Natur wurde zum Inbegriff des Ursprünglichen, Elementaren, Göttlichen
und war nicht mehr das vernünftig Geordnete wie in der Aufklärung.)
Seit 1980 wurde die Aufklärung differenzierter gesehen und die Kontinuität stärker
hervorgehoben. Empfindsamkeit und SuD wurden als „radikalisierte Spielarten der
Auffklärung“ vestanden (Peter-Andre Alt)
Zur Aufklärung steht der SuD in bewusstem Gegensatz, dem Verstand wurden Herz,
Gefühl, Trieg, Fantasie entgegengesetzt, dem gebildeten Kulturmenschen der
Naturmensch entgegengestellt. Griechen und alte Germanen waren Vorbilder.
Hauptthema der Dichtung ist der Kampf des Naturmenschen mit der bestehenden
Kultur (Kampf um politische Freiheit, um Freiheit der liebe von Standesgegensätzen)

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41. Drama im Sturm und Drang / 49. Schiller im SuD

Drama war die herausragende Gattung im SuD und wurde statt in Versen in Prosa
geschrieben (Ausnahmen: Goethes Urfaust und Schillers Don Carlos) Es erklärt am
besten den Gesamtcharakter der Bewegung.
Zusammen mit Herder und Goethe entwickelte er an Shakespeares Beispiel Theorien
für die Dramen: Aristoteteles, Lessing und die Franzosen wurden abgeleht, Personen
und Charaktere standen im Mittelpunkt. wie im Leben existierten neben den starken
und vorbildlichen Menschen auch die schwachen und haltlosen. Tragische und
komische Elemente wurden miteinander verbunden, Leidenschaft erregt. Die
klassischen Einheiten von Ort, Zeit und Handlung wurden aufgehoben. Die neue
Einheit lag in der Verbindung von Literatur und Wirklichkeit.

Die Tragödie Ugolino von Gerstenberg war ein Vorläufer des Dramas. Das Drama
behandelt den Hungertod des Grafen Ugolino, der nach der Befreiung der Stadt Pisa
mit seinen Söhnen in einen Turm geworfen wurde. Dante verwendete dasselbe Thema
im 3. Gesang des Inferno. Schiller wählte später einen ähnlichen Stoff in der
„Verschwörung des Fiesco zu Genua“. Im Unterschied zu ihm behandelte
Gerstenberg den politischen Konflikt ganz am Rande. Das Politisch-Historische dient
ihm zu zeigen, dass Ugolino nicht unschuldig leidet. Das Zentralthema stellt das
physische Verhungern dar, die Vernichtung aller Hoffnung auf Befreiung. Es geht um
die Freiheit des Glaubens angesichts der Versuchungen zum Kannibalismus und
Kindermord. Am Ende steht der Sieg des Geistes über die Macht des Todes. Im Tod
triumphiert Ugolino über seine Unterdrücker.
Eine ähnliche Turm-und Kerkerszene findet sich am Ende von Goethes Götz und
Urfaust sowie in der Hungerturmszene von Schillers Räubern. Turm und kerker
wurden zur SuD-Metapher der Welt als gefängnis und des Lebens als Kerkerhaft.

Goethes historisches Drama „Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand“
entspricht den neuen Theorien.

Ein weiteres Beispiel für das historische Drama des SuD ist Klingers Tragödie „Die
Zwillinge“. Einerseits wurde die Thematik auf die biblische Kainstat zurückgeführt,
andererseits wurde sie zur Kritik am feudalistischen Erbfolgerecht verwendet.

Neben den historischen Dramen entstanden im SuD Dramen in der Tradition des
bürgerlichen Trauerspiels, meist wurden konkrete Zeitprobleme und Mißstände
aufgegriffen. Im 18. Jh standen immer mehr Menschen im Dienst von einflußreichen
Persönlichkeiten, Fürsten oder der Kirche. Studenten und junge nicht-adelige Bürger
mussten als Privatlehrer Adelskinder unterrichten. J.M.R. Lenz kritisiert in „der
Hofmeister oder Vortheile der Privaterziehung“ die Arroganz der Adelsgesellschaft,
die den abhängigen Lehrer-Sklave im betreßten Rock- demütigt und ausbeutet. (Die
Selbstkastration am Ende dient als Metapher für die Selbstprostituierung des
bürgerlichen Intellektuellen als Hofmeister. Wie in den „Soldaten“ erhob Lenz die
Anklage nicht nur gegen den moralisch korrupten Adel, sondern auch gegen das
Kleinbürgertum, das dem Adel aus opportunistischen Gründen hofierte. Im
Hofmeister richtete sich der Vorwurf vor allem gegen die kleinbürgerliche Intelligenz
wie den Hofmeister, Dorfschullehrer und protestantischen Pfarrer, die mit ihrer
Unterwürfigkeit die Herrschaftsposition des Adels unterstützten und bestärkten).

