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Steinplatz 1
10623 Berlin
www.iit-berlin.de
ISBN 978-3-89750-165-2
Mit Blick auf das „Internet der Dinge“, das im Rahmen des IT-Gipfels 2008 zum Leuchtturm-
vorhaben der Bundesregierung erklärt wurde, zeigt das Bundesministerium für Wirtschaft und
Technologie in der Forschungsinitiative Next Generation Media zukunftsweisende Lösungen der
internetbasierten Vernetzung unserer Lebens- und Arbeitswelt auf.
Die wissenschaftliche Begleitforschung zu NGM trägt dazu bei, die übergeordneten inno-
vationspolitischen Zielsetzungen zu erreichen. Insbesondere durch Maßnahmen zur Vernetzung
und Verwertung werden in breitem Umfang Synergieeffekte zwischen Projekten erschlossen und
der Erfahrungsaustausch zwischen allen Stakeholdern stimuliert. Die Verbundprojekte werden bei
ihren Verwertungsaktivitäten beraten und unterstützt. Zusätzlich entwickelt die Begleitforschung
Kommunikationsplattformen und -formate, um den Ergebnistransfer nach Innen und Außen zu
befördern. Damit werden die Ergebnisse und Potenziale der Verbundprojekte für andere nutzbar
gemacht und eine größtmögliche Wirkung des Programms NGM gewährleistet.
Neben der hier vorgestellten Untersuchung zu Smart Home sind weitere ausgewählte Ergebnisse
der Begleitforschung auf der Plattform des Programms (www.nextgenerationmedia.de) als Down-
loads verfügbar:
Sechs Leitfäden:
(1) Intelligente Logistiknetze mit RFID
(2) Telematik in der Gesundheitsversorgung
(3) Intelligente Heimvernetzung
(4) Vernetzte Produktionsanlagen
(5) Life Cycle Performance
(6) Kollaboration in unternehmensübergreifenden RFID-Anwendungen
Kontakt
Alfons Botthof
Leiter der wissenschaftlichen Begleitung NGM
VDI/VDE Innovation + Technik GmbH
Steinplatz 1
10623 Berlin
Tel.: 030 310078-111
E-Mail: botthof@iit-berlin.de
www.nextgenerationmedia.de
4
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Inhalt
1 Zielstellung der Untersuchung und Methodik............................................................................................................ 7
3 Marktsituation .................................................................................................................................................................. 12
4 Technologieanforderungen ........................................................................................................................................... 15
inHaus1 – Zentrum für intelligente Raum- und Gebäudesysteme FhG IMS (Duisburg) .................................................................. 22
inHaus2 – Zentrum für intelligente Raum- und Gebäudesysteme FhG IMS (Duisburg) .................................................................. 23
6 Szenarien............................................................................................................................................................................ 35
Szenario 2020............................................................................................................................................................................. 36
Szenario 2030............................................................................................................................................................................. 38
Die vorliegende Untersuchung wurde im Rahmen der Begleit- Media geförderten Vorhabens Service Centric Home (SerCHo)
forschung zum Programm Next Generation Media, beauftragt im Sommer 2009 ein Verein entstanden. Der Connected Living
durch das Referat „Entwicklung konvergenter IKT“ im Bundes- e. V. (www.izconnected.de/) bündelt branchenübergreifend die
ministerium für Wirtschaft und Technologie, durchgeführt. Sie Interessen unterschiedlicher Akteure und dient zur Förderung
soll einerseits den aktuellen Status der Initiativen zur Einführung der Entwicklung innovativer, branchenübergreifender Lösun-
von Smart Home-Anwendungen in Deutschland darstellen und gen für die intelligente Heimvernetzung.
andererseits einen Ausblick auf die zukünftige Entwicklung der
Thematik geben. Wir danken den vorgestellten Einrichtungen und Initiativen für
ihre Unterstützung. Expliziter Dank geht an den BITKOM e. V.,
Folgende Fragestellungen wurden als Untersuchungsgegen- der im Arbeitskreis „Digital Home“ und im Vorfeld der IT Gipfel
stand benannt: 2008 und 2009 wichtige Arbeiten zur Smart Home-Thematik
Welche Initiativen haben sich in Deutschland bereits gebil- geleistet hat.
det, wo liegen ihre Schwerpunkte und welche Entwicklung
wollen sie nehmen?
Welchen gesellschaftlichen Nutzen lassen Smart Home-An-
wendungen erwarten?
Auf welcher Technologie basieren die aktuellen Anwendun-
gen und welche technischen Entwicklungen sind zu erwar-
ten?
Wie sind die derzeitige Marktsituation und ihre Entwicklung
einzuschätzen?
Welche zentrale Handlungsempfehlung an die Akteure aus
Politik, Forschung, Industrie und Verbänden zur nachhaltigen
Verbreitung von Smart Home-Anwendungen in Deutschland
lässt sich aus den Ergebnissen ableiten?
1 Komplementäre und weiterführende Informationen können dem Leitfaden zur Heimvernetzung des Bitkom entnommen werden (Ergebnis der UAG 1
der AG 8 zum vierten nationalen IT-Gipfel). Siehe hierzu: www.bitkom.org/files/documents/BITKOM_Heimvernetzungs-Leitfaden_20091209.pdf (zuletzt
zugegriffen am 26.04.2010)
8 Smart Home in Deutschland
Das Smart Home ist ein privat genutztes Heim (z. B. Eigenheim, Mietwohnung), in dem die zahlreichen Geräte der Hausauto-
mation (wie Heizung, Beleuchtung, Belüftung), Haushaltstechnik (wie z. B. Kühlschrank, Waschmaschine), Konsumelektronik
und Kommunikationseinrichtungen zu intelligenten Gegenständen werden, die sich an den Bedürfnissen der Bewohner orien-
tieren. Durch Vernetzung dieser Gegenstände untereinander können neue Assistenzfunktionen und Dienste zum Nutzen des
Bewohners bereitgestellt werden und einen Mehrwert generieren, der über den einzelnen Nutzen der im Haus vorhandenen
Anwendungen hinausgeht.
Der Begriff Smart Home bezieht sich auf mit Intelligenz ausge- aufweisen, rechnen sich im Haus aufwändige Vernetzungs-
stattete Wohnhäuser und Wohnungen. Er wird hier synonym lösungen wie z. B. KNX/EIB2 in der Regel nicht. Vor allem im
verwendet mit den Begriffen Connected Home, Elektronisches Gebäudebestand müssen wirtschaftliche Nachrüstlösungen be-
Haus, Intelligentes Wohnen, Smart House, Smart Environment, rücksichtigt werden.
Home of the Future, Smart Living, Aware Home. Es gibt bislang
keine allgemein anerkannte Begriffsbestimmung. Abzugrenzen
ist Smart Home von den Begriffen Smart Building oder Intelli- 2.1 Teilsysteme des Smart Home
gentes Gebäude; darunter sind in der Regel mehrere, räumlich
getrennte Bauten zu verstehen, die unter betriebswirtschaftli- Ausgangspunkt für das Smart Home ist die Hausautomatisie-
chen Gesichtspunkten verwaltet werden. rung. Diese umfasst eine Vielzahl von Teilsystemen wie:
Hinzu kommen direkt auf die Hausbewohner bezogene Pro- dergrund steht nicht das Ziel einer überbordenden zentralen
dukte und Dienste wie: Steuerung. Vielmehr besteht das Ziel in Teilsystemen (verteilter
Intelligenz), die ihnen gestellten Aufgaben möglichst eigen-
Kommunikation Mobil- und Festnetztelefon, Antennenanlage/ Ka- ständig (autonom) zu erledigen und die dazu erforderlichen
bel/ Satellitenempfang, LAN, WAN, Inter-/Intranet
Daten mit anderen Komponenten auszutauschen.
