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Nervenarzt D. J. Müller1,2 · E. J. Brandl3,4 für das DGPPN Referat Neurobiologie und Genetik ·
https://doi.org/10.1007/s00115-017-0479-8 F. Degenhardt5 für das DGPPN Referat Neurobiologie und Genetik · K. Domschke6
für das DGPPN Referat Neurobiologie und Genetik · H. Grabe7 für das DGPPN
© Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von
Springer Nature 2018 Referat Neurobiologie und Genetik · O. Gruber8 für das DGPPN Referat
Neurobiologie und Genetik · J. Hebebrand9 für das DGPPN Referat Neurobiologie
und Genetik · W. Maier10 für das DGPPN Referat Neurobiologie und Genetik ·
A. Menke11 für das DGPPN Referat Neurobiologie und Genetik ·
M. Riemenschneider12 für das DGPPN Referat Neurobiologie und Genetik ·
M. Rietschel13 für das DGPPN Referat Neurobiologie und Genetik · D. Rujescu14 für
das DGPPN Referat Neurobiologie und Genetik · T. G. Schulze15 für das DGPPN
Referat Neurobiologie und Genetik · L. Tebartz van Elst6 für das DGPPN Referat
Neurobiologie und Genetik · O. Tüscher16 für das DGPPN Referat Neurobiologie
und Genetik · J. Deckert11 für das DGPPN Referat Neurobiologie und Genetik
1
Campbell Family Mental Health Research Institute, Centre for Addiction and Mental Health, Toronto,
Kanada; 2 Department of Psychiatry, University of Toronto, Toronto, Kanada; 3 Klinik für Psychiatrie und
Psychotherapie, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Campus Mitte, Berlin, Deutschland; 4 Berlin Institute
of Health, Berlin, Deutschland; 5 Institut für Humangenetik, Universitätsklinikum Bonn, Bonn,
Deutschland; 6 Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität Freiburg, Freiburg, Deutschland;
7
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universitätsmedizin Greifswald,
Universität Greifswald, Greifswald, Deutschland; 8 Klinik für Allgemeine Psychiatrie, Zentrum für
Psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland; 9 Klinik für Psychiatrie,
Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Universitätsklinikum Essen, Universität
Duisburg-Essen, Essen, Deutschland; 10 Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie,
Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland; 11 Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und
Psychotherapie, Zentrum für Psychische Gesundheit, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg,
Deutschland; 12 Klinik für Psychiatrie, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar, Deutschland;
13
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim, Deutschland; 14 Klinik und Poliklinik für Psychiatrie,
Psychotherapie und Psychosomatik, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, Deutschland;
15
Institut für Psychiatrische Phänomik und Genomik (IPPG), Klinikum der Universität München, LMU
München, München, Deutschland; 16 Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin der
Johannes-Gutenberg Universität, Mainz, Deutschland

Pharmakogenetik in der
Psychiatrie: eine
Standortbestimmung

Hintergrund und im Auftreten von Nebenwirkungen. keit, möglichst vor Behandlungsbeginn


Diese Variabilität führt in der Praxis zu die Therapieresponse sowie das mögliche
In der Behandlung der meisten psychi- häufigen Wechseln des Therapieregimes, Auftreten von Nebenwirkungen beim
schen Erkrankungen nimmt die Psycho- bis ein optimales Medikationsschema ge- einzelnen Individuum einzuschätzen.
pharmakotherapie eine zentrale Stellung funden wird. Die damit oft einhergehen- Obwohl einige Faktoren, die zur indivi-
ein. Dies gilt insbesondere für schizo- de längere Zeitdauer bis zur Therapiere- duellen Variabilität beitragen, bekannt
phrene und affektive Störungen. Proble- sponse oder Remission führt zu längeren sind wie Alter, Geschlecht, klinisches
matisch bleibt dabei jedoch nicht nur Krankheitszeiten, zu höheren Behand- Symptommuster, Arzneimittelinterak-
die große Heterogenität der klinischen lungskosten, Unzufriedenheit bei Patien- tionen und Familienanamnese, lassen
Symptomatik innerhalb dieser einzelnen ten, Verringerung der Behandlungstreue, sich daraus nur begrenzt Rückschlüs-
Krankheitsbilder, sondern auch die aus- Resignation und, im Kontext von Ne- se zur Prädiktion der Effektivität einer
gesprochen hohe interindividuelle Varia- benwirkungen, zur Stigmatisierung von Psychopharmakotherapie ableiten. Auch
bilität im therapeutischen Ansprechen Psychopharmaka in der Allgemeinbevöl- für die Vorhersage des Auftretens von
kerung [58]. Nebenwirkungen bestehen zwar einige
D. J. Müller und E. J. Brandl teilen sich die Somit besteht in der Psychopharma- klinische Prädiktoren wie ein erhöhtes
Erstautorenschaft. kotherapie eine dringende Notwendig- kardiovaskuläres Risiko durch Antipsy-

Der Nervenarzt
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chotika bei Patienten mit vorbestehen- 4 die hypothesengeleitete oder -freie len Wissensstand der Pharmakogenetik
dem metabolischem Syndrom, jedoch Sequenzierung einzelner Gene oder von Antidepressiva, Antipsychotika und
lässt sich das individuelle Risiko für den des gesamten Genoms. Lithium und fasst erste Empfehlung
einzelnen Patienten aktuell nicht präzise zum Einsatz genetischer Tests in der
vorhersagen. Diese Strategien unterscheiden sich in psychiatrischen Behandlung zusammen.
