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'20/1-7
Thomas Th.
Müller
Israel trauert 0
Der Fisch stinkt vom Kopf 3
Holocaust 3
Das Buch des Lebens 3
Wir können den Vater nicht sehn 4
Ich liege fest im Hafen (Lied) 4
Dia ada didalam Semua (Klara Mella) 5
Er ist in allem (Klara Mella) 5
Lass es zu 6
Frontalangriff auf die Welt! 6
Ergreife die Feder müde (Friedrich Dürrenmatt) 6
Welt der Mitmacher und der Pannen (Friedrich Dürrenmatt) 7
Die Literatur muß so leicht werden (Friedrich Dürrenmatt) 8
Die hat es gedrängt 8
Und nennt es Kunst 10
Elia, der Tisbiter 10
Der glückliche Mann (Marc, April, Hausaufgabe) 14
Wertgeber 15
An Paul Celan 15
Das Evangelium des Paulus an die Römer 16
Das eine Fundament: Gerechtigkeit Gottes aus Glauben 16
Das andere Fundament: Gottes Zorn 16
[Gott erkennen] 16
1. Stock: Sündenerkenntnis mit und ohne Gesetz 17
2. Stock: Nach dem Gesetz handeln 17
3. Stock: Vorrecht und Verantwortung der Juden 18
4. Stock: Keiner ist gerecht 18
5. Stock: Rechtfertigung aus Glauben 18
[Das Gesetz] 19
6. Stock: Abraham, Träger der Verheißung für alle, die glauben 19
7. Stock: Durch Christus mit Gott versöhnt 20
8. Stock: Durch Christus kam zu uns das Leben 20
9. Stock: Mit Christus gestorben, mit Christus lebendig 21
10. Stock: Für die Sünde tot 21
11. Stock: Nicht Sklaven der Sünde, sondern Sklaven des Gehorsams
21
12. Stock: Frei vom Gesetz, Diener im Geist 22
13. Stock: Das Gesetz ließ mich Sünde erkennen 22
14. Stock: Das Gesetz hat Sünde überaus sündig gemacht23
15. Stock: Nicht mehr gemäß unserer nur eigenen Möglichkeit
wandeln, sondern gemäß dem Geist 23

2
16. Stock: Der Leib ist tot, der Geist ist Leben 24
17. Stock: Hoffend auf künftige Herrlichkeit 25
18. Stock: Die Schöpfung, wir und der Geist für uns seufzen25
[Die Schöpfung seufzt] 25
19. Stock: Von Gott erkannt, vorherbestimmt, berufen, gerechtfertigt,
verherrlicht 26
20. Stock: Ist Gott für uns, wer ist gegen uns? 26
21. Stock: Gottes Verheißungen gelten dem Israel der Verheißung
27
22. Stock: Gottes Zorn und Gottes Erbarmen gegen Israel27
23. Stock: Gerechtigkeit: Das Gesetz hat sie verfehlt, der Glaube hat
sie erlangt 29
24. Stock: Israel möge gerettet werden 29
25. Stock: Verkündigung und Ungehorsam 30
26. Stock: Ausgestreckte Hände, Ungehorsam und Widerspruch 30
27. Stock: Ein Überrest, erwählt durch Gnade 31
28. Stock: Verstockung, Betäubung und Fall 31
29. Stock: Als wilder Ölzweig in den Ölbaum eingepfropft32
30. Stock: Ganz Israel wird gerettet werden 33
31. Stock: Der vernünftige Gottesdienst 33
32. Stock: Besonnene Selbsteinschätzung 34
33. Stock: Einander dienen in den vielfältigen Gnadengaben 34
34. Stock: Die Liebe 34
35. Stock: Unterordnung unter die Obrigkeiten 35
36. Stock: Die Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes 35
37. Stock: Leben in Wachsamkeit und Reinheit 36
38. Stock: Gegenseitige Duldsamkeit in Gewissensfragen 36
39. Stock: Rücksicht auf den schwachen Bruder nehmen 37
40. Stock: Die Gebrechen der Schwachen tragen 38
41. Stock: Durch Ausharren und den Trost der Schrift an der Hoffnung
festhalten. 38
42. Stock: Die Heiden sollen Gott loben um der Barmherzigkeit willen,
die Gott an seinem Volk getan hat 38
Einladung 39
Das Konzentrat 39
Das Evangelium des Paulus 39
Sage mir du, wen du noch siehst 40
Lieber Freund, bist du gerade dabei, Gott aus Deinem Leben
rauszuschmeißen? 40
Der größte Autor der Welt 44

3
Israel trauert
Israel trauert in diesen Tagen
über den Sohn, er wurde erschlagen.
Darum möchte ich dich fragen,
wie konnt’ es sein, dass du ihn erschlagen?

Abraham hätt’ ihn nicht erschlagen,


er hat seinen Sohn zum Altar getragen.

Mose hätte ihn nicht erschlagen,


hat vierzig Jahre sein Volk ertragen.

David hätte ihn nicht erschlagen,


er selbst war von Erbarmen getragen.

Doch Israel ist der König genommen,


und alle Propheten sind umgekommen,
da ist auch der Tempel zum Marktplatz verkommen.

Der König leitet das Leben des Volks,


Propheten sprechen Gottes Wort.
Doch ob das Leben ist gerecht
und ob es Gottes Wort entspricht,
das richtet allein Gott.
So tun Tempel, Priester und Opfer Not,
versöhnen das Volk mit Gott.

Doch Israel ist der König genommen,


und alle Propheten sind umgekommen,
da ist auch der Tempel zum Marktplatz verkommen.

Ist das der Grund, o Israel,


warum du schlugst den Immanuel?

„Und sieh, euer Haus wird euch öde gelassen;


von jetzt an sehet ihr mich nicht mehr,
bis dass ihr sprecht: Gepriesen der,
da kommt im Namen des Herrn!“

Der Herr deutet an, was der Geist dann erhellt,

4
Israel ist auf die Seite gestellt,
bis dass der Herr einst wiedererscheint
und Israel ihm entgegeneilt.

Und Christus warnt, dass Verführung droht.


Das Herz des Menschen ist lau und verroht,
und nur Gottes Wort gibt festen Halt.
Und viel falsche Christusse bieten sich an,
ziehen viele in ihren Bann.

Und Nation erhebt sich gegen Nation.


Die Nationen, das christliche Abendland,
fallen von Gott und aus seiner Hand.
Denn christliche Könige, lau und verroht,
verführt von Propheten wider das Wort,
sind alle zusammen ein fauler Baum,
der zu seiner Zeit wird abgehaun.

Und falsche Propheten in großer Zahl


verführen viele überall,
stehn auf mit Gottes Wort in der Hand,
durch den Teufel ins Gegenteil gewandt.

Der Tempel zerstört, die Priester zerstreut,


doch ein Hohepriester steht bereit,
im himmlischen Tempel versöhnt allezeit.
Verführung sind Priester zu einer Zeit,
in der der Christus im Himmel verweilt.
Der Priesterdienst wird wieder eingeführt,
von Christus, wenn er einst auf Erden regiert.

Bei der Auferstehung wird nicht mehr gefreit,


dann sind unsre Leiber den Engeln gleich.
Verführung ist das Verbot zu freien,
es nimmt vorweg, was einst wird sein,
doch für Christus ist's gut, nicht zu freien.

Was blickt ihr zum Himmel unverwandt?


Der Herr wird kommen, wie er entschwand.
Jetzt sitzt er im Himmel auf Gottes Thron.

5
Verführung ist’s, wenn ich ihn von dort hol
und ihn anbete in Brot und Wein,
in Zukunft erst wird Christus unter uns sein.

Stecke dein Schwert an seinen Ort,


denn die das Schwert nehmen, nimmt es fort.
Das Himmelreich wird nicht durchs Schwert gebaut,
der Herr hat selbst nicht aufs Schwert vertraut,
aufs Schwert, auf Könige, auf Macht,
nur dem ist’s Reich, der sich zum Kind gemacht.
Verführung ist dort, wo Kirche und Staat
eins im andern Hilfe und Mittel hat. Denn,
die den Namen des Herrn tragen, die trifft ihr Hass.
Die Kirche wird erst mit dem Herrn regiern,
wenn er einst siegreich wird einmarschiern.

Im Himmel ein Thron, darauf einer,


ringsum die Gemeinde und betet an.
Auch betet die Gemeinde auf Erden,
doch beiderlei Beten geht beide nichts an.
Verführung ist’s, wo Klöster entstehn,
als ob die Gemeinde schon steht um den Thron.
Verführung, wo Heil'ge zu Diensten stehn
zu beten fürs Diesseits um Gnaden und Lohn.
Mit Christus wird einst die Gemeinde regiern
und vor dem Thron Gottes Fürbitte führn.
Doch bis dahin bete ein jeder und streite
allein und gemeinsam in der Gemeinde.

Verführung ist, wenn von Gottes Wort


wird hinweggenommen und zugefügt. –
Der Geist hat’s bemessen, es hat ihm genügt.

Verführung ist, wo Gott ist groß,


doch Christus falsch und klein.
Wenn Christus kommt, dann ist er groß,
wird König sein.

Verführung ist’s, wenn Christi Tat


nicht reicht allein,

6
nicht gerecht lässt sein,
uns nicht erreicht,
nach Vermittlung durch die Kirche heischt,
uns lässt allein,
verdammt lässt sein,
und die Kirche uns unter ihr Machtwort zwingt,
damit uns der Zugang zum Himmel gelingt.

Verführung führt zu Gesetzlosigkeit,


die Liebe erkaltet in kürzester Zeit.

Verführung drängt zu gottlosen Taten.


Gegen Verführung hilft harren und warten.

Der Fisch stinkt vom Kopf


Der Fisch stinkt vom Kopf.
Doch stinkt nicht der Kopf.
Wer stinkt, ist nicht Fisch
und hängt nicht am Kopf.

Holocaust1
In Deutschlands festem Griff, von der Welt allein
gelassen,
vom Lenker der Welt seinem Schicksal gelassen.

Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er,


und zwar wie ein Vater den Sohn,
einen Sohn, der dem Vater gefällt.

Wer wie du des Herrn Hand gespürt,


weiß, es ist wahr, dass der Herr ihn liebt,
weiß, dass der Herr ihn herzlich liebt.

Das Buch des Lebens


Wir werden geboren und stehen im Buch des Lebens.
Dass wir da nicht herausfallen!
1
Auf die Lektüre des Buches hin „Leben und Tod in der Epoche des
Holocaust in der Ukraine“ Boris Zabarko, Margret Müller, Werner Müller
(Hrsg.) Metropol Verlag, 2019

7
Dass uns das Leben keine Falle stellt und wir
herausfallen!
Dass wir den Anruf Gottes hören und antworten,
denn jeden Menschen ruft Gott dreimal!

Ich bin das Leben!

Wir stehen schon in Christus.


Dass wir uns nicht von ihm trennen!
Dass uns das Leben keine Falle stellt und wir uns von
ihm trennen!
Dass wir von ihm hören und antworten, wenn
Menschen uns Zeugnis geben!

Stehst du noch im Buch des Lebens?


Gehörst du schon Christus?

Wir können den Vater nicht sehn


Wir können den Vater nicht sehn,
und das nicht in alle Ewigkeit!
Sehnsucht, die niemals gestillt!

Doch, „Wer mich sieht, der hat den Vater gesehn!“


Und dieses Wort lässt uns auferstehn!

Ich liege fest im Hafen (Lied)


1) Ich liege fest im der Hafen immer stand.
Hafen,
im Wiegewellenschritt 2) Als ich einst
nach langer Fahrt muss ausgefahren,
schlafen, da nahm ich mit an
die Stürme schlafen Bord
mit. ganz jung und
Die See ist glatt und unerfahren
weitet den Lotsen Wunderort.
und hat mich Mein Schiff tat bald
heimgesandt. verlassen
Ein Stern hat mich der andern Schiffe
geleitet, Schwarm,

8
und zog auf eignen da ist ein
Straßen Rettungsschiff.
mit stolz erhob'nem Ein Seemann singt, ich
Arm. singe.
Auf! Auf! Mit frohem
3) Die Mannschaft ging Pfiff!
ans Murren Doch weh, die alte
den Lotsen ließ ich Ladung
gehen. treibt vor uns noch im
Tat neue Ladung Meer!
zurren, Da ruf ich laut nach
die Mannschaft wollt Strömung,
sie sehn. damit sie ferne wär.
Und weiter gings im
Triebe 6) Statt Strömung
von einer Reederei. kommen Stürme
Die Fahne hieß Die und Wellen, es wird
Liebe, Nacht.
das Ziel das Land An Bord gibt es zwei
Juchhei. Türme
und fern die ein'ge
4) Das Ziel war nicht zu Tracht.
halten, Ich blicke durch die
die Fahne bald Wolken
zerzaust, und sehe einen Stern.
die Mannschaft wild Ich weiß, ich muss ihm
gespalten, folgen,
ich dumpf und voll Hoffnung folg ich
unbehaust. gern.
Ein Riff schlitzt Bug und
Wanten 7) Ich liege fest im
und Wasser dringt ins Hafen,
Boot. im Wiegewellenschritt
Der Mast beginnt zu nach langer Fahrt will
schwanken, schlafen,
ich bin in höchster Not. die Stürme schlafen
mit.
5) Das Boot zerbirst, ich Die See ist glatt und
springe, weitet

9
und hat mich Der Stern hat mich
heimgesandt. geleitet,
der Hafen immer stand.

