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BiWi MA 1 Schulpädagogik
WiSe 2022/23
Prof. Dr. Göbel, Prof. Dr. Clausen
Bildung als Prozess, der jungen Menschen verschiedene Weltsichten erschließt und ihre Persönlichkeit entfaltet
(PISA)
meritokratisches Prinzip:
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→ Schule wird ihrer Funktion der Verteilung gesellschaftlicher Chancen nur eingeschränkt gerecht
→ sozioökonomischer Status und Migrationshintergrund sind noch immer relevante Prädiktoren für Leistungsun-
terschiede und Bildungsabschlüsse
1.2 Qualität
• lässt sich schwer verallgemeinern und definieren
• Beschaffenheit bzw. Eigenschaft eines Objekts oder Gegenstands
• Güte eines Objekts oder Gegenstands
• bezieht sich auf verschiedene Kriterien
• ist abhängig von Interesse und Zielen von Personen und Institutionen
Bildungsqualitäts-
modell von Ditton
(2001)
Lehrerbildung
Lehrer:innen
→ Die Bereitschaft und Fähigkeit zur Reflexion des eigenen Handelns im Unterricht soll bereits im Rahmen der Leh-
rerausbildung gefördert werden.
forschendes Lernen
• in Praxisphasen als Gegenpol zu Frontalunterricht → Gefahr einer unreflektierten Imitation der vorzufinden-
den Praxis
• hochschuldidaktischer Ansatz, primär auf Lerngewinn von Studierenden ausgerichtet
• offenes und teilnehmeraktivierendes Lehr-/Lernkonzept
• Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis
• Phänomene der erlebten Praxis theoriegeleite und systematisch in den Blick nehmen
• Gründe und Ursachen/Zusammenhänge möglichst objektiv ermitteln
• Konsequenzen für die Handlungspraxis ableiten
→ Relevanz forschenden Lernens hängt bei Studierenden in Praxisphasen mit erwartetem Nutzen und subjekti-
ver Wertigkeit zusammen
→ wenn Nutzen von forschendem Lernen verständlich gemacht werden konnte, dann zeigt sich ein Zusammen-
hang mit selbsteingeschätzter Reflexionsfähigkeit
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2 Soziologische Perspektive auf Schule und Akteur:innen
Generationale Ordnung (Generationing)
• Zuschreibung von Verpflichtungen, Berechtigungen, Wertigkeiten, je an Mitglieder bestimmter gesellschaftli-
cher Alterskategorien
• Alterskategorien sind ihrerseits auch ein Produkt generationalen Ordnens → rekursive Konstituierung, Bear-
beitung
• generationale Ordnung, die beide Alterskategorien aufeinander bezieht und mit weiteren gesellschaftlichen
Strukturen verknüpft (Genderordnung/Schichtenordnung) → voraussetzungsvolle Errungenschaft
Akteurschaft (Agency)
• Kinder sind Akteure in der und für die Gesellschaft
• nur forschungsmethodisches Postulat: Deutungsmuster und Handlungen sind empirisch zu erfassen
• Annahme, dass Kinder kompetente und relevante Beiträge zur Gestaltung sozialer Welt leisten
• bezogen auf Strukturen bzw. Praktiken generationalen Ordens
kompetente Gefügigkeit
• Iteration: Handeln der Kinder basiert auf Reaktivierung bekannter Regeln
• Evaluation: Kinder müssen ermitteln, welche Regeln als gültig angenommen werden soll
• Imagination: strukturelle/normative Elemente werden entsprechen Hoffnungen/Ängsten/Wünschen neu
komponiert
→ inkonsequente Sanktionierung
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Investitionsmodell Verpflichtungsmodell
• Eltern entdecken Eigenart des Kindes und för- • Eltern schenken dem Kind das Leben und er-
dern sie nähren es
• Kinder folgen dieser Berufung, realisieren ihre • Kinder wollen/müssen dies „zurückgeben“
Interessen • Erfolg
• Erfolg • bei Kindern in Entwicklungs-/Schwellenländern
• bei Kindern in Industrieländern • Kinder haben mehr das Bedürfnis nach höheren
• Kinder haben weniger das Bedürfnis nach höhe- Berufen (Berufsstellungen)
ren Berufen (Berufsstellungen)
→ hohe Investition in das Kind → existentielle Sicherung
→ setzt elterliches Kapital voraus → erzeugt Dankbarkeit gerade bei Kapitalmangel (sacri-
→ Bildungserfolg als bürgerliches Privileg fice)
→ Bildungserfolg auch als kollektiver Weg aus der Ar-
mut
→ Kinder sollten als Mitglieder der Gesellschaft (Akteure), an der sie teilhaben, beachtet werden. Als solche stehen
sie in einem bestimmten Altersgruppenverhältnis zu dem sie eigene Beiträge leisten.
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3 Kompetenz, Persönlichkeiten und Burnout
3.1 Persönlichkeit
• Lehren ist Sache von Persönlichkeit und Begabung, weniger der Ausbildung → FALSCH
aber:
• Enthusiasmus
• Humor
• Freunde am Umgang mit Kindern und Jugendlichen
Lehrertypen
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3.2 Burnout
nach Maslach- und Copenhagen Burnout-Inventory (MBI und CBI)
OCEAN-Modell
Big-Five-Persönlichkeitsmodell:
Openess Offenheit
Conscientiousness Gewissenhaftigkeit
Extraversion Extraversion
Agreeableness Verträglichkeit
Neuroticism Neurotizismus
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Typ 2: pragmatischer Typ Folge: nicht nur Studierende, die wirklich Lehrer werden wollen.
drängen in den Lehrerberuf, sondern auch andere
Typ 3: hedonistischer Typ
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4 Professionalität von Lehrpersonen
• 5-10% der Leistungsunterschiede zwischen SuS können auf Schulklima, Elternarbeit und allgemeinen Leis-
tungserwartungen zurückgeführt werden
• bis zu 30% durch Lehrkräfte und deren Unterricht beeinflusst
Organisationsantinomie: institutionelle Regeln <-> Notwendigkeit der Offenheit und Flexibilität von Kommunikation
Ungewissheitsantinomie: Vermittlung von Wissen durch Lehrkraft <-> Mitwirkung von SuS
Lehrerexpertisen
• zunehmende Vernetzung berufsbezogenen Wissens
• Veränderung der Wahrnehmung von Unterrichtssituationen
• zunehmende Automatisierung von Basis-Prozeduren, Steigerung der Geschwindigkeit und Flexibilität
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Standard für Lehrerbildung nach KMK, 2004
Lehrerinnen und Lehrer …
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Was ist pädagogisches Wissen?
Umgang mit der Klasse als komplexem sozialen Gefüge instructional process
• Klassenführung/Strukturierung der Klassenpro- • including teaching methods, didactics, struc-
zesse turing a lesson
• Interaktion/Kommunikation und soziale Kon- • and classroom management
flikte
TEDS-Studie
fünf berufliche Anforderungen von Lehrpersonen beim Themen für die Operationalisierung
Unterrichten
Strukturierung von Unterricht • Komponenten- und prozessbezogene Planung
• Analyse von Unterricht
• curriculare Strukturierung von Unterricht
Motivierung • Leistungsmotivation
• Motivierungsstrategien von Unterricht
Umgang mit Heterogenität • Differenzierungsmaßnahmen
• Methodenvielfalt
Klassenführung • störungspräventive Unterrichtsführung
• effektive Nutzung der Unterrichtszeit
Leistungsbeurteilung • Funktionen und Formen
• zentrale Kriterien
• Urteilsfehler
→ fachdidaktisches und allgemein-pädagogisches Wissen ist relevant für Vorstellungen über das Unterrichten (und
damit Qualität von Unterricht)
→ Befunde bezüglich Qualität von Unterricht sind auch nach relativ langen Lehrerausbildung in DE sehr heterogen
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4.2 Elternberatung in der Schule
→ Beratungskompetenzen werden kaum systematisch im Rahmen der Lehrerausbildung vermittelt
Therapie Schule
Verteilung 100% Ratsu- 50% Ratsu-
Merkmale von Beratung der Verant- chende – Be- chende
• Kontakt von mindestens 2 Personen (Einbindung weiterer wortung rater fun- 50% Berater
Akteure möglich) zwischen giert als Be-
• Kommunikationsprozesse zur Problemklärung und Lösungs- Ratsuchen- gleiter
den und Be-
findung
rater
• Diskussion von Handlungsalternativen Begründung Genesungs- Gemeinsa-
• Freiwilligkeit auftrag – Re- mer Erzie-
• Vertrauen, Vertraulichkeit duktion psy- hungsauf-
• Professionalität chischer Be- trag
lastung
• Ziel: Veränderung
→ Elternberatung leistet einen Beitrag zur Reduzierung von Chancenungleichheit und hängt mit Leistungsverbesse-
rungen zusammen
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Ablauf von Beratung
1. allgemeine Orientierung • Klientenzentrierung
2. Problemanalyse o empathische Reaktion
3. Sammeln und Bewerten von Alternativen o kongruente Kommunikation
4. Planung/Entscheidung o bedingungsfreie Wertschätzung
5. Umsetzung von Lösungen
• Berücksichtigung von Kontexten
6. Evaluation
• Stärkung der Eigenverantwortung
• Suche nach Ressourcen
• Orientierung an Lösungen
4.3 Schullaufbahnberatung
• Diagnose des Leistungsstandes der Lernenden (z.B. durch standardisierte Testverfahren oder Leistungsver-
gleichstests)
• Unterstützung bei Lernschwierigkeiten
• optimale Förderung der Kompetenzen der Lernenden
• Unterstützung beim Übergang und bei außerordentlichen Schulwechseln
• Unterstützung bei der Allokation im Bildungssystem
• Hauptverantwortung: Schulpsychologen und Beratungslehrpersonen → in Kooperation mit: Sonderpädago-
gen, Schulsozialarbeitern etc.
