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Der Begriff Landeskunde umfasst ganz unterschiedliche Bereiche: Kultur, Geschichte, Geographie,
Politik, dann das Wissen um Alltagssituationen wie etwa den Kauf einer Fahrkarte, das Verhalten in
einem Café oder bei einer Einladung, kurz „alles, was man braucht, um sich in einem fremden Land
weniger fremd zu fühlen.“ Bei Landeskunde geht es nicht nur um reines Faktenwissen über die
Zielkultur, sondern auch um Wertvorstellungen, Glauben, Konzepte von Raum und Zeit und um
Einstellungen.
Das Wissen über geographische Merkmale, Geschichte und Gesellschaft des Zielsprachenlandes, das
Wissen über Menschen und ihre Verhaltensweisen usw. wird nicht nur über Sachtexte, Film- und
Bildmaterial vermittelt, sondern auch über literarische Texte.
• Beim Lesen gibt es nicht nur eine kognitive Komponente, den realen Sachbezug, sondern
auch eine emotionale, d.h. der Bezug zum Betrachter. Das Gelesene wird in Emotionen,
Erinnerungen, Erlebnisse und Erwartungen eingebettet. Diese subjektiven und objektiven
Bedeutungen müssen im Landeskundeunterricht getrennt werden.
• Ein fremdsprachiger Leser kann durch Literatur erfahren, was Menschen der Zielkultur
denken, welche Probleme sie hatten oder haben und welche politischen oder sozialen
Verhältnisse es gibt. Ein solches Hintergrundwissen muss im Unterricht erst aufgebaut
werden, z. B. aus anderen Quellen wie Sachtexte usw.
• Zugänge zu einer fremden Welt zu öffnen und die Perspektiven auf die Wirklichkeit zu
erschließen, welche wiederum historisch und sozial verankert sind.
• Im Austausch mit anderen Lesern die eigene Perspektive sichtbar zu machen und
voneinander abzugrenzen, sodass sich die Lernenden ihrer eigenen kulturellen Prägungen
bewusst werden.
Landeskunde umfasst also mehr als Faktenwissen. Es geht darum, Einblick in geschichtliche,
politische und soziale Zusammenhänge und in das Denken, Handeln und Wahrnehmen von
Menschen der Zielkultur zu gewinnen.
Lerntheoretische Voraussetzungen:
• Das Verstehen eines Textes wird erleichtert, wenn Sie vorhandenes Wissen bei Ihren
Schülern vor dem Lesen oder während des Lesens aktivieren.
• Damit neues Wissen erworben werden kann, muss es verknüpft werden mit bereits
vorhandenem Wissen. Daher sollten Texte ausgewählt werden, die Anknüpfungspunkte an
vorhandenes Wissen der Lernenden bieten.
Wichtig für einen lernerzentrierten Unterricht ist ein handlungsorientiertes Vorgehen, bei dem die
Schüler etwas mit einem Text machen, d. h.
einen Text umgestalten, einen Text zu Ende führe, die Perspektive eine Figur einnehmen und sich
überlegen was sie selbst in der Situation tun würde und wie man sich darin fühlen würde, ein
Tagebuch schreiben, einen Brief schreiben, einen Dialog schreiben oder spielen.
Textarbeit und Aufgaben
Für jeden Text gibt es eine Fülle möglicher Aufgaben, welche in Abhängigkeit vom Text und von der
Lernergruppe ausgewählt werden können. Ein Text sollte nicht für grammatische Übungen
missbraucht werden.