Dia ada didalam terselami.


Semua
(Klara Mella) Er ist in allem
(Klara Mella)
Dia ada didalam semua,
Yang tak terbatas, Er ist in allem,
Yang tak terukur, Er, der Unendliche,
Yang tak terjangkau, Er, der Unermessliche,
Yang tak dimengerti. Er, der Unerreichbare,
Er, der Unfassbare.
Dia ada didalam
Semua, Er ist in allen,
Yang berhati, Die ein Herz haben,
Yang berpikiran, Die denken,
Yang berjiwa, Die Geist haben,
Yang berperasaan. Die Gefühl haben.

Selalu ada hati yang tak Sein Herz wird immer


terbatas, unendlich
Selalu ada pikiran yang sein,
tak terukur, Seine Gedanken
Selalu ada jiwa yang tak werden immer
terjangkau, unermesslich sein,
Selalu ada perasaan Sein Geist wird immer
yang tak dimen- unerreichbar
gerti. sein,
Seine Gefühle werden
immer
unfassbar sein.
Dan, Und,
Dia, Er,
Ada didalam sana, Ist dort drinnen,
Ada didalam semua, Er ist in allem,
Yang tak terpahami dan Der Unverständliche,
tak der
Unerforschliche.

10
Lass es zu
Lass es zu, dass man sieht, dass ein Ende kommt!
Es ist gut, dass das Leben verwelkt.
Doch welkt es nur scheinbar und büßt seine Kraft,
denn darin wird das Leben neu.

Frontalangriff auf die Welt!


Frontalangriff auf die Welt!
Nicht umsonst wird man euch hassen.
Weil ihr die Welt nicht liebt,
sie euch keinen Segen gibt.

Ergreife die Feder müde (Friedrich


Dürrenmatt)2
Ergreife die Feder müde
Schreibe deine Gedanken nieder
Wenn keine Frage nach Stil dich bedrängt.

Es ist heute wieder vieles zu durchdenken.


Felder liegen brach, die einst Früchte trugen.

Das Mögliche ist ungeheuer. Die Sucht


nach Perfektion
zerstört das meiste. Was bleibt
sind Splitter
an denen sinnlos gefeilt wurde.

Beginne, das Sonnensystem zu sehen.


Liebe
Auch Pluto. Doch wer
macht sich schon Gedanken über ihn!
Ich aber
spüre sein Kreisen, ahne
die kleine Kugel, die glattgeschliffene.

Alles läßt sich besser schreiben


Darum laß die schlechtere Fassung stehn.
2
Aus: Das Mögliche ist ungeheuer; Diogenes, Zürich 1993. Zitiert in: Einfach
nur Geschichten. Diogenes, Zürich 2006.

11
Nur beim Weitergehen kommst du irgendwohin
wohin?
Fern von dir.
Gehe weiter. Lots Weib erstarrte beim
Zurückschauen.
Erstarrt nicht. Korrigiert nicht.
Wagt!
Höre nie auf andere.
Trachte nicht danach ein gutes Buch zu schreiben
Mache keinen Plan und wenn du ihn machst
Führe ihn nicht aus
Der Plan genügt.

Nichts
Ist notwendig. Das Spiel
kann jederzeit abgebrochen werden.
Es gibt Sätze, die stark machen
Doch brauchen sie nicht nieder-
geschrieben werden.

Löse deine Hand.

Es kommt nie auf die Sätze an. Nur das


Werk allein zählt.
Die Narren kritisieren einen Satz
Wenige sehen das Ganze

Gott kann dich verlassen


Gody soll dich verlassen.

Welt der Mitmacher und der Pannen


(Friedrich Dürrenmatt)3
(…)
Indem Europa zwar den Geist hochleben läßt, aber
ihm keine Wirkung zumißt und nach den Profiten
3
Aus: Über Friedrich Dürrenmatt; Diogenes, Zürich 2005. Zitiert in: Einfach
nur Geschichten. Diogenes, Zürich 2006.

12
lebt, indem es zu kleinmütig ist, die nationalen
Vorteile der Einzelnen zu überwinden, und unfähig
bleibt, das zu tun, was die Vernunft mit unerbittlicher
Klarheit vorschreibt, begeht es ein größeres
Verbrechen als jener, der den Geist leugnet und dem
es, eine groteske Selbstverspottung, den Geist
entgegenzuhalten wagt. Ein jeder wird nach seinem
Maß gerichtet, und der Richter verhüllt schweigend
das Haupt. Wer die Freiheit verbietet, nimmt sie
wichtiger als der, welcher sie mißbraucht; wer die
Persönlichkeit aufgibt, gewinnt mehr als der, dessen
Rechte nicht weiß, was die Linke tut; und wer das
Christentum unterjocht, begreift es wesentlicher als
der, dem es gleichgültig ist.

Die Welt allein liefert den Stoff, den es in Literatur


umzumünzen gilt.
Fragt man etwa nach dem Sinn der Natur, wird der
Naturwissenschaftler in der Regel ausweichen. Seine
Aufgabe ist nicht, dem Sinne der Natur
nachzuforschen, sondern der Natur selber
nachzugehen, ihren Gesetzen, ihrer
Verhaltungsweise, ihrer Struktur, mehr verrät die
Natur nicht, im letzten bleibt sie undurchsichtig,
unergründlich, unerforschlich, weil ihr Sinn ja nur
außerhalb ihrer selbst liegen kann, und so ist denn
auch diese Frage nicht eine wissenschaftliche,
sondern eine philosophische. Ähnlich liegt es bei der
Frage nach dem Sinn eines Theaterstücks zum
Beispiel, auch er ist außerhalb desselben angesiedelt,
auf einer anderen Ebene, und mit einem ganz
bestimmten Recht darf deshalb der Schriftsteller
behaupten, daß ihn der Sinn, die Aussage dessen, was
er da geschrieben habe, nicht interessiere, mit dem
Recht des Schöpfers nämlich, dessen Aufgabe es ist,
zu erschaffen, nicht zu interpretieren. Er stellt den
Stoff zu Interpretation her, nicht die Interpretation
selbst.

13
Die Literatur muß so leicht werden (Friedrich
Dürrenmatt)4
Die Literatur muß so leicht werden, daß sie auf der
Waage der heutigen Literaturkritik nichts mehr wiegt:
nur so wird sie wieder gewichtig.

Die hat es gedrängt


Da gibt es Schreiber, die hat es gedrängt zu
schreiben.
Da gibt es Geiger, die hat es gedrängt zu geigen.
Da gibt es Tänzer, die hat es gedrängt zu tanzen,
und Gärtner, die hat es gedrängt zu pflanzen.

Da gibt es Lehrer, die hat es gedrängt zu lehren,


und Mahner, die hat es gedrängt zu wehren.
Da gibt es Mütter, die hat es gedrängt zu muttern.
Da gibt es Macher, die hat es gedrängt zu buttern.

Da gibt es Beter, die hat es gedrängt zu beten,


und Kinder, die hat es gedrängt zu spielen.
Da gibt es Führer, die hat es gedrängt zu führen,
und Arme, die hat es gedrängt zu schreien.

Da gibt es Alte, die hat es gedrängt zu sterben.


Da gibt es Junge, die hat es gedrängt zu leben.
Da gibt es Reiche, die hat es gedrängt zu geben,
und Reiche, die hat es gedrängt zu danken.

Da gibt es Arme, die hat es gedrängt zu glauben.


Da gibt es Müde, die hat es gedrängt zu ruhen.
Da gibt es Jugend, die hat es gedrängt zu befreunden.
Da gibt es Gott, den hat es gedrängt zu beschenken.

Da gibt es Denker, die hat es gedrängt zu denken,


und Liebende, die hat es gedrängt zu lieben.
Da gibt es Mann und Frau, die hat es gedrängt zu
heiraten,

4
Zitiert in: Einfach nur Geschichten. Diogenes, Zürich 2006.

14
und Menschen vor Gott, die hat es gedrängt nicht auf
Menschen, sondern nur
auf ihn zu bauen.

Da gibt es Pfleger, die hat es gedrängt zu pflegen,


und Kinder, die hat es gedrängt die Eltern zu ehren.
Da gibt es Sucher, die hat es gedrängt zu suchen,
und Wachaugen, die hat es gedrängt zu finden.

Da gibt es Forscher, die hat es gedrängt zu forschen,


und Menschen, die hat es gedrängt zu feiern.
Da gibt es Richter, die hat es gedrängt zu richten,
und Verurteilte, die hat es gedrängt Buße zu tun.

Da gibt es Opfer, die hat es gedrängt zur Wahrheit.


Da gibt es Reporter, die hat es gedrängt zur
Reportage.
Da gibt Barmherzige, die hat es gedrängt zur
Barmherzigkeit,
und Kranke, die hat es gedrängt zum Schrei nach
Gesundheit.

Da gibt es Geduldige, die hat es gedrängt zu warten,


und Verzweifelte, die hat es gedrängt zu vertrauen.
Da gibt es Frohe, die hat es gedrängt etwas zu
schaffen,
und Freie, die hat es gedrängt jemanden frei zu
lassen.

Da gibt es Tapfere, die hat es gedrängt auszuhalten.


Da gibt es Stellvertreter, die hat es gedrängt an die
Stelle anderer zu treten.
Da gibt es Beschützer, die hat es gedrängt zu
beschützen,
und Tröster, die hat es gedrängt zu trösten.

Da gibt es Retter, die hat es gedrängt zu retten.


Da gibt es Zeugen, die hat es gedrängt zu trauern,
und Zeugen, die hat es gedrängt zu bezeugen.

15
Da gibt es Menschen, die hat es gedrängt Mitmensch
zu sein.

Und nennt es Kunst5


Da reißt man eine Tapete herunter, und nennt es
Kunst. Darunter graue Wand und hässlich. Das kahle
Zimmer, die alten Tapetenfetzen, das wird erzählt.
Doch wenn der Eigentümer kommt, dem das Haus
gehört, wird er es einreißen und keinen Stein auf dem
anderen lassen. Er wird auch nicht die Geschichte der
alten Tapete und der grauen Wand erzählen, er wird
sie vergessen. Also lohnt es nicht, sie überhaupt zu
erzählen. Es sei denn, es gäbe noch Hoffnung, sie
könne zu Leben erwecket werden. Doch wer bedeckt
ihre Nacktheit? Ist meine Nacktheit bedeckt?

Elia, der Tisbiter


Ahab, der Sohn Omris, der König Israels, tat, was in
den Augen des Herrn böse war, mehr als alle, die vor
ihm gewesen waren, denn er hatte Isebel, die Tochter
Et-Baals, des Königs der Zidonier, zur Frau
genommen. Er betete den Baal an, hatte ihm einen
Altar errichtet und ein Aschera-Standbild gemacht.
Zur gleichen Zeit baute auch Hiel von Bethel Jericho
wieder auf, was ihn seinen erstgeborenen Sohn
Abiram kostete, als er den Grund legte, und seinen
jüngsten Sohn Segub, als er die Tore errichtete, nach
dem Wort des Herrn, das er durch Josua, den Sohn
Nuns geredet hatte.
Als Elia, der Tisbiter, von den Einwohnern Gileads,
zu Ahab gesagt hatte, es werde in diesen Jahren
weder Tau noch Regen fallen, es sei denn, er sage es,
gebot ihm der Herr, nach Osten fortzugehen und sich
am Bach Krit, östlich des Jordan zu verbergen. Er solle
aus dem Bach trinken, und den Raben sei geboten
worden, ihn dort zu versorgen. Und so geschah es.

5
Nachdem ich „Die Rote“ von Alfred Andersch gelesen habe.

16
Als aber nach einiger Zeit der Bach vertrocknete,
weil kein Regen im Land war, gebot ihm der Herr,
nach Zarpat in Zidon zu gehen und dort zu bleiben; er
habe einer Witwe geboten, ihn mit Nahrung zu
versorgen. Elia machte sich auf und traf im Stadttor
von Zarpat auf eine holzsammelnde Witwe. Von ihr
erbat er Wasser und Brot. Sie hatte aber nichts
Gebackenes, sondern nur eine Handvoll Mehl und ein
wenig Öl, um ein letztes Brot für sich selbst und ihren
Sohn zu backen (weswegen sie jetzt Holz sammelte),
das würden sie essen und danach sterben. Elia gebot
ihr, es so zu machen, wie sie gesagt habe, doch zuerst
ein kleines Brot für ihn zu backen, und dann etwas für
sich und ihren Sohn, denn der Mehltopf und der
Ölkrug sollten nicht mehr leer werden, bis der Herr es
wieder regnen lasse. Und so geschah es. Elia wohnte
bei ihr, und er und sie und ihr Haus aßen viele Tage
lang.

Als nach diesen Ereignissen der Sohn der


Hauswirtin schwer erkrankte und starb, wollte sie Elia
fortschicken, weil Gott seinetwegen ihrer Schuld
gedacht habe. Elia jedoch verlangte den Sohn von der
Mutter, erbat vom Herrn das Leben für ihn zurück
und gab ihn ihr wieder. Da erkannte die Frau, dass
Elia ein Mann Gottes ist und Gottes Wort in seinem
Mund Wahrheit.

