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Bildungswissenschaftliches Eingangsmodul: Grundlagen der

Lehrerbildung
26.10.2022

Motivation der Vorlesung

• Kritische Reflektion der Bedingungen des Lehrberufs.


• Kritische Überprüfung der eigenen Motivation, den Lehrberuf zu ergreifen.
• Überblick über die wesentlichen Grundlagen der Lehrerbildung

Meine Vorstellung des Lehrberufs (Brainstorming)

• Ein Aufeinandertreffen von Schüler*innen und Lehrer*innen auf Augenhöhe


• Ein respektvoller Umgang. Als Lehrer*in das Eingehen auf Schwächen von Schüler*innen.
Kompetenzen stärken.
• Der Lehrer hält eine pädagogische Rolle inne. Er sollte eine Art Safe Space für seine
Schüler*innen sein.

Was ist das Schlimmste an der Schule? (Antworten von Schüler*innen)

• Verständnisproblem der Generationen. Lehrer*innen verstehen Schüler*innen nicht.


• Lehrer*innen legen Priorität auf das gesicherte Einkommen, statt auf das Wohl der
Schüler*innen
• Vernachlässigung der schwächeren Schüler*innen, in Fächern wie Mathematik und Physik.

Paradigmen der Lehrerbildung

• Bis ca. 1970: Persönlichkeitsparadigma (Fokus: Lehrkräftecharakteristika)


• Bis ca 1980: Prozess-Produkt-Paradigma (Fokus: Handlungsebene)
• Bis heute: Experten-Paradigma (Fokus: Professionalität)

Lernprofessionalität

• Mit dem Begriff der Professionalisierung meint man die Entwicklung einer Tätigkeit hin zu
einem Beruf.
• Merkmale einer Profession können sein:
- Ein hoher Grad an beruflicher Organisation
- Persönliche und sachliche Entscheidungs- und Gestaltungsspielräume
- Ein eigenes Berufsethos
• Universitäre Lehrerbildung soll angehende Lehrpersonen bei der Entwicklung ihrer
beruflichen Professionalisierung unterstützen.
Ziele der Veranstaltung

• Einladung zum Perspektivenwechsel


- Was macht eine gute Lehrperson aus und wie möchte man selbst als Lehrperson sein?

• Einführung in zentrale Themen des erziehungswissenschaftlichen Kerncurriculums


- Welche Kernkompetenzen braucht eine Lehrperson, um professionell tätig zu werden?
- Wie können diese Kompetenzen erworben werden?
- Wie funktioniert unser Schulsystem?

Kompetenzbegriff nach Weinert (2001)

• Die vom Individuum verfügbare oder ihm erlernbare kognitive Fähigkeit oder Fertigkeit,
bestimmte Probleme zu lösen.
• Damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und
Fähigkeiten, die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und
verantwortungsvoll nutzen zu können.

Wichtige Stichpunkte des Kompetenzbegriffs

• Disposition, die eine Person befähigt, bestimmte Probleme erfolgreich zu lösen


• Ausprägung einer Kompetenz von verschiedenen Facetten bestimmt:
- Fähigkeit, Wissen, Verstehen, Können, Handeln, Erfahrung, Motivation

KMK-Kompetenzbereiche

1. Unterrichten: Lehrer*innen sind Fachleute für das Lehren und Lernen (Kompetenzen 1-3)
2. Erziehen: Lehrer*innen üben ihre Erziehungsaufgabe aus (Kompetenzen 4-6)
3. Beurteilen: Lehrer*innen üben ihre Beurteilungsaufgabe gerecht und
verantwortungsbewusst aus (Kompetenzen 7+8)
4. Innovieren: Lehrer*innen entwickeln ihre Kompetenzen stetig weiter (Kompetenzen 9-11)

Die drei Phasen der Lehrerbildung

• Universitäre Lehrerbildung
• Vorbereitungsdienst (Referendariat)
• Berufliche Weiterbildung

Die Herausforderung der Entwicklung professioneller Kompetenzen

• Relationierung von Theorie und Praxis


• Notwendigkeit des Handelns in Ungewissheit bzw. unter Druck
• Umgang mit berufsbezogenen Überzeugungen
➔ Für alle drei Herausforderungen ist die Fähigkeit zur Selbstreflexion fundamental

