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Mabel Collins
FLITA
(Die Blüte und die Frucht)
ANSATA-VERLAG
Paul A. Zemp
Helfenstein
CH-3150 SCHWARZENBURG
Schweiz
1980
Nachdruck der Ausgabe FLITA in der Übersetzung
von Dr. H.B. und A.M.O. (Adolf Martin Oppel)
erschienen im Jahre 1904 im Sueviaverlag
Jugenheim an der Bergstraße
1980
ISBN 3-7157-0037-8
© Copyright by Ansata-Verlag
Alle Rechte vorbehalten
Schutzumschalggestaltung: Paul A. Zemp
Gesamtherstellung: Zobrist & Hof AG, CH-Pratteln
Vorwort.
M. C.
Einleitung.
Eine Lebenszeit.
Eine Lebenszeit.
li.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.
X.
* *
*
Die Blüte und die Frucht. XI. 127
XI.
XII.
klagend aus, wie ein Schrei aus der Tiefe einer ge
bro ch enen Seele.
Sie liess die Arme sinken , nahm den Mantel
fester und schritt, ohne auf Antwort zu watien,
über das tauige Gras. So schweigsam, so schmerzvoll
wie sie, aber scheinbar ruhig, ging Hilary hinterdrein,
m it gesenktem Haupt. Vor Zeiten . . . noch gestern
wie weit zurück das lag ! -- hätte sein Auge sich
nicht trennen können von ihrem glänzenden, dunklen
Haar und den Bewegungen ihrer Gestalt. Plötzlich
blieb Flita stehen, wandte sich um und blickte ihn
an. Ueberrascht sah Hilary auf.
:I> Sie sind nicht mehr von Eifersucht verzehrt«,
s a gt e sie. »Sie können anhören, was ich eben sagte,
ohne dass Sie wieder zum Wilden werden. Was
ist geschehen ?«
Es schien, als suchten ihre Augen hinter seiner
müden äussern Teilnahmlosigkeit seine Seele zu
durchforschen. Wie sie sich sehnte, die eine Ant
woti aus seinem Munde zu vernehmen , die allein
ihr frommen konnte !
))Ich habe keine Hoffnung mehr«, erwiderte Hilary.
»Auf was ?«
»Auf Ihre Liebe. Sie haben einen hohen Lebens
zweck, das hab ich endlich verstanden ; ich aber bin
nur wie ein Strohhalm im Strom. Ich glaubte, ein
R e cht auf Sie z u haben. Ich sehe, es kann nicht
sein . Ich ergebe mich in Ihren Willen. Das ist
alles, was mir übrig bleibt.«
Einen Moment sann Flita nach, dann blickte sie
ihn ernst und traurig an.
»Es reicht nicht«, sagte sie. »Du musst Wert
volleres b eibringen, - eine Leistung.«
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XIII.
XIV.
ich stärker bin, als ich war. Ich bin viel stärker
als Sie. Und Sie haben damals schon erfahren
müssen, dass Sie mir nicht einmal so nahe kommen
konnten, um mich anzurühren. Also lassen Sie mich
ruhen, und zwar in Frieden. Ich möchte meine
Schönheit erhalten, um Ihretwillen und um meiti.et
willen.«
Otto antwortete erst nach einer kleinen Pause
auf diese ungewöhnliche Anrede. Als er dann sprach,
geschah es mit Anstrengung. Grosse Schweisstropfen
standen auf seiner Stirn ; er hob die Hand, sie ab
zuwischen.
))Ich sehe, Flita, ich bin auch diese Nacht gegen
Sie machtlos«, sagte er, ))Und kann nicht einmal einen
Schritt zu Ihnen hiri machen. Aber lassen Sie sich
warnen ; ich gebe nicht nach und werde das G e
heimnis Ihres Wesens ergründen ; ich werde zuletzt
noch über Sie siegen. Ich will es, und wenn ich
in die Hölle hinuntersteigen müsste, um den Zauber
zu holen, der stärker an Kraft ist als der Ihrige. «
Flita warf ihr Reisekleid a b und schlüpfte in
ein weissseidenes Gewand, das ihr die Dienerinnen
zur Hand gelegt hatten ; sie löste ihre Haare und
liess sie über ihre schlanke Figur hinabgleiten. Das
Gewand hatte weite Aermel, die von den Schultern
gerade herabfielen und die Arme frei liessen. Diese
hob sie nun in die Höhe, faltete die Hände über dem
Kopfe und lachte dazu wie ein Kind. Wie schön
sie aussah !
