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Wirkweisen der Psychotherapie

Stefan Unterecker

Klinik und Poliklinik für Psychiatrie,


Psychosomatik und Psychotherapie
Direktor: Prof. Dr. J. Deckert
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Das Fotografieren während der Vorlesung ist aufgrund der ärztlichen Schweigepflicht untersagt.

Ab Sommersemester gehört die Vorlesung zum Modul 06-PSY-MA-PPP des Masterstudiengangs Psychologie
und zum Modul 06-SH-MedPsychiat des Bachelorstudiengangs Akademische Sprachtherapie/Logopädie. Für
Studierende der Psychologie/Logopädie ist daher eine unterschriebene Erklärung zur Schweigepflicht
obligatorisch.

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Übersicht

► DefinitionPsychotherapie
► Einteilung von Psychotherapiearten
► Psychodynamische Verfahren
► Humanistisch-psychologische Verfahren
► Systemische Therapie
► Verhaltenstherapeutische bzw. kognitiv-behaviorale
Verfahren
► Weiterentwicklungen
► Wirkfaktoren von Psychotherapie
Übersicht

► DefinitionPsychotherapie
► Einteilung von Psychotherapiearten
► Psychodynamische Verfahren
► Humanistisch-psychologische Verfahren
► Systemische Therapie
► Verhaltenstherapeutische bzw. kognitiv-behaviorale
Verfahren
► Weiterentwicklungen
► Wirkfaktoren von Psychotherapie
Definition
Psychotherapie ist …
Definition
Psychotherapie ist … pianificato interattivo
consapevole
ein bewusster und geplanter interaktionaler Prozess e gli stati di sofferenza
per influenzare i disturbi comportamentali
zur Beeinflussung von Verhaltensstörungen und Leidenszuständen,
bisognosi di trattamento sono considerati
die in einem Konsensus für behandlungsbedürftig gehalten werden,
mit psychologischen Mitteln - meist verbal, aber auch averbal -,
in Richtung auf ein definiertes, nach Möglichkeit gemeinsam erarbeitetes
Ziel tecniche di insegnamento
mittels lehrbarer Techniken auf der Basis einer Theorie des normalen und
comportamento
pathologischen Verhaltens.
In der Regel ist dazu eine tragfähige emotionale Bindung notwendig.
a tal fine è necessario duraturo

(Strotzka, nach Wittchen und Hoyer 2011)


Übersicht

► DefinitionPsychotherapie
► Einteilung von Psychotherapiearten
► Psychodynamische Verfahren
► Humanistisch-psychologische Verfahren
► Systemische Therapie
► Verhaltenstherapeutische bzw. kognitiv-behaviorale
Verfahren
► Weiterentwicklungen
► Wirkfaktoren von Psychotherapie
procedure

Psychodynamische Verfahren

► Anfängeder Psychoanalyse Ende des 19.


Jahrhunderts

► Wer?
► Was?
► Wie?

(https://de.wikipedia.org/wiki/Sigmund_Freud)
Psychodynamische Verfahren

► Anfänge der Psychoanalyse Ende des 19.


Jahrhunderts
pilastri
► 4 Säulen der Psychodynamischen Therapie:
►Triebtheorie TEORIA DELLE PULSIONI
►Ich-Psychologie PSICOLOGIA DELL'IO
►Objektbeziehungstheorie TEORIA DELLE RELAZIONI OGGETTUALI
►Selbstpsychologie PSICOLOGIA DI SE'
PROCEDURE
Psychodynamische Verfahren –
Verführungstheorie – Traumatheorie – Kathartisches Verfahren
TEORIA DELLA SEDUZIONE METODO CATARTICO
ipotesi di Freud
► Annahme provoca
Freuds: sexuelle Traumatisierungen in der
Kindheit bedingen psychische Störungen
sensibilizzazione
► Hypnose zur Bewusstmachung und emotionalen
gestione reprimere
Bewältigung (Erinnern und Abreagieren, kathartisches
Verfahren) – Parallelen zur heutigen Traumatherapie mit
Traumaexposition terapia del trauma ed esposizione del trauma
► Revidierte
conseguenza
Annahme Freuds: psychische Störung als
di una esperienza conflittuale e minacciosa
Folge von bedrohlich erlebter konflikthafter frühkindlicher
Fantasie und Wünschen (ödipaler Konflikt) –
Therapeutische Verleugnung von sexuellen
Missbrauchserfahrungen in Kindheit! (Ferenczi 1939)
negazione terapeutica dell'abuso sessuale nell'infanzia
Psychodynamische Verfahren - Triebtheorie
TEORIA PULSIONALE
Approccio fantasie e immaginazioni inconsce
► Heranführung an frühe unbewusste Fantasien und
TECNICA DELLE LIBERE ASSOCIAZIONI
Vorstellungen => Technik der freien Assoziation
► Das topografische Modell (Eisbergmodell): Rolle des
inconscio azione ed esperienza attuale
Unbewussten im aktuellen Handeln und Erleben =>
Traumdeutung interpretazione dei sogni
► Triebtheorie: Todes- und Lebenstrieb pulsione di vita e morte
► Psychosexuelle Phasen: orale Phase, anale Phase,
phallische Phase, Latenzphase, genitale Phase.
► Strukturmodell: Es – Ich – Über-Ich
►Entwicklung der Ich-Psychologie
Psychodynamische Verfahren – Neuere Entwicklungen