Konsumelektronik TV, Video, Audio, IKT mit PC, Internet, Telediens-
te, Kamera, …
Generelle Trends im privaten Wohnbereich sind:
Hausgeräte Kühlschrank, Waschmaschine, Trockner, Spülma-
schine, Staubsauger, Serviceroboter; Hausgeräte- Digitalisierung aller im Haushalt eingesetzten Systeme mit
monitoring, -diagnostik und -fernbedienung umfassenden Netzwerkfähigkeiten (insb. Internet-Anbin-
Gesundheit/Pflege medizinische Diagnostik und Vorsorge, Vitalpara- dung)
metermessung (z. B. intelligentes WC, vernetzte Starkes Wachstum der funkbasierten Lösungen (WLAN, Blue-
Waage, Blutdruckmessgerät), Kranken-/Alten-/ tooth, KNX RF)
Behindertenbetreuung, Sturzerkennung, Aktivi-
Integration von Techniklösungen in beliebige Haushaltsge-
tätsmonitoring
genstände (z. B. Möbel, Textilien, Tapeten)
Heimlogistik Einkaufs- und Speiseplanung, Lieferservice;
häusliche Dienste Dezentralisierung und Individualisierung der Steuerung
Hobby (elektronische) Spiele; elektrische Eisenbahn,
(raum- oder personenbezogen)
Haustierversorgung, Aquarienmanagement Technikbasierte Ansätze zu einem sparsamen und effizien-
Mobilität PKW mit Diagnostik/telemedizinischer Überwa- ten Umgang mit Ressourcen wie Energie, Gas und Wasser
chung, Navigationssystem für local based servi- Neue Dienstleistungen für das vernetzte Heim wie z. B. Fern-
ces, Info-/Entertainmentangebote; e-Mobile als zugang zu Energie- und Sicherheitsmanagementsystemen
Teil des Energiemanagementsystems („rollende
des Hauses, Fitness- und Ernährungsassistenten
Batterie“) im Smart Home
Erhöhung von Sicherheit und Komfort
Ein Smart Home zeichnet sich dadurch aus, dass diese Teilsys- Ein Überblick zu den Nutzungsszenarien gibt nachfolgende
teme vernetzt und mit Intelligenz ausgestattet sind. Im Vor- Grafik:
Digitale Fotos
Spielfilme Musik
Kundenbedürfnisse
Spiele Entertainment & Lifestyle Internet
E-Mails
u
sh
Türkontrolle
alt
sfü
Heizung
Geräte
hru
Smart
sensor
Door Lüftung
Smart Smart
Gebäudesicherheit
überwachung
nä
Er
Heimapotheke
&
Bewegungsmelder
eit
dh
User Generated
n
su
Content Wellness
Ge
2.2 Nutzen für die Akteure mit geringer Technikaffinität) ein hohes Maß an „Unauf-
dringlichkeit“ aufweisen bzw. dürfen nicht als störend oder
Bei der Diskussion über die Potenziale von Smart Home wer- belästigend empfunden werden
den zwar vielfach ausführlich die technischen Machbarkeiten Beherrschbarkeit der Technologie; Eingriffsmöglichkeiten
zukünftiger Anwendungen beschrieben, die Bedürfnisse von müssen zu jeder Zeit gegeben sein
Herstellern, Systemanbietern, Providern, Dienstleistern und ins- hoher Integrationscharakter (sinnvolle, nachvollziehbare Ver-
besondere der Nutzer selbst werden jedoch oftmals zu wenig knüpfung von Diensten)
berücksichtigt. In der folgenden Tabelle werden Effekte resp. logische Einprägsamkeit des Dienstes (z. B. Kühlen mit Kon-
Funktionen durch den Einsatz dieser Technologien, die als an- trolle, intelligentes Heizen)
erkannte Zielsetzungen in vielen Initiativen formuliert werden, Multifunktionalität physischer Benutzerschnittstellen („Uni-
gemäß ihrer Bedeutung für diese Akteure eingeordnet. Die Be- versalfernbedienung”, „Internet-Fernseher”)
wertung der Relevanz wurde von den Autoren der Studie unter einfache, intuitive Bedienung („universal design“)
Berücksichtigung von Expertenmeinungen vorgenommen.
Preiswerte Anwendungen
Nutzeranforderungen niedrige Einstiegskosten, hohe Flexibilität und leichte Nach-
rüstbarkeit
Nicht die Technik an sich, sondern der Nutzen durch die Technik akzeptabler Preis im Verhältnis zum häufig schwer beziffer-
ist entscheidend für die Akzeptanz neuer Geräte, Funktionen baren Nutzen, besonders bei Komfortfunktionen (Substitu-
und Dienstleistungen. Sicherheit, Komfort und wirtschaftliche tion der klassischen Fernbedienung)
Erwägungen sind die wesentlichen Determinanten, die die Ent- Erweiterbarkeit in Abhängigkeit von Benutzeranforderun-
scheidung potenzieller Kunden beeinflussen. gen und finanziellen Randbedingungen – einfache, kos-
tengünstige Integrierbarkeit neuer Geräte und (Sub-)Netze
Die Anbieter von Produkten und Diensten für das Smart Home („hot plug & play“)
müssen sich daher folgenden Anforderungen stellen:
Die technische Ausstattung kann hierbei immer nur Mittel zum
Steigerung der Sicherheit Zweck sein, d. h. sie ermöglicht und unterstützt Anwendungen
Sicherheitsfunktionen für den Menschen und seine Umge- resp. Dienstleistungen. Prinzipiell sind Angebote so zu gestal-
bung (Zugangs- und Schließsystem, Überwachungsfunktio- ten, dass die Nutzung jederzeit erweiterbar und eine Integrati-
nen, Notfallfunktionen) on verschiedener Dienste ermöglicht ist.
Sicherheit gegen unbefugte Nutzung und Manipulation ver-
fügbarer Daten
Sichere Nutzung der bereitgestellten Infrastruktur, fehlerto-
lerante Bedienung, Plausibilitätschecks, integrierte Gefah-
renabwehr, technische Sicherheit
Schutz der Privatsphäre vor Eingriffen von außen (betrifft
z. B. Videoüberwachungen)
Zuverlässige und glaubwürdige Quittierung entfernter Be-
dienvorgänge
Schnelle und sichere Fehlerdiagnose und Fehlerbehebung
(Service z. B. über Internet)
3 Mediale Inhalte werden geräteunabhängig konsumiert. Fotos und Filme werden inzwischen sowohl auf dem Fernsehschirm, dem PC, dem Smart Phone
oder über Spielekonsolen angesehen. Einmal erworbene Audio-Inhalte können auf der Stereoanlage, dem Note-/Netbook oder MP3-Player gehört wer-
den. Das Konsumentenverhalten verändert sich so von einem medium- und gerätegetriebenen hin zu einem inhalts- und formatgetriebenen (siehe auch:
BITKOM [2008]: Band 1 der Studienreihe zur Heimvernetzung – Konsumentennutzen und persönlicher Komfort; Ergebnisse der Arbeitsgruppe 8 „Service-
und verbraucherfreundliche IT“ zum dritten nationalen IT-Gipfel 2008; Seite 16).
Wann ist ein Home ein Smart Home? 11
Effekte/Funktionen Bedeutung für Anbieter Bedeutung für Anwender Relevanz für Anforderungen und
im Kontext Smart Anwender Erwartungen von
Home Anwendern
Verlängerung selbst- Großes Potenzial für Für die Zielgruppe „ältere Menschen“ von +++++ Konzepte mit geringen
ständigen Wohnens zielgerichtete Angebote hoher Bedeutung (z. B. Senkung der Kosten Nutzungshürden
für Heimunterbringung)
Einbruchssicherheit Allgemeines Steigerung der persönlichen Sicherheit – +++++ Innovative
Sicherheitsempfinden Werterhalt Sicherheitskonzepte
Informationsaustausch Potenzial für neue Hohe persönliche Bedeutung für ++++ Interpretationssichere
mit Pflegediensten Geschäftsmodelle Betroffene Systeme
Optimierung der Betreuung, Kostensenkung Geringes Investitionsvolumen
Überwachung von Dienstleistungsangebote Bedeutung insbesondere für chronisch Kranke; +++ Kostenvorteile, Integration in
Gesundheitszuständen zur Optimierung der Kostensenkung für Krankenkassen bereits genutzte Angebote
medizinischen Betreuung
Energieeinsparung Optionen zur Berücksich- Bei steigenden Energiepreisen hoch +++ Neue Konzepte, z. B. für
tigung der gesamtwirt- intelligente Stromzähler,
schaftlichen Diskussionen Helligkeitssensoren,
wie Energieeffizienz und Bewegungsmelder
Klimaschutz
Individualisierung Megatrend der aktuellen ge- Berücksichtigung persönlicher Vorlieben bei ++++ Systemische Umsetzung im
sellschaftlichen Entwicklung Temperatur, Licht und Multimedia eigenen Wohnumfeld
Multi-Device-Konsum3 Verbreitung neuer Bürger- Zunehmende Konvergenz und geräteunabhän- +++ Behördenvorgaben (elektro-
dienste – Kosteneffekte und giger Datenflow nischer Personalausweis)
Akzeptanzsteigerung
3 Marktsituation
Wie bereits in Kapitel 2 beschrieben, gibt es kaum umfassende Einstiegsanwendungen, die ein größeres Marktpotenzial zu er-
Smart Home-Lösungen im Sinne der einführend formulierten schließen in der Lage sind, kommen derzeit aus den Bereichen
Definition. Die Vorhandenen beruhen meist auf eigenständi- Sicherheit und Komfort. Zukünftig werden Impulse aus den Be-
gen Projekten wohlhabender Privatpersonen. Beispiele sind das reichen Ambient Assisted Living und Energiemanagement er-
Haus von Bill Gates oder die Küche für Johann Lafer auf seiner wartet. Den Nutzern und Endkunden fehlen allerdings oftmals
Stromburg. Im Fertighausbereich wurden und werden Lösun- entscheidende Informationen über die Anwendungspotenziale
gen auf KNX-Basis angeboten, jedoch beschränken diese sich von Diensten im Smart Home. Vorhandene Angebote disqua-
auf Grundfunktionen wie Heizungsregelung, Licht- und Roll- lifizieren sich häufig durch eine überzogene Preisgestaltung,
lädensteuerung. Das Preisniveau ist jedoch auch hier für viele die einen Einstieg in das Smart Home ausschließlich dem Top
Kunden zu hoch. Consumer-Bereich vorbehält. Zudem erschweren die Heteroge-
nität und mangelnde Interoperabilität verfügbarer Teilsysteme
Angebote am Markt für Smart Home-Anwendungen konnten die Kaufentscheidungen der Kunden. Die bedarfsgerechte Ge-
trotz vielfacher Anläufe noch keine sich selbst tragende Nach- staltung, der organisatorische Aufbau und der reibungs- und
frage generieren. Der Markt ist weiterhin als Zukunftsmarkt zu komplikationslose Ablauf der Dienste sind für die Akzeptanz
charakterisieren. Dementsprechend und mangels eindeutiger, von weitaus größerer Bedeutung als der Funktionsumfang.