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Das Motiv der unstandsesgemäßen Liebe und ihrer Folgen ist das Thema von
Wagners wichtigstem Stück „Die Kindermörderin“.

49. Schiller im SuD In Schillers Räubern werden in energischer, affektgeladener


Sprache typishe SuD Motive (die Rivalität der ungleichen, feindlichen Brüder und der
Vater-Sohn-Konflikt) kombiniert. Die Bühnenanweisungen und die pathetische
Gebärdensprache der Figuren drücken Vitalität und Leidenschaft aus. Mit diesem
Drama erwies er sich als „legitimer Erbe Shakespeares“.
Schiller ließ beide Brüder als Verbrecher erscheinen, Franz als den intellektuellen und
atheistischen und Karl als edlen Verbrecher, der aus enttäuschter Sohnesliebe zum
Räuberhauptmann wird.
Durch die Intrigen des neidischen Franz kommt es nicht zur Versöhnung zwischen
seinem Bruder Karl und dem Vater Moor. Karl, ein freiheitsliebender, tatkräftiger
Kerl, stellt sich ausVerzweiflung an die Spitze einer Räuberbande. (Er füht sich vom
Vater und von der gesamten Gesellschaft ausgestoßen und tritt als Rächer aller
Verstoßenen und Enterbten auf.) Als der gefangene Vater davon hört, stirbt er vor
Kummer, Franz tötet sich selbst. Karl muss sich entscheiden zwischen seiner treuen
Geliebten Amalia und der Räuberbande, an die er durch einen Schwur gebunden ist.
Nur indem er die Frau tötet und sich selbst ausliefert (damit verhilft er einem armen
Taglöner zu einer Belohnung), kann er sich aus der tragischen Schuld befreien.
In „Kabale und Liebe“ thematisierte Schiller den unüberbrückbaren
Standesunterschied. Die Liebe zwischen der Bürgerstochter Luise Miller und dem
adligen Major Ferdinand muss scheitern. Ferdinands gestörte Beziehung zu seinem
Vater und sein Verhältnis zur Gesellschaft spiegeln seine Worte wider: „Mein
Vaterland ist, wo mich Luise liebt“. Luises enge Bindung an Familie und Moral
machen ihre absolute Zugehörigkeit zu deren gesellschaftlichen und religiösen
Konventionen deutlich. Das muss zum Konflikt führen. Beide Figuren sind zu sehr
ihrem Stande verhaftet, eine Verbindung ist nicht möglich. Daran kann auch ihre
Liebe nichts ändern. Agressive Anklagen gegen die Willkür des Absolutismus, Kritik
am Mätressentum, aber auch an der Starrheit des Bürgertums waren Folgen von
Schillers eigenem Erleben.
Bahr. Der Privatbereich der bürgerlichen Familie und dessen Verletzung durch den
Adel, die seit Lessings Emilia Galotti die traditionelle Konstellation des bürgerlichen
Trauerspiels darsgestellt hatte, bildeten den Zentralkonflikt. Für Luise stellen die
Standesgesetze einen Teil der göttlichen Weltordnung dar. Sie bleibt Standesperson
und wagt nicht den Schritt zum Menschen als Menschen. Ferdinad und Luise sind
nicht nur Opfer der absolutistischen Staatsintrige, sondern vor allem ihrer eigenen
ständischen Vorurteilen.

Bahr: Es lassen sich drei Dramentypen erkennen.