► Theorie der Intersubjektivität (1980er Jahre)


processi di trasferta e controtrasferta
► Übertragungs- und Gegenübertragungsprozesse
relazione
► Fokus: Beziehung zwischen Therapeut und Patient
► Methoden: Empathie und Introspektion
► Relationale Psychoanalyse (1983)
esperienza relazionale
► Beziehungserfahrung mit dem Therapeuten
autorivelarsi
► Möglichkeit des Therapeuten zur Selbstenthüllung
si compenetrano e si arricchiscono a vicenda potenzialmente
► Realität und Fantasie durchdringen sich gegenseitig und bereichern sich
potenziell
condivisa
► Therapeut und Patient als Ko-Konstrukteure einer gemeinsamen
interpersonellen Realität
► Mentalisierungsbasierte Psychotherapie (2000er Jahre)
come risultato
► Integrativer Ansatz infolge entwicklungspsychologischer Befunde
approccio
delle scoperte della psicologia dello sviluppo
Psychodynamische Verfahren –
Operationalisierte psychodynamische Diagnostik
semisttrutturata aree della vita
► Halbstrukturiertes Interview zu unterschiedlichen Lebensbereichen, dem
sull'insorgenza della patologia
Krankheitsgeschehen sowie der Selbsteinschätzung così come su autovalutazione
esperienza di malattia presupposti per il trattamento
► Achse I: Krankheitserleben und Behandlungsvoraussetzungen
percezioni
► Schwere der Störung, Dauer und Erstmanifestation, Krankheitserleben, subjektive Vorstellungen
sviluppo del disturbo
über die Entstehung sowie hinsichtlich der Behandlung
valutazione delle risorse per il cambiamento e gli ostacoli al cambiamento
► Einschätzung von Veränderungsressourcen und Veränderungshemmnissen
valutazione zum Behandlungserfolg
=> Diagnose, Indikation zur Psychotherapie, prognostische Einschätzung
► Achse II: Beziehung relazione
► Beziehungserleben des Patienten aus 4 Perspektiven (wie der Patient sich selbst und die anderen
sperimentaerlebt, wie die anderen wohl den Patienten und sich selbst im Kontakt mit dem Patienten erleben)

► Achse III: Konflikt


► Achse IV: Struktur sono i più importanti per la diagnosi psicodinamica
► Achse III und Achse IV für die psychodynamische Diagnostik bedeutsamste Achsen
► Achse V: Psychische und psychosomatische Störungen
► Diagnosen zu psychischen Störungen, Persönlichkeitsstörungen, körperlichen Erkrankungen
Übersicht

► DefinitionPsychotherapie
► Einteilung von Psychotherapiearten
► Psychodynamische Verfahren
► Humanistisch-psychologische Verfahren
► Systemische Therapie
► Verhaltenstherapeutische bzw. kognitiv-behaviorale
Verfahren
► Weiterentwicklungen
► Wirkfaktoren von Psychotherapie
Humanistisch-psychologische Verfahren
metodi

► Humanistisch-erfahrungsorientierte
Psychotherapieverfahren conversazionale
►Gesprächspsychotherapie nach Rogers
►Gestalttherapie nach Perls
►Logotherapie und Existenzanalyse nach Frankl
Humanistisch-psychologische Verfahren

