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Kindheit und Entwicklung 18 (3), 162 – 172 # Hogrefe Verlag, Gçttingen 2009

Therapie
Das ADHS-Summercamp – Entwicklung und
Evaluation eines multimodalen Programms
Gabriele Gerber-von Müller1, Ulrike Petermann2,
Franz Petermann2, Uwe Niederberger1, Ulrich Stephani3,
Michael Siniatchkin3 und Wolf-Dieter Gerber1
1
Institut für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie,
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
2
Zentrum für Klinische Psychologie und Rehabilitation, Universität Bremen
3
Klinik für Neuropädiatrie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel

Zusammenfassung. Die Studie besch!ftigt sich mit der Frage, ob und inwieweit ein multimodales, massiertes, stringent lernpsycho-
logisch orientiertes Gruppenprogramm (ADHS-Summercamp, ASCT; 12 Tage; 100 Stunden) die klinische ADHS-Kernsymptomatik
g"nstig beeinflussen kann. Dabei sollte der besondere Einfluss von Response-Cost-Token (RCT) untersucht werden. Das ASCT wurde
in einem Pr!-Post1-Post2-Design mit einer standardisierten Elternberatungsgruppe (SEB) verglichen. An der Studie nahmen insgesamt
27 Kinder im Alter zwischen 6 und 17 Jahren teil, die nach Alter, Geschlecht und Kernsymptomatik per Zufall entweder der ASCT-
Gruppe (N = 18) oder der SEB-Gruppe (N = 19) zugeordnet wurden. W!hrend des Summercamps wurden neben einem sozialen Kom-
petenztraining schulbezogene Tests und Sport durchgef"hrt, wobei "ber alle Alltagssituationen hinweg das RCT systematisch ange-
wendet wurde. Zudem erhielten die Kinder doppelblind, randomisiert und cross-over die drei folgenden Medikationen: Methylphenidat
unretardiert, Methylphenidat retardiert und Placebo jeweils vier Tage lang. Das Verhalten der Kinder der ASCT-Gruppe wurde w!h-
rend des Summercamps zu festgelegten Zeitpunkten und in standardisierten Situationen durch geschulte Beobachter mithilfe von va-
lidierten Beobachtungsbçgen (SKAMP; FBB-HKS) bewertet. Beide Gruppen erhielten zudem vor der Intervention, sechs Monate und
zwei Jahre danach Eltern- und Lehrerbeobachtungsbçgen, die sich u. a. auf die ADHS-Kernsymptomatik bezogen. Die varianzanalyti-
sche Auswertung zeigte eine signifikante Verbesserung der ADHS-Kernsymptomatik der ASCT-Gruppe, die auch nach zwei Jahren
relativ stabil blieb. Dabei konnten diese Verbesserungen vorwiegend die Lehrer beobachten. Dagegen zeigte sich bei der SEB-Gruppe
in der Lehrerbeobachtung eine Zunahme der Symptomatik nach der Beratung. Die Effekte der ASCT-Gruppe konnten vorwiegend auf
die Wirkung des RCT zur"ckgef"hrt werden. Das Gruppentraining f"hrt zu positiven, langfristigen klinischen Effekten, wenn es mit
einem RCT verkn"pft ist. Die Einf"hrung von ADHS-Summercamps in Tageskliniken f"r Kinder und Jugendliche, aber auch in ver-
haltenstherapeutischen Ambulanzen und Praxen, bietet sich besonders aus çkonomischen Gr"nden an.
Schl"sselwçrter: ADHS, Summercamp, multimodale Intervention, Response-Cost-Token-Training

ADHD summer camp: Development and evaluation of a multimodal intervention program

Abstract. The present study investigates whether a multimodal, learning theory-based summer camp group training (ASCT, over 12
days) leads to improvement in ADHD symptoms. Of particular interest was determining the specific effect of integrating response-
cost-token training (RCT). In an experimental pre-post1-post2 design, the ASCT was compared to a standardized parental education
intervention (SPE). 27 children and adolescents, ranging in age from 7 to 17 years, were randomized by age, sex, and ADHD symptoms
into the ASCT group (N = 18) or the SEP group (N = 19). During the summer camp social skills training, sports activities, and school
tests were introduced. In all conditions of the summer camp the children were exposed to a standardized RCT. Moreover, the children
were given medication according to a double-blind, crossover, and randomized design with three conditions: once-daily extended-re-
lease methylphenidate, twice-daily immediate-release methylphenidate, and placebo. Trained assistants observed the behavior of the
children in specific situations using the SCAMP as the evaluation measure. Moreover, parents and teachers completed standardized
questionnaires for the children prior to the summer camp and at 6 and 24 months after the training. The results showed a significant
improvement of ADHD symptoms after the summer camp was completed, as well as 2 years later. This was evident in the ratings
provided by the teachers but not by the parents. Of interest is the finding of increased symptoms of ADHD immediately following
the SEP, as noted by the teachers. These effects seem attributable to the RCT. The results of the study show that a multimodal, intensive,
learning theory-oriented ADHD summer camp leads to long-lasting clinical effects, if combined with RCT. For economic reasons the
ADHD summer camp could be an expedient intervention in outpatient hospitals and clinical practices.
Key words: ADHD, summer camp, multimodal intervention, response-cost-token training

DOI: 10.1026/0942-5403.18.3.162
Das ADHS-Summercamp – Entwicklung und Evaluation eines multimodalen Programms 163

Unter dem Einfluss der MTA-Studie (Multimodal Treat- rien entspricht. Dieses Programm wurde als komprimier-
ment Study of Children with ADHD) wurde in den letz- tes Trainingsprogramm im Sinne eines Tages-Ambulanz-
ten Jahren die besondere Rolle multimodaler Behand- Modells entwickelt und von uns als ADHS-Summer-
lungskonzepte bei der ADHS hervorgehoben (u. a. Jen- camp-Training (ASCT) bezeichnet, da es speziell f"r
sen et al., 2007). In der MTA-Studie konnte gezeigt wer- den Zeitraum der Sommerferien der Kinder entwickelt
den, dass die Effekte der Pharmakotherapie denen der wurde. Analog zur MTA-Studie sollte diese Gruppe mit
Verhaltenstherapie vor allem in Bezug auf die ADHS- einer Standardbehandlungsgruppe (community care)
Kernsymptomatik und besonders im Hinblick auf Kurz- verglichen werden, die eine intensive standardisierte El-
zeiteffekte "berlegen waren. Die kombinierte Behand- ternberatung (SEB) erhielt. Die Evaluation erfolgte im
lung erwies sich insgesamt gesehen sowohl der alleinigen Rahmen einer deutschen Multicenterstudie (Dçpfner et
medikamentçsen als auch der alleinigen verhaltensthera- al., 2004).1
peutischen Behandlung und einer Standardbehandlung
(community care) "berlegen. Nachuntersuchungen 24
Monate nach der MTA-Studie ergaben zwar anhaltende Patienten und Methoden
Effekte der medikamentçsen Therapie, diese zeigten al-
lerdings "ber die Zeit eine abnehmende Tendenz (Lerner
& Wigal, 2008). Stichprobe