Die personalisierte (bzw. individua- der Herangehensweise – Kandidaten-
lisierte) Medizin – im angloamerikani- gen- vs. genomweiter Ansatz – und Datenlage zur Pharmakokinetik
schen Raum auch „precision medicine“ werden daher häufig komplementär ein- von Antidepressiva und
genannt – hat sich zum Ziel gesetzt, zu- gesetzt. Da der Metabolismus der meis- Antipsychotika
sätzliche biologische Faktoren („Biomar- ten Substanzen (Pharmakokinetik) und
ker“) zu identifizieren, die eine präzisere die Angriffspunkte dieser Substanzen Gut untersucht sind Gene für Enzyme,
medizinische Behandlung erlauben. Bei (Pharmakodynamik, z. B. Rezeptoren, die in der Pharmakokinetik von Psycho-
der Suche nach vielversprechenden Bio- Transporter, Ionenkanäle) in der Regel pharmaka eine Rolle spielen. Vor allem
markern ist in den letzten Jahren vor gut belegt sind, lassen sich relevante Enzyme aus der Zytochrom-P450-Fami-
allem der Genetik eine besondere Rolle Gene im Sinne des Kandidatengenan- lie, allen voran CYP2D6 und CYP2C19,
zugekommen. satzes definieren, in denen Varianten sind im Metabolismus zahlreicher An-
Individuen unterscheiden sich ge- untersucht werden können. Es ist bei- tidepressiva und Antipsychotika von
netisch in der Abfolge der Basenpaare spielsweise bekannt, dass die meisten zentraler Bedeutung. Wiederholt wurde
(Adenosin, Cytosin, Thymin und Gua- selektiven Serotoninwiederaufnahme- ein signifikanter Einfluss genetischer
nin) auf dem Desoxyribounkleinsäu- hemmer (SSRIs) durch Phase-I-Enzyme Varianten, die zu Änderungen der klini-
re(DNS)-Strang, sowohl innerhalb als (z. B. CYP2D6, CYP2C19) metabolisiert schen Aktivität dieser Enzyme führen,
auch außerhalb kodierender Gene. So werden und den Serotonintransporter auf die Plasmaspiegel der metabolisier-
finden sich sehr häufig Substitutionen, hemmen. Folglich sind die hierfür kodie- ten Substanzen beschrieben. So zeigen
sog. Einzelnukleotidpolymorphismen renden pharmakokinetischen (CYP2D6, ultraschnelle Metabolisierer („ultrarapid
(„single nucleotide polymorphisms“, CYP2C19) und pharmakodynamischen metabolizers“, UM) bei der Gabe einer
SNPs) einzelner Basenpaare (pro In- (Serotonintransporter) Gene besonders gleichen Dosis generell deutlich nied-
dividuum ca. 3 Mio. Mal; bzw. 0,01 % häufig untersucht worden. Im Gegen- rigere Plasmaspiegel als normale Me-
aller Basenpaare oder auch ca. jedes satz hierzu bieten die systematischen tabolisierer („extensive metabolizers“,
tausendste Basenpaar), die das Gen- genomweiten Untersuchungen den Vor- EM), die wiederum niedrigere Spiegel
produkt und damit auch die Wirkung teil, dass genetische Assoziationen auch aufweisen als langsame Metabolisierer
von Arzneimittel beeinflussen können. auf bis dato unbekannte Wirkmechanis- („intermediate metabolizers“, IM) und
Dies macht sich das Forschungsfeld der men hinweisen können (siehe hier auch Individuen mit minimaler Enzymaktivi-
Pharmakogenetik zunutze [56]. den Abschnitt „Datenlage zu Lithium“). tät („poor metabolizers“, PM).
Die Pharmakogenetik hat sich zum Inzwischen liegen für zahlreiche wei- Mittlerweile liegen gut gesicherte
Ziel gesetzt, Zusammenhänge zwischen tere Gene und Polymorphismen in kodie- Daten für ein höheres Risiko für ein
genetischen Varianten einerseits und renden und nichtkodierenden DNS-Ab- Nichtansprechen auf Antidepressiva bei
der Variabilität von Therapieresponse schnitten umfangreiche Untersuchungen UM sowie ein höheres Risiko für das Auf-
und Nebenwirkungen anderseits zu er- vor, die im Folgenden zusammengefasst treten unerwünschter Nebenwirkungen
forschen. In der molekulargenetischen werden. Vorweg sei angemerkt, dass ge- bei PM sowohl für CYP2D6 als auch für
Methodik werden meist drei verschie- netische Befunde mit positiven Assozia- CYP2C19 bei der Behandlung mit ver-
dene Ansatzpunkte gewählt: tionen stets auf ihre klinische Validität schiedenen trizyklischen Antidepressiva
4 die hypothesengeleitete Untersu- untersucht werden müssen, was üblicher- und selektiven Serotoninwiederaufnah-
chung eines sog. Kandidatengens weise durch Replikationsstudien in un- mehemmern (SSRI) vor ([6, 38, 39, 52];
(z. B. das Serotonintransportergen abhängigen Kollektiven geschieht. Hier- . Tab. 1). Auch die meisten Antipsy-
aufgrund des Wirkmechanismus des nach findet eine Abschätzung klinischer chotika unterliegen einer erheblichen
Pharmakons), bei der üblicherweise Nutzen und Risiken („utility“) statt, wo- Metabolisierung durch Zytochrom-P-
einige bis hin zu ein paar hundert für auch statistische bzw. epidemiologi- 450-Enzyme, insbesondere CYP2D6,
SNPs untersucht werden, sche Messgrößen wie Metaanalysen, Ef- CYP1A2 sowie CYP3A4. Vor allem
4 die systematische genomweite As- fektstärken oder Odd Ratios (OR) her- zu CYP2D6 liegen Befunde für einen
soziationsstudie (GWAS), bei der angezogen werden. Einfluss der genetischen Variation auf
mehrere Hunderttausend bis hin zu In den vergangenen Jahren sind deut- den Metabolismus von Antipsychotika
einigen Millionen SNPs ohne a-prio- liche Fortschritte in der psychiatrischen vor [52]. Während die meisten Studi-
ri-Hypothesen simultan untersucht Pharmakogenetik gemacht worden, die en bisher keinen signifikanten Einfluss
werden und eine künftige klinische Nutzung viel- des CYP2D6-Metabolisiererstatus auf
versprechend erscheinen lassen. Dieser die Antipsychotikaresponse nachweisen
Übersichtsartikel beleuchtet den aktuel- konnten, scheint bei CYP2D6-PM ein

Der Nervenarzt
Zusammenfassung · Abstract

erhöhtes Risiko für Spätdyskinesien zu Nervenarzt https://doi.org/10.1007/s00115-017-0479-8


bestehen [59]. Genetische Varianten in © Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2018
CYP1A2 und CYP3A4 wurden in eini-
gen Studien mit einem Ansprechen auf D. J. Müller · E. J. Brandl für das DGPPN Referat Neurobiologie und Genetik · F. Degenhardt für
das DGPPN Referat Neurobiologie und Genetik · K. Domschke für das DGPPN Referat
Antipsychotika oder mit Nebenwirkun-
Neurobiologie und Genetik · H. Grabe für das DGPPN Referat Neurobiologie und Genetik ·
gen von Antipsychotika assoziiert, die O. Gruber für das DGPPN Referat Neurobiologie und Genetik · J. Hebebrand für das DGPPN
Datenlage ist jedoch im Vergleich zu Referat Neurobiologie und Genetik · W. Maier für das DGPPN Referat Neurobiologie und
CYP2D6 weniger eindeutig [58]. Genetik · A. Menke für das DGPPN Referat Neurobiologie und Genetik · M. Riemenschneider
In der Häufigkeit unterschiedlich ak- für das DGPPN Referat Neurobiologie und Genetik · M. Rietschel für das DGPPN Referat
Neurobiologie und Genetik · D. Rujescu für das DGPPN Referat Neurobiologie und Genetik ·
tiver Zytochromvarianten zeigen sich
T. G. Schulze für das DGPPN Referat Neurobiologie und Genetik · L. Tebartz van Elst für das
deutliche ethnizitätsspezifische Unter- DGPPN Referat Neurobiologie und Genetik · O. Tüscher für das DGPPN Referat Neurobiologie
schiede. So weisen etwa 5–10 % der Eu- und Genetik · J. Deckert für das DGPPN Referat Neurobiologie und Genetik
ropäer einen CYP2D6-PM- und 1–5 %
einen -UM-Status auf, während bei-
Pharmakogenetik in der Psychiatrie: eine Standortbestimmung
spielsweise in Nordostafrika bis zu Zusammenfassung
40 % der Bevölkerung UM sind [65]. In der vorliegenden Arbeit aus dem Referat unterstützt und empfiehlt darüber hinaus
Diese Besonderheiten können bei der Neurobiologie und Genetik der Deutschen bei asiatischen Patienten vor einem Einsatz
psychopharmakologischen Behandlung Gesellschaft für Psychiatrie und Psychothe- von Carbamazepin die Bestimmung des HLA-
rapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde B*1502-Genotyps. Haupthindernis für den
von nichteuropäischen Migranten und
(DGPPN) wird der Stand der Literatur zur Be- flächendeckenden Einsatz pharmakogeneti-
Flüchtlinge von hoher klinischer Rele- deutung pharmakogenetischer Befunde zur scher Bestimmungen für eine sicherere und
vanz sein [28]. Trotz dieser gut gesi- Pharmakokinetik und Pharmakodynamik von effektivere Pharmakotherapie psychischer
cherten Datenlage soll einschränkend Antidepressiva, Antipsychotika und Lithium Erkrankungen ist das Fehlen prospektiver
hinzugefügt werden, dass die derzeit zusammengefasst. Besonders hingewiesen Studien zu einzelnen und vor allem zu
wird auf die Arbeit internationaler Exper- der Kombination genetischer Varianten.