Themen der Vorlesung

• 26.10.2022 Einführung und Überblick


• 02.11.2022 Beruf und Rolle einer Lehrerin bzw. eines Lehrers im deutschen Schulsystem
• 09.11.2022 Grundbegriffe der Pädagogik: Bildung, Erziehung und Sozialisation (Online/ Link
in der Folie auf OLAT)
• 16.11.2022 Didaktik und Methodik des Unterrichtens
• 23.11.2022 Lern- und entwicklungspsychologische Grundlagen
• 30.11.2022 Lern- und Leistungsmotivation
• 07.12.2022 Diagnostik, Beurteilung und Beratung
• 14.12.2022 Faktoren erfolgreichen Unterrichtens
• 21.12.2022 Alternative Konzepte für Schulen und Lehrkräfte (in Kooperation mit der
Schulleiterin der Lernwerft, A. Hasler)
• 12.01.2023 Differenzierung, Integration und Förderung (Kooperation mit dem Institut für
Inklusive Bildung)
• 19.01.2023 Durchgängige Sprachbildung (Kooperation mit Prof. Dr. Petersen)
• 26.01.2023 Innovieren und entwickeln (STEP-Befragung)
• 01.02.2023 Schulentwicklung am Beispiel aktueller Themen
• 08.02.2023 Medienbildung, Klausurvorbereitung, Semesterevaluation, Ausblick auf das
zweite Semester
• 15.02.2023 1. Klausur 12.15 – 13.00 Uhr online
• 29.03.2023 2. Klausur 12.15 – 13.00 Uhr online

Literaturen

Helmke, A. (2015). Unterrichtsqualität und Lehrerprofessionalität. Seelze-Velber: Klett/Kallmeyer

Kiel, E. (2022). Schulpädagogik: Normen – Theorie – Empirie. Verlag Julius Klinkhardt (UTB) -> in
unserer UB ls E-Book verfügbar!

Möller, J., Köller, M. & Riecke-Baulecke, T. (Hrsg.) (2016). Basiswissen Lehrerbildung. Seelze-
Velberg: Klett/Kallmeyer. -> in unserer UB ls E-Book verfügbar!

Rothland, M. (Hrsg.) (2016). Beruf Lehrer/Lehrerin: Ein Studienbuch. Münster/New York: Waxmann -
> in unserer UB ls E-Book verfügbar!
02.11.2022

Gliederung

• Kurze Einführung in die Theorie der Schule


• Das Schulsystem am Beispiel Schleswig-Holstein
• Die Rolle der Lehrperson

Einstieg

Was ist die Aufgabe von Schule als Institution? Wie lautet Ihre persönliche Antwort darauf?

• Pädagogische Aufgaben, wie Erziehung Wertevermittlung – Soziale Kompetenzen vermitteln


• Bildungsarbeit und Aufklärung – Vermittlung von Wissen und Können
• Grundsteine für das Leben nach der Schulzeit legen
• Integration in die Gesellschaft
• Ermöglichen von Chancengleichheit
• Schutz und Lebensraum bieten

Schulgesetz Schleswig-Holstein

§ 2: Begriffsbestimmungen

(1) Schulen sind alle auf Dauer bestimmte Unterrichtseinrichtungen, in denen unabhängig vom
Wechsel der Lehrkräfte, Schüler*innen durch planmäßiges und gemeinsames Lernen in einer
Mehrzahl von Fächern und Lernbereichen und durch das gemeinsame Schulleben bestimmte
Bildungs- und Erziehungsziele erreicht werden sollen.
➔ Die Schule ist viel mehr als eine Person, die ein oder mehrere Fächer vermittelt.

Was soll Schule leisten?

• Schule
-
Bildet, erzieht, sozialisiert, bringt Schüler*innen dazu, eigenen Chancen zu realisieren,
sich in der Gesellschaft zu platzieren und sich als loyale Staatsbürger*innen zu bewähren.
• Schulische Aufgaben:
- Qualifikation (Weitergabe von Wissen und Können)
- Selektion (Auswahlprozesse für unterschiedliche soziale Positionen)
- Legitimation (Weitergabe von Werten und Normen)

Problematik

• Übertragung von mancher Aufgabe führt zu Widersprüchen, z.B.


