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(1604 - 1651)
12 Lieder
Herausgegeben
von
Mathias Rösel
TREE EDITION
Heinrich Albert
(1604 - 1651)
12 Lieder
herausgegeben
von
Mathias Rösel
© 2010
TREE EDITION
Albert Reyerman
Vorwort
Die Lage in Leipzig wurde wegen des Krieges brenzlig. Wie andere Studenten aus
Mitteldeutschland auch wich Albert an die Universität in Königsberg aus (1626), der
Hauptstadt des damaligen Preußen. Georg Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg, war
im Jahr 1619 durch Erbfolge Herzog in Preußen geworden, seine Schwester Maria
Eleonora hatte im Jahr 1620 den schwedischen König Gustav II. Adolf geheiratet.
Das war in diplomatischer Hinsicht heikel, weil auch der polnische König Sigismund
III. Wasa, der Lehnsherr des Herzogtums Preußen, für seinen Sohn Wladyslaw um
die Hand der Prinzessin angehalten hatte.
Im Jahr 1627 reiste eine Friedensdelegation, an der Albert teilnahm, nach Warschau.
Sie kam dort freilich nie an, sondern geriet in schwedische Kriegsgefangenschaft,
die ein Jahr lang dauerte. Diese Erfahrung muss Heinrich Albert grundsätzlich ver-
ändert haben. Wieder in Freiheit, studierte er zunächst Festungskunde. Seine eigent-
liche Begabung, die Musik, setzte sich jedoch am Ende wieder durch. Zurück in
Königsberg, wurde er 1630 als Domorganist auf Probe, am 1. April 1631 schließlich
fest angestellt. Diese Stellung behielt er bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1651.
Albert bewegte sich in Königsberg in dem Raum zwischen studentischem und bür-
gerlichem Milieu. Nicht wenige universitäre Anlässe hat er mit Musik ausgestattet,
die Universität richtete später seine Beerdigung aus, und die auf Latein verfasste
Totengedenkrede wurde zur wichtigsten Quelle für seine Biographie. Zahlreiche
Gelegenheitskompositionen Alberts zu Hochzeiten und besonders zu Trauerfeiern
sind erhalten.
Populär wurde Albert jedoch durch seine einstimmigen Generalbasslieder, von de-
nen etliche durch Reduktion eigener polyphoner Sätze entstanden. Er bewies bei der
Vertonung und Melodie-Erfindung eine sehr glückliche Hand. Französischer Ein-
fluss ist spürbar, der die Hebung und Senkung wie die Länge und Kürze des Wortes
fein berücksichtigt. Auch italienischer Einfluss, der einerseits den Affekt musika-
lisch darstellt, andererseits auch Tanzrhythmen einfließen lässt – hier wirkt Monteverdi
durch Schütz’ Vermittlung fort. Auch deutsche und besonders polnische Tanzrhythmen
finden sich in seinen Melodien.
Heinrich Albert war auch ein begabter Dichter, der mit Simon Dach
(„Chasmindo“) und anderen Dichtern seiner Stadt, dem Königsberger Dichter-
kreis, teils eng befreundet war: Robert Roberthin („Berrintho“), Georg Mylius,
Georg Weissel, Johann Weichmann, Christoph Kaldenbach sind zu nennen.
Den bewunderten Martin Opitz begrüßte er bei dessen Besuch in Königsberg
1638 mit einer Festmusik. Albert vertonte seine eigenen Gedichte und die
seiner Freunde und veröffentlichte seine Musik ab 1638 hauptsächlich in
insgesamt acht mit „Arien oder Melodeyen“ betitelten Heften.
Bei der Auswahl der Lieder für diese Ausgabe mit Lautenliedern habe ich
mich zunächst von dem Heft von Dietrich Fritz leiten lassen (Heinrich Al-
bert. Lieder, Heidelberg 1932), dann aber auf die Gesamtausgabe der Arien in
den Denkmälern Deutscher Tonkunst zurückgegriffen (Folge 1, Bd. 12/13,
1903/1904, Nachdruck 1958).
Das Augenmerk lag besonders auf Generalbassliedern, aber auch ein dreistim-
miges Lied hat Eingang gefunden (Phyllis, du mein Licht). „Ännchen von
Tharau“ endlich ist ein Generalbasslied mit obligater Violine.