In der zusammenfassenden Betrachtung der Wirk- F"r die Studie wurden urspr"nglich 40 Kinder und deren
samkeit von multimodalen versus unimodalen Behand- Eltern im Alter von sechs bis 16 Jahren rekrutiert, von
lungsprogrammen stellen daher zahlreiche Autoren fest, denen alle die Einschlusskriterien f"r ADHS nach
dass eine differenzielle und sukzessive Therapiestrate- ICD-10 und DSM-IV erf"llten. Die Kinder und Jugend-
gie, die einem multimodalen Behandlungsansatz folgt, lichen und deren Eltern rekrutierten sich grçßtenteils
f"r jedes Kind die optimale Therapiestrategie darstellt aus der Ambulanz f"r Verhaltenspr!vention in Familien
(Greene & Ablon, 2001). Dabei kann bei der Kombina- (ViFa) und der Klinik f"r Neurop!diatrie des Univer-
tion der verschiedenen Behandlungsmaßnahmen auf eine sit!tsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Kiel. Nach
große Anzahl evidenzbasierter Verfahren wie Sozialtrai- der Parallelisierung schieden zwei Kinder der ASCT-
ning, Aufmerksamkeitstraining und neuropsychologi- Gruppe bereits vor dem Summercamp mangels Compli-
sches Training zur"ckgegriffen werden (u. a. Dçpfner et ance aus. Es verblieben 18 Kinder, zwei davon waren
al., 2004; Jacobs & Petermann, 2007, 2008; Lauth & M!dchen. Das Alter lag im Mittel bei 12;3 Jahren, das
Schlottke, 2007). Obwohl die positiven Effekte von ver- j"ngste Kind war 9,9 Jahre alt, das !lteste Kind war 15;9
haltensmodifizierenden und medikamentçsen Ans!tzen Jahre. Die Kontrollgruppe (SEB) bestand urspr"nglich
in der Behandlung von Kindern mit ADHS inzwischen aus 20 Kindern, zwei davon waren M!dchen. Vier Kinder
gut belegt scheinen, fehlt es an optimalen Strategien, schieden nach der Parallelisierung mangels Compliance
um im Einzelfall ein spezifisches Interventionspro- aus. Das mittlere Alter der Gruppe lag bei 10;3 Jahren,
gramm zusammenzustellen. Besonders stellt sich dabei das j"ngste Kind war 5;6 Jahre alt, das !lteste 17;0 Jahre.
die Frage des Varianzanteils der Effektivit!t lernpsycho- Die beiden Gruppen unterschieden sich bis auf das Alter
logisch fundierter Techniken (z. B. das Response-Cost- (ASCT-Gruppe = 12,3 Jahre; SEB-Gruppe = 10,3 Jahre)
Token-Training; RCT) im Vergleich zur medikamentç- in allen anderen Variablen (Geschlecht, Diagnose, sozia-
sen Behandlung im multimodalen Vorgehen. Denn auch le Schicht) nicht signifikant voneinander.
in der MTA-Studie konnte nicht endg"ltig gekl!rt wer- Um eine Altershomogenisierung zu erreichen, wur-
den, ob das dort aufwendige (14 Monate umfassende) den die Summercamp-Kinder in zwei Gruppen zu je
verhaltenstherapeutische Training, die Elternarbeit, die neun Kindern unterteilt (j"ngere Gruppe von 6 bis 10
Medikation, Beratungen oder andere Therapiemodule Jahren und !ltere Gruppe von 11 bis 16 Jahren). Die j"n-
zu den Effekten gef"hrt haben. Zudem erscheint aus mo- gere Gruppe besuchte das Camp zu Beginn der Ferien,
tivationalen und çkonomischen Gr"nden ein langj!hriges die !ltere Gruppe am Ende der Ferien.
Training wenig praktikabel. Vor diesem Hintergrund
werden die Ergebnisse der MTA-Studie in der Zwischen- Alle Kinder der beiden Gruppen mussten vor Beginn
zeit von einigen Autoren kritisch gewertet (Murray et al., der Studie regelm!ßig Methylphenidat in der jeweils
2008). Zudem erscheint uns die Entwicklung eines multi- !rztlich verschriebenen Dosis (im Mittel 1,5 bis 2 Tablet-
modalen, lernpsychologisch fundierten und massierten
Interventionsprogramms sinnvoll, das vorwiegend die 1
Die Erstautorin dankt vor allem der Firma Medice f"r die Unter-
Alltagskompetenz der Kinder f"r die Lçsung schulischer st"tzung dieser Studie und die Bereitstellung der Daten der Multicenter-
und famili!rer Aufgaben zum Ziel hat (Hampel et al., studie. Dar"ber hinaus dankt sie Prof. Dr. M. Dçpfner und Prof. Dr. G.
2004). Vor dem Hintergrund dieser Pr!missen soll in der Lehmkuhl als Studienleiter f"r die ausgezeichnete Kooperation und
mannigfaltige Arbeit an dem Studiendesign. Ein besonderer Dank geht
nachfolgenden Studie ein multimodales Vorgehen be- an Herrn Prof. Dr. F. Andrasik (USA) f"r fruchtbare Diskussionen zu
schrieben und evaluiert werden, das den genannten Krite- den Ergebnissen.
164 Gabriele Gerber-von M"ller et al.