geltende Einteilung in UM/EM/IM/PM
tengruppen und Regulierungsbehörden. In Hier sind Psychiater, Humangenetiker und
als vorläufig betrachtet werden sollte: Deutschland liegt eine erste Stellungnahme Drittmittelgeber im Interesse der Patienten
Obwohl die häufigsten verschiedenen der Gendiagnostikkommission des Gesund- gefordert.
Genvarianten gut untersucht sind, wer- heitsministeriums am Robert-Koch-Institut
den in der jetzigen Klassifizierung nicht vor. Die DGPPN hat im Anhörungsverfahren Schlüsselwörter
die Empfehlung zur CYP2D6-Bestimmung Pharmokinetik · Personalisierte Medizin ·
sämtliche Varianten erfasst. Außerdem
vor dem Einsatz trizyklischer Antidepressiva Antidepressiva · Antipsychotika · Lithium
existieren derzeit keine Standards bezüg-
lich der Genotypisierung bzw. Sequen-
zierung von Zytochromgenen, und die Pharmacogenetics in psychiatry: state of the art
Testung einzelner Polymorphismen in
einzelnen Studien – und in kommerziell Abstract
angebotenen Tests – ist nicht einheitlich, In this article, the current literature on in patients of Asian origin before using
was die Vergleichbarkeit von Studien pharmacogenetics of antidepressants, anti- carbamazepine. The main obstacle for
psychotics and lithium are summarized by the a broad application of pharmacogenetic
einschränkt [52]. tests in psychiatry remains the lack of large
section of Neurobiology and Genetics of the
Ebenfalls in die Pharmakokinetik vie- German Society of Psychiatry, Psychotherapy prospective studies, for both single gene-
ler Antidepressiva und einiger Antipsy- and Neurology (DGPPN). The publications of drug pair and cobinatorial pharmacogenetic
chotika involviert ist das P-Glykoprote- international expert groups and regulatory tests, to evaluate the benefits of genetic
in 1, auch als „multidrug resistance prote- authorities are reviewed and discussed. In testing. Psychiatrists, geneticists and funding
Germany, a statement on pharmacogenetics agencies are encouraged to increase their
in 1“ bezeichnet [23]. Dieser Effluxtrans- efforts for the future benefit of psychiatric
was also made by the gene diagnostics
porter sorgt an der Blut-Hirn-Schranke committee of the Ministry of Health. The patients.
für den Transport unterschiedlicher Sub- DGPPN supports two recommendations: 1) to
stanzen aus dem Liquorraum. Das kodie- perform CYP2D6 genetic testing prior to Keywords
rende ABCB1-Gen wurde in mehreren prescription of tricyclic antidepressants and Pharmacokinetics · Personalised medicine ·
2) to determine the HLA-B*1502 genotype Antidepressants · Antipsychotics · Lithium
Studien untersucht. Die meisten Studien
liegen zu den SNPs rs1045642 (C3435T),
rs2032582 (G2677T/A) und rs1128503
(C1236T) vor. Für den rs2032582- [54] funde bezüglich einer Response und dass zur Einschätzung der Relevanz von
und rs2032583-Polymorphismus [15] dem Auftreten von Nebenwirkungen ABCB1 für das Ansprechen auf Anti-
konnten in Metaanalysen Assoziationen unter Escitalopram und Sertralin vor depressiva weiterer Forschungsbedarf
mit einer Response auf verschiedene [62]. Widersprüchliche Ergebnisse in besteht [29, 37].
Antidepressiva aufgezeigt werden. Auch unterschiedlichen Studien bezüglich der
für den funktionellen SNP rs10245483 weiteren Polymorphismen und bezüglich
nahe ABCB1 liegen interessante Be- der Risikoallele machen jedoch deutlich,

Der Nervenarzt
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Tab. 1 Übersicht über pharmakokinetische Kandidatengene mit derzeit am besten belegter on, 5-HTTLPR, wurde wiederholt mit
Assoziation mit Response auf und/oder Nebenwirkungen von Psychopharmaka der Antidepressivaresponse assoziiert
Gen Variante Assoziation Referenzen (z. B. [57, 63, 66]). Hierbei zeigte sich
CYP2D6 UM, EM, IM, Höhere Plasmaspiegel von Antidepressiva und [6, 38, 39, 52] bei Patienten europäischer Ethnizität ein
PM Antipsychotika und höheres Risiko für Neben- schlechteres Ansprechen auf Antidepres-
wirkungen bei PM, niedrige Plasmaspiegel und siva bei Trägern der kurzen Variante (s-
häufiger Nonresponse bei UM Allel), vor allem unter Behandlung mit
Höhere Plasmaspiegel und deutlich erhöhtes Risi- SSRI. Der 5-HTTLPR wurde weiterhin
ko für Spätdyskinesien bei PM unter Antipsycho-
mit dem Risiko für Nebenwirkungen,
tika, niedrigere Plasmaspiegel bei UM, insgesamt
aber wenig Einfluss auf Response vor allem unter SSRI, assoziiert [46].
CYP2C19 UM, EM, IM, Höhere Plasmaspiegel von Antidepressiva und hö-
Eine Metaanalyse von Porcelli et al. [57]
PM heres Risiko für Nebenwirkungen bei PM, niedrige zeigt allerdings nur einen moderaten
Plasmaspiegel und häufiger Nonresponse bei UM Effekt des 5-HTTLPR auf die Response
ABCB1 rs2032582, Beide Varianten in Metaanalysen mit Antidepressi- [15, 54] auf SSRI bei Patienten europäischen Ur-
rs2032583 varesponse assoziiert sprungs auf (OR = 1,58, CI: 1,16–2,16,
UM „ultrarapid metabolizer“, EM „extensive metabolizer“, IM „intermediate metabolizer“, PM „poor p = 0,004). Aufgrund dieser geringen
metabolizer“ OR bei insgesamt inkonsistenten Befun-
den wird dieser Polymorphismus von
Experten daher allgemein nicht für die
Tab. 2 Übersicht über pharmakodynamische Kandidatengene mit derzeit am besten belegter
Assoziation mit Response auf und/oder Nebenwirkungen von Psychopharmaka klinische Anwendung empfohlen.
