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Mario Hartlieb

Militärorganisation in Kärnten
1866–1914

Diplomarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades


Magister der Philosophie

im Lehramtsstudium

Unterrichtsfächer:
Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung
Geographie und Wirtschaftskunde

Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
Fakultät für Kulturwissenschaft

Begutachter: ao. Univ. Prof. Mag. Dr. Werner Drobesch


Institut für Geschichte, Abteilung für Neuere Geschichte und Österreichische
Geschichte

Juni 2013
Ehrenwörtliche Erklärung

Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende wissenschaftliche Arbeit


selbstständig angefertigt und die mit ihr unmittelbar verbundenen Tätigkeiten selbst
erbracht habe. Ich erkläre weiters, dass ich keine anderen als die angegebenen
Hilfsmittel benutzt habe. Alle ausgedruckten, ungedruckten oder dem Internet im
Wortlaut oder im wesentlichen Inhalt übernommenen Formulierungen und Konzepte
sind gemäß den Regeln für wissenschaftliche Arbeiten zitiert und durch Fußnoten
bzw. durch andere genaue Quellenangaben gekennzeichnet.

Die während des Arbeitsvorganges gewährte Unterstützung einschließlich


signifikanter Betreuungshinweise ist vollständig angegeben.

Die wissenschaftliche Arbeit ist noch keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt


worden. Diese Arbeit wurde in gedruckter und elektronischer Form abgegeben. Ich
bestätige, dass der Inhalt der digitalen Version vollständig mit dem der gedruckten
Version übereinstimmt.

Ich bin mir bewusst, dass eine falsche Erklärung rechtliche Folgen haben wird.

Mario Hartlieb Klagenfurt, am 26. Juni 2013


Inhaltsverzeichnis

Vorwort................................................................................................................................. 4
I. Die Organisation der k. u. k. bewaffneten Macht: ein .................................................... 7
Forschungsüberblick .......................................................................................................... 7
II. Oberbefehl und Organisation der Streitkräfte 1866-1914 ............................................11
1. Die Umgestaltung des Heeres nach der Niederlage von 1866 ......................................11
a. Die Entwicklung des „allerhöchsten Oberbefehls“ nach dem Krieg von 1866 ............11
b. Die Umorganisation des Heeres im Zuge der „Ausgleichs“verhandlungen 1867 ........13
c. Der Oberbefehl der Streitkräfte nach dem Ausgleich von 1867 ..................................14
2. Vom Ausgleich 1867 bis zur Armeereform von 1882 .....................................................16
a. Baron Kuhns Kampf mit dem Generalstab.................................................................16
b. Die Ära Beck-Rzikowsky 1876-1906..........................................................................18
c. Die Armee unter dem Einfluss Erzherzog Franz Ferdinands ......................................20
III. Die Organisation der k. (u.) k. Armee von 1867-1914 ..................................................25
1. Wehrgesetzliche Grundlagen ........................................................................................25
a. Das Wehrsystem vor 1868: Ein Überblick..................................................................25
b. Wehrverfassung bzw. Wehrsystem 1868-1914..........................................................25
c. Ausnahmen von der Wehrpflicht und der Dienstdauer ...............................................29
d. Landsturmpflicht ........................................................................................................30
2. Die Gliederung der Streitkräfte ......................................................................................31
a. Erfahrungen aus der Niederlage ................................................................................31
b. Taktische und Territoriale Gliederung der k. k. Armee vor Kriegsbeginn 1866 ...........33
c. Taktische und territoriale Gliederung der k. k. Armee im Dezember 1869 ..................36
d. Auswirkungen der Heeresreform von 1883 auf die Gliederung der Streitkräfte ..........40
3. Die Kampftruppen der k. (u.) k. Armee ..........................................................................45
a. Die Infanterie .............................................................................................................45
b. Die Kavallerie ............................................................................................................50
c. Die Artillerie ...............................................................................................................51
d. Die Genietruppe und das militärische Bauwesen .......................................................54
e. Die Pionier- und Sappeurtruppe ................................................................................56
f. Die Eisenbahn- und Telegraphentruppen ...................................................................57
g. Fuhrwesen, Traintruppe und das militärische Kraftfahrwesen ....................................59
h. Das Flugwesen..........................................................................................................62
4. Die Hilfstruppen, Militärische Anstalten und Befestigungsanlagen ................................64
1
a. Das Sanitätswesen ....................................................................................................64
b. Militärische Bildungsanstalten ...................................................................................65
c. Reichsbefestigungen .................................................................................................68
IV. Die k. k. und k. u. Landwehr 1868-1914 .......................................................................71
1. Die Verhandlungen über die Heeresreform von 1868 ...................................................71
2. Der Ausbau der Landwehren zu Fronttruppen ..............................................................72
3. Der Landsturm und die Gendarmerie ............................................................................77
V. Militärbehörden in Kärnten ............................................................................................79
1. Militärbehörden der k.(u.) k. Armee in Kärnten ..............................................................79
a. Taktische Gliederung und Ergänzung ........................................................................79
b. Das „Ergänzungsbezirkskommando Nr. 7 Klagenfurt“ ...............................................81
c. Weitere Militärbehörden in Kärnten............................................................................82
2. Die Landwehr-Behörden in Kärnten ..............................................................................85
a. Die „Landesverteidigungs-Kommando in Klagenfurt“ als Teil des ..............................85
Landwehroberkommandos in Graz ................................................................................85
b. Das Landwehr-Ergänzungsbezirkskommando Nr. 4 ..................................................87
c. Landsturm- und Gendarmeriebehörden in Kärnten ....................................................89
VI. Militäreinheiten aus Kärnten ........................................................................................92
1. Taktische Unterstellung.................................................................................................92
2. Das Infanterieregiment Nr. 7 .........................................................................................94
a. Die Organisation des Regimentes von 1866 bis 1914 ...............................................94
b. Geschichte des Regimentes bis 1867 .......................................................................96
c. Die Einsätze des Regimentes 1867-1914 ..................................................................98
3. Die Kärntner Feldjägerbataillone 1866-1914 ...............................................................102
a. Das „ k. (u.) k. Kärntnerische Feldjägerbataillon Nr. 8“ ............................................103
b. Andere Feldjägerbataillone ......................................................................................104
4. Das „Kärntnerische-steirische-krainer Dragoner Regiment Nr. 5“ ................................105
5. Artillerieeinheiten mit hohem Anteil an kärntnerischen Soldaten .................................107
6. Die Landwehr-Infanterieeinheiten Kärntens 1869-1914...............................................110
a. Organisation ............................................................................................................110
b. Grenzschutz ............................................................................................................111
c. Das Landwehr-Infanterieregiment Nr. 4 als Teil der k. u. k. Gebirgstruppe ..............113
d. Ausrüstung und Adjustierung der k. k. Landwehr-Gebirgstruppen ..........................115
VII. Kärntens neue Rolle im Rahmen der Landesverteidigung als Grenzprovinz
zu Italien 1866-1914 ..........................................................................................................118

2
1. Befestigungsanlagen ..................................................................................................118
a. Strategische Ausgangslage .....................................................................................118
b. Malborgheter Befestigungen....................................................................................119
c. Predilpass................................................................................................................120
d. Werk Raibl (Seewerk Raibl, Raibler See oder Seebachtalsperre)............................120
e. Flitscher Klause .......................................................................................................120
2. Truppenstandort Kärnten ............................................................................................121
3. „Garnisonen“ in Kärnten ..............................................................................................125
a. „Garnison“ Klagenfurt ..............................................................................................125
b. „Garnison“ Villach ....................................................................................................130
c. Weitere „Garnisonen“ in Kärnten ............................................................................131
4. Die Herbstmanöver in Kärnten ....................................................................................132
a. Das Manöver des Jahres 1899 ...............................................................................132
b. Das Manöver des Jahres 1907 ...............................................................................136
VIII. Die Zunahme der militärischen Bedeutung Kärntens 1867-1914 ...........................140
Abbildungs-, Karten- und Tabellenverzeichnis ..............................................................143
Abkürzungsverzeichnis ...................................................................................................146
Ortsnamenglossar ............................................................................................................148
Quellen- und Literaturverzeichnis ...................................................................................152

3
Vorwort

Während die politische Vorgeschichte zum Ersten Weltkrieg ausgiebig


erforscht wurde, findet man nur wenige wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit dem
Zustand der Streitkräfte Österreich-Ungarns auseinandersetzen. Obwohl die
Organisation der k. u. k. Bewaffneten Macht die Grundvoraussetzung für ihre spätere
Verwendung im Ersten Weltkrieg darstellt, rückte sie selten in den Blickpunkt der
Forschung. Das gilt in einer besondere Weise für Kärnten, für das es – was die Zeit
der Habsburgermonarchie betrifft - kaum militärgeschichtliche Studien gibt. Ihre Zahl
hält sich in Grenzen und ist überblickbar.
Durch die Gebietsverluste nach dem österreichisch-preußischen Krieg des
Jahres 1866 rückte das Kronland Kärnten zumindest teilweise, nämlich hinsichtlich
Italien, an die Außengrenze der Habsburgermonarchie. Dadurch erhöhte sich die
militärstrategische Bedeutung des Landes entscheidend. Danach hatte sich auch die
Militärorganisation zu richten. Im Zusammenhang mit dem Präventivkriegsgedanken
Conrad von Hötzendorfs gewann diese noch stärkere Relevanz. Mit der
zunehmenden Aufrüstung vor dem Ersten Weltkrieg vergrößerte sich auch die
Wehrleistung Kärntens. Trotz der Bedeutungszunahme des Militärs für das Land, ist
die Organisation der Streitkräfte in Kärnten nicht explizit untersucht worden. In diese
Forschungslücke stößt die vorliegende Arbeit
Diese setzt sich mit der Militärorganisation in Kärnten zwischen 1866 und
1914 auseinander. Dieser Zeitabschnitt wurde gewählt, weil nach der Niederlage im
Krieg gegen Preußen 1866 entscheidende Veränderungen an der Heeresstruktur in
Angriff genommen und durchgeführt wurden. Den Schlusspunkt bildet der Ausbruch
des Ersten Weltkrieges, also jenes Ereignis, das a) die in Friedenszeiten aufgebaute
Militärorganisation auf eine Probe stellte und b) ob des Krieges eine
Weiterentwicklung der bestehenden Organisation notwendig machte. Insoferne
bilden die Jahre 1914 bis 1918 auch ein eigenes Forschungsthema.
Im Einleitungskapitel der vorliegenden Arbeit wird die grundlegende
wissenschaftliche Literatur zur Forschungsfrage besprochen, um im zweiten Kapitel
einen allgemeinen Überblick über die organisatorische Entwicklung der k. u. k.

4
Armee unter Berücksichtigung der Oberbefehlsgewalt zu geben. Vor allem ging es
darum, aufzuzeigen, wie sich das Ringen um die Vorherrschaft über die „bewaffnete
Macht“ zwischen dem Generalstab, dem Kriegsministerium, der Dynastie, die der
Armee über die Person Kaiser Franz Josephs besonders verbunden war, und den
beiden Teilstaaten gestaltete.
Die folgenden beiden Kapitel III. und IV. beschäftigen sich mit der
Organisation der “k. (u.) k. gemeinsamen Armee“ beziehungsweise den beiden
Landwehren. Es wird versucht, en detail die Grundstruktur der Armeeorganisation in
Österreich-Ungarn nachzuzeichnen und die Stellung bzw. Bedeutung Kärntens in
diesem Kontext darzustellen. Kapitel V. beschreibt das nicht einfache Geflecht der
Militärbehörden, die während des Untersuchungszeitraumes in Kärnten ansässig
waren und denen als Schaltstelle zwischen dem Agieren der Politik und dem Militär
gesamtstaatlicher Ebene sowie den lokalen Notwendigkeiten eine Schlüsselfunktion
zukam. Im folgenden Abschnitt werden die in Kärnten rekrutierten Militäreinheiten
beschrieben. Dabei wird vor allem auf jene Einheiten Bezug genommen, die sich
ausschließlich oder hauptsächlich aus Kärntnern zusammensetzten. Das führt zum
nächsten Kapitel, das sich mit Kärnten als Grenzland auseinandersetzt. An dieser
Stelle werden die Befestigungen an der Landesgrenze zum Königreich Italien und die
in Kärnten stationierten Truppen untersucht. Dargestellt wird auch die zunehmende
militärische Präsenz im Lande. Zudem fließen Betrachtungen über die in Kärnten
stattgefundenen Militärmanöver der Jahre 1899 und 1907 ein.
Das Abschlusskapitel widmet sich der Frage, ob und – wenn ja – inwieweit
sich die militärische Organisation in Kärnten während des Untersuchungsraumes
verdichtete und Kärnten militärisch-strategisch an Bedeutung gewann.
Ausgangspunkt ist die Hypothese, dass Kärnten aufgrund der geopolitischen
Veränderungen in Mitteleuropa nach 1866 und der nicht einfachen bilateralen
Beziehungen zwischen Italien und Österreich-Ungarn bis 1914 als Aufzugsgebiet der
k. u. k. Armee an Bedeutung gewann.
Um den Lesefluss zu erleichtern, wird in der Arbeit ausschließlich eine
Namensbezeichnung angeführt. In der Regel – aber nicht immer –handelt es sich um
jene zeitgenössische Schreibung, die offiziell vom Militär in den Schematismen
verwendet wurde. Zumeist ist dies der deutsche Ortsname. Aufgrund der Vielzahl
von Orten mit gemischt nationaler Bevölkerung wird auf eine Ausweisung der

5
mehrsprachigen Ortsnamen im fortlaufenden Text verzichtet. Um die Vielsprachigkeit
der Monarchie zu dokumentieren ist ein ausführliches Namensglossar beigefügt, das
neben den zeitgenössischen Ortsbezeichnungen (laut „Militärschematismus“) auch
die heute offiziellen Schreibweisen (Stand: Juni 2013) beinhaltet. Für das
mehrsprachige Territorium Kärntens wurden im Namensglossar die offiziellen
zeitgenössischen Namen (Deutsch, Slowenisch und gegebenenfalls Italienisch)
angeben. Bei weiteren geographischen Angaben wie etwa Flüssen oder
Gebirgspässen wird die heute gängige deutsche Namensbezeichnung angeführt.

6
I. Die Organisation der k. u. k. bewaffneten Macht: ein
Forschungsüberblick

Militärorganisation stellt eines der Forschungsfelder moderner


Militärgeschichte dar. Diese entwickelte sich aus der klassischen Kriegsgeschichte,
die sich hauptsächlich mit dem Verlauf kriegerischer Auseinandersetzungen
beschäftigte. Synonym zum Begriff „Militärorganisationsgeschichte“ waren bzw. sind
im deutschsprachigen Raum die Begriffe „Heeresorganisationsgeschichte“,
„Heereskunde“ und „Wehrgeschichte“. Neben der Beschäftigung mit Fragen der
Militärorganisation seitens der einschlägigen Wissenschaft wird diese vor allem von
Militärs betrieben. In Österreich existiert mit der „Österreichischen Militärischen
Zeitschrift“ eine eigene Publikationsplattform für militärgeschichtlich relevante
Themen. Die Anzahl der Berichte, die sich mit der Organisation der k. u. k. Armee
zwischen 1867 und 1914 beschäftigen ist allerdings marginal.1 In den letzten Jahren
fand das Thema wenig Beachtung. Summa summarum handelt es beim Thema
Heeresorganisation um kein Forschungsfeld, das innerhalb der Wissenschaft auf ein
breites Interesse stößt. Das gilt insbesondere für Kärnten.
Für den Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit, die an Roland Arrichs
Diplomarbeit anschließt2, gibt es nur eine sehr beschränkte Anzahl von relevanten
wissenschaftlichen Arbeiten. Für den Gesamtüberblick über die Organisation der
Streitkräfte Österreichs-Ungarns wurde vor allem auf Walter Wagners Beitrag über
die Gliederung und Aufgabenstellung der k. (u.) k. Armee im fünften Band der
3
„Habsburgermonarchie 1848-1918“ zurückgegriffen. Zur Beschreibung der
Heeresorganisation bis 1867 wurde Antonio Schmidt-Brentanos Opus über die
„Armee in Österreich“ zwischen 1848 und 1867 herangezogen. 4 Beinahe den
gesamten Untersuchungszeitraum behandelt ein Aufsatz Rudolf Kiszlings in einem
1
So u. a. Erwin A. SCHMIDL, Bei Königgrätz und am Isonzo, auf Sylt und auf Kreta. Steirische
Truppenkörper in der k.(u.)k. Armee, in: 800 Jahre Steiermark und Österreich 1192-1992. Der Beitrag
der Steiermark zu Österreichs Größe, hg. Historische Landeskommission für Steiermark (=
Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark 35, Graz 1992), 429-442; Werner
2
SCHACHINGER, Die Bosniaken kommen! 1879-1918. Elitetruppe in der k.u.k. Armee Graz 1994).
2
Roland ARRICH, Militärorganisation und Militärversorgung in Kärnten 1848 bis 1867 (Dipl.arb.,
Klagenfurt 1983).
3
Walter W AGNER, Die k. (u.) k. Armee-Gliederung und Aufgabenstellung, in: Adam W ANDRUSZKA/
Peter URBANITSCH (Hgg.), Die Habsburgermonarchie 1848-1918, Bd. V: Die Bewaffnete Macht, Wien
1987.
4
Antonio SCHMIDT-BRENTANO, Die Armee in Österreich. Militär, Staat und Gesellschaft 1848-1867 (=
Wehrwissenschaftliche Forschungen: Abteilung militärgeschichtliche Studien 20), Boppard am Rhein
1975.
7
Sonderheft der „Österreichischen Militärischen Zeitschrift“ anlässlich des 50-jährigen
Gedenkens an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges. 5 Andere Studien zur
„bewaffneten Macht“ haben für die vorliegende Diplomarbeit wenig Relevanz und
wurden daher nicht eingearbeitet.
Zur Erarbeitung einer allgemeinen Übersicht, aber auch in speziellen
Themenbereichen wurde vor allem auf den vom Kriegsministerium herausgegebenen
„Militärschematismus“ und auf zeitgenössische Literatur zurückgegriffen. Letztere
wurde zumeist von Militärangehörigen verfasst, so zum Beispiel die Arbeit Alphons
von Wredes und Anton Semeks über die k. u. k. Wehrmacht aus dem Jahr 19016
sowie Gustav von Löws Werk über die Armeeorganisation von 1873. 7 Zusätzlich
wurde das von Seidl herausgegebene kleine „Militärschema“ von 1904, 1908 und
1914 im Hinblick auf das Thema ausgewertet, ebenso die einschlägigen Artikel aus
dem „Österreichischen Staatswörterbuch“.8 Für Teilbereiche der bewaffneten Macht
Österreich-Ungarns liegen Detailstudien vor, wobei jedoch die Organisation der
Heeresbehörden und Streitkräfte oft nur eine untergeordnete Thematisierung
erfahren. Für das Kapitel, das den Oberbefehl über die Streitkräfte darstellt, wurde
vor allem auf den zweiten Band von Walter Wagners „Geschichte des k. k.
9
Kriegsministeriums“ und auf Dietmar Kronenbitters „Krieg im Frieden“
zurückgegriffen. 10 Zudem wurden relevante Biographien einzelner Protagonisten
verwertet.11 Die Organisation der Waffengattung Artillerie wird ausführlich in Mario
Christian Ortners Arbeit über die österreichisch-ungarische Artillerie dargestellt. 12
Einen Beitrag von Hermann Müller-Elblein zur Organisationsgeschichte der
5
Rudolf KISZLING, Die öster[eichisch]-ung[arische] Armee in den letzten Dezennien vor 1914, In: ÖMZ
1964, Sonderheft II, 29-34.
6
Alphons VON W REDE/ Anton SEMEK, Die Geschichte der k. u. k. Wehrmacht. Die Regimenter, Corps,
Branchen und Anstalten von 1618 bis Ende des XIX. Jahrhunderts, Band I-V, Wien 1901.
7
Gustav von LÖW , Die Organisation der Wehrkräfte Oesterreich-Ungarn mit Skizzen über die
Heeresorganisation Deutschlands, Russlands, Frankreichs und Italiens, Teschen 1875.
8
Emil DANGELMAIER, Militärjustiz, in: Ernst MISCHLER/ Josef ULBRICH (Hgg.), Österreichisches
Staatswörterbuch. Handbuch des gesamten österreichischen Rechtes, Bd. II/ 1, Wien 1896, 36-44;
Anton SPRINGER, Heeresorganisation, in: EBD., 25; Anton SPRINGER, Militärintendanz, in: EBD., 28-29;
Anton SPRINGER, Landsturm, in: EBD., 610-612, Anton SPRINGER, Landwehr, in: EBD., 613-614.
9
Walter W AGNER, Geschichte des k.k. Kriegsministeriums, Bd. 2: 1866-1888 (= Studien zur
Geschichte der österreichisch-ungarischen Monarchie 6), Wien-Köln-Graz 1971.
10
Günter KRONENBITTER, „Krieg im Frieden“, Die Führung der k. u. k. Armee und die Großmachtpolitik
1906-1914 (= Studien zur internationalen Geschichte 13), München 2003,
11
Lawrence SONDHAUS, Franz Conrad von Hötzendorf. Architekt der Apokalypse, Wien-Graz 2003,
und Matthias STICKLER, Erzherzog Albrecht von Österreich. Selbstverständnis und Politik eines
konservativen Habsburgers im Zeitalter Kaiser Franz Josephs (= Historische Studien 450), Husum
1997.
12
Mario Christian ORTNER, Die österreichisch-ungarische Artillerie von 1867 bis 1918. Technik,
Organisation und Kampfverfahren, Wien 2007.
8
Pioniertruppen der k. (u.) k. Armee wurde 1967 in der „Österreichischen
Militärischen Zeitschrift“ veröffentlicht.13 Die Kraftfahrformationen der k. u. k. Armee
wurden von Wilfried Schimon untersucht,14 allerdings befanden sich diese vor 1914
erst im Aufbau und haben für den Untersuchungszeitraum und -bereich nur eine
geringe Bedeutung. Ähnliches gilt für die Luftstreitkräfte, über die ein Beitrag von
Ernst Peter in der „Österreichischen Militärischen Zeitschrift“ vorliegt.15 In dieser ist
auch ein Beitrag von Rainer Egger über das Militärerziehungswesen.16
Gut erforscht ist die Organisation der ungarischen Landwehr. Aufgrund ihrer
geringen Relevanz für den Untersuchungsraum dieser Arbeit fanden der Beitrag
Tibor Papps über die Honvéd im fünften Band der „Habsburgermonarchie 1848-
1918“ 17 und Tibor Ballas Artikel über die Organisation der Honvéd-Artillerie 18
Berücksichtigung. Für Ergänzungen zur Entwicklung der Landwehrorganisation
dienten verschiedene Jahrgänge des „Landwehrschematismus“, der seit 1871
regelmäßig erschien. Ab 1877 finden sich in diesem auch Angaben zur
Gendarmerie.
Die Organisation des k. (u.) k. Militärs in Kärnten in den Jahren nach 1866 bis
zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges ist bisher unzureichend erforscht worden. Was
es gibt, sind Studien zu Detailaspekten. Im Werk über die k. k.
Landwehrgebirgstruppen von Hermann Hinterstoisser wird unter anderem die
Organisation des „k. k. kärntnerischen Landwehrregimentes Klagenfurt Nr. 4“
thematisiert.19 Erwin Anton Grestenberger beschreibt auf populärwissenschafltiche
Art und Weise die Reichsbefestigungsanlagen in Tirol und Kärnten.20 Die Kärntner
Sperren im Kanaltal stehen im Zentrum der Betrachtung von Hubert Fankhausers

13
Herbert MÜLLER-ELBLEIN, Geschichte der österreichischen Pioniertruppe, in: ÖMZ 5 (1967), 252-257
14
Wilfried SCHIMON, Österreich-Ungarns Kraftfahrformationen im Weltkrieg 1914-1918. Ein Beitrag zur
Geschichte der Technik im Weltkrieg, Klagenfurt 2007.
15
Ernst PETER, Die Entwicklung der österreichischen Luftfahrt II. Von den ersten Flugzeugparks zu
den Luftstreitkräften 1918, in: ÖMZ 6 (1968), 415-435.
16
Rainer EGGER, Der Stand des österreichisch-ungarischen Militär-Erziehungs- und Bildungswesens
1918, in: ÖMZ 6 (1968), 424-430.
17
Tibor PAPP, Die königlich ungarische Landwehr (Honvéd) 1868-1914, in: Adam
WANDRUSZKA/Peter URBANITSCH (Hgg.), Die Habsburgermonarchie 1848-1918 , Bd. V: Die
Bewaffnete Macht, Wien 1987, 634-686.
18
Tibor BALLA, Die Organisation der Honvédartillerie in den Jahren 1912-1914, in: Ferenc GLATZ
(Hg.), Die k. u. k. Armee (= Begegnungen 6), Budapest 1998, 75-78.
19
Hermann HINTERSTOISSER u. a. (Hgg.), Die k.k. Landwehr Gebirgstruppen. Geschichte,
Uniformierung und Ausrüstung der österreichischen Gebirgstruppen von 1906 bis 1918, Wien 2006.
20
Erwin Anton GRESTENBERGER, K. u. k. Befestigungsanlagen in Tirol und Kärnten, Wien 2000.
9
21
populärhistorischem Buch „Österreichs Thermopylen“. Fankhauser verfasste
außerdem noch eine Regimentsgeschichte des Infanterieregimentes Nr. 722 und in
Zusammenarbeit mit Hubert Gallin eine Arbeit über den Gebirgskrieg in den
karnischen Alpen.23 Eine Arbeit älteren Datums - damit in Teilen bereits überholt -
stellt Gustav Bartels Regimentsgeschichte des Infanterieregimentes Nr. 7 dar. 24
Publizistischen Charakter hat Erich Blümls Beitrag über die Garnisonen und
Kasernen Kärntens in dem von ihm herausgegebenen Buch zur Feier des
50jährigen Bestehens des Bundesheeres25 und Jakob Baxas Bataillonsgeschichte
des Feldjägerbataillons Nr. 8.26 Hinzu kommt noch eine Festschrift, die anlässlich
des 300-jährigen Jubiläums des Infanterieregimentes Nr. 7 vom österreichischen
Bundesheer 1991 herausgegeben wurde und eine Reihe von Miszellen zu
Detailfragen enthält.27 Durch die sehr spärliche Literaturlage war es unverzichtbar auf
Quellen und zeitgenössische Literatur zurückzugreifen. Neben bereits genannten
Quellen wurde vor allem der „Kärntner Amt- und Adresskalender“ benützt. Als
Grundlage für die Beschreibung der Herbstmanöver in Kärnten 1899 und 1907
dienten die offiziellen Manöverberichte des Kriegsministeriums. Die zahlreichen
Internetseiten, die sich mit der Armeeorganisation und der Ordre de Bataille der k. u.
k. Armee 1914 beschäftigen, erwiesen sich zum überwiegenden Teil als ungenau
bzw. fehlerhaft. Daher fanden sie in dieser Diplomarbeit keine Berücksichtigung.
Einzige Ausnahme bildet die Homepage http://www.mlorenz.at, die vor allem Daten
aus dem Schematismen aufbereitet.
An dieser Stelle bedanke ich mich recht herzlich bei den Mitarbeitern der
Universitätsbibliothek Klagenfurt, der Universitätsbibliothek Graz und der Kärntner
Landesbibliothek für ihre tatkräftige Unterstützung zur Erleichterung meiner
Recherchearbeit.

21
Hubert FANKHAUSER, Österreichs Thermopylen. Die vergessene Front im Kanaltal von Napoleon bis
zum Kriegsende 1918 (= Österreichische Militärgeschichte 7), Wien 2002.
22
Hubert FANKHAUSER, Regimentsgeschichte des k.u.k. Infanterieregimentes Graf von Khevenhüller
Nr. 7 1914-1918, Altdorf 2007,
23
Hubert FANKHAUSER/ Wilfried GALLIN, Unbesiegt und doch geschlagen. Der Gebirgskrieg an
Kärntens Grenze 1915 bis 1917, Wien 2005.
24
Gustav von BARTELS, Das Khevenhüller-Regiment vor dem Weltkriege. 1691-1914, Klagenfurt 1933.
25
Erich BLÜML (Hg.), Wehrhaftes Kärnten. Das Österreichische Bundesheer in Kärnten von 1955 bis
2005, Bundesheer 2005 - 50 Jahre Sicherheit , Graz 2005.
26
Jakob BAXA, Geschichte des k. u. k. Feldjägerbataillons Nr. 8 1908-1918, Klagenfurt 1974.
27
Festschrift 300 Jahre k.u.k. Infanterieregiment Graf v. Khevenhüller Nr. 7, Wien 1991.
10
II. Oberbefehl und Organisation der Streitkräfte 1866-1914

1. Die Umgestaltung des Heeres nach der Niederlage von 1866

Die erste Reform nach dem Krieg von 1866 wurde in der obersten
Heeresleitung durchgeführt. Die einflussreichsten Personen innerhalb der Armee
waren FM Erzherzog Albrecht, FML Franz Freiherr von John (Generalsstabschef der
Südarmee), FML Franz Kuhn Freiherr von Kuhnenfeld, erfolgreicher
Landesverteidigungsoberkommandant von Tirol im Krieg von 1866, und Oberst
Friedrich Ritter von Beck-Rzikowsky, Günstling und enger Berater von Kaiser Franz
Joseph. Von politischer Seite beeinflussten die ungarische Führungsspitze unter
Gyula Graf Andrássy von Csík-Szent-Király und Kraszna-Horka und Ferenc Deák,
sowie der spätere gemeinsame Außenminister der Doppelmonarchie Friedrich
Ferdinand Graf von Beust die Entscheidungen.28

a. Die Entwicklung des „allerhöchsten Oberbefehls“ nach dem Krieg von 1866
Im September 1866 wurde FML Freiherr von John mit der Leitung des
Kriegsministeriums betraut. Unter dem Einfluss von Erzherzog Albrecht wurde ein
Armeeoberkommando geschaffen, das die Ausbildung, Organisation und Disziplin
der Streitkräfte zu überwachen hatte (siehe Abb.1).29 Bereits in Friedenszeiten sollte
es einen kriegstauglichen operativen Apparat erhalten: eine Zentralkanzlei, eine
Operationskanzlei (Generalstab) und eine Detailkanzlei. 30 Das Kriegsministerium
übernahm die Leitung der organisatorischen und logistischen Aufgaben im
Militärwesen und musste Nachschub und Ersatz regeln. Außerdem erhielt es die
Oberaufsicht über die Intendanz. Im Heer kam es erstmals zu einer Trennung von
ziviler Verwaltung und militärischer Operative. Das Armeeoberkommando war für den
Vorsitz bei den Militärkonferenzen zwischen dem Kriegsministerium, den Landes-
generalkommanden, den Waffeninspektoren und dem Generalstabschef bestimmt.31

28
W AGNER, Kriegsministerium, 11-35, und Matthias STICKLER, Erzherzog Albrecht, 267-278.
29
STICKLER, Erzherzog Albrecht, 269.
30
MILITÄRSCHEMATISMUS DES ÖSTERREICHISCHEN KAISERTHUMES 1867, Wien 1867, 75f.
31
W AGNER, Kriegsministerium, 13.
11
Abb.1: Die oberste Heeresführung April 1867

Allerhöchster
Oberbefehl Kaiser
Franz Joseph

General- Armeeober-
Kriegsministerium
Adjuntanten kommando

General- Kriegs- Marine-


kommanden (9) Sektion

Truppen-Divisionen Chef des General-


(23) Stabes

General-
Inspektoren

Quelle: MILITÄRSCHEMATISMUS 1867.

Im Oktober 1866 erhielt FM Erzherzog Albrecht den Befehl über das


Armeeoberkommando. FML Franz Freiherr von John war schon am 23. August zum
Generalstabschef bestellt worden und wurde am 6. September zusätzlich in das Amt
des k. k. Kriegsministers berufen. Durch die Konzentration der Befehlsgewalt
innerhalb der Heeresorganisation auf seine Person und seinen Vertrauten FML
Freiherr von John wurde FM Erzherzog Albrecht de facto zum alleinigen
Oberbefehlshaber des gesamten k. k. Militärapparates. Das Kriegsministerium blieb
zwar offiziell unabhängig, doch konnte FM Erzherzog Albrecht auf die Loyalität Johns
setzen.32
Bei der Neuordnung der Armee wurden alle Rechte der kaiserlichen
Adjutanten gestrichen. Stattdessen wurde die „Militärkanzlei Seiner Majestät“
geschaffen, die dem Kaiser in militärischen Belangen Bericht zu erstatten und ihn zu

32
STICKLER, Erzherzog Albrecht, 269.
12
beraten hatte. Zum Vorstand der Militärkanzlei bestellte Kaiser Franz Joseph Oberst
Friedrich Ritter von Beck-Rzikowsky.33

b. Die Umorganisation des Heeres im Zuge der „Ausgleichs“verhandlungen


1867
In den „Ausgleichs“verhandlungen mit Ungarn stellte das gemeinsame Heer
einen umstrittenen Punkt dar. Die Hardliner der ungarischen
Unabhängigkeitsbestrebungen forderten eine „nationale“ ungarische Armee. In
dieser sollten alle Soldaten der ungarischen Kronländer dienen. Diese Forderungen
wurden von den gemäßigteren ungarischen Unterhändlern Gyula Graf Andrássy und
Ferenc Deák nicht vertreten. Nach langem Hin und Her wurde eine gemeinsame
Verteidigungs- und Außenpolitik der Donaumonarchie durch die ungarischen
Unterhändler unterstützt.34 Das ungarische Heer sollte Bestandteil des gemeinsamen
Heeres unter dem Oberbefehl des Monarchen werden. Die Vertretung des
Königreiches Ungarn erhielt das Recht, über die Rekrutierung, die Länge der
Dienstzeit sowie über die Dislozierung der Regimenter und über deren Verpflegung
zu entscheiden. Die Armeeorganisation der ungarischen Reichshälfte musste im
Einklang zur österreichischen stehen. Unterschiede sollten in den Delegationen
ausverhandelt werden und ein gemeinsames Ministerium verantwortlich für die
Armee sein.35
Im Dezember 1867 konnte ein tragender Kompromiss über die
Heeresorganisation der neugeschaffenen k. u. k. Doppelmonarchie gefunden
werden. Es kam zu einer Dreigliederung der „Bewaffneten Macht“ der Monarchie. Die
erste Linie der Landstreitkräfte bildete weiterhin die gemeinsame k. k. (später k. u. k.)
Armee. Diese war politisch dem gemeinsamen Reichskriegsministerium (bei
Korrespondenz mit ungarischen Behörden und seit 1911 generell als „gemeinsames
Kriegsministerium“ bezeichnet) unterstellt, welches auch für die Kriegsmarine
verantwortlich war. 36 Zusätzlich wurden eine ungarische (inklusive einer kroatisch-
slawonischen) und eine österreichische Landwehr aufgestellt, die dem
neugeschaffenen ungarischen Honvéd-Ministerium bzw. dem k. k. Ministerium für

33
W AGNER, Armee-Gliederung, 353f.
34
Tibor PAPP, Honvéd, 639f.
35
W AGNER, Armee-Gliederung, 352f.
36
Rudolf KISZLING, Armee vor 1914, 29.
13
Landesverteidigung unterstellt waren. 37 Die Einheiten der Landwehren wurden
ursprünglich als Reservetruppen „in zweiter Linie“ ohne Artillerieunterstützung
unterhalten.38
Die einheitliche Kommandosprache der k. k. Armee und der k. k. Landwehr
blieb Deutsch. In der königlich ungarischen Landwehr wurde hingegen Ungarisch
und in der königlich kroatisch-slawonischen Serbokroatisch zur Dienstsprache. Jeder
Soldat musste ca. 100 militärische Kommandos in der Dienstsprache seiner Einheit
beherrschen. In Einheiten mit nationalen Minderheiten von über 25 % Anteil mussten
die Offiziere innerhalb von zwei Jahren die Sprachen der Minderheiten erlernen.39
Diese Regelungen sollten den Nationalitätenkonflikt innerhalb der Armee entschärfen
und das Kommandieren der Truppen erleichtern.
Auf heftiges Drängen der Militärs wurde das Konskriptionssystem zur
Heeresergänzung durch die allgemeine Wehrpflicht ersetzt. Das Rekrutenkontingent,
das den jeweiligen Truppenteilen zur Verfügung gestellt wurde, sollte in zehnjährigen
Abständen in den Delegationen ausverhandelt werden.40 Auf ähnliche Weise wurde
das Militärbudget zwischen den beiden Reichshälften ausverhandelt und aufgeteilt.
Dabei wurde von Beginn an die ungarische Reichshälfte begünstigt. Sie musste
einen verhältnismäßig geringeren Anteil am Budget und an der Rekrutenzahl leisten
als die cisleithanische Reichshälfte.41

c. Der Oberbefehl der Streitkräfte nach dem Ausgleich von 1867


Das 1866 geschaffene Armeeoberkommando unter FM Erzherzog Albrecht
wurde am 15. Jänner 1868 wieder aufgelöst, und somit stieg das
Reichkriegsministerium zur obersten Behörde der k. k. Armee auf.42 FML Freiherr
von John trat bereits Ende 1867 als Kriegsminister zurück und wurde am 20. Jänner
1868 durch FML Baron Franz Kuhn von Kuhnenfels ersetzt. Der Generalsstabschef
wurde zum Hilfsorgan des Kriegsministeriums. 43 Während das Ministerium die
organisatorischen und ökonomischen Aufgaben für das Militär erfüllen sollte, fielen
37
W AGNER, Armee-Gliederung, 417f. und PAPP, Honvéd, 645f.
38
István DEÁK, Der k. (u.) k. Offizier, 1848-1918, Wien-Köln-Weimar 1991, 73.
39
EBD., 72.
40
Vgl. Anton RASDVÁNSZKY, Das ungarische Ausgleichsgesetz vom Jahre 1867, in: Peter BERGER
(Hg.), Der Österreichisch-Ungarische Ausgleich von 1867. Vorgeschichte und Wirkungen, Wien 1967,
90-112, 103.
41
EBD., 103f.
42
STICKLER, Erzherzog Albrecht, 281.
43
W AGNER, Kriegsministerium, 37ff.
14
die eigentlichen militärstrategischen und -taktischen Fragen in den Aufgabenbereich
des Generalstabes. Dieser durfte nur über das Ministerium mit höheren Stellen
kommunizieren. Außerdem wurde die „Militärkanzlei Seiner Majestät Franz
Josephs I.“ als Nachfolge für die Generaladjuntatur errichtet. Der Chef dieser
Kanzlei, Oberst Friedrich Ritter von Beck-Rzikowsky, erhielt ein persönliches
Vorspracherecht beim Kaiser.44 Als ranghöchster Militär der k. u. k. Monarchie und

Abb. 2: Die oberste Führung der k. k. Armee im Jänner 1870

Allerhöchster
Oberbefehl Kaiser
Franz Joseph

Reichskriegs-
General-Adjutant Militärkanzlei Armee-Inspektoren
ministerium

Hilfsorgane des
Kriesministeriums Militär-General-
Kommanden

Truppen-Divisionen

Quelle: MILITÄRSCHEMATISMUS 1869/70.

designierter Oberbefehlshaber der Streitkräfte im Kriegsfall erhielt FM Erzherzog


Albrecht ebenso ein Audienzrecht beim Kaiser. Außerdem musste ihm der
Kriegsminister Bericht erstatten. Allerdings blieb ihm sein Wunsch auf ein bereits im
Frieden aufgestelltes unabhängiges Armeeoberkommando versagt. Die errichteten
Kanzleien des Armeeoberkommandos wurden mit Institutionen des

44
W AGNER, Armee-Gliederung, 353.
15
Kriegsministeriums vereinigt (siehe Abb. 2).45 Die noch aufzustellenden Einheiten
der Landwehren waren in Friedenszeiten zwar den Landesministerien für
Verteidigung unterstellt, sollten aber im Kriegsfall, nachdem ihr Einsatz von den
Regierungen der beiden Reichshälften genehmigt wurde, in die Armeeorganisation
integriert werden. 46

2. Vom Ausgleich 1867 bis zur Armeereform von 1882

a. Baron Kuhns Kampf mit dem Generalstab


Die komplizierte Struktur des Oberbefehls der k. k. Armee (siehe Abb. 3) war
einerseits eine Folge der „Ausgleichs“verhandlungen, andererseits von Rivalitäten
innerhalb der Generalität zuzuschreiben. Bereits im Jänner 1868 schied John aus
dem Amt des Kriegsministers aus, blieb jedoch Generalstabschef. Eine
Personalunion von Kriegsminister und Generalstabschef erschien vielen
Kontrahenten Johns als zu mächtig. Ihm folgte noch während der
„Ausgleichs“verhandlungen FML Franz Baron Kuhn von Kuhnenfels.47 Dieser baute
das Kriegsministerium auf vier Sektionen mit insgesamt 15 Abteilungen und
verschiedenen Hilfsorganen aus (siehe Abb. 3).48
Der Posten des General-Monturinspektors wurde 1872 abgeschafft.49 Im Zuge
der Machtbündelung im Kriegsministerium in der Anfangsphase der Amtszeit Kuhns
kam es zu Kompetenzstreitigkeiten mit FM Erzherzog Albrecht. Der
Reichkriegsminister beklagte sich mehrmals beim Kaiser über die herausragende
Stellung des Erzherzogs und dessen Einmischungsversuchen in Angelegenheiten
des Ministeriums. Problematisch war vor allem FM Erzherzog Albrechts Position als
Oberbefehlshaber der Streitkräfte, deren Definition Kompetenzüberschneidungen mit
dem Ministerium beinhaltete. 50 Zur Lösung des Konfliktes wurde 1869 der Posten
eines Generalinspektors für ihn geschaffen. Damit behielt er das Recht, sämtliche
Truppen zu inspizieren und Einfluss auf die Heeresorganisation zu nehmen, doch
entfiel sein direkter Kontakt zum Kriegsministerium. Alle Berichte des
Kriegsministeriums mussten dem Kaiser und seiner Militärkanzlei vorgelegt werden.
45
W AGNER, Kriegsministerium, 36.
46
EBD., 50ff.
47
EBD., 36f.
48
EBD., 66ff. und MILITÄRSCHEMATISMUS 1868, 74-89.
49
W AGNER, Kriegsministerium, 69.
50
STICKLER, Erzherzog Albrecht, 278-291.
16
Dieser konnte bei Audienzen von FM Erzherzog Albrecht dessen Rat zu diesen
Berichten einholen.51

Abb.3: Die Hilfsorgane des Kriegsministeriums im Jänner 1870

Reichskriegsminister
Stellvertreter

Vier Sektionen, 15 Oberster Militär-


Abteilungen Justiz-Senat

Kriegsarchiv Kriegsmarine-Sektion

General-Inspektoren
Technisches und
für Artillerie, Kavallerie,
Generalstab administratives Militär- Militärsanitäts-Comité
Genie-, Monturs- und
Comité
Fuhrwesen

Quelle: MILITÄRSCHEMATISMUS 1889/70.

Einen weiteren Kontrahenten schaltete Kuhn durch die Umorganisation des


Generalstabes vorübergehend aus. John musste im März 1869 auch das Amt des
Generalstabschefs räumen, und Kuhn befand sich am Höhepunkt seiner beruflichen
Laufbahn. Als Nachfolger Johns wurde GM Joseph Freiherr von Gallina bestellt.
Dieser wurde allerdings nicht mehr als „Generalstabschef“, sondern als „Leiter des
Generalstabes“ bezeichnet . Der Generalstab sollte 1871 seinen „Konkretualstatus“
als selbstständiges Korps verlieren und wurde dem Kriegsministerium angegliedert.52
Zusätzlich verschärfte Kuhn die Beförderungsvorschriften für Generalstabsoffiziere

51
W AGNER, Kriegsministerium, 73f.
52
EBD., 74f.
17
und forderte von ihnen ein Mehr an Truppendienst. Außerdem wurden die Aufgaben
des Generalstabes um militärhistorische Berichte erweitert.53
Vielen hochrangigen Militärs der k. k. Armee ging die Zentralisierung der
militärischen Entscheidungsbefugnisse auf das Reichkriegsministerium unter FML
Baron Kuhn zu weit. Noch während dessen Amtszeit berieten Oberst Ritter von
Beck-Rzikowsky, FM Erzherzog Albrecht und FML Freiherr von John über eine klare
Aufgabentrennung zwischen Generalstabschef und Kriegsminister. Ihren Plänen
zufolge sollte der Generalstabschef zwar weiterhin als Hilfsorgan dem Kriegsminister
unterstellt bleiben, allerdings Einfluss auf die Aufmarsch- und Mobilisierungspläne,
sowie die Personalpolitik im Generalstab nehmen können. Außerdem sollte er in
operativen Fragen direkten Kontakt zum oberbefehlshabenden General (zu diesem
Zeitpunkt Erzherzog Albrecht) aufnehmen dürfen.54

b. Die Ära Beck-Rzikowsky 1876-1906


Als am 14. Juni 1874 FML Alexander Baron Koller FML Baron Kuhn im Amt
des Kriegsministers folgte, wurden ihm die neu ausgearbeiteten Instruktionen für den
Generalstabschef mitgeteilt und FML Freiherr von John zum neuen Generalstabschef
ernannt. Nach dessen unerwarteten Tod am 25. Mai 1876 wurde sein Nachfolger
FML Anton Maria Emmerich Wilhelm Freiherr von Schönfeld durch Erzherzog
Albrecht in Rücksprache mit der Militärkanzlei und ohne Einflussnahme des
Kriegsministers bestimmt.55 1876 musste Baron Koller seinen Posten wieder räumen.
An seine Stelle trat FML Artur Maximilian Freiherr von Bylandt-Rheidt. Dieser
interpretierte seine Stellung wesentlich unabhängiger als sein Vorgänger. Dies führte
zu Meinungsverschiedenheiten mit FM Erzherzog Albrecht und FML Schönfeld.
Letzterer wurde 1881 als Generalstabschef abberufen und sollte 1881 durch FML
Friedrich Freiherr von Beck-Rzikowsky ersetzt werden.56
Bevor dieser seinen neuen Posten 1881 antrat, forderte er eine Klärung der
Stellung des Generalstabschefs zum Kriegsminister, zum Kaiser und zu Erzherzog
Albrecht.57 Das geschah, und der Generalstabschef wurde direkt in die Befehlsgewalt
des Kaisers eingebunden, verblieb allerdings ein Hilfsorgan des Kriegsministeriums.

53
W AGNER, Kriegsministerium, 95ff.
54
W AGNER, Armee-Gliederung, 360.
55
EBD., 360.
56
EBD., 361.
57
W AGNER., Kriegsministerium, 201-207.
18
Das bedeutete, dass der Kaiser sich jederzeit direkt an den Generalstabschef
wenden konnte, dessen Wünsche an den Monarchen allerdings via
Kriegsministerium übermittelt werden mussten. Der neue Generalstabschef FML
Freiherr von Beck-Rzikowsky, ein enger Vertrauter Franz Josephs, erhielt das
persönliche Recht auf eine wöchentliche Audienz beim Kaiser.58
Der Generalstabschef war von nun an für die gesamte Landmacht (k. k. Armee, k. k.
Landwehr und Landsturm sowie k. u. Landwehr und Landsturm) der Monarchie
verantwortlich. Er sollte in Friedenszeiten Aufmarsch- und operative Pläne für den
Ernstfall entwickeln. Dazu durfte er mit allen betroffenen militärischen Stellen direkt
kommunizieren. Allerdings musste er dem Kriegsministerium und dem Kaiser via
Militärkanzlei Bericht erstatten (siehe Abb. 4).59

Abb. 4: Der Oberbefehl über die k. u. k. Streitkräfte 1882

Allerhöchster
Oberbefehl

Generalinspektor Militär-
des k. u. k. Heeres kanzlei

Reichskriegs- Landesverteidigungs- Honvéd-


ministerium ministerium ministerium

General- Generalinspektoren k. k. Landwehr- Honvéd-


stabschef der Waffengattungen kommando oberkommando

General-
kommanden

Quelle: MILITÄRSCHEMATISMUS, 1882.

