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Wundinfektionen nach Sectio-OP

Abschlussarbeit

Zur Erlangung des Diploms in der Pflege im


Operationsbereich
gem. GuKG § 65
Ausbildungszentrum West für Gesundheitsberufe in Innsbruck

Akademische Expertin in der OP-Pflege


Gem. FHStG § 9
Fhg – Zentrum für Gesundheitsberufe Tirol GmbH

BeurteilerIn (inhaltlich)
Anna Sonntag, BScN

BeurteilerIn (Formal)
Mag.a Ines Vierler, Bakk.

Vorgelegt von:
Danijela Suvajac, DGKP
Innsbruck, März 2023
INHALTVERZEICHNIS

1  Einteilung ........................................................................................................ 1 
2  Hintergrund ..................................................................................................... 2 
2.1  Risikofaktoren ........................................................................................... 2 
2.2  Diagnostik und Erregerspektrum ............................................................... 2 
2.2.1  Präoperative Maßnahmen .................................................................. 3 
2.2.2  Intraoperative Maßnahmen ................................................................. 4 
2.2.3  Postoperative Maßnahmen ................................................................. 5 
3  Therapie bei Wundinfektion............................................................................. 6 
3.1  Arten der Wundheilung.............................................................................. 6 
3.1.1  Chirurgische Wundversorgung ........................................................... 6 
3.1.2  Vakuumtherapie.................................................................................. 6 
4  Zählkontrollen im OP ....................................................................................... 8 
4.1  Rechtliche Aspekte.................................................................................... 8 
4.2  Risiken für das unbeabsichtigte Zurücklassen von Fremdkörpern ............ 8 
4.3  Empfehlungen für schriftliche Vereinbarungen .......................................... 9 
4.4  Empfehlung für die Durchführung prä-, intra- und postoperativer
Zählkontrollen ..................................................................................................... 9 
4.4.1  Präoperative Zählkontrollen .............................................................. 10 
4.4.2  Intraoperative Zählkontrollen ............................................................ 10 
4.4.3  Postoperative Zählkontrollen ............................................................ 11 
5  Geburtshilfliche Operationen ......................................................................... 14 
6  Resümee ....................................................................................................... 17 
7  Zusammenfassung ........................................................................................ 19 
8  Literaturverzeichnis ....................................................................................... 20 
Dankesworte
An dieser Stelle möchte ich mich bei all denjenigen bedanken, die mich während der
Anfertigung dieser Abschlussarbeit unterstützt und motiviert haben.

Mein Dank gebührt Frau Maga Ines Viertler, Bakk. und Frau Anna Sonntag, BSc die meine
Abschlussarbeit betreut und begutachtet haben. Für die hilfreichen Anregungen und die
konstruktive Kritik bei der Erstellung dieser Arbeit möchte ich mich herzlich bedanken.
1 Einteilung
In jeder chirurgischen Disziplin können postoperative Wundinfektionen auftreten und sie
kommen sogar öfter als Hanrnwegsinfektionen und untere Atemwegsinfektionen vor. Die
World Health Organization (WHO) hat in ihrer Leitlinie zur Prävention postoperativer
Wundinfektionen aus dem Jahr 2016 die Inzidenz für verschiedene Fachdisziplinen in
Europa beschrieben: Die Rate liegt bei Kolo rektalen Eingriffen bei 9,5%, in der
Herzchirurgie bei ca. 3,5% für Bypass Operationen, in der Orthopädie bei 1% für
Hüftendoprothesen, 0,75 % für Knieendoprothesen und 0,8 % für Laminektomien. Nach
einer Sectio ceasarea kommt es in 2,9 % zu einer postoperativen Wundinfektion.
Postoperative Wundinfektionen führen zu einer erhöhten Morbidität. In Deutschland
verursachen sie bis zu 1 Mio. zusätzliche Krankenhausverweiltage pro Jahr und erhöhen
die Kosten des stationären Aufenthalts. Darüber hinaus kann die Lebensqualität der
Patienten aufgrund erhöhter postoperativer Schmerzen, die durch eine Wundinfektion
verursacht werden, eingeschränkt sein.
Die Postoperative Wundinfektion ist in ca.24 % die häufigste nosokomiale Infektion in
Deutschland. Sie ist definiert als Infektion der Inzisionsstelle innerhalb von 30 Tagen nach
einer Operation.“Wie können Ärtze und Pflegekräfte Wundinfektionen vermeiden
beziehungsweise gegebenenfalls behandeln?“
(Strobel, 2022, s.201)

Aufgrund der Literaturrecherche wurde folgende Fragestellung gewählt:

Welche Maßnahmen können OP-Pfleger: innen anwenden, um Wundinfektionen bei


einer Sectio OP zu vermeiden?