Summercamp
Tagesablauf des Trainings. Das ASCT
ASCT wurde in den Sommerferien "ber 21⁄2 Wo-
Ran- chen t!glich von 8 bis 17.30 Uhr durch-
Prä-
Rekru-
Messung
domisie- 6-Monats- 2-Jahres- gef"hrt (insgesamt 12 Tage mit ca. 100
tierung Follow-up Follow-up
rung Stunden). W!hrend des Tages wurde ein
hçchst standardisiertes Programm mit
Elternberatung den Kindern durchgef"hrt.
SEB
Die Kinder wurden jeden Tag mit
Abbildung 1. Darstellung der Kieler Studie. f"nf jeweils 30-min"tigen Testsituatio-
nen konfrontiert, die "ber den Tag ver-
teilt zu festgelegten Zeiten stattfanden.
ten pro Tag) eingenommen haben. Dies war eine Voraus- Jede Testsituation teilte sich auf in: Rechenaufgabe (10
setzung zur Teilnahme, da die Studie in eine pharmako- Minuten), Deutschaufgabe (5 Minuten) und dem Quiz
logische Multicenterstudie integriert war. Zu den Pr!- „Wer wird Million!r?“ (15 Minuten) (f"r eine genauere
und Postmessungen wurde das Medikament jeweils ab- Beschreibung der Aufgaben s. Gerber-von M"ller, 2008).
gesetzt. Alle Aufgaben hatten das Ziel, Konzentration, Aufmerk-
samkeit und Ausdauer zu fçrdern.
Zus!tzlich zu diesen Tests wurden zweimal t!glich
Studiendesign und Behandlungsformen $bungen zur sozialen Kompetenz durchgef"hrt (vgl.
zum sozialen Kompetenzkonzept, Petermann, 2002). Im
Die Kieler ASCT-Studie war Bestandteil einer deutschen Rahmen dieses Trainings erarbeiteten sich die Kinder das
Multicenterstudie, an der sich sechs Zentren mit ins- Theaterst"ck „Wo die wilden Kerle wohnen“ (j"ngere
gesamt 102 Kindern beteiligten, wobei von 79 Kindern Kinder) bzw. entwickelten ein Drehbuch f"r eine gespiel-
komplette Datens!tze vorlagen. Alle unabh!ngigen und te Fernsehreportage „ADHS explosiv“ (!ltere Kinder).
abh!ngigen Variablen wurden durch die Multicenter- Die Auff"hrung des Theaterst"cks fand am letzten Tag
studie vorgegeben. Das systematische Response-Cost- des Summercamps vor den Eltern und Geschwistern
Tokenprogramm wurde nur in Kiel durchgef"hrt. Dar"-
ber hinaus wurden zus!tzlich in Kiel eine Kontrollgruppe
und neuropsychologische Pr!-Post-Messungen sowie Kasten 1. Tagesablauf des ADHS-Summercamps
weitere Nebenzielkriterien (s. u.) eingef"hrt.
Tagesablauf
Die Wirksamkeit des ADHS-Summercamps wurde 08.00 Uhr: Ankunft in der Ambulanz
mittels eines Kontrollgruppen-Designs untersucht (vgl. 08.30 – 09.00 Uhr: Gemeinsames Fr"hst"ck;
Abb. 1). Die Parallelisierung der beiden Gruppen erfolg- Einnahme der Medikation
te ausschließlich nach Alter, Geschlecht und der ADHS-
09.00 – 09.30 Uhr: Test 1 (Rechnen, Schreiben, Quiz)
Diagnose, wobei die Ein- und Ausschlusskriterien durch
die Multicenterstudie vorgegeben waren (Dçpfner et al., 09.30 – 11.00 Uhr: Soziales Kompetenztraining 1
2004). Alle Kinder wurden nach der !rztlichen Aufnah- (Theater)
me und neuropsychologischen Untersuchung per Zufall 11.00 – 11.30 Uhr: Test 2
zwei Gruppen zugeordnet. Die ASCT-Gruppe erhielt ein 11.30 – 12.30 Uhr: Sport (Fussball u. a.)
standardisiertes, multimodales, lernpsychologisch orien- 12.30 – 13.00 Uhr: Test 3
tiertes Gruppenbehandlungsprogramm. Die SEB-Gruppe
erhielt eine individuelle standardisierte Beratung. Alle 13.00 – 13.45 Uhr: Gemeinsames Mittagessen
beteiligten Eltern erteilten schriftlich ihr Einverst!ndnis 13.45 – 14.15 Uhr: Entspannungstraining
zur Teilnahme an der Studie. 14.15 – 15.00 Uhr: Soziales Kompetenztraining 2
(Theater)
15.00 – 15.30 Uhr: Test 4
Beschreibung des 15.30 – 16.15 Uhr: Freizeit (Angebote Playstation,
ADHS-Summercamptrainings (ASCT) Tischtennis, Dart etc.)
16.15 – 16.45 Uhr: Test 5
Das ASCT ist ein Therapieprogramm mit stringenten, 16.45 – 17.30 Uhr: Reflexion des Tages; Ausz!hlung
lernpsychologisch fundierten Trainingsinhalten, fester der Tokens; Feststellung des
Tagesstruktur und freizeitp!dagogischen Angeboten. Tagessiegers
Die Kinder sollen spielerisch miteinander lernen und so- 17.30 Uhr: Verabschiedung
zial kompetentes Verhalten ein"ben. Kasten 1 zeigt den
Das ADHS-Summercamp – Entwicklung und Evaluation eines multimodalen Programms 165

statt. Die Lernziele des Trainings bezogen sich vor allem Vorliegen der Lehrerbewertungen mittels FBB-HKS
auf Impulskontrolle, Erhçhung der Frustrationstoleranz, (s. u.) erhielten die Eltern ein ausf"hrliches Beratungs-
Erhçhung des Selbstbewusstseins und des Selbstwert- gespr!ch von einer Stunde, in dem ihnen die Ergebnisse
gef"hls (vgl. Schmidt & Petermann, 2008). der Diagnostik mitgeteilt wurden. Zudem erhielten die
Eltern Erziehungsratschl!ge. Den Eltern wurde auf-
$ber alle Tagessituationen hinweg wurden systema- gezeigt, wie sie mit positiver Verst!rkung (z. B. Loben)
tisch operante Strategien zum Verhaltensaufbau (Token- und dem Setzen von nat"rlichen Konsequenzen die
Verfahren) und zum Verhaltensabbau (Response Cost) Schwierigkeiten mit ihrem Kind abbauen kçnnen. Zu-
durchgef"hrt. Das Token-Verfahren bestand aus dem dem wurden sie ermutigt, zuhause ein Punktesystem auf-
Einsatz von positiven Verst!rkern mit Tauschwert (z. B. zustellen und gemeinsam Familienregeln festzulegen.
Punkte), die nach einem bestimmten Plan am Ende des Sie wurden ausf"hrlich "ber die medikamentçse Be-
Camps gegen vereinbarte Belohnungen eingetauscht handlung von ADHS informiert und es wurde ihnen
werden konnten. Die Tokens hatten den Vorteil, dass sie angeraten, sich diesbez"glich mit einem niedergelasse-
sofort bei erw"nschtem Verhalten gegeben werden konn- nen Kinderarzt oder Kinder- und Jugendlichenpsychiater
ten. Bei dem Response-Cost-Verfahren wurden zuvor in Verbindung zu setzen. Nach einem halben Jahr wur-
ausgeteilte Verst!rker beim Auftreten von unerw"nsch- den alle Eltern der Beratungsgruppe zu einem gemein-
tem Verhalten unmittelbar entzogen. Das Punktesystem, samen Gespr!ch in die Ambulanz eingeladen, um "ber
das f"r alle Alltagssituationen galt, war in eine „Olym- ihre zwischenzeitlichen Erfahrungen mit der Umsetzung
piade“ eingebettet. Die Kinder erhielten in jeder „Dis- der oben genannten Strategien zu sprechen. Zudem wur-
ziplin“ (z. B. Sport) f"r die Einhaltung der Verhaltens- den alle Kinder erneut neuropsychologisch untersucht
regeln Punkte, bei Nichteinhaltung der Regeln erfolgte und die Eltern und Lehrer um erneute Bewertung mittels
der unmittelbare Entzug eines Punktes. Nach der Trai- Beobachtungs- und Fragebçgen gebeten. In gleicher
ningseinheit legten die Kinder die erarbeiteten Punkte in Weise wurde erneut zwei Jahre nach der Beratung vor-
ihrer Punktekiste ab. Zu jeder „Disziplin“ gehçrten gegangen, wobei Eltern, die nicht an dem gemeinsamen
Punkte in einer bestimmten Farbe. Die Kinder erhielten Abend teilnehmen konnten oder wollten, postalisch be-
zum Beispiel Punkte, wenn sie w!hrend der Tests vorher fragt wurden.
vereinbarte Regeln einhielten (z. B. ruhig auf dem Stuhl
sitzen, ruhig und konzentriert an den Aufgaben arbeiten),
sich beim Quiz gegenseitig zuhçrten und andere Meinun- Messinstrumente
gen gelten ließen und wenn sie kooperatives Verhalten
zeigten. Unangemessenes, stçrendes (z. B. vorschnelles
Dazwischenrufen) oder aggressives Verhalten wurde un- Zur Wirksamkeitspr"fung der beiden Behandlungsfor-
mittelbar durch Punktabzug sanktioniert. Zur Fçrderung men wurde als Hauptzielkriterium eine verminderte
der Impulskontrolle setzten die Therapeuten w!hrend des ADHS-Symptomatik nach Lehrerurteil im Fremdbeurtei-
Quiz und des sozialen Kompetenztrainings ein Stopp- lungsbogen f"r hyperkinetische Stçrungen (FBB-HKS)
schild ein, das die Kinder darauf hinwies, ruhig zu sein festgelegt. Der FBB-HKS ist Bestandteil des Diagnostik-
und zuzuhçren statt vorschnell zu handeln. systems f"r psychische Stçrungen im Kindes- und Ju-
gendalter nach ICD-10 und DSM-IV (DISYPS-KJ;
Zur Steuerung der motorischen Hyperaktivit!t, Un- Dçpfner & Lehmkuhl, 2000) und erfasst die ADHS-
ruhe und Impulsivit!t der Kinder, aber auch zur Fçr- Symptomatik (Unaufmerksamkeit, Hyperaktivit!t, Im-
derung von R"cksichtnahme, Teamf!higkeit und Frustra- pulsivit!t) anhand von 20 Items, in denen die Symptoma-
tionstoleranz wurden sportliche Aktivit!ten angeboten tik auf einer Skala von 0 = „gar nicht“, 1 = „ein wenig“, 2
(z. B. Fußball, Handball, Seilh"pfen). Auch beim Sport = „weitgehend“ und 3 = „besonders zutreffend“ beurteilt
wurde das RCT angewendet. $ber das gesamte Summer- wird. Der Kennwert auf der Gesamtskala kann durch
camp hinweg wurde allen Kindern jeweils vier Tage lang Summierung aller Itemwerte und Division durch die An-
Medikamente verabreicht, die entweder unretardiertes zahl der Items (20) gebildet werden. Damit variiert der
Methylphenidat (MPH-IR; zweimal t!glich), retardiertes Skalenkennwert wie die Itemauspr!gungen im Werte-
Methylphenidat (MPH-ER; einmal t!glich) oder Placebo bereich von 0 bis 3. Im deutschen Sprachraum liegen f"r
enthielten (vgl. Dçpfner et al., 2004; Gerber-von M"ller, den FBB-HKS ausf"hrliche Analysen zum Elternurteil
2008). vor, die f"r den Gesamtwert in verschiedenen Subgrup-
pen hohe bis sehr hohe interne Konsistenzen (a > .80) be-
legen (Gçrtz et al., 2002). Die Beurteilung wurde um
Beschreibung der standardisierten 13.00 Uhr r"ckwirkend f"r den Vormittag und um
Elternberatung (SEB; Kontrollgruppe) 16.45 Uhr r"ckwirkend f"r den Nachmittag erhoben.
Als weiteres Hauptzielkriterium zur Wirksamkeits-
Nach eingehender Exploration der Eltern, nach den neu- beurteilung des ASCT diente die Swanson, Kotkin, Ag-
ropsychologischen Untersuchungen des Kindes und dem ler, M-Flynn, Pelham-Scale (SKAMP, als Version von
166 Gabriele Gerber-von M"ller et al.