allgemein akzeptierter Definition gibt es auch kaum verlässli-
che Marktzahlen zu Smart Home. Besonders in den USA wird Eine wesentliche Innovationsbarriere liegt in unzureichenden
mit PC-Netzen oder Breitband- und Kabelanschlüssen bzw. Informationen über technische Möglichkeiten für Architekten
vergleichsweise simplen Baumarktlösungen zur Videoüberwa- und Kunden. Ebenso gibt es kaum bekannte Anlaufstellen zur
chung gerechnet, woraus sich große Ausstattungsgrade erge- Beratung für Interessenten. Abhilfe schaffen wollen hier u. a.
ben. Erst neuerdings gibt es andere, adäquatere Übersichten der Verband der KNX-Professionals (www.knx-professionals.
(siehe Abb. 2). Eigene Abfragen in der Community haben er- de ), aber auch Initiativen wie der SmartHome Paderborn e. V.
geben, dass Smart Homes deutlich unter 1 % der Neubauten in (www.smarthomepaderborn.de), die Initiative Intelligentes
Deutschland ausmachen. Wohnen des ZVEI (www.intelligenteswohnen.com) und der
Verein Connected Living e. V. (www.izconnected.de/).
Managed
DIY
Mainstream
Luxury
Shipments
Abbildung 2: Verkauf von Smart Home-Systemen weltweit (2014 sollen es 2,8 Mio. Einheiten sein)4
4 Analyst Insider – A weekly technology research update from ABI Research Wednesday – December 9, 2009
Marktsituation 13
Aktuell fordert die EU-Richtlinie zu „Endenergieeffizienz und Hausnotrufsysteme sind ein weiteres Element im Smart Home.
Energiedienstleistungen“ individuelle Zähler (Smart Meter) Gerade für Ältere sind diese von Bedeutung. Moderne Lösun-
beim Kunden, die seinen tatsächlichen Energieverbrauch und gen sind an Fallsensoren oder auch ambiente Überwachungs-
die tatsächliche Nutzungszeit widerspiegeln. Bis 2020 sollen systeme der ADL (Activities of Daily Life) gekoppelt. Hier liegt
80 % der deutschen Haushalte, also ca. 31 Mio. Wohnungen, Deutschland im Vergleich weit hinter anderen Ländern wie z. B.
mit Smart Meter-Technologien ausgerüstet sein. Kunden sollen dem in Europa führenden Großbritannien zurück.
damit mehr Transparenz gewinnen und Einfluss auf den eige-
nen Verbrauch nehmen können. Smart Home-Lösungen kön-
nen hier einen entscheidenden Beitrag leisten, um Vorgänge 3.4 Marktsegment Komfort
wie das Absenken der Heizung bei Abwesenheit zu automa-
tisieren, so dass Bewohner sich nicht mit technischen Details Unverändert bleibt Komfort wichtig als Anreiz und Einstieg der
befassen müssen. Kunden in das Smart Home. Im hochpreisigen Bereich gibt es
vernetzte Häuser, teils individuell mit hohem Aufwand projek-
Nach BGW 2006 werden im Haushalt selbst 77 % der Ener- tiert, teils als Fertighaus verschiedener Anbieter mit bestimm-
gie für die Heizung benötigt; für die Beleuchtung 2 % und für ten Funktionen. Auch Konsumelektronik- und Hausautomati-
Haushaltsgeräte 9 %. sierungsangebote gibt es hierfür, z. B. KNX-fähige weiße Ware
heimischer und ausländischer Anbieter. Von der (individualisier-
ten) Massenfertigung von Smart Homes, wie sie z. B. bei Toyota
3.2 Marktsegment Ambient in Japan stattfindet, ist Deutschland derzeit weit entfernt. Es
Assisted Living ist anzumerken, dass barrierefreie Installationen, wie adaptive
Hausgeräte und Möbel, nicht nur Luxus sind, sondern auch für
Die demografische Entwicklung in Deutschland ist eindeutig: Ältere oder Behinderte nützlich sein können.
Die Zahl älterer und alleinstehender Menschen wird stetig grö-
ßer. Diese Entwicklung wird einen steigenden Bedarf an neuen
Orientierungs-, Unterstützungs- und Hilfsangeboten gerade bei
5 Hartmut Strese, Ambient Assisted Living – ein neuer Markt, Tagungsband Facility Management 2010, VDE-Verlag Berlin und Offenbach 2010, S. 483–490
14 Smart Home in Deutschland
Zugangs-
Heimnetzwerk
Abbildung 3: Smart Home (Quelle: BITKOM AK Digital Home: Leitfaden zur Heimvernetzung, 2009; S. 5)
4 Technologieanforderungen
Das Smart Home deckt ein weites Spektrum von Technikfeldern Von übergeordneter Bedeutung ist die Bedienung, sei es
mit ihren Technologien (neue Materialien, Mikroelektronik/Mi- über PC, über mobile Geräte (Smartphones, iPad etc.) oder
krosystemtechnik, Energietechnik, Human-Machine-Interface, TV-Gerät. Die hierfür genutzte Software sollte selbst instal-
Kommunikation, Software) ab. Dabei sind sehr unterschiedli- lierend, konfigurierend und sich selbst wartend sein; Routi-
che Anforderungen an die Kommunikation zu bedienen. Für nen für automatisches Backup und Recovery nach Abstürzen
Lichtschalter genügt ein Bit zur Informationsübertragung, Web- oder Stromausfall sind erforderlich; personalisierte, interak-
Radio benötigt 64 Kbit/s und Video in HD-Qualität 20 Mbit/s. tive und intuitive Benutzerschnittstellen werden benötigt;
Daraus folgt, dass i. d. R. mehrere Technologien zur Datenüber- ein vorkonfiguriertes Datenbanksystem mit möglichst au-
tragung genutzt werden. Man unterscheidet Zugangstechnolo- tomatisierten Datenerfassungsprozeduren ist erforderlich;
gien (von außerhalb ins Haus) und Technologien für das Heim- man braucht Prozessmodelle zur Abbildung der relevanten
netzwerk (vgl. Abb. 3). Abläufe. Schließlich ist eine einheitliche Darstellung für den
Benutzer erforderlich.
Grundlage für Smart Homes ist das Heimnetzwerk. Für die Außerdem werden intelligente Geräte für die äußere Ver-
grundlegende Kommunikation in der Gebäudeautomatisierung netzung und Verteilung im Haus (Router, Gateway, Hub,…)
gibt es diverse internationale Standards wie KNX, LON, X10 benötigt. Diesen obliegt insbesondere auch die Sicherung
oder ECHONET. Ähnlich gibt es für PCs und Konsumelektronik des Heimnetzwerkes.
mehrere Standards zu deren Vernetzung. Dazu kommen Kom-
munikationssysteme wie ISDN, GSM, GPRS, UMTS, Bluetooth,
Zigbee. Der Trend geht im Haus dabei eindeutig in Richtung
Funk-Kommunikation.