FM Erzherzog Albrecht büßte Machtbefugnisse an den neuen Generalstabschef


FML Freiherr von Beck-Rzikowsky ein. Zu FML Freiherr von Bylandt- Reidth hatte
Erzherzog bis zu dessen Abberufung 1888 ein angespanntes Verhältnis. Erzherzog
Albrecht setzte sich nur mehr in wenigen Konfliktpunkten durch. Seit 1894 konnte er

58
W AGNER, Armee-Gliederung, 363f.
59
EBD.
19
aus gesundheitlichen Gründen seine Aufgaben als Generaltruppeninspektor der
Armee nicht mehr erfüllen. Sein Tod 1895 erforderte eine Umstrukturierung des
Oberbefehls der k. u. k. Landstreitmacht. Kronprinz Rudolf wurde im März 1888 mit
dem neugeschaffenen Posten des Generalinfanterieinspektors betraut, wodurch er
auf die Nachfolge FM Erzherzog Albrechts vorbereitet werden sollte. Der frühzeitige
Tod Rudolfs verhinderte die Umsetzung dieses Planes.60
Da ein neuerlicher Streit zwischen Generalstab und Kriegsministerium über
die Neuregelung des Oberbefehls der Armee zu erwarten war, übernahm Kaiser
Franz Joseph 1895 persönlich den Oberbefehl über die Streitmacht. Der
Generalstabschef der gesamten bewaffneten Macht wurde dem Kaiser direkt
unterstellt. Die Generaltruppeninspektoren erhielten das Inspektionsrecht über die
gesamten Streitkräfte und den Oberbefehl bei großen Manövern. Außerdem waren
sie designierte Armee- bzw. Armeegruppenkommandanten. Ins Amt des
Generaltruppeninspektors wurde nach dem Tod Erzherzog Albrechts FZM Freiherr
von Schönfeld berufen. Im selben Jahr erhielt GdK Ludwig Prinz zu Windisch-Grätz
denselben Posten zugesprochen. Im März 1898 stellte Kaiser Franz Joseph den
Thronfolger FML Erzherzog Franz Ferdinand zur Disposition des allerhöchsten
Oberbefehls. Damit sollte diesem ein Einblick in die oberste Führung der
bewaffneten Macht seines zukünftigen Reiches gewährt werden. Ursprünglich
verfügte er in seiner Stellung über einen Flügeladjutanten und eine weiteren Offizier
zur Ordonanz und hatte die gleichen Inspektionsrechte wie ein
61
Generaltruppeninspektor. Bis 1900 wurden FZM Wilhelm Freiherr von Reinländer
und FZM Johann Freiherr von Waldstätten ebenfalls zu Generaltruppeninspektoren
ernannt.62

c. Die Armee unter dem Einfluss Erzherzog Franz Ferdinands


FML Erzherzog Franz Ferdinand verfolgte bei der Umgestaltung der obersten
Armeeführung ehrgeizige Pläne. Bald nach seiner Versetzung begann er mit dem
Ausbau seines Mitarbeiterstabes. Zuerst bestand diese neue „Militärkanzlei“
inoffiziell, doch bereits ab 1906 wurde sie direkt vom Kriegsministerium instruiert.
1908 erhielt sie den offiziellen Titel „Militärkanzlei seiner k. u. k. Hoheit des durchl.

60
W AGNER, Armee-Gliederung, 363ff.
61
EBD., 367.
62
MILITÄRSCHEMATISMUS 1900, Wien 1899, 89.
20
General der Kavallerie Erzherzog Franz Ferdinand“. Zu den bestehenden hatte sich
ein weiteres mächtiges Instrument in der obersten Führung der k. u. k. Streitmacht
etabliert (siehe Abb. 5).63
Franz Ferdinand schaffte es, in kürzester Zeit Einfluss auf die wichtigsten
Entscheidungen in der obersten Armeeführung zu nehmen. Besonders bei
Personalentscheidungen auf Leitungsebene versuchte er die Armee nach seinen
Plänen umzugestalten. Nicht nur in der obersten Führungsebene der Armee,
sondern auch in unteren Offiziersrängen entwickelten sich Seilschaften von
Günstlingen des Erzherzogs. 64 So wurde zum Beispiel GdI Franz Xaver Joseph
Conrad (seit 1910 Freiherr von Hötzendorf) auf Drängen Franz Ferdinands 1906
überraschend zum Generalstabschef ernannt. Als Favorit für den Posten galt der
beim Kaiser und FM Graf Beck-Rzikowsky angesehene stellvertretende Leiter der
Militärkanzlei FML Oskar Potiorek. Dieser erschien Erzherzog Franz Ferdinand
allerdings als zu konservativ, und deshalb forcierte er die Ernennung Conrads von
Hötzendorf.65 Dieser war in Militärkreisen vor allem aufgrund von taktischen Arbeiten
im Zuge seiner Generalstabstätigkeit bekannt. Seine strategisch planerischen
Fähigkeiten hatte er noch nicht unter Beweis gestellt, und persönlich präferierte er
taktisch-operative Kommandoposten.66
Conrad veränderte das Wesen des Amtes eines k. u. k. Generalstabschefs
nachhaltig. Er gab sich in seiner Stellung nicht damit zufrieden, als Hilfsorgan des
Kriegsministeriums zu operieren. Vielmehr versuchte er durch Änderungen in den
organischen Bestimmungen für den Generalstab seine persönlichen Kompetenzen
zu erweitern. Zugleich überschritt er diese des Öfteren wissentlich, um Einfluss auf
die k. u. k. Außenpolitik und Diplomatie nehmen zu können. 67 Zu den gewonnen
Kompetenzen gehörten die direkte Kommunikation mit Landesmilitärbehörden und
den Generalkommanden, sowie das Vorspracherecht beim Kaiser und einige
Sonderbefugnisse auf direkte Anweisung des Kaisers.68

63
W AGNER, Armee-Gliederung, 368.
64
KRONENBITTER, „Krieg im Frieden“, 58ff.
65
SONDHAUS, Conrad von Hötzendorf, 86ff.
66
EBD., 89f.
67
SONDHAUS, Conrad von Hötzendorf, 89-117.
68
W AGNER, Armee-Gliederung, 368.
21
Abb. 5: Die oberste Führung der k. u. k. Streitkräfte im Dezember 1912

Allerhöchster
Oberbefehl
Kaiser Franz Josef

Zur Disposition des


Militärkanzlei Seiner Allerhöchsten Oberbefehls
Majestät
Erzherzog Franz Ferdinand

Militärkanzlei
Generalinspektor
Franz Ferdinands
des k. k. Heeres
Erzherzog Friedrich

Reichskriegs- General- Landesverteidigungs- Honvéd-


ministerium stabschef ministerium ministerium

Generalinspektoren der
k. k. Landwehr-kommando Honvéd-oberkommando
Waffengattungen

General-
kommanden

Quelle: MILITÄRSCHEMATISMUS 1913.

Conrads persönliches Engagement und die freie Interpretation seiner


Kompetenzen machten ihn nicht zu einem Liebling in den herrschenden Kreisen
Wiens. Sein persönliches Verhältnis zum Kaiser ist als gut zu beschreiben, doch
stellte er bisweilen Forderungen an den Monarchen, die aus dessen Sichtweise

22
unerfüllbar waren.69 Meinungsverschiedenheiten mit seinen ursprünglichen Förderer
Erzherzog Franz Ferdinand waren nicht selten, 1911 wurde Conrad durch den
leichter zu zügelnden FML Blasius Freiherr von Schemua ersetzt. Die Abberufung
Conrads stand offensichtlich im Zusammenhang mit der Ernennung seines
Widersachers GdI Moritz von Auffenberg zum Kriegsminister im September 1911.70
Nach der raschen Abberufung Auffenbergs 1912 wurde Conrad erneut zum
Generalstabschef ernannt.71 Konflikte mit Franz Ferdinand standen allerdings bis zu
dessen Ermordung an der Tagesordnung72.
In den Amtsperioden Conrads als Generalstabschef wurde die Rolle der
Generaltruppeninspektoren endgültig geklärt. Bis 1910 wuchs ihre Zahl auf sechs an,
und sie wurden in „Armeeinspektoren“ umbenannt. Analog der Ordre de Bataille
(siehe Tab. 1) sollten sie jene Korps inspizieren, welche sie im Kriegsfall zu
befehligen hätten. Bei größeren Manövern übernahmen sie die Übungsleitung oder
erhielten das Kommando über eine der beiden Streitparteien.73

Tab.1: Ordre de Bataille 1910

1. Armee: GdI Erzherzog Friedrich: I., V. und X. Korps in Wien


2. Armee: FZM Oskar Potiorek: II.,III. und XI. Korps in Wien
3. Armee: GdI Liborius Ritter von Frank: VI. und VII. Korps in Wien
4. Armee: GdK Erzherzog Eugen: VIII., XII., und XIV. Korps in Innsbruck
5. Armee: GdK Wilhelm Freiherr von Klobučar: IV.,.IX., und XIII. Korps in Budapest
6. Armee: GdI Marian Freiherr von Varešanin XV. und. XVI. Korps in Sarajewo

Quelle: W AGNER, Armee-Gliederung, 369.

Nach der Ermordung Franz Ferdinands stellte Kaiser Franz Joseph Gdl
Erzherzog Friedrich zur Disposition des Oberbefehls über die bewaffnete Macht der
k. u. k. Monarchie. Dessen Kompetenzen waren allerdings genauer formuliert als
jene Erzherzog Franz Ferdinands. So wollte Kaiser Franz Joseph ein neuerliches

69
Hans Jürgen PANTENIUS, Der Angriffsgedanke gegen Italien bei Conrad von Hötzendorf. Ein Beitrag
zur Koalitionskriegsführung im Ersten Weltkrieg, Bd. 1, (= Dissertationen zur neueren Geschichte 15),
Köln-Wien 1984.
, 259ff.
70
Vgl. KRONENBITTER, „Krieg im Frieden“, 69-77.
71
SONDHAUS, Conrad von Hötzendorf, 126-130.
72
KRONENBITTER, „Krieg im Frieden“, 71f.
73
W AGNER, Armee-Gliederung, 368f.
23
Ränkespiel um die Macht in „seiner“ Armee vermeiden. 74 Im Gegensatz zu den
längeren Amtsperioden der Generalstabschefs wechselte das Amt des
Kriegsministers häufig den Besitzer (siehe Tab. 2).

Tab. 2: Liste der Kriegsminister von 1866 bis 1914


Dienstzeit Person
30. 11.1866-18.1.1867 Franz Freiherr von John
18.1.1867-14.6 1874 Franz Baron Kuhn von Kuhnenfeld
14.6.1874-20.6.1876 Alexander Baron Koller
20.6.1876-16.3.1888 Artur Maximilian Freiherr von Bylandt-Rheidt
16.3.1888-24.7.1893 Ferdinand Freiherr von Bauer
24. 7.1893–22. 9 1893 Rudolph Freiherr von Merkl (interimistisch)
22. 9. 1893–17.12.1902 Edmund Freiherr von Krieghammer
18. 12.1902–24.10.1906 Heinrich Freiherr von Pitreich
24. 10. 1906–20.9.1911 Franz (später: Freiherr von) Schönaich
20.9. 1911–12.11.1912 Moritz Ritter von Auffenberg von Komarow
12.11.1912–12.4.1917 Alexander Ritter von Krobatin

Quellen: W AGNER, Kriegsministerium, und KRONENBITTER, „Krieg im Frieden“,


sowie MILITÄRSCHEMATISMUS 1867-1914.

74
W AGNER, Armee-Gliederung, 368.
24
III. Die Organisation der k. (u.) k. Armee von 1867-1914

1. Wehrgesetzliche Grundlagen

a. Das Wehrsystem vor 1868: Ein Überblick


Bis 1868 rekrutierte sich die k. k. Armee nach dem Konskriptionsprinzip.
Diesem zu Folge war jedem Regiment ein „Werbbezirk“ zugeteilt, aus dem es seine
Ergänzung erhielt. Diese setzte sich aus Zöglingen der Militär-Bildungsanstalten, aus
Freiwilligen im Alter von 17-36 Jahren, aus Stellungspflichtigen nach Reihe der
Altersklasse und des Loses, aus Stellungpflichtigen von Amtswegen und aus
Veteranen, die ihre Dienstverpflichtung verlängerten, zusammen. 75 Die Dienstzeit
dauerte im Liniendienst acht Jahre und weitere zwei Jahre als Reservist. Bei einer
Zwangsverpflichtung durch Los konnte man sich von der Wehrpflicht durch Stellung
eines Ersatzmannes oder durch Bezahlung der Militärbefreiungstaxe loskaufen.
Ausgenommen von der Losziehung und damit der Stellung waren Geistliche,
Beamte, Doktoren, Lehrer, Universitätshörer, Bauern und Söhne von
erwerbsunfähigen Eltern, die keine männlichen Geschwister hatten.76 Ab 1866 wurde
die Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht durch den Erlass der Allgemeinen
Stellungspflicht vorbereitet.77

b. Wehrverfassung bzw. Wehrsystem 1868-1914


Im Zuge der Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht 1868 wurde der Großteil
der Rechte der Regimentsinhaber abgeschafft. Die Beförderung von Offizieren
erledigte ab nun der Generalstab. Für die Militärgerichtbarkeit waren eigene
Militärauditoriate zuständig, die es für alle unabhängigen Truppenkörper gab.
Zusätzlich wurde die Möglichkeit des Einjährig-Freiwilligen Dienstes für Akademiker
geschaffen.78
Die Allgemeine Wehrpflicht betraf jeden wehrfähigen männlichen
Staatsbürger. Die Möglichkeit der Stellung eines Vertreters wurde weitestgehend
abgeschafft. Eine Ausnahme bildete zwischen 1878 und 1908 das
Okkupationsgebiet Bosnien und Herzegowina, wo innerhalb von drei Monaten ein
Ersatzmann ernannt werden konnte. Kriegsuntaugliche konnten im Kriegs- bzw. im

75
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. I, 108 und W AGNER, Kriegsministerium, 65-99.
76
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. I, 109.
77
EBD.
78
LÖW, Organisation der Wehrkräfte, 2.
25
Mobilisierungsfall zu anderen militärisch notwendigen Tätigkeiten herangezogen
werden. Außerdem mussten sie bei Nichterfüllung oder nur teilweiser Erfüllung der
Dienstplicht eine Militär-Taxe entrichten.79
Die Dienstpflicht dauerte insgesamt zwölf Jahre und differenzierte nach
Tauglichkeitsstufe und Zuordnung zur Landwehr oder zum Heer (siehe Abb. 6).
Grundsätzlich mussten drei Jahre Liniendienst, anschließend sieben Jahre in der
Heeresreserve und danach zwei Jahre in der Reserve der Landwehr geleistet
werden. Bei Untauglichkeit für den Kriegsdienst oder bei überzähligen
Rekrutenkontingenten wurden die Männer der „Ersatzreserve“ zugeteilt. In dieser
betrug die Dienstdauer ebenfalls zwölf Jahre, davon zehn in der „Ersatzreserve“ des
Heeres und zwei in jener der Landwehr. 80 1912 wurde die Liniendienstzeit in der k.

Abb. 6: Dienstdauer in der k. u. k Armee im Jahr 1900

Quelle: W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. I, 19ff.

u. k. Armee auf zwei Jahre herabgesetzt. Zugleich erhielt die Landwehr zusätzliche
Artillerieeinheiten.81

79
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. I, 19.
80
EBD., 20.
81
Peter MELICHAR/ Alexander MEJSTRIK, Die bewaffnete Macht, in: Helmut RUMPLER/ Peter
URBANITSCH (Hgg.), Die Habsburgermonarchie 1848-1918, Bd. IX/: Soziale Strukturen, Tl.bd. 2: Von
der Stände- zur Klassengesellschaft, Wien 2010, 1273f.
26
Aus politischen Gründen wurde das jährliche Rekrutenkontingent in der
Donaumonarchie bei weitem nicht ausgeschöpft. Dieses Kontingent wurde von den
Delegationen in 10-jährigen Abständen bestimmt. Die Regierungen beider
Reichshälften sträubten sich aus finanziellen Gründen vor einer Erhöhung. So wurde
eine erhebliche Zahl von Kriegsdiensttauglichen in die „Ersatzreserve“ eingegliedert,
wo sie nur eine unzureichende achtwöchige militärische Grundausbildung erhielten.
1889 wurde das Rekrutenkontingent von 84.000 Mann auf 103.100 angehoben. 82
Den Großteil der zusätzlichen Rekruten erhielten auf Forderung der ungarischen
Regierung die beiden Landwehren. Die k. k. Landwehr erhielt 10.000 Mann und die
k. u. Landwehr 12.000 jährlich. Entgegen der Entwicklungen der internationalen
Aufrüstung und steigender Bevölkerungszahlen erhöhte sich das Rekrutenkontingent
bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges nicht.83 Die unzureichende Ausbildung der
„Ersatzreserve“ sollte einer der Gründe für die verhältnismäßig hohen Verlustzahlen
der k. u. k. Armee im Ersten Weltkrieg sein.84
Stellungspflichtige, die durch Los zur Landwehr einberufen wurden, mussten
im Regelfall zwei Jahre in der Landwehr aktiv dienen, bevor man sie für zehn Jahre
in die Landwehrreserve versetzte. Aus Mangel an Ausbildungsplätzen in den
Landwehreinheiten wurden viele Einberufene sofort für zwölf Jahre in die Landwehr-
„Ersatzreserve“ eingegliedert. Bei Bedarf konnte die Aktivzeit in der Landwehr in
Einzelfällen auf drei Jahre verlängert werden. Als Ausgleich wurden diese Rekruten
während ihrer Zeit in der Reserve von den jährlichen vierwöchigen Waffenübungen
befreit.85
Grundsätzlich muss man festhalten, dass die Waffenübungen zwar am Papier
verpflichtend waren, allerdings zu keiner Zeit alle Reservisten einberufen wurden.
Außerdem war es gängige Praxis, die Wehrpflichtigen vor Ende der dreijährigen
Dienstzeit dauerhaft zu beurlauben.86 Hauptursache für diese Vorgehensweise war
die Budgetknappheit, mit der die österreichisch-ungarischen Streitkräfte zu kämpfen
hatten. 87 Die relativen Rüstungsausgaben der Donaumonarchie entsprachen bei

82
KISZLING, Armee vor 1914, 29.
83
EBD.
84
DEÁK, Offizier, 232f.
85
W REDE/SEMEK, Wehrmacht Bd. I, 20.
86
EBD., 21.
87
Stefan MALFÈR, Zur Abrüstungsdebatte in Österreich im 19. Jahrhundert, in: Bericht über den
achtzehnten österreichischen Historikertag in Linz veranstaltet vom Verband Österreichischer
27
weitem nicht jenen der anderen Großmächte in Europa.88 1910 betrugen diese 471
Millionen Mark. Das war ein Anteil von 13,5 % an den gesamten Staatsausgaben –
im Vergleich zu Großbritannien um zwei Drittel weniger (siehe Tab. 3).

Tab. 3: Vergleich der Rüstungsausgaben 1910, in Millionen Mark


Land Ausgaben für militärische Anteil an gesamten
Rüstung (Armee und Marine) Staatsausgaben in %
Österreich- Ungarn 471 13,5
Deutsches Reich 1.399 15,1
Frankreich 1.120 34
Rußland 1.394 24,9
Großbritannien 1.252 38
Italien 421 23

Quelle: Manfred REINSCHEDL, Die Aufrüstung der Habsburgermonarchie von 1880 bis 1914 im
internationalen Vergleich, Der Anteil Österreich-Ungarns am Wettrüsten vor dem Ersten Weltkrieg (=
Beiträge zur neueren Geschichte Österreichs 16), Wien 2001, 70.

Für das Okkupationsgebiet galt bis 1908 eine dreijährige Liniendienstpflicht


mit anschließend neunjähriger Reserve. In der k. (u). k. Kriegsmarine wurde 1882 die
Liniendienstdauer auf vier Jahre angehoben, um die Einsatzbereitschaft der Flotte zu
gewährleisten. Die Matrosen wurden bis 1914 fünf Jahre in Reserve behalten und
noch drei weitere Jahre in der Seewehr (siehe Abb. 6). Diese hatte im Kriegsfall
küstenverteidigende Aufgaben. Die Rekruten der Kriegsmarine stammten vor allem
aus den Küstenregionen der Monarchie.89 Bis etwa 1900 stammte der Großteil der
Matrosen aus den Küstengebieten von Triest bis Ragusa. Etwa ein Drittel waren
Südslawen, ein weiteres Drittel italienischstämmig, und das letzte Drittel setzte sich
aus Angehörigen der anderen Nationalitäten zusammen, wobei die Rekruten für die
Marineinfanterie und Marineartillerie ausschließlich in deutschen und slawischen
Bezirken rekrutiert wurden. Bis zum Ersten Weltkrieg wurden verstärkt magyarische
Matrosen in der Kriegsmarine ausgebildet. Dies stellte einerseits ein Zugeständnis an
die ungarische Reichshälfte dar, andererseits sollte dadurch das italienische Element
weiter reduziert werden. Als Dienstsprache der k. u. k. Kriegsmarine wurde zwar

Geschichtsvereine in der Zeit vom 24. Bis 29. September 1990, red. Lorenz MIKOLETZKY (=
Veröffentlichungen des Verbandes Österreichischer Geschichtsvereine 27), Wien 1991, 82ff.
88
Dieter STORZ, Kriegsbild und Rüstung vor 1914. Europäische Landstreitkräfte vor dem Ersten
Weltkrieg (= Militärgeschichte und Wehrwissenschaften 1), Herford- Berlin- Bonn 1992, 243-247
89
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. I, 20.
28
1849 offiziell Deutsch festgelegt, allerdings hatte in den 1860er Jahren noch der mit
Abstand größte Teil der Matrosen und Offiziere Italienisch als Muttersprache.90
Angehende Akademiker konnten nach abgeschlossener Schulbildung den
Einjährig-Freiwilligen-Dienst antreten. Ihre Liniendienstdauer wurde dadurch auf ein
Jahr beschränkt. Nach Vollendung des Einjährig-Freiwilligen-Dienstes mussten sie
eine Prüfung ablegen, nach der sie zum Fähnrich ernannt wurden. Bei negativer
Beurteilung musste der Einjährig-Freiwilligen-Dienst wiederholt werden. Strafweise
konnte der Einjährig-Freiwilligen-Dienst in normale Dienstpflicht umgewandelt
werden. Nach erfolgreichem Ableisten des Einjährig-Freiwilligen-Dienstes wurden die
Fähnriche für elf Jahre (davon zwei in der Landwehr) in die Reserve versetzt, wo sie
jährlich acht Wochen an Truppenübungen abzuleisten hatten. Im Mobilisierungsfall
sollten die Einjährig-Freiwilligen den gesteigerten Offiziersbedarf decken und
außerdem als Militärärzte und Militärtierärzte eingesetzt werden.91

c. Ausnahmen von der Wehrpflicht und der Dienstdauer


Befreit von der Allgemeinen Wehrpflicht wurden aufgrund staatlicher
Interessen Studenten von rechts- und staatswissenschaftlichen Studien,
Postangestellte, Bedienstete des Telegraphenwesens, der Eisenbahnen und der
Dampfschifffahrtsdienste. Im Kriegsfalle mussten sie ihre Tätigkeiten weiter
ausführen, um das bürokratische sowie logistische System der Monarchie
aufrechterhalten. Ebenfalls ausgenommen waren Geistliche aller staatlich
anerkannten Religionsgemeinschaften, sowie Kandidaten auf ein geistliches Amt. Sie
wurden zwar zur „Ersatzreserve“ gezählt, erhielten allerdings keine militärische
Grundausbildung und mussten keine Waffenübungen absolvieren. Im Krieg konnten
sie zur militärischen Seelsorge herangezogen werden. Aus Rücksicht auf
bildungspolitische Aspekte wurden Lehrer und Lehramtskandidaten generell in die
„Ersatzreserve“ eingegliedert. Lehramtsstudenten sollten im Falle ihrer Einberufung
im Mobilisierungsfall für die restliche Studienzeit beurlaubt werden. Auch im
Kriegsfalle sollten als unentbehrlich geltende Professoren und Lehrkräfte auf ihren
Posten belassen werden. Im Okkupationsgebiet Bosnien und Herzegowina waren

90
Vgl. Lothar HÖBELT, Die Marine, in: Adam W ANDRUSZKA/ Peter URBANITSCH (Hgg.), Die
Habsburgermonarchie 1848-1918, Bd. V: Die Bewaffnete Macht, Wien 1987, 687-763, 741ff.
91
Ernst ZEHETBAUER, Die „E.F.“ und das Ende der alten Armee. Der Krieg der Reserveoffiziere
Österreich-Ungarns 1914-1918, Wien 2000, 6-24.
29
Geistliche, Lehrer, Ärzte, Tierärzte und Apotheker bis 1908 generell von der
Wehrpflicht befreit. Männer, die in einer ererbten Landwirtschaft für deren Erhalt
unabdingbar waren, wurden ebenfalls in die „Ersatzreserve“ eingegliedert. Allerdings
musste die Landwirtschaft fünf bis 20 Personen erhalten können, damit diese
Regelung angewendet wurde. Außerdem berief man Männer mit erwerbsunfähigen
Eltern, Schwiegereltern, Großeltern oder unmündigen Geschwistern in ihrer Obsorge
in die „Ersatzreserve“ ein. Soldaten mit ähnlich schwierigen Familienverhältnissen
konnten nach ihrer Grundausbildung beurlaubt werden. Ausgenommen von der
Wehrpflicht waren zudem Personen, die sich nach vollendeter Dienstplicht
weiterverpflichteten, und Ausländer, die sich freiwillig meldeten.92
Längere Liniendienstzeiten waren für die Absolventen von militärischen
Bildungsanstalten vorgesehen, die ihre Ausbildung zumindest teilweise auf
Staatskosten erhielten. Für jedes kostenfreie Jahr musste ein Jahr Präsenzdienst
länger werden. Dasselbe galt für Absolventen von tierärztlichen und
Kurschmiedkursen, sowie Musikeleven und Schiffsmaschinenjungen. Auch als Strafe
konnte der Wehrdienst verlängert werden, etwa bei Stellungsflüchtlingen und
Deserteuren, sowie bei Präsenzdienern, die eine Freiheitsstrafe von mehr als drei
Monaten verbüßen mussten. Außerdem konnte die Dienstdauer freiwillig verlängert
werden, sofern Bedarf in den betreffenden Einheiten bestand. 93

d. Landsturmpflicht
Landsturmpflichtig waren alle männlichen Staatsbürger vom 1. Jänner ihres
19. Lebensjahres bis zu ihrem 42. Lebensjahr. Der Landsturm konnte nur durch
kaiserlichen Befehl im Mobilisierungsfall aufgeboten werden und sollte das Heer
sowie die Landwehr bei militärischen Aufgaben im Heimatland unterstützen. Er
wurde in zwei Aufgebote eingeteilt. Die jüngsten Altersklassen (19 bis 37) bildeten
das „erste Aufgebot“, das zur Heeresergänzung eingesetzt werden konnte. Es wurde
94
in Landsturmbataillone oder Landsturmesquadronen aufgestellt. Landsturm-
pflichtige, die keine militärische Grundausbildung erhalten hatten und/ oder über 38
Jahre alt waren, bildeten das „zweite Aufgebot“. Aus diesem wurden „Landsturm-

92
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. I, 21f.
93
EBD., 22f.
94
EBD., 23f.
30
Arbeiter-Abteilungen“ geformt, welche zu Befestigungs-, Weg- und sonstigen
Arbeiten herangezogen werden konnten. 95
Personen, die drei Jahre Liniendienst in der Landwehr versehen mussten,
hatten nur eine zehnjährige Landsturmpflicht abzuleisten. Angestellte, die für den
öffentlichen Dienst notwendig waren, waren gänzlich der Landsturmpflicht enthoben.
Berufssoldaten außer Dienst, Offiziere und Landsturmbeamte hatten ihre
Landsturmpflicht bis zum 60. Lebensjahr abzuleisten. Bürgermilizen und
Schützencorps waren als gesamte Einheit landsturmpflichtig, allerdings hatte die
persönliche Pflicht Vorrang vor jener der Einheit. Gendarmarme sowie Bedienstete
der Staatsforste und Staatsgestüte waren von der Landsturmpflicht befreit. Allerdings
unterstanden sie im Kriegsfall dem lokalen Militärkommando. Die Forderung von
Dienstleistungen von einzelnen Staatbürgern im Kriegsfall war auch möglich, wenn
der Landsturm nicht aufgeboten wurde. 96 Landsturmpersonen waren k. (u.) k.
Heeres- und k. k. bzw. k. u. Landwehr- Angehörigen gleichen Ranges in der
Befehlskette untergeordnet.97

2. Die Gliederung der Streitkräfte

a. Erfahrungen aus der Niederlage


Vor der Niederlage im Krieg 1866 waren noch viele ältere Strukturen
vorhanden. Die militärische Führung zeigte sich seit den Revolutionsjahren 1848/49
bemüht, diese Anachronismen abzubauen. Aufgrund mangelnder politischer
Unterstützung und geringen Fortschrittsbegeisterung in der Generalität lahmte der
Modernisierungsprozess in der österreichischen Armee. Die politische Führung
forderte von der k. k. Armee Sparsamkeit. Das spiegelte sich in einer teilweisen
Überalterung der Waffen und Ausrüstungen, sowie mangelnden Nachschubvorräten
wider. Außerdem wurde die österreichische Armee durch eine überdimensionierte
Militärbürokratie verwaltet. Die Regimenter bildeten selbstständige Truppenkörper,
die für ihre Ergänzung, Montierung, Bewaffnung und Besoldung eigenständig

95
LÖW, Organisation der Wehrkräfte, 9.
96
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht Bd. I, 23f.
97
EBD., 80.
31
verantwortlich waren. Zwar gab es gesetzliche Richtlinien und Verordnungen, doch
musste der Regimentsstab diese organisatorischen Aufgaben bewältigen.98
Außerdem verfügte der Regimentskommandeur (Oberst) in seiner Einheit über
die Gerichtsbarkeit und war im Gefecht relativ unabhängig in seinen taktischen
Entscheidungen. Darüber hinaus war die Beförderung von Offizieren dem
Regimentsinhaber vorbehalten, was nicht selten zur bevorzugten Behandlung von
Mitgliedern der Hocharistokratie führte. 99 Dadurch war die Hocharistokratie in der
Generalität überproportional stark vertreten. Durch diese Praxis waren an wichtigen
Stellen der österreichischen Armee nicht die qualifiziertesten Personen installiert,
sondern oft jene mit den besten Verbindungen.100
Aufgrund der Überbürdung der Regimentsstäbe in Friedenszeiten durch
organisatorische Aufgaben wurden die militärischen im engeren Sinne
vernachlässigt. Viele Offiziere waren ihrer Funktion nach mehr Beamte als Soldaten.
Ähnliches wie für die Regimentsstäbe galt für die Korps. Diese waren in Friedenzeit
teilweise in die Landes-Generalkommanden integriert, teilweise existierten sie
selbstständig.101 Brigaden formierten sich aus zwei Regimentern. Diese waren den
Korps direkt unterstellt, und es existierte keine weitere taktische Zwischenebene
mehr, wie sie etwa die Infanteriedivision in Preußen darstellte. Als Sparmaßnahmen
wurde die Divisionsebene (in Österreich als „Truppendivision“ bezeichnet) 1862
abgeschafft. Dies erwies sich 1866 als Nachteil, da des Öfteren mehrere
österreichische Regimenter oder Brigaden preußischen Divisionen
gegenüberstanden. Während die preußischen Divisionen bereits einem einheitlichen
Oberkommando folgten und über einen schon im Frieden aufgestellten Divisionsstab
verfügten, agierten die österreichischen Regimenter oft unkoordiniert. Darüber hinaus
kam es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den einzelnen
Regimentskommandeuren und Brigadekommandeuren über das Vorgehen.102
Nach der Niederlage des Jahres 1866 schritt man an die Beseitigung
vorhandener Missstände. Neben der Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht und der

98
Vgl. MELICHAR/ MEJSTRIK, Bewaffnete Macht, 1272f., und Antonio SCHMIDT-BRENTANO, Armee in
Österreich, 33ff.
99
István DEÁK, Embourgeoisement of the Habsburg Army, in: Ferenc Glatz (Hg.), Die k. u. k. Armee (=
Begegnungen 6), Budapest 1998, 93-97, 94ff.
100
MELICHAR/ MEJSTRIK, Bewaffnete Macht, 1272f. und SCHMIDT-BRENTANO, Armee in Österreich, 449-
456.
101
MELICHAR/ MEJSTRIK, Bewaffnete Macht, 1273, und MILITÄRSCHEMATISMUS 1866.
102
SCHMIDT-BRENTANO, Armee in Österreich, 265-274, 276f.
32
damit verbundenen Vergrößerung der Wehrmacht wurden von den führenden Militärs
maßgebliche strukturelle Änderungen eingefordert. Einige wurden sofort nach
Kriegsende durchgeführt, andere konnten erst nach dem Ausgleich mit Ungarn
umgesetzt werden.103
Sämtliche Rechte der Regimentsinhaber wurden abgeschafft und die
Regimentskommandeursrechte beschnitten. Zugleich führte man als unterste
Instanz der Militärrechtssprechung in den Regimentern die Militärauditoriate ein.
104
Außerdem wurden den Regimentern die Kompetenzen zur selbstständigen
Ergänzung, Bewaffnung, Montierung und Besoldung entzogen. Diese sollten in
Zukunft zentralisiert von den neu geschaffenen Militär-Ergänzungs-Kommanden
erledigt werden. 105 Neu aufgestellt wurden die Infanterietruppendivisionen. Diese
erhielten einen eigenen Stab, der bereits in Friedenszeiten aufgestellt war. Sie
umfassten zwei bis drei Brigaden, die wiederum aus zwei bis drei Regimentern
bestanden.106 Damit hatte man sich der Struktur der preußischen Armee angepasst.

b. Taktische und Territoriale Gliederung der k. k. Armee vor Kriegsbeginn 1866


Nach der Niederlage im italienischen Krieg 1859 kam es aus finanziellen
Gründen zu einer taktischen Umstrukturierung der k. k. Armee. Diese hatte zur
Folge, dass viele taktische Verbände und Kommanden aufgelassen wurden. Dieser
Reform fielen das I., III. und das IV. Armeekommando zum Opfer, sowie vier
Infanteriekorps und das Kavalleriekorps. Das II. Armeekommando wurde de facto in
das Landesgeneralkommando Tirol integriert. Daneben wurden sämtliche
Infanterietruppendivisionen aufgelassen. Die Brigaden waren entweder den noch
bestehenden Armeekorps oder den Landes- Generalkommanden unterstellt (siehe
Abb. 7).107 Jene Landes-Generalkommanden, welche nicht als Armeekorps geführt
wurden, verfügten über keinen eigenen Generalstabschef für militärstrategische
Planungen im Kriegsfall. Im Zuge der Mobilmachung vor dem Krieg

103
SCHMIDT-BRENTANO, Armee in Österreich, 278, und STICKLER, Erzherzog Albrecht, 267-312, sowie
W AGNER, Kriegsministerium, 31f.
104
SPRINGER, Militärintendanz, 28f.
105
DANGELMAIER, Militärjustiz, 36-44.
106
MILITÄRSCHEMATISMUS 1867.
107
W AGNER, Armee-Gliederung, 173f.
33
Abb. 7: Die Gliederung der k. k. Armee im März 1866

Quelle: MILITÄRSCHEMATISMUS 1866, 73-81.

34
von 1866 wurde an der Nordgrenze der Monarchie ein neues Armeekommando
geschaffen. Diese als „Nord-Armee“ bezeichnete Einheit wurden die Truppen in
Böhmen, Mähren, Österreich, Ungarn und Galizien unterstellt. Zugleich wurde FM
Erzherzog Albrecht zum neuen Oberbefehlshaber der „Süd-Armee“ (früher „Italien-
Armee“) ernannt. Sein Vorgänger FZM Ludwig August Ritter von Benedek wurde
neuer Oberbefehlshaber der Nord-Armee. Ihm zur Seite wurde sein Vertrauter, FML
Alfred Freiherr von Henikstein, als Generalstabschef gestellt. Während Erzherzog
Albrecht auf einen bereits im Frieden bestehenden, eingespielten und ortskundigen
Armeestab zurückgreifen konnte, erhielt Benedek einen aus allen Teilen der
Streitkräfte zusammengesetzten Generalstab. Bereits vor der Schlacht von
Königgrätz wurde der überforderte Henikstein als Generalstabschef abberufen und
durch FML Maximilian von Baumgarten ersetzt. Dieser war nicht allen
Korpskommandanten der Nordarmee persönlich bekannt. Das schlug sich in einer
Reihe von Missverständnissen nieder. Einige seiner Befehle wurden von
untergebenen Regimentskommandeuren nicht ordnungsgemäß ausgeführt oder
ignoriert. Durch das eigenmächtige Handeln von Unterführern wurden teils
verlustreichesowie taktisch nicht sinnvolle Angriffe auf preußische Stellungen
durchgeführt.108 Erschwert wurde die Arbeit von Benedek und seinem Stab dadurch,
dass unter ihrem Kommando bis zu acht Infanteriekorps vereint waren. Das war für
einen einzelnen Armeestab eine zu große Zahl. Eine zusätzliche Bürde für die
österreichischen Befehlshaber stellte das Fehlen der Infanterietruppendivisionen
dar.109
Das katastrophale Ausmaß der Niederlage von Königgrätz ließ sich nur aus
dem Zusammenspiel folgender Faktoren erklären: Die österreichischen Truppen
waren schlechter ausgebildet, ausgerüstet und versorgt als ihre preußischen
Kontrahenten 110 Die Kommunikation zwischen den verschiedenen Kommando-
ebenen in der „k. k. Nordarmee“ versagte häufig im Verlaufe des Feldzuges.111 Die
kommandierenden Offiziere begingen gravierende taktische Fehler in

108
SCHMIDT-BRENTANO, Armee in Österreich, 259-262 und 271f.
109
EBD., 278.
110
Oskar REGELE, Österreichs Krieg von 1866, in: BERGER (Hg.), Ausgleich, 34f.
111
John BREUILLY, Austria, Prussia and Germany 1806-1871, London u.a. 2002, 76f.
35
entscheidenden Phasen der Schlacht, und die strategische Feldzugsführung des
Oberbefehlshabers der Armee war unzureichend.112

c. Taktische und territoriale Gliederung der k. k. Armee im Dezember 1869


Aus den Erfahrungen des Krieges von 1866 wurden in der österreichischen
Armeeleitung die Lehren gezogen. Insgesamt wurden 22 Truppendivisionen neu
geschaffen, die man auf die General-Kommanden und Generalate der Monarchie
aufteilte. Sämtliche Kommandoebenen sollten nun bereits im Friedensfall über einen
Generalstabschef mit Stab und Personal für die organisatorischen Aufgaben
verfügen. Somit sollten die organisatorischen-behördlichen Aufgaben von den
113
eigentlich militärisch- kriegerischen getrennt werden. Das dafür benötigte
zusätzliche Kaderpersonal wurde durch das Auflassen der 5. Kompanien der
Infanteriebataillone, sowie das Auflassen der V. Bataillone der Infanterieregimenter
gewonnen. Damit verfügte nun jedes k. k. Infanterieregiment über vier Bataillone zu
vier Kompanien.114
Parallel dazu wurde versucht, den Kriegsstand der Regimenter langsam
anzuheben. Die ersten drei Bataillone jedes Regiment sollten zahlenmäßig einen
geringen Unterschied zwischen Friedens- und Kriegsstand besitzen, um leichter
disloziert und mobilisiert werden zu können. Das beinahe nur mit Kaderpersonal
besetzte IV. Bataillon verblieb im Ergänzungsbezirkshauptquartier und erledigte die
Aufgaben des Ergänzungsbezirkkommandos. Meist wurde es vom
Regimentskommandantenstellvertreter (einem Oberstleutnant) befehligt, der auch
Ergänzungsbezirks- und Reservekommandant war. Im Mobilisierungsfall sollte das
IV. Bataillon den Kader für ein V. Bataillon stellen und mit diesem das
Reserveregiment bilden. Dieses wurde mit der gleichen Nummer wie das
Stammregiment bezeichnet und sollte etwaige Ausfälle desselben ersetzen.115
Die Anzahl der Infanterieregimenter verblieb vorerst mit 80 regulären
Infanterieregimentern und 14 Grenzregimentern unverändert. Jedoch wurden die
ersten Vorarbeiten für eine zukünftige Aufstockung getroffen. Außerdem wurde das
gesamte Staatsgebiet der Donaumonarchie in 80 Ergänzungsbezirke eingeteilt.

112
W AGNER, Armee-Gliederung, 348ff.
113
MELICHAR/ MEJSTRIK, Bewaffnete Macht, 1274ff.
114
W REDE /SEMEK, Wehrmacht Bd. I, 22.
115
W AGNER, Armee-Gliederung, 431f.
36
Jedes Infanterieregiment erhielt einen Bezirk zugewiesen (siehe Karte 1). 116 Die
Kavallerie-, Artillerie-, Pionier- und Traineinheiten wurden aus mehreren
benachbarten Bezirken ergänzt. Alle Regimenter erhielten einen Namenszusatz, der
über die Herkunft der Einheit Auskunft gab. So wurde das Infanterieregiment Nr. 7 in
der Folge als „kärntnerisches Infanterieregiment Nr. 7“ bezeichnet. Regimenter aus
Soldaten mehreren Ergänzungsbezirken erhielten auch mehrere geographische
Namenszusätze, wie zum Beispiel das „steirisch-krainer-kärntnerische
Dragonerregiment Nr. 5“.117
Die Neuorganisation der k. k. Armee wurde durch Kriegsminister FML Franz
Kuhn Freiherr von Kuhnenfeld im Juli 1868 begonnen. Ein erster Schritt war die
Auflösung sämtlicher im Krieg entstandenen Korpskommanden. Die
Truppendivisionen und Brigaden wurden beibehalten und sollten als Grundgerüst für
die neue Territorialeinteilung (siehe Abb. 8) dienen. Die 80 Infanterieregimenter
fasste man zunächst in 23 Truppendivisionen zusammen, denen auch die
selbstständigen Feldjäger- und Artilleriebataillone zugeordnet wurden. Die
Truppendivisionen waren den Generalkommanden, die in Friedenszeiten für
militärische und bürokratische Aufgaben verantwortlich waren, untergeordnet. Im
Krieg sollten sie eine Stabseinheit für ein Armeekorps aufstellen. Dazu verfügten sie
bereits im Friedensstand über einen Generalstabschef, der die militärischen,
militärtechnischen und disziplinären Belange der Truppe inspizierte. Für den
bürokratischen und wirtschaftlichen Bereich wurden eigens Offiziere und Beamte in
Dienst gestellt, sodass sich der Führungsstab der Einheit auf die Kriegsführung
konzentrieren konnte. Einige Truppendivisionen mussten aus organisatorischen
Gründen unabhängig von Generalkommanden bleiben und erhielten selbstständige
Truppendivisionskommanden. Diese verblieben entweder unter dem direkten
Einfluss des Reichskriegsministeriums oder wurden einem Generalkommando
(„Generalat“) zur Inspektion unterstellt. In der cisleithanischen Reichshälfte übten die
Generalkommanden auch die Funktion des Landwehr-Kommandos aus.118

116
W AGNER, Armee-Gliederung, 431.
117
MILITÄRSCHEMATISMUS 1869/1870.
118
W AGNER, Armee-Gliederung, 389ff.
37
Abb. 8: Die Militär-Territorialbehörden im Dezember 1869

Quelle: MILITÄRSCHEMATISMUS 1869/70, 80-127.