Kasten 2. Beobachtungsbogen SKAMP zur Beurteilung der Aufmerksamkeit und des Verhaltens im Klassenzimmer

SKAMP

Name des Kindes: ____________________________

Alter: ____ Datum: ________________

Name des Beurteilers: ________________________

Gar Ein Ziemlich Sehr


nicht wenig stark stark
SKAMP-Aufmerksamkeit
1) Hat im Unterricht Schwierigkeiten, mit den & & & &
Aufgaben zu beginnen.
2) Hat Schwierigkeiten, w!hrend des gesamten & & & &
Unterrichts bei den Aufgaben zu bleiben.
3) Hat Probleme, die Aufgaben im Unterricht & & & &
vollst!ndig zu beenden.
4) Hat Schwierigkeiten mit der Genauigkeit oder & & & &
Ordentlichkeit der schriftlichen Arbeiten.
5) Hat Schwierigkeiten, bei Gruppenaktivit!ten oder Dis- & & & &
kussionen w!hrend des Unterrichts aufmerksam zu sein.
6) Hat Schwierigkeiten, w!hrend des Unterrichts & & & &
zur n!chsten Aufgabe oder Aktivit!t zu wechseln.
SKAMP-Regelbefolgung
7) Hat w!hrend des Unterrichts Probleme in der & & & &
Interaktion mit Klassenkameraden.
8) Hat w!hrend des Unterrichts Probleme in der & & & &
Interaktion mit Lehrkr!ften.
9) Hat Probleme, w!hrend des Unterrichts ruhig & & & &
zu arbeiten (entsprechend den Regeln).
10) Hat Probleme, w!hrend des Unterrichts sitzen & & & &
zu bleiben (entsprechend der Regeln).

McBurnett et al., 1997). Er ist ein validiertes Instrument SKAMP-Regelbeachtung a = 0.85). Zudem wurde eine
zur Beurteilung der Aufmerksamkeit und des Verhaltens gute Interraterreliabilit!t nachgewiesen (SKAMP-Auf-
im Klassenzimmer (Wigal et al., 1998). Der SKAMP- merksamkeit r = .74; SKAMP-Regelbeachtung r = .61.
Wert wird berechnet als Summe der Items dividiert durch vgl. Dçpfner et al., 2004). Die Beurteilung des SKAMP
die Anzahl der beantworteten Fragen (in der Regel 10). erfolgte stets durch dieselben Mitarbeiter.
Der SKAMP-Beobachtungsbogen unterteilt sich in
SKAMP(A)-Aufmerksamkeit und SKAMP(D)-Regel- Nebenzielkriterien (z. B. Erfassung der famili!ren
einhaltung (siehe Kasten 2). Der SKAMP wurde von Belastung) spielen in dieser Publikation ebenso wenig
den Therapeuten f"r jedes Kind und nach jeder Testsitua- eine Rolle wie die neuropsychologischen Untersuchun-
tion ausgef"llt. F"r die deutsche Version konnte eine gen, die ebenfalls vor dem ASCT, sechs Monate und zwei
Zweifaktorenstruktur repliziert und eine gute Konsistenz Jahre danach durchgef"hrt wurden, aber getrennt ver-
gezeigt werden (SKAMP-Aufmerksamkeit a = 0.84; çffentlicht werden.
Das ADHS-Summercamp – Entwicklung und Evaluation eines multimodalen Programms 167

MCS Kiel
MPH SR Gesamt MPH SR Kiel
1,2 MPH IR Gesamt 1,2 MPH IR Kiel
Placebo Gesamt Placebo Kiel

1,0 1,0
mittlerer SKAMP-Score

0,8 0,8

0,6 0,6

0,4 0,4

0,2 0,2

0,0 0,0
8.00 10.00 12.00 14.00 16.00 8.00 10.00 12.00 14.00 16.00

Uhrzeit Uhrzeit
Abbildung 2. Mittlere SKAMP-Werte im Tagesablauf, jeweils dargestellt f"r die Multicenterstudie (MCS) im Vergleich
zur Kieler Studie (Kiel) (MPH IR = unretardiertes Methylphenidat; MPH SR = retardiertes Methylphenidat).