1. das historische Drama, das Shakespeare zum Vorbild hatte und den
Protagonisten in Konflikt mit dem historischen Geschehen zeigte: H.W.von
Gerstenbergs Ugolino; Goethes Götz von Berlichingen
2. das bürgerliche Trauerspiel, das bürgeriche Lebensfragen realistisch
behandelte, wie z.B. Kindesmord, Ehebruch, falsche Kindererziehung:
J.M.R.Lenz’ der Hofmeister und die Soldaten; H.L.Wagners die
Kindermörderin, Schillers Kabale u.Liebe
3. die dramatische Parodie,Satire oder Groteske

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Gemeinsamkeiten: die Ablehnung des französischen klassizistischen Dramas, die
Ablösung von der normativen Regelpoetik, die Hochschätzung Shakespeares, die
Verabsolutierung des Genies und die Faszination durch den Charakter oder großen
Helden

Götz stellt das einzige Drama des SuD dar, das die Bedingungen des
Geschichtsdramas erfüllte. Wie Shakespeare sich in seinen historischen Dramen auf
englische Chroniken stürzte, so verwendete Goethe die autobiographische
Lebensbeschreibung Herrn Gozens von Berlichingen aus dem 16. Jh. in der Struktur
übertraf Goethe sein Vorbild.

22. Götz von Berlichingen

Schauspiel in 5 Akten (1773), dessen Quelle die Selbstbiografie des fränkischen


Ritters Gottfried von Berlichingen war.
Inhalt: der Streit der Bauern mit den Bamberger Reitern verrät ihre Erbitterung gegen
die Fürsten. Götz hat den Fürstendiener Adalbert von Weisling, seinen früheren
Freund, gefangen genommen und versucht, in aufs Neue an sich zu binden, indem er
ihn mit seiner Schwester Maria verlobt. Damit entfernt er ihn dem Bischof von
Bamberg, mit dem Götz in Fehde liegt. Um seine persönliche Angelegenheiten in
Bamberg zu ordnen und seine Vermählung vorzubereiten, beurlaubt ihn Götz. Doch
Fürstengunst und die schöne Adelheid von Walldorf fangen den charakterlich
schwachen Weisling ein, sodass er den Versprechen bricht, das er Götz und Maria
gegeben hat. Indem Adelheid ihm ihre Hand in Aussicht stellt, gewint sie ihn
neuerding als treuen Anhänger des Bischofs. Ihr gelingt sogar, den Kaiser gegen Götz
aufzuhetzen; er soll mit seinem Anhang gefangen genommen werden, damit er
Urfehde schwöre. Weil er angeblich den Landfrieden gebrochen hat, wird die
Reichsacht über ihn verhängt. In Sickingen, der um die Hand der verlassenen Maria
wirbt, gewinnt Götz einen tapferen Kampfgefährten. Nachdem er die Reichstruppen
geschlagen hat, muss er sich auf seine Burg Jaxhausen zurückziehen; die Übergabe
der Burg lehnt er ab. Als er und seine Anhänger in immer größere Belagerungsnot
geraten, ersucht er um freien Abzug; er wird ihm gewährt. Doch wird Götz, als er die
Burg verlässt, überfallen und gefangen genommen. Noch einmal befreit ihn
Sickingen. Doch Weislingen ist erbittert, dass Götz wider frei ist; zudem strebt
Adelheid, die inzwischen seine Frau geworden ist, nach Höherem: sie will Gattin des
neuen Kaisers werden. Darum lässt sie Weislingen, der ihr im Wege steht, durch den
ihr treu ergebenen Knecht Franz vergiften.
In der Langweile seiner Abgeschiedenheit schreibt Götz seine Lebensgeschichte. Als
kurz darauf der Bauernaufstand losbricht, lässt er sich verleiten, für vier Wochen die
Führung der Bauern zu übernehmen. Sein Versuch, sie zu Zcht und Ordnung zu
zwingen, scheitert; als er bei Zigeunern Zuflucht sucht, wird er gefangen genommen.
Inzwischen ist Adelheid von den Richtern des heilichen Gerichtes zum Tod verurteilt
worden. Der sterbende Weislingen aber hat das Todesurteil über Götz zerrissen. Doch
die Rettung für den in Heilbronn eingekerkerten Götz kommt zu spät. Mit dem
Ausblick in eine kommende schwere Zeit stirbt er im Gärtchen vor dem
Gefängnisturm. Freiheit ist sein letztes Wort.
Das Hauptgewicht der Darstellung wurde auf die Charakteristik der Personen gelegt.
Der Gegensatz zwischen der alten Zeit (Götz) und der neuen Zeit (Weislingen) geht
durch das ganze Stück. Die Einheit der Handlung wurde bewusst durchbrochen. 54-