Albert warnt im Vorwort zum ersten Band der Arien vor zuviel Vollstimmigkeit
der Begleitung (nicht „Kraut hacken“) und rät im Vorwort zum zweiten Band,
dass bei der Begleitung durch Zupfinstrumente wie die Laute mit ihrem rasch
verklingendem Ton die Töne „des öffteren wiederholet vnd angeschlagen wer-
den / also dass bald die öbere / bald eine der mittleren / bald die vnterste Stim-
me sich rühre vnd ihre Gebühr tue.“
Die Begleitung habe ich ursprünglich für die Laute im Ton ravissant ausge-
setzt. Allen, die dazu die Möglichkeit haben, möchte ich herzlich empfehlen,
diese Stimmung auf ihrer Laute auszuprobieren. Sie ist überraschend klang-
voll und warm, nicht schwierig zu erlernen und ermöglicht das Spiel in enger
Lage. Doch ich bin mir bewusst, dass die meisten Lautenspieler in der
Renaissancestimmung spielen, und habe deswegen auch eine Fassung für
Renaissancelaute gemacht, die für die vorliegende Ausgabe verwendet wurde.
Das letzte Lied der kleinen Sammlung, „Jetzund kömmt die Nacht herbey“,
stammt nicht von Heinrich Albert, sondern findet sich bei Johann Nauwach
(Teutsche Villanellen, Dresden 1627, S. 17). Die Melodie begegnet schon bei
Giovanni Gerolamo Kapsberger (Ite sospiri miei, in: Libro secondo di villanelle,
Rom 1619 - ich danke Wenzel Norzel herzlich für den Hinweis), der Text ist
ein Gedicht des in Königsberg hoch geschätzten Martin Opitz.
Mathias Rösel
Bremen, Februar 2010
Preface
Heinrich Albert was born in the Thuringian city of Lobenstein in 1604. After
finishing grammar school, he went to Dresden in order to study music with his
cousin, Heinrich Schütz (1622). Complying with parental wishes, however, Al-
bert enrolled at the University of Leipzig to study law. There, he nevertheless
continued his studies in music along the way with Johann Hermann Schein. In
1626, Albert moved to Königsberg in order to dodge turmoil of the Thirty Years’
War. In 1627 he set out to travel from Königsberg to Warsaw with a delegation of
parleys, but the delegation was intercepted and arrested for one year by Swedish
troops. After Albert was released he decided to make a living from music. In 1631
he was appointed organist at the Dome of Königsberg, remaining in that position
until his premature death in 1651.
Albert wrote vocal music for a wide range of occasions both academic and civic,
mostly following the Königsberg school of composers (five-part music for
weddings, funerals in particular, for the centenary of the university, and many
others). He became popular, though, for his songs for one voice with thorough
bass, some of which he developed himself from his polyphonic works. His melodies
show Italian traits (realization of affects by rhythmical means), French
characteristics (features of the spoken word like stress, long and short syllables,
transferred into music) and Polish as well as German dance rhythms. Heinrich
Albert also was a gifted poet, and he became friends with and collaborated with
Simon Dach, Robert Roberthin et al, and with them formed the Königsberger
Dichtergruppe. From 1638 on, Albert published his music in eight booklets, entitled
„Arien oder Melodeyen“.
Instrumental arrangements of his songs for the lute can be found in some
contemporary Prussian manuscripts, e.g. Berlin 40264 (Renata Gehema) and
Rostock xvii-54.
The last song, “Jetzund kömmt die nach herbey”, is not by Heinrich Albert. I
took it from the collection “Teutsche Villanellen“ by Johann Nauwach (Dresden
1627, p. 17). The tune can also be found in Giovanni Gerolamo Kapsberger’s
Libro secondo di villanelle (Rome 1619, Ite sospiri miei – thanks to Wenzel
Norzel for pointing this source out to me!), the text, however, is a poem by Martin
Opitz, a poet who was highly appreciated by Heinrich Albert.
Hopefully, singers and lute players alike will enjoy this little collection. I am
thrilled by the notion that some of them will possibly rediscover Heinrich Albert
as an outstanding song composer. Finally I’d like to express my gratitude to the
librarian of the Hochschule für Künste in Bremen, Veronika Greuel who did not
rest until related facsimiles and literature were made available.