Untersuchungsablauf Modell zur Beschreibung der Beziehung zwischen der


abh!ngigen Variable und den beiden Faktoren lag das
Die an der Studie interessierten Eltern wurden zun!chst General Linear Modell zugrunde. Um die besonderen
schriftlich "ber die Ziele und den Studienablauf infor- Effekte des RCT zu ermitteln, wurden die Effekte des
miert. Waren sie mit den Studienbedingungen einver- Kieler ASCT mittels SKAMP und FBB-HKS mit den
standen, wurde telefonisch ein erster Termin vereinbart. Effekten der Gesamtstichprobe der Multicenterstudie
Zun!chst wurde ein Elterninterview in Abwesenheit des verglichen.
Kindes gef"hrt, in dem die momentane Situation erfragt
wurde. Daran schloss sich die neuropsychologische Un-
tersuchung des Kindes an. Dann wurden die Kinder per Ergebnisse
Zufall den beiden Gruppen zugeteilt. Auf einem Eltern-
abend erhielten die Eltern n!here Informationen und f"ll- Vergleich Multicenterstudie
ten die Fragebçgen aus.
und Kieler Studie

Datenanalyse Der Vergleich der beiden Stichproben sollte ermçgli-


chen, zun!chst den Einfluss der Wirkung der Medikation
im Vergleich zur Wirkung des RCT absch!tzen zu kçn-
Die statistische Auswertung der gesammelten Daten nen. Im Gegensatz zu allen anderen Zentren wurden im
wurde mit dem Statistikprogramm SPSS f"r Windows Kieler Summercamp nach einem einheitlichen Verst!r-
durchgef"hrt. Nachdem die Daten kodiert und in den kerplan in allen Spiel-, Freizeit- und Lernbereichen vor-
Daten-Editor eingegeben wurden, wurde zuerst mithilfe gegangen. Alle weiteren Inhalte waren in allen Zentren
eines Signifikanztests (Chi-Quadrat nach Pearson) kon- gleich. Wir erwarteten, dass die Medikation bei den Kie-
trolliert, ob die beiden Stichproben (hinsichtlich Diag- ler Kindern mçglicherweise einen geringeren Einfluss
nose und den Kernsymptomen) identisch waren. Danach auf die spezifischen Wirkvariablen haben w"rde, das
wurde mit dem Kolmogorov-Smirnov-Test gepr"ft, ob heißt, dass es in Kiel keine signifikanten Unterschiede
eine Normalverteilung vorlag, was nur teilweise der Fall zwischen Placebo und Methylphenidat geben w"rde. Da-
war. Um Pr!/Post-Unterschiede in den einzelnen Grup- her sollen die Effekte der Multicenter-Gesamtstichprobe
pen zu berechnen, wurde der Wilcoxon-Test durch- (N = 79) mit denen der Kieler Stichprobe (N = 18) f"r den
gef"hrt. Zum Vergleich der beiden Gruppen untereinan- SKAMP und den FBB-HKS verglichen werden.
der wurde der U-Test von Wilcoxon, Mann und Whitney
angewendet. Anschließend wurde eine zweifaktorielle F"r die Gesamtgruppe von 79 Kindern (alle Zentren)
Varianzanalyse durchgef"hrt (bei den normalverteilten ergaben sich im SKAMP keine signifikanten Unterschie-
Variablen), um zu pr"fen, ob zwei Faktoren gemeinsam de zwischen den beiden Verumgaben, jedoch signifikan-
einen Effekt auf eine abh!ngige Variable aus"ben. Als te Unterschiede beider gegen"ber Placebo "ber alle Ta-
168 Gabriele Gerber-von M"ller et al.

MCS Kiel

MPH SR Gesamt MPH SR Kiel


MPH IR Gesamt MPH IR Kiel
1,2 Placebo Gesamt 1,2
Placebo Kiel
mittlerer Summenscore FBB-HKS

1,0 1,0

0,8 0,8

0,6 0,6

0,4 0,4

0,2 0,2

0,0 0,0
vormittags nachmittags vormittags nachmittags
Abbildung 3. Mittelwerte der FBB-HKS-Summenwerte (vormittags und nachmittags), jeweils dargestellt f"r die Multi-
centerstudie (MCS) im Vergleich zur Kieler Studie (Kiel) (MPH IR = unretardiertes Methylphenidat; MPH SR = retar-
diertes Methylphenidat).

geszeiten hinweg (vgl. Abb. 2 links; auch Dçpfner et al., Somit spricht vieles daf"r, dass die Effekte in Kiel
2004). Die zweifaktorielle Varianzanalyse erbrachte ent- weniger auf die Medikation als vielmehr auf die lernpsy-
sprechend signifikante Medikamenteneffekte (MPH-IR, chologischen Behandlungsstrategien zur"ckgef"hrt wer-
MPH-ER, Placebo; F(2,77) = 27.5; p < 0.000), Zeitpunkte den kçnnen.
(5 pro Tag; F(4,75) = 22.4; p < 0.000) und Medikamenten/
Zeitpunkt-Wechselwirkungen (F(8,71) = 6.8; p < 0.000).
Dabei ist hervorzuheben, dass sich alle Kinder in den Vergleich Summercamp und Elternberatung
SKAMP-Werten zur morgendlichen Ersterhebung
(9.30 Uhr) nicht signifikant unterschieden. F"r den paar- Die varianzanalytische Auswertung der Summenwerte
weisen Vergleich zwischen MPH-SR vs. MPH-IR erga- des FBB-HKS erbrachte im Elternurteil f"r die Unauf-
ben sich keine statistisch signifikanten Unterschiede in merksamkeit der Kinder der ASCT-Gruppe weder einen
den SKAMP-Werten zu den Uhrzeiten 9.00, 11.00 und Gruppeneffekt (F(1,25) = 0.892, p < 0.354) noch einen Ver-
12.30 Uhr. laufs- (F(1,25) = 1.288, p < 0.267) sowie Wechselwirkungs-
In gleicher Weise zeigten f"r die Gesamtgruppe Be- effekt (Verlauf/Gruppe: F(1,25) = 0.257, p < 0.617). Die
wertung die Ratings anhand der FBB-HKS-Skala signifi- Eltern beobachteten, dass zwei Jahre nach Trainingsende
kante Medikamenteneffekte sowohl vormittags (F(2,234) = eine tendenzielle Reduktion der Unaufmerksamkeit vor-
27.1; p < 0.001) als auch nachmittags (F(2,234) = 28.0; liegen w"rde (vgl. Abb. 4). Erstaunlicherweise ergab sich
p < 0.001). Der paarweise Vergleich erbrachte signifi- f"r die Kontrollgruppe eine tendenzielle, nicht jedoch
kante Unterschiede zwischen den Verumgaben und Pla- signifikant verringerte Unaufmerksamkeit sechs Monate
cebo (vgl. Abb. 3, links). nach der Beratung, die jedoch im weiteren Verlauf nicht
stabil war. Allerdings wird deutlich, dass die SEB-Grup-
Im Vergleich zwischen der Gesamtstichprobe und der pe generell und besonders bei der Pr!messung hçhere
Kieler Stichprobe (N = 18) ergeben sich dagegen f"r die Unaufmerksamkeitswerte aufwies.
Kieler Kinder nur geringf"gige, jedoch nicht signifikante
Unterschiede zwischen Placebo und den beiden MPH- Die varianzanalytische Auswertung der Hyperaktivi-
Gaben in den SKAMP-Werten (vgl. Abb. 2, rechts). Die t!tswerte (Motorik) erbrachte im Elternurteil ebenfalls
zweifaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung weder einen Gruppeneffekt (F(1,25) = 2.468, p < 0.129)
erbrachte f"r den Vergleich MPH-SR, MPH-IR und Pla- noch einen Verlaufs- (F(1,25) = 0.624, p < 0.437) sowie
cebo mit F(2,34) = .366 (p < 0.701) keinerlei signifikante Wechselwirkungseffekt (Verlauf/Gruppe: F(1,25) = 0.624,
Unterschiede zwischen den Medikationen und zu allen p < 0.437). Auch hier wies die SEB-Gruppe bei der Pr!-
Zeitpunkten. Auch f"r die FBB-HKS-Skala erbrachte messung hçhere Hyperaktivit!tswerte auf. Die Impulsivi-
die ANOVA mit F(2,34) = .288 (p < 0.752) f"r den Ver- t!t der Kinder nahm im Elternurteil unmittelbar nach
gleich der Medikationen keine signifikanten Unterschie- dem Training tendenziell eher zu und zwei Jahre nach
de (vgl. Abb. 3, rechts). dem Training wieder ab. Die varianzanalytische Auswer-
Das ADHS-Summercamp – Entwicklung und Evaluation eines multimodalen Programms 169