Zur Ermittlung des aktuellen Status der Smart Home-Initiativen ggf. ergänzen können. Die Untersuchung soll insbesondere den
bzw. -Projekte in Deutschland wurden vom Institut für Innova- beteiligten Akteuren eine erste Hilfestellung für ein gemeinsa-
tion und Technik in der VDI/VDE-IT Interviews sowie schriftliche mes Vorgehen und die Herbeiführung von möglichen Synergie-
Befragungen mit den Betreibern und eigene Recherchen durch- effekten bieten. Eine Auswahl der aktuell in Deutschland rea-
geführt. Die Analyse erhebt keinen Anspruch auf Vollständig- lisierten Showrooms bzw. Living-Labs zeigt zusammengefasst
keit. Sie kann aber Hinweise dazu liefern, inwieweit sich Initi- die Smart Home-Landkarte:
ativen und Projektansätze möglicherweise überschneiden und
F DFKI GmbH
F OFFIS e.V.
M EWE AG
A FU Berlin, Kleinmachnow
M Smart Living GmbH & Co.KG
M GEWOBA, TH Wildau
A RWTH Aachen
F FhG IESE
F TU Kaiserslautern
F Universität der Bundeswehr
F VisionWohnen
5.1 Informationen zu den Smart ted Living/DAI-Labor, SANE/FhG FOKUS, InHaus/…, Kaiserslau-
Home-Initiativen in Deutschland tern, OFFIS, UniBwM, tele haus) und neue, im Aufbau befindli-
che Projekte (FU Berlin, RWTH Aachen) in Deutschland.
Die im Folgenden aufgeführten Beispiele spiegeln das breite
Spektrum der Smart Home-Initiativen. Es reicht von Marketing- Die großen industriellen Anbieter beteiligen sich an nahezu al-
Aktivitäten (Concept Home-Tobit, EWE, HIFI Forum, Smart Li- len genannten Projekten; meist durch Bereitstellung von Gerä-
ving, Wohnen mit LON) über Demonstrationszentren insbeson- ten bzw. Komponenten. FuE-Aktivitäten finden i. d. R. nur in
dere für Handwerk und Endkunden (SmartHome Paderborn, öffentlich geförderten Vorhaben statt.
GEWOBA, VisionWohnen) bis zu Forschungslaboren (Connec-
http://www.iese.fraunhofer.de/de/projekte/med_projects/aal-
lab/index.jsp
Org anisation: Institut für Experimentelles Software Enginee- Technische Ausstattung, Innovation: Adaptive Systemarchi-
ring (IESE), Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der ange- tekturen. Erkennung von Aktivitäten des täglichen Lebens auf
wandten Forschung e. V. der Basis nicht-invasiver Sensortechnologie und des Einsatzes
verschiedener Reasoning Ansätze. Semantikbasierte Modellie-
Schwerpunkte: Forschungsprojekte im AAL Bereich. Rea- rung der Anwendungen. KNX bzw. OSGi basierte Gebäudeau-
litätsnahe Umgebung zur Integration, Evaluation, iterativen tomation; Implementierungen in Java. Lokalisierungssysteme
Verbesserung und Demonstration von AAL Services. Sensorik- auf Basis von RFID-, Ultraschall- und Infrarot-Technologie. In-
Untersuchungen, Reasoning-Ansätze, persönliche Gesundheit telligente Hausgeräte (Kühlschrank), intelligenter Gehstock zur
und Wohlergehen. Evaluierung prototypischer Lösungen bzgl. Sturzerkennung. Piezoelektrische Druckmatten zur Präsenz-
Benutzerakzeptanz, Nutzbarkeit bzw. Nützlichkeit. Nutzung erkennung. Wireless-Sensorik zur Erfassung von Vitaldaten:
des Labs in gemeinsamen Forschungsprojekten, Erfahrungsaus- Personenwaage, Blutdruckmessgerät. Aktivitätenmonitoring
tausch. (ADL). Erkennung von akuten Situationen (Sturz, Aktivitätslo-
sigkeit). Autonome Assistenzroboter. Videotelephonie. Kom-
Ziele und Zielgruppe: Realisierung und Evaluation von AAL munikation mittels IP, Bluetooth, ZigBee, RF, EnOcean.
Systemen mit Systemumgebung, die sich dynamisch an die Le-
bensbedingungen und -anforderungen anpasst. Die Zielgruppe
umfasst:
Geräte-, Lösungs- und Systemhersteller, Forschungsinstitu-
tionen
Endnutzer und deren Verwandte, interessierte Öffentlichkeit
Ärzte und Pfleger, medizinische und soziale Dienstleister
Entscheidungsträger in Politik und Gesundheitswesen
18 Smart Home in Deutschland
Assisted-Living-Labor – TU Kaiserslautern
www.eit.uni-kl.de/litz/assisted_living/index.html.
Organisation: Gemeinnützige Baugesellschaft Kaiserslautern Erfahrungen, Barrieren: Für den Großteil der Bewohner ist
AG, Gemeindliche Siedlungs-Gesellschaft Neuwied mbh, Ge- die AAL-Technik ein Zugewinn. PAUL wird nach einigen Mo-
meinnützige Baugenossenschaft Speyer eG, TU Kaiserslautern naten vielseitiger verwendet als beim Einzug. PAUL stellt ein
(Automatisierungstechnik, Stadtsoziologie), gefördert durch verbindendes Gesprächsthema für die Bewohner dar und trägt
das Land, unterstützt von Wohnungsbauunternehmen. zum Gelingen des Gemeinschaftsbildungsprozesses bei.
Schwerpunkte: Aufwertung des Mietbestandes durch techni- Gewünschte Unterstützung: Die hohe Akzeptanz für die
sche Ausrüstung, Technikeinsatz (Assisted Living) und Gemein- Nutzung von PAUL kann auch auf die begleitende soziale Be-
schaftsbildungsprozess. Zur Evaluation der Alltagstauglichkeit treuung und die Kommunikation der Bewohner untereinander
der AAL-Technik, der Akzeptanz und der Nutzungsintensität zurückgeführt werden. Um sie zukünftig aufrechterhalten zu
wurden sowohl quantitative als auch qualitative empirische Un- können, ist auch nach Projektende ein schneller, unkomplizier-
tersuchungen an den vier Projektstandorten durchgeführt. ter und sozialkompetenter Service vor Ort notwendig.
www.dfki.de/web/living-labs-de/baall-bremen-ambient-assis-
ted-living-laboratory
www.izconnected.de, www.sercho.de
Organisation: Connected Living e. V., Partner aus Industrie Große Anzahl unterschiedlicher Standards, die oft auf Anwen-
und Wissenschaft aus den Bereichen Kommunikation, Enter- dungen in bestimmten Branchen begrenzt sind, müssen verein-
tainment, Versorgung, Haushalt, Energieeffizienz, Konsum- heitlicht bzw. zusammengeführt werden. Nach wie vor verfol-
elektronik, Sicherheit, Komfort sowie Gesundheit und häusli- gen viele Anbieter proprietäre Ansätze in der Heimvernetzung,
che Pflege. Der Verein finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen. die den Fortschritt behindern.
Weitergehende FuE-Maßnahmen sollen insbesondere über die
Einwerbung von öffentlichen Mitteln finanziert werden. Ko- Zukünftige F+E-Aktivitäten: Das Labor ist ein Forum zur Initi-
operationen mit anderen Initiativen (u. a. OSGi, UPnP) werden ierung branchenübergreifender F+E Projekte. Erfahrungen bzw.
angestrebt. Ergebnisse der einzelnen Projekte kommen den Mitgliedern zu
Gute und dienen als Basis für weitere Projekte.
Schwerpunkte: Kooperation, Dialog und Wissenstransfer.
Entwicklung von branchenübergreifenden (Vernetzungs-)Stan-
dards zur Gewährleistung der Interoperabilität von Produkten
und Diensten. Entwicklung von tragfähigen Geschäftsmodellen.
www.ideaal.de
Organisation: OFFIS e. V. in Kooperation mit externen Projekt- Erfahrungen, Barrieren: Projektbegleitende Entwicklung in
Partnern. Die Finanzierung erfolgt durch Forschungsgelder realitätsnaher Umgebung ist ein wichtiger Faktor. Projektüber-
(Grundfinanzierung, Drittmittel). Das Geschäftsmodell ist defi- greifende Aktivitäten werden gefördert. Wichtiges Medium für
niert durch die Mehrfachrolle als Labor und Showroom. interdisziplinäre Arbeit und Feedback. Barrierearme Umgebung
existiert, jedoch nicht komplett barrierefrei. Herausforderung:
Schwerpunkte: Anwenderzentrierte Erprobung und Demons- Technik bereits dann in den Haushalt bringen, wenn sie noch
tration von Technik in realistischen Szenarien. Beispiel: Umbau nicht zwingend gebraucht wird, um sich mit Systemen vertraut
der eigenen Wohnung bei der Pensionierung. zu machen, bevor sie wirklich benötigt und genutzt werden.
