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Jahrhundert
o Frühbarock; weiterer Barock 1600-1650
o Hochbarock; engerer Barock 1650-1720
o Spätbarock
Begriff Barock
Stammt aus der Kunstgeschichte vom ital. „barocco“ und ist zunächst negativ besetzt („wuchernd“).
1855 wurde der Begriff erstmals in Deutschland von Jakob Burckhardt verwendet.
Nach dem 2. WK schlug Curtius die Verwendung des Begriffes manierismus anstelle des Barocks vor.
Historische Eckdaten
1600 Reformation: Süden katholisch, Norden protestantisch -> Säkularisation (Lösung von
der Kirche, Stadtbürgertum anstelle des Klerus im Mittelpunkt)
1700 Gegenreformation
30jähriger Krieg
Sprachzentren/ Kulturzentren
Höfe/Fürstenhöfe
Hamburg
Nürnberg -> große Tradition des Dramas/ der Fastnachtspiele -> waren sehr populär.
Sprachgesellschaften
Waren Vereinigungen von Adeligen, Gelehrten und Dichter, die die Reinigung der deutschen Sprache
von Fremdwörtern und Dialekten förderten.
-> Fremdwörter wurden eingedeutscht -> Entwicklung von Dichterschulen.
Vorbild
Antike -> Versuch antike Werte mit christlichen Gedankengut anzureichern.
Frankreich -> Sonnenkönig
Protagoras „homo mensura“ -> Der Mensch/Fürst als Maß aller Dinge
Cicero -> Vervollkommnung durch ganzheitliche Bildung -> Dichter als ganzheitlich Gelehrter
ist jedoch abhängig von Staat oder Kirche -> Mäzenentum
Literatur
Barock war eine alle Sinne ansprechende höfische Repräsentationskunst.
Nach der Sonderentwicklung aufgrund Luther und der Reformation, schloss sich die deutschsprachige
Literatur im 17. Jahrhundert wieder der gesamteuropäischen Literaturentwicklung an.
Die Literaturform ist nach außen streng und geschlossen und inhaltlich übertrieben. Bsp.: Stift Melk
Man unterscheidet prinzipiell zwischen der Gelehrtenliteratur in Neulatein und der Literatur des
Volkes in der Volkssprache.
BELIEBT: Barockes Epigramm (Überschrift, Bild, Inschrift) Bsp.: Friedrich von Logau und das
Echogedicht Bsp.: Fleming
Lyrik
War aufgeteilt in Neulatein und Deutsch und diese wiederum in geistliche und weltliche Lyrik.
Neulateinische Lyrik
War eine reine Gelehrtendichtung, wurde von der Antike beeinflusst und durch Opitz von der
deutschsprachigen Literatur abgelöst.
NEU: Villanelle (ländliche, ital. Volksweise) & Madrigal (mehrstimmiges, weltliches Vokalstück)
Deutschsprachige Lyrik
Wurde um 1620 zur Hauptsprache dank Martin Opitz. Davor galt Frankreich als Vorbild, wo bereits
Oden vorhanden waren.
NEU: Rondeu/Ringelgedicht aus Frankreich
Geistliche Lyrik
o Protestantisches Kirchenlied
Von Martin Luther, in Psalmendichtung
o Katholisches Kirchenlied
Orientierte sich am Protestantischen, Mystik und Allegorie waren stärker vertreten.
- Friedrich Spee von Langenfeld: begleitete Hexen zum Scheiterhaufen und rief in seinem
Werk die weltliche und geistige Obrigkeit an, den Wahnsinn zu beenden.
Weltliche Lyrik
War eine Gesellschaftsdichtung speziell für den Hof.
- Paul Fleming
Drama
Das barocke Theater sollte alle Sinne und Gesellschaftsschichten ansprechen und diente dabei der
Unterhaltung des Hofes. Wichtig war dabei die Illusion. Mit der Zeit durften auch Frauen auftreten
und auch die englische Sprache wurde durch Deutsch ersetzt.
Englische Truppen
Beinhalteten drei komische Figuren: 1. Vice (Teufel) 2. Fool (Narr) 3. Clown (Bauer/Hans Wurst). Im
18. Jhd. bildetet sich daraus ein eigener Schauspielerstand. Das erste beständige Theater auf
deutschen Boden wurde schließlich in Kassel von Landgraf Moritz von Hessen errichtet. -> Trend.
Schlesische Trauerspiel
- Andreas Gryphius: überschritt die Ständeklausel und ließ die Protagonisten öffentlich leiden und
sterben -> Verstoß gegen Opitz
- Daniel Casper von Lohenstein: trieb es bis zum Schwulst, Frauen waren „geile“ Weiber
Lustspiel
Vorbild hierfür war die Antike, sowie die Lateiner Plautus und Terenz.
Die Komödie spielt in niederen sozialen Rängen
Man unterscheidet dabei zwischen:
Schäferdrama
Vorbild war Torquato Tasso mit seinem Werk „Anita“.
Schäferwelt als idealer Ort „Illysien“; Liebespaare, Intrigen, Tanz und Gesang.
Kommt in allen Gattungen vor.
- Simon Dach
Oratorium
aus Italien stammende, gesanglich vorgetragene Erzählung
Oper
aus Italien stammendes Drama und Singspiel mit musikalischen Einlagen:
Vorbild war „Orfeo“ von Claudio Monteverdi.
Epik
Roman
Niedere Gattung aufgrund von Prosa -> Versuch der Aufwertung durch Vorreden.
Zielt auf Moral ab
Heldenepik nur in Österreich
Motive des Romans:
Schäferroman
Verkörpert die Sehnsucht nach dem „goldenen Zeitalter“
Liebespaar findet sich am Ende NICHT
Vorbild: Vergil und die Antike
- „Schäferei von der Nymphe Hercinie“ -> 1ste selbstständige deutsche Schäferdichtung
- „Die Adriatische Rosemund“ -> 1ster selbständiger Roman in Deutsch, mit tragischem Ende, KEIN
Schlüsselroman, da es sich um kein wirkliches Geschehen handelt.
Picaroroman/ Schelmenroman
Problematische Abgrenzung zu Abenteuerroman und Bildungsroman
Erzählt aus Froschperspektive -> Außenseiter (arm, elternlos) gerät mit seiner Umwelt in Konflikt
Opitz war der Literaturpapst des Barocks, aufgrund seines Werkes „Das Buch der deutschen
Poeterey*“. Einem Rechenschaftsbericht bzw. Werbeschrift als Reaktion auf die unerlaubte
Veröffentlichung seiner Jugendgedichte durch Zincref. Es handelt sich dabei zum größten Teil, um
nichts selbst erfundenes, sondern Teil um eine Übersetzung aus dem Lateinischen.
Er schuf damit maßgebende Richtlinien für die deutschsprachige Dichtung, die erst in der Aufklärung
von Gottsched abgelöst wurden.
Das wichtigste Kapitel war das Siebente, indem er zwei Regeln neuartig miteinander verband, das
silbenzählende/alternierende Versmaß mit der Betonung des natürlichen Wortakzentes im
Deutschen.
Lyrik: Andreas Gryphius, Martin Opitz, Paul Fleming, Christian Hoffmann von Hofmannswaldau, Simon
Dach, Angelus Silesius
Epik: Daniel Casper von Lohenstein, H.J.C. von Grimmelshausen
Einteilung
Frühaufklärung (1720-1745) -> Gottsched
Spätaufklärung (1745-1789) -> Lessing- vorklassische Phase
Begriff Aufklärung
aus der Geistesgeschichte in Literaturwissenschaften übertragen
Verbreitung vom Westen (England, Frankreich) nach Osten durch Voltaire (Kritik am
Absolutismus) und Montesquieu (Propaganda der Gewaltenteilung)
„Was ist Aufklärung?“ Artikel eines protestantischen Pfarrers in der berlinischen
Monatsschrift
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit
aufgrund von Faulheit, Blödheit oder Feigheit.“ Immanuel Kant
*Skeptizismus
Befreiung von allen Trugbildern
Aufgebaut auf Francis Bacons Höhlengleichnisses „Wissen ist Macht“
Ausgehend von David Humne
*Rationalismus
Ausgehend von René Descartes „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich.“)
Pantheismus
Gleichstellung von Gott und der Natur -> Gott ist in allem
Begründet durch Spinoza
Deismus
Ausgehend von England
Gott der Schöpfer der Welt, welche seitdem von selbst läuft-> weg vom
Offenbarungsglauben
Alles ist von Haus aus harmonisch
- Leibniz
Sprachzentren/ Kulturzentren
Handelszentren -> Zürich, Hamburg, Leipzig
Halle -> Zentrum einer neuen Pädagogik
Vorbild
England
Frankreich (nur mehr an zweiter Stelle)
Antike -> Formenreinheit -> allgemeingültige Aussagen
Literatur
Man findet vor allem didaktische Formen (Lehrgedichte, Epigramme, Fabeln, Satiren und Dramen).
Es entstanden eigene Moralische Wochenschriften zur Verbreitung aufklärerischen Gedankenguts.
Diese traten für die Bildung ein und werteten das Frauenbild auf. -> Entwicklung von Literaturkritik
Die Literatur wurde während der Aufklärung als Instrument eingesetzt, um die Leser zu erziehen
->Nutzen & Erziehen: Entstehung der Kinder- und Jugendliteratur
Fremdsprachige Literatur-England
- Jonathan Swift: Robinson Crusoe -> *Robinsonaden
- Defoe: Gullivers Reisen
- Richardson: Briefroman, Nachahmer war beispielsweise Gellert.
Fremdsprachige Literatur-Frankreich
- Rousseau: *Das Bild vom edlen Wilden im Briefroman „Emile“; *Volkshumanität -> Zurück
zur Natur
Fremdsprachige Literatur-Italien
- Goldoni: schuf Theaterreform
- Gozzi: Vorbild im Genre Märchen für die folgenden Romantiker
Heroische/Klassizistische Tragödie
war moralisch belehrend.
Der Held erlebt Glück und Schauer, wodurch die Zuschauer eine Reinigung erfahren -> Held ist
ein mittlerer, fehlerhafter Charakter, wodurch es zu Mitleid kommt.
Vorbilder: Aristoteles (Zeit, Handlung) und Corneille (Ort)
Sächsische Typenkomödie
Hauptintention war die Vermittlung von Tugenden.
Im Mittelpunkt steht kein Charakter, sondern ein Typus
- Gottscheds Frau: veröffentlichte anonym
Bürgerliches Lustspiel (Hochaufklärung)
soll die Tugenden aufzeigen.
- Geller (weinerlich) & Lessing (satirisch) -> „Nathan der Weise“ =statische Ausnahme
Bürgerliche Trauerspiel (Hochaufklärung)
es handelt sich um einen erfunden Stoff, bei dem die Privatsphäre im Mittelpunkt steht. Die
Charaktere stammen aus der Mittelschicht, weswegen die Werke in Prosa verfasst sind.
- „Miss Sara Sampson“ von Lessing: 1stes bürgerliches Trauerspiel
- „Emilia Galotti“ von Lessing -> leidenschaftlicher Mensch -> like Sturm und Drang
- „Kabale und Liebe“ von Schiller & „Maria Magdalena“ von Hebbels
Roman
War immer noch nicht hoch geschätzt.
Ein großer Einfluss kam jedoch aus Frankreich, wo Huet den Roman als gleichwertig mit dem Epos
ansah. Mit Gellert und seinem Werk „Gräfin von G“ wurde der Roman seriös.
NEU: Staatsroman, Erziehungsroman, Bildungsroman („Agathon“), Entwicklungsroman ,
Robinsonaden
Robinsonaden
Sonderform des Abenteuerromans verbunden mit utopischen Staatsvorstellungen
Empfindsamer Familienroman
Gegenstück zur Robinsonade und konzentriert sich auf das Familienleben und die Moral.
Besonders beliebt war der Briefroman
Psychologischen Roman
entwickelte sich aus dem empfindsamen Familienroman
- Goethes „Werther“ -> Wertherfieber -> als Gegenstück „Die Freuden des jungen Werthers“
(=Wertheriade)
Staatsroman
Vorläufer war der höfisch-heroische Roman zur Erziehung der Prinzen. Nun wurden inhaltlich
utopische Elemente geschildert- ein Idealstaat fernab von jeder Realität. Am Ende der
Aufklärung wurde der Staatsroman immer konservativer und realistischer.
Satirischer Roman
Vorbild war Henry Fielding; Man hat sich dabei über politische, lehrende und religiöse Literatur
lustig gemacht.
- „Simplicissimus“ von Grimmelshausen
Entwicklungsroman
ist ein Überbegriff für Bildungsroman und übt sarkastisch Kritik an den unrealistischen Helden. -
> Der Held ist ein gemischter Charakter.
Es steht die innere Entwicklung eines Wesens im Mittelpunkt, welches durch Streben und Irren
zur Vollständigkeit gelangt. Voraussetzung dafür sind der bewusste Will und die Erkenntnis. ->
„Von der Wiege bis zur Bahre“.
- „Agathon“ ist der erste Entwicklungsroman; - „Der grüne Heinrich“
Erziehungsroman
Untergattung des Entwicklungsromans, Erziehungsprozesse stehen im Vordergrund
Bildungsroman
ist dreistufig: 1. Entwicklung vom jugendlichen Subjektivismus 2.Klärung des Bewusstseins durch
Erfahrung 3.Harmonische Vollendung durch Einordnung in die Welt
Versepos
ist eine feierliche Heldengeschichte
-Kloppstock „Messias“ 1ster deutschsprachiger Epos seit dem Mittelalter
Komische/Heitere Epos
Niederer Stoff de erhaben behandelt wird oder umgekehrt.
-Wieland
Klopstock
gilt als Vorklassiker, da Schiller und Goethe auf ihn zurückgriffen. Er brachte den Hexameter,
Alexandriner, sowie die freien Rhythmen in die Sprache -> unregelmäßige Verse ohne Strophenform
und Reime, aber dennoch harmonisch zum Lesen.
Durch sein Werk „Messias“ (1stes deutsches Epos) entstand ein neues, empfindsames Dichtertum.
Der Dichter war ab nun kein Gebildeter mehr, sondern ein Künder und Diener Gottes.
Ines Kreuzer Literaturgeschichte 1600-1848 Seite 10/69
Lessing
ist ein Vertreter der Hochaufklärung und absoluter Gegner von Gottsched. Lessing will keine
moralische Belehrung, sondern will Werte wie Mitleid und Menschlichkeit vermitteln -> Erzeugung
durch einen mittleren, gemischten Charakter, mit dem sich das Publikum identifizieren kann.
Bsp.: „Emilia Galotti“
Wieland
„Agathon“ -> 1ster deutschsprachiger Erziehungs- und Entwicklungsroman
Goethe
„Die Leiden des jungen Werhters“
Rokoko
Literarische Strömung der Aufklärung vorwiegend am Hofe
1740 nach Deutschland von Frankreich ausgehend
Abhängig vom Barock und der Schäferdichtung
Stark verbunden mit der Empfindsamkeit
Vorbild: Antike
Steht für das Hang zum Kleinen, Niedlichen-> bedeutet „Muschel“
Vermischung von Gattungen
Empfindsamkeit
1720 in Deutschland von England und Frankreich ausgehend
Reaktion auf nüchterne Dichtung des Rationalismus -> ist eine Ergänzung des Rationalismus
Vervollkommnung des Verstandes UND des Gefühls
Natur steht im Mittelpunkt
Begriff stammt von Laurence Stern (Titel aus seinem Buch)
Zentren
Straßburg
Frankfurt -> nach der Umsiedelung Goethes.
Göttingen -> Bürger
Vorbild
William Shakespeare -> keine französischen Vorbilder mehr
Bewusste Abwendung von der Aufklärung
Literatur
Aufgrund des zunehmenden Leserpublikums entwickelte sich ein regelrechter Buchmarkt.
Dabei versuchte die Trivialliteratur die hohe Literatur nachzuahmen -> Entwicklung einer bürgerlichen
literarischen Öffentlichkeit und einer unterhaltenden Trivialliteratur.
Die meisten Autoren, die jungen „Genies“, stammen aus kleinbürgerlichen Verhältnissen und spiegeln
dies in ihren Werken wieder.
Zentral für die Zeit des Sturm und Drangs war die Ansicht des Dichters als freies Genie. Jedoch stoßen sie
mit ihren Wünschen nach Freiheit und Emanzipation an ihre Grenzen.
Lyrik
NEU: Ballade- Kunstballade (*durch Bürger)- Hüttenlyrik (=anakreontische, idyllische Erzählungen)-
Freiheitsgesänge, Erlebnislyrik
Kunstballade
Vorstufen zur Ballade waren das Heldengedicht und das Volkslied, bevor Bürger mit „Lenore“ die erste
Kunstballade schuf.
Drama
Die bevorzugte Kunstform war das offene Drama -> keine Einheit Ortes/Zeit/Handlung/Ständeklausel
Man begann sich vollkommen von Gottsched abzuwenden. Zu dieser Zeit entstand auch Goethes
„Urfaust“. Obwohl „Faust I“ als klassisches Drama bezeichnet wird, ist es von den Anlagen her ein Werk
des Sturm und Drangs.