→ Stellenwert der Elternarbeit hat großen Einfluss auf Entwicklung strukturierender Ansätze für Beratung
→ mittlere sozioökonomische Status der SuS ist tendenziell in Kollegien höher, die sich gegenseitig unterstützen
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Einstellungen der Eltern
• Eltern erleben das Beratungsangebot an Schulen häufig als hilfreich
• Wenn Eltern bereits in Primarstufe ihr Kind gefördert haben, halten sie diese Unterstützung auch in Sekun-
darstufe aufrecht
• Familien mit Migrationshintergrund suchen seltener Beratungssituationen
• Elternberatung ist eine wichtige Form der Kommunikation zwischen Eltern und Lehrpersonen
• Sie ist fest in den Schulalltag in deutschen Schulen integriert
• Sie wird von Eltern zumeist als wichtig und hilfreich eingeschätzt
• Ein hoher Stellenwert der Elternberatung der Schulleitung geht mit günstigen Rahmenbedingungen ein-
her
• Optimierungsbedarf:
o Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen
o Adaption der Angebote an unterschiedliche Elterngruppen
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5 Schulqualität
Inputsteuerung in Deutschland bis 2000
• Steuerungsansatz, der primär nach Gleichförmigkeit der institutionellen Eingangsbedingungen
• Output-Merkmalen wird kaum Bedeutung beigemessen
• kennzeichnende Merkmale
o intensive Ausbildung von Lehrkräften
o umfassende Ausstattung der Bildungseinrichtungen
o Vorgabe des zu lehrenden Stoffes anhand von Lehrplänen und Curricula
o Autonomie der Einzelschule ist durch Primat der Gleichverteilung von Ressourcen und Ideal der
„Schule für alle“ stark eingeschränkt
• aus Sicherstellung vergleichbarer Ressourcen und Bedingungen: Gleichwertigkeit im Sinne eines gleichen
Lernerfolgs geschlossen als Output der Schulen
• aktuell und in vergangenen Jahres vollzieht sich in Deutschland ein Wechsel von Inputsteuerung zur Outori-
entierung
Reform Ziel
Ausbau frühe Förderung • mehr Zeit zum Lernen
• Chancenausgleich, …
Ausbau Ganztagsschule • Chancenausgleich
• Berufstätigkeit ermöglichen
Einführung von Gemeinschaftsschulen/Stadtteilschulen • soziale Gerechtigkeit
• Abschaffung der Hauptschulen
Trend zur 2-Gliedrigkeit (Abschaffung der Hauptschule) • Überwindung des Restschul-Stigmas der Haupt-
schule
Einführung G8 in einigen Bundesländern (mittlerweile • Jüngere Absolventen
Trend zur Rücknahme) • Effizienzsteigerung
Bildungsstandards und Tests zur Überprüfung • Vergleichbarkeit
• Kompetenzorientierung
Schulinspektionen • Rechenschaft bei gestiegener Autonomie
• Qualitätsentwicklung
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Zentralabitur • Vergleichbarkeit
• Gerechtigkeit
Vergleichsarbeiten • Verbesserung der diagnostischen Kompetenz
5.1 Bildungsstandards
• legen nicht fest, welcher Stoff zu behandeln ist, sondern Kompetenzen nach Weinert (1999)
über welche Kompetenzen SuS am Ende einer bestimmten
Klassenstufe verfügen sollen • Fähigkeit, bestimmte Probleme zu
• Ziele im Sinne von Regelstandards definiert, die für durch- lösen
schnittliche SuS erreichbar sein sollten und an deren Erfül- • domänenspezifisch
lung Leistung gemessen wird • Voraussetzungen: kognitive Fähig-
• regelmäßige Leistungsüberprüfung anhand von Diagnose- keiten und Fertigkeiten sowie mo-
und Vergleichsarbeiten sollen es erleichtern, Leistungsstand tivationale, volitionale und soziale
und -entwicklung anhand von Vergleichen zu bestimmen Dispositionen zu ihrer Nutzung
Vergleichsarbeiten: Tests zur Evaluation des Erreichens der Bildungsstandards und kompetenzorientierte Zeugnisse
Je wichtiger eine Evaluation für gesellschaftliche Entscheidungen ist, desto stärker wird diese Evaluation an-
fällig Verfälschungen und beeinträchtigt eben die sozialen Prozesse, die eigentlich überwacht werden sollen.
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High-Stakes-Testing
• Stakes: Stecken, Messlatte, Maßstab, Standard
• HST ist unterdefiniert:
o Wie hoch ist der Einsatz?
o Wessen Leistung steht auf dem Prüfungsstand?
o Wer beurteilt die Testergebnisse und entscheidet über die Konsequenzen?
• für mindestens einen relevanten Akteur bzw. eine Ebene des Bildungssystems hat der Test bzw. das Tester-
gebnis Konsequenzen
• motivationale Effekte:
o Einsatz von Anreizen und/oder Strafen, die in Abhängigkeit der Testergebnisse vergeben werden
→ führt häufig zur Korrumpierung der intrinsischen Motivation
o belohnt Lernergebnisse und nicht Verhalten → belohnt sowohl erwünschtes als auch unerwünschtes
opportunistisches Verhalten
o nicht der Testeinsatz per se ist problematisch, sondern die Verwendung der Ergebnisse über die di-
agnostischen Zwecke hinaus
HST Nicht-HST
• Minimierung opportunistisches Verhalten • Evaluation mit starken formativen Anteilen mit
durch vermehrten Kontrollaufwand Fokus auf Informationsaspekt als Feedback
• Verschärfung der Sanktionen für opportunisti- • Sozialisation neuer Lehrergenerationen mit
sches Verhalten Feedbacksystemen
• Produktive Feedbacknutzung zur Selbstregula-
tion und -kontrolle als Mittel der professionel-
len Weiterentwicklung
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5.2 Probleme der outputorientierten Bildungsreform: Schulinspektion
Ziele der Schulinspektion:
• Schulentwicklung stimulieren
• schulische Qualität sichern
• praxisnahe Erkenntnisse gewinnen
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Gesamtbewertung:
• Rückmeldebogen
o Grundlage für das Gespräch mit Schulaufsicht
o zentrale Ergebnisse der Schulinspektion und geplante Maßnahmen seitens der Schule
• Konsequenzen
o bestimmen die Schulen in Absprachen mit Schulaufsicht selbst
o Schulinspektion gibt keine Handlungsempfehlungen
• Beratung
o Schulaufsicht als Berater
Reaktionen:
Bilanz:
aber:
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6 soziale Ungleichheit und Schule
• historisch existierte soziale Ungleichheit in allen Gesellschaften: Macht, Besitz und Rechte waren nie gleich
verteilt (z.B. Männer und Frauen, freie Bürger und Sklaven etc.)
• politisch ging es um die Frage, wie diese Unterschiede legitimiert und gestützt werden (z.B. Gott-gegeben,
mit Waffengewalt durchgesetzt etc.)
• wichtige historische Etappen:
o 1297 Magna Carta → „Kein freier Man darf entführt oder inhaftiert werden …“
o 1789 Französische Revolution → Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“
o 1917 Russische Revolution → Ideal der klassenlosen Gesellschaft
o 1948 Allgemeine Erklärung der Menschenrechte durch UN → „Alle Menschen sind frei und gleich
an Würde und Rechten geboren“
o 2006 Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderung → „Rechte auf Teilhabe
und Inklusion“
klassische Schichtmodelle
Dahrendorf-Häuschen
Bolte-Zwiebel 21
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EGP – Erikson-Goldthorpe-Portocarero-Klassen
• obere Dienstklasse (Vorstände, Topmanager)
• untere Dienstklasse mit hohen Qualifikationen, die in einem Angestelltenverhältnis stehen (höhere Beamte,
Ärzte, Professoren)
• Angestellte, der ausführenden nicht-manuellen Klasse mit beschränkten Entscheidungsbefugnissen und mit
gering qualifizierten Routinetätigkeiten (Kassierer)
• Selbstständige außerhalb der Landwirtschaft und Landwirte
• Arbeiter, Techniker
• qualifizierte Arbeiter, Facharbeiter
• unqualifizierte Arbeiter sowie in der Landwirtschaft Beschäftigte ohne Ausbildung
Die-Sinus-Milieus-in-Deutschland-2018
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6.3 Reproduktion von Ungleichheit
• Land- und Forstwirte besitzen 34 Prozent, Privatper-
sonen 22 Prozent, Gemeinschaftseigentümer 5,5 Pro-
zent, Kleinunternehmer wie Handwerksmeister und
Kaufleute 3 Prozent. Ein weiteres knappes Drittel ge-
hört Bund, Ländern und Gemeinden, 4 Prozent besit-
zen die Kirchen, den Rest teilen sich Wohnungsgesell-
schaften, Banken und andere Unternehmen.