Als es im dritten Jahr war, gebot der Herr Elia,


hinzugehen und sich Ahab zu zeigen, dann wolle er es
regnen lassen, denn in Samaria war große
Hungersnot. Elia ging hin und traf unterwegs Obadja,
der den Herrn von Jugend auf fürchtete, den
Verwalter Ahabs (der hatte 100 Propheten vor Isebel
gerettet), und er trug ihm auf, seine Ankunft Ahab zu
melden. Obadja entgegnete, der Geist des Herrn
könnte Elia hinweg nehmen, nachdem er seine
Ankunft gemeldet hätte, und der König würde ihn
töten (hatte ihn dieser doch in alle Länder geschickt,
Elia zu finden), und wollte nicht gehen. Doch Elia

17
bestand darauf und Obadja ging hin, und so kam
Ahab Elia entgegen. Ahab beschuldigte Elia, Israel ins
Unglück gebracht zu haben, doch Elia widersprach,
nicht er, sondern Ahab und sein Haus hätten Israel ins
Unglück gebracht, weil sie die Gebote des Herrn
verlassen und den Baalen nachgefolgt seien. Dann
verlangte er, ganz Israel, dazu die 450 Propheten des
Baal und die 400 Propheten der Aschera auf dem
Berg Karmel zu versammeln. Und dann sprach er zum
Volk, nicht länger auf beiden Seiten zu hinken,
sondern entweder dem Herrn nachzufolgen, oder
Baal. Als das Volk nicht antwortete, befahl er, zwei
Jungstiere zu bringen. Die 450 Propheten Baals
sollten einen auswählen, zerteilen und aufs Holz
legen und den Namen ihres Gottes anrufen, dass er
sich sein Opfer hole. Und sie taten so, doch nichts
geschah. Er aber baute einen Altar aus zwölf Steinen,
richtete das Holz auf, zerteilte den anderen Jungstier,
legte ihn auf das Holz, ließ es mit zwölf Krügen
Wasser begießen und rief den Namen des Herrn an,
und der Herr ließ Feuer vom Himmel fallen, das das
Opfer nebst dem Holz, den zwölf Steinen und dem
Wasser, das in einen Graben rings um den Altar
geflossen war, verzehrte. Dann ließ er die Propheten
Baals fangen und schlachtete sie am Bach Kison. Ahab
schickte er zurück auf den Berg, er solle essen und
trinken, es rausche, als wolle es reichlich regnen. Und
als sein Bursche siebenmal Ausschau gehalten hatte,
stieg eine kleine Wolke aus dem Meer auf. Da ließ er
Ahab sagen, er solle schnell vor dem Regen nach
Hause fahren. Und dann regnete es gewaltig. Und der
Herr ließ Elia vor Ahab hergehen bis nach Jesreel.

Als Isebel von Ahab erfuhr, dass Elia alle Propheten


mit dem Schwert umgebracht hatte, sandte sie zu
Elia, schwor bei ihrem Leben und drohte, mit seinem
Leben am folgenden Tag so zu verfahren, wie Elia es
mit den Propheten getan hatte. Elia aber ging um
seines Lebens willen fort nach Beerscheba in Juda,
ließ dort seinen Burschen zurück, ging einen Tag weit

18
in die Wüste, setzte sich unter einen Ginsterstrauch,
erbat vom Herrn den Tod und schlief ein. Ein Engel
aber weckte ihn und forderte ihn auf zu essen (es
standen dort ein Brot und ein Krug mit Wasser),
weckte ihn später noch einmal, nachdem er schon
gegessen und getrunken hatte und wieder
eingeschlafen war, und forderte ihn erneut auf zu
essen, sonst sei der Weg zu weit. Elia wanderte,
nachdem er gegessen und getrunken hatte, in der
Kraft dieser Speise 40 Tage und Nächte lang bis zum
Berg Horeb und blieb die Nacht in einer Höhle. Da
kam das Wort des Herrn zu ihm, doch nicht im Sturm,
nicht im Erdbeben und nicht im Feuer, sondern in
einem leisen Säuseln, und frug ihn, was er hier wolle
(Elia hatte für den Herrn geeifert und jetzt trachteten
sie nach seinem Leben), und trug ihm auf, nach
Damaskus zu wandern und dort den Hasael zum
König über Aram zu salben. Auch solle er Jehu, den
Sohn Nimsis, zum König über Israel salben und Elisa,
den Sohn Saphats, von Abel-Mechola, zum Propheten
an seiner statt. Wer dem Schwert Hasaels entfliehe,
den solle Jehu töten, und wer dem Schwert Jehus,
den Elisa. Und Elia ging von dort hinweg, fand Elisa,
den Sohn Saphats, beim Pflügen mit zwölf Joch
Rindern und warf seinen Mantel über ihn. Elisa aber
wollte zuvor noch Vater und Mutter küssen, und Elia
wollte ihn schon wieder zurückschicken, da opferte
Elisa die Rinder, gab das Fleisch dem Volk und folgte
Elia nach und wurde sein Diener.

Als Ahab Nabot seines Weinbergs wegen gemordet


hatte, sandte der Herr Elia, den Tisbiter, hinab zum
König von Israel (der in ihm seinen Feind
wiedererkannte), um ihm seinen Tod zu verkünden
(an der Stelle, wo die Hunde das Blut Nabots geleckt
hatten, sollten sie auch seines lecken!; Unheil solle
über ihn kommen und seine Nachkommen wegfegen,
alles männliche, mündige und unmündige, solle
ausgerottet werden!; auch sollten die Hunde Isebel
vor der Festungsmauer von Jesreel fressen!; und alle

19
Nachkommen Ahabs, die in der Stadt sterben, sollten
die Hunde fressen, und die auf dem Feld sterben, die
Vögel!). Weil aber Ahab sich demütigte, ließ der Herr
das Unheil nicht zu seinen Lebzeiten hereinbrechen,
sondern brachte es erst zur Zeit seines Sohnes über
sein Haus! Und so geschah es. Als man nach drei
Jahren den Streitwagen Ahabs, welcher im Kampf
gegen den König von Aram, durch die Weissagung
Michas, gestorben war, beim Teich von Samaria
wusch, da leckten die Hunde sein Blut (während die
Huren dort badeten), nach dem Wort des Herrn, das
er geredet hatte.

Als Ahab tot war, die Moabiter von Israel abtrünnig


wurden, und Ahasja in seinem Obergemach durch das
Gitter gefallen und krank geworden war, und durch
Boten Baal-Sebub, den Gott von Ekron wegen seiner
Genesung befragen ließ, gebot der Engel des Herrn
Elia, dem Tisbiter, den Boten des Königs entgegen zu
gehen und den Tod des Königs zu weissagen, weil er
nicht den Gott Israels, sondern den Gott von Ekron
befragen wollte. Nachdem diese zurückgekehrt
waren und es Ahasja berichtet und den Mann
beschrieben hatten, der zu ihnen gesprochen hatte,
schickte der König zwei Mal einen Hauptmann über
Fünfzig mit seinen Fünfzig, um Elia vom Berg zu
holen, doch wurden diese jedes Mal durch Feuer vom
Himmel verzehrt, denn Elia war ein Mann Gottes.

Als nun zum dritten Mal ein Hauptmann über


Fünfzig mit seinen Fünfzig zu Elia kam, ihn zu holen,
jedoch sein Knie beugte und um sein Leben und das
seiner Knechte bat, und der Engel des Herrn Elia
gebot, mit ihm zum König hinab zu gehen und sich
nicht zu fürchten, da ging Elia mit hinab und
verkündete Ahasja seinen Tod. Und so geschah es.

Als der Herr Elia im Sturmwind auffahren lassen


wollte, ging Elia mit Elisa von Gilgal hinweg (nachdem
er Elisa erst hatte dalassen wollen, dieser jedoch

20
festentschlossen war mitzukommen), und so kamen
sie auf Befehl des Herrn nach Bethel. Die
Prophetensöhne dort wussten, dass der Herr Elia an
diesem Tag hinwegnehmen würde, und sagten es
Elisa, doch dieser wusste es auch und gebot ihnen zu
schweigen. Und Elia ging mit Elisa (nachdem er Elisa
erst hatte dalassen wollen, dieser jedoch
festentschlossen war mitzukommen), auf Befehl des
Herrn nach Jericho. Die Prophetensöhne dort
wussten, dass der Herr Elia an diesem Tag
hinwegnehmen würde, und sagten es Elisa, doch
dieser gebot ihnen zu schweigen. Und Elia ging mit
Elisa (nachdem er Elisa hatte dalassen wollen, dieser
jedoch festentschlossen war mitzukommen), auf
Befehl des Herrn an den Jordan. Von den
Prophetensöhnen dort stellten sich ihnen 50 Mann
gegenüber in einiger Entfernung auf, während sie am
Jordan standen. Und Elisa erbat sich auf Geheiß Elias,
(Elia hatte mit seinem Mantel das Wasser geschlagen,
und sie waren durch das geteilte Wasser auf dem
Trockenen hindurch gegangen), den zweifachen
Anteil an seinem Geist, worauf Elia einwandte, es sei
etwas Schweres, doch wenn er ihn gleich sähe, wenn
er von ihm weggenommen würde, würde es ihm
zuteil, wenn nicht, dann nicht. Und so geschah es,
während sie noch redeten, ein feuriger Wagen mit
feurigen Pferden kam und trennte beide
voneinander, und Elia fuhr im Sturmwind auf zum
Himmel.

Als Elisa ihn sah, rief er: „Mein Vater! Mein Vater!
Der Wagen Israels und seine Reiter!“ Als er ihn nicht
mehr sah, zerriss er seine Kleider in zwei Stücke, hob
den Mantel des Elia auf, der herabgefallen war,
kehrte an das Ufer des Jordan um und nahm den
Mantel und schlug damit das Wasser und sprach:
„Wo ist der Herr, der Gott des Elia?“ Und als er so das
Wasser schlug, teilte es sich nach beiden Seiten, und
Elisa ging hindurch.

21
Als Elisa dem Hauptmann Jehu, dem Sohn
Josaphats, des Sohnes Nimsis, nach den Worten Elias
hatte auftragen lassen, das Haus Ahabs zu erschlagen,
und ihn zum König hatte salben lassen, da kämpfte
dieser und tötete erst Joram, den Sohn Ahabs, und
ließ ihn auf den Acker Nabots werfen, nach dem Wort
des Herrn!; er ließ Isebel aus dem Fenster stürzen, so
dass sie von den Pferden zertreten wurde, und nur
noch der Schädel, die Füße und Handflächen übrig
waren um begraben zu werden, nach dem Wort des
Herrn: Auf dem Acker Jesreels sollen die Hunde das
Fleisch der Isebel fressen!; er ließ die 70 Söhne Ahabs
töten, und ihre Köpfe in Körbe legen und nach Jesreel
senden!; und er erschlug in Jesreel alle
Übriggebliebenen vom Haus Ahabs und seine
Gewaltigen, seine Vertrauten und seine Minister,
sodass ihm nicht einer übrigblieb, der entkommen
wäre.

Als Joram König in Jerusalem war (der in den


Wegen der Könige von Israel wandelte, wie es das
Haus Ahabs getan hatte, denn er hatte eine Tochter
Ahabs zur Frau), kam ein Schreiben zu ihm von dem
Propheten Elia, das ihm schwere Plage über sein Volk,
seine Kinder und Frauen und all seine Habe
ankündigte. Er selbst werde an einer Krankheit in
seinen Eingeweiden viel zu leiden haben, bis sie nach
langer Zeit heraustreten würden. Und so geschah es.
Der Herr sandte die Philister und Araber gegen Juda,
die all seinen Besitz, seine Söhne und Frauen
hinwegführten, sodass ihm kein Sohn übrigblieb,
außer Johas, seinem Jüngsten. Und nach alledem
schlug ihn der Herr in seinen Eingeweiden mit einer
unheilbaren Krankheit, und am Ende von zwei Jahren
traten seine Eingeweide heraus, und er starb unter
schlimmen Schmerzen.

22
Der glückliche Mann (Marc, April,
Hausaufgabe)
Es war einmal ein Mann und er wusste, dass
irgendwo in dem Wald ein Schatz versteckt war. Doch
auf dem Weg zum Schatz traf er einen Drachen. Da
nahm er einen Stein und warf ihn ins Auge des
Drachen. Der Drache flog weg und er ging weiter und
weiter, bis er endlich bei dem Schatz war. Dann ging
er nach Hause, fröhlich und glücklich.

Wertgeber6
Was nützt es, wenn keinem die Welt gehört,
wenn du sie besitzt und erklärst und dann stirbst?7
Danke Rico, du gabst ihr Wert!
Danke Oskar, du hast sie erklärt!