D icht neben ihr stand das grosse, weiche Bett
mit Seidenzeug , schaumigen Spitzen und gold
gestickten Decken. Sie glitt hinein, ihre weissen
Augenlider sanken schwer herab und die langen,
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XVII.
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XIX.
J
)) a«, sagte Vater Amyot. ))Sind Sie überrascht,
m i ch zu sehen ?«
))Allerdings«, erwiderte Flita gedehnt.
))Dann kommt Ihnen Ihr Wissen schnell ab
h anden. Können Sie v e rgessen haben, dass Ob
l i egenheiten zu erfüllen sind, schon beim Hingang
e ines noch blinden Sklaven der Grossen Brüder
sch aft, umsomehr also beim Tode eines, der in binden
der Form ein Anfangsgelübde abgelegt hat ?•:<
Flita staunte ihn, während er sprach, mit der
nämlichen verständnislosen Miene an,· die sie über
haupt seit seinem Erscheinen gezeigt hatte. Dann
p lötzlich lehnte sie unter dem j ähen Ausruf ))Ab ,
Sie meinen Otto k< den Kopf auf ihre beiden Hände
·und brach in einen Strom von Tränen aus.
Hilary war betäubt wie von einem wuchtigen
S chlage. Er hatte ·Flita nie so weinen sehen, sie
dessen gar nicht für fähig gehalten. Ihre Selbst
ständigkeit und ihr unerschütterliches Gebahren hatte
er allmählich als wesentliche , unwandelbare Be
standteile ihres Charakters hingenommen. Und j etzt,
beim Namen ihres toten Gemahls, brach sie zusammen
wie ein hilfloses Kind, und vergoss Tränen wie
eine Frau aus dem Volk, die an ihr Witwenturn ge
mahnt wird.
Aber es war nur ein ungestümer Wirbelwind,
der sich so rasch legte, als er g�kommen war. Mit
einer entschlossenen Bewegung entriss sie sich ihrer
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)) hr Tag ist zu Ende<<, sagte Flita. ))Sie m uss
gehen !<<
>> Wer aber ist sie ? Was soll das heissen ? In
welch tolle Machenschaft bist du da verwickelt ?«
))D u weisst«, erklärte Flita ruhig, ))dass dieses
Bauernmädchen früher schon meine Stelle hier ein
genommen hat.«
))Du sagtest mir so, aber ich glaubte es nie.«
))Sicherlich glaubst d u es j etzt. Du sahst meine
Hand und erkannj:est mich, als ich v erkleidet eintrat.«
))Das stimmt. Doch was sollen diese Mummereien?«
))Ich habe es nicht veranlasst, dass sie hier ist.
Es ist ihre eigene Unverfrorenheit, für die sie
leiden muss.«
>>Wie aber ist so etwas möglich, dass m eine
eigenen Augen und Sinne sich täuschen lassen
konnten ? Flita, du hintergehst mich k<
;/Hintergangen wurdest du, gewiss«, erwiderte
Flita kühl. ))Wolltest du auf die Stimme deiner
höheren Eingebungen horchen, so wärest du nicht
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XXVI.
XXVII.
XXVIII.
*
*
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XXIX.
XXX.
))SO komm !«, sagte er, und schritt über die ver
grasten Wege voran. Sie erhob sich und folgte ihm.
Es war jetzt fast schon dunkel. E r ging ums Schloss
herum zu einer Seitenpforte, und öffnete. Grabes
kälte drang aus dem Innern des Baues. Flita
schauerte ein wenig, während sie über die Schwelle
trat.
))Fürchtest du dich ?« forschte Iwan, ehe er die
Türe wieder schloss. ))Noch ist es Zeit zur R ü ck
kehr.«
))Rückkehr - zu was ?« fragte Flita.
