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Leadership: Welche Soft Skills für

Führungskräfte wichtig sind

Leadership Der Soft-Skill-Guide für Führungskräfte


Die Rolle der Führungskraft verändert sich. Ein nüchterner und direkter Umgang
untereinander ist passé, heute sind Empathie, Anpassungsfähigkeit und Neugierde gefragt.
Was Managerinnen und Manager jetzt über Soft Skills wissen müssen.
Von Finnja Korn
08.03.2023, 16.36 Uhr

Emotionen sind aus dem Joballtag nicht wegzudenken. Wer damit umzugehen weiß, hat es
leichter.

Foto: Huber & Starke / Getty Images

Fachliche Expertise, Managementkompetenzen und ein nachweislich erfolgreiches Händchen


für Finanzen – das waren lange die Erfolgskriterien für Managerinnen und Manager. Doch
das ändert sich gerade. Die genannten Fähigkeiten sind durchaus hilfreich, reichen aber für
die komplexe, wenig planbare und sich ständig verändernde Wirtschaftswelt nicht mehr aus.
In dieser neuen Realität müssen sich Mitarbeitende und Führungskräfte zurechtfinden.
Ängste, Unsicherheiten, Überlastungen und vieles mehr sind auf der Tagesordnung und
fordern Führungskräfte täglich heraus. Managerinnen und Manager müssen heute daher vor
allem eines gut können 
: mit Menschen umgehen. Deshalb sind soziale Skills und Empathie wichtiger denn je.
Welche Soft Skills Sie als Führungskraft jetzt brauchen, um den Erwartungen an Ihre Rolle
gerecht zu werden, erfahren Sie in diesem Artikel.

Emotionale Intelligenz

Dass Intelligenz eine große Rolle für den Erfolg von Managerinnen und Managern spielt,
klingt plausibel. Und so wurden lange Zeit intelligente Menschen mit einer hohen Expertise
auf ihrem jeweiligen Gebiet befördert. Doch der US-Psychologe Daniel Goleman hat in
seinen Untersuchungen festgestellt, dass Fachwissen und sehr gute kognitive Fähigkeiten
weniger ausschlaggebend für gute Führung sind. Wichtiger ist vielmehr eine andere Form der
Auffassungsgabe: emotionale Intelligenz. Der Harvard-Psychologe prägte diesen Begriff
bereits in den 1990er-Jahren, sein gleichnamiger Bestseller gilt inzwischen als zeitloses
Standardwerk für Psychologen und Führungskräfte.

Für Goleman ist eine Person emotional intelligent, wenn sie Selbstreflexion, Selbstkontrolle,
Motivation, Empathie und soziale Kompetenz vorweisen kann. Während die ersten drei
Komponenten wichtig für das Selbstmanagement einer Person sind, verbessern die letzten
zwei den Umgang mit anderen Menschen. Wie Sie alle fünf Komponenten trainieren können,
erfahren Sie in Golemans Artikel "Emotionale Intelligenz - zum Führen unerlässlich ".

Selbstreflexion

Einige der Komponenten emotionaler Intelligenz werden bereits länger von Führungskräften
verlangt. Doch die Selbstreflexion hingegen bekomme immer noch nicht genügend
Aufmerksamkeit, meinen die beiden Professoren James R. Bailey und Scheherazade Rehman.
Dabei ist dieses Soft Skill ihrer Ansicht nach der Schlüssel zu einer erfolgreichen Karriere.

Was genau ist damit gemeint? Selbstreflexion beginnt damit, auf den vergangenen Tag oder
ein vergangenes Ereignis zurückzublicken. Indem Führungskräfte ihr eigenes Verhalten und
dessen Folgen betrachten, lernen sie daraus. Diese Fähigkeit trainiert kontinuierlich die
Selbstwahrnehmung und stärkt so auch das Bewusstsein einer Person. Bei dieser
Reflexiosarbeit sollten Führungskräfte drei Gefühlen besondere Aufmerksamkeit zukommen
lassen: der Überraschung, dem Gefühl zu scheitern und der Frustration. Bei solchen
Momenten spielen kognitive und emotionale Faktoren eine Rolle. Sie aktivieren Kopf, Herz
und Hände, die auch mal eine Pause benötigen. Sie brauchen dafür Routinen für die
Reflexion, um sich zu regenerieren und über sich hinauszuwachsen. Die Autoren erklären in
ihrem Artikel, wie Sie die Reflexion in Ihren Alltag einbauen können. 