-„Der Hofmeister“ von Lenz, „Die Räuber“ und „Kabale und Liebe“ von Schiller
Epik
Der Roman verändert sich zum Subjektivismus. Hochblüte des didaktischen Familienromans.
NEU: Künstler- und Musikerroman (thematisieren Künstlerschicksale) und Philosophischer Roman
-„Die Leiden des jungen Werthers“ von Goethe -> 1ster zweckfreier bürgerlicher Roman
J.G.Herder
Goethe: „Götz von Berlichingen“, „Faust“
Friedrich Maximilian Klinger: „Wirrwarr oder Sturm und Drang“
Schiller: „Die Räuber“
Lenz: „Die Soldaten“, „Der Hofmeister“
Klopstock: „Hermanns Schlacht“
o Frühklassik (1786-1792)
o Hochklassik (1792-1805)
o Spätklassik (1805-1832) -> Der alte Goethe
Die Klassik wird auch als Zeitalter der Humanität bezeichnet und ist eine auf Vollendung ausgerichtete,
statische Kunst.
Deutscher Realismus bezeichnet 3 Epochen: Sturm und Drang, Klassik und Romantik
Goethezeit bezeichnet Sturm und Drang, Klassik
Begriff Klassik
Stammt aus dem lateinischen und bedeutet der ersten Steuerklasse angehörig/bevorzugt zu sein.
Historische Eckdaten
„Code civil“ -> Etablierung der Menschen- und Bürgerkriege
1789 Sturm auf die Bastille
Ab 1792 Terrorregime unter Robespierre
1812 Russland-Feldzug von Napoleons
1814/1815 Wiener Kongress mit Metternich
Vorbild
Ideal des in sich ruhenden, guten, schönen Menschen
Philosophie Kants -> Kants Kategorischer Imperativ
Antike -> Einhaltung der 3 Einheiten inklusive Ständeklausel
Wie die Aufklärung ging die Klassik von der Erziehbarkeit des Menschen zum Guten aus.
Ziel: Humanität und autonome Individuen, Anstreben des Ideals bestehend aus Tugend und Harmonie -> Dies
bedeutete, dass alle menschlichen Kräfte und Fertigkeiten ausgebildet werden sollten: Gefühl und Verstand,
Dabei sollten diese Eigenschaften aber nicht im Widerspruch zueinander stehen, eine auf Kosten der anderen
bevorzugt werden, sondern eine ausgewogene Einheit bilden (Harmonie).
Weimarer Klassik
Im Mittelpunkt steht dabei der Hof von Weimar als intellektuelles Zentrum.
Es kommt zur Verklärung der Kultur.
Lyrik
Rückkehr zur Gedankenlyrik
Keine Verwendung von Reimstrophen-> strenge Grenze zwischen Prosa und Reim.
Allgemeingültige ersetzt wieder das Individuelle
Geht um Harmonie
Drama
Seelendrama
Ist das klassische Drama
Geht um das individuelle Erleben eines Menschen in einem konkreten Rahmen
Rettungsgedanke bei Goethe
Barocke Elemente bei Schiller -> Triumph der leidenden Seele
Entwicklung des moralischen und symbolischen Dramas
Epik
Novelle
Goethe hat die Novelle eingeführt, war Theoretiker diesbezüglich und hat diese auch verfasst.
Thematisiert wurden vor allem Krisen- und Grenzsituationen.
Bildungsroman
Schiller
Verwendung barocker Elemente
Spannung zwischen Sinnlichkeit und Geist
Spannungsüberwindung durch Sittlichkeit
- „Maria Stuart“, „Wilhelm Tell“ –deutsches Volksstück, „Ode an die Freude“ –Auseinandersetzung mit
Kants Philosophie
Weder Noch Stehen zwischen der Romantik und der Klassik und gelten als die großen Außenseiter.
Hölderlin
Schwerpunkt in der Lyrik, schrieb auch ein Dramenfragment
Ahmte antike Versmaße nach -> formvollendete Gedichte
Nachfolger Schiller
Schrieb abstrakte Gedankenlyrik -> vereinte Geist und Natur
Verwendung rhythmischer Formen
Kleist
Versuch Shakespeare mit antiken Tragödie zu verbinden
- „Der zerbrochene Krug“ analytisches Gedicht; „Die Familie Schroffenstein“ -> Seelendrama
Hebel
Schrieb alemannische Gedichte
Leitfigur der frühen Dialektlyrik
Jean Paul
Begriff Romantik
Stammt aus dem Französischen und bedeutet höfischer Versroman der in der „linqua romana“ abgehandelt
wird.
Sprachzentren/ Kulturzentren
Zentren der Bürgerlichkeit -> Jeaner Kreis um die Brüder Schlegel
Berlin
Heidelberg
Vorbild
Goethes Roman: „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ -: für FR/ENG war Goethe Romantiker
Mittelalter
Literatur
Der Dichter sieht sich als Seher.
Die Form ist nicht das Wichtige nur das Geschaffene -> keine saubere Gattungstrennung
In der Romantik gab es viele dichtende Frauen, oft jüdischer Herkunft, die Konventionen über Bord warfen und
eigene Künstlersalons führten. Trotz der Emanzipation erschienen die Werke unter dem Namen ihrer Männer.
Bsp.: Sophie Mereau-Brentano, Caroline Schlegel-Schelling, Sophie Tieck
Lyrik
Wird verstärkt produziert, jedoch nicht als etwas Selbstständiges sondern in Novellen und Romanen.
Drama
Wird unbedeutend und kaum produziert.
Steht unter zahlreichen Einflüssen: Schiller, Barock, Antike, Shakespeare, Spanien.
NEU: Märchendrama („Der gestiefelte Kater“) bürgerliches Trauerspiel
-„Maria Magdalena“ von Hebbels
Epik
Künstlerroman Ist die Grundform, meist nur Fragmente und langwierig
Novelle, Erzählungen, Märchen
o Friedrich Schlegel
o Novalis: „Hymnen an die Nacht“
o Gebrüder Grimm: „Deutsche Wörterbuch“
o Joseph von Eichendorff: „Aus dem Leben eines Taugenichts“
o E.T.A. Hoffmann „Der Sandmann“
Begriff Biedermeier
Der Begriff stammt von dem Ludwig Eichenroth, der Gedichte des spießigen Schullehrers Gottlieb
Biedermeier veröffentlichte ->wurde zur Leitfigur vor 1848.
Am Anfang wird der Begriff als negativ aufgefasst, erst um 1900 wird er als positiv verstanden.
Biedermeier bedeutet den resignieren Rückzug in die unpolitische, konservative Privatheit, den Weg in die
Idylle und die Abwendung von gesellschaftspolitischen Zeitfragen.
Literatur Biedermeier
Bürgerliche Dichter -> kein Programm, keine Kreise
Literarischer Rückgriff auf Klassik, Romantik, Empfindsamkeit
Hingebung zum Weltschmerz
Haltsuchend in der sittlichen Ordnung
realistische Elemente -> aufgrund der Zensur Resignation
Kritik wurde geschickt verpackt.
Biedermeierdichtung steht zwischen Realismus und Idealismus
Lyrik Biedermeier
In der Lyrik erfolgt eine Massenproduktion. Fast jeder hat gedichtet, vor allem Balladen.
Epik Biedermeier
Novellen Als großer Novellenschreiber des Biedermeiers galt Adalbert Stifter.
Politische Tendenzdichtung
Quelle
Stoff kommt ursprünglich aus Ovids Metamorphosen bzw. aus Shakespeares Sommernachtstraum
als weitere Vorlage nennt ein gewisser Riesentod in der Vorrede des Stücks, dass ein gewisser
Schwendter der Verfasser dieses Werkes sein solle (Riesentod = Gryphius)
in der Literaturwissenschaft geht man aber davon aus, dass Schwendtner zu dem Stoff über englische
Komödianten gekommen ist und Gryphius hatte eben dieselben Quellen
Aufbau
zweiteiliger Titel (typisch für die Barock):
o „Absurda Comica“ → geht auf die Gattung des Werkes ein
o „Peter Sequenz“ → verweist auf den Protagonisten
Vorrede
Riesentod wendet sich an den Leser und fordert, dass man das Manuskript bis zu seinem Tod
abfordert. (Riesentod = Gryphius, Versteckspiel ist typisch für den Barock)
Zweigeteiltes Personenverzeichnis
gliedert sich in spielende/kleinbürgerliche und zusehende/höfische Personen -> Verstoß
gegen die Ständeklausel. Denn Opitz’ Ständeklausel besagt, dass Angehörigen der hohen
Schichten niemals in Komödien auftreten durften, nur in Tragödien. Gryphius versuchte
diesen Verstoß durch das geteilte Personenverzeichnis abzuschwächen.
Das eigentliche Stück besteht aus 3 Aufzügen, welche ganz im barocken Stil eine Steigerung
beinhaltet:
1. Aufzug: Vorbereitung ; Schauplatz ist eine Wiese in der Nähe des Hofes
einem Prolog
einer zweite Rahmung, die von den Kommentaren der Zuseher durchbrochen wird → am
Anmerkung: Tragödien haben immer 5 Akte/ Komödien zumeist 3 Akte (ersten beiden immer ohne
Regieanweisungen und dafür im dritten enorm viele)
Handlung
Im Grunde wir eine die tragische Geschichte „Pyramus und Thisbe“ gespielt, jedoch sind die
Amateure nicht fähig, die Tragik des Stückes zu transportieren aufgrund ihres unbeholfenen
Versuches sich der höfischen Sprach zu bedienen (Knittelvers anstelle des Alexandriners) -> es wird
unfreiwillig komisch aufgrund der zahlreichen „Säue“.
Ziel
Belustigung des Hofes, durch die Diskriminierung des einfachen Volkes, sobald dieses nach
einer höheren Stellung strebt.
Dient als Hochzeitgeschenk
Geht um die Entladung verschiedener Laster
Motive
Motiv der tragischen Minne
Figur des Pickelherings: symbolisiert die lustigen Zwischenspiele der Englischen Truppen
-> Narrenmotiv
Figur des Meister Lollinger: symbolisiert den Schuldiener Samuel Israel und Herrn Sachs, über
die sich Gryphius lustig macht.
„Romeo und Julia“ & „Phyramus und Thisbe“-Stoff: wo sich trotz eines Verbotes zwei
Liebende heimlich treffen und schlussendlich mit dem Tode bestraft -> symbolisiert die
Laster des Ungehorsams und der Maßlosigkeit.
Einheitliches Gesellschaftsgefüge
Bei Peter Squentz bemühen sich alle, dem König zu dienen. -> GESCHLOSSEN
Einheitliche Sprache
Das geschlossene Drama fordert eine einheitliche Sprache -> Der Adel spricht nicht anders als das
Bürgertum.
Bei Peter Squentz besteht zwar der Versuch einer einheitlichen Sprache, jedoch misslingt den Laien
dies, indem sie anstelle des Alexandriners unbeholfene und derbe Knittelverse verwenden. -> OFFEN
Besonderheiten
für Gryphius war das höfische Publikum wichtiger, deshalb brach er auch die Ständeklausel o
Kontrast zwischen zuhörenden und spielenden Personen ->
Trennung von Spiel- und Reflexionsansatz
„Spiel im Spiel“-Situation
Doppelbödigkeit der Komik: Das Publikum lacht gemeinsam und registriert die Herablassung
der Herrschaft - Zuseher sind mit der Hofgesellschaft einer Meinung - Zuseher wird zudem
durch das gemeinsame Lachen auch aufgewertet.
Schein und Sein vermischen sich aufgrund der Säue der Laiendarsteller, die das Spiel
unterbrechen und somit eine Verbindung zum fiktiven Publikum schaffen.
Personen
Hauptfiguren des Werkes sind aus dem Kleinbürgertum, jedoch nicht nur aus dem
Handwerkertum -> keine Handwerkssatire. Bsp.: Narr, Dorfmeister, …
Vertreter des hohen Standes waren nur Zuseher und diese Rolle des zusehenden Publikums
war für die Vermittlung von immenser Bedeutung -> Trennung von Spiel und Reflexionssatz
Der Herrscher wird als großzügig und milde gesinnt dargestellt. -> 15 Gulden/Säue
Hofgesellschaft wird als Idealgesellschaft dargestellt und soll die Tugenden verkörpern. Sie
stellt das Korrektiv des Kleinbürgertums dar.
Andreas Gryphius
(* 1616,† 1664) war ein deutscher Dichter und Dramatiker des Barock. Mit seinen
sprachgewaltigen Sonetten und Epigrammen gilt Gryphius als einer der bedeutendsten Lyriker des
deutschen Barocks.
Er schrieb auch zahlreiche Märtyrerstücke gegen den Königsmord (s. Schlesisches Trauerspiel), in
denen er seine Protagonisten auf offener Bühne sterben und leiden ließ. -> Verstoß gegen Opitz:
Leiden auf offener Bühne sowie Übertretung der Ständeklausel.
Aufbau
Titel „Brigitta“
o Name der Protagonistin
4 Kapiteln mit jeweiliger Überschrift
o Steppenwanderung
o Steppenhaus
o Steppenvergangenheit
o Steppengegenwart
Inhalt
Der Ich-Erzähler ist in jungen Jahren viel herumgereist und hat dabei in Italien einen ungarischen
Major kennengelernt, der ihn mehrfach zu sich eingeladen hat. Als der Major schreibt, er habe jetzt
ein Ziel gefunden, das ihn für immer an die Heimat binde, macht der Erzähler sich auf den Weg. An
den Major erinnert er sich als einen fast fünfzigjährigen attraktiven Mann mit einer geheimnisvollen
Vergangenheit, der sich das Kindliche bewahrt hatte. Erfolgreich bei Frauen, scheute er allerdings
jede Art von Bindung.
Der Ich-Erzähler folgt der schriftlichen Bitte des Majors, ihn zu besuchen und eine Weile, Monate
oder sogar Jahre, zu bleiben. Er durchstreift zuerst Ungarn, um einen Einblick in dessen Umgebung zu
erhalten. Die beiden hatten sich auf einer Italienreise auf dem Vesuv kennengelernt und waren eine
Zeit lang unzertrennlich. Der Erzählende trifft zuerst auf eine Frau in Männerkleidern, welche er
zuerst für einen Verwalter hält, wird aber dann von dem dazu von ihr angewiesenen Milosch zum
Gutshofe des Majors geführt. Drei hübsche Zimmer stehen schon extra für den Erzähler bereit, da er
schon früher erwartet worden war. Nach tagelanger Begleitung des Majors lernt er die Umgebung
und Tätigkeiten kennen, ebenso wie Hirten und Arbeiter. Sie reiten am Tag und manchmal sogar in
der Nacht umher. Der Major hat sein Ziel endlich nach langem Herumirren gefunden, eine Arbeit, in
der er sich verwirklichen konnte. Er bewirtschaftet das Land, errichtet Gewächshäuser, pflanzt Reben
und Mais, legt Straßen an und Sümpfe trocken. Inspiriert wurde er durch Brigitta Marosheli, die die
Anfänge in dieser öden und doch prachtvollen Ebene machte.
Der Ich-Erzähler lernt nach einer Weile diese tatkräftige, mit beiden Beinen auf dem Boden stehende
Frau endlich kennen. Brigitta und der Major gehen wie Liebende miteinander um, unmerklich zu
Beginn, doch allmählich immer deutlicher. Die Vergangenheit Brigittas wird in den Verlauf der
Geschichte eingeschoben: Mit ihrer Familie lebte sie auf einem Schloss, war wohlhabend doch
hässlich. Sie bekam wegen ihrer Hässlichkeit nie die Liebe ihrer Eltern, und lebte in sich
zurückgezogen, vor allem in ihrem selbst eingerichteten Zimmer. Der Ruf eines hübschen Jünglings
eilte Stephan Murai voraus, durch das ganze Land. Während Gesellschaften, Zusammenkünften und
dergleichen wurde sie ausschließlich vom reichen Sohn eines Immobilienmaklers(?) beachtet. Lange
brauchte er um sie von seiner Liebe zu ihr zu überzeugen und ihre Zuneigung zu erlangen. Sie
forderte eine grenzenlose Liebe, was seine Leidenschaft noch mehr entfachte. Sie heirateten und
bekamen einen Sohn. Allerdings traf Stephan Murai beim Bestellen seiner Länder eine hübsche,
junge Tochter eines alten Greises. Zu dieser fühlte er sich hingezogen und wagte es einmal, sie
herzhaft zu drücken. Solches ahnt die hässliche Brigitta und lebt fortan wieder allein, weil Murai sich
nicht an ihre Bedingung gehalten hat. Sie erzog allein ihren Sohn und kam so nach Marosheli,
Häufig werden Wachhunde und Wolfshunde erwähnt, die die Häuser vor Wölfen schützen sollen. Ein
harter Winter treibt diese dazu, auf Menschen loszugehen. Der Major erwischt ein Rudel gerade
dabei, als es Brigittas Sohn Gustav attackiert. Er kommt mit einer Bisswunde und Blutverlust davon,
ist allerdings ans Bett gefesselt. Brigitta besucht sofort den Major auf seinem Gut Uwar und meint,
sie liebe ihren Sohn. Der Major, der weinte, weil er am liebsten auch einen Sohn hätte, bringt den
Freundschaftsvertrag der beiden in Bruch. Die beiden sind Verheiratete, welche sich getrennt und
wieder gefunden haben! Glücklich schließen sie sich in die Arme und erleben nun die völlige Erfüllung
der Liebe. Murai, der Major, konnte sie all die Jahre nie vergessen und nie an eine andere denken.
