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„Jeder Mensch sollte sich zumindest ein Mal im Leben mit dem Thema
Organspende auseinandersetzen.“ (Jens Spahn)
9200 Menschen warten momentan in Deutschland auf ein potentiell
lebensrettendes Spenderorgan. 2020 gab es im Kontrast zu dieser hohen Zahl
nur 913 Spender, deren Organe transplantiert werden konnten. In Spanien gab
es 2017 46,9 Spender pro eine Million Einwohner, während die Zahl in
Deutschland bei nur 9,3 lag. Die riesige Differenz der Statistiken zeigt auf: Wir
stehen vor einem großen, ethischen Problem. Das Lebensinteresse des
Organempfängers steht im Konflikt mit den fehlenden Organspendern. Wie
gehen andere Länder damit um, und sollte es zur Lösung dieses Problems eine
Pflicht für jeden Bürger geben, seine Organe zu spenden?
Zur Regelung der Organspende gibt es momentan in Europa vier Modelle:
Die erweiterte Zustimmungslösung, bis 2012 auch in Deutschland vertreten -
Eine Person muss sich ausdrücklich für eine Organspende entscheiden, sonst
ist sie kein Spender. Angehörige können nach dem Tod die Entscheidung für
den Toten treffen, wenn er es nicht selbst tat.
Die Entscheidungslösung - in Deutschland vertreten, der Staat unterstützt und
empfiehlt hier die Entscheidung der Bürger.
Die Widerspruchslösung ist Spaniens Erfolgsgeschichte. Sie ist die in Europa
am weitesten verbreitete Lösung, und wurde auch in Deutschland unter dem
Gesundheitsminister Jens Spahn diskutiert. Hier ist jeder automatisch
Organspender, wenn er nicht widerspricht.
Und letztlich gibt es die erweiterte Widerspruchslösung. Dasselbe Prinzip gilt,
nur können Angehörige nach dem Tod einer Organentnahme widersprechen.
Eine Pflicht der Organspende stand nie zur Wahl, und wurde nie diskutiert, doch
als von Deutschland die Widerspruchslösung eine Option war, wurden
verschiedene Meinungen geäußert:
"Das missachtet unseren gesellschaftlichen Konsens, dass Schweigen niemals
als Zustimmung gewertet werden kann."
Die FDP-Abgeordnete Christine Aschenberg-Dugnus spielt mit diesem Zitat
unter Anderem auf das Verfügen der Entscheidungsfreiheit über den eigenen
Körper an.
Anna-Konstantia Poberschin, 9/2
Würde man selbst, im Falle der Notwendigkeit aufgrund von Lebensgefahr, auf
das Organ eines Spenders zurückgreifen? Kann man es moralisch
verantworten, diesen Fall zu bejahen, aber dennoch kein Spender zu sein? Gilt
die Goldene Regel, die unsere Gemeinschaft zusammenhält, nicht auch im
Bezug auf Organspende? „Was du nicht willst, dass man dir tut, das füg' auch
keinem andern zu.“- Wenn du nicht möchtest, dass dir im Notfall keine Hilfe
entgegengebracht werden kann, dann sorge dafür, dass Andere nicht in dieser
Lage sind.
Des Weiteren entlastet eine Entscheidung die Angehörigen. Hat man zu
Lebzeiten nirgendwo festgehalten, ob man Organspender ist oder nicht, dann
wird diese Last zusätzlich zur Planung der Bestattung, den Formalien und der
psychischen Belastung des Todes, den trauernden Angehörigen aufgetragen.
Mit einer Entscheidung macht man es Ihnen zumindest etwas einfacher.
Letztlich gibt es keinen Grund, keine Entscheidung zu treffen. Es gibt
verständliche Gründe, weshalb eine Organspende nicht erwünscht ist. Aber es
gibt keine verständlichen Gründe, warum eine Person keine Verantwortung
übernehmen kann und die Entscheidung nicht treffen kann, ob er Spender ist
oder nicht. Eine Entscheidung zu treffen braucht etwas Recherche, doch dann
reicht es aus, beispielsweise einen unterschriebenen Zettel in sein
Portemonnaie zu legen, auf dem der Wunsch steht. Oder es wird ein
Organspendeausweis einfach von zuhause ausgedruckt und unterschrieben.
Damit ist so gut wie kein Aufwand verbunden und die Daten werden nirgendwo
festgehalten, weswegen die Entscheidung jederzeit änderbar ist.
Zusammenfassend lässt sich sagen, wie bei vielen scheinbaren Aporien der
Menschheit hakt es noch immer an der Aufklärung. Wüssten die Menschen, wie
einfach es ist, an einen Organspendeausweis zu kommen oder einfach einmal
mit der Familie über das Thema zu sprechen, wären die 9200 Patienten auf der
Warteliste um ein Vielfaches weniger.
Wir brauchen Bildung an Schulen und Universitäten, die auf die Problematik
aufmerksam machen und sie diskutieren. Jeder Diskurs ist ein Schritt zur
Lösung des Problems der fehlenden Organe.
Anna-Konstantia Poberschin, 9/2
https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/geschichte/artikel/totengericht-und-
totenbuch#
https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/medizin/organverpflanzung/
pwiereligioesepositionenzurorganspende100.html
https://www.bpb.de/themen/medien-journalismus/netzdebatte/285361/
organspenderegelungen-in-europa/
https://www.sueddeutsche.de/politik/bundestag-zitate-in-der-debatte-zur-
organspende-im-bundestag-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200116-99-
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