Gen Variante Assoziation Referenzen Auch andere Gene des Serotoninsys-
tems wurden in Hinblick auf ihren Ein-
SCL6A4 5-HTTLPR Schlechteres Ansprechen auf SSRI und [57]
höheres Risiko für Nebenwirkungen von fluss auf die Antidepressivaresponse un-
SSRI bei Europäern mit s-Allel tersucht, z. B. Polymorphismen im Se-
HTR2A rs7997012 Signifikanter Einfluss auf das Anspre- [30, 54] rotonin-2A-Rezeptor-Gen HTR2A, allen
rs6311 chen auf Antidepressiva voran für rs7997012, rs6311 und rs6313,
rs6313 jedoch ist die Datenlage weniger umfang-
rs6313 Einfluss auf Antipsychotikaresponse, [8, 35] reich als für den 5-HTTLPR [30].
rs6314 v. a. Clozapin Umfassende Daten sprechen für eine
HTR2C rs3813929 Höhere antipsychotikainduzierte Ge- [25, 64] Modulation der Antidepressivarespon-
wichtszunahme in C-Allel-Trägern se durch den Val66Met-Polymorphismus
BDNF Val66Met Beste Antidepressivaresponse in He- [54] im BDNF („brain-derived neurotrophic
terozygoten factor“) -Gen. Trotz widersprüchlicher
FKBP5 rs4713916 Assoziation verschiedener Allele mit [11, 47, 67] Befunde bezüglich des mit einem besse-
rs1360780 Ansprechen auf Antidepressiva ren Ansprechen assoziierten Allels [22]
rs3800373
verdichten sich die Hinweise, dass, vor al-
DRD2 rs1799732 (–141C Schlechtere Antipsychotikaresponse in [72]
lem bei Asiaten, heterozygote Allelträger
Ins/Del) Del-Trägern
die beste Response auf SSRI aufweisen
DRD3 rs6280 (Ser9Gly) Schlechteres Ansprechen auf Clozapin [43]
in Ser-Trägern
[54].
Das FKBP5 („FK506-binding pro-
MC4R rs498693 Höheres Risiko für antipsychotikaindu- [51, 73]
zierte Gewichtszunahme in A-Allel-Trä- tein 5“) -Gen, dessen Genprodukt ein
gern Glukokortikoid-Rezeptor-Co-Chaperon
Leptin rs7799039 Assoziation mit antipsychotikainduzier- [12, 49] und damit bei der Regulation der Regula-
ter Gewichtszunahme, Risikoallel teils tion von Stresshormonen von Bedeutung
A-, teils G-Allel ist, wurde mehrfach mit Response auf
HLA-Komplex DQB1 Assoziation verschiedener Allele mit [20] Antidepressiva assoziiert [10]. Am häu-
B38DR4 Clozapin-induzierter Agranulozytose figsten untersucht sind die rs1360780-,
DQw3 rs3800373-, rs4713916- und rs352428-
SSRI selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer Polymorphismen [29]. Metaanalysen
konnten die Effekte von rs4713916,
Datenlage zur Pharmako- zeit das Gen für den Serotonintranspor- rs1360780 und rs3800373 auf die Anti-
dynamik von Antidepressiva ter (SCL6A4) dar (. Tab. 2). Dieser ist depressivaresponse bestätigen [54, 74].
einer der Hauptangriffspunkte der meis- Bezüglich der Antidepressivarespon-
Das derzeit am besten untersuchte phar- ten gängigen Antidepressiva. Vor allem se untersucht wurden auch u. a. Gene im
makodynamische Kandidatengen für ein funktioneller Insertions-Deletions- Monoaminmetabolismus, wie die Tryp-
eine Antidepressivaresponse stellt der- Polymorphismus in der Promotorregi- tophanhydroxylase (TPH), die Katechol-

Der Nervenarzt
O-Methyltransferase (COMT) und die Bezüglich der Pharmakodynamik, auch für den rs7799039 (–2548A/G)
Monoaminoxidase A (MAOA), Gene finden sich die konsistentesten Hinweise -Polymorphismus in der Promotorre-
im glutamatergen System, z. B. das Gen auf einen Einfluss zur Antipsychotikare- gion des Leptingens vor, wenn auch
für den „glutamate-receptor ionotropic sponse für Gene des dopaminergen und mit widersprüchlichen Risikoallelen in
kainate 4 receptor KA1“ (GRIK4), Gene serotonergen Systems. Der rs1799732 verschiedenen ethnischen Gruppen [12,
im Dopaminsystem, z. B. die Gene für (–141C Ins/Del) -Polymorphismus in 49].
den Dopaminrezeptor 2 bzw. 4 (DRD2, DRD2, das für den Dopamin-D2-Re- Für verschiedene Polymorphismen
DRD4) und den Dopamintransporter zeptor kodierende Gen, wurde in einer des HLA-Systems wie HLA-DQB1, B38
(DAT), Gene im adrenergen System, Metaanalyse mit Ansprechen auf Anti- DR4 und DQw3 konnte wiederholt ein
Gene für inflammatorische Proteine psychotika assoziiert, wobei Del-Allel- Einfluss auf die Entwicklung einer Agra-
sowie für Signalproteine wie die β3-Un- Träger eine schlechtere Response zeigten nulozytose unter der Behandlung mit
tereinheit von G-Protein-Rezeptoren – [72]. Auch der TaqIA-Polymorphismus Clozapin gezeigt werden [20, 34].
ausführliche Reviews siehe z. B. [27, 30, (rs1800497), der die Expression von Studien zu Polymorphismen im
32, 37, 50]. Replikationsstudien waren DRD2 beeinflusst, zeigte Assoziation mit COMT, im „Zinc-finger-domain-con-
jedoch uneinheitlich und die Effektstär- der Antipsychotikaresponse in einigen, taining-protein“(ZNF)-804A-Gen, im
ken eher gering. Als Erklärung für die jedoch nicht in allen Studien [13]. Eben- BDNF, im Tumornekrosefaktor(TNF)-
uneinheitliche Datenlage genannt wer- falls gut untersucht im Hinblick auf das alpha-Gen und in weiteren dopaminer-
den die Heterogenität der Studien bei Ansprechen auf Antipsychotika ist der gen und serotonergen Genen zeigten
relativ geringer Fallzahl, biologisch un- Ser9Gly (rs6280) -Polymorphismus in weniger eindeutige Ergebnisse [13, 58].