Der Ich-Erzähler steht nur beiläufig dabei und fühlt sich als störendes Glied, erhält allerdings darauf
eine Tätigkeit auf dem Schloss, welcher er zusagt und so noch eine weitere Zeit auf Uwar mit dem
glücklich neuen, alten Ehepaar verbringt.
Handlung
Die Handlung spielt in Ungarn zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Dabei geht es geht um die Lebens-
und Liebesgeschichte Brigittas, eingebettet in die Reise- und Landschaftsschilderungen des Erzählers.
Trotz ihrer Vernunft und ihrer Tatkraft ist Brigitta auf ungewöhnliche Weise benachteiligt, aufgrund
ihres hässlichen Aussehens. Ihrer inneren Schönheit und Stärke wird nur Stephan Murai bewusst.
Nach langen Irrwegen findet ihre gegenseitige Liebe Erfüllung. Der Leser wird Schritt für Schritt in die
Ereignisse eingeweiht und erkennt erst im Rückblick vom Ende her die Protagonisten ganz. ->
»Brigitta« ist eine einfühlsam erzählte Liebesgeschichte, die sich erst vom Ende her erschließt und
somit viel Geduld vom Leser erfordert.
Besonderheiten
Adalbert Stifter verzichtet auf »große« Gefühle und Leidenschaften.
Die detaillierten Landschaftsschilderungen wirken wie Bilder, und tatsächlich konnte der
Dichter sich lange Zeit nicht zwischen der Malerei und dem Schreiben entscheiden.
Personen
Ich-Erzähler (männlich, Name bleibt ungenannt): Beobachter des Geschehens, nimmt nur am
Rand teil. Erzählt von seiner Reise nach Ungarn zu seinem Freund, dem Major, den er auf einer
Italienreise kennengelernt hatte. Er ist relativ jung im Vergleich zu den Hauptakteuren des
Geschehens, ist jedoch dem Major ziemlich ähnlich. Er scheint anfangs unter ihm zu stehen, da
er bewundernd zu ihm aufblickt. Auch er hat die Fähigkeit, hinter die Fassade zu blicken,
wenngleich auch nicht so gut wie der Major. Er lässt sich bezaubern von der großen Einfachheit
und Ehrlichkeit, die Land und Leute des Majors ausstrahlen.
Stephan Murai: Major, Rang im Krieg erworben. Um die 50 und lebt nach langen Reisen auf dem
Hofe Uwar in Ungarn. Hatte als reicher Sohn geheiratet. Bewirtschaftet das Land und handelt mit
Bodengütern.
Der Major ist ein nachdenklicher Mensch, der mehr vom Leben will als die "normale"
Gesellschaft. Er erkennt in den Menschen das Wahre, was wirklich zählt, er sieht, was sich hinter
einer Fassade befindet. Deshalb wählt er auch Brigitta zu seiner Frau, und nicht eine der
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unzähligen schönen Mädchen, die ihn umwerben und doch eine wie die andere ist. Doch auch er
ist nicht fehlerlos und verfällt dem süßen Schein, als er Gabriele trifft. Seine vielen Reisen haben
ihn gebildet und erfahren gemacht.
Brigitta Marosheli: Hat den Nachnamen nach dem Umzug auf das Schloss übernommen. Sie ist
40 Jahre alt und von ihrem Aussehen benachteiligt, dafür umso reicher an innerer Stärke. Sie lebt
allein mit ihrem hübschen Sohn im Schloss und bewirtschaftet das Anwesen. Brigitta erscheint
am Anfang ziemlich stark und kräftig, doch auch gefühllos und kaltherzig. Erst mit der Zeit zeigt
sie ihr wahres Ich. Vor anderen verbirgt sie die Gefühle. Sie weint und lacht nicht in Gesellschaft,
still sitzt sie in ihrer Ecke, anscheinend angewidert von der vorherrschenden Oberflächlichkeit,
von der ihre Mitmenschen sind.
Gustav Marosheli: ist ein wunderbar hübscher Jüngling und der Sohn von Brigitta. Er ist wie das
Land, auf dem er lebt. Einfach und ehrlich und von atemberaubender Schönheit.
Milosch: Ist Brigittas Bediensteter. Führt den Ich-Erzähler zum Major.
Gabriele: ist die hübsche, junge Tochter eines greisen Grafen in der. Es kommt zu einem
einmaligen intimen Treffen zwischen Murai und Gabriele im Wald. Brigitta erfährt auf
unbekannte Weise vom Betrug und reicht die Scheidung ein.
Gömör: ist der Nachbar von Marosheli und Murai und ebenfalls im Bund der
Landwirtschaftsförderer. Dieser wurde von den dreien gegründet, um die Landschaft besser und
freundlicher zu machen und zu nutzen. Er gibt dem Ich-Erzähler Einblicke in Brigittas
Vergangenheit.
Adalbert Stifter
(*1805, † 28. Jänner 1868 war ein österreichischer Schriftsteller, Lyriker, Maler und Pädagoge. Er
zählt zu den bedeutendsten Autoren des Biedermeiers.
Es gab insgesamt 5.Auflagen, wobei diese zuerst anonym veröffentlicht wurden. Die Anonymität
beruht wahrscheinlich noch darauf, dass der Roman noch immer eine verachtete Gattung darstellte,
obwohl er schlussendlich in viele Sprachen übersetzt wurde.
Bürgerlich bedeutete zur damaligen Zeit das PRIVATE. Gellert hat in diesem Roman aufklärerische
Bildungsstrukturen vermittelt. Zu Beginn hatte er großen Erfolg, in den 70er Jahren setzte jedoch die
Kritik ein (großer Kritiker war unter anderem Klopstock). Nach dem ersten Weltkrieg kam es zu einer
Aufwertung des Romans.
Aufbau
Titel
-> geht um eine Figur aus dem Hochadel
Teil 1
berichtet bis zur Wiederkehr des Grafen
Teil 2
zeigt das Abenteuer des tot geglaubten Grafn und das weitere Leben, bis zur Versöhnung mit
dem Prinzen.
Offenes Ende!!!
Beide Teile werden immer wieder durch eingeschobene Briefe unterbrochen. Gräfin erzählt im
Rückblick, sie ist allwissend und erzählt über die von ihr erlebte Vergangenheit. Hinweise auf
Zukünftiges finden wir ebenso. Es bleibt ein offener Schluss, das weitere Schicksal der Gräfin bleibt
ungewiss.
Handlung
Es geht um die Lebensbeschreibung einer Gräfin. Dabei wird kein deutsches, sondern ein nordisches
Schicksal vorgeführt, welches in der Retroperspektive wiedergegeben wird.
Inhalt
Die Gräfin von G*** (einen anderen Namen hat sie nicht) erzählt ihr Leben in Ich-Form für Leser und
Leserinnen. Ihre Eltern starben früh, der Vater war ein rechtschaffener und nicht wohlhabender
livländischer Adliger (Livland war seit 1721 russische Ostseeprovinz mit der Hauptstadt Riga). Als
kleines Mädchen wurde die Waise von einem Verwandten aufgenommen, einem Landadligen in
Livland, der ein Ritter war, aber ein studierter.
Nach seinem Konzept wurde sie die »Vormittage […] als ein und Nachmittage als eine erzogen« . »Als
Mann« bedeutete, dass sie z.B. Sprachen lernen, aber nicht »gelehrt« – d.h. einseitig – werden sollte.
Nach der anderen Seite war allerdings die Abgrenzung gegen das galante Weiblichkeitsideal noch
aktueller, zumal das Mädchen schön ist. Dieses Ideal wird von der Muhme, der Frau des »Vetters« (d.
h. Onkels) vertreten, die das Kind zu eitler Galanterie erziehen möchte (daneben auch zu
Wirtschaftskenntnissen). »Aber zu meinem Glücke starb meine Frau Base, ehe ich noch das zehnte
Jahr erreicht hatte« (6). Nun kann der Onkel nach seiner Einsicht das Mädchen zu Vernunft und
Tugend bilden, auch Fragen und Zweifel sind ihr erlaubt. Die Religion gilt als schätzenswerte
Begleiterin im Leben. Die ohnehin guten Neigungen des Mädchens machen ihm die Erziehung leicht.
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Das Ziel dieser Erziehung ist, sie »klug, gesittet und geschickt« zu machen, denn da sie arm ist, wird
nur ein vernünftiger Mann sie heiraten, der solche Eigenschaften zu schätzen weiß. So kommt es
dann auch.
Ein schwedischer Graf von G*** lernt sie kennen, nach einem Jahr wirbt er um sie in einem
Liebesbrief, der ohne die zeitgemäßen Floskeln auskommt. Er liebe sie, aber nur wenn sie frei
einwillige, wolle er sie heiraten. Das tut sie. Sie ist 16, und es ist ihre erste Liebe. Da er abwesend ist,
füllt ihre Liebesphantasie das Vakuum. Eine »zärtliche Braut ist in der Tat eine Kreatur aus einer
andern Welt, die man nicht ohne Erstaunen betrachten kann« .
Sie reist dann mit ihrem Onkel zu dem Grafen, den sie seit einem Jahr nicht gesehen hat, und liebt
ihn, weil er sie liebt. Er ist ein schöner Mann. »Unser Beilager wurde […] sehr still, aber gewiss sehr
vergnügt vollzogen« und zwar nach 9 Tagen. Die Trauung findet im Hause (Schloss) statt, es gibt
keine große Feier, man besucht stattdessen einen guten Freund des Grafen, Herrn R**.
Bald muss der Graf als Obrist wieder zu seinem Regiment, sein Vater fährt unterdessen mit seiner
Schwiegertochter zu seinen anderen Gütern. Dort trifft sie eine sympathische junge Frau, Caroline,
angeblich eine Witwe, mit ihrem kleinen Sohn: ein Ebenbild des Grafen. Der alte Graf erklärt ihr, dass
Caroline, eine Bürgerliche, die Geliebte seines Sohnes war. Nach seiner Rückkehr erklärt ihr Gemahl
ihr, dass er Caroline heiraten wollte, aber der Hof die Erlaubnis verweigerte. Er zeigt ihr den
großmütigen Brief, in dem Caroline auf ihn verzichtete. Die Gräfin ist frei von Hass oder Eifersucht,
sie bewahrt den erlernten Gleichmut und vermeidet heftige Gefühle. Sie hat sogar Mitleid mit der
jungen Frau, die den Grafen nicht heiraten durfte. Dennoch wird Caroline mit ihrem Kind nun
»entfernt«, um keinen Anstoß zu erregen, nicht ohne eine großzügige Entschädigung.
Es folgen Jahre glücklicher Ehe, dann wird der Graf an den Hof befohlen und von dort bald wieder
abberufen. Sie bleibt allein am Hof zurück und muss sich der Galanterien der Höflinge erwehren.
Ein Prinz von S** ist dadurch beleidigt, und in der Folge wird dem Paar der Hof verboten. Sie leben
ruhig auf dem Land, bis der Graf in den Krieg ziehen muss und alsbald für tot erklärt wird. Der
beleidigte Prinz lässt dessen Güter einziehen, die Gräfin flieht rechtzeitig mit dem treuen Freund R**
und nimmt nur eine Schatulle mit Schmuck und 1000 Dukaten mit. Sie reisen zunächst nach Livland
(auf welchem Wege, wird nicht berichtet), um sich dann nach Amsterdam zu begeben. Sie treffen mit
Caroline und ihrem Sohn zusammen, den sie auf ihren Wunsch mit nach Holland nehmen.
In Amsterdam suchen sie eine Verwandte von Herrn R** auf, und das Unglück der Gräfin macht sie
den Menschen liebenswert (31). Sie lässt ihre Juwelen für 12.000 Taler verkaufen und legt sie im
Geschäft von R**s Muhme an; dafür gewinnt sie ihren Unterhalt. Inzwischen kümmert sie sich um
die Bildung eines kleinen Mädchens, Florentine.
Nachdem die Gräfin vier Jahre lang unter dem Schutze des bürgerlichen Herrn R. in Amsterdam
gewohnt hat, vermählt sie sich mit diesem selbstlosen Freund, dem sie eigentlich selbst einen
Heiratsantrag macht. Er wird ihr Mann, ohne dass von einer Heiratszeremonie die Rede ist. Zur Natur
des Menschen gehören Seele und Körper, und man soll auch genießen und glücklich sein, hat sie
erkannt. Standesunterschiede spielen dabei keine Rolle. Sie nennt Herrn R** ihren Mann, den Grafen
ihren Gemahl, das ist alles. Nach einiger Zeit bekommt sie eine Tochter.
Die Haupthandlung wird jetzt durch die Mariannenepisode unterbrochen. Marianne ist die Tochter
Carolinens, die angeblich in Holland gestorben war. Sie war aber in einem Kloster erzogen worden
und hatte dieses, Carlson zu Liebe, verlassen. Die beiden leben ein Jahr lang in glücklichster Ehe und
auf den Wunsch der Gräfin kommt auch Caroline aus Schweden und schließt sich dauernd der
glücklichen Familie an. Caroline aber erfährt bald von ihrem aus Indien wiedergekehrten Bruder
Andreas, dass ihre Tochter gar nicht gestorben ist und dass er sie unter dem Namen Marianne in
einem Kloster hat erziehen lassen. Das Schreckliche der Lage wird bald allen klar: Carlson hat seine
Schwester geheiratet.
Furchtbar ist der Schmerz der Liebenden und Carlson freut sich über den eben erhaltenen
Marschbefehl, deshalb, weil er in dem Feldzug eine Entscheidung erwartet. Bleibt er am Leben, so
will er es als ein Zeichen ansehen, dass der Himmel seine Ehe billigt! Carlson stirbt bald darauf an
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einer hitzigen Feldkrankheit; Marianne fügt sich in ihr Schicksal mit unvermuteter Gelassenheit und
nach nicht allzu langer Witwenschaft wird sie die Frau Dormunds, der Carlsons Freund gewesen war.
Die glückliche Ehe nimmt aber nach etwa dreiviertel Jahr ein katastrophales Ende, Dormund gesteht
in einer ernstlichen Krankheit, dass er Carlson vergiftet hat; nach seiner Genesung zieht er in den
Krieg und hofft sein Leben zu verlieren, Marianne aber kommt über ihren Schmerz nicht hinweg und
endet mit Selbstmord.
Nach dieser Episode schreitet die Haupthandlung weiter.
Ihr gut angelegtes Kapital wächst, sie und ihr Mann verschenken viel Geld (59). Sie ziehen nach Den
Haag zu Carolines Bruder Andreas, mit drei Mädchen: der eigenen Tochter, der Tochter von Mariane
und mit Florentine.
Als Andreas Waren aus Russland erwartet, fahren die Gräfin und ihr Mann dem Schiff entgegen, und
dort findet sie den Grafen wieder, den sie seit zehn Jahren für tot hielten. Verwirrung. Umarmungen.
Sie läuft »ohne meine beiden Männer« davon (62), »von zween Affekten zugleich bestürmt«. Das
Erscheinen ihrer fünfjährigen Tochter klärt den Grafen auf. Die Gräfin liebt beide – was soll sie tun?
In ruhigerer Verfassung beschließt man, dass der Graf wieder Ehemann sein, Herr R** aber als
Freund bei ihnen bleiben soll. Es gibt keine Schuld, nur »Schicksal«. Auch Caroline bleibt im Hause.
Die Gräfin muss – als »kleine Strafe« – in Anwesenheit von Herrn R** dem Grafen ihre
Liebesgeschichte mit R** erzählen.
Nachdem auch Steeley, ein Freund des Grafen, aus Sibirien zurückgekehrt ist, dieser Amelie, die
ehemals Geliebte des russischen verstorbenen Gouverneurs, heiratet, reisen alle nach London zu
Steeleys Vater. Dieser stirbt jedoch kurze Zeit nach der Ankunft in London.
Sie verbringen einige Zeit auf einem Landgut, werden von einem Nachbarn, Staatssekretär Robert,
eingeladen, und dort erscheint jener Prinz von S***, der der Gräfin nachgestellt hatte und der für die
Verbannung des Grafen verantwortlich war. Der Schrecken macht den Grafen krank, er stirbt. Zuvor
will er seine Gemahlin dem Freund R** zurückgeben, aber sie lässt sich nicht darauf ein, obwohl sie
diesem noch immer zugetan ist. Auch die Werbung des Prinzen S*** weist sie entsetzt zurück. Das
Buch endet mit dem kurz darauffolgenden Tod des R***.
Sprache
empfindsamer Roman
sehr trockene, schmucklose Sprache ohne Übertreibungen
keine Schilderung von Außen- und Innenräumen
über Liebe wird auch nur in dürrer Sprache gesprochen (kein Gefühl vorhanden)
Ziel
Die Vermittlung von aufklärerischen Bildungsidealen.
