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Obligate Symptome:
• Gedrückte Stimmung
• Interessenverlust
• Verminderung des Antriebs mit erhöhter Ermüdbarkeit
Bundesgesundheitssurvey 98/99:
4-Wochen Prävalenz: 6,3%
(Jahres-)Prävalenz weltweit (2015): ca.
5%
Frauen doppelt so häufig betroffen wie
Männer
Erkrankung betrifft alle Altersgruppen
Stimmung/Affektivität
des Denkens
des Verhaltens
körperliches Empfindens /Körperfunktionen
Verschiedene Verläufe – unipolar depressive
Störungen
Einzelne Episode
Schlüssel:
Bedeutet
Depression
Rezidivierend
Chronischer Verlauf
Agitierte Depression:
Getriebenheit, Unruhe, ziellose Aktivität, „Jammerdepression“
Atypische Depression:
Gesteigerter Appetit (Kohlenhydratheißhunger), bleierne Schwere, Tagesmüdigkeit,
übermäßiges Schlafbedürfnis
Psychotische=wahnhafte Depression:
20% aller „endogenen“ Depressionen (Melancholien) mit affektkongruenten
Wahnideen: Verarmung, Versündigung, hypochondr. Wahn
Phänotypische Subtypen
Schwangerschaftsdepression
Wochenbettdepression = postpartale Depression (hat nichts zu tun mit
„baby blues“ = „Heultage“, DD Wochenbettpsychose):
• In den ersten zwei bis sechs Wochen nach der Geburt
• Häufig: 10-15%
• Beginnt auch häufig schon in der Schwangerschaft
Involutions-/ Spätdepression (ab 50 J.)
• Protrahierte Phasendauer
• Hohe Suizidgefahr
Altersdepression (ab 60 J.):
• Oft mit hirnorganischen Beeinträchtigungen
Weitere Subtypen
Saisonale Depression:
Unipolar Bipolar
Dysthymie Bipolar II
Zyklothymie
Gemischte Zustände
Multikausales Modell
Ursachen:
Anpassungsstörung
• Bis 6 Monate nach einem belastenden Ereignis, ohne das die Störung mutmaßlich nicht
aufgetreten wäre
• Kriterien für depressive Episode sind nicht voll erfüllt
Cave: Die Diagnose einer Depression wird nur dann gestellt, wenn die
Depression vor der anderen Störung auftrat!
Differenzialdiagnosen
Weitere Diagnostik:
• Testpsychologie: Leistungstestung, Persönlichkeitstestung
Zusammenfassung: Diagnostik und Kriterien
Depression
Medikamentöse Therapie:
- Erst Monotherapie AD
- Ggf. Switch zu anderen AD
Klasse
- Ggf. Kombination zweier AD
aus verschiedenen
Wirkklassen
- Ggf. Tranylcypromin
- Augmentation eines ADs durch
ein Antipsychotikum,
Lithiumcarbonat oder
Schilddrüsenhormon
- (Esketamin iv/intranasal)
Verlauf der medikamentösen
Depressionsbehandlung
(„Kupfer-Schema“)
Akuttherapie Erhaltungstherapie Rezidivprophylaxe
Rückfall Rezidiv
Zeit
Generell muss jedoch zwischen den akuten Wirkmechanismen und den längerfristigen
Wirkmechanismen unterschieden werden:
• Aus der Veränderung des Neurotransmitterangebots resultieren mittelfristig komplexe
funktionelle und mikrostrukturelle Adaptationsprozesse (vereinfacht: „Up- bzw. Down-
Regulationen“ der Rezeptorenempfindlichkeit)
• Diese Adaptationsprozesse werden als das eigentliche Korrelat der AD-Wirkung angesehen:
es kommt zu einer „Neuordnung“ bestimmter Funktionen der zentralen
Neurotransmission (einschließlich von second messenger Prozessen und intrazellulärer
Signaltransmission)
• und einer Änderung der neuronalen Plastizität, z.B. durch vermehrte Ausschüttung von brain
derived neurotrophic factor (BDNF), einem Nervenwachstumsfaktor, bei dem ein Mangel bei
Patienten mit akuten Depressionen vorliegt.