► Gesprächspsychotherapie nach Rogers


Humanistisch-psychologische Verfahren
PSICOTERAPIA CONVENZIONALE SECONDO ROGERS

► Gesprächspsychotherapie nach Rogers


►synonym „Klienten-/Personzentrierte Psychotherapie“
relazione
►Therapeut-Patient-Beziehung ist die Psychotherapie
►3 Variablen nach Rogers
►Kongruenz
►Empathie
►Wertschätzung stima

►Weiterentwicklungen:
►Focusing nach Gendlin (Fokus auf das körperliche Erleben)
►Emotionsfokussierte Therapie nach Greenberg
►Prä-Therapie nach Prouty
Humanistisch-psychologische Verfahren

► Gestalttherapie nach Perls


►Erlebnisaktivierendes Verfahren metodo di attivazione dell'esperienza
►„Widerstandsanalyse“ analisi della resistenza

► Logotherapie und Existenzanalyse nach Frankl


►„Wille zum Sinn“
►Streben nach Sinnhaftigkeit als eigene primäre
Motivationskraft
Übersicht

► DefinitionPsychotherapie
► Einteilung von Psychotherapiearten
► Psychodynamische Verfahren
► Humanistisch-psychologische Verfahren
► Systemische Therapie
► Verhaltenstherapeutische bzw. kognitiv-behaviorale
Verfahren
► Weiterentwicklungen
► Wirkfaktoren von Psychotherapie
Systemische Therapie

► Systemische Therapie
Systemische Therapie

► Systemische Therapie
►Seit 50er Jahre coinvolgimento
importanza
►Bedeutung der Einbeziehung der Familie
ambiente essenziale
►Psychosoziales
sviluppo
Umfeld als wesentliche Komponente
mantenimento
bei Entstehung, Aufrechterhaltung und Behandlung
►„Indexpatient“ bzw. „Symptomträger“
Systemische Therapie

► Systemische Therapie - Techniken


ridefinizione
►Joining – Herstellung von Sicherheit
►Reframing – Umdefinieren der subjektiven starren
Wirklichkeiten
►Lösungsorientierte Methoden (z.B. Wunderfrage,
Verschlimmerungsfrage) domanda di aggravamento
►Zirkuläre Methoden und paradoxe Intervention
►Symbolisch-metaphorische Methode (systemische
Aufstellung)
Übersicht

► DefinitionPsychotherapie
► Einteilung von Psychotherapiearten
► Psychodynamische Verfahren
► Humanistisch-psychologische Verfahren
► Systemische Therapie
► Verhaltenstherapeutische bzw. kognitiv-
behaviorale Verfahren
► Weiterentwicklungen
► Wirkfaktoren von Psychotherapie
Verhaltenstherapie
Verhaltenstherapie
► 1. Welle
► Bis in die 1950er Jahre
► klassische und operante Konditionierung
► Objektiv beobachtbares Verhalten
► Mechanistische Sichtweise des Menschen
► 2. Welle
► In den 1960er und 1970er Jahre
► „kognitive Wende“
► Subjektive Annahmen, Vorstellungen und Bewertungen
► Rational-kognitive Sichtweise des Menschen
► 3. Welle
► Seit Anfang der 1990er Jahre
► Gesamtes inneres Erleben: Metakognitionen, Emotionen, inneres
Erleben, Achtsamkeit, Akzeptanz, Spiritualität, Beziehung
Verhaltenstherapie – 1. Welle
Klassische Konditionierung (Pawlow, 1928):

(http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at/4711/LEHRTEXTE/LERNEN/klassi.htm)
Verhaltenstherapie – 1. Welle
Klassische Konditionierung (Pawlow, 1928):

(https://de.wikipedia.org/wiki/Pawlowscher_Hund#/media/Datei:Pavlov's_dog.svg)
Verhaltenstherapie – 1. Welle

Klassische Konditionierung (Pawlow, 1928):


 biologisch signifikanter Reiz (UCS) löst einen Reflex
aus (UCR)
 gemeinsam und wiederholt mit UCS wird neutraler Reiz
(NS) dargeboten
 neutraler Reiz (NS) wird zum konditionierten Reiz (CS)
und löst eine konditionierte Reaktion (CR) aus
 Beispiele:
 Der kleine Albert (Watson & Rayner, 1920)
 Konditionierung des Immunsystems (Ader & Cohen, 1981)
 Marketing
Verhaltenstherapie – 1. Welle
Instrumentelles/Operantes Konditionieren (Skinner, 1953)