• deutscher Wald gehört zur Hälfte rund zwei Millionen
Privatleuten, 34% sind Staatsbesitz, über Rest verfü-
gen diverse Körperschaften
• mehr als Hälfte der deutschen Milliardäre kann ihren
Familienreichtum auf die Zeit vor 1945 zurückführen
• 45 Deutsche besitzen so viel wie die ärmere Hälfte
der Bevölkerung
→ soziale Ungleichheit neigt dazu, sich zu reproduzieren → Aufrechterhaltung und Weiterführung bestehender Ver-
hältnisse
mögliche Gründe
• Vererbung von Geld, Besitz und Unternehmen von Eltern an Kinder
• klassisch: Übernahme des Berufs und Betriebs des Vaters durch Erstgeborenen
• biologische Vererbung von Intelligenz und Begabungen
• Förderung und Unterstützung von Kindern druch Eltern (Helikoptereltern als Extremfall), auch „Einkaufen“
von Förderung durch andere (z.B. musikalische Früherziehung, Nachhilfe)
• Vorbildfunktion
• Wissen über Bildungskarrieren und Optionen
• Vitamin B – Netzwerke und Beziehungen
• „Der Habitus macht Mitgliedschaft in einer Schicht erkennbar: Sprache, Bildung, Kleidung, Aussehen und
Verhalten, Sitten, Umgangsformen, das Einhalten ungeschriebener Regeln“ (Bourdieu)
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6.4 soziale Bildungsungleichheit
Unterschiede im Bildungsverhalten und in den erzielten Bildungsabschlüssen von Kindern, die in unterschiedlichen
sozialen Bedingungen und Familien Kontexten aufwachen. (Müller & Haun, 1994)
→ Bourdieu sieht Reproduktion und Legitimation gesellschaftlicher Unterschiede als eine wesentliche Funktion des
Bildungssystems an
→ Schule ermöglicht den Eltern, ihre Bildungsinvestitionen in den Schulerfolg der Kinder umzuwandeln
schulische Reproduktionsfaktoren
• Vorwissen durch Förderung – Schule ist kein fairer Wettbewerb → bildungsnahe Kinder starten mit Vor-
sprung und bauen diesen weiter aus
• Vorwissensorientierung im Unterricht (Wer es weiß, meldet sich…) – außerschulisches Investment wird
dadurch in gute Noten umwandelbar → spezielle Fächer, wie Sport oder Musik knüpfen an vorschulische
Förderinvestitionen an
• fehlende Lebensweltorientierung → klassische Bildungsideale der Antike (humanistisches Gymnasium) statt
Lebensweltorientierung
• Unterstützungsressourcen – Bildungsempfehlungen der Lehrkräfte orientiert sich an „Unterstützungsres-
sourcen“ im Elternhaus → schlechter Unterricht kann von SuS aus bildungsnahem Elternhaus besser kom-
pensiert werden → bildungsnähere Eltern sind oft engagierter und kritischer
• Habitus als Signal an Lehrkraft – auch für SuS gilt: Der Habitus macht Mitgliedschaft in einer Schicht erkenn-
bar: Bildung, Kleidung, Aussehen und Verhalten, Sitten, Umgangsformen, das Einhalten ungeschriebener Re-
geln
→ primäre Effekte: leistungsabhängige Effekte (meritokratisches Prinzip) als Folge höherer Leistungen in höheren
Schichten
→ sekundäre Effekte: leistungsunabhängige Effekte – „Unterschiede bei gleicher Leistung“, d.h. Bildungsentschei-
dungen der beteiligten Lehrkräfte und Eltern
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6.5 sozialräumliche Bildungsungleichheit
Wahlen zwischen Einzelschulen gleicher Schulform – auch ein Feld sozialer Ungleichheit?
5 Unterscheidungsformen:
1. Welche Schule bietet meinem Kind die beste schulische Ausbildung unter den günstigsten Rahmenbedingun-
gen?
2. Welche Schule passt am besten zu den Begabungen und Interessen meines Kindes?
3. Welche Schule ist eine gute Schule?
4. Sind wir mit der Schule, die wir gut kennen, zufrieden?
5. Wo ist die nächstgelegene Schule?
→ bildungsferne Schichten entscheiden sich häufiger für die Schule vor Ort
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7 Unterrichtsqualität
Hattie-Studie (2013)
• 5-10% der Leistungsunterschiede zwischen SuS können auf Schulklima, Elternarbeit und allgemeinen Leis-
tungserwartungen zurückgeführt werden
• bis zu 30% durch Lehrkräfte und deren Unterricht beeinflusst
→ Wirkungen von Merkmalen des Unterrichts auf verschiedene Dimensionen des Schulerfolgs
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7.2 historische Entwicklung der Forschung zu gutem Unterricht
Persönlichkeitsparadigma
These: Schulleistungsunterschiede lassen sich durch Unterschiede in der Lehrerpersönlichkeit erklären. (ca. 1950)
Grenzen:
• Wirkungspfad zwischen Persönlichkeit und Schülerleistungen ist zu lang und von einer Reihe anderer Variab-
len beeinflusst
• Vernachlässigung von Unterrichts- und Interaktionsprozessen
Teaching Styles
These: progressive (schülerorientierte) Unterrichtsstile und -formen sind traditionellen (lehrerzentrierten) Unter-
richtsstilen und -formen überlegen (1970/80)
Grenzen:
Prozess-Produkt-Paradigma
These: Schulleistungsunterschiede lassen sich durch unterschiedliches Verhalten der Lehrpersonen erklären
(1970er/80)
Befunde:
• Identifikation von Merkmalen effektiven Unterrichts (z.B. Classroom Management, Klarheit und Strukturiert-
heit von Lehreräußerungen, Rückmeldungen, unterstützendes Lernklima, …)
Grenzen:
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Expertenmodell
• Lehrkräfte als kompetente Fachpersonen
• Analysen zu Unterschieden zwischen Novizen und Experten: Lehrpersonen verfügen über umfangreiches
professionelles Wissen und berufsbezogene Fähigkeiten, die sich nachweisbar von Berufsanfängern unter-
scheiden
• führte in 80er Jahren zu einer verstärkten Berücksichtigung der kognitiven Voraussetzungen der Lehrenden
und der Lernenden (Konstruktivismus)
• seit 90er Jahre Orientierung an konstruktivistischen Theorien des Wissenserwerb (Wissen entsteht durch
interne subjektive Konstruktionen von Ideen und Konzepten)
• Aptitude-Treatment Interaction: Unterrichtswirkungen hängen von Lernvoraussetzungen der SuS ab
Angebots-Nutzungs-Modell
Helmke 2014
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7.3 Dimensionen der Unterrichtsqualität
• aktive Lernzeitnutzung/hoher Anteil aktiver Lernzeit
• Classroom-Management
• Rückmeldungen an die SuS
• ausgewogenes Frageverhalten
• Strukturiertheit des Unterrichts und Klarheit der Lehreräußerungen
• hohe Leistungserwartungen der Lehrperson/transparente und hohe Leistungsanforderungen
• Kooperationsprogramme
• eher indirekt: unterstützendes Klima, positive Lehrer-Schüler-Beziehung
• bedingt: effektive Hausaufgabenpraxis
• Variabilität von Unterrichtsformen
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• Friedensfrage: angesichts der ungeheuren Vernichtungspotentiale moderner Waffen
• Umweltfrage: die in globalem Maßstab zu durchdenkende Frage der Zerstörung oder Erhaltung der natürli-
chen Grundlagen
• gesellschaftlich produzierte Ungleichheit
• Gefahren und Möglichkeiten der neuen technischen Steuerungs-, Informations- und Kommunikationsmedien
• Subjektivität des einzelnen und das Phänomen der Ich-Du-Beziehung
→ nicht für möglichst genauen Ablauf der geplanten Unterrichtsstunde, sondern Förderung des produktiven Lern-
prozesses der SuS
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7.5 Unterrichtsplanungskompetenz
→ erhebliche Unterscheidungen vom Vorgehen in Planungsmodellen, da Zielbestimmung vielfach nicht den Aus-
gangspunkt bilden
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Worin unterscheiden sich verschiedene Lehrpersongruppen bei der Unterrichtsplanung?