terschiedliche Subtypen der Depression, DRD3. Hier zeigte sich in einer Me- Mehrere GWAS zur Pharmakodyna-
spontane Remissionen, fehlende Com- taanalyse [43] ein konsistenter, jedoch mik von Antipsychotika wurden in den
pliance und Placeboeffekte, welche die nicht signifikanter Trend für eine Asso- vergangenen Jahren durchgeführt. Hier-
genetischen Assoziationen abschwächen ziation des Ser-Allels mit schlechterem bei wurden die meisten Untersuchun-
können. Ansprechen auf Clozapin. gen an Patienten der Clinical Antipsy-
Seit 2009 wurden mehrere genom- Auch im serotonergen System finden chotic Trials of Intervention Effectiveness
weite Assoziationsstudien (GWAS) vor sich verschiedene gut belegte Assoziatio- (CATIE) Studie durchgeführt. Hier fan-
allem in drei großen Stichproben (Mu- nen von Polymorphismen mit Anspre- den sich Assoziationen oder Trends für
nich Antidepressant Response Signature, chen auf Antipsychotika. Der rs6295 (C- unterschiedliche Gene [53] und Phäno-
MARS [45], Sequenced Treatment Alter- 1019G) -Polymorphismus im Serotonin- typen, wie das metabolische Syndrom [2],
natives to Relieve Depression, STAR*D 1A-Rezeptor-Gen HTR1A wurde bisher eine antipsychotikainduzierte Gewichts-
[33] und Genome-Based Therapeutic v. a. mit einer Verbesserung von Nega- zunahme [14], eine QT-Zeit-Verlänge-
Drugs for Depression, GENDEP [68]) tivsymptomen assoziiert [61, 70]. rung [1], die Verbesserung kognitiver
durchgeführt. Eine Metaanalyse aus al- In HTR2A wurde vor allem ein Ein- Störungen oder eine allgemein subjek-
len drei Stichproben ergab jedoch keine fluss von rs6314 (His452Tyr) und rs6313 tive Symptomverbesserung [21]. Da in
genomweit signifikanten Ergebnisse für (T102C) auf die Antipsychotikarespon- anderen Stichproben Assoziationen mit
das Ansprechen auf Antidepressiva, was se, v. a. bei Clozapin, beschrieben [8, Polymorphismen anderer Gene gefun-
ebenfalls auf die oben genannten Gründe 35]. Vereinzelt wurde auch das s-Allel den wurden [13], steht eine eindeutige
zurückzuführen sein könnte [44]. Für im 5-HTTLPR mit schlechterem An- Bewertung dieser Befunde noch aus.
Nebenwirkungen wie z. B. sexuelle Funk- sprechen auf Antipsychotika assoziiert
tionsstörungen oder therapieassoziierte [13]. Datenlage zu Lithium
Suizidgedanken erreichten genetische Eine der konsistentesten Assoziatio-
Marker in verschiedenen Genen eine nen in pharmakogenetischen Studien Obwohl Lithium weiterhin Therapie der
genomweit signifikante Assoziation [3], zu Antipsychotika ist der Einfluss des ersten Wahl bei bipolaren Störungen ist,
die allerdings einer Bestätigung in Re- rs3813929 (C-759T) -Polymorphismus ist die biologische Grundlage der Wirk-
plikationsstichproben bedarf. in HTR2C auf eine antipsychotikain- samkeit von Lithium weiterhin nicht voll-
duzierte Gewichtszunahme mit deut- ständig geklärt. Lithium greift an ver-
Datenlage zur Pharmako- lich erhöhtem Risiko für C-Allel-Träger schiedenen Stellen des zellulären Signal-
dynamik von Antipsychotika [49]. Hinsichtlich dieser schwerwiegen- weges an und beeinflusst Monoamine,
den Nebenwirkung konnte auch für den andere Neurotransmitter und Transkrip-
Auch zu Antipsychotika liegen mehre- rs498693-Polymorphismus nahe dem tionsfaktoren. Knapp 100 Kandidatenge-
re Hundert Kandidatengenstudien sowie Melanocortin-4-Rezeptor-Gen (MC4R) ne wurden bisher im Zusammenhang mit
mehrere GWAS vor. Ähnlich den Studien wiederholt ein signifikanter genetischer der Lithiumresponse untersucht. Hierbei
zu Antidepressiva habensichauchhierei- Einfluss gezeigt werden. Hier zeigen ließen sich bislang nur wenige Befunde in
nige vielversprechende Polymorphismen A-Allel-Träger ein erhöhtes klinisch unabhängigen Studien replizieren. Unter
mit mehreren unabhängigen Replikatio- relevantes Risiko für Gewichtszunah- den vielversprechendsten Polymorphis-
nen der Ergebnisse herauskristallisiert. me [24, 51]. Replizierte Befunde liegen men bzw. Kandidatengenen für eine Li-

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thiumresponse sind 5-HTTLPR, BDNF, Health (NIH) geförderte Pharmacogeno- Evaluierungen wurden hierbei für die
„cAMP response element-binding prote- mic Knowledge Base (PharmGKB; www. CYP2D6- und CYP2C19-Gene erarbei-
in“ (CREB), Glykogen-Synthase-Kinase 3 pharmgkb.org) gegründet. PharmGKB tet. Die daraus resultierenden Empfeh-
(GSK3), der Transkriptionsfaktor XBP1 fungiert als Repositorium und Kura- lungen mündeten in Publikationen zur
und der nukleare Rezeptor Subfamilie 1, tor relevanter „gene-drug pairs“ und Therapieoptimierung von SSRIs und tri-
Gruppe D, Member 1 [4, 17]. aktualisiert fortlaufend die Datenla- zyklischen Antidepressiva [38, 39]. Ne-
Mehrere GWAS wurden zur Lithi- ge. Gleichzeitig ist PharmGKB Partner ben den CYP2D6- und CYP2C19-Ge-
umresponse durchgeführt, u. a. bei Pa- des Pharmacogenetics Research Net- nen wurden außerdem auch das HLA-B-
tienten aus der Systematic Treatment work (PGRN), welches Kollaborationen (für Carbamazepin und Phenytoin) und
Enhancement Program for Bipolar Dis- zwischen einzelnen Forschergruppen das CYP2C9-Gen (für Phenytoin) unter-
order (STEP-BD) -Studie [55], an der fördert und auch Fördermittel erhält. sucht. Weitere Gene-Drug-Pair-Analy-
insgesamt über 4000 Patienten teilnah- PharmGKB und PGRN haben gemein- sen sind in der Planung, z. B. für CYP2D6
men, von denen für etwa die Hälfte sam das Clinical Pharmacogenomics und Antipsychotika, SNRIs und Atomo-
DNA-Proben vorlagen [53]. Während Implementation Consortium (CPIC) ge- xetin sowie das ABCB1-Gen für Antide-
mit einer (nicht replizierten) Ausnahme gründet. Das CPIC ist weltweit derzeit pressiva.