))Das vermag ich nicht zu sagen. Ich weiss
nicht, was du zurückgelassen hast.«
))Ich habe alles ertötet«, antwortete sie. ))Es ist
nichts mehr da, zu dem ich zurückkehren könnte. V o r
wärts ! ich fürchte nichts mehr. Wie sollte ich auch ?«
Nun schloss Iwan ab, ging den Gang entlang,
öffnete eine Tür und sagte : >)Tritt ein k< Flita trat
ein, und wurde augenblicklich gewahr, dass Iwan
hinter ihr zugemacht h atte, ohne selbst mit einzu
treten, - also war sie allein.
Allein ! - und wo ? Sie hatte keine Ahnung,
- sie wusste sich nur in vollständiger Finsternis.
Zum ersten Male begriff sie völlig, was Finster
nis und Einsamkeit sind. Sie erschre ckten sie nicht,
stellten sich aber ihrem Bewusstsein als wirkliche
Dinge dar, ja als die einzigen, denen sie sich gegen
über wusste. Zugleich erkannte sie aufs lebendigste,
dass sie ihnen nicht entrinnen konnte, was ihre
Realität noch verschärfte. Sie kannte keine Richtung,
wusste überhaupt nichts von Richtung, noch dachte
sie daran, dass sie des G ehens mächtig und nicht
hilflos sei. Sie drückte sich an die Tür, durch die sie
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Nachwort.
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Edward Bulwer-Lytton
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Das Hohelied des Opfers
Esoterischer Roman
Mit den Augen der erwachten Seelen gesehen, sind die handelnden Personen des
Romans Verkörperungen der in jedem Menschen miteinander um die Herrschaft
ringenden Mächte. Denn die innere Seite des Romans offenbart uns innerseelische
Dimensionen von bisher unerkannter Aussagekraft. Hier wurden in einer großarti
gen und leuchtenden Sprache personifiziert : Die Urgestalt des Lichts unseres
tiefsten Seelengrundes -, die unsterbliche Kraft der höheren Erkenntnis -, die sich
himmelwärts sehnende, unsicher zwischen Zeit und Ewigkeit flatternde Seele -, die
erdwärts sich neigende, sinnengebundene Seele -, die Hüterin der Schwelle als
Königin des Totenreiches und schreckenerregender Dämon der Furcht, sowie die
ungeläuterte, frevelnde Neugier einer unerwachten Seele.
Dr. Franz Spunda ( 1 89o- 1 963) zeigt uns in diesem überaus spannenden
esoterischen Roman das verborgene Weiterwirken des berühmten Templer
ordens in unseren Tagen. Besonders jener dunkle Aspekt in den geheimen
Lehren und Riten der damaligen wie heutigen Templer wird aufgedeckt, der
im vierzehnten Jahrhundert zur grausamen Verfolgung und zum legendären
Templerprozeß Anlaß gab. Es war und ist dies der geheime Bocksgott
»BAPHOMET., jene entsprechende Schattenseite des universellen Geistes,
den die Templer in ihren Mysterien des »linken Pfades<< verehrt haben.
Auf der Suche nach dem Urgrund des Menschen und der Welt vertiefte sich
Dr. Franz Spunda mit faustischem Erkenntnisdrang in die Geheimlehren der
Magie und in die dunkle Welt der Gnosis. In dieser Zeit des seelischen
Ringens um letzte Erkenntnisse entstand im Jahre 1 9 2 1 der magische Roman
•Devachan« genannt nach dem Ort, den das böse Prinzip geschaffen hat.
Hier soll der Mensch zu einem maßlos übersteigerten Sinnengenuß verlockt
und letzten Endes vernichtet werden. Der Weg nach Devachan ist der Weg
der Gier nach Lust und Macht. Ihm steht der erlösende Pfad der Rückbesin
nung und des schwerelosen Ruhens in göttlicher Geborgenheit entgegen.
Der Roman gipfelt in der Verkündung des großen mystischen Wissens durch
den heiligen Mönch Irenäus. Er und seine Getreuen der ewigen Liebe
nehmen den Kampf mit den urweltlichen, von machtbesessenen Magiern aus
äonenlangem Schlummer erweckten Dämonen auf.