Mathias Rösel,
Bremen, February 2010
Inhaltsverzeichnis Seite
6. Vorjahrs-Liedchen 25
Der Mensch hat nichts so ei- gen, so
3
wohl steht ihm nichts an als dass er Treu er- zei-
6
gen und Freund- schaft hal- ten kann; wenn er mit sei- nes-
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glei- chen soll tre- ten in ein
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Band, ver- spricht, sich nicht zu wei-
13
chen mit Her- zen, Mund und Hand.
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1. Der Mensch hat nichts so eigen, 4. Gott stehet mir vor allen,
So wohl steht ihm nichts an, Die meine Seele liebt;
Als daß er Treu erzeigen Dann soll mir auch gefallen,
und Freundschaft halten kann; Der mir sehr herzlich gibt;
Wann er mit seinesgleichen Mit diesen Bundsgesellen
Soll treten in ein Band, Verlach’ ich Pein und Not,
Verspricht sich nicht zu weichen, Geh’ auf dem Grund der Höllen
Mit Herzen, Mund und Hand. Und breche durch den Tod.
2. Die Red’ ist uns gegeben, 5. Ich hab’, ich habe Herzen
Damit wir nicht allein So treue, wie gebührt,
Für uns nur sollen leben Die Heuchelei und Scherzen
Und fern von Leuten sein; Nie wissentlich berührt;
Wir sollen uns befragen Ich bin auch ihnen wieder
Und sehn auf guten Rat, Von grund der Seelen hold,
Das Leid einander klagen, Ich lieb’ euch mehr, ihr Brüder,
So uns betreten hat. Als aller Erden Gold.
So ist es denn des Him- mels Will. dass
5
ich ohn Ab- schied, stumm und still, soll von - - - der
8
Al- ler- - - lieb- sten schei- den. - Soll die denn,
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so mich auch ge- liebt, (ach
14
Gott, das meh- ret - mir mein Lei-
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den!) durch mei- nen Ab- schied sein be- trübt?
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1. Will sich das Glück denn stets nur weiden, 4. Ach, ich vermag kein Wort zu sprechen,
Nie sättigen an meiner Pein? Ich bin mir fremd und unbekannt;
Wo wird doch endlich meinem Leiden Das Herz im Leibe will mir brechen,
Das Ziel und Maß gestecket sein? Der Geist ist fern und abgewandt.
Läßt auf den Hagel und das Wehen In allem, was ich thu’ und übe,
Sich nicht einmal der Himmel sehen Gedenk’ ich an die Treu’ und Liebe,
Mit unbewölktem Sonnenschein? Die meine Seel’ in seiner fand.
2. Nachdem das Glück zu tausend Malen 5. Wohlan! das Glück ist hoch gestiegen,
Bisher sich wider mich gelegt, Doch kann es nun auch weiter nicht.
Gleich wie der Blitz mit Donnerstrahlen Soll ich hierunter ganz erliegen?
Am meisten in die Eichen schlägt; O nein! verzeih’ es mir, mein Licht!**)
Auch wie der Feind mit wildem Haufen Ich will mit Kläglichthun und Weinen
Ein festes Thor pflegt anzulaufen, Zwar deiner Asche und Gebeinen
Das seines Landes Schlüssel trägt. Erweisen meiner Dienste Pflicht;
**) Anrede an den Verstorbenen.
3. Nachdem «s nie mir hold ist worden,
Gerälh es noch auf solche List, 6. Doch will ich nie dem Glücke flehen;
Und nimmt aus unsrer Zahl und Orden Es mag mit höchster Tyrannei
Den, der mein Herz und Leben ist,*) Sich trotzig wider mich aufblähen,
Für den ich zweimal wollte sterben, Sein Wüthen ist mir Wind und Spreu.
Wenn ich ihn wieder zu erwerben Vermag ich dies Leid zu verschmerzen,
Und lebendig zu machen wüßt’. So trag’ ich jetzt in meinem Herzen
*) Wahrscheinlich Roberthin. Auch vor dem Tode selbst nicht Scheu.
Will sich das Glück denn stets nur wei- den, nie sät- ti- gen an
Wo wird doch end- lich mei- nem Lei- den das Ziel und Maß ge-
4
mei- ner Pein? Lässt auf den Ha- gel und das We- hen sich nicht ein- mal der
stek- ket sein?
8
Him- mel se- hen mit un- be- wölk- tem Son- nen- schein?
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1.
Es stünde mit der erden / Daß graß wächst durch den regen /
Wenn lieben solte werden Die liebe solches rührt.
Von menschen abgethan / 9.