38
Die taktische Aufstellung der Einheiten im Kriegsfall, die 1868 von
Kriegsminister Kuhn eingeführt wurde, unterschied sich durchwegs von der odre de
bataille des Jahres 1866. Grundeinheit der Armee sollte die Truppendivision werden.
Sie wurde aus allen Waffengattungen gebildet und verfügte über eigene Train-,
Pionier- und Genieeinheiten. In der Regel bestand sie aus zwei Infanteriebrigaden,
einem Kavallerieregiment, der Divisionsartillerie, technischen Truppen, Sanitäts- und
Traintruppen. Eine Infanteriebrigade setzte sich aus zwei Infanterieregimentern,
einem Feldjägerbataillon und Artillerieeinheiten zusammen. Im Mobilisierungsfall
hätte eine solche Truppendivision ca. 20.000 Mann gezählt. Dies erachtete Kuhn für
den Einsatzfall als zu schwerfällig. Daher reduzierte er im Zuge seiner Heeresreform
1868 sämtliche Infanterieregimenter um ein Bataillon und somit die
Truppendivisionen um jeweils vier Infanteriebataillone. Nur die ersten drei Bataillone
der Regimenter rückten mit der Brigade aus. Das 4. und 5. Regiment verblieben im
Ergänzungsbezirk und bildeten gemeinsam das Reserveregiment mit derselben
Nummer. Ergänzungs- und Versorgungsaufgaben für die Truppendivisionen und
Korps wurden vom nächst gelegenen Generalkommando erledigt. Dadurch sollten
die Generale auf Truppendivisions- und Armeekorpsebene möglichst von
organisatorischen Aufgaben befreit werden. Die österreichische Truppendivision
verfügte ungefähr über einen Feuergewehrstand von 10.000 Mann, was bis ins 20.
Jahrhundert ein Standardwert in beinahe allen Großmachtarmeen blieb.119
Aus dieser Gliederung ergaben sich für den Kriegsfall 33 Infanterie- und fünf
Kavallerie-Truppendivisionen. Jeweils zwei bis drei der Infanterie-Truppendivisionen
sollten zu einem Korps zusammengefasst werden. Die Kavallerie-Truppendivisionen
bestanden nur aus Kavallerie und Artillerie, sowie Bestandstruppen und wurden je
nach Bedarf einzelnen Armeekorps oder Armeen zugeteilt. Auf kleineren
Kriegsschauplätzen sollte die Korpsbildung ausbleiben. Damit ergaben sich für den
Kriegsfall (mindestens) elf aufzustellende Korps, die wiederum je nach Größe des
Kriegsschauplatzes auf drei Armeen aufgeteilt werden mussten. Die
Kriegsgliederung der Armee wurde schon in Friedenszeiten festgesetzt. Damit sollte
eine Neuauflage der unkoordinierten Mobilisierung von 1866 verhindert werden.
Allerdings bestand zwischen Kriegs- und Friedensgliederung in der k. k. Armee ein
gravierender Unterschied. Armee- und Armeekorpsstäbe, sowie einige

119
W AGNER, Armee-Gliederung, 393.
39
Truppendivisionsstäbe konnten erst im Verlaufe der Mobilisierung aufgestellt werden.
Die oberste Armeeführung war sich dessen zwar bewusst, konnte jedoch aufgrund
fehlener finanzieller Mitel wenig an diesem Sachverhalt ändern.120

d. Auswirkungen der Heeresreform von 1883 auf die Gliederung der Streitkräfte
In den 1870er Jahren blieb die 1868 eingeführte Armeegliederung im Großen
und Ganzen unverändert. Durch die Auflösung der Militärgrenzen und der
Okkupation Bosniens und Herzegowinas wurden zwar einige Generalkommanden
und Divisionskommanden hinzugefügt, sowie Ergänzungsbezirksgrenzen verändert,
die Grundstruktur blieb jedoch erhalten. Außerdem wurden Verwaltungsaufgaben
verstärkt von den Stäben der Kampfeinheiten zu den Generalkommanden verlegt. In
diesen wurde verstärkt zivile Beamte für Verwaltungsaufgaben eingesetzt, sodass
sich der militärische Part der k. k. Armee verstärkt auf seine eigentliche Aufgabe
konzentrieren konnte.121
Die von Kuhn ausgearbeitete territoriale Gliederung der Armee bewährte sich
bei der Besetzung von Bosnien und der Herzegowina 1878. Allerdings mussten zur
Okkupation des Balkanstaates nur ein Teil der österreichischen Truppen eingesetzt
werden. Die neu bearbeiteten Planungen für einen Krieg gegen Russland 1880 und
kurz darauf für einen Krieg gegen Russland und Italien brachten die erheblichen
Mängel der k. k. Armeegliederung zu Tage. Eine Mobilisierung der Streitkräfte hätte
zahlreiche Truppenverlegungen durch die gesamte Monarchie zur Folge gehabt. Die
langen Marschwege an die Front hätten es dem Feind leicht gemacht, mit leichter
Kavallerie tief ins Landesinnere vorzustoßen und den Aufmarsch entscheidend zu
stören.122
Grundsätzlich wurde in Österreich-Ungarn bei dieser Reform die
Heeresorganisation Preußens als Vorbild herangezogen. Diese sah vor, dass der
überwiegende Teil der Truppen in ihrem Ergänzungsgebiet stationiert war. So
wurden im Mobilisierungsfall lange Märsche bzw. Truppentransporte für die
Einberufenen hin zu ihren Einheiten vermieden, und die Regimenter konnten rasch in
voller Stärke ausrücken. Gleichzeitig konnten die im Ergänzungsbezirk verbliebenen
Kader das Aufstellen der Reservebataillone organisieren. Die Mobilisierungszeit

120
W AGNER, Armee-Gliederung, 393f.
121
MELICHAR/ MEJSTRIK, Bewaffnete Macht, 1277f.
122
W AGNER, Armee-Gliederung, 395.
40
wurde in Preußen durch eine effiziente logistische Planung in Zusammenarbeit mit
der Eisenbahn verkürzt.123
Für die österreich-ungarische Monarchie bedeutete dies sowohl auf
militärischer als auch politischer Ebene Probleme. Grenzländer, wie etwa Tirol, das
Küstenland und Dalmatien konnten selbstständig unmöglich genügend Truppen
stellen, um einen Überraschungsangriff abzuwehren. Die Lage in Galizien war nur
theoretisch besser. Zwar waren dort die Befestigungsanlagen von Przemyśl und
Lemberg weitaus stärker als jene in den Alpen und die Eisenbahnverbindung Wien-
Krakau schon weiter ausgebaut als die Südbahn. Allerdings verfügte die russische
Armee über eine große Zahl an leichter Kavallerie in den Armeebezirken Radom und
Warschau, die schnell ins relativ ungesicherte Westgalizien eindringen konnten.124
Die lokale Stationierung der Regimenter hatte in Preußen, später im
Deutschen Reich, eine starke Identifikation der Bevölkerung mit den Einheiten zur
Folge. Die Regimenter waren der Stolz der Regionen, aus denen sie stammten. Im
habsburgischen Vielvölkerstaat war aufgrund des eskalierenden
Nationalitätenproblems eine solche Identifikation mit den Regimentern wenig
erwünscht. Die Armee sollte neben dem Monarchen (und seiner Familie) das
Bindeglied der Einheit der Monarchie sein. Bei Regimentern, die zu sehr mit ihrer
Region verwurzelt waren, befürchtete man, dass ihre Loyalität zuerst der
Bevölkerung und dann erst dem Monarchen galt, was sie im Falle von Aufständen
unzuverlässig gemacht hätte. Gleichzeitig fürchtete man durch eine lokale
Stationierung die Nationalismen in der Armee noch zu verstärken.125
Als Konsequenz daraus konnte Generalstabschef Friedrich Graf von Beck-
Rzikowsky schließlich nicht das preußische System als Ganzes übernehmen,
sondern musste es an die österreichisch-ungarischen Gegebenheiten adaptieren.
Das bedeutete, dass man die Monarchie in 16 Armeebereiche, die von
Territorialkommanden geleitet wurden, einteilte. Diese Territorialkommanden waren
die 15 Korpskommanden und das Militärkommando Zara. Sie waren direkt dem
Reichkriegsministerium unterstellt. Im Friedensfall hatten sie für Ausbildung, Drill und
Inspektion der Truppen, Pflege der Anstalten und Vorbereitung sowie Durchführung
der Mobilisierung zu sorgen. Damit war gewährleistet, dass der Korpskommandant

123
BREUILLY, Austria, Prussia and Germany, 97ff.
124
W AGNER, Armee-Gliederung, 395.
125
EBD., 395.
41
mit „seinen eigenen“ Truppen ins Feld ziehen konnte und nicht erst zu Kriegsbeginn
seine Untergebenen zugewiesen bekam. Sechs Korpskommandanten - jene der
Armeekorps 2, 3, 4, 8,11 und 15 - waren im Kriegsfall als Armeekommandanten
vorgesehen. Sie trugen den Titel „kommandierender General“ und erhielten einen
weiteren General zugewiesen, der im Kriegsfall den Befehl über das Armeekorps
übernahm. Im Mobilisierungsfall verblieb ein Militärkommando im
Ergänzungsbereich, das sich um die Einberufung und Ausbildung der Ergänzung zu
kümmern hatte.126
Innerhalb des Korpskommandos blieb die Trennung zwischen militärischen
und ökonomisch-administrativen Aufgaben erhalten. Für letztere war weiterhin die
Intendanz zuständig, die nun nicht mehr dem Kommandanten der alten
Generalkommanden zu referieren hatte, sondern dem Korpskommandanten.127 Für
militärisch-strategische Aufgaben war weiterhin der Generalstabschef zuständig, und
für militärtechnische oder andere Spezialfragen wurden Hilfsorgane hinzugezogen.
Diese bestanden aus dem Artilleriedirektor, Geniechef, Justizreferent, Sanitätschef
und Militärpfarrer.128
Direkt unterstellt waren den Korpskommanden die Divisionskommanden.
Diese hatten ähnliche Aufgaben wie die Korpskommanden, jedoch auf niedrigerer
Ebene. Zu diesem Zweck verfügten sie über eigene Intendanzen. In Friedenszeiten
waren den Divisionskommanden ausschließlich die Linieninfanterie und die
Feldjägerbataillone unterstellt. Im Krieg erhielten sie das Kommando über sämtliche
Einheiten und Anstalten in ihrem Wirkungskreis. Die darunter liegenden
Brigadekommanden waren ausschließlich taktische Einheiten und hatten keine
organisatorischen Aufgaben. Daher verfügten sie auch über keine Intendanzen. 129
Nach 1883 wurden die Korpskommandanten gleich gestellt und erhielten den Titel
„kommandierender General“. Außerdem bekamen alle Korpskommanden einen
zusätzlichen General zugewiesen, zu dessen Aufgabenbereich die Mobilisierung
gehörte und der im Mobilisierungsfalle das Kommando über das zurückbleibende
Armeekommando übernahm. 1895 erhielten die für den Kriegsfall vorgesehenen

126
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht Bd. I, 24, und W AGNER, Armee-Gliederung, 396.
127
SPRINGER, Militärintendanz, 28f.
128
W AGNER, Armee-Gliederung, 396.
129
EBD., 396f.
42
Armeekommandanten Posten als Generaltruppeninspektoren.130 1912 existierten 16
Korpskommanden mit insgesamt 112 Ergänzungsbezirken (siehe Tab. 4).
Im Verlaufe der weiteren Vergrößerung der bewaffneten Macht durch die
Vermehrung der Regimenter, Aufstellung der Artilleriebrigaden, sowie der
Aufwertung der Landwehr mussten zusätzliche Truppendivisionskommanden
geschaffen und die Armeekorpsanzahl vergrößert werden. Grundsätzlich gab es aber
seit 1883 keine größeren Veränderungen an der Struktur der k. u. k. Armee bis zum
Kriegsausbruch 1914.131

Tab. 4: Die Korpskommandos im Dezember 1912


I. Korpskommando in Krakau:
Ergänzungsbezirke: Krakau, Mähr. Schönberg, Neusandez, Olmütz, Tarnów, Teschen, Troppau und Wadowice
(Westgalizien, Schlesien und Nordmähren)
GdK Eduard von Böhm-Ermolli
Unterstellt:
5. Infanterietruppendivision, Olmütz
12. Infanterietruppendivision, Krakau
7. Kavallerietruppendivision, Krakau

II. Korpskommando in Wien


Ergänzungsbezirke Brünn, Iglau, Kremsier, St. Pölten, Wien A, Wien B und Znaim (Niederösterreich und Nordmähren)
GdI. Alfred Ritter von Ziegler
Unterstellt:
4. Infanterietruppendivision, Brünn
25. Infanterietruppendivision, Wien
49. Infanterietruppendivision, Wien
3. Kavallerietruppendivision, Wien

III. Korpskommando in Graz


Ergänzungsbezirke: Cili, Graz, Klagenfurt, Laibach, Marburg, Triest und Kriegsmarine Triest (Steiermark, Kärnten Krain,
Triest)
FZM Ernst Freiherr von Leithner
Unterstellt:
6. Infanterietruppendivision, Graz
28. Infanterietruppendivision, Laibach
94. Infanteriebrigade in Tolmein

IV. Korpskommando in Budapest


Ergänzungsbezirke: Budapest, Kaposvár, Kecskemét, Szabatka, Székesfehérvár, Szolnok, Ujvidék und Zombor (Ungarn)
FML Nádas von Tersztyánszky
Unterstellt:
31. Infanterietruppendivision, Budapest
32. Infanterietruppendivision, Budapest
10. Kavallerietruppendivision, Budapest

V. Korpskommando in Pozsony
Ergänzungsbezirke: Esztergom, Győr, Komárom, Nagykanizsa, Pozsony, Sopron, Szombathely und Trencsén (Ungarn)
FML Paul Puhallo von Brlog

130
W AGNER, Armee-Gliederung, 397.
131
EBD.
43
Unterstellt:
14. Infanterietruppendivision, Pozsony
33. Infanterietruppendivision, Komárom
2. Kavallerietruppendivision, Pozsony

VI. Korpskommando in Kassa


Ergänzungsbezirke: Eger, Eperjes, Kassa, Losoncz, Máramarossziget, munkács, Szatmár-Németi und Ungvár (Ungarn)
FML Svetozar Boroević von Bojna
Unterstellt:
15. Infanterietruppendivision, Miskolcz
27. Infanterietruppendivision, Kassa

VII. Korpskommando in Temesvár


Ergänzungsbezirke: Arad, Békéscaba, Debreczen, Karansébes, Nagybecskerek, Nagyvárad, Szeded und Temesvár
(Ungarn)
FML Otto Meixner von Zweienstamm
Unterstellt:
17. Infanterietruppendivision, Nagyvárad
34. Infanterietruppendivision, Temesvár
1. Kavallerietruppendivision, Temesvár
VIII. Korpskommando in Prag
Ergänzungsbezirke: Beneschau, Beraun, Budweis, Eger, Neuhaus, Pilsen, Pisek und Prag
GdK Artur Freiherr Giesl v. Gieslingen
Unterstellt:
9. Infanterietruppendivision, Prag
19. Infanterietruppendivision, Pilsen

IX. Korpskommando in Leitmeritz


Ergänzungsbezirke: Časlau, Hohenmauth, Jinčin, Jungbunzlau, Komotau, Königgrätz, Theresienstadt und Turnau (Böhmen)
GdI Adolf Rummer von Rummershof
Unterstellt:
19. Infanterietruppendivision, Theresienstadt
29. Infanterietruppendivision, Leitmeritz

X. Korpskommando in Przemyśl
Ergänzungsbezirke: Gródek, Jaroslau, Rzezów, Sambor, Sanok und Stryj (Mittelgalizien)
GdK Heinrich Kummer Ritter von Falkenfehd
Unterstellt:
2. Infanterietruppendivision, Jaroslau
24. Infanterietruppendivision, Przemyśl
6. Kavallerietruppendivision, Jaroslau

XI. Korpskommando in Lemberg


Ergänzungsbezirke: Brzeźany, Czernowitz, Czortków, Kolomea, Lemberg, Stanislau, Tarnopol und Zloczow (Ostgalizien und
Bukowina)
GdK Desiderius Kolossváry de Kolosvár
Unterstellt:
11. Infanterietruppendivision, Lemberg
30. Infanterietruppendivision, Lemberg
4. Kavallerietruppendivision, Lemberg
8. Kavallerietruppendivision, Stanislau

XII. Korpskommando in Nagyszeben


Ergänzungsbezirke:Besztercze, Brassó, Gylafehérvár, Kolozsvár, Marosvásárhely, Nagyszeben, Szászvaros und
Székelyndvarhely (Ungarn)
GdI Hermann Kövess von Kövessháza

Unterstellt:
16. Infanterietruppendivision, Nagyszeben
35. Infanterietruppendivision, Kolozsvár
44
XIII. Korpskommando in Agram
Ergänzungsbezirke: Agram, Bjelovar, Carlstadt, Esseg, Otočac, Peterwardein und Kriegsmarine Fiume (Kroatien, Slawonien,
Fiume)
FML Adolf Rhemen Freiherr zu Barensfels

Unterstellt:
7. Infanterietruppendivision, Esseg
36. Infanterietruppendivision, Agram

XIV. Korpskommando in Innsbruck


Ergänzungsbezirke: Linz, Salzburg, Innsbruck, Brixen und Trient (Tirol und Vorarlberg, dann Oberösterreich und Salzburg)
GdK Viktor Dankl

Unterstellt:
3. Infanterietruppendivision, Linz
8. Infanterietruppendivision, Bozen

XV. Korpskommando in Sarajevo


Ergänzungsbezirke: Banjaluka, Sarajevo und Tuzla (Bosnien)
FML Michael Edler von Appel

Unterstellt:
1. Infanterietruppendivision, Sarajevo
48. Infanterietruppendivision, Sarajevo

XVI. Korpskommando in Ragusa


Ergänzungsbezirke: Mostar, Sinj und Kriegsmarine Sebenico (Dalmatien, Kreis Mostar, Teile des Kreises Travnik)
GdI Lothar Edler von Hortstein

Unterstellt:
18. Infanterietruppendivision, Mostar
47. Infanterietruppendivision, Castelnuovo

Quelle: MILITÄRSCHEMATISMUS 1913.

3. Die Kampftruppen der k. (u.) k. Armee

a. Die Infanterie
Nach dem Krieg von 1866 reorganisierte man die Linieninfanterie in 80
reguläre Regimenter zu je vier Bataillonen. Dies stellte eine erhebliche Verkleinerung
der Größe der Einheiten dar, die zuvor aus sechs Bataillonen bestanden hatten. Die
Verkleinerung sollte die Truppenführung für den Kommandanten erleichtern. Drei
Bataillone eines jeden Regimentes waren bereits im Frieden beinahe auf Kriegstand
gesetzt und konnte überall in der Monarchie disloziert und eingesetzt werden. Ein
viertes Bataillon verblieb im Ergänzungsbezirk und übernahm dort die Aufgaben
eines Ergänzungsbezirkskommandos (siehe Karte 1). Im Mobilisierungsfall sollte der
verstärkte Kader dieses Bataillons ein fünftes bilden. Gemeinsam bildeten diese

45
beiden Einheiten das „Reserve-Regiment“, das dieselbe Nummerierung wie das
Stammregiment erhielt. 132 Zum Beispiel war das „kärntnerische Infanterieregiment
Nr. 7“ mit seinen drei Feldbataillonen (I, III, IV) 1870 in Graz stationiert, während das
II. Bataillon im Ergänzungsbezirkshauptort verblieb. Im Einsatzfall bildete es mit dem
aufzustellenden V. Bataillon das Reserve-Infanterieregiment Nr. 7.
Neben den 80 Linieninfanterieregimentern bestanden noch die 13
Grenzregimenter, die aus den Gebieten der Militärgrenze rekrutiert wurden. Die
Verwaltung der Militärgrenze sollte ab 1868 schrittweise an die ungarischen bzw.
kroatisch- slawonischen zivilen Behörden übergehen. Im Verlaufe der Integration der
Militärgrenze in das System der Ergänzungsbezirke wurden die Soldaten der
Grenzregimenter sukzessive in die Linienregimenter versetzt.1881 war die Auflösung
der Militärgrenze abgeschlossen. Der Großteil der Grenztruppen war bereits bis 1872
aufgelöst worden.133
Die Jägertruppe war seit 1867 nur mehr nominell eine „leichte“ Infanterie, da
sie über die gleiche Bewaffnung wie die Linieninfanterie verfügte. Unterschiede
finden sich in der Ausbildung der Jägereinheiten. Diese wurden besonders im
zielgenauen Einzelschießen und in unzusammenhängenden Gefechtsformen
(Plänkereinsatz) geschult. 134 Die Jägertruppe bestand aus den sieben Bataillonen
des Tiroler Kaiser-Jägerregiments und 33 Feldjägerbataillonen. Alle Bataillone
verfügten über vier Feldregimenter, eine Reservekompanie und einem
Ergänzungskompaniekader. Im Mobilisierungsfalle konnten so bis zu 20 weitere
Jägerbataillone aufgestellt werden. 135 Allerdings erkannte man rasch, dass die
Mobilisierung von so vielen Einheiten aufgrund des geringen Anteils an
Kadersoldaten große Probleme mit sich brachte. Daher wurden bereits 1880 aus den
Reservekompanien sieben weitere Feldjägerbataillone und drei Kaiserjägerbataillone
formiert. Damit hatte die Jägertruppe einen Stand von 40 selbstständigen
Feldbataillonen und zehn Bataillonen des Tiroler Jägerregiments.136

132
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht Bd. I, 22 und 54f.
133
W AGNER, Armee-Gliederung, 415ff., und W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. I, 22.
134
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht Bd. I, 22
135
LÖW, Organisation der Wehrkräfte, 45f.
136
W AGNER, Armee-Gliederung, 432.
46
Karte 1: Militärterritorial- und Ergänzungsbezirke der k. u. k. Armee 1909

47
Nach Widerstand der Tiroler Landesregierung konnte 1895 schließlich das
inzwischen auf 16 Bataillone angewachsene Tiroler Jägerregiment in vier Tiroler-
Jägerregimenter mit jeweils vier Bataillonen aufgeteilt werden.137
Die Heeresreform des Jahres 1883 bedingte auch eine neuerliche
Umstrukturierung der Infanterie. Die Grenztruppen waren inzwischen in die reguläre
Infanterie eingegliedert worden. Die Okkupation von Bosnien und der Herzegowina
machte einen erhöhten Bedarf an dislozierbaren Einheiten notwendig. Daher wurden
aus den vierten und fünften Bataillonen der Linieninfanterie und aus acht
Feldjägerbataillonen 22 Linieninfanterieregimenter neu formiert.138 Damit verfügte die
k. u. k. Armee im Jahr 1890 über einen Stand von 102 Linieninfanterieregimentern,
die im Frieden möglichst im eigenen Territorialbereich, meist sogar am
Ergänzungsbezirkshauptort, stationiert wurden. Freilich durften weiterhin einzelne
Regimentsteile in andere Gebiete detachiert werden. Hauptsächlich betraf dies das
Okkupationsgebiet. Allerdings musste mindestens ein Feldbataillon gemeinsam mit
dem Ersatzbataillonskader im Ergänzungsbezirk verbleiben. Das sollte im
Mobilisierungsfalle die Auffüllung der Regimenter auf Kriegstand und der schnelle
Transport an ihren Einsatzort erleichtern.139
Eine weitere Maßnahme war die Entbindung der Reservekommandanten von
der doppelten Belastung der Truppenführung und der Durchführung der
Mobilisierung. Die neu errichteten Ergänzungsbezirkskommanden wurden von
eigenen Stabsoffizieren geleiten, deren Aufgabe es war, die Mobilisierung
durchzuführen. Im Kriegsfall übernahm das vollzählige Ersatzbataillon die Aufgabe
der Rekrutenausbildung und der Nachschuborganisation. Eine Vergrößerung der
Infanteriewaffe kam mit dieser Neugliederung nicht zustande. Die Zahl an Einheiten
für die erste Linie wurde jedoch nicht erhöht.140
Um politische Spannungen zu vermeiden, wurden nur in Ausnahmefällen ungarische
Regimenter in der cisleithanischen Reichshälfte oder österreichische Regimenter in
Transleithanien disloziert. Durch die Dislozierung in ihrem Ergänzungsbezirk waren
die meisten Offiziere nicht mit ihrem Einsatzgebiet im Kriegsfall vertraut. Ausnahmen
bildeten hier die Regimenter aus grenznahen Gebieten.141

137
W AGNER, Armee-Gliederung, 434.
138
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht Bd. I, 22 und 57.
139
W AGNER, Armee-Gliederung, 433.
140
EBD.
141
DEÁK, Offizier, 75.
48
Nach der Besetzung Bosniens und Herzegowinas wurde dort begonnen,
Infanterietruppen aufzustellen. Das Gebiet wurde in vier Ergänzungsbezirke geteilt,
die zunächst nur ein Bataillon zu stellen hatten. Ab 1897 rekrutierten sich vier
vollständige Linieninfanterieregimenter aus dem Okkupationsgebiet. Diese erhielten
die Bezeichnung „Bosnisch-Herzegowinisches-Linieninfanterieregiment“. 1903 wurde
zusätzlich ein bosnisch- herzegowinisches Feldjägerbataillon aufgestellt.142
Auch verschloss man sich nicht der technischen Modernisierung, zumal die
Mobilität und schnelles Agieren immer bedeutsamer wurden. Bereits ab 1880
erprobte man in der k. (u.) k. Armee Fahrräder. Zunächst waren nur einzelne
Personen auf ihren eigenen Fahrrädern bei Truppenübungen zugelassen, später
folgten Radfahrkurse bei einzelnen Korpskommanden. 1912 wurden schließlich vier
Kompanien aus vier Feldjägerbataillonen zu Radfahrkompanien ausgebildet und mit
Klappfahrrädern ausgerüstet.143
Obwohl im Mai 1899 die politische Genehmigung zur Aufstellung von 27
weiteren Infanterieregimentern, sowie zwei Jägerregimentern und 17
Jägerbataillonen erteilt worden war, blieb die Umsetzung aus. Im Zuge des forcierten
Artillerieausbaues zu Beginn des 20. Jahrhunderts mussten sogar die
Friedensstände der Infanterieregimenter gekürzt werden, um den erhöhten Bedarf an
Soldaten bei der Artillerie und den technischen Truppen decken zu können.144 Als
Ausgleich versuchte man die Ausbildung und die Ausstattung der Infanterie zu
verbessern. So wurden Telegraphenpatrouillen bei allen Infanterietruppendivisionen
eingeführt. Zusätzlich kam es bis 1908 zum Aufbau von zumindest zwei
Maschinengewehrabteilungen pro Infanterieregiment. Für den Kriegsfall war
mindestens eine Maschinengewehrabteilung zu zwei Gewehren pro Bataillon
vorgesehen.145
Mit der Formierung der Regimenter aus vier Bataillonen wich die k. u. k.
Wehrmacht von der gängigen internationalen Praxis ab. Diese sah vor, ein Regiment
jeweils in drei Bataillonen nebeneinander antreten zu lassen (siehe Tab. 4).146 Das
„überschüssige“ Bataillon konnte bereits in Friedenszeiten unabhängig vom

142
W AGNER, Armee-Gliederung, 433f.
143
EBD., 435.
144
EBD.
145
EBD.
146
Vgl. Edgar von MATUSCHKA, Organisationsgeschichte des Heeres 1890-1918, in: Friedrich
FORSTMEIER, u.a., Handbuch zur deutschen Militärgeschichte 1648-1939, Bd. 3, 159.
49
Regiment disloziert werden. In Okkupationsgebiet Bosnien und Herzegowina wurden
diese Bataillone zur Bildung von selbstständigen Gebirgsbrigaden herangezogen. 147

Tab. 5: Zusammensetzung der Infanterieregimenter 1867 bis 1895


Anzahl der Anzahl der Friedensstand
Zeitraum Bataillone im Kompanien im (erhöhter Kriegsstand
Frieden/Krieg Frieden/ im Krieg Friedensstand)
1867-1869 6 26 2.901 6.146
1869-1882 5/6 20/25 1.854 6.081
1882-1895 4/5 16/20 1.495 4.981
1895* 4 16 1.677 (1.821) ca. 4000
*Seit 1895 erfolgte die Aufstellung von Marschbataillonen im Ergänzungsbezirk. Die Reservebataillone wurden aufgelöst.
Quelle: W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. I, Beilage 2 zur Seite 35.

b. Die Kavallerie
Nach 1866 musste die Aufgabe der Kavallerie neu definiert werden. Die
erhöhte Feuerkraft der Linieninfanterie und der Artillerie machten
Kavalleriefrontalangriffe undurchführbar, auch wenn einige Kommandeure diese
weiterhin für schlacht-entscheidend hielten.148 Die neue Hauptaufgabe der Kavallerie
in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sollte die Aufklärung sein. Die Reiterei
wurde so zum „Auge des Heeres“. Daneben sollte sie zu raschen, kommandoartigen
Vorstößen hinter die feindlichen Linien genutzt werden.149
In der österreichisch- ungarischen Armee hatte sie zu allererst die Aufgabe
solche Vorstöße von russischen Kavallerieverbänden nach Galizien zu unterbinden
und so den geregelten Aufmarsch der Infanterie und Artillerie zu decken. Während
für die Aufklärung und kleinere Vorstöße geringere Truppengrößen vorteilhaft
erschienen, mussten zur Abwehr der großen russischen Kavallerieeinheiten größere
Verbände aufgestellt werden.150
Zwischen 1867 und 1869 wurde die Strukturierung der Kavallerie reformiert.
Die Unterscheidung zwischen leichter und schwerer Kavallerie wurde obsolet, und
die Bewaffnung und Beschlagung wurden vereinheitlicht. Die zwölf
Kürassierregimenter á fünf Eskadronen wurden in Dragonerregimenter umgewandelt

147
Mario Christian ORTNER, Österreichische Truppen für den Gebirgskrieg, in: Hermann
HINTERSTOISSER/ Mario Christian ORTNER/ Erwin A. SCHMIDL (Hgg.), Die k.k. Landwehr
Gebirgstruppen. Geschichte, Uniformierung und Ausrüstung der österreichischen Gebirgstruppen von
1906 bis 1918, Wien 2006, 16ff.
148
Vgl. STORZ, Kriegsbild und Rüstung, 269-284.
149
EBD., 269.
150
W AGNER, Armee-Gliederung, 436.
50
und erhielten eine sechste Eskadron. Die Kavalleriewaffe der Monarchie bestand
nach einigen Veränderungen 1874 aus 41 Regimentern (14 Dragoner-, 16 Husaren-
und 11 Ulanenregimenter) mit jeweils zwei Divisionen zu je drei Eskadronen. Die
geplante Aufstellung eines 15. Dragonerregiments konnte erst 1891 erfolgen.151 Die
Kavallerieregimenter rekrutierten sich aus mehreren benachbarten
Infanterieergänzungsbezirken. Jedes Regiment verfügte über einen eigenen
Pionierzug zur Zerstörung und Wiederherstellung von Eisenbahnlinien.152
1881 wurde beschlossen, sieben Kavallerieregimenter in vier Kavallerie-
Truppendivisionen zusammenzufassen. Diese Einheiten sollten vor allem bei der
Verteidigung der Aufmarschgebiete in Galizien den Frontdienst verrichten. In
Friedenszeiten waren nur zwei provisorisch in Galizien vorhanden. Bis 1913 erhöhte
sich die Zahl der aufgestellten Kavallerie-Truppendivisionen auf sieben. 153 Korps,
denen keine eigene Kavallerietruppendivision unterstellt waren, erhielten
Kavalleriebrigaden, teilweise auch nur einzelne Regimenter zu Aufklärungszwecken
154
zugewiesen. Außerdem waren Landwehr-Kavalleriebrigaden zum
Aufklärungsdienst bei den Korps vorgesehen. 155
Weil die Kosten der Pferdebeschaffung und -erhaltung hoch waren, wurde der
Friedensstand der Kavallerie möglichst gering gehalten. Auch bei der Aufstellung des
Ersatzkaders wurde an Personal und damit an Kosten gespart. Zugleich musste
1911 die Zahl der Eskadronen je Kavalleriedivision von drei auf zwei gekürzt
156
werden. Die Zuweisung von Maschinengewehrabteilungen erfolgte bei der
Kavallerie zögerlicher als bei der Infanterie. Bis 1909 wurden insgesamt acht
Kavallerie- Maschinengewehrabteilungen zu je vier Gewehren aufgestellt, die im
Mobilisierungsfalle die Kader für die Maschinengewehrabteilungen bei den
Kavallerieverbänden bilden sollten.157

c. Die Artillerie
Die Artilleriewaffe der Monarchie galt 1866 noch als eine der modernsten der
Welt. Im Zuge der Neuordnung der k. k. Armee entstand 1869 das Technisch-

151
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht Bd. I, 21ff.
152
W AGNER, Armee-Gliederung, 436.
153
SEIDLS KLEINES ARMEESCHEMA. DISLOKATION UND EINTEILUNG DES K. U. K. HEERES, DER K. U. K.
KRIEGSMARINE, DER K. K. LANDWEHR UND DER KÖNIGLICH UNGARISCHEN LANDWEHR 1914, W IEN 1914, 41ff.
154
EBD., 43f.
155
W AGNER, Armee-Gliederung, 437.
156
EBD., 438.
157
EBD., 439.
51
Administrative Militärkomitee mit den Sektionen für Artillerie, Geniewesen, Intendanz
und Technologie. Dieses Komitee förderte die militärtechnischen Wissenschaften
und ihre Verbreitung in Armeekreisen.158
Die selbstständigen General- und Militärkommanden erhielten eigene leitende
Offiziere für ihre Artillerie, die bei militärtechnischen Fragen als Hilfsorgan des
Generalstabes der Einheiten zu dienen hatten. Diese Artilleriedirektoren bzw. -chefs
(je nach Größe der Einheiten) sollten im Krieg die Nachschuborganisation für die
kämpfenden Artillerieeinheiten organisieren.159
Im Zuge der Heeresreform 1883 wurde die taktische Gliederung der Artillerie
in den Jahren 1882 und 1885 neu geordnet. Die Korpsartillerieregimenter wurden zu
Artilleriebrigaden mit eigenem Kommandostab zusammengefasst. Dieser übernahm
die Aufgaben der ehemaligen Artilleriedirektoren. Der Brigadier zog jedoch im
Einsatzfalle mit seiner Einheit zu Felde, während seine organisatorischen Aufgaben
bei den Territorialbehörden von einem Hauptmann erledigt wurden.160 Damit wurde
die Friedensgliederung der Artilleriewaffe schon sehr früh an die Kriegsgliederung
angepasst. Neben der Festungsartillerie entwickelte sich eine Spezialisierung in
Richtung Gebirgsartillerie. So entstanden 1910 drei selbstständige Schießschulen für
die Feld-, Gebirgs- und Festungsartillerie.161
Die Festungsartillerie war in den größeren Befestigungsanlagen an den
Landesgrenzen und in den Kriegshäfen eingesetzt. Ihre Einheiten verfügten vor
allem über schwere unbewegliche Geschütze und waren den
Festungskommandanten unterstellt. Der Kommandeur der Festungsartillerieeinheiten
diente dem Festungskommandanten als Hilfsorgan. Die Feldartillerie wurde
gemeinsam mit den Infanterie- und Kavallerieeinheiten eingesetzt. Sie waren in
selbstständigen Einheiten organisiert und von einem eigenen Kommandanten
befehligt, der dem übergeordneten Infanterie-/Kavallerieverbandskommandant
unterstellt war. Kavallerieeinheiten wurden meist durch Kavalleriebatterien
unterstützt. Infanterie- und Jägertruppen, die für den Kampf im Gebirge vorgesehen
waren, erhielten spezielle Gebirgsartillerieeinheiten zur Unterstützung. Diese waren

158
ORTNER, Artillerie, 24f.
159
W AGNER, Armee-Gliederung, 440.
160
ORTNER, Artillerie, 44ff.
161
W AGNER, Armee-Gliederung, 441.
52
mit weniger schweren Geschützen ausgerüstet, die meist über einen größeren
Feuerwinkel verfügten.162
Die Umstrukturierungen der Feldartillerie hatte das Ziel, die Feuerkraft der
Einheiten zu verbessern und gleichzeitig die taktische Zusammenarbeit mit der
Kavallerie und Infanterie zu optimieren. Dazu musste die Gliederung der Artillerie an
jene der Kavallerie und vor allem der Infanterie angepasst werden.163
So kam es 1867 zur Unterscheidung von Feld- und Festungsartillerie.
Anschließend wurden die Feldartillerieeinheiten bei den Truppendivisionen der
Armee gebündelt, anstatt wie zuvor bei den Brigaden. Ziel dieser Konzentration war
eine bessere Koordination der Artillerieeinsätze. Außerdem erhielt die
Truppendivision die Aufgabe, einen eigenen Munitionspark mit Munitionskolonnen zu
erhalten. Dadurch sollte die Nachschubzufuhr zu den Batterien im Gefecht
verbessert werden. Denn im Krieg von 1866 waren die großen Munitionsparks der
Korps und der Armeen oft mit der Nachschubversorgung überfordert. 164 Bis 1914
gelang es die Quantität der Artillerie erheblich zu verbessern. Die Qualität und das
Alter der Geschütze war allerdings unterschiedlich. Vor Ausbruch des Ersten
Weltkrieges bestanden 42 Feldkanonen- und 14 Feldhaubitzenregimenter zur
Unterstützung der Infanterie. Daneben wurden zehn Gebirgsartillerieregimenter für
den Gebirgskrieg und neun reitendende Artilleriedivisionen zur gemeinsamen
Verwendung mit der Kavallerie aufgestellt. Außerdem existierten noch stationäre
Artillerieverbände für den Festungskampf, sowie schwere
165
Belagerungsartillerieeinheiten (siehe Tab. 6).
Tab. 6: Die Artilleriewaffe der k. u. k. Armee 1914
Name Anzahl der Batterien jeder Einheit Anmerkungen
42 Feldkanonenregimenter 5 bzw 4. 8 FKR gaben je eine Batt.
an eine Ldw.-FKDiv ab
14 Feldhaubitzenregimenter 4
10 Gebirgsartillerieregimenter 4 Kanonen- und 2 Haubitz-Batt
1 Gebirgskanonen-Division 2 Dalmatien
6 Festungsartillerie-Regimenter
8 Festungsartillerie-Bataillone
9 Reitende Artillerie-Divisionen 3
14 schwere Haubitz-Divisionen 2

Quelle: ORTNER, Artillerie, 304.

162
ORTNER, Artillerie, 47-51.
163
W AGNER, Armee-Gliederung, 442f.
164
EBD., 443.
165
ORTNER, Artillerie, 304.
53
d. Die Genietruppe und das militärische Bauwesen
Kurzfristig wurde 1866 dem General-Genieinspektor das k. k. Pionierregiment
unterstellt. Damit sollten alle technischen Truppen der Armee unter einem
Kommando zusammengefasst werden. Diese Zusammenlegung wurde aber zwei
Jahre später wieder aufgehoben. Die Genietruppen verloren ihre Zuständigkeit für
die nichtfortifikatorische Bautätigkeit der Armee. Zur Erfüllung dieser Aufgaben wurde
die Behörde „Militärbauwesen“ geschaffen. Durch die Beschränkung auf
kriegstechnische Bauten sollte die Geniewaffe von nichtmilitärischen
organisatorischen Aufgaben entlastet und ihre Effizienz gesteigert werden. 166
Zugleich wurde der Generalgenieinspektor zu einem Hilfsorgan des
Kriegsministeriums herabgestuft. Er durfte selbstständig keine Befehle mehr erteilen,
war aber weiterhin für die Inspektion der Geniewaffe, der Festungswerke und der
technischen Bildungsanstalten, sowie für die Beförderung der Offiziere zuständig. 167
Neben ihrer Aufgabe beim Festungsbau fiel die Geniewaffe auch bei der
Armee im Felde zunehmend eine bedeutende Funktion zu. Zur Erfüllung der
Aufgaben beim Heer wurde der „Geniestab“ gebildet, der die Leitung des
Geniewesens bei den zuständigen Behörden und Territorialkommanden übernahm.
In diesem Stab wurden ausschließlich Offiziere mit einem höheren Rang als
Hauptmann und mit einschlägiger Erfahrung aufgenommen. Dieser Stab war im
Frieden für die Planung und Erforschung, im Krieg für die Leitung der
bautechnischen Arbeiten bei der Armee im Einsatz zuständig. Bei den unabhängigen
168
Territorialbehörden waren eigene Geniechefs zugeteilt. Bei den
Militärgeneralkommanden hatten diese einen Generalsrang inne. In den
bedeutenderen befestigten Plätzen waren Geniedirektoren für das militärtechnische
Bauwesen verantwortlich. In unbedeutenderen Festungsorten, sowie anderen
Militärgarnisonen übernahmen Militär-Bauverwaltungsoffiziere diese Aufgaben. Bis
1877 wurde der gesamte militärische Baudienst der Genietruppe zugewiesen. Dafür
wurde die Verwaltung an jene Truppenkörper übergeben, welche die Gebäude
nutzten. Zu diesem Zwecke wurden eigene Militärbaurechnungsbeamte in Dienst
gestellt.169 Im Kriegsfall sollte jeder Truppendivision zumindest eine Geniekompanie
und jeder Armeereserve ein Geniebataillon zugewiesen werden können. Weil auch

166
W AGNER, Armee-Gliederung, 452f.
167
LÖW, Organisation der Wehrkräfte, 77.
168
LÖW, Organisation der Wehrkräfte, 77ff.
169
EBD., 79f.
54
noch die Befestigungsanlagen Geniepersonal benötigten, wurde der Stand der
Geniewaffe erhöht. Die Genietruppe gliederte sich bis 1883 in zwei Regimentern mit
fünf Bataillonen zu je vier Kompanien. Zusätzlich wurden die Kader für je vier
Reservekompanien aufgestellt, welche direkt den Regimentern unterstanden. Auch
verfügten beide Genieregimenter über je ein Ergänzungsbataillon zu fünf
Kompanien.170
Bei der Armeereform des Jahres 1883 wurde die Organisation der Geniewaffe
an jene des Heeres angeglichen. Größere Änderungen blieben aus. Jedes der 15
Territorialkommanden erhielt einen eigenen Geniechef. Die Ergänzungsbataillone
der beiden Genieregimenter wurden in Ersatzbataillone umbenannt und sechs der
acht Reservekompanien aufgelöst. Damit erhielt nur mehr je eine Truppendivision
eines jeden Korps im Kriegsfalle eine eigene Geniekompanie.171 Nach Auffassung
des österreichischen Generalstabes sollten die künftigen Kriege weniger durch
Festungskampf, sondern vielmehr durch Bewegungskrieg im offenen Gelände
bestimmt werden. Dadurch ergab sich eine Verringerung des Bedarfs an
Geniesoldaten in Festungen. Bei den Armeen im Felde erwartete die Heeresführung
einen erhöhten Bedarf an technischen Truppen. Daher wurde 1894 die Geniewaffe
mit der Pioniertruppe fusioniert. 172 Die oberste Bauleitung stand weiterhin dem
Reichskriegsministerium zu. Als Hilfsorgane unterstanden diesem ein General-
Genieinspektor und ein General-Bauinspektor. Die Aufgaben des Geniestabes
wurden auf die militärtechnischen Bauvorhaben in Friedenszeiten reduziert. Den
Territorialkommanden waren eigene Geniedirektionen zugewiesen, welche die
Arbeiten an den Reichsbefestigungen leiteten. Die Genieregimenter wurden
aufgelassen und in die neu geschaffenen 15 k. u. k. Pionierregimenter integriert.173
Mit dem Jahre 1910 wurden Korps keine eigenen Genieoffiziere zugeteilt, und die
Geniechefposten bei den operierenden Armeen sowie den
Armeeetappenkommanden (ehemals Armeekommanden) entfielen. An ihre Stelle
traten Befestigungsreferenten. Aus Mangel an Genieoffizieren wurden sie bei

170
W AGNER, Armee-Gliederung, 454f.
171
EBD., 456.
172
EBD., 457.
173
W AGNER, Armee-Gliederung, 458.
55
einfachen technischen Tätigkeiten im Festungsdienst durch
Fortifikationshilfspersonal ersetzt.174

e. Die Pionier- und Sappeurtruppe


Das k. k. Pionierkorps wurde 1867 in ein Pionierregiment mit fünf
Feldbataillonen zu je vier Kompanien umgewandelt. 175 Im Mobilisierungsfalle sollte
jedes Bataillon eine Depotkompanie zur Ausbildung der Rekruten formieren. Geplant
war, die fünf Depotkompanien zu einem Depotbataillon zusammenzufassen.
Zusätzlich sollte jedes Bataillon eine Reservekompanie, die für die Schaffung von
176
Flussübergängen im Hinterland zuständig waren, aufstellen. Die Aufgaben der
Pioniere im Felde bestanden neben der Flussüberquerung aus der Unterstützung der
anderen Waffengattungen bei der Errichtung von Feldlagern und Schanzwerken. Seit
177
1867 kam der Telegraphendienst hinzu. Mit 1867 wurden die Kader der
Reservekompanien bereits in Friedenzeiten aufgestellt.178
Nach der Zusammenlegung der Pioniere mit dem Geniestab 1883 wurden die
Pioniere vollkommen neu gegliedert. Statt wie bisher ein Pionierregiment
aufzustellen, wurden 15 Pionierbataillone neu geschaffen. Dafür wurden die
Aufgaben und ein Großteil des Personals der Geniewaffe von ihnen übernommen.
Der neue Aufgabenbereich erstreckte sich von ursprünglichen gefechtsdienstlichen
Pionierpflichten wie Flussüberquerungen und Errichtung von Schanzwerk bis hin zur
Pflege und zum Ausbau der Befestigungsanlagen. Hinzu kamen das Räumen von
Hindernissen und Sperren, der Minendienst sowie das Sprengen von Brücken und
Eisenbahnlinien. Beim Eisenbahnbau wurden Pioniere ebenfalls teilweise zur
Mitwirkung herangezogen.179
Die 15 Pionierbataillone wurden auf die 15 Korps aufgeteilt und sollten aus
den betreffenden Territorialbezirken heraus ergänzt werden. Jedes Bataillon bestand
im Frieden aus fünf Kompanien. Im Kriegsfalle stellte die fünfte Kompanie zwei
weitere auf. Die Inspektion der neu strukturierten Pioniertruppe übernahm der
Generalpionierinspektor.180

174
W AGNER, Armee-Gliederung, 459f.
175
MÜLLER-ELBLEIN, Pioniertruppe, 256.
176
LÖW, Organisation der Wehrkräfte, 81f.
177
W AGNER, Armee-Gliederung, 461.
178
EBD.,461f.
179
W AGNER, Armee-Gliederung, 463.
180
EBD., 464.
56
Aufgrund des vielseitigen Einsatzes der Pioniere stellte sich die Schaffung
einer einheitlichen Ausbildung als schwierig heraus. Ziel der Überlegungen der
Armeeführung war die Schaffung eines „Einheitspionieres“, der in allen Bereichen
des technischen Dienstes eingesetzt werden konnte. Der russisch-japanische Krieg
von 1904/ 05 zeigte eine Zunahme der Bedeutung von starken Befestigungsanlagen
und Minen in der Kriegsführung. Ebenso wichtig wurde ihre Aufgaben für das rasche
Vorrücken von Truppenverbänden.181 Aus diesen Erfahrungen heraus wurde die Idee
des „Einheitspioniers“ aufgegeben. Stattdessen teilte man die technischen Truppen
1912 wieder in zwei Gruppen auf. Die Pioniere übernahmen sämtliche
Wasserüberquerungsaufgaben, sowie die Feldbefestigungen, kleinere Sprengungen
und Wegearbeiten. Den neu geschaffenen Sappeuren fiel der Dienst an den
Festungen zu. Dazu gehörten einerseits Arbeiten an den defensiven
Befestigungsanlagen, sowie militärtechnische Aufgaben bei der Eroberung
feindlicher Festungswerke. Zusätzlich konnten sie für infrastrukturelle
Baumaßnahmen im Hinterland herangezogen werden. Als oberstes Inspektionsorgan
für die Sappeure wurde der Posten des General-Sappeurinspektors geschaffen.182
Die Pioniere gliederten sich im Frieden in acht Pionierbataillone zu je vier
Kompanien. Im Kriegsfall wurde eine fünfte Kompanie aus dem
Ersatzkompaniekader gebildet. Daneben gab es noch das Brückenbataillon mit zwei
Kompanien und die Flussminenkompanie. Im Mobilisierungsfall konnte die Zahl
dieser beiden Spezialkompanien verdoppelt werden. Die Sappeurwaffe gliederte sich
in 13 Bataillone zu drei Kompanien und einem Bataillon zu vier Kompanien. Im
Kriegsfall wurden alle Sappeurbataillone mit sechs Kompanien aufgestellt. 183 Jedem
Korps wurde im Mobilisierungsfall ein Sappeurbataillon zugewiesen. Die
Pionierbataillone wurden dort eingesetzt, wo es verstärkten Bedarf an
Flussüberquerungen gab.184

f. Die Eisenbahn- und Telegraphentruppen


Bereits seit 1853 stand die Anwendung des Telegraphenwesens für
militärische Zwecke in Erprobung. 1867 wurde das Amt des Feldtelegraphendirektors
als Hilfsorgan des Generalstabchefs geschaffen. Dieses wurde von einem zivilen