(https://wp.uni-oldenburg.de/lerntheorien-und-ihre-implikationen-fuer-das-lehren-sose-
2017-lhillert/2017/05/10/operante-konditionierung-skinner/)
Verhaltenstherapie – 1. Welle
Operante Konditionierung:
Darbietung Entfernung
Positive Verstärkung (c+) Negative Bestrafung (¢+ )
C+ (Wegfall der Belohnung)

Direkte Bestrafung (c-) Negative Verstärkung (¢- )


C-
Verhaltenstherapie – 1. Welle

(http://www.susysigner.ch/Assets/Kurs_Handouts/Angst,%20Bad%20Lippspringe16Signer.pdf)
Konfrontationsverfahren

(Helle, Psychotherapie 2019)


Konfrontationsverfahren

(Helle, Psychotherapie 2019)


Verhaltenstherapie – 2. Welle

 Rational-Emotive Therapie nach Ellis:

 ABC-System:
 Activating event
 Belief system
 Consequences
(Helle, Psychotherapie 2019)
Verhaltenstherapie – 2. Welle

 Kognitive Therapie nach Beck:

 Kognitive Triade (Teufelskreis):


 Negative Sicht auf die eigene Person (ich bin wertlos)
 Negative Sicht auf die Umwelt (die Welt ist grausam)
 Negative Sicht auf die Zukunft (es wird alles noch schlechter)
(Helle, Psychotherapie 2019)
Verhaltenstherapie – 2. Welle
Modelllernen nach Bandura

 sozial-kognitive Lerntheorie ist unterteilt in:


 Prozesse der Aufmerksamkeit
• Modellperson als solche muss wahrgenommen werden

 Prozesse des Behaltens


• aktiver Transfer vom KZG in das LZG
 Prozesse der symbolische Codierung
• Enkodierung und netzwerkartige Verknüpfung von Inhalten
 Prozesse der Reproduktion
• Umsetzung in das Verhalten (Motorik, Sprache etc.)

 Prozesse der Motivation


• Anreiz zum Lernen und Aktivieren des Verhaltens muss vorhanden sein
Verhaltenstherapie – 2. Welle
Modelllernen nach Bandura
 Experiment:
 Mädchen und Jungen im Kindergartenalter wurden in drei Gruppen
aufgeteilt
 alle sahen einen Videofilm, in dem eine erwachsene Kontrollperson
eine Plastikpuppe aggressiv behandelte
 in der ersten Gruppe wurde die Modellperson für ihr Verhalten
belohnt
 in der zweiten Gruppe wurde die Modellperson dafür bestraft
 in der dritten Gruppe blieb Verhalten ohne Konsequenzen
 nach dem Film wurden die Kinder einzeln zum Spielen in einen
Raum geschickt, wo sich die im Film gezeigte Plastikpuppe befand
Verhaltenstherapie – 2. Welle

(https://www.repetico.de/card-58803833)
Verhaltenstherapie – 2. Welle
Modelllernen nach Bandura

 in der freien Spielsituation zeigten die Kinder der ersten


Gruppe am häufigsten aggressives Verhalten
 alle Kinder konnten nach Aufforderung das aggressive
Verhalten nachahmen
 die tatsächliche Ausführung des aggressiven Verhaltens
in der freien Spielsituation hing demnach von den
Konsequenzen ab, die auf das Verhalten der
Modellperson folgten

=> Trennung zwischen Aneignung und


Ausführung von Modellverhalten
Verhaltenstherapie – 2. Welle

(http://esterfranco.blogspot.com/2010/12/etica-pode-ser-ensinada.html)
Verhaltenstherapie – 3. Welle

 Dialektisch-Behavioralen Therapie nach Linehan

 Schematherapie nach Young

 Acceptance-and-Commitment-Therapie nach Hayes & Wilson

 Mindfulness Based Stress Reduction (MBSR)

 Mindfulness Based Cognitive Therapy (MBCT)

 Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP)

 Metakognitive Therapie (MCT)