An Paul Celan
Ein letztes Mal noch schreit er8 dir entgegen
Und wie ein Blitz zuckt hell der Herr
verstummt
Du hebst den Kopf siehst dich von Welt umgeben
(von Feind von Freund geliebt gehasst)
und schreist9 und bist
verstummt

6
Aus einem Brief an Andreas Steinhöfel
7
Mt 16,26 „Denn was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt
gewinnt, aber sein Leben verliert? Oder was kann der Mensch als Lösegeld
für sein Leben geben?“
8
Johannes der Täufer, der Letzte und Größte im Alten Testament
9
schrei(b)st

23
Das Evangelium des Paulus an die Römer10
Vor mir steht ein Haus. Seine Fenster sind hell
erleuchtet und hoch türmt es sich auf. Ich umrunde
es und schaue in seine vielen Fenster und sehe das
Evangelium des Paulus an die Römer. Dann sehe ich,
dass das Haus auf zwei Fundamenten ruht.
Das eine Fundament: Gerechtigkeit Gottes aus
Glauben
Gerechtigkeit Gottes aus Glauben zum Glauben.11
Es lebt der Gerechte aus dem Glauben.
Das andere Fundament: Gottes Zorn
Gottes Zorn gegen Gottlosigkeit,12
Gottes Zorn gegen Ungerechtheit, die sich gegen die
Wahrheit stellt;
weil, was von Gott erkennbar war, von Gott gemacht
ist offenbar;
es wird wahrgenommen durch Nachdenken
seit Erschaffung der Welt an den Werken
sein unsichtbares Wesen, seine ewige Kraft und
Gottheit.
Gott – erkannt und nicht geehrt,
Menschen – verfallen in Wahn und Dunkel,
Gott – vertauscht mit menschtierischem Bild,
Mensch – in Begierden dahingegeben.
Wahrheit Gottes – mit Lüge vertauscht,
Menschen – in Leidenschaft hingegeben,
10
Röm 1,7; 2,16
11
Röm 1,17
12
Röm 1,18

24
Gott – die Anerkennung verweigert,
Menschen – in unwürd'ges Sinnen gegeben,
obwohl sie ihr Urteil von Gott erkennen, tun sie nicht
nur Dinge des Todes,
sondern haben auch Gefallen an all'n, die diese Dinge
tun.

[Gott erkennen]
Unsichtbares Wesen – Christus,
ewige Kraft – Heiliger Geist,
ewige Gottheit – Vater!
Durch Nachdenken erkannt,
Du bist außerhalb der Werke, sie sind deine Werke.
Frau, du sollst Leben schenken und regieren,
doch nun verbunden mit Schmerzen und nun
herrscht der Mann über dich.
Mann, du solltest Leben erhalten und beschützen,
doch nun gibt dir der Boden Dornen und Disteln
und am Ende wirst du zu Staub.
Durch Nachdenken erkannt,
der Frau hast du erschwert und genommen, wozu du
sie bestimmt,
dem Mann hast du erschwert und genommen, wozu
du ihn bestimmt.
Doch das ist ein Werk deiner Gnade,
damit dich der Mensch allezeit nicht vergisst,
auch wenn der dich nicht mehr sieht.

1. Stock: Sündenerkenntnis mit und ohne Gesetz


Wisse Mensch, der du andere richtest, darin richtest
du dich selbst!13
Denkst du, weil du andere richtest, dass du fliehst aus
dem Gericht?
Gottes Güte und Geduld warten, dass du Buße tust.
Verstockte Herzen ohne Buße häufen Zorn auf fürs
Gericht.
Die mit Ausdauer Gutes tun, denen wird mit ew'gem
Leben vergolten.

13
Röm 2,1

25
Selbstsücht'ge, Unwahre, Ungerechte, denen mit
Grimm und Zorn.
Drangsal und Angst über jeden Bösen, erst den Juden,
dann den Griechen.
Herrlichkeit, Ehre und Friede den Guten, erst dem
Juden, dann dem Griechen.
Denn die gesündigt ohne Gesetz, gehen verloren
ohne Gesetz.
Und die gesündigt mit Gesetz, werden verurteilt vom
Gesetz
– gerecht sind nicht die, die's Gesetz gehört, sondern
die das Gesetz befolgt;
wenn Heiden Werke tun nach dem Gesetz, sind sie sich
ohne Gesetz selbst Gesetz –
nach meinem Evangelium durch Christus.
2. Stock: Nach dem Gesetz handeln
Jude, dein Schutz ist das Gesetz, Jude, dein Ruhm ist
Gott.14
Du kennst seinen Willen aus dem Gesetz,
Leiter der Blinden du,
Licht in der Finsternis du,
Erzieher derer ohne Verstand,
Lehrer der Unmünd'gen du,
Besitzer der Summe der Wahrheit!
Andere lehrst du, doch nicht dich selbst!
Stehlt nicht! – Ich stehle.
Hurt nicht! – Ich hure.
Verabscheut die Götzen! – Ich raube sie aus.
Das Gesetz ist mein Ruhm! – Wo ist Gottes Ehre? Ich
brach sein Gesetz.
Um euretwillen lästert man Gott.
Beschneidung hat Wert, wo man hält das Gesetz.
Der Übertreter behält seine Haut.
Und wer das Gesetz mit Haut befolgt, dem ist es, als
sei er ohne Haut.
Und dich Übertreter des Gesetzes wird richten
wer's Gesetz erfüllt, auch mit Haut.
Nicht der ist ein Jude, der hat keine Haut,
doch der ist ein Jud, der beschnitten im Geist,
14
Röm 2,17

26
der nicht Menschen gefällt, sondern Gott.
3. Stock: Vorrecht und Verantwortung der Juden
Jud ohne Haut, was ist dein Gewinn?15
Viel, Gott hat dir sein Wort anvertraut.
Viele sind untreu. – Gott ist treu.
Gott ist wahrhaftig. – Menschen Lügner.
Im Streit mit dem Menschen behauptet sich Gott.
„Gott mag sich enthalten des Gerichts,
behauptet er sich doch in jedem Gefecht.
Tun wir ruhig Böses, Gott wird es wenden!“ Ihre
Verurteilung ist gerecht.
4. Stock: Keiner ist gerecht
Keiner ist gerecht, auch nicht einer.16
Keiner ist verständig, fragt nach Gott.
Alle weichen ab und taugen nichts.
Keiner tut das Gute, auch nicht einer.
Offen ihre Kehle wie ein Grab,
trügerisch die Zunge, Otterngift
unter ihren Lippen; voll der Mund,
voll von Fluchen, voll von Bitterkeit.
Füße eil'n zum Blutvergießen,
es säumt ihre Bahn Verwüstung und Elend.
Sie kennen nicht den Weg des Friedens,
kennen keine Gottesfurcht.

Das Gesetz stopft jeden sich rühmenden Mund, alle


Welt hat Schuld.17
Kein Fleisch wird durchs Tun des Gesetzes gerecht,
denn Sündenerkenntnis wird voll und genau und
recht.
5. Stock: Rechtfertigung aus Glauben
Gerechtigkeit Gottes außerhalb Gesetzes,18
offenbart, von Gesetz und Propheten bezeugt.
Gerechtigkeit Gottes aus Glauben zum Glauben
an Jesus Christus für alle die glauben.
Alle haben gesündigt, alle haben verfehlt
15
Röm 3,1
16
Röm 3,10
17
Röm 3,19
18
Röm 3,21

27
die Herrlichkeit, die sie haben sollten,
so sind sie ohne Verdienst
gerechtfertigt nur durch Gnade
aufgrund der Erlösung in Christus.
Gott hat Christus bestimmt zum Opfer, das wirkt
durch den Glauben.19
Gerechtigkeit Gottes lässt ungestraft uns're Sünden,
die zuvor geschehen.
Das Rühmen ist nun ausgeschlossen, wo es baut auf
Werk und Gesetz.
Doch rühme sich der Glaube!
Der Glaube rechtfertigt ohne Werke,
denn Gott ist nicht nur der Gott der Juden, ja freilich
auch der Heiden!
Ein und derselbe Gott rechtfertigt die,
die beschnitten aus Glauben und die,
die nicht beschnitten durch Glauben.

Ist das nun das Ende für das Gesetz? Nein nein, wir
bestätigen das Gesetz.20

[Das Gesetz]
Indem es uns als Sünder erwies,
indem es uns zur Buße rief,
indem es nach dem Heiland rief,
hat es ihm gedient, hat es uns gedient.

6. Stock: Abraham, Träger der Verheißung für alle,


die glauben
Gerechtigkeit Gottes aus Glauben zum Glauben:21
Abraham lebte aus dem Glauben, als Gottloser wurde
er gerecht.
Gerechtigkeit Gottes aus Glauben zum Glauben:
David lebte aus dem Glauben.
Gesetzlosigkeit wurde ihm vergeben, Sünde wurde
zugedeckt.

19
Röm 3,25
20
Röm 3,31
21
Röm 4,3

28
Abraham wurde aus Glauben gerecht, da hatte er
noch seine Haut.22
Siegel der Gerechtigkeit: dafür gab er seine Haut.
Abraham Vater derer, die glauben mit Haut.
Abraham Vater derer, die gaben die Haut, doch nicht
nur das, sondern glauben.

Abrahams Same: Erbe der Welt.23


Die Verheißung kam durch die Gerechtigkeit Gottes
aus Glauben.
Die Verheißung kam vor dem Gesetz.
Wären die vom Gesetz nur die Erben, wäre der
Glaube ohne Wert.
Weil das Gesetz Zorn bewirkt, und ohne Gesetz kein
Gesetzesbruch ist,
ist die Verheißung aus Glauben,
damit die Verheißung dem ganzen Samen und nicht
nur dem aus dem Gesetz,
sondern auch dem aus dem Glauben sei.
Glaube glaubt, wo nichts zu hoffen, dieser macht
gerecht.
Genauso, die an diesen glauben, welcher den Herrn
aus den Toten erweckt,
um unseretwillen dahingeben, um unseretwillen
auferweckt,
macht ihr Glaube gerecht.
7. Stock: Durch Christus mit Gott versöhnt
Frieden mit Gott und Zugang zur Gnade,24
der Hoffnung auf Gottes Herrlichkeit rühmen wir uns.
Auch in den Bedrängnissen rühmen wir uns,
denn im Ausharren rühmen wir uns,
der Bewährung rühmen wir uns
und der Hoffnung rühmen wir uns.
Die Hoffnung lässt nicht zuschanden werden,
denn die Liebe Gottes ist ausgegossen
in unsere Herzen durch den Heiligen Geist.

22
Röm 4,10
23
Röm 4,13
24
Röm 5,1

29
Gerechtigkeit Gottes im Zustand der Sünde erlangt
durch Christi Tod,25
umso mehr gerettet als Versöhnte durch sein Leben!
Und Gottes rühmen wir uns, weil durch Christus mit
Gott versöhnt.
8. Stock: Durch Christus kam zu uns das Leben
Wie durch Adam kam zu den Vielen der Tod,26
so durch Christus zu den Vielen das Leben.
Wie die Übertretung des einen Menschen zur
Verurteilung aller führte,
so machte der Gehorsam des Einen die Vielen
gerecht.

Das Gesetz aber kam daneben herein, damit das Maß


voll würde.27
Wo aber das Maß voll ist, strömt die Gnade über.
Wie die Sünde herrschte im Tod,
so die Gnade zu ewigem Leben
durch Christus unseren Herrn.

Sollten wir nun in der Sünde verharren28


und machten das Maß der Gnade voll? Das sei fern!
9. Stock: Mit Christus gestorben, mit Christus
lebendig
In Christus hinein getauft,29
in seinen Tod getauft,
also mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod.
Wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters
auferweckt ist,
so wandeln auch wir in neuem Leben.
Wenn wir Christus gleich geworden sind in seinem
Tod,
werden wir ihm gleich sein in der Auferstehung.
Christus gekreuzigt, unser alter Mensch mit ihm,
Christi Leib gekreuzigt, unser Leib der Sünde
entzogen,
25
Röm 5,8
26
Röm 5,12
27
Röm 5,20
28
Röm 6,1
29
Röm 6,3

30
sodass wir der Sünde nicht mehr dienen,
mit Christus gestorben – von der Sünde
freigesprochen,
mit Christus gestorben – wir werden auch mit ihm
leben,
mit Christus gestorben – der Sünde gestorben,
mit Christus lebendig – für Gott lebendig.
10. Stock: Für die Sünde tot
Ihr sollt euch für die Sünde tot halten! Ihr sollt für
Gott leben!30
Die Sünde soll nicht in eurem sterblichen Leib
herrschen!
Ihr sollt der Sünde nicht durch die Begierden des
Leibes gehorchen!
Ihr sollt eure Glieder nicht der Sünde als Werkzeuge der
Ungerechtigkeit hingeben!
Ihr sollt euch selbst Gott als aus den Toten lebendig
gewordene hingeben!
Ihr sollt eure Glieder Gott als Werkzeuge der
Gerechtigkeit hingeben!
Die Sünde wird nicht über euch herrschen,
weil ihr nicht unter dem Gesetz, sondern unter der
Gnade seid.

Sollten wir nun sündigen,31


weil wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter der
Gnade sind? Das sei fern!
11. Stock: Nicht Sklaven der Sünde, sondern Sklaven
des Gehorsams
Wem ihr euch als Sklaven hingebt, um ihm zu
gehorchen,32
dessen Sklaven seid ihr und müsst ihm gehorchen.
Wenn ihr euch der Sünde als Sklaven hingebt, um ihr
zu gehorchen,
seid ihr Sklaven der Sünde und müsst ihr gehorchen
zum Tod.

30
Röm 6,11
31
Röm 6,15
32
Röm 6,16

31
Wenn ihr euch dem Gehorsam als Sklaven hingebt,
um zu gehorchen,
seid ihr Sklaven des Gehorsams und gehorcht zur
Gerechtigkeit.