Abb.: Möller, Laux, Kapfhammer, 2003,
Schröter et al., 2019
Weitere biologische Behandlungsverfahren bei
Depressionen
Nicht-invasive Stimulationsverfahren:
• Elektrokonvulsionstherapie (EKT): v. a. bei schweren, wahnhaften und
therapieresistenten Depressionen
• Repetitive transkranielle Magnetstimulation/transkranielle
Gleichstromstimulation (rTMS/tDCS): gibt Hinweise auf antidepressive
Wirksamkeit, auch augmentativ bei chron./therapieresistenter Depression, aber
deutlich weniger effektiv als EKT
Invasive Hirnstimulationsverfahren:
• Tiefe Hirnstimulation (THS) (analog bei M. Parkinson, aber andere
Stimulationsorte): Studienlage noch uneindeutig
Chronotherapeutische Verfahren :
• Lichttherapie: v. a. bei saisonalen Depressionen sinnvoll.
• Schlafentzugstherapie: additive Behandlung, oft kurzfristig gut wirksam, Effekt
meist aber nicht anhaltend.
Exkurs EKT
Kontraindikationen:
Herzinfarkt vor < 3 Monaten
Schlaganfall vor < 3 Monaten
Aneurysma
schwere Herzerkrankungen
schwere Lungenerkrankungen
Echte EKT ist signifikant besser als Placebo EKT (d.h. Narkose ohne
EKT) (n = 256)
Analytische Psychotherapie
• Keine randomisiert-kontrollierten Studien (RCT)
Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
• Nur fokale, strukturierte Kurzzeitinterventionen wurden mit ausreichend guten
wissenschaftlichen Methoden untersucht (waren einer Warteliste-
Kontrollbedingung überlegen)
Systemische Psychotherapie
• Bisher keine Metanalysen, aber wenige RCTs liegen vor, die Effektivität zeigen
Gesprächspsychotherapie
• Einige, wenige Studien, die aber Wirksamkeit zeigen
S3 Leitlinie Depression
Psychotherapeutische Strategien bei
Depressionen II
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
• Hat die beste Evidenzlage und ist wirksam
• Weiterentwicklung: internetbasierte Psychotherapie: z.B. Deprexis, iFight
Depression
Interpersonelle Psychotherapie (IPT)
• Ebenfalls gute Evidenzlage und Wirksamkeit
Dritte-Welle Verfahren:
CBASP (Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy) für
chronische Depression mit interpersonellen
Interaktionsschwierigkeiten
Akzeptanz und Commitment Therapie (ACT)
S3 Leitlinie Depression
Mindfulness-based cognitive therapy (MBCT)
Therapieresistente Depression = schwierig zu
behandelnde Depression
Definition Therapieresistente/Therapierefraktäre Depression
Nicht ganz einheitlich definiert
Meistens ist damit gemeint, dass ein Patient keine Remission erreicht hat nach zwei
Behandlungsversuchen mit zwei verschiedenen Antidepressiva aus unterschiedlichen
Wirkklassen
Betrifft ca. 20-30% der Patienten
Risikogruppe besonders „ängstliche Depression“
Wichtig ist hier zu überprüfen mittels Therapeutischen Drug Monitoring:
Adhärenz
Ggf. schneller Metabolisierer-Status
Überprüfung der Diagnose
Augmentationsstrategien
Medikamentös (Kombinationen, Antipsychotika, Lithium, SD Hormone; Esketamin)
Nicht-Medikamentös (EKT, rTMS, tDCS, THS, chronotherapeutische Verfahren)
Psychotherapeutisch (CBASP)
Take Home Messages
Die unipolare Depression ist eine weltweit häufige Erkrankung
Die Depression kann schwerwiegende Folgen nach sich ziehen wie Suizidalität,
ein erhöhtes Risiko für kardiale Erkrankungen und psychosoziale wie
ökonomische negative Folgen
Depressive Episoden werden häufig spät als solcher erkannt, wenn Pat. primär die
somatischen Symptome berichten
In der Diagnostik der Depression müssen somatische und psychische
Differentialdiagnosen ausgeschlossen werden
Die Behandlung orientiert sich am Schweregrad, aber ab einer mittelschweren
Episode werden i.d.R. antidepressive Medikamente eingesetzt
Auch bei therapieresistenten Depression existieren verschiedene biologische und
psychotherapeutische Augmentationsmöglichkeiten
Daher sind Depressionen gut behandelbar, aber noch immer unterdiagnostiziert
und häufig auch insuffizient therapiert.
Fragen?