Der Mensch soll Vernunft und Religion miteinander verbinden und gelassen und großartig
das Glück annehmen, das ihn - entweder im Leben oder danach - erwarten wird.
Der Mensch soll Vernunft und Religion miteinander verbinden und das Glück annehmen,
welches einem im Jenseits beschert wird -> Pietismus.
Motive
Gräfin stammt zwar aus dem verarmten Adel, hat aber dennoch bürgerliche Ansichten VS.
Graf hingegen ist nahezu ein Reformadeliger
Gegensatz von bürgerlicher Privatheit und höfischer Sphäre wird thematisiert (ungewöhnlich
ist, dass in Gellerts Werk die bürgerliche Privatheit siegt und der Hof sehr schlecht dargestellt
wird)
Rolle der Kinder ist eher nebensächlich; sie treten auch immer nur in geschlossenen
Handlungen auf
Personen
Onkel der Gräfin von G*** -> Ziehvater nach deren Vater Tod
Der Graf von G***
Die Gräfin von G***
Caroline ->Affäre mit dem Grafen
Carolines Sohn Carlson -> aus der Affäre mit dem Grafen, stirbt im Krieg
Carolines Tochter Caroline/Marianne -> aus erster Ehe, dem Bruder anvertraut, für tot
geglaubt -> Geschwisterehe, stirbt nach Mordoffenbarung
Kind von Caroline/Marianne und Carlson
Herr Dormunden -> Freund und Mörder von Carlson, Carolines zweiter Ehemann, Schuldexil
Herrn R*** -> zweiter, bürgerlicher Ehemann und Freund der Gräfin
Tochter aus der Ehe des Herrn R*** und der Gräfin
Prinz von S***
Andreas -> Bruder der Caroline
Steeleyn -> Freund des Grafens aus Sibirien
Sidne -> Freund und Mitgefangener in Moskau, stirbt an Auspeitschung
Jude -> hilft dem Grafen und Steeley während der Gefangenschaft
Zar -> Liebhaber der Architektur
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Gemahlin des Zars -> spätere Ehefrau von Steeleyn und Befreierin des Grafens
Woran erkennt man, dass Gellerts Leben der schwedische Gräfin von G*** ein Roman
der Frühaufklärung ist?
an der Form des Familienromans (der das Ideal der familiären Privatheit im Gegensatz zur
höfischen Sphäre zeigt, die intrigant ist)
an der Technik des Briefromans (die im 18. Jh. beliebt ist. Der Brief dient jetzt als Medium
des eigenen Denkens und der Identität und ist Ausdruck des Subjektivismus)
am Titel (eine weibliche adelige Erzählerin war als Titelgestalt im 18. Jh. Mode)
am biographischen Ansatz (der sich von der Empfindsamkeit herleitete)
am Frauenbild (die gelehrte Frau war in der Frühaufklärung noch hoch geachtet)
am Nordischen Krieg von 1700–1721
am aufklärerischen Reformadel (mit seinem Quietismus und materiellen
Sicherheitsbedürfnis, was zum Rückzug ins private Idyll veranlasst, aber auch zum
Engagement für sozial Benachteiligte führt)
An der Psychologisierung des Schicksalsbegriffs (die von der Prämisse ausgeht, dass Tugend
vernünftig sei)
An der Darstellung von „edlen Juden“ (die damals noch völlig neu war)
An „vernünftigen“ Verstößen gegen die herrschenden Konventionen (etwa gegen das
aristokratische Repräsentationsbedürfnis und gegen bürgerliche Sitten, was zur Aufwertung
der unehelichen Mutterschaft, der Forderung nach Bildung für Unterschichten, Betonung der
sinnlichen Liebe, der Figur der „edlen Wilden“ etc. führt)
An der stoischen Auffassung von der geordneten Liebe (die mit Vernunft und Tugend
verbunden ist)
An der nüchternen Sprache (die der Vernunft entsprechen soll, während das Sentimentale
des Frauencharakters weniger zur Geltung kommt)
Aufbau
Der Roman besteht aus 5 Büchern, die wiederum aus verschiedenen Kapiteln bestehen, sowie dem
„Continuato“ m(diesmal inklusive Vorrede). Aus den Titeln geht jeweils hervor, was einem in dem
jeweiligen Abschnitt erwartet.
Titelkupfer
anstelle der Vorrede ist ein Phönix-Kupfer vorhanden zur Leserwerbung bzw. Leserlenkung.
Als Vorbild für diese Darstellung dient ein Monstrum, ein Buch, welches keinen Regeln und
Formen folgt. Dem Titelkupfer wird mittels Allegorie eine poetologische Tendenz
zugesprochen, welches die eigene Narrheit reflektieren soll.
Titelseite mit Buchtitel
o „abenteuerlich“ -> verweist auf den Inhalt
o „Simplicissimus“ -> verweist auf den Namen und den Charakter des Protagonisten
alias „Der Name ist Programm“. Er ist ein einfacher Narr.
o „Simplicia“ -> verweist in seiner Doppeldeutigkeit auf den alten Simplicissimus als
Kräutersammler und auch auf die heilende Wirkung, die das Buch erzielen soll.
Untertitel
enthüllt den eigentlichen Namen von Simplicissimus-> Melchior Sternfels von Fuchshaim.
Inhalt
Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges wächst der Ich-Erzähler fast wie ein wildes Tier auf einem
Bauernhof auf, den er für die ganze Welt hält: er kennt nicht einmal den eigenen Namen oder den
der Eltern, die er im Dialekt des Spessart 'Knan' und 'Meuder' nennt.
Mit zehn Jahren erlebt er den Überfall auf das Dorf durch Soldaten und verfolgt verständnislos und
naiv die Grausamkeiten. Mit Glück rettet er sich in den Wald, wo ihn ein Eremit aufnimmt und
christlich erzieht; dieser gibt ihm auch den Namen Simplicius, der 'Einfältige'. Als der Einsiedler nach
zwei Jahren stirbt, beginnt für Simplicius das unstete Leben. Zuerst ist er Page des schwedischen
Kommandanten in Hanau, wird wegen seiner Naivität zum Narr erklärt und muß ein Fell tragen.
Kroatische Reiter zwingen ihn zum Mitziehen, bald aber kann er zu den kaiserlichen Truppen in
Magdeburg gelangen und wird, weiterhin als Narr, dem dortigen Hofmeister zugewiesen. Dessen
Sohn, Ulrich Herzbruder, wird Simplicius' bester Freund und treuer Begleiter. Magdeburg steht vor
der großen Zerstörung, Simplicius kann mit Ulrichs Hilfe fliehen und rettet sich als Diener eines
Dragoners in ein Kloster, wo er die Bibliothek nutzt und fechten lernt. Nun avanciert er selber zum
Dragoner, kommt als 'Jäger von Soest' zu Ruhm und Geld, wird aber schließlich von den Schweden
gefangengenommen, in Lippstadt eingesperrt und muss heiraten, um frei zu kommen. Inzwischen
sind seine angesammelten Reichtümer durch einen Bankrotteur verloren: Simplicius begibt sich nach
Paris, erlebt dort als Lautenist und Schauspieler erotische Abenteuer.
Auf dem Weg zurück wird er von den Pocken befallen und versucht sich selber als Wunderheiler,
kommt aber gezwungenermaßen zum Soldatendienst in Philippsburg. Ulrich Herzbruder kann ihm
erneut heraushelfen; zusammen machen sie sich als Pilger nach Maria Einsiedeln in der Schweiz auf.
Die Wallfahrt wird jedoch nach Wien abgelenkt, wo Simplicius vorübergehend Hauptmann ist,
Nach Begegnungen mit der seltsamen Figur 'Gott Jupiter', den er schon als 'Jäger' kennengelernt
hatte, und der Landstörzerin Courage heiratet Simplicius eine Bauerstochter, da er inzwischen
verwitwet ist; die Ehe ist unglücklich, seine Frau ergibt sich zunehmend dem Alkohol.
Simplicius' 'Knan' erscheint und klärt ihn über seine Herkunft auf: er heiße Melchior Sternfels von
Fuchshaim, sei Kind einer Adligen, die den Bauern den Säugling anvertraut habe. Der Eremit, sein
erster Lehrer, stellt sich als sein Vater heraus, der Hanauer Stadtkommandant als sein Onkel.
Simplicius gibt seinen Hof Knan und Meuder in Obhut und forscht nach dem Geheimnis des nahe
gelegenen Mummelsees. Ein Offizier überredet ihn zur Reise nach Moskau, wo für ihn eine Odyssee
beginnt. Völlig verarmt wird er in die Welt getrieben: von Tataren, Portugiesen, Türken, Ägyptern
und Venezianern wie eine Ware gehandelt, gelangt er über Korea, Japan, die Ostindischen Inseln,
Konstantinopel, Rom zurück in den Schwarzwald; dort beschließt er, Eremit zu werden, und sagt der
Welt "Adjeu". -> Am Ende wird der Held bekehrt, aber davor schwankt er zwischen Gut und Bose!
Weil er ein Buchgelesen hat, glaubt er sich zum Katholizismus bekehren zu müssen (aus Eitelkeit
bekehrt er sich).
In der Continuatio bedrängen Träume und Visionen den Einsiedler: Luzifer erscheint mit seinem
Gefolge, ein Edelmann Julus besteht mit seinem Diener Avarus seltsame Reisen, und schließlich
begibt sich Simplicius wieder in die Welt, um nach Ägypten zu wallfahren.
Doch das Schiff, auf dem er sich befindet, erleidet Schiffbruch; mit knapper Not kann er sich mit
einem Zimmermann auf eine einsame Insel retten. Hier widersteht er der letzten Versuchung in
Gestalt einer abessinischen Köchin und verbleibt, nachdem sein Kamerad durch Übergenuss von
Palmwein stirbt, als frommer Einsiedler auf der Insel. Das Ende fällt mit dem Teutschen Frieden
zusammen. Der Inselaufenthalt in der Continuatio dauert etwa 15 Jahre. Wie alt Simplicissimus wird
bleibt unklar.
Der Rückzug aus der Welt als Einsiedler bringt den Menschen Frieden, aber das
Einsiedlerdasein ist eine Überforderung der menschlichen Natur, die von der Schöpfung nicht
vorgesehen wurde.
Handlung
Das Werk beschreibt den Lebensweg von Melchior Sternfels von Fuchshaim (ein Anagramm des
Autors), der im Dreißigjährigen Krieg als Kind von Soldaten verschleppt wird, es zum Offizier schafft,
mehrfach die Seiten wechselt und schließlich der Welt entsagt und Einsiedler wird.
Der Simplicissimus hat zwar starkautobiographische Züge, ist jedoch kein Schlüsselroman.
Ziel
Der Roman sollte die Schrecken des Krieges aufzeigen und vor dessen Wiederholung abschrecken. Er
befürchtete nämlich, dass die jungen Männer, die nicht wussten was Krieg bedeutete, erneut zu
einer altbekannten Rechtfertigung für einen angeblich gerechten Krieg zurückgreifen → Krieg ist
niemals gerecht - er schafft nur neues Unrecht!
Einheitliches Gesellschaftsgefüge
-
Einheitliche Sprache
Das geschlossene Drama fordert eine einheitliche Sprache -> Der Adel spricht nicht anders als das
Bürgertum. Bis auf den Gesprächen mit dem Einsiedler, sprechen alle Figuren in demselben Stil,
weswegen die Einheit der Sprache gegeben wäre. -> GESCHLOSSENES Drama
Erzählperspektive
Der Roman ist eine Autobiografie, in der die Welt aus Froschperspektive, aus der Sicht der
Ausgestoßenen, geschildert wird.
Erzählt wird aus der Retroperspektive/Rückschau.
Zwischen dem erzählenden Ich und dem erzählten Ich liegt ein erläuternder Abstand ->
innere Umkehr durch Reue.
Quelle
Die Grundanlage des Stoffs um die Liebesbeziehung eines Hofmeisters und seiner Schülerin entnahm
Lenz der Geschichte um Peter Abaelard und Heloisa.
Aufbau
Das Werk besteht aus 5. Aufzügen
Inhalt
Läuffer ist ein Theologe und auf der Suche nach einer Anstellung als Hofmeister. Fündig wird er bei
Major von Berg, der seinen Sohn, Leopold, unterrichten soll in „in allen Wissenschaften, Artigkeiten
und Weltmanieren“ Läuffer wird dabei stets ausgenutzt und dazu genötigt Arbeiten zu verrichten, für
die er nicht bezahlt wird. So soll er etwa dem Gustchen, der Tochter des Majors, das Zeichnen
beibringen. Die Tochter liebt Fritz, ihren Cousin, der jedoch in einer anderen Stadt studiert. Ihre
Sehnsucht nach Fritz stillt sie durch eine Affäre mit Läuffer, der sie schwängert.
Nur die Frau des Majors erkennt den unseeligen Zustand ihrer Tochter, die vorschützt krank zu sein.
Der Major hingegen arbeitet daweil wie ein Bessesener, um für einen möglichen Hospitzaufenthalt
der Tochter vorzusorgen. Als seine Frau ihm die Wahrheit erzählt wird dieser wütend. Vor Angst
ergreift Läuffer die Flucht und wird Aushilfslehrer und auch Gustchen verschwindet spurlos.
Gustchen findet Zuflucht einer alten, erblindeten Frau namens Marthe, wo sie schließlich ihr Kind
gebärt.
Der Major ist indes auf der Suche nach Läuffer, macht ihn ausfindig und fragt ihn nach seiner Tochter.
Da dieser darauf jedoch keine Antwort weiß, zückt der Major wutentbrannt seine Pistole und schießt.
Währenddessen träumt Gustchen von ihrem Vater und möchte ihm daraufhin mitteilen, dass sie
noch am Leben sei. Jedoch misslingt ihr dies. Verzweifelt beschließt sie, Selbstmord zu begehen,
indem sie in Teich springt. Ihr Vater sieht dies durch Zufall, rettet sie und vergibt ihr, als er sieht, was
sein Zorn beinahe angerichtet hätte.
Unterdessen gerät Marthe, die blinde alte Frau, in Sorge um Gustchen. Seit geraumer Zeit wartet sie
auf die Mutter des Kindes, auf das sie bereits die ganze Zeit aufpasst. Sie begibt sich mit dem Kind in
die Schule, wo Läuffer gerade zugegen ist, der sein eigenes Kind sofort erkennt. Doch Läuffer schämt
sich für das Kind und beschließt, sich zu kastrieren, was der Schulmeister sogar lobt.
Bei einer Predigt, die der Lehrer hält, hat Läuffer dann nur Augen für ein Mädchen namens Lise. Am
Ende heiraten die Beiden, da Lise sowieso keine Kinder haben möchten. Auch Fritz, der Cousin, kehrt
zurück, verzeiht Gustchen, nimmt das Kind als seines an und beschließt es lieber gemeinsam mit
Gustchen zu erziehen, anstelle von einem Hofmeister. Fritz versöhnt sich mit seinem Vater, den die
Beziehung seines Sohnes zu Gustchen früher gestört hat.
Fazit: Der Wirrwarr löst sich auf, alles Verquerte renkt sich ein, zerrissene Familienbande werden
wiederhergestellt, was sich zueinander hingezogen fühlt, heiratet.
Ziel
Aufwertung der öffentlichen Schulen
Motive
Hofmeisterproblematik
Viele Leute hatten damals Vorbehalte gegenüber öffentlichen Schulen, weshalb sie
Hofmeister (Studenten, die sich dadurch ihr Studium finanzierten und regelrecht
ausgebeutet wurden, Lenz war selbst ein Hofmeister) für die Bildung ihrer Söhne einstellten.
Vater-Sohn-Konflikt
Vaterschaftsfrage
war im Sturm und Drang sehr wichtig, da es zu dem Aufgebehren der Söhne gegen die Väter
kam.
Geistige Selbstkastration
Der Mann muss sich um gesellschaftsfähig zu sein, sich selbst entmannen.
Stellung der Frau
Damals wurden Frauen nicht gebildet, da sie sowieso heiraten würden.
Bsp.: Gustchen wird als schön wahrgenommen, wenn sie sich moralisch verhält und
umgekehrt.
Fortuna-Prinzip
Einheitliches Gesellschaftsgefüge
-
Ines Kreuzer Literaturgeschichte 1600-1848 Seite 36/69
Einheitliche Sprache
Das geschlossene Drama fordert eine einheitliche Sprache -> Der Adel spricht nicht anders als das
Bürgertum.