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mal wechselt der Schauplatz. Zwei Gruppen von Personen stehen sich gegenüber:
Götz und die Seinen und der Bischofshof im Bamberg. Bindeglied ist Weilingen.
Götz ist der Selbsthelfer, der Freund der Unterdrückten, der mann, den die Fürsten
hassen, derb und rau. Weislingen dagegen ist der Höfling, der Liebling der Frauen;
seine Schwäche grenzt an Charakterlosigkeit. Elisabeth, die besorge Hausfrau, ist ein
Abbild der Frau Rat. in Adelheim zeichnet Goethe das dämonische Weib, die
Verführerin. Franz und Georg sind Gegenbilder: Fant und Naturbursche.
Die literarische Bedutung ist groß. Götz ist der unmittelbare Gegensatz zum
französischen Drama und machte der gelehrten Dramatik und den französichen
Vorbildern ein Ende. An ihre Stelle trat Shakespeare als das Vorbild.

Das Drama verwirklicht zum erstenmal auf radikalste Weise die Befreiung von den
aristotelischen Regeln der Einheit von Ort, Zeit und Handlung. In unstilisierter, bildhafter
Prosa versucht Goethe mit zuweilen drastischer Ausdrucksweise der Realität möglichst
nahezukommen.

Neu ist in dem Stück auch, daß anstelle der importierten Stoffe aus der griechisch-
römischen Antike in Tragödien und Schäferspielen nun ein Gegenstand von 'nationalem'
Gehalt tritt. (Den Stoff zu dem Drama entnahm Goethe der Lebensbeschreibung des Herrn
Götz von Berlichigen, der Autobiographie eines Ritters aus dem 16. Jahrhundert, die 1731
in Leipzig erschienen war).

Freiheit und Gefangenschaft sind die beiden strukturbildenden Oppositionen des Dramas.
Der Freiheit zugeordnet sind darüber hinaus die Begriffe der Natur und des Edlen, dessen
Gegenpol als das Verderbte erscheint.

Die »eiserne Hand« wird zu einem zentralen Symbol der Demontage des freien und
naturhaften Individuums, die Hand als solche wird darüber hinaus zum 'gleitenden'
Bedeutungsträger, der verschiedene Figuren des Stücks markiert. So wird Weislingen in
der ersten Szene als »des Bischofs rechte Hand« bezeichnet. Die Hand ist die
Zentralmetapher des ganzen Stücks. In ihr steckt das Motiv der Freiheit ebenso wie das
der Verstümmelung.

52. Sturm und Drang – Gedichte

Die Lyrik der SuD Zeit gliedert sich in den Bereich der Ballade und in die Lyrik des
jungen Goethe.
Mit dem Interesse am Volkslied, am Ursprünglichen und Lebendigen hing die
Popularisierung der Balladendichtung zusammen. Dazu kam der Einfluß von Bischof
Percys Sammlung „Reliquies of Ancient English Poetry“. Bisher war die Volksbalade
(italienisch ballare tanzen) mit ihrer sprunghaften und schematischen Erzählweise
bekannt, die an die mittelalterliche Heldenepik anschloß. Im 18. Jh. bagann die
Entwicklung der Kunstballade. Neue Themen waren soziale und religiöse Konflikte,
herrschende Normen wurden in Frage gestellt.
Gottfried August Bürger gestaltete in seiner volkstümlichen Ballade Lenore einfache
Empfindungen und das innere Wirken übersinnlicher strafender Mächte. Äußere
Handlung und psychische Vorgänge werden gleicherweise auf die Bühne gebracht.
Die Phantasie schloß beide Bereiche zur Einheit zusammen. Religiöse Motive, die
Sprache der Bibel und des Kirchenliedes, Wiederholungen, populäre Redewendungen
und lautmalende Passagen weckten unmittelbare Ergirffenheit bei der über den Tod

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hinausgehenden Liebe zwischen der lebenden Lenore und ihrem verstorbenen
Bräutigam.
Zu besonders provozierenden Darstellung wurde das beliebte Motiv des vom Adligen
verführten Bürgermädchens das Motiv der Kindsmörderin in vielen Balladen
gestaltet.
Goethes frühe Balladen sind wenig gesellschaftskritisch geprägt. Erlkönig stekt voller
Andeutung und Symbole.
Typisch für die SuD Zeit ist auch die frühe Goethes Lyrik, die unter dem Einfluß
Herders stand.
Prometheus