Ideen:
Phasen:
Aufgaben Lernaktivitäten
Satzschnipsel aus Gedicht lesen, Vermutungen Hypothesen über den Inhalt bilden
anstellen
Wortverbindungen herstellen, ungewöhnliche Wortschatz aktivieren, für metaphorischen
Wortverbindungen mit eigenen Worten Gebrauch sensibilisieren
wiedergeben
Eindrücken von Menschen beschreiben, sich ein Bild über Menschen und einen Ort
Situation beschreiben oder spielen machen
ein Foto beschreiben und ihm weitere ein Bild deuten, Hintergrundinformationen
Informationen entnehmen erweitern
Vermutungen anstellen, wie der Text Tagebucheintrag 11.12.2019
weitergeht
Beispiele aus der eigenen Erfahrung suchen Aktivieren von Alltagswissen
Aufgaben Lernaktivitäten
Gedicht lesen Hypothesen überprüfen
oder erstes Textverstehen
Text lesen Vermutungen und Wissen überprüfen
eigene Vorstellungen mit dem Gedicht Wörter auswählen und ordnen
vergleichen
zu genannten Bereichen Textstellen Wörter auswählen und ordnen
heraussuchen
dem Text einen Titel geben eine Interpretationshypothese bilden
Tabelle ausfüllen, Informationen auswählen
Fragen beantworten Wortverbindungen erklären,
Gedichttext umformen Schlussfolgerungen ziehen
für Sprache und Form sensibilisieren
Welche Sätze werden von welchem
Protagonisten gesagt (unterstreichen)
Notizen machen un den Überschriften zuordnen wichtige Informationen erkennen und
auswählen, Gliedern von Textinformationen
Hinweise zur Geschichte heraussuchen Textsignale und geschichtliche Zusammenhänge
erkennen
verschiedene Textstellen (äußere und innere verschiedene Bereiche einer dargestellten
Situation) markieren Wirklichkeit erkennen
Bedeutung des Titels erschließen Interpretation
Wir alle haben bestimmte Vorstellungsbilder von anderen Kulturen und ihren Menschen. Solche
bilder haben oft eine lange Geschichte und sind uns nicht immer bewusst. Sie werden uns dann
bewusst, wenn wir etwas erleben, was nicht in das Bild passt.
Raumkarten: Unser Bild von einem anderen Kulturraum setzt sich aus mehreren Teilen zusammen:
die Zeit, di den Alltag gliedert, Orte an denen Menschen leben und sich bewegen, Wege, soziale
Normen, die sagen, was innerhalb einer Gesellschaft erlaubt oder verboten ist. Diese Raumbilder
werden auch kognitive Karten genannt und beinhalten neben Orten, Menschen und typischen
Verhaltensweisen auch Symbole von Städten, Namen, Landschaften oder Produkte. Je nach
Erfahrung und Wissen über eine andere Kultur sind die einen Teile dominant, während andere Teile
nur eine geringe Rolle spielen oder fast gar keine.
Stereotype: Da wir oft keine direkte Erfahrung mit Menschen anderer Kulturen haben und nur
ungenaue und bruchstückhafte Informationen über Medien erhalten, entwerfen wir in unserem Kopf
reduzierte Bilder. Solche Bilder verfestigen sich leicht zu Stereotypen. Diese helfen einerseits, uns in
Bezug auf andere Menschen und Kulturen zu orientieren, andererseits aber sind sie starr und
versperren möglicherweise den Zugang zu einer anderen Kultur, indem sie Missverständnisse und
Blockaden in der Kommunikation hervorrufen.
Der Einstieg in eine fremde Kultur erfolgt über widersprüchliche Selbst- und Fremdbilder, die jeweils
durch Wechsel der Perspektiven erschlossen werden können. Wie sieht man sich selbst? Wie sehen
einen die anderen? Welche typischen Außenbilder unserer Kultur kennen wir? Treffen diese Bilder
zu? Wie sehen wir uns und unsere Kultur?
Die Wahrnehmung dafür zu schulen, wie wir selbst mit Bildern, Stereotypen und Vorurteilen Arbeitn.
die Fähigkeit zu entwickeln, andren Menschen, Kulturen und Sichtweisen vorurteilsfrei und offen zu
begegnen.
Durch wechselseitige Spiegelungen und Vergleiche von Fremd- und Eigenwahrnehmungen zu lernen,
die Perspektiven zu wechseln, z. B. anhand der folgenden Fragen: Wie sehe ich den anderen? Wie
sieht der andere mich? Wie sieht die Wirklichkeit vom Standpunkt des anderen aus? Was lerne ich
daraus über mich und meine Welt? Was lerne ich daraus über den anderen und seine Welt?
Bibliografie:
Bischof, M., Kessling, V., Krechel, R.: Landeskunde und Literaturdidaktik. Fernstudieneinheit 3
München: Langenscheidt, 1999