Achtsamkeit

So wichtig regelmäßige Selbstreflexion auch ist – sie reicht nicht aus, um permanentem
Druck im Job standzuhalten. Damit Managerinnen und Manager sich nicht von ständigen
Stresssituationen beeinflussen lassen, benötigen sie Achtsamkeit. Regelmäßige
Achtsamkeitsübungen  stärken die Konzentration und bauen Stress ab. Sie helfen außerdem
bei der Regulation von Emotionen, fördern die Kreativität und führen zu schnelleren
Problemlösungen.
Im Interview  rät Achtsamkeit-Expertin Ellen Langer Führungskräften zur Einsicht, dass
Stress nicht abhängig von Ereignissen ist. Vielmehr steht er in Verbindung damit, wie wir die
Ereignisse wahrnehmen und bewerten. Die Kunst der Achtsamkeit liege darin, jedem
einzelnen Augenblick eine wichtige Bedeutung zukommen zu lassen. Denn dadurch gewinne
das ganze Leben an Bedeutung, so die Psychologin.

Resilienz

Auch Resilienz spielt eine wichtige Rolle, um selbst in stressigen Situationen vernünftig
handeln zu können. Gerade in dieser Zeit, wo eine Krise der anderen folgt, ist es für
Führungskräfte wichtig, belastbar zu sein. Harvard-Professor Joshua D. Margolis und sein
Co-Autor Paul G. Stoltz beschreiben in ihrem Artikel "So werden Sie belastbarer " psychische
Resilienz als die Fähigkeit, rasch und konstruktiv auf Krisen zu reagieren. Führungskräfte
können ihrer Ansicht nach ihre Resilienz stärken, in dem sie hinterfragen, wie sie mit Krisen
umgehen.

Viele Menschen fühlen sich bei negativen Ereignissen überwältigt und nehmen automatisch
die Perspektive des hilflosen Zuschauers ein. Wut, Angst oder Verwirrung übernehmen die
Regie. Sie suchen nach Antworten auf die Frage, warum diese negative Situation entstanden
ist. Resiliente Führungskräfte betrachten solche Situationen ganz anders und nehmen eine
praxisnahe Denkweise ein: Sie überlegen sich, wie sie in dieser neuen Situation
weiterkommen. Die Autoren empfehlen daher, Krisen nach vier Themenbereichen hin zu
analysieren: Kontrolle über die Situation, Einfluss darauf, die Tragweite der Situation und
ihre Dauer. Die Übung der präzisen Fragestellung in diesen vier Bereichen erhöht Ihre
Resilienz. 

Anpassungsfähigkeit

Krisen wie die Corona-Pandemie haben viele Veränderungen mit sich gebracht, wie
beispielsweise hybride Arbeitsweisen. Um mit plötzlichen und schleichenden Veränderungen
mitzuhalten, müssen Personen in Führungspositionen besonders anpassungsfähig sein. Der
Wirtschaftspsychologe Carl Naughton räumt zwar ein, dass Menschen von Natur aus schlecht
darin seien, mit Veränderungen umzugehen. Umso wichtiger ist es daher für Managerinnen
und Manager, Anpassungsfähigkeit zu erlernen. Bevor Sie mit Übungen dazu beginnen,
können Sie Ihren aktuellen Anpassungsquotienten (AQ) messen. Den Test dazu finden Sie im
Artikel "Wie Sie lernen, mit Veränderungen umzugehen". 

Wie wir Situationen wahrnehmen bestimmt, wie wir darauf reagieren. Menschen nehmen
mehrdeutige Situationen häufig als gefährlich wahr. Dadurch empfinden sie unklare
Situationen als etwas Schlechtes und meiden sie, erklärt Naughton. Außerdem fühlen sie sich
durch die mehrdeutige Situation und potenzielle Veränderung überwältigt und
handlungsunfähig. Um all das zu vermeiden, braucht es laut dem Wirtschaftspsychologen eine
neue Haltung zu unklaren Situationen und Durchsetzungsvermögen. Denn so kommen fühlen
Sie sich wieder kompetent, selbstwirksam und können sich innerlich beherrschen. Damit
kommen Sie dann gut durch jede Veränderung.