181
W AGNER, Armee-Gliederung, 464ff.
182
MÜLLER-ELBLEIN, Pioniertruppe, 256.
183
W AGNER, Armee-Gliederung, 466f.
184
EBD., 467.
57
Beamten des Telegraphenwesens übernommen, dem das militärische Personal
unterstellt wurde. Bei den Armeen, Korps und Truppendivisionen und
Armeeintendanzen wurden Feldtelegraphenexposituren installiert. Das militärische
Personal wurde aus den Pionier- und Stabseinheiten rekrutiert. 185 1875 wurde
schließlich für den Frieden der Posten des Generaltelegraphendirektors geschaffen.
Dieser wurde bis 1880 mit zivilen Beamten besetzt. Im Kriegsfalle war er dem
Armeeoberkommando unterstellt. Die Telegraphentruppen waren ab 1877 Teil der
mobilen Armee und militärisch organisiert, allerdings standen sie unter dem
Kommando von mobilen Zivilbeamten.186
Eine Zusammenarbeit mit dem zivilen Sektor war im Eisenbahnbereich von
entscheidender Bedeutung. Im Krieg von 1866 mussten noch zivile
Eisenbahngesellschaften Personal und Material für den Wiederaufbau von zerstörten
Eisenbahnlinien stellen. Zwar war bereits 1865 das Eisenbahnbüro als Organ des
Generalstabes gegründet worden, doch fehlten noch die taktischen Einheiten für eine
Eisenbahntruppe. 1870 wurden die ersten zehn Feldeisenbahnabteilungen für den
Mobilisierungsfall errichtet.187 Diese sollten aus 35 Zivilisten, zwei Offizieren und 65
Mann aus der Pionier- und Genietruppe bestehen. Geleitet sollten die Einheiten von
einem Eisenbahningenieur werden. Bis 1873 wurden fünf weitere Abteilungen
gebildet. Der Einsatz dieser Einheiten bei der Okkupation Bosnien und der
Herzegowina wurde positiv bewertet.188
Dies bildete die Grundlage für die Entscheidung, 1883 ein eigenen Eisenbahn-
und Telegraphenregiment zu bilden. Dieses gliederte sich im Frieden in zwei
Bataillone zu je vier Kompanien. Ein Achtel der Soldaten dieses Regiments erhielt
eine Telegraphenausbildung. Der Großteil der Mannschaften wurde hingegen bei
zivilen Eisenbahnen und der Militärbahn Banjaluka zum Eisenbahndienst
ausgebebildet. Für den Kriegsfall sollte sich das Bataillon auflösen und acht
selbstständige Eisenbahnkompanien bilden. Diese sollten die Instandsetzung bzw.
Zerstörung von Eisenbahnlinien übernehmen. Daneben wurden im Kriegsfall sechs
Feldtelegraphendirektionen und 43 Telegraphen- sowie drei

185
W AGNER, Armee-Gliederung, 467.
186
EBD., 468.
187
MÜLLER-ELBLEIN, Pioniertruppe, 256.
188
W AGNER, Armee-Gliederung, 469.
58
Gebirgstelegraphenabteilungen gebildet. Diese wurden im Mobilisierungsfall den
verschiedenen taktischen Verbänden der Kampftruppen zugewiesen.189
Neben den Eisenbahnkompanien als Feldtruppen war für den Kriegsfall ein
Apparat für die Eisenbahntransportleitung vorgesehen. Unterstellt war dieser einem
hohen Generalstabsoffizier aus der Zentralleitung für Militärtransporte, der im
Kriegsfall direkt dem Armeeoberkommando untergeordnet wurde. Auf einem
Kriegsschauplatz hatte dieser das Kommando über Linien- und
Bahnhofskommanden. Außerdem war ca. alle 450 km Bahnlinie eine
Militäreisenbahndirektion mit militärischem und technischem Personal eingerichtet.
Eine Zentralleitung für Militärtransporte auf Eisenbahnen (seit 1887
„Zentraleisenbahntransportleitung“) regelte den Verkehr auf dem Schienennetz
außerhalb der Kriegsschauplätze.190
Die Eisenbahn- und Telegraphentruppe wurde noch um einzelne Elemente
wie Festungfeldbahnabteilungen und Infanterie- und Kavallerietelegraphenpatrouillen
erweitert, doch blieb die Grundgliederung der Einheit bis 1911 erhalten. Dann wurde
die Telegraphentruppe als Telegraphenregiment unabhängig und ein zweites
Eisenbahnregiment aufgestellt. Außerdem ging man dazu über, vermehrt Soldaten
der Feldtruppen und der Festungsgarnisonen im Telegraphen- und seit 1894 auch im
Telefondienst zu schulen. 191 Insgesamt war aus der Sicht der Heeresführung die
Leistungsfähigkeit der Eisenbahn für militärische Zwecke nur bedingt
zufriedenstellend, vor allem was den Ausbau der „Alpenbahnen“ betraf. Deren
Ausbau wurde vor 1914 in „weniger betrieben, weil […] die Erhöhung der
Leistungsfähigkeit dieser schwierigen Gebirtsbahnen mit ungeheuren finanziellen
Opfern verbunden“ war.192

g. Fuhrwesen, Traintruppe und das militärische Kraftfahrwesen


Bis zur Armeereform 1868 musste das Fuhrwesenkorps der k. k. Armee nicht
nur den Nachschub in der Etappe organisieren, sondern auch die Bespannungen in
den Armee- und Armeekorpsmunitionsparks stellen. Diese Aufgabe entfiel mit der

189
W AGNER, Armee-Gliederung, 470.
190
EBD., 471.
191
EBD., 472ff.
192
Franz CONRAD VON HOETZENDORF, Aus meiner Dienstzeit 1906-1918, Bd. 3: 193 und das erste
Halbjahr 1914 (Wien u. a. 1922),773.
59
Umstrukturierung der Artillerie im Zuge der Heeresreform 1868.193 Der hohe Bedarf
an Fuhrwerken konnte im Mobilisierungsfalle nicht allein aus Armeebeständen
gedeckt werden. Vielmehr mussten zahlreiche private Fuhrwerke und Pferde
requiriert werden. Die Organisation der Transportaufgaben erledigten die
Landesfuhrwesenkommanden. Diese befehligten die Fuhrwesen-, Standes- und
Materialdepots mit dem bereits vorhandenen Fuhrwerken und Zugtieren, sowie die
Monturs- und Pferdeassentkommissionen, welche für die Requirierung von Zugtieren
und Fuhrwerken verantwortlich waren. Die besten Erfahrungen bei der Mobilisierung
1866 wurde in jenen Aufmarschgebieten gemacht, wo diese Militärbehörden vor Ort
stationiert waren. Nach Kriegsende wurden deshalb einige der kleineren Depots
aufgelassen. Durch diese Konzentration sollte jedes Generalat sein eigenes
Landesfuhrwesenkommando erhalten.194 Zur Deckung des großen Bedarfs an Zug
und Reittieren unterhielt die k. (u.) k. Armee eine Reihe von staatlichen
Pferdezuchtanstalten. Nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867
wurden diese in k. k. Zuchtanstalten der cisleithanischen Reichshälfte und k. u.
Zuchtanstalten und dem königlich-kroatisch-slawonischen Hengstdepot
unterschieden.
Nach den Neuerungen im Zuge der 1868er-Heeresreform unterteilte man das
Fuhrwesenkorps in 36 Eskadronen. Jeder Truppendivision, jedem Armeekorps und
jeder operativen Armee wurde eine eigene Feldeskadron zugeteilt. Die Eskadronen
wurden von Rittmeistern befehligt und gliederten sich in je drei bis sechs Züge und
einem Reservezug für den Mobilisierungsfall. Die Fuhrwesenstandesdepots wurden
in Fuhrwesendepoteskadronen umbenannt und fungierten als Ergänzungsdepots für
die Armeekorps und die Armeen. Daneben sollten im Kriegsfalle weitere
Feldeskadronen für die Reservetruppendivisionen, Reservekorps und
Brückenequipagen aus den Depoteskadronen gebildet werden. Außerdem sollten
einige Depots im Bedarfsfall auch Tragtiereskadronen für den Gebirgskampf
aufstellen. Analog zu den anderen Hilfsorganen des Kriegsministeriums wurde der
Fuhrwesenkorpskommandant in Generalfuhrweseninspektor umbenannt. Ein
Großteil seiner Aufgaben wurde vom Ministerium übernommen.195

193
W AGNER, Armee-Gliederung, 479.
194
LÖW, Organisation der Wehrkräfte, 93ff.
195
W AGNER, Armee-Gliederung, 91-96.
60
Die nächste grundlegende Reform im Fuhrwesen der k. k. Armee erfolgte
nach der Okkupation Bosniens und der Herzegowina. 1880 erhielt das militärische
Fuhrwesen die Oberbezeichnung „Traintruppe“ und wurde in drei Regimenter
unterteilt (Sitze: Wien, Prag und Budapest). Durch diese Änderung sollte der
militärische Geist der Einheiten betont werden. Außerdem wurde versucht, die
Organisation der Traintruppe nach Vorbild der Artillerie an die Heeresorganisation
anzupassen. Die Trainregimenter gliederten sich in dreizehn Divisionen (bis 1914 auf
16 ausgedehnt), wobei ein jedes vier oder fünf Divisionen umfasste. Für die Stäbe
der Infanterie- und Kavallerie-Truppendivisionen, Korpshauptquartiere,
Armeehauptquartiere und Armee- Generalkommanden, sowie für das
Armeeoberkommando waren im Kriegsfalle je eine Eskadron vorgesehen. Weitere
zehn Eskadronen wurden für die Kriegsbrückenequipagen herangezogen. Von den
196
20 geplanten Gebirgsekadronen waren vorerst nur vier einsatzbereit.
In der weiteren Folge wurde die Organisation der Traintruppe an jene des
Heeres angepasst. Doch musste aufgrund finanzieller Engpässe auf eine
umfassende Aufstockung von Personal und Fuhrwerken verzichtet werden. Eine
Ausnahme bildete das Okkupationsgebiet, in welchem die 15. Traindivision
197
stationiert wurde. 1910 wurde der Regimentsverband in der Traintruppe
aufgehoben. Diese wurden selbstständig, und der General- Traininspektor erhielt
mehr Personal für die zusätzlichen Inspektionsaufgaben, welche er nach Auflösung
der Regimentsstäbe zugewiesen bekam. 1910 verfügte die Traintruppe über 89
Train- und 20 Gebirgstraineskadronen. Daneben waren bereits 14
Trainbegleiteskadronen zur Errichtung von flüchtigen Feldbahnen aufgestellt.198
Seit 1898 hatte die k. u. k. Armee Lastkraftwägen in Dienst gestellt. Zuerst
wurden sie probeweise bei Manövern, auf Artillerieschießständen und bei
militärischen Produktionsbetrieben eingesetzt.199 Im Kriegsfalle sollten sie vor allem
zum Nachschubtransport eingesetzt werden, da sie effizienter waren als
200
Pferdetrains. Weil die Anschaffung einer großen Zahl an Lastkraftwägen der k. u.
k. Armee zu teuer erschien, wurden Privatpersonen beim Kauf von Lastkraftwägen

196
W AGNER, Armee-Gliederung, 480f.
197
EBD., 483.
198
EBD.
199
SCHIMON, Österreich-Ungarns Kraftfahrformationen, 219.
200
SCHIMON, Österreich-Ungarns Kraftfahrformationen, 25f.
61
subventioniert. 201 Dafür mussten sie diese für eine bestimmte Zeit für militärische
Übungen zur Verfügung stellen. Bis 1914 entstanden eigene
Zugwagendetachements und Artillerieautokader, sowie eine eigene Militär-
202
Autoreperaturwerkstätte in Klosterneuburg. Neben Lastkraftwägen waren vor
allem Zugmaschinen für die schweren Mörser-Geschütze von Bedeutung. Außerdem
waren einige Personenkraftwägen für Ordonanz- und Postverkehr sowie
Spezialfahrzeuge und Werkstättenwägen vorhanden. Bei Kriegsbeginn umfasste der
motorisierte Fuhrpark der k. u. k. Armee 63 Personenkraftwägen, 35 Lastkraftwägen
(bis zu fünf Tonnen Zuglast), 334 Lastzüge (bis zehn Tonnen), 50 Anhänger, 66
Zugwagen, zwölf Seilwindewägen, 20 Spezialfahrzeuge und 21 Werkstättenzüge.203
Die Pläne für den Fronteinsatz von gepanzerten Kraftwägen wurden von der k. u. k.
Armeeführung vor dem Ersten Weltkrieg abgelehnt, obwohl die Firma Daimler bereits
1903 den ersten vierrädrigen Panzerkampfwagen vorstellte. Kaiser Franz Joseph
brachte dem Fahrzeug bei den Kaisermanövern 1906 größtes Missfallen entgegen.
An der Skepsis gegenüber dem motorbetriebenen gepanzerten Fahrzeug hielt man
fest. 1912 wurde ein geländetauglicher Räderraupenpanzerkampfwagen vom
technischen Militärkomitee abgelehnt.204

h. Das Flugwesen
Ballons wurden erstmals 1849 zur Aufklärung und Bombardierung von
Stellungen bei der Belagerung von Venedig eingesetzt. 1866 wurde zur Verteidigung
Wiens gegen den bevorstehenden preußischen Angriff eine Luftschiffertruppe zur
Ballonbeobachtung aufgestellt. Diese kam jedoch nicht zum Einsatz. Das Interesse
an Ballonen zur taktischen Aufklärung und Artilleriefeuerleitung stieg mit der
Artillerieaufrüstung in den 1890er Jahren. 1895 kam es zur Aufstellung von zwei
Festungsballonabteilungen in Przemyśl und Krakau. Durch die Verwendung von
Wasserstoff aus tragbaren Behältern zur Ballonfüllung wurde das Aufstellen von
beweglichen Feldballonabteilungen möglich. Nach der Entwicklung von Motorfliegern
wurden diese Einheiten 1913 wieder aufgelöst.205

201
W AGNER, Armee-Gliederung, 475.
202
SCHIMON, Österreich-Ungarns Kraftfahrformationen, 36-49.
203
W AGNER, Armee-Gliederung, 475f.
204
EBD., 475.
205
Wagner, Armee-Gliederung, 476f.
62
Das Kriegsministerium und das Militärkomitee standen dem Ankauf von
Lenkluftschiffen anfangs skeptisch gegenüber. Dagegen forderte Generalstabschef
Conrad von Hötzendorf, der das „langsame Tempo in der Entwicklung des
Luftfahrwesens“ bemängelte und die „Dringlichkeit der Anschaffung von Aeroplanen“
für die strategische Aufklärung drängte sowie die strategische und taktische
Bombardierung des Feindes forderte, 206 wurde erst 1909 das erste dieser Schiffe
angekauft. Insgesamt erwarb die k. u. k. Armee bis 1914 vier Luftschiffe, wobei eines
bei einem Unfall noch vor Kriegsbeginn zerstört wurde. Die schnelle Entwicklung des
Motorflugwesens machte die weitere Anschaffung von Luftschiffen aus Sicht der
obersten Heeresführung obsolet. 207 Die Begeisterung für das Flugzeug war in
militärischen Kreisen in Österreich von Beginn an hoch. Bereits vor 1907 waren
Offiziere der k. u. k. Armee privat zu Piloten ausgebildet worden. Im Mai 1911 wurde
der erste „Fliegerkurs“ durch die „k. u. k. Militäraeronautische Anstalt“ durchgeführt,
und im August desselben Jahres flogen die „k. u. k. Feldpiloten“ die ersten
Aufklärungsflüge bei Manövern.208 Durch finanzielle Zuwendungen und Pioniergeist
machte das Flugzeugwesen in den letzten drei Jahren vor dem Ersten Weltkrieg
große Fortschritte.209
Generalstabschef Conrad plante im September 1911 für einen Kriegsfall mit
der Aufstellung von 40 Lufteinheiten mit insgesamt 200 Flugzeugen. Im nicht
mobilisierten Zustand sollte die k. u. k. Armee 15 Flugparks neu errichten.
Gleichzeitig wurde in den Jahren 1912 und 1913 die Ausbildung von Feldpiloten
forciert. Die Zahl der Feldpiloten verdoppelte sich von 57 im Jahr 1912 auf 114 im
Juli 1914. Zu Kriegsbeginn waren außerdem 28 Luftschiff- und 106 Freiballonführer
einsatzbereit. 210 Die von Conrad geforderte Zahl an einsatzfähigen Flugzeugen
konnte zu Kriegsbeginn 1914 jedoch nicht erreicht werden, allerdings verfügte die k.
u. k. Armee in den ersten Kriegswochen über 48 Einsatz- und 27 Schulflugzeuge. Bei
der k. u. k. Kriegsmarine waren weitere fünf Einsatzflugzeuge und 17 Schulflugzeuge
vorhanden.211

206
Franz CONRAD VON HOETZENDORF, Aus meiner Dienstzeit 1906-1918, Bd. 2: 1910-1912. Die Zeit
des libyschen Krieges bis Ende 1912 (Wien u. a. 1922), 47.
207
EBD., 477f.
208
PETER, Luftfahrt II, 415.
209
EBD., 416.
210
EBD., 415.
211
PETER, Luftfahrt II, 415.
63
4. Die Hilfstruppen, Militärische Anstalten und Befestigungsanlagen

a. Das Sanitätswesen
Nach dem Beitritt Österreichs zur Genfer Konvention im Juli 1866 und der
Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht 1868 wurde das Sanitätswesen 1869/70 neu
organisiert. Sämtliche Militärärzte wurden im militärärztlichen Offizierskorps
zusammengefasst. An dessen Spitze stand ein Generalstabsarzt, der für die
Inspektion des gesamten Korps verantwortlich war. Gleichzeitig fungierte er als Chef
des Militär-Sanitätskomitees, das aus acht bis zwölf Militärärzten bestand. Dieses
Komitee war für die Erstellung von Reglements, Fortbildung, Beurteilung der Hygiene
und statistische Erfassung im Bereich des Sanitätswesens zuständig.212
Die Pflege der militärischen Patienten wurde von der Sanitätstruppe erledigt.
Zu ihnen zählten das militärische Personal in den Sanitätsabteilungen, sowie die
Blessiertenträger bei den Feldkompanien. Die Mitglieder der Sanitätsabteilungen
leisteten ihren Dienst zu Friedenszeiten in den Garnisonsspitälern (siehe Tab. 7). Im
Krieg sollten sie vor allem in Frontnähe eingesetzt werden. 213 Am Vorabend des
Ersten Weltkriegs glaubte die k. u. k. Militärärzteschaft an die Prämisse, dass eine
rasche und hochwertige Verwundetenversorgung die Heilungschancen erhöhe und
die Heilungsdauer entscheidend verkürze. Daher wurden erhebliche Anstrengungen
unternommen, die Feldeinheiten mit Ausrüstung für frontnahe Verwundeten-
versorgungsplätze auszustatten. Problematisch dabei blieb der Engpass an
Militärärzten, der auch durch Vergabe von Stipendien nicht behoben werden
konnte.214 Daneben erhöhte man die Zahl an Blessiertenträgern in den Einheiten und
bildete Sanitätsunteroffiziere in den Kampfeinheiten aus, die eine erste medizinische
Versorgung an der Front durchführen sollten.215 Neben den großen Verbandsplätzen
hinter der Front schuf man Versorgungsstellen für Leichtverwundete, die eine rasche
Rückkehr der kampffähigen Soldaten zu ihren Einheiten gewährleisten sollten. Die
großen Verbandsplätze wurden mit Krankentransporteinheiten ausgestattet, welche
die transportfähigen Verwundeten von der Front ins Hinterland zu transportieren
hatten. 216

212
W AGNER, Armee-Gliederung, 525f.
213
LÖW, Organisation der Wehrkräfte, 86f.
214
W AGNER, Armee-Gliederung, 529f.
215
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. I, 58.
216
W AGNER, Armee-Gliederung, 530f.
64
Tab. 7: Die militärischen Sanitätseinrichtungen im Dezember 1912
27 Garnisonsspitäler: Wien (2), Przemyśl, Linz, Brünn, Olmütz, Graz, Laibach, Triest, Innsbruck,
Prag, Josephstadt, Theresienstadt, Lemberg, Krakau, Budapest (2), Komárom, Pozsony, Kassa,
Temesvár, Nagyszeben, Agram, Ragusa, Sarajevo, Mostar, Baden

12 Garnisonsapotheken: Arad, Cattaro, Czernowitz, Esseg, Gyualafehérvár, Jaroslau, klagenfurt,


Kolozvár, Nagyszombat, Nagyvárad, Peterwardein, Stanislau

11 Militär-Badeheilanstalten: Baden, Badgastein, Carlsbad, Franzensbad, Herkulesfürdő bei


Mehádia, hofgastein, Lipik, Pöstyén, Schönau bei Teplitz in Böhmen, Topusko, Trencsén-Teplitz

4 Militärinvalidenhäuser: Wien, Prag, Nagyszombat, Lemberg

Quelle: MILITÄRSCHEMATISMUS 1913.

Private Organisationen zur Versorgung von Verwundeten, wie etwa das Rote
Kreuz und der Deutsche Orden, wurden im Laufe der Jahre aus der frontnahen
Arbeit (insbesondere dem Verwundetentransport) zurückgezogen. Dafür entfiel auf
sie zu Kriegszeiten verstärkt die Pflege der Patienten im Hinterland und den
frontfernen Garnisonsspitälern.217

b. Militärische Bildungsanstalten
Als eine der Ursachen für die Niederlage der k. k. Armee gegen die Preußen
1866 galt in den österreichischen Führungskreisen die schlechtere Ausbildung der
Mannschaften im Vergleich zu ihren preußischen Kontrahenten. Im Zuge der
Heeresreform von 1868 wurden bis 1871 sämtliche Unter- und
Obererziehungshäuser, Schulkompanien, Kadetteninstitute und das
Militärlehrerinstitut aufgelöst. Die Kinder von Offizieren wurden nun in öffentlichen
Schulen oder von Privatlehrern unterrichtet. 218 Als Vorbereitung für die Wiener
Neustädter Militärakademie wurde 1870 das Militärkollegium in St. Pölten gegründet.
Die Technische Militärakademie in Wien wurde 1869 durch die Zusammenlegung
von Artillerie- und Genieakademie gebildet. Aus böhmischen, mährischen und
galizischen Artillerie-Schulkompanien entstand 1869 die Militärtechnische Schule in
Mährisch-Weißkirchen. Diese galt als Vorbereitungsschule für angehende Kadetten
der Technischen Militärakademie und für die Artilleriekadettenschulen bei den
Truppen. An der Militärakademie in Wiener Neustadt wurde der Unterricht

217
W AGNER, Armee-Gliederung, 530f.
218
EBD, 496.
65
modernisiert. Die Kadetten wurden verstärkt in nicht militärischen Fächern geschult
und zu ihrer Ausbildung kam die Vorbereitung auf Generalstabsarbeit hinzu. 219
Seit der Militärbildungsreform des Jahres 1874 konnte man auf zweierlei Art
die Laufbahn eines Berufsoffiziers anstreben. Nach dem Besuch einer Militär-
Unterrealschule musste man entweder eine Kadettenschule besuchen oder eine
Militär-Oberrealschule und anschließend eine Militärakademie. Der erste Weg endete
mit dem Dienstgrad „Kadett-Stellvertreter“ (bzw. seit 1908 „Fähnrich“).
Nach der Absolvierung einer Militärakademie wurde man als Leutnant zum
Truppendienst ausgemustert. 220 Zur Weiterbildung an den technischen Waffen
wurden der Artillerie- und der Geniekurs geschaffen. Bis 1896 wurde ein
Artillerieschießkurs vier- bis sechswöchig im Sommer abgehalten. Von 1896 an
wurde das Angebot an Schießkursen in den Artillerieschießschulabteilungen
erweitert und 1910 die Feld- sowie die Festungs- Artillerieschießschule
eingerichtet.221
Die Kriegsschule hatte bis 1866 als Kaderschmiede für den Generalstab
gegolten. Nach durchgeführter Reform sollte sie nach 1868 als Hochschule für die
gesamte Armee dienen. Seit 1887 wurden auch Landwehr-Offiziere in die
Kriegsschule aufgenommen.222 Daneben wurden 1870 der Zentrale-Infanterie-Kurs,
der Zentrale-Kavallerie-Kurs und der Zentrale-Artillerie-Equitations-Kurs eingeführt.
Außerdem entstand in Bruck an der Mur die Armee-Schützenschule, welche die
Soldaten in der Handhabung des Hinterladers trainierte. 223 Zur Vorbereitung von
Jugendlichen auf die höheren militärischen Bildungsanstalten entstandenen
Vorbereitungs- und Kadettenschulen in Wien, Budapest, Prag, Brünn, Preßburg,
Innsbruck, Temesvár, Nagyszeben und Agram. Außerdem existierten bei den
Infanterieregimentern und einigen Jägerbataillonen eigene Vorbereitungsschulen.
Diese konnten auch von Kavalleristen und Soldaten des Fuhrwesenkorps besucht
werden. Diese Schulen sollten den Soldaten das nötige Vorwissen und eine
Allgemeinbildung vermitteln. Damit sollte die Aufnahme an eine der höheren Schulen
erleichtert werden.224 Zur Weiterbildung des gesamten Mannschaftsstandes dienten

219
W AGNER, Armee-Gliederung, 496ff.
220
EGGER, Bildungswesens, 426.
221
W AGNER, Armee-Gliederung, 498-501.
222
EBD., 500f. und 508.
223
W AGNER, Armee-Gliederung, 501.
224
EBD., 502f.
66
die Mannschaftsschulen. Der Unterricht an diesen erfolgte in den jeweiligen
Regimentssprachen, wobei der Deutsch-Unterricht im Vordergrund stand. Um den
Umgang mit der einheitlichen Kommandosprache der k. u. k. gemeinsamen Armee
zu festigen, wurde in der Unteroffiziersschulen verstärkt Deutsch als
225
Unterrichtssprache eingesetzt.
Unter den Kriegsministern Baron Koller und Graf Bylandt-Rheidt wurde der
Ausbau der militärischen Bildungsanstalten forciert. Besonderes Augenmerk wurde
auf die vorbereitende Ausbildung für Offiziersschulanwärter gelegt. Im Zuge dieser
Entwicklung entstanden die ersten Militär-Unterrealschulen in Güns (1874),
St. Pölten (1875), Eisenstadt (1879) und Kassa (1881) sowie das Militärwaisenhaus
in Fischau 1877 und die Militär- Oberrealschule in Mährisch- Weißkirchen. 226 Die
Ludovika Akademie in Budapest wurde 1872 in eine Kadettenschule für die k. u.
Landwehr umgewandelt. 1897 wurde sie zu einer Militärakademie für die k. u.
Landwehr und mit der Wiener Neustädter Militärakademie gleichgestellt. Daneben
wurde eine k. u. Landwehr-Oberrealschule in Ödenburg eröffnet und zwei weitere
k. u. Landwehr-Kadettenschulen. Außerdem entstanden nach und nach eine
Kavallerie-Kadettenschule, mehrere Artillerie-Kadettenschulen, sowie 1903/04 eine
Pionierkadettenschule, um den Bedarf an Offiziersanwärtern in allen
Waffengattungen decken zu können (siehe Tab. 8).227

Tab. 8: Militärische Bildungsanstalten im Dezember 1912


14 Infanteriekadettenschulen: Wien, Budapest, Prag, Königfeld in Mähren, Poszsony, Innsbruck, Temesvár,
Nagyszeben, Liebenau bei Graz, Krakau, Marburg, Kamenitz bei Peterwardein, Lemberg, Kassa
Kavalleriekadettenschule in Mährisch Weißkirchen
Artilleriekadettenschule in Traiskirchen
Pionierkadettenschule in Hainburg
Offiziersweiseninstitut in Hirtenberg
Sechs Militär-Unterrealschulen: Kőszeg, St. Pölten, Marosvásárhely, Fischau, Straß in der Steiermark, Enns
Zwei Militär- Oberrealschulen: Mährisch Weißkirchen, Kismarton
Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt
Technische Militärakademie in Mödling
Ludovica- Akademie in Budapest

Quelle: MILITÄRSCHEMATISMUS 1913.

225
W AGNER, Armee-Gliederung, 504.
226
EGGER, Bildungswesen, 428.
227
EBD., 425 und 428.
67
c. Reichsbefestigungen
Nach den Erfahrungen im österreichisch-preußischen Krieg des Jahres 1866
wurde die Situation der Reichsbefestigungsanlagen von der Heeresführung
überdacht. Durch neue Entwicklungen in der Artillerietechnik (Einführung von
Kanonen mit gezogenen Läufen und hoher Durchschlagskraft) musste man den
Großteil der bestehenden Festungswerke als nicht mehr zeitgemäß ansehen.
Nachdem sich die Truppenzahlen im Mobilisierungsfalle nach Einführung der
Allgemeinen Wehrpflicht 1868 erheblich gesteigert hatten, wurden
Befestigungsanlagen in Armeesammelplätzen als störend empfunden. Eine
Modernisierung aller kleinen befestigten Plätze der Monarchie überstieg das dafür
Militärbudget bei weitem. Der Kampfwert der meisten Befestigungen war ohnehin so
gering, dass man sie gerne zugunsten von Stadterweiterungsmaßnahmen aufgab. 228
Im Zuge der Heeresreform von 1868 wurde ein neues strategisches Konzept
zur Verteidigung gegen feindliche Angriffe erarbeitet. Dazu wurden Kriegsfälle mit
Preußen (bzw. ab 1871 mit dem Deutschen Reich), Russland, Italien und dem
Osmanischen Reich angenommen. Als Hauptarmeesammelplätze sollten bei allen
angedachten Invasionsmöglichkeiten Wien und Ofen/ Pest dienen. Entlang der
feindlichen Vormarschlinien zu den Hauptstädten der beiden Reichshälften sollten
die entscheidenden Positionen als Sperren ausgebaut werden. Der Großteil dieser
Verteidigungslinien sollte erst bei Kriegsbeginn kurzfristig leicht befestigt werden, und
nur die wenigsten Plätze waren im Frieden gesichert.229
Für einen Einfall aus Bayern entlang der Donau nach Wien war eine
Verteidigung der Ennslinie mit einem Brückenkopf in Mauthausen vorgesehen. Die
Befestigungsanlagen in Linz wurden allerdings aufgegeben. Einige kostengünstige
Passsperren in Salzburg blieben erhalten. Eine Offensive der Preußen durch
Böhmen und Mähren sollte durch die permanente Befestigung von Prag und Olmütz
gestoppt werden. Budweis und Theresienstadt wurden zu leicht geschützten
Depotplätzen bestimmt. Die alten Grenzfestungen Josephstadt und Königgrätz
wurden fürs Erste beibehalten, aber nicht modernisiert oder erweitert. Zur
Verteidigung gegen Russland war Krakau als ständige Festung eingeplant. Darüber
hinaus sollte entlang des San und des Dnjestr eine vorderste Verteidigungslinie
errichtet werden. Zu diesem Zweck sollten Befestigungen in Przemyśl und Jaroslau

228
W AGNER, Armee-Gliederung, 399.
229
EBD., 399ff.
68
entstehen. Als zweite Verteidigungslinie dienten die Karpaten mit der Errichtung von
permanenten Sperren am Duklapass und einem befestigten Sammelpunkt in
Eperjes. Die Position Lembergs galt als zu exponiert, für eine erfolgreiche
Verteidigung gegen einen russischen Großangriff. Folglich wurde sie aus der Liste
der befestigten Plätze herausgenommen. In Siebenbürgen fungierte Karlsburg als
gesicherter Depotplatz. Darüber hinaus erhielt man noch einige weitere kleine
Kastelle. 230
An der unteren Donau diente Peterwardein als gesicherter Depotplatz.
Außerdem sollten Neusatz, Szlankamen, Titel und Perlaszvaros bei Kriegsbeginn
leicht befestigt werden. Ferner wurden Szegedin und Szolnok an der Maros als
Verteidigungspositionen in Betracht gezogen. Die alten Festungen in Temesvár und
Arad büßten stark an Bedeutung ein, das Fort Rača wurde überhaupt aufgelöst.
Zusätzliche Befestigungen waren in Karlstadt, Brod, Alt Gradisca, Esseg und Sissek
eingeplant.231 Zum Schutz vor einem italienischen Angriff sollte die Südwestgrenze
möglichst mit einem Ring aus Verteidigungsanlagen und Bergketten geschützt
werden. Einsparungen wurden bei den Küstenverteidigungen getätigt. Diese wurden
hauptsächlich auf den Militärhafen Pola beschränkt. Zusätzlich plante man die
Schaffung eines gut gesicherten Flottenstützpunktes bei Fasana. Die schwachen
Befestigungen von Ragusa und Triest wurden beibehalten, allerdings nicht verstärkt.
Zara, Sebenico, Spalato, Lissa, Lesina und Budua wurden als Seefestungen
aufgegeben. Der Küstenschutz sollte in Zukunft durch die Flotte erfolgen.
Am unteren Isonzo sollte ein Brückenkopf bei Sagrado errichtet werden.
Laibach wurde zum Armeesammelplatz ausgebaut. Villach sollte befestigt und die
Werke von Malborghet und am Predilpass ausgebaut werden. In Tirol diente der
Raum Franzensfeste-Mühlbach-Brixen als zentraler Sammelplatz. Außerdem sollten
die Talsperren um Trient und an der Westgrenze ausgebaut und neue im Ampezzo-
232
und Sextenertal errichtet werden. Dieses umfangreiche
Reichsbefestigungsprogramm wurde aufgrund von Sparmaßnahmen nur in Ansätzen
umgesetzt. Insbesondere die Kosten für die Ausstattung der Festungen mit moderner
Artillerie überstiegen das Budget. Deshalb wurden nur die wichtigsten Bauvorhaben
(Krakau, Przemyśl, Jaroslau, Pola und Olmütz) tatsächlich umgesetzt. Einige bereits

230
W AGNER, Armee-Gliederung, 400.
231
EBD.
232
EBD., 401.
69
vorhandene Festungswerke wurden verstärkt, doch insgesamt fand kein
nennenswerter Ausbau der kleineren Festungswerke statt.233
In den 1880er und 1890er Jahren wurden diese großen Festungen weiter
ausgebaut und mit modernen Panzertürmen versehen. Geringere Geldmittel
genehmigte das Ministerium für den Ausbau der Sperren in Tirol und Kärnten
234
genehmigt, wo zum Beispiel ein Werk im Seebachtal errichtet wurde. Im
Gegenzug mussten weitere Festungen (Olmütz, Theresienstadt) aufgelassen
werden. Ab 1894 verlegte man den Schwerpunkt beim Festungsbau weg vom
Panzerschutz hin zur verbesserten Geschützausstattung.235
In der ersten Amtsperiode Conrad von Hötzendorfs als Generalsstabschef
wurde aufgrund von dessen Präventivkriegsidee ein besonderes Augenmerk auf den
weiteren Ausbau des Grenzschutzes gegen Italien gerichtet. So erfuhren besonders
die Tiroler Festungswerke und in geringerem Ausmaße jene in Kärnten einen
weiteren Ausbau. Zeitgleich wurden die Marinestützpunkte in Pola, Cattaro und
Fasana verstärkt. Geplant war der Bau zweier neuer Kriegshäfen in Triest und
Sebenico, doch wurden diese Bauvorhaben nicht realisiert. Insgesamt wurde bis zum
Kriegsausbruch 1914 nur ein kleiner Teil der als notwendig erachteten Befestigungen
errichtet bzw. modernisiert. Am besten ausgebaut waren die Sperren in Tirol, die
beiden großen galizischen Festungen (Lemberg und Przemyśl) und der Kriegshafen
in Pola. Die kleineren Sperren in Kärnten und der Kriegshafen in Cattaro waren
moderat modernisiert, andere Bauvorhaben wie die geplante Befestigung des
Plöckenpasses aber gänzlich vernachlässigt.236

233
W AGNER, Armee-Gliederung, 402ff.
234
EBD., 405.
235
EBD., 408.
236
EBD., 400-408.

70
IV. Die k. k. und k. u. Landwehr 1868-1914

1. Die Verhandlungen über die Heeresreform von 1868

Im Zuge der „Ausgleichs“-Verhandlungen konnte die ungarische Regierung


unter Gyula Graf Andrássy und Ferenc Deák das Zugeständnis zur Errichtung einer
selbstständigen ungarischen Streitmacht erringen. Diese wurde im „Ausgleichs“-
Gesetzestext als „ungarische Armee“ bezeichnet. Ihre Ausgestaltung wurde nicht
näher definiert. Gleichzeitig wurde in den „Ausgleichs“-Vereinbarungen
festgeschrieben, dass es weiterhin einen gemeinsamen Oberbefehl aller Streitkräfte
der k. u. k. Monarchie geben sollte. Ein großer Konfliktpunkt in den Verhandlungen
über die Neuordnung der bewaffneten Macht war die Kommandosprache der neu
aufzustellenden ungarischen Armee. Die von den ungarischen Vertretern geforderte
Einführung von Ungarisch als Kommandosprache bei allen ungarischen Regimentern
wurde aus militärischen und politischen Gründen abgelehnt. Erstere betrafen vor
allem die Schwierigkeit der Führung von in unterschiedlichen Sprachen
kommandierten Einheiten. Letztere beinhalteten vor allem die Angst vor Forderungen
nach sprachlichen Zugeständnissen an die nichtdeutschsprachigen
Bevölkerungsgruppen des Vielvölkerstaates.237
Von ungarischer Seite wurde eine Formierung der neuen ungarischen Armee
nach Vorbild der bisherigen k. k. Armee gefordert und damit einer selbstständigen
ungarischen Streitkraft unter Führung des ungarischen Reichstages. Diese
Überlegung wurde von den politischen Eliten in der cisleithanischen Reichshälfte
aufs Entschiedenste abgelehnt. Begründet wurde diese Haltung aus finanziellen
Gründen und der Angst vor dem Versuch einer militärischen Sezession Ungarns.
Die führenden Militärs und das Herrscherhaus lehnten eine allzu starke
selbstständige ungarische Armee ab. Aufgrund dieser unterschiedlichen Positionen
dauerte die Erarbeitung des Wehrgesetzes von 1868 mehrere Monate. Die
abschließende Verhandlungsrunde wurde vom 18. bis zum 29. April in Ofen
abgehalten. Den Vorsitz übernahm der Kaiser persönlich. Nach zähem Ringen
konnten Kompromisse in den wichtigsten Punkten erreicht werden.238
Die neue ungarische Armee wurde nicht als vollständig einsatzfähiges
Frontheer aufgestellt, sondern als Reserveheer der zweiten Linie ohne Artillerie und

237
PAPP, Honvéd, 634-640.
238
EBD., 640f.
71
Pionierunterstützung.239 Es erhielt die Bezeichnung „königlich ungarische Honvéd“,
benannt nach den aufständischen Milizen in der Revolution von 1848/49. In der
deutschen Übersetzung wurde der Begriff „königlich ungarische Landwehr“
angewandt. Für Kroatien und Slawonien wurde die Bezeichnung „königlich kroatisch-
slawonische Landwehr“ eingeführt. Ungarisch bzw. Kroatisch wurde zu den
Kommandosprachen der Landwehr-Einheiten. Insgesamt sollten 78 ungarische und
vier kroatisch-slawonische Infanteriebataillone, sowie 28 ungarische und vier
kroatisch-slawonische Kavallerieeskadronen aufgestellt werden. Diese waren dem
Honvèd-Ministerium in Ofen unterstellt und durften nur nach Zustimmung des
Parlamentes außerhalb der Landesgrenzen eingesetzt werden. Der
oberbefehlshabende General über alle Honvéd-Einheiten sollte vom Kaiser ernannt
240
werden. Damit einhergehend wurde beschlossen, in der cisleithanischen
Reichshälfte ebenfalls eine Landwehr aufzustellen. Diese sollte als Gegengewicht
zur ungarischen fungieren und analog organisiert werden. Allerdings ging der Aufbau
dieser k. k. Landwehr langsamer vonstatten als jener seines ungarischen
Pendants.241 Dies war vor allem auf die mangelnde Bereitschaft des österreichischen
Reichsrates, ausreichende finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen,
zurückzuführen. Außerdem war der Dienst in der k. k. Landwehr in Cisleithanien
nicht so populär wie der Dienst in der Honvéd in Ungarn.242

2. Der Ausbau der Landwehren zu Fronttruppen

Die k. k. Landwehr bestand bis 1872 nur auf dem Papier. Die 79 k. k.
Landwehr-Infanteriebataillone waren bis zu diesem Zeitpunkt ausschließlich
Evidenzen.243 Die achtwöchige militärische Grundausbildung der Landwehr-Rekruten
erfolgte bei der k. k. Armee. Die Landweh-Angehörigen mussten anschließend
Waffenübungen im Ausmaß von zwei Wochen pro Jahr ableisten. In den wenigen
Landwehr-Kavallerieeskadronen dienten zuerst ausschließlich Armeekavalleristen,
da man die Ausbildungszeit bei der Landwehr nicht zu Unrecht als zu kurz für

239
BALLA, Organisation der Honvedartillerie 75.
240
PAPP, Honvéd, 643.
241
W AGNER, Armee-Gliederung, 418.
242
EBD., 418f.
243
Infanteristische Landwehrbataillone nördlich der Donau bezeichnete man als Landwehr-
Infanteriebataillone und südlich der Donau wurden sie als Landwehr-Schützenbataillone. Die
berittenen Eskadronen wurden als Ulanen oder Dragoner bezeichnet.

72
Reitersoldaten erachtete. So stellte die die k. k. Landwehr in den Anfangsjahren ihrer
Existenz mehr einen Milizverband dar.244
1872 wurden die ersten Kader für die Bataillone ständig aufgestellt. Zugleich
wurden zwei neue Bataillone in Dalmatien errichtet. 1874 erhielten die einzelnen
Kompanien bereits vor der Mobilisierung einen Instruktionsoffizier zugeteilt. Im
darauffolgenden Jahr wurde die k. k. Landwehr erstmals in der Ordre de Bataille mit
zwei Landwehrinfanterie-Truppendivisionen geführt. Diese waren nicht in
Regimentern organisiert, sondern bestanden aus selbstständigen Bataillonen. 1876
wurde das Organisationsreglement für die Landwehr in eine Regimentsform
umgewandelt. Der älteste Bataillonskommandant im Regiment erhielt das
Regimentskommando zugesprochen. Jedes Landwehrbataillon stellte ein
Feldbataillon, eine Reserve- und eine Ergänzungskompanie. Im Mobilisierungsfall
konnte die Reservekompanie in ein Reservebataillon umgewandelt werden. Die Feld-
und Reservebataillone wurden in Reservebrigaden organisiert und sollten die zweite
Linie der k. u. k. Landstreitmacht bilden.245
In Ungarn schritt man bereits 1867 zur Aufstellung der Honvéd. Graf Gyula
Andrássy fungierte als erster vom Kaiser ernannter Honvéd-Minister. Dieser war für
die logistischen Aufgaben bei der Aufstellung und Erhaltung der Honvéd-Einheiten
verantwortlich. Den militärischen Oberbefehl hatte in Friedenszeiten der jeweilige k.
u. k. Landwehr-Oberkommandant und im Krieg der betreffende Armeekommandant.
Bei der k. u. Landwehr war der Aktivstand deutlich höher als bei der k. k. Landwehr.
Trotzdem war die Honvéd bis zum Jahr 1872 ebenfalls als Miliz zu bezeichnen. 1869
formierte jedes Honvéd-Bataillon neben dem Bataillonsstab eine ständige Kompanie.
Drei Viertel der Soldaten dieser Kompanien waren auszubildende Rekruten. Das
restliche Viertel entfiel auf Kadersoldaten, die für die Ausbildung der Rekruten
zuständig waren und im Mobilisierungsfall das Grundgerüst in der Kommandostruktur
der Kompanien bilden sollten.246 Insgesamt brachte es die k. u. Landwehr 1869 auf
einen Kriegstand von ungefähr 70.000 Mann und 580 Offiziere.247
Im Zuge der Heeresreform von 1882 bis 1884 erfolgte eine weitere
Aufwertung der Landwehren. Das Landwehrgesetz von 1883 brachte die k. k.
Landwehr in die direkte Verwaltung des Kaisers. Zugleich wurde die gesetzlich
244
W AGNER, Armee-Gliederung, 419.
245
EBD., 419f.
246
PAPP, Honvéd, 655.
247
EBD., 649.
73
festgelegte Einteilung in Bataillone aufgehoben und der Kriegsstand auf 138.000
Mann festgesetzt. Das Parlament behielt das Budgetbewilligungsrecht, konnte aber
keine organisatorischen Änderungen der k. k. Landwehr mitbeeinflussen. Durch die
Gesetzesänderung wurde die Dauer der jährlichen Waffenübungen auf vier Wochen
erhöht und die Ausbildungsdauer bei den direkt zur Landwehr Assentierten
verlängert. Durch diese Reformen vergrößerte sich die Kampfkraft der Landwehr-
Truppen erheblich. 248 Ab 1883 konnten Einjährig-Freiwillige bei den Landwehren
ausgebildet werden. Diese Option wurde besonders bei der Honvéd benutzt,
wodurch sich die Zahl der Reserveoffiziere in der k. u. Landwehr deutlich erhöhte.249
1884 wurde die taktische Gliederung der k. k. Landwehr neu strukturiert. Bereits im
nicht mobilisierten Zustand wurden Regimentsverwaltungen eingerichtet, die für drei
bis fünf Bataillone zuständig waren. Einer der Bataillonskommandanten erhielt im
Mobilisierungsfalle das Kommando über das Regiment. Insgesamt wurden fünf
Landwehr-Schützenregimenter und 17 Landwehr-Infanterieregimenter formiert. Sie
bestanden aus 23 Landwehr-Schützenbataillonen und 59 Landwehr-
Infanteriebataillonen.250
Die Errichtung des Landsturmes wurde erst 1886 für die gesamte Monarchie
gesetzlich geregelt, 251 nachdem ein erster Versuch 1870 am Widerstand des
cisleithanischen Reichsrates und des ungarischen Reichstages gescheitert war. Der
Landsturm sollte einige Aufgaben der Landwehr übernehmen. Zu den neuen
Aufgabenbereichen des Landsturmes zählten vor allem Bewachungs- und
Ordnungsfunktionen im Hinterland, sowie logistische Aufgaben und militärische
Arbeitseinsätze welche zuvor von den Landwehren erledigt wurden. 252 Dadurch
wurde die Landwehr für Aufträge in der zweiten Linie frei. Die beiden Landsturme
wurden den Landwehr-Ministerien (Landesverteidigungsministerium bzw. Honvéd-
Ministerium) unterstellt.253
1889 wurde das jährliche Rekrutenkontingent der k. k. Landwehr auf 10.000
Mann, jenes der k. u. Landwehr auf 12.500 fixiert.254 Außerdem wurde mit Ausnahme

248
W AGNER, Armee-Gliederung, 421.
249
PAPP, Honvéd, 650.
250
W AGNER, Armee-Gliederung, 422.
251
SPRINGER, Heeresorganisation, 25.
252
LÖW, Organisation der Wehrkräfte, 7f.
253
Vgl. SCHEMATISMUS DER K. K. LANDWEHR UND DER GENDARMERIE DER IM REICHSRATHE VERTRETENEN
KÖNIGREICHE UND LÄNDER FÜR 1900, Wien 1900.
254
W AGNER, Armee-Gliederung, 423, und PAPP, Honvéd, 653.
74
von Tirol und Vorarlberg die Bezeichnung „Landwehrschützen“ zu
„Landwehrinfanterie“ vereinheitlicht, und sämtliche Landwehr-Infanterieregimenter
erhielten bereits im Frieden bestehende Stäbe, welche die bisherigen Intendanzen
ergänzten. Bei der Landwehr-Kavallerie wurde die Bezeichnung „Landwehrulanen“
einheitlich eingeführt. Den Landwehr-Kommanden wurden Generäle und Oberste
zugeteilt, welche im Mobilisierungsfall als Landwehr-Brigadekommandanten dienen
sollten.255
Ab 1890 rückten die Landwehren endgültig in die erste Linie vor. So wurde
dem sich durch die internationale Aufrüstung erhöhenden Bedarf an frontfähigen
Einheiten im Mobilisierungsfall Rechnung getragen.256 Die k k. Landwehr setzte sich
von nun an aus 82 Landwehr-Infanteriebataillonen, zehn Landesschützen-
Bataillonen, sechs Landwehr-Kavallerieregimentern und den berittenen
Landesschützen Tirols und Dalmatiens zusammen. Die Landwehr-Bataillone führten
neben der Nummerierung auch ihren Ergänzungshauptort und das Kronland ihrer
Herkunft im Namen, so zum Beispiel: „Kärntnerisches Landwehr-Schützen-Bataillon
Villach Nr. 22“. Jedes Bataillon sollte im Mobilisierungsfall vier Feldkompanien, eine
Ersatzkompanie und ein oder zwei Reservekompanien aufstellen. Aus den
Landwehr-Bataillonen wurden insgesamt in 22 Landwehr-Infanterieregimenter
formiert, welche für den Fronteinsatz bestimmt waren. Die Ersatz- und
Reservekompanien sollten Reservebataillone bilden, die für Besatzungs- und
Ordnungsaufgaben vorgesehen waren.257 Die Fronttruppen der Landwehr wurden in
sechs Landwehr-Truppendivisionen und zwölf selbstständigen Bataillonen
zusammengefasst.258 Die k. u. Landwehr hingegen gliederte sich seit ihrem Bestand
in selbstständige Bataillone, die man seit 1871 auf 20 Brigaden aufteilte. 1886
wurden die Brigaden wieder aufgelöst und durch 28 Halbbrigaden zu je vier
Bataillonen ersetzt. Mit der Schaffung von Honvéd-Regimentern 1890 wurde auch
die Halbbrigadestruktur wieder aufgegeben. In den nächsten Jahren wurden analog
zur k. k. Landwehr Honvéd-Brigaden und schließlich Honvéd-Divisionen gebildet. 259
Damit war die Angleichung der Organisation der Landwehren an jene des
gemeinsamen Heeres abgeschlossen. Zu diesem Zeitpunkt bestand die k. u.

