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Handout Gruppe 8 informelle außerschulische Bildung 17.01.

2023

Informelle außerschulische Bildung


Informelles Lernen
Lernen, das im Alltag, am Arbeitsplatz, im Familienkreis oder in der Freizeit
stattfindet. Es ist (in Bezug auf Lernziele, Lernzeit oder Lernförderung) nicht
strukturiert und führt üblicherweise nicht zur Zertifizierung. Informelles. Lernen kann
Ziel gerichtet sein, ist jedoch in den meisten Fällen nichtintentional (oder
inzidentell/beiläufig).
Stellenwert & Anteile Informeller Bildungsprozesse
Anfang der siebziger Jahre hat die UNESCO festgehalten, dass informelles Lernen
etwa 70% aller menschlichen Lernprozesse umfasst. Allerdings findet informelles
Lernen erst jetzt, in letzter Zeit an Beachtung und auch in Deutschland Eingang in
bildungspolitische Debatten.
Informell erworbenes Wissen ist vor allem für die Wirtschaft interessant, da
es für den einzelnen ein größeres Bewusstsein der eigenen Kompetenzen, mehr
Selbstvertrauen und dadurch auch bessere Aussichten auf dem Arbeitsmarkt
ermöglicht. Außerdem ist es schlichtweg eine alternative für Menschen die innerhalb
formaler Lernwege Probleme hatten.
Formelles Lernen
Lernen, das üblicherweise in einer Bildungs- oder Ausbildungseinrichtung stattfindet,
(in Bezug auf Lernziele, Lernzeit oder Lernförderung) strukturiert ist und zur
Zertifizierung führt. Formales Lernen ist aus der Sicht des Lernenden Ziel gerichtet.

Weitere wichtige Begriffe


Non formales Lernen: Lernprozesse, die zwar systematisch und geplant stattfinden,
aber nicht auf einen Abschluss oder ein Zertifikat zielen. Sie finden nicht in einer
Bildungseinrichtung, sondern außerhalb formaler Institutionen.
Implizites Lernen: Implizites Lernen geschieht unbewusst. Der lernenden Person ist
nicht bewusst, dass sie Wissen erwirbt -> nicht reflektierte Lernen
Inzidentelles Lernen: ist ein beiläufiges unbewusstes Lernen. Neben den
intendierten Lernprozessen werden auch noch andere Inhalte gelernt -> beiläufiges
Lernen
Erfahrungslernen: Lernen, das über die reflektierende Verarbeitung von
Erfahrungen erfolgt. Dabei muss die Handlung eine Problemlöseaufgabe, in die die
Person mit eingebunden ist.
Welche Relevanz haben diese Lernprozesse für die Kinder und
Herkunftsfamilien, welche für das Bildungs- und Ausbildungssystem?
Relevanz der Lernprozesse für Kinder:
• Lernen geht weit über die Schule hinaus (70 Prozent finden informell statt)
• Lernen zuhause und neben der Schule weiter gehen
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• beginnt in früher Kindheit


• anregende Lernumgebungen konstruiert werden um die Fähigkeit zur
Selbststeuerung zu stärken
• Möglichkeiten sind gekoppelt an die Herkunftsfamilie
Relevanz der Lernprozesse für Herkunftsfamilien:
• Einfluss der Herkunftsfamilie auf die Aneignung von Fähigkeiten, die
Lernmotivation und die Prägung von Einstellungen -> Ausbildung
des Habitus von Pierre Bourdieu
• unterschiedlichen Voraussetzungen der Schichten haben verschiedene Kinder
verschiedenen Zugang zu Lernprozessen
➔ Sozial höheren Schichten haben einen deutlichen Vorteil, da sich Computer,
Nachhilfe oder Unterstützung bei den Hausaufgaben, besser organisierte
Freizeitaktivitäten durch ein höheres Kapitalvolumen haben
Relevanz der Lernprozesse für das Bildungs- und Ausbildungssystem:
• Wirtschaft: Lernen am Arbeitsplatz, in sozialen Bewegungen, im Bereich neuer
Medien, im Freizeitbereich findet zunehmend Beachtung -> Vorteil für den
Betrieb
• Bildung: Problem der Entgrenzung: Verschmelzung vom schulischen Lernen
und außerschulischen Lernen -> Zertifizierungsmöglichkeit mit
Anerkennungsprozeduren für informelles Lernen
• Gefahr: Dominanz des Verwertbarkeitsgedankens
• flexibleres Beschäftigungssystem