Verhaltenstherapie – 3. Welle
 Dialektisch-Behaviorale Therapie nach Linehan
 KVT
 Fernöstliche Meditationstechniken
 Elemente der Hypnotherapie
 Behandlung von Borderline-Persönlichkeitsstörung
 Einzeltherapie – Skillstraining – Verhaltensanalysen – Telefonkontakt –
Intervision
Verhaltenstherapie – 3. Welle
 Schematherapie nach Young
 18 unterschiedliche maladaptive Schemata
 Entstehung bei nicht ausreichender Befriedigung der 5 kindlichen
Grundbedürfnissen (Bindung, Autonomie, Grenzsetzung, Freiheit,
Spontaneität/Spiel)
 3 Modi: Kindmodus, Innere-Eltern-Modus, internalisierte
Elternbewertungen/-anforderungen
 Behandlung von Persönlichkeitsstörungen, v.a. Borderline-
Persönlichkeitsstörungen
Verhaltenstherapie – 3. Welle
 Acceptance-and-Commitment-Therapie nach Hayes & Wilson

 Fokus im therapeutischen Prozess:


• Im Hier und Jetzt präsent sein
• Klärung von Lebenswelten
• Engagiertes entschlossenes Handeln
• Selbst als Kontext / Beobachterselbst
• Kognitive Defusion
• Akzeptanz

 Behandlung von Angststörungen, Depressionen, Borderline-Persönlichkeisstörung


Verhaltenstherapie – 3. Welle

 Mindfulness Based Stress Reduction (MBSR)


 Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion
 Gruppentherapeutisch
 Krankheitsübergreifend
 Mindfulness Based Cogntive Therapy (MBCT)
 Achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie
 Gruppentherapeutisch
 Rückfallprävention von Depression
 Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP)
 Themen: prägende Beziehungserfahrungen, Kiesler-Kreis, Situationanalysen
 Soziale Umfeld des Patienten und therapeutische Beziehung im Fokus
 Chronische Depression (bei Traumatisierung)
 Metakognitive Therapie (MCT)
 Dysfunktionale Metakognitionen => selektive Fokussierung auf mögliche Gefahren
 ABC-Schema von Ellis
 Generalisierte Angststörung
Psychoedukation
Angst als normale und überlebensnotwendige Reaktion
 Angst als Schutzreaktion: überlebensnotwendig und sinnvoll
 Durch Angst schnellere Reaktion bei Gefahr, wacher für Flucht oder
Kampf

Wittchen et al., Ratgeber Angst, www.bundesregierung.de


Karger, 1993
Psychoedukation

Angst als Stressreaktion

 Angstschwelle, die von


verschiedenen Faktoren abhängt
 Biographische Erfahrungen
 Persönlichkeit (allg.
Ängstlichkeit)

 Belastungen eines jeden


Tages (Gipfel)
 Alltägliche Grundanspannung
abhängig von Lebensumständen
(Kurve)

Wittchen et al., Ratgeber Angst, Karger, 1993


Psychoedukation
 Aktivierung läuft schnell ab, ohne direkte Einflussmöglichkeiten
 sinnvoll, dass Reaktion nicht beeinflussbar ist, da dadurch Gefahr entstehen könnte
 Verschiedene Bereiche sind von der Aktivierung betroffen:

Herzrasen
Schwitzen
Zittern
Atemnot
Angst

Körperliche
Gefühl
Reaktion

Verhalten Gedanken

Flucht Es wird etwas Schlimmes passieren


Vermeidung Ich könnte ohnmächtig werden
… Was denken die anderen über mich?

Teufelskreis der Angst
Psychoedukation
 Erarbeitung der Effekte von Vermeidungsverhalten
 Welche Vermeidungsstrategien werden eingesetzt (auch gedanklich)?
 Was ist während der Exposition zu erwarten?

