Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Mit Erreichen des 12. Lebensjahres ist ein deutlicher Anstieg der Häufigkeit suizidalen Erlebens und Verhaltens Psychotherapeutische Rückfallprävention
beobachtbar. Die Lebenszeitprävalenz für Suizidversuche sowie für Suizidgedanken und –handlungen ist daher Aufarbeitung
bei Kindern und Jugendlichen im Vergleich zu Erwachsenen deutlich höher. Zum Therapieabschluss werden die erworbenen
Neben der kurzfristigen Krisenintervention sollte Fertigkeiten im Hinblick auf die Prävention zukünfti-
!WICHTIG: Eine entwicklungspsychologische Differenzierung psychotherapeutischer Interventionen ist unabdingbar. eine weitere therapeutische Aufarbeitung der ger suizidaler Handlungen zusammengefasst und im
suizidalen Krise bzw. eines zurückliegenden Rahmen einer Relapse Prevention Task imaginativ
Suizidversuchs durch eine Kurzzeittherapie erprobt. Es handet sich dabei um eine Imaginati-
stattfinden: onsübung, in der Patienten angeleitet werden, sich
Suizidpräventive Interventionen Risikoabschätzung 1. kognitive Infragestellungsmethoden von eine zurückliegende und eine antizipierte zukünftige
Annahmen/Vorstellungen (z. B.: „Ich bin eine suizidale Krise zu vergegenwärtigen und den Einsatz
1. Gestaltung eines Notfallplans Die Vermutung, ein/e Patient:in könnte Last für andere …“) von Bewältigungsstrategien in der Vorstellung zu
2. suizidales Erleben und Verhalten psychotherapeutisch sich in einer suizidalen Krise befinden, 2. Problemlösetrainings, um dem Eindruck der erproben.
in den Blick nehmen sollte unmittelbar und proaktiv ange- Ausweglosigkeit entgegenzutreten
3. höherfrequente Behandlung ansetzen sprochen werden: „Denken Sie darüber 3. soziale Ängste und Kompetenzdefizite
nach, sich das Leben zu nehmen?“ Es ist ein angehen, um soziales Zugehörigkeitserleben
!Wichtig: Im Jugendalter sind Suizidversuche prävalent, empirisch gut widerlegter Mythos, dass zu fördern
während Suizide vergleichsweise selten sind. Im Erwachse- Fragen nach Suizidgedanken und -plänen 4. Skills und Achtsamkeit vermitteln, um
nenalter sind Suizidversuche seltener, das Risiko für Suizide Fazit
entsprechende Ideen bei Betroffenen den Umgang mit emotionalem Schmerz zu
hingegen erhöht. wecken könnten (Blades et al., 2018). erleichtern
·· Eine sichere Abschätzung des Suizidrisikos ist
5. Maßnahmen zur Verbesserung des Schlafs
!WICHTIG: Bei akuter Suizidgefährdung nicht möglich. Die Abklärung suizidalen Erlebens
und der Entspannungsfähigkeit nutzen,
und fehlender Absprachefähigkeit bis und Verhaltens dient vorrangig der partizipativen
um einer weiteren emotionalen Eskalation
Beziehungsgestaltung zum nächsten Termin sollte – laut Natio- Entscheidungsfindung und Behandlungsplanung.
entgegen zu wirken
naler Versorgungsleitlinie zur Behandlung ·· Therapeut:innen sollten sich als verlässliche
Einer positiven Patient:in-Therapeut:in-Beziehung kommt unipolarer Depressionen (BÄK et al., !Wichtig: Die Erarbeitung von Skills sollte immer Partner:innen im Umgang mit der Krise anbieten.
im Umgang mit Patient:innen, die Suizidgedanken oder 2022) – eine notfallmäßige stationäre in ein umfassendes Therapieprogramm eingebet- Betroffene sollten zu einer (erneuten) Auseinander-
-absichten berichten, besondere Bedeutung zu. Einweisung, ggf. gegen den Willen der tet werden. Von einem kurzen Training einzel- setzung mit ambivalenten Sicht- und Erlebenswei-
Betroffenen, vorgenommen werden. ner Skills geht keine antisuizidale Wirkung aus sen motiviert werden.
!Wichtig: Die Beziehungsgestaltung mit suizidalen (Simon et al., 2022). ·· Es sollten Interventionen im Stile des Motiva-
Patient:innen lässt sich mit Blick auf zwei zentrale Aspekte
tional Interviewing genutzt werden, die eine
konzeptualisieren: Selbstbestimmung und Fürsorge.
Kontrolle suizidaler Impulse ermöglichen (Zugang
Krisenintervention zu letalen Mitteln beschränken, Notfallplan).
·· Die weitergehende Behandlung von Betroffenen
Im Anschluss an die Risikoabschätzung sollte immer eine therapeutische Aufarbeitung
Psychotherapie mit und parallel zur weiteren Festigung der
©N
suizidalen Erlebens und Verhaltens umfassen.
ew A
Kindern und Jugendlichen therapeutischen Beziehung geht es darum,
frica / stock.adobe.com
·· Bei der Behandlung von suizidalen Kindern/
die Entscheidung der/des Patient:in für
Bei suizidalen Kindern und Jugendlichen müssen sorgfältige einen Suizid ins Wanken zu bringen. In Jugendlichen ist auf einen strikten, den Kindern/
Abwägungen zwischen dem Recht der Eltern auf Informa- dieser Phase kann sehr gut auf Strategien Jugendlichen gegenüber transparenten Einbe-
zug von Eltern und Bezugspersonen zu achten.