32. Goethes Jugendwerk

Goethe (1749-1832) studierte in Leipzig und Straßburg Jura. In Strassburg lernte er


Herder kennen, der ihm die Aufklärungskritik Hamanns und seine eigenen
sprachphilosophischen Ideen übermittelte. Beeinflußt durch Herder und seiner Liebe
zu Friederike Brion vollzog sich in seiner Dichtung zu dieser Zeit der Durchbruch zur
un
Wiki: Im April 1770 setzte Goethe sein Studium in Straßburg fort. Diesmal widmete
er sich zielstrebiger den juristischen Studien, fand aber auch Zeit, eine ganze Reihe
persönlicher Bekanntschaften anzuknüpfen. Die wichtigste davon war die mit dem
Theologen, Kunst- und Literaturtheoretiker Johann Gottfried Herder. Der Ältere
öffnete ihm die Augen für die ursprüngliche Sprachgewalt von Autoren wie Homer,
Shakespeare und Ossian sowie der Volkspoesie und gab so entscheidende Impulse für
Goethes dichterische Entwicklung. Später sollte er auf Goethes Fürsprache hin in
weimarische Dienste berufen werden.
Auf einem Ausritt in die Umgebung lernte er in Sesenheim die Pfarrerstochter
Friederike Brion kennen und lieben. Bei seiner Abreise aus Straßburg beendete der
bindungsscheue junge Goethe die Beziehung; die an Friederike gerichteten Gedichte,
die später als „Sesenheimer Lieder“ bekannt wurden (u. a. Willkommen und Abschied,
Mailied, Heidenröslein) waren in ihrer Ausdruckskraft „der revolutionäre Beginn
einer neuen lyrischen Epoche“.[4]

Wichtiger als der Anwaltsberuf war Goethe die Dichtung. Ende 1771 brachte er –
innerhalb von sechs Wochen – die „Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der
eisernen Hand“ zu Papier. Nach einer Überarbeitung wurde das Drama 1773 als
„Götz von Berlichingen“ im Selbstverlag veröffentlicht. Das mit allen überlieferten
dramatischen Regeln brechende Werk fand begeisterte Aufnahme und gilt als das
Gründungsdokument des Sturm und Drang.[6]
Wieder schenkte Goethe den juristischen Studien wenig Aufmerksamkeit. Stattdessen
befasste er sich mit den antiken Autoren und verliebte sich in Charlotte Buff, Kestners
Verlobte. Als nach wenigen Monaten die Situation zu eskalieren drohte, verließ er
Wetzlar fluchtartig. Anderthalb Jahre später verwob er diese Erfahrung sowie weitere
eigene und fremde Erlebnisse in dem Roman Die Leiden des jungen Werther, den er
Anfang 1774 innerhalb von nur vier Wochen niederschrieb. Das hochemotionale
Werk machte seinen Autor binnen kurzem in ganz Europa berühmt. Goethe selbst
erklärte den ungeheuren Erfolg des Buches und das von ihm ausgelöste
„Wertherfieber“ später damit, dass es genau die Bedürfnisse der damaligen Zeit
getroffen habe. Der Dichter selbst rettete sich mit der schöpferischen Arbeit am

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Werther aus einer eigenen krisenhaften Lebenssituation: Ich fühlte mich, wie nach
einer Generalbeichte, wieder froh und frei, und zu einem neuen Leben berechtigt.[8]
Die Jahre zwischen der Rückkehr aus Wetzlar und der Abreise nach Weimar gehörten
zu den produktivsten in Goethes Leben. Außer dem Werther entstanden die großen
Hymnen (u. a. Ganymed, Prometheus und Mahomets Gesang), mehrere Kurzdramen
(u. a. das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern und Götter, Helden und Wieland) sowie
die Dramen Clavigo und Stella. Ein Schauspiel für Liebende. Auch griff Goethe in
dieser Zeit zum ersten Mal den Fauststoff auf.
Zu Ostern 1775 verlobte Goethe sich mit der Frankfurter Bankierstocher Lili
Schönemann. Die Beziehung litt bald unter der Unvereinbarkeit der Familien in
Milieu und Lebensstil, zudem fürchtete der Dichter, eine Ehe mit seinen
Lebensplänen nicht vereinbaren zu können. Um Abstand zu gewinnen, folgte er einer
Einladung der Brüder Christian und Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg zu einer
mehrmonatigen Reise durch die Schweiz. Im Oktober wurde die Verlobung aufgelöst.
Goethe, der unter der Trennung sehr litt, nahm nun eine Einladung des 18-jährigen
Herzogs Karl August zu einer Reise nach Weimar an.

