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Einführung in Erziehungswissenschaftliches Denken II

1. Handlungsfelder von Lehrpersonen

Standards der Lehrerbildung nach Terhart- Was wird von einer Lehrperson erwartet?
 Lehrer planen Unterricht fach- und sachgerecht und führen ihn fachlich & sachlich aus
 Lehrer unterstützen die Lernsituation von Schülern. Sie motivieren Schüler und
befähigen sie, Zusammenhänge herzustellen und gelerntes zu nutzen
 Lehrer fördern selbstbestimmtes und selbstständiges Arbeiten & Lernen
 Lehrer kennen die sozialen und kulturellen Lebensbedingungen von ihren Schülern und
nehmen Einfluss auf deren Entwicklung
 Lehrer vermitteln Werte & Normen und unterstützen selbstbestimmtes
Handeln & Urteilen
 Lehrer finden Lösungsansätze für Schwierigkeiten und Konflikte im Unterricht
 Lehrer diagnostizieren Lehrvoraussetzungen & Lernprozesse von Schülern und beraten
Sie und ihre Eltern
 Lehrer erfassen Leistungen von Schülern mithilfe von transparenten
Beurteilungsmaßstäben
 Lehrer sind sich ihrer besonderen Anforderungen bewusst & verstehen ihren beruf als
öffentliches Amt mit besonderen Verantwortungen und Verpflichtungen
 Lehrer sind sich der Anforderung bewusst, ständig mitlernen zu müssen
 Lehrer beteiligen sich an der Planung und Umsetzung schulischer Projekte
(sorry fürs generische Maskulinum, ist lesbarer ☹)

Lehransätze
1. Der Expertenansatz: Lehrerexpertise
Personen gelten als Experten, wenn sie nachweisliche herausragende Leistungen in
typischen Aufgabenfeldern einer Domäne über längere Zeit erbringen
Setzt sich zusammen aus:
 Wissen und Können von Lehrpersonen, das für die Bewältigung zentraler Anforderungen
im Lehrerberuf notwendig ist
 Expertise wird im Zuge der Professionalisierung erworben grundsätzlich erlernbar

Zeichnet sich aus durch:


 Vernetzung von Wissen
 Veränderung der Unterrichtswahrnehmung
 Automatisierung von Basisprozeduren
 Steigerung von Geschwindigkeit und Flexibilität

Wissensinhalte: Welche Arten von Wissen?


Deklaratives Wissen („Wissen, dass …“)
Wissen über Fakten, Sachverhalte, Ereignisse, Objekte, Personen
Prozedurales Wissen („Wissen, wie etwas geschieht“)
Handlungsschemata, Handlungswissen, Können

Entwicklungsweg: Vom Novizen zum Experten


Es geht um reflektiertes und kompetentes Handeln
2. Der Kompentenzansatz: Lehrkompetenzen (Basiert auf dem Expertenansatz)
Man kann Erfolgreiches handeln nicht nur anhand von Wissen ausführen.
Die Kompetente Umsetzung dieses Wissens ist auch wichtig
Der Kompetenzansatz hat wichtige Errungenschaften im Hinblick auf die Messung von LP-
Kompetenzen erreicht.

Was ist Kompetenz?


Verfügbare und erlernbare Fähigkeiten und Fertigkeiten, die existieren, um Probleme zu
lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen
Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in verschiedenen Situationen
erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können
Kompetenzen werden nicht als das Verhalten von Lehrpersonen selbst verstanden, sondern
als die bei ihnen verfügbaren oder von ihnen erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und
Fertigkeiten, die zur Lösung bestimmter Probleme und Aufgaben nötig sind.
Das COACTIV-Kompetenzmodell: COgnitive ACTIVation in the Mathematics Classroom
Ein Modell, dass sich auf die Kompetenzen von Lehrpersonen im Mathematikunterricht
bezieht. Eine Lehrperson, die kompetent & professionell handelt, bring auch gewisse
Motivationale Orientierungen mit. (Freude am Unterrichten, gute emotionale
Selbstregulation, Wissen dass in Spannung zu den eigenen Überzeugungen steht, …)
Kompetenzbereiche lassen sich in Kompetenzfacetten aufteilen