Als wenn der sonnen-wagen Wenn alles diß zusammen
Dem leuchten wolt entsagen Durch hitz und macht der flammen
Auff seiner himmels-bahn. Wird werden rauch und wind /
2. Wird doch die liebe stehen /
Denn / ist auch zu ermessen / Und ewig nicht vergehen /
Was täglich wird gefressen Weil GOtt sie selbst entzündt.
Für volck / durch krieg und schwerdt / 10.
Und was hierfür noch blieben / Er wird durch sie getrieben /
Muß sonst / wie rauch verstüben / Die ewiglich zu lieben /
Durch pest und brand verheert. Die er ihm hat erwehlt /
3. Eh als die welt gegründet /
Man fährt in grossen schaaren / Mit allem was man findet /
Nach so viel tausend jahren / Eh als man stunden zehlt.
Noch durch des Charons meer / 11.
Doch sind da keine wellen / Alsdenn wird man erkennen
Die einen noch zur stellen Was wir nur traum itzt nennen /
Hier brächte wieder her. Wie sehr er uns geliebt:
4. Wie er sich uns verbunden /
Die sonne geht zwar nieder / Wenn er durch seine wunden
Kommt aber täglich wieder: Uns ihm selbst wieder giebt.
Der wald läst seine pracht / 12.
Doch wird er wieder glänzen / Was sey vom himmel steigen /
So bald im frischen lenzen Sich vor dem menschen neigen /
Die sonn ihn angelacht. Den er selbst hat gemacht:
5. Was sey frost / hitz erleiden /
Wie sich der mond verlohren / Durst / hunger / schmach und neiden /
So wird er auch gebohren; Von sündern seyn verlacht.
Das meer laufft ab und zu; 13.
Der aber kömmt nicht wieder / Demnach der sich ergeben
Der sich nur einmahl nieder Im liebes-joch zu leben /
Legt zu der langen ruh. Der irret gänzlich nicht /
6. Wenn er sich nur nicht mühet
Die welt wär untergangen / Am joch der unzucht ziehet /
Da sie kaum angefangen / Die ausser dieser pflicht.
In ihrer kindheit schon / 14.
Daß aber sie noch lebet / Die böse lust verschwindet /
Auch noch zu leben strebet / An welcher statt sich findet
Diß ist der liebe thun. Leid / seelen-weh und schand /
7. Ein ehlich leben bleibet
Sie kan alleine machen / Leid traurigkeit vertreibet /
Was nur von schönen sachen Bringt gutt gerücht im land.
Wird irgend angeschaut / 15.
Durch sie hat müssen werden Ich acht halb derer leben /
Der himmel sammt der erden / Die sich nicht weiter geben /
Fluth / lufft und gluth erbaut. Und müssen so davon:
8. Der seinen gutten nahmen
Daß sich ein wald verjünget / Hie erbt auff seinen samen /
Daß hie ein vogel singet / Der lebt / und stürb er schon.
Daß hie wird wild gespürt /
Daß bäume früchte hegen / Simon Dach (1605-1659)
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Heinrich Albert (1604-1651)
Casto succumbimus igno Arien Bd. 4 (1641), Nr. 22
Quo certum est et ipsos incaluisse Deos Text Simon Dach
Es stün- de mit der Er- den, wenn Lie- ben soll- te wer- den von
4
Men- - schen ab- ge- tan, als wenn der Son- nen- wa- gen dem
7
Leuch- ten wollt ent- sa- gen auf sei- ner Him- - - - - mels- bahn.
- 22 -
Mein Lieb will nichts nach Lie- be fra- gen, ist sol- cher Wol- lust
4
spin- nen- feind. Wer ihr vom Bräut- gam was will sa- gen,
7
macht, dass sie sehr dar- ü- ber weint.
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Die Vögel.
1. Die Lust hat mich gezwungen, 6. Ach, wollte Gott, wir lebten
Zu fahren in den Wald, In Unschuld, gleich wie ihr,
Wo durch der Vögel Zungen Nicht ohn’ Aufhören schwebten
Die ganze Luft erschallt. In sorglicher Begier!
Die Lust hat mich ge- - zwun- gen zu
4
fah- - - ren in den Wald wo durch der Vö- gel
7
Zun- gen die gan- ze Luft er- schallt
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Vl. obl.
An- ke van Tha- raw öß,
B.c.