FBB-HKS Eltern Aufmerksamkeit FBB-HKS Lehrer Aufmerksamkeit


10 10
ASCT ASCT
SEB SEB

8 8
* **

Summenscore
Summenwert

6 6

4 4

2 2

0 0
prä post 1 post 2 prä post 1 post 2

Abbildung 4. ASCT versus SEB; Mittelwerte und Stan- Abbildung 5. ASCT versus SEB; Mittelwerte und Stan-
dardabweichungen der FBB-HKS-Summenwerte der dardabweichungen der FBB-HKS-Summenwerte der
Elternratings f"r den Bereich Aufmerksamkeit im Pr!- Lehrerratings f"r den Bereich Aufmerksamkeit im Pr!-
Post-Verlauf (post 1 = 6 Monate und post 2 = 2 Jahre Post-Verlauf (post 1 = 6 Monate und post 2 = 2 Jahre nach
nach den Interventionen; keine signifikanten Unterschie- den Interventionen; * p < .05; ** p < .01; jeweils Gruppe
de). % Verlauf).

tung erbrachte erneut weder einen Gruppeneffekt (F(1,25) = Eine varianzanalytische Auswertung hatte daher auch
1.450, p < 0.240) noch einen Verlaufs- (F(1,25) = 0.295, keinen Sinn. $berraschenderweise ergaben sich somit in
p < 0.592) sowie Wechselwirkungseffekt (Verlauf/Grup- der Bewertung der durchgef"hrten Maßnahmen deutli-
pe: F(1,25) = 0.295, p < 0.592). che Unterschiede zwischen Eltern und Lehrern.
Gegen"ber den Eltern ergab die varianzanalytische
Auswertung der Summenwerte im Lehrerurteil f"r die
Unaufmerksamkeit der Kinder der ASCT-Gruppe im Ver- Diskussion
gleich zur SEB-Gruppe und im Vergleich vor und nach
dem Training signifikante Ver!nderungen f"r den Faktor
Verlauf/Gruppe (F(1,25) = 22.382, p < 0.001). Weder f"r Unter Bezugnahme auf die viel zitierte MTA-Studie wird
die Faktoren Verlauf (F(1,25) = 0.734, p < 0.404) noch in der Literatur h!ufig die $berlegenheit von Methylphe-
Gruppe (F(1,25) = 1.836, p < 0.194) ergaben sich signifi- nidat gegen"ber Verhaltenstherapie und insbesondere die
kante Unterschiede. Aus Abbildung 5 wird deutlich, dass kombinierte Effektivit!t beider hervorgehoben (zuletzt:
die SEB-Gruppe im Verlauf der Postmessungen hçhere Swanson et al., 2008 a, b). Allerdings wurde zunehmend
Unaufmerksamkeitswerte aufwies, wohingegen die Kritik, vor allem an den Methoden dieser Studie, ge!ußert
ASCT-Gruppe einen deutlichen Abfall der Werte zeigte. (Breggin, 2000, 2001; Greene & Ablon, 2001). Insbeson-
dere Breggin (2000) weist darauf hin, dass die MTA-Stu-
Die varianzanalytische Auswertung erbrachte f"r die die keine placebokontrollierte und Doppelblindstudie
Hyperaktivit!t (Motorik) der Kinder der ASCT-Gruppe sei, Kontrollgruppen fehlen w"rden und die verhaltens-
im Vergleich zur SEB-Gruppe und im Vergleich vor und therapeutischen Techniken veraltet und wenig trans-
nach dem Training f"r den Faktor Verlauf mit F(1,25) = parent seien (vgl. Greene & Ablon, 2001).
2.422, p < 0.139 keinen signifikanten Haupteffekt, f"r
den Faktor Verlauf/Gruppe (F(1,25) = 3.510, p < 0.07) und In der vorliegenden, im Rahmen der deutschen Multi-
den Faktor Gruppe (F(1,25) = 3.766, p < 0.07) tendenziell centerstudie durchgef"hrten Untersuchung wurde ver-
signifikante Ergebnisse. Auch hier wird deutlich, dass sucht, diese methodischen M!ngel zu vermeiden. F"r
die Kontrollgruppe in beiden Postmessungen konstant das Kieler Setting nahmen wir an, dass die messbare Ef-
hohe Hyperaktivit!tswerte aufwies. F"r die Summenwer- fektivit!t des ASCT mçglicherweise "berwiegend durch
te der FBB-HKS (Lehrer) erbrachte die Datenanalyse f"r die eingef"hrten stringenten lernpsychologischen Maß-
den Bereich Impulsivit!t der Kinder im Vergleich der nahmen (RCT) und weniger durch pharmakologische
ASCT-Gruppe zur SEB-Gruppe und im Vergleich vor Prozesse bedingt sein kçnnte. Dabei musste jedoch vo-
und nach dem Training keine signifikanten Ver!nderun- rausgesetzt werden, dass f"r die Kieler Studie keine sig-
gen. Dies ist jedoch darauf zur"ckzuf"hren, dass weder nifikanten Unterschiede zwischen Placebo und den
bei der ASCT-Gruppe noch bei der SEB-Gruppe klinisch MPH-Gaben nachweisbar waren. In der Gegen"berstel-
relevante (hçhere) Werte f"r die Impulsivit!t vorlagen. lung der Ergebnisse der Multicenterstudie und unseren
170 Gabriele Gerber-von M"ller et al.