Ziele und Zielgruppe: Umsetzung von Forschungs- und Ent- Zukünftige F+E-Aktivitäten: Fortlaufende Integration der im
wicklungsprojekten. Wohnung wird sowohl als Labor zur tech- OFFIS laufenden AAL-Projekte, zukünftig auch Serviceroboter
nischen Integration innovativer Ansätze im häuslichen Umfeld für AAL.
als auch zur Demonstration von Szenarien genutzt. Im Fokus
stehen Entwickler, Forscher, Experten und Anwender verschie-
dener Disziplinen.
www.inhaus-zentrum.de
Organisation: FhG und Fraunhofer-IMS; Wirtschaftspartner Erfahrungen, Barrieren: Umsetzung in regionalen Initiativen
(Burg-Wächter, Deutsche Telekom, Geberit, Henkel, Honeywell, in NRW, so SmarterWohnenNRW. Es existiert ein sehr großes
Intel, Liebherr, Merten, Miele, Kaldewei, Universal Electronic, Marktpotenzial. Herstellerübergreifende Integration stellt Vor-
Viessmann, Volkswagen, Siedle, Stadtwerke Duisburg, Sony, aussetzung für Etablierung vernetzter Lösungen dar, Technik ist
Winkhaus). Co-Finanzierung durch inHaus-Wirtschaftskonsor- ausreichend vorhanden. Es sind nutzbringende Anwendungen
tium und FhG. In den ersten 5 Jahren mehr als 30 F+E-Projekte zu entwickeln. Hoher Engineering-Aufwand für heutige Lösun-
mit Gesamtvolumen von 9 Mio. € realisiert. gen. Systemdenken und Systemlösungen bei den am Markt
agierenden Anbietern sind nur gering ausgeprägt. Systeminte-
Schwerpunkte: Ausstattung der Haushalte mit vernetzten Lö- gration ist nach wie vor ein offenes Thema.
sungen bilden die Basis für nutzbringende Anwendungen. Trei-
ber FhG und inHaus-Konsortium. Entwicklung von integrierten Gewünschte Unterstützung: Großflächige Pilotierungen von
Systemlösungen, Anwendungsentwicklungen für das Wohnen. Anwendungslösungen.
Ziele und Zielgruppe: Entwicklung und Marktetablierung Zukünftige F+E-Aktivitäten: Entwicklung von spezifischen
vernetzter, integrierter, intelligenter Raum- und Gebäudesyste- Lösungen, die in Geschäftsmodelle eingebunden werden (Kom-
me zur Anwendungsoptimierung im Smart Home-Bereich als bination von Ausstattung, Vernetzung und Dienstleistungen).
Standard-Ausstattung von Wohnimmobilien. Die Zielgruppe
umfasst Hersteller, Systemintegratoren, Planer, Architekten, In-
vestoren, Dienstleister, Versorger und Endnutzer.
www.inhaus-zentrum.de/site_de/?node_id=2219
Organisation: FhG, sieben Fraunhofer-Institute, ca. 100 Wirt- Erfahrungen, Barrieren: Sehr großes Marktpotenzial, es sind
schaftspartner. Co-Finanzierung durch inHaus-Wirtschaftskon- nutzbringende Anwendungen zu entwickeln. Herstellerüber-
sortium, FhG sowie Land NRW, Bund, europäische Union und greifende Integration Voraussetzung für Etablierung vernetzter
Wirtschaftspartner. Betrieb von fünf Geschäftsbereichen für Lösungen, Technik vorhanden. Hoher Engineering-Aufwand für
Systemlösungen in Nutzimmobilien (Planung/Bauen, Facility heutige Lösungen. Systemdenken und Systemlösungen bei den
Management, Hotel/Veranstaltungen, Health/Care, Office). In- am Markt agierenden Anbietern nur gering ausgeprägt.
vestitionsvolumen ca. 14 Mio. €.
Gewünschte Unterstützung: Pilotierungen von Anwen-
Schwerpunkte: Gebäudebetrieb, Facility Management und dungslösungen unterstützen.
Optimierung der entsprechenden Prozesse stellen den Kern der
Aktivitäten dar. Systemdenken und vernetzte Lösungen für Pro- Zukünftige F+E-Aktivitäten: Integrationslösungen von IKT,
zessoptimierungen in Nutzgebäuden mit einem großen wirt- TGA/GA, Material, Möblierung, Multimedia und Services als
schaftlichen Potenzial. Integrationsthema für Raumsysteme. Pilotlösungen inkl. Nut-
zen- und ROI-Evaluierungen, z. B. Pflegeheime. Entwicklung
Ziele und Zielgruppe: Entwicklung und Marktetablierung von spezifischen Geschäftsmodellen (Kombination von Ausstat-
integrierter, intelligenter Raum- und Gebäudesysteme zur An- tung, Vernetzung und Dienstleistungen).
wendungsoptimierung in den o. g. 5 Smart Building-Bereichen.
Unterstützung des Lebenszyklus einer Nutzimmobilie. Zielgrup-
pe: Investoren, Immobilienbetreiber, Planer, Architekten, Her-
steller, Systemintegratoren, Dienstleister, Versorger, Endnutzer.
www.fokus.fraunhofer.de
smarthome.unibw-muenchen.de/de/
Organisation: Universität der Bundeswehr München (Lehr- Gewünschte Unterstützung: Ausstattung von öffentlichen
stuhl Sensorik und Messsysteme UniBw München), Lehrstuhl Gebäuden mit Smart Home-Technologien zur Steigerung der
Messtechnik TU München, FORWISS Uni Passau, FhG, Siemens, Energieeffizienz. Mehr öffentliche Förderung des wiss. Nach-
mehrere KMU. Finanzierung durch öffentliche Förderung und wuchses für technisch-wissenschaftliche Untersuchungen an
bilaterale Projekte mit KMU. Universitäten.
Schwerpunkte: Forschungsprojekte zur Evaluierung mess- Zukünftige F+E-Aktivitäten: Energieeffizienz, Luft- und
und automatisierungstechnischer Lösungen, vernetzte Smart Wohnqualität, Bedarfsorientierung. Dezentrale Energiegewin-
Sensor- und Messsysteme. nung aus regenerativen Quellen und Integration ins Gesamt-
system SmartHOME. Sicherheit von technischen Systemen und
Ziele und Zielgruppe: Verbesserung der Energieeffizienz, Bewohnern. Schaltbare Verglasungssysteme mit Bezug auf so-
Luft- und Wohnqualität sowie Sicherheit in Wohn- und Nutz- lare Licht- und Wärmeeinstrahlung.
gebäuden durch Einsatz innovativer, langzeitstabiler Sensor-Ak-
torsysteme bei gleichzeitiger Reduzierung der Kosten. Zielgrup-
pe: öffentliche Einrichtungen, Behörden, Firmen und private
Anwender.
tele-haus/VisionWohnen (Neubiberg)
www.visionwohnen.de
Organisation: Bauland GmbH und Porr AG errichteten bzw. Erfahrungen/Barrieren: Besucher waren sehr interessiert,
betrieben das Niedrigstenergiehaus (tele-haus) bzw. Passiv- aber „der vergoldete Wasserhahn“ war spannender als die Ver-
energiehaus (Vision Wohnen). Die telehaus-Hälfte wurde in netzung. Die eingesetzten energiesparenden Fenster wurden
Regie der TU München in F&E-Projekten genutzt, u. a. TÜV- als zu klein angesehen. Einstiegspreis war hoch; die Zahlungs-
Süddeutschland, UniBw München, TU Berlin, IFAM Erfurt, bereitschaft der Besucher für den Smart Home-Mehraufwand
Busch-Jaeger, Binder, Hygrosens sowie Ausstatter. Finanzierung endete laut Umfrage der LBS bei ca. 13.000 Euro; im ersten
durch die Bauland GmbH und Sponsoren. Forschung wurde ge- Jahr im Schnitt 56 Besucher je Wochenende; von 638 befrag-
fördert durch BMBF-Projekte VIMP und telehaus bzw. in Bayern ten Besuchern gaben 482 Interesse an neuer Technologie, 377
ISOTEG und IWO-BAY. Neugierde an.