-
Personen
Woran erkennt man, dass Lenzens Hofmeister ein Stück des Sturm und Drangs ist?
an der unklaren Gattungszuordnung ´(Tragikomödie, Groteske)
an der offenen Form (episodenhafte Szenen, viele Ortswechsel, unklares Zeitkontinuum)
an der Nichtbeachtung der Ständeklausel (soziale Unterschiede werden aufgezeigt)
am Sprachzerfall
an Hinweisen auf zeitgenössische Personen und Begebenheiten
an der zeittypischen Hofmeisterproblematik
an der um diese Zeit einsetzende Erziehungsdebatte
am Vater-Sohn-Konflikt (der typisch ist für den Sturm und Drang)
am Motiv des „gefallenen Mädchens“ (das ebenfalls zeittypisch war)
am Freundschaftskult (der gleichfalls typisch war für den Sturm und Drang und für die
Empfindsamkeit)
an der Exaltiertheit des Gefühlsausdrucks (die auch zeittypisch war)
am abwertenden Frauenbild (das gleichfalls zeittypisch war)
am Männlichkeitswahn (der sich hier an der Zeugungskraft zeigt, nicht am Kraft-Kerl-Getue
oder Genie-Kult)
Aufbau
Die Novelle „Der Sandmann“ ist in zwei Textabschnitte gegliedert.
1. Textteil
besteht aus drei Briefen, in denen die Geschehnisse von Nathanaels Kindheit bis zu seinem
jetzigen Lebensmoment beschrieben werden und wo alle mitwirkenden Personen indirekt
vorgestellt werden.
2. Textabschnitt
besteht aus Rückblenden eines Erzählers und dem weiteren Verlauf von Nathanaels
Geschichte bis zu seinem Tod.
Das Kunstmärchen beginnt also ohne Erzähler, denn dieser tritt er nach den drei Briefen zuerst als
Ich-Erzähler und später als beteiligter Beobachter, auf.
Handlung
Geschildert wird das Schicksal des Studenten Nathanaels, der unter dem Einfluss traumatischer
Kindheitserinnerungen verrückt wird und letztlich Selbstmord begeht. Ungeklärt bleibt, inwieweit er
dabei Opfer einer Intrige wurde oder einzig seinen eigenen Wahnvorstellungen erlegen ist.
Inhalt
Zu Beginn der Erzählung steht ein Brief, den Nathanael an Lothar, seinen Ziehbruder, verfasst. Darin
berichtet der Student, dass ihn seit Kurzem große Unruhe plage, ausgelöst durch den Besuch eines
Wetterglashändlers. Der Grund dafür liege in einer Begebenheit aus seiner Kindheit. Gelegentlich sei
er als Kind früh ins Bett geschickt worden mit der Begründung, der Sandmann sei schon auf dem
Weg. Als er sich an einem dieser Abende in seines Vaters Zimmer versteckte, habe sich der
»Sandmann« als der ihm verhasste Advokat Coppelius entpuppt. Zusammen mit Nathanaels Vater
schien dieser alchemistische Experimente durchzuführen. Als Nathanael entdeckt wurde, habe der
Anwalt ihn misshandelt und gedroht ihm die Augen zu verbrennen. Beim nächsten Besuch Coppelius’
etwa ein Jahr später sei Nathanaels Vater ums Leben gekommen, allem Anschein nach durch eine
chemische Explosion. Eben jenen Coppelius, so erzählt Nathanael, habe er nun in dem
Wetterglashändler Coppola wiedererkannt.
Es folgt ein Brief von Clara an Nathanael. Sie lässt ihren Geliebten wissen, er habe wohl versehentlich
den für ihren Bruder Lothar bestimmten Brief an sie adressiert. Sie habe ihn gelesen und sei letztlich
zu dem Schluss gekommen, Nathanael müsse sich diese grässlichen Ereignisse aus seiner Kindheit
teilweise eingebildet haben.
Von hier an werden die weiteren Ereignisse von einem Ich-Erzähler beschrieben, der sich als Freund
Nathanaels bezeichnet. Es wird berichtet, wie Nathanael bei seinem Besuch zu Hause regelmäßig von
dunklen Mächten spricht, die über den menschlichen Geist bestimmten. Als er eines Tages ein eigens
verfasstes Gedicht vorträgt, welches beschreibt, wie die Liebe zwischen ihm und Clara von Coppelius
zerstört wird, kommt es zum großen Streit. Letztlich jedoch versöhnt man sich und Nathanael scheint
befreit von seinen Ängsten.
Zurück in seinem Wohnort bekommt er erneut Besuch von Coppola, dem er ein kleines Fernglas
abkauft. Nathanael erhascht dadurch einen Blick auf Professor Spalanzanis Tochter Olimpia, deren
Zimmer von seinem Fenster aus ersichtlich ist, und ist fasziniert von ihr. Bei einem Fest im Hause
Spalanzani verliebt sich Nathanael dann Hals über Kopf in die schöne Tochter. Er beginnt, ihr
regelmäßig Besuche abzustatten.
Eines Tages trifft er in Spalanzanis Zimmer auf den Professor und Coppola. Sie scheinen sich um die
Figur Olimpias zu streiten. Nathanael muss erkennen, dass Olimpia nur eine leblose Puppe ist, der
jetzt die Augen fehlen. Coppola, von dem Professor als Coppelius bezeichnet, verschwindet und
Nathanael stürzt sich auf Spalanzani, den er beinahe erwürgt. Die Geschichte von dem Automaten,
den Spalanzani mit Hilfe Coppolas erschaffen und als seine Tochter ausgegeben hat, verbreitet sich in
der ganzen Stadt.
Nathanael erwacht nach längerer Krankheit im Kreise seiner Familie, scheinbar von seiner Paranoia
geheilt. Wieder glücklich mit Clara vereint steigen die beiden kurze Zeit später auf den städtischen
Rathausturm. Als Nathanael in seiner Jackentasche zufällig das Fernglas von Coppola findet und
hindurchschaut, wird er plötzlich in seine Wahnwelt zurückgeworfen. Er versucht Clara vom Turm zu
stoßen, ihrem Bruder Lothar gelingt es sie zu retten. Vor dem Turm versammelt sich eine
Menschenmenge, unter ihnen auch Coppelius, den das Schauspiel zu belustigen scheint. Nathanael
stürzt vom Turm und stirbt. Clara wird ein paar Jahre später wiedergesehen, offenbar glücklich
verheiratet.
Das Augenmotiv
Die Augen spiegeln für die Romantiker die Seele eines Menschen wider. Da der Sandmann
Sand in die Augen streut, verdirbt er also im weitesten Sinn die Seelen der Kinder. In
Hoffmanns Werk wird deutlich, dass Nathanael besonders dann Mensch und Maschine
vertauscht, wenn er in die Augen seines Gegenübers blickt und diese zu glänzen scheinen.
In der Geschichte der Kinderfrau will der Sandmann die Augen Nathanaels rauben. Die Angst
das Augenlicht zu verlieren ist stets wiederkehrend.
Motiv des Blickes
Die Blicke von Personen haben eine besondere Auswirkung auf die Umwelt. Die Augen besitzen
dabei eine doppelte Funktion: - eine physische: Sie dienen der Wahrnehmung der Außenwelt (1.
Augenpaar) - eine psychische: Inneres dringt nach Außen, Empfindungen der Seele werden zu
Blicken (2. Augenpaar).
Das Verhältnis Mensch – Maschine
Durch das Perspektiv, ein wissenschaftliches Instrument, wird der Wahnsinn Nathanaels
immer wieder ungewollt hervorgerufen. Auch die Gäste auf Spalanzanis Ball scheinen nicht
auf den ersten Blick den Unterschied von Mensch und Maschine zu erkennen. Weiterhin wird
der damalige Wissenschaftler in Form des Spalanzani kritisiert, der die Grenzen der
Wissenschaft nicht zu kennen scheint und seine Mitmenschen bewusst hintergeht.
Kritik an der aufklärerischen Gesellschaft
Motiv der Frau
„Der Sandmann“ beinhaltet eine ironische Kritik des damaligen Frauenbilds.
Bsp.: Männer können immer nur einige Eigenschaften von Clara wahrnehmen.
Bsp.: Die Reaktion der Gesellschaft auf Spalanzanis Betrug: Die Männer wünschen hier von
ihren Frauen, dass sie schief singen, nicht im Takt tanzen und tiefsinnigere Konversation
führen. Begründet wird dies dadurch, dass man sonst die Frauen nicht von Robotern wie
Olimpia unterscheiden könne. Dies macht deutlich, wie wenig den Frauen zugetraut wurde.
Das Feuermotiv
Feuer steht in „Der Sandmann“ immer am Anfang einer Veränderung.
Bsp.: Durch alchemistische Experimente stirbt Nathanaels Vater bei einer Explosion.
Nathanael ist daraufhin wochenlang krank.
Feuer und Hitze stehen in Zusammenhang mit Nathanaels zunehmendem Wahnsinn.
Bsp.: Zu Beginn empfindet er noch eine „glühende Liebeslust“ für Clara, später bezeichnet er
Olimpias Augen als „lebendig flammend“.
Der Höhepunkt des Wahnsinns wird erreicht, als Nathanael auf dem Turm mehrmals
„Feuerkreis – Feuerkreis“ ruft und anschließend in den Tod springt.
Personen
Nathanael
o (das Gottesgeschenk oder das Geschenk Gottes) narzisstisch veranlagter Protagonist,
dessen Namen auf Leben und Tod anspielt.
Er symbolisiert den Extremfall romantischer Weltsicht.
Clara
o (die Klare) Nathanaels Verlobte mit ruhigem, besonnenem, aber dennoch heiterem
Gemüt. Sie symbolisiert den aufklärerischen Verstandesmenschen.
Coppelius
o Furchteinflößender, großer und unförmiger Kerl, welcher Nathanael und dessen
Geschwistern in der Kindheit die Lebensfreude verdirbt. Er taucht abends bei
Nathanael auf und führt mit dessen Vater alchemistische Experimente durch.
Coppola
o Italienischer Händler, in dem Nathanael Coppelius wiedererkennt. Er verkauft
Nathanael ein Perspektiv. Der Name leitet sich vom italienischen „coppo“ ab, was im
übertragenen Sinne „Augenhöhle“ bedeutet.
Olimpia
o „Tochter“ von Nathanaels Professor, die sich später als Automat (Holzpuppe)
erweist und ein Grund für Nathanaels Wahnsinn ist und die erst durch Nathanaels
Blick zum Leben erweckt wird.
Siegmund
o (Schutz) versucht als Freund, Nathanael vor dem Unglück zu bewahren.
Lothar
o Bruder Claras und Freund Nathanaels.
Spalanzani
o Nathanaels Professor, der Olimpia als seine Tochter ausgibt.
Nathanaels Vater
o Macht in Nathanaels Kindheit mit Coppelius alchemistische Versuche und kommt
dabei ums Leben.
Nathanaels Mutter
o Nutzt Sandmannmärchen, um Nathanael zum Schlafen zu bringen; selbst
verabscheut sie das Märchen.
Amme/Kindermädchen
o Erzählt die Geschichte des Sandmannes, welche der Ursprung für Nathanaels Angst
vor dem Sandmann ist.
E.T.A. Hoffmann
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann (* 1776 ;† 1822; Vorname eigentlich Ernst Theodor Wilhelm,
1805 umbenannt in Anlehnung an den von ihm bewunderten Wolfgang Amadeus Mozart) war ein
deutscher Schriftsteller der Romantik. Außerdem wirkte er als Jurist, Komponist, Kapellmeister,
Zeichner und Karikaturist.
Sein literarisches Schaffen ist der Hochromantik zuzuordnen. Doch er orientierte sich auch am
trivialen Schauerroman und interessierte sich für Geisteskranke. Charakteristisch für Hoffmann ist die
Dichotomie zwischen Normalität und Wahn, Realität und Fantasiewelt, Bürgerlichkeit und Exzentrik.
Quelle
Als mögliche Quelle gilt der „Essai über die Trunksucht“, den Michel de Montaigne 1588 verfasste.
Diese Anekdote handelt von einer im Schlaf durch einen betrunkenen Knecht vergewaltigten
Bäuerin. Die Bäuerin heiratet ihren Vergewaltiger, nachdem er ihr die Tat gestanden hat.
Aufbau
Die Novelle beginnt mit einer Zeitungsanzeige und erst dann wird mit Hilfe einer Rückblende die
Vorgeschichte erzählt. Erst dann geht das eigentliche Geschehen aufgrund der Zeitungsanzeige
weiter.
Inhalt
In einer Zeitungsannonce erklärt die junge Marquise Julietta von O…, dass sie ohne ihr Wissen in
andere Umstände gekommen sei. Der unbekannte Vater wird gebeten sich zu melden: Die Marquise
wolle ihn, aus Rücksicht auf die Familie, heiraten.
Die Marquise wohnt seit dem Tod ihres Mannes mit ihren beiden Kindern bei ihren Eltern, dem
Kommandanten von G… und seiner Frau. Die Zitadelle, in der sich die Familie aufhält, wird während
des Krieges von russischen Truppen überfallen und bombardiert. Im allgemeinen Aufruhr wird die
Marquise von ihrer Familie getrennt und gerät in die Hände von russischen Soldaten, die sie
misshandeln und vergewaltigen wollen.
Von ihren Hilfeschreien alarmiert, eilt der russische Offizier Graf F… herbei und bringt die Soldaten
mit Waffengewalt dazu von der Marquise abzulassen. Der Marquise erscheint er wie ein Engel, und
sie lässt sich von ihm in den Palast führen, wo sie bewusstlos wird.
In derselben Nacht wird die Festung erobert. Als tags darauf der russische General von dem Übergriff
gegen die Marquise erfährt, werden die Soldaten erschossen. Gleich danach erteilt er den Truppen
Marschbefehl, weshalb es der Marquise nicht mehr möglich ist, sich bei ihrem Retter zu bedanken.
Bestürzt erfährt sie wenige Tage später von seinem Tod auf dem Schlachtfeld.
Zur allgemeinen Überraschung erscheint jedoch Graf F… nach einigen Monaten im Haus des
Kommandanten und hält mit Dringlichkeit um die Hand der Marquise an. Er ist dienstlich auf dem
Weg nach Neapel und behauptet, mit dem Heiratsantrag seinen Seelenfrieden wieder herstellen zu
wollen. Zudem habe ihn nur der Gedanke an Julietta nach seiner schweren Verwundung am Leben
gehalten. Die Familie reagiert zurückhaltend und bittet um Bedenkzeit. Als der Graf dabei ist seine
Dienstpflicht zu verletzen, und statt nach Neapel zu reisen, zu bleiben und auf eine Antwort der
Marquise zu warten, verspricht diese ihm sich bis zu seiner Rückkehr mit keinem anderen Mann zu
vermählen. Der Graf reist erleichtert ab.
Ungläubig verfolgt die Marquise die Veränderungen ihres Körpers, die auf eine Schwangerschaft
hinweisen. Als ein Arzt und eine Hebamme die Befürchtung bestätigen, und die Marquise trotzdem
behauptet sich mit keinem Mann eingelassen zu haben, wird sie von ihren Eltern verstoßen. Die
Marquise flüchtet auf ihren Landsitz in V…, wo sie ihr Schicksal in die Hand nimmt und sich mit Eifer
der Erziehung ihrer Kinder und der Haushaltsführung widmet.
Inzwischen bedauert Frau von G… ihre Härte gegenüber ihrer Tochter und geht zu ihr, um mit einer
List die Wahrheit herauszufinden. Als sie von Juliettas Unschuld überzeugt ist, bringt sie sie zurück ins
Elternhaus, wo sich auch ihr Vater mit ihr versöhnt.
Der Vater des Kindes will die Marquise im Haus des Kommandanten treffen. Als sich herausstellt,
dass es sich bei dem Unbekannten um den Grafen von F… handelt, wendet sich die Marquise entsetzt
ab und nennt ihn einen Teufel. Ihr Versprechen einhaltend heiratet sie den Grafen am nächsten
Tag, auf eheliche Rechte muss dieser jedoch verzichten. Er bezieht eine Wohnung in der Stadt, und
erst bei der Taufe des gemeinsamen Sohnes begegnet sich das Paar wieder. Wegen seines
zurückhaltenden und tadellosen Verhaltens wird der Graf langsam in die Familie aufgenommen, bis
ihm die Gräfin nach einem Jahr verzeiht und ein zweites Mal ihr Jawort gibt.
Handlung
Die Handlung spielt in Italien zum Zeitpunkt des Zweiten Koalitionskrieges. Dabei geht es um die
verwitwete Marquise von O…, die schwanger ist, ohne dass sie sich wissentlich mit einem
Mann eingelassen hat. Über eine Zeitungsanzeige sucht sie nach dem unbekannten Vater.
Als der ihr vertraute Graf F… sich zu der Vaterschaft bekennt, heiratet sie ihn zwar, verzeiht
ihm seine Gewalttat aber erst sehr viel später.
Ziel
Kritik an den Auswirkungen des Krieges
-> zeigt auf wie dieser die Personen in ihrem Wesen verändert.
Kritik an den bürgerlichen Normen, die höher gestellt werden als das Individuum
Motive
Veränderungen der Person durch den Krieg
Bsp.: Grafen F…, der zum Vergewaltiger wird. Im Grunde handelt es sich bei ihm jedoch
um einen guten Menschen, da er die Marquise aufrichtig liebt und sich verpflichtet sieht,
sie zu heiraten.
Besonderheiten
Gedankenstrich
Die Marquise von O.... weist an einer entscheidenden Stelle einen Gedankenstrich auf,
der gemeinhin als der berühmteste Gedankenstrich der deutschen Literatur gilt.