[19] keine der älteren GWAS-Varianten die größte Expertengruppe, die neben Neben CPIC existieren weitere in-
mit genomweiter Signifikanz identifi- Psychopharmaka auch pharmakogene- ternationale oder nationale Experten-
ziert werden konnten, wurden in einer tische Studien zu anderen Medikamen- gruppierungen wie z. B. das Euro-
kürzlich publizierten GWAS bei 2563 tenklassen untersucht. CPIC überprüft pean Pharmacogenetics Implementa-
Patienten im Rahmen des Internatio- kontinuierlich, ob eine ausreichende tion Consortium (EU-PIC; www.eu-
nal Consortium on Lithium Genetics Datenlage existiert, um für bestimm- pic.net), die Dutch Pharmacogenetics
(ConLiGen) vier genomweite signifi- te Gene-Drug Pairs Expertengruppen Working Group (DPWG; [26]) oder das
kante Polymorphismen in einem Lokus einzusetzen, die eine detaillierte Aus- internationale SSRI Pharmacogenomics
auf Chromosom 21 mit Lithiumrespon- wertung erstellen und diese in einem Consortium [9].
se assoziiert (rs79663003, rs78015114, Übersichtsartikel veröffentlichen [18]. Die Empfehlungen solcher Experten-
rs74795342, rs75222709). Der impli- Die CPIC-Richtlinien sind eng an die gruppen werden von nationalen oder
zierte Lokus enthält zwei lange, nicht Standards des renommierten Institute of EU-weiten Regulierungsbehörden auf-
kodierende Ribonukleinsäuren („long Medicine (IOM) angelehnt, das in den gegriffen, wie z. B. der US Food and Drug
non-coding RNA“, lncRNA). LncRNA, USA seit 1970 wichtige klinische Praxis- Administration (FDA), der European
die nicht für Proteine kodiert, wird richtlinien („clinical practice guidelines“, Medicines Agency (EMA), der Pharma-
eine wichtige Rolle für regulatorische CPG) erarbeitet. Das IOM bzw. CPIC ceuticals and Medical Devices Agency
Mechanismen zugeschrieben. Für eine berücksichtigen bei der Erstellung von (Japan) und in der Bundesrepublik dem
klinischen Applikation sind weitere Stu- CPG folgende Kriterien: Bundesinstitut für Arzneimittel und Me-
dien in gut charakterisierten Stichproben 4 Transparenz, dizinprodukte (BfARM) oder der Gen-
erforderlich [42]. 4 Umgang mit Interessenkonflikten, Diagnostik Kommission (GEKO) des
4 ausgewogene Zusammensetzung der Bundesgesundheitsministeriums am Ro-
Expertengruppen, klinische Expertengremien, bert-Koch-Institut. Zur Verdeutlichung
Richtlinien und Regulierungs- 4 Erstellung systematischer Übersichts- der unterschiedlichen Empfehlungen
behörden artikel („reviews“), zu einzelnen Gene-Drug Pairs wurden
4 Bewertung der klinischen Relevanz von PharmGKB die Empfehlungen von
In den vergangenen Jahren wurden von anhand von Evaluierungs („rating“) vier Regulierungsbehörden nebenein-
einzelnen Arbeitsgruppen erste genotyp- –Kriterien, ander aufgelistet. Im Hinblick auf die
basierte, klinische Empfehlungen zu den 4 Ausarbeiten von Empfehlungen, Empfehlungsstufen wurden bei allen
CYP2D6- und CYP2C19-Genen [48] so- 4 externe Begutachtungen (Peer- Gruppen vier Kategorien unterschieden:
wie Erfahrungsberichte zur klinischen Review) und So kann eine Regulationsbehörde emp-
Anwendung pharmakogenetischer Ana- 4 Anfertigung regelmäßiger Updates. fehlen, dass vor der Verabreichung eines
lysen in der Psychiatrie publiziert [52, Medikaments ein pharmakogenetischer
69]. CPIC hat inzwischen für über 30 Ge- Test 1) vorgeschrieben wird („required“),
Aufgrund der Vielzahl an Studien und ne-Drug Pairs Evaluierungen durchge- 2) empfohlen wird („recommended“),
der klinischen Implikationen haben sich führt, darunter für die folgenden 15 neu- 3) als nützlich erachtet wird („actio-
in den letzten Jahren zunehmend größere ropsychiatrische Medikamente: Amitrip- nable“), wobei sich Empfehlungen zur
Expertengruppen gebildet, die sich um tylin, Carbamazepin, Citalopram, Clo- Wirksamkeit, Dosierung oder Neben-
eine objektive Bewertung und Ausarbei- mipramin, Codein, Desipramin, Doxe- wirkungen anschließen, oder 4) als rein
tung klinischer Empfehlungen bemühen. pin, Escitalopram, Fluvoxamin, Imipra- informativ („informative“) betrachtet
Beispielsweise wurde in den USA im min, Nortriptylin, Paroxetin, Phenytoin, wird, weil sich – im Gegensatz zu 1) bis
Jahr 2000 die vom National Institutes of Sertralin und Trimipramin. Die meisten 3) – keine unmittelbaren Empfehlungen

Der Nervenarzt
ableiten lassen. Es fällt hierbei auf, dass Pairs aktuell auch nur der Kategorie 4) Aufgrund solcher Schlussfolgerungen
die Einstufung von Gene-Drug Pairs in zugewiesen wurden („informativ“). sind inzwischen auch Vorschläge geäu-
jeweils eine dieser vier Kategorien zwi- Interessanterweise lässt sich jedoch ßert worden, den CYP2D6-PM-Status als
schen den vier Regulierungsbehörden beispielsweise bei den FDA-Empfeh- klinisch relevantes Merkmal zu führen
variiert und sie nur bei den wenigsten lungen feststellen, dass bei den zur- und in Arztbriefen sowie elektronischen
Gene-Drug Pairs einheitlich ist (https:// zeit 25 aufgelisteten neuropsychiatri- Patientendokumentationen darauf hin-
www.pharmgkb.org/view/drug-labels. schen Medikamenten überwiegend vor zuweisen bzw. aufzuführen.
do). Die deutsche GEKO empfiehlt in einem höheren Risiko für das Auf-
ihrer Richtlinie vom 06.12.2016 hin- treten von Nebenwirkungen bei PM Kombination genetischer
sichtlich der Notwendigkeit für eine des CYP2D6- und CYP2C19-Gens ge- Testbefunde
genetische Untersuchung die Risiko- warnt wird, worunter zahlreiche An-
Nutzen-Bewertung eines Arzneimittels tidepressiva und einige Antipsycho- Wie beschrieben, ist das CYP2D6-Gen
die Einteilung indreiEmpfehlungsstufen: tika fallen (siehe http://www.fda.gov/ ein prominentes Beispiel dafür, wie die
1) notwendige Diagnostik, 2) empfeh- Drugs/ScienceResearch/ResearchAreas/ Funktion eines einzelnen Gens Dosie-
lenswerte Diagnostik und 3) nur zur Pharmacogenetics/ucm083378.htm). rung und Nebenwirkungsrisiken zahl-
Information [7]. Die deutsche GEKO spricht in einer reicher Medikamente beeinflussen kann.