• Experten: Einbezug längerfristiger Unterrichtszusammenhänge, kaum Verschriftlichungen → zielorientiertes
und flexibles Abrufen von Planungsstrategien
• kognitive Schemata bei Novizen noch weniger elaboriert und schwerer zugänglich
• Experten scheinen effektiver eigene Erfahrungen zu visualisieren → Prognosen über Unterrichtsverlauf fällt
leichter
Lernziel
• typischerweise als Stundenziel → Kernanliegen für eine Einzel-/Doppelstunde
• benennen zu welchem Zweck Schulunterricht stattfindet: Lernzugewinn der SuS
• notwendige Bestandteile der Lernzielformulierung:
o Lerninhalt
o Bedingungen unter welchen das Lernziel erreicht werden soll
o Lernhandlung
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• häufige Merkmale:
o bündige Formulierung (1-2 Sätze)
o Anbindung an den Lehrplan durch Kompetenzbezug → Das Lernprodukt ist das Herzstück einer
o Benennung des Lernzugewinns outputorientierten Unterrichtsplanung und
o Darstellung des Lernprozesses in seinem Erscheinen Ausdruck des Lern-
… Benennung der Methode ziels
… Benennung der Sozialform
… Benennung benutzter Materialien
• Formulierung: Benennung der SuS in 3. Pers. Pl. + Nutzung von Operatoren
• Planung progressiv aufeinander folgender bzw. sich thematisch und methodisch ergänzender Unterrichts-
stunden mündet in der Konzeption einer Unterrichtsreihe
• typischerweise steht am Ende einer Unterrichtsreihe eine Klassenarbeit/Klausur
• sprachliche Gestaltung: siehe Stundenthema
Verlaufsplan
• gibt Auskunft über geplante Phasierung der durchzu-
führenden Unterrichtsstunde
• zumeist in Tabellenform
• Anlegen des Verlaufsplans oder auch Artikulationssche-
mas ist eine gute Vorgehensweise um sich eigene Pla-
nungsschritte zu vergegenwärtigen und diese ggf. zu
revidieren
• Merkmale
o benennt die Unterrichtsphase (z.B. Einstieg,
Erarbeitung, Sicherung)
o benennt Unterrichtsgeschehen → Schrittigkeit innerhalb der einzelnen Unterrichtsphasen
o benennt Sozialformen (z.B. Einzel-, Partner-, Gruppenarbeit, Lehrervortrag, Unterrichtsgespräch)
o benennt verwendete Medien/Materialien (z.B. Arbeitsblatt, Tandembogen, Poster, PPP, Heft)
o enthält oft einen didaktisch-methodischen Kommentar → Auskunft über situationsspezifische Sinn-
haftigkeit der Planungsschritte vor didaktischem Hintergrund
sonstige Merkmale
• angemessene Sachanalyse und Elementarisierung
• Beachtung von SuSperspektive, z.B. Schülerperspektiven, Interessen
• angemessene didaktische Strukturierung, z.B. Anwendung entsprechender Basismodelle
• hohe Begründungsqualität, Designqualität, didaktische Rekronstruktion
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schriftlicher Unterrichtsentwurf
Struktur eines ca. 10-15 seitigen Unterrichtsentwurfs
• Seite: Deckblatt mit Namen, Datum und Uhrzeit des Unterrichts, Raumangabe, Gruppengröße, Thema der
Unterrichtsstunde + zugehörige Unterrichtsreihe
• 2. Seite Inhaltsverzeichnis
• ab 2. Seite: ca. 4-6 Seiten
o Darstellung und Begründung der Unterrichtszusammenhänge
▪ Darstellung von Entscheidungen zur Planung der Unterrichtsreihe
▪ Leitgedanken und Intentionen der Unterrichtsreihe
▪ Einordnung der Stunde in den Kontext der Reihe
o Begründung von Entscheidungen zur Planung der Unterrichtsreihe
o Planung der Unterrichtsstunde
▪ Bedingungsanalyse
▪ Ziel(e) der Unterrichtsstunde
▪ didaktisch-methodischer Kommentar
▪ Verlaufsplan
• Anhang
o Literaturverzeichnis
o Anlagen
o mögliches Tafelbild
o Arbeitsmaterialien
→ im Laufe der Berufsausübung wird gelernt, Unterricht progressiv, kompetent und damit lernförderlich zu planen
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8 spezielle Unterrichtsansätze – Angebots-Nutzungsmodelle – Embedded For-
mative Assessment
Was wäre wenn er Meldeunterricht abgeschafft nur per Zufall aufgerufen werden würden?
gut schlecht
• jeder SuS kann drankommen • Persönlichkeit der SuS wird angegriffen
• Möglichkeit für schüchterne SuS, ihr Wissen • zurückhaltende SuS werden gegen ihren Willen
preiszugeben gezwungen
• reale Einschätzung der Klassenleistung (sonst • Scham, zufällig dranzukommen und was fal-
nur richtige Antworten, an denen man denkt, sches zu sagen, steigt
dass die gesamte Klasse alles verstanden hat)
Was wäre wenn die Lehrkraft von den SuS direkt und kontinuierlich Signale erhalten würde, ob sie verstehen, begin-
nende Verständnisprobleme haben oder komplett abgehängt sind? (In Form von farblichen Becherampeln)
gut schlecht
• direktes Feedback an Lehrperson • schwierig, weil andere SuS das auch sehen kön-
• Gesamtförderung und individuelle Förderung nen → Scham-Aspekt
vereinfacht • starke Kontrolle
• Selbsteinschätzung der SuS nicht immer korrekt
8.1 Angebots-Nutzungs-Modelle
nach Helmke (2008)
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nach Fend (2008)
• Trennung von Angebot und Nutzung ist vom heuristischen Wert → beschreibt eher idealisierte Bedingungen
• zur Beschreibung einer schulischen und unterrichtlichen Wirklichkeit machen derartige Annahmen, die so
nicht haltbar sind
• verkürzte Aussage „Lehrkräfte sind nur für das Angebot verantwortlich“ ist falsch und schädlich
• angemesseneres Modell würde Ko-Produktion und wechselseitige Kompensation von Defiziten berücksichti-
gen
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Unterrichtsqualität (Angebot) Nutzung Wirkungen
Leistung/konzeptuelles Ver-
ständnis
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The classroom experiment
• Mini-Whiteboards: SuS schreiben Antworten auf kleine Tafeln und zeigen diese nach Aufforderung der Lehr-
kraft und den anderen SuS
• Melden wird abgeschafft und durch Zufallsauswahl ersetzt. Alle Schüler rechnen damit, dranzukommen und
denken mit.
• Feedbackschleifen werden eingeführt: Becher-Ampel und Schülerfeedback
• Noten werden (in Teilen) abgeschafft und durch Rückmeldungen ersetzt.
• daneben Maßnahmen im Bereich Disziplinprobleme (secret student)
Becherampeln
• im Regelunterricht nutzt dabei jeder Lernende jeweils drei farbige Becher, um der Lehrkraft fortlaufend als
Echtzeitfeedback Signale zu senden (ähnlich clicker)
• grün: „Ich verstehe, ich kann dem Unterricht folgen“,
• gelb: „Ich habe ein beginnendes Verständnisproblem, vielleicht noch einmal langsamer, noch einmal anders
oder einfach noch einmal erklären“
• rot: „Ich verstehe nicht und brauche jetzt Hilfe, sonst kann ich dem Unterricht nicht weiter folgen“
• Lehrkraft reagiert nach Möglichkeit kurzfristig auf Signale der SuS
• für die Lehrkraft
o unmittelbare Rückmeldefunktion
o Möglichkeiten der Differenzierung
• für die SuS
o Individualisierungsansatz
o Kontrolle und Mitbestimmung
o metakognitiver Überwachungsprozess:
von einer ganz einfachen Beurteilung „Bin ich
ON-Task oder OFF-Task?“ bis hin zu einer kom-
plexeren Einschätzung aktueller Verständnis-
probleme
o idealerweise Veränderung der Haltung der Ler-
nenden von einer passiv-rezeptiven Haltung hin
zu einer aktiveren Haltung, bei der sie mit der
Kontrolle auch mehr Verantwortung für den
eigenen Lernprozess erhalten (anders als an-
dere eher passiv rezeptive Verfahren des Schü-
lerfeedback)
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Mini Whiteboards
• all-student-response system
• alle SuS beantworten Fragen auf kleinen Tafeln
• Lehrperson sieht gleichzeitig alle Antworten
• für die Lehrkraft
o unmittelbare Rückmeldefunktion
o Möglichkeiten der Differenzierung
• für die SuS
o Wahrnehmung anderer Antworten
o Fehlerkultur: mit falschen Antworten merkt man, dass auch MitSuS Fehler machen
No-Hands-Up
• für meisten Unterrichtsphasen wird festgelegt, dass SuS sich nicht mehr melden sollen
• Lehrkraft ruft bei Fragen SuS nach Zufallsprinzip auf
• im Sinne eines Angebots-Nutzungs-Modells ist die Nutzung des schulischen Lernangebotes in diesem Fall
nicht freiwillig
• Verfahren vermeidet
o den vorwissenorientierten „Wer es weiß, meldet sich“-Unterricht
o das Abtauchen von abgehängten demotivierten SuS
o die Verquickung von Lern- und Leistungssituationen
o den fragend-entwickelnden Unterricht mit max. 50% aktiven SuS
• Verfahren kann kurzfristig
o den subjektiven „Unterrichtsfluss“ hemmen
o die Angst vor mündlichen Beiträgen bei den bislang kaum Beteiligten steigern
o zu Frustrationen bei den bisher Engagierten führen, die nicht länger im Rampenlicht stehen
• Verfahren soll langfristig
o die Angst vor mündlichen Beiträgen reduzieren
o das Engagement aller SuS erhöhen
secret student
Disziplinförderung durch Verhaltensbeobachtung mit Belohnungssystem
• an jedem Tag wird zufällig ein SuS als secret student bestimmt, ohne dass er/sie und die Klasse wissen, wer
• Verhalten des secret students wird durch unterrichtende Lehrperson besonders in den Blick genommen
• wenn secret students sich die meiste Zeit akzeptabel verhalten hat, verdient er für die Klasse einen Punkt
und wird am folgenden Tag enttarnt und gelobt
• im Misserfolgsfall wird secret student nicht verraten, so dass es jeder gewesen sein kann
• gelingt es der Klasse in einem festgelegten Zeitraum eine Mindestanzahl an Punkten zu sammeln, so erfolgt
eine kollektive Belohnung
• Maßnahme reduziert in vielen Fällen Verhaltensprobleme deutlich
• kollektiver Charakter soll Klassenklima verbessern
• neben externen Anreizen beginnen SuS typischerweise sich gegenseitig zu beobachten, sich gegenseitig an
die Maßnahme zu erinnern (Peerdruck)
• idealerweise sollten die SuS auch für das eigene Lernverhalten mehr Aufmerksamkeit entwickeln
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Diskussion von FA
• fragt man Lehrkräfte im Vorfeld nach ihren Vorstellungen, so begegnen diese den Maßnahmen mit Skepsis
• deutliche Hinweise darauf, dass FA-Techniken in sehr unterschiedlichen Unterrichtssituationen Potenzial zu
einer positiven Veränderung der Unterrichtskultur und zur Verbesserung des schulischen Lernens haben
• fokussierte Unterrichtstechniken des FA lassen sich in traditionelleren, eher lehrerzentrierten Unterrichtsset-
tings anwenden und stellen dort einen Schritt hin zu kognitiver Aktivierung und individueller Förderung dar
• kombinierte Anwendung der beschriebenen Techniken sollte den Erfolg nochmals erhöhen
• Maßnahmen sollten längerfristig im Unterrichtsalltag genutzt werden
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9 Motivierung im Unterricht
• Referendare, die über ein breites gefächertes pädagogisch-psychologisches Wissen verfügen, realisieren (aus
Sicht der SuS) einen besseren Unterricht in Hinblick auf Unterrichtsstörungen, Monitoring, kognitive Aktivie-
rung und konstruktive Unterstützung
• realisierte Unterrichtsqualität von Lehrpersonen in Hinblick auf Störungen, Sozialorientierung, Gerechtigkeit
und Kränkungsbereitschaft etc. (aus Sicht der SuS) lässt sich durch Stressbelastung von Lehrpersonen erklä-
ren
→ motivierte und wenig stressbelastete Lehrpersonen realisieren aus Sicht der SuS eine höhere Unterrichtsqualität
Motivationsprobleme im Schulalltag
• SuS sind unaufmerksam und beschäftigen sich offensichtlich mit unterrichtsfernen Themen
• bestimmte Fächer werden „abgewählt“, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet
• Hausaufgaben werden nicht gemacht
• SuS langweilen sich
• Lehrpersonen machen seit 20 Jahren denselben Unterricht mit denselben Materialien
9.1 Begriffserklärungen
Theorien der Motivation
„Warum“ handeln Menschen?