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2 Hintergrund
Gesundheitsförderung: Bezeichnet den Prozess, allen Menschen ein höheres Maß an
Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer
Gesundheit zu befähigen.
Gesundheitsförderung setzt an den Ressourcen des gesunden Menschen an und will
diese fördern, um Gesundheit und Wohlbefinden zu steigern.
Prävention und Gesundheitsförderung sind eng miteinander verbunden und ergänzen sich
gegenseitig. Eine Hauptaufgabe der Pflegenden in der Frauenheilkunde ist, den
Patientinnen Halt und Stütze zu geben. Die psychische Unterstützung hat hohe Priorität
und darf in ihren (Aus)Wirkungen für den Verarbeitungs- und Genesungsprozess nicht
unterschätzt werden. Neben der Sorge um das psychosoziale Wohlergehen bezieht die
Gesundheitsförderung in der Frauenheilkunde die körperliche Pflege ein. (Goerke, 2022,
S.4)

2.1 Risikofaktoren
Es gibt verschiedene Faktoren, die das Risiko für eine postoperative Wundinfektion
erhöhen. Eine präoperative Anämie, stellt einen Risikofaktor dar. Ein geringeres
Hämoglobin- und Sauerstoffniveau im Gewebe bedingt eine gestörte Immunantwort.
Im Bereich der Allgemein- und Viszeral-chirurgie erhöhen abdominelle Vor-ope-rationen
das Risiko. In vielen Studien war ein Übergewicht (Body-Mass-Index [BMI] >25) bzw.
Adipositas (BMI > 30) mit einer höheren Wundinfektionsrate assoziiert. Nikotinabusus
kann ebenso wie ein Diabetes mellitus zu einer Risikoerhöhung führen.
Es konnte ein Zusammenhang zwischen der Schwere der HIV (human immuno-deficiency
Virus“) -induzierten Immunsuppression und der Rate von Wundinfektionen nachgewiesen
werden. Immunsupprimierte Patienten haben im Allgemeinen ein höheres Risiko. Eine
präoperative Mangelernährung ist ein weiterer Risikofaktor. (Strobel, 2022, S.201)

2.2 Diagnostik und Erregerspektrum


Es kann zu einer Rötung, Überwärmung. und Schwellung der Wunde kommen. Die
Patienten verspüren Schmerzen oder eine erhöhte Sensibilität im Wundbereich.In
manchen Fällen entwickelt der Patient Fieber. Die Wundinfektion ist eine klinische
Diagnose. Eine Sonographie kann bei adipöser Bauchdecke und oberflächlich
verschlossener Wunde die Diagnostik einer tiefen Wundinfektion erleichtern. Eine

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Computertomographie ist nur bei Infektionen der Körperhöhle zur Diagnostik erforderlich.
Laborchemisch können erhöhte. Leukozyten und/oder ein erhöhtes C reaktives Protein
auffallen.
Postoperative Wundinfektionen werden meist durch Bakterien und seltener durch Pilze
verursacht. Das Erregerspek-trum variiert je nach Operationsgebiet und Art der Operation.
Die postoperative Wundinfektion wird bei viszeralchirurgischen Eingriffen weniger durch
Keime der residenten oder transienten Hautflora als vielmehr durch intraabdominelle
Kontamination mit endogenen Bakterien der Darmflora verursacht. Diese gelangen bei
Eröffnung und Resektion von Darmabschnitten in das subkutane Fettgewebe, Die
häufigsten Bakterien in der Abdominalchirurgie sind Enterokokken und Escherichia coli.
Koagulasenegative Staphylokokken treten fast ausschließlich bei Einsatz von Implantaten
auf. Zur Vermeidung einer postoperativen Wundinfektion bestehen verschiedene
Strategien Die Maßnahmen werden in prà-, intra- und postoperative Maßnahmen
eingeteilt. (Strobel, 2022, S.202)

2.2.1 Präoperative Maßnahmen


Alle Maßnahmen der präoperativen Pfleger dienen der optimalen Vorbereitung der
Patientin auf die bevorstehende Operation. So früh wie möglich führen die Patientin und
die sie betreuende Pflegende das Aufnahmegespräch, das Ausgangspunkt einer
vertrauensvollen Zusammenarbeit sein kann, wenn die Pflegende die Äußerungen der
Patientin ernst nimmt und sensibel auf ihre Signale reagiert.
Gute perioperative Pflege zeichnet sich nicht nur durch die Sorge um die körperlichen
Belange der Patientin aus, sondern bezieht immer auch die Begleitung der Patientin in
ihrer individuellen Situation ein. Um eine Aspiration bei der Narkoseeinleitung zu
vermeiden, darf die Patientin 6-8 Stunden vor Einleitung der Anästhesie nicht essen, nicht
trinken, nicht rauchen und kein Kaugummi kauen (regt die Magensaftproduktion an). Bei
kleinen Eingriffen erhält die Patientin am Vorabend der Operation i.d.R. noch leichte Kost.
Nach dieser Abendmahlzeit soll die Patientin dann nicht mehr essen und ab ca. 24:00 Uhr
bis zur Operation auch nicht mehr trinken.
Bei Eingriffen außerhalb des Magen-Darm-Trakts genügt i.d.R die Entleerung des
Rektums z.B mittels eines Klysmas am Vorabend der Operation, um einer intraoperativen
Darmentleerung und einer postoperativen Darmatonie vorzubeugen. Falls organisatorisch
möglich, duscht die Patientin am Morgen der Operation, sonst am Vorabend. Auch der
Nabel muss gründlich gereinigt werden.