Erwartung des Patienten


Intensität
der Angst

Tatsächlicher Verlauf
bei Exposition
Vermeidung

Angststimulus Zeit
Psychoedukation
 Erarbeitung der Effekte von Vermeidungsverhalten
 Welche Vermeidungsstrategien werden eingesetzt (auch gedanklich)?
 Was ist während der Exposition zu erwarten?
Konfrontationsverfahren
Geschichte der Psychotherapieforschung (Grawe 1992)

 1. Phase: Klassische Phase (1895-1952)


 Psychodynamisch geprägt
 systematische Beforschung erschien nicht notwendig
 Fallvignetten – theoretische Auseinandersetzungen
 Eysenck (1952): Psychotherapie-Wirksamkeitsstudien: 24 Publikationen, 2/3 Response, vergleichbar
mit psychotherapeutisch nicht behandelten „Kontrollgruppen“! Keine empirische Evidenz für
Wirksamkeit von Psychotherapie!
 2. Phase: Outcome-Forschung bzw. Rechtfertigungsphase (1952-1977)
 Prä-Post-Kontrollgruppen-Design
 Wartelistenkontrollgruppe (Kritik!) => treatment as usual (Horse-race-Forschung: Überlegenheit?)
=> Dodo-Bird-Verdikt (Rosenzweig 1936): kein Psychotherapieverfahren überlegen!
 Luborsky et al. (1975): „Metaanalyse“ über 100 Vergleichsuntersuchungen: Widerlegung der
Unwirksamkeit von Psychotherapie, vergleichbare Response-Raten
 Smith & Glass (1977): Veröffentlichung einer ersten großen Metaanalyse, 400 Primärstudien, keine
bedeutsamen Unterschiede zwischen den verschiedenen Psychotherapieverfahren, mittlere
Effektstärke .75 (großer Effekt nach Cohen 1992)
Geschichte der Psychotherapieforschung (Grawe 1992)

 3. Phase: Prozessforschung (1955-heute)


 Ziel: Erfassung und Überprüfung der jeweiligen theoretischen Annahmen über
Veränderungsprozesse in den einzelnen Psychotherapiearten
 Fokus: Klient, Therapeut, Klient-Therapeut-Dyade
 Von Patienten als hilfreich erlebt:
• Erkenntnis, Einsicht, Selbstverstehen
• Lösung des Problems, Verhaltensänderung
• Empowerment
• Entlastung
• Eigene Gefühle explorieren, Gefühle vertieft wahrnehmen
• Sich verstanden fühlen
• Eingebundensein des Klienten
• Bestätigung, Unterstützung, Sicherheit
• Persönlicher Kontakt
 Prozess-Outcome-Forschung:
• Fokus auf Patient-Therapeut-Beziehung
• Bedeutung der Angstkonfrontation im Expositionstraining
• Bedeutung des Erwerbs von Skills i.R. der Behandlung von BPS

 4. Phase: Rückkehr in die Rechtfertigungsphase (Evidenzbasierte


Psychotherapie) (1992-heute)
 Im Kontext psychopharmakologischer Innovationen (SSRIs, atypische Antipsychotika)
 Randomisierte kontrollierte Studien (RCT): Goldstandard der Psychotherapieforschung
Wirkfaktoren der Psychotherapie

(Helle, Psychotherapie 2019)


Wirkfaktoren der Psychotherapie (Helle 2019)

(Helle, Psychotherapie 2019)


Wirkfaktoren der Psychotherapie (Helle 2019)

 Wie viel Psychotherapie ist die richtige Dosis?

 Bei 50% nach 8 Sitzungen eine signifikante Symptomreduktion


 Bei 75% nach 26 Sitzungen eine signifikante Symptomreduktion
(Helle, Psychotherapie 2019)
Diskussion

 Psychiater behandelt pharmakologisch, Psychologe psychotherapeutisch???

 Psychotherapie oder Pharmakotherapie?


 Was, bei wem, wann?
 Was ist wirksamer?
 Was wirkt schneller?
 Was wirkt nachhaltiger?
 Was ist gesundheitsökonomisch günstiger?
 Was ist nebenwirkungsärmer?
 Wie vergleicht man in Studien die Wirksamkeit von Psychotherapie und Pharmakotherapie?
• Wartelistenkontrollgruppe = Nocebo?
• Großer Placeboeffekt in Pharmakotherapiestudien?
• Publikationsbias?

 Unerwünschte Wirkungen von Psychotherapie?

 Versorgungsdichte? Angebot und Nachfrage?


Beispiel: Kombinationstherapie bei Panikstörung

Frühe Remission: KVT+AD > KVT+PL Nachhaltigkeit: KVT/AD > AD

Furukawa et al. Cochrane Database Syst Rev CD 004364, 2007

Kombination aus Psychotherapie und Pharmakotherapie


wirkt schneller und ist nachhaltiger
Psychotherapie in der stationären klinischen Praxis

Therapieangebote Therapiealgorithmen

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