Nachdem der russische Graf die völlig erschöpfte Marquise vor einer Gruppe Soldaten in
Sicherheit gebracht hat, steht der Satz: „Hier – traf er, da bald darauf ihre erschrockenen
Frauen erschienen, Anstalten, einen Arzt zu rufen….“ Erst am Ende der Erzählung stellt
sich heraus, dass dieser Gedankenstrich den Moment der Schwängerung der Marquise
durch den Grafen markiert.
Die Eigenständigkeit und das Selbstbestimmungsrecht der Frauenfigur
Bsp.: Gegen den Willen ihres Vaters nimmt sie die Kinder mit nach V…; ohne ihre Einwilligung
wird kein Bräutigam akzeptiert,…
Aufbau
Rahmenerzählung auf dem Großbauernhof findet eine Kindtaufe statt
o 1. Kernerzählung Erzählung des Großvaters, 600 Jahre zurück
Rahmenerzählung in etwas gedrückter Stimmung geht die Trauerfeier weiter
o 2.Kernerzählung Erzählung des Großvaters, 400 Jahre zurück
Rahmenerzählung Ende der Tauffeier
Inhalt
In einer rechtschaffenen und gottesfürchtigen Familie im Emmental wird ein Tauffest gefeiert. Das
Haus ist herausgeputzt, und bevor man zur Kirche geht, werden besonders gute Speisen vorbereitet.
Nach der Taufe versammeln sich Eltern, Großeltern und Paten zum Festmahl. Im Neubau des Hauses
fällt ein offensichtlich alter, schwarzer Fensterpfosten auf, und die Gäste fragen nach dem Grund
dafür. Nach anfänglichem Zögern entschließt sich der Großvater die Geschichte des Pfostens zu
erzählen. Er schildert die Zeit der Kreuzritter vor etwa 600 Jahren:
Die Bauern leben als Leibeigene der Ritter und sind deren Willkür ausgeliefert. Hans von Stoffel
beutet die Bauern des Tals rücksichtslos aus. Unter der Last immer neuer schikanöser Aufgaben
brechen sie fast zusammen. Als sie innerhalb eines Monats einhundert große Buchen den
Schlossberg hinaufschaffen und daraus eine Allee pflanzen sollen, sind sie der Verzweiflung nahe.
Ein grüner Jäger erscheint, der den Bauern seine Hilfe anbietet. Als er im Tausch für seine Dienste ein
neugeborenes und ungetauftes Kind verlangt, erkennen sie in dem Grünen den Teufel und ergreifen
die Flucht. Alle lehnen den Pakt einhellig ab, mit Ausnahme von Christine, einer Zugezogenen aus
Lindau. Um die aussichtslose Situation zu retten, entschließt Christine sich zu dem Handel mit dem
Teufel. Dieser besiegelt das Geschäft mit einem Kuss auf ihre Wange, der ihr als brennender Schmerz
durch den ganzen Körper fährt und den sie fortan glühend auf der Wange spürt.
Der Grüne erfüllt seinen Teil der Abmachung auf mysteriöse Weise, niemand kommt hinter das
Geheimnis. Die Bauern jedoch verweigern die Gegenleistung. Als eine junge Frau ein Kind gebiert,
wird es sofort vom Priester getauft. Im Glauben den Teufel überlistet zu haben feiert man ein großes
Fest. Unterdessen beginnt das Kussmal auf Christines Wange schrecklich zu schmerzen. Ein
schwarzer Punkt mit schwarzen Streifen entsteht auf der Wange, und ein Höcker bildet sich heraus.
Vor der Geburt eines weiteren Kindes verändert sich der Höcker auf dem Mal und gleicht schließlich
einer behaarten Kreuzspinne, vor der die Menschen sich fürchten. Als auch dieser Säugling getauft
wird, schlüpfen aus der Kreuzspinne unzählige weitere Spinnen, die eine Viehseuche ins Tal bringen.
Tierherden verenden, und um die wachsende Not abzuwehren, soll das nächste Neugeborene dem
Grünen geopfert werden. Christine raubt das Kind, doch der Priester verfolgt sie. Christine
verwandelt sich, schrumpft in die große schwarze Spinne und setzt sich auf das Kind.
Der Priester befreit das Kind von der Spinne und tauft es. Fortan bringt die Spinne jedem, der mit ihr
in Berührung kommt, auch dem Priester, den Tod. Alle Versuche, die Spinne ihrerseits zu töten,
scheitern.
Schließlich gelingt es der jungen Frau, deren Kinder der Priester gerettet hat, die Spinne zu fangen.
Sie sperrt sie in ein zuvor gebohrtes Loch in einem Holzbalken und verschließt es mit einem Zapfen.
Dabei kommt die Frau zu Tode, aber sie rettet das Leben ihrer Kinder und der anderen Menschen.
Ines Kreuzer Literaturgeschichte 1600-1848 Seite 46/69
Nach dem Ende der Geschichte setzt die Taufgesellschaft das Festmahl bestürzt und beklommen fort.
Auf die drängende Nachfrage, ob die Spinne seither das Loch nicht verlassen habe, erzählt der
Großvater die zweite Geschichte, die sich etwa zweihundert Jahre nach der ersten abspielt:
Nach einer langen Zeit der Ruhe und des Friedens greifen Hochmut und der Verfall der Sitten um
sich. In dem Haus mit der Spinne regiert erneut eine Zugezogene, die ihre Untergebenen quält und
ihren gutmütigen Sohn Christen beherrscht.
Ein fremder Knecht, dessen Erscheinung dem Grünen ähnelt, löst an einem Weihnachtstag aus
Übermut den Zapfen und befreit die Spinne. Diese beginnt erneut einen mörderischen Zug durch das
Haus und das ganze Tal; nur wenige Menschen überleben.
Der Hausherr Christen übernimmt die Verantwortung für die grausamen Vorkommnisse. Wie die
junge Mutter zu Christines Zeiten, seine Ahnin, opfert Christen sein Leben, um die Spinne erneut
einzufangen. Er sperrt sie wieder in das Loch und stirbt. So rettet er seine Kinder und alle Menschen
im Tal.
Nach dem Ende der zweiten Geschichte legt sich die Beklommenheit der Taufgäste. Die Hoffnung des
Großvaters, dass sich das Wissen um die Vergangenheit positiv auf die Lebensführung der Menschen
auswirke, scheint sich zu erfüllen. Der Festtag geht ruhig und besinnlich seinem Ende entgegen.
Handlung
Die Novelle »Die schwarze Spinne« von Jeremias Gotthelf stammt aus dem Jahr 1842. Ein Tauffest
im 19. Jahrhundert im Emmental dient als Rahmenhandlung. Darin eingebettet finden sich zwei
Binnengeschichten, die vom zweimaligen Auftreten einer teuflischen schwarzen todbringenden
Spinne erzählen, zuerst zur Zeit der Kreuzritter und Kreuzzüge im 13. Jahrhundert, ein weiteres Mal
in der frühen Neuzeit des 15. Jahrhunderts.
Ziel
Rückbesinnung auf Sitte, Anstand und gottesfürchtige Religion im Sinne Luthers
Motive
Vergessene Kollektivschuld
Gottesfürchtigkeit
Dualismen (Gut-Böse, Gott-Teufel, Christine-Pfarrer, Hoffart-Bescheidenheit,…)
Dingsymbole/Leitmotive Bsp.: Pfosten
Motiv der Taufe = Gottesfurcht als Gegensetz zur Hoffart.
Jeremias Gotthelf
(* 1797-1854) war das Pseudonym des Schweizer Schriftstellers und Pfarrers Albert Bitzius.
Seine Romane spiegeln in einem zum Teil erschreckenden Realismus das bäuerliche Leben im 19.
Jahrhundert. Mit wenigen starken, wuchtigen Worten konnte er Menschen und Landschaften
beschreiben.
Herausragend in seinem Werk ist die Rahmennovelle Die schwarze Spinne (1843), in der er alte Sagen
zu einer gleichnishaften Erzählung über christlich-humanistische Vorstellungen von Gut und Böse
verarbeitet.
Sein Ideal einer von Fleiß, Bodenständigkeit, Heimatliebe und Religiosität geprägten Gesellschaft sah
Gotthelf durch Individualismus, Radikalismus und die fortschreitende Industrialisierung bedroht. Als
Symbole dieser vermeintlichen Gefährdung von Haus und Hof fungieren in seinem Werk auch Juden,
die überwiegend negativ dargestellt werden.
Quelle
Der Stoff eines bürgerlichen Trauerspiels sollte normalerweise immer erfunden sein.
In diesem Fall wurden jedoch historische Vorlagen der alten Römer verwendet.
Aufbau
Emilia Galotti besteht aus 5. Aufzügen.
1. Aufzug (1-8 Auftritt)
Exposition und erregendes Moment -> Prinz bekennt seine Liebe zu Emilia gegenüber Marinelli
2. Aufzug
Stufen der steigenden Handlung -> Schilderung der Begegnung in der Kirche
3. Aufzug
Steigende Handlung, Höhepunkt, Wendepunkt -> Überfall, Tod Appianis, Verschleppung ins
Lustschloss
4. Aufzug
Fallende Handlung -> Erkenntnis des Prinzens seiner prekären Situation, Erkenntnis der Mätresse
und ihr Plan zur Rache
5. Aufzug
Katastrophe
Inhalt
Hettore Gonzaga, der junge und von seinem Staatsamt völlig überforderte Prinz von Guastalla, ist seit
seiner ersten Begegnung mit dem Mädchen Emilia Galotti davon besessen, sie zu seiner Geliebten zu
machen. Deshalb gibt er seinem intriganten Kammerherrn Marchese Marinelli freie Hand, Emilias
bevorstehende Hochzeit mit dem Grafen Appiani zu vereiteln. So wird auf Marinellis Anordnung hin
die Kutsche überfallen, in der sich die beiden Verlobten in Begleitung der Brautmutter auf dem Weg
zur Hochzeit befinden. Appiani wird von bezahlten Mördern erschossen und Emilia mit ihrer Mutter
Claudia auf das in der Nähe gelegene Lustschloss des Prinzen in scheinbare Sicherheit gebracht.
Im Gegensatz zu ihrer empörten Mutter, die den Überfall bald als inszenierte Intrige zu durchschaut,
ahnt die verwirrte Emilia zunächst nichts von den wahren Zusammenhängen.
Zur gleichen Zeit trifft die Gräfin Orsina, die ehemalige Mätresse des Prinzen, auf dem Schloss ein,
um diesen für sich zurückzugewinnen. Jedoch wird sie zu diesem nicht vorgelassen und von Marinelli
für verrückt erklärt, was sie, die bei Hofe wegen ihres scharfen Verstandes als unbequeme
„Philosophin“ gilt, mit den Worten quittiert: „Wer über gewisse Dinge den Verstand nicht verlieret,
der hat keinen zu verlieren.“ Aus gekränkter Ehre und Enttäuschung über die Zurückweisung des
Prinzen möchte sie Odoardo, den soeben eintreffenden und ohnehin misstrauischen Vater Emilias,
dazu überreden, Appianis Tod zu rächen, indem er Hettore ermordet. Odoardo lässt sich zwar zu
diesem Zweck von der Gräfin einen Dolch aufdrängen, bleibt jedoch unschlüssig und verlangt
zunächst ein Gespräch unter vier Augen mit seiner Tochter, um deren Unschuld zu prüfen.
Emilia, die infolge einer weiteren Intrige Marinellis (der Fall müsse angeblich erst noch gerichtlich
untersucht werden) in der Obhut des Prinzen bleiben soll, bittet ihren Vater flehentlich, sie zu töten,
da sie fürchtet, zu unerfahren und daher zu leicht verführbar zu sein, um den Nachstellungen des
Prinzen weiter standhalten zu können. Als Odoardo zögert, versucht sie, ihm den Dolch zu entreißen,
um sich selbst zu töten. Tief berührt erkennt Odoardo die große Verzweiflung seiner Tochter und
ersticht sie, um ihre Ehre zu bewahren: eine Rose gebrochen, ehe der Sturm sie entblättert. Dann
Ines Kreuzer Literaturgeschichte 1600-1848 Seite 49/69
liefert er sich der irdischen Gerichtsbarkeit aus. Den Prinzen aber und alles Weitere überantwortet er
Gott und dem Jüngsten Gericht als letzter Instanz.
Handlung
Die Geschichte spielt im 16. Jahrhundert der Renaissance und handelt von einem italienischen
Fürsten, wobei aufgezeigt wird, wie sich dessen Entscheidungen passiv auf das Volk und in diesem
Falle auf eine Familie auswirkt, die versucht moralisch zu leben -> Familientragödie im
Einflussbereich höfischer Intrigen.
Ziel
Die Wichtigkeit einer realitätsnahen Erziehung soll aufgezeigt werden. -> Teilschuld des
Vaters an der Tragödie.
Weiters will Lessing die Missstände bei Hofe, der lediglich durch Intrigen funktioniert publik
machen.
Motive
„Das befreite Rom“ war ein Drama, das den Lucreziastoff behandeln und sich gegen die
Monarchie richten sollte.
„Virgina“- Stoffalte republikanische Freiheiten sollten wieder hergestellt werden.
Konflikt zwischen Adel und Bürgertum
Emilia Galotti gilt auch als politisches Stück, da der willkürliche Herrschaftsstil des Adels der
aufgeklärten Moral des Bürgertums gegenüber steht.
Die Selbständigkeit des Kindes wird unterdrückt und tritt hinter den Zwang zur unbedingten
Pflichterfüllung zurück. Lessing moniert damit, ganz im Sinne Kants (sapere aude), die
Unmündigkeit des Bürgertums: Emilia ist nicht in der Lage, eine unabhängige,
möglicherweise lebensrettende Entscheidung zu treffen, da ihre streng christliche Erziehung
dem widerspricht. Von jeher gewohnt, behütet und umsorgt zu werden, kann Emilia keinen
eigenen Willen entwickeln und wird zum Spielball des Prinzen und der Eltern.
Einheitliches Gesellschaftsgefüge
Nicht vorhanden bzw. nicht genau erkennbar.-> OFFENES Drama
Einheitliche Sprache
Das geschlossene Drama fordert eine einheitliche Sprache -> Der Adel spricht nicht anders als das
Bürgertum.
Bei Emilia Galotti kündigt sich in der Sprache bereits der kommende Sturm und Drang an.
Besonderheiten
Frauenrolle
Für Prinz von Guastalla ist Emilia die Idealfrau, da sie keine eigene Meinung hat.
Im Gegensatz dazu steht die Ex Mätresse, Gräfin Orsina, eine kluge Frau, die erkennt, dass
der Hof lediglich durch Intrigen funktioniert und somit als Sprachrohr Lessings fungiert.
Figur des Vaters
Lessing verdeutlicht an der Figur des Vaters, wie sehr sich das Bürgertum des 18.
Jahrhunderts im Umbruch befand. Odoardo zeigt bereits Ansätze eines „neuen“ rationalen
Denkens, entscheidet sich letztlich mit dem Mord an seiner Tochter jedoch für den Bestand
seiner Familienehre und fällt damit in „altes“ vor-aufklärerisches Denken und Handeln
zurück.
Emilias Vater und deren ihr Verlobter haben die gleichen Moralvorstellungen.
Woran erkennt man, dass Lessings Emilia Galotti Ende des 18. Jahrhunderts
entstanden ist?
an der Form (als bürgerliches Trauerspiel)
am Aufbau (die strengen, von Gottsched geforderten Regeln sind aufgebrochen: es gibt zwar
Einheit der Zeit und der Handlung, aber nicht des Ortes, die Figuren sind der Zeit ausgeliefert,
vom Ort geprägt und von unkontrollierbaren Leidenschaften geplagt)
an der Ständeklausel, die hier aufgehoben ist (die kleinadelige oder patrizische Emilia ist
Hauptfigur einer Tragödie)
an der Sprache (das Stück ist in Prosa abgefasst. Syntaktische Unkorrektheiten nehmen den
Stil des Sturm und Drangs vorweg)
am bürgerlichen Tugendbegriff
an der Idyllisierung der Natur
an der Idealisierung der Familie
an der Bedeutung der Erziehung zu Tugend und Vernunft
am Gegensatz von Vernunft und Gefühl
an der Absolutismuskritik
an der Vermeidung von Öffentlichkeit
an der Kritik des Hoflebens mit seiner Libertinage und Despotie
am Intrigenspiel bei Hofe
an den drei Frauendarstellungen
Aufgrund seines Werkes „Nathan der Weise“ bezeichnet man Lessing als Vorklassiker, da dieses
gattungspoetisch einen Sonderfall darstellt. Es handelt sich dabei um ein statisches Stück in Versen
und fand erst Nachfolger durch Schiller und Goethe in der Klassik.
Quelle
Der Stoff stammt aus der griechischen Mythologie und gehört zum Schicksal der Tantaliden;
Vorbilder fand Goethe bei Euripides und Racine.
Aufbau
Das Werk besteht aus insgesamt 5.Aufzügen die jeweils in 3-6 Auftritte unterteil sind. -> pyramidaler
Aufbau.