255
W AGNER, Armee-Gliederung, 423.
256
REINSCHEDl, Aufrüstung, 11ff.
257
K. U. K. ARMEE-TASCHEN-KALENDER 14 (1890), 198ff.
258
W AGNER, Armee-Gliederung, 423.
259
PAPP, Honvéd, 656.
75
Landwehr bereits aus 94 k. u. Landwehr-Infanteriebataillonen und zehn Landwehr-
Husarenregimentern, sowie einer Infanteriekompagnie des Landwehrbezirks
Fiume.260
1893 wurde für die k. k. Landwehr die Präsenzdienstzeit auf zwei Jahre
erhöht, wobei schwer ersetzbare Unteroffiziere sogar für drei Jahre verpflichtet
werden konnten. Dadurch erhöhte sich die Zahl der zur Verfügung stehenden
Soldaten erheblich. Die Stände der Landwehr-Einheiten entsprachen jenen der k. u.
k. gemeinsamen Armee.261 Zugleich entfiel die Beschränkung des Einsatzbereiches
der Landwehr-Einheiten auf ihr Herkunftsland, und sie konnten ohne größere
Einschränkungen in die Organisation der gesamten bewaffneten Macht eingegliedert
werden. Die Landwehr-Infanterieregimenter wurden von nun an ausschließlich von
Obersten befehligt.262 Seit 1898 intensivierten sich die Bemühungen zum Ausbau
der Landwehr erneut, da es keine Zustimmung der Parlamente zu der von den
führenden Militärs geforderten Erhöhung des Rekrutenkontingents gab. Die
Heeresführung beschloss, die Landwehr-Einheiten zu möglichst kampfkräftigen
Fronttruppen aufzuwerten. Als erste Maßnahme erhöhte man durch Umwandlung der
Reservebataillone in Feldbataillone sprunghaft die Zahl der Landwehr-
Infanterieregimenter von 23 auf 36. Mit diesen Regimentern formierte man
schließlich acht Landwehr-Infanterietruppendivisionen und 16
Infanterietruppenkommanden. Die Landwehr-Truppendivisionen wurden als dritte
Divisionen den Korps angegliedert.263
Die Organisation der Landwehren veränderte sich bis zum Kriegsbeginn im
Großen und Ganzen nicht mehr. Die Anzahl der Regimenter und Divisionen wurde
erhöht, und ab 1907 wurden erste Landwehr-Artilleriebrigaden aufgestellt. Zur
Ausbildung der Landwehr-Rekruten wurden Artilleristen der k. u. k. Armee
eingesetzt. Bis 1911 verfügten die Landwehr-Infanterie-Truppendivisionen über je
zwei Landwehr-Artilleriebrigaden, die Infanterie-Truppendivisionen des Heeres
hingegen über acht. Für die Jahre 1913 bis 1915 war eine Erhöhung der
Artilleriebrigaden pro Landwehr-Infanterie-Truppendivision auf acht vorgesehen. 264
Im Vergleich zu anderen Großmachtarmeen dieser Zeit war dies eine noch immer

260
ARMEE-TASCHEN-KALENDER, 202.
261
SPRINGER, Landwehr, 613.
262
W AGNER, Armee-Gliederung, 424.
263
EBD., 425.
264
W AGNER, Armee-Gliederung, 427f.
76
geringe Zahl. Durch weitere Erhöhungen des Truppenkontingentes in den Jahren
1912 bis 1914 konnten weitere Einheiten aufgestellt werden, doch waren die
Landwehr-Truppeneinheiten bei Kriegsbeginn 1914 artilleristisch noch immer nicht
zeitgemäß ausgestattet. Deshalb mussten den Landwehr- und Honvéd-
Infanteriedivisionen zu Beginn des Ersten Weltkrieges k. u. k. Feldkanonenbatterie
zugeteilt werden.265
Zum Schutz vor einem möglichen italienischen Angriff bei Mobilmachung
gegen einen anderen Feind sollten seit 1902 entlang der Grenze 50
Grenzschutzkompanien aus dem Landsturm aufgestellt werden. Ab 1904 wurden
diese Grenzschutzkompanien aufgewertet und größten Teils durch die beiden Tiroler
Landeschützenregimenter und durch das Landwehr-Infanterieregiment Nr. 4 aus
Klagenfurt ersetzt. Dazu wurden diese Regimenter mit einem höheren Friedensstand
ausgestattet und ab 1906 für den Kampf im Gebirge ausgebildet. Ab 1910 erhielten
sie die Bezeichnung „Landwehr-Gebirgstruppen“ und wurden noch um zwei
Regimenter erweitert (Tiroler Landesschützenregiment Nr. III in Innichen, Landwehr-
Infanterieregiment Nr. 27 in Laibach) (siehe Tab. 9).266
Tab. 9: Landwehrtruppen vor Kriegsbeginn 1914
Formation Anzahl
k. k. Landwehr-Infanterieregimenter 35
k. u. Honvéd-Infanterieregimenter 32
k. k. Landwehr-Gebirgsregimenter 5
k. k. Landwehr-Uhlanenregimenter 6
k. k. berittene Landeschützen-Divisionen 2
k. u. Honvéd-Husarenregimenter 10
k. k. Landwehr-Feldkanonen-Divisionen 8
k. u. Honvéd-Feldkanonen-Divisionen 8
k. k. Feld-Haubitz-Divisionen 8
k. u. berittene Honvéd-Artillerie-Division 1
Infanterieregimenter 72
Gesamt Kavallerieregimenter/-divisionen 16/2
Artilleriedivisionen 25

Quellen: SEIDLS KLEINES ARMEESCHEMA 1914 und ORTNER, Artillerie, 304.

3. Der Landsturm und die Gendarmerie


Die Nummerierung der Landsturmbezirke entsprach jener der Landwehr-
Bezirke. Im Mobilisierungsfalle sollten unterschiedliche Landsturm-Formationen für
verschieden Aufgaben in den Bezirken gebildet werden. Ältere und nicht soldatisch
ausgebildete Landsturmpflichtige wurden in Landsturm-Arbeitskolonnen

265
BALLA, Honvedartillerie, 78.
266
W AGNER, Armee-Gliederung, 427.
77
zusammengefasst. Die zu Kriegsdienst Ausgebildeten der jüngsten Jahrgänge
wurden in Landsturmbataillone zusammengefasst. Diese konnten zur aktiven
Landesverteidigung an der Front herangezogen werde. Grundsätzlich sollte ihr
Einsatz auf die Reichshälfte ihrer Herkunft beschränkt bleiben, doch konnten von
267
höchster Stelle Ausnahmen angeordnet werden. Die Bekleidung der
Landsturmtruppen entsprach jener der Landwehr. Als Bewaffnung erhielten die
Landsturmtruppen allerdings veraltete Gewehre. Die Landsturmeinheiten, die für
Sicherungs- bzw. Militäreinsätze eingesetzt wurden, formierten sich in
Bataillonsgröße zu drei bis sechs Kompanien.268
Die Einberufung des Landsturms erfolgte unabhängig von der Mobilmachung
des Heeres und der Landwehr. Er konnte ausschließlich auf Kaiserlicher Anordnung
und nach Vernehmung des Ministerrates aufgeboten werden. Zuständige Ministerien
waren das k. k. Ministerium für Landesverteidigung bzw. das k. u. Honvéd-
Ministerium. Die Landsturmeinheiten in Tirol und Vorarlberg unterstanden der
„Landesverteidigungs-Oberbehörde für Tirol und Vorarlberg“. Die Aufgaben der
Landsturmterritorialbehörden wurden bis 1908 von Landwehr-Kommanden
miterledigt. Erst danach wurden eigene „Landwehrbezirkskommandanten“
eingesetzt. Die Standeslisten und Evidenthaltungen der Landsturmpflichtigen war
Aufgabe der politischen Gemeinden.269
Bis 1876 war die Gendarmerie dem k. k. Kriegsministerium und in der Folge
der k. k. Armee unterstellt.270 Danach wurden die Gendarmerie-Territorialbehörden,
die ähnlich organisiert waren wie die Landwehr-Territorialbehörden, dem jeweiligen
Landesverteidigungsministerium ihrer Reichshälfte unterstellt. 271 Im Mobilisierung-
sfalle standen sie unter dem Befehl der betreffenden Landwehr-Kommanden und
hatten die Aufgabe mit Unterstützung des Landsturmes die Sicherheit im Land zu
gewährleisten. In Grenzländern konnten Gendarmeriebeamte in Ausnahmefällen
gemeinsam mit Landsturmpflichtigen zum Aufstellen von Grenzregimentern
272
herangezogen werden.

267
ARMEE-TASCHEN-KALENDER, 204-207.
268
SPRINGER, Landsturm, , 610ff.
269
EBD.
270
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht Bd. V, 623.
271
EBD.
272
ORTNER, Gebirgstruppen, 29ff.
78
V. Militärbehörden in Kärnten

1. Militärbehörden der k.(u.) k. Armee in Kärnten

a. Taktische Gliederung und Ergänzung


Bis zur Niederlage im Krieg von 1866 war Kärnten als Ergänzungsbezirk dem
„Armee- und Landes-General-Commando für das lombardisch-venetianische
Königreich, Tirol, Kärnthen, Krain und das Küstenland“ in Udine bzw. Verona
zugeteilt (siehe Tab. 9). In Friedenzzeiten hatte das Landesgeneralkommando die
Inspektionsrechte über sämtliche Truppen seines Einzugsbereichs. Im Kriegsfalle
wurde aus diesem das Armeekommando der „Südarmee“ (bzw. „Italienarmee“)
geformt. 273 Weil es bis 1867 in der k. k. Armee keine strikte Trennung zwischen
operativen und logistischen Militärkommanden gab, fielen auch die Ergänzung,
Versorgung und Besoldung in den Aufgabenbereich des
Landesgeneralkommandos.274
In Klagenfurt befand sich das Ergänzungsbezirkskommando des
275
Infanterieregimentes Nr. 7, das durch einen Major geleitet wurde. Dieses
organisierte die Werbung und Stellung neuer Rekruten. Im Kriegsfall war das
Ergänzungsbezirkskommando für die Ergänzung des Linieninfanterieregiments Nr. 7
und für die Formierung des Landwehrbataillons Nr. 7 zuständig. Dieses wurde vom
Landesverteidigungskommandanten (im Regelfall der Ergänzungs-
bezirkskommandant) befehligt und zur Verteidigung der Kärntner Landesgrenze im
Mobilisierungsfall aufgestellt.276 In der Ordre de Bataille waren das Infanterieregiment
Nr. 7 und sein Ergänzungsbezirkskommando dem „3. Armee-Corps“ mit Sitz in
Laibach zugeteilt.277
Nach dem Verlust Venetiens 1866 wurde die Zuteilung der
Landesmilitärkommanden im gesamten Staatsgebiet verändert. Außerdem wurde
1868 die Allgemeine Wehrpflicht eingeführt und die Neuordnung von Landwehr und
Landsturm beschlossen. Die Reformen nach 1866 brachten für die Militärverwaltung
in Kärnten große Änderungen mit sich. Die Aufstellung der Landwehr-Bataillone in
Villach und Klagenfurt musste geregelt und jährlichen Stellungen der Rekruten

273
MILITÄRSCHEMATISMUS 1866, 76ff.
274
MELICHAR/ MEJSTRIK, Bewaffnete Macht, 1273.
275
MILITÄRSCHEMATISMUS 1866, 146.
276
W AGNER, Armee-Gliederung, 173f.
277
MILITÄRSCHEMATISMUS 1866, 77.
79
durchgeführt werden. Der Ergänzungsbezirk Nr. 7 verblieb weiterhin im Verband des
III. Korps. Dessen Sitz wurde allerdings von Laibach nach Graz verlegt und sein
Zuständigkeitsbereich bestand nun aus der Steiermark, Kärnten, Krain, Istrien, Görz,
Triest, Tirol und Vorarlberg. In weiteren Reformen wurde der Korpsbereich
verkleinert und umfasste 1914 die Steiermark, Kärnten, Krain, Triest, Istrien, Görz
und Gradisca (siehe Tab.11).278

Tab. 10: Ergänzungsbereich des III. General-/Korpskommandos von 1866-1914


Zeitraum Ergänzungsbereich
Okt. 1866 Steiermark, Kärnten, Krain, Triest, Istrien, Tirol und Vorarlberg
Feb 1869 Steiermark, Kärnten, Krain
Jän. 1883 Steiermark, Kärnten, Krain, Triest*, Küstenland, Istrien* und Pola*
* Triest, Pola und Istrien waren Ergänzungsbereiche der Kriegsmarine, unterstanden aber dem III. Korps.
Quelle: W AGNER, Armee-Gliederung, 389-399.

Abb. 9: Die Gliederung des III. Korps im Dezember 1912

III. Korps
(Graz)

6. Infanterie- 3.Kavalleriebrigade (Marburg): DR 28. Infanterie-


Truppendivision 5, HR 6 Truppendivision
3.Feldartilleriebrigade (Graz):
(Graz) FKR 7,8,9, FHR 3, sHD 3 (Laibach)
4.Festungsartilleriebrigade (Pola):
FKR 9, FHR 3, GAR 3 FsAR 4, FsAbt 3 FKR 7, 8, sHDiv3

11. Infanteriebrig. 12. 55. Infanteriebrig. 56. 94.


Infanteriebrigade (Triest) Infanteriebrigade Infanteriebrigade
(Graz)
(Klagenfurt) IR32, 87, bh.IR 4, (Görz) (Tolmein)
IR 7, FJBaon 21,, IR 17, SB 4, III./IR 97,FJB aon 24 IR 27, IR 47, SB3, IR 19, FJB 7,
bh. IR 2 ,PioBaon 3 FJBaone 5,8,9,17,19 SBaon 6 FJBaone 11, 20, 29 GebAR 2: III.Batt

Quelle: MILITÄRSCHEMATISMUS 1913.


1913 hatte das III. Korpskommando den Oberbefehl über zwei Infanterie-
Truppendivisionen und eine selbstständige Kavalleriebrigade. Die zwei Infanterie-
Truppendivisionen setzen sich aus zwei bzw. drei Infanteriebrigaden zusammen.
Außerdem waren dem Korps noch die 3. Feldartilleriebrigade mit drei Feldkanonen-

278
MILITÄRSCHEMATISMUS 1867 und SEIDLS KLEINES ARMEESCHEMA 1914, 19f.
80
Regimentern und einem Feldhaubitzen-Regiment, sowie einer schweren Haubitzen-
Division unterstellt. Die 4. Festungsartillerie-Brigade in Pola unterstand ebenfalls
dem III. Korps (siehe Abb. 9).279
Von den Infanterieeinheiten des III. Korps ergänzten sich 1913 das
Infanterieregiment Nr. 7 und das Feldjägerbataillon Nr. 8 hauptsächlich aus Kärntner
Rekruten. Das Dragoner Regiment Nr. 5 bezog seine Ergänzung aus Kärnten, der
Ober- und Untersteiermark. Für das Sappeurbataillon Nr. 3 und das Pionierbataillon
Nr. 3 wurden aus dem gesamten Korpsbereich Rekruten aus handwerklichen
Berufen eingezogen, damit auch ein Teil aus Kärnten. Ähnliches gilt für die
Telegraphenabteilung, die Trainabteilung und die Eisenbahnabteilung des III. Korps
(siehe Tab. 11).280
Tab. 11: Einheiten des III. Korps mit einem Anteil an Kärntner Rekruten 1913
Ergänzung Einheit
Infanterieregiment Nr. 7
Hauptsächlich in Kärnten ergänzt Feldjägerbataillon Nr. 8
Dragonerregiment Nr. 5
Pionierbataillon Nr. 3
Teilweise in Kärnten ergänzt Sappeurbataillon Nr. 3
Telegraphenabteilung Nr. 3
Eisenbahnabteilung Nr. 3
Trainabteilung Nr. 3
Quelle: MILITÄRSCHEMATISMUS 1913

b. Das „Ergänzungsbezirkskommando Nr. 7 Klagenfurt“


Der „Ergänzungsbezirk Nr. 7 Klagenfurt“ umfasste ganz Kärnten und stellte
Rekruten für verschiedene Regimenter der k. (u.) k. Armee und der k. k. Landwehr
(siehe Tab. 12). Das Infanterieregiment Nr. 7 war von 1866 bis 1914 das Kärntner
Hausregiment. Aus seinen Reihen wurde das „Ergänzungsbezirkskommando Nr. 7
Klagenfurt“ gebildet, welches für die Rekrutierung der Wehrpflichtigen zuständig
war.281
Die „Stellungs-Commission“ für die jährliche Rekrutierung der Wehrpflichtigen
setzte sich aus Mitgliedern des Ergänzungsbezirkkommandos und der jeweiligen
Bezirksbehörde zusammen.282 Um 1900 bestand das Ergänzungsbezirkskommando
aus zwei Ergänzungsbezirksoffizieren (Kommandant und Stellvertreter), einem
Militärarzt und zwei bis fünf Unteroffizieren als Hilfsarbeiter, sowie ein bis zwei

279
MILITÄRSCHEMATISMUS 1913.
280
EBD.
281
MILITÄRSCHEMATISMUS 1867, 190.
282
LÖW, Organisation der Wehrkräfte, 10f.
81
Soldaten als Ordonanzen.283 Der Regimentsarzt des Infanterieregimentes Nr. 7 war
zugleich zuständiger Arzt des Ergänzungsbezirkskommandos.284

Tab. 12: In Kärnten rekrutierte Infanterieformationen von 1867-1914


Einheit Zeitraum
k. (u) k. Infanterieregiment Nr. 7 1866- 1914
k. k. Landwehrinfanterieregiment Nr. 4 1889- 1914
k. k. Feldjägerbataillon Nr.7 1866- 1883
k. (u) k. Feldjägerbataillon Nr. 8 1883- 1914
k. k. Feldjägerbataillon Nr. 33 1878- 1889
k. k. Feldjägerbataillon Nr. 35 1878- 1889

Quelle: MILITÄRSCHEMATISMUS 1866, 1867, 1868, 1869/70, 1882, 1889,


1890, 1900, 1903, 1908, 1913.

Zu den Hauptstellungsterminen im März und April reisten die Mitglieder der


Stellungskommission in die Hauptorte der politischen Bezirke des jeweiligen
Kronlandes. Für Stellungsflüchtlinge und vorrübergehend Untaugliche wurden
mehrere Nachstellungstermine im Ergänzungsbezirkshauptort Klagenfurt
durchgeführt.285 Neben der Aufgabe als Stellungskommissionsvorsitzender hatte der
Ergänzungsbezirkskommandant noch den Rang eines „Ersatz-Cadre-
Kommandanten“. Damit wurde er im Kriegsfalle zum Kommandant des
„Reserveregimentes Nr. 7“.286 Durch Änderungen in der Heeresergänzung zu Beginn
des 20. Jahrhunderts wurde dieser Posten gestrichen. Der
Ergänzungsbezirkskommandant sollte Vorbereitungsarbeiten für eine Mobilisierung
leisten und im Kriegsfall die Organisation der Ergänzung für die Kampftruppen leiten.
Die einberufenen Reservisten wurden nicht mehr in Regiments-, sondern in
Bataillonsstärke zusammengefasst. Diese Einheiten wurden als „Marschbataillone“
bezeichnet. Sie wurden in römischen Ziffern durchnummeriert und erhielten den
Namen des Stammregiments des Ergänzungsbezirks (z. B.:
IX. Marschbataillon/Infanterieregiment 7). Je nach Bedarf sollten sie in die
Fronttruppen integriert werden.

c. Weitere Militärbehörden in Kärnten


Im Krieg von 1866 zählte Kärnten nicht zu den umkämpften Gebieten.
Allerdings diente es Aufmarsch- und Sammelraum für die Truppen der „Südarmee“.
283
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. I, 25.
284
MILITÄRSCHEMATISMUS 1867, 190
285
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. I, 25-31.
286
EBD., 27.
82
In dieser Funktion wurde Klagenfurt zu den befestigten Plätzen gezählt. 287 Zur
Koordinierung der durchziehenden Einheiten wurde ein Major als Platzkommandant
eingesetzt. Dieser Posten blieb bis zum Abschluss der Heeresreform von 1868
288
besetzt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden in Klagenfurt neuerlich
Platzkommandos eingeführt, um eine Mobilisierung zu erleichtern. Für diese Aufgabe
wurde allerdings kein Offizier eigens abgestellt, sondern sie fiel in den
Kompetenzbereich des Ergänzungsbezirkskommandos. 289 Analog dazu erfolgte
1868/69 der Abzug des „Kriegs-Commissars“ aus Klagenfurt, der zuvor als
Intendanturbeamter fungiert und den durch Kärnten fließenden Nachschub für die in
Italien stationierten Truppen koordiniert hatte. Bei der Erfüllung dieser Aufgabe
waren 1866 bis 1868 im „Militär-Verpflegs-Magazin“ in Klagenfurt bis zu fünf Beamte
und in dessen Filiale in Villach weitere drei angestellt. Der Truppenabzug in ihre
angestammten Dislozierungsorte ermöglichte drastische Einsparungen in diesem
Bereich. So konnte im Zuge der Reform die Anzahl der „Militär-Verpflegs-Beamten“
in Klagenfurt auf zwei reduziert und die „Militär-Verpflegs-Magazins-Filiale“ in Villach
geschlossen werden. Die überzähligen Beamten wurden in andere Grenzgebiete wie
Roveredo, Temesvár und Lemberg versetzt.290
1873 konnte auch der „Militär-Gebäude-Inspections-Offizier“ aus Klagenfurt
abgezogen werden. Dieser überwachte die Bautätigkeit an militärischen
Einrichtungen in der Landeshauptstadt und in Villach. Nach der Reform von 1868
wurde er als „Militär-Bau-Verwaltungs-Offizier“ im Schematismus geführt. 291 Im
Gegensatz dazu verblieben zwei „Militär-Bau-Verwaltungs-Offiziere“ in Malborghet
nach der Reform an Ort und Stelle. Nach 1882 wurden sie als „Militär-Baurechnungs-
Beamte“ bezeichnet und in der Folge nach Klagenfurt versetzt. 292 Dort wurden sie in
die „Befestigungsbau und Geniedirektion“ eingegliedert.293 In Klagenfurt wurde 1908
außerdem ein „Festungsartillerie-Direktor“ eingesetzt, der die Inspizierung der

287
MILITÄRSCHEMATISMUS 1867, 112.
288
MILITÄRSCHEMATISMUS 1867, 1868
289
SPEZIALORTSREPERTORIUM VON KÄRNTEN 1910, Wien 1918, 1.
290
MILITÄRSCHEMATISMUS 1867, 1868, 1869/70, 1873.
291
MILITÄRSCHEMATISMUS 1866,1867,1869/70,1873.
292
MILITÄRSCHEMATISMUS 1867, 1869/70, 1878, 1882.
293
SPEZIALORTSREPERTORIUM 1910, 1.
83
Festungsartillerie der Kärntner Sperren leitete.294Diese Aufgabe wurde 1910 von der
neu geschaffenen Geniedirektion übernommen.295
Tab. 13: Militärbeamte der k. (u.) k. Armee in Kärnten von 1866-1914

Militärbeamte und Offiziere Anzahl Ort Zeitraum


Kriegskommissar 1 Klagenfurt 1866-1868
Verpflegsbeamte 2-4 Klagenfurt 1866-1914
Verpflegsbeamte 2 Villach 1866-1868
Verpflegskontrolleur 1 Klagenfurt 1866-1868
Bauverwaltungsoffiziere* 1-2 Klagenfurt/Malborghet 1866-1914
Garnisonsarzt 1-3 Klagenfurt 1866-1914
Garnisonsapotheker 1 Klagenfurt 1866-1914
Platzkommandant 1 Klagenfurt 1866-1868
Festungsartillerie-Direktor 1 Klagenfurt 1908-1910
Geniedirektor 1 Klagenfurt 1910-1914
*später als Militär-Baurechnungsbeamte bezeichnet

Quelle: MILIITÄRSCHEMATISMUS 1866-1913.

Das Garnisonsspital in Klagenfurt wurde bei Umstrukturierungen des k. u. k.


Militärsanitätswesens 1877/1878 aufgelöst. Kranke Soldaten mussten in der Folge
ins Militärspital nach Graz transportiert werden. Ein Garnisonsarzt verblieb allerdings
296
weiterhin am Truppenstandort Klagenfurt. Mit der Vergrößerung des
Truppenkontingents in Kärnten wurde das Truppenspital wiedereröffnet . 297 Die
Garnisonsapotheke in Klagenfurt war von 1867 bis 1914 mit einem Apotheker
besetzt.298 Nach der Reform im Militärsanitätswesen 1877/78 wurden allerdings die
örtlichen Medikamenten-Depots aufgelöst, und der Medikamentennachschub erfolgte
vom zentralen Depot in Wien aus.299
Ein eigenes Militärgarnisonsgericht bestand von 1867 bis 1914 in Klagenfurt
nicht. Dessen ungeachtet verfügten die in Kärnten stationierten Regimenter über ihre
eigene Regimentsgerichtsbarkeit. Mit der Versetzung der 12. Infanteriebrigade nach
Klagenfurt, kam auch das Brigadegericht in die Stadt. 300 Als Militärseelsorger in
Kärnten diente im Untersuchungszeitraum ein Garnisonskaplan. Dieser befand sich
teilweise in Klagenfurt, teilweise in Gurk.301

294
SEIDELS KLEINES ARMEESCHEMA 1908, 41.
295
SEIDLS KLEINES ARMEESCHEMA 1914, 46.
296
W AGNER, Armee-Gliederung, 527, und Militärschematismus 1878.
297
SPEZIALORTSREPERTORIUM 1910, 1.
298
Vgl. MILITÄRSCHEMATISMUS 1867, 1882, 1901, 1913.
299
W AGNER, Armee-Gliederung 527.
300
SPEZIALORTSREPERTORIUM 1910, 1.
301
MILITÄRSCHEMATISMUS 1867, 1878 und SPEZIALORTSREPERTORIUM 1910, 1.
84
2. Die Landwehr-Behörden in Kärnten

a. Die „Landesverteidigungs-Kommando in Klagenfurt“ als Teil des


Landwehroberkommandos in Graz
Zuständig für die Landesverteidigung Kärntens war das
Militärterritorialkommando in Graz, welches gleichzeitig das III. Korpskommando der
k. (u.) k. Armee und das „Landwehrkommando Graz“ bildete.302 In letzter Funktion
war es zu Friedenszeiten dem Ministerium für Landesverteidigung unterstellt. 303 Das
Militärterritorialkommando und das Korpskommando waren dem
Reichskriegsministerium untergeordnet. Nach der Mobilisierung sollte es ein „Armee-
Etappen-Kommando“ stellen, welches für die Ergänzung und den Nachschub der
Armee im Felde verantwortlich war. 304 Jedem Militärterritorialkommando war ein
Landwehr-Brigadier zugewiesen, der die Landwehragenden des Kommandos
erledigte und als designierter Kommandant der Landwehr-Infanterietruppen des
Korps diente. Nach Bildung der Landwehr-Infanterie-Truppendivisionen 1890 wurde
diese Aufgabe von einem Landwehr-Divisionär erfüllt.305
Abb. 10: Organisation der Kärntner Landesverteidigung 1908

Landwehr-
Oberkommando Graz

Landesverteidigungs- Landwehr-Kommando
Kommando Klagenfurt Klagenfurt

Stab des
Landwehr-
Landesverteidigungs-
Evidenzbeamte
Kommandanten

Landsturm- Landwehr-
Bezirkskommandant Bezirksfeldwebel

Quelle: SPRINGER, Landwehr 613, und LANDWEHRSCHEMATISMUS 1908.

302
SCHEMATISMUS DER K. K. LANDWEHR UND DER GENDARMERIE DER IM REICHSRATHE VERTRETENEN
KÖNIGREICH UND LÄNDER, WIEN 1876-1917.1908, 52.
303
SPRINGER, Landwehr, 613.
304
W AGNER, Armee-Gliederung, 394-399.
305
SPRINGER, Landwehr, 613, und W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. V, 350.
85
Seit 1905 wurden „Landwehrgruppen“ zur Unterstützung bei den Korps
eingerichtet. Diese bestanden aus einer militärischen Abteilung, Intendanzen und
Hilfsorganen (siehe Abb.10).306
Dem Landwehrkommando in Graz als Hilfsorgane unterstellt waren ferner das
„Landesverteidigungskommando“ und das „Landwehr-Kommando“ in Klagenfurt.
Ersteres bestand aus dem kleinen Stab des „Landesverteidigungskommandanten“.
Dieser Posten wurde vom Ergänzungsbezirkskommandanten erfüllt. Das
Landwehrkommando hatte bei der jährlichen Stellung eine ähnliche Aufgabe wie das
Ergänzungsbezirkskommando und wurde aufgrund des Bedeutungszuwachses der
Landwehr bis 1914 stetig erweitert. Zur Verbesserung der Kommunikation zwischen
politischen Behörden und den Landwehrbehörden wurden „Landwehr-
Bezirksfeldwebel“ als Verbindungsunteroffiziere in jeder Bezirkshauptmannschaft
eingesetzt. 307 Teilweise wurden auch Landwehroffiziere als Verbindungsoffiziere
verwendet.308 Zusätzlich verfügte die k. k. Landwehr noch über „Landwehr-Evidenz-
Beamte“ (siehe Tab. 14).309
Tab. 14: Behörden der k. k. Landwehr und des k. k. Landsturmes in Kärnten 1910
Behörde
Landesverteidigungskommando
Landwehrkommando
Landsturmbezirkskommando
Landwehr-Evidenzbeamte
Landwehr-Infanteriekommando Nr. 4
Landes-Gendarmerie-Kommando Nr. 14

Quelle: HOF- UND STAATSHANDBUCH 1910.

Die „Landwehr-Infanterieregimentskommanden“ wurden im Rahmen der


Gliederung der Landwehr in Regimenter geschaffen. Zuerst hatten sie in
Friedenszeiten nur Kontroll- und Inspektionsfunktionen. Bis 1914 wurden sie zu
vollwertigen Regimentskommanden mit eigenen Stäben und Kadern ausgebaut. Hier
hatte Kärnten wiederum eine Sonderstellung, weil das „k. k. Landwehr-
Infanterieregiment Klagenfurt“ seit 1904 zu den Landwehrgebirgstruppen zählte und
dadurch einen erhöhten Aktivstand besaß.310 Vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges

306
LANDWEHRSCHEMATISMUS 1908, 52.
307
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. V, 367.
308
LANDWEHRSCHEMATISMUS 1908. 52f.
309
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. I, 26.
310
ORTNER, Gebirgstruppen, 30ff.
86
war es Teil der 44. Landwehr-Infanteriebrigade, die in Laibach stationiert war (siehe
Abb. 11).
Abb. 11: Friedensgliederung des Landwehrkommandos in Graz 1912

Landwehr-
Kommando in
Graz

22. Ldw.-
Ldw.-Gruppe
Infanterie-
des III. Korps-
Truppen-Divs-
Kommandos
Kommando
(Graz)
(Graz)

43. Landwehr- 44. Landwehr-


Intendanz Infanterie- Infanterie-
Miltiärabteilung Brigade Brigade
Hilfsorgane
(Graz) (Laibach)

Ldw.-Infanterie- Ldw.-Infanterie- Ldw.-Infanterie- Ldw.-Infanterie- Ldw.-Infanterie-


Regiment Nr.3 Regiment Nr.26 Regiment Nr.4 Regiment Nr. 5 Regiment Nr. 27
(Graz) (Marburg) (Klagenfurt) (Triest) (Laibach)

Quelle: HOF- UND STAATS-HANDBUCH DER ÖSTERREICHISCH-UNGARISCHEN MONARCHIE 38 (1912).

b. Das Landwehr-Ergänzungsbezirkskommando Nr. 4


Für die Ergänzung des „k. k. kärntnerischen Landwehr-Infanterieregiment
Klagenfurt Nr. 4“ war das „Landwehr-Ergänzungsbezirkskommando Nr. 4“ in
Klagenfurt zuständig. Sein Aufgabenbereich entsprach jenem des
„Ergänzungsbezirkskommando Nr. 7“ für das Infanterieregiment Nr. 7. Die
Stellungskommissionen für die jährlichen Stellungstermine wurden gemeinsam von
311
den Heeres- und Landwehr-Ergänzungsbezirkskommanden gebildet. Der
„Landwehrergänzungsbezirk Nr. 4“ wurde am 1. Mai 1889 aus den
Ergänzungsbezirken des „Landwehr-Bataillons Klagenfurt Nr. 26“, des „Landwehr-
Bataillons Villach Nr. 27“ und des „Landwehr-Bataillons Leoben Nr. 28“ gebildet. Bei
der Neugliederung der Landwehr-Regimenter 1894 wurde letzteres an das
„Landwehr-Infanterieregiment Graz Nr. 3“ abgegeben. Dafür wurden dem
kärntnerischen Regiment die beiden Krainer Landwehrbataillone „Rudolfswerth
Nr. 24“ und „Laibach Nr. 25“ angliedert. 1901 wurden diese beiden Bataillone an das

311
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. I, 31ff.
87
neu aufgestellte „Landwehr-Infanterieregiment Laibach Nr. 27“ abgegeben. Von da
an entsprach der Landwehr-Ergänzungsbezirk Nr. 4 jenem des Heeres-
Ergänzungsbezirk Nr. 7. Trotzdem wurden weiterhin auch Rekruten aus den
angrenzenden Ländern für den Truppendienst im Landwehr-Regiment Nr. 4
herangezogen.312
Abb.12: Organisation des Landwehr-Ergänzungskommandos Nr. 4 im Jahre 1908

Quelle: LANDWEHRSCHEMATISMUS 1908, 69.

312
LANDWEHRSCHEMATISMUS 1908, 69.
88
Als Kommandant des Ergänzungsbezirkskommandos fungierte ein
Stabsoffizier des Landwehr-Infanterieregiments Nr. 4. Ihm zur Seite war ein
Subalternoffizier des Regimentes als „Ergänzungsbezirksoffizier“ gestellt. Bei den
Bezirkshauptmannschaften des Ergänzungsbezirks und einigen benachbarten
politischen Bezirken waren „Landwehrevidenzoffiziale“ oder
„Landwehrevidenzassistenten“ als Verbindungsglieder zum
Landwehrbezirkskommando eingesetzt (siehe Abb. 12).313

c. Landsturm- und Gendarmeriebehörden in Kärnten


Weil der Landsturm in Friedenszeiten nur auf dem Papier existierte, bestand
keine Notwendigkeit für einen großen Verwaltungsapparat. Als
„Landsturmbezirkskommando Nr. 4“ fungierte ab 1901 das „Landwehr-
Ergänzungskommando Nr. 4“ in Klagenfurt. Die Grenzen des Landsturmbezirkes
entsprachen von da an jenen des Landwehrergänzungsbezirkes Nr. 4. Zuvor war
Kärnten in zwei Landsturmbezirke geteilt. Aus den politischen Bezirken Klagenfurt
(Stadt), Klagenfurt (Umgebung), St. Veit, Wolfsberg und Völkermarkt wurde das
„Landsturmbataillon Klagenfurt Nr. 26“ rekrutiert, und aus Hermagor, Spittal und
314
Villach ergänzte sich das „Landsturmbataillon Villach Nr. 27“. Die
Landsturmbezirks-Kommanden der beiden Bataillone befanden sich in Klagenfurt.315
Durch die Aufwertung der Landwehreinheiten zu Fronteinheiten erhöhte sich auch
die militärische Bedeutung des Landsturmes. Besonders traf dies auf Tirol und
Kärnten zu, wo im Bedarfsfall Grenzregimenter aus Landsturmmännern gebildet
werden sollten.316 Bis dahin übte der Ergänzungsbezirkskommandant die Funktion
des „Landsturmbezirkskommandanten“ aus. Außerdem fungierten zwei Offiziere des
Landwehr-Infanterieregiments Nr. 4 als Verwaltungsoffiziere beim
317
Landsturmbezirkskommando Nr. 4. Die medizinische Versorgung der
318
Landwehrtruppen in Kärnten erfüllte das Landwehrspital in Klagenfurt.
Die Gendarmerie in Kärnten wurde vom Stab des „Landes-Gendarmerie-
Commandos für Kärnten Nr. 14“ in Klagenfurt befehligt. Diesem unterstanden drei
„Gendarmerieabtheilungskommanden“. Zwei hatten ihren Sitz in Klagenfurt und
313
LANDWEHRSCHEMATISMUS 1908, 69.
314
W AGNER, Armee-Gliederung, Ergänzungs-Bezirks-Karte der k.k. österr. und k.ungar. Landwehr,
Einlage zwischen 652 und 653.
315
LANDWEHRSCHEMATISMUS 1900, 80.
316
ORTNER, Gebirgstruppen, 29ff.
317
LANDWEHRSCHEMATISMUS 1908, 69.
318
EBD., 413.
89
eines in Villach. 319 Dem „ Landesgendarmerie-Kommandant“ war ein Adjutant
zugeteilt. Außerdem verfügte das Kommando über eine eigene Ergänzungsabteilung
unter dem Befehl eines Gendarmerieoffiziers und einen Rechnungsführer.320 1900
bestanden in Kärnten 74 Gendarmerieposten mit insgesamt 50
321
Gendarmerieoffizieren und 270 Mannschaften. Bis 1913 erhöhte sich der
Gesamtstand der Gendarmerie in Kärnten auf insgesamt 407 Mann.
Gendarmeriebeamte versahen im Landes-Gendarmeriekommando mit je zwei
Abteilungen in Klagenfurt und Villach, bei den Bezirkshauptmannschaften, sowie auf
den 102 Gendarmerieposten ihren Dienst (siehe Tab. 15).

Tab. 15: Die Gendarmerie in Kärnten (1913)

Bezirk Gerichtbezirk Posten


Völkermarkt Völkermarkt, Griffen, Diex, Ruden
Eberndorf Eberndorf, Galizien
Völkermarkt Eisenkappel Eisenkappel, Oberseeland
Bleiburg Bleiburg, Leifling, Prävali, Schwarzenbach, Miesdorf,
Gamsenegg bei Fettengupf
Wolfsberg Wolfberg, St. Gertraud, St. Andrä
Wolfsberg St. Paul St. Paul, Lavamünd, Unterdrauburg
St. Leonhard St. Leonhard, Zwimberg bei Schiefling, Reichenfels
Klagenfurt, Krumpendorf, Pörtschach, Moosburg, Reifnitz
Klagenfurt am Wörthersee, Maria Rain, Grafenstein, Maria Saal,
Klagenfurt St. Ruprecht, Ebenthal
Ferlach Ferlach, Feistriz im Rosental
Feldkirchen Feldkirchen, Sirnitz, Glanegg, Steindorf, Patergassen,
Himmelberg
St. Veit St. Veit, Radelsdorf bei Feistritz-Pulst, Kraig, Launsdorf
Gurk Gurk, Weitensfeld, Glödnitz
St. Veit Friesach Friesach, Grades
Althofen Althofen, Guttaring
Eberstein Eberstein, St. Johann am Brückl, Hüttenberg
Villach Villach, St. Stefan bei Finkenstein, Bleiberg, Afritz,
Sattendorf
Villach Paternion Paternion, Fresach, Töplitsch ad Kellerberg
Arnoldstein Arnolstein, Nötsch bei Emmersdorf
Tarvis Tarvis bei Obertarvis, Raibl bei Tarvis, Pontafel,
Malborghet, Uggowitz, Wolfsbach
Rosegg Velden am Wörthersee, Rosegg, Rosenbach
Hermagor Hermagor Hermagor, St. Stephan, Tröppolach
Kötschach Dellach im Gailtaile, Birnbaum ad Unterlesach, Kirchbach,
Luggau, St. Jakob im Lesachtale, Mauthen
Spittal Spittal, Möllbrücke
Millstatt Millstatt, Radenthein, Seeboden am Millstättersee*
Spittal Gmünd Gmünd, Eisentratten, Rennweg
Greifenburg Greifenburg, Oberdrauburg, Techendorf am Weißensee*

319
LANDWEHRSCHEMATISMUS 1908, 516.
320
HAUS-UND STAATSHANDBUCH 1910, 636.
321
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. V, 644.

90
Winklern Winklern, Döllach, Stall, Heiligenblut*
Obervellach Obervellach, Mallnitz, Kolbnitz
* nur während der Fremdenverkehrssaison mit einem Mann besetzt

Quelle: KÄRNTNER AMTS- UND ADRESSKALENDER 9 (1913), 222.

91
VI. Militäreinheiten aus Kärnten

1. Taktische Unterstellung

Alle von 1867 bis 1914 in Kärnten ergänzten Truppen standen unter dem
Befehl des III. Korpskommandos in Graz. 1913 stammte der Großteil der Rekruten
des „Infanterie-Regimentes Nr. 7“, des „Landwehr-Infanterieregimentes Nr. 4“ und
des „Feldjägerbataillon Nr. 8“ aus Kärnten. Ein Teil der Rekruten des „Dragoner
Regiment Nr. 5“ wurde ebenfalls in Kärnten eingezogen. Das „k. u. k.
Feldkanonenregiment Nr. 9“ hatte seine Ersatzkaderstation in Klagenfurt und ein
hoher Anteil seiner Soldaten waren Kärntner. Die Pionier-, Sappeur-, Telegraphen-,
Eisenbahn- und Traintruppen des III. Korps wurden im ganzen Korpsbereich ergänzt
und damit zum Teil in Kärnten (siehe Tab. 9).322
Im Zuge einer taktischen Neugliederung des III. Korps verlegte man die
Stabstation der 12. Infanteriebrigade 1889 nach Klagenfurt. Als Teil der
6. Infanterietruppendivision aus Graz sollte sie im Kriegsfalle gegen Russland zur
„A-Staffel“ zählen und sofort nach Galizien transportiert werden (siehe Tab.15).
Tab. 16: Die „A-Staffel“ 1914
Armeeverband Korps Infanterie-Truppendiv. Kavallerie-Truppendiv.
I. 5. ,46.
1. Armee V. 14., 33., 37.
X. 2.,24.,45.
12. 9.
Armeegruppe 95.Ldst, 6. Ldst 7.
„Kummer“
II. 4., 13., 25.
VI. 15., 27., 39.
4. Armee IX.* 10., 26.
(XVII.)** 19.
6., 10.
3. Armee XI. 30.
XIV. 3., 8., 44.
41.H 2., 4., 11.
Armeegruppe III. 6., 22., 28.
„Kövess“*** XII. 16., 35., 38.
* Teil der "Staffel B" bzw. "zur besonderen Verwendung"
** Im August 1914 aufgestellt
***Bildete mit Großteil der "Staffel B" die 2. Armee

Quelle: ÖSTERREICH-UNGARNS LETZTER KRIEG 1914-1918 Bd. I: Das Kriegsjahr 1914, Beilagen 4 und 6.

322
Vgl. MILITÄRSCHEMATISMUS 1867-1913, und LANDWEHRSCHEMATISMUS 1908.
92
Tatsächlich marschierten die „Kärntner“ Einheiten bei Kriegsausbruch 1914 im
Gefolge des III. Korps an der Nordostfront auf (siehe Abb.13).
Abb.13: Ordre de Bataille des III. Korps zu Beginn des Ersten Weltkrieges

* Großteils in Kärnten rekrutierte Einheiten in Rot


** Teilweise in Kärnten rekrutierte Einheiten in Blau

Quelle: ÖSTERREICH-UNGARNS LETZTER KRIEG 1914-1918, Bd. I: Das Kriegsjahr 1914, Beilagen 4 und
6.

93
2. Das Infanterieregiment Nr. 7

a. Die Organisation des Regimentes von 1866 bis 1914


Analog den anderen Linien-Infanterieregimenter wurde das k. k.
Infanterieregiment Nr. 7 aufgrund der Erfahrungen aus dem Krieg von 1866
reorganisiert und neu ausgerüstet. Nach Einführung der Allgemeinen Wehrplicht
bildeten 1869 die ersten vier Bataillone des Regiments das Linienregiment, während
die Bataillone V und VI zusammen mit einer Depotdivision das Reserveregiment
formierten. Das Reserveregiment blieb ständig im Ergänzungsbezirkshauptort
Klagenfurt stationiert und sollte im Mobilisierungsfall die einzuberufenden Rekruten
ausbilden. Zuvor galten die ersten vier Bataillone des Regimentes als Feldbataillone
und die restlichen zwei als Reservebataillone323. Die neue Organisation behielt das
Infanterieregiment Nr. 7 bis 1882 bei (siehe Tab. 17).
Tab. 17: Die Sollstärke des Infanterieregimentes Nr. 7

Zeitraum Anzahl der Anzahl der Stand** pro Gesamtstand*


Bataillone* Kompanien* Kompanie*
1867-1869 6 (2 Res.) 26 108/228 ~2.700/6146
1869-1882 5/6 (2 Res./1 Ersatz) 20/25 95/236 1854/6081
1882-1890 4/5 16/20 86/236 1495/4981
1890-1895*** 4/5 16/20 86/131 1495/4981
1895-1907*** 4 16 97/133 1677/k.A.****
* Friedenstand/Kriegsstand
** Stand der Feldkompanien; Stabskompanien hatten unterschiedliche Stände.
*** Im Okkupationsgebiet eingesetzte Kompanien verfügten über einen erhöhten Friedensstand.
**** Der genaue Kriegsstand sollte sich erst im Laufe der Mobilisierung ergeben.