2
de my -- ge- föllt Se öß mihn Le- wen, mihn
4
Goet on mihn Gölt.
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- 29 -
Erstdruck 1624
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A. Roberthin 1638
- 31 -
Seel- chen, habt ihr nicht ge- se- hen, wie der Wald und al- les Feld sich so
4
trau- rig hat ver- stellt? Habt ihr nicht das kal- te We- hen, das die
7
gan- ze Welt er- frört sau- sen um euch her ge- hört?
- 32 -
Der Vö- gel hel- ler Hau- fe singt, so
4
dass der gan- ze Wald er- klingt: Die
7
Nach- ti- gall für al- len macht, dass
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9
man die an- dern fast ver- lacht und nur al- lein auf
12
ei- ne Zeit!
sie gibt Acht
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Wald-Gesang.
Amarunt Di quoque sylvas.
1. Hier / wo die dicken Bäume stehn / 7. Wir wollen nicht die letzten seyn:
Jn derer Schatten man kan gehn / Lasst vns mit jhnen stimmen ein:
Wil ich verlassen alles Leid / Rührt ewre Seiten / daß es klingt:
Vnd meine lange Trawrigkeit Weg alles / was Betrübnüß bringt
Beyseite thun auf eine Zeit. Vnd unsern Sinn zu Vnmuth zwingt!
2. Wie hat doch die Natur den Thal 8. Was nützt es / daß man allezeit
So schön gezieret überal! Ergeben ist der Trawrigkeit /
Wer hier nicht loß wird seiner Pein / Vnd nur allein auf das giebt acht /
Wer hier nicht Frewd vnd Lust nimbt ein Was die Gedancken müde macht /
Muß ja gar vnempfindlich seyn. Vnd vielen hat den Tod gebracht?
3. Was Hertz vnd Augen weiden kan / 9. Die Sorgen mindern vnsre Jahr’ /
Das trifft man hier ja alles an. Vnd zeugen zeitlich grawes Haar.
Wilstu die Sonne? Sie ist hier. Wer sich zu seiner Zeit ergetzt /
Begehrest du den Schatten dir? Vnd alle Müh bey seite setzt
Du kanst jhn haben nach Begier. Wird recht vnd wol für klug geschetzt.
4. Der Vögel heller Hauffe singt 10. Kömpt eine gute Stunde für /
So / daß der gantze Wald erklingt: Nimb sie in acht / vnd halt sie dir:
Die Nachtigal für allen macht / Scheub deine Fröligkeit nicht auf;
Daß man die andern fast verlacht / Die Jahre kommen bald zu hauff /
Vnd nur allein auf Sie giebt acht. Vnd enden vnsern kurtzen Lauff.
5. Wo Götter in den Wäldern sind / 11. Wer schencket ein vom Weine hier?
So gläub’ ich / daß man hier sie findt. Dieß Glaß / mein Bruder / bring ich dir.
Apollo führt die Musen ein: Sol das Gemühte werden frey
Die Nymfen gleichfals in gemein Vnd ohnig der Melancholey /
Begehren alle hier zu seyn. So muß ein Trunck auch seyn dabey.
6. Hier hört man jhrer Seiten Klang / 12. Denck aber / wie dieß Glaß bald bricht /
Vnd manchen schönen Wald-Gesang. So bald wirst du vnd ich zu nicht /
Auf der Schalmeyen spielet Pan / Auch alles / was du siehest hier /
Mercur stimmt seine Leyer an / Wie schön es jetzt vns kommet für /
Vnd singt aufs lieblichst’ / als er kan. Jst nichts vnd eitel / gleich wie dir.
4
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Schein dir möcht ähn- lich sein, nur, dass dein
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tut. Nur, dass dein tut.
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Wie das Gras auf grü- ner Au- en wird vom Mäy- er
3
ab- ge- hau- en, kei- ne Blu- me bleibt ver-
5
schont: Al- so heißt der Tod uns
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6
wan- dern, Reißt den ei- nen nach dem an- dern Nie- der als er ist ge-
8
wohnt
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Jetzund kömmt die Nacht herbei Johann Nauwach (1595-1630), Dresden 1623
Schö- ne glenzt der Mon- den- schein / Und die
4
Men- schen wer- den frey; die ge- wünsch- te Ruh geht
güld- nen Ster- ne- lein; Froh ist al- les weit und
7
breit / Ich nur bin - in - Trau- rig- keit.
TREE EDITION