Der Lohn der Sünde ist der Tod;33


die Gnadengabe Gottes ist das ewige Leben in
Christus.
12. Stock: Frei vom Gesetz, Diener im Geist
Das Gesetz herrscht über den Menschen solange er
lebt.34
Das Gesetz bindet die Frau an den Mann solange er
lebt,
stirbt der Mann, ist sie frei.
Ihr Brüder gehörtet dem Gesetz solange der Christus
lebte.
Als sein Leib getötet wurde, seid ihr dem Gesetz
getötet worden.
Jetzt gehört ihr dem, der auferweckt wurde.

Durch das Gesetz wurden die Sünden des


Gesetzbruchs, 35
deren Leidenschaften wirkten in unseren Gliedern,
ihre Frucht war der Tod.
Jetzt sind wir frei vom Gesetz,
frei von dem, worin wir festgehalten wurden.
Jetzt dienen wir im neuen Wesen des Geistes
und nicht mehr im alten des Alphabets.

Sollten wir nun sagen, das Gesetz sei Sünde? Das sei
fern!36
13. Stock: Das Gesetz ließ mich Sünde erkennen
Doch hätte ich die Sünde nicht erkannt ohne Gesetz.37
Doch hätte ich Begierde nicht erkannt ohne Gesetz,
wenn nicht Gesetz mir hätte gesagt, begehre nicht!
Erst das Gebot ließ die Sünde begehren,
33
Röm 6,23
34
Röm 7,1
35
Röm 7,5
36
Röm 7,7
37
Röm 7,7

32
denn ohne Gesetz ist die Sünde tot.

Als ich noch ohne Gesetz, lebte ich.38


Als das Gebot kam, lebte die Sünde und ich starb.
Dieses Gebot sollte Leben geben und brachte mir den
Tod.
Dieses Gebot gab der Sünde Leben, die mich verführte,
und es brachte mir den Tod.
Das Gesetz ist heilig, gerecht und gut.
Das Gebot ist heilig, gerecht und gut.

Sollen wir nun sagen, das Gute habe mir den Tod
gebracht? Das sei fern!39
14. Stock: Das Gesetz hat Sünde überaus sündig
gemacht
Damit man sieht, dass Sünde Sünde ist, hat das Gute
meinen Tod bewirkt.40
Damit man sieht, wie sündig Sünde ist, hat das Gebot
meinen Tod bewirkt.
Das Gesetz ist geistlich – ich bin fleischlich.41
Ich bin unter die Sünde verkauft.
Ich billige nicht, was ich vollbringe.
Was ich eigentlich will, das tue ich nicht,
doch was ich hasse, das übe ich aus.

Durch das, was ich tu, sage ich, das Gesetz ist gut.42
Doch nicht bin ich es, der's tut, die Sünde tut's, die in
mir wohnt.

In mir, allein mit meiner Möglichkeit, wohnt nichts


Gutes.43
Ich allein mit meiner Möglichkeit habe das Wollen, doch
gelingt mir nichts Gutes.
Ich allein mit meiner Möglichkeit tue nicht das Gute,
das ich will.
38
Röm 7,9
39
Röm 7,13
40
Röm 7,13
41
Röm 7,14
42
Röm 7,16
43
Vgl. Dietrich Bonhoeffer: Ethik. Die letzten und die vorletzten Dinge.
S.131

33
Ich allein mit meiner Möglichkeit tue das Böse, dass
ich nicht will.
Wenn ich aber allein mit meiner Möglichkeit bin,
vollbringe nicht ich das, was ich tue, sondern die
Sünde, die in mir wohnt.
Und in diesem Zustand treffe ich auf das Gesetz,
das mir sagt, dass mir, der ich das Gute tun will, das
Böse anhängt.
Ich Elender, wer erlöst mich von diesem Leib, der mir
den Tod bringt?
15. Stock: Nicht mehr gemäß unserer nur eigenen
Möglichkeit wandeln, sondern gemäß dem Geist
Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn!44
Ich diene mit der Gesinnung Gottes Gesetz,
doch allein mit meiner Möglichkeit dem Gesetz der
Sünde.
Für die, welche in Christus Jesus sind,
die nicht gemäß ihrer nur eigenen Möglichkeit wandeln,
sondern gemäß dem Geist,
gibt es keine Verdammnis mehr.
Das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus
hat mich frei gemacht vom Gesetz der Sünde,
vom Gesetz des Todes.

Was dem Gesetz unmöglich war,45


– weil es allein mit der Kraft der eigenen Möglichkeit
kraftlos war –
das tat Gott,
indem er seinen Sohn sandte,
– der auch nur seine eigene Möglichkeit hatte –
um der Sünde willen und um die Sünde zu verurteilen
– die der begeht, der nur nach seiner eigenen
Möglichkeit handelt –
damit die vom Gesetz geforderte Gerechtigkeit in uns
erfüllt würde
– die wir nicht gemäß unserer nur eigenen Möglichkeit
wandeln, sondern gemäß dem Geist.

44
Röm 7,25
45
Röm 8,3

34
Die, die nur nach ihrer eigenen Möglichkeit sind,46
trachten nur nach dem, was ihrer eigenen
Möglichkeit entspricht.
Die aber, die nach dem Geiste sind,
trachten nach dem, was dem Geist entspricht.
Das Trachten der eigenen Möglichkeit ist der Tod,
das Trachten des Geistes aber Leben und Frieden,
weil das Trachten der eigenen Möglichkeit
Feindschaft gegen Gott ist,
denn Gottes Gesetz unterwirft es sich nicht
und es kann es auch nicht.
Und die, die nur nach ihrer eigenen Möglichkeit sind,
können Gott nicht gefallen.

Ihr seid nicht nur nach eurer eigenen Möglichkeit,


sondern im Geist,47
denn ich denke, dass Gottes Geist in euch wohnt.
Doch wer den Geist des Christus nicht hat, ist nicht
sein.
16. Stock: Der Leib ist tot, der Geist ist Leben
Wenn aber Christus in euch ist,48
so ist euer Leib zwar tot, um der Sünde willen,
doch ist der Geist in euch Leben, um der Gerechtigkeit
Gottes willen aus Glauben.
Wenn es wahr ist, dass Gottes Geist in euch wohnt,
so wird der, der Christus lebendig machte,
eure sterblichen Leiber lebendig machen, durch seinen
Geist, der in euch wohnt.
Wenn ihr gemäß der nur eigenen Möglichkeit lebt,
müsst ihr sterben,49
tötet ihr die Taten gemäß der nur eigenen Möglichkeit
durch den Geist, sollt ihr leben.
Ihr habt nicht den Geist der Knechtschaft empfangen,
sondern den Geist der Sohnschaft, in dem wir rufen
Abba, Vater!

46
Röm 8,5
47
Röm 8,9
48
Röm 8,10
49
Röm 8,13

35
Der Geist zeugt zusammen mit unserem Geist,50
dass wir Gottes Kinder sind.
Wenn aber Kinder, dann auch Erben Gottes und
Erben Christi,
– denn ich sehe, dass wir mit ihm leiden –
damit wir mit ihm auch verherrlicht werden.
17. Stock: Hoffend auf künftige Herrlichkeit
Leiden fallen nicht ins Gewicht,51
gegen die Herrlichkeit, die an uns offenbar werden
wird,
die die Schöpfung voll Sehnsucht erwartet.

Die Schöpfung steht unter Vergänglichkeit,52


doch nicht, weil es ihr entspricht,
sondern von Gott unterworfen,
auf die Hoffnung hin, dass sie befreit werde
von der Sterblichkeit
zur Freiheit
der Herrlichkeit,
die an den Kindern Gottes schon sichtbar sein wird.
18. Stock: Die Schöpfung, wir und der Geist für uns
seufzen
Die Schöpfung seufzt zusammen mit uns,53
liegt in Wehen bis jetzt, so wie wir, die wir den Geist
schon haben,
und warten auf die Sohnschaft,
und erwarten die Erlösung unseres Leibes.

Auf Hoffnung sind wir errettet worden.54


Wir hoffen und können nicht sehen,
wir hoffen und harren aus.

So sind wir schwach, doch der Geist kommt der


Schwachheit zu Hilfe.55

50
8,16
51
Röm 8,18
52
Röm 8,20
53
Röm 8,22
54
Röm 8,24
55
Röm 8,26

36
Wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie's richtig
ist,
doch tritt er für uns ein mit Flehen und mit Seufzen.
Er erforscht die Herzen,
kennt das Trachten des Geistes,
er tritt für uns ein Gott gemäß.

[Die Schöpfung seufzt]


Die Schöpfung seufzt, denn sie hat es schwer,
wegen des Menschen hat Gott sie vergänglich
gemacht.
Sie sollte den Menschen zum Leben dienen,
nun findet der Mensch in ihr den Tod.
Doch hofft sie auf das Erscheinen der
Auferstandenen,
die ihr ihre Auferstehung ankündigen.
19. Stock: Von Gott erkannt, vorherbestimmt,
berufen, gerechtfertigt, verherrlicht
Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben,56
alle Dinge zum Guten dienen,
denen, die nach Gottes Vorsatz berufen sind.

Die Gott zuvor erkannt hat, die hat er auch


vorherbestimmt,57
dem Bilde seines Sohnes gleich zu werden,
damit sein Sohn der Erstgeborene sei unter vielen
Brüdern.
Die Gott vorherbestimmt, die hat er auch berufen,
gerechtfertigt, verherrlicht.
20. Stock: Ist Gott für uns, wer ist gegen uns?
Ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns?58
Gott hat seinen Sohn nicht geschont, Gott gab seinen
Sohn für uns,
mit ihm schenkt Gott uns alles.

Wer erhebt Anklage gegen Gottes Auserwählte?59


56
Röm 8,28
57
Röm 9,29
58
Röm 8,31
59
Röm 8,33

37
Rechtfertigt doch Gott!
Wer verdammt?
Ist doch Christus gestorben und auferweckt,
sitzt zur Rechten Gottes und tritt für uns ein!
Wer will uns scheiden von Christi Liebe?
Drangsal und Angst, Verfolgung und Hunger, Blöße,
Gefahr oder Schwert?
Wie geschrieben steht: „Um deinetwillen werden wir
getötet den ganzen Tag,
wie Schlachtschafe sind wir geachtet.“
Doch in allem überwinden wir weit durch den, der
uns geliebt.

Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben,60


weder Engel noch Fürsten noch Gewalten,
weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges,
weder Hohes noch Tiefes noch ein Geschöpf
uns zu scheiden vermag von der Liebe Gottes in
Christus Jesus, unserem Herrn.
21. Stock: Gottes Verheißungen gelten dem Israel
der Verheißung
Ich habe Traurigkeit und unablässigen Schmerz in
meinem Herzen.61
Ich habe gewünscht für meine Brüder, Verwandte
nach dem Fleische,
durch einen Fluch entfernt zu sein von Christus.

Den Israeliten gehört die Sohnschaft,62


ihnen gehört die Herrlichkeit,
ihnen gehören die Bündnisse,
ihnen gehört die Gesetzgebung,
ihnen gehört der Gottesdienst,
ihnen gehören die Verheißungen,
ihnen gehören die Väter
und von ihnen stammt dem Fleische nach der
Christus, der über alle ist,
hochgelobter Gott in Ewigkeit. Amen!

60
Röm 8,38
61
Röm 9,2
62
Röm 9,4

38
Nun ist Gottes Wort nicht hinfällig,63
denn nicht alle, die Israel heißen,
nicht alle sind Israel.
Auch nicht alle aus Abrahams Same sind Abrahams
Kinder,
denn in Isaak wird dir ein Same sein.
Nicht die Kinder des Fleisches sind Kinder Gottes,
die Kinder der Verheißung werden Same sein.
Und dies Wort ist ein Verheißungswort:
Ich will kommen zu meiner Zeit und Sarah soll einen
Sohn haben.
Und dies, als Rebecca schwanger war von unserm
Vater Isaak,
als die Kinder noch nicht geboren waren und weder
Gutes noch Böses getan,
damit Gottes Vorsatz bestehen bleibe, nicht durch
Werke, sondern Berufung:
Der Ältere wird dem Jüngeren dienen.
Wie auch geschrieben steht: „Jakob habe ich geliebt,
Esau habe ich gehasst.“

Sollte bei Gott Ungerechtigkeit sein? Das sei fern!64


22. Stock: Gottes Zorn und Gottes Erbarmen gegen
Israel
Gott spricht zu Mose:65
„Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig,
wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich.“
So liegt es nun nicht an jemandes Wollen noch
Laufen,
sondern an Gottes Erbarmen.
Die Schrift sagt zum Pharao:
„Dazu habe ich dir Macht gegeben,
um an dir meine Macht zu erweisen,
und dass mein Name verkündigt werde auf der
ganzen Erde.“
So erbarmt sich Gott über wen er will,

63
Röm 9,6
64
Röm 9,14
65
Röm 9,15

39
und verstockt, wen er will.