- Bildung verbreiten, gleichzeitig durch Selektion verknappen,
- Chancengleichheit gewähren, gleichzeitig wird Ungleichheit (re-)produziert,
- Soziale Tugenden vermitteln, gleichzeitig Konkurrenzkampf vorbereiten.
Pädagogische Schultheorie

• Beispiel Geisteswissenschaftliche Pädagogik: Übergangsfunktion der Schule besonders im


Blickfeld.
- Sozialisation und Einführung des Nachwuchses in die Welt der Erwachsenen.
- Dabei wirkt die ältere Generation auf die jüngere ein, um ihre Lebensformen zu
bewahren, aber auch neue Formen wachsen und reifen zu lassen. (Erziehung)
- Mittelpunkt der pädagogischen Bemühungen: das erziehungsbedürftige Kind btw. Der
erziehungsbedürftige Jugendliche.

Schule als ort für Bildungsprozesse

• In der Schule werden Bildungsprozesse organisiert, indem Lernbedingungen systematisiert


werden, Lernziele formuliert werden, Lernvoraussetzungen erhoben und Lernerfolge
kontrolliert werden.
• Fend unterscheidet verschiedene Ebenen dieser Organisation:
- Eben der Makroorganisation
- Ebene der Mikroorganisation

Schule als Lernfeld und Lebensort

• Schule = Stätte organisierte, methodisch-systematisch vorstrukturierten Lernens.


• Heinrich Roth (1977): Schule soll (Weiterschreiben)

Schule als Stätte der Begegnung und Interaktion

• Schule als Handlungs- und Erlebnisraum


• Adl-Amini: Schule hat die Aufgabe der Institutionalisierung von in einer Kultur und
vorherrschenden Ideen und Gedanken, um ihnen Geltungsdauer und Stabilität zu verleihen.
- Didaktik: Balance zwischen der institutionalisierten Wirklichkeit und der Individualität der
beteiligten Personen.
- Schulische Ökologie: schulische Lern-)Umwelt darf nicht der Lernökonomie geopfert
werden.
- Dinge und Menschen müssen als Lernfaktor entdeckt und von den Beteiligten gestaltet
werden, um eine Lernatmosphäre zu schaffen, in der sich die Lernenden wohl fühlen.

Übungseinheit

Was soll Schule leisten? Diskutieren Sie das bitte miteinander und anschließend gerne auch im
Plenum

Übersicht über das deutsche Schulsystem

• Elementarbereich
• Grundschule
• Zwei- oder dreigliedriges weiterführendes Schulsystem
• Gemeinschaftsschulen (SH: 181, davon 44 mit Oberstufe)
• Gymnasium (SH: 99)
• Sonderschule bzw. Förderzentrum
• Ganztagsschule bzw. Förderzentrum
• Ganztagsschule (ca. 60 Prozent in SH)
• Berufsbildende Schulen
09.11.2022
Grundbegriffe der Pädagogik (KMK-Standards 3, 4, 5, 6)

Im Falle eines störenden Kindes muss sich die Lehrkraft genau überlegen, was er*sie macht. Was
kann der*die Lehrer*in tun, um das Verhalten in die andere Richtung zu lenken.

Bildung:

Kein einfach zu definierender Begriff. Schüler*innen bekommen Wissen vermittelt

Erziehung:

Eingreifen in brenzliche Situationen. Erziehung

Sozialisation:

Passiert immer. Ohne Planung, ohne Einfluss. Sozialisation geschieht in sozialen Kontexten

Schulgesetz Schleswig-Holstein

§4: Pädagogische Ziele

(1) Rechte und Pflichten


(2) Bildungsauftrag
(3) Aufgabe der Schule
(4) Beachtung des Elternrechts

Humboldt’scher Bildungsbegriff

• Mensch, der nach Vervollkommnung strebt


• Ausbildung der spezifischen Kräfte eines jeden Menschen
• Weg dort hin: Auseinandersetzung mit der Welt, Wechselwirkung Individuum und Welt
• Breite Bildung für alle
• Der Mensch bildet sich!
16.11.2022

Aufgaben einer Lehrperson:

- Zu erziehen
- Zu unterrichten
- Curricula und Schule entwickeln und erneuern
- Diagnostizieren
- Leistungen messen und beurteilen
- Eine Klasse unterrichten

Rolle der Lehrperson:

• Beraten, Unterstützen, Hilfestellung,


• Sinnvolles Material anbieten
• Motivierend wirken
• Selbst passiv werden, damit Schüler*innen aktiv werden können
• Individuell erzieherische Maßnahmen

Übung:

Wie würden Sie das Ziel von unterrichtlichem Lehren und Lernen definieren?

Wo sehen Sie die Unterschiede zwischen Lehren und Lernen

Lernen: Verhaltenspsychologisch: relativ überdauernde Änderung der Verhaltensmöglichkeiten

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