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Haare im Bereich des Operationsfelds werden i.d.R. entfernt oder gekürzt (sog. Clipping),
da sie als Keimträger Wundinfektionen begünstigen. In vielen Häusern erfolgt sie deshalb
nicht auf der Station, sondern unmittelbar bei der OP-Vorbereitung im OP-Trakt. (Georke,
2022, S.34)

2.2.2 Intraoperative Maßnahmen


Mund-Nasen/Haarschutz: Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes sowie eines
Haarschutzes im Operationssaal verringert die mikrobielle Belastung der Raumluft. Eine
Verringerung der Rate an postoperativen Wundinfektionen konnte dadurch nicht
nachgewiesen werden.
Händewaschung: Das Waschen der Hände mit Seife sollte möglichst zehn Minuten vor
der Händedesinfektion erfolgen, spätestens vor dem Anlegen der Bereichskleidung vor
dem ersten operativen Eingriff des Tages. Eine Bürste sollte nur bei sichtbarer
Verschmutzung der Nägel, nicht aber an Händen oder Unterarmen aufgrund der Gefahr
von Hautirritationen angewendet werden. Eine Händewaschung mit Seife unmittelbar vor
der chirurgischen Händedesinfektion kann die Wirksamkeit der Alkohole herabsetzen.
Händedesinfektion: Die chirurgische Händedesinfektion soll unmittelbar vor Kontakt zum
Operationsfeld und zu sterilen Materialen stattfinden. Die Dauer der Händedesinfektion
richtet sich nach der deklarierten Einwirkzeit des Desinfektionsmittels, diese beträgt
üblicherweise 90s. Die Hände sollen in dieser Zeit dauerhaft mit Desinfektionsmittel
benetzt sein.
Weitere intraoperative Maßnahmen: Intraoperative Normothermie kann die Rate an
postoperativen Wundinfektionen senken. Aus diesem Grund sollte die intraoperative
Wärmezufuhr durch Wärmedecken gewährleistet sein. Eine intraoperative Bluttransfusion
kann das Risiko für eine postoperative Wundinfektion erhöhen.
Das Risiko für unbemerkte Mikroperforationen und dadurch bedingte bakterielle Migration
durch die Hand des Chirurgen steigt mit der Dauer der Operation. Es sollte ein
Handschuhwechsel bei einer Operationsdauer, die 90 min übersteigt, erfolgen.
Auch das Tragen doppelter Handschuhe wird befürwortet, um die Schutzfunktion während
der gesamten Operation aufrechtzuerhalten. Die Verwendung antibio-tikabeschichteten
Nahtmaterials zu den Faszien und Hautverschluss wird kontrovers diskutiert. Yamashita
et al. zeigten in einer retrospektiven Studie eine Reduktion der Wundinfektionsrate durch
Triclosanbeschichtete Fäden. Dieser Effekt konnte in der randomisiert-kontrollierten
PROUD-Studie mit 1185 elektiven Laparotomien nicht bestätigt werden, sodass es derzeit
insgesamt keine überzeugende Evidenz für den Nutzen von Triclosan-beschichteten

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Fäden zur Reduktion postoperativer Wundinfektionen gibt. (Strobel, 2022, S.202).

Für den Verschluss der Haut kann unterschiedliches Nahtmaterial, z.B Clips oder Fäden,
die sich in Fadenstärke, -material und -aufbau/Verarbeitung unterscheiden, und können
unterschiedliche Nahttechniken eingesetz werden, z.B U-Nähte oder Einzelknopfnähte.
Am häufigsten werden dafür nicht resorbierbare Fäden verwendet. Bei einer
Intrakutannaht (Abb.1.) wird die Haut so adaptiert, dass der Faden nicht bei jedem Stich
aus der Haut ausgeleitet werden muss. Damit wird ein kosmetisch gutes Ergebnis erzielt.
Müssen lange OP-Wunden unter Zeitdruck verschlossen werden, werden auch
Klammerapparate eingesetzt. (Georke, 2022, S.38)

Abb.1. Intrakutannaht (Georke, 2022, S.38)

2.2.3 Postoperative Maßnahmen


Zu den postoperativen Maßnahmen zur Prävention einer Wundinfektion zählt eine sterile
Abdeckung der Wunde am Ende der Operation. Es wird empfohlen, den ersten
postoperativen Verbandwechsel nach etwa 48h unter aseptischen Bedingungen
durchzuführen. Vor und nach dem Verbandwechsel sollten die Hände desinfiziert werden.
Ein Kontakt der Hände des Patienten mit der Wunde sollte vermieden werden. Eine
regelmäßige Inspektion der Wunde alle zwei Tage sollte durchgeführt werden. Das
Duschen ist 48h nach der OP erlaubt. In der postoperativen Phase ist die Sicherstellung
eines guten Ernährungsstatus des Patienten für die Wundheilung wichtig. Zu achten ist
auf eine ausreichende Zufuhr von Proteinen (1,5-2g/kg Körpergewicht/Tag), Vitamine A,
E, C und Spurenelementen (Zink, Kupfer, Selen, Eisen). (Strobel , 2022, S.202)