Bildungsbedeutsamkeit von Familie:


• Grundlegenden Fähigkeiten und Bereitschaften für weitere Bildungsprozesse
werden dort geschaffen
• Grundlegende Bildungsinstitution
• Ursprüngliche und begleitende Ort der Bildung von Humanvermögen
• Auswirkungen auf Schulform und Schulerfolg
• Ausgangspunkt für außerfamiliäre Bildungsprozesse
➔ Der Familie wird eine hohe Bildungsbedeutsamkeit zugeschrieben
Die Gatekeeper-Funktion der Familie:
• Die Familie öffnet und schließt Zugänge zu Erfahrungswelten/
außerschulischen Bildungsorten
• Ungleiche Zugänge durch Ressourcenunterschiede in Familien
• Entscheidenden Einfluss auf Bildungschancen und außerschulischen
Bildungs- und Lerngelegenheiten
➔ Differentielle Verschränkungen zwischen familialen und schulischen
Bildungsorten
➔ Bedingte Freiheit der Kinder
Das Arbeitsbündnis zwischen Familie und Schule:
• Arbeitsbündnis mit hierarchischem Charakter
• Die Familie ist abhängig von der Institution Schule, durch die Qualifizierungs-
und Berechtigungsfunktion von Schule
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• Schule bietet einen Nachweis an Bildung bzw. Kulturellem Kapital


➔ Die Familie steht in Abhängigkeit zur Schule

DJI Kinderpanel Studie


• Längsschnittstudie zu den Lebensverhältnissen und
Sozialisationsbedingungen von Kindern in DE
• 714 Kinder in der Grundschule und deren Eltern wurden zu den Vereins- und
Freizeitaktivitäten der Kinder befragt
• Aufteilung in 4 Milieus
• Milieu 1 hat das geringste kulturelle und ökonomisches Kapital
• Ob der Bildungsort Familie milieuspezifische Muster aufweist
• Ob es Hinweise auf herkunftsspezifische Verflechtungen zwischen Schule und
Familie gibt
Ergebnisse

➔ Die Teilnahme an Freizeit- und Vereinsaktivitäten sowie die Teilnahme an


außerschulischen Unterrichtsstunden sind bei den Kindern mit dem größten
kulturellen und ökonomischen Kapital deutlich größer als bei den anderen
Kindern
Stellenwert und Verschränkung von Schule und Lernen
Stellenwert
• In allen Milieus spielt Schule eine zentrale Rolle
• Eltern in geringeren Milieus nehmen die Schulnoten ernster und sind meist
unzufriedener mit diesen als die Eltern der Kinder aus höheren Milieus
• Die Kinder aus Milieus mit geringerem Kapital sagen aus, mehr lernen zu
müssen als andere oder auch mehr Probleme damit zu haben im Unterricht
mitzukommen
• Diese Kinder fühlen sich weniger handlungsmächtig

Die differentielle Verschränkung von Schule und Familie


• Milieus mit geringerer Kapitalaustattung
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• Der Umgang mit freier Zeit bestimmt stärker den Alltag


• Weniger Erfahrung mit organisierten Bildungsprozessen und wiederkehrenden
Bildungszeiten
• Sowohl Schüler als auch Eltern sind im Kontext Schule unsicherer, passiver
und zurückhaltender
• Milieus mit größerer Kapitalaustattung
• die Gatekeeper-Funktion der Familie zeigt sich darin, dass die Eltern gezielter
außerschulische aber zugleich schulisch verwertbare Bildungsangebote für
ihre Kinder bereithalten
• Sie erschaffen einen schulbildungsnäheren Erfahrungsraum für ihre Kinder
• Besseres Passungsverhältnis zwischen Schule und Familie

Verbindung mit Bourdieus Habitus- und Kapitaltheorie


• Bildung findet nicht nur in der Schule, sondern auch Daheim statt.
• Bildung ist ein kulturelles Kapital.
• Eltern prägen dabei ihre Kinder -> Habitustheorie, Kapitaltheorie
o Daheim geben die Eltern ihren Habitus an die Kinder weiter. Sie wählen
auch die Schulform ihrer Kinder aus. (Verbindung zur Gatekeeper-
Funktion)
o Durch die Kapitale Ausstattung und damit auch den Habituellen
Einstellungen und Praktiken, wird der Bildungsprozess und somit auch
dann kulturelle Kapital beeinflusst.

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