Quelle: W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. I, Beilage 2 zu 35.

Das Linienregiment konnte frei disloziert werden und befand sich in ständiger
Einsatzbereitschaft. Außerdem wurden die weithin sichtbaren traditionellen weißen
Uniformen durch blaue ersetzt. Die Regimentsfahnen wurden zur besseren Tarnung
abgeschafft. Seitens der zuständigen Stellen entschloss man sich angesichts der
Niederlage von Königgrätz zur einer Modernisierung der Bewaffnung. 1867 wurden
erstmals alle k. k. Linieninfanterieregimenter mit neuen Hinterladern des Systems
„Werndl“ ausgestattet.324
Die Umstrukturierung der Streitkräfte 1882 brachte eine Erhöhung der Zahl
325
der Linieninfanterieregimenter von 80 auf 102 mit sich. Im Zuge dieser
Entwicklung wurde das Reserve-Regimentskommando Nr. 7 in Klagenfurt aufgelöst

323
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. I, 21.
324
BARTELS, Khevenhüller-Regiment, 18. und W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. I, 21ff.
325
SPRINGER, Heeresorganisation, 26.
94
und das V. Bataillon an das in Graz neu aufgestellte k. k. Infanterieregiment Nr. 87
326
abgegeben. Der Kader des VI. Ersatzbataillons wurde als Ergänzungs-
bezirkskommando des Regimentes herangezogen. Außerdem sollte er im
Mobilisierungsfalle das V. Reserve-Bataillon bilden (siehe Tab. 17).327 Im Zuge einer
taktischen Neugliederung des III. Korps teilte man das Regiment 1889 im Gefolge
der 12. Infanteriebrigade (Garnison Klagenfurt) der 6. Infanterie-Truppendivision in
Graz zu (siehe Tab. 18). Im selben Jahr wurde das Regiment mit 11-mm-
Repetiergewehren ausgestattet, die bereits 1892 auf 8 mm umgerüstet wurden.328
Außerdem wurde die Bezeichnung „k. k.“ im Regimentsnamen bei allen Einheiten der
gemeinsamen Armee durch „k. u. k.“ ersetzt.

Tab. 18: Taktische Zuordnung des Infanterieregimentes Nr. 7 1867-1914

Zeitraum Korps Truppendivision Brigade


1867-1869* III. 6. 1.*
1869-1889 III. 6. k.A.**
1889-1893 III. 6. 12.
1893-1914 III. 6. 11.
* Die Brigaden waren damals noch nicht fortlaufend nummeriert.
** Die Brigaden wurden erst im Mobilisierungsfall aufgestellt.

Quelle: MILITÄRSCHEMATISMUS 1867-1914.

1893 erhielt das Regiment Graz zur Friedensgarnison zugewiesen. Es wurde


der 11. Infanteriebrigade zugeteilt. Bis zum Kriegsausbruch stand es in dieser
taktischen Unterstellung. Das II. Bataillon verblieb in Klagenfurt und stellte das
329
Ergänzungsbezirkskommando. 1908 wurden die blauen Uniformen durch
hechtgraue ersetzt, und im folgenden Jahr erhielt das Regiment seine erste
Maschinengewehrabteilung. Bei Übungen und im Mobilisierungsfall wurde eine
zweite aufgestellt.330
Während der Krisenjahre 1912 und 1913 intensivierte sich die Ausbildung der
Truppe im Gefechtsdienst. Nacht- und Mobilisierungsübungen gehörten zum
Programm. Damit sollte die Einsatzbereitschaft des Regimentes gesteigert

326
BARTELS, Khevenhüller-Regiment, 21.
327
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. I, Beilage 2 zu 35.
328
BARTELS, Khevenhüller-Regiment, 28.
329
EBD., 28f., und SEIDELS KLEINES ARMEESCHEMA 1904, 45.
330
W AGNER, Armee-Gliederung 437.
95
werden.331 In der nationalen Herkunft der Angehörigen war es – bei einer Dominanz
des Deutschtum – durchmischt. 1914 gaben über 75 % der Soldaten des
Regimentes Deutsch als Muttersprache an und weniger als 20 % Slowenisch an.
Daher war Deutsch die einzige Regimentssprache.332

b. Geschichte des Regimentes bis 1867


Die Ursprünge des Regimentes gehen auf das Jahr 1691 zurück. Kaiser
Leopold I. erteilte dem Generalfeldwachtmeister Notger Wilhelm Graf von Öttingen-
Boldern die Erlaubnis zur Aufstellung eines „Regimentes zu Fuße“. Diese erfolgte
beim Regimentssammelplatz in Nürnberg.333 Nach anfänglichen Problemen bei der
Rekrutenwerbung erwarb Öttingen-Boldern ein anderes Regiment. Neuer Inhaber
des späteren Infanterieregiments Nr. 7 wurde Generalfeldwachtmeister Johann
Ferdinand Freiherr von Pfeffershofen. 334 Kurz nach seiner Aufstellung wurde das
Regiment nach Ofen verlegt und verstärkte die habsburgischen Streitkräfte im Kampf
gegen die Osmanen in Ungarn und Siebenbürgen. 1700 ging das Regiment in den
Besitz von Oberst Eberhard Freiherr von Neipperg über und wurde mit Truppen aus
den aufgelösten Regimentern „Neipperg“ und „Würtemberg-Mömpelgard“
verstärkt.335 Während des Spanischen Erbfolgekrieges wurde das Regiment an den
Rhein verlegt und bestritt dort einige Schlachten gegen französische Truppen.336 Zu
Beginn des Venezianisch-Österreichischen Türkenkrieges wurde es zurück nach
Ungarn beordert. Unter verschiedenen Regimentskommandeuren nahm es an
Kämpfen in der Hauptarmee des Prinzen Eugen von Savoyen teil. Es war 1716 am
Sieg bei Peterwardein und der Belagerung von Temesvár, sowie an der erfolgreichen
Schlacht von Belgrad 1717 maßgeblich beteiligt.337
Im Österreichischen Erbfolgekrieg wurde FM Ludwig Andreas Graf von
Khevenhüller Regimentskommandeur, und die Einheit erhielt erstmals Ersatz aus
Kärnten und der Steiermark. Nach dem Winterfeldzug 1742/43 gegen Bayern wurde
das Regiment in den Schlachten von Hohenfreidberg und Soor eingesetzt. 1747 und

331
BARTELS, Khevenhüller-Regiment, 31f.
332
Helmut RUMPLER/ Martin SEGER, Habsburgermonarchie 1848-1918, Bd. IX/ 2: Die Gesellschaft der
Habsburgermonarchie im Kartenbild, Wien 2010, 243.
333
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. I, 155.
334
Erich HILLBRAND, Die Anfänge des Infanterieregimentes Nr. 7, in: Festschrift Infanterieregiment,
14ff.
335
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. I, 155.
336
Peter KARPF, Das 7er Regiment im 18. und 19. Jahrhundert, in: Festschrift Infanterieregiment, 24.
337
FANKHAUSER, Regimentsgeschichte, 8.
96
1748 kämpfte es an der Maas, in Luxemburg und in Holland gegen die Franzosen. 338
Im Siebenjährigen Krieg nahm das Regiment erneut an Kampfeinsätzen teil und
hatte am 18. Juni 1757 entscheidenden Anteil an der siegreichen Schlacht von Kolin.
Das Regiment bestritt in diesem Jahr außerdem noch Kämpfe bei Breslau und
Leuthen, im folgenden Jahr die Schlacht von Hochkirch, sowie 1760 bzw. 1762 die
Schlachten bei Torgau und Schweidnitz.339 1769 erhielt es schließlich die Nummer
sieben zugewiesen, die es bis zu seiner Auflösung 1918 führte. 340 Zu Beginn der
Revolutionskriege 1792 wurde es in den Niederlanden eingesetzt und nahm
anschließend am Angriff auf Verdun teil. Zwei Jahre später folgten Schlachten in
Flandern und am Rhein. In den Befreiungskriegen teilte man es erstmals dem
III. Korps zu. In dessen Verband kämpfte es am Inn, bei Regensburg und Evelsberg,
sowie bei Aspern gegen Truppen Napoleons I. 1814 waren Teile des Regiments
waren 1814 am Einmarsch in Paris.341
1817 erfolgte eine Neueinteilung der Werbbezirke für die Infanterieregimenter
des Habsburger Staates. Das Regiment erhielt die Werbbezirke Villach, Klagenfurt
und einen Teil des Görzer Kreises zugewiesen und wurde in der Folge als „k. k.
Kärntner Infanterieregiment Nr. 7“ bezeichnet.342 Bis zur Revolution von 1848/49 war
das Regiment vornehmlich im habsburgischen Italien stationiert und musste dort
mehrmals zur Erhaltung der öffentlichen Ordnung eingesetzt werden. Während der
Revolutionsmonate war das Regiment der Italienarmee Radetzkys zugeteilt worden
und hatte großen Anteil am Sieg in der Schlacht von Vicenza. 343
Im Krieg von 1859 war es ein Teil der Italienarmee und nahm bei der Schlacht von
Solferino teil.344 1860 musste es im Zuge einer Umstrukturierung der Streitkräfte das
III. Bataillon zum Linieninfanterieregiment Nr. 26 abgeben. 345 Zwischen 1862 und
1865 war es für einen kurzen Zeitrahmen in Klagenfurt stationiert. Zu Beginn des
Krieges von 1866 konnte sich das k. k. Infanterieregiment Nr. 7 beim Sturmangriff auf
die italienischen Stellungen am Monte Croce erneut hervortun. 346 Nach dem Sieg
von Custozza und der Niederlage von Königgrätz transferierte der Oberbefehlshaber

338
KARPF, 7er Regiment, 25.
339
FANKHAUSER, Regimentsgeschichte, 8.
340
EBD.
341
KARPF, 7er Regiment, 25f.
342
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. I, 155.
343
KARPF, 7er Regiment, 26.
344
FANKHAUSER, Regimentsgeschichte, 11.
345
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. I, 156.
346
KARPF, 7er Regiment, 27.
97
der gesamten bewaffneten Macht FM Erzherzog Albrecht den Großteil der Südarmee
an die Donau, um dort den anrückenden Preußen entgegenzutreten. Das k. k.
Infanterieregiment Nr. 7 war Teil dieser Streitmacht. Nach dem Abschluss des
Waffenstillstandes mit Preußen wurden die Einheiten wieder an die Südfront verlegt,
da mit Italien noch keine Feuerpause vereinbart worden war. Die
Truppenverschiebungen führten zum Frieden mit Italien, und das Regiment konnte
seine neue Friedensgarnison Graz beziehen.347

c. Die Einsätze des Regimentes 1867-1914


Die Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht 1868 wurde nicht in allen Teilen
der Doppelmonarchie widerstandslos hingenommen. Im September 1869 kam es im
Süden Dalmatiens zu einer offenen Rebellion. Zur Niederwerfung des Aufstandes
wurde das Regiment per Bahn von Graz nach Triest verlegt (siehe Tab. 19). Dort

Tab. 19: Die Einsätze des Infanterieregimtes Nr. 7 von 1867 bis 1914
Einsätze Zeitraum
Unterdrückung eines Aufstandes in Dalmatien 1866-1869
Besetzung Bosniens und der Herzegowina 1878
Unterdrückung eines Aufstandes im Nordkroatien 1883
Sicherung der inneren Ordnung in Bosnien 1886
Sicherung Bosniens im Zuge der Annexionskrise 1909

Quellen: BARTELS, Regiment, und W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. I, 381.

wurde die Truppe eingeschifft und mit einem Dampfer nach Cattaro gebracht. Im
Süden Dalmatiens musste das Regiment vom 25. Oktober an einwöchige Gefechte
im unwegsamen Terrain und unter schwierigen Witterungsbedingungen gegen die
Aufständischen führen. Anschließend half es bei der Sicherung des Župatales mit.
Nach der Niederschlagung der Rebellenherde im Süden des Aufstandsgebietes
musste das Regiment in achttägigen Kämpfen eine Passage, die von der Bucht von
Cattaro über das Dalmatinische Küstengebirge zur Krivošije reichte, erkämpfen.
Diese Operation wurde vom Regiment erfolgreich beendet, und die Reservisten
konnten im Februar 1870 zurück zum Ergänzungshauptort abtransportiert werden.
Das Linienregiment verblieb noch eine Zeit zur Erhaltung des Friedens in der
Unruheregion und kehrte schließlich am 20. Juni in seine Grazer Garnison zurück.348

347
BARTELS, Khevenhüller-Regiment, 18.
348
EBD., 19.
98
1871 wurde das Regiment von Graz nach Tirol verlegt und verblieb dort bis 1882.
Mehrmals musste während dieser Zeit die Pionierabteilung Assistenzeinsätze bei
Naturkatastrophen leisten. Garnisonsorte des Regiments waren in den 1870er
Jahren Innsbruck, Franzensfeste und Kufstein. 1880 verlegte man das Regiment an
den Gardasee (siehe Tab. 20).349

Tab. 20: Die Friedensgarnisonsorte des Infanterieregimentes Nr. 7

Zeitraum Garnisonsort(e)
1718 Ofen
1720 Arad
1730 Belgrad
1731 Esseg und Pancsova
1736 Ferrara
1739 Parma, Lucca, Siena, Pisa und die Insel Elba
1816 Leipnik und Olmütz
1817 Görz, Triest, Gradiška
1824 Klagenfurt
1830 Oberitalien
1862-1865 Klagenfurt
1866 Oberitalien
1868-1871 Graz
1871-1882 Tirol (Innsbruck, Franzensfeste, Kufstein, Gardasee
1882-1893 Klagenfurt
1893-1914 Graz
Quellen: BARTELS, Regiment, und MILITÄRSCHEMATISMUS 1866, 1867, 1869/70, 1882, 1900, 1908,
1913.

Zur Teilnahme an der Besetzung Bosniens und der Herzegowina wurde 1878
das zwei Bataillone starke Reserveregiment Nr. 7 der 3. Gebirgsbrigade der
350
6. Infanterietruppendivision im XIII. Korpsbereich zugeteilt. Durch die
Umorientierung der Außenpolitik auf den Balkan und den Gebietsverlusten an Italien
nach dem Krieg von 1866 gerieten die gebirgigen Regionen im Südosten und
Südwesten der Monarchie verstärkt in den Blickpunkt von militärischen Planungen.
Der Krieg im zerklüfteten Terrain erforderte besondere taktische und strategische
Überlegungen. Das geschlossene Vorrücken von großen Verbänden war im Gebirge
de facto unmöglich. Erschwerend kam hinzu, dass sich der Nachschubtransport von
den Depots zu den Einheiten äußerst schwierig gestaltete. Die schweren, von
Pferden gezogenen Wägen der Trains konnten im Gebirge nicht eingesetzt

349
BARTELS, Khevenhüller-Regiment,19ff.
350
EBD., 20.
99
werden. 351 Diese Erfahrung hatte das k. k. Infanterieregiment Nr. 7 bereits beim
Aufstand in der Krivošije gemacht.352 Bis 1878 verfügte die k. k. Armee über keine
speziell ausgerüsteten und trainierten Gebirgstruppen. Einzige Ausnahme bildete die
Artilleriewaffe, welche einige Batterien mit Gebirgsgeschützen ausgestattet hatte. Für
die Okkupation Bosniens und der Herzegowina wurden daher neue Gebirgsbrigaden
formiert. Diese verfügten über Gebirgsbatterien und spezielle Gebirgstrains, die aus
Tragtierstaffeln bestanden. Ansonsten unterschieden sie sich nicht von anderen
Infanteriebrigaden und setzten sich grundsätzlich aus vier bis sechs
Infanteriebataillonen zusammen. Drei Gebirgsbrigaden wurden zu einer Infanterie-
Truppendivision zusammengefasst. Zum Unterschied zum Einsatz im freien Felde
sollten die Brigaden im Gebirge selbstständig operieren.353
Die Besetzung Bosniens und der Herzegowina sollte durch die Truppen des
XIII. Korps unter FZM Joseph Freiherr Philippovic von Phillipsberg erfolgen. Dem
Korpskommandanten unterstanden die 6., 7., 18. und 20. Infanterietruppendivision
mit insgesamt 55 Infanteriebataillonen, drei Kavallerieregimentern, verschiedenen
Artillerieeinheiten und den berittenen Dalmatinischen Landesschützen. Die ersten
drei Infanterie-Truppendivisionen bestanden jeweils aus drei Gebirgsbrigaden und
einer Divisionsreserve. Diese sollten die Hauptlast der Kämpfe im gebirgigen
Bosnien und der Herzegowina tragen. Die 20. Infanterie-Truppendivision hingegen
bestand aus zwei gewöhnlichen Infanteriebrigaden und sollte möglichst nicht in
Kämpfe im unwegsamen Gelände verwickelt werden. 354 Die Kampftruppen der
Gebirgsbrigaden hatten weder eine spezielle Ausbildung noch eine spezielle
Ausrüstung für den Kampf im Gebirge. Allerdings bestanden sie zum größten Teil
aus Einheiten aus dem gebirgigem Alpenraum und dem Südosten der Monarchie. 355
Das k. k. Reserveinfanterieregiment Nr. 7 wurde per Bahn von Klagenfurt nach
Esseg transportiert und erreichte am 30. Juli 1878 nach einem Fußmarsch seinen
Aufmarschort Brod an der Save. Von dort aus rückte das Regiment durch
schwieriges Terrain über Dervent, Doboj, Maglaj, Zepče und Zenica bis nach
Sarajewo vor. Unterwegs wurde es bei Boljanić, Trbul, Maglai, Zepče und San

351
ORTNER, Gebirgstruppen, 16.
352
BARTELS, Khevenhüller-Regiment, 19.
353
ORTNER, Gebirgstruppen, 17ff.
354
EBD., 18.
355
EBD, 19.
100
Bielalovac in Gefechte verwickelt. Nach der Eroberung von Sarajewo konnte das
Regiment am 27. Oktober die Heimreise antreten.356
Zur dauerhaften Besetzung und „Befriedung“ Bosniens und der Herzegowina
reichten die Kräfte des XIII. Korps bei weitem nicht aus. Besonders die 20. Infanterie-
Truppendivision kam während des Feldzuges in heftige Bedrängnis, weil ihr
schwerer Nachschubtrain auf den unzugänglichen Wegen nicht vorrankam. Deshalb
musste er im Zuge der Operation auf Tragtierstaffeln umgestellt werden. Erst die
Verlegung weiterer Infanterie-Truppendivisionen nach Bosnien und in die
Herzegowina konnte das Okkupationsgebiet unter ständige Kontrolle bringen. Nach
dem Ende des Feldzuges wurden die 6. und 7. Infanterie-Truppendivision abgezogen
und ihre Gebirgsbrigaden wieder zu gewöhnlichen Infanteriebrigaden umfunktioniert.
Die 18. Infanterie-Truppendivision verblieb im Okkupationsgebiet, und ihre Brigaden
behielten ihren Gebirgsbrigadestatus.357
1883 mussten drei Bataillone des Infanterie-Regimentes Nr. 7 erneut zur
Unruhebekämpfung ausrücken. Das Ziel der Unternehmung war die Unterdrückung
eines aufkeimenden Aufstandes im Nordkroatien. Zu diesem Zwecke wurde das
Regiment nach Agram transferiert. Nach einigen Einsätzen im Umland der
Hauptstadt von Kroatien und Slawonien kehrten zwei Bataillone im November 1883
nach Klagenfurt zurück. Das IV. Bataillon folgte im März 1884. 358 1885 nahm das
Regiment in der Heimat am „Kaisermanöver“ teil, und eine Abteilung des Regimentes
musste einen Assistenzeinsatz im überschwemmten Gailtal (bei Hermagor und
Kirchbach) leisten. Im Oktober 1886 wurde erneut ein Bataillon des Regiments zur
Sicherung der inneren Ordnung auf den Balkan detachiert. Das III. Bataillon wurde
nach Mostar und später nach Bilek verlegt. Es kehrte nach erfolgreichen
Postsicherungs-, Straßenverbesserungs- und Garnisonsdiensten in Bosnien und der
Herzegowina zum Regiment zurück.359
1893 erhielt das Regiment Graz als Friedensgarnison. In dieser verblieb es bis
zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges (siehe Tab. 20). In den Jahren 1895, 1899,
1902 und 1907 kehrte das Regiment zu den jährlichen Übungen in die Kärntner
Heimat zurück. Die Zeit seiner Stationierung in Graz verlief mit Ausnahme einiger
Assistenzeinsätze in der Umgebung der steierischen Landeshauptstadt ruhig. Im
356
BARTELS, Khevenhüller-Regiment, 20.
357
ORTNER, Gebirgstruppen, 20.
358
BARTELS, Khevenhüller-Regiment, 21.
359
EBD.
101
Zuge der Annexionskrise wurde das I. Bataillon und die Maschinengewehrabteilung
vom 22. März bis zum 27. Mai 1909 in Südostbosnien stationiert und dem XV. Korps
in Sarajewo unterstellt. Währenddessen half die Pionierabteilung des Regimentes
beim Ausbau der Plöckenstraße. 1911 mussten vier Kompanien des Regiments
einen Assistenzeinsatz bei Wahlen in Ungarn ableisten und anschließend wieder zu
Manövern nach Kärnten ausrücken.360 Am 1. August 1913 brach das Regiment zu
seinem letzten Manöver auf. Es gelangte von Graz über die Stubalpe und die
Saualpe nach Kärnten. Über Lölling, Guttaring und St. Veit marschierte es über
Feldkirchen in Kärnten und Paternion nach Spittal an der Drau. In Pusarnitz wurde
es mit einem Gebirgstrain ausgerüstet und rückte anschließend bis Steinfeld vor.
Dort begann es mit der gefechtsmäßigen Überschreitung der Gailtaler Alpen nach
Dellach im Gailtail. Dieses Manöver endete am 31. August. Es war die letzte
umfassendere Übung des Regimentes vor dem Ersten Weltkrieg.361

3. Die Kärntner Feldjägerbataillone 1866-1914

Während des Untersuchungszeitraumes stellte der Ergänzungsbezirk Nr. 7 (=


das Land Kärnten) Truppen für mehrere Feldjägerbataillone. Die Feldjäger waren
ursprünglich als „leichte Infanterieeinheiten“ konzipiert worden, die durch leichtere
Ausrüstung und besseres Training größere Marschleistung als die Linieninfanterie
erbringen sollte. Außerdem sollten sie im Gefecht besonders als Plänker – das sind
in Schwarmformation vorrückende Einheiten, die zwischen den Hauptkampflinien
operieren und durch Einzelfeuer auf den Gegner einwirken. Deshalb erhielten sie
eine umfassendere Schießausbildung als die Soldaten der Linieninfanterie. Mit der
Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht 1868 und der Vergrößerung des
Rekrutenkontingentes wurde diese spezialisierte Ausbildung erschwert. Außerdem
führten Verbesserungen der Infanteriegewehre zu Veränderungen in der
Gefechtsdurchführung. Die bessere Waffenwirkung zwang die Linieninfanterie
ebenfalls teilweise in Plänkerformation vorzugehen. Dadurch verloren die Feldjäger
ihre ursprünglichen Aufgabenbereiche. Als neues Einsatzgebiet erhielten sie den
Kampf in schwer zugänglichen Gebieten. In diesen Regionen mussten
Kommandanten besonders unabhängig von ihren übergeordneten Stäben agieren.
360
BARTELS, Khevenhüller-Regiment, 29ff.
361
EBD., 31f.
102
Daher verblieben die Feldjäger in Bataillonsverband und formierten keine
Regimenter. 1868 erhielten sie als erste Einheiten der k. (u.) k. Armee zur besseren
Tarnung hechtgraue Uniformen ausgehändigt. Weil die gebirgige und zerklüftete
Kärntner Landesgrenze zu Italien ein typisches Einsatzgebiet für Feldjäger bot,
waren permanent Feldjäger in Kärnten stationiert.362
Von 1883 bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges rekrutierte sich das k. (u.) k.
Feldjägerbataillon Nr. 8 ausschließlich aus Kärntnern. Andere Formationen erhielten
nur vorübergehend ihre Ergänzung aus Kärnten oder wurden im Zuge von
Heeresumstrukturierungen aufgelöst bzw. in neu geschaffene Infanterieregimenter
integriert (siehe Tab. 21).363

Tab. 21: Die Kärntnerischen Feldjägerbataillone von 1867 bis 1914


Feldjägerbataillon Zeitraum mit Ergänzungsbereich Kärnten
Nr. 8 1883-1914
Nr. 7 1867-1883
Nr. 33 1883-1889
Nr. 35 1883-1889

Quelle: MILITÄRSCHEMATISMUS 1867-1914 und W REDE/ SEMEK Bd.I. 687-690.

a. Das „ k. (u.) k. Kärntnerische Feldjägerbataillon Nr. 8“


Diese Einheit wurde als „8. k. k. Feldjägerdivision“ in Zistersdorf im Marchfeld
während der Napoleonischen Kriege 1808 aufgestellt. 364 1809 nahm sie an den
Schlachten von Aspern und Wagram teil.365 Während der Befreiungskriege wurde sie
zur Deckung Innerösterreichs eingesetzt und kämpfte unter anderem bei Pontafel
und in Oberkärnten gegen die Franzosen.366 In der Revolution 1848/49 gehörte das
Feldjägerbataillon zur Kerntruppe der Italienarmee Radetzkys und musste im
Dezember 1848 nach schweren Verlusten neu aufgestellt werden.367 1849 nahm es
an der Niederschlagung des Aufstandes in Ungarn teil.368 Im Krieg von 1866 war das
Bataillon ein Teil der Nordarmee und nahm an den Schlachten von Schweinschädel
und Königgrätz teil. Bei letzterer verlor das Bataillon erneut einen Großteil seiner

362
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. I, 630-637.
363
MILITÄRSCHEMATISMUS 1900, 1908, 1913.
364
BAXA, Feldjägerbataillons Nr. 8, 16-20.
365
EBD., 28-42.
366
EBD., 44-79.
367
EBD., 180-255.
368
EBD., 255-262.
103
Offiziere und Mannschaften. Bei den Aufständen gegen die Allgemeine Wehrplicht
1869 in Norddalmatien wurde es ebenfalls eingesetzt. Außerdem war es an den
Operationen in der Krivošilje, sowie an den Schlachten bei Santa Barbara, San
Giorgio und Risano beteiligt.369 1882 detachierte man das Feldjägerbataillon Nr. 8 in
Dalmatien.370
Von 1866 bis 1883 war das Feldjägerbataillon Nr. 8 dem Ergänzungsbezirk
Nr. 47 Marburg zugewiesen und wurde als „steirisches Feldjägerbataillon“
bezeichnet. 1883 wurde Klagenfurt zum Sitz des Ersatz-Kompanie-Kaders und damit
zum Hauptort des neuen Ergänzungsbezirkes des Bataillons. Von diesem Zeitpunkt
an wurde es als „k. u. k. Kärntnerisches Feldjägerbataillon Nr. 8“ geführt.371 In den
Jahren vor dem Ersten Weltkrieg war das Feldjägerbataillon der 12. Infanteriebrigade
in Klagenfurt direkt unterstellt. Diese war der Teil der 6. Infanterie-Truppendivision,
die dem III. Korps in Graz unterstand (siehe Abb. 9). Wie alle anderen Einheiten des
Korps gehörte das Feldjägerbataillon Nr. 8 zur „A-Staffel“ und war für einen Einsatz
an vorderster Front in Galizien vorgesehen (siehe Tab. 16). Im Falle eines Konfliktes
mit Italien war das Regiment für die Verteidigung der Kärntner Landesgrenze
bestimmt, und es wurde deshalb von 1900 an permanent im Raum Villach oder im
Gailtal stationiert (siehe Tab. 22).372

Tab. 22: Garnisonsorte des Feldjägerbataillons Nr. 8


Zeitraum Garnisonsort
1883 Prjepolje
1884-1887 Klagenfurt
1888-1898 Judenburg
1899-1904 Tarvis
1905-1909 Kötschach
1910-1914 Villach

Quellen: MILITÄRSCHEMATISMUS 1883-1914,


und SEIDLS KLEINES ARMEESCHEMA 1904, 1908, 1914.

b. Andere Feldjägerbataillone
Das k. k. Feldjägerbataillon Nr. 7 wurde seit 1857 aus Krain ergänzt. Von 1857
bis 1883 wurden Kärntner Soldaten als Aushilfen zu diesem Bataillon eingezogen,

369
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. I, 690.
370
EBD.
371
EBD. und MILITÄRSCHEMATISMUS 1890.
372
SEIDLS KLEINES ARMEESCHEMA, 70.
104
wenn das Rekrutenkontingent in Krain zu klein war. 373 Deshalb wurde das Regiment
während dieses Zeitraums als “7. kärntner-krainerisches Feldjägerbataillon“
bezeichnet.374 Diese Praxis endete mit der Umstrukturierung der Streitkräfte 1883.
Danach erhielt das Feldjägerbataillon Nr. 7 seine Ergänzung ausschließlich aus den
Ergänzungsbezirken 17 (Laibach) und 97 (Görz). Durch die Neuordnung der
Ergänzung 1889 konnte das Bataillon bei Bedarf mit Rekruten aus dem ganzen III.
375
Korpsbereich ergänzt werden. Vorübergehend wurden auch die
Feldjägerbataillone Nr. 33 und Nr. 35 aus Kärnten ergänzt und als kärntnerische
Bataillone geführt, obwohl ihr Ersatzkompaniekader in Bruck an der Mur stationiert
war. Diese beiden Bataillone wurden aber bereits 1889 wieder aufgelöst. 376

4. Das „Kärntnerische-steirische-krainer Dragoner Regiment Nr. 5“

Das Kavallerieregiment war das älteste in Kärnten ergänzte Regiment, das


1867 in der Ordre de Bataille der k. k. Armee geführt wurde. Es wurde als „Kürassier-
Regiment Galbes“ 1721 aufgestellt und erhielt seit 1789 seine Ergänzung aus
Kärnten und der Steiermark (siehe Tab. 23). Mit Unterbrechungen wurden bis 1914
Rekruten aus Kärnten zum Regiment eingezogen. Der Ersatzkader des Regimentes
war in Marburg an der Drau stationiert.377 Zu Beginn des Ersten Weltkrieges hatte
der größere Teil des Regimentes Slowenisch zur Muttersprache. Dadurch war auch
Slowenisch die erste Regimentssprache und Deutsch die zweite.378

Tab. 23: Die Ergänzungsbereiche des Dragoner-Regimentes Nr. 5


Periode Ergänzungsbereich
1789-1853 Steiermark und Kärnten
1853-1857 Graz
1857-1860 Steiermark, Kärnten, Krain und Küstenland
1860-1875 Klagenfurt, Laibach, Graz
1875-1882 Marburg
1883-1889 Steiermark, Kärnten, Krain, Küstenland
1889-1914 III. Korps

Quelle: W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. III, 152, und MILITÄRSCHEMATISMUS 1867-1914.

373
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht Bd. I, 687.
374
MILITÄRSCHEMATISMUS, 1869/70..
375
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. I, 687.
376
MILITÄRSCHEMATISMUS1882.
377
MILITÄRSCHEMATISMUS 1913, 806.
378
RUMPLER/ SEGER. Kartenbild, 243.
105
Das Regiment durchlief in seiner Geschichte zahlreiche Neuformierungen und
Umbenennungen. Seine letzte Bezeichnung erhielt es 1867, als alle Kürassier-
Regimenter zu Dragoner-Regimentern wurden und eine neue Nummerierung
379
erhielten. Im selben Jahr wurde auch die Anzahl der Divisionen pro
Kavallerieregiment auf zwei reduziert. 380 Obwohl sich die zunehmende militärische
Bedeutungslosigkeit der Waffengattung abzeichnete, war der Dienst in
Kavallerieregimentern äußerst prestigeträchtig. So findet man in den Ständen des
Regimenter häufig Söhne des österreichisch-ungarischen Hochadels wie etwa Thun-
Hohenstein, Windisch-Graetz oder Waldstein-Wartenberg, sowie aus ausländischen
adeligen Familien wie etwa Emanuel Prinz von Orléans in niedrigen Offiziersrängen
(siehe Tab. 24). Gegen Ende des 19. Jahrhunderts brachen viele hochadelige
Offiziere ihre militärische Laufbahn vorzeitig ab, und nur wenige stiegen bis in den
Rang eines Regimentskommandanten oder in die Generalität auf. 381 Ab 1867
gehörte das Regiment durchgehend dem III. Korps in Graz an. Zu Kriegsbeginn war
es Teil der 3. Kavalleriebrigade der 2. Kavallerietruppendivision und wurde mit der
„A-Staffel“ nach Galizien verlegt (siehe Tab.15).

Tab. 24: Prominente Offiziere des Dragoner-Regimentes Nr. 5 (Auswahl)


Name Dienstgrad Jahr
Paul Fürst Metternich Oberstleutnant 1867
Edmund v. Krieghammer Rittmeister 1. Klasse 1867
Heinrich Fürst Orsini-Rosenberg Lieutenant (Reserve) 1869/70
Zeno Graf Goёss Oberlieutenant (Reserve) 1878
Liabordo Graf Mels-Colloredo Lieutenant (Reserve) 1878
Hugo Graf Hohenwart zu Gerlachstein Oberlieutenant 1879
Theodor Graf Radetzky v. Radetz Oberlieutenant 1879
Gundaker Graf Wurmbrand-Stuppach Oberlieutenant 1891
Felix Graf Thun-Hohenstein Rittmeister 1. Klasse 1895
Heinrich Graf Thun-Hohenstein Lieutenant 1895
Herward Graf Auersperg Lieutenant 1895
Emanuel Prinz von Orléans Lieutenant (Reserve) 1895
Ferdinand Freiherr von Aichelburg Lieutenant (Reserve) 1897
Paul Graf Wurmbrand-Stuppach Oberst (Reg.-Komm.) 1908
Carl Fürst zu Windisch-Graetz Rittmeister 1. Klasse 1908
Carl Graf Attems-Heiligenkreuz Oberlieutenant 1908
Rudolf Graf Auersperg Oberlieutenant 1908
Heinrich Graf Waldstein-Wartenberg Lieutenant (Reserve) 1908
Wilhelm Graf Wurmbrand-Stuppach Lieutenant (Reserve) 1908

Quelle: MILITÄRSCHEMATISMUS 1867, 1869/70, 1878, 1879, 1891, 1895, 1897, 1908.

379
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht Bd. II, 152.
380
EBD, Bd. III, 37.
381
DEÁK, Embourgeoisement, 94f.
106
5. Artillerieeinheiten mit hohem Anteil an kärntnerischen Soldaten

Bis 1868 wurde das „k. k. Küstenartillerieregiment“ zur Verteidigung der


Kriegshäfen an der Adria eingesetzt. Für dieses Regiment wurden geeignete
Rekruten aus zwölf Ergänzungsbezirken des III. Korps herangezogen. Unter
anderem auch aus Kärnten. 382 Das Küstenartillerieregiment wurde im Zuge der
Heeresreform von 1868 aufgelöst. Seine bisherige Aufgabe erledigten in der Folge
neu aufgestellte Festungsartillerie-Bataillone. Die bereits eingezogenen Kärntner
Soldaten wies man dem „ungarischen Festungsartillerie-Bataillon Nr. 12“ in Zara
zu. 383 1872 war die Umstrukturierung der Küstenartillerie abgeschlossen, und
Kärnten stellte vorübergehend keine Rekruten für Artillerieeinheiten. 3841876 wurde
der Kärntnerische Ergänzungsbezirk Nr. 7 dem „steirischen Festungsartillerie-
Bataillon Nr. 11“ zugewiesen.385 Bis zur Heeresreform von 1882 leistete das Bataillon
seinen Dienst in Pola ab (siehe Tab. 25). 386

Tab. 25 Artillerieeinheiten mit Kärntner Soldaten 1867-1914387


Jahr Einheit Garnison
1867-1868 Küstenartillerieregiment Triest
1868-1871 Festungsartillerie-Bataillon Nr. 12 Zara
1876-1891 Festungsartillerie-Bataillon Nr. 11 Pola
1882-1908 Korpsartillerie-Regiment Nr. 3 Graz
1891-1908 Festungsartillerie Regiment Nr. 5 Ragusa
1894-1908 Divisions-Artillerieregiment Nr. 9 Klagenfurt
1908-1914 Feldkanonenregiment Nr. 9 Klagenfurt
1908-1914 Feldhaubitz-Regiment Nr. 3 Marburg
1908-1914 Gebirgsartillerie-Regiment Nr. 3 Villach

Quellen: MILITÄRSCHEMATISMUS 1867-1914 und SEIDLS KLEINES ARMEESCHEMA 1904, 1908, 1914.

Die Reform von 1882 brachte eine vollständige Neugliederung der


Feldartillerie mit sich. Die Feldartillerieeinheiten wurden in Artillerie-Brigaden
zusammengefasst, welche den Korpskommandos unterstellt waren. Die Artillerie-
Brigaden setzten sich aus Korpsartillerie-Regimentern und selbstständigen Artillerie-

382
MILITÄRSCHEMATISMUS 1867, 524.
383
MILITÄRSCHEMATISMUS 1871, 678.
384
MILITÄRSCHEMATISMUS 1872.
385
MILITÄRSCHEMATISMUS 1877, 558.
386
MILITÄRSCHEMATISMUS 1882, 762.
387
In diese Liste sind nur Einheiten mit einem größeren Anteil an Soldaten aus Kärnten aufgenommen
worden. In anderen Artillerieeinheiten des Korps dienten sicherlich auch eine kleine Zahl an
Kärntnern.
107
Batteriedivisionen zusammen.388 Die Artillerieeinheiten konnten nach Abschluss der
Neuordnung aus allen Ergänzungsbezirken des Korpskommandos aufgefüllt
werden.389 Die „3. Artilleriebrigade“ in Graz setzte sich aus dem „Steierisch-Kärntner-
Krainerischen Corps-Artillerieregiment Nr. 3“ mit drei Artillerie-Batteriedivisionen und
zwei unabhängigen Artillerie-Batteriedivisionen zusammen (siehe Abb. 14).390 1891
wurden die Festungsartillerie-Bataillone Nr. 2 und Nr. 10 zum „Steierisch-
Kärnthnerischen Festungsartillerie-Regiment Freiherr von Rouvroy Nr. 5“
zusammengefasst. Der Regimentsstab hatte gemeinsam mit der 2. Batterie-Division
des Regimentes Ragusa zur Garnison. Die 1. Batterie-Division wurde in Cattaro
eingesetzt.391
Abb. 14: Taktische Gliederung der Feldartillerieeinheiten des III. Korps 1891

1. Batterie-Division
(Graz)

3. Steierisch-kärnthner-
krainerisches Corps-
Artillerie-Regiment
(Graz) 2. Batterie-Division
(Klagenfurt)

3. Artillerie Brigade
5. Batterie-Division 29. Batterie-Division
(Graz)
(Laibach) (Graz)

6. Batterie-Division
(Radkersburg)

Quelle: MILITÄRSCHEMATISMUS 1891, 721ff.

388
ORTNER, Artillerie, 44ff.
389
MILITÄRSCHEMATISMUS 1891.
390
EBD., 721ff.
391
EBD., 766f.
108
1894 wurden die Batterie-Divisionen der Korpsartillerie-Regimenter in
Divisions-Artillerieregimenter umgewandelt. Diese sollten zur direkten
Artillerieunterstützung der Infanterie-Truppendivisionen im Felde verwendet werden.
Die „29. Batterie-Division“ wurde zum „Divisions-Artillerieregiment Nr. 9“. Der
Regimentsstab und der Ersatz-Depot-Kader dieses Regimentes waren in Klagenfurt
stationiert.392
Die nächste Umstrukturierung und verbunden mit einer Vermehrung der
Artilleriewaffe erfolgte 1908. Die Korpsartillerie-Regimenter wurden in „Feldhaubitz-
Regimenter“ umbenannt. Die Divisionsartillerie-Regimenter erhielten die neue
Bezeichnung „Feldkanonen-Regimenter“. Die Nummerierung der Einheiten blieb
unverändert. So wurde das „Steierisch-Kärntner-Krainerischen Corps-
Artillerieregiment Nr. 3“ zum „Steierisch-Kärntner-Krainer-Küstenländischen
Feldhaubitz-Regiment Erzherzog Wilhelm Nr. 3“ und das „Steierisch-Kärntner-
Krainerischen Divisions-Artillerieregiment Nr. 9“ zum „Feldkanonen-Regiment
Nr. 9“. 393 Das Festungsartillerie-Regiment Nr. 5 behielt seine Bezeichnung bei. Es
wurde allerdings von nun an in acht Kompanien unterteilt, die entlang der Küste
zwischen Cattaro und Ragusa aufgestellt waren.394
1908 wurde das „Gebirgsartillerie-Regiment Nr. 3“ vom III. Korps neu
aufgestellt. Bei seiner Errichtung setzte es sich aus vier Gebirgskanonen-Batterien
395
zusammen. Das Regiment war in Villach stationiert und verblieb in dieser
Garnison bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Bis dahin wurde es mehrmals
umstrukturiert und gliederte sich schließlich 1914 in eine Gebirgshaubitz- und eine
Gebirgskanonen-Division, sowie eine Gebirgskanonen-Batterie. Je eine
Gebirgskanonen-Batterie des Regimentes war 1914 in Tarvis und Tolmein
396
stationiert. Die Qualität des Geschützmaterials war zu Beginn des 20.
Jahrhunderts bei den einzelnen Artillerieeinheiten der k. u. k. Armee äußerst
unterschiedlich. Aus budgetären Gründen konnten nicht alle Einheiten gleichzeitig
mit neuen Waffensystemen ausgestattet werden. Besonders die Geschütze der
Gebirgsartillerie waren veraltet. Dies traf auch auf das Gebirgsartillerieregiment Nr. 3

392
MILITÄRSCHEMATISMUS 1895, 734f.
393
SEIDLS KLEINES ARMEESCHEMA 1908, 40f.
394
MILITÄRSCHEMATISMUS 1909, 997f.
395
SEIDLS KLEINES ARMEESCHEMA 1908, 91.
396
SEIDLS KLEINES ARMEESCHEMA 1914, 96.
109
zu. Unter anderem war das ein Grund dafür, dass es für die Verwendung an
Nebenkriegsschauplätzen (am Balkan und in den Alpen) vorgesehen war. Es zählte
nicht, wie der Rest des Korps, zur „A-Staffel“.397 Im Zuge der Umstrukturierung der
Artilleriewaffe 1908 wurde auch die k. k. Landwehr mit größeren Artillerieeinheiten
ausgestattet. Im III. Korpsbereich erfolgte in Graz die Aufstellung der „22. Landwehr-
Kanonendivision“ und der „22. Landwehr-Haubitzdivision“.398 Die nächste Ergänzung
der Artillerie erfolgte mit der Aufstellung der „schweren Haubitz-Divisionen“ 1912.
Diese bestanden aus zwei schweren Haubitz-Batterien, die mit
Belagerungsgeschützen ausgerüstet waren. Das III. Korps rüstete die „3. Haubitz-
Division“ aus, die in Wippach stationiert war. 399 1913 erfolgte schließlich noch die
Errichtung des selbstständigen „Festungsartillerie-Bataillons Nr. 8“ in Haidenschaft
durch das III. Korps.400

6. Die Landwehr-Infanterieeinheiten Kärntens 1869-1914

a. Organisation
Die ersten Landwehreinheiten wurden 1869 und 1870 in Kärnten aufgestellt.
Es formierten sich das „kärntnerische Landwehr-Bataillon-Klagenfurt Nr. 21“ und das
„kärntnerische Landwehr-Bataillon-Villach Nr. 22“. 1872 erhielten diese die neuen
Nummerierungen „Nr. 26“ bzw. „Nr. 27“ zugewiesen. Drei Jahre später erfolgte ihre
Umbenennung in „Landwehr-Schützen-Bataillone“. 401 In den ersten Jahren ihrer
Existenz hatten die Einheiten Milizcharakter, und ihre militärische Einsatzfähigkeit
war äußerst beschränkt. 1879 bestand der Aktivstand der beiden Truppen
ausschließlich aus einem kleinen Instruktionskader zur Ausbildung der einberufenen
Rekruten. 402 Seit 1884 war das „k .k. Landwehr-Schützenbataillon Villach“ in
Klagenfurt stationiert.403
Mit der Umstrukturierung der Landwehr 1889 wurden die selbstständigen
Landwehrbataillone zu Landwehr-Regimentern zusammengefasst. Gemeinsam mit
dem „Landwehr-Schützenbataillon Leoben Nr. 23“ bildeten die beiden Kärntner
Bataillone 1889 das „steirisch-kärntnerische k. k. Landwehr-Infanterie-Regiment

397
ORTNER, Artillerie, 362-367.
398
EBD., 143f.
399
EBD., 95.
400
MILITÄRSCHEMATISMUS 1914, 929.
401
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. V, 381f.
402
LANDWEHRSCHEMATISMUS 1879, 113f.
403
LANDWEHRSCHEMATISMUS 1887, 134.
110
Klagenfurt Nr. 4“. 1894 wurde das Bataillon aus Leoben an das „Landwehr-
Infanterieregiment Graz Nr. 3“ abgegeben. Dafür wurden das „Landwehr-
Schützenbataillon Rudolfswerth Nr. 24“ und das Landwehr-Schützenbataillon
Laibach Nr. 25“ in das Regiment eingegliedert.404 Das III. Feldbataillon musste 1901
zur Aufstellung des Landwehr-Infanterieregimentes Nr. 27 nach Laibach abgegeben
werden. Das Bataillon wurde in der Folge in Klagenfurt neu aufgestellt (siehe Tab.
26).405
Tab. 26: Zusammensetzung des Landwehr-Regimentes Nr. 4
Zeitraum Feldbataillon Ergänzungsbezirk des Landwehr-Bataillons
I Leoben Nr. 23
1889-1894 II Klagenfurt Nr. 26
III Villach Nr. 27
I Klagenfurt Nr. 26
1894-1901 II Villach Nr. 27
III Laibach Nr. 25
IV Rudolfswerth Nr. 24
I Klagenfurt Nr. 26
1901-1914 II Villach Nr. 27
III 1901 in Klagenfurt neu aufgestellt

Quellen: LANDWEHRSCHEMATISMUS 1879, 1887, 1904, 1908.

Etwa 75 % der Soldaten des Landwehr-Infanterieregiments Nr. 4 verwendeten


1910 Deutsch als Muttersprache. Der Anteil der slowenischen Soldaten lag unter
20 %. Daher war Deutsch die alleinige Regimentssprache.406

b. Grenzschutz
Von 1886 und 1896 besaß die k. u. k. Armeeführung keine konkreten
Aufmarschpläne gegen Italien, da sie aufgrund des Dreibundvertrages nicht mit einer
Bedrohung von Süden her rechnete. Seit Ende des 19. Jahrhunderts zweifelte die
Armeeführung allerdings zunehmend an der Bündnistreue des Dreibundpartners im
Falle eines Konfliktes zwischen Österreich-Ungarn und dem Russischen Reich.407
Die Planungen für den Kriegsfall gegen Russland sahen große
Truppenverschiebungen nach Galizien vor. Zur ersten Welle der nach Russland zu
transferierenden Truppen zählten der Großteil des III. Korps in Graz. Mit dem III.