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3 Therapie bei Wundinfektion
Beim Verdacht auf eine Wundinfektion muss die infizierte Wunde großflächig eröffnet
werden. Dies kann bei oberflächlichen Wundinfektionen (Grad 1) bettseitig erfolgen. Es
sollte unter aseptischen Bedingungen gearbeitet und zunächst die Haut desinfiziert
werden. Mithilfe eines Klammerentferners oder Skalpells wird das Nahtmaterial im
Bereich der infizierten Wunde großzügig entfernt, um den Abfluss des Eiters zu
gewährleisten. Im Anschluss erfolgt ein aseptischer Wundabstrich zur Erreger- und
Resistenzbestimmung. Die Tiefenausdehnung und Gradeinteilung der Wundinfektion wird
mithilfe eines sterilen Instrumentes überprüft. (Stropel, 2022, S.203)

3.1 Arten der Wundheilung


Neben den zeitlichen Phasen kann die Wundheilung nach der Heilungsart unterschieden
werden.
Primärheilung: Im Idealfall wird sie durch chirurgische Nähte erreicht. Es wird ein
Wundverschluss mit minimaler Narbenbildung bei glatten Wundrändern erzielt. Dauer: 10-
14 Tage. (Liehn, 2019, S.28)
Sekundärheilung: Darunter ist verständlich einen durch lokale Faktoren wie Infektionen.
Dehiszenz, Mangeldurchblutung oder systematische Faktoren wie Immunschwäche
zeitlich verzögerten, schrittweisen Verschluss einer meist infizierten Wunde oder
Defektwunde. Nach der Granulationsgewebebildung im Wundgrund erfolgt die
Epithelisierung vom Wundrand her bei gleichzeitiger Wundbehandlung. Dauer: Wochen
bis Monate unter geeigneter Wundbehandlung. (Liehn, 2019, S.28)

3.1.1 Chirurgische Wundversorgung


Wund- und Umgebungsreinigung. Innerhalb der ersten 6-9 h bei Bedarf keilförmige
Exzision der Wundränder, evtl. Eine Anfrischung, spannungsfreie Nächte zum
Hautverschluss. Bei komplizierten Wunden „Wundtoilette“ ausführen. (Liehn, 2019, S.28)

3.1.2 Vakuumtherapie
Die Vakuumtherapie erfolgt durch ein geschlossenenes Wundversorgungssystem
(Abb.2.), bestehend aus einer elektronisch steuerbaren Pumpe und einem
Schaumstoffverband. Durch eine luftdichte Abdeckung mittels Klebefolie wird ein
regulierbarer Unterdruck aufgebaut, der das Abfließen von Wundsekret und die

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Granulation der Wunde fördert. Der Unterdruck sollte zwischen 80 und 125mm Hg
betragen. Es ist keine ideale Sogstärke bekannt. Zudem wird eine bakterielle
Kontamination durch die versiegelnde Folie verhindert. Ein wechsel des
Vakuumverbandes ist alle zwei bis fünf Tage Notwendig.
Mithilfe der Vakuumtheraoie können große, starke sezernierende Wunden zur
sekundären Wundheilung gebracht oder ein sekundärer Hautverschluss erzielt werden.
Ein sekundärer Hautverschluss mittels Naht ist bei sauberem Wundgrund und kleiner
Wundhöhle möglich. Eine Überlegenheit der Vakuumtherapie gegenüber der Behandlung
mit Wundauflagen wurde bisher nicht dargelegt. Die kosten für eine Vakuumtherapie sind
höher.

Abb.2: Bestandteile des Vakuumtherapiesystems (Voggenreiter, 2004, S.99)

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4 Zählkontrollen im OP
Zählkontrollen im OP haben zum Ziel, unbeabsichtigt belassene Fremdkörper im OP-
Gebiet und somit im Patienten zu vermeiden. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es einer
guten Teamarbeit zwischen die ärztlichen und pflegerischen Mitarbeitenden, festgelegten
Arbeitsabläufe und einer umfassenden Einarbeitung.
Berichte in den Medien über vergessene Instrumente, Bauchtücher oder andere
Materialien wie Tupfer zeigen, dass die Durchführung der Zählkont-rollen immer einen
hohen Stellenwert haben muss und dass das in der Abteilung praktizierte Verfahren einer
ständigen Überwachung, Risikoeinschätzung, Evaluation und ggf. Veränderung bedarf.
Wie häufig in Deutschland unbeabsichtigt belassene Fremdkörper im OP-Gebiet
auftreten, ist aufgrund eines fehlenden bundesweiten Meldesystems nicht bekannt. Kolbe
et al. schätzen die Anzahl auf bis zu 3.000 belassene Fremdkörper pro Jahr (Kolbe et al.,
2010), wobei die Ursachen dafür nicht bekannt sind. (Kucharek, 2013, S.85)

4.1 Rechtliche Aspekte


Grundsätzlich schulden die Pflegekraft und der Arzt dem Patienten die berufsfachlich
gebotene Sorgfalt im Operationsbereich, d. h. nicht nur die übliche Sorgfalt (Sträßner,
2012, S. 12). Bei der Zählkontrolle handelt es sich um eine de-legationsfähige ärztliche
Maßnahme (Ulsenheimer 2007, S. 34). Die Anordnung und die Kontrolle der Zählmethode
liegen im Aufgabenbereich des Chefarztes und die Durchführung im Aufgabenbereich der
zuständigen Personen, also im Normalfall des Instrumentier- und des Springerdienstes
(Ulsenheimer 2007, S. 32). Der Operateur trägt die Letztverantwortung für die
Durchführung und das Ergebnis des Zählens und haftet „für die sorgfältige Auswahl des
Mitarbeiters, d. h. für die Prüfung seiner fachlichen und persönlichen Qualifikation, für die
Erteilung der erforderlichen generellen und speziellen Weisungen und für die
ordnungsgemäße Überwachung" (Ulsenheimer, 2007, S. 32).