Nun wirst du mich fragen:66


Was tadelt Gott noch?
Wer widersteht seinem Willen?
Ja, Mensch, wer bist du, dass du rechtest mit Gott?
Spricht das Gebilde zu dem, der es formt:
Warum hast du mich so gemacht?
Hat nicht der Töpfer über den Ton
die Macht, ein Gefäß zu seiner Ehre,
ein anderes zur Unehre zu machen?
Wie aber, wenn Gott, weil er seinen Zorn zeigen
und seine Macht offenbar machen wollte,
deshalb die Gefäße des Zorns,
die zum Verderben bereitgestellt sind,
mit viel Geduld ertragen hätte,
um den Reichtum seiner Herrlichkeit sichtbar zu
machen
an den Gefäßen seines Erbarmens,
die er zuvor zur Herrlichkeit bereitet hat.

Als solche hat er auch uns berufen,67


nicht allein aus den Juden,
doch auch aus den Heiden;
wie er nämlich durch Hosea spricht:
„Ich werde 'Nicht-mein-Volk' 'Mein-Volk' nennen
und 'Nicht-Geliebte' 'Geliebte'.“
Und es wird geschehen,
an dem Ort, wo zu ihnen gesagt wurde:
„Ihr seid nicht mein Volk.
Da sollen sie Söhne des lebendigen Gottes genannt
werden.“

Jesaja aber ruft über Israel aus:68


„Wenn die Zahl der Kinder Israels wäre wie der Sand
am Meer,
nur der Überrest wird errettet werden.

66
Röm 9,19
67
Röm 9,24
68
Röm 9,27

40
Denn der Herr vollendet die Sache und kürzt sie ab in
Gerechtigkeit,
denn der Herr wird eine abgekürzte Sache tun auf
Erden.“
Und wie Jesaja vorhergesagt hat:69
„Wenn nicht der Herr der Heerscharen uns Samen
übriggelassen hätte,
wie Sodom wären wir geworden und Gomorra
gleichgemacht.“
23. Stock: Gerechtigkeit: Das Gesetz hat sie verfehlt,
der Glaube hat sie erlangt
Heiden, die nicht nach Gerechtigkeit strebten, haben
sie erlangt.70
Aber Israel, das nach dem Gesetz der Gerechtigkeit
strebte,
hat das Gesetz der Gerechtigkeit nicht erreicht.
Warum? Weil es nicht aus Glauben geschah,
sondern aus Werken des Gesetzes.
Denn sie haben sich gestoßen an dem Stein des
Anstoßes,
wie geschrieben steht:
„Siehe, ich lege in Zion einen Stein des Anstoßes und
einen Fels des Ärgernisses;
und jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zuschanden
werden!“
24. Stock: Israel möge gerettet werden
Mein Wunsch und mein Flehen zu Gott für Israel,71
dass sie gerettet werden.
Ich bin Zeuge, sie haben Eifer für Gott, doch nicht
nach der rechten Erkenntnis.
Weil sie die Gerechtigkeit Gottes nicht erkennen,
und ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten
versuchen,
haben sie sich der Gerechtigkeit Gottes nicht
unterworfen.
Denn das Ziel des Gesetzes ist Christus,
er macht gerecht jeden, der glaubt.
69
Röm 9,29
70
Röm 9,30
71
Röm 10,1

41
Die Gerechtigkeit aus dem Gesetz beschreibt Mose
so:72
„Der Mensch, der diese Dinge tut, wird durch sie
leben.“
Aber die Gerechtigkeit aus Glauben redet so:
„Sprich nicht in deinem Herzen: Wer wird in den
Himmel hinaufsteigen?
– nämlich um Christus herabzuholen –
oder: Wer wird in den Abgrund hinuntersteigen?
– nämlich um Christus von den Toten zu
heraufzuholen.“
Sondern was sagt sie?
„Das Wort ist dir nahe, in deinem Mund und in
deinem Herzen!“
Das Wort des Glaubens, das wir verkündigen.

Wenn du mit deinem Mund Jesus als den Herrn


bekennst73
und in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn aus den
Toten auferweckt hat,
so wirst du gerettet werden.
Denn die Schrift spricht:
„Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zuschanden
werden!“
25. Stock: Verkündigung und Ungehorsam
Dies gilt unterschiedslos für Juden und für Griechen.74
Alle haben den selben Herrn, der reich ist für alle, die
ihn anrufen.
„Jeder, der den Herrn anruft, wird gerettet werden.“
Wie sollen sie den anrufen, an den sie nicht geglaubt
haben?75
Wie sollen sie an den glauben, von dem sie nichts
gehört haben?
Wie sollen sie hören ohne einen Verkündiger?
Wie sollen sie verkündigen, wenn sie nicht
ausgesandt werden?
72
Röm 10,5
73
Röm 10,9
74
Röm 10,12
75
Röm 10,14

42
Wie geschrieben steht:
„Wie lieblich sind die Füße derer,
die das Evangelium des Friedens verkündigen,
die das Evangelium des Guten verkündigen!“

Aber nicht alle haben dem Evangelium gehorcht.76


Denn Jesaja spricht:
„Herr, wer hat unserer Verkündigung geglaubt?“
Der Glaube kommt aus der Verkündigung,
die Verkündigung aber durch Gottes Wort.

Haben sie etwa nicht gehört? Ja, doch!77


26. Stock: Ausgestreckte Hände, Ungehorsam und
Widerspruch
„Ihr Schall ist ausgegangen über die ganze Erde,78
und ihre Worte bis ans Ende des Erdkreises.“
Aber hat Israel es etwa nicht verstanden?

Schon Mose sagt:79


„Ich will euch zur Eifersucht reizen über ein Nicht-
Volk,
über eine unverständige Nation will ich euch reizen.“
Jesaja aber wagt es und sagt:
„Ich wurde von denen gefunden, die nicht nach mir
suchten,
denen, die nicht nach mir fragten, zeigte ich mich.“

Zu Israel aber sagt er:80


„Den ganzen Tag habe ich meine Hände ausgestreckt
nach einem Volk, das ungehorsam und voll
Widerspruch ist.“

Sollte Gott nun sein Volk verstoßen haben? Das sei


fern!81

76
Röm 10,16
77
Röm 10,18
78
Röm 10,18
79
Röm 10,19
80
Röm 10,21
81
Röm 11,1

43
27. Stock: Ein Überrest, erwählt durch Gnade
Gott hat sein Volk nicht verstoßen,82
das er zuvor erwählt hat.
Die Schrift sagt, als Elia vor Gott gegen Israel auftritt:
„Sie haben deine Propheten getötet, sie haben deine
Altäre zerstört,
und ich allein bin übrig geblieben, sie trachten mir
nach dem Leben.“
Aber was sagt ihm die göttliche Antwort?
„Ich habe mir 7000 Mann bewahrt, die ihre Knie nicht
vor Baal gebeugt haben.“
So ist auch in der heutigen Zeit ein Überrest
geblieben,
der erwählt ist durch Gnade.
Wenn aber aus Gnade, so nicht mehr um der Werke
willen,
sonst ist Gnade nicht Gnade;
wenn aber um der Werke willen, so nicht mehr aus
Gnade,
sonst ist das Werk nicht mehr Werk.
Was Israel gesucht hat, hat es nicht erlangt;
die aus Gnade Auserwählten haben es erlangt.
28. Stock: Verstockung, Betäubung und Fall
Die übrigen wurden verstockt.83
Wie geschrieben steht:
„Gott hat ihnen einen Geist der Betäubung gegeben,
Augen, um nicht zu sehen, und Ohren, um nicht zu
hören,
bis zum heutigen Tag.“

Und David spricht:84


„Ihr Tisch soll ihnen zur Schlinge werden,
zum Fallstrick, zum Anstoß und zur Vergeltung;
ihre Augen sollen finster werden, dass sie nicht
sehen,
und ihren Rücken beuge allezeit!“

82
Röm 11,2
83
Röm 11,7
84
Röm 11,9

44
Sind sie aber gestrauchelt, damit sie zu Boden fallen
sollen? Das sei fern!85
29. Stock: Als wilder Ölzweig in den Ölbaum
eingepfropft
Durch ihren Fall wurde das Heil den Heiden zuteil,86
um sie zur Eifersucht zu reizen.
Wenn aber ihr Fall der Reichtum der Welt
und ihr Verlust der Reichtum der Heiden geworden
ist,
wie viel mehr ihre Fülle.
Denn ich rede zu euch Heiden:87
Weil ich Apostel der Heiden bin, bringe ich meinen
Dienst zu Ehren,
ob ich irgendwie meine Volksgenossen zur Eifersucht
reizen
und etliche von ihnen erretten kann.

Denn wenn ihre Verwerfung die Versöhnung der Welt


ist,88
was wird ihre Annahme anders sein als Leben aus den
Toten?
Wenn aber die Erstlingsgabe heilig ist,
so ist es auch der Teig,
und wenn die Wurzel heilig ist,
so sind es auch die Zweige.

Wenn nun etliche Zweige ausgebrochen wurden89


und du als ein wilder Ölzweig unter sie eingepfropft
bist
und mit Anteil bekommen hast an der Wurzel und er
Fettigkeit des Ölbaums,
so überhebe dich nicht gegen die Zweige!
Überhebst du dich aber bedenke dies:
Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt
dich!
Nun sagst du aber:
85
Röm 11,11
86
Röm 11,11
87
Röm 11,13
88
Röm 11,15
89
Röm 11,17

45
Die Zweige sind ausgebrochen worden, damit ich
eingepfropft werde.
Ganz recht! Um ihres Unglaubens willen sind sie
ausgebrochen worden;
du aber stehst durch den Glauben.
Sei nicht hochmütig, sondern fürchte dich!
Denn wenn Gott die natürlichen Zweige nicht
verschont hat,
könnte es sonst geschehen, dass er auch dich nicht
verschont.
Jene dagegen, wenn sie nicht im Unglauben
verharren, werden wieder eingepfropft werden; denn
Gott vermag sie wohl wieder einzupfropfen.
30. Stock: Ganz Israel wird gerettet werden
Ich will nicht, meine Brüder, dass euch dieses
Geheimnis unbekannt bleibe,90
damit ihr euch nicht selbst für klug haltet:
Israel ist zum Teil Verstockung widerfahren,
bis die Vollzahl der Heiden eigegangen ist.
und so wird ganz Israel gerettet werden,
wie geschrieben steht:
„Aus Zion wird der Erlöser kommen und die
Gottlosigkeit von Jakob abwenden,
und das ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre
Sünden wegnehmen werde.“

Hinsichtlich des Evangeliums sind sie zwar Feinde um


euretwillen,91
hinsichtlich der Auserwählung aber Geliebte um der
Väter willen.
Denn Gottes Gnadengaben und Berufungen können
ihn nicht reuen.
Denn gleichwie auch ihr einst Gott nicht geglaubt
habt,
jetzt aber Barmherzigkeit erfahren habt um ihres
Unglaubens willen,
so haben auch sie jetzt nicht geglaubt um der euch
erwiesenen Barmherzigkeit willen,
90
Röm 11,25
91
Röm 11,28

46
damit auch sie Barmherzigkeit erfahren sollen.
Denn Gott hat alle miteinander in den Unglauben
verschlossen,
damit er sich über alle erbarme.

O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der


Erkenntnis Gottes!92
Wie unergründlich sind seine Gerichte und
unausforschlich seine Wege!
Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt,
oder wer ist sein Mitberater gewesen?
Oder wer hat ihm etwas zuvor gegeben, dass es ihm
wieder vergolten werde?
Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle
Dinge;
ihm sei die Ehre in Ewigkeit! Amen!
31. Stock: Der vernünftige Gottesdienst
Ich ermahne euch nun ihr Brüder, angesichts der
Barmherzigkeit Gottes,93
dass ihr eure Leiber darbringt
als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer:
Das sei euer vernünftiger Gottesdienst!
Und passt euch nicht diesem Weltlauf an,
sondern lasst euch in eurem Wesen verwandeln
durch die Erneuerung eures Sinnes,
damit ihr prüfen könnt,
was der gute und wohlgefällige und vollkommene
Wille Gottes ist.
32. Stock: Besonnene Selbsteinschätzung
Denn ich sage kraft der der mir verliehenen Gnade
einem jeden von euch,94
nicht höher von sich zu denken, als zu denken sich
gebührt,
sondern so zu denken, dass er auf besonnene
Selbsteinschätzung bedacht sei,
wie Gott jedem Einzelnen das Maß des Glaubens
zugeteilt hat.
92
Röm 11,33
93
Röm 12,1
94
Röm 12,3

47
33. Stock: Einander dienen in den vielfältigen
Gnadengaben
Wir sind, die vielen, ein Leib in Christus,95
und als Einzelne untereinander Glieder, die nicht alle
dieselbe Tätigkeit haben.
Wir haben aber verschiedene Gnadengaben gemäß
der uns verliehenen Gnade;
wenn wir Weissagung haben, so sei sie in
Übereinstimmung mit dem Glauben;
wenn wir einen Dienst haben, so geschehe er im
Dienen;
wer lehrt, diene in der Lehre;
wer ermahnt, diene in der Ermahnung;
wer gibt, gebe in Einfalt;
wer vorsteht, tue es mit Eifer;
wer Barmherzigkeit übt, mit Freudigkeit!
34. Stock: Die Liebe
Die Liebe sei ungeheuchelt!96
Hasst das Böse, haltet fest am Guten!
In der Bruderliebe seid herzlich gegeneinander;
in der Ehrerbietung komme einer dem anderen
zuvor!
Im Eifer lasst nicht nach,
seid brennend im Geist, dient dem Herrn!
In Hoffnung seid fröhlich,
in Bedrängnis haltet stand,
im Gebet seid beharrlich!
Nehmt Anteil an den Nöten der Heiligen,
übt willig Gastfreundschaft!
Segnet, die euch verfolgen;
segnet und flucht nicht!
Freut euch mit den Fröhlichen und
weint mit den Weinenden!
Seid gleichgesinnt untereinander,
trachtet nicht nach hohen Dingen,
sondern haltet euch herunter zu den Niedrigen;
haltet euch nicht selbst für klug!
Vergeltet niemand Böses mit Bösem!
95
Röm 12,4
96
Röm 12,9