Die Empfehlungen variieren so deut- Richtlinie mit Datum vom 06.12.2016 Dennoch muss berücksichtigt werden,
lich zwischen Ländern und sind zum eine Empfehlung (Stufe 2) für eine dass der Arzneimittelmetabolismus so-
Teil auch nur auf bestimmte Patienten- Testung für CYP2D6 für trizyklische wie die Wirksamkeit und das Nebenwir-
gruppen begrenzt (z. B. Kinder oder Per- Antidepressiva aus. Die Deutsche Ge- kungsrisiko komplexe Geschehen sind
sonen asiatischer Herkunft). Beispiels- sellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und von verschiedenen Genen beein-
weise sind genetische Untersuchungen und Nervenheilkunde (DGPPN) hat im flusst werden können. Wichtig ist außer-
in Singapur und von der FDA (jedoch Rahmen des Anhörungsverfahrens der dem zu erwähnen, dass Komedikationen,
derzeit nicht von der GEKO) verbind- GEKO ihre übereinstimmende Emp- Rauchen und bestimmte Nahrungsmittel
lich vorgeschrieben, bevor Patienten fehlung zu trizyklischen Antidepressiva erhebliche Effekte auf die CYP-Aktivität
ostasiatischer Herkunft auf Carbam- und zusätzlich die Empfehlung einer haben können. Bei der Auswertung ei-
azepin eingestellt werden. Dies hängt „Notwendigkeit“ (Stufe 1) zur Testung nes genetischen Tests müssen daher bei
damit zusammen, dass fast ausschließ- des HLA-B*1502-Allels bei der Gabe von den klinischen Empfehlungen stets u. a.
lich ostasiatische Individuen Träger des Carbamazepin abgegeben. die Komedikationen, Rauchen und Er-
HLA-B*1502-Allels sind, was mit einem Aufgrund dessen argumentieren ver- nährungsgewohnheiten mit einbezogen
bis zu 2504-fach erhöhten Risiko für schiedene Expertengruppen, dass gene- werden.
die Entwicklung eines Carbamazepin- tisches Testen für CYP2D6 und CYP2C19 Idealerweise sollten in einem phar-
induzierten, potenziell tödlichen Ste- aus den nachfolgend genannten Gründen makogenetischen Test auch Gen-Gen-
vens-Johnson-Syndroms verbunden ist. von bedeutsamer klinischer Relevanz ist: Interaktionen bzw. die Wechselwirkun-
Neben Carbamazepin existieren unter 4 Erstens ist die Wahrscheinlichkeit gen einzelner Gene algorithmusgesteuert
den neuropsychiatrischen Medikamen- hoch, dass ein Patient, der einen kalkuliert und mit einbezogen werden.
ten gegenwärtig nur für ein Gene-Drug PM-Status für CYP2D6 und/oder Studien, auf denen solche Tests basie-
Pair eine vorgeschriebene Anwendung CYP2C19 aufweist und eines dieser ren könnten, benötigen jedoch sehr hohe
eines genetischen Tests. Diese Empfeh- gängigen Präparate verschrieben Fallzahlen sodass additive Effekte einzel-
lung kommt von der FDA und betrifft bekommt, eine höheres Nebenwir- ner Gene in den zurzeit erhältlichen ge-
die Untersuchung von CYP2D6 bei der kungsrisiko aufweist. netischen Tests kaum Berücksichtigung
Gabe von Pimozid (Orap) bei Kindern 4 Zweitens existieren für diese Indivi- finden. Ein erster Ansatz hierzu findet
und Erwachsenen, um Nebenwirkun- duen auch alternative Medikamente, sich in den CPIC-Empfehlungen für die
gen bei genetisch determinierten PM die nicht primär über CYP2D6 oder CYP2D6- und CYP2C19-Gene bei Ami-
zu verhindern. Die Aufdosierung muss CYP2C19 metabolisiert werden. triptylin mit der Empfehlung, simultan
bei CYP2D6-PM entsprechend lang- 4 Drittens werden auch zahlreiche den Metabolisiererstatus beider Gene bei
samer vorgenommen werden und die andere Medikamente aus anderen der Bewertung einzubeziehen [39].
Höchstdosis beträgt 0,05 mg/kg/Tag bei medizinischen Bereichen über min- In der Praxis liefern auch die meisten
Kindern bzw. 4 mg/Tag bei Erwachsenen destens eines der beiden Enzyme kommerziell erhältlichen Tests lediglich
mit PM-Status. abgebaut, sodass die Information Resultate nur für einzelne Gene, ohne
Die überwiegende Mehrheit der von über die psychiatrische Behand- Interaktionen bzw. additive Effekte zu
CPIC untersuchten Gene-Drug Pairs lung hinaus nützlich sein kann (z. B. berücksichtigen. Nichtsdestotrotz be-
wurden von den vier genannten Behör- CYP2D6 für Tamoxifen und Trama- mühen sich einige biotechnologische
den als „actionable“ (d. h. in Kategorie 3) dol oder CYP2C19 für Clopidogrel Firmen, eigene, polygene, algorithmus-
eingeteilt, wobei manche der Gene-Drug und Omeprazol). gesteuerte Medikamentenempfehlungen
anzubieten. So vermarktet beispiels-

Der Nervenarzt
Übersichten

weise eine US-Firma einen Test, der ker und eines therapeutischen Drug- Arzt. Nicht selten ist die Bereitschaft
aus acht verschiedenen Genen eine Monitorings noch steigerungsfähig sein von Patienten, für solche Tests selber
Empfehlung für 38 gängige Antidepres- dürften. aufzukommen, relativ hoch. Um keine
siva/Antipsychotika berechnet (www. Manche Kliniken in Nordamerika unrealistischen Erwartungen entstehen
genesight.com). Vom Hersteller durch- haben inzwischen den routinemäßi- zu lassen, muss der behandelnde Arzt
geführte Pilotstudien dieses Tests deuten gen Einsatz genetischer Tests einge- dem Patienten jedoch eine umfassende
auf bessere Therapieerfolge, niedrigere führt [60], wobei dies meistens noch Aufklärung anbieten. Dem Patienten,
Behandlungskosten und höhere Com- im Rahmen wissenschaftlicher Studien der dennoch bereit ist, hierfür Geld
plianceraten hin [5, 71]. Allerdings wurde geschieht. Häufig wird dabei betont, dass auszugeben, muss klar sein, dass es
dieser Test noch nicht in unabhängigen, – auch wenn die überwiegende Mehr- bezüglich der Evidenzlage einen Un-
randomisierten klinischen Studien mit heit der Mitteleuropäer einen normalen terschied zwischen leitliniengemäßer
großen Fallzahlen untersucht. Für diesen CYP2D6- und CYP2C19-Status aufweist Gabe eines Medikamentes und der An-
und andere derzeit erhältlichen kom- – auch die Kenntnis eines Normalbe- wendung eines pharmakogenetischen
merziellen Tests wurden daher in einer fundes für den Behandler von Nutzen Tests gibt. Schließlich sollten Behandler
Stellungnahme der International Society ist, um standardmäßig empfohlene Do- wie Patienten auch darüber aufgeklärt
for Psychiatric Genetics und der WFSBP sierungen zügiger anzustreben und dem werden, dass die untersuchten geneti-
Task Force on Genetics keine Empfeh- Patienten übertriebene Sorgen vor Ne- schen Varianten und ihre Zuordnung
lung für deren Einsatz in der klinischen benwirkungen zu nehmen. Ein weitaus zu den einzelnen Metabolisierergruppen
Praxis ausgesprochen [31]. häufiger gewählter Ansatz besteht darin, variieren können und dass trotz der
Weiterhin sollte zum aktuellen Stand auf individueller Basis genetische Un- Empfehlungen von Fachgesellschaften
der Forschung berücksichtigt werden, tersuchungen in Erwägung zu ziehen. und Richtlinien zur Qualitätssicherung
dass pharmakogenetische Untersuchun- Dabei wird nicht selten bei den Patienten labormedizinischer Untersuchungen der
gen derzeit ergänzend zum therapeu- eine Untersuchung des CYP2D6- und Bundesärztekammer in Deutschland
tischem Drug-Monitoring (TDM) zu CYP2C19-Status angeregt, bei denen im keine vorgeschriebene einheitliche Ak-
sehen sind und dass genetische Untersu- Vorfeld Antidepressiva oder Antipsy- kreditierung der durchführenden La-
chungen derzeit das TDM nicht ersetzen chotika erfolglos eingesetzt wurden. bore existiert (https://www.gfhev.de/
können [16, 36, 40, 41]. Die gegenwärtig existierenden Emp- de/leitlinien/LL_und_Stellungnahmen/
fehlungen beziehen sich überwiegend auf 2011_S2-LL-Humangenetik.pdf, bzw.