4.2 Risiken für das unbeabsichtigte Zurücklassen von


Fremdkörpern
Risiken für das unbeabsichtigte Zurücklassen von Fremdkörpern finden sich in
unterschiedlichen Bereichen. So ist das Risiko, unbeabsichtigt belassene Fremdkörper
zurückzulassen, statistisch gesehen in den Fachbereichen Orthopädie/Unfallchirurgie,
Vis-zeralchirurgie, Urologie sowie Gynäkologie und Geburtshilfe erhöht.
Folgende Situationen sind internationalen Studien zu Folge besonders risikobehaftet:

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• „Notfalleingriffe
• Änderungen im OP-Ablauf
• Ablösung des OP-Teams, der instrumentierenden Person, des Saalspringers oder
Wechsel des Operateurs während des laufenden Eingriffs
• Patienten mit hohem Body Mass Index und
• Patienten mit hohem Blutverlust” (Ulsenheimer, 2007, S. 33).

4.3 Empfehlungen für schriftliche Vereinbarungen


Wie bereits erwähnt, ist die schriftliche Vereinbarung und Festlegung der Arbeitsabläufe
eine Möglichkeit der Risikominimierung. Diese sollte gemeinsam von ärztlichen und
pflegerischen Mitarbeitern erstellt und je nach vorhandenen Strukturen als Standard,
Handlungs- und/oder Arbeitsanweisung umgesetzt werden.
Das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.v. empfiehlt die Klärung und Einigung zu
folgenden Punkten:
• Verantwortlichkeiten und Aufgaben der beteligten Personen
• Zählmethode
• Art und Beschaffenheit der zu zählenden Materialien (z. B. röntgenpositiv)
• Umfang, Häufigkeit und Zeitpunkte der Zählkon-trollen
• Vorgehensweise bei einem Teamwechsel
• Vorgehensweise bei Diskrepanzen bei den Zähl-ergebnissen
• Vorgehensweise bei beabsichtigt belassenen Materialien
• Vorgehensweise bei vital bedrohlichen Notfällen (ggf. Aussetzen von Zählkontrollen)
• Umgang mit Materialien, welche während einer OP zur Entsorgung anfallen
• Dokumentation.
Ergänzend wird die klinikinterne Klärung des Umgangs mit Beinaheschäden und der
Vorgehensweise für den Fall, dass unbeabsichtigt Fremdkörper belassen worden sind,
empfohlen. Gleiches gilt für bewusst belassene Fremdkörper, z. B. sich im Knochen
befindliche abgebrochene Bohrerspitzen (Ulsenheimer, 2007, S. 33).

4.4 Empfehlung für die Durchführung prä-, intra- und


postoperativer Zählkontrollen
Die Durchführung von Zählkontrollen erfordert größte Gewissenhaftigkeit und die
Einhaltung der abteilungsinternen Vorgaben. Deshalb sollten sie z. B. auch bei der
Einarbeitung neuer Mitarbeiter einen hohen Stellenwert einnehmen.

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Grundsätzlich ist darauf hinzuweisen, dass jede Unsicherheit, jeder Zweifel an der
Richtigkeit der Ergebnisse und jedes erkannte Risiko umgehend kommuniziert werden
muss, um die Sicherheit für die Patienten und für das Team gewährleisten zu können.
(Kucharek, 2013, S.87)

4.4.1 Präoperative Zählkontrollen


Ziel präoperativer Zählkontrollen ist es, dass alle zum Einsatz kommenden Materialien
bekannt, gezählt und dokumentiert sind. In dieser Phase wird die Grundlage der
Zählkontrollen für die gesamte Operation geschaffen, indem eine Bestandsaufnahme (Ist-
Analyse) aller sich am Tisch befindlicher Materialien vorgenommen wird. Die
entsprechende Dokumentation ermöglicht dann jederzeit Rückschlüsse auf z. B. die
Vollständigkeit der Siebe und die Anzahl von Zusatzmaterialien wie Bauchtücher oder
Zügel vor Beginn der Operation. Sieb- und eingriffsbezogene Materiallisten können
hierbei die Überprüfung und die Dokumentation erleichtern.
Das Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V. empfiehlt zum Umfang und Inhalt der
präoperativen Zählkontrollen für den pflegerischen und den ärztlichen Dienst:
„Der Instrumentierdienst und der Springerdienst zählen je nach Fachdisziplin z. B.:
• Instrumentensiebe
• Zusatzinstrumente
• Nadeln und Nadelfadenkombinationen
• röntgenpositive Verbrauchsmaterialien (wie z. B. Bauchtücher, Rollen, Tupfer,
Präpariertupfer und Kompressen)
• nicht röntgenpositive Materialien (wie z. B. Zügel, Einmalspritzen) und Implantate.
Sie zählen nach dem, Vier-Augen-Prinzip und dokumentieren die Ergebnisse nach
abteilungsspezifischer Vorgabe.
Im Rahmen des, Team-Time-Out erfragt der Operateur das Ergebnis der Zählkontrolle“.
(Kucharek, 2013, S.87)