404
LANDWEHRSCHEMATISMUS 1900, 280.
405
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. V, 381f.
406
RUMPLER/ SEGER, Kartenbild, 243.
407
PANTENIUS, Angriffsgedanke, 175.
111
Korps nach Galizien sollten auch das „kärntnerische Infanterieregiment Nr. 7“, das
„kärntnerische Feldjägerbataillon Nr. 8“ und das in Klagenfurt stationierte
„krainerische Infanterieregiment Nr. 17“ verlegt werden (siehe Tab. 16). Zur
Grenzsicherung gegen Italien blieb nur eine geringe Anzahl von Kampftruppen
zurück, die im Bedarfsfall durch Landsturm-Einheiten und Marschbataillone verstärkt
werden sollten. 408 Bis 1898 erhielten vorerst Landwehrtruppen die Aufgabe die
Landesgrenze zu Italien in Tirol und Kärnten zu sichern, bis Verstärkungen aus
anderen Teilen der Monarchie eintreffen würden.409
Mit der Bildung von Landwehr-Infanterie-Truppendivisionen bei allen Korps
1898 rückte die Landwehr in die erste Linie der Odre de Bataille des österreichisch-
ungarischen Heeres. Um die nötigen Regimenter für die Truppendivisionen zu
erhalten, mussten neue aufgestellt werden. Das „k. k. Landwehr-Infanterieregiment
Klagenfurt Nr. 4“ formierte gemeinsam mit den Landwehr-Infanterieregimentern
Nr. 27 aus Laibach und dem Landwehr-Infanterieregiment Nr. 5 aus Pola die
44. Landwehr-Infanteriebrigade (siehe Abb. 13). Diese war der 22. Landwehr-
Infanterie-Truppendivision in Graz unterstellt.410
Nachdem die Landwehr-Regimenter 1902 im Kriegsfall in die Odre de Bataille
vorgerückt waren, wurden die Tiroler Landesschützen und das „k .k. Landwehr-
Infanterieregiment Nr. 4“ im Kriegsfall mit Russland auch für einen Fronteinsatz in
Galizien bestimmt. Dadurch musste die Verteidigung der südlichen Staatsgrenze zu
Italien neu geregelt werden. Im Falle einer Mobilmachung gegen Russland sollten
eigene „Grenzschutzkompanien“ aufgestellt werden, welche die wichtigsten
strategischen Punkte in Tirol und Kärnten besetzen sollten. Diese Grenzkompanien
sollten zum großen Teil aus Angehörigen des Landsturms bestehen. Überzählige
Landwehr- und k. u. k. Armeesoldaten sowie Gendarmeriebeamte bildeten den Rest
dieser Truppen. Den Grenzschutzkompanien standen eine veraltete Bewaffnung und
Ausrüstung zur Verfügung. Sie sollten ein Vordringen von italienischen Truppen mit
Kleinkrieg- und Guerillataktiken möglichst lange verzögern, damit heranrückende
Verstärkungen eine geschlossene Verteidigung bilden könnten.411

408
PANTENIUS, Angriffsgedanke, 386-390.
409
ORTNER, Gebirgstruppen, 28.
410
LANDWEHRSCHEMATISMUS 1908, 53, und ÖSTERREICH-UNGARNS LETZTER KRIEG, Bd. I: Das
Kriegsjahr 1914, Beilagen 4 und 6.
411
ORTNER, Gebirgstruppen, 29ff.
112
Tatsächlich wurden unmittelbar vor dem Kriegseintritt Italiens 1915 die
Grenzschutzkompanien einberufen. Allerdings war nach den erheblichen Verlusten
der k. u. k. Streitkräfte in Galizien 1914 ein Großteil der kampffähigen Männer
Kärntens bereits in Fronteinheiten, Landsturmformationen oder Marschbataillonen
und standen nicht unmittelbar für die Landesverteidigung zur Verfügung. So begann
man in Kärnten Freiwillige zu werben. Landeshauptmann Major Leopold Freiherr von
Aichelburg-Labia wurde am 27. Dezember 1914 mit der Aufstellung der Freiwilligen
betraut. Insgesamt sollten Truppen für vier „Freiwillige Schützen-Regimenter“
geworben werden. Dazu wurde Kärnten in vier Werbbezirke eingeteilt. Das erste
Regiment rekrutierte im Bezirk Villach, das zweite in Spittal an der Drau und
Hermagor, das dritte in Klagenfurt und St. Veit und das vierte in Völkermarkt und
Wolfsberg. Die Werbung erfolgte vornehmlich über die
Bezirkshauptmannschaften.412

c. Das Landwehr-Infanterieregiment Nr. 4 als Teil der k. u. k. Gebirgstruppe


Von 1906 an setzte sich besonders der neue Generalstabschef Conrad von
Hötzendorf für den Schutz der Südwestgrenze ein. Dieser hatte zuvor als
Kommandant des XIV. Korps in Innsbruck gedient und war vertraut mit den
413
taktischen Anforderungen an die Grenzschutztruppen zu Italien. Durch die
Initiative der Tiroler Landesregierung wurde der Grenzschutz gegenüber Italien zur
Landwehrsache. Die beiden Landesschützen-Regimenter und das Landwehr-
Infanterieregiment Nr. 4 wurden zu Grenzschutzregimentern umfunktioniert. Zu
diesem Zweck wurden die Friedensstände der Kompanien erhöht und die
Regimenter mit Gebirgsausrüstung versehen. Jedem Bataillon wurde ein bestimmtes
Grenzgebiet (Rayon, Abschnitt) zugewiesen. Außerdem sollten die Regimenter
während des Sommers (Mai bis September) auf Almhütten und anderen
Mannschaftsunterkünften direkt an der Gebirgsgrenze stationiert sein. Dadurch
erhielten sie Erfahrungen im Gebirgseinsatz und Kenntnis ihres Grenzabschnittes.
Außerdem konnten so im Einsatzfalle rasch strategisch wichtige Bergstellungen
besetzt werden. 1909 wurde das III. Regiment der Landesschützen mit dem
Regimentsstab in Innichen aufgestellt. 1911 erhielt auch das Landwehr-

412
FANKHAUSER/ GALLIN, Unbesiegt und doch geschlagen, 6.
413
PANTENIUS, Angriffsgedanke, 221ff.
113
Infanterieregiment Nr. 27 aus Laibach Gebirgsausrüstung, und man zählte es zur
Landwehrgebirgstruppe.414 Die „Landwehr-Infanterieregimenter Nr. 23“ und „Nr. 37“
aus Dalmatien verfügten bei Kriegsausbruch ebenfalls über die Gebirgsausrüstung,
wurden aber nie offiziell als „Landwehr-Gebirgsregiment“ bezeichnet (siehe Tab.
415
27).
Tab. 27: Die k. u. k. Gebirgstruppe 1914

Regiment Ergänzungsbezirke Errichtungsjahr


Tiroler Landesschützen Regiment „Trient“ Nr. I Innsbruck, Salzburg, Trient 1893
Tiroler Landesschützen Regiment „Bozen“ Nr. II Brixen, Trient 1893
Tiroler Landesschützen Regiment „Innichen“ Nr. III Brixen, Trient 1909
Landwehr-Regiment „Klagenfurt“ Nr. 4 Klagenfurt 1889
Landwehr-Regiment „Laibach“ Nr. 27 Laibach, Triest 1901
Landwehr-Regiment „Zara“ Nr. 23* Sebenico, Zara 1893
Landwehr-Regiment „Gravosa“ Nr. 37* Castelnuovo, Split 1906

* zählten offiziell nie zu den „k. u. k. Gebirgstruppen“, verfügten aber über dieselbe Ausbildung und Ausrüstung
Quelle: ORTNER, Gebirgstruppen, 27-32.

Das Landwehr-Infanterieregiment Nr. 4 erhielt 1906 den Grenzabschnitt vom


Lesachtal bis zur Flitscher Klause als Operationsraum im Kriegsfall mit Italien
zugewiesen. Gemeinsam mit den bei der Mobilisierung aufzustellenden
Grenzkompanien sollte das Regiment die wichtigsten Übergänge über die
Karnischen und die nördlichen Julischen Alpen besetzen. Es bezog
Sommerunterkünfte auf Almen (z.B. auf der Rattendorfer Alm und im Lesachtal) und
strategisch wichtigen Punkten entlang der Grenze. In den ersten Jahren wurden
Almhütten und Scheunen provisorisch als Quartiere genutzt. Später entstanden
eigens errichtete Mannschaftsunterkünfte und Bataillonskommanden im Gebirge. Bei
Wintereinbruch kehrte das Landwehr-Regiment in seine Garnisonskasernen in
Klagenfurt und Hermagor zurück.416
Die Ausbildung der Landwehr-Gebirgstruppe konzentrierte sich auf die
besonderen Anforderungen an den Gefechtsdienst in hochalpinen Zonen.
Gleichzeitig sollten die Soldaten das Terrain ihres Einsatzgebietes auf beiden Seiten
der Grenze (bzw. der erwarteten Hauptkampflinie) ausreichend kennenlernen.
Außerdem erkundeten die Soldaten durch ausgedehnte Fußmärsche die
angrenzenden Verteidigungsbereiche und das Hinterland. Damit glaubte man, die

414
ORTNER, Gebirgstruppen, 30ff.
415
EBD., 21.
416
EBD., 32f., und LANDWEHRSCHEMATISMUS 1908, 248.
114
einzelnen Kompanien auch an anderen Positionen einsetzen zu können und im
Notfall über günstige Rückzugsmöglichkeiten Bescheid zu wissen. Am Ende des
Sommers wurden zumeist Übungen in Bataillons- oder Regimentsstärke
durchgeführt. Besonderen Wert wurde bei den Ausbildungen auf das Scharfschießen
im Felde gelegt. Seit 1908 fanden jährliche Wettschießen aller Landwehr-
Gebirgsregimenter statt.417
Häufig wurden Rekruten mit besonderen alpinistischen Fähigkeiten
(Alpintouristen) aus dem ganzen Staatsgebiet zu den Landwehr-Gebirgstruppen
eingezogen. Erfahrene Alpinisten in der Reserve führten ab 1907 Ausbildungskurse
für die Landwehroffiziere der Gebirgstruppen durch, welche ihr Wissen wiederum an
die Mannschaften weitergaben. Der Offizierskader für die Landwehr-Gebirgstruppen
wurde eigens für die Verwendung im Gebirge auf Tauglichkeit geprüft. Die einfachen
Landwehrschützen rekrutierten sich vor allem aus den Ergänzungsbezirken der
Landwehr-Gebirgsregimenter. Aufgrund der zu geringen lokalen Rekrutenzahl
wurden auch Wehrpflichtige aus Oberösterreich und Salzburg bei den Tiroler
Landesschützen eingezogen. Seltener war die Einberufung von deutschstämmigen
Männern aus dem Sudetenland zu den Gebirgstruppen. Nur in Ausnahmefällen griff
man auf ausgewählte tschechische Rekruten für die Landwehr-Gebirgstruppen
zurück. 418 Aufgrund des sehr peripheren Einsatzgebietes erhielten die einzelnen
Bataillone bereits in Friedenszeiten einen eigenen Bataillonsarzt zugewiesen. Die
Krankenversorgung erfolgte in den Sommermonaten auf den eingerichteten
„Marodenstationen“ bei den Bataillonskommanden im Gebirge. Diese waren für bis
zu zehn Kranke ausgelegt.419

d. Ausrüstung und Adjustierung der k. k. Landwehr-Gebirgstruppen


Die Erfahrungen aus den Operationen in Bosnien und der Herzegowina
lehrten, dass für den Kampf im Gebirge besondere Kleidungs- und
Ausrüstungsvorschriften von Vorteil waren. Die Vorschriften für eine speziellen
Gebirgsadjustierung hatten ihre Wurzeln im Reglement für die Tiroler
Landesschützen aus dem Jahre 1878. Die Mannschaften trugen Uniformen in
blaugrauer Farbe mit dunklem Kappen aus wasserdichtem Stoff, die mit einem

417
ORTNER, Gebirgstruppen, 32f.
418
EBD., 34.
419
EBD., 32.
115
Federschmuck versehen waren. Die Offiziersuniform wurde jener der Tiroler
Kaiserjäger angeglichen und war in hechtgrauer Farbe gehalten. Anstatt der
„normalen“ Infanteriestiefel besaßen die Tiroler Landesschützen zwei Paare
Bergschuhe. Die beiden Kärntner Landwehr-Schützenbataillone waren zum
Zeitpunkt der Einführung noch wie die anderen Landwehr-Schützenbataillone
adjustiert. Sie trugen hechtgraue Blusen und blaugraue Hosen.420 1889 wurden alle
Landwehr-Fußtruppen mit hechtgrauen Uniformen ausgestattet. 1904 gab es weitere
Änderungen zur Verbesserung der Gebirgsausrüstung. Die Landesschützen mussten
eine zusätzliche Munitionstasche mit sich führen. Diese Maßnahme wurde getroffen,
um der schlechteren Versorgungslage im Gebirge Rechnung zu tragen. 421
Für die 1906 geschaffene Landwehr-Gebirgstruppe wurde eine eigene
Gebirgsadjustierung eingeführt. Die verschiedenen Standarduniformen der
Landwehren und der k. u. k. Armee hatten sich nämlich im Gebirgseinsatz nicht
bewährt. Die schweren Gamaschen waren bereits 1905 Hosenbändern gewichen.
Weitreichendere Änderungen an der Adjustierung wurden in einer Versuchsphase
beim Landwehr-Infanterieregiment Nr. 4 in Kärnten erprobt. Ein leichterer
Bergrucksack ersetzte den unhandlichen Tornister. Daneben wurde das Regiment
mit Ferngläsern, Seilen, Steigeisen und zeitgemäßen Bergschuhen ausgestattet.
Unter den Bergschuhen wurden Wadenstutzen getragen, und das Mannlicher
Gewehr wurde durch den Mannlicher Stutzen mit einem kürzeren Riemen ersetzt.
Dazu erhielten alle Landwehr-Gebirgstruppen Edelweißabzeichen und
Federschmuck auf den Kappen. Außerdem wurden engere Hosen und kürzere
Röcke bzw. Mäntel ausgegeben, um den Soldaten mehr Beweglichkeit beim Klettern
zu geben. Zur Herstellung von Mänteln und Kappen verwendete man wasserdichte
422
Stoffe. Daneben gab es zusätzliche Kleidungsstücke für den Winter. Zur
Kletterausrüstung (Steigeisen, Seile) kam 1908 eine Winterausrüstung mit Schiern
und Schneereifen hinzu.423
Das Landwehr-Infanterieregiment Nr. 4 zeigte sich mit der neuen Adjustierung
zufrieden. Daher hielten sich die Änderungsvorschläge, die dem zuständigen
Landwehrkommando in Graz unterbreitet wurden, in Grenzen. So wurden leichtere

420
Herrmann HINTERSTOISSER, Die Uniformierung und Ausrüstung der k.k. Landwehr-Gebirgstruppen,
in: HINTERSTOISSER u.a. (Hgg.), Landwehr Gebirgstruppen, 76.
421
EBD., 82.
422
HINTERSTOISSER, Uniformierung, 88ff.
423
EBD., 85.
116
Hemden für den Sommer angefordert. Außerdem präferierte man eine dunkler
Uniformierung, welche eine bessere Tarnung in den meisten Terrains (Ausnahme:
Karst) darstellte. Dieser Wunsch blieb unerfüllt. Die Heeresführung stattete die
Truppe bis zum Ersten Weltkrieg mit hellen hechtgrauen Uniformen aus, welche den
Nachteil besaßen, in dunklen Wiesen und Wäldern auffällig zu sein. Dies sollte beim
Einsatz in Galizien zu Kriegsbeginn 1914 ein entscheidender Nachteil für die
Einheiten im Kampf gegen die russischen Streitkräfte sein.424 Bis 1911 wurden noch
weitere kleinere Änderungen an den Uniformen durchgeführt. So erhielten zu
Beispiel Offiziere Bergstöcke oder Eispickel zugewiesen. Außerdem führten sie
anstatt eines Offizierssäbels einen kürzeren dolchähnlichen Säbel mit sich, der sie
beim Bergsteigen weniger behinderte. 425 Neben der falschen Tarnfarbe für die
meisten Einsatzgebiete stellten sich im ersten Kriegsjahr auch andere Teile der
Ausrüstung der Gebirgstruppen als unzureichend heraus. Besonders der mangelnde
Kälteschutz der Bekleidung führte in den Wintermonaten zu vielen Ausfällen
aufgrund von Erfrierungen.426

424
HINTERSTOISSER, Uniformierung, 92ff. und 98.
425
EBD., 95f.
426
EBD., 98.
117
VII. Kärntens neue Rolle im Rahmen der Landesverteidigung als Grenzprovinz
zu Italien 1866-1914

1. Befestigungsanlagen

a. Strategische Ausgangslage
Durch den Verlust von Venetien im Krieg von 1866 wurde Kärnten zum
Grenzland. Die Südgrenze zu Italien war durch die Karnischen Alpen geschützt. Die
beste Vormarschroute von Süden nach Kärnten führte vom Grenzort Pontafel durch
das Kanaltal nach Tarvis und von dort weiter nach Villach. Eine zweite Angriffslinie
war der Weg von Flitsch über den Predilpaß nach Raibl und von dort wiederum
weiter nach Tarvis. Ein Schwachpunkt der österreichischen Verteidigungslinie
entlang der Karnischen Alpen war der Plöckenpass. Andere mögliche Übergänge
über die Karnischen Alpen, wie zum Beispiel beim Wolaya-See nach Birnbaum im
Lesachtal und über das Nassfeld nach Tröpolach bei Hermagor, waren
verkehrstechnisch nicht ausreichend erschlossen und deshalb für Einfälle größerer
Heeresteile nicht geeignet.427
Neben der Angriffslinie über das untere Isonzotal bei Görz zum Laibacher
Becken bot ein Einmarsch in Kärnten die einfachste Möglichkeit für italienische
Truppen in Richtung Wien vorzustoßen. Ein dritter möglicher Angriffspunkt war die
Grenze zu Tirol. Aufgrund der großen Distanz konnte Tirol kaum als Ausgangsbasis
für Vorstöße nach Wien genutzt werden. Allerdings bedrohte ein österreichischer
Vorstoß aus Tirol in Richtung Süden oder Südosten die gesamte italienische
Nordfront. Aus diesen Überlegungen heraus wurde bereits 1868 beschlossen, die
vorhandenen Befestigungen entlang der Südwestgrenze auszubauen und teilweise
zu erweitern. Aufgrund eines unzureichenden Militärbudgets wurden viele
Bauvorhaben nicht oder nur zum Teil umgesetzt. 428 Am Plöckenpass wurde auf die
geplante Errichtung von permanenten Sperrwerken verzichtet. Stattdessen wurden
am Passübergang zahlreiche Maschinengewehr- und Artilleriestellungen errichtet.
Für einige Geschütze wurden Kavernen in den Fels geschlagen. Entlang der
Karnischen Alpen waren an mehreren strategisch wichtigen Punkten Stellungen für
Geschütze gebaut worden. Alle in Kärnten vorhandenen Befestigungswerke
stammten ursprünglich aus der Zeit vor 1866 und wurden bis zum Ersten Weltkrieg

427
GRESTENBERGER,. Befestigungsanlagen, 130.
428
W AGNER, Armee-Gliederung, 400-408.
118
mehr oder weniger modernisiert. 429 Zudem hatten sie das Problem, dass sich die
Artilleriereichweite und die Geschossdurchschlagskraft in den letzten drei
Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg ständig vergrößerten. Dadurch waren die
Befestigungen nur für einen kurzen Zeitraum auf dem aktuellen Stand der Technik
und damit von militärischer Wirksamkeit. Ersetzt wurde die Rolle der Sperren durch
vor Feindfeuer besser geschützte Artilleriestellungen auf Berghängen.430

b. Malborgheter Befestigungen
Die Ortschaft Malborghet liegt im Kanaltal zehn Kilometer flussaufwärts von
Pontafel. 1,2 Kilometer östlich von Malborghet ragt ein kleiner Hügel ins Kanaltal
hinein. Auf diesem errichtete Hauptmann Friedrich Hensel mit seinen Truppen zur
Verteidigung gegen die Franzosen eine Festung. 1809 erstürmten die französischen
Truppen diese Verteidigungsanlage und marschierten in Kärnten ein. Das zerstörte
Fort wurde nach den Gebietsgewinnen im Wiener Kongress nicht wiedererrichtet, da
Malborghet nun entfernt von der Reichsgrenze lag. Zwischen 1848 und 1850
wurden neue Befestigungen auf dem Hügel bei Malborghet erbaut. Sie bestanden
aus zwei Blockhäusern, einem Rondell und vier Geschützbatterien. Schanzmauern
und verdeckte Gänge verbanden die einzelnen Festungsteile miteinander. Die
Befestigungen waren zwar für die Zeit ihrer Errichtung ausreichend, doch durch die
Einführung von gezogenen Geschützen waren sie bereits nach wenige Jahren
veraltet. Im Krieg von 1866 mussten sie deshalb provisorisch verstärkt werden.431
Trotz der strategischen Bedeutung des Kanaltales wurde erst 1881 mit der
Errichtung eines neuen Forts begonnen. Es sollte aus zwei miteinander durch
geschützte Gänge verbundenen Werken bestehen. Das „Werk A“ wurde 1883
fertiggestellt und als „Fort Hensel“ bezeichnet. Es befand sich auf dem höchsten
Punkt des Hügels. Das darunterliegende „Werk B“ wurde 1890 am Fuß des Hügels
fertiggestellt. Bewaffnet war die Festung unter anderem mit Panzertürmen, die mit
zwei 12-cm-Kanonen bestückt waren. Die Bewaffnung wurde bis zum Ersten
Weltkrieg einige Male modernisiert und das Mauerwerk mehrmals verstärkt.
Trotzdem entsprach die Malborgheter Festung zu Kriegsbeginn 1914 nicht den
Anforderungen der „modernen“ Kriegsführung. Deshalb wurden die

429
FANKHAUSER, Thermopylen,18.
430
EBD., 78-83.
431
GRESTENBERGER, Befestigungsanlagen, 130.
119
Geschützbatterien beim Kriegseintritt Italiens 1915 entfernt und an Positionen
aufgestellt, die vor feindlichem Beschuss besser geschützt waren. 432

c. Predilpass
Auch auf dem Predilpass wurden bereits während der Napoleonischen Kriege
erste Befestigungsanlagen errichtet. Von 1848 bis 1850 wurde eine neue Sperre
gebaut. 1878 wurde sie als veraltet und nicht erneuerbar eingestuft, verblieb jedoch
bis 1898 offiziell in der Liste der „Reichsbefestigungen“. Anschließend wurde das
Gebäude als Depotlager der k. u. k. Armee genutzt.433 Als Ersatz für die veraltete
Festung wurde 1897 bis 1899 die „Batterie Predilsattel“ errichtet. Diese Anlage
musste bis zum Ersten Weltkrieg mehrfach verbessert werden, um Erfordernissen
der Zeit zu entsprechen. Insgesamt erwies sich dieses neue Werk als Fehlplanung,
da es ungeschützt vor feindlichem Artilleriefeuer positioniert war. Deshalb wurden
1915 die Geschütze der Batterie in Kavernenstellungen auf dem Predilkopf
verlegt.434

d. Werk Raibl (Seewerk Raibl, Raibler See oder Seebachtalsperre)


Diese kleine Festung am Raibler See wurde von 1885 bis 1887 erbaut und
war bereits bei ihrer Fertigstellung veraltet. Sowohl ihr Panzerschutz als auch ihre
Bewaffnung waren unzureichend. Deshalb wurde sie bis zum Ersten Weltkrieg mit
neuen Geschützen versehen und verstärkt. Die neuen Batterien wurden allerdings
vor Kriegsausbruch 1915 in andere Stellungen verlegt, da das Werk als nicht
beschusssicher galt. Sehr abgelegen in der Aibl-Schlucht befand sich eine weitere
kleine Befestigungsanlage, die nur mit zwei Maschinengewehrständen versehen war.
Außerdem waren zu Kriegsbeginn 1914 noch provisorische Talsperren bei Gugg und
in der Seiseira vorhanden.435

e. Flitscher Klause
Diese Befestigungsanlage lag zwar auf dem Gebiet des Küstenlandes, doch
wurde sie aus der Sicht der Militärs zu den „Kärntner Sperren“ gezählt. Nördlich von
Flitsch befand sich der Eingang zum Koritnicatal, wo die Straße zum Predilsattel
begann. Erste Befestigungsanlagen in der Flitscher Klause reichten bis ins 15.
Jahrhundert zurück. Während der Napoleonischen Kriege war der Ort durch ein

432
FANKHAUSER, Thermopylen, 78 und 81.
433
GRESTENBERGER, Befestigungsanlagen, 133.
434
EBD., 133f.
435
FANKHAUSER, Thermopylen, 82f.
120
starkes Werk verteidigt. 436 1880 bis 1882 erfolgte der Bau der Sperre „Flitscher
Klause“ direkt an der Straße zum Predilpass. Diese wurde in zu exponierter Lage
aufgestellt und lag daher im Schussfeld von feindlichem Artilleriefeuer. Aufgrund der
technologischen Fortschritte in der Artillerieausstattung musste es aufgegeben
werden. Als Ersatz wurde von 1897 bis 1900 das „Fort Hauptmann Herrmann“ auf
einem Felsplateau oberhalb der Flitscher Klause errichtet. Bis zum Ersten Weltkrieg
war dieses ebenfalls veraltet, und vor Beginn der Kampfhandlungen im Mai 1915
wurde ein großer Teil der Armierung abgezogen.437

2. Truppenstandort Kärnten

Durch seine gemeinsame Grenze mit dem potenziell feindlichen Italien wurden
in Kärnten nach 1867 verstärkt Heerestruppen stationiert. Außerdem hatte die
Vergrößerung des Friedensheeres Anteil an der Erhöhung des Truppenkontingentes
in Kärnten. Auffällig ist die Zunahme der in Kärnten stationierten Truppen in den
letzten 20 Jahren vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges.438 1867 waren in Kärnten
ausschließlich das Infanterieregiment Nr. 76 und das Husarenregiment Nr. 6
disloziert. Ersteres hatte seine Ergänzungsbezirksstation in Ödenburg, und letzteres
erhielt seine Ergänzung aus Galizien. Artillerieeinheit war zu diesem Zeitpunkt keine
in Kärnten stationiert. Die beiden Feldartillerie-Regimenter des III. Korps hatten Graz
bzw. Laibach zur Garnison.439 Die Stabsstation beider 1867 in Kärnten stationierten
Regimenter befand sich in Klagenfurt. Teile der Regimenter waren auf andere
Garnisonsorte Kärntens, wie zum Beispiel Villach und Wolfsberg, verteilt. 440 1867
dürften sich ungefähr 2.500 bis 3.000 Soldaten in Kärnten befunden haben.441 Bis
zur Heeresreform von 1883 wurden die Garnisonsorte der Regimenter in einem
mehrjährigem Rhythmus verändert.442 Die Zahl der in Kärnten stationierten Einheiten
blieb jedoch konstant. 1882 waren die Stäbe des Infanterieregimentes Nr. 27 aus

436
GRESTENBERGER, Befestigungsanlagen, 135f.
437
EBD., 136.
438
Vgl. MILITÄRSCHEMATISMUS 1867-1914.
439
MILITÄRSCHEMATISMUS 1867.
440
EBD.
441
Eine Schätzung aufgrund der Friedensstände des Infanterie- und des Kavallerieregimentes, sowie
der in Kärnten stationierten Militärbeamten und der zu Militärkommanden in Kärnten abgestellten
Offiziere.
442
W AGNER, Armee-Gliederung, 431f.
121
Laibach und des Ulanenregimentes Nr. 12 aus Agram in Klagenfurt stationiert. 443
Teile dieser Regimenter waren wiederum in anderen Garnisonsorten Kärntens wie
Villach und Tarvis untergebracht. Die Praxis Infanterieregimenter außerhalb des
Korpsbereiches zu detachieren wurde nach der Reform von 1883 im Frieden
weitestgehend abgeschafft. In der Folge stationierte man in Kärnten entweder das
Kärntnerische Infanterieregiment Nr. 7 oder das Krainerische Infanterieregiment Nr.
27. Außerdem waren in Villach und Tarvis Feldjägerbataillone des III. Korps zur
Grenzsicherung stationiert. Der Stab eines Kavallerie-Regiment blieb weiterhin in
Klagenfurt in Garnison. Eine Kavallerie-Division dieses Regimentes war in Seebach
bei Villach detachiert (siehe Tab. 28). 1890 befanden sich in Klagenfurt fünf
Regimenter, in Villach, Tarvis und Seebach je eine (siehe Tab. 28).

Tab. 28: In Kärnten stationierten Einheiten im Jahr 1890


Einheit Garnisonsort
Infanterieregiment Nr. 27 (I.,III.,IV. Baon) Klagenfurt
Infanterieregiment Nr. 7 (II. Baon, Erg.-Bez.-Kdo.) Klagenfurt
Landwehr-Infanterieregiment Nr. 4 Klagenfurt
Feldjägerbataillon Nr. 9 Villach
Feldjägerbataillon Nr. 20 Tarvis
Husarenregiment Nr. 8 (Stab, II. Division) Klagenfurt
Husarenregiment Nr. 8 (I. Division) Seebach
Divisionsartillerieregiment Nr. 9 Klagenfurt

Quelle: MILITÄRSCHEMATISMUS 1895.

Durch die zusätzlich nach Kärnten beorderten Feldjägerbataillone erhöhte sich


die Zahl der in Kärnten stationierten Soldaten bis 1890 im Vergleich zu 1880 (siehe
Tab. 29 und 30). Das Gros befand sich in Klagenfurt, wobei die Zahl der hier
stationierten Soldaten sich bis 1890 geringfügig verringerte, während in anderen
Kasernenorten wie Villach, Seebach oder Tarvis ihre Zahl zunahm. Im Vergleich zu
1880 waren in Kärnten 1890 um 464 Soldaten mehr stationiert. Das war in Relation
zu anderen Kronländern nicht viel.

443
MILITÄRSCHEMATISMUS 1882.
122
Tab. 29: Anteil des Militärs an der Gesamtbevölkerung der Kärntner Garnisonen
1880

Garnisonorte Bevölkerung davon Militär


Klagenfurt (Stadt) 18.747 2.157
Villach (innere Stadt) 5.400 186
Seebach bei Villach 374 345
Tarvis 1.506 277
Malborghet 894 96
Kärnten (Gesamt) 348.730 3.061

Quelle: SPECIAL-ORTS-REPERTORIUM VON KÄRNTEN 1880, W IEN 1883.

Tab. 30: Anteil des Militärs an der Gesamtbevölkerung der Kärntner Garnisonen
1890

Ortschaft Gesamtbevölkerung* davon Militär


Klagenfurt (Stadt) 19.756 2.066
Villach (innere Stadt) 6.718 371
Seebach bei Villach 518 483
Wolfsberg (Stadt) 4.255 142
Ossiach** 115 43
Tauern** 43 7
Tarvis 1.613 323
Raibl 513 13
Malborghet 770 77
Kärnten (Gesamt) 361.008 3.525
* Bezieht sich auf die Bevölkerungszahl der Ortschaften in denen Truppen stationiert waren, nicht der politischen Gemeinden
der sie zugeordnet waren. Ausnahmen bilden hier die Städte Klagenfurt und Wolfsberg, wo die Gesamteinwohnerzahl der Stadt
herangezogen wurde.
** In Ossiach befand sich eine Filiale des k. u. k. Montur-Depots Nr. 3 in Graz.

Quelle: SPECIAL-ORTS-REPERTORIUM VON KÄRNTEN 1890, W IEN 1894.

Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges erhöhte sich die Präsenz der
k. u. k. Streitkräfte in Kärnten noch erheblich. Dafür zeichnete der Ausbau der
Landwehr verantwortlich. Darüber hinaus wurden als Ergebnis der
Präventivkriegsgedanken Conrads von Hötzendorf zusätzliche Truppen im
Grenzgebiet zu Italien stationiert. Dies waren vor allem Feldjäger- und
Pioniereinheiten. Außerdem wurden 1894 bzw. 1908 neue Artillerieeinheiten in
Kärnten aufgestellt (siehe Tab. 31). Der Bedeutungszuwachs von Kärnten als
Truppenstandort wurde erstmals 1889 durch die Verlegung der Stabsstation der 12.
Infanteriebrigade nach Klagenfurt sichtbar. 444 Waren es 1890 acht Einheiten

444
MILITÄRSCHEMATISMUS 1890.
123
gewesen, so befanden sich 1914 14 Einheiten im Lande, davon zwölf Infanterie- und
zwei Kavalleriebataillone sowie 5 Artilleriedivisionen.

Tab. 31: Zu Kriegsbeginn 1914 in Kärnten stationierten Einheiten445


Einheit Garnisonort Stärke der Einheit in
Bataillonen/Divisionen
Infanterieregiment Nr. 17 Klagenfurt 3
Infanterieregiment Nr. 7: II. Baon Klagenfurt 1
Feldjägerbataillon Nr. 5 Tarvis 1
Feldjägerbataillon Nr. 8 Villach 1
Feldjägerbataillon Nr. 9 Kötschach 1
Feldjägerbataillon Nr. 17* Judenburg 1
Feldjägerbataillon Nr. 19 Klagenfurt 1
Husarenregiment Nr. 6: I. Divisionsstab Seebach bei Villach 1
Husarenregiment Nr.6: II. Divisionsstab Klagenfurt 1
Sappeurbataillon Nr. 4 Villach 1
Feldkanonenregiment Nr. 9 Klagenfurt 2
Gebirgsartillerieregiment Nr. 3 Villach 2
Gebirgsartillerieregiment Nr. 4: Haubitz-Division Spittal an der Drau 1
Landwehr-Infanterieregiment Nr. 4: I.und II. Baon Hermagor 2
Landwehr-Infanterieregiment Nr. 4: III. Baon Klagenfurt 1
12 Infanteriebaone
Insgesamt 2 Kavalleriedivisionen
5 Artilleriedivisionen
* Das 17. Feldjägerbataillon gehörte zur 12. Infanteriebrigade, die in Klagenfurt stationiert war und unterstand dem
Militärkommando Kärnten.

Quellen: MILITÄRSCHEMATISMUS 1913, und RUMPLER/ SEGER, Kartenbild, 241 und 243.

Damit verdoppelte sich auch die Zahl der in Kärnten stationierten Militärangehörigen
(siehe Tab. 30 und Tab. 32). Insbesondere in den Bezirken Villach und Hermagor
hatte ihre Zahl erheblich zugenommen. Durch die Verlegung weiterer Truppen nach
Kärnten vergrößerte sich ihre Zahl bis 1914 nochmals.446 Das war ein deutliches
Indiz dafür, dass man seitens der Heeresführung mit einem Angriff Italiens rechnete
bzw. sich für einen Angriff auf Italien vorbereitete. Für beide Eventualitäten wollte
man gerüstet sein.

445
Aufgelistet sind die Garnisonen der Bataillons- bzw. Divisionsstäbe. Selbstständig dislozierte
Kompanien wurden nicht berücksichtigt.
446
Vgl. SEIDLS KLEINES ARMEESCHEMA 1914.
124
Tab. 32: Gesamtbevölkerung und Militär in Kärnten 1910 (nach politischen Bezirken)

Politischer Bezirk Gesamtbevölkerung Militär


Klagenfurt (Stadt) 28.911 3.088
Hermagor 19.045 950
Klagenfurt Umgebung 71.936 179
St. Veit 53.809 157
Spittal 49.819 1
Villach 76.762 1.948
Völkermarkt 51.428 1
Wolfsberg 44.518 136
Gesamt 396.228 6.460
Quelle: SPEZIALORTSREPERTORIUM 1910.

3. „Garnisonen“ in Kärnten447

a. „Garnison“ Klagenfurt
Die Landeshauptstadt Klagenfurt bildete von 1867 bis 1914 den
bedeutendsten Garnisonsort Kärntens. Nach dem Krieg von 1866 gab es in der Stadt
für zwei Jahre einen eigenen Platzkommandanten im Majorsrang.448 1890 waren in
Klagenfurt 1.913 Soldaten in sieben Kasernen untergebracht. Bis 1910 vergrößerte
sich die Zahl der Soldaten im Stadtgebiet von Klagenfurt auf über 3.000 (siehe Tab.
30 und Tab. 32).
Das hing damit zusammen, dass die Stadt von 1866 bis 1914
Ergänzungsbezirkshauptort des Infanterieregiments Nr. 7 war. Dadurch befanden
sich hier zumindest ein Bataillon und das Ergänzungsbezirkskommando des
Regiments ständig. 449 1869/70 wurde in Klagenfurt das „Kärntnerische Landwehr-
Bataillon Klagenfurt Nr. 21“ aufgestellt, welches 1872 die Nummer 26 erhielt und
1875 in „Kärntnerisches Landwehr-Schützenbataillon Klagenfurt Nr. 26“ umbenannt
wurde.450 Der Kader dieses Bataillons war ständig im Stadtgebiet einquartiert. 1889

447
Als Garnison wird der Standort von Truppen bezeichnet. Im 19. Jahrhundert wurden Soldaten
häufig nicht nur in Gebäuden, die für die Truppenunterbringung eigens errichtet wurden, sondern auch
in kurzfristig erworbenen Gebäuden einquartiert. Dabei unterscheidet man zwischen sogenannten
„Lagern“, wo oft nur provisorische Unterkünfte errichtet wurden, und als „Kasernen“ bezeichneten
Gebäuden. Die Kasernen waren oft für eine beschränkte Zeit Truppenunterbringungsort und wurden
anschließend für andere Zwecke verwendet. Wenige Liegenschaften waren durchgehend im
militärischen Besitz und wurden permanent für die Truppenunterbringung genutzt. Daher gestaltet es
sich als schwierig, eine vollständige Liste aller Kasernen Kärntens aufzuführen. Behelfsmäßige
Unterbringungsorte während der Herbstmanöver 1899 und 1907 wurden dabei nicht berücksichtigt.
Siehe dazu Erich BLÜML, Die Garnisonen und Kasernen in Kärnten, in: BLÜML (Hg.) Wehrhaftes
Kärnten, 31.
448
MILITÄRSCHEMATISMUS 1867, 111.
449
MILITÄRSCHEMATISMUS 1867, 1869/70, 1882, 1900, 1908, 1914.
450
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. V, 381.
125
wurde das Bataillon zu einem Feldbataillon des Landwehr-Infanterie-Regiments
Nr. 4, dessen Ergänzungskommando ebenfalls in Klagenfurt stationiert wurde. 451
Außerdem war in Klagenfurt zumeist eine Division eines Kavallerieregiments und seit
1894 eine Artillerieeinheit disloziert (siehe Tab. 29). Durch diese hohe
Truppenkonzentration mussten Kasernen erbaut bzw. erworben werden.
Dazu zählte die sog. „Jesuitenkaserne“ (siehe Karte 2), in der ursprünglich der
Jesuitenorden und das Jesuitenkolleg beheimatet gewesen waren. Nach der
Auflösung der Societas Jesu 1773 wurde das Gebäude zur Kaserne umfunktioniert.
Um die Jahrhundertwende war dort der Großteil der in Klagenfurt stationierten
Infanterie- und Kommandoeinheiten der k. u. k. Armee untergebracht (siehe Tab.
33).452

Tab. 33: Die „Jesuiten-Kaserne“ als Truppenstandort um 1900


Einheiten und Kommanden in der „Jesuiten“-
Kaserne
Militärstationskommandant
12. Infanteriebrigade-Kommando
Infanterieregiment Nr. 17
II. Baon des Infanterieregimentes Nr. 7
Ersatzbataillonskader des Infanterieregimentes Nr. 7
Ergänzungsbezirkskommando Nr. 7
Garnisonsgericht
Bauwerkführer
Garnisons-Menageverwaltung

Quelle: KLAGENFURTER GESCHÄFTS- UND ADRESSKALENDER 54 (1901), 143.

Die „Waisenhaus-Kaserne“ (siehe Karte 2) war in der Deutenhoferstraße in


den 1760er Jahren als Unterkunft für Militärwaisen erbaut worden und wurde mit
Unterbrechungen seit 1784 als Kaserne verwendet. Gemeinsam mit dem
benachbarten Truppenspital musste sie 1894 aufgrund des erhöhten
453
Truppenkontingents in der Stadt ausgebaut werden. Zu Beginn des 20.
Jahrhunderts waren dort der Ersatz-Kompanie-Kader des Feldjägerbataillons Nr. 8
454
und die Regimentskapelle der Infanterieregimentes Nr. 17 stationiert. Die
provisorische „Kavallerie-Kaserne“ befand sich am nordöstlichen Stadtrand (siehe
Karte 2). Seit 1882 wurde die „städtische Nothkaserne Kapun“ für berittene Truppen
451
EBD.
452
KLAGENFURTER HAUS-, HOF- UND GESCHÄFTSKALENDER 1901, 143.
453
Maria KLAUS, Kärntner Kasernen. Alte Ansichtspostkarten, Klagenfurt 1987, 47.
454
GESCHÄFTSKALENDER 1901, 143.
126
455
an der Völkermarkterstrasse genutzt. Seit 1903 wurden nur mehr der
Regimentsstab und ein Eskadron eines Kavallerieregimentes in der Stadt Klagenfurt
stationiert. Als Garnison des Regimentstabes und des 6. Eskadrons des
Husarenregimentes Nr. 6 diente um 1900 das „Graf Goëß’sche Palais“ am Alten
Platz (siehe Karte 2). 456 Zwischen 1895 und 1900 erbaute man die weitläufige
„Rudolfskaserne“ südöstlich des Stadtzentrums in der Rudolfstrasse (heute:
Mießtalerstrasse). Die Gebäude zwischen der Rudolf- und Funderstrasse gehörten
zu diesem Militärareal (siehe Karte 2). In diesem, als „Alte Landwehrkaserne“
bezeichneten Gebäudekomplex waren um 1900 noch zwei Bataillone des Landwehr-
Infanterieregimentes Nr. 4 stationiert. Außerdem befand sich dort das
Landsturmbezirkskommando Nr. 26. Das Landwehr-Ergänzungsbezirkskommando
Nr. 4 war in der Salmgasse Nr. 6 untergebracht. Die 1873 bis 1875 errichtete
457
„Artillerie-Kaserne“ lag an der Völkermarkterstrasse. Seit 1885 war dort
durchgehend eine Artillerieeinheit des III. Korps untergebracht (siehe Tab. 34).

Tab. 34: In der „Artillerie-Kaserne“ stationierte Einheiten 1883-1914


Zeitraum Einheit
1885-1994 Korpsartillerie-Regiment Nr. 3: 2. Batterie- Division
1894-1908 Divisions-Artillerieregiment Nr. 9
1908-1914 Feldkanonenregiment Nr. 9

Quellen: MILITÄRSCHEMATISMUS 1867-1914 und SEIDLS KLEINES ARMEESCHEMA 1904, 1908, 1914.

Der Militärkomplex an der Völkermarkterstrasse wurde 1900 noch um die „Neue


Landwehrkaserne“ in der Rosenbergstraße erweitert. Dort befand sich vor Beginn
des Ersten Weltkrieges die Stabsstation des Landwehr-Infanterieregimentes Nr. 4
und die Garnison des III. Bataillons desselben Regimentes, sowie das „Landwehr-
Stationskommando Klagenfurt“, Landsturm-Bezirkskommando Nr. 4 und die Gebirgs-
Maschinengewehrabteilung 2/4. 458 Nachdem die neuen Militärgebäude zu Beginn
des 20. Jahrhunderts fertiggestellt worden waren, kam es zu einer Neustationierung
der Militärbehörden in Klagenfurt (siehe Tab. 35).

455
BLÜML, Garnisonen und Kasernen, 31-35.
456
GESCHÄFTSKALENDER 1901, 143
457
BLÜML, Garnisonen und Kasernen, 31-35.
458
ADRESSKALENDER 1913, 220f.
127
Karte 2: Militärgebäude in Klagenfurt 1867-1914

128
Tab. 35: Militärbehörden in Klagenfurt 1913
Einheiten und Kommanden in Klagenfurt Lokalisation
Militär-Stationskommando
Platzkommandant
12. Infanteriebrigade-Kommando Viktringerring Nr. 3
Genie-Direktion
Kommando der Kärntner Sperren
Festungs-Telegraphenkader
Infanterieregiment Nr. 17
Feldjägerbataillon Nr. 19 Jesuitenkaserne
Garnisons-Menage-Verwaltung
Garnisonsgericht
II. Baon des Infanterieregimentes Nr. 7 Alte Landwehrkaserne
Ersatzbataillonskader des Infanterieregimentes Nr. 7 (Rudolfskaserne)
Ergänzungsbezirkskommando Nr. 7
Ersatzbataillonskader des Feldjägerbataillons Nr.8 Waisenhaus-Kaserne
Regimentskapelle des Infanterieregiment Nr. 17
Husarenregiment Nr. 6: Regimentsstab, II. Divisionsstab, Pio-Zug, 6. Esk. Herrengasse Nr. 14
Landwehr-Infanterieregiment Nr. 4: Stab,
Landwehr-Ergänzungs-Bezirkskommando Nr. 4
Landsturm-Bezirkskommando Nr. 4 Landwehrkaserne II
Landwehr-Stationskommando
Gebirgs-Maschinengewehrabteilung 2/4
Landwehr-Spital Rosenbergstraße
Truppen-Spital Herbertstraße
Garnisons-Seelsorge Linsengasse 39
Militär-Verpflegsmagazin Feldkirchner Strasse
Stab des Feldkanonenregiment Nr. 9 Artilleriekaserne

Quelle: ADRESSKALENDER 1913, 220f.