www.tobit.com
www.zentrumzukunft.de
Organisation: EWE Aktiengesellschaft, Oldenburg. Beispiele: Mit einer Photovoltaikanlage und Vakuumröhren-
Kollektoren aus Sonnenenergie Nutzenergie gewinnen. Son-
Schwerpunkte: Das würfelförmige Gebäude besteht aus drei nenwärme mit einer Absorptionskältemaschine in Kälte um-
Bereichen: Energiezentrale, Schulungsräume und dreigeschos- wandeln. Mit einer Klima-Wärmepumpe heizen und kühlen.
sigem Wohnbereich. Die Bauweise ist wesentlicher Bestandteil Die Energiezentrale sorgt für die Energieversorgung des Hauses
des Gesamtkonzepts hinsichtlich des Unterbietens der Höchst- und nutzt Wärme-, Kälte- und Stromerzeuger, wie z. B. eine
werte der Energiesparverordnung und der Realisierung eines Klimaanlage, die Kälte aus Solarenergie erzeugt, einen Stir-
optimalen Verhältnisses zwischen Sonnenschutz und Solarener- ling Motor oder eine Brennstoffzelle für Einfamilienhäuser, die
giegewinnung. gleichzeitig Strom und Wärme erzeugt, Mikro-KWK-Anlagen.
www.smartliving-gmbh.de/
Organisation: Smart Living GmbH & Co. KG. Freifinanziert Gewünschte Unterstützung: Gesucht werden Kooperatio-
über Investitionen der Wohnungswirtschaft, Co-Finanzierung nen zur Erweiterung des Systems und des Funktionsumfangs
durch die integrierten Dienstleister. sowie für ein attraktiveres Angebot. Das System soll auf neue
Endgeräte wie internetfähige TV-Geräte erweitert werden.
Schwerpunkte: Projekte mit Wohnungsunternehmen im Hin- Dazu ist eine Förderung notwendig.
blick auf den demografischen Wandel und veränderten Woh-
nungsmarkt. Über das TV-Gerät mittels der Fernbedienung er- Zukünftige F+E-Aktivitäten: Einsatz und Erweiterung des
halten Mieter Zugang zu verschiedenen Service-Angeboten wie Systems in F+E-Projekten. Zielrichtung Telemedizin und Stan-
Informationen mit lokalem Bezug („mein Quartier“), Buchung dardisierung von Dienstleistungen.
und Bestellung bei örtlichen Dienstleistern sowie Kommunika-
tionsangebote.
www.gewoba.com/index.php?go=Musterwohnung
Organisation: GEWOBA Wohnungsverwaltungsgesellschaft wird angezeigt, ob ein Fenster offen gelassen wurde. Lampen,
Potsdam mbH, TelematicsPro e. V., TH Wildau, Partnerunter- Steckdosen und Jalousien können per Funk ferngesteuert oder
nehmen ungenutzte Geräte vom Stromnetz abgeschaltet werden.
www.hififorum.de
www.smarthomepaderborn.de
Organisation: SmartHome Paderborn e. V. (Regionale Kom- Handwerk besitzt fachliche Exzellenz, jedoch kein Gewerke
ponentenanbieter, Handwerk, Handel, Dienstleister und Tech- übergreifendes Wissen. Aus- und Weiterbildung der Architek-
nologiePark Paderborn). Finanzierung durch Beiträge bzw. Ei- ten und Fachplaner unzureichend. Intelligente Vernetzung der
genleistungen der Mitglieder und Sponsoren (u. a. LippeGaus, Geräte mit Hilfe u. a. von IP, DLNA und geeigneter Middleware
e.on WestfalenWeser, Sparkasse Paderborn, Komponentenan- ist möglich.
bieter). Nichtmitglieder können gegen Entgelt das Haus nutzen.
Gewünschte Unterstützung: Verbesserte Aus-/Weiterbil-
Schwerpunkte: Präsentation handelsüblicher Smart Home- dung. Bereitschaft für Gewerke übergreifende Zusammenar-
Technologie (Energie-Management, Informationstechnolo- beit. Öffentlichkeitsarbeit. Einbeziehung des Kreditgewerbes.
gie, Telekommunikation, Sicherheit, Unterhaltungselektronik,
Haustechnik, Haus-, Lichtsteuerung, Photovoltaik, Multimedia, Zukünftige F+E-Aktivitäten: Entwicklung von Hard- und
Gesundheit, Telemedizin, Ferndiagnose, Security, Hausgeräte), Software und Prozessen zur besseren und Ereignis gesteuerten
modularer Aufbau, Interdisziplinarität bei Planung bzw. Umset- Pflege von Menschen im häuslichen Umfeld. Nutzung von Do-
zung durch Handwerk und Fachhandel der Region Paderborn. motik- und Vital-Sensoren. Zusammenarbeit mit dem Caritas-
Verband.
Ziele und Zielgruppe: Integrativer Ansatz (Energieeffizienz, Si-
cherheit, Bequemlichkeit). Visualisierung vernetzter Planungs-/
Baumethoden über Gewerkegrenzen hinweg. Interoperabili-
tät unabhängiger Systeme, Geräte und Busse durch zentrale
Middleware (IP-Symcon). Szenarienorientierte Abbildung von
Routineabläufen. Darstellung des Anpassungsprozesses über
die Lebenszeit des Gebäudes an die Bedarfsveränderungen
seiner Bewohner. Die Zielgruppe umfasst: Haus-/Wohnungsei-
gentümer (Neubau, Nachrüstung), Handwerker (Schulungen),
Fachhändler (Awareness), Wohnungswirtschaft und Mitglieds-
unternehmen.
www.lno.de/termine/events/archiv/a_wml.asp
6 Szenarien
Spezifisch für den Smart Home-Sektor gibt es einige Entwick- die Verknüpfung des Heimbereichs mit mobilen Anwendungen
lungen, die bei der Implementierung neuer Lösungen eine we- bzw. Mobilitätsanforderungen. Hinzu kommen vor allem zu-
sentliche Treiberfunktion erfüllen. Der demografische Wandel nehmend mehr Single-Haushalte und flexiblere Wohnmodelle,
verändert unsere Gesellschaft. Im Jahr 2035 wird Deutschland die auf individuelle Bedürfnisse von Bewohnern ausgerichtet
eine der ältesten Bevölkerungen der Welt haben. Mehr als die sind.
Hälfte der Menschen wird dann 50 Jahre und älter sein, jeder
dritte Mensch wird älter als 60 Jahre sein. Dies ist eine Heraus- Auf der technischen Seite ist derzeit noch eine deutliche Tren-
forderung für Gesellschaft, Wirtschaft und Politik, bezahlbare nung von Konsumelektronik, Haushaltstechnik und Hausau-
Lösungen zu entwickeln und umzusetzen, die als assistive Sys- tomation festzustellen. Die Entwicklung wird absehbar evolu-
teme die Bedürfnisse älterer Menschen – unter Einbindung der tionär erfolgen, allerdings mit einer sehr raschen Abfolge der
Familienangehörigen und Nachbarn – nach Eigenständigkeit, Innovationszyklen. Das Internetprotokoll wird verstärkt die Basis
sozialer Integration, Sicherheit und Komfort im Alter befriedi- für den Datenaustausch sein; laut IDC wird der Austausch von
gen helfen. Der zunehmende Anteil Älterer ist jedoch nur ein Daten zwischen Personen, Personen und Dingen aber auch zwi-
Element des demografischen Wandels. Es gibt weitere sozio- schen Objekten (M2M) in den nächsten Jahren um 60% jährlich
demografische Trends wie die Verbindung von privaten Le- zunehmen; die übertragene Datenmenge soll bereits 2011 den
bensbereichen mit dem Arbeitsumfeld (Heimarbeitsplatz) und
Status 2010
Smart Services...