Neugierde

Unabhängig von Krisen ist es immer wichtig, neugierig zu sein. Die Harvard-Professorin und
Verhaltensforscherin Francesca Gino erklärt, dass neugierige Menschen sich besser in andere
hineinversetzen können. Dadurch geraten sie in weniger Konflikte und können besser in
Teams zusammenarbeiten. Zusätzlich steigert der Soft Skill die Kreativität.

Außerdem hilft Neugierde bei vielen Prozessen. So ist sie essenziell beim Abtrainieren von
Vorurteilen , für bessere Zusammenarbeit  und für den Umgang von Konflikten im Büro . Um
diesen Soft Skill zu trainieren , müssen Sie Ihrem Gegenüber viele Fragen stellen und bei den
Antworten aktiv zuhören.

Zuhören

Zuhören ist manchmal leichter gesagt als getan. Es ist allgemein bekannt, wie wichtig es ist,
dennoch wissen zu wenige, wie es richtig geht. Im Artikel "Wie hören Sie zu?", stellen die
Autoren vier unterschiedliche Arten von Zuhörern vor: den analytischen, relationalen,
kritischen und aufgabenorientierten Zuhörer. Denn um das eigene Zuhören zu verbessern,
muss man den Zuhörerstil identifizieren. Danach geht es darum, zu üben, dynamisch
zwischen den unterschiedlichen Zuhörstilen zu wechseln. Es hilft, vor dem Beginn eines
Gesprächs einen Moment innezuhalten und herauszufinden, mit welchen Ziel man zuhört.
Soll ein Konflikt gelöst werden? Oder geht es um eine neue Strategie? Dadurch lässt sich
herausfinden, welcher Stil angemessen für die Situation ist. Weitere Tipps, wie Sie Ihr
Zuhören verbessern, finden Sie hier.

Mitgefühl

Diese Fähigkeit bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich: Mitarbeitende sind engagierter,
haben ein geringeres Burn-out-Risiko und sind glücklicher, wenn sie einen mitfühlenden
Vorgesetzten haben. Deshalb ist es für Managerinnen und Manager wichtig, sich mit diesem
Soft Skill zu befassen . Es gibt viele Forscher wie zum Beispiel den US-Psychologen Paul
Bloom, die einen Unterschied zwischen Empathie und Mitgefühl machen. Empathisch ist
man, wenn man sich mit der Situation und den Gefühlen eines anderen verbindet, mitfühlt,
aber nicht handelt. Mitgefühl hingegen trägt aktiv zum Wohlergehen anderer bei.

Es bedeutet, eine Situation so tiefgründig zu verstehen, dass man die beste Entscheidung für
alle Beteiligten treffen kann. Ferner ist es wichtig, am Arbeitsplatz auf positive und negative
Emotionen einzugehen. Zu "Führung mit Gefühl"  zählt, sich Zeit zum Zuhören zu nehmen
und für Rat und Tat zur Verfügung zu stehen.

Networking

Beim Networking fließen viele Soft Skills zusammen. In Zeiten enger Zusammenarbeit ist es
wichtig, ein gutes Netzwerk zu haben. Die Autoren Rob Cross, Greg Pryor und David
Sylvester zeigen in fünf Schritten auf, wie Sie sich ein erfolgreiches Netzwerk aufbauen
können.  

Zunächst ist es wichtig, schnell auf vielen Unternehmensebenen Kontakte zu knüpfen und
dadurch ein breites Netzwerk aufzubauen. Zweitens: Gute Netzwerker wertschätzen die
Gedanken und Ideen ihrer Gesprächspartner und äußern dies. Dadurch erzeugen sie
Anziehungskraft. Drittens, analysieren Sie auch, wo ihre eigenen Schwächen liegen und
schließen Kompetenzlücken mithilfe ihres Netzwerkes. Als vierten Schritt vergrößern sie
ihren Einfluss, indem sie mit der Hilfe von anderen innovative Pläne schnell umsetzen.
Außerdem knüpfen sie Kontakte, die ihnen persönlich guttun, um ihr körperliches und
geistiges Wohlbefinden nicht zu vernachlässigen.
Mit diesen Soft Skills sollten Sie als Managerin oder Manager gut ausgestattet sein, um sich
den Veränderungen Ihres Berufes anzupassen. Wenn Sie mehr über die einzelnen Fähigkeiten
wissen und diese trainieren möchten, klicken Sie einfach auf die Links und lesen Sie mehr zu
den jeweiligen Soft Skills.

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