Zusammenfassung und Szenarien, in denen genetische Informa- https://www.gfhev.de/de/leitlinien/Richt
zukünftige Forschung tionen bereits erhoben worden sind (z. B. linien_extern/RL_Qualitaetssicherung_
weil ein Patient einen Test selbständig hat genet_Analysen.pdf und https://www.
Zusammenfassend kann festgestellt wer- durchführen lassen oder ein Arzt diese aerzteblatt.de/archiv/111112).
den, dass die Pharmakogenetik in der individuell angeordnet hat), und basieren Das DGPPN-Referat Neurobiologie
Behandlung psychischer Erkrankungen auf der Annahme, dass die Medizin der und Genetik schließt sich gegenwär-
in den vergangenen Jahren einen zuneh- Zukunft vermehrt genetische Untersu- tig dem Richtlinienentwurf der GEKO
menden Stellenwert eingenommen hat. chungen bei ihren Patienten durchführen an, wonach 1) bei „entsprechender Be-
Parallel dazu wurden in den letzten Jah- wird. In beiden Fällen könnten die geneti- deutung der genetischen Eigenschaften,
ren von unabhängigen Expertengruppen schen Informationen anhand der bereits geeignete Algorithmen dazu beitragen
die ersten fundierten Empfehlungen zur existierenden Empfehlungen optimal ge- können, ggf. durch Dosisanpassung
praktischen Anwendung pharmakoge- nutzt werden. Bei derzeitigen Kosten von bzw. spezifische Auswahl von Arznei-
netischer Untersuchungen zu einzelnen nur ca. 1000 US-Dollar für die genom- mitteln oder deren Vermeidung eine
Gene-Drug Pairs herausgegeben, die weite Sequenzierung eines Individuums Verbesserung der Arzneimittelsicher-
fortlaufend aktualisiert werden. Dies ist die flächendeckende genetische Un- heit und -wirksamkeit zu ermöglichen“
gilt insbesondere für die gegenwärtigen tersuchung großer Populationen kein un- und 2) momentan die CYP2D6-Testung
Empfehlungen bei Untersuchungen des realistisches Szenario mehr. Die potenzi- bei einer Verabreichung trizyklischer
CYP2D6- und CYP2C19-Gens zur An- ellen Vorteile liegen in einer effektiveren Antidepressiva als „empfehlenswert“
wendung zahlreicher Antidepressiva [38, Therapie, welche die Behandlungsdau- einzustufen ist. Darüber hinaus schlägt
39] und einiger Antipsychotika, die über er verkürzen und damit Kosten senken das Referat vor, die Untersuchung zum
CYP2D6 metabolisiert werden (v. a. Ris- könnte. Vorliegen des HLA-B*1502-Allels vor der
peridon, Aripiprazol, Perphenazin und Solange weitere Studien, detaillierte Gabe von Carbamazepin bei Patienten
Pimozid). In Zukunft sind vor allem Kosten-Nutzen-Analysen und standar- asiatischer Abstammung als „notwen-
polygene, algorithmusbasierte Tests aus- disierte Empfehlungen zum Einsatz dig“ einzustufen.
sichtsreich, die in ausreichend großen pharmakogenetischer Tests nicht vor- In Anbetracht der potenziellen Rele-
Stichproben getestet werden müssen und liegen, bleibt die Durchführung eines vanz genetischer Faktoren für erwünsch-
deren Sensitivitäts- und Spezifitätswerte solchen Tests vorläufig eine individu- te und unerwünschte Wirkungen von
durch Hinzunahme epigenetischer Mar- elle Abwägung zwischen Patient und Psychopharmaka sieht das Referat die

Der Nervenarzt
Notwendigkeit weiterer Forschung im mics J 16(4):352–356. https://doi.org/10.1038/tpj.
Einhaltung ethischer Richtlinien 2015.59
Rahmen fallzahlstarker, multizentri- 15. BreitensteinB,BrucklTM,IsingMetal(2015)ABCB1
scher randomisierter Studien. Diese Interessenkonflikt. D.J. Müller, E.J. Brandl, F. Degen- gene variants and antidepressant treatment
sollten pharmakogenetisch geleitete Be- hardt, K. Domschke, H. Grabe, O. Gruber, J. Hebebrand, outcome: a meta-analysis. Am J Med Genet B
W. Maier, A. Menke, M. Riemenschneider, M. Rietschel, Neuropsychiatr Genet 168B:274–283
handlungen mit der üblichen Standard- 16. Bschor T, Baethge C, Hiemke C et al (2017)
D. Rujescu, T.G. Schulze, L. Tebartz van Elst, O. Tüscher
therapie („treatment as usual“) sowohl und J. Deckert geben an, dass kein Interessenkonflikt Genetic tests for controlling treatment with
bezüglich ihrer Effektivität im Hinblick besteht. antidepressants. Nervenarzt 88:495–499
17. Can A, Schulze TG, Gould TD (2014) Molecular
auf Therapieansprechen und Reduktion actions and clinical pharmacogenetics of lithium
Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren
unerwünschter Wirkungen als auch hin- durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.
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sichtlich des Kosten-Nutzen-Effekts un- 18. Caudle KE, Klein TE, Hoffman JM et al (2014)
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