Inhalt
Die Griechin Iphigenie, Tochter des Agamemnon und der Klytamnästra, dient der Göttin Diana auf
der Insel Tauris als Priesterin, nachdem diese sie vor dem Tod gerettet hat. Iphigenie empfindet
Dankbarkeit und Pflichtgefühl gegenüber der Göttin und den Taurern, zugleich verzehrt sie sich vor
Sehnsucht nach der Heimat und nach ihrer Familie.
Iphigenie, ihr Bruder Orest und ihre Schwester Elektra stammen aus dem Geschlecht des Tantalus,
das mit einem Fluch der Götter belegt ist. Gemäß dem Tantalidenfluch kommt es in jeder Generation
zu Gewalt und Morden innerhalb der Familie. Seit Orest, um den Tod des Vaters zu rächen, seine
Mutter getötet hat, wird er von Furien aus der Unterwelt verfolgt. Die Verfolgung bringt ihn an den
Rand des Wahnsinns.
Der Gott Apoll verspricht, ihn davon zu erlösen, wenn Orest die Schwester heim nach Griechenland
bringt. Mit der Absicht, die Statue der Göttin Diana (auch: Diane), Schwester des Apoll, zu rauben,
erreichen Orest und sein Freund und Vetter Pylades das Ufer der Insel.
Hier werden sie von Soldaten des Königs Thoas gestellt. Da Iphigenie das Werben des Thoas nicht
erhört, will dieser den Iphigenie zuliebe abgeschafften Kult des Menschenopfers wieder einführen.
Danach werden alle Fremden, die die Insel betreten, der Göttin Diana geopfert. Für die Ausführung
ist Iphigenie als Priesterin zuständig. Orest und Pylades werden deshalb zu ihr gebracht.
Iphigenie erfährt von Pylades und Orest vom Tod des Agamemnon durch den Geliebten der
Klytamnästra sowie von deren Ermordung durch ihren Bruder Orest. Iphigenie ist bestürzt über die
Vorkommnisse in ihrem Elternhaus, aber auch voller Mitgefühl für den von den Furien verfolgten
Orest. Sie betet inbrünstig zu den Göttern um Heilung ihres Bruders. Ihr Gebet wird erhört. Die
Furien weichen von Orest, und mit neu erwachtem Tatendrang bereitet er mit Pylades die heimliche
Flucht von Tauris nach Griechenland vor. Iphigenie soll sie begleiten.
Die heimwehkranke Iphigenie befindet sich im Konflikt. Sie will die Flucht nicht vereiteln.
Andererseits ist sie sich der Verantwortung für die Menschen auf Tauris bewusst und will diese nicht
hintergehen. Zugleich wünscht sie sich den Segen der Götter für das Geschlecht des Tantalus. Sie
spürt, dass ihm dieser nicht zuteilwerden wird, wenn ihr eigenes Handeln auf Lug und Betrug
aufbaut.
Sie gesteht König Thoas den Betrug und die geplante Flucht und bittet ihn um freies Geleit für sich,
ihren Bruder und den Gefährten. Thoas verlangt zunächst Beweise für die Geschwisterschaft, und
diese werden erbracht. Dann stellt Thoas auf den geplanten Betrug durch die Fremden ab und
trachtet aus Rache weiterhin nach deren Leben.
Handlung
Das Schauspiel »Iphigenie auf Tauris« spielt einige Jahre nach dem Krieg um Troja auf Tauris (Insel
Krim) im Hain vor dem Tempel der Diana, Göttin des Todes und der Jagd. Als Vorlage benutzte
Goethe das Stück »Iphigenie bei den Taurern« des klassischen griechischen Dramatikers Euripides.
Ziel
Vermittlung und Hervorhebung des Humanitätsideals
Motive
Ideale Gestalten als Merkmal der Klassik
Humanität als wichtigste Errungenschaft
Einheitliche Sprache
Von Prosa- Blankvers- Prosa- zu fünfhebigen, alternierenden Jamben (Mit Ausnahme eines
stilistischen Trochäus) umgeschrieben. -> GESCHLOSSEN
Iphigenie
Thoas
Orest
o Bruder Iphigenies
o trägt den Familienfluch der Tantaliden
o soll der Göttin Diana geopfert werden
o durch Iphigenies Humanitätserziehung gerettet
Arkas
Pylades
Goethe stammt aus einer bürgerlichen Familie und studierte auf Wunsch seines Vaters
Rechtswissenschaften. Mit seinem Drama Götz von Berlichingen erzielte er einen frühen Erfolg und
Anerkennung in der literarischen Welt.
Als Sechsundzwanzigjähriger wurde er an den Hof von Weimareingeladen, wo er sich schließlich für
den Rest seines Lebens niederließ. Er bekleidete dort als Freund und Minister desHerzogs Carl
August politische und administrative Ämter und leitete ein Vierteljahrhundert das Hoftheater. Die
amtliche Tätigkeit mit der Vernachlässigung seiner schöpferischen Fähigkeiten löste nach dem ersten
Weimarer Jahrzehnt eine persönliche Krise aus, der sich Goethe durch die Flucht nach Italien entzog.
Die zweijährige Italienreise empfand er wie eine „Wiedergeburt“. Ihr verdankte er die Vollendung
wichtiger Werke (Tasso, Iphigenie, Egmont), wobei er danach wieder nach Weimar zurückkehrte.
Quelle
Stoff kommt aus dem indogermanischen Sagenkreis. Der tote Wilhelm stellt demnach auch kein
Gespenst dar, sondern einen Wiedergänger, einen Untoten, wie Graf Dracula.
Der historische Hintergrund ist dabei der siebenjährige Krieg unter der Herrschaft Maria-Theresias.
Aufbau
„Lenore“ ist in Kirchenliedstrophen gedichtet und besteht aus 32 Strophen zu je 8 Verszeilen.
Einleitung
Strophe 1-4
Dialog
Strophe 5-12
Ritt und Tod
Strophe 13-32
Inhalt
Die Schlacht bei Prag ist vorbei, doch der Verlobte von Lenore, Wilhelm, ist noch immer nicht aus
dem Siebenjährigen Krieg heimgekehrt. Seit er mit König Friedrich in die Schlacht gezogen ist, sorgt
sich Lenore um ihn und hofft jeden Tag auf seine Rückkehr, sie hat jedoch noch nichts von ihm gehört
oder gesehen. Sie beginnt mit Gott zu hadern, beschimpft ihn und sagt, dass er ihr nie etwas Gutes
getan habe. Die Mutter bittet um Vergebung für ihre Tochter, da sie weiß, dass solch ein Denken
Blasphemie ist und in die Hölle führt und probiert die Gotteslästerung zu beenden, indem sie meint,
Wilhelm habe sicher eine andere Frau in Ungarn gefunden. Lenore lässt sich davon jedoch nicht
beruhigen und sagt, dass das einzige, was sie trösten könnte, der Tod sei. Schließlich taucht Wilhelm
tot als Geist auf und überredet Lenore zu einem Ritt durch die Nacht zu ihrem Hochzeitsbett. Lenore
will das er ins Haus kommt, doch meint er nur, dass ihm dies nicht möglich sein und dass sie auch nur
zu Mitternacht die Pferde satteln und von Böhmen aus reiten dürften. Lenore ist schließlich, wenn
auch mit Zweifeln, einverstanden und reitet mit ihrem verstorbenen Verlobten durch die Nacht.
Während des Ritts begegnen sie vielen Geistern und Gesindel. Allmählich beginnt Lenore zu
begreifen, dass ihr Verlobter tot ist.
Schließlich wird Lenore in ihr „Hochzeitsbett“ gebracht („Sechs Bretter und zwei Brettchen“), das sich
als Sarg herausstellt. Sie stirbt („Deines Leibes bist du ledig.“) und wird für ihre Gotteslästerung
bestraft. Vielleicht bereut sie sogar ihre Sünde, jedenfalls wird die Möglichkeit ihrer Erlösung nicht
ausgeschlossen („Gott sei der Seele gnädig“).
Handlung
Die Ballade handelt von einer jungen Frau die aufgrund eines Schicksalsschlages mit Gott hadert und
die dafür in die Hölle verdammt wird. Gespielt wird das Ganze im protestantischen Bereich.
Ziel
Warnung vor der Blasphemie/Gotteslästerung und ihre unausweichliche Sühnung
„Lenore“ behandelt die zentrale Frage der Theodizee, „Warum Gott, falls es ihn gibt, Dinge wie
Krieg und Tod zulässt?
Alles was Gott tut hat Sinn und ist vorherbestimmt!
Die Entscheidungen Gottes zu hinterfragen, war für Gottfried August Bürger Gotteslästerung.
Dies wollte er anhand eines Beispiels verständlich machen und kritisieren.
Besonderheiten
Eine Ballade hat IMMER einen Erzähler, dieser ist nicht Bürger selbst, sondern ein schlechter
bürgerlicher Mensch.
Erzählt wird medias in res, rückblickend.
Lenore und die Mutter ziehen den Glauben ins Lächerliche -> steht für Bürgers eigene
Unsicherheit im Glauben.
In „Lenore“ kommen zahlreiche Bibelstellen vor, die insbesondere durch Luther beeinflusst
wurden.
Personen
Lenore
Mutter der Lenore
Verlobter der Lenore
Woran erkennt man, dass Bürgers Lenore ein Werk des Sturm und Drangs ist?
an der Form (dt. Kunstballade als neue Gattung)
an der Schlichtheit des Tons, der volkstümlich wirken soll (verborgene Erzähler verwendet
bewusst unreine Reime, Zurufe, Wiederholungen…etc., u. U. ist auch die Schlussmoral
deswegen so altmodisch unpassend)
an den stofflichen Quellen (Volkstümliches, wie etwa Spinnstubenlieder, seit Herder
bevorzugt)
am Zeitgenössischen (Siebenjähriger Krieg, Pferd als Fortbewegungsmittel, Galgen…etc.)
am lutherischen Gesangsbuch als Vorlage (Abrufbarkeit eines pietistischen Liedrepertoires)
an der wild-bewegten Sprache u. starken Rhythmisierung (Aus- und Zurufe, Wiederholungen,
Fragmente, Schreie, Onomatopöien…etc.)
an der Vorliebe für Unheimliches, Dämonisches (Volksaberglaube)
an der leidenschaftlichen Übersteigerung der persönlichen Liebe (im Gegensatz zu
mäßigenden Instanzen, wie Vernunft und Glauben)
an der Tragödie der emanzipierten Frau in Lenore
an der Untertanenkritik am Absolutismus von Staat und Kirche
an Bürgers Programm (Hütten und Paläste emotional, und nicht intellektuell erreichen zu
wollen)
eventuell an der Schlussmoral wegen der Zensur
Quelle
Angeregt zu diesem Drama wurde Hebbel durch eigene Erlebnisse in seiner Münchner Studienzeit
1836. Er lebte dort bei einem Tischlermeister, dessen Tochter seine Geliebte war. Ihr Bruder geriet
unter Verdacht, einen Diebstahl begangen zu haben und wurde von der Polizei festgenommen.
Aufbau
Titel „Maria Magdalena“
o Verweist auf die Bibelgestalt
Vorwort
Widmung dem König Christian dem Achten von Dänemark.
3 Akte, welche wiederum in Szenen untergliedert sind.
o 1. Akt- Höhepunkt/Klimax des Stückes
Klara muss ihrem Vater schwöre, ihm keine Schande zu machen, obwohl sie weiß,
dass sie bereits schwanger ist.
o 2. Akt- abfallende Handlung
Ausweglose Lage von Klara
o 3. Akt- Katastrophe
Selbstmord Klaras
Inhalt
Erster Akt
Klara, die Tochter des Tischlers Meister Anton ist mit dem Kassierer Leonhard verlobt, liebt diesen
jedoch nicht. Auch Leonhard liebt Klara nicht, lediglich ihre Mitgift ist ihm lieb. Während einer
Belustigung trifft Klara ihre alte Jugendliebe, den Sekretär, wieder, der eine Zeit lang entfernt studiert
hatte. Sie verliebt sich wieder in ihre alte Liebe und ist nun auf einen Heiratsantrag Leonhards
angewiesen, um ihre und die Ehre der Familie nicht zu beschmutzen. Am Ende des 1. Aktes klingeln
zwei Gerichtsdiener an der Haustür des Tischlers. Sie kommen, um das Haus zu durchsuchen, da
Klaras Bruder Karl unter dem Verdacht steht, Juwelen gestohlen zu haben. Klaras Mutter, die sich
gerade von einer schweren Krankheit erholt hat, stirbt vor Schock, als sie von den Vorwürfen erfährt.
Klaras Vater ist von der Schuld seines Sohnes überzeugt und droht sich umzubringen, falls auch Klara
Schande über die Familie bringen sollte. Diese muss ihm neben der Leiche ihrer Mutter schwören,
ihn nicht zu enttäuschen, obwohl sie bereits von ihrer Schwangerschaft weiß. Sie weiß nun, dass sie
Leonhard heiraten muss, da ein uneheliches Kind ihren Vater zum Selbstmord veranlassen würde.
Da trifft plötzlich ein Brief von Leonhard ein, in dem dieser sich von Klara lossagt mit dem Vorwand,
dass die Familie durch die Verhaftung Karls ihre Ehre verloren hätte. Der wahre Grund jedoch liegt
darin, dass Klaras Vater ihre Mitgift von 1000 Talern an seinen alten Meister verschenkt hat.
Dritter Akt
Klara sucht Leonhard auf, der ihr eröffnet, dass er in der Zwischenzeit eine Heirat mit der Tochter des
Bürgermeisters in die Wege geleitet hat. Nach dem Gespräch sieht sich Klara vor zwei Möglichkeiten
gestellt: entweder mit der Schande zu ihrem Vater zu gehen oder sich selbst umzubringen. Sie
entscheidet sich für den Suizid und kündigt dies Leonhard an, der es ihr jedoch nicht glaubt.
In dem Moment, in dem sich Leonhard besinnt und Klara nachlaufen will, tritt der Sekretär zur Tür
herein. Er fordert Leonard zu einem Pistolenduell auf. Leonhard sträubt sich zunächst dagegen, kann
sich aber nicht wehren und geht schließlich mit dem Sekretär in den Wald, um sich dort mit ihm zu
duellieren.
Unterdessen trifft Klara im Haus auf ihren inzwischen aus dem Gefängnis entlassener Bruder Karl im
Haus, der den Entschluss gefasst hat Matrose zu werden, um dem heimatlichen Elend und seinen
Schulden zu entkommen. Klaras Andeutungen über ihre Selbstmordgedanken hört er nicht.
Stattdessen bittet er sie um frisches Wasser, woraufhin Klara zum Brunnen geht, fest entschlossen
sich hinabzustürzen.
Währenddessen schleppt sich der im Duell siegreich, aber verletzter Sekretär in die Stube. Karl ahnt
plötzlich, dass seiner Schwester etwas zugestoßen sein könnte. Er läuft nach draußen und kommt mit
der Nachricht wieder, dass jemand in den Brunnen gestürzt und dabei gestorben sei. Es ist Klara.
Verwirrt und gebrochen bleibt der Vater zurück. Das Drama endet mit seinen Worten:
„MEISTER ANTON. Ich verstehe die Welt nicht mehr!“
Handlung
Das Drama spielt in einer mittleren Stadt. Dabei geht es um die Gespaltenheit des Bürgers,
der seine Moral nicht mehr aufrechterhalten kann, nicht um den oftmals behandelten
Ständegegensatz.
Ziel
Kritik an den gesellschaftlichen Zwängen
Kritik an der engen Moralvorstellung des Bürgertums
Motive
Bürgerliche Beschränktheit
All Personen in dem Stück leben in dumpfer Gebundenheit an bürgerlichen Normen und
Traditionen.
Konflikte innerhalb der Familie eines gewissen Standes
Einheitliches Gesellschaftsgefüge
-
Einheitliche Sprache
Das geschlossene Drama fordert eine einheitliche Sprache -> Der Adel spricht nicht anders als das
Bürgertum.
Bei „Maria Magdalena“ herrscht eine typisch bürgerliche Sprache vor (Prosa) -> GESCHLOSSENES
Drama
Besonderheiten
Hebbels Trauerspiel von 1843 zeigt die kleinbürgerliche Familie als Käfig überkommener
patriarchalischer Anschauungen. Schon der Titel verweist deutlich auf die biblische
„Sünderin“, die die Verachtung der Pharisäer auf sich zieht.
Das Drama handelt von Menschen, die unfähig sind, miteinander zu reden – und Hebbels
ureigener „Todeskrankheit“: dem „Gefühl des vollkommenen Widerspruchs in allen Dingen.“
In seiner Vorrede versuchte er sein Drama gegen das zeitgenössische bürgerliche Trauerspiel
(wie Schillers Kabale und Liebe) abzugrenzen. Diese waren seiner Meinung nach in Misskredit
geraten, da sie immer aus dem Konflikt verschiedener Stände abgeleitet wurden. Dies war
aus Sicht Hebbels ein Fehler. Er meinte, das Tragische müsse ganz einfach aus der
bürgerlichen Welt selbst kommen. So geht es bei ihm nicht mehr um den Konflikt zwischen
Bürgertum und Adelswillkür, sondern um kleinbürgerliche Moral-vorstellungen und
Sittenstrenge mit den daraus sich ergebenden Konflikten innerhalb des Standes. Geänderte
soziale und politische Verhältnisse sind Gründe für diesen Wandel.