57. Die Leiden des jungen Werthers

Ein Höhepunkt des SuD war Goethes weitgehend autobiographischer Briefroman. Er


traf mit seinem psychologisierenden Werk genau die Stimmung der Zeit. Seine
Begegnung mit Herder hatte sich auch hier stark ausgewirkt. Der Roman (in fiktiven
Briefen geschrieben, die als Tagebuch zusammengefüht sind), der lebende Personen
und noch gegenwärtige Zeitereignisse kaum verschlüsselte, löste heftige öffentliche
Diskussionen aus. Die Dichter des SuD feierten die stürmischen Gefühlsausbrüche
Werthers, seine grenzenlose Sehnsucht nach Identität mit der Natur. Mit seinem
Freitod hatte Werther das Recht auf Eigengesetzgebung bis zur letzten Konsequnz
verwirklicht; die junge Generation erkannte ihre eigene Gefühle und Proteste in seiner
Gestalt. Das führte zu einem Werther-Fieber. Werthers berufliche Untätigkeit, seine
unerlaubte Liebe zu Lotte und besonders sein Freitod wurden angegriffen. Der
übersensible Werther lebt nach seinem eigenen originalen Vorstellungen und
Gesetzen (aufklärerisch) und wird durch sein emanzipiertes Handel zum Helden des
SuD.
Erst in zweiter Linie ist der Roman eine tragische Liebensgeschichte. Im vordergrund
steht der unmittelbare Ausdruck, die Darstellung von Gefühlen und Erlebnissen des
Individuums, das mit gesellschaftlichen Normen bricht.

BB: die Anregung boten Goethes Erlebnisse in Wetzlar, seine Neigung zu Charotte
Buff, der Braut seines Freundes Kestner. Den tragischen Ausgang gab der Selbstmord
des Gesandtschaftssekretärs Jerulasem in Wetzlar.
Inhalt: Werther, der Sohn einer wohlhabenden Witwe, schreibt aus der Ferne seinem
Freund Wilhelm seine Erlebnisse und Empfindungen. In seinem Nachbarort hat er
Charlotte, die Tochter des Amtsmannes, kennen gelernt. Er verliebt sich in sie,
obwohl sie bereits Braut ist. Da er seiner Neigung nicht mehr Herr werden kann, reist
er ab und wird Sekretär eines Gesandten. Es zieht ihn aber in die Nähe der Geliebten
zurück. Sein Gemüt verdüstert sich. Lotte sucht ihn zu beruhigen und ersucht ihn,
einige Tage fernzubleiben. Er sieht darin eine Abweisung, schreibt einen
Abschiedsbrief und erschießt sich.
Form: briefform, nur Briefe Werthers. Gegen Schluss von Erzählungen unterbrochen

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Vorbild: war Rousseaus Briefroman. Die Jahreszeiten dienen zur Untermalung der
Stimmung. Die Beziehung beginnt im Sommer (Ruhe in der Natur), werden tragisch
(Novemberstürme) und enden mit dem Tod (im Dezember). Der Roman verkörpert
die nach innen schlagende Leidenschaft des SuD, das Übermaß des Gefühlslebens,
das mit der Außenwelt und mit ihrer Gegebenheit nicht fertig wird und in
Empfindsamkeit umschlägt.