4.4.2 Intraoperative Zählkontrollen


Das Ziel intraoperativer Zählkontrollen ist, dass alle ergänzten Materialien bekannt,
gezählt und dokumentiert sind.
In dieser Phase behält die instrumentierende Person den Überblick über die zum Einsatz
kommenden Materialien und überprüft z. B. Nadeln, Bauchtücher und Instrumente auf

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Vollständigkeit bei der Rückgabe (= laufende Zählkontrolle). Die offiziellen Zählkont-rollen
sind von den laufenden intraoperativen zu trennen. Sie erfolgen zu definierten Zeitpunkten
gemeinsam durch den Instrumentier- und den Sprin-gerdienst und beziehen den
Operateur mindestens durch die Ansage des Ergebnisses mit ein (Ebbeke, 2007, S. 17).
Das Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V. empfiehlt zum Umfang und Inhalt der
intraoperativen Zählkontrollen für den pflegerischen und den ärztlichen Dienst:
• „Der Instrumentierdienst und der Springerdienst zählen alle zusätzlich angereichten
Materialien nach dem, Vier-Augen-Prinzip
• Der Instrumentierdienst überprüft alle Materialien, welche durch den Operateur und/oder
den Assistenten zurückgegeben werden, auf Vollständigkeit.
• Offizielle Zählkontrollen erfolgen grundsätzlich vor dem Verschluss von Körperhöhlen
und Organen, vor dem Wundverschluss, vor bzw. bei der Hautnaht oder allgemein
rechtzeitig vor Ende der OP sowie bei jedem Teamwechsel oder auf Wunsch des
Instrumentierdienstes.
• Jedes Teammitglied muss Zweifel laut und deutlich aussprechen.
• Offizielle Zählkontrollen erfolgen durch zwei Personen (Instrumentierdienst und
Springerdienst).
Sofern nicht nach dem, Vier-Augen-Prinzip' verfahren werden kann, werden die
Zählergebnisse getrennt angesagt. Der Springerdienst dokumentiert die Ergebnisse auf
dem Zählprotokoll.
• Nach jeder offiziellen Zählkontrolle wird der Operateur über das Ergebnis informiert.
(Kucharek, 2013, S.88)

4.4.3 Postoperative Zählkontrollen


Das Ziel der postoperativen Zählkontrolle ist, dass der Patient den OP bzw. Eingriffsraum
nur mit absichtlich belassenen Materialien verlässt.
In dieser Phase erfolgt die abschließende Überprüfung der Vollständigkeit der Materialien
und die abschließende Dokumentation.
Das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. empfiehlt zum Umfang und Inhalt der
postoperativen Zählkontrollen für den pflegerischen und den
ärztlichen Dienst:
• „Der Instrumentierdienst und ggf. der Springerdienst überprüfen letztmalig die
Vollständigkeit der Materialien bei der Entsorgung derselben.
• Die Zählergebnisse des Instrumentierdienstes und des Springerdienstes werden auf
dem Zählproto-koll dokumentiert und zeitnah von beiden Personen abgezeichnet.

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• Besonderheiten und zusätzliche Zählkontrollen werden im Zählprotokoll dokumentiert.
• Die endgültige Entsorgung der im Zählprotokol aufgeführten Materialien erfolgt erst nach
Abschluss und Dokumentation der postoperativen Zählkontrolle.
• Im OP-Bericht dokumentiert der Operateur das Ergebnis der Zählkontrolle und evtl.
Besonderheiten“.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass Zahlkontrollen im OP ein wesentlicher Beitrag
zur Gewahr: leistung der Patientensicherheit sind. Schrifliche, interdisziplinäre
Vereinbarungen und Absprachen unterstützen die Teamarbeit, schaffen Transparenz und
können dabei helfen, vorhandene Risiken zu minimieren. [Abb.3] (Kucharek, 2013, S.88)

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Abb.3: Zählkontrollen ab geplantem Wundverschluss (Ebbeke 2011, S.407)

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5 Geburtshilfliche Operationen
Unterschieden werden vaginale Entbindungsoperationen und abdominale
Entbindungsoperationen. Bei vaginalen Entbindungsoperationen assistiert in der Regel
geburtshilfliches Personal. Allenfalls bei gröBeren Rissverletzungen oder hochgradigen
Dammverletzungen (Darmbeteiligung) erfolgt die Versorgung im OP bzw. unter OP-
Bedingungen. Die abdominale Entbindungsoperation, der Kaiserschnitt (Sectio caesarea),
erfolgt dagegen im OP oder in dem Kreißsaal angegliederten Sectio-OP. Je nach
geburtshilflicher Situation ist zu entscheiden, auf welche Weise die Geburt zu beenden ist.
Tab.1: Indikationen zur operativen Geburtsbeendigung
(Kucharek, 2013, S.251)
Drohende intrauterine Hypoxie unterschiedlicher Genese,
erkennbar an CTG-Veränderungen und/oder Nachweis einer
Fetale Indikation
Azidose mittels MBU (mikroblutuntersuchung anhand eines
Blutstropfens aus fetaler Kopfhaut)
Relatives Missverhältnis zwischen Kopf des Kindes und Becken der
Mütterliche und Mutter bei normaler Lage des Kindes oder bei Lageanomalie;
fetale Indikation Plazenta praevia, vorzeitige Lösung der Plazenta mit oder ohne
Blutung nach außen.
Mütterliche Präeklampsie und Eklamsie, HELLP-Syn-drom, andere schwere
Indikation mütterliche Erkrankungen.
Auch „Sectio auf Verlangen“ der Patientin als wählbare Alternative
Wunschsectio
zur vaginalen Geburt.