Hebbel wollte also das bürgerliche Trauerspiel erneuern.
Friedrich Hebbel
(* 1813 Herzogtum Holstein; † 1863 Wien) war ein deutscher Dramatiker und Lyriker.
Er reiste in zahlreiche Länder und hatte oftmals schwer mit finanziellen Nöten zu kämpfen.
In Hamburg lernte er Elise Lensing kennen, in die er sich verliebte und die ihn unterstützte. Dank eines
Stipendiums zog er 1836 nach Heidelberg, war Gasthörer bei juristischen Vorlesungen, jedoch mittellos.
1839 wanderte er ohne Proviant vom 11. bis 31. März von München nach Hamburg zurück, wo Elise
Lensing ihn aufnahm und ihn pflegte, als er infolge der Strapazen lebensgefährlich erkrankte.
1840 brachte Elise einen gemeinsamen Sohn Max Hebbel zur Welt.
Friedrich Hebbel begann an Gelenkrheumatismus zu leiden und schrieb, während er heftige
Auseinandersetzungen mit der wieder (von ihm) schwangeren Elise per Brief ausfocht, das bürgerliche
Trauerspiel Maria Magdalena, das im Dezember 1843 fertig wurde. In Hamburg starb unterdessen sein
Sohn Max. 1844 wurde sein zweiter Sohn Ernst (1844–1847) geboren, weshalb Elise brieflich verstärkt zur
Heirat drängte, was Hebbel ablehnte.
In Wien, wo Hebbel bis zu seinem Tod lebte, heiratete er die Burgschauspielerin Christine Enghaus, und
mit der er den Sohn Emil (1846–1847) sowie die Tochter Christine („Titi“) (1847–1922) hatte. Die Heirat
brachte ihm darauf den gesicherten Wohlstand, so dass er sich ungestört seiner literarischen Produktion
widmen konnte. Für Elise Lensing, die immer zu Hebbel gehalten hatte, fiel eine Welt zusammen, und nur
durch die liebevolle Art Christines konnte sie sich mit Hebbel versöhen; so waren Christine und Elise bald
gut befreundet.
Quelle
Hintergrund der Novelle war ein zeitgenössischer Artikel in der »Züricher Freitagszeitung«, in
dem über den Freitod eines jungen Liebespaares berichtet wurde.
Aufbau
Titel
o Verweist auf Shakespeares Romeo und Julia und kündigt eine Adaption des
berühmten Stoffes an.
Inhalt
Im Mittelpunkt der Ereignisse von »Romeo und Julia auf dem Dorfe« stehen die beiden
Bauernfamilien Manz und Marti. Beide Bauern sind verheiratet und Familienväter. Die Kinder
Vrenchen (eigentlich Verena) Marti (5) und Sali (eigentlich Salomon) Manz (7) verbringen viel Zeit
beim Spielen auf den Feldern ihrer Väter, während diese ihrer Arbeit nachgehen. Die beiden
Ackerflächen der Familien liegen dicht beieinander, nur von einem mittleren Feld getrennt, dessen
Besitzer verstorben ist. Zwar erscheint ein vermeintlicher Enkel des Besitzers, doch wegen
bürokratischer Hemmnisse geht der sogenannte schwarze Geiger leer aus.
Zäune oder andere Abgrenzungen zwischen den Äckern gibt es nicht, nur einige Steine markieren die
Grenzlinie. Das gibt den beiden Bauern Gelegenheit, sich jeweils ein kleines Stück des herrenlosen
mittleren Ackers abzustecken. Als der Acker dann nach vielen Jahren versteigert wird, ist es Bauer
Manz, der den Zuschlag erhält. Nachbar Marti weigert sich jedoch, das von ihm beanspruchte Stück
des mittleren Ackers an den Nachbarn abzutreten. Daraufhin kommt es zwischen den Bauern zu
einem erbitterten Streit. Von diesem Tag an sind Manz und Marti von Hass, Neid und Missgunst
zerfressen und machen sich und auch ihren Familien das Leben zunehmend schwerer. Auch die
inzwischen herangewachsenen Kinder leiden unter dem Streit und müssen sich voneinander
fernhalten.
Weil dieser Konflikt zunehmend den Alltag bestimmt, vernachlässigen die Bauern ihre Felder und
treiben ihre Familien schließlich in den Ruin. Als neue Existenzgrundlage verlegt sich Bauer Marti auf
die Fischerei, während Bauer Manz in einem Nachbarort namens Seldwyla ein Gasthaus eröffnet. Als
aber die Gäste ausbleiben, wendet sich auch Manz der Fischerei zu, um seine Familie
durchzubringen.
Die Bauern haben von der Arbeit über das Ansehen bis zur Menschlichkeit nahezu alles verloren,
werden von der Familie und den anderen Bauern verachtet und geben sich ihrem Hass vollkommen
hin.
Während eines Ausflugs mit den Kindern treffen die beiden Streitsüchtigen eines Tages zufällig
aufeinander und setzen ihre Fehde augenblicklich fort, zunächst verbal und schließlich auch mit den
Fäusten. Die beiden Kinder – inzwischen 19 bzw. 17 Jahre alt – haben hingegen nur Augen
füreinander, denn auch sie haben sich lange Zeit nicht gesehen. Sie trennen die beiden Bauern
voneinander, bevor die Situation völlig eskaliert und können sich zum Abschied noch kurz und
unbemerkt die Hände reichen.
Als die Verliebten eines Tages wieder gemeinsam unterwegs sind, begegnet ihnen erneut der
seltsame schwarze Geiger. Von ihm erfahren sie nun in einem Gespräch den Grund für die
anhaltenden Zwistigkeiten ihrer Väter. Er berichtet den Jugendlichen davon, wie sich die einstigen
Bauern unberechtigt am Ackerland bereichert haben, indem sie die Grenzsteine zu ihren Gunsten
heimlich versetzten. Als der schwarze Geiger Sali und Vrenchen wieder verlässt, sind sie entsetzt,
wenden sich aber dann wieder ihrer Liebe zu. Im Heu liegend, genießen beide ihr Zusammensein, das
aber jäh unterbrochen wird. Bauer Marti ist den Verliebten heimlich gefolgt und will sie wütend zur
Rede stellen. Sofort geht er auf das Mädchen los, indem er sie an ihren Haaren packt. Sali will seiner
Geliebten zu Hilfe kommen und schlägt mit einem großen Stein auf den Kopf von Marti ein, damit
dieser von Vrenchen ablässt. Bewusstlos fällt der Angreifer zu Boden. Sali und Vrenchen beschließen,
den Vorfall zu verschweigen und kehren nach Hause zurück.
Weil Sali sich trotz seiner Wut auf Marti um Hilfe bemüht hat, wird dieser schnell gefunden und zu
seiner Familie gebracht. Dort kümmert sich seine Tochter um ihn, die zwischen Schuld und Wut
schwankt. Schließlich wird Marti wieder gesund, hat aber nur noch eine dunkle Erinnerung an die
Vergangenheit. Der Angriff von Sali hat bei ihm einige geistige Schäden hinterlassen und seine
Persönlichkeit ist nachhaltig gestört. Daher wird er durch einen amtlichen Beschluss in eine Anstalt
eingewiesen. Als Folge dessen verliert Vrenchen ihr Elternhaus und sieht für sich keine Zukunft mehr.
Auch für Sali laufen die Dinge alles andere als gut. Seine Eltern sind auf die schiefe Bahn geraten und
so spricht er mit seiner Geliebten über eine gemeinsame oder getrennte Zukunft. Dem Paar wird klar,
dass sich ihre Wege trennen werden. Zum Abschied wollen beide noch einen gemeinsamen Tag auf
einem der bevorstehenden Dorffeste in der Umgebung erleben. Beide werden für ein Brautpaar
gehalten und manifestieren ihre Liebe – davon inspiriert – mit goldenen Ringen. Nach gutem Essen
und ausgelassenen Tänzen sondert sich das Paar von den restlichen Besuchern ab und bleibt bei den
Feldern ihrer Väter zurück.
Nochmals überdenkt das Paar seine Situation und schlussfolgert, dass ihm nun nur eine Zukunft
getrennt voneinander bevorsteht. Sie krönen aber dennoch ihre Liebe, indem sie am nahegelegenen
Flussufer ein mit Heu beladenes Boot besteigen. Das Boot treibt dem Sonnenuntergang entgegen
und wird am nächsten Morgen in der Stadt gefunden. Wenig später werden in Ufernähe auch die
leblosen Körper von Vrenchen und Sali entdeckt, die gemeinsam in den Tod gegangen sind.
Ziel
Kritik an der Gesellschaft bezüglich deren ihren Normen, die der Liebe entgegenstehen.
-> Menschen sind wichtiger als Besitz
Kritik an der Fremdenfeindlichkeit
Kritik am Materialismus
Motive
Sittlichkeit
Bei Keller findet keine „entsühnende Befreiung oder gar Versöhnung der Zurückbleibenden
wie bei Shakespeare“ statt. Dennoch ergeht der Appell, sich angesichts der Toten eines
Besseren zu besinnen. Statt an die verständnislosen Mitwelt der Kinder richtet er sich an ihre
Nachwelt. Bei ihr, sprich beim Publikum, wirbt der Erzähler um Verständnis für die Toten.
Ehre
Recht
Wahl des Freitods
Das Paar bleibe „bürgerlichen Normen verhaftet, bis zur Weltvergessenheit und
Selbstaufgabe.
Liebe
Besonderheiten
Was das Romeo-und-Julia-Schicksal von Sali und Vrenchen erzählenswert macht, ist,
dass es auf einem wirklichen Vorfall „beruht“. Das Wort ist mit Bedacht gewählt, es
versichert die Wahrheit der Geschichte im Ganzen, bürgt aber nicht für die Faktizität im
Einzelnen.
Dingsymbole
Vorausdeutungen
Allegorie
Der Tod als Geiger mit Stern und Mohn.
Personen
Sali
Vrenchen
Marti
Vater von Vrenche; > steht für materialistische besitzende Bauerngemeinschaft
wird später geisteskrank
Manz
ist das Ebenbild von Marti
Geiger
Quelle
Historisches Vorbild für den Büchnerschen Woyzeck ist Johann Christian Woyzeck, der aus Eifersucht
seine Geliebte erstach. In gerichtsmedizinischen Untersuchungen soll festgestellt werden, ob
Woyzeck zu diesem Zeitpunkt voll zurechnungsfähig gewesen ist. Nach dreijährigem Prozess wurde
er schließlich auf dem Marktplatz in Leipzig öffentlich hingerichtet.
Aufbau
Das dramatische Fragment »Woyzeck« hat in verschiedenen Fassungen unterschiedlich viele Szenen,
die keiner systematischen Ordnung unterliegen.
Inhalt
Woyzeck ist ein einfacher, armer Soldat, der versucht mit ehrlicher Arbeit seine Freundin Marie und
sein uneheliches Kind zu unterstützen. Er dient dem Hauptmann als Laufbursche. Der Hauptmann
nutzt jede Situation, um Woyzeck zu beleidigen und ihn auszunutzen. Als Woyzeck den Hauptmann
rasiert, wird er von diesem beschimpft und beleidigt. Woyzeck lässt sich nichts anmerken und setzt
seine Arbeit fort.
Marie begegnet währenddessen bei einem Spaziergang in der Stadt einem Tambourmajor, der als
Haupttrommler die Parade einer Militärkapelle anführt. Der Major ist von Marie sehr angetan und
versucht, sie mit kleinen Geschenken für sich zu gewinnen. Woyzeck ahnt, dass Marie ihn betrügt. Er
lässt sich auf das Experiment eines skrupellosen Arztes ein. Durch das zusätzliche Geld hofft
Woyzeck, seine Freundin an sich binden zu können.
Im Zuge des medizinischen Experiments wird Woyzeck auf eine Erbsendiät gesetzt und darf fortan
ausschließlich die grünen Hülsenfrüchte essen. Marie kann den Avancen des Tambourmajors nicht
mehr widerstehen und lässt sich auf eine Affäre mit ihm ein. Woyzecks Eifersucht wächst. Zudem
wird der Soldat vom Hauptmann und dem Arzt psychisch und physisch immer stärker ausgenutzt und
in der Öffentlichkeit blamiert. Woyzecks Mitmenschen machen sich auf seine Kosten lustig und
stacheln die Eifersucht mehr und mehr an.
Woyzeck entdeckt Marie und den Tambourmajor bei einem Tanz im Wirtshaus. Aufgrund der
Mangelernährung sowie der psychischen Belastungen ist Woyzeck inzwischen völlig erschöpft. Er
hört Stimmen, die ihm befehlen, Marie umzubringen. Da Woyzeck nicht genügend Geld für eine
Pistole besitzt, kauft er sich ein Messer. Er lockt Marie in den Wald und ersticht sie dort im
Blutrausch. Er eilt zurück in die Stadt und besucht das Wirtshaus. Andere Gäste entdecken
Blutspuren an Woyzeck, woraufhin der die Flucht ergreift. Er kehrt zurück zum Tatort und versenkt
das Messer in einem Teich. Marie wird tot aufgefunden und untersucht.
Handlung
Das Wer „Woyzeck“ spielt, wie Indizien belegen, in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Der
Soldat Franz Woyzeck lebt am untersten Ende der sozialen Hierarchie; nur seine Geliebte Marie und
sein Kind sind ihm Halt. Aber er wird von seinen Vorgesetzten als Versuchsobjekt für medizinische
Experimente missbraucht, seine Geliebte wird von einem Tambourmajor verführt, und er wird so
gedemütigt, dass er seine Geliebte Marie ermordet.
Motive
Die Bedeutung des Stücks liegt in den erfassten sozialen Problemen und den daraus
abgeleiteten Fragestellungen.
Eifersuchtsmotiv
Das offensichtlichste Mordmotiv ist die Eifersucht auf den Tambourmajor, da Marie mit ihm
ein Verhältnis eingeht, obwohl Woyzeck sich für sie und das gemeinsame Kind gleichsam
aufopfert. Woyzeck ist dem Major in physischer, gesellschaftlicher und sexueller Hinsicht
unterlegen (besonders deutlich in der Szene, in der die beiden kämpfen) und lenkt seine
Aggression deswegen auf Marie.
Einheitliche Sprache
Im Gegensatz zur Sprache des klassischen Dramas herrscht im Woyzeck die Umgangssprache vor.
Die sozial Höherstehenden sprechen zwar meistens grammatikalisch korrekter, ergehen sich aber
häufig in hohlen Phrasen oder Tautologien. -> Einfache Sprache für den niederen Stand und eine
gehobenere Sprache bzw. Fachsprache für den höheren Stand. -> OFFENES Drama
Besonderheiten
Verwendung zahlreicher Methapern
Verschiedene Mordmotive
o Eifersucht
o Psychische Störung (hört Stimmen, verstärkt durch Mangelernährung aufgrund der
Erbsendiät
o Befreiung von der Gesellschaft, in der er gedemütigt und verachtet wird .
Franz Woyzeck
Der Protagonist des Dramas ist Soldat und hat mit seiner Lebensgefährtin Marie einen Sohn.
Um sein Einkommen aufzubessern, verdingt er sich als „Versuchskaninchen“ bei den
Ernährungsexperimenten des Doktors. Woyzeck ist schmächtig, wirkt unbeholfen und hat
kaum Freunde. Er erweckt den Eindruck, schizophren zu sein und hört Stimmen.
Marie Zickwolf
Sie ist wegen ihres unehelichen Kindes verschrien. Zwar bemüht sie sich, eine gute Mutter
und Frau zu sein Tambourmajor. Aufgrund ihrer Triebbestimmtheit verfällt sie dem Major
und bezahlt dies mit ihrem Leben.
Hauptmann
Der Tambourmajor, in einer weitaus höheren sozialen Schicht als Woyzeck, steht im
Hintergrund des Stückes und spielt nur insofern eine bedeutende Rolle, als Marie wegen des
Verhältnisses mit ihm von Woyzeck ermordet wird.
Doktor
Er ist ein Menschenverächter, er sieht den Menschen nur als Versuchsobjekt. So verschreibt
er Woyzeck die einseitige Erbsendiät und freut sich an Veränderungen seines
„Versuchskaninchens“, egal ob sie negativer oder positiver Natur sind. Der Doktor ist nicht
da, um den Menschen zu helfen, sondern sieht deren Leiden lediglich als „interessanten
Kasus“ an.
Andres
Ist ebenfalls Soldat und der einzige Freund Woyzecks. Er lebt nach Befehl und stellt das
rationale Gegenbild Woyzecks dar.
Georg Büchner
(*1813-1837) Karl Georg Büchner war ein hessischer Schriftsteller, Mediziner, Naturwissenschaftler
und Revolutionär. Er gilt trotz seines schmalen Werkes – er starb bereits im Alter von 23 Jahren – als
einer der bedeutendsten Literaten des Vormärz.