Wiki: Inhalt
Die Handlung erstreckt sich über den Zeitraum vom 4. Mai 1771 bis 24. Dezember
1772.
Als junger Mann entflieht Werther dem Stadtleben und siedelt sich zuerst in einer
unbenannten Stadt, danach im benachbarten idyllischen Dorf „Wahlheim“ an. Er
genießt es, in der Natur umherzustreifen, und verarbeitet seine Eindrücke immer
wieder durch Zeichnungen. Eines Tages lernt Werther den Amtmann kennen, der ihn
zu sich einlädt. Werther schiebt den Besuch jedoch auf und hat ihn bald vergessen.
Auf der Fahrt zu einem Tanzvergnügen mit anderen jungen Leuten macht die
Kutschgesellschaft beim Haus des Amtmanns Halt, um dessen Tochter Lotte
abzuholen. Werther sieht sie, umringt von acht jüngeren Geschwistern, denen sie ihr
Abendbrot von einem Brotlaib abschneidet, und ist tief beeindruckt von dieser Szene;
vor allem aber von dem schönen Mädchen, das hier die Mutterrolle übernommen hat,
da der Amtmann verwitwet ist. Während des Balls, dem Ziel des gemeinschaftlichen
Ausflugs, fordert Lotte Werther „mit der liebenswürdigsten Freiheit von der Welt“
auf, einen bestimmten Tanz, den „Deutschen“, mit ihr zu tanzen. „Es ist hier so Mode,
fuhr sie fort, dass jedes Paar, das zusammengehört, beim Deutschen
zusammenbleibt“. Als Lottes Freundinnen das glückliche Einverständnis, das Lotte
und Werther beim Tanzen zeigen, bemerken, erinnern sie Lotte an „Albert“. Auf
Werthers Frage erklärt ihm Lotte, Albert sei „ein braver Mensch, mit dem sie so gut
als verlobt“ sei. Im Verlauf des Abends zieht ein Gewitter herauf. Werther und Lotte
betrachten anschließend vom Fenster aus die noch regenfeuchte, erfrischte Natur.
Beiden kommt das gleiche Gedicht in den Sinn, eine Ode von Klopstock. Werther
interpretiert dies als Ausdruck ihrer Seelenverwandtschaft. Von nun an sucht Werther
zunehmend die Nähe Lottes.
Als Albert, Lottes Verlobter, von einer Geschäftsreise zurückkehrt, ändert sich
Werthers Stimmung allmählich. Es entsteht ein platonisches Dreiecksverhältnis.
Albert und Werther freunden sich zunächst an. Als Werther aber bemerkt, dass er
seinen starken Gefühlen für Lotte aus Rücksicht auf Albert nicht nachgeben darf,
verlässt er das Dorf, um Abstand zu gewinnen. Werther arbeitet eine Zeit lang bei
einem Gesandten am Hofe, aber die Pedanterie seines Vorgesetzten und die bornierte
Enge der höfischen Etikette lassen ihn erkennen, dass er in jener Gesellschaft nur eine
Außenseiterrolle spielt und sich nicht mit ihr identifizieren kann. Als er eines Tages
vom Grafen C. aus einer adeligen Runde vorsichtig hinauskomplimentiert wird, da
sich viele Anwesende vom Bürgerlichen Werther gestört fühlen, reicht er seine
Kündigung ein. Er hält sich zuerst bei einem Fürsten auf und kehrt später nach
Wahlheim und zu Lotte zurück.
Inzwischen sind Lotte und Albert verheiratet. Werther besucht Lotte dennoch immer
wieder, bis diese sich bedrängt fühlt und ihn (auch auf Alberts Wunsch hin) bittet, erst
zu Weihnachten (vier Tage später) zurückzukehren. Als Werther vor Ablauf dieser
Frist Lotte in Alberts Abwesenheit besucht und ihr aus seiner Ossian-Übersetzung
Gedichte vorliest, werden die beiden, wie bei der Klopstock-Szene, von ihren
Gefühlen überwältigt. Doch als Werther Lotte leidenschaftlich zu umarmen und
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küssen beginnt, reißt diese sich verwirrt los, flüchtet und schließt sich im
Nebenzimmer ein. Um Lottes Ehre und Ehe nicht weiter zu gefährden, beschließt
Werther, sich das Leben zu nehmen und erschießt sich um Mitternacht vor
Heiligabend mit einer von Albert (für eine Reise) ausgeliehenen Pistole. Am nächsten
Morgen wird er in seiner charakteristischen Kleidung (im blauem Frack mit gelber
Weste) tödlich verwundet aufgefunden. Gotthold Ephraim Lessings Buch „Emilia
Galotti“ liegt aufgeschlagen auf seinem Pult. Gegen zwölf Uhr mittags erliegt er
seiner Kopfverletzung. Ein christliches Begräbnis bleibt dem Selbstmörder verwehrt.

39. Johann Gottfried Herder (1744-1803)

Der Sohn eines pietistischen Kantors und Lehrers studierte Medizin, Theologie und
Philosopie, arbeitete als Lehrer. Er lernte Goethe kennen, dessen Frühwerk er
entscheidend beeinflußte. Ab 1776 lebte er als Oberhofprediger in Weimar.