• Handlungen ausrichten
• Handlung in Gang setzen (Energetisierung)
• Handlung aufrecht erhalten (Persistenz)
Lernmotivation
Wunsch bzw. Absicht, bestimmte Inhalte oder Fähigkeiten zu erlernen
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Motivierung
• SuS können auf unterschiedliche Weise für Unterrichtsgeschehen und den Stoff begeistert werden:
o intrinsische Motivation: Interesse der SuS wecken durch Anregung der Neugier und Leistungsbereit-
schaft
o extrinsische Motivation: Akzentuierung der Wichtigkeit und Nützlichkeit des Lernstoffes in der Le-
benswelt der SuS
• als Lehrkraft zum Vorbild, indem man engagiert wird und Freude am Fach und am Unterrichten ausstrahlt
(Lernen am Modell) → strahlt man Unlust aus, werden aus SuS demotiviert
• „Lebensweltbezug“ → Bezug zwischen Unterrichtsinhalten und der realen Lebenswelt der SuS etablieren
Leistungsmotivation
• Wunsch bzw. Absicht, etwas zu leisten
o Erfolge erzielen
o Misserfolge vermeiden
o Messung des Erfolgs mit einem individuell als gültig erachteten Gütemaßstabs
handlungstheoretische Grundlage
Wie kommt es in einer konkreten Situation zu einer Intentionsbildung?
9.2 Interesse
• kognitive Anteilnahme/Aufmerksamkeit, die eine Person an einer Sache/anderen Person nimmt
• Interesse an einem Unterrichtsinhalt geht mit besseren Lernstrategien einher
• korreliert positiv mit Lernerfolg
• gegenstandsspezifisch: eine Person hat oder entwickelt Interesse an etwas
• Person-Gegenstands-Theorie des Interesses (nach Krapp & Prenzel, 1992)
o gefühlsbezogene Valenz: Gegenstände des Interesses sind mit positiven Gefühlen assoziiert
o wertbezogene Valenz: herausgehobene subjektive Bedeutung der Gegenstände
o Selbstintentionalität, intrinsische Komponente: Interessen wird frei von äußeren Zwängen nachge-
gangen
o epistemische Orientierung: Wunsch nach Erweiterung der Kompetenz
• Mädchen zweigen höhere Werte im Gesamttest „Lesekompetenz“ als Jungen → 16% der Mädchen, aber
28% der Jungen sind auf unteren Kompetenzniveaus
• Mädchen und Mathematik: weniger Interesse, mehr Angst, schlechteres Selbstkonzept, geringere Selbst-
wirksamkeit → sehr große motivationale Unterschiede
• Interesse an Mathe in Klassen 8-10 hängt mit wahrgenommener Unterrichtsgestaltung zusammen, v.a. mit
wahrgenommener Strukturiertheit und Sozialorientierung
• bei Jungen: auch Mitbestimmungsmöglichkeiten relevant
• Interesse an Matheunterricht weiterhin abhängig von Geschlecht und Note
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9.4 Umgang mit Fehlern
• Fehler gestalten sich als ambivalentes Ereignis während des Unterrichts → Konfrontation mit fachlichen The-
orien, durch die Schülervorstellungen als falsch entlarvt werden, bringt das SuS in einen wünschenswerten
kognitiven Konflikt
• Lehrpersonen sollen ihren SuS die Möglichkeit geben, Fehler zu machen, die einen kognitiven Konflikt her-
vorrufen können und diesen in Unterricht einbeziehen
• wenn Fehler als Routinen als falsche Regel oder inkorrektes Konzept auftauchen, sind diese im prozedualen
Gedächtnis verankert und schwieriger korrigierbar
• sollte darauf geachtet werden, dass sich keine schwer revidierbaren Fehler in Routinen der SuS einschleichen
• wichtig, SuS das Gefühl zu geben, dass es menschlich ist, Fehler zu machen und diese als Lernmöglichkeiten
nutzen
→ positive Fehlerkultur, thematische Motivierung im Unterricht und angenehmes Unterrichtsklima hängen positiv
mit Lernergebnissen zusammen
→ motivationsstützender Unterricht
S Satisfaction den SuS das Gefühl geben, dass sie etwas Interessantes und Nützliches gelernt haben
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9.6 Attribution – die Erklärung von Handlungsergebnissen
(handlungsorientierte Perspektive)
Ein Schüler erklärt sich eine gute Zensur – und somit seine Mathematikleistungen mit seinen intensiven Vorbereitun-
gen (Anstrengung). Eine Mitschülerin führte ihr fast gleiches Ergebnis auf ihr Können zurück. Weitere Befragte gaben
an, dass das Ergebnis damit zusammen hänge, dass sie einen guten Tag gehabt hätten.
SuS, die schlecht abgeschnitten hatten, behaupteten, für das Fach nicht die nötige Begabung zu haben; andere gaben
an, bei der Auswahl der Aufgaben Pech gehabt zu haben.
Attribution: Ursachenzuschreibung – subjektive Ursache (hier: für Erfolg und Misserfolg in Leistungssituationen)
→ problematisch
Wie können Lehrpersonen günstige Attributionsmuster, ein positives Selbstkonzept und Selbstwirksamkeit in ihrem
Unterricht unterstützen? → motivationsförderliche Rückmeldung im Unterricht
• Leistung generell auf internale, variable Ursachen zurückzuführen (also auf Anstrengung)
• positive Leistungen auf Fähigkeit zurückzuführen
• positive Verstärkung, Lob und Unterstützung im Unterricht
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Arten von Feedback
Feedback: Rückmeldung im Hinblick auf vorherige Leistungen <-> Feedforward: Rückmeldung im Hinblick auf zu-
künftige Arbeiten und Leistungsperspektiven
→ sollte neben der Auskunft über Ergebnisse einer Aufgabe (summatives Feedback) auch Fortschritte aufzeigen und
in Kombination mit Feedforward (Aufzeigen konkreter Lernziele und dem Weg, diese zu erreichen) → Lernziele soll-
ten erreichbar sein und aus Sicht der SuS als sinnvoll erachtet werden
Strategiefeedback: Aufzeigen zur Erreichung der Lernziele hat hohe Lernwirksamkeit → wirkt sich positiv auf Moti-
vation aus, insbesondere Selbstwirksamkeitsüberzeugungen
formatives Feedback und Prozessfeedback sind wirksamer als summatives Feedback → wirken sich positiver auf
Selbstwirksamkeitsüberzeugungen aus
→ nicht jede Feedbackmaßnahme ist förderlich, wie etwa Androhung von Bestrafung oder Setzen extrinsischer An-
reize
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10 Migration und Mehrsprachigkeit
• Schule als eine zentrale Sozialisationsinstanz für Kontakt von Lernenden mit und ohne Migrationshinter-
grund mit der Kultur der Residenzgesellschaft → Vermittlung interkultureller Kompetenzen
• Schulerfolg als wichtiger Prädikator für spätere berufliche und soziale Teilhabe
• im Hinblick auf schulische Leistungen ist Qualität des Unterrichts einer der wichtigsten Faktoren
• aktuelle Befunde aus PISA u.a. zeigen für Deutschland: Leistungsfähigkeit in Bezug auf Lesekompetenz sowie
Kompetenzen in Mathe und NaWi fällt bei SuS mit Migrationshintergrund schlechter aus als bei SuS ohne
Migrationshintergrund
• Effekte der Sprachgruppen: SuS mit türkischem Migrationshintergrund weisen im Verhältnis zu deutschen
SuS besonders schlechte Leistungsergebnisse auf
• soziale Herkunft, Geschlecht und Migration als Gründe für Bildungsnachteile
• Klassenkomposition in Hinblick auf SES hat einen deutlichen Einfluss auf Lernleistungen
→ Integrations-/Übergangsklassen
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10.2 Sprachbildungsunterstützung: scaffolding
• Konzept für sprachsensible Unterrichtsplanung (Makro-Scraffolding) sowie für Planung der Interaktion im
Unterricht (Mikro-Scaffolding)
• bedeutet, den SuS für Bewältigung von Aufgaben Hilfen zur Verfügung zu stellen (Gerüste bauen), die im An-
schluss immer weiter zurückgenommen werden
• Ziel: SuS unterstützen, die Zone der proximalen Entwicklung zu erreichen
Materialanalyse: Welche sprachlichen Herausforderungen beinhalten bspw. die Lernaufgaben im Schulbuch für SuS?