Kritik am COACTIV-Ansatz:
- Überbetonung des fachlichen Aspekts (Unterrichten)
- zu wenig Beachtung auf die Erziehungsfunktion einer Lehrperson
bisher vor allem nur in Mathematik angewandt
Übergang: Kompetenz- und Persönlichkeitsorientierter Ansatz

3. Der Persönlichkeitsansatz: „Lehrerpersönlichkeit“


Lehrerpersönlichkeit meint die Ansammlung von relativ stabilen Dispositionen, die für das
Handeln, den Erfolg und das Befinden im Lehrerberuf bedeutsam sind

Die allgemeinen Persönlichkeitsmerkmale – Big Five


1. Neurotizismus: Ängstlichkeit, Reizbarkeit, Depression, Soziale Befangenheit, …
2. Extraversion: Herzlichkeit, Geselligkeit, Durchsetzungsfähigkeit, Erlebnishunger, …
3. Offenheit für Erfahrungen: und für Fantasie, Ästhetik, Gefühle, Handlungen & Ideen, …
4. Verträglichkeit: Vertrauen, Altruismus, Bescheidenheit, Gutherzigkeit, …
5. Gewissenhaftigkeit: Kompetenz, Ordnungsliebe, Pflichtbewusstsein, Selbstdisziplin, …
Die allgemeinen Interessen (nach Holland 1999)
Praktisch-technische Orientierung:
Tätigkeiten, die Kraft, Koordination und Handgeschicklichkeit erfordern und zu sichtbaren
Ergebnissen führen, z.B. zu technischen, handwerklichen oder landwirtschaftlichen
Produkten
Intellektuell-forschende Orientierung:
Auseinandersetzung mit physischen, biologischen oder kulturellen Phänomenen mit Hilfe
systematischer Beobachtung und Forschung
Künstlerisch-sprachliche Orientierung:
Offene, unstrukturierte Aktivitäten, die eine künstlerische Selbstdarstellung oder die
Schaffung kreativer Produkte sprachlicher, bildnerischer oder musikalischer Art
ermöglichen
Soziale Orientierung:
Tätigkeiten, bei denen man sich mit anderen in Form von Unterrichten, Lehren, Ausbilden,
Versorgen oder Pflegen befassen kann
Unternehmerische Orientierung:
Aktivitäten, die andere Personen beeinflussen, sie zu etwas bringen, sie führen und auch
manipulieren
Konventionelle Orientierung:
Strukturiertes und regelhaftes Umgehen mit Daten, z.B. Aufzeichnungen führen,
Dokumentationen anlegen, mit Büromaschinen arbeiten, also ordnen-verwaltende
Tätigkeiten ausführen

Zusammenfassung:
 Die Handlungsfelder einer Lehrperson sind vielfältig und beinhalten Unterrichten,
Diagnostizieren/Beurteilen, Erziehen, Beraten und Innovieren.
 Die Entwicklung von Professionalität im Lehrerberuf ist ein kontinuierlicher Prozess und
ist nicht mit dem Studiums-Ende abgeschlossen.
 Verschiedene Forschungsansätze zum Lehrer*innenberuf beschreiben, wodurch sich
Lehrer*innenprofessionalität auszeichnet.
 Der Expertise- und Kompetenzansatz stellt das Wissen und Handeln der Lehrpersonen
in den Vordergrund und beschreibt Expertise/Kompetenz als domänenspezifisch und
prinzipiell erlernbar. Im Kompetenzansatz kommt auch der Lehrer*innenmotivation, der
Selbstregulation und den Überzeugungen eine tragende Rolle zu.
 Der Persönlichkeitsansatz stellt die Frage nach grundlegenden
Persönlichkeitsmerkmalen (z.B. Big Five und Interessen) und deren Bedeutung für den
Beruf

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