Befunden konnten wir zeigen, dass f"r die Kinder in Kiel mercamp bew!hrt, auch wenn wir selbstkritisch die Aus-
die Kombination zwischen MPH (retardiert und unretar- sagekraft der Ergebnisse aufgrund der geringen Stichpro-
diert) plus Verhaltenstraining ebenso effektiv war wie die benzahl einschr!nken m"ssen.
Kombination von Placebo plus Verhaltenstraining, und
zwar sowohl beim SKAMP als auch beim FBB-HKS. Zuk"nftige Summercamp-Studien sollten die Eltern
Dabei muss hervorgehoben werden, dass sich die Symp- st!rker in das Training der Kinder in Form von Coaching
tomatik der Kinder in Kiel vergleichsweise st!rker ver- oder Elterntraining einbeziehen (Dreisçrner, 2007), da
besserte als in der Gesamtstichprobe. Wir interpretieren dadurch eine Wirksamkeitssteigerung multimodaler Be-
diesen Effekt dahingehend, dass das eingef"hrte strin- handlungsstrategien erwartet werden kann (Wells et al.,
gente lernpsychologische Training als eine besondere 2000).
Wirkvariable angesehen werden kann. Bemerkenswert Erstaunlicherweise konnten wir feststellen, dass das
ist, dass diese Effekte nicht auf unterschiedliche Schwe- ASCT im Elternurteil zu keiner signifikanten Vermin-
regrade der ADHS-Symptomatik, Alter, Geschlecht und derung der Kernsymptomatik gef"hrt hat, wohingegen
andere Variablen der Stichproben zur"ckgef"hrt werden die Lehrer nach dem Training deutliche Verbesserungen
kçnnen. der Kernsymptomatik beobachteten. Dieses Ergebnis
Die Ber"cksichtigung der vorliegenden Literatur zur stimmt mit der Studie von Tripp et al. (2006) "berein, in
Kombination von RCT plus Methylphenidat l!sst indes der bei Lehrern eine bessere Spezifit!t und Vorher-
gegens!tzliche Befunde erkennen. So untersuchten So- sagekraft f"r die Diagnose ADHS vorlag als bei Eltern.
lanto et al. (1997) ADHS-Kinder in einem Aufmerksam- Die genauere Betrachtung der durchschnittlichen FBB-
keitstest (Continuous Performance Test, CPT), wobei sie HKS-Werte der Eltern und Lehrer in unserer Studie
jedes Kind unter vier Bedingungen untersuchten: macht deutlich, dass sich diese (f"r beide Gruppen) in ih-
rer Bewertung vor dem Training nur unwesentlich unter-
l Placebo + verbale R"ckmeldung, schieden. Im weiteren Verlauf konnten wir speziell f"r
l Placebo + Verhaltenskontingenz (Tokensystem), die SEB-Gruppe ebenfalls keine signifikanten Unter-
l MPH + verbale R"ckmeldung, schiede in der Bewertung der Kernsymptomatik durch
l MPH + Tokensystem. die Eltern und Lehrer feststellen. F"r die ASCT-Gruppe
wurde deutlich, dass diese in der Pr!messung gegen"ber
MPH f"hrte zu einer signifikant besseren Leistung
der SEB-Gruppe vermehrt unaufmerksamer und vergess-
als Placebo, jedoch verbesserte ein systematisches Ver-
licher war und mehr Probleme mit den Hausaufgaben
haltenstraining nicht die Leistung weiter. Demgegen"ber
hatte. Zudem ergab sich lediglich in der ASCT-Gruppe
konnten Northup et al. (1999) feststellen, dass systemati-
eine deutlich divergente Bewertung von Eltern und Leh-
sche Verhaltenskontingenzen (Verst!rkung und Time-
rern f"r die Kernsymptomatik. Lauth und Mackowiak
out) bei Kindern, die MPH erhielten, die positiven Ver-
(2004) untersuchten in ihrer Studie den Zusammenhang
haltenseffekte von MPH deutlich erhçhten. Die Autoren
zwischen Unterrichtsverhalten der Kinder und der Leh-
schlagen daher auch vor, zuk"nftig „drug-behavior inter-
rereinsch!tzung des Verhaltens von 55 ADHS-Kindern
action studies“ durchzuf"hren. Tamm und Carlson (2007)
und 55 unauff!lligen Sch"lern. Das Unterrichtsverhalten
konnten in einer Studie, in der sie Kindern entweder
wurde dabei mit dem M"nchner Aufmerksamkeitsinven-
MPH oder Placebo verabreichten und in einer „delayed-
tar (MAI; Helmke & Renkl, 1992) erfasst. Die Autoren
match-to-sample“ Aufgabe und Stopp-Signal-Aufgabe
fanden signifikante Korrelationen zwischen dem Lehrer-
mit Rechenaufgaben entweder Tokens darboten oder
urteil und dem Unterrichtsverhalten der Kinder. Damit
nicht, nachweisen, dass die Kombination von Medikation
kann das Lehrerurteil als valider Pr!diktor f"r das Sch"-
und Tokensystem das Verhalten der Kinder am effektivs-
lerverhalten bewertet werden.
ten beeinflusste.
Wir nahmen an, dass Kinder, die an einem multimoda-
Daher erscheint uns die schlussfolgernde Aussage der
len lernpsychologisch fundierten Summercamptraining
$berlegenheit der Pharmatherapie gegen"ber der Verhal-
(ASCT) teilgenommen haben, sich in der ADHS-Kern-
tenstherapie, wie sie in der MTA-Studie propagiert wur-
symptomatik st!rker verbessern als Kinder, deren Eltern
de (Jensen et al., 2007 u. a.), nicht haltbar.
lediglich eine standardisierte ADHS-Beratung (SEB) er-
In unserer Studie lag der Schwerpunkt der Interven- halten hatten. Erstaunlicherweise liegen in der Literatur
tion weniger auf kognitiven (durch Aufmerksamkeitstrai- so gut wie keine Arbeiten zur Wirksamkeit von standardi-
ning) als vielmehr auf verhaltenssteuernden Prozessen sierter Beratung von Eltern mit ADHS-Kindern vor. Eini-
(z. B. soziale Kompetenz). Der Fçrderung sozialer Kom- ge Autoren weisen darauf hin, dass Eltern insgesamt gese-
petenz kommt bei der Behandlung von ADHS eine wich- hen h!ufig wenige Kenntnisse "ber das Krankheitsbild
tige Bedeutung zu, sodass auch diese gruppenspezifische der ADHS haben (Ghanizadeh et al., 2006). Maniadaki
Komponente des ASCT eine besondere Rolle spielt (Daly et al. (2007) konnten in einer Studie mit 295 Vorschulkin-
et al., 2007). Insgesamt gesehen hat sich das lernpsycho- dern feststellen, dass der "berwiegende Anteil der Eltern
logisch fundierte und gruppenspezifische ADHS-Sum- ihre Kinder (trotz Vorliegen von ADHS) als relativ normal
Das ADHS-Summercamp – Entwicklung und Evaluation eines multimodalen Programms 171