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10.3 sprachliche Vielfalt und Schule
→ Kinder mit Migrationshintergrund werden auch in Zukunft zwei- oder mehrsprachig in Bildungseinrichtungen ein-
treten
• Bilinguale haben bessere Aufmerksamkeitskontrolle als einsprachige – unabhängig vom sozialen Status
• mehrsprachige Personen verfügen über höhere Sprachbewusstheit als einsprachige → erleichtert den
Fremdspracherwerb
• Interdependenzhypothese (nach Cummins): Kompetenz in der Erstsprache hat Einfluss auf Erwerb von
Fremdsprachen → Transfereffekt der Mehrsprachigkeit auf Erwerb weiterer Fremdsprachen
• Vorteile für kognitive Fähigkeiten im hohen Alter → Demenzverzögerung
→ positive, zum Teil signifikante Zusammenhänge zwischen Erstsprachkompetenz und Deutsch- bzw. Englischleis-
tungen
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Ergebnisse zur migrationsbedingten Mehrsprachigkeit
• migrationsbedingte Mehrsprachigkeit kann eine individuelle Ressource für schulisches Sprachenlernen und
für schulische Anpassung sein
• Kompetenz in Erstsprache scheint als Unterstützung beim weiteren Sprachenlernen relevant zu sein → für
Erwerb des Englischen, aber auch Erwerb von DaZ
• Kompetenz in Zweitsprache (Brückensprache) scheint beim L3 Lernen eine besondere Rolle zu spielen
→ sprachliche Erfahrung und Lernstrategien von Mehrsprachlern stellen Lerngrundlage für weiteres Lernen von
Fremdsprachen dar
10.5 Sprachsensibilität
Ziele von sprachsensiblem Unterricht
• SuS werden in ihrer Wahrnehmung sprachlicher Phänomene unterstützt und können dadurch
o Einzelphänomene aus komplexen Zusammenhängen isolieren
o suchen nach Bekanntem und Ähnlichem
o beziehen in Sprachvergleiche ihre Muttersprache und erlernte Fremdsprache ein
o erkennen Vergleichbares auf verschiedenen Ebenen (Morphologie, Syntax, …)
• solche Ansätze werden inzwischen auch für Fachunterricht, wie z.B. Mathe und Biologie entwickelt
• sprachvergleichende Ansätze wirken positiv auf Lernleistungen der ganzen Klasse
• durchgängige Sprachbildung
Mehrsprachigkeitsorientierung im Unterricht
• Akzeptanz von mehreren Sprachen und Sprachkompetenz im Unterricht
• Kultur/kulturelle Vielfalt einbringen, respektieren und verstehen
• respektvoller Umgang, unterschiedliche Fehler der Grammatik (je nach Herkunft), Lernen voneinander, indi-
viduelle Förderung
• Unterrichtskonzepte werden ausgearbeitet → bilingualer Unterricht
• internationale Namen in bspw. Aufgabenstellungen → Internationalismus betrachten
• SuS mit deren verschiedenen Sprachen verbinden, um zu zeigen, welche Gemeinsamkeiten und Unter-
schiede existieren
• Berücksichtigung anderer Sprachen im Unterricht
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10.6 Aufgabenbeispiele
kulturelle Wertschätzung
• Schule von zentraler Bedeutung, damit Vielfalt in Migrationsgesellschaft als selbstverständlich wahrgenom-
men werden kann
• sehr wichtig, kulturalistische Defizitperspektive zu überwinden und Lehrpersonen für exkludierende und dis-
kriminierende Mechanismen zu sensibilisieren
• Schulklima und Unterricht durch egalitären und inklusiven Ansatz auch hilfreich für SuS ohne Migrationshin-
tergrund
→ sowohl für SuS mit als auch ohne Migrationshintergrund ist ein inklusives Schulklima eine wichtige Bedingung für
ihre schulische Identifikation und ihr Engagement
→ für SuS mit Migrationshintergrund scheinen darüber hinaus die engen Beziehungen zu den einzelnen Lehrperso-
nen besonders bedeutsam
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11 Heterogenität – Individuelle Förderung – Inklusion
Wie geht Schule mit der Verschiedenheit der Lernenden um?
• zunächst: gar nicht bzw. durch Ausschluss (bspw. Exklusion Armer, Mädchen/Frauen; bei Wohlhabenden
andere Inhalte für Mädchen und Jungen)
• enge Verflechtung von Kirche und Schule
• altersgemäße Trennung von Jahrgangs-Schulklassen
• W. v. Humboldt (1809) Volksschule als „niedere Schule“, Humanistisches Gymnasium als höhere Schule
• Industrialisierung: Mädchengymnasium (neusprachlich), technische Gymnasien
• „Orientierung an Mittelköpfen“ (Trapp, 1870)
• 1919: Weimarer Schulkompromiss, dreigliedriges Schulsystem + Sonderschule/Förderschule, bis dahin allge-
meine Hochschulreife nur am humanistischen Gymnasium
11.1 Heterogenität
• Uneinheitlichkeit der Elemente einer Menge hinsichtlich eines oder mehrerer Merkmale
• negativ: Heterogenität als Problem
• positiv: Diversität als Chance
• Anspruch: individuelle Förderung → „Jedem Kind in gleicher Weise gerecht werden.“
Differenzierung
• unterschiedlicher Umgang mit einzelnen SuS oder Schülergruppen, zumeist in Abhängigkeit von ihren Eigen-
heiten
• innere Differenzierung: Differenzierung innerhalb eines unterrichtlichen Rahmens, innerhalb einer Schul-
klasse
• äußere Differenzierung: Differenzierung durch räumlich strukturelle Trennung bspw. in getrennte Klasse
oder Schulformen
• Aspekte der Verschiedenheit: Begabung, Vorwissen, sozio-ökonomischer Hintergrund, Alter, Entwicklungs-
stand, Lernstil, Migrationshintergrund, Geschlecht, Interessen, Präferenzen, Kultur, Werte, Sprache etc.
→ individualisierter Unterricht für einzelne SuS ist für einzelne Lehrkraft nicht möglich?
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11.2 Umgang mit (Leistungs-)Heterogenität
vier Reaktionsmöglichkeiten auf Lern- und Leistungsdifferenzen (Weinert 1997)
• Ignorieren der Unterschiede (passive Reaktionsform)
• Anpassung der SuS an Anforderungen des Unterrichts (substitutive Reaktionsform)
• Anpassung des Unterrichts an die Unterschiede der SuS (aktive Reaktionsform)
• gezielte Förderung der SuS durch adaptiven Unterricht (proaktive Reaktionsform)
Unterscheidung zwischen Zweck und Art der Realisierung der Adaption (Leutner 1992)
• Zweck der Adaption: drei Modelle
o Fördermodell
o Kompensationsmodell
o Präferenzmodell
• drei Arten der Realisierung
o Anpassung des Lernziels
o Anpassung der Lernmethode
Lernmerkmale berücksichtigen
für jede Unterrichtseinheit eine Lernumgebung schaffen:
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11.3 Inklusion
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Unterricht unter inklusiver Bedingungen
• individualisierte Unterrichtsangebote sind für Mehrzahl der Lehrkräfte eine hohe Beanspruchung → Inklu-
sion erfordert in vielen Fällen mehr als eine pädagogische Fachkraft
• oft wird Ideal eines Unterrichts gefordert, der allen SuS mit ihren Eigenheiten ohne Ansehen der Person in
gleicher Weise gerecht wird → Idee eines unteilbaren Spektrums individueller Unterschiedlichkeit
• solch radikal inklusiv individualisierter Unterricht ist ohne stark öffnende „reformpädagogische“ Unterrichts-
formen nicht leistbar
• aber: leistungsschwächere SuS sollten von einem stärker strukturierten, weniger geöffnetem Unterricht pro-
fitieren
11.4 Teamteaching
one teaching, one observing: eine Lehrkraft unterrichtet, die andere beobachtet gezielt
one teaching, one drifting: eine Lehrkraft unterrichtet, die andere unterstützt einzelne SuS
station teaching: jede Lehrkraft ist für eine von mehreren Stationen verantwortlich, die weiteren werden selbststän-
dig bearbeitet
parallel teaching: zwei heterogene gleichgroße Gruppen, beide Lehrkräfte behandeln mit ihrer Gruppe das gleiche
Thema oder sich ergänzende Themen)
alternative teaching: eine Lehrkraft unterrichtet den Großteil der Klasse, die andere arbeitet mit einer kleinen
Gruppe an einem Projekt oder vertiefenden Thema)
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11.5 Bezug zum Angebots-Nutzungs-Modell
• Übernahme von Funktionen durch bzw. Abgabe von Funktionen an die jeweils andere Seite
• nutzungsseitig können SuS bzw. Eltern Defizite des Angebots kompensieren
• angebotsseitig können Schulen Stützfunktionen des Elternhauses übernehmen
• Angebotsqualität ist von herausragender Bedeutung, da SuS selbst zumindest in Teilen kaum Kompensati-
onsmöglichkeiten haben
• Angebot muss die Nutzung fördern und im Rahmen des Möglichen Defizite kompensieren. z.B.