Neben den Kasernen und dem Truppenspital gab es in Klagenfurt auch eine
Militärapotheke459, den „Schießplatz Kreuzbergl“460 und eine Militärschwimmschule in
Freyenthurn am Wörthersee461. Das Garnisonsgericht von Klagenfurt befand sich in
Jesuitenkaserne.462 Zudem befand sich von 1867 bis 1914 in der Stadt ein eigenes
„Verpflegsmagazin“.463

459
MILITÄRSCHEMATISMUS 1900, 1034.
460
BLÜML, Garnisonen und Kasernen, 35.
461
KLAUS, Kärntner Kasernen, 64.
462
MILITÄRSCHEMATISMUS 1882.
463
MILITÄRSCHEMATISMUS 1867-1914.
129
b. „Garnison“ Villach
Seit 1867 wäre Villach im Falle einer Konfrontation mit Italien zu einem
frontnahen Truppensammelplatz geworden. Deshalb wurden 1868 Überlegungen
getroffen, die Stadt zu befestigen, um den Aufmarsch der Truppen zu sichern. Diese
Pläne mussten aus Geldmangel rasch wieder aufgegeben werden. 464 Allerdings
waren in Villach zwischen 1867 und 1914 permanent Truppen stationiert. Meistens
befanden sich zumindest Teile eines Feldjägerbataillons und eine Division eines
465
Kavallerieregimentes in der Stadt. Daneben wurde 1869 und 1870 das
„Kärntnerische Landwehr-Bataillon-Villach Nr. 22“ aufgestellt. Dieses erhielt 1872 die
neue Nummer sieben und wurde 1875 zum „Kärntnerischen Landwehr-Schützen-
Bataillon Villach Nr. 27“. Bis 1884 war das Bataillon in Villach stationiert, dann wurde
es nach Klagenfurt verlegt.466
1864 erbaute man in Seebach bei Villach eine Kavalleriekaserne, die bis 1914
zur Truppenunterbringung von Kavalleriedivisionen genutzt wurde. 467 1913 waren
dort der II. Divisionsstab des 6. Husarenregimentes, sowie dessen 2., 3. und
468
4. Eskadron stationiert. In der Villacher Innenstadt befand sich die
469
„Pionierkaserne“. 1889 wurde die „Jägerkaserne“ an der „Italienischen
470
Reichsstraße“ erbaut , wo bis 1914 ständig ein Feldjägerbataillon untergebracht
471
war. Das 1908 aufgestellte Gebirgsartillerie-Regiment Nr. 3 wurde in der
„Gebirgsartilleriekaserne“ in der Hauserstrasse untergebracht. 472 1912 wurde eine
Sappeurkaserne in der Oberen Fellach errichtet, wo bis zum Ausbruch des Ersten
Weltkrieges das Sappeurbataillon Nr. 4 stationiert war. 473 Das war für die Größe der
Stadt eine nicht unerhebliche Zahl an Kasernen, in denen 1910 1.948 Soldaten
untergebracht waren. Als Truppenübungsplatz diente seit 1908 die „Napoleonwiese“

464
W AGNER, Armee-Gliederung, 401.
465
MILITÄRSCHEMATISMUS 1867, 1869/70, 1882,1890, 1900, 1908, 1914.
466
LANDWEHRSCHEMATISMUS 1887, 134.
467
KLAUS, Kärntner Kasernen, 52.
468
ADRESSKALENDER 1913, 221.
469
KLAUS, Kärntner Kasernen, 53.
470
BLÜML, Garnisonen und Kasernen, 36.
471
Vgl. MILITÄRSCHEMATISMUS 1891-1914.
472
ADRESSKALENDER 1913, 413.
473
SEIDELS KLEINES ARMEESCHEMA 1914, 76 und 101.
130
beim Villacher Warmbad. 474 Versorgt wurden die in Villach stationierten Truppen
vom Militär-Verpflegsmagazin am Fabrikssteig.475

c. Weitere „Garnisonen“ in Kärnten


Als weitere Garnisonsorte in Kärnten dienten Hermagor, Kötschach, Mauthen,
Spittal an der Drau, St. Veit an der Glan, Tarvis, Völkermarkt und Wolfsberg. Im
Gegensatz zu Klagenfurt und Villach waren in diesen Orten zwischen 1866 und 1914
nicht permanent größere Heereseinheiten stationiert. Das „Artillerie-Zeugs-Filial-
Depot St. Veit“ bestand allerdings zwischen 1867 und 1914 als Pulverposten.476 In
Glandorf bei St. Veit existierte außerdem eine Kavalleriekaserne. 477 Dort war 1913
die 5. Eskadron des Husarenregimentes Nr. 6 stationiert. Die 1. Eskadron desselben
Regimentes wurde in Wolfsberg einquartiert.478
In Tarvis, Hermagor, Kötschach und Mauthen befanden sich die Garnisonen
von Feldjägerbataillonen und Teilen des Landwehr-Infanterieregimentes Nr. 4 (siehe
Tab. 36).

Tab. 36: Truppen an der Landesgrenze zu Italien 1913


Einheit Garnison
Feldjägerbataillon Nr. 9 Kötschach
Landwehr-Infanterieregiment Nr. 4: II. Baon Mauthen
Landwehr-Infanterieregiment Nr. 4: I. Baon Hermagor
Feldjägerbataillon Nr. 5 Tarvis

Quelle: ADRESSKALENDER 1913, 220f.

Zur raschen Besetzung strategisch wichtiger Berge in den Karnischen Alpen


und zu alpinen Ausbildungszwecken waren zu Beginn des 20. Jahrhundert während
des Sommers bereits Truppen in erhöhten Lagen stationiert. Die größte
Sommertruppenstation bestand auf der Rattendorfer Alm im Gailtal. 479 Kurz vor
Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde außerdem die Gebirgs-Haubitzdivision des
Gebirgsartillerie-Regimentes Nr. 4 nach Spittal an der Drau verlegt.480 Um sich von

474
BLÜML, Garnisonen und Kasernen, 36.
475
ADRESSKALENDER 1913, 415.
476
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. IV, 375.
477
KLAUS, Kärntner Kasernen, 58.
478
ADRESSKALENDER 1913, 221.
479
KLAUS, Kärntner Kasernen, 56.
480
WWW.MLORENZ.AT.
131
der Schlagkräftigkeit der in Kärnten stationierten Truppen zu überzeugen, wurden
wiederholt Manöver durchgeführt.

4. Die Herbstmanöver in Kärnten

a. Das Manöver des Jahres 1899


Die jährlich stattfindenden großen Herbstmanöver, landläufig auch als
„Kaisermanöver“ bezeichnet, wurden von der Öffentlichkeit, der politischen Führung
und von der militärischen Elite aufmerksam verfolgt. In der langen Friedensphase
zwischen 1866 und 1914 sah man in ihnen die beste Möglichkeit, einen großen
kriegerischen Konflikt zu simulieren. Die Armee hatte in den Aufständen gegen die
Wehrplicht in Dalmatien und bei der Besetzung Bosnien und der Herzegowinas
Erfahrungen im Klein- und Gebirgskrieg gesammelt. Diese waren zwar bedeutend für
die Entwicklung des Gebirgskampfes, aber nutzlos für die Vorstellung von Kämpfen
in größeren Verbänden. Die ständige Entwicklung neuer Waffensysteme forderte
Anpassungen an die Gefechtsführung. Diese waren ohne Kampferfahrungen schwer
durchzuführen. Dadurch wuchs die Bedeutung der großen Waffenübungen. 481 Neben
diesen ausschließlich militärtaktischen Überlegungen boten die Manöver auch eine
ausgezeichnete Repräsentationsmöglichkeit für die Staats- und Militärelite. Das
Abschneiden bei den Übungen konnte sich außerdem fördernd, aber auch
zerstörend auf Offizierskarrieren aller Ränge auswirken. 482 Zur Simulation der
Waffenwirkung und der Beurteilung von Gefechtsausgängen wurden Schiedsrichter
benötigt, die vom Generalstab und der Generalität gestellt wurden. Außerdem waren
Demarkationslinien zur Beschränkung der Tagesmarschleistungen der Verbände
festgesetzt. Für die gesicherte Nachtruhe wurden vorbestimmte Plätze
ausgewählt.483
Das Herbstmanöver des Jahres 1899 fand in Kärnten statt und stand unter der
Oberleitung von Generalstabschef Friedrich Freiherr von Beck-Rzikowsky. Das
Manöver wurde zwischen dem III. und dem XIV. Korps ausgefochten (siehe Abb.15
und Abb.16) und fand vom 11. bis zum 20. September 1899 statt.484

481
KRONENBITTER, „Krieg im Frieden“, 79-85.
482
EBD., 81.
483
EBD., 89f
484
MANÖVER 1899, 6.
132
Zu diesem Zeitpunkt hatten die k. u. k. Manöver noch wenig mit einer realen
Kriegssituation zu tun. Bei dieser zehntägigen Übung entfielen je zwei Tage auf
Aufmarsch- und Rasttage und ein weiterer auf die Nachbesprechung (siehe Tab. 37).

Tab. 37: Zeitplan der Herbstmanöver in Kärnten 1899


Datum Manöveraktivität
11. und 12. September Anmarschs- und Detachementsgefechte
13. September Rasttag
14.-16. September Erster bis dritter Manövertag
17. September Rastag
18. und 19. September Vierter und fünfter Manövertag
20. September Besprechung

Quelle: DAS HERBSTMANÖVER DES III. UND XIV. KORPS 1899, 6.

Abb.15: Die Ordre de Bataille des III. Korps beim Herbstmanöver 1899

11.Infanteriebrigade
GM Emil v. Naswetter
IR 7 (I.-IV. Baon)
6. Infanterie-Truppendiv.
bh. IR 2 (I.- III. Baon), FJBaon 7
FML F. Sieglitz v. Siegdorf
HR 6 (IV. und V. Eskadron)
DivAR 8 12. Infanteriebrigade
GM F. von De Sommain
IR 17 (I.-IV.Baon)
FJBaone 8,9,20

III. Korps 55. Infanteriebrigade


GdK E. Succovaty v. Vezza GM F. Conrad v. Hötzendorf
IR 87 (I.-IV.Baon)
28. Infanterie-Truppendiv. IR 97 (I.-IV.Baon)
PioBaon 15 (2. und 4. Kompanie)
1/2 Kriegsbrücken-Equitage 1 FML J. Höchsmann von
Telegraphen Abt. 3 Hochsan
HR 6 (I. und II. Eskadron)
DivAR 7 56. Infanteriebrigade
GM L. Frank
IR 27 (I.-IV.Baon)
IR 47 (I.-IV.Baon)

22. Ldw.-Truppendiv. 44. Ldw.-Infanteriebrigade


FML H. v. Buss GM E. Scheiner
HR 6 (III.) Ldw.-IR. 3 (I.-IV. Baon)
DivAR 9 Ldw.-IR. 5 (I.-III. Baon)

* Großteils in Kärnten rekrutierte Einheiten in Rot


** Teilweise in Kärnten Rekrutierte Einheiten in Blau
Quelle: MANÖVER 1899, 192f. (siehe Anhang 2).

133
Die dem III. Korpskommando unterstehenden Truppen waren den
Ergänzungsbezirken Cilli, Graz, Klagenfurt, Laibach, Marburg und Triest zugewiesen
worden. Von den Truppen des III. Korpskommandos rekrutierten sich das
Infanterieregiment Nr. 7 und das Feldjägerbataillon Nr. 8 zum größten Teil aus dem
Ergänzungsbezirk Klagenfurt (Kärnten). Die Divisionsartillerie-Regimenter Nr. 7,
Nr. 8 und Nr. 9, das Pionierbataillon Nr. 15 und die Telegraphen-Abteilung Nr. 3
rekrutierten sich aus geeigneten Soldaten des gesamten Korpsbereiches und damit
zum Teil auch aus Kärnten. Die 12. Infanteriebrigade mit dem unterstellten
Infanterieregiment Nr. 17 und den Feldjägerbataillonen Nr. 8, Nr. 9 und Nr. 20 hatten
ihre Friedensgarnisonen in Klagenfurt, Villach, Tarvis und dem Gailtal. Das zum
Grenzschutz gegenüber Italien eingesetzte Kärntnerische Landwehr-Regiment Nr. 4
nahm an dieser Übung nicht teil.485
Insgesamt lag der Verpflegsstand beider Korps bei 46.138 Mann und 3.780
Pferden. Der Gefechtstand betrug 39.399 Soldaten, 855 Reiter und 92 Geschütze. 486
Die Versorgung der Truppe wurde detailliert vorbereitet, und es war ausreichend
Nachschub für die Manöverteilnehmer vorhanden. Durch die Festsetzung von
Demarkationslinien am Ende eines jeden Tages erhielten die Truppen jeden Abend
eine warme Mahlzeit. 487 Diese gut geplante Nachschubversorgung spiegelte zwar
nicht die Realität eines kommenden Krieges wider, aber es schonte den körperlichen
Zustand der Soldaten.488 Darüber hinaus kam es auch zu keiner Zusatzbelastung für
die Bevölkerung im Übungsgebiet.
Dem III. Korps stand das XIV. Korps als Kontrahent bei dieser Übung
gegenüber. Der Ergänzungsbereich des XIV. Korps umfasste Oberösterreich,
Salzburg, Tirol und Vorarlberg.489 Als strategische Ausgangslage für dieses Manöver
wurde ein feindlicher Großeinbruch in Tirol angenommen. Das XIV. Korps stellte eine
Vorausabteilung der feindlichen Hauptstreitmacht dar und sollte den Weg durch
Kärnten in die Untersteiermark freikämpfen. Das III. Korps hatte die Aufgabe den
Kärntner Zentralraum zu verteidigen und den Gegner an einem Durchbruch zu
hindern. Der Bereitstellungsraum des XIV. Korps lag im Lienzer Talboden bis
Oberdrauburg und im Lesachtal bis Kötschach. Es sollte entlang des Drau- und des

485
Vgl. MILITÄRSCHEMATISMUS 1900.
486
MANÖVER 1899, 7.
487
EBD., 8f.
488
KRONENBITTER, „Krieg im Frieden“, 89ff.
489
Vgl. MILITÄRSCHEMATISMUS 1900.
134
Gailtales vorstoßen und im Raum Villach die Hauptkräfte des Gegners vernichten.
Die Kräfte des III. Korps waren zerstreut in ganz Kärnten detachiert.490

Abb.16: Die Ordre de Bataille des XIV. Korps beim Herbstmanöver 1899

5.Infanteriebrigade
GM M. v. Manojlović
TJR 4 (I.-IV. Baon), IR 2 (II. Baon)
3. Infanterie-Truppendiv.
Ldw.-IR 2 (I.-III. Baon)
FML S. Babić
HR 6 (VI. Eskadron)
DivAR 40 6. Infanteriebrigade
GM L. Fischer-Colbrie
IR 59 (I.-IV. Baon)
FJBaon 10

XIV. Korps 15. Infanteriebrigade


FZM A. Hold v. Ferneck/ GM V. Meduna von Riedburg
FML M. v. Catinelli TJR 1 (I.-IV. Baon)
8. Infanterie-Truppendiv. IR 14 (I.-III. Baon)
PioBaon 3 (1. und 3. Kompanie) GM M. Hoffer v. Sulmthal
1/2 Kriegsbrücken-Equitage 1 Berittene TLdSch (I. Eskadron)
Telegraphen Abt. 14 DivAR 41 16. Infanteriebrigade
GM E. Pierer
TJR 2 (I.-IV. Baon)
TJR 3 (II. Baon)
IR 28 (I., III. und IV. Baon)

13. Ldw.-Truppendiv.
FML H. Wagner 25. Ldw.-Infanteriebrigade
TLdschR III (I.-III. Baon) GM F. Petrini v. Monteferri
Berittene TLdSch (II. Eskadron) TLdschR I (I.-IV. Baon)
Gebirgsartilleriedivision TLdschR II (I.-III. Baon)
(GebBatt der DivAR 1, 3 und 5)

Quelle: Manöver 1899, 193f. (Anhang 3).

Diese strategische Ausgangslage wurde gewählt, da im österreichischen


Generalstab bis zum Ersten Weltkrieg die Meinung vorherrschte, dass eine Schlacht
zwischen gleich starken Kräften von jener Seite entschieden werde, welche ihre
Gefechtsaufstellung schneller entwickeln und geschlossener auf den Gegner
vorrücken konnte. Dabei wurde prinzipiell dem Angriff der Vorzug über die
Verteidigung gegeben. Als Sieger einer Schlacht wurde a derjenige angesehen, der
seine Truppen geschlossener an den Feind bringen und somit mit zahlenmäßig

490
MANÖVER 1899, 4ff.
135
überlegenen Truppen agieren konnte. Dieses Prinzip galt auf allen
Kommandoebenen.491
Der tatsächliche Verlauf der Übung gestaltete sich vollkommen anders als von
der Manöverleitung ursprünglich geplant. Der Vormarsch des XIV. Korps entlang des
Drau- und Gailtales konnte in den ersten beiden Manövertagen mit leichten Kräften
vom III. Korps entscheidend verzögert werden. Aufgrund der geringen Anzahl von
Passübergängen zwischen Drau- und Gailtal hatte die Leitung des XIV. Korps große
Schwierigkeiten beim Verschieben von Kräften und bei der Kommunikation mit den
Unterführern der einzelnen Einheiten.492 In den letzten drei Manövertagen kam der
Vormarsch im Drautal bei Spittal endgültig zum Erliegen, und im Gailtal musste sich
das XIV. Korps fast auf seine Ausgangsposition zurückziehen.493 Als Ergebnis dieses
Manövers wurde im Rahmen der Analyse die Wichtigkeit der Selbstständigkeit der
Unterführer beim Kampf im Gebirge herausgehoben.494

b. Das Manöver des Jahres 1907


Die Herbstmanöver des Jahres 1907 wurden erneut vom dem III. und
XIV. Korps in Kärnten bestritten. Die „Gefechtstage“ dieser Übung erstreckten sich
vom 3. bis zum 7. September 1907. Das III. Korps simulierte Feindkräfte, die von
Süden her in Unterkärnten einmarschieren sollten, während das XIV. Korps den
Auftrag erhielt, dem Gegner im Raum zwischen St. Veit und Klagenfurt
entgegenzutreten.495 Die Leitung über das Manöver hatte Generalstabschef Conrad
von Hötzendorf, der bereits am „Kaisermanöver“ 1899 in Kärnten als Brigadier
teilgenommen hatte (siehe Abb. 15). Unter seiner Leitung wurden die
Demarkationslinien für die Nachtruhen aus der Manöverpraxis gestrichen. Außerdem
entfielen die Rasttage im Manöverplan, und Kampfhandlungen wurden auch
während der Nächte simuliert. Durch diese Maßnahmen sollte die Manöverführung
möglichst nahe an die Kriegsrealität herangeführt werden. Damit verbunden war eine
erhebliche Steigerung der Belastungen für die Soldaten. Nicht selten musste eine
große Zahl von Ausfällen beklagt werden.496

491
KRONENBITTER, „Krieg im Frieden“, 83ff. und 93f.
492
MANÖVER 1899, 15.
493
EBD, 23.
494
EBD., 15.
495
Das HERBSTMANÖVER des III. und des XIV. Korps 1907, 10f.
496
KRONENBITTER, „Krieg im Frieden“, 81-85.
136
Die Stärke der Korps bei diesem Manöver war annähernd gleich. Beide
verfügten über zwei reguläre Infanterie-Truppendivisionen und eine Landwehr-
Infanterietruppendivision. Unterschiede in der taktischen Gliederung der beiden
Korps gab es bei der Kavallerie und bei der Gebirgsartillerie.

Abb. 17: Die Ordre de Bataille des III. Korps beim Herbstmanöver 1907

Quelle: MANÖVER 1907, 6.

Das III. Korps verfügte über eine geringere Zahl an Kavallerieeinheiten und die
Batterien der Gebirgsartillerie waren auf die Infanterie-Truppendivision aufgeteilt
worden. Beim XIV. Korps hingegen wurden die Gebirgsbatterien zu einer Gebirgs-
Artilleriebrigade zusammengefasst. Diese war direkt beim Korps disponiert (siehe
Abb. 17 und Abb. 18). 497 Das III. Korps bestand zu einem erheblichen Teil aus
Kärntner Soldaten. Das Infanterieregiment Nr. 4 und das Feldjägerbataillon Nr. 8

497
MANÖVER 1907, 6.
137
stellten den Großteil der Kärntner im Korps. Im Dragonerregiment Nr. 5 und in den
Kampfunterstützungseinheiten des Korps dienten ebenfalls Kärntner.498

Abb.18: Die Ordre de Bataille des XIV. Korps beim Herbstmanöver 1899

Quelle: MANÖVER 1907, 6.

Unter den Befehlshabern der am Manöver 1907 teilnehmenden Truppen findet


man einige Generäle, die bis 1918 eine steile Karriere in der k. u. k. Armee machten
(siehe Abb. 17 und Abb. 18). Allen voran der Kärntner Oskar Potiorek, der bis zum
Ausbruch des Ersten Weltkrieges die Militärkanzlei des Kaisers leitete, den Posten
eines Armeeinspektors inne hatte 499 und bei Kriegsbeginn die Leitung über die
Streitkräfte an der Südostfront erhielt. Blasius Schemua schaffte es vorrübergehend

498
MILITÄRSCHEMATISMUS 1907.
499
SEIDLS KLEINES ARMEESCHEMA 1914, 8.
138
bis zum Generalstabschef, wurde allerdings 1912 wieder von Conrad von Hötzendorf
abgelöst.500 Im Verlauf des Manövers konnten die Truppen des III. Korps durch hohe
Marschleistungen zu Beginn des Manövers entscheidende Vorteile erzielen.
Besonders herausragend war die rasche Überschreitung des Loiblpasses durch die
28. Infanterie-Truppendivision. In simulierten Gefechten bei der Hollenburger Brücke
bei Kirschentheuer konnten die Truppendivision die Vorauskommandos des XIV.
Korps zurückdrängen und erfolgreich die Drau überschreiten. Zeitgleich rückten die
zwei anderen Truppendivisionen des III. Korps von Völkermarkt aus in Richtung
Klagenfurt vor. Die Streitkräfte des XIV. Korps lagen versprengt in Positionen bei
Friesach und zwischen Velden am Wörtherseee und Feldkirchen. Die Führung des
XIV. Korps schaffte es nicht, bis zum Manöverende ihre Streitkräfte zu bündeln und
501
wurde in Einzelgefechten vom III. Korps „überrollt“. Dieser entscheidende
Manöversieg beschleunigte die Karriere Potioreks. Beide Manöver sollten mögliche
künftige Kriegsszenarien imitieren. Die Realität war anders. Im Ersten Weltkrieg
wurden die Unterschiede zwischen Manöver und Kriegsrealität bei der
Truppenführung offensichtlich. Die Konsequenzen blieben nicht aus. Potiorek musste
nach seinem gescheiterten Feldzug gegen Serbien aus dem aktiven Dienst
ausscheiden.

500
KRONENBITTER, „Krieg im Frieden“, 62 und 138f.
501
Vgl. MANÖVER 1907, 23-142.
139
VIII. Die Zunahme der militärischen Bedeutung Kärntens 1867-1914

Der Bedeutungszuwachs von Kärnten für die militärstrategische Planung der


obersten Leitung der k. (u.) k. Armee in den Jahren zwischen 1866 und 1914 ist
evident. Das spiegelt sich in der Stärke der Militärpräsenz wider. Da sich die
Friedenstände der Infanterieregimenter zwischen 1867 und 1914 mehrmals
änderten, lässt sich das auf der Ebene der Bataillone nachweisen. Die Sollstärke
des Friedenstandes eines Infanterie-Feldbataillons belief sich auf 400 bis 500 Mann,
wobei sich die Zahl von 1867 bis 1914 kontinuierlich verkleinerte.502 Die Ist-Stärke
dieser Bataillone wies natürliche Schwankungen von bis zu 30% auf. Diese kamen
durch Beurlaubungen und Krankmeldungen zustande. 503 Die Truppenstärke der
Kavallerieregimenter, welche in Kärnten stationiert waren, kann außer acht gelassen
werden. Über den gesamten Untersuchungszeitraum war stets ein
Kavallerieregiment in Kärnten stationiert. Die Mann-Stärke der Kavallerieregimenter
war ebenfalls Schwankungen ausgesetzt, doch kann eine ungefähre Größenordnung
von 800 bis 1.000 Mann angenommen werden.504
Nach Beendigung des Krieges von 1866 wurden in Kärnten je ein Kavallerie-
und ein Infanterieregiment (mit drei bzw. vier Feldbataillonen) disloziert.
Artillerieeinheit war zu diesem Zeitpunkt keine in Kärnten stationiert. Außerdem
befanden sich die Reserve- und Ersatzbataillone des Infanterieregimentes Nr. 7 in
Klagenfurt. Diese bestanden zum größten Teil nur aus Kadern. 505 Auf dieser
Grundlage ist die die Gesamttruppenstärke der in Kärnten stationierten Truppen auf
ca. 3.000 Mann zu schätzen. Bis zur Heeresreform 1883 wurde die Friedenspräsenz
in Kärnten nur um ein Feldjägerbataillon, das zur Grenzsicherung im Kanaltal
stationiert wurde, erweitert.506 Die beiden k. k. Landwehrbataillone waren zu dieser
Zeit noch im Aufbau begriffen und bestanden ausschließlich aus Kader- und
Instruktionspersonal mit sehr geringen Standeszahlen.507 Bei der Volkszählung 1880
ergab das für Kärnten 3.061 Militärangehörige (siehe Tab. 28).508

502
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht Bd.I, Beilage 2 zu 35.
503
SPECIAL-ORTS-REPERTORIUM 1880 und SPECIAL-ORTS-REPERTORIUM 1890.
504
MILITÄRSCHEMATISMUS 1866-1914 und SPECIAL-ORTS-REPERTORIUM 1880.
505
MILITÄRSCHEMATISMUS 1867.
506
MILITÄRSCHEMATISMUS 1867-1882.
507
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. V, 381f.
508
SPECIAL-ORTS-REPERTORIUM 1880.
140
Nach der Heeresreform von 1883 erfolgte die zusätzliche Aufstellung eines
Artillerieregimentes in Klagenfurt. Außerdem wurde die Zahl der im Raum Villach
stationierten Feldjägerbataillone auf zwei erhöht. Nach Abschluss dieser
Umstrukturierungen befanden sich 1885 fünf Infanteriebataillone, ein Kavallerie- und
ein Artillerieregiment, sowie die beiden Landwehrbataillone in Kärnten.509 Durch die
Einteilung der Landwehr in Regimenter 1889 erfolgte die nächste Vergrößerung des
Truppenkontingentes in Kärnten.510 Der erhöhten militärischen Bedeutung wurde von
der Armeeführung durch die Verlegung des 12. Infanteriebrigadekommandos nach
Klagenfurt Rechnung getragen. 511 Dieses verblieb bis zum Ausbruch des Ersten
Weltkrieges in der Landeshauptstadt.512 Die Zahl der Militärangehörigen nahm um
ca. 500 Mann zu. Bei der Volkszählung 1890 wurde in Kärnten 3.525 Militärpersonen
gezählt (siehe Tab. 30)513 Diese entfielen auf neun Infanteriebataillone (Landwehr
und Armee), sowie ein Kavallerie- und ein Artillerieregiment (siehe Tab. 29).514
Zwischen 1890 und 1914 erfolgte die größte Steigerung der Militärpräsenz im
Land. Ob seiner strategischen Bedeutung in Conrad von Hötzendorfs
Präventivkriegs-Idee gegen Italien wurden weitere Truppeneinheiten und Soldaten
nach Kärnten verlegt. Bis 1910 kam es beinahe zu einer Verdoppelung der
Mannschaftsstärke. Bei der Volkszählung 1910 registrierte man in Kärnten 6.460
Militärangehörige (siehe Tab. 32).515 Die Vergrößerung des Kontingentes kam durch
die Verlegung von zusätzlichen Truppen und durch die Umwandlung des Landwehr-
Infanterieregimentes Nr. 4 zu einer Gebirgstruppen- und Grenzsicherungseinheit mit
einem erhöhten Friedensstand zustande. 516 Bis zum Kriegsausbruch 1914 wurden
noch weitere Einheiten nach Kärnten verlegt. Insgesamt befanden sich im Sommer
1914 elf Infanteriebataillone, ein Kavallerieregiment, ein Sappeurbataillon und
zweieinhalb Artillerieregimenter in Kärnten (siehe Tab. 31). Das entsprach in etwa
der Größe einer Infanterie-Truppendivision. Zur Vergrößerung der Truppenpräsenz
im Laufe des Untersuchungsraumes kam auch eine Erhöhung der Zahl der aus
Kärnten rekrutierten Truppen. Zum einen erfolgte diese Vermehrung durch die
509
MILITÄRSCHEMATISMUS 1885 und LANDWEHRSCHEMATISMUS 1879, 113f.
510
W REDE/ SEMEK, Wehrmacht, Bd. V, 381f.
511
MILITÄRSCHEMATISMUS 1890.
512
SEIDLS KLEINES ARMEESCHEMA 1914.
513
SPECIAL-ORTS-REPERTORIUM 1890.
514
MILITÄRSCHEMATISMUS 1895.
515
SPECIAL-ORTS-REPERTORIUM 1910.
516
ORTNER, Gebirgstruppen, 32f.
141
Aufstellung der Landwehrbataillone, die seit 1889 das Landwehr-Infanterieregiment
Nr. 4 bildeten, zum anderen durch den Ausbau der Artillerie.
Im Gegensatz zur Zunahme der militärischen Präsenz steht die Auflösung von
Befestigungsanlagen an der Kärntner Grenze zu Italien. Diese verringerte sich von
1867 bis 1914 beträchtlich. Dies lag es an einem akuten Mangel an Budgetmitteln für
die Reichsbefestigung allgemein. So wurden nur die wichtigsten Bauprojekte
durchgeführt und die Modernisierung der bestehenden Befestigungen zu lange
aufgeschoben. Daher verfügten die meisten Sperren nur für einen kurzen Zeitraum
517
über eine ernstzunehmende Kampfkraft. Als Ersatz für die veralteten
Befestigungsanlagen wurden zahlreiche kleinere und kostengünstigere Maßnahmen
zur Verteidigung der Grenze zu Italien ergriffen. An den strategisch wichtigen
Passübergängen (Wolaya, Plöcken, Nassfeld, Predil) wurden bereits zu
Friedenszeiten Infanteriestellungen und Truppenunterkünfte angelegt. In deren
Umgebung wurde die Infrastruktur ausgebaut und beschusssichere
518
Geschützkavernen in den Felsen gesprengt. Zur Bewältigung logistischer
Aufgaben der in Kärnten präsenten Truppen wurde eine beträchtliche Zahl an
Militärbehörden benötigt. Dazu zählten die Kommandanturen der Garnisonstruppen,
der Kärntner Sperren und des Ergänzungswesens. Die Zahl jener erhöhte sich
ebenfalls im Laufe des Untersuchungszeitraumes im Zuge der stetigen
Truppenvermehrung.
Die Ausweitung der militärischen Präsenz in Kärnten in den Jahren 1866 bis
1914, insbesondere aber ab den 1890er Jahren zeigt, dass Kärnten bis 1914 ein
zunehmend höherer Stellenwert in den militärstrategischen Planungen der k. u. k.
Armeeführung zukam. Das gilt nicht nur für die stärker werdende Armeepräsenz im
Land. Neben seiner Rolle als Grenzland kam Kärnten auch eine bedeutende Rolle in
der Heeresergänzung zu. Zudem war es ein Aufmarschgebiet für den Fall eines
Krieges gegen Italien.

517
Vgl. W AGNER, Armee-Gliederung, 400-408.
518
FANKHAUSER, Thermopylen, 18.
142
Abbildungs-, Karten- und Tabellenverzeichnis

Abbildungen:
Abb. 1: Die oberste Heeresführung im April 1867..................................................... 12
Abb. 2: Die oberste Führung der k. k. Armee im Jänner 1870.................................. 15
Abb. 3: Die Hilfsorgane des Kriegsministeriums im Jänner 1870............................. 17
Abb. 4: Der Oberbefehl über die k. u. k. Streitkräfte 1882........................................ 19
Abb. 5: Die oberste Führung der k. u. k. Streitkräfte im Dezember 1912.................. 22
Abb. 6: Dienstdauer in der k. u. k Armee im Jahr 1900............................................. 26
Abb. 7: Die Gliederung der k. k. Armee im März 1866.............................................. 34
Abb. 8: Die Militär-Territorialbehörden im Dezember 1869....................................... 38
Abb. 9: Die Gliederung des III. Korps im Dezember 1912........................................ 80
Abb. 10: Organisation der Kärntner Landesverteidigung 1908................................. 85
Abb. 11: Friedensgliederung des Landwehrkommandos in Graz 1912.................... 87
Abb. 12: Organisation des Landwehr-Ergänzungskommandos
Nr. 4 im Jahre 1908............................................................................. 88
Abb. 13: Ordre de Bataille des III. Korps zu Beginn des Ersten Weltkrieges............ 93
Abb. 14: Taktische Gliederung der Feldartillerieeinheiten des III. Korps 1891....... 108
Abb. 15: Die Ordre de Bataille des III. Korps beim Herbstmanöver 1899............... 133
Abb. 16: Die Ordre de Bataille des XIV. Korps beim Herbstmanöver 1899............ 135
Abb. 17: Die Ordre de Bataille des III. Korps beim Herbstmanöver 1907............... 137
Abb. 18: Die Ordre de Bataille des XIV. Korps beim Herbstmanöver 1899............ 138

Karten:
Karte 1: Militärterritorial- und Ergänzungsbezirke der k. u. k. Armee 1909............... 47
Karte 2: Militärgebäude in Klagenfurt 1867-1914.................................................... 128

Tabellen:
Tab. 1: Ordre de Bataille 1910................................................................................ 23
Tab. 2: Liste der Kriegsminister von 1866 bis 1914................................................ 24
Tab. 3: Vergleich der Rüstungsausgaben der Europäischen Großmächte
1910 in Millionen Mark....................................................................... 28
Tab. 4: Die Korpskommandos im Dezember 1912................................................. 43
Tab. 5: Zusammensetzung der Infanterieregimenter 1867 bis 1895...................... 50
143
Tab. 6: Die Artilleriewaffe der k. u. k. Armee 1914……………………………..……... 53
Tab. 7: Die militärischen Sanitätseinrichtungen im Dezember 1912......................... 65
Tab. 8: Militärische Bildungsanstalten im Dezember 1912....................................... 67
Tab. 9: Landwehrtruppen vor Kriegsbeginn 1914..................................................... 77
Tab. 10: Ergänzungsbereich des III. General-/Korpskommandos
von 1866-1914..................................................................................... 80
Tab. 11: Einheiten des III. Korps mit einem Anteil an
Kärntner Rekruten 1913....................................................................... 81
Tab. 12: In Kärnten rekrutierte Infanterieformationen von 1867-1914…………….. 82
Tab. 13: Militärbeamte der k. (u.) k. Armee in Kärnten von 1866-1914…………...... 84
Tab. 14: Behörden der k. k. Landwehr und des k. k.
Landsturmes in Kärnten 1910............................................................. 86
Tab. 15: Die Gendarmerie in Kärnten (1913)…………………………………………... 90
Tab. 16: Die „A-Staffel“ 1914..................................................................................... 92
Tab. 17: Die Sollstärke des Infanterieregimentes Nr. 7............................................. 94
Tab. 18: Taktische Zuordnung des Infanterieregimentes Nr. 7 1867-1914............... 95
Tab. 19: Die Einsätze des Infanterieregimentes Nr. 7 von 1867 bis 1914................ 98
Tab. 20: Die Friedensgarnisonsorte des Infanterieregimentes Nr. 7......................... 99
Tab. 21: Die Kärntnerischen Feldjägerbataillone von 1867 bis 1914...................... 103
Tab. 22: Garnisonsorte des Feldjägerbataillons Nr. 8............................................. 104
Tab. 23: Die Ergänzungsbereiche des Dragoner-Regimentes Nr. 5....................... 105
Tab. 24: Prominente Offiziere des Dragoner-Regimentes Nr. 5 (Auswahl)............ 106
Tab. 25 Artillerieeinheiten mit Kärntner Soldaten 1867-1914.................................. 107
Tab. 26: Zusammensetzung des Landwehrregimentes Nr. 4................................. 111
Tab. 27: Die k. u. k. Gebirgstruppe 1914................................................................ 114
Tab. 28: 1890 in Kärnten stationierte Einheiten im Jahr 1890................................ 122
Tab. 29: Anteil des Militärs an der Gesamtbevölkerung der
Kärntner Garnisonen 1880……………………………………………… 123
Tab. 30: Anteil des Militärs an der Gesamtbevölkerung der
Kärntner Garnisonen 1890.................................................................... 123
Tab. 31: Zu Kriegsbeginn 1914 in Kärnten stationierten Einheiten......................... 124
Tab. 32: Gesamtbevölkerung und Militär in Kärnten 1910
(nach politischen Bezirken)................................................................ 125

144
Tab. 33: Die Jesuiten-Kaserne als Truppenstandort um 1900................................ 126
Tab. 34: In der „Artillerie-Kaserne“ stationierte Einheiten 1883-1914..................... 127
Tab. 35: Militärbehörden in Klagenfurt 1913........................................................... 129
Tab. 36: Truppen an der Landesgrenze zu Italien 1913......................................... 131
Tab. 37: Zeitplan der Herbstmanöver in Kärnten 1899........................................... 133

145
Abkürzungsverzeichnis

Abb. Abbildung
Abt. Abteilung
Baon/e Bataillon/e
Batt Batterie
Bd. Band
Bearb. Bearbeiter
bh. bosnisch-herzegowinisch
Brig./Brig Brigade
Dipl.arb. Diplomarbeit
Div Division
DivAR Divisionsartillerie-Regiment
DR Dragoner-Regiment
ebd. ebenda
E.F. Einjährig-Freiwillige
Erg.-Bez.-Kdo Ergänzungsbezirkskommando
FHBrig Feldhaubitz-Brigade
FHR Feldhaubitz-Regiment
FJ Feldjäger
FkDiv Feldkanonen-Division
FkR Feldkanonen-Regiment
FM Feldmarschall
FML Feldmarschalleutnant
FsAbt Festungsartillerie-Abteilung
FsAR Festungsartillerie-Regiment
FZM Feldzeugmeister
GebAR Gebirgsartillerie-Regiment
GebBatt Gebirgsbatterie
GdC/GdK General der Kavallerie
GdI General der Infanterie
GM Generalmajor
Gstbch. Generalstabschef
Hg./Hgg. Herausgeber
146
HR Husaren-Regiment
IR Infanterieregiment
kais.-königl. kaiserlich-königlich
k. k. kaiserlich königlich
k. u. königlich ungarisch
k. u. k. kaiserlich und königlich
Ldw. Landwehr
Ldst Landsturm
Mähr. Mährisch
Mgw Maschinengewehr-Abteilung
Nr. Nummer
ÖMZ Österreichische Militärische Zeitschrift
Pio Pionier
Red. Redakteur
Reg.-Komm. Regiments-Kommandant
Res. Reserve
Sapp Sappeur
sFHBrig schwere Feldhaubitz-Brigade
sHD schwere Haubitz-Division
Tab. Tabelle
TJR Tiroler Jägerregiment
TLdSch Tiroler Landesschützen
TLdSchR Tiroler Landesschützen-Regiment
u.a. unter anderem
v. von
vgl. vergleiche
z.B. zum Beispiel

147
Ortsnamenglossar

Bezeichnung im Alternative Aktueller Name


Text Zeitgenössischer Name (2013)
1910
Agram Zagreb/Zágráb Zagreb
Alt Gradisca Stara Gradiška
Arnolstein Podklošter Arnolstein
Belovár Bélavár Bjelovar
Beneschau Benešov Benešov
Beraun Beroun Moravský Beroun
Beszterczebánya Neusohl/Banska Bystrica Banská Bystrica
Bleiburg Pliberk Bleiburg/Pliberk
Bozen Bolzano Bozen/Bolzano
Brassó Kronstadt/Brasovu Brașov
Brixen Bressanone Brixen/Bressanone
Brzeźany Berežany
Brod Brod na Savi Slavonski Brod
Brünn Brno Brno
Budweis Budějovice České Budějovice
Castelnuovo Hercegnovi Herceg-Novi
Časlau Čáslav Čáslav
Cattaro Kotor Kotor
Cilli Celje Celje
Czernowitz Czerniwci/Cernăuţ Černivci
Czortków Čortkiv
Diex Djekše Diex/Djekše
Ebenthal Žrele Ebenthal
Eberndorf Doberla ves Eberndorf/ Dobrla vas
Eisenkappel Železna Kapla Eisenkappel-Vellach/
Železna Kapla-Bela
Eperjes Eperies/Pressow Prešov
Esseg Osijek/Eszék Osijek
Fasana Fažana
Feistriz im Rosental Bistrica v Kožni Dolini Feistriz im Rosental
Ferlach Borovlje Ferlach
Fiume Rieka/Reka Rijeka
Flitsch Plezzo/Bovec Bovec
Franzensbad Františkovy Lázně Františkovy Lázně
Franzensfeste Franzensfeste/Fortezza
Galizien Galicija Galizien
Gamsenegg Javornik Gamsenegg
Görz Gorizia/Gorica Gorizia, Nova Gorica
Gradisca Gradiška Gradisca d’Isonzo
Grafenstein Grabštanj Grafenstein
Griffen Grebinj Griffen/Grebinj
Gródek Horodok Horodok
Gylafehérvár Karlsburg, Belgrád Alba Iulia
148
Győr Raab Győr
Fettengupf Tolsti Vrli Fettengupf
Hermagor Sveti Mohor Hermagor-Pressegger See
Nagyszeben Hermannstadt/Sibiiu/ Sibiu
Sabiu/Cibinium
Hohenmauth Vysoké Mýto Vysoké Mýto
Iglau Jihlava Jihlava
Jaroslau Jarosław Jarosław
Josephstadt Josefov Josefov (Teil von Jaroměř)

Jungbunzlau Mladá Boleslav Mladá Boleslav


Kamenitz bei Sremska Kamenica
Peterwardein
Karlsbad Karlovy Vary Karlovy Vary
Karansébes Caransebeș
Karlstadt Karlovac/Károlyváros Karlovac
Kassa Kaschau/Kosice Košice
Kirschentheuer Kožentavre Kirschentheuer

Kismarton Eisenstadt Eisenstadt


Klagenfurt Celovec Klagenfurt am Wörthersee
Kolomea Kolomyja Kolomyja
Kolozsvár Klausenburg/Clusiu Cluj-Napoca
Komárom Komorn Komárno, Komárom
Komotau Chomutov Chomutov
Königgrätz Hradec Králové Hradec Králové
Krakau Kraków Kraków
Kremsier Kroměříž Kroměříž
Krumpendorf Kriva Vrba Krumpendorf am Wörthersee
Lavamünd Labud Lavamünd
Lemberg Lwów L‘viv
Lesina Hvar Hvar
Leifling Libeliče Leifling/Libeliče
Leitmeritz Litoměřice Litoměřice
Lissa Vis
Mähr. Schönberg Šumperk Šumperk
Mährisch Hranice Hranice
Weißkirchen
Malborghet Malborghetto/Naborjet Malborghetto
Máramarossziget Sighetu Marmației
Marburg Maribor Maribor
Maria Rain Žihpolje Maria Rain
Marosvásárhely Osorhej Târgu Mureș
Miesdorf Mižica Mežica
Mühlbach Mühlbach/Rio di Pusteria
Munkács Munkacsova Mukačevo
Nagybecskerek Zrenjanin
Nagyszombat Tyrnau, Trnawa Trnava
Nagyvárad Großwardein Oradea

149
Neuhaus Jindřichův Hradec Jindřichův Hradec
Neusandez Nowy Sącz Nowy Sącz
Neusatz Ujvidék Novi Sad
Nötsch bei Neč/Čolna Nötsch im Gailtal
Emmersdorf
Oberseeland Zgornje Zgornje
Jezersko Jezersko
Ödenburg Sopron Sopron
Ofen/Pest Buda/Pest Budapest
Olmütz Olomouc Olomouc
Peterwardein Petrovaradin/Pétervárad Petrovaradin
Pilsen Plzeň Plzeň
Pola Pulj Pula
Pontafel Pontebba
Pörtschach Poreče Pörtschach am Wörthersee
Pöstyén Piešťany
Poszsony Preßburg/Pressporek/ Bratislava
Poson
Prag Praha Praha
Prävali Prevalje Prevalje
Radmannsdorf Radovljica Radovljica
Ragusa Dubrovnik Dubrovnik
Raibl bei Tarvis Cave del Predil/Rabelj
Reifnitz am Ribnica Reifnitz am Wörthersee
Wörthersee
Rosegg Rožak/Rožek Lind-Rosegg
Rosenbach Pod Rožieo/Fužina Rosenbach
Ruden Ruda Ruden
Rudolfswerth Rudolfovo/Novo Mesto Novo Mesto
Sambor Sambir
Schönau bei Teplitz Šanov
Schwarzenbach Črna Črna na Koroškem
Sebenico Šibenik Šibenik
Sissek Sisak/Sziszek Sisak
Spalato Split Split
Stanislau Stanislawów Iwano-Frankiwsk
St. Stefan bei Sveti Steben St. Stefan
Finkenstein
St. Stephan im Sveti Steben na Zili St. Stefan im Gailtal
Gailtale
Székesfehérvár Stuhlweißenburg/ Székesfehérvár
Székesfejérvár/Alba
Szabatka Maria-Theresiopel Subotica
Szászvaros Broos/Orastie Orăștie
Szatmár-Németi Satu Mare
Szegedin Szeged Szeged
Székelyndvarhely Oderhellen, Oderheiu Odorheiu Secuiesc
Szlankamen Slankamen
Szombathely Steinamanger/Sabaria Szombathely

150
Tarnopol Ternopil Ternopil
Tarvis Trbiž Tarvisio
Temesvár Timișoara
Teschen Těšín/Cieszyn Cieszyn, Český Těšín
Theresienstadt Terezín Terezín
Tolmein Tolmino/Tolmin Tolmin
Trencsén Trentschin Trenčín
Trient Trento Trento
Triest Trieste/Trst Trieste
Troppau Opava/Opawa Opava
Tröppolach Drobolje Tröppolach
Turnau Turnov Turnov
Uggowitz Ukve Ugovizza
Ungvár Uschhorod
Unterdrauburg Spodnji Dravograd
Dravograd
Velden Vrba Velden am Wörthersee
Villach Belak/Beljak Villach
Velden am Vrba Velden am Wörthersee
Wörthersee
Völkermarkt Velikovec Völkermarkt

Warschau Warszawa
Wolfsbach Vučja Ves Valbruna
Zara Zadar Zadar
Znaim Znojmo Znojmo
Zloczow Zolocziw Zoločiv

151
Quellen- und Literaturverzeichnis

I. Gedruckte Quellen

1. Schematismen, Amtskalender, Berichte, Memoiren

K. U. K. ARMEE-TASCHEN-KALENDER 1890, Teschen 1890.

Franz CONRAD VON HOETZENDORF, Aus meiner Dienstzeit 1906-1918, Bd. 2: 1910-
1912. Die Zeit des libyschen Krieges bis Ende 1912; Bd. 3: 1913 und das erste
Halbjahr 1914 (Wien u. a. 1922),

ILLUSTRIERTER FÜHRER durch Klagenfurt und Umgebung (Wörthersee, Zollfeld,


Rosental, Karawanken), Klagenfurt 1914.

KÄRNTNER AMTS- UND ADRESSKALENDER 9 (1913), Klagenfurt 1913.

KLAGENFURTER GESCHÄFTS- UND ADRESSKALENDER 54 (1901), Klagenfurt 1901.

Maria KLAUS, Kärntner Kasernen. Alte Ansichtspostkarten, Klagenfurt 1987.

Die MANÖVER DES 3. UND 14. CORPS IN KÄRNTEN 1899, Wien 1899.

Die MANÖVER DES 3. UND 14. CORPS IN KÄRNTEN 1907, Wien 1907.

MILITÄRSCHEMATISMUS DES ÖSTERREICHISCHEN KAISERTHUMES, Wien 1866, 1867

KAIS[ERLICH]-KÖNIG[LICHER] MILITÄRSCHEMATISMUS, Wien 1870-1888

ÖSTERREICH-UNGARNS LETZTER KRIEG 1914-1918, Bd. I: Das Kriegsjahr 1914, bearb.


Eduard Czegka, Wien 1930.

SCHEMATISMUS FÜR DAS K. U. K. HEER und für die k. u. k. Kriegsmarine, Wien 1889-
1915.

SCHEMATISMUS DER K. K. LANDWEHR der im Reichsrathe vertretenen Königreich und


Länder, Wien 1871-1876.

SCHEMATISMUS DER K. K. LANDWEHR und der Gendarmerie der im Reichsrathe


vertretenen Königreich und Länder, Wien 1876-1917.

SEIDELS KLEINES ARMEESCHEMA. Dislokation und Einteilung des k. u. k. Heeres, der k.


u. k. Kriegsmarine, der k. k. Landwehr und der königlich ungarischen Landwehr
1904, Wien 1904.

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