48
Seid auf das bedacht, was in den Augen aller
Menschen gut ist.
Ist es möglich, soviel an euch liegt, so haltet mit allen
Menschen Frieden.
Rächt euch nicht selbst, Geliebte,
sondern gebt Raum dem Zorn Gottes;
denn es steht geschrieben:
„Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der
Herr.“
„Wenn nun dein Feind Hunger hat, so gib ihm zu
essen;
wenn er Durst hat, dann gib ihm zu trinken!
Wenn du das tust, wirst du feurige Kohlen auf sein
Haupt sammeln.“
Lass dich nicht vom Bösen überwinden,
sondern überwinde das Böse durch das Gute!
35. Stock: Unterordnung unter die Obrigkeiten
Jedermann ordne sich der Obrigkeiten unter, die über
ihn gesetzt sind;97
denn es gibt keine Obrigkeit, die nicht von Gott wäre;
die bestehenden Obrigkeiten aber sind von Gott
eingesetzt.
Wer sich also gegen die Obrigkeit auflehnt,
der widersetzt sich der Ordnung Gottes:
die sich aber widersetzen ziehen sich selbst die
Verurteilung zu.
Denn die Herrscher sind nicht wegen guter Werke zu
fürchten,
sondern wegen böser.
Wenn du dich also vor der Obrigkeit nicht fürchten
willst, so tue das Gute,
dann wirst du Lob von ihr empfangen!
Denn sie ist Gottes Dienerin, zu deinem Besten!
Denn sie trägt das Schwert nicht umsonst;
Gottes Dienerin ist sie, eine Rächerin zum Zorngericht
an dem, der Böses tut.
Darum ist es notwendig, sich unterzuordnen,
nicht allein um des Zorngerichts, sondern auch um
des Gewissens willen.
97
Röm 13,1

49
Deshalb zahlt ihr ja auch Steuern;98
denn sie sind Gottes Diener, die eben dazu beständig
tätig sind.
So gebt nun jedermann, was ihr schuldig seid:
Steuer, dem die Steuer,
Zoll, dem der Zoll,
Furcht, dem die Furcht,
Ehre, dem die Ehre gebührt.
36. Stock: Die Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes
Seid niemand etwas schuldig, außer dass ihr einander
liebt;99
denn wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt.
Denn die Gebote:
„Du sollst nicht ehebrechen,
du sollst nicht töten,
du sollst nicht stehlen,
du sollst nicht falsches Zeugnis ablegen,
du sollst nicht begehren“ – und welches andere
Gebot es noch gibt -,
werden zusammengefasst in diesem Wort, nämlich:
„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!“
Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses;
so ist nun die Liebe die Erfüllung des Gesetzes.
37. Stock: Leben in Wachsamkeit und Reinheit
Und dieses sollen wir tun als solche, die die Zeit
verstehen,100
dass nämlich die Stunde schon da ist, dass wir vom
Schlaf aufwachen sollten;
denn jetzt ist unsere Errettung näher, als da wir
gläubig wurden.
Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber ist nahe.
So lasst uns nun ablegen die Werke der Finsternis
und anlegen die Waffen des Lichts!
Lasst uns anständig wandeln wie am Tag,
nicht in Schlemmereien und Trinkgelagen,
nicht in Unzucht und Ausschweifungen,
98
Röm 13,6
99
Röm 13,8
100
Röm 13,11

50
nicht in Streit und Neid;
sondern zieht den Herrn Jesus Christus an
und tut nicht, was dem Fleisch genehm ist,
damit ihr nicht seinem Begehren verfallt.
38. Stock: Gegenseitige Duldsamkeit in
Gewissensfragen
Nehmt den Schwachen im Glauben an,101
ohne über Gewissensfragen zu streiten.
Einer glaubt, alles essen zu dürfen;
wer aber schwach ist, der isst Gemüse.
Wer isst verachte den nicht, der nicht isst;
und wer nicht isst, richte den nicht, der isst;
denn Gott hat ihn angenommen.
Wer bist du, dass du den Hausknecht eines anderen
richtest?
Er steht oder fällt seinem eigenen Herrn.
Er wird aber aufrecht gehalten werden,
denn Gott vermag ihn aufrecht zu erhalten.

Dieser hält einen Tag höher als den anderen,102


jener hält alle Tage gleich;
jeder sei seiner Meinung gewiss!
Wer auf den Tag achtet, der achtet darauf für den
Herrn,
und wer nicht auf den Tag achtet, der achtet nicht
darauf für den Herrn.
Wer isst, der isst für den Herrn, denn er dankt Gott;
und wer nicht isst, der enthält sich der Speise für den
Herrn und dankt Gott auch.

Denn keiner von uns lebt sich selbst und keiner stirbt
sich selbst.103
Denn leben wir, so leben wir dem Herrn,
und sterben wir, so sterben wir dem Herrn;
ob wir nun leben oder sterben, wir gehören dem
Herrn.

101
Röm 14,1
102
Röm 14,5
103
Röm 14,7

51
Denn dazu ist Christus auch gestorben und
auferstanden
und wieder lebendig geworden,
dass er sowohl über Tote als auch über Lebende Herr
sei.

Du aber, was richtest du deinen Bruder?104


Oder du, was verachtest du deinen Bruder?
Wer werden ja alle vor dem Richterstuhl des Christus
erscheinen;
denn es steht geschrieben:
„So wahr ich lebe, spricht der Herr:
Mir soll sich jedes Knie beugen,
und jede Zunge wird Gott bekennen.“
So wird also jeder von uns für sich selbst Gott
Rechenschaft geben.
39. Stock: Rücksicht auf den schwachen Bruder
nehmen
Darum lasst uns nicht mehr einander richten,105
sondern das richtet vielmehr,
dass dem Bruder weder ein Anstoß noch ein Ärgernis
in den Weg gestellt wird!
Ich weiß und bin überzeugt in dem Herrn Jesus,
dass nichts an und für sich unrein ist;
sondern es ist nur für den unrein, der etwas für
unrein hält.

Wenn aber dein Bruder um einer Speise willen


betrübt wird,106
so wandelst du nicht mehr gemäß der Liebe.
Verdirb mit deiner Speise nicht denjenigen, für den
Christus gestorben ist!
So soll nun euer Bestes nicht verlästert werden.
Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken,
sondern Gerechtigkeit, Friede, Freude im Heiligen
Geist:
wer darin Christus dient, der ist Gott wohlgefällig

104
Röm 14,10
105
Röm 14,13
106
Röm 14,15

52
und auch von den Menschen geschätzt.

So lasst uns nun nach dem streben,107


was zum Frieden und zur gegenseitigen Erbauung
dient.
Zerstöre nicht wegen einer Speise das Werk Gottes!
Es ist zwar alles rein,
aber es ist demjenigen schädlich, der es mit Anstoß
isst.
Es ist gut, wenn du kein Fleisch isst und keinen Wein
trinkst, noch sonst etwas tust,
woran dein Bruder Anstoß oder Ärgernis nehmen oder
schwach werden könnte.

Du hast Glauben? Habe ihn für dich selbst vor Gott!108


Glückselig, wer sich selbst nicht verurteilt in dem, was
er gutheißt!
Wer aber zweifelt, der ist verurteilt,
wenn er doch isst, weil es nicht aus Glauben
geschieht.
Alles aber, was nicht aus Glauben geschieht, ist
Sünde.
40. Stock: Die Gebrechen der Schwachen tragen
Wir, die Starken, haben die Pflicht, die Gebrechen der
Schwachen zu tragen109
und nicht Gefallen an uns selbst zu haben.
Denn jeder von uns soll seinem Nächsten gefallen
zum Guten, zur Erbauung.
Denn auch Christus hatte nicht an sich selbst
Gefallen,
sondern wie geschrieben steht:
„Die Schmähungen derer, die dich schmähten, haben
mich getroffen.“
41. Stock: Durch Ausharren und den Trost der Schrift
an der Hoffnung festhalten.
Denn alles, was zuvor geschrieben worden ist,
wurde zu unserer Belehrung geschrieben,
107
Röm 14,19
108
Röm 14,22
109
Röm 15,1

53
damit wir durch das Ausharren und den Trost der
Schrift
an der Hoffnung festhalten.
Der Gott des Ausharrens und des Trostes aber gebe
euch,
untereinander eines Sinnes zu sein, Christus Jesus
gemäß,
damit ihr einmütig, mit einem Mund
den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus lobt.
Darum nehmt einander an, gleichwie auch Christus
uns angenommen hat,
zur Ehre Gottes!
42. Stock: Die Heiden sollen Gott loben um der
Barmherzigkeit willen, die Gott an seinem Volk
getan hat
Ich sage aber,
dass Jesus Christus ein Diener der Beschneidung des
Volkes Israel geworden ist
um der Wahrhaftigkeit Gottes willen,
um die Verheißung an die Väter zu bestätigen,
dass aber die Heiden Gott loben sollen
um der Barmherzigkeit willen,
wie geschrieben steht:
„Darum will ich dich preisen unter den Heiden und
deinem Namen lobsingen!“
Und wiederum heißt es:
„Freut euch, ihr Heiden, mit seinem Volk!“
Und wiederum spricht Jesaja:
„Es wird kommen die Wurzel Isais und der, welcher
aufsteht,
um über die Heiden zu herrschen;
auf ihn werden die Heiden hoffen.“
Der Gott er Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude
und mit Frieden im Glauben,
dass ihr überströmt in der Hoffnung durch die Kraft
des Heiligen Geistes!
Einladung
Die Tür des Hauses hat sich geöffnet. Es lohnt sich,
einzutreten und in jedem Stockwerk Halt zu machen

54
und anzuklopfen und um Einlass zu bitten, um sich in
Ruhe umzusehen.
Das Konzentrat
Das Evangelium, das Paulus den Römern verkündigt,
gleicht einer Apotheke bestehend aus lauter kleinen
Fläschchen mit starkem Konzentrat, die verdünnt
werden wollen, um genießbar zu sein und ihre
heilende und belebende Wirkung voll entfalten zu
können.
Das Evangelium des Paulus
Paulus verkündigt sein Evangelium. Darin spricht er
von der uns durch den Glauben geschenkten
Gerechtigkeit Gottes, durch die wir leben, und von
Gottes Zorn gegen alle menschliche Ungerechtigkeit,
der uns den Tod bringt. Paulus spricht sowohl seine
Brüder, die Juden, als auch die Griechen an. Er spricht
über das Gesetz, das den Juden seiner Sündhaftigkeit
überführt, und er spricht von der Gnade in Jesus
Christus, die, im Glauben an Jesus Christus und im
Bekenntnis Jesu Christi angenommen, den Menschen
rechtfertigt. Paulus spricht vom Volk Israel und von
den Nationen, von Gottes nach Israel ausgestreckten
Händen, welches voller Eifer, aber ohne rechte
Erkenntnis, ungehorsam und voll Widerspruch ist,
und von Gottes Offenbarwerdung bei den Nationen,
die nicht nach ihm gefragt haben. Paulus spricht von
Gottes Treue zu seinem Volk, von ihrer Verwerfung,
die die Versöhnung der Welt zur Folge hatte, und von
der Errettung eines Überrests aus Israel, die die Welt
mit umso größerem Reichtum erfüllen wird. Paulus
spricht von der Antwort auf Gottes Barmherzigkeit.

Paulus spricht von sich selbst und verkündigt dabei


Christus. Paulus verkündigt Christus, indem er von
sich selbst spricht. Paulus ist der Mensch, dem die
Gerechtigkeit Gottes aus Glauben zum Glauben
geschenkt wurde, und Paulus ist der Mensch, dem
Gottes Zorn gegen seine Ungerechtigkeit gegolten
hatte. Paulus ist der Jude, der durch das Gesetz der
Sündhaftigkeit seiner Sünde überführt worden war,

55
und Paulus gehört zu dem Überrest Israels, der im
Glauben an Jesus Christus, seinen Herrn, und im
Bekenntnis Jesu Christi, aus Gnade gerechtfertigt
wurde. Paulus selbst gibt Antwort auf Gottes
Barmherzigkeit.

Paulus zeigt in seiner Verkündigung, dass das


Evangelium die frohe Botschaft von Jesus Christus ist,
der in ihm, dem Verkündiger, Paulus, lebt, dass das
Evangelium die frohe Botschaft von dem Verkündiger,
Paulus, ist, der von Jesus Christus erlöst ist, und in
dem Jesus Christus lebt, so wie die vier Evangelien
vom Leben Jesu Christi berichten und in diesen
Berichten der Nachfolger Christi an jeder Stelle
vorkommt, in die Nachfolge gerufen und in ihr
unterrichtet wird.

