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FERTIGKEIT HÖREN: ZIELSETZUNG UND

ÜBUNGSTYPOLOGIE

Definition
Unter Hören versteht man die Fähigkeit authentische originale Hörtexte aktiv zu
verarbeiten. Dabei müssen zunächst das Gesagte und das tatsächlich Gemeinte
verstanden werden, damit der Hörer, je nach dem eigenen Hörzweck, dann den
Sinn des Textes für sich selbst ableiten kann (K. Schröder).

. Die Fertigkeit Hören hat in der Alltagskommunikation eine dominante Rolle. Die
deutsche Didaktikerin A. Schumann betont die Funktion des Hörverstehens: Das
Hörverstehen umfasst die Wahrnehmung, das Verstehen, Interpretation von den
Sprechäußerungen und ist damit die Voraussetzung für jegliche Interaktion. Dem
Hörverstehen fällt deshalb im Kommunikationsprozess eine zentrale Rolle zu.
. Im Fremdsprachenunterricht wurde Hören zugunsten anderer Fertigkeiten viele
Jahre vernachlässigt.
. Erst in den 60er Jahren, dank der Entwicklung neuer Technologien wie Radio-,
Schalplatten-, CDs-, oder Computertechnik wurde diese Fertigkeit in den
Fremdsprachenunterricht (FSU) integriert und auf diese Weise die Hörkompetenz
der Lernenden entwickelt.
. Die Fertigkeit Hören ist kein Nebenprodukt anderer Fertigkeiten, sie stellt sich
nur nach entsprechender Übung ein.
. Die rezeptive Verarbeitung einer großen Menge authentischer Hör- und
Lesetexte ist eine entscheidende Voraussetzung für die produktive Beherrschung
einer Sprache.

Lernziele
. Die Lernenden zum eigenständigen Verstehen gesprochener Texte zu befähigen;
. die Grundlage eigener Textproduktion zu machen.

Der Hörverstehensprozess
. aktiver und mentaler Prozess
. kommunikativ
. interaktiv
. kognitiv

Schritte bei der Arbeit mit Hörtexten


1.Hörerwartung aufbauen: die Besprechung der Überschrift eines Hörtextes oder
der Illustration, des Fotos, sowie die Art der Aufgabenstellung zum Hörtext;
2. Redundanz gebrauchen (lernen);
3. Hypothesen bilden (lernen);
4. Selbstvertrauen entwickeln;
5. Zielgerichtet hören: globales Verstehen, selektives Verstehen, detailliertes
Verstehen;
6. Arbeit vor dem Hören
7. Arbeit während des Hörens
8. Arbeit nach dem Hören
9. Hörprogression (vom Leichten zum Schwierigen / Sprechertempo, Texte mit
vertrauter Thematik, Texte ohne Hintergrundgeräusche, authentische Texte, Texte
mit landeskundlichen Inhalten).

Hörstile
a Globaler Hörstil
b Selektiver Hörstil
c Detaillierter Hörstil

a Globaler Hörstil
. zentrale Information des Textes verstehen (z.B. Nachrichten).
. das Thema des Textes nennen
. Dialoge und Fotos zuordnen
. entwickelte Hypothesen überprüfen

b Selektiver Hörstil
. selegierenden Hörstil
. Nicht alle Informationen im Text sind wichtig (z.B. Zugansage).
. Richtig-falsch- Aufgaben
. Zuordnung von Informationen
. Beantwortung von Fragen
c Detaillierter Hörstil
. Alle Informationen sind wichtig (z.B. Verkehrsdurchsage).
. Die Texte sind kurz und enthalten fast ausschließlich wichtige Informationen.

Typische Hörübungen und Aufgabenstellungen

1. Aufgaben vor dem Hören


2. Aufgaben während des Hörens
3. Aufgaben nach dem Hören

1.Aufgaben vor dem Hören


Ziel:
. Einstieg in das Thema
. Motivation der Lernenden
. Aufbau einer Hörerwartung
. Aktivierung des Vorwissens durch Aufbau einer Hörerwartung

- Assoziogramme;
- visuelle Impulse (Illustration, Foto, Bildsalat, Video, Skizze usw.);
- akustische Impulse (Geräusche, Musik, Stimmen);
- Besprechung des Themas (Vorerfahrungen / Weltwissen der Lernenden) in der
Mutter- oder Fremdsprache;
- Vorgabe von Schlüsselwortern (Strukturskizze, Wortgeländer);
- Arbeit mit Satzkarten;
- Zuordnungsübungen (Bild-Text, Bild-Bild, Text-Text);
- richtige Reihenfolge herstellen (von Bildern, Texten, usw.);
- Vorsprechen, Vorspielen einer sprachlich und inhaltlich vereinfachter Version
des Hörtextes;
- Besprechung eines Lesetextes mit ähnlicher Thematik; Lesen einer inhaltlichen
Zusammenfassung;
- phonetische Vorentlastung / phonetisches Zwischenspiel.

2. Aufgaben während des Hörens


Ziel: Intensives Hören / detailliertes, totales Hören
- Einzelne Informationen (Namen, Ort, Zahlen: Zahlen Bingo, Zahlen-Wort,
Zahlen-Lotto usw.) aufschreiben, Rasterübungen;
- Text mitlesen;
- Lückentext mitlesen und Lücken schließen;
- Mitlesen der Schlüsselwörter des Wortgeländers;
- Arbeit mit Wortlisten (Was wird tatsächlich gesagt?);
- Beantworten von globalen W-Fragen (Wer? Wo? Wann? Wie viele Personen?);

Nichtverbal reagieren und handeln:


- visuelles Diktat, Körperbewegungen / Spiele, den Weg verfolgen: Stadtplan,
Landkarte usw.
- richtige Reihenfolge herstellen.

Ziel: Extensives Hören / selektives Hören

Nichtverbal:
- Mehrwahlantworten (Multiple- choice);
- Richtig- Falsch ankreuzen;
- Ja- Nein ankreuzen;
- Informationen zuordnen (z.B. durch Pfeile);
- Arbeit mit Wortlisten (nur einige wenige vorgegebene Wörter müssen
herausgehört werden;
- einen bestimmten Auftrag ausführen.

Verbal:
- stichwortartiges Beantworten von globalen Fragen (Wer? Wo? Wann? Wie
viele?)
- einzelne Informationen in Raster eintragen.

3. Aufgaben nach dem Hören


Ziel:
. Kontrolle
. Arbeit am Text
. Festigung der Kenntnisse
. Verwendung der neuen lexikalischen / grammatischen Strukturen in offenen
kommunikativen Situationen (Alltagssituationen).

- Zuordnungsübungen (Text-Text, Bild-Bild, Bild-Text);


- Richtig-Falsch (kurze Hörtexte);
- Ja-Nein (kurze Hörtexte);
- Fragen zum Text: Raster mit 6 W-Fragen;
- Welche Aussagen treffen zu? (Textsorte Comic).

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