Seine Schrift „Fragmente über die neuere dt Literatur“, mit der der Beginn des SuD
aufgesetzt wird, sind eine Kritik nach dem Muster der „Berliner Literaturbriefe“
Lessings. Hamanns Gedanken bilden die Grundlage. Poesie ist die Muttersprache des
Menschengeschlechts. Er fordert eine volkhafte Eigenkultur und begründet in diesem
Werk neue literarische Methode: ein Dichtwerk ist nicht, wie Lessing es tut, nach
vorgefassten Regeln zu beurteilen, sondern man muss sich in die dichtung einfühlen.
Er unterscheidet Kunstpoesie und Naturpoesie. Im Mannesalter wird die Poesie zurr
Kunstpoesie und entfernt sich von der Natur.
„Kritische Wälder“ ist veranlasst durch Lessings Laokoon. Hier setzt er sich mit
diesem auseinander und weist auf Bibel und Homer als Hauptvertreter volkstümlicher
Dichtung hin.
„Abhandlung über den Ursprung der Sprache“ : Sprache ist Ausdruck der
Unterscheidung eines neuen Lebensinhaltes; in jedem Wort ist ein tiefes Urerlebnis
des Menschen festgehalten. Die erste Sprache war poetisch, unter Einfluss vom Klima
und Lebensweise hat sich die Sprache verändert.
(Er sah eine direkte Verbindung zwischen der Entwicklung der Sprache und der
Bildung und Entwicklung des Menschengeschlechts.)
„Von deutscher Art und Kunst“ auch hier stellt er die Volks- und Naturpoesie über
die Kunstpoesie und würdigt das Volkslied.
„Vom Geist der hebräischen Poesie“ erklärt die Bibel als Sammlung alter Schriften,
die Bibel ist für ihn die älteste Poesie überhaupt
„Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ hier entwickelt er die
Abhängigkeit des Menschenlebens von der umgebenden Natur. Aus der Betrachtung
der Kulturen des Orients, Griechenlands und Rom leitet er eine Geschichtsphilosophie
ab, er zeigt wie aus Boden, Klima und Volk eine entsprechende Kultur erwächst.
Seine Bedeutung liegt in der Sammlung der Volkslieder . er schuf den Ausdruck
Volkslied. (in den Volksliedern wollte er die unverfälschte Volksseele finden. Die
Wirkung dieser Sammlung beschränkte sich nicht auf Dt, sondern regne auch
slawischen Völker an, die Wurzeln ihrer Dichtung zu erforschen)
„Journal meiner Reise im Jahre 1769“

Herder wurde bekannt durch sein Auftreten gegen die Kritik der Vernunft von Kant,
die er einen Wortnebel nannte. Anstatt die Vernunft zu kritisieren ist es nach Herder

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zweckmäßiger, mit der Untersuchung der Physiologie der Erkenntnisfähigkeiten des
Menschen zu beginnen.
Gegen Kant war auch seine These gerichtet, daß zuerst die Sprache entsteht, und erst
danach die Vernunft auftritt.
Kant habe unrecht, wenn er die Begriffe Raum und Zeit für apriorisch hielt, denn in
Wirklichkeit, behauptet Herder, entstanden sie aus der Erfahrung.
Ausdruck des Menschen ist die Sprache und deren reinster Ausdruck wiederum die
Literatur.
Erst durch Sprache wird für Herder - ebenso wie für Hamann - der Mensch zum
Menschen. Ohne Sprache gibt es keine Vernunft.
Stärker als Hamann hebt er den historischen Charakter der Sprache hervor. Der
Mensch selbst ist seinem Wesen nach geschichtlich. Daher nimmt in Herders Werk
die Geschichtsphilosophie einen zentralen Platz ein.
Herder legt besonderes Gewicht auf die Verschiedenheiten zwischen den einzelnen
Kulturen und Epochen. Jedes Volk besitzt seinen besonderen Geist, den Volksgeist.
Herder bestimmt die Geschichte als zweckgerichtete (teleologische) Bewegung, als
Entwicklung zur Humanität hin.
Er meinte, dass die älteste Dichtung die besste ist, weil sie ein völlig instinktiver
Gefühlsausdruck gewesen war. Er entdeckte die dt. Volksdichtung der früheren
Jahrhunderte.

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