o Sehbehinderter Inklusionsschüler erhält größere Kopien als der Rest der Klasse
o Lernprozesse von SuS im Förderschwerpunkt Lernen bedürfen mehr Struktur und Sicherstellung von
Motivation und Engagement
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12 Reflexion
• Bereitschaft und Fähigkeit zur Reflexion des eigenen Handelns stellt zentrales Merkmal professioneller
Handlungskompetenz von Lehrkräften dar
• Lehrpersonen gelten als lebenslang lernende und reflektierende Praktiker
• Reflexion als zentraler Bestandteil von Unterrichtsentwicklung
• Ressourcenorientierung: vorhandene Ressourcen zur Problemlösung heranziehen und nutzbar machen
→ entsprechend der bundesweiten Vorgaben soll Reflexion des eigenen Handelns im Unterricht bereits im Rahmen
der Lehrerausbildung gefördert werden (KMK, 2004)
Reflexion ist ein gezieltes Nachdenken über bestimmte Handlungen oder Geschehnisse im Berufsalltag. Individuell
oder im Austausch mit anderen Personen werden Handlungen oder Geschehnisse systematisch und kriteriengeleitet
erkundet und geklärt. (Wyss 2013)
Ziele
• (Selbst-)Einschätzung, Bewusstwerdung, Bewertung
• Erweiterung der Perspektiven und des persönlichen Horizonts
• Prozesse verstehen, erklären und prognostizieren lernen
• Erweiterung von Einstellungen und Denkweisen
• Schaffung von Vertrauen, Motivation, Respekt und positives Klassenklima (z.B. durch den Einbezug des SuS
in die zukünftige Unterrichtsgestaltung)
• Optimierung/Weiterentwicklung von Verhaltensweisen oder Abläufen auf Grundlage systematisierter Be-
obachtungen, die eine Differenz zwischen Ist- und Soll-Zustand erkennbar machen
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Team/Peer-Reflexion: erfolgt eine Team/Peer-Reflexion, ist eine längere Zusammenarbeit wünschenswert, um ge-
meinsame Routinen und vor allem Vertrauen aufzubauen
Fremdreflexion: eine dritte Person kann eigene Kriterien oder gemeinsam besprochene Kriterien oder gemeinsam
besprochene Kriterien zugrunde legen → Rückmeldung kann auch durch Verweis auf wissenschaftliche Texte oder
eigene Einschätzungen erfolgen
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12.1 Modelle der Reflexion
Prozess der Reflexion im Sinne des Ablaufs wird in verschiedenen zyklischen Modellen der Reflexion abgebildet
→ Intensität der Reflexion wird von Reflexion des Verhaltens bis zur Reflexion der eigenen
professionellen Identität und Mission als steigend im Sinne wachsender Relevanz im Hin-
blick auf professionelle Identität des Reflexionsaspekts verstanden
• Reflektieren der eigenen Unterrichtspraxis ist für befragten Lehrpersonen ein zentraler Bestandteil ihres Be-
rufsalltags und bereitet keine Mühe
• insbesondere „Jungelehrpersonen“ äußern, dass das Thema Reflexion in der Ausbildung sehr präsent war
und dass während der Ausbildung in unterschiedlicher Weise über Unterricht reflektiert wurde, zumeist
mündlich und retroperspektiv
Ziele
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Ergebnisse
• Reflexion braucht Zeit und Energie, die manchmal nicht vorhanden ist oder die man nicht aufbringen möchte
→ insbesondere die Jungelehrpersonen sehen sich zu Beginn ihres Arbeitslebens mit so vielen Aufgaben be-
schäftigt, dass man kaum mehr Zeit für eine strukturierte Reflexion bleibt
• meisten Befragten sind der Meinung, dass strukturierte Unterrichtshospitation und gemeinsame Reflexionen
häufiger durchgeführt werden sollten; insbesondere die Möglichkeit, eine Rückmeldung von Drittpersonen
zu erhalten, wird hierbei als positiv erachtet
• Verbesserungsvorschläge: Änderung der institutionellen Voraussetzungen, damit Lehrpersonen Zeit haben,
um gemeinsam gezielt zu reflektieren; Möglichkeit, Feedback von Lernen oder Eltern miteinzubeziehen oder
vermehrt mit Videos zu arbeiten
12.3 Unterrichtsentwicklung
• umfasst alle Aktivitäten und Initiativen, die eine Verbesserung des eigenen Unterrichts und des dafür erfor-
derlichen professionellen Wissens und Könnens der Lehrperson in den Blick nehmen
• Ziel: Wirksamkeit des Unterrichts steigern
• fokussiert z.B.
o Veränderung von Lehrmethoden, Lehr-Lern-Szenarien und Lehrmaterialien
o Effektivierung der Klassenführung
o Stärkung eigener Kompetenzen
• Unterricht als Zentrum schulischer Aktivität
• Unterrichtentwicklung als Teilaspekt der Organisationsentwicklung in Schulen
• Unterrichtsentwicklung ist ein Teil von Personalentwicklung
• Lernen innerhalb der Organisation Schule
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12.4 Reflexion mithilfe von Videos
• angehenden Lehrpersonen fällt es häufig schwer, theoretisches Wissen in praktische Bezugskontexte zu in-
tegrieren
• Nutzung von Videos in der Lehrerausbildung kann Fähigkeit fördern, theoretisches Wissen mit der Praxis in
Verbindung zu bringen → bessere Vernetzung von Wissen → Inhalte leichter erinnern und aktivieren
• Reflexion von eigenen und fremden Unterrichtsvideos kann Aufmerksamkeitsausrichtung und professionelle
Wahrnehmung auch von angehenden Lehrpersonen trainieren
• besonders wirksam ist Kombination von individuelles Analysen und gemeinsamer Diskussion
empirische Befunde
• Videoeinsatz in der Lehrerausbildung kann professionelle Wahrnehmung von Unterricht steigern → positiver
Einfluss auf Fähigkeit, relevante Unterrichtssituationen zu erkennen sowie theoretische Konzepte auf den
Unterricht zu übertragen
• eigene Unterrichtsvideos weisen höhere persönliche Involviertheit auf, was Motivation der Auseinanderset-
zung und Tiefe der Reflexion steigert
→ Vorführung von erwünschten Verhaltensweisen (z.B. guter Umgang mit Fehlern) als Orientierungshilfe für Ler-
nende → Verhaltensweisen aus Best Practice Beispielen soll weitestgehend übernommen werden
→ Anregung zur Reflexion über Unterrichtssituationen → Wahrnehmung von Tiefenstrukturen des Unterrichts ge-
schärft und Verständnis von Unterrichtsprozessen
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12.5 kooperative Reflexion
• vielfältige Perspektiven, theoretische Kenntnisse und Erfahrungen können eingebracht werden
o Wissenserweiterung
o Professionalisierung
o Innovationsbereitschaft der Lehrpersonen
o positive Wirkung auf berufliche Zufriedenheit
• positive Einstellung zu Reflexion und kooperativem Arbeiten ist wichtig → gemeinsame verbindliche Abstim-
mung von Inhalten, Zielen und Regeln
• aufmerksamkeitsleitende Hinweise und reflexionsanregende Fragen können Reflexionsprozesse unterstüt-
zen
reflektierende Teams
1. Interview-System reflektiert Videosequenzen bezüg-
lich des gewählten Themas → Interviewer stellt da-
bei Fragen, die zum Nachdenken anregen
2. reflektierende Team reflektiert im Anschluss das Ge-
spräch im Interview-Team → inhaltlich und Meta-
Kommunikationsebene
3. Interview-System reflektiert, inwieweit Reflexion des
reflektierenden Teams für Problemlösung von Nut-
zen sein kann, welche Inhalte die eigene Perspektive
erweitern und was vom Gesagten welche Emotionen
ausgelöst hat
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12.6 unterrichtsbezogene Schülerrückmeldungen
• Einbezug von Schülerfeedbacks zum Unterricht ist bedeutsam, da SuS subjektive Wirkungen von Unterricht
und Lehrerhandeln auf ihr Lernen gut beurteilen können
• Schülerrückmeldungen repräsentieren somit ihre spezifische Perspektive auf den Unterricht
→ darauf gerichtet, mit Hilfe angemessener Methoden Sichtweisen und Bewertungen anderer Personen kennenzu-
lernen, um einen Gegenstand besser zu verstehen (Helmke 2015)
Funktionen
• Lernfunktion: Erkenntnisgewinn in Bezug auf Evaluationsgegenstand und -prozess
• Entwicklungsfunktion: Verbesserung bzw. Optimierung der Lehr-Lernprozesse als evaluierten Gegenstand
• Schülerfeedback kann als Baustein einer demokratischen Schulkultur angesehen werden
• SuS fühlen sich Ernst genommen und sind motivierter, dem Unterricht zu folgen
Methoden
freie Rückmeldung
kriteriengeleitetes Feedback
Fragebögen
• standardisierte Fragebögen können breites Spektrum von fächerübergreifenden Merkmalen der Qualität des
Unterrichts berücksichtigen
• äquivalente Frageformulierungen bieten Möglichkeit, unterschiedliche Perspektiven auf den Unterricht zu
erfassen
• Beispiele: Fragebögen aus empirischen Studien zum Unterricht, diverse Programme
Fragestellung: Wie verarbeiten Lehrpersonen die Ergebnisse eines Schülerfeedbacks und wie nutzen sie diese für die
Weiterentwicklung ihres Unterrichts?
Stichprobe: 10 zufällig ausgewählte Lehrkräfte, die das Selbstevaluationsportal des Institutes für Schulqualität ge-
nutzt haben; Unterrichtsfächer und Berufserfahrungen variiert
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Instrument: leitfadengestütztes Interview zur Erfassung subjektiv wahrgenommener Verarbeitungsprozesse der
Rückmeldeinformationen
Ergebnisse:
• Rezeption: welche Ergebnisse des Schülerfeedbacks werden von den Lehrkräften rezipiert?
o negativ wahrgenommene Unterrichtsaspekte aus SuSSicht sowie Unterschiede in der Selbst- und
Fremdeinschätzung
o Ergebnisse zu Konstrukten, die für Lehrperson persönlich Qualitätsmerkmale von Unterricht sind
• Reflexion: wie werden die Ergebnisse von den Lehrkräften interpretiert?
o Ausgangspunkt für Reflexionsprozesse: Wahrnehmungsunterschiede zwischen Lehrkraft und Klasse
o Erklärung der Wahrnehmungsunterschiede z.B. durch unterschiedliche Unterrichtswahrnehmung,
kritische Einstellung der Lernenden, Globalurteile der Lernenden
o Klassengespräch als relevanter Aspekt für den weiteren Reflexionsprozess (aktiver Einbezug der Ler-
nenden, Nachbesprechung der Rückmeldungen, Erläuterung und Diskussion didaktischer Methoden
etc.)