Kaiserschnitt (Sectio ceasaera)


Indikation: auch die Erweiterung der Sectioindikation und die Diskussion um die
sogenannte Wunschsectio wurden möglich, nachdem die operationsbedingten Risiken bei
geplantem Kaiserschnitt an der gesunden Schwangeren nicht mehr eindeutig höher sind
als die Risiken einer vaginalen Geburt. Zu dieser Entwicklung haben die Einführung der
Infektions-, Atonie- und Thromboembolie-prophylaxe ebenso beigetragen wie die
Weiterentwicklung der operativen und anästhesiologischen Sectiotechnik und neue
Regime der postoperativen Betreuung.
Lagerung: Steinschnitt- und Linksseitenlage.
Operationsprinzip
Klassische Methode
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• Eröffnung der Bauchdecke durch Pfannenstielquer-schnitt
• Abpräparieren der Blase des Uterus
• Stichinzision im unteren Uterinsegment und Erweiterung der entstandenen Öffnung
durch seitlichen Fingerzug oder mit der Schere
• Entwicklung des Kindes, Abnabeln und Übergabe an Hebamme/Neonatologen
• Gabe von Uteruskontraktionsmitteln (Oxytocin/Prosta-glandine)
• Entwicklung der Plazenta, Kontrolle auf Vollständigkeit, manuelle und/oder
instrumentelle Nachtastung
• U. U. Dilatation des Muttermunds und anschließender Handschuhwechsel des
Operateurs
• Verschluss der Uteruswunde durch fortlaufende Naht
• Verschluss des Blasenperitoneums über der Uteruswunde durch fortlaufende Naht
• Säuberung des Bauchraums
• Verschluss der Bauchdecke in Etagen

Methode nach Misgav-Ladach („sanfte Sectio")


Die Originalmethode wird vielfach variiert.
• Durchtrennen der Haut quer
• Durchtrennen des subkutanen Fettgewebes bis zur Faszie im mittleren Drittel des
Schnitts
• Eröffnen der Faszie in der Mittellinie und Fassen derselben mit Kocherklemmen
• Auseinanderdrängen des subkutanen Gewebes mittels Roux-Bauchdeckenhaken oder
Fingerzug.
• Erweiterung des Faszienschnittes quer mit der Schere
• Abpräparieren der Faszie nach oben, Auseinanderdrängen der Muskelbäuche, Eröffnen
des Peritoneums und Auseinanderziehen aller Schichten durch Operateur und Assistent
• Spalten des Blasenperitoneums und geringes Abpräpa-rieren der Blase (fakultativ)
• Inzision im unteren Uterinsegment (Skalpell) und Erweiterung durch Fingerzug
• Entwicklung des Kindes, Abnabelung und Lösen der Plazenta, Oxytocingabe
• Hervorluxieren des Uterus vor die Bauchdecke
• Instrumentelle Austastung (fakultativ); bei geschlossenem Muttermund Dilatation des
Muttermunds (fakultativ)
• Verschluss der Uterotomie einschichtig mit fortlaufender Naht
• Rückverlagerung des Uterus
• Verzicht auf Peritonealnaht

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• Verschluss der Faszie durch fortlaufende Naht
• Hautverschluss, keine Drainagen