...in den eigenen 4 Wänden
Webzugang
Konsumelektronik
Fotoservice
DVD
TV Kamera
Telefon
Web
PC Personenwaage CD
Geschirrspüler
Beleuchtung Heizung
Staubsauger
Reparatur
Waschmaschine
Lüftung Alarm
Herd
Kühlschrank
Fernwartung
Strom
Mobiltelefon
PC Ortung
Telefon Navi
TV Fahrkarten-
automaten
Web FAS
Smartphone Wartung
Alarm
Wachdienst
Notruf
Abbildung 5: Betrachtet werden das Heim aus Nutzersicht (wobei die drei Bereiche Konsumelektronik, Haushaltstechnik und Hausautomation unterschieden
werden), die mobile Umgebung (Auto, ÖPNV, …) und das Ziel der Mobilität, die „anderen 4 Wände“ (Hotelzimmer, Ferienwohnung, …). Diesen Gruppen
sind jeweils einzelne Geräte zugeordnet, die z. B. im Bereich Konsumelektronik schon enger vernetzt sind. (FAS: Fahrerassistenzsysteme)
36 Smart Home in Deutschland
Dachstuhl 100
Innenputz 80
Holzfenster (Hartholz) 60
Betondachstütze 50
Rolläden 30
Sanitäre Leitung 60
Heizungsleitungen 60
Stahlheizkörper 20
Elektrische Leitungen 50
PC 3
Jahre
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Wert von 1,8 Zettabytes (d. h. 1021 Bytes) erreichen. Aktuelle Die Tatsache, dass die Innovationsgeschwindigkeit eher niedrig
Trends sind: verläuft, liegt nicht zuletzt an der mangelhaften Information
Die zunehmende Personalisierung und Individualisierung der Konsumenten. Forscher, Entwickler und Anbieter vernach-
von Geräten und Services. lässigen es, die Konsumenten über neue Funktionen, Dienste
Die Digitalisierung und Virtualisierung der realen Welt schrei- und deren Zweckmäßigkeit ausreichend zu informieren. Po-
tet voran. tenziellen Kunden fehlt oft das nötige Vertrauen, mit neuen
Der Embedded-PC wird in absehbarer Zeit zur selbstver- Technologien sicher umgehen zu können. Zu einer ähnlichen
ständlichen Komponente von Geräten. Einschätzung kommt die Delphistudie zur Zukunft von IT, Tele-
kommunikation und Medien8. Darin werden zu hohe Kosten,
Die Entwicklung wird aber auch von hemmenden Faktoren be- fehlende Akzeptanz und fehlende Standards sowie technische
einflusst. So sind die Lebenszyklen der Systeme und Geräte sehr Probleme als Haupthindernisse genannt. Ein wesentlicher As-
unterschiedlich: Für das Haus setzt man 100 Jahre an; ca. alle pekt ist das Fehlen eines Systemintegrators, der letztlich auch
25 Jahre werden in größerem Maße Umbauarbeiten vorgenom- die Zuverlässigkeit und Sicherheit der vernetzten Systeme im
men, um es an die jeweilige Bedürfnislage seiner Bewohner an- Smart Home gewährleisten kann.
zupassen, während der PC schon im Durchschnitt nach ca. drei
Jahren ersetzt wird (s. a. Abb. 6). Bei einer Sanierung sind somit
Entscheidungen zu treffen, die mehrere Generationen Haus-, Szenario 2020
Konsum- und Unterhaltungselektronik betreffen.
In zehn Jahren wird das mobile Internet zum Alltag gehören.
Aus Kundensicht ist dabei die fehlende Verlässlichkeit in die Die Integration von weiteren Fähigkeiten in mobil nutzbare
Zukunftsfähigkeit von neuen Lösungen ein Haupthemmnis: Es Endgeräte nimmt weiter zu. Mobile Assistenten werden durch-
gibt heute trotz Konvergenz zu viele unterschiedliche Welten weg und selbstverständlich mit Telefon, Navigation, (Video-)
(Kommunikation, Konsumelektronik, PC-Welt, Weiße Ware, Kamera, Schrittzähler, MobileTV, Multisensorik und Internetzu-
Heizung, Sicherheit) mit unterschiedlichen Standards. Für die gang ausgestattet sein. Die Leistungsfähigkeit und Komplexität
Durchsetzung von Smart Home-Anwendungen, z. B. zum Errei- persönlicher IT- bzw. Medienumgebungen wird verstärkt. Die
chen von Energieeinsparzielen, ist der Leidensdruck (d. h. hohe Autonomie des Nutzers wird unterstützt, die Individualisierung
Energiepreise) nicht hoch genug. Außerdem sind Voraussetzun- und Personalisierung wird forciert.
gen wie Smart Metering in der Breite noch nicht gegeben.
Smart Services...
...in den eigenen 4 Wänden
Konsumelektronik Mediendienste
Fernmonitoring
PC Kamera
Mobiltelefon Multimedia TV
Telemonitoring
Reparatur Hobby DVD
Web
Hau Fitness n
sha atio
ltste tom
chn sau
ik Gesundheit Hau
Geschirrspüler Heizung
Fernwartung
Fernsteuerung Staubsauger Beleuchtung
Waschmaschine Alarm
...in anderen 4 Wänden ...unterwegs
Lüftung
Herd
LBS
Kühlschrank Fahrkarten-
Kühlschrank automat
Energieversorgung
Mobiltelefon FAS
Navi
Multimedia
TV Smartphone
Web Wartung
PC
Mobiltelefon
Sicherheit
Lastmanagement
Wachdienst
Notruf
Abbildung 7: In diesem Szenario sollen die Konvergenz der Medien, das Aufweichen der Grenzen zwischen den Bereichen Konsumelektronik, Haushalts-
technik und Hausautomation sowie das Zusammenwachsen der drei Lebensfelder Heim, Weg und Ziel veranschaulicht werden. Die Zahl der daran anknüp-
fenden Dienste nimmt deutlich zu. (FAS: Fahrerassistenzsysteme, LBS: Location Based Services)
Das Denken aller Beteiligten hat sich geändert; auch im Heim- Wissensbasen werden eingesetzt, um die Personalisierung
bereich wird mehr vom „Life Cycle Management“ und den und Individualisierung von Diensten zu unterstützen; Nut-
insgesamt entstehenden Kosten (total cost of ownership) her zer werden kontextbezogen von digitalen Assistenten „be-
gedacht werden; neue, moderne Lösungen können nachgerüs- raten“ z. B. beim Medienkonsum durch Empfehlungen zu
tet werden. Nutzerprofile und -szenarien sind konsistent. Un- aktuellen Angeboten entsprechend eigener Präferenzen, die
abhängig davon, ob sich der Bewohner in den eigenen oder in in einer Wissensbasis hinterlegt sind.
fremden vier Wänden aufhält oder unterwegs ist, kann er auf Jegliches Display (TV-Schirm, digitaler Bilderrahmen, PC-Mo-
alle Dienste im Haus zugreifen. Smart Meter und Smart Grids nitor, Smartphone-Displays, etc.) wird sich als „Eingangspor-
zum zeitnahen Erfassen des Energieverbrauchs bzw. zum Last- tal“ für die verschiedenen Medien (linear aber auch interak-
management und die damit verbundenen neuartigen Services tiv: TV on demand, Internet, Radio, private Daten auf PC/
sind Bestandteil eines Smart Home. Medienserver/Cloud) und als Schaltstelle für die Funktionen
des Haushalts eignen. „lean back“ setzt sich gegenüber
Das Smart Home wird über nachrüstbare (funkbasierte) Lösun- „lean forward“ durch.
gen erschwinglich, Pakete werden modular zusammengesetzt Die Gerätevernetzung im Haushalt wird weiter massiv zu-
für spezielle Kundenbedürfnisse angeboten. Der Einstieg wird nehmen. Laut IDC wird es bereits 2015 ca. 15 Milliarden Ge-
im Segment der gehobenen Seniorenwohnungen, aber auch im räte geben, die über das Internet vernetzt sind.
LifeStyle- und Luxus-Segment erfolgen. Zum Wohnen gehört auch die Vernetzung mit der Nachbar-
Smarte Funktionen adaptieren sich spontan an die lokal und schaft. Chatrooms für Mieter und Wohnviertel oder ein di-
situativ verfügbare technische Umgebung/Infrastruktur. Die gitales „Schwarzes Brett“ werden im vernetzten Heim zum
Nutzungsmöglichkeiten werden damit variabel. Eine neue Standard gehören.
Qualität der Location Based Services (LBS) wird mit Galileo
erreicht.
38 Smart Home in Deutschland
Szenario 2030 können. Geräte, Applikationen und Dienste verfügen über ein
Verständnis für die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten im
Mittelfristig bestehen die bereits oben genannten Trends weiter jeweiligen Kontext. „Brüche“ zwischen den Lebensbereichen
und werden durch Konvergenzprozesse im Dienstebereich wei- sind in Bezug auf das Informations- und Kommunikationsver-
ter verstärkt. Dienste sind intuitiv nutzbar und personalisiert, halten nicht mehr erkennbar.
das Heim adaptiert sich in einigen Bereichen bereits an die Nut-
zerbedürfnisse: Im Einzelnen zu erkennende Trends, die in das Szenario 2030
Smart Home-Funktionalitäten und -Dienste werden zur Basis- münden (nach Meyer9, ergänzt um eigene Vorausschau), sind:
ausstattung von Wohnungen. Die Wohnküche wird zur Arbeits- und Kommunikationszen-
Das adaptive, integrierte und vernetzte Heim (einschließ- trale, in der die intelligente Vernetzung von Einkaufen, Be-
lich Energieerzeugung und -versorgung) wird beim Neubau stellen, Vorratshaltung, Kochen, Gefrieren, Reinigen gelebt
technisch und wirtschaftlich realisierbar. wird.