• Motivation: inwiefern fühlen sich Lehrkräfte in Folge ihrer Schlussfolgerungen aus der Ergebnisanalyse moti-
viert, etwas an ihrem Unterricht zu ändern?
o Stärkung der Motivation durch positive Schülerrückmeldungen → Verstärkung des eigenen berufli-
chen Handelns, Antrieb von besser zu werden
o Demotivierung durch Schülerrückmeldungen, die keine neuen Erkenntnisse bringen oder wenn die
Lehrperson nicht weiß, wie sie die negativ beurteilten Aspekte verbessern kann
• Aktion: welche konkreten Veränderungen der Unterrichtspraxis hat es in Folge der Schülerrückmeldung ge-
geben?
o Effekte des Schülerfeedbacks: Stärkung des Unterrichts (positiv wahrgenommene Aspekte) sowie
der Schüler-Lehrer-Beziehung
o veränderte Wahrnehmung in Bezug auf einzelne, z.B. leistungsschwächere SuS
o Erweiterung und Verstärkung bereits implementierter und erprobter Methoden
o Begründungen für Nichthandeln: kein zukünftiger Unterricht in der befragten Klasse, Handlungsvor-
satz gerät in Vergessenheit, Reflexionsprozess noch nicht abgeschlossen
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→ Wahl der Instrumente für die Schülerrückmeldung – allein geschlossene Fragebogenformate könnten problema-
tisch sein
→ Ergänzung durch offene Antworten und durch das Gespräch mit SuS scheint wichtig
→ hilfreiche Unterstützungskontexte
• Sowohl angehende als auch erfahrene Lehrpersonen schätzen Reflexion generell als relevant ein. Gerade
für angehende Lehrkräfte sind systematische Unterstützungsstrukturen für die Entwicklung von Reflexi-
onskompetenz hilfreich.
• Berufsbezogene Einstellungen und Belastungserfahrungen sowie strukturelle Voraussetzungen im schuli-
schen Kontext können die Reflexionsbereitschaft und das Reflexionsverhalten beeinflussen.
• Kooperative Strukturen der Reflexion können unterstützend und entlastend eingesetzt werden; sie müs-
sen jedoch eingeübt und strukturell unterstützt werden. Gerade für kooperative Reflexion in Peer-Kon-
texten sind reflexionsunterstützende Strukturen und unterstützende Fragen hilfreich.
• Dabei sind strukturierende Settings und reflexionsanregende Fragen wichtig, um den Reflexionsprozess
zu fokussieren.
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13 Medienpädagogik und Mediendidaktik
13.1 Medienpädagogik
seit Ende 50er Jahre angewendet auf
Medienpädagogik umfasst alle Pädagogisch relevanten und potenziell handlungsanleitenden Sätze mit Medienbezug
und deren Reflexion unter Einbeziehung empirischer Forschungsergebnisse und normativer Vorstellungen bzw. medi-
enkundlicher und -theoretischer, lern- und lehrtheoretischer sowie sozialisations-, erziehungs- und bildungstheoreti-
scher Grundlagen (Tulodziecki 2011)
daneben
• E-Learning
• Informatik
• IKG
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13.2 Mediendidaktik
Forschungs- und Theorieansätze der Mediendidaktik
1. kybernetischer Ansatz: neue Medien als Lernumgebung
2. behavioristischer Ansatz (Skinner): Lernzielorientierung, Lehren und Lernen mit Medien als Stimulus-
Response-Verstärkung, (Lernsoftware)
Akkomodation: Individuum passt sich an
3. kognitionstheoretischer Ansatz (Piaget): Äquilibration
Umwelt an
durch Akkomodation und Assimilation, mediale Lernumge-
bung zur Auseinandersetzung und Reflexion Assimilation: Umwelt passt sich an Indivi-
4. konstruktivistischer Ansatz (Kelly): Medien zur Unterstüt- duum an
zung der eigenständigeren aktiven Konstruktion von Wis-
sen, Simulationen, VR etc.
Digitalisierung
• adaptive Lernumgebung, die ein personalisiertes Lernen ermöglichen, werden realistisch und bezahlbar
• personalisiertes Lernen steht jedoch im Widerspruch zur sozialisierenden und sozial integrierenden Funktion
der Schule
• Bildungsmonopol der Schule bröckelt → Lernangebote sind auch außerhalb der Schule fast unbegrenzt ver-
fügbar
• Risiken der Online-Lernvideos
o Qualitätsproblematik
o Indoktrinationsproblematik
o Finanzierungsproblematik
o Entgrenzungsproblematik
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13.3 Medien und Schule
Medien der Schule: Mittelalter bis in die 1940er Jahre Medien in der Schule 1940-2000
Medienkompetenzrahmen
• besteht aus insgesamt 24 Teilkompetenzen in 6 Kategorien
• Ziele
o Heranwachsende an den Chancen des digitalen Wan-
dels teilhaben lassen
o Kindern und Jugendlichen die erforderlichen Schlüs-
selqualifikationen beibringen
o eine erfolgreiche berufliche Orientierung ermöglichen
o Vermittlung von sicherem, kreativem und verantwor-
tungsvollem Umgang mit Medien
o eine informatische Grundbildung bieten
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Umgang mit Smartphones in der Schule
• viele Schulen verbieten Handys während des Schulbesuchs
• andererseits werden Rechercheaufgaben vergeben etc.
• Geräte mit gleicher Funktionalität werden im Rahmen der Digitalisierung von der Schule bereitgestellt
→ SuS nutzen die Geräte nicht allein für schulische Belangen: Google docs löst WhatsApp an US-Schulen als Kommu-
nikationsplattform ab. Da viele Schulen chromebooks als Schullaptops nutzen, ermöglicht ein doc-file mit vielen Au-
tor:innen den nicht kontrollierten Chat im Unterricht
informations- und kommunikationstechnische Grundlagen als Fach oder Abbildung in den Fächern
Erwerb der sogenannten „informations- und kommunikationstechnischen Grundlagen (IKG)“, speziell der Umgang
mit „Standardsoftware“ ist in den Lehrplänen des Landes NRW auf verschiedene Fächer verteilt
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Lernfortschritte im Lockdown
Einflüsse sozialer Herkunft und der Klassenzusammensetzung
auf das Lernen im Lockdown (Klassen nutzen vor dem Lock-
down und während des Lockdowns die Lernplattform ZEARN)
Klassenführung im Videoklassenzimmer
• „Kamera an“
• No-Hand-Up: zufälliges Drannehmen nach Teilnehmer-Liste
• Mini-Whiteboards: alle halten ihre Lösungen auf A4-Zettel in die Kamera
• SuS nicht alleine, sondern in Breakoutgroups mit zwei oder mehr SuS arbeiten lassen und dann Arbeitsergeb-
nisse präsentieren lassen
• Wahlmöglichkeiten geben bspw. über choice boards
• auch einmal Zeit für „zweckfreie“ Kommunikation in Breakoutgroups geben
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14 Datenschutz
Personenbezogene Daten
• personenbezogene Daten natürlicher Personen unterlegen der DSGVO
o betrifft das Erheben, Speichern und Verarbeiten derartiger Date
o Zweckbindung (bzw. Erlaubnisvorbehalt)
• rechtliche Konsequenzen der DSGVO
o informierte Einwilligung
o Anonymisierung
o geschütztes Speichern und Vernichten
• Recht jedes Individuums, selbst über die Weitergabe und Verwendung seiner personenbezogenen Daten zu
bestimmen
• allgemeines Persönlichkeitsrecht, abgeleitet aus
o Art.2 Abs. 1 Grundgesetz
„Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit“
o i. V. m. Art. 1 Abs. 1
„Die Würde des Menschen ist unantastbar“
→ informierte Einwilligung der betroffenen Person zum Erheben, Speichern und Verarbeiten personenbezogener
Daten
Einwilligungserklärung im Schulkontext
• „… Daten dürfen nur mit Einwilligung der Betroffenen erhoben werden. Minderjährige SuS sind einwilli-
gungsfähig, wenn sie die Bedeutung und Tragweite der Einwilligung und ihre rechtlichen Folgen erfassen
können und ihren Willen hiernach zu bestimmen vermögen.“ (§120 Abs. 4 SchulG NRW)
• von Einsichtsfähigkeit bei SuS wird ab 14 Jahren ausgegangen → jedoch individuell zu beurteilen
• ansonsten Unterschrift einer/-s (beider) Erziehungsberechtigten
• alles was über die Erhebung, Verarbeitung und Speicherung von grundlegenden Daten der SuS hinausgeht,
benötigt eine Einwilligungserklärung der Betroffenen
• keine pauschale Einwilligung der Eltern → muss stets zweckspezifisch erfolgen
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allgemeine Checkliste zur Erstellung von Einwilligungserklärungen
• klare Sprache
• Informationen zu Ablauf und Erhebung, Verarbeitung und Nutzung der Daten
• Widerspruch ermöglichen ohne Nachteile
• Unterschrift der Erziehungsberechtigten bzw. des/der SuS
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