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6 Resümee
Bis in die 1990er Jahre stellten infek-tionen einen erheblichen Risikofaktor bei
einer Sectio dar und trugen entscheidend zur Müttersterblichkeit bei.
Seither konnte das Infektionsrisiko deutlich gesenkt werden. Maßgeblich dazu
beigetragen hat die routinemäßige perioperative Antibiotika-Prophy-laxe, die seit
etwa 2000 Standard ist.
Des Weiteren haben die im Vergleich zu früheren Operationstechniken weniger
traumatischen Verfahren, z.B. nach Misgav-Ladach, dazu beigetragen. Sie
ermöglichen zugleich einen Verzicht auf Redon-Drainagen. Hinzuzurechnen sind
moderne Nahttechniken mit einem geringen Materialaufkommen und einer
gewebeschonenden Nahtführung.
Die ursprünglichen Infektionsraten nach Sectio von 10-40% konnten dadurch um
mehr als die Hälfte gesenkt werden. Im gleichen Zeitraum ist die operations- und
anästhesiebedingte (direkte) Müttersterblichkeit deutlich gesunken, von 0,23% in
den Jahren 1883 bis 1988 auf 0,03% in den Jahren 2001 bis 2004. Die direkte
Müttersterblichkeit umfasst alle Todesfälle in den ersten 42 Tagen nach einer
Sectio, die im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Eingriff stehen.
Die deutliche Verringerung der Risiken einer Sectio, insbesondere im Hinblick auf
Infektionen, hat schließlich dazu beigetragen, dass die Indikation zur Sectio heute
großzügig gestellt wird.
Das schließt „relative Indikationen", bei denen eine vaginale Entbindung erwogen
werden kann, z. B. Beckenendlage, Zustand nach Sectio oder Mehrlings-
schwangerschaft, mit ein. Auch die Wunschsectio ist hier zuzuordnen.
Die Sectio bei relativer Indikation und die Wunschsectio finden in der Regel primär
ohne vorausgegangene We-hentätigkeit oder Blasensprung - sowie geplant statt,
wodurch das Infektionsrisiko weiter sinkt.
In einer retrospektiven Studie aus den Jahren 2007-2008 in Israel erkrankten z.B.
nach primärer Sectio nur halb so viele Frauen an einer Endomyometritis, wie nach
sekundärer Sectio. In einer Studie aus dem Jahr 2006 in Deutschland trat eine
Endomyometritis mit einer Häufigkeit von 1% bei primärer Sectio und von 4% bei
sekundärer Sectio auf.

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Bemerkenswerterweise wird in den aktuellen Sectio-Leitlinien (AWMF015/054)
veröffentlicht von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
2010, ein Infektionsrisiko unter den Risiken für die Mutter bei Schnittentbindung
nicht genannt. Weiterhin wird davon ausgegangen, dass die gesamte mütterliche
Morbidität der primären Sectio nicht höher ist als die der Spontangeburt. (Koster,
2012, S.166)

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7 Zusammenfassung
Die postoperative Wundinfektion ist mit ca. 24% häufigste nosokomiale Infektion in
Deutschland. Sie ist definiert als Infektion der Inzisionsstelle innerhalb von 30 Tagen nach
einer Operation. Wie können Ärzte und Pflegekräfte Wundinfektionen vermeiden bzw.
gegebenenfalls behandeln?

In jeder chirurgischen Disziplin können postoperative Wundinfektionen auftreten und sie


kommen sogar öfter als Harnwegsinfektionen und untere Atemwegsinfektionen vor. Die
World Health Organisation (WHO) hat in ihrer Leitlinie zur Prävention postoperativer
Wundinfektionen aus dem Jahr 2016 die Inzidenz für verschiedene Fachdisziplinen in
Europa beschrieben: die Rate liegt bei kolorektalen Eingriffen bei 9,5%, in der
Herzchirurgie bei ca. 3,5% für Bypassoperationen, in der Orthopädie bei 1% für
Hüftendoprothesen, 0,75% für Knieendoprothesen und 0,8% für Laminektomien. Nach
einer Sectio Caesarea kommt es in 2,9% zu einer postoperativen Wundinfektion.
In multizentrischen randomisiert-kontrollierten Studien tritt nach viszeralchirurgischen
Eingriffen eine postoperative Wundinfektion in bis zu 20% als häufige Komplikation auf.
Nach großen abdominalen Operationen zeigen sich in der frühen postoperativen Phase
eine Suppression der T-Zell-Antwort und eine verminderte Zytokinsekretion. Dies resultiert
in Immunsuppression und größerer Empfindlichkeit für infektiöse postoperative
Komplikationen.
Eine Rolle für die Entstehung einer Wundinfektion spielt die Operationstechnik. Die Daten
des deutschen Referenzzentrums für Surveillance nosokomialer Infektionen zeigen eine
geringere Infektionsrate beim Einsatz laparoskopischer OP-Technik.
Postoperative Wundinfektionen führen zu einer erhöhten Morbidität. In Deutschland
verursachen sie bis zu 1 Mio. zusätzliche Krankenhausverweiltage pro Jahr und erhöhen
die Kosten des stationären Aufenthalts. Darüber hinaus kann die Lebensqualität der
Patienten aufgrund erhöhter postoperativer Schmerzen, die durch eine Wundinfektion
verursacht werden, eingeschränkt sein. Die postoperative Wundinfektion wird in drei
Schweregradeeingeteilt: oberflächliche Wundinfektionen, tiefe Wundinfektionen
sowie Infektionen von Organen und körperhöhlen im Operationsgebiet. (Strobel,
2022, S.201)

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8 Literaturverzeichnis

Dr.Med Rahel Strobel (2022). Urologische Pflege. Postoperative Wundinfektionen


vermeiden.

Gregor Voggenreiter et.al. (2004). Wundtherapie. Wunden professionell beurteilen


und erfolgreich behandeln.

Heinz R. Sträßner (2012). HR. Rechtliche Probleme in der Operationspflege.

Kay Georke & Christa Junginger (2022). Pflege Konkret. Gynäkologie


Geburtshilfe.

Margret Liehn et.al. (2019). OP-Handbuch. Grundlagen, Instrumentarium.

Marija Kucharek W.U Heitland et al (2013). Medizinische und pflegerische


Grundlagen

P.Ebbeke (2011). Zählkontrollen im OP.

Ulsenheimer (2007). Arztstrafrecht in der Praxis

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