Der Römerbrief ist das Evangelium des Paulus, in


welchen Paulus anhand seiner Person darlegt, was
Gott in Christus Jesus für uns getan hat. Paulus, wie er
uns in der Apostelgeschichte und aus seinen Briefen
begegnet, ist Evangelium, in welchem Jesus Christus
eine Person, den Paulus, ergriffen, erlöst und mit
seinem Leben erfüllt hat. So kann sich nun jeder, der
die Verkündigung des Paulus hört, an seine Stelle
setzen, sei er nun Jude oder Grieche, sich von Jesus
Christus ergreifen, erlösen und mit seinem Leben
erfüllen lassen und selbst Evangelium für andere
werden.
Sage mir du, wen du noch siehst
Christus Jesus, Paulus und Abraham und Moses und
David und Adam sind benannt, doch wen siehst du
noch? Ich sehe Hiob, der wie alle alten Völker nur den
Bund Noahs kannte, sich selbst Gesetz war, mit Gott
rang, nach einem Schiedsmann rief, schließlich, von
Gott überwältigt, in Sack und Asche bereute, und als
von Gott begnadigter, neues Leben geschenkt bekam.

56
Lieber Freund, bist du gerade dabei, Gott aus
Deinem Leben rauszuschmeißen?110
Geh mit mir in das Jahr 30 in die Stadt Nazareth.
Dort finden wir einen Mann, der am Samstag in die
Synagoge geht. Er liest aus der Schriftrolle des
Propheten Jesaja vor und hält dazu eine Predigt.
Lukas, Arzt und Historiker, hat das Leben dieses
Mannes gut recherchiert und berichtet uns von dem
denkwürdigen Ereignis. Hören wir was es sagt:

„Und er kam nach Nazareth, wo er erzogen


worden war, und ging nach seiner Gewohnheit am
Sabbattag in die Synagoge und stand auf, um
vorzulesen. Und es wurde ihm die Buchrolle des
Propheten Jesaja gegeben; und als er die Buchrolle
aufgerollt hatte, fand er die Stelle, wo geschrieben
steht: »Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich
gesalbt hat, den Armen frohe Botschaft zu
verkünden; er hat mich gesandt, zu heilen, die
zerbrochenen Herzens sind, Gefangenen Befreiung zu
verkünden und den Blinden, dass sie wieder sehend
werden, Zerschlagene in Freiheit zu setzen, um zu
verkündigen das angenehme Jahr des Herrn.« Und er
rollte die Buchrolle zusammen und gab sie dem
Diener wieder und setzte sich, und aller Augen in der
Synagoge waren auf ihn gerichtet. Er aber fing an,
ihnen zu sagen: Heute ist diese Schrift erfüllt vor
euren Ohren! Und alle stimmten ihm zu und
verwunderten sich über die Worte der Gnade, die
aus seinem Mund kamen, und sprachen: Ist dieser
nicht der Sohn Josephs? Und er sprach zu ihnen:
Gewiss werdet ihr mir dieses Sprichwort sagen: Arzt,
heile dich selbst! Die großen Taten, von denen wir
gehört haben, dass sie in Kapernaum geschahen, tue
sie auch hier in deiner Vaterstadt! Er sprach aber:
Wahrlich, ich sage euch: Kein Prophet ist anerkannt in
seinem Vaterland. In Wahrheit aber sage ich euch: Es
waren viele Witwen in den Tagen Elias in Israel, als
der Himmel drei Jahre und sechs Monate lang
110
Berlin, 3.12.2014

57
verschlossen war, da eine große Hungersnot entstand
im ganzen Land; und zu keiner von ihnen wurde Elia
gesandt, sondern nur zu einer Witwe nach Sarepta
bei Sidon. Und viele Aussätzige waren in Israel zur Zeit
des Propheten Elisa; aber keiner von ihnen wurde
gereinigt, sondern nur Naeman, der Syrer. Da wurden
alle in der Synagoge von Wut erfüllt, als sie dies
hörten. Und sie standen auf und stießen ihn zur Stadt
hinaus und führten ihn an den Rand des Berges, auf
dem ihre Stadt gebaut war, um ihn hinabzustürzen.
Er aber ging mitten durch sie hindurch und ging
hinweg.“111

Als ich heute Nacht diesen Bericht erneut las, hat


mich verblüfft, wie sich die Reaktion der Leute in der
Synagoge verändert. Sie geht von Zustimmung über
Verwunderung, Egoismus, Wut bis hin zum
Ausschluss aus der Gemeinde und der Absicht, ihn zu
töten. Gott aber, um den es hier geht, geht durch ihre
Mitte hindurch und geht weg.

Nun möchte ich mich mit Dir unter die Menge in


der Synagoge in Nazareth setzen und Dich fragen: Hat
es das in Deinem Leben auch gegeben?

Hast Du in Deinem Leben von Gott gehört? Dass es


seine Absicht ist, den Armen zu helfen, Gefangene zu
befreien und Kranke zu heilen? Und wenn es Gott
gibt, dann dürfte es keine Armen, Gefangenen und
Kranken geben? Hast du so einem Gottesbild
zugestimmt? Dann befindest Du Dich unter der
Menge in Nazareth. Auch sie stimmten ihm zu.

Hast Du Dich über Menschen, die von Gott


sprechen, verwundert? Wie es sein kann, dass sie von
Gott sprechen? Wo sie doch aus der gleichen Stadt
kommen, wie Du, wo Du sie doch kennst und sie nicht
besser sind als Du? Dann befindest Du Dich unter der
Menge in Nazareth. Auch sie verwunderten sich.

111
Bibel, Lukasevangelium 4,16-30

58
Hast Du schon einmal gedacht, dass die
Geschichten von Gott weit weg sind? Dass sie in einer
anderen Zeit spielten, oder in anderen Ländern, oder
bei anderen Menschen. Aber nicht bei Dir. Hast Du
gedacht, dass Gott in Deinem Leben nichts tut, aber
wenn es ihn gibt, dann müsste er auch für Dich etwas
tun? Dann befindest Du Dich unter der Menge in
Nazareth. Auch sie sagten: „Arzt, heile dich selbst!“

Hat es Dich mit Wut erfüllt, dass Gott Deine Gebete


nicht erhört hat? Dass es so viel Leid gibt und Gott
darin nicht eingreift? Dann befindest Du Dich unter
der Menge in Nazareth. Auch sie wurden von Wut
erfüllt.

Hast Du Gott aus Deinem Leben hinausgestoßen,


weil Du ihn nicht ertragen kannst? Dann befindest Du
Dich unter der Menge in Nazareth. Auch sie stießen
ihn zur Stadt hinaus.

Hast Du erklärt, dass es keinen Gott gibt? Weil es


nach allem, was Du gesehen und gehört hast, für Dich
keinen Gott geben kann? Dann befindest Du Dich
unter der Menge in Nazareth. Auch sie hatten die
Absicht ihn so vom Berg hinabzustürzen.

Kannst Du Gott nicht spüren? Gibt es ihn in Deinem


Leben nicht mehr? Hast Du ihn verloren? Dann
befindest Du Dich unter der Menge in Nazareth. Auch
von ihnen ging Gott hinweg.

Lieber Freund, ich möchte Dich jetzt in eine andere


Stadt mitnehmen. Nach Jericho. Dorthin soll Jesus
kommen. Ein kleiner Mann namens Zachäus will
wissen, wer Jesus ist. Er hat nicht viele Freunde in der
Stadt. Die Menschen stehen dicht gedrängt und er
kann nichts sehen. Deshalb läuft er voraus und
klettert auf einen Baum. Jesus kommt schließlich
vorbei und bemerkt ihn. Lukas, unser

59
Berichterstatter, hat auch diese Begebenheit genau
recherchiert. Hören wir:

„Und er kam nach Jericho hinein und zog hindurch.


Und siehe, da war ein Mann, genannt Zachäus, ein
Oberzöllner, und er war reich. Und er wollte gerne
Jesus sehen, wer er sei, und er konnte es nicht
wegen der Volksmenge; denn er war von kleiner
Gestalt. Da lief er voraus und stieg auf einen
Maulbeerbaum, um ihn zu sehen; denn dort sollte er
vorbeikommen. Und als Jesus an den Ort kam, blickte
er auf und sah ihn und sprach zu ihm: Zachäus, steige
schnell herab; denn heute muss ich in deinem Haus
einkehren! Und er stieg schnell herab und nahm ihn
auf mit Freuden. Als sie es aber sahen, murrten sie
alle und sprachen: Er ist bei einem sündigen Mann
eingekehrt, um Herberge zu nehmen! Zachäus aber
trat hin und sprach zu dem Herrn: Siehe, Herr, die
Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen, und wenn
ich jemand betrogen habe, so gebe ich es vierfältig
zurück! Und Jesus sprach zu ihm: Heute ist diesem
Haus Heil wider fahren, weil auch er ein Sohn
Abrahams ist; denn der Sohn des Menschen ist
gekommen, um zu suchen und zu retten, was
verloren ist.“112

Nach diesem Ausspruch, den Jesus am Ende bei


Zachäus tut, hatte ich für Dich gesucht. Ich möchte
nun mit Dir auf die Straße von Jericho gehen, wo
Jesus vorbeikommen soll. Unter den Baum, in dem
Zachäus sitzt. Und ich will Dich fragen: Gibt es das in
Deinem Leben auch?

Bist Du reich? Hast Du mehr als andere? Gehörst


Du zum reichen Drittel der Menschheit? Dann bist Du
wie Zachäus. Denn auch er war reich.

112
Bibel, Lukasevangelium 19,1-10

60
Interessiert es Dich zu erfahren, wer Jesus ist? Wie
er wirklich ist? Dann bist Du wie Zachäus. Denn auch
er wollte gerne Jesus sehen.

Hast Du bislang Jesus nicht verstanden? Fehlt es Dir


an Vorbildern? An Informationen? Dann bist Du wie
Zachäus. Denn auch er konnte es nicht.

Lässt Du nicht locker bei Deiner Suche nach Gott?


Versuchst Du, trotz Niederlagen, Licht in Dein Leben
zu bringen? Bist Du einer, der nicht aufgibt? Dann bist
Du wie Zachäus. Denn auch er stieg auf einen
Maulbeerbaum.

Hat Jesus zu Dir gesprochen? Hat Dich ein Wort von


ihm aus der Bibel angesprochen? Und Du hast Dich
über dieses Wort gefreut? Und Du hast Jesus
aufgenommen? Dann bist Du wie Zachäus. Denn auch
er nahm ihn auf mit Freuden.

Hängst Du nicht am Gelt? Gibst Du Dein Geld den


Armen? Dann bist Du wie Zachäus. Denn auch er
sprach: Die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen.

Hast Du anderen Unrecht getan? Doch hast Du das


Unrecht wieder gut gemacht? Dann bist Du wie
Zachäus. Denn auch er sprach: Wenn ich jemand
betrogen habe, so gebe ich es vierfältig zurück!

Hast Du die Gewissheit, dass Jesus Dich errettet


hat? Dass Du nicht verloren geht? Dass Du in den
Himmel kommst? Dann bist Du wie Zachäus. Denn
auch ihm ist Heil widerfahren. Denn der Sohn des
Menschen ist gekommen, um zu suchen und zu
retten, was verloren ist.

Lieber Freund, ich schreibe Dir diese Zeilen, denn


ich bin wie Du. Auch ich war verloren, doch hat mich
Jesus gesucht und ich habe ihn als meinen Retter mit
Freunden aufgenommen. Lass Dich von ihm retten. Er

61
wartet auf Dich und spricht zu Dir: Freund, steige
schnell herab; denn heute muss ich in deinem Haus
einkehren!

Der größte Autor der Welt


Sieh den größten Autor der Welt,
den größten, weil er tut was er sagt

Der die Tiefen Gottes erforscht und erkennt,


der mehr als der Mensch sich den Menschen kennt

Der erklärt, was war und was ist und was wird,
seine Botschaft nach Form und Inhalt bestimmt.

Sieh den größten Autor der Welt.


Willst du Autor sein,

wandle in seiner Spur.

Es glänzt ein Juwel in Jerusalem


Es glänzt ein Juwel in Jerusalem,
Jakobus, der Bruder des Herrn,
hält Wacht für die Ankunft des Herrn.
Und alle litten ihn gern.

Er lag auf den Knien Tag und Nacht,


die Verheißungen Gottes sah er vollbracht,
sah sein Volk erlöst aus den Tiefen der Nacht,
und hielt für die Ankunft des Herren Wacht.

Nicht wie Paulus – der, gesandt übers Meer,


seinen Himmel bei den Heiden fand –
in Zion zeigte sich ihm der Herr,
und in ihm der Heiland dem Volke beistand.

Jakobus liebte Paulus sehr


und sah, wozu ihn der Herr gesandt,
doch sah er sein eigenes Volk schwach und schwer,
und ging ihm nach, nahm es an die Hand.

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Und für den Samen, den er gesät
– auf den Weg, auf die Steine, unter die Dornen –
hat er auf den Knien gefleht,
und einst wird der Boden sein fruchtbar geworden.

Und die Zeit wird kommen und ist nicht mehr fern,
dass der Same aufgeht in Israel!
Und dann kommt zu Ehren der Bruder des Herrn,
der geglaubt und gelitten,
gehofft und gestritten,
geliebt unter Tränen und Bitten.

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