Die Fernsteuerung von Geräten im Heim ist Standard. Da- Intelligente Geräte gleichen den Verlust von Fähigkeiten wie
bei wird die Mensch-Maschine-Kommunikation z. T. über Kochen und Backen durch integrierte Rezeptbereitstellung
Schnittstellen wie Sprache, Gestik etc. erfolgen. Usability ist und sensorbasierte Monitoringdienste aus (digitale Assisten-
ein Schwerpunkt der Entwicklung geworden. ten resp. „Butler“).
Der Wunsch nach Wellness zu Hause, nach Anregungen für
Es ist zu erwarten, dass in technische Artefakte des Smart Home alle Sinne (High-Tech in Bad, Sauna, Fitnessraum), nach intel-
kognitive Fähigkeiten integriert sein werden, um intuitive, ad- ligenten Möbeln, Tapeten oder Teppichen (z. B. mit Sturzsen-
aptionsfähige und personalisierte Lösungen bereitstellen zu sorik) kann technisch und wirtschaftlich realisiert werden.
Konsumelektronik
Unterhaltung
Kommunikation
Hobby Information
Pflege
Komfort
Fitness
Smart
Klima Home
...in anderen 4 Wänden ...unterwegs
Gesundheit
Reinigung Monitoring
Sauberkeit
Energie
LBS
FAS
Ortung
Sicherheit
Abbildung 8: Die weitere Entwicklung führt schließlich zur Konvergenz der Dienste. Es wird nicht mehr zwischen Lebensbereichen unterschieden, der
Nutzer kauft Komfort, Sicherheit, Information unabhängig vom Ort. Diese Dienste sind intuitiv nutzbar und personalisiert, das Heim adaptiert sich an die
Nutzerbedürfnisse. (FAS: Fahrerassistenzsysteme, LBS: Location Based Services)
9 S. Meyer, Akzeptanz: Wie viel E-Home darf es sein? E-Home zwischen Euphorie und Aversion; Vortrag bei der Tagung der BITKOM-Akademie, E-Home Das
unbekannte Wesen, Berlin Februar 2007
Szenarien 39
Auf Basis der verfügbaren Dokumentationen und der geführten Initiativen hängt die Entwicklung im Vergleich zu den tech-
Interviews lassen sich die Smart Home-Initiativen zusammenfas- nischen Möglichkeiten, Marktpotenzialen und gesellschaftli-
send betrachten. Nachfolgende Tabelle bildet die wesentlichen, chen Bedarfen zurück.
charakterisierenden Merkmale der einzelnen Smart Homes ab. Die Erhöhung der Sichtbarkeit von marktverfügbaren Lösun-
Die Punktgröße in den Tabellenzellen verdeutlicht das Maß der gen für Anbieter und Anwender ist dringend notwendig.
Ausprägung dieses Aspektes bei der jeweiligen Initiative. Dabei muss eine überzeugende Darstellung des kurz- und
mittelfristigen Nutzens und der Rentabilität gelingen. Eine
Es ist offensichtlich, dass in allen Initiativen der Vernetzungs- langzeit-orientierte Nutzung der Musterhäuser bzw. Living-
gedanke stark ausgeprägt ist. In vielen sind insbesondere die Labs kann dazu beitragen.
späteren Nutzer eingebunden und können ihre Anforderungen Noch immer ist die technische Systemintegration unterent-
und Wünsche formulieren. Zum Teil wird der Öffentlichkeit die wickelt, es fehlt der Systemintegrator für das Smart Home.
Möglichkeit geboten, sich die Ergebnisse der Arbeiten anzu- Potenzielle Anwender müssen wissen, wer z. B. bei Fehlern
sehen; insbesondere regional sind einige der Aktivitäten gut oder Ausfällen im Smart Home verantwortlich ist.
vernetzt. An vielen Standorten beteiligt sich die Anbieterseite Die Vielzahl von nebeneinander existierenden und konkur-
durch die Bereitstellung von Geräten. Die Einbeziehung von rierenden Standards macht den Handlungsbedarf deutlich,
möglichen Dienstleistern (Medien, Versorgung, Pflege, Hand- eine Verständigung über das weitere Vorgehen beim Smart
werk) ist eher gering. Ebenso ist festzustellen, dass die mehr Home herbeizuführen.
forschungsorientierten Initiativen stark durch die öffentliche Dienstleistungsunternehmen werden die möglichen wirt-
Hand gefördert werden. Die Gemeinsamkeiten in den Schwer- schaftlichen Chancen durch neue Serviceangebote erst er-
punkten der inhaltlichen Arbeiten weisen auf sinnvolle Synergie- kennen, wenn die Geschäfts- und Betreibermodelle transpa-
potenziale hin; Initiativen mit „weißen Flecken“ könnten von rent und überzeugend sind.
den Ergebnissen und Erfahrungen anderer profitieren. Gerade Potenzielle Kunden fürchten eine fehlende Verlässlichkeit:
solche Initiativen mit Ambitionen zur Marktdurchdringung Wenn heute eine Wohnung mit einem System ausgestattet
sollten die vorwettbewerbliche Phase nutzen, tragfähige wird, muss dessen Zukunftsfähigkeit gewährleistet sein.
Geschäfts- resp. Betreibermodelle zu erarbeiten, um letztlich Fehlende Geschäftsmodelle für vernetzte Produkte und sys-
neben den technologischen Voraussetzungen für eine Inte- temische Dienstleistungen und damit verbundene Intrans-
roperabilität zu einer „kritischen Masse“ an Produkten und parenz über die Wertschöpfungsanteile bei allen Beteiligten
Plattformen für das Smart Home zu gelangen. Erst wenn diese verhindern gegenwärtig Investitionen in die Infrastruktur. Es
Voraussetzungen gegeben sind und sich auch die Handwerks- muss stärker deutlich werden, wie die Verteilung der Wert-
betriebe Kompetenzen angeeignet haben, könnte es zu einem schöpfung auf die beteiligten Partner, z. B. zwischen Tech-
Boom zukunftsfähiger und akzeptierter Angebote am Markt nologie- und Infrastrukturanbietern, Geräteherstellern und
kommen, die einen „App-Store“ zum Smart Home Deutsch- Serviceprovidern erfolgt. Auch Fragen der Haftung und Ge-
land begründen. währleistung bei System- und Komponentenausfällen müs-
sen geklärt sein.
Folgende Erkenntnisse sind aus der Bestandsaufnahme der Es fehlt der Branche geeignetes Fachpersonal zur Konzepti-
deutschen Initiativen im Themenfeld Smart Home zu gewinnen: on und Umsetzung von Smart Home-Lösungen. Das Hand-
Die Landkarte der Smart Home-Initiativen in Deutschland werk ist bislang auf die mit Smart Home verbundenen He-
weist eine auffällige Zahl von weißen Flecken auf. Insbeson- rausforderungen und Optionen unzureichend vorbereitet.
dere in den neuen Bundesländern (Potsdam ausgenommen) Spezifische Kompetenzen werden nicht systematisch aufge-
aber beispielsweise auch in Baden-Württemberg wurden baut. Die stärkere Aufnahme der Thematik Smart Home in
keine Smart Home-Initiativen gefunden. die Aus- und Weiterbildungscurricula im akademischen und
Sowohl die Kommunikation und direkte Kooperation zwi- gewerblichen Bereich wird für notwendig erachtet.
schen Smart Home-Initiativen sowie die unternehmens- und Bei der Diskussion um das Smart Home wird das große Po-
branchenübergreifende Zusammenarbeit sind nicht aus- tenzial im Wohnungsbestand vernachlässigt. Nachrüstbare
reichend entwickelt. Die Initiativen agieren weitestgehend Lösungen müssen zur Erschließung dieses großen Marktseg-
autark im jeweiligen regionalen Umfeld. Der Erfahrungsaus- ments entwickelt werden.
tausch auf nationaler und internationaler Ebene ist wenig
ausgeprägt. Vor allem fehlt es an Strategien der Marktdurch-
dringung und Geschäftsentwicklung. Trotz der vorhandenen
Resümee und zentrale Handlungsempfehlung 41
Geschäftsmodellentwicklung
Einbeziehung der Endnutzer,
schutz, Pflegeservice)
Vernetzungsansatz
Anwendungsnähe
hersteller
Medien)
AAL Environment – FhG IESE
(Kaiserslautern)
Assisted-Living-Labor – TU Kaiserslautern
tele-haus/VisionWohnen
SmartHome – Paderborn e. V.
(Paderborn)