ansahen. In unserer Studie war erstaunlich, dass sich auch Literatur


die SEB-Gruppe in einigen Wirkvariablen verbesserte.
Zwar war die ASCT-Gruppe insgesamt gesehen in fast al- Breggin, P. R. (2000). The NIMH multimodal study of treat-
len klinischen Parametern erfolgreicher, jedoch konnte ment for attention-deficit/hyperactivity disorder: A critical
speziell auch die SEB-Gruppe nach der Beratung "ber po- analysis. International Journal of Risk and Safety in Medi-
sitive Verhaltens!nderungen berichten, sodass Edukation cine, 13, 15 – 22.
auf jeden Fall ein Baustein in einem multimodalen Be- Breggin, P. R. (2001). MTA Study has flaws. Archives of Gen-
handlungskonzept sein sollte (Salbach et al., 2005; Schil- eral Psychiatry, 58, 1184.
ling et al., 2006). Daly, B. P., Creed, T., Xanthopoulos, M. & Brown, R. T. (2007).
Psychosocial treatments for children with attention deficit/
Eine wichtige Frage bezog sich auf die spezifische hyperactivity disorder. Neuropsychological Review, 17,
73 – 89.
Ver!nderung des kindlichen Verhaltens. Leider war die
Dçpfner, M., Gerber, W. D., Banaschewski, T., Breuer, D. et al.,
Bereitschaft der Eltern der Kontrollgruppe (hohe Drop- (2004). Comparative efficacy of once-a-day extended-re-
outrate zwei Jahre nach der Beratung) gering, die Frage- lease methylphenidate, two-times-daily immediate-release
bçgen auszuf"llen, sodass wir es als sinnvoll erachteten, methylphenidate, and placebo in a laboratory school set-
die Daten nur f"r den ersten Nachbeobachtungszeitraum ting. European Child and Adolescent Psychiatry, 1, 93 –
(sechs Monate nach dem Training/Beratung) auszuwer- 101.
ten. Vergleicht man die FBB-HKS-Daten der Pr!- und Dçpfner, M. & Lehmkuhl, G. (2000). Diagnostik-System f"r
Psychische Stçrungen im Kindes- und Jugendalter nach
Postmessung 1 der ASCT-Gruppe, so kann man erkennen,
ICD-10 und DSM-IV (DISYPS-KJ) (2. Aufl.). Bern: Huber.
dass die Eltern und Lehrer die kindlichen Verhaltenswei- Dreisçrner, T. (2007). Nicht jeder prinzipiell wirksame Thera-
sen nach dem Training deutlich besser als vor dem Trai- pieansatz besteht den „Praxistest“. Kindheit und Entwick-
ning beurteilt hatten. Dagegen verbesserte sich die SEB- lung, 16, 158 – 162.
Gruppe sechs Monate nach der Beratung kaum. F"r den Gerber-von M"ller, G. (2008). Das ADHS-Summercamp. L"-
FBB-HKS (bearbeitet durch die Lehrer) zeigte die ASCT- beck: Der Andere Verlag.
Gruppe in allen Items sechs Monate nach dem Training Ghanizadeh, A., Bahredar, M. J. & Moeini, S. R. (2006). Knowl-
signifikante Verbesserungen, wohingegen die SEB-Grup- edge and attitudes towards attention deficit hyperactivity
disorder among elementary school teachers. Patient Edu-
pe in 67% der Items eine Verschlechterung aufwies. Be-
cation and Counseling, 63, 84 – 88.
trachtet man die Mittelwerte der Beurteilungen der ein- Gçrtz, A., Dçpfner, M., Nowak, A., Bonus, B. & Lehmkuhl, G.
zelnen Items und die Ergebnisse der zweifaktoriellen (2002). Ist das Selbsturteil Jugendlicher bei der Diagnos-
Varianzanalyse, so kann man erkennen, dass die ASCT- tik von Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivit!tsstçrungen
Gruppe deutlich besser als die SEB-Gruppe beurteilt wur- hilfreich? Eine Analyse mit dem Diagnostiksystem DIS-
de. Zudem sind die Langzeiteffekte des ASCT zwei Jahre YPS. Kindheit und Entwicklung, 11, 82 – 89.
nach Beendigung des Camps beeindruckend. Speziell die Greene, R. W. & Ablon, J. S. (2001). What does the MTA study
tell us about effective psychosocial treatment for ADHD?
Lehrer konnten bei diesen Kindern eine zunehmende Bes-
Journal of Clinical Child Psychology, 30, 114 – 21.
serung fast aller ADHS-Kernsymptome feststellen. Die- Hampel, P., Petermann, F., Mohr, B., Bonkowski, M. & Mçnter,
ser Befund steht im Widerspruch zu den Langzeitergeb- C. (2004). Wirken sich unterschiedliche Verst!rkerbedin-
nissen der MTA-Studie, bei der sich nach 24 Monaten eine gungen bei Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit–/Hyper-
bedeutsame Abnahme der Kernsymptome bei allen vier aktivit!tsstçrungen auf psychophysiologische Kennwerte
Behandlungsformen zeigte (Swanson et al., 2008 a, b). aus? Kindheit und Entwicklung, 13, 148 – 157.
Helmke, A. & Renkl, A. (1992). Das M"nchner Aufmerksam-
Zusammenfassend lassen die vorliegenden Ergebnis- keitsinventar (MAI). Ein Instrument zur systematischen
se keinen Zweifel daran, dass ein massiertes lernpsycho- Verhaltensbeobachtung der Sch"leraufmerksamkeit im Un-
logisch fundiertes Programm zu nachweisbaren, klinisch terricht. Diagnostica, 38, 130 – 141.
Jacobs, C. & Petermann, F. (2007). Aufmerksamkeitsstçrungen
bedeutsamen Kurz- und Langzeiteffekten f"hrt. Selbst-
bei Kindern. Langzeiteffekte des neuropsychologischen
kritisch mçchten wir hervorheben, dass die beiden Grup- Gruppenprogramms ATTENTIONER. Kindheit und Ent-
pen sich besonders in der Schwere der Symptomatik vor wicklung, 16, 40 – 49.
den Maßnahmen unterschieden haben. Dies war nicht zu Jacobs, C. & Petermann, F. (2008). Aufmerksamkeitstherapie
vermeiden, da die Voraussetzung zur Teilnahme der Kin- bei Kindern – Langzeiteffekte des ATTENTIONERS. Zeit-
der an der Multicenter-Studie war, dass die Kinder be- schrift f"r Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychothera-
reits Erfahrungen mit MPH hatten (vgl. Gerber-von M"l- pie, 36, 411 – 417.
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try, 46, 989 – 1002.
logischen Gruppenprogramms w!hrend der Sommer-
Lauth, G. W. & Schlottke, P. F. (2007). Wenn man sich schon in
ferien mit ADHS-Kindergruppen empfohlen werden. die Praxis begibt. Kindheit und Entwicklung, 16, 163 – 170.
Voraussetzung hierf"r ist eine intensive praxisnahe lern- Lauth, G.W. & Mackowiak, K. (2004). Unterrichtsverhalten
psychologische Ausbildung der Mitarbeiter, besonders von Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivit!ts-
f"r die Anwendung des RCT. stçrung. Kindheit und Entwicklung, 13, 158 – 166.
172 Gabriele Gerber-von M"ller et al.

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